REIS Thailands Exportschlager Buddha Sitzend, stehend

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Baedeker WISSEN
REIS Thailands Exportschlager
Buddha Sitzend, stehend, schreitend, liegend
STUPAS »Baut kleine Häufchen aus Sand…«
VIELVÖLKERSTAAT Karen, Hmong und Lahu
THAILAND
Baedeker Wissen
Baedeker Wissen
p Mönche betteln nicht
Baedeker Wissen...
i
... zeigt das etwas andere Thailand, etwa die Bedeutung der
Körperhaltungen Buddhas, die Vielfalt thailändischer Früchte oder
Elefanten bei der Arbeit.
e
r
eThailands Königshaus
König Bhumibol regiert Thailand seit
1946 und ist damit der dienstälteste
Monarch der Welt. Sein unermüdliches Engagement für seine
Untertanen hat ihm deren Verehrung
eingetragen – und den respektvollen
Beinamen »der Große«.
Seite 50
r Buddha-Darstellungen
o
bürgerlich
p
s Wappentier im Arbeitsdienst
Früher zogen die Thais mit Elefanten in
den Krieg, heute werden sie noch als
Arbeitstiere im Dschungel eingesetzt.
»Elefantenschulen« bereiten die Dickhäuter darauf vor, und Touristen haben
die Möglichkeit, zuzuschauen.
Seite 520
tReislieferant Nummer eins
t
s
a
u Von Ananas bis Rambutan
u
Für eine genießerische Obstdiät gibt
es keinen besseren Ort als Thailand
mit seinen vielen wohlschmeckenden
exotischen Früchten.
Seite 134
i Paradiesische Tauchgründe
Abtauchen und staunen: Die Unterwasserwelt dieses Landes beeindruckt mit Farben und (Hai-)fischen.
Seite 166
a Die »leichte Dame« wird
Rotlichtetablissements gibt es natürlich
noch immer in Pattaya. Die zwielichtigsten Zeiten des berühmten Badeortes, den einst amerikanische Soldaten für sich entdeckten, gehören aber
der Vergangenheit an.
Seite 428
Sitzend, stehend, schreitend, liegend,
das sind die häufigsten Darstellungen
des Buddha. Jeder Körperhaltung
ist eine Bedeutung zugedacht – und
sieben verschiedene Buddhastatuen
stehen für die sieben Wochentage.
Seite 62
Thailand ist zwar nur der fünftgrößte
Reisproduzent der Erde, trotzdem
aber der weltweit größte Reisexporteur. Alles über Anbau und Sorten.
Seite 130
Wie lebendig der Buddhismus in Thailand ist, zeigt sich nicht nur an seinen
rund 200 000 Mönchen. Die Bevölkerung ehrt die frommen Männer, indem
sie Lebensmittel spendet – und sich
eigenes Seelenheil davon erhofft.
Seite 384
o Dagobas, Stupas, Chedis
Die Linienführung des Chedi (in
Indien Stupa, in Sri Lanka Dagoba
genannt), einer der wichtigsten
Bestandteile buddhistischer Tempel,
variiert stark auf dem asiatischen
Kontinent – eine Studie über Formen
und ihre Bedeutung.
Seite 388
THAILAND
www.baedeker.com
Verlag Karl Baedeker
2
INHALT Top-Reiseziele
Top-Reiseziele
Thailand erwartet Sie! Das tropische Land, dessen traumhafte
Strände und paradiesische Inseln für viele Urlauber zum Synonym
für Sonne und Erholung in unserer kalten Jahreszeit geworden sind,
ist zugleich mit einer Fülle besonders sehenswerter Kulturdenkmäler
gesegnet. Nicht versäumen sollte man die ganz besonderen Highlights – sie sind hier aufgelistet.
grüner Gebirgsumgebung
Seite 380
tM M Nan
Großartige Landschaft und berühm­
te, ungewöhnlich reiche und bunte
Fresken im Wat Phumin
Seite 406
uM M Chiang Mai
Die »Perle des Nordens« gilt als
schönste Stadt Thailands.
Seite 261
iM M Lamphun
Wichtigster Tempel der Stadt ist der
Wat Phra That Haripunchai.
Seite 366
oM M Chom Tong
Der Tempel Wat Phra That soll
eine Buddha-Reliquie enthalten.
Seite 291
u
eM M Chiang Rai
Das »Tor zum goldenen Dreieck«
ist besonders wegen der herrlichen
Landschaft ein lohnendes Ziel.
Seite 282
rM M Mae Hong Son
Grenzstadt zu Myanmar mit üppig
Top-Reiseziele INHALT
pM M Lampang
Einer der am meisten verehrten
Tempel in ganz Thailand ist der Wat
Phra Kaeo Don Tao.
Seite 360
aM M Si Satchanalai
;M M Phimai
Die Ruinenstadt ist Thailands
größtes, besterhaltenes Zeugnis
der Khmer-Kunst.
Seite 445
;
»Zwillingsstadt« der ersten thailändischen Hauptstadt Sukhothai
Seite 494
sM M Phu-KradungNationalpark
Tropische Vegetation und eine
Vielzahl seltener Tierarten
Seite 470
dM M Ban Chiang
Sensationelle archäologische Funde
machten das Dorf weltberühmt.
Seite 209
f
<M M Ubon Ratchathani
Die »Königliche Stadt der Lotusblüte« ist das Tor zum berühmten
Khao Phra Viharn.
Seite 526
=M M Khao Phra Viharn
Eines der besten Beispiele der
Khmer-Architektur.
Seite 327
>M M Khao-Yai-Nationalpark
Üppig-grüne Dschungellandschaft
mit malerischen Wasserfällen und
idyllischen Seen
Seite 329
fM M Sukhothai
Historisches und kunsthistorisches
Zentrum der Sukhothai-Periode
mit eindrucksvollen Tempelruinen
Seite 504
?M M Lopburi
Königsstadt mit ruhmreicher Vergangenheit.
Seite 371
?
gM M Phitsanulok
Kunsthistorisch bedeutend ist der
Wat Phra Si Ratana Mahathat.
Seite 452
:M M Kamphaeng Phet
Hier stand eine der blühendsten
Städte des Sukhothai-Reichs.
Seite 309
3
4
INHALT Top-Reiseziele
{M M Ayutthaya
)M M Ko Chang
Bis zu ihrer Zerstörung durch die
Birmanen galt Ayutthaya weithin
als eine der schönsten Städte der
Welt. Heute findet sich hier eine
riesige Ruinenstätte.
Seite 195
yM M Bang Pa In
Ehemalige königliche Sommer­
residenz, auf einer Insel im Menam
Chao Phraya
Seite 247
z
Die drittgrößte Insel des Landes
wurde zum Ko-Chang-MarineNationalpark erklärt.
Seite 334
*M M Suratthani
Die umgebende Landschaft gilt als
eine der schönsten Südthailands.
Seite 517
+M M Nakhon Si Thammarat
Der Wat Mahathat ist einer der
ältesten Tempel des Landes.
Seite 401
-M M Phangnga
Stille Buchten und schroffe Felsen
an der Andamanensee
Seite 430
zM M Nakhon Pathom
Wichtigstes sakrales Bauwerk des
Buddhismus in Thailand: der Phra
Pathom Chedi
Seite 386
YM M Bangkok
Hier gibt es unverwechselbare
asiatische Hauptstadtatmosphäre,
dazu grandiose Museen, Märkte
und mehr als 400 Tempel.
Seite 211
ZM M Samut Prakan
Die »Ancient City« ist eines der
größten Freilichtmuseen der Welt.
Seite 483
(M M Phetchaburi
/M M Phuket
Thailands bekanntestes Ziel des
Massentourismus
Seite 458
&M M Ko Phi Phi
Badeparadies mit exotischen
Traumstränden
Seite 341
}M M Ko Tarutao
Top-Sehenswürdigkeit ist der
neoklassizistische Königspalast Phra
Nakhon Khiri.
Seite 440
Die Inselgruppe war einst Verbannungsort für politische Gefangene
– heute ist sie Nationalpark.
Seite 354
Ein Fest fürs Auge: schwimmender Markt in Bangkok
Reiseziele INHALT
5
6
INHALT Lust auf...
Lust auf...
... Thailand in all seiner Fülle – von quirligen Märkten über
weiße Strände und alte Tempel bis zu bunten Festen.
PRALLES LEBEN
• Weekend Market
in Bangkok
Hier gibt es nichts, was es
nicht gibt: Der Wochenendmarkt in Bangkok ist ein
Dorado für Souvenirsammler.
Seite 223
• Night Market
in Chiang Mai
Nicht verschlafen, dieses
allabendliche Spektakel!
Seite 268
Nachtmarkt in Hua Hin ▶
Auch auf dem Nachtmarkt im
mondänen Badeort gibt es
jeden Abend Souvenirs und
köstliche Leckereien.
Seite 306
LECKERES ESSEN
◀◀ Banyan Tree Hotel Bangkok
Dinner mit Aussicht: Auf dem
Dach im 61. Stock erwartet Sie ein
tolles Restaurant (nicht bei Regen).
Seite 214
• Cabbages & Condoms, Bangkok
Sehr preisgünstiges Thai-Essen,
besonderes Give away
Seite 221
• Kleine Snacks to go
Die Garküchen am Straßenrand
duften nicht nur verführerisch ...
Seite 125
INHALT Lust auf...
TRAUMHAFTE STRÄNDE
• Ko Tao
▶
Die malerischen, kleinen Inseln vor
Ko Tao sind schnell erreicht.
Seite 352
• Hua Hin
Schicke Strandschönheit, inklusive
Sommerresidenz des Königs
Seite 305
• Khao Lak
Der beliebte Badeort im Süden hat
nach dem Tsunami-Schock ins
Leben zurückgefunden.
Seite 324
ALTE TEMPEL
• Großer Palastbezirk in
Bangkok
Wohl die wichtigste Sehenswürdigkeit in der Hauptstadt
Seite 226
◀◀ Ruinenstadt Sukhothai
Geschichte hautnah erleben –
auf den Spuren des ersten
siamesischen Königs
Seite 504
• Ayutthaya mit dem Schiff
Wie einst: Die frühere
Hauptstadt erreichen Sie von
Bangkok aus auch per Boot.
Seite 195
FESTE FEIERN
• Lichterfest in Sukhothai
Unglaublich stimmungsvoll
und immer im November
Seite 141
• Songkhran
Das thailändische Neujahr
wird im März mit unzähligen
Spritzpistolen begrüßt.
Seite 141
◀◀ Pattaya Festival
Jedes Frühjahr geht es in der
quirligen Stadt richtig rund.
Seite 141
7
8
INHALT Inhaltsangabe
Hintergrund
14 Fakten
15 Natur und Umwelt
26
Special: Sintflut
im Paradies
35
Special: ElefantenSchicksal
39 Bevölkerung · Politik ·
Wirtschaft
46
Infografik: Thailand auf
einen Blick
50
Special: Thailands
Königshaus
61Religion
62
Infografik: Sitzend,
stehend, schreitend, liegend
80
Willkommen im Alltag
82 Geschichte
83 Immer unabhängig
96 Kunst und Kultur
97Kunstgeschichte
102 Bildende Kunst
104Theater
108Tanz
110 Traditionelle Sportarten
112 Berühmte
Persönlichkeiten
116 Special: Ein Leben im
Doppel
Erleben &
Geniessen
124 Essen und Trinken
125 Für Leib und Seele
128
Typische Gerichte
130
Infografik: Exportweltmeister in Sachen Reis
134
Special: Von Ananas bis
Rambutan
136 Feiertage · Feste ·
Events
137 Buddha ist allgegenwärtig
Schönes zum Mitnehmen: Souvenirladen im Norden Thailands
Inhaltsangabe INHALT
Mönch zu Füßen des 32 m hohen Buddhas im Wat Indrawihan, Bangkok
142 Mit Kindern
unterwegs
143 Nicht nur Baden im Meer
146 Shopping
147 Fundgruben und Fallen
154 Übernachten
155 Luxussuite oder
Strandhütte?
158 Urlaub aktiv
159 Von Meditation bis
Thai Boxen
166
Special: Tauchen –
Paradiesische Reviere
Touren
170Tourenübersicht
172 Unterwegs in Thailand
175 Tour 1: NordostthailandRundfahrt
178 Tour 2: Von Bangkok nach
Chiang Mai
181 Tour 3: Von Chiang Mai
ins »Goldene Dreieck«
183 Tour 4: Von Bangkok nach
Phuket
186 Tour 5: Von Pattaya
nach Trat
Reiseziele
von A bis Z
190 Ang Thong
192
Infografik: Der Gigant
Thailands
195 Ayutthaya (Phra Nakhon
Si Ayutthaya)
204
3D: Wat Phro Si Sanphet
209 Ban Chiang
211 Bangkok (Krung Thep
Phra Nakhon)
Preiskategorien
Restaurants
(Preis für ein Hauptgericht)
A A A A: Über 25 €
A A A: 15 – 25 €
A A: 10 – 15 €
A: bis 10 €
Hotels (Preis für ein DZ)
A A A A: Über 300 €
A A A: 176 – 300 €
A A: 101 – 175 €
A: bis 100 €
Hinweis
Gebührenpflichtige
Servicenummern sind mit einem
Stern gekennzeichnet: *0800....
9
10
INHALT Inhaltsangabe
247 Bang Pa In
250 Buri Ram
255Chaiya
257Chanthaburi
261 Chiang Mai
282 Chiang Rai
287 Chiang Saen
291 Chom Tong
294 Chonburi (Cholburi)
298Chumphon
301Fang
302
Infografik:
Vielvölkerstaat
305 Hua Hin
309 Kamphaeng Phet
314 Kanchanaburi
320
Special: Die Brücke
am Kwai
324 Khao Lak
327 Khao Phra Viharn
329Khao-Yai-Nationalpark
331 Khon Kaen
334 Ko Chang
336 Ko Lanta
338 Ko Pha Ngan
341 Ko Phi Phi
345 Ko Samet
(Ko Kae Phisadan)
347 Ko Samui
352 Ko Tao
354 Ko Tarutao
356 Ko Yao
357Krabi
360Lampang
366Lamphun
371Lopburi
380 Mae Hong Son
384
Special: Mönche betteln
nicht
386 Nakhon Pathom
388
Infografik:
Dagobas, Stupas, Chedis
393 Nakhon Phanom
396 Nakhon Ratchasima
(Khorat)
400 Nakhon Sawan
401 Nakhon Si Thammarat
406 Nan (Nang)
412Narathiwat
415 Nong Khai
417Nonthaburi
419 Pathum Thani
421Pattaya
428
Special: Eine Stadt
und ihr Ruf
430Phangnga
435Phattalung
438Phayao
440Phetchaburi
445Phimai
450
3D: Ruinenstadt Phimai
452Phitsanulok
456Phrae
458Phuket
470Phu-KradungNationalpark
472Prachinburi
474 Prachuap Khirikhan
477Ranong
480Ratchaburi
483 Samut Prakan
488 Samut Sakhon
489Saraburi
492Sattahip
494 Si Satchanalai
499 Si Thep
500Songkhla
504Sukhothai
506
Special: Erklärung
von Sukhothai
517Suratthani
518Surin
520
Special: Elefanten
– Wappentier auf
Dschungeltour
522Tak
524Trat
526 Ubon Ratchathani
(Ubol • Rubol)
529 Udon Thani
Inhaltsangabe INHALT
531 U Thong
532Uttaradit
533Yala
536Yasothon
Praktische
Informationen
540 Anreise Reiseplanung
547Auskunft
549Badeurlaub
549 Mit Behinderung
550Drogen
550Elektrizität
550Etikette
554Geld
555Gesundheit
557Literaturtipps
558Massage
558 Maße und Gewichte
558Medien
559Nationalparks
562Notdienste
562 Post Telekommunikation
564 Preise Vergünstigungen
565Reisezeit
565Sicherheit
566Sprache
574Straßenverkehr
577Verkehr
583Zeit
584Register
595atmosfair
596 Verzeichnis der Karten und
grafischen Darstellungen
597Bildnachweis
598Impressum
602
Kurioses Thailand
Ein Strandfischer bei der Arbeit am Kata Beach von Phuket
11
Hintergrund
Wissenswertes über das »Land der Freien«, über seine Bewohner,
ihre Religion, über Wirtschaft, Kunst, Geschichte und Alltagsleben
in einem modernen Staat mit langer Geschichte.
Fakten
Natur und Umwelt HINTERGRUND
15
Natur und Umwelt
Thailand liegt etwa in der Mitte von Südostasien und ist umgeben vom Indischen Ozean, der sich hier in Teilmeere, den
Golf von Thailand und die Andamanen-See, gliedert. Großstadthektik und Tourismushochburgen gehören ebenso zum
Landesbild wie abgelegene Bergdörfer und kleine Provinzstädtchen. Ganz nebenbei ist Thailand ein florierender moderner Staat, und die besondere Gastfreundschaft seiner Bewohner wird seit Langem weithin gerühmt.
Thailand grenzt im Nordwesten und Westen an Myanmar (seit 1989
der Staatsname für Birma), im Norden und Nordosten an Laos, im
Südosten an Kambodscha und im Süden an Malaysia. Das thailändische Staatsgebiet ist mit einer Fläche von 513 115 km² etwa eineinhalb Mal so groß wie Deutschland. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung misst 1620 km, von Osten nach Westen sind es 780 km. Die
schmalste Stelle Thailands findet man bei Prachuap Khirikhan mit
nur 13 km Luftlinie zwischen dem Golf von Thailand und der Grenze zu Myanmar; der Isthmus von Kra auf der Malaiischen Halbinsel
ist nur 64 km breit. Die Küstenlänge Thailands beträgt am Golf von
Thailand 1875 km und am Indischen Ozean 740 km.
Vier Länder
als Nachbarn
Die vielgestaltige Topografie Thailands kann in fünf Großräume
unterteilt werden, von denen jeder seinen eigenen landschaftlichen
Reiz besitzt. Das Landschaftsbild ist auch erheblich von den Klimazonen geprägt: Während es im Süden keine ausgesprochene Regenzeit gibt – der Regen fällt hier das ganze Jahr über gleichmäßig –,
wird der Norden vom deutlichen Wechsel der Jahreszeiten geprägt.
Dementsprechend unterscheidet sich auch die Vegetation. Während
man es im Süden zur Malaiischen Halbinsel hin zu jeder Jahreszeit
mit immergrünen Tropenwäldern und schier endlosen Gummibaum-Plantagen zu tun hat, macht eine ausgesprochene Dürrephase von Februar bis Juni das zentrale und das nordöstliche Thailand
zumindest auf den ersten Blick wenig attraktiv.
Fünf landschaftliche
Großräume
Zentralthailand
Der Kernraum Zentralthailands, das sich vom Meer etwa 270 km
nach Norden erstreckt, ist das sog. Menam-Becken mit dem Fluss
Menam Chao Phraya, der Thailand in nord-südlicher Richtung
Farbenprächtige Boote im Hafen von Songkhla
Großes
Flussdelta
16
HINTERGRUND Natur und Umwelt
Natur und Umwelt HINTERGRUND
17
durchströmt und in einem breit gefächerten Delta (ca. 20 000 km2)
in den Golf von Thailand mündet. Der Fluss, der als Lebensader des
ganzen Landes gilt, entsteht aus den Zuflüssen Ping, Yom und Nan,
die sich bei Nakhon Sawan vereinen; er löst sich jedoch schon bald
wieder in eine Vielzahl von Seitenarmen auf und bildet etwa in der
Mitte des Zentralbeckens sein Delta aus. Im Süden öffnet sich das
Becken zum Meer, die anderen Seiten werden von Gebirgen begrenzt: im Westen von der Zentralen Kordillere (Tanen Tong Dan),
die sich vom Gebirgsland Nordthailands ausgehend nach Süden bis
zur Malaiischen Halbinsel erstreckt, im Norden vom Gebirgsland
und im Osten von den Randbereichen des Khorat-Plateaus.
Das Menam-Becken selbst ist geomorphologisch zweigeteilt: Eine
Hügelzone mit Erhebungen bis zu 500 m ü. d. M. bildet den Übergang zum Gebirgsland Nordthailands, während der Hauptteil des
Beckens durch eine Aufschüttungsebene gebildet wird. Nur selten,
etwa bei Lopburi, ragen steilwandige Karstkegel aus der Ebene auf.
Die zentrale Ebene ist geologisch jüngeren Datums. Sie entstand
v. a. durch die riesigen Mengen von Sedimenten, die vom Menam
Chao Phraya herangeführt werden und dafür sorgen, dass das Flussdelta verlandet und sich jedes Jahr etwa 5 bis 6 m in den Golf von
Thailand vorschiebt.
Faszinierende
Geologie
Die breite Talzone wird auch durch Hügel- und Terrassenlandschaften bestimmt, die mit ihren fruchtbaren Alluvialböden seit
Langem v. a. zum Reisanbau intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Typisch für diese Landschaft sind die Haufendörfer mit ihren
wegen der ständigen Überschwemmungsgefahr auf Pfählen erbauten
Holzhäusern. Durch die Lage des Menam-Beckens (Bangkok liegt
lediglich 2 m über dem Meeresspiegel!) sind die Gezeiten bis weit ins
Land hinein zu bemerken. Während des Monsunregens im Oktober
und November sind die Ebene und Teile von Bangkok häufig überschwemmt. Auf lange Sicht gilt die thailändische Hauptstadt als
höchst gefährdet, wenn durch weiteres Abschmelzen der Polareiskappen der Meeresspiegel ansteigt.
Vom Wasser
bedroht
Nordthailand
Der Norden des Landes lässt sich vereinfacht durch den 17. Grad
nördlicher Breite vom übrigen Staatsgebiet abgrenzen. Er wird von
Ausläufern der bis zur Malaiischen Halbinsel reichenden Hinterindischen Hochgebirgsketten bestimmt, deren höchste Erhebung, der
Doi Inthanon, 2565 m ü. d. M. erreicht, er ist gleichzeitig der höchste Berg Thailands. In den Tälern Nordthailands fließen die Flüsse
Nan, Yom, Ping und Wang nach Süden. Zwischen den Bergketten
Berge
und Täler
18
HINTERGRUND Natur und Umwelt
sind zahlreiche größere und kleinere windgeschützte Becken eingebettet, die überaus günstige Voraussetzungen für eine ertragreiche
Landwirtschaft bieten. Allerdings müssen wegen der sehr unterschiedlichen Niederschlagsmengen große Teile der Reisfelder künstlich bewässert werden.
Geologie
Nordthailands
Die Gesteinsgrundlage Nordthailands wurde im Erdaltertum geschaffen. Das Relief wird durch zwei unterschiedliche geologische
Strukturen gestaltet, die auf verschiedenen Gebirgsbildungsvorgängen beruhen. Paläozoische Kalke
und metamorphe Schiefer nehmen
weite Flächen ein; wo Kalke das Gebirge bilden, wird das Relief durch
schroffe Felsen mit vielen Höhlen
und Kavernen geprägt. Dieses alte
Gebirge wurde während der Aufwölbung des Himalaya im Tertiär
noch einmal gehoben. Dabei drang
vulkanisches Magma, das zu Granit erstarrte, nach oben und bildete
flache Gebirgskuppen, wie etwa den
Doi Inthanon.
Siedlungszentren sind vorzugsweise die Talebenen und die
intramontanen Becken. Der Großteil der Bevölkerung lebt hier freilich nicht in Städten, sondern in
Dörfern. Eine Ausnahme bilden die
Im Doi Phuka National Park
in etwa 3000 vorwiegend in unwegsamem Gelände verstreuten Siedlungen lebenden Bergstämme der Akha, Lisu, Yao, Meo und Karen.
Nur wenige von ihnen konnten durch spezielle Regierungsprogramme sesshaft gemacht werden, viele blieben ihrer jahrhundertelangen
Tradition der Wanderbauern treu: Sind die Böden nach Jahren der
Bestellung und der Ernte ausgelaugt, ziehen sie weiter und suchen
neue Gebiete. Dabei bedienen sie sich auch der Brandrodung, was
zur weiteren Verkarstung führt.
Südostthailand
Tropenwald
und Bergland
Tropenwald, eine etwa in west-östlicher Richtung verlaufende Talsenke und ein parallel zur Küste verlaufendes Bergland, die allmählich ineinander übergehen, kennzeichnen den südöstlichen Landesteil. Bestimmt wird er durch immergrünen Regenwald und durch
Natur und Umwelt HINTERGRUND
WISSEN
das bis zu 1600 m hohe Bergland,
Teure Abkürzung
das aus den Graniten des alten indo-chinesischen Sockels besteht.
Würde man am nur 64 km breiten
Eine stark gegliederte Küste mit
Isthmus von Kra einen Kanal
tief eingeschnittenen Buchten und
stechen, verringerte sich der
vielen Inseln verschiedenster Größe
Seeweg von Küste zu Küste um
sind ebenfalls typisch für diese
1300 km. An die Realisierung
Region. Günstige Bedingungen
eines solchen Planes, der seit
herrschen hier für den Fischfang,
vielen Jahren immer wieder diswovon die vielen Fischerdörfer entkutiert wird, ist jedoch wegen der
lang der Küste zeugen. Hier findet
immensen Kosten in Milliardender Thailand-Besucher das, was er
höhe kaum zu denken.
sich unter tropischen Traumstränden vorstellt. Kaum eine andere Region Thailands ist deshalb verkehrstechnisch und touristisch so gut
erschlossen wie der Südosten; wie Perlen an einer Kette reihen sich
hübsche Badeorte entlang der Küste, darunter das bekannte
Pattaya: Wo in den 50er Jahren nur einige Fischer lebten und sich
während des Vietnamkriegs in der Nähe stationierte GIs erholten,
machen heute Gäste aus aller Welt Urlaub. Auch wirtschaftlich gewinnt die Region durch den 2006 eröffneten Großflughafen Suvarnabhumi Airport an Bedeutung. Aber auch der Bergbau ist wichtig
für den Südosten: Die Region um die Stadt Chanthaburi ist das Zentrum der Edelsteingewinnung; Rubine und Saphire werden hier
im Schachtbau gefördert oder aus dem Flusssand ausgewaschen.
Nordostthailand
Östlich der Menam-Flussebene steigt das überwiegend trockene
Khorat-Plateau (durchschnittliche Höhe 200 m ü.d.M.) mit seinen
charakteristischen roten Sandstein- und Tonschieferformationen
auf. Das Plateau, dessen West- und Südrand durch Bergketten deutlich markiert ist (im Westen Dong Phaya Yen, im Süden Phanom
Dong Rak) und dessen höchste Erhebung die 1300-m-Marke erreicht, ist ostwärts sanft in Richtung Mekong abgesenkt.
Trockenes
KhoratPlateau
Spätpaläozoische und mesozoische Kalke wechseln mit roten mesozoischen Sandsteinen und Tonschiefern. Die Kalke sind wasserdurchlässig; die Sandsteine sind teilweise zu der für die Tropen
typischen Roterde verwittert. Der Boden ist wenig fruchtbar, weshalb
diese Region oft als das »Armenhaus Thailands« bezeichnet wird. Die
ursprüngliche Vegetation – schütterer Wald, offene Savanne und
Grassteppe – ist noch teilweise erhalten. Die breiten Flusstäler werden in der Regenzeit fast vollständig überschwemmt, was den Reisund Juteanbau begünstigt.
Das
»Armenhaus
Thailands«
19
20
HINTERGRUND Natur und Umwelt
Die Kalkfelsen, die als Inseln aus der Andamanensee ragen,
sind Gipfel »ertrunkener« Gebirge.
Westthailand
Berggrenze
zu Myanmar
Im Westen bildet die zentrale südostasiatische Gebirgskette Tanen
Tong Dan mit Erhebungen von weit über 2000 m ü. d. M. die
natürliche Grenze zum Nachbarstaat Myanmar, dem ehemaligen
Birma. Sehr beeindruckend ist die Bergkette Khao Sam Roi Yot (»Gebirge der 300 Gipfel«) südlich von Hua Hin.
Südthailand
Der Rüssel
des Elefanten
Die Gestalt Thailands ist oft mit einem Elefantenkopf verglichen
worden; in diesem Bild wäre Südthailand der Rüssel. Es bildet den
Nordteil der lang gestreckten Malaiischen Halbinsel, ihr Gebirgsrückgrat ist die Fortsetzung der meridional verlaufenden Ketten
Natur und Umwelt HINTERGRUND
21
Nordthailands. Die Menam-Ebene mit ihrem westlichen Gebirgsvorland begrenzt das Gebiet im Norden, im Westen bildet das kaum
erschlossene, bis 1500 m hohe Tenasserim-Gebirge die natürliche
Grenze zu Myanmar, im Süden das Gebirge San Kara Khiri die zu
Malaysia. Die Halbinsel trennt zwei Ozeane voneinander; der Golf
von Thailand bildet mit dem Südchinesischen Meer einen Teil des
westlichen Pazifiks, während im Westen das Andamanische Meer ein
Randmeer des Indischen Ozeans ist.
WISSEN
Der geologische Aufbau dieser Landschaft ist fast der gleiche wie in Geologie
Nordthailand, das von Ausläufern der Gebirgsketten bestimmt wird. Südthailands
Auf einem Granitsockel wurden Kalksteine abgelagert; wo der Granit die Oberfläche bildet, was durch tektonische und Abtragungsvorgänge oft der Fall ist, sind flache
Mächtiger Mekong
Kuppen ausgebildet. In Kalkgebieten beherrschen hingegen schroffe
Der Mekong ist der zehntlängste
Felstürme die Landschaft. Diese
Fluss der Erde. Er bildet über etwa
Felstürme werden von Geologen als
430 km den Grenzfluss zwischen
tropischer Kegelkarst bezeichnet;
Thailand und Laos und umfasst
ihre Entstehung hängt mit dem
ein Einzugsgebiet von mehr als
feuchtwarmen Klima zusammen.
800 000 km². Der Mekong entDie flache Oberseite ist fast immer
springt im Hochland von Tibet in
von dichter Vegetation überzoetwa 3000 m Höhe und fließt auf
gen, während die Wände meist so
einer Länge von 4500 km südöststeil sind, dass das blanke Gestein
lich durch die Provinz Yun-Nan
sichtbar wird. In jeder kleinen Unbis hinunter nach Vietnam und
ebenheit haben sich jedoch Pflanzum Südchinesischen Meer, in das
zen angesiedelt. Die markanten
sein mächtiges Delta mündet. Mit
Felstürme werden oft zum Fuß hin
mehr als 1300 Fisch-, Vogel- und
schlanker; der Grund dafür ist, dass
Reptilienarten zählt er zu den
das herablaufende Regenwasser das
artenreichsten Flüssen der Erde.
Gestein angreift und immer wieder
Überhänge abbrechen.
Die Küsten sind stark durch geologische Vorgänge geprägt. Die Westküste besitzt zahlreiche Buchten und Inseln aus steilwandigen Kalkfelsen. Reizvoll und für den Tourismus sehr gut erschlossen ist auch
die Ostküste mit ihren breiten Sandstränden.
Breite Strände
im Osten
Faszinierend ist die Inselwelt Thailands, beispielsweise vor Phuket
oder Phangnga. Sie entstand durch eine Kippung der Malaiischen
Halbinsel, wobei der westliche Teil versank, der östliche sich hingegen hob. In der Andamanensee »ertranken« bei diesem
tektonischen Vorgang ganze Gebirgszüge, nur die mit dichtem
Dschungel überwachsenen Spitzen der Kalksteinfelsen ragen als
Inseln aus dem Meer.
Malerische
Inselwelt
22
HINTERGRUND Natur und Umwelt
Reiche
Zinngruben
Die reichen Zinnvorkommen im Süden Thailands sorgten bis zum
Verfall des Zinnkartells zu Beginn der 1950er Jahre für wirtschaftlichen Wohlstand, von dem auf Phuket heute noch zahlreiche herrschaftliche Gebäude zeugen. Nach dem Rückgang der Zinnpreise auf
dem Weltmarkt und der damit verbundenen Schließung zahlreicher
Zinnminen kümmerte man sich wenig um die Wiederauffüllung der
Gruben. Sie sind bis heute unschöne Flecken in einer sonst äußerst
attraktiven Landschaft geblieben.
Flüsse
und Seen
Das Khorat-Plateau wird vom Fluss Mun durchzogen, der zum
Mekong fließt, der Lebensader des kontinentalen Südostasiens. An
seinen nördlichen Zuflüssen wurden Staudämme errichtet, die der
Bewässerung wie der Stromerzeugung dienen – die gewonnene
Energie wird über Freileitungen z. T. bis in die Hauptstadt Bangkok
transportiert. Der Mekong kann wegen seiner tückischen StromHochhäuser und Sakralbauten: modernes Bangkok
Natur und Umwelt HINTERGRUND
23
schnellen und der relativ geringen Tiefe kaum für die Schifffahrt
genutzt werden. Auch treffen hier die unterschiedlichen Weltanschauungen und Gesellschaftsordnungen von Thailand und Laos
aufeinander. In Thailand gibt es nur wenige Seen von nennenswerten
Ausmaßen, als größter See gilt der bis zu 20 km breite und fischreiche Thale Sap bei Songkhla (deshalb wird er auch Songkhla-See
genannt). Er ist eigentlich eine Lagune, die zunächst Salz-, später
dann, im Landesinneren, Süßwasser führt. Im Thale Sap gibt es
mehrere Inseln und zwei Vogelschutzgebiete.
Zum Zwecke der Bewässerung landwirtschaftlicher Gebiete wurden
fünf Talsperren errichtet, diese speisen sich aus den Flüssen, die
Thailand durchziehen. Größter Stausee ist der nach der Gattin des
thailändischen Königs benannte Königin-Sirikit-Staudamm, etwa
45 km nördlich von Uttaradit. Die Staumauer ist 169 m hoch und
810 m lang, im oberen Teil besitzt sie eine Breite von 12 m. Der Stausee hat eine Fläche von fast 250 km², an den Ufern gibt es einige
Pfahlbausiedlungen, deren Bewohner vom Fischfang leben.
Wichtige
Talsperren
Die thailändische Hauptstadt Bangkok liegt in der Tiefebene des
Menam Chao Phraya im Schnittpunkt der vier Hauptregionen des
Landes, dem Nordwesten (Pak Nya), dem Nordosten (Isaan), dem
Südosten (Pak Dai Towan Org) und dem Südwesten (Pak Dai). Seit
1782, dem Jahr der Machtübernahme durch General Chakri, dem
späteren König Rama I. und Begründer der Chakri-Dynastie, ist
Bangkok die Kapitale des Königreichs Thailand. Bis dahin galt Thonburi am gegenüberliegenden Ufer des Menam Chao Phraya als
Hauptstadt. Durch die Zusammenlegung Thonburis mit Bangkok in
den 1970er-Jahren hat sich die Stadt explosionsartig ausgedehnt und
umfasst nun eine Fläche von etwa 6500 km2, auf der schätzungsweise etwa 10 Millionen Einwohner leben.
Hauptstadt
Bangkok
Das natürliche Gleichgewicht in Thailand ist seit vielen Jahren nachhaltig gestört. Ungehemmter Einschlag von Tropenhölzern trug dazu
bei, dass es immer wieder zu verheerenden Hochwassern kommt:
Zuletzt im November/Dezember 2011, als weite Landstriche in Zentralthailand unter Wasser standen, auch die Hauptstadt Bangkok von
den Wassermassen bedroht war und zeitweise der Notstand in
einigen Provinzen ausgerufen werden musste. Zwar sind die Bemühungen der Regierung unverkennbar, unkontrollierte Eingriffe in die
Natur zu unterbinden, auch gibt es ein königliches Dekret, das den
Einschlag von Tropenhölzern verbietet. Nicht zu verhindern sind
jedoch illegale Abholzungen, die Folge sind Bodenerosionen, die
die Aufnahmefähigkeit von Regenwasser vor allem während der
Monsunzeit reduzieren. Wiederaufforstungsmaßnahmen gibt es
zwar, doch werden die Erfolge noch lange Zeit auf sich warten lassen.
Umwelt- und
Naturschutz
24
HINTERGRUND Klima
Klima
Fast immer heiß, fast immer schwül: Reisen nach Thailand
können anstrengend sein für den Organismus. Kühler wird es
nur in den Bergen und in ganz Thailand im Winter.
Drei
Regenzeiten
Thailand hat ein tropisches Sommerregenklima mit nahezu gleichbleibend hohen Temperaturen. Deutlich ist der jahreszeitliche
Wechsel der Niederschläge, der durch die Monsunströmung über
Südostasien ausgelöst wird. Es gibt drei Regenzeiten: die Sommermonsunzeit (Mai – Oktober), die Wintermonsunzeit (November –
Februar) und die Zwischenmonsunzeit (März – Anfang Mai). Anfang
und Ende sowie Verlauf der Monsunphasen können unterschiedlich
sein. Das gilt besonders für El-Niño-Jahre, in denen sich die Luftdruckverhältnisse im südpazifisch-südostasiatischen Raum grundlegend umstellen. Regional verschieden, beträgt die Sonnenscheindauer ca. 2400 bis 2800 Stunden im Jahr. Trocken und sonnig ist das
Wetter vor allem in den Wintermonaten.
Regionale
Unterschiede
Die Jahresniederschläge reichen von rund 1000 Litern in einzelnen
Tälern Nordthailands bis zu 3000 Litern im südöstlichen Bergland.
Von Mai bis Oktober bringt der Sommermonsun aus Südwesten fast
dem ganzen Land ergiebige Niederschläge. Er erreicht die Westküste gewöhnlich um den 10. Mai und zwei Wochen später die Grenzregion zu Laos und Kambodscha. Von November bis Februar sorgt
der trockene Wintermonsun für niederschlagsarmes Wetter mit viel
Sonnenschein. Nur an der Ostküste der Malai­ischen Halbinsel löst
er durch die über dem Golf von Thailand aufgenommene Feuchtigkeit eine winterliche Regenzeit aus. Wenig Wind, große Hitze und
häufige Gewitter sind typisch für die Zwischenmonsunzeit von März
bis Anfang Mai. Bei schweren Gewittern können sintflutartige Regengüsse mit 50 bis 60 Liter/Stunde niedergehen. Nach der winterlichen Trockenzeit werden diese ersten Frühjahrsniederschläge
(»Mango-Rains«) in der Landwirtschaft sehnlichst erwartet. Spitzenniederschläge fallen im Mai, September und Oktober an jeweils
bis zu 22 Tagen. Die Monate von November bis März sind, vor allem
in den nördlichen und östlichen Gebirgstälern, extrem trocken. Tropische Wirbelstürme sind selten und betreffen nur Südthailand.
Gewaltiger
Monsun
Der Monsun (Urspr. vom arab. mausim = für die Seefahrt geeignet)
ist ein jahreszeitlich wechselnder Wind, der als Südwest- (Sommer)
bzw. Nordostmonsun (Winter) besonders um den Indischen Ozean
vorkommt. Auslöser des südostasiatischen Monsuns ist eine »Luftdruckwippe« zwischen Asien und Australien. Im Nordsommer bil-
Klima HINTERGRUND
25
WISSEN
Tsunami
Sintflut im Paradies
Am 26. Dezember 2004 um 1.58 Uhr mitteleuropäischer Zeit (7.58 Uhr
Ortszeit) erschütterte das zweitstärkste jemals registrierte Erdbeben mit
der Magnitude 9,3 auf der nach oben offenen Richterskala den Meeresgrund in ca. 40 km Tiefe knapp südwestlich der Nordspitze von Sumatra. Die freigesetzte Energie war so gewaltig, dass der Erdball noch einen Tag lang vibrierte. Der nachfolgende Tsunami verwandelte weite
Küstenstriche Südostasiens in eine Katastrophenregion.
Mehr als 220 000 Menschen fanden
in dem bis zu 30 Meter hohen Tsunami (japan. »tsu« = Hafen und
»nami« = Welle) den Tod. Hunderttausende erlitten Verletzungen
und mehr als drei Millionen Menschen in den von der Naturkatastrophe am härtesten betroffenen
Küstenregionen von Nordwest-Sumatra, den Inseln der Andamanen
und Nikobaren, außerdem in Thailand, Sri Lanka und Südostindien
wurden obdachlos.
Erdbebengebiet
Sumatras Westküste ist für Erdbebenforscher eine besondere Region. Hier treffen zwei tektonische
Erdplatten aufeinander. In einer
sogenannten
Subduktionszone
schiebt sich die Indisch-Australische Platte mit einer Geschwindigkeit von zehn Zentimetern pro Jahr
nach Osten unter die Eurasische
Platte, auf der auch Sumatra liegt.
Das geht nicht reibungslos vonstatten. Immer wieder verhaken sich
die Gesteinsplatten ineinander,
wobei die oben liegende Eurasische Platte nach unten gezogen
und in Richtung Osten verbogen
wird. Diese Knautschzone am Meeresgrund wird durch den Sundagraben markiert. Am Morgen des
26. Dezember 2004 erreichte die
fast 200 Jahre lang angestaute
Spannungsenergie einen kritischen
Schwellenwert. Auf einer Fläche
von 100 000 km² riss die Kontaktfläche beider Platten urplötzlich
auf. Schlagartig, wie bei einer gespannten Feder, schnellte der Rand
der Eurasischen Platte auf 500 km
Länge bis zu 13 m nach Westen in
seine Ausgangslage zurück. Gleichzeitig hob sich der Ozeanboden
um zwei bis drei Meter und mit
ihm die darüber liegende Wassersäule. Gigantische Wassermassen
gerieten in Bewegung. Eine asymmetrische Front aus Wellenbergen
und Wellentälern breitete sich mit
einer Geschwindigkeit von rund
700 km/h nach allen Richtungen
aus. Innerhalb der nächsten zehn
Stunden erschütterten 15 weitere,
heftige Nachbeben den Meeresgrund und rissen die Bruchzone bis
auf 1000 km auf.
Hohe Wellenfronten
Schon 15 Minuten nach dem großen Schlag brachen mehr als zehn
Meter hohe Wellenfronten über
die Küste der Provinz Aceh auf
Nordsumatra und die zu Indien gehörenden Inseln der Nikobaren
und Andamanen herein. 30 Minuten später erreichten die Wellen
die Westküste Thailands und nach
27
zwei bzw. dreieinhalb Stunden Sri
Lanka und die Malediven. Fast
zehn Stunden nach ihrer Entstehung fand die Flut mit immer noch
meterhohen Wellen an der afrikanischen Ostküste ihr Ende. Verheerende Wirkung
In Thailand waren die Küsten der
sechs Südprovinzen Satun, Trang,
Krabi, Phang Nga, Ranong und
Phuket betroffen. Mit voller Wucht
überrollten die Wassermassen die
Traumstrände der dem Festland
vorgelagerten Inseln. Viele Urlaubsparadiese, insbesondere Khao
Lak, Phi Phi Don und Phuket, wurden in kürzester Zeit aufs Nachhaltigste verwüstet. Mehr als 2500
Thailänder und ebenso viele Touristen, darunter mindestens 537
Deutsche, ließen in den gewaltigen Fluten ihr Leben.
Die Zerstörungskraft des Tsunami
war von Bucht zu Bucht sehr unterschiedlich. Der Grund: eine stark
gegliederte Küstenlinie und die
unterschiedliche Form des Küstenvorfelds, wodurch die Kraft der anlaufenden Wasserberge gemindert
oder verstärkt wurde. An vorspringenden Außenküsten verteilte sich
die Wellenenergie, während sie in
flachen Buchten mit Sandstränden
noch gebündelt wurde.
Frühwarnsystem
Nicht jedes Beben löst einen Tsunami aus. Kritisch wird es ab Stärke 7.
Dabei hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen von der
Wassertiefe ab. Im tiefen Ozeanbecken (durchschnittlich 5000 m) erreichen sie eine Geschwindigkeit
bis zu 800 km/h, im Küstenbereich
nur noch etwa 10 km/h. In seichten
Gewässern werden die schwingenden Wassermassen in ihrer Vorwärtsbewegung gebremst. Die
Wellenkämme rücken immer näher zusammen und steilen sich auf,
mit verheerenden Folgen.
Durch ein Frühwarnsystem, wie es
im Pazifik schon seit Jahrzehnten
existiert, wären die Opferzahlen
erheblich geringer gewesen. Schon
drei Wochen nach der Katastrophe
beschlossen
Indonesien
und
Deutschland, ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean aufzubauen. Verantwortlich für
die Entwicklung des Projekts zeichnete das renommierte GeoForschungsZentrum in Potsdam. Sein
weltweit anerkanntes ErdbebenÜberwachungsnetz bildet die
Grundlage des Warnsystems. Regionale Messwerte von Land, aus
dem Meer und von Satelliten sowie
über Deformationen am Meeresgrund liefern Ergänzungen. Um
Fehlalarme zu vermeiden, muss ein
Tsunami auch ozeanographisch erfasst werden. Dazu dienen Druckpegel am Ozeanboden und spezielle GPS-Bojen, die an strategisch
wichtigen Punkten verankert werden. Hinzu kommen Beobachtungen von neun Pegelstationen an
den umliegenden Insel- und Festlandsküsten. Alle Daten laufen
zeitgleich in nationalen bzw. lokalen Warnzentren zusammen. Hier
wird mit Hilfe von Computersimulationen die wahrscheinliche Höhe
und Zerstörungskraft eines Tsunamis für gefährdete Küstenabschnitte berechnet. Im Ernstfall ist
der automatisch ausgelöste Alarm
dann nur Minutensache.
HINTERGRUND Pflanzen und Tiere
det sich durch die hohe Sonneneinstrahlung über dem subtropischen
Asien ein Hitzetief, dem südlich des
Die tropische Sonne hat eine
Äquators über Australien ein Hochungeheure Intensität, der man
druckgebiet gegenübersteht. Umgesich nicht ungeschützt längere
kehrt entwickelt sich im Nordwinter
Zeit aussetzen sollte! Während
durch Ausstrahlung über dem asiamittags bei senkrechtem Sonnentischen Kontinent ein Kältehoch,
stand ein großer Sonnenhut ausdessen nordaustralischer Gegenpart
reicht, um den ganzen Körper zu
ein sommerliches Hitzetief ist. Zwischützen, muss man sich in den
schen beiden Systemen besteht über
Zeiten davor und danach wegen
den Äquator hinweg ein Druckgeschräg einfallender, aber doch
fälle, das sich im Halbjahresrhythintensiver Strahlung besonders in
mus umkehrt. Die MonsunströAcht nehmen.
mung sorgt für Luftdruckausgleich.
Von der Coriolis-Kraft abgelenkt, weht der Sommermonsun über
Thailand aus südwestlichen, der Wintermonsun dagegen aus nordöstlichen Richtungen.
Achtung Sonne!
TIPP
28
Schwüle
Hitze
Die feuchte Hitze stellt fast das ganze Jahr über höchste Anforderungen an den Kreislauf. Unter dem Treibhausklima haben vor
allem das Menambecken mit der Hauptstadt Bangkok sowie Südthailand abseits der Küsten zu leiden. Tagestemperaturen von 30 bis 35 °C
oder sogar 40 °C (März und April), und Nachtwerte kaum unter 23
bis 25 °C sind nur für gesunde Menschen längere Zeit erträglich. Angenehmere Bedingungen findet man im Bergland und in ganz
Thailand im Winter. In den Bergtälern von Nord- und Ostthailand
kann es im Januar und Februar sogar frisch werden. Das Meer ist mit
27 bis 30 °C immer sehr warm (“Praktische Informationen, Reisezeit).
Pflanzen und Tiere
Exotische Blüten, exotische Lebewesen: In Thailand gedeiht
die größte Blüte der Welt, die allerdings faulig riecht. Und
neben Tapiren und Tigern gibt es auch »Kampffische«.
Flora
Urwald und
Reisfelder
Die Vegetation Thailands wird im Wesentlichen durch zwei Arten
von Biotopen bestimmt: Ist es in den nördlichen und südlichen
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