Herzrhythmusstörungen

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Herzrhythmusstörungen
Wenn die Pumpe aus dem Takt gerät
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
08.03.2007Wenn das Herz stolpert, erschrickt man sich und hofft, dass es schnell
wieder vorbei ist. Denn bei jedem kleinen Aussetzer oder jeder Unregelmäßigkeit des
Herzens spüren wir, wie abhängig unser Leben vom regelmäßigen Schlag des Herzens
ist. Zwar ist der größte Teil der Herzrhythmusstörungen harmlos, es gibt aber auch
lebensgefährliche Formen, die zum plötzlichen Herztod führen können. Da die meisten
Herzrhythmusstörungen nur gelegentlich auftreten, ist es sehr wichtig, dass Sie genau
auf die Anzeichen achten und sie dem Arzt exakt beschreiben.Zu den gutartigen
Herzrhythmusstörungen gehört das Herzstolpern, das sind Aussetzer, die zum Teil im
Hals bemerkt werden. Anzeichen dafür sind auch Schwitzen, Druckgefühl im Bereich
des Brustkorbes, Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Angst, Schwindel oder
verstärktes Wasserlassen. Manche Formen von Herzrasen sind ebenfalls gutartig, hier
beginnt das Herz plötzlich schnell zu schlagen, das dauert Minuten bis Stunden und
endet genauso plötzlich, wie es gekommen ist.Das Herzstolpern wird dadurch
ausgelöst, dass neben dem Hauptrhythmusgeber (Sinusknoten) noch weitere Bezirke
des Herzens Stromimpulse abgeben. Es liegen also Schrittmacherzellen an falschen
Orten vor. Meist aber kann sich der Hauptrhythmusgeber wieder durchsetzen und das
Herz schlägt bald normal.Beim gutartigen Herzrasen liegen in vielen Fällen zusätzliche,
sozusagen überzählige elektrische Verbindungen zwischen Vorhöfen und
Herzkammern vor. Diese zusätzlichen Leitungsbahnen sind
angeboren.Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zeichnen sich meist dadurch
aus, dass zum unregelmäßigen Herzschlag oder Herzrasen starke andere Anzeichen
hinzukommen, wie vor allem eine unerklärliche Leistungsminderung und Atemnot bei
Belastungen, die man kurz zuvor noch gut bewältigt hat. Mit Hilfe des
Elektrokardiogramms kann der Arzt die lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen
genauer bestimmen. Je nachdem, wie schnell das Herz schlägt und ob der Befehl dazu
aus dem Vorhof oder aus einer der Herzkammern kommt, unterscheidet er dann
zwischen Vorhofflimmern, Vorhofflattern, Kammerflimmern und
Kammerflattern.Ursache für die lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen sind an
erster Stelle Erkrankungen des Herzens. Allen voran steht die koronare Herzkrankheit,
aber auch Herzmuskelentzündungen, Herzmuskelerweiterung, Herzmuskelverdickung
oder Herzklappenfehler. Bei älteren Menschen sind es häufig Durchblutungsstörungen
der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit).Die meisten Fälle von
Herzrhythmusstörungen sind aber, wie gesagt, harmlos. Hier kann ich nach der
Untersuchung mit Pulsfühlen, Stethoskop, EKG und Langzeit-EKG den Patienten erst
einmal wieder beruhigen. Und siehe da: Meist aber bessern sich die Beschwerden in
dem Moment, in dem ich dem Patienten mitteile, dass er nicht herzkrank ist. Allerdings
können auch Erkrankungen außerhalb des Herzens zu Rhythmusstörungen führen.
Dies sind vor allem Entzündungen, die sich an vereiterten Zähnen, Mandeln, Stirn- oder
Kieferhöhlen abspielen können. Eine Überfunktion der Schilddrüse kann auch die
Ursache für eine Herzrhythmusstörung sein, ebenso wie Störungen im
Elektrolyt-Haushalt; so kann zum Beispiel ein Mangel an Kalium und / oder Magnesium
den Herzrhythmus erheblich durcheinander bringen. Ursache für diesen
Mineralstoffmangel ist oft eine Speiseplan, der zu sehr auf Fleischbasis abgestellt ist,
denn er enthält dann zu wenig faserreiche Pflanzenstoffe und damit zu wenig Kalium
und Magnesium. Auch Medikamente können den Herzrhythmus beeinflussen:
Betablocker, die zur Bluthochdrucktherapie eingenommen werden, können den
Herzschlag stark verlangsamen. Das Gegenteil hingegen, nämlich Herzrasen, wird oft
durch Genussmittel ausgelöst, wie durch Nikotin, Kaffee und Alkohol.Hat man eine
Ursache außerhalb des Herzens ausfindig gemacht, ist sie in der Regel einfach zu
behandeln. In solchen Fällen hilft meist eine "kurative" Therapie, also Schilddrüse
behandeln oder Betablocker reduzieren oder weglassen.Was aber ist zu tun, wenn die
Ursache im Herzen selbst verborgen liegt? Noch vor einigen Jahren hat man
Herzrhythmusstörungen vor allem mit Medikamenten behandelt. Diese haben aber zum
Teil selbst Unregelmäßigkeiten ausgelöst und damit zu einer Verstärkung der
Herzrhythmusstörungen geführt. Deswegen werden beim Stolperherzen
rhythmusregulierende Medikamente heute nur noch selten eingesetzt. Anders ist es
beim Herzrasen, dies kann in vielen Fällen durch Medikamente wie Digitalis,
Betarezeptorenblocker und Kalziumkanalantagonisten gebremst werden. Wichtig sind
auch gerinnungshemmende Medikamente. Denn die größte Gefahr beim dauernden
Herzrasen besteht in der Bildung von Blutgerinnseln und deren "Verschleppung" in die
Blutbahn. Folgen sind Embolien, die zu einem Schlaganfall, Gefäßverschluss oder zu
Sehstörungen führen können.Eine sehr schöne moderne Methode,
Herzrhythmusstörungen dauerhaft zu beheben, ist die "Katheterablation". Hier werden
über einen Herzkatheter gezielte hochfrequente Wechselströme abgegeben. Diese
können einzelne Herzzellen zerstören, welche unkoordiniert den Rhythmus vorgeben
wollen. Hilft dies alles nichts, kann es nötig sein, einen künstlichen Taktgeber in Form
von einem Herzschrittmacher oder einem Defibrillator einzusetzen.Manchmal muss ein
Herzschrittmacher oder ein Defibrillator implantiert werden, um den Rhythmus wieder in
Takt zu bringen. Der Unterschied: Der Herzschrittmacher gibt ohne Unterlass den Takt
vor, schneller oder langsamer, je nach körperlicher Tätigkeit. Der Defibrillator hingegen
gibt nur bei lebensgefährlichen Rhythmusstörungen gezielt elektrische Energie an das
Herz ab und sorgt dafür, dass sich der natürliche Schrittmacher von selbst wieder in
einen gesunden Rhythmus einpendelt.Wie die moderne Technik hilftManchmal muss
ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator implantiert werden, um den Rhythmus
wieder in Takt zu bringen. Der Unterschied: Der Herzschrittmacher gibt ohne Unterlass
den Takt vor, schneller oder langsamer, je nach körperlicher Tätigkeit. Der Defibrillator
hingegen gibt nur bei lebensgefährlichen Rhythmusstörungen gezielt elektrische
Energie an das Herz ab und sorgt dafür, dass sich der natürliche Schrittmacher von
selbst wieder in einen gesunden Rhythmus einpendelt.Wichtig ist, dass Ihr
Herzschrittmacher oder Defibrillator an ein Home-Monitoring-System angeschlossen
ist. Das bedeutet so viel wie "zu Hause beobachtet werden". Laut einer aktuellen Studie
der Firma Biotronik, die das Home Monitoring System entwickelt und ausgereift hat,
müssen die Patienten dadurch wesentlich seltener zum Arzt oder ins Krankenhaus.
Denn das eingepflanzte Gerät ist mit einer zusätzlichen kleinen Antenne ausgerüstet,
die regelmäßig Informationen an ein Spezialhandy sendet. Diese Handy kann man auf
den Nachtisch stellen oder tagsüber am Gürtel oder in der Handtasche tragen. Es leitet
Ihre Herzdaten automatisch über ein Mobilfunknetz an eine speziell ausgerüstete
Internetseite der Herstellerfirma weiter. Nur der behandelnde Arzt hat mit Codewörtern
Zugriff auf Ihre Daten. Es werden damit sozusagen nur die Herzdaten bewegt und nicht
der Patient.Wichtige AdressenBuch: Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe: Herzkrank:
Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler und Transplantation. Trias Verlag 2004,
ISBN 3-8304-3208-9, 12.95 Euro. DER Tipp, denn hier steht alles drin, gut erklärt und
hochaktuell, mit Vorwort von der Dt. Herzstiftung.www. wissen-gesundheit.de: Das ist
das Gesundheitsportal von Dr. Gerhardt, mit ausgiebigen Infos auch zu
Herzrhythmusstörungen.www.biotronik.de/sixcms/detail.php/487: Hier gibt es sehr gute
Informationen zum Home Monitoring System und gute Patientenbroschüren zum
Herunterladen.Selbsthilfegruppe für Menschen mit einem Defibrillator: Herz in Takt,
Defi-Liga e.V., Ebbinghoff 8, 48624 Schöppingen, Tel.: 02555 / 984703, E-Mail:
[email protected], www.defi-liga.deDeutsche Herzstiftung e. V., Vogtstr. 50, 60322
Frankfurt am Main, Tel.: 069/955128-0, www.herzstiftung.de. Hier können Sie die
Broschüre "Herzrhythmusstörungen heute" bestellen, Nichtmitglieder erhalten sie
gegen Einsendung von 3 Euro in Briefmarken (Versandkostenpauschale), Mitglieder
können einfach anrufen oder über die Homepage anfordern. Die Auslieferung der
Broschüre erfolgt aber erst im November 2007.
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