Tradition und Innovation des Fiqh im Denken von Hayreddin Karaman

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Vorwort
Das vorliegende Buch ist die erste umfassende Forschung zu Prof. Dr. Hayreddin Karaman, einem berühmten islamischen Rechtsgelehrten in der Türkei, im
nichtmuslimischen deutschsprachigen Raum, welche sich aus der Innenperspektive mit der Quellen- und Methodenlehre des islamischen Rechts (uÒūl alfiqh) beschäftigt und die nichtmuslimische Außenperspektive vergleichend mit
einbezieht. In der Forschung werden die chronologischen Entwicklungen der
islamischen Jurisprudenz (fiqh) seit dem Beginn in der Prophetenperiode und
die wissenschaftlichen Weiterentwicklungen in der Nachfolgezeit bis in die säkulare Post-Moderne hineinanalysiert. Anhand der diachronischen Forschungsmethode wird die Fiqh-Anwendung bei Karaman untersucht und seine Methode
aufgezeigt. Es geht hierbei um die Anknüpfung an die Tradition und die daraus
gewonnene Innovation in ihrer argumentativen Debatte. Auf kritischer Basis
werden die Herausforderungen auf dem Weg zum innovativen Aufschwung in
der säkularen Post-Moderne beleuchtet.
Der Fokus liegt hier darauf, die normative Systematik und die Eigenschaften
der islamischen Primärquellen aufzuzeigen, den universalen und den überzeitlichen Geltungsanspruch ihrer Prinzipien und Werte systematisch herauszuarbeiten und den zeitgenössischen kontextuellen Bedingungen der säkularen
Post-Moderne Rechnung zu tragen. Auf diese Weise können die Primärquellen
im Verständnis von Hayreddin Karaman wissenschaftlich näher untersucht und
seine angewandte Methode aufgezeigt werden. Die Relevanz seiner Gedanken
im Fiqh wurde in der nichtmuslimischen Islamforschung jahrelang nicht rezipiert, sodass eine systematisch-normative bekenntnisgebundene Forschung zum
islamischen Recht (fiqh) bisher fehlte.
In der Forschung geht es daher darum, die grundsätzliche Integrität der vollendeten Religion und ihrer reinen monotheistischen Glaubenstradition (tauÎīd)
zu bewahren, ihre normativen universellen Prinzipien und ihren überzeitlichen Geltungsanspruch aufzuzeigen. So werden die Überlegungen Karamans,
hinsichtlich der Herausforderungen an das islamische Recht (fiqh), unter den
gegenwärtigen säkularen Bedingungen der Post-Moderne dargestellt. Die analytische Argumentation richtet sich weitgehend am wissenschaftlichen Diskurs
in der Türkei aus und bezieht den internationalen wissenschaftlichen Diskurs
in der nichtmuslimischen Islamforschung mit ein. Eine derartige wissenschaftliche Forschung bedeutet aber auch, dass eben nicht von vornerein die aufoktroyierten Forschungsmethoden der nichtmuslimischen Islamforscher im
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Vordergrund stehen, sondern die normativen Quellenmethoden und Erkenntnisinteressen der Muslime beachtet und eingehalten werden.
Die in dieser Forschung über Karaman aufgezeigte innerislamische Perspektive wird für viele westliche nichtmuslimische Islamforscher gewöhnungsbedürftig sein, welches insbesondere die muslimische Wahrnehmung der islamischen
Wissenschaftstradition und den universellen und überzeitlichen Geltungsanspruch der normativen Prinzipien und Werte der Primärquellen betrifft. Daher
darf der wissenschaftliche Methodenansatz von Karaman eben nicht mit einer
historischen Herangehensweise an die Primärquellen verwechselt werden. In der
Forschung über Karaman geht es um die Veranschaulichung von innovativen islamischen Vorstellungen, welche die Entstehungszeit und die mehr als fünfzehn
Jahrhunderte andauernde Entwicklung und Systematisierung der islamischen
Wissenschaftstradition berücksichtigt. Die Verdienste von Karaman auf dem
Fachgebiet der islamischen Rechtswissenschaften (fiqh) können im Mainstream
als wichtige innovative Gedanken zur Erkundung der Herausforderungen an
das islamische Recht unter den säkularen Bedingungen verstanden werden, zu
welchem zum Beispiel die Beteiligungsdemokratie und die Beteiligungsbanken
gehören.
Im Forschungsfokus standen seine persönlichen Lebenserfahrungen und sein
Gedankengut, die er in der türkischen Republikgeschichte unter den säkularlaizistischen Lebensumständen erlebte, neu erkundete und diese in seiner Autobiographie unter Bir Varmış Bir Yokmuş (dt. Es war einmal…) ausführlich
beschrieb. Seine Forschungen konzentrierten sich verstärkt auf die kontextuellen
Bedingungen in der säkularen Post-Moderne der Türkei und bezogen seine Orientierung innerhalb des sunnitischen Mainstreams (ahl as-sunna) in Hinblick
auf den zivilisatorischen Aufschwung mit ein. Unter diesen Umständen werden
die Demokratie und die Menschenrechte respektvoll vorausgesetzt und erkundet.
Hier werden die radikalen Lehren der Extremisten, welche die Menschenrechte missachten, nur zur Widerlegung genannt. Aber auch die Modernisten,
welche sich für die Abschaffung der normativen Quellen- und Methodenlehre
des islamischen Rechts aussprechen, sich von außerislamischen Methoden inspirieren lassen und versuchen durch Transformationsprozesse eine unislamische
Glaubenstradition zu kreieren, werden nur erwähnt, um sie zu widerlegen. Auch
wenn durch die Einflüsse der Moderne verschiedene Reformbewegungen hervortraten, orientiert sich der grundsätzliche wissenschaftliche Methodenansatz
(uÒūl) Karamans an der bekenntnisgebundenen Glaubenstradition (tauÎīd) und
der daraus gewonnen Innovation in ihrem wissenschaftlich-argumentativem
Diskurs. Die unterschiedlichen Reformbewegungen im zwanzigsten Jahrhundert
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werden, im Vergleich zu Karaman, nur am Rande erwähnt und stehen daher
nicht im intensiven Forschungsfokus.
Karaman geht es darum, die normative Eigenständigkeit des islamischen
Rechts (fiqh) aus der Selbstreflexion heraus den muslimischen und den nichtmuslimischen Lesern zugänglich zu machen und die innovativen Anpassungsmöglichkeiten der islamischen Religion (dīn) als „universelle und überzeitliche
Wertereligion“ innerhalb säkularer Verhältnisse aufzuzeigen.
Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften der Universität Osnabrück im Oktober 2014 angenommen und im
Juni 2015 verteidigt.
Auf diesem Weg möchte ich mich bei meinem Doktorvater Herr Prof. Dr. Bülent
Ucar ganz herzlich bedanken, der mir durch seine große Gesprächsbereitschaft
und seine umfassende Kenntnisse in der islamischen Theologie sehr nützliche
Empfehlungen und Ratschläge gab. Ich danke ihm außerdem für die großzügige
Förderung in der Druckverlegung und die Aufnahme in die „Reihe für Osnabrücker Islamstudien“ im Peter Lang Verlag.
Weiterhin danke ich herzlich meinem Zweitgutachter Herr Prof. Dr. Nimetullah
Akın von der Universität Çanakkale (türk. Çanakkale 18 Mart Üniversitesi), der
mir mit seiner Vertrautheit in den Íadī×wissenschaften eine sehr wichtige beratende Stütze wurde.
Meinen tiefempfundenen Dank möchte ich auch gegenüber Herrn Prof.
Dr.Hayrettin Karaman ausdrücken. Ich hatte die Ehre, ihn persönlich kennenzulernen, und mich mehrmals mit ihm zu unterhalten. Ich danke ihm besonders
dafür, dass er mir den Großteil seiner Publikationen zur Verfügung stellte, mir
während der intensiven Forschungsphase in jeglicher Hinsicht eine grundlegende beratende Unterstützung wurde und mich stets motivierte.
Außerdem möchte ich mich bei Herr Prof. Dr. Tahsin Görgün von der 29
Mayıs Universität Istanbul (türk. İstanbul 29 Mayıs Üniversitesi), bei Herr Prof.
Dr. Murteza Bedir (Dekan) und Herr Assistent Professor Dr. Abdülhalim Koçkuzu, beide sind an der theologischen Fakultät der Universität Istanbul tätig (türk.
İstanbul Üniversitesi İlahiyat Fakültesi), bedanken. Ich konnte sehr von ihren
Anregungen und Empfehlungen profitieren.
Zudem möchte ich mich auch insbesondere bei Herr Prof. Dr. Hüseyin İlker
Çınar, Herr Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı, Herr Prof. Dr. Merdan Güneş, Herr
Dr. Hakkı Arslan, bei Herr Dr. Ibrahim Salama, Herr Fatih Mert und Herr Murat
Karacan bedanken, welche mich in jeglicher Hinsicht (jeder auf seine Art) solidarisch begleitete.
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Zum Abschluss danke ich meinen Eltern Alaaddin und Emine Bagriacik ganz
herzlich für ihre sehr großzügige Unterstützung und Geduld, welche sie mir
während der langen intensiven Forschungsphase im alltäglichen Leben entgegenbrachten.
Alles Lob gehört Allāh, dem Herrn der Welten. Friede u. Segen auf d. Propheten
MuÎammad.
Ludwigshafen am Rhein, im Dezember 2015
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Murat Bagriacik
Einführung
Erkenntnisinteresse
Einleitung und Hintergrund
Das islamische Recht (fiqh) ist eine private Angelegenheit der Muslime, in der
sich die islamische Religion als Fortführung der übrigen abrahamitischen Religionen Judentum und Christentum (mit denen sie viele Gemeinsamkeiten besitzt)
dynamisch dem jeweiligen Lebenskontext von Muslimen anpassen kann. Gemäß
dieser Tatsache ist es wichtig, dass selbst sogar das islamische Recht (fiqh) nicht
auf einmal entstanden ist. Im Gegenteil, es entwickelte sich Stück für Stück erst
nach dem jeweiligen Entstehungskontext.
In vorislamischer Zeit waren in den umliegenden Regionen Arabiens bereits
unterschiedliche Rechtssysteme wie zum Beispiel das römische Recht in Syrien,
das persische Recht im Iran, das jüdische Recht in Medina und das vorislamischarabische Recht der Éāhilīya vorhanden. An dieser Stelle führt Hayreddin Karaman (geb. 1934) seine These an, dass eine Form des Gewohnheitsrechts (Ýurf),
welches dem geistigen Verständnis und den unabdingbaren Normen der islamischen Religion nicht widersprechen, im Fiqh bzw. von den Gelehrten akzeptiert
werden kann.3 Sowie das islamische Recht (wenn auch nur in geringem Maße)
von den erwähnten vorislamischen Rechtssystemen beeinflusst wurde, hatte es
eine entsprechende rechtliche Wirkung auf sie.
Leitfrage
Ausgehend von den hier dargestellten Rahmenbedingungen soll in dieser Arbeit
die Leitfrage beantwortet werden, welche Entwicklungsphasen das islamische
Recht (fiqh) mit Beginn der Entstehung durchlaufen hat und über welche wichtigen innovativen Anwendungsdynamiken es im Denken von Hayreddin Karaman in wandelnden Kontexten verfügt. Dabei macht die Arbeit den Versuch,
seine sehr wichtigen Gedanken und Leitthesen zu analysieren.
Wie wurde das islamische Recht in den jeweiligen Kulturepochen der Muslime angewandt? Auf welche Art und in welchem Ausmaß besitzt das islamische
Recht, unter Berücksichtigung der Tradition, rechtliche Innovation? Durch die
Beantwortung dieser Fragestellungen wird das anstehende Forschungsvorhaben
3 Vgl. KARAMAN: İslâm Hukuk Tarihi (2001), S. 48–51.
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nicht nur mögliche wissenschaftliche Entwicklungen der islamischen Rechtswissenschaften (fiqh) aufzeigen, sondern auch einen Beitrag zur wissenschaftlichen
Islamforschung leisten können.
Die Klassifizierung des islamischen Rechts (fiqh)
Die grundlegenden vier Quellen im islamischen Recht (fiqh), über welche Einigkeit besteht (al-adilla al-arbaÝa al-muttafaq Ýalayhā), werden grundsätzlich
folgendermaßen eingeteilt:4
1. Der Koran
2. Die Sunna des Propheten MuÎammad
3. Der Konsensus (iğmāÝ)
4. Der Analogieschluss (qiyās)
Diese Einteilung (taqsīm) gliedert das islamische Recht danach, ob die Entscheidungsgrundlagen auf Basis dieser Quellen erschlossen werden. Zu
diesen Rechtsfindungsmittel gehören auch die zu späteren Zeiten systematischausgebauten Prinzipien „maÒlaÎa“ und „istiÎsān“, welche je nach Bedarf herangezogen werden.5
In der laizistischen Türkei ist der Theologe Hayreddin Karaman im Bereich
des Fiqh sehr bekannt und gilt als einer der führenden Denker seines Fachgebiets. In seinen Werken erläutert und kommentiert er die reichhaltigen Möglichkeiten, Ziele, Absichten und Prinzipien des Fiqh. Zu diesen gehört die Stärkung
der Bemühungen um Rechtsfindungen (iÊtihād) im zeitgenössischen Kontext,
die Solidarität der muslimischen Zivilgesellschaft bei heutigen Herausforderungen und die Weiterentwicklung (taÔawwur) der islamischen Rechtswissenschaften (fiqh) in wandelnden Kontexten.
Theoretischer Rahmen
Die wissenschaftlichen Prognosen zur Umsetzbarkeit des islamischen Rechts
(fiqh) in der Gegenwart erhalten mehr und mehr Aktualität. So finden sich in
der heutigen muslimischen Islamforschung optimistische Einschätzungen, die
davon ausgehen, dass das islamische Recht sich in einer Entwicklungsphase befindet, welche die disziplinübergreifende Zusammenarbeit der Wissenschaften
voraussetzt. Folglich würde diese wissenschaftliche kooperative Befruchtung
4 Vgl. KRAWIETZ: Hierarchie der Rechtsquellen im tradierten sunnitischen Islam
(2002), S. 2, 326.
5 Vgl. KARAMAN: İslâm Hukuk Tarihi (2001), S. 57–69.
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das islamische Recht (fiqh) auch zu einer Weiterentwicklung führen. Die dynamischen Leitideen von Hayreddin Karaman spielen aus diesem Grund eine sehr
wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund ist die Förderung der wissenschaftlichen
Forschung im Fachgebiet des islamischen Rechts (fiqh) für die Zukunft der Muslime von großer Bedeutung.
Die offene Frage lautet, in welcher Intensität eine solche Innovationsdynamik in wandelnden Kontexten entsteht. Um eine realistische Einschätzung
abzugeben, muss analysiert werden, ob im Zuge neuer wissenschaftlicher Herausforderungen und gesellschaftlicher Sachlagen die Muslime vor bestimmten
Problemen stehen. In diesem Rahmen wird die Arbeit auch untersuchen, welche Rechtsprinzipien gegenwärtig abgeleitet und entwickelt werden können, um
die zunehmenden Herausforderungen an die islamische Rechtswissenschaften
(fiqh) beurteilen zu können. Diese Untersuchung ist von großer Bedeutung, um
folglich eine gelungene wissenschaftliche Entwicklung der islamischen Rechtswissenschaften (fiqh) voranzutreiben. Das Fehlen oder die Stagnation der islamrechtlichen Forschung würde die Muslime vor viele Probleme stellen, die aus
Sicht der Religion Antworten verlangen. Die Folge wäre eine zurückhaltende
Position der Muslime vor vielen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Sachlagen. Die Dynamik des islamischen Rechts (fiqh) zeigt die Bandbreite der unbegrenzten rechtlichen Entwicklungen des Fiqh.
Forschungsstand
Die überwiegende Zahl der nichtmuslimischen Islamforscher untersucht die
Angelegenheiten des islamischen Rechts aus der glaubensbedingten Außensicht.
Dabei geht es überwiegend darum, aus dieser objektiven Erkenntnis heraus
die unterschiedlichen Themenfelder des Fiqh zu analysieren und aufzuzeigen.6
Wichtige Protagonisten, insbesondere aus dem türkischen Kontext, sind in der
aktuellen westlichen Islamforschung besonders unterrepräsentiert. Dies zeigt
sich dadurch, dass in diesem Gebiet keine Forschungspublikationen über den
berühmten islamischen Rechtsgelehrten (faqīh) Hayreddin Karaman existieren.
Um dieses Forschungsdesiderat zu lösen, soll in dieser Arbeit sein substantielles
Denken über die Anwendungsdynamik des islamischen Rechts (fiqh) in wandelnden Kontexten untersucht werden.
6 Vgl. SCHÖLLER: Methode und Wahrheit in der Islamwissenschaft (2000), S. 102–104.
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In diesem Forschungsvorhaben soll der Versuch unternommen werden, dieses islamische Gedankengut aus der Innensicht heraus zu erforschen, zu verstehen und normativ zu erörtern.
Besonders der diachronische Methodenansatz zur Untersuchung des Verhaltens des islamischen Rechts (fiqh) in unterschiedlichen kulturellen Perioden
wird im Vordergrund stehen.
Angewandte Methodik
Ich werde in dieser Arbeit anhand der Darstellungen und Gedankengängen
von Hayreddin Karaman diachronisch die Anwendungsdynamik des islamischen Rechts (fiqh) in unterschiedlichen Kontexten analysieren. Dabei untersuche ich die chronologische Entwicklung des Fiqh mit Beginn der Entstehung
in der Prophetenperiode und die Entwicklungen in der Nachfolgezeit der
Prophetengefährten (ÒaÎāba), der Umayyaden, der Abbasiden, der Seldschuken bis zur mongolischen Invasion, der Osmanen bis über die säkulare PostModerne. Besonders der Entstehungskontext des Fiqh zu Lebzeiten des Propheten MuÎammad und die Nachfolgezeit seiner Gefährten (ÒaÎāba) sind von
großer Bedeutung, weil sie für Muslime normativ als vorbildhaft gelten und aus
islamischer Sicht unabdingbar sind. Diese methodische Analyse ist wichtig, um
die Innovationsdynamik des Fiqh unter Berücksichtigung der traditionellen wissenschaftlichen Rechtsentwicklungen in wandelnden Kontexten beleuchten zu
können.
Anhand dieser Analyse wird sein substantielles Denken und seine Verortung
zum innovativen Raissonieren untersucht. In diesem Kontext sollen besonders
seine Rechtsphilosophie, sein Verständnis von islamischen Grundbegrifflichkeiten und seine Rechtsmethode untersucht werden. Von welchen muslimischen
Rechtsgelehrten (fuqahāÞ) wurde er beeinflusst? Ist seine Rechtsmethode einheitlich? Wie stellt er die erschlossenen IÊtihād-Theorien der Gelehrten in unterschiedlichen historischen Epochen dar? Wie verhält sich das islamische Recht
(fiqh) in wandelnden Kontexten? Dies sind nur einige Fragestellungen, die es zu
untersuchen gilt.
In diesem Kontext soll insbesondere aber auch komparativ die Jurisprudenz
aus Sicht der nichtmuslimischen deutschsprachigen Islamforschung mit ihren
Vertretern, wie etwa Gotthelf Bergsträsser, Ignaz Goldziher, Joseph Schacht,
Mathias Rohe, Birgit Krawietz, Gudrun Krämer aufgearbeitet werden, indem
die von ihnen eingenommenen Thesen mit einbezogen und komparativ zur Innenperspektive gegenübergestellt werden. Diese Analyse ist von Bedeutung, um
die gemeinsamen und die unterschiedlichen Erkenntnisse in der Forschung des
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islamischen Rechts (fiqh) mehrdimensional reflektieren zu können. Schließlich
soll im letzten Schritt der Diskurs über die Rezeptionen von Hayreddin Karaman
analysiert werden, indem die Gegenthesen seiner Kritiker vorgestellt werden, um
so die innerislamischen Auseinandersetzungen im Fiqh aufzuzeigen und den
wissenschaftlichen Diskurs fruchtbarer zu machen.
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