Praktikumsanleitungen - Lehrstuhl Strömungsmechanik

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FAKULTÄT FÜR
MASCHINENBAU
UND SCHIFFSTECHNIK (MSF)
Praktikumsanleitungen
LEHRSTUHL STRÖMUNGSMECHANIK | Prof. Dr.-Ing. habil. A. Leder
Universität Rostock | Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik | Albert-Einstein-Straße 2 | D 18059 Rostock
Fon +49(0)381 498-93 11 | Fax +49(0)381 498-93 12 | Mail [email protected] | www.lsm.uni-rostock.de
FAKULTÄT FÜR
MASCHINENBAU
UND SCHIFFSTECHNIK (MSF)
Praktikum zur Vorlesung „Grundlagen der Strömungsmechanik“
Messungen von Druck und Strömungsgeschwindigkeit im Freistrahl
1 Zielstellung
Für Druck- und Geschwindigkeitsmessungen im Freistrahl eines Windkanals wird ein Prandtl-Rohr eingesetzt. Die
einzelnen Druckanteile (statischer Druck, dynamischer Druck) werden gemessen und ihre Abhängigkeiten von der
Strömungsgeschwindigkeit sind zu diskutieren.
2 Allgemeines
Der Druck ist eine skalare Größe und somit richtungsunabhängig. Ist das Fluid in Ruhe und außerdem einem
Schwerefeld ausgesetzt, so gilt für den statischen Druck p:
p = p0 + ρ g z
(Hydrostatische Grundgleichung)
Hierin ist p0 der Atmosphärendruck, der Term „ρ g z“ kennzeichnet den Schweredruck, der auch als Gewichtsdruck
oder geodätischer Druck bezeichnet wird.
Befindet sich das Fluid in Bewegung, so kommt noch ein weiterer Term hinzu, der als dynamischer Druck bezeichnet
wird. Für die Messungen im Freistrahl wird vorausgesetzt, dass das Fluid inkompressibel und reibungsfrei ist.
ρ
pges = p + 2 u² + ρ g z = konst.
(Bernoulli – Gleichung)
Mit Hilfe eines Prandtl-Rohres (Abb. 1) können der statische Druck p und der Gesamtdruck pges auf einfache Weise
gemessen werden. Die Differenz pges – p ist der dynamische Druckanteil pdyn, aus dem die örtliche Geschwindigkeit
berechnet wird. Grundlage für die Rechnung ist die Bernoulli-Gleichung. Sie wird für eine Ebene in hinreichendem
Abstand vor der Sonde (Stelle c) und für den Staupunkt auf der Sondenspitze (Stelle d) sowie an dem Ort der
Druckbohrungen zur Messung des statischen Drucks (Stelle e) aufgestellt, wobei der geodätische Druckanteil aller
drei Stellen gleich ist:
ρ
p + 2 u² =
123
Stelle c
pges
123
Stelle d
ρ
= p + 2 u²
123
Stelle e
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(1)
Messungen von Druck und Strömungsgeschwindigkeit im Freistrahl
ρ
pges – p = pdyn = 2 u²
(2)
Werden die Drücke pges und p der Sonde auf ein U-Rohr-Manometer geschaltet, so beobachtet man eine Auslenkung
der Sperrflüssigkeit um Δh (Abb. 1):
pges – p = (ρF – ρ) g Δh
(3)
wobei ρ und ρF die Dichten der Luft bzw. der Sperrflüssigkeit sind. Aus den Gleichungen (2) und (3) erhält man
schließlich eine Beziehung zwischen dem am Manometer ermittelten Differenzdruck und der örtlichen Geschwindigkeit:
u=
2 g Δh
ρF – ρ
ρ
(4a)
Wegen ρF >> ρ lässt sich die Beziehung (4a) vereinfachen:
u=
ρ
2 g Δh ρF
(4b)
3 Aufgabe
Am Windkanal ist die Strahlgeschwindigkeit im Bereich von 0 m/s bis 30 m/s in Schritten von 5 m/s zu variieren. Der
statische Druck im Freistrahl ist zu messen und mit dem Atmosphärendruck außerhalb der Strömung zu vergleichen.
Für die gleichen Geschwindigkeitswerte ist mit Hilfe des Prandtl-Rohres der dynamische Druckanteil zu ermitteln und
daraus die Strahlgeschwindigkeit (Istwert) zu berechnen. Der Istwert der Geschwindigkeit ist als Funktion des
Sollwertes grafisch darzustellen.
pges
p
p
p ges
c
d
e
Δh
ρF
Abb. 1
74
Schematische Darstellung der Messeinrichtung mit einem Prandtl-Rohr
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Messungen von Druck und Strömungsgeschwindigkeit im Freistrahl
4 Durchführung
4.1 Versuchsaufbau
Die Messungen werden am Windkanal durchgeführt. Die Strömungsgeschwindigkeit lässt sich über die Motordrehzahl
des Gebläses verändern und durch Anzeige der Druckdifferenz über der Kanaldüse kontrollieren. Die Einstellung der
Motordrehzahl erfolgt am Antriebs-Tableau. Die Motordrehzahl wird solange verändert, bis die vorgegebene
Druckdifferenz über der Kanaldüse erreicht ist.
Als Messsonde dient ein Prandtl-Rohr (Abb. 1). Es ist eine Kombination von Pitot-Rohr und statischer Sonde, d. h., an
den Druckstutzen der Sonde können gleichzeitig der statische Druck im Freistrahl und der Gesamtdruck (im Staupunkt,
Stelle d) abgenommen werden. Für die Messungen wird statt des skizzierten U-Rohr-Manometers ein elektronischer
Differenzdruckaufnehmer verwendet, der über Schlauchleitungen mit der Sonde verbunden ist. Die Druckanzeige
erfolgt digital mit einer Auflösung von 1 Pa in der letzten Stelle. Mit Hilfe von Drei-Wege-Hähnen können die einzelnen
Druckanteile zum Druckaufnehmer geschaltet werden.
4.2 Versuchsdurchführung
Für die vorgegebenen Geschwindigkeitswerte (siehe Pkt. 3) ist mit Hilfe von Differenzdruckmessungen ein Vergleich
durchzuführen zwischen dem statischen Druck im Freistrahl und dem Atmosphärendruck außerhalb der Strömung. Des
Weiteren ist der dynamische Druckanteil durch Differenzdruckmessung aus dem Gesamtdruck und statischem Druck
zu bestimmen.
4.3 Versuchsauswertung
Aus den Messwerten für den dynamischen Druck ist die jeweilige Strahlgeschwindigkeit am Messort zu berechnen. Die
ermittelten Istwerte der Geschwindigkeit sind als Funktion der Sollwerte grafisch darzustellen. Eventuelle
Abweichungen des statischen Druckes im Freistrahl vom Atmosphärendruck sind zu diskutieren.
Vorgegebene Größen:
– Dichte des Fluids:
ρ = 1,20 kg/m³
(Luft)
– Querschnittsverhältnis:
A1/A2 = 8
(Düse am Windkanal)
– Querschnittsverhältnis:
A1/A2 = 4
(Düse am Gebläse)
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75
Messungen von Druck und Strömungsgeschwindigkeit im Freistrahl
5 Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung
Die mittlere Geschwindigkeit in der Austrittsdüse des Windkanals soll nach dem Venturiprinzip mit Hilfe eines
elektronischen Drucksensors bestimmt werden.
- Geben Sie den Zusammenhang zwischen der Druckdifferenz Δp über der Düse und der mittleren
Austrittsgeschwindigkeit u an, wenn das Verhältnis der Düsenquerschnitte A1/A2 = 8 (Windkanal) bzw.
A1/A2 = 4 (Gebläse) ist.
- Berechnen Sie den Differenzdruck Δp (in Pa) über der Düse für die unter Pkt. 3 angegebenen Geschwindigkeiten
und tragen Sie diese Werte in das Messblatt ein.
6 Literatur
[1] Truckenbrodt, E.: Fluidmechanik Band 1: Grundlagen und elementare Strömungsvorgänge dichtebeständiger
Fluide; Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1989, S. 202 ff.
[2] Wüst, W.: Strömungsmechanik, Vieweg & Sohn Verlag, Braunschweig 1969, S. 58 ff.
76
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Messungen von Druck und Strömungsgeschwindigkeit im Freistrahl
Messblatt
Datum:
Berechnungsvorschrift für den Druckabfall über der Kanaldüse:
(aus der vorgegebenen Geschwindigkeit usoll für den Kanal)
Berechnungsvorschrift für die Istgeschwindigkeit:
(aus dem dynamischen Druck pdyn in der Strömung)
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30
25
ΔpDüse
Pa
ΔpDüse
Pa
Dichte des strömenden Fluids (Luft):
20
15
10
5
0
Gebläse
usoll
m/s
Windkanal
pstat – po
Pa
pdyn
Pa
uist
m/s
uist – usoll
usoll
Bemerkungen
Bearbeiter:
ρ = 1,2 kg/m3
ΔpDüse =
uIst =
77
FAKULTÄT FÜR
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Praktikum zur Vorlesung „Grundlagen der Strömungsmechanik“
Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
1 Zielstellung
Zur Bestimmung der Fördermenge einer Pumpe wird ein Wehr in einem offenen Gerinne eingesetzt. Es werden die
Höhe der wasserführenden Schicht über der Wehrkrone und die Druckdifferenz an der Pumpe gemessen. Die
Strömungsverhältnisse am Wehr sind zu beobachten und die Abhängigkeit der Druckdifferenz von der Fördermenge
an der Pumpe zu diskutieren.
2 Allgemeines
Die Bewegung von Wasser in einem offenen Gerinne, z. B. ein Fluss oder Kanal, besitzt viele Gemeinsamkeiten mit
einer Rohrströmung. Jedoch spielt im offenen Gerinne die freie Wasseroberfläche eine besondere Rolle. Unter der
Voraussetzung einer stationären, inkompressiblen und reibungsfreien Strömung in einem Gerinne mit konstanter
Breite b, können sich in Abhängigkeit der mittleren Strömungsgeschwindigkeit u entsprechend der Kontinuitätsaussage:
V̇ = u b h = const.
(1)
unterschiedliche Höhen h des Wasserspiegels einstellen. Grundsätzlich lassen sich zwei Strömungsformen feststellen:
zum einen existiert ein Strömungsvorgang mit kleiner Geschwindigkeit u und großer Spiegelhöhe h, der als „Strömen“
bezeichnet wird. Im zweiten Fall, der „Schießen“ genannt wird, ist die Strömungsgeschwindigkeit u groß und die
Höhe h des Wasserspiegels klein.
Im flachen Wasser breitet sich eine Störung als Oberflächenwelle mit der Geschwindigkeit:
u* = g h
(2)
aus, wobei h die Wassertiefe darstellt. Ob nun in einem offenen Gerinne eine strömende oder schießende Strömung
auftritt, hängt vom Verhältnis der Fließgeschwindigkeit u zur Ausbreitungsgeschwindigkeit u* der Flachwasserwelle ab.
Dieses Verhältnis wird über die Froude-Zahl Fr beschrieben:
u
Fr = u* =
u
gh
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(3)
Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
Für eine strömende Bewegung gilt Fr < 1, also die Fließgeschwindigkeit u ist kleiner als die Ausbreitungsgeschwindigkeit u*. Das bedeutet, dass beim strömenden Bewegungszustand sich die Störung sowohl in als auch
entgegen der Strömungsrichtung ausbreiten kann. Bei der schießenden Bewegung ist die Fließgeschwindigkeit u
größer als die Ausbreitungsgeschwindigkeit u* und damit die Froude-Zahl Fr > 1. Folglich können sich die Störungen
nicht entgegen der Strömungsrichtung ausbreiten, da sie mit der Strömung abtransportiert werden. Die Änderung des
Strömungszustandes vom Strömen zum Schießen vollzieht sich stetig, z. B. an einem Wehr im offenen Gerinne.
Dagegen erfolgt der Übergang vom Schießen zum Strömen unstetig in einem Wassersprung.
Im Allgemeinen wird in der Gerinnehydraulik bei stationärer Strömung mit der Höhenform der Bernoulligleichung
gearbeitet. Unter Vernachlässigung der Reibung ergibt sich das konstante Energieniveau:
u²
H = zB + h + 2 g = zB + H = const.
(4)
mit der Bodenhöhe zB (Ortshöhe), der Wassertiefe h (Druckhöhe) und der Geschwindigkeitshöhe u²/(2 g) (vgl.
Abb. 1). Die Wassertiefe und die Geschwindigkeitshöhe werden zur Energiehöhe H zusammengefasst und unter
Berücksichtigung der Kontinuitätsgleichung ergibt sich:
u²
V̇²
H = h + 2 g = h + 2 g b² h²
(5)
V̇ = b h 2 g (H – h)
(6)
H
u²
2g
H
h
zB
z
Abb. 1: Erläuterung zur Höhenform der Bernoulligleichung an einem Wehr im offenen Gerinne
zB ... Bodenhöhe, h ... Wassertiefe, u²/(2 g) ... Geschwindigkeitshöhe, H ... Energieniveau,
H ... Energiehöhe
80
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Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
q
Fr q
H
Hmin
q V̇V̇
max
Energiehöhe H
Froudezahl Fr
Volumenstrom V̇
Schießen
Strömen
h
h*
Abb. 2: Fließzustand im offenen Gerinne mit einem rechteckigen Querschnitt
Die zur Gewährleistung eines Volumenstromes V̇ erforderliche Energiehöhe H ergibt sich aus der Lösung der
Extremwertaufgabe (vgl. Abb. 2):
!
H = Minimum
dH d ⎡
V̇² ⎤
⎢
⎥
dh = dh ⎣h + 2 g b² h²⎦ = 0
oder
(vgl. Vorlesung)
!
V̇ = Maximum
⎤
dV̇ d ⎡
⎢b h 2 g (H – h) ⎥ = 0
=
dh dh ⎣
⎦
⇒
3
H = 2 h*
(7)
An einem Wehr im offenen Gerinne kann die stetige Zustandsänderung vom Strömen zum Schießen beobachtet
werden. Dabei ist die Übergangsstelle über der Wehrkrone zu finden und es stellt sich dort die Grenzwassertiefe h*
ein. Somit lässt sich aus der gemessenen Höhe h* der wasserführenden Schicht über der Wehrkrone der Volumenstrom V̇ im offenen Gerinne und die mittlere Geschwindigkeit u* an dieser Stelle bestimmen:
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81
Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
V̇ = b g h*³
(8)
V̇
u* = b h* = g h*
(9)
Über der Wehrkrone ist also die Fließgeschwindigkeit u genau so groß wie die Ausbreitungsgeschwindigkeit u* einer
Flachwasserwelle. An dieser Stelle beträgt demnach die Froude-Zahl Fr = 1.
3 Aufgabe
Es ist die Kennlinie H = f(V̇) der Pumpe zu bestimmen und grafisch darzustellen, die zur Förderung des Fluids im
offenen Gerinne eingesetzt wird. Die Förderhöhe H der Pumpe wird mit einem U-Rohr-Manometer gemessen und der
Volumenstrom V̇ aus der Höhe der wasserführenden Schicht über der Wehrkrone im offenen Gerinne bestimmt. Die
Fördermenge der Pumpe wird mit Hilfe einer Drosselklappe reguliert. Die auftretenden Strömungsverhältnisse in der
Versuchsanlage sind visuell und akustisch zu beobachten und deren Auswirkung auf die Kennlinie zu diskutieren.
4 Durchführung
4.1 Versuchsaufbau
Die Messungen werden am offenen Gerinne durchgeführt. Mit Hilfe einer Drosselklappe wird der Volumenstrom im
Gerinne variiert (vgl. Abb. 3). An einer Skala wird die Höhe h1 der wasserführenden Schicht über der Wehrkrone
abgelesen, die zur Berechnung des Volumenstroms dient. Zur Ermittlung der Druckdifferenz an der Pumpe wird ein URohr-Manometer eingesetzt, das ebenfalls Skalen zur Bestimmung der Steighöhen h2 und h3 der beiden Schenkel
besitzt. Die Sperrflüssigkeit im U-Rohr-Manometer ist Quecksilber. Die Druckmessleitungen sind mit Wasser gefüllt.
Der Ausgleichsbehälter ermöglicht die Entlüftung der waagerechten Rohrleitung und der angeschlossenen Zuleitung.
Beobachtungsfenster
Wehr
Wassersprung
U-Rohr-Manometer
Ausgleichsbehälter
Strömungsrichtung
Drosselklappe
Impeller
Motor
Abb. 3: Prinzipskizze des Versuchsaufbaus am offenen Gerinne
82
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Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
4.2 Versuchsdurchführung
Der Volumenstrom V̇ im offenen Gerinne wird mittels verschiedener Stellungen der Drosselklappe beginnend beim
Minimum zum Maximum schrittweise eingestellt. Für jede Stellung der Drosselklappe ist die Höhe h1 der
wasserführenden Schicht über der Wehrkrone sowie die Steighöhen h2 und h3 Sperrflüssigkeit im U-Rohr-Manometer
zu messen und in die Wertetabelle einzutragen. Zur Kontrolle der Manometeranzeige ist die Summe Σh = h2 + h3
und für die Bestimmung der Druckerhöhung der Pumpe die Differenz Δh = h2 – h3 zu berechnen. Bereits während
der Messungen sind die aufgenommenen Wertepaare {Δh; h1} im Arbeitsdiagramm darzustellen, um eine
unmittelbare Überprüfung der Brauchbarkeit der Messungen zu ermöglichen. Beobachten Sie die auftretenden
Strömungsverhältnisse in der Versuchsanlage visuell und akustisch!
4.3 Versuchsauswertung
Aus der gemessenen Höhe h1 der wasserführenden Schicht über der Wehrkrone ist der Volumenstrom V̇ im offenen
Gerinne zu berechnen. Durch Umrechnung der Höhendifferenz Δh am U-Rohr-Manometer ist die zugehörige
Förderhöhe H der Pumpe zu ermitteln. Stellen Sie die Pumpenkennlinie H = f(V̇) grafisch dar und nähern Sie diese
in ihrem Diagramm durch Geraden an! Interpretieren Sie den Anstieg der Kennlinie und begründen sie, warum die
Schnittpunkte der Pumpenkennlinie mit der Ordinate und der Abszisse nicht erreicht werden! Bringen Sie Ihre
Beobachtungen mit deren möglichen Auswirkungen auf die Kennlinie in Verbindung!
Vorgegebene Größen:
– Dichte des Fluids:
– Dichte der Sperrflüssigkeit:
ρH2O = 1000 kg/m³
ρHg = 13550 kg/m³
(Wasser)
(Quecksilber)
– Breite des offenen Gerinnes:
b = 385 mm
(am Wehr)
– Erdbeschleunigung:
g = 9,81 m/s²
(Düse am Gebläse)
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Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
5 Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung
- Nennen Sie Verfahren zur Bestimmung von Strömungsgeschwindigkeiten! Welche dieser Verfahren eignen sich
zur Bestimmung von Volumenströmen? Welche Verfahren sind bei der Messung von lokalen Geschwindigkeiten zu
bevorzugen?
- Wie wirkt sich eine Luftblase in einer mit Wasser gefüllten Druckmessleitung aus, wenn sich diese Luftblase
a) über eine Querschnittsänderung der Druckmessleitung erstreckt,
b) in einer senkrecht angeordneten Druckmessleitung befindet?
- Geben Sie die Gleichung für die Umrechnung der Höhendifferenz Δh am U-Rohr-Manometer in die
Druckdifferenz Δp an! Unter welchen Bedingungen und in welcher Form können Sie diese Umrechnung am
U-Rohr-Manometer vereinfachen? Welcher relativer Fehler ergibt sich aus dieser Vereinfachung, wenn sie die
folgenden Kombinationen von Fluid und Sperrflüssigkeit verwenden:
a) Luft (ρLuft = 1,2 kg/m³) und Wasser
b) Wasser und Quecksilber
Was schlussfolgern Sie aus diesem Ergebnis?
- Was verstehen Sie unter dem Begriff „Förderhöhe einer Pumpe“? Geben Sie die Formel zur Umrechnung der
Druckdifferenz Δp in die Förderhöhe H an!
- Welchen Zusammenhang geben eine Pumpenkennlinie und eine Anlagenkennlinie wieder? Stellen Sie qualitativ
diese Kennlinien grafisch dar!
6 Literatur
[1] Hofmann, W.; Gatzmanga, G.: Einführung in die Betriebsmesstechnik, Verlag Technik, Berlin, 1989
[2] Schmitz, G.: Hydromechanik, Teil 1, Universität Rostock, 1982
[3] Profos, P.; Pfeifer, T.: Grundlagen der industriellen Messtechnik, R. Oldenbourg Verlag, München, 1994
[4] Fiedler, 0.: Strömungs- und Durchflussmesstechnik, R. Oldenbourg Verlag, München, 1994
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Volumenstrommessung und Strömungsverhältnisse in einem offenen Gerinne
Messblatt
Bearbeiter:
lfd.
Nr.
Datum:
Volumenstrom
h1
V̇
mm
m³/h
h3
mm
h2
mm
Förderhöhe der Pumpe
Σh
Δh
mm
mm
Δp
kPa
H
m
Δh
mm
100
50
0
0
50
Arbeitsdiagramm
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100
h1
mm
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Praktikum zur Vorlesung „Grundlagen der Strömungsmechanik“
Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
1 Zielstellung
Am offenen Gerinne wird zur Geschwindigkeitsmessung ein Laser-Doppler-Anemometer eingesetzt. Vor und hinter
einem Propeller soll die Hauptströmungskomponente des örtlichen Geschwindigkeitsvektors gemessen werden.
2 Allgemeines
Messprinzip
Die Laser-Doppler-Anemometrie ist eine moderne und effiziente Methode zur berührungslosen Messung von
Strömungsgeschwindigkeiten. Das gerichtete Licht eines Lasers wird in einem optischen Strahlteiler in zwei parallele
Teilstrahlen gleicher Intensität aufgeteilt. Dann werden diese Teilstrahlen durch eine Sammellinse in deren Brennpunkt
zum Schnitt gebracht. Es entsteht ein Interferenzfeld, das sogenannte LDA-Messvolumen. Dieses hat die Form eines
rotationssymmetrischen Ellipsoids, dessen Größe durch die Laserstrahldicke und den Strahlen-Schnittwinkel 2 φ
bestimmt wird. Für die hier verwendete Optik ist:
• der Durchmesser in Hauptachsenrichtung: 2,4 mm
• der Durchmesser in Nebenachsenrichtung: 0,1 mm
Der Abstand Δx der Interferenzstreifen im LDA-Messvolumen hängt von der Wellenlänge λ und dem Schnittwinkel 2 φ
der Laserstrahlen ab:
λ
1
Δx = n0 2 sin φ
(1)
wobei n der Brechungsindex der Luft und λ0 die Wellenlänge des Lichts im Vakuum sind.
Kleine Partikel (Streuteilchen mit einem Durchmesser von ca. 1 μm), die im Fluid vorhanden sind oder ihm zugesetzt
werden, folgen der Strömung ohne Schlupf. Durchqueren derartige Teilchen das Messvolumen, so senden sie ein
Streulicht aus, das von einer Empfangsoptik mit einem Photoempfänger detektiert wird (Abb. 1).
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
a)
b)
Abb. 1: LDA-Signalgewinnung (aus [2])
a) LDA in Vorwärts-Anordnung (Messstrecke liegt zwischen Fokussier- u. Empfangsoptik)
b) LDA-Messsignale von Partikeln p1, p2 und p3 auf unterschiedlichen Bahnen (vergrößert dargestelltes Messvolumen)
Wegen der endlichen Geschwindigkeit der Streuteilchen unterscheidet sich die Frequenz des empfangenen
Streulichtes von der Frequenz der Primärstrahlen. Diese Erscheinung ist als Doppler-Effekt bekannt. Das Ergebnis ist
ein frequenzmoduliertes Detektorsignal, das als Dopplerburst (Abb. 1b) bezeichnet wird.
Die Information über die örtliche Geschwindigkeit steckt also in der sogenannten Dopplerfrequenz fD des Streulichtes.
Sie ist proportional zur Geschwindigkeit u⊥ des Teilchens senkrecht zu den Interferenzflächen:
u⊥
n
fD = Δx = u⊥ λ 2 sin φ
0
(2)
So ergibt sich für die hier verwendete Optik mit den Konstanten:
• Schnittwinkel der Primärstrahlen:
2 φ = 0,152 rad = 8,7°
• Wellenlänge (grünes Strahlenpaar):
λ0 = 514,5 nm
• Brechungsindex der Luft:
n ≈ 1,0
88
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
ein Interferenzstreifenabstand von Δx = 3,39 μm, d. h., im oben genannten LDA-Messvolumen mit einer
Nebenachsenlänge von 119 μm können sich max. 35 Streifen ausbilden. Aus der gemessenen Dopplerfrequenz fD und
der Gerätekonstanten Δx berechnet man die Geschwindigkeit senkrecht zur optischen Achse des Anemometers:
u⊥ = fD Δx
(3)
Wird beispielsweise eine Dopplerfrequenz fD = 2,95 MHz gemessen, so entspricht dieser Signalfrequenz bei einem
Streifenabstand Δx = 3,39 μm nach Gleichung (3) eine Geschwindigkeit u⊥ = 10 m/s.
Richtungsanzeige
Mit der bisher beschriebenen Messanordnung ist es noch nicht möglich, die Strömungsgeschwindigkeit Null oder die
Strömungsrichtung anzugeben. Da man LDA-Geräte jedoch häufig zur Messung in hochturbulenten Strömungen mit
Richtungsumkehr oder in rezirkulierenden Strömungen einsetzt [1], wird durch spezielle optische Anordnungen eine
sog. Frequenzverschiebung (Schiftung) vorgenommen, die die gewünschte Vorzeichenerkennung möglich macht.
In der Praxis geschieht diese Frequenzverschiebung mit einer Braggzelle. Sie besteht aus einem Glaskörper, in dem
über einen piezoelektrischen Schwinger ebene Körperschallwellen erzeugt werden, die in der Zelle örtliche
Dichteschwankungen hervorrufen. Fällt ein Laserstrahl unter einem bestimmten Winkel in die Braggzelle, wird er wie
an einem optischen Gitter aufgespalten (Abb. 2). Der gerade hindurchgehende Strahl 0. Ordnung bleibt in seiner
Frequenz unbeeinflusst, während die Strahlen der +1. und –1. Ordnung jeweils um die Frequenz der Dichtewellen fOS
verschoben werden. Ist im LDA-Messvolumen einer der beiden Laserstrahlen durch die Braggzelle in seiner Frequenz
verändert, so steht das Interferenzstreifenfeld nicht mehr fest im Raum, sondern es bewegt sich kontinuierlich mit oder
entgegen der Strömung, je nachdem, welcher der beiden Strahlen geschiftet ist, d. h., nun sendet bereits ein im
Messvolumen ruhendes Partikel ein Streulicht entsprechend der Schiftfrequenz aus. Hat das Streuteilchen selbst eine
Geschwindigkeit u⊥ ≠ 0, so wird die Dopplerfrequenz je nach Strömungsrichtung größer oder kleiner als die
Schiftfrequenz sein, so dass eine eindeutige Zuordnung zwischen fD und u⊥ besteht.
Mehrdimensionale Messung
Mit der bisher beschriebenen Ein-Komponenten-Anlage (1C-LDA) lassen sich durch 90°-Drehung der gesamten Optikeinheit um die optische Achse verhältnismäßig einfach nacheinander zwei Komponenten des örtlichen
Geschwindigkeitsvektors messen. Wenn jedoch im betreffenden Messpunkt zwei oder drei Komponenten gleichzeitig
gemessen werden sollen, dann entsteht das Problem der Trennung der einzelnen Kanäle. Außerdem muss
Abb. 2: Braggzelle zur Schiftung des Laserlichtes (aus [1])
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89
Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
gewährleistet sein, dass die detektierten Bursts in allen Kanälen vom gleichen Teilchen stammen. Dies erreicht man
durch eine Koinzidenzfilterung, d. h., ein Burst muss simultan für jede gemessene Strömungskomponente vorhanden
sein, bevor er validiert, also als richtig erkannt wird.
Argon-Ionen-Laser können so betrieben werden, dass sie mehrere Lichtfarben gleichzeitig aussenden, wobei je eine
blaue, grüne und violette Lichtwellenlänge eine vergleichsweise hohe Intensität erreichen. Die sogenannte
Zweifarbenoptik arbeitet mit einem blauen und einem grünen Strahlenpaar, die im Messpunkt zwei senkrecht
aufeinanderstehende blaue und grüne Interferenz-Streifensysteme erzeugen. Es werden zwei Photodetektoren
verwendet, denen optische Interferenzfilter für blaues bzw. grünes Licht vorgeschaltet sind. Die Zweifarbenoptik
unterliegt keinen einschränkenden Bedingungen und ermöglicht eine sehr gute Kanaltrennung. Sie ist für
zweidimensionale Messungen weit verbreitet.
Elektronische Signalauswertung
Das Streulicht wird über eine Empfangsoptik und Multimode-Faser (Lichtleitkabel) den Photodetektoren zugeführt. Die
weitere Signalverarbeitung geschieht in nachgeschalteten Signalprozessoren, welche die Aufgabe der Validierung
haben und die ausgewählten Dopplersignale einer Spektralanalyse unterziehen. Das Ergebnis lässt sich übersichtlich
in einem sogenannten Histogramm (Abb. 3) darstellen. Die Geschwindigkeitsachse ist Abszisse und die Häufigkeit, mit
der die Strömungsgeschwindigkeit gemessen wird, stellt die Ordinate dar.
Die vertikale Linie, die das Histogramm in zwei flächengleiche Abschnitte teilt, stellt die mittlere Strömungsgeschwindigkeit dar. Die Breite der Häufigkeitsverteilung ist ein Maß für den Turbulenzgrad der Strömung. Ein sehr
breites Histogramm deutet auf einen hohen Turbulenzgrad hin.
In Abb. 3 sind zusätzlich ausgewiesen:
– Mean (value):
– RMS (value):
– Skew(ness):
– Flat(ness factor):
– Turb(ulence intensity):
– (Data) Rate:
– (Data) Val(i)d:
mittlere Geschwindigkeit
Standardabweichung
Schiefe der Verteilung
Flachheit der Verteilung
Turbulenzgrad
Datenrate, Anzahl der erkannten Burst's pro Sekunde
Validierungsrate, prozentuale Anzahl der verwendeten Bursts
Histogram
63
Mean:
RMS:
Skew:
Flat:
Turb:
Rate:
Vald:
50
Counts
38
25
13
38,702 m/s
3,70531 m/s
0,396
3,6976
9,5739 %
2,31 kHz
95, %
0
28,8
34,0
39,3
44,5
49,7
u velocity m/s
54,9
Abb. 3: Typisches Histogramm einer turbulenten Strömung
90
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
3 Aufgabe
Im offenen Gerinne sind mit Hilfe eines einkanaligen Laser-Doppler-Anemometers Geschwindigkeitsmessungen an
einem Propeller durchzuführen. Für drei Profile – vor und direkt hinter dem Propeller sowie in dessen unmittelbaren
Nachlauf – sind bei einer fest eingestellten Strömungsgeschwindigkeit im Kanal die mittlere Geschwindigkeit und der
Turbulenzgrad in einzelnen Messpunkten zu ermitteln und als Geschwindigkeitsprofile über dem untersuchten
Kanalquerschnitt aufzutragen. An einem charakteristischen Punkt direkt hinter dem Propeller ist der zeitliche Verlauf
der gemessenen Geschwindigkeitskomponente über die gesamte Messzeit sowie in Abhängigkeit der Propellerumdrehungen darzustellen. Die auf diese Weise gewonnenen Ergebnisse sind zu diskutieren!
4 Durchführung
4.1 Versuchsaufbau
Die Messungen werden am offenen Gerinne mit einem 1C-LDA durchgeführt. Der Aufbau unterscheidet sich insofern
von der in Abb. 2 skizzierten Lösung, als Sende- und Empfangsoptik als Einheit zusammengefasst sind und somit die
LDA-Optik im Rückstreuprinzip arbeitet (s. Abb. 4). Die optische Übertragungsstrecke lässt sich so kompakter
aufbauen und ist unempfindlicher gegenüber mechanischen Belastungen (z. B. Vibrationen). Die Aufbereitung und
Verarbeitung der LDA-Messdaten erfolgt computergesteuert, wobei neben geeigneter Software auch spezielle
Hardware – sogenannte Signalprozessoren „Burst Spectrum Analyser“ (BSA) – zur schnelleren Signalverarbeitung
eingesetzt werden. Über eine Traversiereinrichtung mit drei Achsen kann jeder beliebige Punkt innerhalb der
Messstrecke angefahren werden. Als Propeller kommt ein Flügelrad-Velocimeter zum Einsatz, mit dessen Hilfe auch
die mittlere Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke bestimmt wird. Am Propeller ist ein Signalgeber
angeschlossen, der für jede Umdrehung des Propellers einen TTL-Impuls an den Signalprozessor sendet und somit
eine Zuordnung der Messereignisse zur Propellerumdrehung gestattet. Eine Umwälzpumpe erzeugt den gewünschten
Volumenstrom im offenen Gerinne.
Photodetektor für
grünes Streulicht
Interferenzfilter und Farbteiler
für Streulicht
Photodetektor für
blaues Streulicht
f blau+ f
OS
f grün+ f
OS
Laser
Strahlteiler
+ Farbteiler
+ Bragg-Zelle
Lochblende und Fokussieroptik
für Rückstreulicht Strahlaufweitung
f blau fgrün
Sende- und
Empfangslinse
Meßvolumen
Abb. 4: Zweikanalige optische Übertragungsstrecke eines LDA in Rückstreu-Anordnung (aus [1])
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
4.2 Versuchsdurchführung
Mit Hilfe der Traversiereinrichtung wird das LDA-Messvolumen in drei Profilen über dem Kanalquerschnitt an
insgesamt 26 Messpunkten positioniert und an diesen Stellen für ca. 10 s die Hauptströmungskomponente des
Geschwindigkeitsvektors erfasst. Die drei Profile sind vor (x = -50 mm), direkt hinter (x = 130 mm) dem Propeller
sowie in dessen unmittelbaren Nachlauf (x = 210 mm) angeordnet, wobei sich der Ursprung des Koordinatensystems
an der die Spitze des Propellers befindet. Für jeden Messpunkt sind die mittlere Geschwindigkeit und der
Turbulenzgrad bei einer fest eingestellten Strömungsgeschwindigkeit im Kanal zu protokollieren. Die mittlere
Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke ist mit dem Flügelrad-Velocimeter auf geeignete Weise zu bestimmen.
4.3 Versuchsauswertung
Bestimmen Sie an den einzelnen Messpunkten den globalen sowie lokalen Turbulenzgrad der Strömung! Stellen Sie
beide Größen gegenüber und erläutern Sie die Unterschiede!
u'
Tuglobal = U
(4)
u'
Tulokal = u
(5)
∞
Stellen Sie die gemessenen Geschwindigkeitsprofile grafisch dar und kennzeichnen Sie deren Schwankungsbreiten!
Diskutieren Sie die dargestellten Profile! Bestimmen Sie den Strömungswiderstand des Propellers!
Stellen Sie für einen charakteristischen Punkt direkt hinter dem Propeller (x = 130 mm, z = -50 mm) den zeitlichen
Verlauf der gemessenen Geschwindigkeitskomponente über die gesamte Messzeit u(t) (mit t = 0 s … ≈ 10 s)
sowie in Abhängigkeit der Propellerumdrehung u(φ) (mit φ = 0° … 360°)dar! Vergleichen und erläutern Sie beide
Darstellungen!
Vorgegebene Größen:
92
– Dichte des Fluids:
ρ = 1000 kg/m³
– Kalibrierfaktor des Flügelrad-Velocimeters:
k = 4,9 U/m
(Wasser)
(Umdrehungen pro Meter)
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
5 Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung
- Was ist das Besondere an einem LDA-Messsystem? Geben Sie Vor- und Nachteile an!
- Wie viele Strahlenpaare benötigen Sie für ein LDA-Messsystem mit einer, zwei bzw. drei Komponenten.
- Wie können Sie mit einem LDA-System den Volumenstrom in einem offenen Kanal bzw. einer Rohrleitung
bestimmen? Schätzen Sie den Messaufwand ab! Gibt es für die Messung des Volumenstroms in einem offenen
Kanal bzw. einer Rohrleitung effizientere Verfahren?
- Welche Aussagen bzw. strömungstechnische Größen können Sie aus gemessenen Geschwindigkeitsprofilen
ableiten? Geben Sie den mathematischen Zusammenhang der Größen an! Wie wird dieser Zusammenhang mit
den diskreten Messwerten umgesetzt?
- Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke soll mit dem Flügelrad-Velocimeter bestimmt werden.
Geben Sie den Zusammenhang zwischen der Propellerdrehzahl n und der mittleren Strömungsgeschwindigkeit U∞
an, wenn der Kalibrierfaktor des Flügelrad-Velocimeters k = 4,9 U/m beträgt!
- Was verstehen Sie unter dem Begriff „Kavitation“? In welchen Fluiden und unter welchen Bedingungen kann
Kavitation auftreten? Welchen Stellen eines Schiffspropellers sind kavitationsgefährdet?
6 Literatur
[1] Leder, A.: Abgelöste Strömungen - Physikalische Grundlagen, Vieweg Verlag Braunschweig/Wiesbaden,
1992, S. 69 ff.
[2] Dopheide, D.: Miniaturisierung von Laser-Doppler-Anemometern und optischen Velocimetern mit
Hochleistungs-Diodenlasern für industrielle Anwendung, Sonderdruck aus 'Optronic' 1988, Internationaler
Laser-Kongress
[3] Ruck, B.: Laser-Doppler-Anemometrie, AT-Fachverlag, Stuttgart, 1987
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Geschwindigkeitsmessungen mit einem Laser-Doppler-Anemometer (LDA)
Messblatt
Bearbeiter:
lfd.
Nr.
1
Profil
Datum:
Messpunkt
x
z
mm
mm
0
-50
-15
-50
-30
-50
-45
-50
-60
-50
-75
7
-50
-90
8
130
-90
130
-75
130
-60
130
-40
130
-30
130
-20
130
-10
15
130
-50
16
210
-90
17
210
-75
18
210
-60
210
-50
210
-40
210
-30
210
-20
210
-15
210
-10
25
210
-5
26
210
0
4
5
6
9
10
11
12
13
14
19
20
21
22
23
24
direkt hinter dem Propeller
3
im Nachlauf des Propellers
2
vor dem Propeller
(Anströmung)
-50
u
m/s
Messwerte
Tulokal Tuglobal
u'
Bemerkung
m/s
%
%
charakteristischen Punkt direkt hinter dem Propeller
Berechnungsvorschrift für mittlere Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke: U∞ =
(mit dem Flügelrad-Velocimeter bestimmt)
mittlere Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke:
U∞ =
Strömungswiderstand des Propellers:
FW =
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FAKULTÄT FÜR
MASCHINENBAU
UND SCHIFFSTECHNIK (MSF)
Praktikum zur Vorlesung „Grundlagen der Strömungsmechanik“
Messung des Strömungswiderstands von Körpern im Windkanal
1 Zielstellung
Für die Bestimmung der Widerstandskraft umströmter Körper in der Messstrecke eines Windkanals wird eine SechsKomponenten-Waage eingesetzt. Bei gleicher Anströmgeschwindigkeit werden Körper mit übereinstimmender
Stirnfläche und verschiedenen geometrischen Formen untersucht. Der Zusammenhang zwischen dem Strömungswiderstand und der Körperform ist zu diskutieren.
2 Allgemeines
Wird ein Körper von einem Fluid umströmt, so wirken auf ihn eine Kraft und ein Drehmoment, welche bezüglich eines
frei wählbaren Punktes in drei Komponenten zerlegt werden können. In einem modellfesten Koordinatensystem
werden diese Komponenten bezeichnet als:
Widerstandskraft W, FW oder Fx:
Kraft in Strömungsrichtung,
Auftriebskraft A, FA oder Fz:
Kraft senkrecht zur Strömungsrichtung,
Seitenkraft S, FS oder Fy:
Kraft senkrecht zum Widerstand und Auftrieb,
Rollmoment M oder Mx:
Drehmoment um die Längsachse,
Giermoment L oder Mz:
Drehmoment um die Hochachse,
Nickmoment1 N oder My:
Drehmoment um die Querachse.
Messprinzip
Zur experimentellen Bestimmung dieser Größen werden Waagen verwendet, die entweder mit Drähten bzw. Hebeln
mit dem Modell verbunden oder in den Haltestiel des Modells eingebaut sind. Diese Waagen können gleichzeitig zwei,
drei oder alle sechs Komponenten messen.
Eine Sechs-Komponenten-Waage wird üblicherweise so konstruiert, dass die Kraftkomponente, welche für die
Untersuchung die größte Bedeutung hat, mit einem Sensor direkt gemessen werden kann. Die anderen Komponenten
1
Im maritimen Bereich wird die Drehbewegung um die Querachse als Stampfen bezeichnet.
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Fon +49(0)381 498-93 11 | Fax +49(0)381 498-93 12 | Mail [email protected] | www.lsm.uni-rostock.de
Messung des Strömungswiderstands von Körpern im Windkanal
Kräfte:
FW = FX = X
FA = FZ = Z1 + Z2
FS = FY = Y1 + Y2 + Y3
Momente:
MX = (Z1 + Z2) L1 + (Y1 + Y2 – Y3) L3
MZ = -X1 L1 + (Y1 – Y2) L2
MY = (Z2 – Z1) L2
Abb. 1: Schematischer Aufbau einer Seche-Komponenten-Waage
werden über die Summe der zugehörigen Kraftsensoren bestimmt. Die Drehmomentkomponenten können unter
Berücksichtigung der entsprechenden Hebelarme ermittelt werden (s. Abb. 1).
3 Aufgabe
Veranschaulichen Sie sich die Wirkungsweise einer Kraftwaage durch in Richtung und Betrag definierte Kräfte.
Beurteilen Sie das Ergebnis!
Messen Sie bei gleicher Anströmgeschwindigkeit im Windkanal mit Hilfe einer Sechs-Komponenten-Waage die
Widerstandskraft von Körpern mit übereinstimmender Stirnfläche und verschiedenen geometrischen Formen. Ermitteln
Sie aus den gemessenen Daten den Widerstandsbeiwert der Körper und vergleichen Sie diese Werte mit Daten aus
der Literatur! Diskutieren Sie die Abweichungen!
4 Durchführung
4.1 Versuchsaufbau
Am Windkanal befindet außerhalb der Messstrecke die Sechs-Komponenten-Waage mit Modellhalterung. Die
verschieden geformten Körper werden an der Modellhalterung befestigt. Für die Versuche wird eine konstante
Drehzahl des Windkanalantriebes vorgegeben und die Anströmgeschwindigkeit mit Hilfe der Druckdifferenz über der
Kanaldüse bestimmt.
4.2 Versuchsdurchführung
a) Nach einem Nullabgleich wird an der Kraftwaage eine definierte Kraft in X-Richtung aufgebracht und
anschließend gemessen. Der Vorgang wird mit einer definierten Kraft in Y-Richtung wiederholt. Die Ergebnisse
sind zu protokollieren.
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Messung des Strömungswiderstands von Körpern im Windkanal
b) Nach dem Einbau eines Körpers in die Modellhalterung wird ein Nullabgleich der Kraftwaage durchgeführt.
Anschließend wird der Windkanal mit vorgegebener Drehzahl in Betrieb genommen. Wenn die
Strömungsgeschwindigkeit einen konstanten Wert erreicht hat, kann die Kraftmessung beginnen. Gleichzeitig ist
die Druckdifferenz über der Düse zu messen. Dieser Vorgang ist für jeden der gegebenen Körper durchzuführen. Die Messwerte sind in das Messblatt einzutragen.
4.3 Versuchsauswertung
Vergleichen Sie die gegebenen mit den gemessenen Kräften. Berechnen Sie den Betrag und die Richtung der in
Aufgabenteil 4.2 a) aufgebrachten Kräfte! Für die verwendete Kraftwaage gilt:
FW = X
(1)
FA = Y1 + Y2
(2)
F = { FW, FA
}T
(3)
Der Strömungswiderstand ist proportional zur Stirnfläche A, der Dichte ρ des Fluids und dem Quadrat der
Anströmgeschwindigkeit U∞. Mit diesen vier Größen lässt sich eine dimensionslose Kennzahl bilden, der
Widerstandsbeiwert cW:
cW = ρ
FW
(4)
²
2 U∞ A
Bestimmen Sie aus der Druckdifferenz an der Kanaldüse die Anströmgeschwindigkeit!
Berechnen Sie die Widerstandsbeiwerte der untersuchten Körper aus den gemessenen und gegebenen Größen.
Vergleichen Sie diese mit Werten aus der Literatur!
Diskutieren Sie den Einfluss des Strömungswiderstandes der Modellhalterung auf den gemessenen Widerstand eines
Körpers! Ist eine Korrektur der Messwerte erforderlich?
Vorgegebene Größen:
– Stirnfläche der Körper:
– Anströmgeschwindigkeit:
– Dichte des Fluids:
A = 50,0 cm²
U∞ = const.
ρ = 1,20 kg/m³
(Luft)
– Querschnittsverhältnis:
A1/A2 = 8
(Düse am Windkanal)
– Querschnittsverhältnis:
A1/A2 = 4
(Düse am Gebläse)
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Messung des Strömungswiderstands von Körpern im Windkanal
5 Fragen und Aufgaben zur Versuchsvorbereitung
- Nennen Sie verschiedene Kraftsensoren und erläutern Sie kurz deren Messprinzip!
- Bestimmen Sie aus den gemessenen Komponenten FW und FA den Betrag und die Richtung der Gesamtkraft F!
- Geben Sie den Zusammenhang zwischen der Druckdifferenz Δp über der Kanaldüse und der
Anströmgeschwindigkeit U∞ mit dem gegebenen Flächenverhältnis der Düsenquerschnitte an.
- Nennen Sie Beispiele aus der Technik, bei denen der Widerstand umströmter Körper eine große Rolle spielt!
- Wie groß muss die Stirnfläche einer ebenen Kreisscheibe sein, damit auf diesen Körper eine Widerstandskraft
wirkt, die mit dem Strömungswiderstand des Stromlinienkörpers bei gleichen Bedingungen übereinstimmt?
Verwenden Sie die gemessenen Werte und veranschaulichen Sie die Größenunterschiede mit Hilfe der
Durchmesser!
6 Literatur
[1] Truckenbrodt, E.: Fluidmechanik, 3. Auflage, Band 1, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg, 1992
[2] Spurk, J. H.: Strömungslehre, 4. Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg, 1996
[3] Eckelmann, H.: Einführung in die Strömungsmesstechnik, B. G. Teubner, Stuttgart, 1997
98
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Messung des Strömungswiderstands von Körpern im Windkanal
Messblatt
Bearbeiter:
Datum:
Tabelle 1: Funktionsweise einer Kraftwaage
|Fgeg|
kp
|Fgeg|
N
Fw
N
Y1
N
Y2
N
FA
N
|F|
N
φ
1°
Widerstand
Auftrieb
Bemerkungen:
Tabelle 2: Widerstand umströmter Körper
umströmter Körper
cw
(Literatur)
ebene Kreisscheibe
1,11
ebene Rechteckplatte (H/B=2)
1,15
offene Halbkugel (konkav)
1,33
offene Halbkugel (konvex)
0,34
Kugel
0,3-0,4
Stromlinienkörperteil
0,3-0,5
Stromlinienkörperteil
—
Stromlinienkörper
Δp
Pa
U∞
m/s
Fw
N
cw
Fw*
N
cw*
0,06
Berechnungsvorschrift für Anströmgeschwindigkeit:
U∞ =
Bemerkungen:
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