Auzug aus: „Gebäudegeschichten“ Mira Pavlovic / Nicolas

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Auzug aus: „Gebäudegeschichten“
Mira Pavlovic / Nicolas Nußbaum (Abiturienten), Christoph v. Ehrenstein
[…]
1910 bewilligte der Landtag schließlich eine erste Rate von 1.400.000 Mark und so konnte ein
Jahr später mit dem Bau begonnen werden. Die östliche, an die Leopoldstraße grenzende Seite
des Gestüts, wurde unbebaut gelassen, während auf dem Gelände der ehemaligen Reitbahn das
Maximilians- und das Realgymnasium errichtet werden sollte. Nach 18 Monaten Bauzeit begann
am 18. September 1912 der Schulalltag in unserem heutigen Gebäude. Die Gesamtkosten
beliefen sich 2,2 Millionen Mark. Teile der Grundstückskosten wurden an die „Zentralanstalt zur
Erziehung und Bildung krüppelhafter Kinder“ gespendet, da diese dem Realgymnasium das
Gebäude an der Ludwigstraße überlassen hat. Auf über 2600 qm befanden sich nicht nur die
Klassenräume, sondern auch eine Wohnung für den Direktor (heute: Bibliothek) und den Pedell
(Hausmeisterwohnung auch damals im EG). Geheizt wurde mit einer Koksheizung, die über 60
Jahre in Betrieb bleiben sollte.
Eingang in Bau 1911
Eingang 1913
Entwurf und Bauleitung lagen bei Bauamtsassessor Karl Höpfel, der gerade das Haunersche
Kinderspital im Klinikviertel umgestaltet hatte. Nicht nur der 48 m hohe Turm, die
unterschiedlichen Eingänge und die Treppentürme der Turnhallenseite sollten ins Auge fallen.
Die prägnante Krümmung der Fassade gehörte ebenso zum architektonischen Konzept. Die
Fachzeitschrift Der Baumeister betonte im April 1913 in einem Artikel über die neuen
Schulgebäude die „abwechslungsreichen und anziehenden Straßenbilder“, die u.a. dadurch
geschaffen wurden. Der gezielte Einsatz von ´gekrümmten Straßen´ galt im erst 1893
geschaffenen Münchner Stadtgestaltungsbüro als besonders geeignetes Mittel zur Herstellung
´malerischer´ und ´kurzweiliger´ Stadtansichten. Eine erste Generation von Stadtplanern wie
Camillo Sitte oder Karl Henrici hatten diesen künstlerischen Aspekt moderner Stadtgestaltung
seit Anfang der 1890er Jahre betont und ihre Ideen wurden gerade im Münchner Bauamt gezielt
umgesetzt. Gleichförmigkeit und „Begradigungswahn“ (Karl Henrici) galt es zu vermeiden. Karl
Höpfel selbst formulierte es anlässlich der Einweihung der Schulgebäude so: „Das Streben des
Architekten ging dahin, neben voller Betonung des Zweckmäßigen, Einfachen, das bei
Gymnasialneubauten angebracht scheint, doch auch der architektonischen Schönheit innerhalb
der zur Verfügung stehenden Mittel ein gebührendes Gewicht beizulegen […] Deshalb musste
vor allem jeder Kasernismus aus dem Innern und Äußern der Baugruppe gebannt werden.“
(Festschrift zum Neubau 1912)
Im Inneren waren die Direktoren- und Lehrerzimmer sowie die Turnhallen mit einer
Holzvertäfelung versehen, die heute nur noch im Lehrerzimmer des Maximiliansgymnasiums zu
sehen ist. Im Hof wurde zur Auflockerung eine zentrale Baumgruppe um den Brunnen aus
Muschelkalkstein aufgestellt.
die JLehrerzimmer 1913
Turnhalle 1913
Die Festschrift zum Einzug im Jahre 1912 schließt mit den Worten: „Mit den Gymnasialbauten
ist dank der landesväterlichen Sorge seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten und der
Opferwilligen des Landtags die Möglichkeit geschaffen, ca. 1500 Schülern in beiden Anstalten
[auch im Max-Gymnasium] eine zeitgemäße und umfassende Ausbildung angedeihen zu lassen.
Die bedeutendsten Aufwendungen,
die gemacht wurden, werden sich wohl – so steht zu hoffen – bezahlt machen durch gesteigerte Arbeitsfreudigkeit
und Willensdrang der Schüler, die alle eine dankbare Erinnerung an die Stätte ihrer Gymnasialjugendzeit ins
Leben mit hinausnehmen mögen.“
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