handelns akteur

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B
Jüngere theoriegeleitete Forschungsperspektiven
B.1
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
(Nagel, Schlesinger & Klenk)
B.2
Ressourcentheorie (Wicker)
B.3
Rational-Choice-Theorie und Neue Institutionenökonomie in der
Sportvereinsforschung (Flatau & Rohkohl)
B.4
Produktions- und Kostentheorie des Sportvereins (Thieme)
B.5
Organisationsökologie des Sportvereins (Flatau & Fuchs)
B.6
Der Sportverein aus systemtheoretischer Perspektive
(Meier & Thiel)
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
47
B
Jüngere theoriegeleitete Forschungsperspektiven
B.1
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
Siegfried Nagel, Torsten Schlesinger & Christoffer Klenk
1
Einleitung
Sportvereine sind aktuell mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, wie
die veränderte Sportnachfrage, die Mitgliederfluktuation oder die Gewinnung und
Bindung Ehrenamtlicher (z.B. Breuer & Feiler, 2013; Lamprecht, Fischer & Stamm,
2012; Nagel & Schlesinger, 2012). Um diese Problembereiche in hinreichend differenzierter Form zu analysieren, genügt es offensichtlich nicht, vereinsexterne Einflussfaktoren (z.B. gesellschaftliche Veränderungen, allgemeine Sportentwicklung)
und den Verein als korporativen Akteur mit seinen spezifischen Strukturen (z.B.
Vereinsgröße, Vereinsziele) zu betrachten. Vielmehr scheint es notwendig, (1) bei
der Untersuchung der Weiterentwicklung von Vereinsstrukturen (z.B. die Erweiterung des Sportangebots oder die Einführung zeitgemäßer Konzepte des Freiwilligenmanagements) die Rolle vereinspolitisch aktiver Mitglieder zu beleuchten. Um
strukturelle Veränderungen und die Genese von Strukturen im Verein verstehen zu
können, liegt es nahe – neben der Beachtung anderer Faktoren – vor allem die daran
beteiligten Akteure im Verein mit ihrem spezifischen Handeln und ihren Interaktionen im Rahmen von Veränderungs- und Entscheidungsprozessen zu analysieren. (2)
Für die Analyse von Fragen der Gewinnung und Bindung von Mitgliedern und Ehrenamtlichen ist es notwendig, die jeweiligen Mitglieder, die in den spezifischen
Vereinsstrukturen mit ihren Interessen und Handlungsorientierungen entscheiden
und handeln, in den Blick zu nehmen. Um Fragen des sozialen Handeln der Vereinsmitglieder zu klären, sind nicht nur individuelle Determinanten (z.B. Geschlecht,
Bildung) zu berücksichtigen, sondern insbesondere auch vereins- und mitgliedschaftsbezogene Parameter (z.B. Mitgliedschaftsdauer, Identifikation mit dem Verein) sowie vereinsstrukturelle und -kulturelle Gegebenheiten und die damit verbundenen subjektiven Erwartungen und Bewertungen, die für die jeweiligen individuellen Entscheidungen der Mitglieder eine wichtige Rolle spielen dürften.
Ausgehend von diesen exemplarischen Überlegungen lassen sich zwei grundlegende
Fragestellungen einer – akteurtheoretisch konzeptualisierten – Analyse der Sportvereinsentwicklung formulieren:
48
Nagel, Schlesinger & Klenk
(1) Wie kommt es durch das handelnde Zusammenwirken individueller Akteure (Mitglieder) zu strukturellen Veränderungen in Sportvereinen?
(2) Inwieweit werden die Handlungsorientierungen und damit das soziale Handeln
individueller Akteure (Mitglieder) durch bestimmte Strukturgegebenheiten des Vereins beeinflusst?
Diese zwei Fragestellungen der Sportvereinsentwicklung sind Spezifizierungen der
beiden allgemeinen Grundfragen der strukturell-individualistischen Sozialtheorie:
(1) die Frage nach den sozialen Folgen individuellen Handelns und (2) die Frage
nach den sozialen Bedingungen individuellen Handelns (Büschges, 1985; Esser,
1993; Schimank, 2010; zur Spezifizierung auf Organisationen Büschges & Abraham, 1997; für Vereine bereits Weber, 1924/1988). Diese wechselseitig verschränkten Problemstellungen hat Schimank als die zwei Arten von soziologischen Fragen
formuliert:
Zum einen interessiert, „wie die strukturellen Bedingungen auf das Handeln der Akteure eingewirkt haben und welche Handlungswahlen daraufhin von den Akteuren
getroffen werden. Zum anderen müssen Soziologen den Zusammenhang zwischen
dem Handeln und den daraus hervorgehenden Strukturen erklären, also die Frage
beantworten, welche strukturellen Wirkungen ein bestimmtes Handeln im Zusammenwirken mit anderem Handeln hat“ (2010, S. 23-24). Die Bearbeitung dieser
wechselseitig verschränkten Fragestellungen erfordert die Überwindung der Trennung von Makro- und Mikro-Perspektive und die theoretische Verknüpfung von sozialen Strukturen und individuellem Handeln. Die Akteurtheorie geht dabei von der
Prämisse aus, dass es im Sinne einer verstehend-erklärenden Soziologie (im Anschluss an Max Weber) unerlässlich ist, soziale Phänomene über die Analyse sozialer Akteure und deren Handlungsvollzügen zu betrachten (im Überblick Krohn &
Winter, 2009).
Dementsprechend wird nachfolgend auf der Grundlage der strukturell-individualistischen Sozialtheorie ein akteurtheoretischer Bezugsrahmen zur Analyse der Sportvereinsentwicklung entworfen. Dabei werden Sportvereine zunächst als korporative
Akteure und freiwillige Interessenorganisationen konzeptualisiert, die durch die Zusammenlegung individueller Ressourcen zur Verwirklichung gemeinsamer sportbezogener Interessen der Mitglieder gekennzeichnet sind (Coleman, 1974). Zur Integration der Makro-, Meso- und Mikro-Perspektive (Vereinsumwelt, Verein, Mitglieder) wird anschließend auf der Basis des strukturell-individualistischen Erklärungsschemas ein Mehr-Ebenen-Modell zur Analyse der Sportvereinsentwicklung
erarbeitet. Davon ausgehend werden Teilfragestellungen abgeleitet und methodische
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
49
Implikationen entwickelt. Die einzelnen Schritte der Darstellung lehnen sich eng an
die bereits publizierten Arbeiten zur akteurtheoretischen Konzeptualisierung von
Sportvereinen an (Nagel, 2006a, 2007), die vor allem auf den Arbeiten von Uwe
Schimank (z.B. 2010) und Hartmut Esser (z.B. 1993, 1999) basiert. Abschließend
werden – im Sinne des Versuchs einer Bilanz –aktuelle Arbeiten der Sportvereinsforschung vorgestellt, die den akteurtheoretischen Ansatz aufgegriffen, angewendet
und gegebenenfalls weiterentwickelt haben.
2
Akteurtheoretische Betrachtung von Sportvereinen
Einer akteurtheoretisch fundierten Organisationssoziologie liegt die Annahme zugrunde, dass soziales Handeln und soziale Strukturen in einem wechselseitigen Zusammenhang über die historische Zeit stehen. Jegliche soziale Struktur ist Ergebnis
des handelnden Zusammenwirkens von Akteuren. Umgekehrt ist soziales Handeln
immer durch soziale Strukturen geprägt (Schimank, 2010). Sportvereine verändern
sich folglich durch die fortlaufende wechselseitige Konstitution des sozialen Handelns der Mitglieder und der Vereinsstrukturen. Neben Schimank hat vor allem Giddens (1984) mit seiner Strukturationstheorie die Idee der rekursiven Verknüpfung
von sozialer Struktur und Handlung entwickelt.
Sportvereine als Interessenorganisationen
Das soziale Handeln im Sportverein ist dadurch gekennzeichnet, dass die Mitglieder
ihre Ressourcen zur Verwirklichung gemeinsamer Interessen zusammenlegen; z.B.
unterhalten sie für ihre sportlichen Aktivitäten gemeinsame Sportanlagen. Diese
Form von kollektivem Handeln beschreibt Coleman (1974) mit dem „Modell der
Ressourcenzusammenlegung“ individueller Akteure auf der Basis untereinander
ausgehandelter bindender Vereinbarungen (auch Vanberg, 1982). Der Ressourcenbegriff wird in diesem Zusammenhang in einem sehr weiten Verständnis gebraucht.
Damit sind „materielle ebenso wie nichtmaterielle Güter, übertragbare Mittel ebenso
wie unveräußerliche, personengebundene Fähigkeiten und Fertigkeiten“ gemeint
(Vanberg, 1982, S. 10). Das einzelne Mitglied bringt seine Ressourcen in einen Pool
ein, z.B. Zeit in Form von (ehrenamtlichen) Arbeitsspenden oder Geld in Form von
Mitgliederbeiträgen, von denen er als Mitglied wiederum profitiert, z.B. durch die
Nutzung sportlicher und geselliger Leistungsangebote. Die Entscheidung für die
Teilnahme an einem Ressourcenverbund erfolgt dabei freiwillig für einen unbestimmten, aber begrenzten Zeitraum. Weiterhin zeichnen sich Sportvereine durch
demokratische Mitgliederkonstellationen und kollektive Ressourcenkontrolle aus.
50
Nagel, Schlesinger & Klenk
Individuelle Ressourcen und Einflusspotenziale werden also durch den organisatorischen Zusammenschluss gebündelt und können dann effektiver für die Durchsetzung individueller, aber gemeinsamer Interessen eingesetzt werden – insbesondere
dadurch, weil potenzielle Konkurrenzkonstellationen zwischen Akteuren in Kooperationskonstellationen überführt werden (Schimank, 2002).
Im Zuge dieser Zusammenlegung von Ressourcen und Einflusspotenzialen resultieren in Interessenorganisationen zwei grundlegende organisationale Probleme (Vanberg, 1982): (1) das Problem der Entscheidung über den Einsatz der gemeinsamen
Ressourcen und (2) das Problem der Verteilung und Umsetzung des gemeinsam erzielten Ertrages in einen individuellen Nutzen und Teilnahmeanreiz. Das Entscheidungsproblem wird bei Interessenorganisationen durch demokratische Konstellationen der Mitglieder gelöst (Schimank, 2010; auch Heinemann & Horch, 1981). Sportvereine zeichnen sich durch eine kollektive Ressourcenkontrolle aus und lassen sich
damit – im Sinne von Scharpf (2000) – als „Bottom-up“-Organisationen charakterisieren. Das Verteilungsproblem ist bei Interessenorganisationen dadurch gelöst, dass
sie „von unten“ konstituiert werden, d.h. „dass die Zielsetzung dieser Art von Organisationen an gemeinsame Interessen ihrer Mitglieder rückgebunden bleibt“ (Schimank, 2010, S. 332). Mit dem Organisationsziel, sportliche Aktivitäten zu ermöglichen und Sportanlagen bereitzustellen, werden unmittelbar die Interessen der Mitglieder befriedigt.
Sportvereine als korporative Akteure
Um Erwartungssicherheit zu gewährleisten, schaffen die Mitglieder bindende Vereinbarungen um einen kollektiven Vereinszweck zu verfolgen. In der Satzung werden nach entsprechenden Aushandlungsprozessen Ziele sowie Strukturen des Vereins festgelegt. Aus akteurtheoretischer Perspektive sind Sportvereine damit Verhandlungskonstellationen individueller Akteure, aus denen sog. „korporative Akteure“ hervorgehen (Schimak, 2010). Das Konzept des „korporativen Akteurs“ bildet die Modellvorstellung für kollektives Handeln und überindividuelle Handlungseinheiten im Rahmen einer individualistischen Sozialtheorie. Korporative Akteure
sind „institutionell geregelte Zusammenschlüsse von Personen (...), die als Gruppe
so organisiert und mit Institutionen ausgestattet sind, dass sie kollektive Entscheidungen fällen“ (Büschges & Abraham, 1997, S. 74, Hervorh. weggel.) und damit
eine Eigenlogik jenseits der einzelnen Mitglieder entwickeln können. Den Sportverein als korporativen Akteur im überindividuellen Sinne kennzeichnen demnach spezifische Strukturen, wie Ziele und Mitgliedschaftsbedingungen. Aber auch das, was
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
51
informell verankert ist, wie das kulturelle Selbstverständnis und die Vereinstradition, verleihen dem Verein nach innen soziale Stabilität und nach außen distinktive
Identität. Dies wiederum sichert das Fortbestehen des Vereins unabhängig von seinen Mitgliedern.
Soziale Strukturen von Sportvereinen
Sportvereine sind wie alle korporativen Akteure Verschmelzungen von Erwartungs-, Deutungs- und Konstellationsstrukturen (Schimank, 2010; spezifiziert für
Sportvereine Nagel, 2006a):
Erwartungsstrukturen umfassen vor allem formale Strukturmerkmale, wie institutionalisierte und formalisierte Regeln und Rollen, die unabhängig von Personen die
soziale Verfasstheit von Sportvereinen charakterisieren. Beispielsweise werden die
Sportangebote inhaltlich und zeitlich festgelegt, es werden bestimmte Sportanlagen
dafür bereitgestellt und ein Trainer ist für die Durchführung verantwortlich.
Mit Deutungsstrukturen sind Programmatik und Leitideen sowie Traditionen der Organisation Sportverein gemeint. Hierbei sind zum einen Vereinsziele zu beachten,
die sich bei der Vereinsgründung aus den individuellen Interessen der Mitglieder
herausbilden (ausführlich Nagel, 2006a). Zum zweiten ist die Vereinskultur von Bedeutung, die aus den individuellen Orientierungen und Wertvorstellungen der Mitglieder entsteht und sich im Prozess der handelnden Auseinandersetzung herausbildet (z.B. Engagementbereitschaft).
Unter Konstellationsstrukturen sind eingespielte Akteurkonstellationen zu verstehen. Bei demokratisch aufgebauten Interessenorganisationen lassen sie sich z.B. in
Form von Machtverhältnissen beobachten. Für die Entwicklung von Sportvereinen
ist von Bedeutung, wie die Machtverteilung zwischen Führungsgremien und Mitgliederversammlung aussieht. Häufig sind es vermutlich relativ wenige „dominante“
Akteure, die die Vereinspolitik bestimmen und Veränderungen initiieren und vorantreiben. Daneben scheinen spezifische Teilgruppen mit unterschiedlichen Partikularinteressen von Bedeutung.
3
Mehr-Ebenen-Modell zur Analyse der Sportvereinsentwicklung
Die Basis für die weiteren Überlegungen liefert das Grundmodell soziologischer Erklärung nach Esser (1993), das Makro- und Mikroebene verknüpft (auch Coleman,
1986, 1990; Weber, 1922/1972). Ausgangspunkt des Modells bildet eine vermutete
Abhängigkeit eines sozialen Phänomens, des sog. kollektiven Explanandums, von
bestimmten Merkmalen der sozialen Situation (vgl. den gestrichelten Pfeil d). Es
52
Nagel, Schlesinger & Klenk
scheint z.B. plausibel, die wachsende Bedeutung breitensportlicher Aktivitäten in
Sportvereinen mit der vermehrten Freizeit und dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein zu erklären. Allerdings ist eine solche kollektive Erklärung nach Esser
nicht ausreichend, sondern es ist eine „Tiefenerklärung“ erforderlich, die das individuelle Handeln und die dahinterstehenden Interessen und individuellen Sinnperspektiven in den Blick nimmt. Denn „nicht die sozialen Gebilde ‚sui generis’ treiben den
Prozeß voran, sondern die Akteure, deren Probleme und Situationssichten, das daraus folgende Handeln und die daraus entstehenden Folgen“ (Esser, 1999, S. 26).
(d)
Soziale
Situation
(a)
Akteur
kollektives
Explanandum
(c)
(b)
Handlung
Abb. 1: Grundmodell der soziologischen Erklärung (nach Esser, 1993, S. 98)
Eine soziologische Erklärung besteht nun immer aus drei aufeinander folgenden
Schritten (Esser, 1993, S. 91-102; Abb. 1):
(1) Bezüglich der Logik der Situation (vgl. Pfeil a) interessiert, wie das Individuum
seine soziale Situation sieht, welche subjektiven Erwartungen und Bewertungen sich
aus den sozialen Bedingungen ergeben und welche Handlungsalternativen die Akteure haben. Bezogen auf das Beispiel ist es denkbar, dass der Einzelne gesundheitliche Probleme bemerkt und gleichzeitig eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung sucht.
(2) Die Logik der Selektion (vgl. Pfeil b) umfasst die Erklärung der Wahl einer bestimmten Handlung durch die Akteure. Für die Verbindung der Akteure und deren
soziales Handeln bedarf es einer „Handlungstheorie, die in ihrem Ursachenteil die
durch die Situation geprägten Erwartungen und Bewertungen der Akteure und in
dem Folgenteil die verschiedenen, ihnen zur Wahl stehenden Alternativen enthält.“
(Esser, 1993, S. 95, Hervorh. i. Original). In unserem Beispiel hat die betreffende
Person neben dem Sportangebot im Verein unter Umständen die Möglichkeit selbstorganisierten Sportaktivitäten nachzugehen, so dass sie jeweils Kosten und Nutzen
abwägen muss. Neben dem Homo Oeconomicus hat Schimank (2010, 2011) drei
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
53
weitere grundlegende Akteurmodelle vorgeschlagen: Homo Sociologicus, „Emotional Man“ und Identitätsbehaupter.
(3) Die Logik der Aggregation (vgl. Pfeil c) umfasst die Transformation der Folgen
individueller Handlungen zu einem kollektiven Explanandum. Im vorliegenden Beispiel wird die (gestiegene) Zahl der Akteure, die breitensportlich im Verein aktiv
sind, aufsummiert und man erhält den gewachsenen Bevölkerungsanteil mit vereinsorganisierter sportlicher Aktivität. Die Logik der Aggregation kann aber deutlich
komplexer gestaltet sein, wenn für die eigene Handlungsentscheidung das Handeln
anderer relevant ist und es damit zu Interaktionsinterferenzen kommt (z.B. bei der
Gründung einer gemeinsamen Sportgruppe).
Für komplexere Fragestellungen, wie die Sportvereinsentwicklung, ist das „Badewannen-Modell“ von Esser zu einem Mehr-Ebenen-Modell zu erweitern; denn der
korporative Akteur Sportverein ist in umfassendere soziale Kontexte, wie gesellschaftliche Strukturen sowie die Dach- und Fachverbandsorganisationen im Sport,
eingebettet. Hierzu ist die „Badewanne“ quasi zweimal „übereinander zu legen“ und
es ist eine Unterscheidung zwischen gesellschaftlichem Makro-Kontext, der MesoEbene des korporativen Akteurs Sportverein und der Mikro-Ebene des Handelns der
individuellen Akteure vorzunehmen (vgl. Abb. 2).
Ausgangspunkt der Überlegungen ist wiederum das kollektive Explanandum auf der
Makro-Ebene (z.B. die Breitensportentwicklung in Sportvereinen). Die Analyse der
Veränderung von Sportvereinen erfolgt jedoch nicht auf der Makro-Ebene; vielmehr
ist das korporative Handeln der einzelnen Vereine – z.B. die Einführung breitensportorientierter Gruppen und Angebote – in den Blick zu nehmen (vgl. Pfeil 6). Für die
Erklärung dieses korporativen Handelns scheinen folgende Aspekte von Bedeutung:
Zunächst sind die sozialen Strukturen des Vereins, insbesondere die Vereinsziele, zu
beachten. Es ist z.B. denkbar, dass die Breitensportorientierung als Vereinsziel
(schriftlich) fixiert ist. Weiterhin sind situative Merkmale, wie die Zahl der bereits
bestehenden Vereinsabteilungen, zu berücksichtigen. Die Vereinsziele werden wiederum beeinflusst durch die „externen“ Rahmenbedingungen (vgl. Pfeil 1). Im vorliegenden Beispiel dürften z.B. die Breitensportprogramme von Sportverbänden eine
Rolle spielen, die bei den Vereinen zu mehr oder weniger starkem Veränderungsdruck führen.
Die Analyse des korporativen Akteurs Sportverein wird jedoch vielfach nicht ausreichen, denn letztlich sind es die Mitglieder in den Vereinen, die strukturelle Veränderungen „von innen heraus“ initiieren, vorantreiben und darüber entscheiden.
54
Nagel, Schlesinger & Klenk
Viele Vereine dürften keine besondere Strategie zur breitensportlichen Öffnung haben, sondern einzelne Mitglieder sind für die Einführung eines Breitensportangebots
von zentraler Bedeutung. Um dies zu berücksichtigen, fasst man das Handeln des
korporativen Akteurs (im akteurtheoretischen Sinne) als handelndes Zusammenwirken der Mitglieder auf und betrachtet das individuelle Handeln einzelner Mitglieder
(vgl. Pfeil 5).
Für das vorliegende Beispiel könnte es sein, dass einzelne Mitglieder die Einführung
einer Breitensportgruppe anregen, diese Idee umsetzen, als Leiter der Gruppe weitere Mitglieder dafür gewinnen und schließlich auch selbst sportlich in dieser Gruppe
aktiv sind. Wie ist dieses individuelle Handeln zu erklären (vgl. Pfeil 4)? Hierbei
sind insbesondere die individuellen Interessen und Bedürfnisse der Mitglieder (z.B.
nach breitensportlich orientierten Angeboten im Verein) sowie ihre Wertvorstellungen und Handlungsorientierungen von Bedeutung. Im Sinne des Grundmodells soziologischer Erklärung ist weiterhin zu fragen, welche situativen Faktoren für die
subjektiven Interessen und Bedürfnisse und damit für das individuelle Handeln von
Bedeutung sind. Dabei sind zum einen die sozialen Strukturen des Vereins zu berücksichtigen (Pfeil 2), z.B. könnte das Breitensportangebot im Rahmen einer bereits
bestehenden Vereinsabteilung initiiert werden. Zum anderen sind Umweltbedingungen und Umweltbeziehungen der Mitglieder zu beachten (Pfeil 3).
Für bestimmte Problemstellungen ist die Zahl der Ebenen des Modells zur Analyse
der Sportvereinsentwicklung gedanklich zu erweitern. Wenn sich z.B. im Laufe der
Entwicklung des Vereins Abteilungen ausdifferenzieren und vor allem bei großen
Mehrspartenvereinen selbstständige Handlungseinheiten („Vereine im Verein“) bilden, wird der Hauptverein zum „korporativen Akteur zweiter Ordnung“.
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
55
kollektives
Explanandum
Umwelt
gesellschaftliche, kulturelle, institutionelle u. geographische Rahmenbedingungen (z.B. Wertewandel, zunehmende Freizeit)
Makro-Ebene
Sportvereinsentwicklung
(z.B. Entwicklung
Breitensport,
Mitgliederfluktuation)
organisationsspezifische Beziehungen
im Feld des Sports: allgemeine Sportentwicklung, Einbindung in Dach- und
Fachverbände (z.B. Breitensport-Programme)
Umweltbeziehungen der Mitglieder
(z.B. beruflicher Lebensbereich)
7
1
6
Sportverein
Meso-Ebene
Situative Merkmale (z.B. Mitgliederzahl, Abteilungszahl, Alter)
3
(z.B. Einführung
Breitensportangebot)
Deutungsstrukturen
(z.B. Vereinsziele, Vereinskultur)
Konstellationsstrukturen
(z.B. Gruppen im Verein)
2
Mikro-Ebene
Interessen und Bedürfnisse (z.B. nach
Breitensportangeboten)
Handlungsorientierungen und Wertvorstellungen
8
Handelndes
Zusammenwirken
der Mitglieder
Erwartungsstrukturen
(z.B. Sportanlagen, Mitarbeiter)
(potentielles) Mitglied
Handeln des
korporativen
Akteurs
5
4
individuelles
Handeln
vereinspolitisch
sportbezogen
Abb. 2: Heuristisches Mehr-Ebenen-Modell zur Analyse der Sportvereinsentwicklung (nach
Nagel, 2006a, 2007)
Weiterhin ist es denkbar, das Mehr-Ebenen-Modell horizontal zu einem SequenzModell zu erweitern, um soziale Prozesse analysieren zu können (Esser, 1993, S.
102-111). Dazu ist das erarbeitete Modell mehrfach „aneinander zu reihen“ (vgl.
Abb. 3). Das Explanandum (Sportverein [t2]), also die abhängige Variable des ersten
56
Nagel, Schlesinger & Klenk
Analyseschritts, wird zur Randbedingung, d.h. zur unabhängigen Variable des zweiten Analyseschritts. Dieser wiederum hat die Erklärung eines kollektiven Phänomens des Sportvereins zum Zeitpunkt t3 zum Ziel. Es könnte beispielsweise zunächst
nach den Faktoren für die Einstellung hauptberuflicher Vereinsmitarbeiter gefragt
werden. Möglicherweise hängt die Entscheidung der Vereinsverantwortlichen dafür
mit der gewachsenen Mitgliederzahl und der Einrichtung eines vereinseigenen Fitness-Studios zusammen. Im zweiten Schritt könnte der Einfluss der Verberuflichung
auf die veränderte Engagementbereitschaft interessieren, wobei zur Analyse die individuellen Handlungsorientierungen der Mitglieder in den Blick zu nehmen wären.
Bei den einzelnen Analyseschritten ist es wiederum denkbar, dass auch externe Umwelteinflüsse die situativen Bedingungen des Sportvereins und das Handeln der Mitglieder beeinflussen.
Sportverein [t1]
Mitglied [t1]
Sportverein [t2]
Indiv. Handeln [t1]
Mitglied [t2]
Sportverein [t3]
Indiv. Handeln [t2]
Abb. 3: Sequenz-Modell zur Analyse der Sportvereinsentwicklung (in Anlehnung an Esser,
1993, S. 107)
4
Fragestellungen der Sportvereinsentwicklung
Das heuristische Mehr-Ebenen-Modell zur akteurtheoretischen Analyse der Sportvereinsentwicklung (vgl. dazu auch den Beitrag D.1 von Schlesinger, Klenk und Nagel in diesem Band) weist eine Vielzahl von Faktoren und Abhängigkeiten auf. Aufgrund dessen scheint es insbesondere mit Blick auf die empirische Analyse notwendig, die Komplexität zu reduzieren und abgegrenzte Problemstellungen zu beleuchten, um diese mit spezifischen theoretisch-methodischen Ansätzen zu bearbeiten.
Hinsichtlich der beiden Grundfragen der Sportvereinsentwicklung (vgl. oben) scheinen z.B. folgende Teilfragestellungen von Interesse (Nagel, 2006a):
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
57
(1) Fragestellungen zur Erklärung organisationaler Veränderungen in Sportvereinen:
(1.1) Veränderung von Erwartungsstrukturen:
• Wie kommt es zur Einrichtung neuer Angebotsformen im Verein (z.B. in
den Bereichen Breitensport, Trendsport, Gesundheitssport)?
• Wie entsteht ein Konzept zur Förderung des Freiwilligenmanagements im
Verein?
• Wie kommt es zur Einstellung von bezahlten Mitarbeitern im Verein (z.B.
für die Verwaltung oder den Sportbetrieb)?
• Wie entstehen neue Sportanlagen (z.B. zusätzlicher Fußballplatz, Anlage
für Beach-Volleyball, Fitness-Studio, Bewegungscenter) und Serviceleistungen über das Sportangebot hinaus (z.B. Geschäftsstelle, Internetauftritt)?
(1.2) Veränderung von Deutungs- und Konstellationsstrukturen:
• Wie kommt es zur Veränderung der Vereinskultur (z.B. der Atmosphäre,
der Engagementbereitschaft und der Identifikation der Vereinsmitglieder
mit dem Verein)?
• Wie verändern sich die Ziele eines Sportvereins?
• Wie entstehen veränderte Machtverhältnisse (andere „dominante“ Akteure)?
Diese Strukturmerkmale haben häufig einen wenig formalisierten Charakter und ergeben sich durch das handelnde Zusammenwirken der Mitglieder, was eine Betrachtung der Mikro-Ebene individueller Handlungen notwendig macht. Für die Frage der
Veränderung von Deutungs- und Konstellationsstrukturen ist es unerlässlich, die individuellen Akteure als Träger von (zum Teil längerfristigen) Entwicklungsprozessen im Sportverein in den Blick zu nehmen.
(2) Fragestellungen zur Erklärung des Handelns der Mitglieder:
Hierbei ist nach den Auswirkungen bestimmter Strukturmerkmale und nach den Folgen struktureller Veränderungen auf die Handlungsorientierungen und das Handeln
der einzelnen Mitglieder zu fragen. Diesbezüglich interessieren insbesondere folgende Teilfragestellungen:
• Welche vereinsbezogenen Faktoren spielen beim Ein- und Austritt von
Vereinsmitgliedern eine Rolle?
• Welche Determinanten des Vereins beeinflussen die Bereitschaft der Mitglieder zu freiwilligem Engagement?
58
Nagel, Schlesinger & Klenk
Dazu ist jeweils die individuelle Entscheidung in Abhängigkeit von den situativen
Bedingungen und Handlungsalternativen zu analysieren. Das individuelle Handeln
der Mitglieder lässt sich im Sinne der Logik der Aggregation anschließend auf die
Meso-Ebene Sportverein oder die Makro-Ebene transformieren.
5
Methodische Implikationen
Der akteurtheoretische Bezugsrahmen zur Analyse der Sportvereinsentwicklung legt
einen methodischen Ansatz nahe, der sowohl den Sportverein als korporativen Akteur als auch die individuellen Akteure ins Blickfeld rückt und beide Perspektiven
verknüpft. Ein solches forschungsmethodische Konzept, das den spezifischen Anforderungen akteurtheoretischer Analysen gerecht wird, wurde erstmals im Rahmen
der Vereinsstudie des Württembergischen Landessportbundes entworfen (Nagel,
Conzelmann & Gabler, 2004) und anschließend in Sportvereinsstudien in Liechtenstein (Conzelmann & Klenk, 2008) und der Schweiz (Schlesinger, Klenk & Nagel,
2014a) weiterentwickelt. Es zeichnet sich vor allem durch folgende Charakteristika
auf (ausführlich Nagel, 2006a):
(1) Analyse individueller und korporativer Akteure: Individuelle Akteure können anhand der Befragung von Mitgliedern, die vereinspolitisch oder sportbezogen handeln, direkt empirisch analysiert werden. Dagegen ist der Sportverein als korporativer Akteur nur indirekt über Aussagen bestimmter Mitglieder zu erfassen. Hierbei
liegt es nahe, Funktions- und Entscheidungsträger im Verein zu befragen, die als
„Experten“ über das entsprechende Wissen hinsichtlich der sozialen Strukturen und
Entscheidungsprozesse im Verein verfügen (Liebold & Trinczek, 2002).
(2) Verknüpfung von Mitgliederdaten und Vereinsdaten: Um das Wechselverhältnis
von Vereinsstruktur und Mitgliederhandeln analysieren zu können, sind für den gleichen Verein Strukturdaten und Mitgliederdaten in Beziehung zu setzen. Durch diese
Verknüpfung lassen sich Zusammenhänge zwischen strukturellen Rahmenbedingungen (z.B. der Verberuflichung) und dem Handeln der Mitglieder (z.B. der Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement) aufdecken.
(3) Fallstudien: Hinsichtlich der Verknüpfung von Daten des korporativen Akteurs
mit Daten individueller Akteure liegt es nahe, Fallstudien bei ausgewählten Sportvereinen durchzuführen. Vor allem für vertiefende Analysen von Entscheidungsprozessen des korporativen Akteurs ist aufgrund deren Komplexität die Betrachtung
von Einzelfällen notwendig (Skille, 2013; Thiel, Meier & Cachay, 2006).
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
59
(4) Typenbezogene Auswahl von Fallstudien: Um dem mit Fallstudien verbundenen
Problem der mangelnden Repräsentativität zu begegnen, bietet sich eine typenbezogene Auswahl an (Zimmer, 1996, S. 130). Hierzu sind Sportvereinstypen zu rekonstruieren, die die Auswahl der zu untersuchenden Fälle leiten und eine vergleichende
Analyse ermöglichen. Bei der Auswahl ist zu beachten, dass zur Kontrastierung eine
möglichst breite Variation des strukturellen Kontexts vorgenommen wird (Scharpf,
2000).
(5) Verknüpfung quantitativer und qualitativer Forschungsstrategien: Für die Entwicklung von Sportvereinen dürften wegen der spezifischen Strukturmerkmale, z.B.
der geringen Formalisierung und demokratischer Entscheidungsstrukturen, die
Handlungsmöglichkeiten einzelner Vereinsmitglieder relativ groß sein. Deshalb
scheint es vor allem bei der Analyse von Entscheidungsprozessen sinnvoll, dem allgemeinen Trend in der Organisationsforschung zu folgen und auch auf qualitative
Forschungsstrategien zurückzugreifen (Strodtholz & Kühl, 2002).
(6) Erfassung von Deutungsstrukturen: Ziele von Sportvereinen sind in der Regel
nicht im Detail schriftlich fixiert, sondern sie steuern quasi als „ungeschriebene Gesetze“ das Handeln des korporativen Akteurs. Für die Erhebung von Sportvereinszielen bietet es sich an, einzelne Funktionsträger, die die Ziele internalisiert haben
und bei ihrem vereinsbezogenen Entscheiden und Handeln berücksichtigen, in standardisierter Form zu befragen. Die Aussagen einzelner Funktionsträger zu Vereinszielen sind anschließend in Gruppengesprächen zu validieren. Außerdem liegt es
nahe, die erfassten Vereinsziele mit den Interessen der Mitglieder zu vergleichen,
denn diese bedürfen in Anbetracht der Freiwilligkeit der Mitgliedschaft bei Interessenorganisationen einer weitgehenden Übereinstimmung. In ähnlicher Weise ist die
Sportvereinskultur zu analysieren (Nagel, 2006a).
6
Aktuelle akteurtheoretische Arbeiten innerhalb der Sportvereinsforschung
Der akteurtheoretische Zugang wurde vor etwa zehn Jahren als Konzept zur Analyse
der Sportvereinsentwicklung vorgeschlagen (Nagel, 2006a, 2007) und es wurden
ausgehend von der WLSB-Vereinsstudie (Nagel et al., 2004) erste empirische Befunde zu Teilfragestellungen vorgelegt (Nagel, 2006a, 2006b, 2008). Inwieweit
wurde dieser theoretisch-methodische Ansatz in der Sportvereinsforschung aufgegriffen und welche weiterführenden Untersuchungen sind dabei entstanden? Im Folgenden sollen – im Sinne einer Zwischenbilanz – die im deutschsprachigen Raum
vorgelegte Studien zu den beiden zentralen Fragen der Sportvereinsentwicklung
60
Nagel, Schlesinger & Klenk
(vgl. oben) im Überblick dargestellt werden. Dabei werden nicht nur Arbeiten aufgegriffen, die – im akteurtheoretischen Sinne – Vereinsstrukturen erfassen und
gleichzeitig das Handeln der Mitglieder untersuchen, sondern auch Beiträge, die sich
lediglich Teilperspektiven widmen.
(1) Zur Analyse struktureller Veränderungen
Aktuelle repräsentative Sportvereinsstudien konzentrieren sich auf die Analyse von
Sportvereinen als korporative Akteure (Deutschland: Breuer & Feiler, 2013;
Schweiz: Lamprecht, Fischer & Stamm, 2012). Dabei werden im Sinne eines breit
angelegten Monitorings zwar strukturelle Veränderungen nachgezeichnet (Breuer,
Wicker & Feiler, 2014; auch Breuer & Feiler in diesem Band), jedoch erfolgt eine
Erklärung bestimmter Strukturgegebenheiten und Problemlagen lediglich auf der
Meso-Ebene. Hierbei werden Faktoren untersucht, die für ein erfolgreiches Vereinsmanagement eine Rolle spielen (im Überblick Breuer et al., 2014). Z.B. haben Vereine, die ein strategisches Konzept aufweisen, in vielen Bereichen der Vereinsarbeit
weniger Probleme (Wicker & Breuer, 2013). Weiterhin zeigt sich, dass die Größe
eines Sportvereins für die Ausprägung bestimmter Problemlagen ebenfalls von Bedeutung ist (Wicker, et al., 2014). Diese Arbeiten basieren auf ökonomischen Konzepten (z.B. Klubguttheorie, Economies of Scale), die auf der Ebene des korporativen Akteurs Zusammenhänge und Abhängigkeiten in den Blick nehmen. Sie betrachten damit strukturelle Zusammenhänge und Veränderungen anhand von spezifischen Teiltheorien, die sich jedoch in den akteurtheoretischen Ansatz problemlos
einordnen lassen, ähnlich wie kontingenztheoretische Ansätze in der Organisationsforschung (z.B. Horch, 1992: Ressourcen-Abhängigkeitstheorie; im Überblick Nagel, 2006a).
Arbeiten aus der sportbezogenen Geschlechterforschung, z.B. Combrink (2004),
Combrink, Dahmen und Hartmann-Tews (2006), Hartmann-Tews und Combrink
(2005) oder Schlesinger und Weigelt-Schlesinger (2013) beleuchten auf der Grundlage akteurtheoretischer Überlegungen die Relevanz von Geschlecht in sozialen
Strukturen von Sportvereinen und -verbänden. Durch die Analyse bestehender organisationsspezifischer Konstellations-, Deutungs- und Erwartungsstrukturen werden
strukturell eingelassene, geschlechtsspezifische Zuschreibungen und Stereotypen
sichtbar, die dann im Rahmen von Ämterbesetzungen etwa von weiblichen Führungskräften für Verbandsgremien sowie Trainerinnen (v.a. in männlich konnotierten Sportarten) zum Tragen kommen und dadurch – auf der Ebene des korporativen
Akteurs – entscheidungsrelevant werden.
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
61
Schlesinger, Klenk und Nagel (2014a) beleuchten – unter expliziter Bezugnahme
auf die akteurtheoretische Rahmenkonzeption – die Frage struktureller Veränderungen im Bereich des Freiwilligenmanagements von Sportvereinen anhand der Analyse von entsprechenden Entscheidungsprozessen. Hierzu wurden spezifische Entscheidungskomplexe in ausgewählten Sportvereinen in den Blick genommen und
sowohl hinsichtlich ihres Verlaufs als auch der zugrundeliegenden Bedingungen und
Mechanismen untersucht. Als Analysegrundlage diente das Papierkorb-Modell (Cohen, March & Olsen, 1990), das davon ausgeht, dass Entscheidungsprozesse durch
die Interaktion der zentralen Prozesskomponenten Probleme, Teilnehmer, Gelegenheiten und Lösungen gekennzeichnet sind. Dabei werden strukturelle Veränderungen als Entscheidungen konzeptualisiert, die wesentlich durch das handelnde Zusammenwirken bestimmter Mitglieder geprägt werden. Als zentrales Ergebnis wird
eine Typologisierung personalbezogener Entscheidungspraktiken entwickelt (auch
Schlesinger, Klenk & Nagel, 2014b).
Auch Thiel, Meier & Cachay (z.B. 2006) haben in ihren Arbeiten Veränderungen in
der Personalstruktur von Sportvereinen anhand von Entscheidungsprozessen untersucht. Hierbei werden Entscheidungen jedoch auf der Grundlage einer systemtheoretischen Konzeption von Sportvereinen beleuchtet – einer zweiten zentralen Perspektive innerhalb der soziologischen Sportvereinsforschung.
(2) Analyse des Mitgliederhandelns
Bezüglich der Perspektive der Erklärung des Handelns der Vereinsmitglieder wird
zum einen die Frage der Mitgliederbindung untersucht und diese als Entscheidung
zwischen der dauerhaften Mitgliedschaft und dem Austritt konzeptualisiert (Nagel,
2006a, 2006b). Die Logik der Selektion wird dabei anhand des Framing-Konzepts
von Esser (2001) modelliert, das auf der Grundlage der Wert-Erwartungstheorie versucht, nutzenorientierte und solidargemeinschaftliche Handlungsorientierungen modellhaft zu verknüpfen. Als zentrale Faktoren der formalen Mitgliederbindung ergeben sich hierbei die Mitgliederzufriedenheit sowie die emotionale und soziale Verbundenheit der Mitglieder. Diese Befunde bestätigen sich in der weiterführenden
Untersuchung von Nagel und Vogel (2012), bei der nicht nur aktuelle, sondern auch
ehemalige Vereinsmitglieder befragt wurden.
Zum anderen wurden in den vergangenen Jahren mehrere Beiträge vorgelegt, welche
die Entscheidung, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren, anhand unterschiedlicher Akteurmodelle formalisieren.
62
Nagel, Schlesinger & Klenk
Flatau (2009) schlägt vor, das Phänomen der freiwilligen Mitarbeit im Sportverein
auf der Basis der Rational-Choice-Theorie zu modellieren und dabei sowohl die Perspektive des individuellen Akteurs auch des korporativen Akteurs Verein, der ein
bestimmtes Mitglied für ein Ehrenamt rekrutiert, zu berücksichtigen. Bei der Modellierung werden insbesondere die Mitgliedschaftsdauer, die Sozialisation im Verein und der Vergemeinschaftungscharakter des Sportvereins berücksichtigt. Emrich,
Pitsch, Flatau und Pierzioch (2014) formalisieren die Ehrenamtsentscheidung ebenfalls auf der Grundlage verhaltensökonomischer Konzepte und beleuchten diese empirisch anhand einer qualitativen Interviewstudie. Im entsprechenden Modell wird
der Nutzen des ehrenamtlichen Engagements, der sich aus dem damit verbundenen
Konsum des Klubguts, der sozialen Anerkennung und den daraus resultierenden
Netzwerken ergibt, den entsprechenden Kosten gegenübergestellt.
Schlesinger und Nagel (2011) berücksichtigen bei der formalen Analyse der Mitarbeitsentscheidung nicht nur das Akteurmodell des homo oeconomicus, sondern gehen davon aus, dass die Einbindung in den spezifischen sozialen Kontext Sportverein und damit verbundene soziale Normen – im Sinne des homo sociologicus – bei
der Erklärung ebenfalls zu berücksichtigen sind. Ausgehend vom Ansatz der FrameSelektion (Esser, 2001; vgl. auch die Weiterentwicklung von Kroneberg, 2009) wird
bei aktuell ehrenamtlich Tätigen zwischen den Entscheidungsalternativen der unreflektierten dauerhaften Mitarbeit und dem Nachdenken über eine Beendigung unterschieden. Hierbei wird das Beendigungsrisiko vor allem anhand folgender Modellparameter betrachtet: (1) spezifische Eingebundenheit in den Sportverein sowie (2)
die subjektive Bewertung des Kosten-Nutzenverhältnisses der ehrenamtlichen Tätigkeit. Entsprechende empirische Befunde zeigen (z.B. Schlesinger, Egli & Nagel,
2013), dass sowohl solidargemeinschaftliche Handlungsorientierung (z.B. Verbundenheit, gemeinschaftliches Interesse) als auch die Zufriedenheit mit den Mitarbeitsbedingungen eine wesentliche Rolle für ein dauerhaftes ehrenamtliches Engagement
spielen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass nicht nur individuelle Faktoren, sondern auch
der spezifische Vereinskontext für die Ehrenamtsentscheidung von Bedeutung sein
dürften (z.B. Wicker & Hallmann, 2013), wird in weiterführenden Analysen auch
eine Verknüpfung individueller und struktureller Faktoren vorgenommen. Auf der
Grundlage der akteurtheoretischen Mehrebenen-Heuristik untersuchen Schlesinger
und Nagel den Einfluss der Individual- und der Kontextebene anhand des Verfahrens
der Mehrebenenanalyse (ausführlich Schlesinger, Klenk & Nagel, im Beitrag D.1 in
diesem Band). Dabei können sie für die Frage der Ehrenamtlichkeit (2013a) wie
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
63
auch für die Mitgliederbindung (2013b; 2015) empirisch zeigen, dass bestimmte
Strukturgegebenheiten (z.B. die Geselligkeitskultur, siedlungsstrukturelle Lage) einen Effekt haben.
(3) Weiterführende Arbeiten
Klenk (2011) hat das akteurtheoretische Mehrebenen-Modell auf Sportverbände erweitert und diese als korporative Akteure zweiter Ordnung konzeptualisiert. Durch
die entsprechende Ausdifferenzierung der Meso-Ebene ergibt sich eine theoretische
Rahmenkonzeption, die den organsierten Sport mit seinen unterschiedlichen Ebenen, insbesondere Sportvereine und Sportverbände, abzubilden vermag. Auf der Basis der Untersuchung aller Sportvereine und Sportverbände im Kleinstaat Liechtenstein (Conzelmann & Klenk, 2008) wurden dabei vor allem Ursachen und Auswirkungen von Ziel-Interessen-Divergenzen analysiert (Klenk & Nagel, 2012; vgl. auch
ausführlich Klenk, Schlesinger & Nagel, im Beitrag C.5 in diesem Band).
Inzwischen findet der akteurtheoretische Ansatz auch international Beachtung. Im
aktuellen Handbuch „Sport clubs in Europe“ von Breuer, Hoekmann, Nagel und van
der Weerf (2015), das die Situation von Sportvereinen in 20 europäischen Ländern
vergleichend betrachtet, wird die akteurtheoretische Mehrebenen-Heuristik als Analyserahmen verwendet (Nagel et al., 2015). Da entsprechende Daten zum Handeln
der Mitglieder weitgehend fehlen, konzentriert sich die vergleichende Betrachtung
auf die Makro-Perspektive, vor allem die historische Entwicklung von Sportvereinen
und deren Rolle im nationalen Sportsystem, und die Meso-Perspektive, wobei die
strukturellen Gegebenheiten (z.B. Personal- und Finanzstruktur) sowie aktuelle Herausforderungen beleuchtet werden.
Zwischenbilanz
Mit Blick auf die beiden zentralen Fragen einer akteurtheoretischen Betrachtung von
Sportvereinen, der Analyse (1) struktureller Veränderungen und (2) des Mitgliederhandels, lässt sich konstatieren, dass eine Reihe von spezifischen Beiträgen vorgelegt wurde, jedoch bestimmte Teilperspektiven noch weitgehend unterbelichtet sind.
Für die beiden zentralen Problembereiche der Mitgliederbindung und der Ehrenamtlichkeit wurden zwar verschiedene Handlungsmodelle entwickelt. Hierbei liegen jedoch erst wenige Studien vor, die anhand von Mehrebenen-Analysen den spezifischen strukturellen Kontext berücksichtigen. Dies hängt damit zusammen, dass
– auch international – kaum Sportvereinsstudien existieren, die Mikro-Ebene und
damit das Handeln der Mitglieder betrachten und dieses konsequent mit dem strukturellen Kontext verknüpfen. In zukünftigen Studien sollten dabei weitere Aspekte
64
Nagel, Schlesinger & Klenk
des Mitgliederhandelns (z.B. Mitgliedergewinnung, Entscheidung für eine bestimmte Sportgruppe im Verein, vereinspolitisches Handeln, Prozesse sozialer Integration) untersucht werden.
Die Analyse struktureller Veränderungen erfolgte vor allem mittels der Betrachtung
von damit verbundenen Entscheidungsprozessen. Dabei wurden bislang nur Veränderungsprozesse hinsichtlich der Erwartungsstrukturen in Sportvereinen, vor allem
bezüglich personalbezogener Fragen, untersucht. Dagegen fehlen Arbeiten, welche
die Entwicklung von Deutungs- und Konstellationsstrukturen (z.B. Vereinsziele,
Vereinskultur, spezifische Machtverhältnisse) im Zeitverlauf beleuchten. In diesem
Zusammenhang ist anzumerken, dass Modelle sozialer Strukturdynamiken zur Erklärung von handelndem Zusammenwirken der Mitglieder (Schimank, 2010) bisher
kaum als theoretische Folien verwendet wurden.
7
Zusammenfassung und Ausblick
Der akteurtheoretische Ansatz ermöglicht die Analyse der beiden grundlegenden
Problemstellungen: (1) Wie kommt es durch das handelnde Zusammenwirken der
Mitglieder zu Veränderungen der sozialen Strukturen in Sportvereinen? (2) Inwieweit beeinflussen die (veränderten) Strukturgegebenheiten in Sportvereinen das
Handeln der Mitglieder? Je nach Fragestellung sind dabei ausgehend vom akteurtheoretischen Bezugsrahmen, dem Mehr-Ebenen-Modell zur Analyse der Sportvereinsentwicklung, spezifische theoretische Ansätze und Untersuchungsdesigns zu
entwickeln. Hierbei ist es notwendig, die Komplexität zu reduzieren und lediglich
Ausschnitte der Vereinswirklichkeit in Form von Teilfragestellungen (vgl. oben) zu
beleuchten. Für weiterführende Forschungsfragen sind deshalb spezifische theoretische Überlegungen zu entwerfen und entsprechende Modellvorstellungen zu entwickeln. Bei der Auswahl und Weiterentwicklung solcher Theorien „mittlerer Reichweiter“ ist vor allem darauf zu achten, dass diese bezüglich des akteurtheoretischen
Bezugsrahmens anschlussfähig sind.
In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass das akteurtheoretische Mehrebenen-Modell zur Analyse von Sportvereinen an verschiedene, in der Sportvereinsforschung vorliegende Ansätze anknüpft. Die akteurtheoretische Konzeptualisierung
umfasst die wesentlichen konstitutiven Merkmale der freiwilligen Vereinigung
Sportverein, z.B. die Orientierung an den Interessen der Mitglieder sowie demokratische Entscheidungsstrukturen (z.B. Heinemann & Horch, 1981). Das heuristische
Mehr-Ebenen-Modell schließt an den Theorie-Entwurf von Emrich, Papathanassiou
Akteurtheoretische Analysen in der Sportvereinsforschung
65
und Pitsch (1999) an, die ebenfalls die drei Ebenen Organisationsumwelt, Sportverein und Mitglieder unterscheiden. Auf der Makro-Ebene lassen sich gesellschaftstheoretische Konzepte einordnen, die den Wertewandel (Digel, 2013), die Individualisierung (Bette, 1993) und die Ausdifferenzierung des Sportsystems (HartmannTews, 1996) als Determinanten für die Sportvereinsentwicklung in den Blick nehmen.
In diesem Kontext ist es mit Blick auf die Entwicklung einer allgemeinen Theorie
des (Sport-)Vereins interessant zu beleuchten, inwieweit die in diesem Band vorgestellten theoretischen Perspektiven mit dem akteurtheoretischen Zugang kompatibel
sind oder ob von der strikten Distinktheit verschiedener theoretischer Perspektiven
auszugehen ist. Für die soziologische Sportvereinsforschung scheint insbesondere
die Frage einer möglichen Integration bzw. Rekonstruktion der systemtheoretischen
Perspektive auf Sportvereine in der akteurtheoretischen Konzeption eine spannende
und lohnende Aufgabe. Zu fokussieren ist dabei, welche systemtheoretischen Einsichten akteurtheoretisch fruchtbar gemacht werden können: Was also kann und
sollte eine akteurtheoretische Herangehensweise an Sportvereine von der systemtheoretischen Perspektive übernehmen?
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