Spielzeitheft 2010.2011 - Staatsschauspiel Dresden

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Staatsschauspiel Dresden
Spielzeit 2010. 2011
Weiter im Repertoire: Don Carlos
Matthias Reichwald (Marquis Posa), Christian Friedel (Don Carlos)
Weiter im Repertoire: Der goldne Topf
Cathleen Baumann (Serpentina / Angelika / Hexe), Sebastian Wendelin (Student Anselm)
Weiter im Repertoire: Adam und Evelyn
Karina Plachetka (Evelyn) , Doreen Fietz (Ein Engel), Benjamin Höppner (Adam) , Anna-Katharina Muck (Ein Engel)
Vorwort
Werte Zuschauerinnen und Zuschauer,
liebe Freunde des Staatsschauspiels,
10.11
Theater reflektiert Geschichte, es stellt sich den Kämpfen
und Debatten der Gegenwart und durchdenkt und erfühlt Möglichkeiten von Zukunft. Es muss nicht recht
haben, sondern kann verschwenderisch und leichtfertig,
ab- und einseitig, parteiisch und subjektiv, verbissen
und spielerisch Modelle und Abenteuer des Lebens ausprobieren und bestehen. Das ist sein Privileg. Es kann in
dieser durchökonomisierten Gesellschaft „das Andere“
sein: radikal und nicht immer effektiv. So wie die Gesellschaft die Mitte sucht, so meidet die Kunst sie.
Zu Beginn einer neuen Intendanz erinnert man noch einmal die Grundsätze der eigenen Theaterarbeit, schon
überlagert von der Vorfreude und der Neugier auf eine
Stadt, erfüllt von der Erwartung vieler neuer Begegnungen. Man möchte einerseits eingehen auf die Historie einer Gesellschaft und sich in die Tradition eines Hauses
stellen. Andererseits natürlich das Theater neu gestalten,
die Vielfalt der Erzählweisen und Formen schillern lassen, so wie sie die Spieler und Regisseure, Bildner und
Mu­siker jeden Tag überraschend neu erfinden. Ein schönes Paradoxon, wie es wohl nur in der Kunst auflösbar
sein kann.
Und mit dem Projekt „Vùng biên gió’i“ der Gruppe Rimini
Protokoll überschreiten wir die Grenze nach Tschechien
und suchen die Zusammenarbeit mit dem Prager Festival des deutschsprachigen Theaters und dem Nationaltheater Prag.
Die Grenzen in der Kunst sind fließend, und Dresden ist
ei­ne offene, tolerante und einladende Stadt in der Mitte
Europas.
Gerne möchten wir auch das Theater für die Dresdner
weiter öffnen und sie nicht nur einladen, als Zuschauer
eine andere Welt auf der Bühne zu erleben, sondern auch
ihre eigene Welt auf die Bühne zu tragen. Im Kleinen Haus
wird „Die Bürgerbühne“ den jungen und den alten und
allen anderen Dresdnern die Möglichkeit bieten, die Bühne
mit bekannten und neuen, literarischen und eigenen Texten, mit Inszenierungen und Performances zu erobern.
Daneben werden vom Ensemble im Kleinen Haus in Zukunft drei Spielstätten bespielt – vom großen Saal über die
Bühne hinter dem eisernen Vorhang bis unter das Dach.
Der Spielplan erzählt in vielen Facetten von Aufbrüchen
und Lebensreisen. Peer Gynt und Wilhelm Meister, Anselmus (aus dem „Goldnen Topf“) und Don Carlos, Adam
und Evelyn, die sieben Dresdner in „Alles auf Anfang!“
und der Autor Dirk Laucke suchen und beschreiben den
Glücksanspruch des Einzelnen, seine Bildung (im
Goethe’schen Sinne) und seine Sehnsucht. Und der Spielplan spricht mit Horváth und Zuckmayer, Palmetshofer
und Tschechow, Dürrenmatt und Wittenbrink von unserer Gefangenheit im Hier und Jetzt: komisch und tragisch, naiv und melancholisch, mit Verzweiflung und
Mut. Der „andere Ort“ Theater kann auch der gemeinsame Ort sein, an dem man Fremdheit und Differenz erfährt und aushält, in der Betrachtung des anderen sich
selbst in den Kopf schaut. Und sich mit vielen anderen
über das oft so unterschiedlich Gesehene verständigt.
Viele Künstler haben sich für das Staatsschauspiel und
Dresden gewinnen lassen. Schauspielerinnen und Schauspieler aus Düsseldorf, Weimar, Stuttgart, Leipzig, Wien,
Berlin, Hannover und Frankfurt werden neben Darstellern auf der Bühne stehen, die Sie bereits kennen und
schätzen. Julia Hölscher und Tilmann Köhler binden sich
als Hausregisseure an das Staatsschauspiel. Andere, wie
Friederike Heller, Sebastian Baumgarten, Franz Wittenbrink, Nuran David Calis, Barbara Bürk, Roger Vontobel
und Burkhard C. Kosminski (um nur einige zu nennen),
werden kontinuierlich in Dresden arbeiten. Mit dem Berliner Maxim Gorki Theater verbindet uns fortan eine
enge Kooperation. Der dortige Intendant Armin Petras
wird in Dresden einen Dürrenmatt bearbeiten und inszenieren. Nach der Premiere in Dresden wird seine Inszenierung in beiden Städten gezeigt werden.
„Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig,
die Gelegenheit flüchtig. Handeln ist leicht, Denken
Eine Reihe von Gastspielen, vom Deutschen Theater Ber- schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem. Aller
lin bis zum Hamburger Thalia Theater, ergänzt den Spiel- Anfang ist heiter, die Schwelle ist der Platz der Erwartung“,
plan und soll signalisieren, dass man sehr wohl und be- heißt es bei „Wilhelm Meister“, mit dem wir die Spielwusst für und in einer Stadt arbeitet, genauso aber Teil
zeit eröffnen. Wir laden Sie herzlich ein, uns über diese
eines künstlerischen Suchens und Ausprobierens im ge- Schwelle zu folgen, sich mit uns auf Wege zu begeben, die
samten deutschsprachigen Theater ist, sich vergleichbar wir genauso neugierig erkunden wie Sie. Im Theater kann
macht und den Zuschauern einen kleinen Überblick über das Leben jederzeit seine Richtung ändern. So ist es geaktuelle Theaterentwicklungen gibt.
fährlich – aber auch eine große Verheißung.
Mit dem Festival „After the Fall“ werden wir gemeinsam
mit vielen europäischen Autoren und Theatern in die
letzten 20 Jahre der Geschichte blicken und einen Austausch der Perspektiven und der Arbeiten beginnen.
Ihr
Wilfried Schulz
Intendant Staatsschauspiel Dresden
Wir danken den Förderern und Partnern der Spielzeit 2010. 2011 für die freundliche Unterstützung unserer Projekte.
Förderverein des
Staatsschauspiels
Dresden e.V.
„Der fremde Blick“
wird gefördert im
Fonds Wanderlust
der
9
Eröffnungsfest am 4. September 2010
Die neue Theatersaison beginnt mit einem großen Eröffnungsfest für die ganze Familie! Wir feiern
im Schauspielhaus und um das ganze Haus herum mit einem vielfältigen Programm auf, vor, hinter
und unter der Bühne, in den Proberäumen und auf dem Postplatz. Um 14 Uhr geht’s los mit dem Programm für Kinder: Es startet die Theater-Schnitzeljagd, die in alle Winkel des Hauses führt, der Kinderschminksalon „Monster & Prinzessin“ lädt zum Verkleiden ein, Mitglieder des Ensembles lesen
und spielen Märchenhaftes für die ganze Familie und entführen in geheimnisvolle Welten, während
der Kinderzirkus Kaos Große und Kleine zum Lachen und Staunen bringt. Die Bürgerbühne und die
Theaterpädagogik informieren über ihr vielfältiges Angebot an Theaterclubs, Neuinszenierungen
und Angeboten für Schüler und Lehrer in der neuen Spielzeit und präsentieren in Mini-Performances
künftige Projekte. Ab 16 Uhr zeigen die Profis hinter den Kulissen, was sie können: Mehrmals am
Nachmittag laden sie zur großen Bühnentechnik-Show mit Theaterzauber und Bühnenmagie. Schauspielerinnen und Schauspieler präsentieren literarische, musikalische und szenische Überraschungen und Lieblingsideen, während die Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden
Ausschnitte aus ihrem aktuellen Szenenstudium zeigen. Für das leibliche Wohl sorgt das Team des
Theaterrestaurants felix im ganzen Haus und draußen mit einem vielfältigen kulinarischen Angebot für jeden Geschmack. Ab 18 Uhr bis spät in die Nacht geht es für die Großen weiter mit Theater,
Quiz und Livemusik von den Wittenbrink Allstars und vielen anderen, während Filmfans beim MovieKaraoke einmal selbst in die Rollen von Harry und Sally, King Kong und Co. schlüpfen können. Am
Abend schließen wir den Kreis und zeigen die letzte Vorstellung von Martin Heckmanns’ Theaterprolog „Zukunft für immer“, der genau vor einem Jahr seine Premiere feierte, und um 20 Uhr gibt es
natürlich wieder die große Saisonvorschau auf der Schauspielhausbühne: Hier stellt das gesamte Ensemble in kurzen Szenen und moderierten Gesprächen mit Regisseuren, Autoren und weiteren Gästen alle Inszenierungen der neuen Saison vor. Und danach: Tanzen bis zum Morgengrauen auf der
großen Bühne mit musikalischen Liveacts und angesagten DJs an den Plattentellern! Mit dabei ist
das DJ-Team des Piranha Beat Klub, der das Kleine Haus seit vergangener Saison monatlich zum Raketenbahnhof für Tanzwütige aus freistaatlicher Hochkultur und feierfeste Neustadt-Partysanis
macht – messerscharfe Beats mit Gästen und Musik zwischen Faust, Freischütz, und Fatboy Slim!
Wir freuen uns auf Sie.
Impressum Spielzeit 2010. 2011 1 Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden, Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer: Hergen
Gräper, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit 1 Redaktionsschluss: 13. 04. 2010 1 Gestaltung: Factor Design ag 1 Ensemblefotos: Matthias
Horn, Produktion: Luise Mundhenke 1 Inszenierungsfotos: David Baltzer 1 I llustration: Patrick Klose 1 Druck: Druckhaus Dresden GmbH 1 Für
die freundliche Unterstützung bei der Entstehung unserer Porträt-Fotoserie danken wir: dem Aeroclub Pirna e.V., der Centrum Galerie, dem Diakonissenkrankenhaus Dresden, dem Dresdner Ruder Club e.V., der Dresdner Verkehrsbetriebe ag, der Filmgalerie Phase iv, dem Flughafen Dresden und der
Airport Services Dresden GmbH, dem Golfclub Dresden Elbflorenz, der Nachtbar Klax, dem Nordbad Dresden, der Sächsischen Dampfschiffahrt, der
Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek, dem Schaustellerbetrieb Schmidt aus Seifhennersdorf, der sg Dynamo Dresden e.V., dem „Side Door“
in der Böhmischen Straße, der Stadtentwässerung Dresden GmbH, Sonys American Nail Studio, der Stiftung Frauenkirche Dresden und der Werkstatt
Auto-Krüger.
10
Inhalt
12 1 Die Spielzeit 2010.2011
Die Saison in der Übersicht
Premieren, Stücke, Regisseure
im Kleinen Haus
Premieren, Stücke, Regisseure
im Schauspielhaus
21 1 tier. man wird doch bitte
unterschicht
von Ewald Palmetshofer
21 1Nur Pferden gibt man den
Gnadenschuss
nach Horace McCoy
221 G espenster
von Henrik Ibsen
221 Eins, zwei, drei und schon vorbei
von Uli Jäckle
23 1 Die Katze auf dem heißen Blechdach
von Tennessee Williams
23 1 Jugend ohne Gott
nach Ödön von Horváth
241 Die Firma dankt
von Lutz Hübner
241 Das Erdbeben in Chili
von Heinrich von Kleist
25 1Die Kontrakte des Kaufmanns
von Elfriede Jelinek
25 1 Der König ist tot
von Thomas Freyer
261 Woyzeck
nach Georg Büchner
261 Es ist angerichtet
von Martin Heckmanns
27 1 Diesen Kuss der ganzen Welt
von Miriam Tscholl
27 1 Einsame Menschen
von Gerhart Hauptmann
16 1 Das Käthchen von Heilbronn
von Heinrich von Kleist
16 1 Der Turm
nach Uwe Tellkamp
17 1 Reckless. Steinernes Fleisch
von Cornelia Funke
17 1 König Oedipus
von Sophokles
18 1 K leiner Mann, was nun?
nach Hans Fallada
18 1 Die Möwe
von Anton Tschechow
19 1 Minna von Barnhelm
von Gotthold Ephraim Lessing
19 1 Viel Lärm um nichts
von William Shakespeare
201 Marat / Sade
von Peter Weiss
201 R heingold. Ein Vorabend
nach Wagner
Porträts, Essays, Interviews und Gedanken
32 1 Ein Hauch von Erotik
Der Kleist-Biograf Peter Michalzik über das
„Käthchen“ und Dresden
341 Oschwitz
Der Publizist Peter Richter über den
„Turm“ und seine Heimatstadt
38 1 Verwegen!
Die Autorin Cornelia Funke über ihren
neuen Roman „Reckless“
401 Mit körperlicher Wucht, Intensität
und Ernsthaftigkeit
Ein Porträt des Regisseurs Tilmann Köhler
von Klaus Völker
461 Von der offenen zur unsichtbaren
Klassengesellschaft
Der Soziologe Karl-Siegbert Rehberg
über das Verhältnis von Falladas Welt
zur unsrigen
481 Das Unnütze und der Hass
Jens Groß über Anton Tschechow
52 1 Ehre versus Geld
Bettina Schültke über Lessings Ehrbegriff
53 1 Die freundliche Besessenheit
Einige Antworten der Regisseurin Friederike Heller zu ein paar Theaterfragen
541 Der Gott über den Göttern –
der Klang hinter den Klängen
Ein Porträt des Regisseurs David Marton
von Boris Michael Gruhl
Weitere Angebote
821 Die Bürgerbühne
Wir stellen die Inszenierungen, Clubs und
weiteren Aktivitäten der Bürgerbühne vor.
Hier finden Sie auch alle Anmeldefristen.
261 Theater und Schule
Unsere Angebote für Schüler, Klassen und
Lehrer
881 Extras und Kooperationen
Hier finden Sie Informationen über unsere
Gastronomie, Führungen, Matineen und
Publikumsgespräche, die Dresdner Reden,
„Creme frech“ und „Musik zwischen den
Welten“. Außerdem stellen wir unsere Kooperationen mit namhaften Dresdner Kulturinstitutionen vor.
Informationen
921 Ensemble und Mitarbeiter 2010.2011
Alle Menschen, alle Namen
941 Anrechte
Die bewährten und neue Anrechts­
angebote – für jeden ist etwas dabei!
991 Ermäßigungen und Geschenke
100 1 Saalplan und Preise
102 1 Freunde und Förderer
103 1 Service
Das Dresdner Ensemble
601 Aus der Zeit heraus und in die Zeit
hinein erzählen, in der man lebt –
wieder und wieder
Ein Gespräch der Dramatiker Thomas
Freyer, Martin Heckmanns, Lutz Hübner,
Dirk Laucke, Jan Neumann und Ewald
Palmetshofer über ihre Arbeit
641 „Wenn ich nur nicht so feige wäre …“
Der Regisseur Klaus Dieter Kirst macht
sich Gedanken zu Ibsens „Gespenster“
651 Erkenne dich selbst
Oberbürgermeisterin Helma Orosz
schreibt über Horváths Roman und die
Weltvielfalt in einer Demokratie
681 K rusenstern. Ein Arbeitnehmer
versucht, alles richtig zu machen
Der Dramatiker Lutz Hübner über sein
neues Stück „Die Firma dankt“
701 Die Straße unseres Lebens
Der Regisseur und Autor Armin Petras
über Kleists Erzählung
71 1 Wahnsinn und Besessenheit
Jens Groß über die Verwandschaft von
Tom Waits und Georg Büchner
74 1 Kein Realismus, aber viel Realität
Ein Porträt der Regisseurin Julia Hölscher
von Hartmut Krug
761 Vom Reiz an die Grenzen zu gehen
und eine neue Welt zu betreten
Spieler der Bürgerbühne im Gespräch
Cathleen Baumann 130, Sonja Beißwenger
173, Thomas Braungardt 178, Mila Dargies
131, Thomas Eisen 150, Rosa Enskat 128,
Christian Erdmann 157, Christian Friedel
166, Fabian Gerhardt 137, Albrecht Goette
142, Sascha Göpel 181, Olivia Grigolli 151,
Picco von Groote 158, Stefko Hanushevsky
172, Benjamin Höppner 142, Christine
Hoppe 129, Holger Hübner 157, Vera Irrgang
145, Lars Jung 143, Hannelore Koch 137,
Matthias Luckey 179, Philipp Lux 156,
Ahmad Mesgarha 114, Wolfgang Michalek
180, Anna-Katharina Muck 157, Benjamin
Pauquet 173, Ina Piontek 157, Karina
Plachetka 151, Tom Quaas 131, Torsten Ranft
115, Matthias Reichwald 136, Annika
Schilling 159, Lore Stefanek 144, Antje
Trautmann 158, Sebastian Wendelin 144,
Helga Werner 151, Schauspielstudio Dresden
167
11
Schauspielhaus
Das Käthchen von Heilbronn
Ein großes historisches
Ritterschauspiel
von Heinrich von Kleist
Regie: Julia Hölscher
Premiere 10. 09. 2010
Der Turm
nach dem Roman
von Uwe Tellkamp
Regie: Wolfgang Engel
Uraufführung 24. 09. 2010
Reckless. Steinernes Fleisch
Kinder- und Familienstück
nach dem Roman
von Cornelia Funke
Regie: Frank Panhans
Musik: Polarkreis 18
Uraufführung 29. 10. 2010
König Oedipus
Tragödie von Sophokles
Regie: Tilmann Köhler
Premiere 20. 11. 2010
Kleiner Mann, was nun?
nach dem Roman
von Hans Fallada
Regie: Barbara Bürk
Premiere Januar 2011
Kleines Haus
Die Möwe
Komödie von A. Tschechow
Regie: Burkhard C. Kosminski
Premiere Januar 2011
Minna von Barnhelm
Lustspiel von G. E. Lessing
Regie: Simon Solberg
Premiere Februar 2011
Viel Lärm um nichts
Komödie von W. Shakespeare
Regie: Thomas Birkmeir
Premiere April 2011
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats
dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes
zu Charenton unter
Anleitung des Herrn de Sade
von Peter Weiss
Regie: Friederike Heller
Premiere Mai 2011
Rheingold. Ein Vorabend
nach Richard Wagner
Regie: David Marton
Premiere Mai 2011
Eine Produktion des Staatsschauspiels Dresden und der
Dresdner Musikfestspiele
in Koproduktion mit den Wiener
Festwochen und den Kunstfestspielen Herrenhausen
tier. man wird doch bitte
unterschicht
von Ewald Palmetshofer
Regie: Simone Blattner
Uraufführung 11. 09. 2010
Kleines Haus 2
Nur Pferden gibt man den
Gnadenschuss
nach dem Roman
von Horace McCoy
Regie: Miriam Tscholl
Premiere 18. 09 2010
Kleines Haus 1
Die Bürgerbühne
Gespenster
Familiendrama von H. Ibsen
Regie: Klaus Dieter Kirst
Premiere 31. 10. 2010
Kleines Haus 1
Eins, zwei, drei und
schon vorbei
Ein Spiel vom Anfang
und Ende der Dinge
Regie: Uli Jäckle
Uraufführung 27. 11. 2010
Kleines Haus 3
Die Bürgerbühne
Die Katze auf dem heißen
Blechdach
von Tennessee Williams
Regie: Sabine Auf der Heyde
Premiere 04. 12. 2010
Kleines Haus 1
Weiterhin im Schauspielhaus: Anatevka Musical von Jerry Bock Denn alle Lust will Ewigkeit Ein Liederabend von Franz Wittenbrink Der goldne
Topf nach der Novelle von e. t. a. Hoffmann Des Teufels General von Carl Zuckmayer Die heilige Johanna der Schlachthöfe von Bertolt Brecht Die
Lobbyisten Ein musikalischer Abend im Hotel von Franz Wittenbrink Don Carlos von Friedrich Schiller Lulu nach Frank Wedekind und Alban Berg
Romeo und Julia von William Shakespeare Sein oder Nichtsein nach dem Film von Ernst Lubitsch Palais im Großen Garten: A Christmas Carol –
Ein Weihnachtslied von Gerold Theobalt nach Charles Dickens Unterwegs: Ich will Zeugnis ablegen Aus den Tagebüchern Victor Klemperers
12
... und außerdem
Jugend ohne Gott
nach dem Roman
von Ödön von Horváth
Regie: Marc Prätsch
Premiere Januar 2011
Kleines Haus 2
Die Bürgerbühne
Woyzeck
nach Georg Büchner
von Tom Waits, Kathleen
Brennan,Robert Wilson
Regie: Sandra Strunz
Premiere April 2011
Kleines Haus 1
Die Firma dankt
von Lutz Hübner
Mitarbeit: Sarah Nemitz
Regie: Susanne Lietzow
Uraufführung Januar 2011
Kleines Haus 1
Es ist angerichtet
von Martin Heckmanns
Regie: Christoph Frick
Uraufführung Mai 2011
Kleines Haus 2
Das Erdbeben in Chili
nach der Erzählung
von Heinrich von Kleist
Regie: Armin Petras
Premiere Februar 2011
Kleines Haus 2
Eine Koproduktion mit dem
Maxim Gorki Theater Berlin
Die Kontrakte des Kaufmanns
Eine Wirtschaftskomödie
von Elfriede Jelinek
Regie: Bernd Freytag
Premiere März 2011
Kleines Haus 2
Eine Produktion der Bürgerbühne mit dem Dresdner
Bürgerchor
Der König ist tot
von Thomas Freyer
Regie: Tilmann Köhler
Uraufführung März 2011
Kleines Haus 2
Diesen Kuss der ganzen Welt
Ein Schiller-Projekt
Regie: Miriam Tscholl
Uraufführung Mai 2011
Kleines Haus 3
Die Bürgerbühne
Einsame Menschen
von Gerhart Hauptmann
Regie: Julia Hölscher
Premiere Mai 2011
Kleines Haus 1
Sowie eine Uraufführung
von Dirk Laucke in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
ARD / Staatsschauspiel Dresden
Die ard entwickelt gemeinsam mit dem Staatsschauspiel Dresden eine Gala zum 20. Jahrestag
der deutschen Wiedervereinigung. In einem
großen Theaterabend werden Künstler wichtige
Themen und Ereignisse der deutschen Kulturgeschichte in Gedichten, Liedern, Filmausschnitten und Szenen aus Theaterstücken Revue
passieren lassen. Die ard wird diese Veranstaltung im Fernsehen zeigen. Aufzeichnung mit
Publikum am 28. 09. 2010 im Schauspielhaus
After the Fall. Europa nach 1989. Folge 2
Europäisches Theaterfestival in Zusammenarbeit des Goethe-Instituts mit dem Staatsschauspiel Dresden. 20 Jahre nach dem Mauerfall beleuchtet „After the Fall“ die Auswirkungen dieses
Umbruchs auf Deutschland und Europa.
Mit internationalen Gastspielen: V( F ) ICD - 10.
Transformationen von Artur Palyga (Teatr
Polski Bydgoszcz / Polen) , 2012 von Marjolijn van
Heemstra (Frascati / Amsterdam) , Die Mauer von
Pieter De Buysser (Beursschouwburg und Kunst
enfestivaldesarts / Brüssel) . Im Dezember 2010 im
Kleinen Haus 1 – 3
„… da wird auch dein Herz sein“
33. Deutscher Evangelischer Kirchentag Dresden.
Franz Wittenbrink, Autor, Komponist und Regisseur der Liederabende „Denn alle Lust will
Ewigkeit“ und „Die Lobbyisten“, wird anlässlich
des Kirchentags am Staatsschauspiel Dresden einen musikalischen Gruß entbieten, der sich
nicht nur an die Kirchentagsbesucher richtet.
Im Mai 2011 im Schauspielhaus
Land in Sicht
Theatertage des sächsischen Justizvollzugs. Ein
Festival rund um das Thema Kunst und Theater im Justizvollzug. 17. bis 20. November 2010
Dresdner Schwarzmarkt-Filiale
Wir möchten die Idee des Dresdner Schwarzmarkts von Hannah Hurtzig weiterführen
und gründen in dieser Spielzeit eine Dresdner
„Schwarzmarkt-Filiale“, in der Sie die Ware
Wissen weiterhin käuflich erwerben können.
Austausch
Auch in der Saison 2010. 2011 setzen wir unseren
Austausch mit befreundeten Theatern fort.
Zum Beispiel mit dem Thalia Theater Hamburg,
dem Deutschen Theater Berlin sowie dem
Maxim Gorki Theater Berlin. Eine besonders
intensive Kooperation kündigt sich mit dem
Königlichen Theater Kopenhagen (Det Kongelige Teater) an: Der Fonds Wanderlust für internationale Theaterpartnerschaften der Kulturstiftung des Bundes fördert ein zweijähriges Autorenprojekt zwischen Dresden und Kopenhagen unter dem Titel Der fremde Blick / Blikket udefra. Ein deutsch-dänischer Blick
über den Tellerrand.
Weiterhin im Kleinen Haus: Adam und Evelyn von Ingo Schulze Alles auf Anfang! Fünf Dresdner lassen sich neu erfinden Frau Müller muss weg
von Lutz Hübner Frühlings Erwachen! von Frank Wedekind in einer Bearbeitung von Nuran David Calis Für alle reicht es nicht von Dirk Laucke
Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt in einer Neubearbeitung von Armin Petras Der Kirschgarten von Anton Tschechow Der
Messias von Patrick Barlow Gott allein von Jan Neumann Leonce und Lena von Georg Büchner Pop Shop Ein Gefängnisprojekt von Jenny Flügge
und Nina Steinhilber Und in den Nächten liegen wir stumm von Thomas Freyer Vùng biên gió i von Rimini Protokoll
13
Ahmad Mesgarha m it Klaus Becker im Golfclub Dresden Elbflorenz 14
Torsten Ranft m it Tabledancerin vor der Nachtbar Klax 15
Die Premieren im Schauspielhaus
Das Käthchen von Heilbronn
oder Die Feuerprobe
Ein großes historisches Ritterschauspiel
von Heinrich von Kleist
Premiere am 10. September 2010 im Schauspielhaus
Regie: Julia Hölscher 1 Bühne: Esther Bialas 1 Kostüm: Ulli Smid
Der Turm
Geschichte aus einem versunkenen Land
nach dem Roman von Uwe Tellkamp
für die Bühne eingerichtet von Jens Groß und Armin Petras
Uraufführung am 24. September 2010
im Schauspielhaus
Regie: Wolfgang Engel 1 Bühne: Olaf Altmann
1 Kostüm: Ines Nadler 1Musik: Thomas Hertel
Reckless. Steinernes Fleisch
Kinder- und Familienstück für alle ab 10 Jahren
nach dem Roman von Cornelia Funke
für die Bühne eingerichtet von Robert Koall
Mit Theatermusik von Polarkreis 18
Uraufführung am 29. Oktober 2010
im Schauspielhaus
Regie: Frank Panhans 1 Bühne: Maria-Alice Bahra,
Jan A. Schroeder 1 Musik: Polarkreis 18
König Oedipus
Tragödie von Sophokles
Premiere am 20. November 2010 im Schauspielhaus
Regie: Tilmann Köhler 1 Bühne: Karoly Risz 1 Kostüm: Susanne Uhl 1 Musik: Jörg-Martin Wagner
Der Heilbronner Waffenschmied Theobald Friedeborn
klagt vor dem Femegericht den Grafen Wetter vom Strahl
an, er habe ihm seine Tochter Käthchen verhext. Diese,
vom Grafen hingerissen, folgt ihm überallhin. Wetter
vom Strahl zwingt Käthchen, zu ihrem Vater nach Heilbronn zurückzukehren. Kurz darauf befreit der Graf Kunigunde von Thurneck, die von ihrem früheren Verlobten,
dem Burggrafen von Freiburg, in einem Verlies gefangen
gehalten wird. Wetter vom Strahl ist überzeugt, dass Kunigunde die Kaisertochter ist, die ihm jüngst im Traum
als seine Braut erschien. Zeitgleich erfährt Käthchen, dass
ein tödlicher Anschlag gegen Kunigunde und den Grafen
geplant wird. Sie eilt zu ihrem Geliebten, um ihn zu warnen. Dieser versucht vergebens, Käthchen zu verjagen.
Kunigunde, die die beiden mit Argwohn beobachtet, befiehlt Käthchen, aus dem brennenden Schloss ein Futteral zu retten. Käthchen besteht die „Feuerprobe“. Der Graf
indes kann seine Zuneigung zu Käthchen nicht mehr verheimlichen. Aus dem Schlafe heraus gesteht diese, dass er
es war, der ihr im Traum als Bräutigam zugeführt wurde.
„Zu Ostern, übers Jahr, wirst du mich heuern“, weiß sie sicher, und jetzt erkennt auch Wetter vom Strahl in Käthchen seine kaiserliche Braut.
Immer wieder hat Kleist in seinen Dramen die Frage nach
der Identitätsfindung des Menschen in einer widersprüchlichen Welt formuliert. In der Figur des unbeirrbar liebenden Käthchens verwirklicht er sein Ideal des Einklangs
zwischen Gefühl und Handeln als reinster paradiesischer
Zustand des Menschen.
Einen ausführlichen Text über den Autor Kleist und sein „Käthchen“ finden Sie auf 1 Seite 32. Ein Porträt der Regisseurin Julia Hölscher finden Sie auf 1 Seite 74
In „Der Turm“ klingt die „Turmgesellschaft“ aus Goethes
„Wilhelm Meister“ an. Sie entspricht dem Abstand, den
die Protagonisten, die im Dresdner Viertel Weißer Hirsch
hoch auf den Elbhängen wohnen, zu den gewöhnlichen
Leuten unten in der Stadt einnehmen. Im Mittelpunkt
des Romans stehen die Arztfamilie Hoffmann, ihre Verwandten und ihr Leben in den letzten sieben Jahren der
ddr. Es ist gekennzeichnet von den kleinen und großen
Problemen des ddr-Alltags. Der Familienvater Richard
Hoffmann ist angesehener Chirurg, seine Frau Krankenschwester. Ihre Kinder bereiten sich zu Beginn des Romans auf ihr Abitur vor und lernen beispielsweise – auf
Wunsch des Vaters – von einem Schauspieler, wie sie in der
Schule möglichst unauffällig lügen können. Die Familie
will sich mit dieser frustrierenden Lebenssituation nicht
abfinden, überlegt sogar, in den Westen zu gehen, arrangiert sich dann aber doch irgendwie mit ihrem Leben in
der ddr mit Hausmusik, Lektüre, intellektuellem Austausch und Seitensprüngen. Mit seinem außerehelichen
Verhältnis setzt die Staatssicherheit Richard unter Druck,
über seine Kollegen zu berichten. Resigniert, immer aber
humorvoll, kommentiert man den Niedergang eines Gesell­schaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich
nicht vorgesehen sind. Sohn Christian, der Medizin studieren will, scheitert bei seinem dreijährigen Wehrdienst
in der nva. Als Intelligenzler hat er es nicht leicht und
begehrt auf, was einen Aufenthalt im berüchtigten Militärgefängnis Schwedt und Strafarbeit im Kaliwerk zur
Folge hat. Als er im Oktober 1989 einen Polizeieinsatz in
Dresden unterstützen soll, verweigert er sich endgültig
dem System.
Eine Auseinandersetzung mit Tellkamps Buch und der Heimatstadt Dresden finden Sie auf 1 Seite 34
Das diesjährige Kinder- und Familienstück am Staatsschauspiel Dresden ist die Welturaufführung des FantasyAbenteuers „Reckless“ von Cornelia Funke. Das Buch erscheint zeitgleich auf der ganzen Welt am 14. September
2010, und zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Hefts
unterliegen der Inhalt und die Geschichte noch der
strengsten Geheimhaltung. So viel dürfen wir aber verraten: Die Geschichte handelt von den Brüdern Jacob und
Will Reckless (zu deutsch: verwegen) und spielt fast ausschließlich in einer Welt, die sehr an das 19. Jahrhundert
in Europa und an Grimms Märchen erinnert. Es wird unheimliche Lebkuchenhäuser geben, eine Königin, die eiserne Brücken baut und Zwerge als Diener hat, Einhörner,
Feen, eine sprechende Füchsin – und die Goyl, menschenähnliche Wesen, deren kaltglänzende Haut an Edelsteine
wie Jade, Carneol oder Amethyst erinnert.
Nach dem großen Erfolg der Bücher von Cornelia Funke
auch auf den Theaterbühnen sind wir stolz darauf, in
Dresden die Uraufführung ihres neuen Buchs präsentieren zu können. Außerdem freuen wir uns, für „Reckless“
starke musikalische Unterstützung zu bekommen: Die
Musik für die Bühnenversion stammt von der Dresdner
Band Polarkreis 18, die mit Charterfolgen und der Filmmusik zu „Krabat“ auch international für Aufsehen
sorgte.
Einen Vorgeschmack auf Cornelia Funkes „Reckless“ finden Sie
auf 1 Seite 38
König Laios hat von den Göttern den Befehl erhalten, kinderlos zu bleiben, da er sonst durch die Hand seines Sohnes sterben werde. Als seine Frau Iokaste trotzdem einen
Sohn zur Welt bringt, lässt Laios ihn in der irrigen Meinung, dem Schicksal entrinnen zu können, mit durchbohrten Füßen im Gebirge aussetzen. Der Junge wird gerettet und vom korinthischen König an Kindes statt angenommen. Jahre später erhält der junge Oedipus („Schwellfuß“ wegen seiner durchbohrten Füße) vom Delphischen
Orakel die Auskunft, er werde seinen Vater töten und mit
der eigenen Mutter Kinder zeugen. Entsetzt beschließt der
Ahnungslose, Korinth für immer zu verlassen. Auf seiner
Flucht begegnet er Laios, im Zorn erschlägt Oedipus den
greisen Thebanerkönig. Durch seinen Scharfsinn befreit
Oedipus Theben von einem Fluch und erhält zum Dank
die Hand von Königin Iokaste. Als die Stadt von der Pest
heimgesucht wird, sucht König Oedipus, um sein Volk zu
erlösen, erneut Rat beim Orakel von Delphi. Dieses verfügt,
dass der Mord an König Laios gesühnt werden müsse, um
die Thebaner zu retten. In dieser Situation beginnt die
Tragödie, in der Sophokles den Weg des Oedipus zur Erkenntnis nachzeichnet und gleichzeitig eine philosophische Analyse der menschlichen Erkenntnisfähigkeit überhaupt bietet.
Ein Porträt des Regisseurs Tilmann Köhler finden Sie auf 1 Seite 40
Julia Hölscher 1979 in Stuttgart geboren, begann zunächst ein
Gesangsstudium, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg wechselte. Beim Festival „Körber Studio
Junge Regie“ wurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der
Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki mit dem Regiepreis 2007
ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von
Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel
Hannover sowie Horváths „Jugend ohne Gott“ am Schauspiel
Frankfurt. Es folgten Inszenierungen am Schauspiel Hannover,
am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Schauspiel Magdeburg.
Seit 2009 ist Julia Hölscher Hausregisseurin am Staatsschauspiel
Dresden. Hier inszenierte sie bisher „Adam und Evelyn“ nach dem
Roman von Ingo Schulze sowie Astrid Lindgrens „Die Brüder
Löwenherz“.
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Wolfgang Engel arbeitete in den 1970er-Jahren als Regisseur an den
Landesbühnen Sachsen in Radebeul und am Jugendtheater in Berlin.
1980 ging er als fester Regisseur an das Staatsschauspiel Dresden,
wo ihn seine vielbeachteten Inszenierungen zu einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab 1983 reiste Engel auch zu
Regiearbeiten in den Westen, u. a. an das Staatstheater in Saarbrücken, das Wiener Burgtheater, das Zürcher Schauspielhaus, das
Berliner Schillertheater und das Münchner Residenztheater. 1991
ging er nach Frankfurt am Main und wurde fester Regisseur am
dortigen Schauspiel. Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des Schauspiels Leipzig. In Dresden inszenierte er zuletzt
Schillers „ Wilhelm Tell“ in der Spielzeit 2008.2009
Frank Panhans wurde 1966 in Greifswald geboren und studierte
bis 1991 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix
Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Es folgten Engagements in Potsdam, Frankfurt/Oder und bis 1996 am Theater Junge Generation
in Dresden. Seither arbeitet Panhans freiberuflich für Theater,
Film, Fernsehen und Rundfunk. Er ist Mitbegründer des „Theaters
des Lachens“ in Berlin. Als Regisseur arbeitete er am Grips Theater
Berlin, am Theater an der Parkaue in Berlin und am Düsseldorfer
Schauspielhaus. Für seine Inszenierung von Zoran Drvenkars
„Cengiz und Locke“ am Grips Theater Berlin erhielt Panhans 2007
den Theaterpreis „Faust“. Dort inszenierte er zuletzt „Stress! – Der
Rest ist Leben“ von Dirk Laucke.
Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte
Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche
Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a.
Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen
war. Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki
Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Mit dem Autor
Thomas Freyer verbindet ihn eine kontinuierliche Zusammenarbeit.
Außerdem realisierte Köhler verschiedene Projekte in Brasilien.
Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel
Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. In der vergangenen Saison inszenierte er Brechts „Die heilige Johanna der
Schlachthöfe“ (ausgezeichnet mit dem Kurt-Hübner-Preis für junge
Regie 2009), Horváths „Italienische Nacht“ und zuletzt Tschechows
Komödie „Der Kirschgarten“.
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Kleiner Mann, was nun?
nach dem Roman von Hans Fallada
Premiere im Januar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Barbara Bürk 1 Bühne: Anke Grot
1 Kostüm: Irène Favre de Lucascaz
Die Möwe
Komödie von Anton Tschechow
Premiere im Januar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Burkhard C. Kosminski 1 Bühne: Florian Etti
Minna von Barnhelm
oder Das Soldatenglück
Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing
Premiere im Februar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Simon Solberg 1 Bühne: Simeon Meier
Viel Lärm um nichts
Komödie in vier Akten
von William Shakespeare
Premiere im April 2011 im Schauspielhaus
Regie: Thomas Birkmeir
Der kleine Angestellte Johannes Pinneberg liebt seine
Freundin Emma Mörschel, genannt Lämmchen. Als das
junge Paar erfährt, das Lämmchen im zweiten Monat ungeplant schwanger ist, tut das ihrem Glück keinen Abbruch. Pinneberg heiratet seine Freundin, hoffnungsvoll
beginnen die beiden ihr Leben zu zweit.
Nach außen hin muss Pinneberg die Ehe jedoch geheim
halten, weil sein Chef Kleinholz ihn mit seiner Tochter
Marie verkuppeln will. Doch Pinnebergs Geheimnis bleibt
nicht lange bestehen: Das junge Ehepaar wird von Familie Kleinholz entdeckt und die enttäuschte Marie sorgt
dafür, dass Pinneberg fristlos entlassen wird. Damit beginnt der soziale Abstieg der kleinen Familie, nur zeitweise aufgeschoben durch Pinnebergs Mutter Mia, eine
ehemalige Bardame. Trotz Konjunkturkrise gelingt es ihr,
dem fleißigen Sohn eine Anstellung als Verkäufer für
Herrenkonfektion in einem Berliner Warenhaus zu verschaffen. Unter den ehrgeizigen Angestellten gerät Pinneberg zunehmend unter Druck. Es gelingt ihm nur mühsam, das monatliche Verkaufssoll zu erfüllen, und als
Lämmchen den kleinen „Murkel“ zur Welt bringt, sorgen
durchwachte Nächte dafür, dass der junge Vater seinen
Dienst immer öfter übermüdet oder sogar verspätet antritt. Als Pinneberg deshalb wieder gekündigt wird,
bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in die Masse der
Arbeitslosen einzureihen, die die große Weltwirtschaftskrise des vergangenen Jahrhunderts hervorgebracht hat.
Doch selbst in dieser scheinbar ausweglosen Situation
glauben Lämmchen und Pinneberg weiter an das Glück
und schöpfen Kraft aus ihrer Liebe.
Hans Falladas großer Gesellschaftsroman aus dem Jahr
1932 schildert das Schicksal eines „kleinen Mannes“ und
seiner Frau in Deutschland gegen Ende der Weimarer Republik in ihrem Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit
und den Verlust ihrer Würde.
Mehr über das Verhältnis von Falladas Text zur Gegenwart lesen
Sie auf 1 Seite 46
Der Lehrer liebt Mascha, Mascha liebt Kostja, der wiederum liebt die „Möwe“ Nina, die liebt den Schriftsteller
Trigorin, der jedoch nur sich selbst liebt. In Tschechows
bittersüßer Komödie gibt es keine erfüllte Liebe, sondern
es geht um die Liebe im Überstehen des Unglücks, um
das Entkommen aus der Ödnis der Provinz und um die
Produktion von Kunst. „Wir beschreiben das Leben so
wie es ist und weiter weder piep noch pup. Wir haben
weder Nah- noch Fernziele, unser Herz ist wie leergefegt.
Wir haben keine Politik, an eine Revolution glauben wir
nicht, wir haben keinen Gott, haben keine Angst vor Gespenstern. Ob dies eine Krankheit ist oder nicht – es geht
nicht um die Bezeichnung, sondern um das Eingeständnis unserer Lage“, so Tschechow an einen Freund und
Kollegen. Er versammelt auf einem russischen Landgut
eine Handvoll Menschen, die am Anfang oder am Endpunkt ihrer Karriere stehen, denen der Erfolg aber auch
keine Genugtuung gibt. Ihre schreckliche Langeweile und
innere Leere versuchen sie sich durch Sticheleien vom
Leib zu halten. Ihr Leben erscheint merkwürdig zelebriert
und nur von der Aufmerksamkeit anderer abhängig. Allesamt werden sie enttäuscht, weil ihre hochgesteckten
Ziele, ob in der Kunst oder in der Liebe, nicht zu erfüllen
sind. Tschechow entwirft den Mikrokosmos eines Künstlerlebens mit all seinen unterschiedlichen Existenzformen, den Schwärmern, Neidern, Naiven, Liebenden und
Versteinerten. Er begeht jedoch nicht den Fehler einer distanzierten Abrechnung, sondern beschreibt mit viel Zuneigung – gleichzeitig komisch wie lachhaft – ihr Gefühlselend und ihr Scheitern in einer saturierten Gesellschaft. Die Arrivierten wie die Schauspielerin Arkadina
und der Schriftsteller Trigorin machen weiter und schreiten über die Aufbrüche der Jungen hinweg: Die erfolglose Schauspielerin Nina zerbricht an der falschen Liebe,
der gescheiterte Theatererneuerer Kostja geht in den Tod.
Der Tod am Ende ist jedoch keine Läuterung, er wird
hin­genommen.
Einige Gedanken zu Anton Tschechows Komödie „Die Möwe“
finden Sie auf 1 Seite 48
Alles eine Frage der Ehre. Am Ende des Siebenjährigen
Krieges war der Offizier Major von Tellheim einer Korruption beschuldigt worden, die er nicht begangen hatte,
und war unehrenhaft aus der Armee entlassen worden.
Seitdem wartet er mit seinem Diener Just ohne Geld und
ohne Hoffnung auf den Ausgang seines Verfahrens. Als
ihn der Wirt seines Gasthofs wegen eines soeben angekommenen besseren Fräuleins ausquartiert, sieht er sich
schon auf dem Weg in die Gosse. Doch das Fräulein ist
niemand anderes als Tellheims Verlobte, Minna von Barnhelm, mit der er sich jeden Kontakt verboten hatte. Die
energische junge Frau versucht zunächst vergeblich, ihren niedergeschlagenen Herzenssoldaten aufzurichten,
denn Liebe oder gar Heirat kann Tellheim sich in seinem
Zustand überhaupt nicht mehr vorstellen. Diesem Fanatismus kann Minna nur mithilfe ihrer Dienerin Franziska und einer List beikommen: Wenn sie ihm schon
seine Ehre nicht zurückgeben kann, so kann sie sich doch,
um ihm ebenbürtig zu erscheinen, ebenfalls als eine Gestrandete, eine Außenseiterin ausgeben ...
Eine Auseinandersetzung mit Lessings Ehrbegriff finden Sie
auf 1 Seite 52
Eine rasante Liebeskomödie und ein bestechendes Spiel
um Sein und Schein. Scharfzüngige Dialoge und boshafte Kommentare zu Freundschaft, Liebe und Ehe machen „Viel Lärm um nichts“ bis heute zu einer der beliebtesten Komödien Shakespeares. Claudio und Benedikt
kehren von einem erfolgreichen Feldzug, in dem sie mit
Don Pedro gegen dessen Halbbruder Don Juan gekämpft
haben, an den Hof des Leonato zurück. Der schüchterne
Claudio ist schon eine halbe Ewigkeit verliebt in Leonatos Tochter Hero, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Doch der besiegte Don Juan möchte sich an seinem
Bruder Don Pedro rächen und versucht, Claudios Hochzeit mit Hero zu verhindern.
Durch ein hinterhältiges Intrigenspiel bringt er die unschuldige Hero so in Verruf, dass die Hochzeit zu platzen
droht: Claudio muss im Fenster seiner Geliebten eine Liebesszene zwischen seinem Gefolgsmann Borachio und
Heros Zofe Margaret, allerdings verkleidet als Hero, mitansehen. Am folgenden Hochzeitstag beschuldigt Claudio Hero in der Kirche vor allen Anwesenden der Untreue
und verweigert die Eheschließung. Hero fällt in Ohnmacht und wird für tot erklärt. Gerade noch rechtzeitig
kann der Schwindel aufgedeckt werden. Heros Ruf ist gerettet und das Paar glücklich vereint. Neben diesem stillen Glück macht allerdings ein ganz anderes Paar ordentlich Wirbel: Don Pedros zweiter Freund, der großmäulig
Benedikt, und Heros scharfzüngige Cousine Beatrice liefern sich die erbittertsten Wortgefechte. Was Schlagfertigkeit und Ironie angeht, stehen sich die beiden überzeugten Singles in nichts nach. Eigentlich ein perfektes
Paar. Genau das finden auch Leonato, Don Pedro und
Claudio.
Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Sie
arbeitet regelmäßig an Theatern in Hamburg, Freiburg, Basel und
Hannover, wo sie u. a. Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und
Hauptmann inszenierte. Zudem verbindet sie eine lange Zusammenarbeit mit dem Autor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von
„Hotel Paraiso“ wurde beim Berliner Theatertreffen 2005 gezeigt.
2009 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den
Mülheimer Theatertagen eingeladen. In Dresden hat sie in der
vergangenen Saison die Uraufführung von Lutz Hübners jüngster
Komödie „Frau Müller muss weg“ inszeniert.
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Burkhard C. Kosminski geboren 1961, studierte Regie und Schauspiel am Lee Strasberg Theaterinstitut und am William-EsperStudio in New York. Als Regisseur arbeitete er u. a. an der Schaubühne Berlin, am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Theater Dortmund sowie in New York und Los
Angeles. Von 2001 bis 2006 war er leitender Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Düsseldorfer Schauspielhaus.
Seit der Spielzeit 2006.2007 ist er Schauspieldirektor am Nationaltheater Mannheim und künstlerischer Leiter der Schillertage.
In Dresden hat Burkhard C. Kosminski 2010 Zuckmayers „Des
Teufels General“ inszeniert.
Simon Solberg geboren 1979 in Bonn, absolvierte zunächst eine
Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule in Essen.
Anschließend führten ihn Engagements an das Düsseldorfer Schauspielhaus, an das Schauspiel Frankfurt und zur Ruhrtriennale. Sein
Regiedebüt gab er 2006 mit „Odyssee reloaded“ am Schauspiel
Frankfurt, wo er von da an regelmäßig Regie führte. 2007 entstand
dort seine Inszenierung von „Don Quijote“ nach Cervantes, die
beim Festival „Radikal jung“ in München den Kritikerpreis gewann.
Von 2006 bis 2008 war er am Nationaltheater Mannheim als Haus­
regisseur engagiert und inszenierte dort u. a. „Frühlings Erwachen“
in eigener Fassung sowie im Rahmen der Schillertage 2007 „Pimp
the city“, ein Projekt, das sich mit der Situation arbeitsloser
Menschen in Mannheim beschäftigte. Am Münchner Volkstheater
war 2008 seine Inszenierung von Goethes „Faust“ zu sehen. Am
Staatsschauspiel Dresden inszenierte er zur Spielzeiteröffnung
2009.2010 Shakespeares „Romeo und Julia“. Auch diese Aufführung
wurde zum Festival „Radikal jung“ nach München eingeladen.
Thomas Birkmeir wurde 1964 in München geboren. Nach dem
Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie schloss er
seine Regieausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien ab.
Birkmeir arbeitete zunächst als Assistent und Schauspieler am
Wiener Burgtheater, danach inszenierte er u. a. in München,
Augsburg, Frankfurt, Wien (Theater der Jugend, Theater in der
Josefstadt, Wiener Staatsoper) und am Schlossparktheater Berlin,
an dem er von 1998 bis 2000 als Oberspielleiter tätig war. Am
Schauspiel Hannover inszenierte er 2006 „Tintenblut“ von Cornelia
Funke und 2007 Joseph Kesselrings „Arsen und Spitzenhäubchen“.
Thomas Birkmeir ist Gastprofessor am Konservatorium der Stadt
Wien und am Max Reinhardt Seminar. Zudem ist er auch als
Autor tätig, seine Stücke wurden in den letzten Jahren vielfach im
deutschen Sprachraum und auch international aufgeführt. Seit
2002 ist Thomas Birkmeir künstlerischer Leiter des Theaters der
Jugend in Wien, wo er zuletzt Shakespeares „Komödie der Irrungen“
inszenierte. In Dresden ist seit der vergangenen Saison seine Inszenierung von Nick Whitbys Komödie „Sein oder Nichtsein“ nach
dem Film „To Be or Not to Be“ von Ernst Lubitsch zu sehen.
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Die Premieren im Kleinen Haus
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats
dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes
zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade
von Peter Weiss
Premiere im Mai 2011 im Schauspielhaus
Regie: Friederike Heller
Rheingold. Ein Vorabend
nach Richard Wagner
Eine Produktion des Staatsschauspiels Dresden und der
Dresdner Musikfestspiele in Koproduktion mit den Wiener
Festwochen und den Kunstfestspielen Herrenhausen
Premiere im Mai 2011 im Schauspielhaus
Regie: David Marton 1 Musikalische Leitung: Jan
Czajkowski, Christoph Homberger, Martin Schütz 1
Bühne: Alissa Kolbusch
tier. man wird doch bitte unterschicht
von Ewald Palmetshofer
Uraufführung am 11. September 2010
im Kleinen Haus 2
Regie: Simone Blattner 1 Bühne: Simeon Meier
Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss
nach dem Roman von Horace McCoy
Ein Tanzmarathon mit Dresdner Bürgern
Premiere am 18. September 2010 im Kleinen Haus 1
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Miriam Tscholl 1 Bühne: Jeremias Böttcher 1 Kostüme: Sabine Hilscher 1 Musik: Michael E. Bauer
Der übermäßig lange Titel macht schon auf die Vielfalt
und Verschachtelung der in diesem Schauspiel vorhandenen Ebenen der Zeiten, der Schauplätze und der Figuren
aufmerksam. Innerhalb der Mauern der Irrenanstalt von
Charenton inszeniert der dort wegen seiner politischen
Veröffentlichungen einsitzende Marquis de Sade die Ermordung des Revolutionärs Marat. De Sade weist den
teilweise unberechenbaren und außer sich geratenden Patienten die Rollen verschiedener Persönlichkeiten der
Französischen Revolution zu. Die Konfrontation der beiden Protagonisten Marat und de Sade, zwischen dem die
politische und soziale Umwälzung erwartenden Revolutionär und dem bis zum Äußersten geführten Individualismus des Genussmenschen, wird zur Konfrontation
zweier unterschiedlicher Systeme. Das Drama bewegt sich
auf drei verschiedenen, sich ständig überlagernden Zeitebenen: der Zeit des Spiels im Spiel, der Ermordung Marats 1793 mit Rückblenden und Ausblicken, der Zeit der
Rahmenhandlung und des Tags der Aufführung in
Charenton 1808, der Zeit des Höhepunkts der napoleonischen Restauration. In die Aufführung eingefügt sind
fiktive Dialoge zwischen dem von allen revolutionären
Grundsätzen enttäuschten und nur durch Grausamkeiten
noch erregbaren Marquis de Sade und dem auf seiner revolutionären Gesinnung beharrenden Marat, den eine
quälende Hautkrankheit dazu verurteilt, die ganze Zeit in
der Badewanne zu sitzen. Das heutige Publikum soll sich
im Publikum von 1808 spiegeln, um dann durch die Inszenierung de Sades zu erkennen, welche Bedeutung die
offengebliebenen und unerfüllten Forderungen Marats
aktuell noch haben können. Die Vergegenwärtigung der
Vorgänge von 1793 zeigt die Französische Revolution als
ein Element unserer unbewältigten Vergangenheit. Diese
radikale Offenheit hat dem Stück bis heute Deutungskontroversen beschert und ihm damit eine Frische bewahrt, wie sie nur wenige Theaterstücke der 1960er-Jahre
besitzen. „Marat / deine Zeit ist jetzt da“, ruft in dem
Stück der Priester Jacques Roux: Das galt zu Zeiten der
Uraufführung ebenso, wie es noch heute gilt.
Ein Interview mit der Regisseurin Friederike Heller finden Sie
auf 1 Seite 53
Es beginnt mit dem Anfang von allem. Und doch nicht. Im
„Rheingold“ überlagern sich die Zeitschichten wie Wellen;
die Geschichte hat bereits begonnen, wenn die Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde das erste Mal
„auftauchen“. Darauf bedacht, das Rheingold nicht zu verlieren, wissen sie, dass ihr faszinierendes Spielzeug seinen unschuldigen Charakter verliert, sobald sein Besitzer der Liebe entsagt und einen Ring daraus schmiedet.
Der Zwerg Alberich vom Volk der Nibelungen jedoch entreißt ihnen den Schatz und macht sich mithilfe der Zauberkraft des Rings das Nibelungenvolk untertan.
Der Göttervater Wotan indes befreit die Welt vom Chaos,
indem er sie per Gesetzeskraft menschlicher gestaltet.
Allerdings vergisst er darüber, dass Gesetze auch für denjenigen gelten, der sie festgeschrieben hat. Und wenn er,
wenig später, den mit den Riesen Fasolt und Fafner vereinbarten Vertrag über einen Burgbau bricht und dabei die
Göttin Freia verhökert, hat er sich selbst schon tief im
Netz der Irrtümer verstrickt. So weiß der Feuergott Loge
noch vor der eigentlichen Handlung des Bühnenfestspiels: „Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen
sich wähnen.“
Richard Wagner, der im Untergang der Nibelungenwelt
wohl das Spiegelbild der realen Welt sah, begann in umgekehrter Reihenfolge, sozusagen auf den Dresdner Barrikaden, mit seiner Tetralogie zu „Siegfrieds Tod“. Angefangen bei der „Götterdämmerung“, arbeitete er sich über
„Siegfried“ und „Walküre“ rückwärts bis zu „Rheingold“
vor. Regie führt David Marton, dessen Arbeiten den Grenzbereich zwischen Musiktheater und Schauspiel ausloten,
indem er bekannte Werke der Musikgeschichte mit außergewöhnlichen szenischen Situationen verbindet. Seine
Inszenierung der „Lulu“ nach Alban Berg / Frank Wedekind, gezeigt in Hannover und Dresden, wurde vom Fachblatt „Deutsche Bühne“ zur Musiktheater-Inszenierung
des Jahres 2009 gewählt.
Ein ausführliches Porträt des Regisseurs David Marton finden
Sie auf 1 Seite 54
Ein Ort am Rand, irgendwo. Erika geht ab und zu dem alten Schuldirektor pflegerisch zur Hand. Sein Sohn lebt in
der Stadt, sich um den Vater kümmern kann er nicht. Das
macht die Erika. Am Wochenende kellnert sie dann noch
als Aushilfskraft. Sie schlägt sich halt so durch. Als dann
der Sohn mal nach dem Rechten schaut, am Land, das
langsam stirbt, wird deutlich, dass sich die drei vor vielen Jahren schon sehr nahgekommen sind. Der Alte hat
sich aber mittlerweile in einer Todessehnsucht wohnlich
eingerichtet, der Junge sicherlich in seiner Stadt. Nur
Erika sucht noch das Warme, das den Menschen in ihr
drin zum Schmelzen bringt, damit die Wörter kommen,
die erzähl’n. Weil Tiere sprechen nicht. (E. Palmetshofer)
Ewald Palmetshofer erhielt 2008 den Dramatikerpreis des
Kulturkreises der deutschen Wirtschaft des BDI. In diesem Rahmen ist sein Stück „tier. man wird doch bitte unterschicht“ entstanden.
Ein ausführliches Gespräch mit dem Autor Ewald Palmetshofer
finden Sie auf 1 Seite 60
Robert träumt von einer Karriere als Regisseur, Gloria ist
eine erfolglose Schauspielerin. Die beiden lernen sich
kennen und Gloria bittet Robert, ihr Tanzpartner zu werden bei einem Tanzmarathon, an dem sie teilnehmen will,
um zu Geld zu kommen. Sieben Tage müssen die Paare
tanzen und dürfen sich dabei möglichst wenige Pausen
und Aussetzer gestatten, um als Gewinner 10. 000 Euro
zu erhalten. Der schmierige Manager und Entertainer
Tommy moderiert die Veranstaltung und treibt die Paare
unerbittlich an. Und während die Teilnehmer des Turniers tagelang tanzen müssen und kaum schlafen dürfen,
kommen die Zuschauer ihnen näher und erfahren Fragmente ihrer Lebensgeschichten, ihrer Hoffnungen und
Existenznöte. Unter den Wettbewerbskandidaten begegnen uns Träumer, Ehrgeizige, Optimisten und Verzweifelte in der Hoffnung, im Rampenlicht zu stehen und ihr
Glück zu machen. Der makabre Wettbewerb erscheint als
Spiegel einer brutalen Leistungsgesellschaft, in der Sieg
und Niederlage zugleich als Showspektakel vermarktet
werden. Physisch und psychisch am Ende verlässt Gloria
schließlich den Saal und kommt mit einer Pistole
zurück …
Ursprünglich ein Roman von Horace McCoy aus dem Jahre
1935, wurde „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“
(„They Shoot Horses, Don’t They?“ ) berühmt in der amerikanischen Filmfassung aus dem Jahr 1969. Regie führte
Sydney Pollack, die Hauptrollen spielten Jane Fonda und
Michael Sarrazin. Der Film erhielt acht Oscar-Nominierungen und gilt heute als Klassiker, der vorausweisend
von den Mechanismen und Gefahren aktueller Realitytv-Formate und Castingshows und vom Streben des Menschen nach Anerkennung und Glück erzählt.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung finden Sie
auf 1 Seite 83. Ein Gespräch mit Spielern der Bürgerbühne aus
der vergangenen Saison finden Sie auf 1 Seite 76
Friederike Heller wurde 1974 in Westberlin geboren. Sie studierte
von 1996 bis 2000 bei Jürgen Flimm Schauspielregie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Für ihre Inszenierung von
Peter Handkes „Untertagblues“ am Wiener Burgtheater wurde sie
2005 von der Fach­zeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Außerdem inszenierte Friederike Heller
am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Köln, am Schauspiel
Stuttgart und an den Münchner Kammerspielen. Am Staatsschauspiel Dresden eröffnete sie die Spielzeit 2009.2010 mit ihrer Inszenierung von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Seit 2009 ist sie
an der Schaubühne in Berlin als Hausregisseurin und Dramaturgin
engagiert.
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David Marton 1975 in Budapest geboren, studierte im Anschluss an
ein Klavierstudium Dirigieren und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seine Theaterkarriere
begann er als Bühnenmusiker u. a. bei Christoph Marthaler und
Frank Castorf. Seit 2003 entwickelt er eigene Projekte, die er u. a. am
Kongelige Teater Kopenhagen, am Wiener Burgtheater, auf Kampnagel in Hamburg, am Berliner Maxim Gorki Theater sowie an der
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin inszenierte.
Simone Blattner wurde 1968 in Basel geboren. Sie studierte Regie
an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit 1998 arbeitet
sie als freie Regisseurin, u. a. am Theater Neumarkt in Zürich, am
Theater Basel, am Thalia Theater Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Schauspiel Frankfurt und zuletzt am
Berliner Ensemble, wo sie Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“
inszenierte. Zudem ist Simone Blattner eine Spezialistin für zeitgenössische Theatertexte. So inszenierte sie u. a. die Uraufführungen
mehrerer Stücke von Martin Heckmanns, darunter „Schieß doch,
Kaufhaus!“ am tif Dresden (2002) und „Kränk“ am Schauspiel
Frankfurt (2004). „Schieß doch ...“ und „Kränk“ wurden zu den
Mülheimer Theatertagen eingeladen, beide erhielten den Publikumspreis. In der vergangenen Saison führte sie Regie bei der
Uraufführung von Heckmanns Dresdner Theaterprolog „Zukunft
für immer“, der zu den Autorentheatertagen 2010 des Deutschen
Theaters Berlin eingeladen wurde.
Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg i. B. geboren und studierte
Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut für
Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004 als
künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als freie
Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem echten
Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der Spielzeit
2009 . 2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Vergangene Saison inszenierte sie u. a. „Magazin des Glücks“ nach einer Revue von Ödön von
Horváth und „Idomeneus“ von Roland Schimmelpfennig mit dem
Dresdner Bürgerchor.
21
Gespenster
Ein Familiendrama von Henrik Ibsen
Premiere am 31. Oktober 2010 im Kleinen Haus 1
Regie: Klaus Dieter Kirst 1 Bühne: Olaf Altmann
1 Kostüm: Jutta Harnisch
Eins, zwei, drei und schon vorbei
Ein Spiel vom Anfang und Ende der Dinge
Uraufführung am 27. November 2010 im Kleinen Haus 3
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Uli Jäckle 1 Bühne und Kostüm: Elena
Anatolevna 1 Musik: Roman Keller 1 Hörspiel
und Recherche: Carsten Schneider
Die Katze auf dem heißen Blechdach
von Tennessee Williams
Premiere am 04. Dezember 2010 im Kleinen Haus 1
Regie: Sabine Auf der Heyde
Jugend ohne Gott
nach dem Roman von Ödön von Horváth
Ein Projekt mit Dresdner Jugendlichen von 16 – 24 Jahren
Premiere im Januar 2011 im Kleinen Haus 2
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Marc Prätsch 1 Bühne: Philipp Nicolai
1 Kostüm: Adriana Braga Peretzki 1 Musik:
Sven Kaiser
Osvald Alving kommt aus Paris nach Hause zu seiner
Mutter in die Provinz. Der Zeitpunkt passt gut: Am nächsten Tag will Helene Alving das Kinderheim eröffnen, das
sie mit dem Vermögen ihres verstorbenen Mannes gestiftet hat. Und abschließen mit ihrer Vergangenheit, mit einem Leben voller Lügen, das sie geführt hat, um die Ausschweifungen ihres Mannes zu decken. Zu diesem Anlass
reist auch Pastor Manders an, die Jugendliebe Helenes und
nun ihr Finanzberater, den sie einst zugunsten des Kammerherrn Alving zurückgewiesen hat.
Doch Osvald ist nicht nur überarbeitet und müde von
der Reise, sondern krank. Er hofft, zu Hause jemanden zu
finden, der ihm zu einem schnellen Tod verhilft. Regine,
die als Tochter des Tischlers Engstrand gilt, jedoch das
Ergebnis eines Seitensprungs des Kammerherrn ist und
als Dienstmädchen bei Helene Alving lebt, wäre dafür
die Richtige: Sie soll Oswald von seiner ererbten Hirnkrankheit erlösen, bevor er in geistiger Umnachtung dahinsiecht.
Doch die Lebenslüge Frau Alvings kommt ans Licht, die
Fassade der Wohlanständigkeit zerbricht. Frau Alving
wird ihre Vergangenheit nicht los, die Moral des Pastors
ist nur Scheinheiligkeit, und Osvald ist, ohne es zu wissen,
der Erbe seines Vaters, genau wie Regine.
Henrik Ibsen schrieb „Gespenster“ 1881 und löste damit
einen Skandal aus. Er spricht darin damals zentrale Themen an: Inzest, Syphilis, Moral- und Wertekonservatismus und die brandaktuelle Darwin’sche Vererbungstheorie. „Wiedergänger“ heißt das Stück im Original – die Toten ruhen nicht, sie leben weiter in ihren Kindern, die für
ihre Taten büßen.
Eine Auseinandersetzung des Regisseurs mit Ibsens Stück finden
Sie auf 1 Seite 64
Eine Witwe liest aus ihrem Testament und ein Kind aus
seinem ersten Schulaufsatz. Das erste Mal weg von zu
Hause und Szenen vor dem Scheidungsrichter, der erste
Schluck Alkohol und der Abschied von der sterbenden
Frau. Ein Liebesbrief ist auch darunter. In Uli Jäckles
Theaterprojekt treffen zehn Dresdner Senioren auf zehn
Dresdner der jüngsten Generation. Die zwei Generationen spielen Anfänge und Schlussszenen der Weltliteratur und sterben gemeinsam tausend Tode.
Dieses Projekt wird mit den Darstellern entwickelt. In
einer Recherchephase werden alltägliche und außergewöhnliche Momente aus dem Leben beider Generationen gefunden und mit Szenen aus großen Dramen zu einer poetischen und gleichzeitig lebensnahen Collage
verwoben.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung finden Sie
auf 1 Seite 83. Ein Gespräch mit Spielern der Bürgerbühne aus
der vergangenen Saison finden Sie auf 1 Seite 76
Zu Big Daddys 65. Geburtstag kommt die ganze Familie
zusammen: sein älterer Sohn Gooper mit seiner Frau Mae
und den fünf Kindern und der jüngere Sohn Brick mit
seiner Frau Maggie – kinderlos. Big Daddy ist Plantagenbesitzer und schwerreich, und ohne sein Wissen geht es bei
seinem Geburtstag um die Verteilung des Erbes. Denn
was ihm keiner sagen will: Big Daddy hat Krebs. Mae fühlt
sich mit dem erfolgreichen Anwalt Gooper und qua Fruchtbarkeit beim Kampf ums Geld im Vorteil, denn Kinder
sind im Hause von Big Daddy und Big Mama hoch angesehen. Doch der heimliche Lieblingssohn von Big Daddy war
immer Brick, der sich als Einziger nicht fürs Erbe interessiert, sondern für gar nichts mehr. Seine Frau Maggie ist
die Katze aus dem Titel des Stücks. Sie kämpft um ihre
Ehe und ihr Glück und harrt aus mit einem gescheiterten
Footballstar, der sich seit einer Verletzung und dem Selbstmord seines vielleicht allzu besten Freundes dem Alkohol verschrieben hat und seine attraktive und sinnliche
Frau weder begehrt noch anrührt.
Tennessee Williams enthüllt in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ ein Gewebe aus Lügen und Heuchelei, das
sich im Laufe der Jahre über die Familie ausgebreitet hat.
Neid, Schuldzuweisungen und Dinge, die bisher nie ausgesprochen wurden, werden an diesem Geburtstagsabend an die Oberfläche gespült.
Eine Schulklasse kurz vor der Machtergreifung Hitlers.
Latenter Fremdenhass, soziale Kontrolle und Angst vor
Repressionen prägen das Klima. „Alle Neger sind hinterlistig, feige und faul“, schreibt der Schüler N in einer
Klassenarbeit, und dem jungen liberalen Lehrer schlägt
die kalte Ablehnung der gesamten Klasse entgegen, als er
dieses Vorurteil anspricht. Während eines Zeltlagers im
Wald geschieht ein Mord: Nach einem Streit um ein aufgebrochenes Kästchen und ein geheimes Tagebuch wird
N tot im Wald gefunden. Erst während des anschließenden Prozesses findet der Lehrer den Mut zu einem Geständnis über seine eigene Verwicklung in die Tat. Es
entspinnt sich ein Krimi, in dessen Verlauf die Aussage
des Lehrers zwar zu seiner Suspendierung führt, am
Ende aber auch zur Aufklärung des Mordes.
Der österreichisch-ungarische Autor Ödön von Horváth
verfasst „Jugend ohne Gott“ 1937 und nennt es „ein Buch
gegen die geistigen Analphabeten“. 1938 wird der Roman
wegen seiner pazifistischen Tendenzen von den Nationalsozialisten auf die Liste des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt, und Horváth emigriert.
Im Pariser Exil trifft er einen Filmregisseur, um über die
Verfilmung von „Jugend ohne Gott“ zu sprechen. Auf dem
Heimweg von just diesem Gespräch wird er von einem
herunterstürzenden Ast erschlagen.
Einige Gedanken von Helma Orosz finden Sie auf 1 Seite 65. Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung finden Sie
auf 1 Seite 83. Ein Gespräch mit Spielern der Bürgerbühne aus
der vergangenen Saison finden Sie auf 1 Seite 76.
Klaus Dieter Kirst wurde 1940 in Meiningen geboren. Seit 1968 ist
er regelmäßig als Regisseur am Staatsschauspiel Dresden tätig und
hat mit seither fast 70 Inszenierungen das Theater in Dresden
entscheidend mitgeprägt. Seit 1977 ist er außerdem an verschiedenen Schauspiel- und Opernhäusern im gesamten deutschsprachigen Raum tätig, u. a. in Graz, am Opernhaus Bremen, am Thalia
Theater Hamburg, am Theater in der Josefstadt Wien, an der Deutschen Staatsoper Berlin und am Nationaltheater Mannheim.
1978 wurde er mit dem Kunstpreis der ddr und 1987 mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden ausgezeichnet. 1989 inszenierte er in Dresden die vielbeachtete Uraufführung von Christoph Heins „Die
Ritter der Tafelrunde“. In den letzten Jahren waren am Staatsschauspiel Dresden u. a. seine Inszenierungen von Thomas Bernhards
„Ritter, Dene, Voss“, Hebbels „Judith“, Molières „Der Menschenfeind“ und Shakespeares „Richard iii.“ zu sehen.
22
Uli Jäckle geboren 1961, arbeitet seit 1993 als freier Regisseur und
hat u. a. am Stadttheater Freiburg, am Stadttheater Hildesheim, am
Staatsschauspiel Stuttgart, am Schauspiel Frankfurt und am
Hamburger Schauspielhaus inszeniert. Bekannt geworden ist Uli
Jäckle mit seiner freien Theatergruppe „Aspik“ und den Landschaftstheaterprojekten, in denen er mit Hunderten Laiendarstellern ländliche und städtische Räume inszenierte. Seit 1999 nimmt
er außerdem unterschiedliche Lehraufträge wahr, u. a. an der
Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel und an
Schauspielschulen in Bern, Zürich und Verscio.
Sabine Auf der Heyde wurde 1979 in Hongkong geboren und
studierte Regie an der New York University / Tisch School of the Arts.
Es folgten Hospitanzen in Berlin an der Staatsoper Unter den
Linden, am Deutschen Theater sowie erste eigene Inszenierungen
in der freien Szene. Von 2006 bis 2009 war sie Regieassistentin am
Deutschen Theater Berlin und assistierte hauptsächlich bei Jürgen
Gosch. 2007 inszenierte sie dort „Elefant – ein Abend nach
Raymond Carver“ und 2008 „Unter dem Milchwald“ von Dylan
Thomas, anschließend folgte „True West“ von Sam Shepard. Am
Staatsschauspiel Dresden inszenierte Sabine Auf der Heyde in der
Spielzeit 2009.2010 „Leonce und Lena“ von Georg Büchner.
Marc Prätsch wurde in Hamburg geboren. Nach einer Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover
wurde er 1998 an das Schauspiel Hannover engagiert, wo er
bis 2003 Ensemblemitglied war. Im selben Jahr leitete er den Workshop „create! acting: in love shakespeare“ mit Jugendlichen aus
Hannover. Seither arbeitet Marc Prätsch vorrangig als Regisseur.
Es entstanden u. a. Arbeiten am Stadttheater Hildesheim, am
Theater Freiburg, am Deutschen Theater Berlin sowie weitere Inszenierungen am Schauspiel Hannover, darunter Shakespeares
„Romeo und Julia“, das 2008 zum Theatertreffen der Jugend nach
Berlin eingeladen war. In der vergangenen Spielzeit eröffnete seine
Inszenierung von Hebbels „Die Nibelungen“ mit Dresdner Jugendlichen die neu gegründete Bürgerbühne im Kleinen Haus. Ab der
Spielzeit 2010 . 2011 ist Marc Prätsch Leiter des Jungen Schauspiel
Hannover.
23
Die Firma dankt
von Lutz Hübner
Mitarbeit: Sarah Nemitz
Uraufführung im Januar 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Susanne Lietzow
Das Erdbeben in Chili
nach der Erzählung von Heinrich von Kleist
Premiere im Februar 2011 im Kleinen Haus 2
Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin
Regie: Armin Petras
Die Kontrakte des Kaufmanns
Eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek
Premiere im März 2011 im Kleinen Haus 2
Eine Produktion der Bürgerbühne
mit dem Dresdner Bürgerchor
Regie: Bernd Freytag
Der König ist tot
von Thomas Freyer
Uraufführung im März 2011 im Kleinen Haus 3
Regie: Tilmann Köhler 1 Bühne: Karoly Risz
1 Kostüm: Susanne Uhl
Die Firma hat ein neues Leitungsteam bekommen, das
seine Strategie für die Zukunft des Unternehmens bisher noch nicht bekannt gegeben hat. Nur der Mittvierziger Adam Krusenstern, Leiter der Entwicklungsabteilung, ist zu einem Wochenende im Gästehaus der Firma
eingeladen worden, wo er möglicherweise auch Mitglieder des neuen Vorstands kennenlernen soll. Krusenstern
ist nervös, ihm ist nicht klar, was ihn auf dem mondänen
Landsitz erwartet. Mayumi, die junge und attraktive Assistentin der neuen Geschäftsleitung, verstört ihn mit
ihrer freundlich umsorgenden Art, sodass ihm die Konversation mit ihr unglücklicherweise zwischen Flirt und
Onkelhaftigkeit entgleitet. Die Begegnungen mit dem
neuen Personalchef Hansen und Ella Goldmann, die sich
als Coach und Vertreterin eines Assessmentcenters vorstellt, verlaufen auch nicht besser. Smalltalk ist nicht seine
Stärke, Krusensterns beiläufige Bemerkungen scheinen
die anderen zu irritieren, und keiner kann oder will ihm
verraten, was wirklich der Grund für dieses Wochenende
auf dem Land ist. Das betont lässige und unkonventionelle Auftreten des Praktikanten Sandor reizt Krusen­
stern, der auf gute Umgangsformen im Job großen Wert
legt, zusätzlich. Als man beschließt, nach einer Mußestunde in der Sauna und einer Entspannungsrunde auf
dem Golfplatz am Abend gemeinsam eine Party zu feiern,
ist Krusenstern endgültig verwirrt. Will denn hier niemand arbeiten? Was geschieht mit den anderen Kollegen
aus dem mittleren Management? Verspielt Krusenstern
gerade seinen Job durch mangelnde Flexibilität und
überan­gepasstes Verhalten? Und wer unter den Anwesenden ist wirklich sein Gegner?
Lutz Hübner macht sich auf 1 Seite 68 Gedanken zu seinem
neuen Stück. Zusätzlich finden Sie ein ausführliches Gespräch
mit dem Autor auf 1 Seite 60
Ein junger Spanier, Jeronimo Rugera, der in St. Jago, der
Hauptstadt Chilis, als Hauslehrer angestellt war, hat sich
in seine Schülerin Donna Josephe verliebt und ist daher
entlassen worden. Die Tochter, die seine Liebe erwidert,
wird vom Vater in ein Kloster gesteckt, wo das Liebespaar
seine Beziehung jedoch heimlich fortsetzt. Donna Josephe wird schwanger. Wegen dieser Schändung des Klosters werden beide eingekerkert und Donna Josephe zum
Tode verurteilt. In der Stunde ihrer Hinrichtung will Jeronimo sich gerade im Gefängnis erhängen, als ein furchtbares Erdbeben über die Stadt hereinbricht, worauf­h in er
sich aus dem Gefängnis in die Freiheit retten kann. Durch
Trümmer und brennende Straßen rennt er zum Hinrichtungsplatz außerhalb der Stadt und findet die eben­falls
gerettete Josephe und den gemeinsamen Sohn.
Am nächsten Morgen tritt Don Fernando mit der Bitte an
Donna Josephe heran, sein kleines Kind mitzustillen, da
dessen Mutter schwer verletzt ist. Sie gewährt diese Bitte
gern. Die Katastrophe scheint alle Gemüter versöhnt zu ha­
ben, alle Standesunterschiede scheinen aufgehoben, man
hilft sich gegenseitig. Während einer Dankesmesse kommt
ein Geistlicher allerdings plötzlich auf den Sittenverfall
in der Stadt sowie auf den Klosterskandal zu sprechen.
Die rasch fanatisierte Menge erkennt Jeronimo und Josephe, und es kommt vor der Kirche zu wilden Kämpfen. Jeronimo und Josephe verlieren ihr Leben, doch wird ihr Sohn
gerettet, und Don Fernando, dessen Kind getötet worden
ist, nimmt ihn als Pflegesohn an.
Eine Skizze von Armin Petras zu Kleists „Erdbeben“ finden Sie
auf 1 Seite 70
Elfriede Jelinek nimmt die Weltwirtschaftskrise zum
Anlass, um in die Finanzströme einzutauchen, die die
Gier der Spekulanten, Finanzmanager und Kleinanleger
entfesselt hat. Auch wenn die Lust am Risiko vorerst aufgebraucht und das Gewinnerlachen der Klage gewichen
ist, bestimmt die Hetzjagd nach Renditen und maximalem Umsatz den Rhythmus ihres Textes. Wie immer bei
Jelinek sprechen keine Theaterfiguren, tatsächlich lässt
sie alles Menschliche hinter sich und schenkt „der Bank“
und „dem Markt“ eine Stimme, sogar das Geld selbst darf
endlich sprechen. Berauscht von seiner Allmacht hat es
die Menschheit längst überholt, deren Stunde geschlagen
hat. Der Sprachnotstand setzt ein und ein Ende des Kapitalismus ist nicht abzusehen: „Sie konnten es vorübergehend beherbergen, Ihr nettes kleines Kapital, doch es
wohnt jetzt auf Dauer bei uns, was beklagen Sie sich?, es
lebt auf einer schönen Insel, ja freut Sie das denn nicht,
dass es lebt?, leben wird, während Sie sterben, lebt Ihr
Kapital, und es lebt gern bei uns, bei uns hat es ja Gesellschaft, bei Ihnen wäre es allein, bei uns aber Unterhaltung, Spiel, Spaß, Sport an Bord, im Board, das durstig
ist nach Ihrem Haben und Ihnen ein Soll zurückgibt, unsere Bank muss ja von etwas leben, nicht wahr?, nicht
wahr?, wie wahr!“
Elfriede Jelinek zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Neben Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspielen, Drehbüchern und Libretti umfasst ihr Werk Romane und Theaterstücke. Jelinek wurde
mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem
Nobelpreis für Literatur.
Mit „Kontrakte des Kaufmanns“ widmet sich der traditionsreiche Dresdner Bürgerchor, der ursprünglich aus den
Inszenierungen Volker Löschs hervorging, einem sprachgewaltigem Gegenwartsstoff.
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung finden Sie
auf 1 Seite 83. Ein Gespräch mit Spielern der Bürgerbühne aus
der vergangenen Saison finden Sie auf 1 Seite 76
Draußen geht ein Krieg zu Ende, von dem niemand mehr
weiß, wann er angefangen hat. Auch die Gründe für dessen Ausbruch scheinen sich mit den Jahren geändert zu
haben. Nun aber rückt die Front näher, die Detonationen
werden lauter. Unter seinem Bett versteckt sich der König.
Im Schloss sucht ihn der Chef der Leibgarde, der den letzten Rückzugspunkt verteidigen soll. Der König aber weigert sich, neue Befehle zu erteilen, neue Gesetze zu erlassen, woraufhin der Chef der Leibgarde selbst die Initiative
ergreifen will. Bald wird aber klar, dass es nicht der Feind
ist, der das Schloss stürmen will, sondern das eigene
Volk. Der König wird von seinem Schatzmeister und seinem Berater, ohne dass er davon etwas erfährt, für tot erklärt. Während der König das Ausbleiben der Detonationen bemerkt, unter seinem Bett hervorkriecht und seine
Regierungstätigkeit wieder aufnehmen will, wird dem
Volk ein besseres Leben versprochen. Das Volk aber will
erst Ruhe geben, wenn es den toten König sieht. Jahre später gibt es längst einen anderen Krieg, von dem keiner
weiß, wann er angefangen hat.
Ein Gespräch mit dem Dramatiker Thomas Freyer finden Sie
auf 1 Seite 60
Susanne Lietzow wurde 1968 in Innsbruck geboren. Sie absolvierte
u. a. eine Schauspielausbildung in Innsbruck und war von 1997 bis
2000 Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und
Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Es folgten Engagements an Theatern in Linz, Kassel, Weimar und am Jungen Schauspiel Hannover, wo sie u. a. 2009 Higgins Liebesgeschichte „Harold
und Maude“ inszenierte. 2006 erhielt Susanne Lietzow für „How
much, Schatzi?“ nach h. c. Artmann den österreichischen NestroyPreis für die beste Off-Produktion.
24
Armin Petras 1964 in Meschede im Sauerland geboren, wuchs in
Ostberlin auf. Er studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 1988 übersiedelte er in die Bundesrepublik und arbeitete als Regieassistent am tat in Frankfurt / Main
und an den Münchner Kammerspielen. Ab 1992 inszenierte er in
Frankfurt / Oder und ab 1994 in Chemnitz. Von 1996 bis 1999 war er
fester Regisseur am Schauspiel Leipzig und Oberspielleiter am
Theater Nordhausen und von 1999 bis 2002 Schauspiel­d irektor am
Staatstheater Kassel. Anschließend war er bis 2006 Hausregisseur
am Schauspiel Frankfurt. Seit 2006 ist er Intendant am Maxim
Gorki Theater Berlin. Als Bearbeiter von Film- und Romanstoffen
gehört Armin Petras zu den meistgefragten Künstlern seines Fachs.
In einer Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater ent­stand in
der Spielzeit 2009.2010 in Dresden und Berlin seine Inszenierung
von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“.
Bernd Freytag geboren 1965, ist Chorleiter, Regisseur und Autor. Er
wirkte in zahlreichen Arbeiten Einar Schleefs mit und arbeitete u. a.
mit Volker Spengler und Thomas Thieme zusammen. In den Inszenierungen Volker Löschs ist er für das sprachliche Einstudieren des
Chores verantwortlich, am Staatsschauspiel Dresden u. a. für „Die
Orestie“ von Aischylos, „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann und
„Woyzeck“ von Georg Büchner.
Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte
Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst
Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche
Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a.
Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen
war. Weitere Inszenierungen realisierte er am Maxim Gorki
Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Mit dem Autor
Thomas Freyer verbindet ihn eine kontinuierliche Zusammenarbeit.
Außerdem realisierte Köhler verschiedene Projekte in Brasilien.
Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel
Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. In der vergangenen Saison inszenierte er Brechts „Die heilige Johanna der
Schlachthöfe“ (ausgezeichnet mit dem Kurt-Hübner-Preis für junge
Regie 2009), Horváths „Italienische Nacht“ und zuletzt Tschechows
Komödie „Der Kirschgarten“.
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Woyzeck
nach Georg Büchner
Musik: Tom Waits 1 Liedtexte: Kathleen Brennan
1 Konzept: Robert Wilson
Premiere im April 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Sandra Strunz
Es ist angerichtet
von Martin Heckmanns
Uraufführung im Mai 2011 im Kleinen Haus 2
Regie: Christoph Frick
Diesen Kuss der ganzen Welt
Ein Schiller-Projekt über Weltenfreundschaft,
das Band der Liebe und Facebook mit Dresdner Bürgern,
die Verwandte oder Freunde in anderen Ländern haben
Uraufführung im Mai 2011 im Kleinen Haus 3
Eine Produktion der Bürgerbühne
Regie: Miriam Tscholl
Einsame Menschen
von Gerhart Hauptmann
Premiere im Mai 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Julia Hölscher
Der Soldat Franz Woyzeck ersticht seine Geliebte Marie.
Was sind die Gründe für die Tat? Maries Betrug mit dem
Tambourmajor oder die schikanösen Experimente des
Doktors, denen sich Woyzeck nur unterwirft, um sich ein
wenig dazuzuverdienen?
Das Woyzeck-Fragment basiert auf dem gleichnamigen
Dramenfragment Georg Büchners aus dem Jahr 1837, das
heute zu den meistgespielten Dramen der deutschsprachigen Literatur zählt und als Unterrichtslektüre landauf,
landab gelesen wird. Im Kampf um das alltägliche Überleben dreht Woyzeck langsam, aber sicher durch. Physisch
und psychisch von seiner Umwelt misshandelt, hat er zusehends mit Wahnvorstellungen zu kämpfen. Und als er
dann auch noch Zeuge der Untreue Maries – seiner Liebe –
wird, gehorcht er seinen inneren Stimmen, die ihn zwingen, sie zu töten, und sticht zu.
Ursprünglich sind die so einfühlsam wie erbarmungslos
anmutenden Lieder von Tom Waits und Songtexterin Kathleen Brennan für ein gemeinsames Projekt mit dem amerikanischen Regisseur Robert Wilson geschaffen worden,
das 2002 in Kopenhagen zur Uraufführung kam. Entstanden ist eine zeitlose „Woyzeck“-Version von gegenwärtiger Atmosphäre, deren Musikalität die Sehnsüchte und
Ängste der Figuren genial ergänzt.
Einen Artikel über die „Woyzeck“-Bearbeitung von Tom Waits
finden Sie auf 1 Seite 71
Holger Wurm ist ein Mann in den besten Jahren. Umschwärmt, aktiv, mit Urlaubsplänen. Er arbeitet als erfolgreicher Werbetexter und genießt sein freies und unbeschwertes Leben in der Stadt. Eines Tages besuchen ihn
drei fremdartige Gestalten und eröffnen ihm, dass er
sterben werde. Wurm reagiert ungläubig, bis ihm die Gestalten ihren Einfluss und ihre Wirkungsmöglichkeiten
beweisen. Sie lassen ihn krank werden und erscheinen
ihm in verwandelter Gestalt, sie prüfen ihn und machen
sich aus seinem Alltag und seinem Unglück einen Spaß.
Holger Wurm organisiert eine Gegenbewegung, er wehrt
sich nach Kräften. Er führt Buch über seine Erlebnisse
und bittet Freunde um ihr Zeugnis, dass er ein guter
Mensch gewesen sei. Er will etwas hinterlassen, einen
Nach­kommen oder einen Einfall, der Wirkung zeigt und
ihn überlebt. Er nimmt den Kampf auf gegen die Todesboten und zeigt noch einmal, was in ihm steckt. Er arbeitet an seinem Vermächtnis, das Stück ist sein Denkmal.
Es zeigt einen Hallodri im Überlebenskampf, getrieben
von der Frage, wofür er da ist und was von ihm bleibt.
Ein ausführliches Gespräch mit dem Autor Martin Heckmanns
finden Sie auf 1 Seite 60
Schiller bekennt sich zum uneingeschränkten Glauben
an das Band der allgemeinen Liebe, das aus allen Menschen dieser Erde eine einzige Familie macht. Mit seinen
idealistischen Gedichten, Balladen und Schriften zum
Thema „Alle Menschen werden Brüder“ liefert er eine
Steilvorlage für die Frage: Wie ist es bestellt um die Freundschaft zwischen den Menschen? Im Kleinen und im Großen, in der Stadt, über den Globus hinweg und in der virtuellen Community von Facebook. Dresdner Bürgerinnen
und Bürger werden Schiller und ihre eigene Lebenswelt
zum Thema Freundschaft befragen. Auf der Bühne wird
eine Szenencollage zu sehen sein mit Texten Schillers in
unterschiedlichen Sprachen, autobiografischen Erzählungen zum Thema Freundschaft und Internet-Liveschaltungen zu Freunden und Familien auf anderen Kontinenten!
Informationen zur Teilnahme an dieser Inszenierung finden Sie
auf 1 Seite 83. Ein Gespräch mit Spielern der Bürgerbühne aus
der vergangenen Saison finden Sie auf 1 Seite 76
Der junge Gelehrte und verhinderte Dichter Johannes
Vockerat lebt mit seiner Frau Käthe glücklich in einem
Land­haus am Müggelsee. Endlich haben die beiden ihr
lang er­sehntes erstes Kind bekommen und damit scheinbar die Erfüllung ihrer Ehe gefunden. Aber die geschwächte Kindsmutter erholt sich nur langsam, und
Johannes hadert mit seiner wissenschaftlichen Arbeit,
mit der er nicht vorankommt. Er sieht in der ihn bedrängenden familiären Umgebung keinen Platz, um seine
fortschrittlichen Thesen in die Praxis seines Lebens umzusetzen. Als überraschend die russische Studentin Anna
Mahr auf der Durchreise bei den Vockerats Station macht,
ist Johannes sofort hingerissen von der emanzipierten
und selbstbewussten jungen Frau. In ihr findet er erstmals
eine Gesprächspartnerin, die ihm ebenbürtig erscheint
und seine wissenschaftlichen Interessen teilt. Er lädt die
junge Frau ein zu bleiben, und die zunehmende Intensität der Bekanntschaft erweckt Misstrauen und Neid bei
seinen Eltern und seiner Frau. Diese fühlt sich isoliert und
minderwertig angesichts der intellektuellen Auseinandersetzungen ihres Mannes mit der Fremden. Johannes
und Anna müssen erkennen, dass sie ihren Traum von einer freien und gleichberechtigten Beziehung in ihrem angestammten gesellschaftlichen Umfeld nicht leben können. Johannes muss Anna abreisen lassen. Als sie fort ist,
rudert er allein hinaus auf den Müggelsee, um zu sterben.
Gerhart Hauptmann schrieb „Einsame Menschen“ 1891
in einer äußerst produktiven Phase seines frühen Schaffens. Er bekräftigte mit dem Werk seinen Ruf als einer
der bedeutendsten Vertreter des Naturalismus und zeigte
sich einmal mehr als ein präziser und einfühlsamer Beobachter der einfachen Leute in schwierigen sozialen
Konstellationen.
Ein ausführliches Porträt der Regisseurin Julia Hölscher finden
Sie auf 1 Seite 74
Sandra Strunz geboren 1968 in Hamburg, studierte Regie an der
Hochschule der Künste in Hamburg. Bereits 2000 erhielt sie mit
ihrer Produktion „Parzival“ eine Einladung zum Festival Impulse.
Ihre ersten Arbeiten entstanden in der Kampnagelfabrik Hamburg
und in der Kaserne Basel. Später arbeitete sie am Luzerner Theater,
am Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, am Schauspiel Freiburg sowie am Deutschen
Schauspielhaus in Hamburg. In ihrer Arbeit lässt sich Sandra
Strunz immer wieder von Prosavor­lagen inspirieren, etwa von
Karen Duves „Regenroman“ oder Tho-mas Bernhards Roman
„Frost“, für dessen Adaption sie 2000 mit dem Kurt-Hübner-Preis
für junge Regie ausgezeichnet wurde. Am Staatsschauspiel Dresden
inszenierte sie zuletzt „Für alle reicht es nicht“ von Dirk Laucke.
Diese Aufführung wurde zu den Mülheimer Theatertagen 2010
eingeladen.
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Christoph Frick wurde 1960 geboren und ist seit 1991 künstlerischer
Leiter der Theatergruppe klara, die zu den renommiertesten
Formationen der freien Szene in der Schweiz gehört. Seit 2002 arbeitet Christoph Frick kontinuierlich am Luzerner Theater, am Schauspiel Köln, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel
Hannover, wo er u. a. „Nathan der Weise“, „Moby Dick“ und „Die
Räuber“ inszenierte. Seit der Spielzeit 2006.2007 ist Christoph Frick
Hausregisseur am Theater Freiburg. „Es ist angerichtet“ ist seine
erste Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden.
Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg i. B. geboren und studierte
Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis am Institut für
Medien und Theater der Universität Hildesheim, wo sie ab 2004 als
künstlerische Mitarbeiterin tätig war. In ihren Arbeiten als freie
Regisseurin fanden sich immer wieder Darsteller aus dem echten
Leben auf der Bühne ein. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt und mit dem Niedersächsischen Lottopreis für freies Theater ausgezeichnet. Seit der Spielzeit
2009 . 2010 leitet Miriam Tscholl die Bürgerbühne und die Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden. Vergangene Saison inszenierte sie u. a. „Magazin des Glücks“ nach einer Revue von Ödön von
Horváth und „Idomeneus“ von Roland Schimmelpfennig mit dem
Dresdner Bürgerchor.
Julia Hölscher 1979 in Stuttgart geboren, begann zunächst ein Gesangsstudium, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die Theaterakademie Hamburg wechselte. Beim Festival „Körber Studio Junge
Regie“ wurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki mit dem Regiepreis 2007 ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von
Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel
Hannover sowie Horváths „Jugend ohne Gott“ am Schauspiel
Frankfurt. Es folgten Inszenierungen am Schauspiel Hannover, am
Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Schauspiel Magdeburg.
Seit 2009 ist Julia Hölscher Hausregisseurin am Staatsschauspiel
Dresden. Hier inszenierte sie bisher „Adam und Evelyn“ nach dem
Roman von Ingo Schulze sowie Astrid Lindgrens „Die Brüder
Löwenherz“.
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Rosa Enskat m it Schwester Christine im Diakonissenkrankenhaus 28
Christine Hoppe m it Kfz-Mechatroniker D. an der Hebebühne 29
Cathleen Baumann m it Flughafenmitarbeiterin Bettina Wagner am Check-in-Schalter 30
Tom Quaas, Mila Dargies m it Robert und Christin vom Aeroclub Pirna 31
Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist Premiere am 10. September 2010 im Schauspielhaus
Regie: Julia Hölscher
Ein Hauch von Erotik
Kleist, das Käthchen und Dresden
von Peter Michalzik
Über Kleists Dresdner Zeit liegt ein Hauch von Erotik. Es
ist manchmal nur ein flüchtiger Duft, aber man kann ihn
doch deutlich spüren. Vielleicht gehörte das für Kleist zu
dieser Stadt. Als er 1801 hier die Madonna Raffaels bewundert hatte, sprach er noch keusch vom hohen Ernste und
der stillen Größe. Wenn Kleist jetzt, 1808, von Reinheit
sprach, dann war sie offensichtlich mit Erotik vermischt.
Bei seinem Dresden-Besuch 1803 hatte Kleist sich an die
Schlieben-Schwestern gehalten, brave, biedere, bescheidene Mädchen. Was er jetzt veröffentlichte, „Penthesilea“
und die „Marquise“, drehte sich für jeden sichtbar um sexuelle Begierde und war voller Anspielungen. Und „Das Käthchen von Heilbronn“, das er hier schrieb, ist ebenfalls ein
Stück mehr oder minder gut versteckter Sexualität.
Ohne Zweifel gehört „Das Käthchen von Heilbronn“ zum
sichtbaren Theater. Und es steckt etwas Kalkuliertes in
diesem Drama: So, scheint Kleist gedacht zu haben,
schreibt man ein erfolgreiches Stück. Es ist voll mit Rittern und Rüstungsgeklapper, wie kein anderes Schauspiel
Kleists strotzt es vor knalligen, bewusst eingesetzten
Bühneneffekten. Ein Femegericht in einer unterirdischen
Höhle, ein Bad in einer Grotte im gotischen Stil, Gewitter
im Gebirge, Feuer im Schloss, verbundene Augen und
Traumgesichter, Giftanschlag und Hochzeitsfeier, Kleist
lässt es richtig krachen. In diesem Stück ist Kleist, allein
schon wegen der Kulissen, Romantiker. Dazu kommt
eine richtiggehende Groschenhefthandlung: „Ein blutjunges, unschuldiges Bürgersmädchen, das Käthchen von
Heilbronn, läuft ihrem geliebten, angebeteten Grafen
Friedrich Wetter vom Strahl so anhaltend und penetrant
unterwürfig hinterher, bis es ihren Traumprinzen nach
allerhand Hindernissen und Widerständen am Ende doch
heiraten kann.“
Eine Schlüsselszene des Stücks ist die berüchtigte Holunderbuschszene im vierten Akt. Im Schloss des Grafen
Wetter vom Strahl liegt das Käthchen abseits im Gebüsch
an der Burgmauer unter einem Holunderbusch. Ihre Kleider hängen im Busch zum Trocknen. Sie schläft, entsprechend unbekleidet, was Kleist selbstverständlich nicht
schreibt. Der Graf nähert sich ihr und ist nicht nur gerührt, wie er sie so liegen sieht, sie zieht ihn auch unwiderstehlich an: „Wahrhaftig, wenn ich sie so daliegen sehe,
mit roten Backen und verschränkten Händchen, so kommt
die ganze Empfindung der Weiber über mich, und macht
meine Tränen fließen“, sagt er. Rasch will er handeln, ehe
der Gottschalk kommt, lässt sich auf die Knie nieder und
umfängt ihren Leib sanft mit seinen Armen. „Tue ich eine
Sünde, so mag mir sie Gott verzeihen.“
32
Die Anspielungen Kleists sind eindeutig, der Graf verhört sie dann aber nur im Schlaf. Der Liebreiz, den Kleist
Käthchen verleiht, liegt zwischen erotischer Anziehung
und keuscher Rührung. Sexualität schwankt zwischen
Verlangen und Unschuld, wie das dann im 19. Jahrhundert mit der Aufspaltung der Frau in die Hure und die
Heilige üblich wurde. Wobei die Übermacht des Verlangens sehr bedrohlich werden kann: Zehn Leben würde er
für die Hochzeitsnacht mit Käthchen geben, sagt Strahl
gegen Ende hin.
Wie in der „Penthesilea“ die beiden Liebenden nicht verstehen, was sie zueinander zieht, verstehen auch Strahl
und Käthchen nicht, was sie aneinander bindet. Das Stück
dreht sich darum, die unerklärliche Fixierung der beiden
aufzudecken. Der Mann und das Mädchen sind nicht in
der Lage, ihr Begehren zu verstehen. Diese Unerklärlichkeit des Begehrens ist es, die das Stück mit der „Penthesilea“ verbindet. Während sie bei „Penthesilea“ zur Raserei
führt, wird sie hier zum blinden Vertrauen Käthchens, die
Strahl wie eine Hündin folgt. Blindes Vertrauen, darum
geht es Kleist immer wieder. Blindes Vertrauen gegen
blindwütige Raserei, das muss es sein, was er gemeint hat,
als er sagte, dass das „Käthchen“ und die „Penthesilea“ wie
das + und – der Algebra zusammengehören.
In den beiden brutalen Verhören zu Beginn des Stücks
geht es darum, die unerklärliche Bindung Käthchens an
den Grafen zu ergründen. Warum läuft sie dem Grafen
Strahl so sklavisch hinterher? Die Verhörmethoden haben
etwas Sadistisches, es wurde bei der Szene nicht umsonst
an die Inquisition gedacht. Das ist durchaus passend,
denn die Macht, die der Graf über das Käthchen ausübt,
erscheint unerklärbar, satanisch und damit keiner weltlichen Gerichtsbarkeit, sondern nur inquisitorischen Methoden zugänglich. Solche sadistischen Verhöre sind eine
Spezialität Kleists: Eve tritt in Adam ihrem möglichen
Vergewaltiger als verhörendem Richter gegenüber. Alkmene tritt in Jupiter ihrem wirklichen Vergewaltiger,
wenn auch im Körper ihres Gatten, als Richter über ihr innerstes Gefühl gegenüber. So ist Begehren bei Kleist immer, nicht nur in der „Penthesilea“, mit Gewalt verbunden.
Dem Grafen ist nach schwerer Krankheit in seinem Silvestertraum verheißen worden, eine Kaisertochter als Ehefrau heimzuführen. Vertraue, habe ein Engel ihm dreimal
zugerufen. Auch dem Käthchen ist in der Silvesternacht
ein Engel erschienen. In der Holunderbuschszene, nicht
nur eine versuchte Vergewaltigung, auch ein drittes Verhör des nun im Schlaf sprechenden Käthchen, erfährt der
Graf, dass auch er ihr damals erschienen ist und dass sie
ihm deswegen folgt.
Käthchens traumwandlerische Sicherheit und das dritte Jetzt führt er das alte Motiv fort und spielt mit seiner eroVerhör, in dem Käthchen dem Grafen im Schlaf antwor- tischen Doppeldeutigkeit. Als er in der Holunderbuschtet, erinnern an das damals vielbeachtete und -disku- szene auftritt, führt der Graf ein Futteral mit sich und
tierte Phänomen des Somnambulismus – worunter man beginnt zu sprechen, „indem er das Futteral in den Busen
eher den Zustand des Hypnotisiertseins als der Schlaf- steckt“. Das Futteral steht dann nicht mehr nur für das
wandlerei verstand. Es handelt sich um eines der vielen weibliche Geschlechtsteil, sondern auch für das Herz,
Phänomene in der langen Geschichte der Entdeckung des das Innerste. Es ist sozusagen der Mantel des fötalen ZuUnbewussten. Der Somnambule hat unter Ausschaltung stands, eine Metapher der weiblichen Scheide. Dieses Vertrauen hat Kunigunde verraten. Käthchen spricht dagegen
seines Bewusstseins Zugang zu seinem Inneren.
Käthchens Gegenspielerin ist Kunigunde, eine Intrigan- unterm Hollerbusch mit einer wunderbaren Drolligkeit,
tin und falsche Schönheit. In der Badegrottenszene sieht ihr Liebesausruf scheint direkt aus dem Innersten des
Käthchen, dass Kunigundes Schönheit nur vorgetäuscht Futterals zu kommen: „O geh! – Verliebt ja, wie ein Käfer,
ist. Sie ist, wie im heutigen Horrorfilm, eine hässliche bist du mir.“
Hexe in einer schönen Hülle. Diese Aufspaltung der Frau, So wie hier ist Kleists erotische Welt voller Merkwürdighier das natürliche, reine Mädchen, dort die künstliche, keit. Zu diesen Merkwürdigkeiten gehören auch kleine
verschlagene Verführerin, macht „Das Käthchen von Heil- Hände. Penthesilea hat kleine Hände, so wie die junge
bronn“ zu einem typischen Text des 19. Jahrhunderts mit Frau mit den „niedlichsten kleinen Händen“, die Kleist
den Dichterlorbeer aufgesetzt hat. Klein, grazil, mädchenseiner Obsession für die Heilige und die Hure.
Eine weitere Schlüsselszene ist die Feuerprobe, die auch haft, das war Kleists Weiblichkeitsideal. Kleine Hände hat
im Titel des Stücks vorkommt. Ein wichtiges Detail ver- auch das Käthchen von Heilbronn, „mit roten Backen und
bindet diese Szene mit früheren Vorstellungen Kleists verschränkten Händchen“, heißt es. „Penthesilea“ und
von seiner Ehefrau, wie er sie gegenüber Wilhelmine am „Käthchen“ sind beide Frauen mit kleinen Händchen, von
Ende der Würzburger Reise entfaltet hat. Damals erklärte Mädchenhaftigkeit und Grazie. Auch Penthesilea ist eine
er seiner künftigen Frau, dass er wisse, dass sie aus Me- zerbrechliche Erscheinung. Im Gegensatz zu Käthchen,
tall sei, das seine Unverletzbarkeit bereits in der Feuer- die so ist, wie sie aussieht, ist sie aber etwas, das es eiprobe erwiesen habe, und dass er dieses Metall nur noch gentlich nicht geben kann: eine zarte Furie.
glänzen machen wolle. Jetzt will Kunigunde das Käth- Peter Michalzik ist Theaterkritiker im Feuilleton der Frankfurchen mit einer Feuerprobe töten, Kunigunde drängt Käth- ter Rundschau. Er gehörte der Jury des Berliner Theatertreffens
chen, ihr ein Bild des Grafen aus dem brennenden Schloss an, zurzeit ist er Jurymitglied der Mülheimer Theatertage. Dieser Text ist seinem neuen Buch über Heinrich von Kleist entzu holen.
Dabei wird es ganz intim. Natürlich gelingt es dem Käth- nommen. Es erscheint im Frühjahr 2011 und wird am Staatschen mit traumwandlerischer Sicherheit, das Bild un- schauspiel Dresden vorgestellt werden.
beschadet aus den Flammen zu retten. Kunigunde aber
herrscht sie an, dass sie das Futteral für das Bild in den
Flammen vergessen habe, an dem ihr eigentlich gelegen
sei. „Die dumme Trine“, schreit sie. Auch dieses Futteral
hat in der frühen Zeit Kleists einen Vorläufer. „Bringe
mir“, schrieb Kleist 1801 an Ulrike, „mein Huthfutral mit.“
Zur selben Zeit schrieb er an Wilhelmine: „Schicke mir
doch das Bild-Futteral sogleich zurück, denn es gehört zu
Deinem Bilde.“ Kleist hatte mit Bild, Rahmen und Futteral damals mit Wilhelmine ebenfalls ein Spiel inszeniert,
nicht so bedrohlich wie Kunigunde mit Käthchen, aber
doch unaufrichtig.
Käthchen!
Mädchen!
Käthchen!
33
Der Turm nach dem Roman von Uwe Tellkamp Uraufführung am 24. September 2010 im Schauspielhaus
Regie: Wolfgang Engel
Oschwitz
Wie ich einmal mit Rainald Goetz über Uwe Tellkamps
„Turm“ aneinander vorbeisprach
von Peter Richter
Die Brücke zum Beispiel, die hat Tellkamp eindeutig von fürchte, wir sprachen eine Dreiviertelstunde aneinander
mir. Die Brücke über die Grundstraße, davon habe ich im- vorbei, denn er sprach über die ddr, ich sprach über
mer geträumt, wenn ich die Ulrichstraße runter musste dresden. Er war nämlich durch damit und glücklich
und drüben die Steglichstraße wieder rauf. Denn ich wie ein Bautzenhäftling nach dem Freikauf, ich steckte
komme sozusagen aus Ostrom, aus dem, was Tellkamp noch mittendrin, am Elbhang. So wie früher sozusagen.
perfiderweise Ostrom nennt, obwohl es Oberloschwitz Und ich wollte da auch gar nicht weg. Ich hatte gar keine
heißt, wobei Ortsansässige der Art, wie nun ausgerech- Lust auf die Handlung, auf nva und Schwedt und den
net Tellkamp sie dauernd durch seinen Roman dozieren ganzen erdrückenden Horror, vor dem ich mich, wie Telllässt, sicher einwenden würden, dass dieser Ortsteil ei- kamps Türmer auch, im Kursivgedruckten verkroch.
gentlich Schöne Aussicht heiße und Oberloschwitz hin- Goetz fand, „Der Turm“ beschreibe die ddr nicht, songegen das sei, was viele fälschlich schon für den Weißen dern er „ist diese ganze Welt einfach, man lebt in dem
Hirsch halten – so zum Beispiel eben Tellkamp, der seinen Roman, von Massen von gar nicht erfassbaren Details
Hügel als Hort des Widerstands glorifiziert und meinen vollgeballert wie in einer echten Wirklichkeit, eine Art
dagegen als Nest der Nomenklatura verunglimpft. Lite- hyperdetaillistischer Totalitätsrealismus.“
ratur darf so etwas, ich weiß. Da ich Tellkamps Buch aber Das war, fürchte ich, aber kein Lob, das klang nur so.
nicht als Leser lesen kann, sondern nur als Insasse, als „Dass man eine Sprache so falsch finden kann“, so Goetz
sein Material, empört es mich natürlich trotzdem, schon über Tellkamp, „diese ganzen Gewähltheiten des Ausweil es in der wirklichen Wirklichkeit, wie ja nun jeder drucks, das Verzuckerte und Gedrechselte, es war ja alles
weiß, genau umgekehrt war. Und wenn man bedenkt, in der Kritik genug gepriesen und attackiert worden, die
dass sogar diese Brücke über die Grundstraße tatsächlich in der Sprache selber liegende, von ihr fast schon aggreseinmal geplant war, irgendwann in den Dreißigern und siv betriebene ver-lang-sa-mung, furchtbar, Folter,
etwas weiter hinten, dann heißt das nichts anderes, als dass man also auf der Ur- und Erstebene des Literarischen
dass in Tellkamps „Turm“ nichts, absolut nichts ohne so unglaublich gequält werden kann, und dennoch mit dem
Gegenstück in der Realität wäre, nicht einmal das Ganzen der Sache des Romans doch mit der allergrößten
Ausgedachte.
Begeisterung mitgeht.“
Das habe ich exakt so auch einmal dem Schriftsteller Rai- Mir ging das ehrlich gesagt umgekehrt. Für mich glichen
nald Goetz verständlich machen wollen, mindestens zur diese Sätze, die sich bis zum Bersten bogen unter der Last
Hälfte sogar im Ernst. Weil er den „Turm“ gerade fertig ihrer Adjektive, ganz der Vegetation am Elbhang im Somgelesen hatte und nach „Konkretisierung“ jener „Sehn- mer, dem Üppigen, dem Überreifen, süßlich Vermodernsuchtsahnungen“ bezüglich der Dresdner Schauplätze den; für mich glich das Verzuckerte und Gedrechselte
verlangte, von denen seine Lektüre des Buchs „so stark den Ornamenten jener gusseisernen Gartenzäune, wie
belebt und innerlich animiert“ worden war. Und hier sie auch Tellkamps Umschlag zieren; und all das Prätenwollte ich in original Dresdner Ausführlichkeit gerne be- tiöse und Altmodische, das ostentativ Konservative, das
hilflich sein. Rainald Goetz hörte sich das auch geduldig man Tellkamp oft genug vorgeworfen hat: War das etwa
an, verstand aber natürlich kein Wort, was ihm keiner ver- nicht dresden?
denken kann. Schon ein Blasewitzer hätte hier ja abge- Ich habe es jedenfalls geschafft, mich in diese Sprache
wunken. Rainald Goetz machte aus Ostrom und Losch- hineinzuversenken wie in ein Fotoalbum; ich wollte da
witz dann kurzerhand Oschwitz, als er später darüber nicht in erster Linie raus, ich wollte mich noch einmal
schrieb. In seinem Buch „Loslabern“ war das, einer wüs- umschauen. Das entsprach vielleicht nicht ganz den Inten Enzyklika, in der jeder, wirklich jeder Angehörige tentionen des Autors, dann aber doch seinen Mitteln.
des sogenannten Kulturbetriebs oder der Medien auf das Man kann mit dem Buch unter dem Arm, nur zum BeiÜbelste und Persönlichste beschimpft und beleidigt und spiel, heute, sozusagen auf der anderen Seite des Doppelniedergemacht wurde – bis überraschenderweise auf mich, punkts, mit dem Tellkamps Buch endet, noch einmal
was ausdrücklich an meiner Herkunft aus dresden lag, über den Weißen Hirsch gehen. Jedes einzelne Haus am
welches immer mehr wie ein Heterotop durch die deut- Elbhang ist, wie mir ein Makler neulich erklärte, seit der
schen Debatten geistert: Es gab die brd, es gab die ddr, Wende mindestens einmal „gedreht“ worden. Er meinte
und es gab dresden, irgendwo jenseits von beidem. Ein verkauft. Die neuen Besitzer hatten Plastefenster reingeOrt hinter den sieben Bergen, wo das Fernsehen nicht macht, in denen nun die „Zu vermieten“-Schilder baumeln.
recht hinreicht und klassische Bildung noch etwas gilt. Kein Putz bröckelt mehr. Man kann jetzt Stuttgart dazu
Ich bejahe das grundsätzlich, gerade in der Fremde, und sagen. Tellkamps Türmer werden sich stattdessen in Weischwärme hemmungslos von einer Stadt, in der erwach- ßig ein Eigenheim gebaut haben.
sene Männer in der Lage sind, über eine Elbbrücke epische Der Dresdner Bildungsbürger war vielleicht schon daFeindschaften aufzubauen. So viel zu der Frage, liebe Le- mals ein Mythos. Ich sehe sie noch, wie sie 1989 in Chrisser, wer ich denn überhaupt bin: Nachdem jeder Bäcker toph Heins „Die Ritter der Tafelrunde“ die Luft anhielten,
und Schuster aus dem Tellkamp-Roman in der Lokal- wie sich sogar das Publikum mutig fühlte, als die Schaupresse zu Wort gekommen ist, ist nun das Personal der spieler sagten, sie träten aus ihren Rollen heraus. Und ich
Sekundärliteratur an der Reihe. Wir sprachen also, bei ei- sehe sie bei der sogenannten Künstlerdemonstration feinem Empfang in Berlin, über Tellkamps „Turm“, und ich erlich hinter ihren Bärten herlaufen, als längst keine Ge34
die
süße Krankheit
Gestern
fahr für Leib und Leben mehr bestand. Vermutlich haben
sie weniger beigetragen zum Ende der ddr, als sie glauben, aber ich habe sie trotzdem immer gemocht; dieser
Christian Hoffmann in Tellkamps Roman – das waren ja
wir, ein bisschen jünger zum Glück, und auch weniger
streberhaft hoffentlich, aber ansonsten: Ich hatte über
weite Strecken das Gefühl, Tellkamp hätte ein Richtmikrofon in meine eigenen 80er-Jahre am Körnerplatz gehalten.
Der Bezahlmechanismus an der Standseilbahn! War mir
völlig entfallen. Rainald Goetz muss diesen Detailfetischismus als stasiaktenhaft empfunden haben, für mich
war es ein Akt der Archäologie. Und bezeichnend ist,
dass es Tellkamp gewissermaßen mit seinem eigenen Gegenstand zu tun bekam, als er den Frankfurter Buchpreis
mit einer Original Loschwitzer Winzermütze auf dem
Haupte entgegennahm: Alle Welt dachte, das sieht zwar
nicht sehr vorteilhaft aus, aber wenigstens daheim in
diesem Loschwitz werden sie zu Tränen gerührt sein;
und dann wollte niemand in Loschwitz von so einer
Mütze je gehört haben. Auch der Stolz auf den Ihren hielt
sich naturgemäß erst einmal skeptisch in Grenzen. Tellkamp hatte, wie so viele, den Nachteil, nicht vor 1900 gewirkt zu haben.
Ich finde so eine Haltung natürlich prinzipiell fantastisch.
Mitten im immerzu werdenden Berlin ist es mir auch jeden Monat aufs Neue ein Genuss, mich in den Wunderlichkeiten des Elbhangkuriers zu verlieren, und so oft es
geht, fahre ich natürlich zum Elbhangfest, wo es immer
passieren kann, dass im liebevoll verwilderten Garten
eines Winzerhauses die Kinder in weißem Linnen einherschreiten und alte Weisen singen zum selbstgemosteten Most, bis ich nicht mehr weiß, ob ich Peter oder Ludwig Richter heiße. Ich stelle mir dann vor, dass die Eltern
dazu anderentags in einem futuristischen Max-PlanckInstitut verschwinden oder Mikrochips zusammenbauen.
Und wirklich provinziell an dieser „pädagogischen Provinz“ ist am Ende eigentlich immer nur die Angst, provinziell zu sein und deshalb ständig irgendwas „brechen“
zu müssen wie so ein aufmerksamkeitsdefizitäres Kind.
So entstehen dann Dinge wie dieses alberne Gestänge auf
dem Postplatz. Oder das am Landhaus.
Wenn ich heute durch die Dresdner Innenstadt gehe,
komme ich mir vor wie ein verwirrter Rentner: Ich finde
mich gar nicht mehr zurecht. Genauer: Ich fühle mich
endlich den legendären Dresdner Omis nahe, die ich in
meiner Kindheit schimpfend über ihren Eierschecken
hocken sah: Dies da draußen sei nicht mehr ihre Stadt.
Da, wo mal die Prager Straße war, sehe ich etwas, das so
aussieht wie das, was ich sehe, wenn ich bei der Durchfahrt durch Bielefeld aus dem Zugfenster schaue. Und
wenn ich am Altmarkt diese sogenannte Galerie betrete,
ich weiß nicht, dann habe ich das Gefühl, ich komme in
Bochum wieder heraus. Nichts gegen Bochum und erst
recht nichts gegen Bielefeld. Aber ich will mein dresden
zurück. Ich will die Prager Straße wieder haben, wie ich
sie kannte. Lieber eine gescheiterte Magistrale als eine
mediokre Ramschmeile; ich fordere die originalgetreue
Rekonstruktion des Zustands zur Zeit der Schlachten
vom Oktober 1989.
Von Tellkamps Türmern lernen heißt nämlich siegen lernen. Und auch wenn das womöglich eine grobe Zweckentfremdung dieses letzten großen Romans über den
notwendigen Untergang der ddr ist: Bei mir steht Tellkamps „Turm“ direkt neben Löfflers „Das alte Dresden“,
und ich glaube tatsächlich, er fühlt sich nicht ganz unwohl da.
Peter Richter, geboren 1973 in Dresden, ist Kulturredakteur bei
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sein Essay enstand für
diese Saisonvorschau.
35
M atthias Reichwald m it Mario N. beim Steinesetzen am Neumarkt 36
Fabian Gerhardt, Hannelore Koch m it Schaustellern auf dem Festgelände Pieschener Allee 37
Reckless. Steinernes Fleisch Kinder- und Familienstück nach dem Roman von Cornelia Funke
Uraufführung am 29. Oktober 2010 im Schauspielhaus
Regie: Frank Panhans
Ein Goyl,
ein Fuchs,
Verwegen!
Eine Einladung der Autorin
von Cornelia Funke
Für mein neues Buch „Reckless. Steinernes Fleisch“ habe
ich mich von den Grimm’schen Märchen inspirieren lassen, die mich als Kind zugleich fasziniert und zu Tode erschreckt haben. Aber die Welt, in die es euch entführen
wird, erinnert auch an das Europa des 19. Jahrhunderts.
Es ist eine Märchenwelt, die erwachsen werden will, in der
eine Kaiserin eiserne Brücken baut, aber sich von Zwergen bedienen lässt, und in der Armeen sich mit Flinten
und Kanonen bekämpfen, aber manchmal auch vom
Fluch einer Fee besiegt werden.
Ihr werdet Jacob Reckless begegnen, der von allen Helden,
die mich je dazu gebracht haben, ihre Geschichte zu erzählen, bei Weitem der gedankenloseste und ungeduldigste
ist. Sein Nachname gibt dem Buch den Titel: Reckless –
im Deutschen würden wir das wohl mit „verwegen“ übersetzen. Jacob wird seinem Nachnamen in jeder Hinsicht
gerecht. Ich gebe zu, ich habe selten einen meiner Helden
so sehr gemocht – obwohl ich ihn zuerst nicht wirklich
leiden konnte. Ich hoffe, ihr werdet es genauso lieben,
ihm durch seine Abenteuer zu folgen, wie ich es geliebt
habe, sie aufzuschreiben. Ich bin sehr gespannt darauf, zu
erfahren, ob ihr in Jacobs Haut schlüpfen werdet oder vielleicht doch in die seines Bruders Will, den er zu retten
versucht. Vielleicht streift ihr euch auch ein rotes Fell
über und verwandelt euch in einen Fuchs. Vielleicht wer38
det ihr Clara, die sich in eine andere Welt verirrt, weil sie
der Liebe folgt. Oder ihr werdet zu einem der Goyl, die
uns in jeder Hinsicht gleichen, bis auf die Tatsache, dass
ihre Haut aus Stein ist.
Ihr müsst durch einen Spiegel gehen, um in diese neue
Welt zu gelangen – wie Jacob. Lasst uns ihm folgen! Lasst
uns Zwerge und Einhörner treffen, lasst uns im Haus einer kinderfressenden Hexe schlafen und ein Schloss finden, das von Rosen überwachsen ist. Lasst uns von der
Liebe zwischen zwei Brüdern lesen, aber auch vom Zorn.
Lasst uns von Freundschaft hören, von Betrug und gebrochenen Herzen. Seien wir für eine Weile so verwegen und
gedankenlos wie Jacob. Let’s be Reckless for a while!
Cornelia Funke, geboren 1958, ist mit weltweit über 15 Millionen verkauften Büchern die international erfolgreichste deutschsprachige Jugendbuchautorin. Sie hat über 50 Bücher geschrieben, die in 37 Sprachen in 41 Ländern erschienen sind. Zu ihren
bekanntesten Werken gehören die fantastischen Romane „Drachenreiter“ und „Herr der Diebe“, die Abenteuer der „Wilden
Hühner“ sowie die „Tintenherz“-Trilogie, deren einzelne Geschichten auf vielen deutschen Theaterbühnen zu sehen waren.
Cornelia Funke wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet,
zuletzt mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Jacob-GrimmPreis Deutsche Sprache 2009.
Wir freuen uns, folgende
Vorstellungstermine bereits
zum 01. Mai 2010 in den Vorverkauf geben zu können:
Nachmittags- bzw. Abendvorstellungen
06. 11. 2010 15:00 Uhr
06. 11. 2010 19:00 Uhr
05. 12. 2010 17:00 Uhr
19. 12. 2010 17:00 Uhr
22. 12. 2010 19:00 Uhr
Schulvorstellungen
10. 11. 2010 10:30 Uhr
25. 11. 2010 10:30 Uhr
01. 12. 2010 10:30 Uhr
07. 12. 2010 10:30 Uhr
08. 12. 2010 10:30 Uhr
Die Termine aller geplanten
Vorstellungen von „Reckless“ in
der Spielzeit 2010.2011 erhalten
Sie ab Juni 2010 im Staatsschauspiel Dresden oder unter www.
staatsschauspiel-dresden.de.
Ein erster Blick in das neue Buch von Cornelia Funke, das am 14. September
2010 weltweit erscheinen wird:
„Der Spiegel. Er erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem sein Vater ihn aufgehängt hatte. Wie ein schimmerndes Auge hing er zwischen den Bücherregalen.
Ein Abgrund aus Glas, in dem sich verzerrt all das spiegelte, was John Reckless
zurückgelassen hatte: sein Schreibtisch, die alten Pistolen, seine Bücher – und
sein ältester Sohn.
Das Glas war so uneben, dass man sich kaum darin erkan­nte, und dunkler als das
anderer Spiegel, aber die Ro­sen­ranken, die sich über den silbernen Rahmen wanden, sahen so echt aus, als würden sie im nächsten Moment welken.
Jacob schloss die Augen.
Er kehrte dem Spiegel den Rücken zu.
Tastete hinter dem Rahmen nach irgendeinem Schloss oder Riegel.
Nichts.
Er blickte immer wieder nur seinem eigenen Spiegelbild in die Augen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Jacob begriff.
Der Spiegel öffnet sich nur für den, der sich selbst nicht sieht.
Seine Hände waren kaum groß genug, um das verzerrte Abbild seines Gesichts zu
verdecken, aber das Glas schmiegte sich an seine Finger, als hätte es auf sie gewartet, und plötzlich war der Raum, den er hinter sich im Spiegel sah, nicht mehr das
Zimmer seines Vaters.
Jacob drehte sich um.
Durch zwei schmale Fenster fiel Mondlicht auf graue Mauern, und seine nackten
Füße standen auf Holzdielen, die mit Eichelschalen und abgenagten Vogelknochen bedeckt waren. Der Raum war kaum größer als das Zimmer seines Vaters,
aber über ihm hingen Spinnweben wie Schleier im Gebälk eines Daches.
Wo war er?“
eine Rote
Fee.
39
König Oedipus Tragödie von Sophokles Premiere am 20. November 2010 im Schauspielhaus
Der König ist tot von Thomas Freyer Uraufführung im März 2011 im Kleinen Haus 3
Regie: Tilmann Köhler
Mit körperlicher Wucht, Intensität und Ernsthaftigkeit
Über das Theater des Regisseurs Tilmann Köhler
von Klaus Völker
Dieser Text ist ein Auszug aus der Laudatio, die Klaus „Penthesilea“ war ein großer Erfolg – die Besessenheit für
Völker anlässlich der Verleihung des Kurt-Hübner-Regie- den Text überzeugte, die körperliche Wucht und Intenpreises für junge Regisseure 2009 an Tilmann Köhler im sität, die geradezu beängstigende Gewaltsamkeit und
Unbedingtheit der Gefühle gingen einem nahe, schlugen
März 2010 in Bensheim hielt.
in Bann, überrumpelten den Zuschauer aber nicht, sonDen Kurt-Hübner-Preis 2009 erhält Tilmann Köhler für dern verdeutlichten, dass es hier um Dichtung und um
seine Inszenierung von Bertolt Brechts Schauspiel „Die eine Kunst ging, die kein „richtig“ oder „falsch“ kennt:
heilige Johanna der Schlachthöfe“ am Staatsschauspiel „Es gibt nur ein Lebendig und ein Tot.“ Der Weimarer InDresden. Tilmann Köhler ist 30 Jahre alt, er wurde im De- tendant Stefan Märki zögerte nicht lange, er engagierte
zember 1979 in Weimar geboren und studierte von 2001 Köhler und seine Gruppe ab der Spielzeit 2005.2006.
bis 2005 Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Der Start von Tilmann Köhler am Nationaltheater Weimar
„Ernst Busch“ in Berlin. Eine Inszenierung des Regiestu- war fulminant: Er inszenierte hier mit wunderbarer Zartdenten Köhler, „Die Choephoren“, der Mittelteil der „Ores- heit und gewaltigem Theaterzauber Jewgenij Schwarz’
tie“ von Aischylos, war 2004 im Parktheater Bensheim zu Märchenkomödie „Der Drache“ und Shakespeares „Othello“.
sehen, die Aufführung erhielt in jenem Jahr den Benshei- Fast ohne Requisiten kommt das Theater des Tilmann
mer Theaterpreis. Für seine Diplominszenierung wählte Köhler aus, er bringt die Körper der Schauspieler ins
Köhler dann die rigorose und von tiefer Leidenschaft Spiel. Sehr überzeugend gelang ihm das mit der Inszedurchglühte Kleist’sche Tragödie „Penthesilea“, die er nierung von Ferdinand Bruckners Tragödie „Krankheit
mit einer Gruppe mitverschworener Schauspielabsolven- der Jugend“, mit der er 2007 zum Berliner Theatertreffen
ten seines Jahrgangs sprach- und spielwütig auf die Bühne eingeladen wurde. Die Bühne, wie immer bei Tilmann
brachte. Von einer Stelle aus Kleists Tragödie, die vom un- Köhler von Karoly Risz entworfen, war ein fahlblau ausgegerecht frühen Vergehen jugendlicher Energie und Vita- leuchtetes Spielfeld, eine Art Schwimmbecken und gleichlität handelt, war er ganz besonders beeindruckt: „Die zeitig Anatomiesaal, in den die Zuschauer von vier Seiten
abgestorbene Eiche steht im Sturm, doch die gesunde herabblickten, in der Mitte ein Seziertisch auf Rädern, darstürzt er schmetternd nieder.“ War solche Haltung radi- auf ein Mädchenkörper, über den sechs junge Menschen
kal jung? Mir erschien der Ernst, mit dem das „Penthe­ schnüffelnd und knabbernd sich hermachten. Eine
silea“-Team damals an die Arbeit ging, als das Bewun- „dumb show“ wie im elisabethanischen Theater, die das
dernswerte; Regisseur und Darsteller brannten alle leiden- böse Ende vorwegnahm. Dann wurde die Geschichte der
schaftlich für die Sache und verfassten auch ein, sicher Wohngemeinschaft von sieben Studenten, ihren exaltierhumorloses, Manifest gegen die, die ironisches und zyni- ten und chaotisch ineinander verknoteten Liebes- und
sches Theater machten und klüger als die Autoren sein Abhängigkeitsverhältnissen erzählt wie ein höllischer Reiwollten: „Wir werden mit unseren Versuchen selber auf gen flüchtiger Beziehungen und verfehlter Sehnsüchte.
die Fresse fallen und uns nicht von Resignierten den
Sturz aufzwingen lassen.“
Überheblichkeit
erzeugt
Tyrannen
40
Sogleich erklärte die Fachzeitschrift „Theater heute“ Köhler auch zum „jungen Shooting Star“, dessen Erfolgsstory
„das Zeug zur Legendenbildung“ habe. So übereilt und
schnell die überregionale Kritik ihn nun abfeierte und
ihn als „das Glück von Weimar“ bezeichnete, so schnell
war er für die, die ihn eben noch priesen, gealtert; einer,
dessen Theaterzauber und Energie sie zwar noch hervorhoben, aber schon bald „ermüdend“ fanden. Er war dann
eben nur ein „Hausregisseur“ in Weimar, der nicht nur
seinen Schauspielern Matthias Reichwald, Antje Trautmann, Thomas Braungardt, Ina Piontek, Eve Kolb und
Paul Enke die Treue hielt, sondern auch dem etwa gleichaltrigen Autor Thomas Freyer. Von ihm inszenierte er
drei Stücke: den Erstling „Amoklauf mein Kinderspiel“,
dann „Separatisten“ und im November 2008 in Hannover
auch Freyers eine völlig aussichtslose Separatistenwelt
darstellende Kindertragödie „Und in den Nächten liegen
wir stumm“. Diese Stücke nur zu lesen genügte Tilmann
Köhler nicht, es lockte ihn, mehr von den Ängsten und
Sehnsüchten junger Menschen von heute zu erfahren,
um Stücke und Figuren anderer Zeiten, die ihm mehr bedeuten, damit aufzuladen und näher an die Gegenwart
heranzuholen.
Der Neuanfang 2009 in Dresden mit Brechts „Die heilige
Johanna der Schlachthöfe“ hat die gleiche zupacken­de
Kraft und Entschiedenheit, mit der uns Köhler Sprache und
Welt der Stücke von Kleist, Shakespeare oder Ferdinand
Bruckner nahebrachte. Mit der „Johanna der Schlachthöfe“
lieferte Brecht 1931 / 32 die Synthese seiner Lehrstücke,
die Parodie einer klassischen Tragödie (nämlich der
Schiller’schen „Jungfrau von Orleans“ ) und einen parodistischen Kommentar zur Rettung Fausts, damit „die
heutige Entwicklung des faustischen Menschen“ zeigend. Indem er klassische Formen parodierte, schuf
Brecht sich eine Möglichkeit, die Weltwirtschaftskrise
und die schwer durchschaubaren Marktmechanismen
in einer Bühnenhandlung darzustellen. Mit großem
Ernst und hohem sprachlichem Pathos. Dem Stück und
der Sprachkraft Brechts trauend, lieferte Tilmann Köhler
als einziger der Regisseure, die Brechts „Heilige Johanna“
als aktuelles Drama zur Finanzkrise in dieser Spielzeit
auf die Bühne brachten, ein aufregendes Gegenwartsstück mit politischer Brisanz, ohne jede Besserwisserei.
Christine Dössel beschrieb die Aufführung in der Süddeutschen Zeitung sehr treffend: „Tilmann Köhler geht
den Stoff mit einer solchen Wucht, Wut und Ernsthaftigkeit an, als gelte es, nicht nur unsere Gegenwart knallhart darin zu spiegeln, sondern dezidiert auch Brecht zu
rehabilitieren. Zwar vermeidet Köhler den Agitprop und
reizt auch sonst den Belehrungsdrang des epischen Theaters nicht aus, doch so nah am Wort und ohne aktualisierende Eingriffe, wie er das Stück in fast ungekürzter Länge
inszeniert, spricht das für ein großes Textvertrauen –
auch wenn die Schauspieler zwischendurch schon mal
mit einem ‚Verstehst du das jetzt?‘ die Abläufe hinterfragen. Köhler geht mit seinem hochenergetischen Ensemble in den Text, ohne vorzugeben, selber mehr zu wissen.
Die Authentizität dieser Suche vermittelt sich: es ist eine
tolle Inszenierung mit starken, bezwingenden Bildern
und einem fulminanten Chor- und Körpereinsatz des
Ensembles.“
Tilmann Köhler ist seit 2009 Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden und, zusammen mit Jens Groß, verantwortlich für die Leitung des Schauspielstudios Dresden
der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Im März 2010 hatte die erste Regiearbeit Köhlers mit den ihm anvertrauten Studierenden
Premiere: „Italienische Nacht“ von Horváth. Außer dass
zu Beginn mit filmischen Bildern von den Aufmärschen
der Neonazis in Dresden der Gegenwartsbezug hergestellt
wird und gleichzeitig das junge zehnköpfige Ensemble in
heutiger Kostümierung mit Transistorradios Aufstellung nimmt, verzichtet Köhler auf jede Art von Aktualisierung und vertraut ganz dem Stück und der Sprache seiner Figuren. Und dadurch ergibt sich eine Wirkung wie
von heute. Die Akrobatik, der körperliche Einsatz, das
Sportive und der enorme Schwung der Spieler verselbstständigen sich nie. Besser als Irene Bazinger in der faz
kann man es nicht beschreiben: „Die Darsteller, zum Teil
in mehreren Rollen, legen ein hohes Tempo und viel Witz
an den Tag und werden von Köhler in griffigen, einfallsreichen Choreographien – ganz im Sinne des Autors – sehr
stilisiert geführt.“
Tilmann Köhlers Inszenierungen haben kein stilistisches
Markenzeichen, aber sie tragen die Handschrift der Körper seiner Schauspieler, ihres körperbetonten Spiels. Vorbilder, die seine Arbeit als Regisseur beeinflusst haben,
sind vor allem die ungestümen Energien und der Formenreichtum der Aufführungen von Ariane Mnouchkine
und des Tanztheaters von Alain Platel. Und prägend war
die Begegnung mit Peter Zadek in einem Theaterregieseminar während Köhlers Ausbildung. Wie wichtig sie
für ihn war, hielt er 2003 in einem Bericht fest: „Genau
dieser konzentrierte Raum, die sensible Atmosphäre dieser Tage sind die entscheidenden Dinge, die ich aus diesen drei Wochen für meine Arbeit mitgenommen habe.
Eine Konzentration, die es ermöglichte, eine große Nähe
zu den Schauspielern aufzubauen. Auf die Suche zu gehen nach den Besonderheiten jedes einzelnen Spielers.
Eine Nähe zu Tschechow zu entdecken. In den faszinierenden Kosmos der Figuren des ‚Kirschgartens‘ einzutauchen, die so viel Freiheit zu geben scheinen und trotzdem nur einen möglichen Weg zulassen, ihre Geschichte
zu erzählen. Und letztendlich eine Begegnung mit dem
Motor dieser ganzen Veranstaltung zu haben – Peter Zadek. Ich erlebte einmal, wie er mit der Schauspielerin arbeitete, die die junge Tochter im ‚Kirschgarten‘ spielte.
Es ging nur um einen Blick, wenn sie den Firs ansieht,
und Peter Zadek meinte zu ihr, dass sie sogar weinen
könnte, wenn sie diesen alten Mann sieht. Dann sagte er
ihr, dass das nicht jetzt passieren muss, auch nicht in den
nächsten zwei Tagen. Im nächsten Durchlauf weinte sie,
und es entstand ein ganz wertvoller Moment, völlig frei
von dem Druck, etwas produzieren zu müssen. Für mich
war das eine der fundamentalsten Erkenntnisse dieser
Werkstatt: dass die Kunst der Regie viel weniger in dem
liegt, was man sagt, als in dem, wann man einem Schauspieler etwas mitgibt, wann man eine Szene unterbricht.
Diese Ehrfurcht vor dem Schaffensprozess des Schauspielers, vor der Fantasie des Einzelnen und der Suche
nach den Eigenheiten sind Gedanken, die mich seither begleiten, und sie haben Maßstäbe gesetzt für das Theater,
das ich machen will.“
Was Tilmann Köhler über seine Theatervorstellungen
notiert hat, finde ich in seinen Inszenierungen schönstens beherzigt und weiterentwickelt. Seine nächste
Dresdner Regiearbeit ist nun Tschechows Komödie „Der
Kirschgarten“.
Der Theaterhistoriker, Dramaturg und Publizist Klaus Völker
war von 1993 bis 2005 Rektor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Seit 2007 ist er Juror des Förderpreises für junge Regisseure der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.
41
Albrecht Goette, Benjamin Höppner m it Anrechtsinhabern im Staatsschauspiel 42
L ars Jung m it Badegast im Nordbad 43
Sebastian Wendelin, Lore Stefanek m it Johannes und Sven in ihrer Filmgalerie Phase IV 44
Vera Irrgang m it Barkeeper Frank im Side Door 45
Kleiner Mann, was nun? nach dem Roman von Hans Fallada Premiere im Januar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Barbara Bürk
Von der offenen zur unsichtbaren Klassengesellschaft
Warum wir auch im 21. Jahrhundert in einer Gesellschaft der Ungleichheit leben
von Karl-Siegbert Rehberg
I.
Wie unwohl-wohlig könnte man heute das Drama der dachlose“ (wie Siegfried Kracauer das 1930 in seinem Be„kleinen Leute“ besehen, das Hans Fallada (der alle diese richt „aus dem neuesten Deutschland“ nannte). Und unNotlagen selbst allzu gut kannte) vor unsere Augen stellt. streitbar hat der Massenkonsum eine Integrationsbasis
Moralische Empörung darüber, wie die nach der Weltwirt- auf höherem Niveau geschaffen. Und doch spricht man
schaftskrise des Jahres 1929 selbst unter Druck stehenden zunehmend von einem neuen „Prekariat“ und in den usa
„kleinen Chefs“ die noch armseligeren „kleinen Angestell- seit Langem von den „working poor“, von denjenigen also,
ten“ mit Ausbeutungssadismus quälen, schafft Identifi- die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können.
kationen mit den Opfern. Gut, dass diese Zustände heute
so nicht mehr existieren. Und tatsächlich: Zwar haben II.
wir gerade eine Weltfinanzkrise hinter uns, deren Folgen Für fast ein halbes Jahrhundert schien ausgemacht, dass
jedoch gebremst werden konnten, weil seit dem Zusam- die Klassengesellschaft eine Sache der Vergangenheit sei.
menbruch von Großbanken die (von den Ökonomen für Nach dem Wirtschaftswunder der 1950er- und der „Kullange Zeit so verachteten) Staaten von den Bankrotteuren turrevolution“ der späten 68er-Jahre trat die Vervielfältiausgebeutet werden. Zwar werden auch in unserem Land gung von Lebensstilen, Individualisierungsprozessen
die Armen ärmer und die Reichen reicher – aber auf ei- und Wahlchancen in den Vordergrund. Seither scheinen
nem anderen Niveau des Massenwohlstandes. Zwar müs- alle prinzipiellen Hierarchisierungen „wegdynamisiert“.
sen auch Hartz-IV-Empfänger wie einstmals „Lämmchen“ Soziologische Ungleichheitsanalyse wurde zunehmend
endlos rechnen, wie sie „über den Monat kommen“, aber durch die Faszination neoliberaler Glaubenssätze verdie Sicherung des zum Überleben Notwendigen scheint drängt. Und doch könnte es sein, dass die Konturen der
garantiert. Ein Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler „Klassengesellschaft“ heute wieder deutlicher hervorhat sogar errechnet, dass es genüge, täglich auch 4,40 € treten.
statt 10 € zur Verfügung zu haben. Und für die Kulturbe- Was allgemein wahrgenommen wird, ist empirisch allerdürfnisse haben wir ja die immer präsenten Massenme- dings nicht leicht zu belegen, denn die Klassenstruktudien und ihre Unterhaltungs-, Informations- und durch- ren werden statistisch zum Verschwinden gebracht. Weitaus auch Bildungsprogramme; es muss also nicht immer gehend fehlen genaue Daten über die Verteilung des ProKino, Theater, Konzerthaus oder Museum sein. Auch gibt duktionsmittelbesitzes und die Einkommen der reichses die spaltende Klassenkultur nicht mehr, etwa diese ten Haushalte. Und doch dürfte eine fast 30 Jahre alte
derbe Kombination aus patriarchalisch-klassenkämpfe- Schätzung unvermindert gelten, wonach 1, 7 % der Hausrischer Selbstzufriedenheit bei gleichzeitiger Solidarität, halte mehr als 70 % des Produktivvermögens besäßen.
wie das in den Familienszenen im proletarischen Milieu Prägnanter könnte man die Existenz von „Klassen“, wie
der neuen Schwiegereltern „des Jungen“ aufscheint. Mit sie seit Adam Smith in der Mitte des 18. Jahrhunderts deMisstrauen sieht man in Johannes den Angestellten. Das finiert wurden, kaum ausdrücken. Und sogar noch die
ist wohl einer, der unbezahlte Überstunden macht und greifbaren Daten sprechen für sich: Die reichsten 10 % der
sich bestenfalls in einer Gewerkschaft organisiert, die Haushalte in Deutschland besitzen 42 % des Nettovermövon den Unternehmen bezahlt wird. Kommentar des gens, während die unteren 50 % zusammen nur über 4,5 %
jungkommunistischen Bruders: „Hat sie doch einen ab- verfügen.
gekriegt. Na ja, einen Bourgeois. Ein Prolet ist ihr nicht Geändert hat sich nicht, dass Stellenabbau Gewinne steigert und dass im „Beratungskapitalismus“ viel damit verfein genug.“
Vor allem beruhigt heute die meisten, dass die Rahmen- dient werden kann, die Rationalisierungspläne dafür
bedingungen des Kapitalismus sich verändert hätten auszuarbeiten. Bei Fallada bekam der verhasste „Organiund sozialstaatliche Leistungen allen Menschen der Ge- sator“ 3. 000 rm dafür, aus den durchschnittlich bei 200
sellschaft ein die Menschenwürde nicht offen verletzen- rm brutto liegenden Gehältern genügend herauszuspades Leben garantieren würden – selbst denen, die bereits ren. Das hat heute doch eine ganz andere Grandezza,
seit Jahren arbeitslos sind. So scheinen die schroffen Un- wenn man im faz-Feuilleton das ganzseitige Feature
terschiede der alten Klassenstrukturen aufgebrochen über eine „Dienstleisterin“ für „Outplacement“ ( ! ) liest,
(von der politischen Unterhöhlung der Gesellschaft die – wie sie selbst sagt – erst die Chefs „und dann ihre
durch die Nazis in der späten Weimarer Republik ganz zu Opfer“ berät.
schweigen).
Demgegenüber mag unverändert sein, was Fallada seiAber ein Abend, an dem man sich der Nähe und Fremd- nen Protagonisten sagen lässt: „Ach, er ist ja einer von
heit einer erzählten Geschichte aussetzt, kann auch die Millionen, Minister halten Reden an ihn, ermahnen ihn,
für sicher gehaltenen Wahrnehmungen des eigenen Le- Entbehrungen auf sich zu nehmen, Opfer zu bringen.“
bens irritieren. So bleibt die Frage: Ist die Klassengesell- Ähnliches dürfen sich Hartz-IV-Empfänger auch von
schaft in den mörderischen Wirren des 20. Jahrhunderts höchsten politischen Repräsentanten der Berliner Repuund in der demokratisierenden Idee einer sozialen Markt- blik sagen lassen.
wirtschaft tatsächlich untergegangen?
Der Soziologe Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg ist GründungsSicher hat mit der Entwicklung der Dienstleistungsge- professor für Soziologie und Inhaber des Lehrstuhls für soziolosellschaft und der Erweiterung der Bildungszugänge die gische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie an der
Individualisierung zugenommen, wie sie die Angestell- TU Dresden. Der vorliegende Text entstand als Originalbeitrag
ten der 1930er-Jahre vorlebten – dort aber als „geistig Ob- für dieses Heft.
46
Ordnung und
Sauberkeit:
Es war einmal.
Arbeit und
sicheres Brot:
Es war einmal.
Vorwärtskommen und
Hoffen:
Es war einmal.
47
Die Möwe Komödie von Anton Tschechow Premiere im Januar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Burkhard C. Kosminski
Das Unnütze und der Hass
Eine Paraphrase zur Modernität von Tschechows „Die Möwe“
von Jens Groß
Ein scheinbar romantisches Landgut mit ausladendem zur Hölle handelt. Am Ende steht das „Unnütze“ und der
Park und See (nützlich?). Eine kleine Theaterbühne in der Hass. Eine Frage allerdings bleibt: Warum nannte der AuAbendsonne (unnütz?) . Zwar werden hin und wieder die tor selbst dieses Drama eine Komödie?
Kutschpferde für die mühselige Arbeit auf den Feldern „Die Möwe“ konfrontiert uns mit einer Situation, in der
verwendet und stehen damit für spontane Stadtfahrten sich das „Nützliche“ und das „Nutzlose“ direkt gegennicht zur Verfügung (unnütz?), zwar hat der Gutsherr überstehen, ohne dass wir oder die Beteiligten wirklich
durchaus ernste Probleme, genug für den Erhalt des Gu- wählen könnten. Eine tragische Dialektik, von der das
tes zu erwirtschaften (unnütz?), aber alles riecht doch ganze 20. Jahrhundert geprägt wurde und die vermutlich
sehr nach einem paradiesischen, traumverlorenen Idyll, auch das 21. Jahrhundert bestimmen wird, vielleicht sowäre da nicht die illustre Zufallsgemeinde aus Land- und gar ein Paradox, dessen Zwanghaftigkeit man nur mit
sommerfrischender Stadtbevölkerung mit ihrer Lange- dem Lachen des Philosophen entkommen kann.
weile und den unvereinbaren Thesen zu dem, was im Le- Die jeden Sommer wiederkehrende Situation auf dem
ben nützlich und unnütz ist. „Warum sollte man einen Landgut zeigt einen repräsentativen Teil der Welt, AngeMann heiraten, der kein Geld hat?“ (unnütz), „Warum soll stellte, Dienstherren, einen Arzt, einen Lehrer, eine
man jemanden lieben ohne Hoffnungen?“ (unnütz), „Das Schülerin und eine Künstlerfamilie. Die unsentimentale,
Leben auf dem Lande ist nicht das Richtige für mich, we- analytische Typisierung der anwesenden Personen macht
nigstens für ein paar Stunden möchte ich aus diesem die Tragödie zur Komödie. Der Zuschauer weiß vom ersStumpfsinn hier herauskommen“ (unnütz), „Sie liebt das ten Moment an, dass der leidende Liebhaber unglücklich
Theater, sie meint, sie dient der Menschheit, der heiligen werden wird, dass der Pechvogel ein Pechvogel ist und
Kunst (nützlich), aber meiner Ansicht nach ist das heu- man darauf warten kann, dass er über seine eigenen Füße
tige Theater nichts als Routine und Konvention (unnütz) … fällt. Das Hauptinteresse Tschechows galt also nicht der
Wir brauchen neue Formen (nützlich) … Ich liebe meine Psychologie des Innenlebens, sondern der „Ökologie“
Mutter, aber sie führt ein so sinnloses Leben“ (unnütz), menschlicher Lebewesen und ihrer Lebensweisen – wie
aus dem zufällig-zwangsläufigen Beieinander von besti„Dein Stück ist dekadent“ (unnütz) .
Wichtig für Tschechows Grundsetzung ist die Äquivalenz mmten Typen eine bestimmte Lebensweise entsteht: z. B.
der Begriffe „das Nützliche“ und „das Unnütze“, was natür­ vollkommene Unfähigkeit, einander zuzuhören, Selbstlich von der Gesellschaft unterschiedlich bewertet wird hass und eine zur Gesellschaftsform hochstilisierte Hand­
und einen nicht unwesentlichen Teil des tragischen Kon- lungsunfähigkeit aus Gleichgültigkeit oder Schicksalserflikts im Stück ausmacht. Der Fortschritt (und damit das gebenheit, die konsequenterweise zu einer elementaren
Nützliche?) wird z. B. in „Die Möwe“ mit der Forderung Komik mit Fehlleistungen, Stürzen und Missverständvon Kostja Treplew nach einer neuen Kunstform, nach ei- nissen führt. Tschechow hat – als Arzt an eiskalten, klaren
nem neuen Theater vertreten, um gegen „Routine und Diagnosen geschult – am Ende des 19. Jahrhunderts schoKonvention“, also Erstarrung, anzugehen. Doch seine nungs- und emotionslos eine Gesellschaft gezeigt, der
Mutter, die erfolgreiche Schauspielerin, erklärt Kostjas die Ideale abhandengekommen sind und deren Leben
Versuche für unnütz und „dekadent“. Der Status quo soll sich in Fluchtbewegungen und Abschottungen von der
unter allen Umständen erhalten bleiben. Der Mensch Wirklichkeit erschöpft. Der Mensch, sei es als Gutsbesitbraucht aber auch das Nutzlose, er braucht die Poesie, das zer, sei es als Künstler, sieht sich hilflos den Erforderniszarte, flüchtige, irreale Glück, die Utopie, wie z. B. auch sen und Gegebenheiten einer ihn überfordernden Wirkdie Liebe. Treplew liebt Nina, doch Ninas Respekt und lichkeit ausgesetzt.
ihre Neugierde an dem jungen Dichter schwinden nach Nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, stehen wir mehr
der öffentlichen (künstlerischen) Hinrichtung durch die denn je vor dem Ende der Utopien.
berühmte Mutter. Von nun an interessiert sie sich mehr Der scheinbar unaufhaltsame Fortschritt ist nicht mehr
für deren Lebensgefährten, den großen, anerkannten als ein Fortschreiten der Katastrophe. Aber gerade jetzt
Schriftsteller Trigorin, und bringt damit die alte Ord- kann man nicht umhin, in Tschechows Gescheiterten aus
nung ins Wanken. Die Voraussetzungen für ein ganz dem 19. Jahrhundert die Gesellschaftsverlierer von heute zu
normales, allzu menschliches Drama scheinen gegeben. erkennen. Tschechow diagnostizierte den Unter­gang eiDer Verdacht liegt nahe, dass es sich bei dem Stück mit ner Klasse, deren ökonomische Existenz jahrhundertedem schönen Titel, obwohl es auf einem Landgut spielt, lang auf Landbesitz und Leibeigenschaft gründete. Mit
nicht um ein Idyll, sondern im Gegenteil um den Vorhof der Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland 1861
48
verloren die Großgrundbesitzer ihre Haupteinnahmequelle und damit auch ihre gesellschaftliche Führungsrolle. An ihre Stelle traten zunächst handelseifrige, neureiche Bauern, die dem Land ein kapitalistisches Intermezzo bescherten, dann kamen die Arbeiterklasse und
die Revolution. Tschechows Dramen, zwischen 1887 und
1904 entstanden, sind Dokumente dieser historischen
Übergangsphase. Es gibt Gründe, anzunehmen, dass wir
gerade eine ähnliche erleben. Weil die Globalisierung Arbeitsplätze in unseren Längengraden unprofitabel und
daher entbehrlich macht, stehen wir an der Schwelle von
einer Arbeitsgesellschaft zu einer Gesellschaft „ohne“
Arbeit. Die Betroffenen schauen tatenlos zu und trauern
der Vergangenheit nach. Die Intellektuellen finden keine
Worte mehr für gesellschaftliche Utopien. Die Politik versteckt sich hinter dem erforderlichen Wirtschaftswachstum. Kurz: Die alte Welt ist nutzlos geworden, geht baden,
trotzdem geben wir sie nicht auf.
Nicht anders als Tschechows Gutsherren ergibt sich das
Individuum der allgemeinen Rat- und Hilflosigkeit, ästhetische und humane Kategorien verschwinden in den
Planquadraten der sich ständig ausdehnenden Globalisierung und verkommen unaufhaltsam zum nutzlosen
Rest der Geschichte. Zurückgebliebenes und Zurückbleibendes wird zu Brennholz und Abfall, wie das Tschechow
anschaulich in seinem letzten Bühnenstück „Der Kirschgarten“ gezeigt hat, wo am Ende der herrliche alte Kirschgarten (mitsamt seinen Bewohnern) dem lukrativen Geschäft mit Ferienwohnungen weichen muss.
Was uns zumindest heute in Aufregung versetzt und ratlos macht, ist das gehäufte Auftreten von unfassbaren
Taten, die sinn- und motivlos erscheinen, wie Selbstmord­
attentate, Amokläufe usw. Der Hass, der hier zutage tritt,
ist entweder vollkommen grundlos oder steht in keiner
nachvollziehbaren Relation zu dem Anlass, der ihn auslöste. Und so liest man manche Stelle in „Die Möwe“
heute völlig anders als noch vor ein paar Jahren: „Ich
habe heute die Niederträchtigkeit besessen, eine Möwe
umzubringen. Ich lege sie Ihnen zu Füßen … Bald werde
ich auf die gleiche Weise auch mich umbringen“ (Kostja
Treplew) . Ist das einfach nur Gewalt oder Hass? „Wenn
die Gewalt aus der Unterdrückung aufsteigt, dann der
Hass aus der Entleerung“, sagte der Soziologe Jean
Baudrillard im September 1995 in Hamburg in einem
Vortrag mit dem Titel „Die Stadt und der Hass“. Man
müsse den Begriff des Abfalls und des Mülls verschieben und erweitern. Eine seiner Thesen: „Das Schlimmste
ist nicht, dass wir von Abfällen umgeben und überschwemmt sind, sondern dass wir selbst in Abfall verwandelt wurden.“ Die auf neuen Technologien basierende,
enorm gestiegene Produktivität des Kapitals emanzipiert
sich von der Arbeit der Menschen und lässt immer mehr
von ihnen wie Fische auf dem Trockenen liegen. Sie werden nicht einmal mehr ausgebeutet; schlimmer, als ausgebeutet zu werden, scheint es zu sein, überhaupt nicht
mehr gebraucht zu werden. Es zeuge, so Baudrillard, von
einem Rest an Vitalität, wenn vor allem junge Leute auf
ihre Verwandlung in menschlichen Müll mit Wut und
Hass reagieren. Da die globale Herrschaft des Kapitals,
die sich den Anschein unausweichlicher Naturprozesse
und systemischer Sachzwänge zu geben versucht, dem
klar definierten politischen Kampf keinen Anhaltspunkt
und keinen Raum mehr bietet, erzeugt sie einen Hass,
der ohne Gegenstand ist. „Die Menschen, die zum Abfall
ihrer eigenen Abfälle werden, sind das Zeichen einer Ge-
Ich ziehe
mein
Leben hinter
mir her
wie
eine endlose
Schleppe.
sellschaft, die ihren eigenen Werten gegenüber gleichgültig geworden ist und sich selbst in Gleichgültigkeit
und Hass austreibt.“
Dieser Einzug „des katastrophalen Scheiterns des Sozialen“ wird uns bereits von Tschechow um die Jahrhundertwende eindrucksvoll vorgeführt. Gezeigt wird nicht die
historisch sich vermehrende Gewalt (z. B. erste revolutionäre Auswüchse ab 1900) , von realer Gewalt sprechen die
Figuren nur (z. B. Kostja Treplew, wenn er androht, sich
umzubringen, und sich später dann dilettantisch in den
Arm schießt) , gezeigt wird von Tschechow viel eher der
sich anbahnende Hass. Der Unterschied ist nicht groß,
aber entscheidend.
Der dargestellte Hass ist losgelöst von den handelnden
Figuren. Der Hass ist eher die grundsätzliche Gestimmtheit heutiger Gesellschaftsformen. Ein Hass, der sich gegen niemand und nichts mehr richtet oder gegen alles,
also auch gegen sich selbst. Damit ist einer der wesentlichsten Paradigmenwechsel unserer Zeit beschrieben.
Die historische oder leidenschaftliche Gewalt hat einen
Gegenstand, einen Feind, einen Zweck. Der Hass hat keinen. Er ist etwas ganz anderes. Aus der aufklärerischen
Forderung von Toleranz und Gleichberechtigung ist urbane Gleichgültigkeit und selbstzerstörerischer Hass auf
alles und jeden geworden. Der Hass ist nicht mehr einfach nur die Vorstufe zur Gewalt, sondern er führt in letzter Konsequenz zum absoluten Ausschluss jeder Andersartigkeit, alles Fremden, Unbekannten und Neuen, und
damit zur Vernichtung der Fantasie und idealer Werte. Er
ist die wirklich zeitgenössische Version von Gewalt, die
jede Radikalität abschafft, außer der verzweifelten Sehnsucht nach dem Ende der Moderne, womöglich sogar der
Welt. Vielleicht hat Beckett das gemeint, als er sinngemäß
sagte: Noch nie gab es ein Lächeln wie das von Tschechow.
Jens Groß ist Dramaturg am Staatsschauspiel Dresden.
49
Thomas Eisen m it Organist Samuel Kummer in der Frauenkirche 50
Helga Werner, Karina Plachetka, Olivia Grigolli m it Passantinnen beim Shoppen in der Centrum-Galerie 51
Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing Premiere im Februar 2011 im Schauspielhaus
Regie: Simon Solberg
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats
dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade
von Peter Weiss Premiere im Mai 2011 im Schauspielhaus
Regie: Friederike Heller
Ehre versus Geld
Wie Major von Tellheim in die bürgerliche Gesellschaft katapultiert wurde
Die freundliche Besessenheit
Einige Antworten der Regisseurin Friederike Heller zu ein paar Theaterfragen
von Bettina Schültke
Major von Tellheim wird unehrenhaft aus der Armee entlassen. Zudem ist er mittellos. Seine Zukunftspläne brechen zusammen, weil er glaubt, „ohne Ehre“ und ohne
Geld nicht mehr heiraten zu können.
Was verstehen wir heute unter dem Begriff der Ehre? Ist
Ehre noch ein anzustrebender Wert? Heute ist Ehre zwar
Gegenstand der anthropologischen und historischen Forschung, aber die Frage der eigenen Ehre wird im Westen
selten zum Thema. Kulturen der Ehre sind Kennzeichen
einer „anderen“, fremden Welt, gehören in unserer globalisierten, individualistischen und kosmopolitischen Welt
zu den Kulturen der islamischen Länder, zur Mafia, zu
afrikanischen Stämmen oder vielleicht noch zu Jugendbanden. Dabei lässt sich bei einer zunehmenden Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten beobachten, dass
denjenigen, die nichts mehr haben – weder einen Beruf
noch Vermögen –, was ihnen Ansehen oder eine Stellung
in der bürgerlichen Gesellschaft verschaffen könnte, oft
ein gewisser Respekt, die Ehre zum einzigen und letzten
Besitz wird. Dabei haftet die Ehre nicht so sehr am persön­
lichen Wert eines Menschen, sondern an seiner Stellung
innerhalb seiner Familie oder einer bestimmten Gruppe.
Lessing lässt zwei moralische Systeme miteinander kollidieren. Vor dem Hintergrund einer sich nach gerade überstandenem Krieg neu formierenden und stark verändernden Gesellschaft zeigt er den Wertewandel moralischer
Kategorien. Er konfrontiert Tellheim, einen Vertreter der
alten feudal-aristokratischen Moral, mit einer Welt, die
schon von der neuen bürgerlichen Moral bestimmt wird,
die geprägt ist von der Macht des Geldes. Jean Racines
Diktum „Ohne Geld ist die Ehre nur eine Krankheit“ wird
Realität.
Tellheims Ehre war die Währung in der höfischen, feudalen Welt, nur über die persönliche Ehre konnte der Einzelne seine Stellung verbessern, wobei persönliches Glück
und der Erwerb von Ehre emotional verknüpft waren. Im
Gegensatz zu dem sich wirtschaftlich emanzipierenden
Bürgertum war Tellheim materiell und ideell abhängig
von den Normen des Hofes, in letzter Instanz vom König.
Wenn dieser ihm wegen des Bestechungsverdachts die
Ehre absprach, konnte auch nur er sie wiederherstellen,
nicht seine Verlobte Minna. Da Tellheims Ehre durch eine
anonyme Macht verletzt worden war, konnte er seinen
Gegner, die „Generalkriegskasse“, nicht fordern. Der Ehrenkodex ist ein Überbleibsel aus der Feudalzeit, das heißt
aus der Epoche eines fehlenden oder schwach entwickelten Zentralstaats, der Selbstjustiz und Übergriffe nicht
verhindern konnte. Das heißt, der Ehrenkodex als eine
typische Selbsthilfeinstitution stand in ständiger Konkurrenz zum rechtlich festgelegten Gewaltmonopol des
Staats. Militärs verloren ihre Macht gegenüber dem Zentralstaat erst bei einer zunehmenden Pazifizierung der
Gesellschaft.
In der neuen bürgerlichen Welt ist Geld die neue Währung. Der Bürger versucht, Wohlstand zu erwerben, und
das Geld verhilft ihm zu einer Form von Ehre bzw. Ansehen. Bürgerliche Tugenden wie Mitleid, Hilfsbereitschaft,
52
Freundschaft und Liebe weichen die überkommenen
Standeszugehörigkeiten auf. Die Untergebenen Franziska
und Werner sind Minna und Tellheim freundschaftlich
verbunden und nicht auf ihre Rolle als Dienstboten beschränkt. Dieser Paradigmenwechsel vollzieht sich im
Kontext ökonomischer Ordnungen wie Schulden machen, Geld leihen und Geld verwalten. Die Figuren gehen
neben ihren privaten Beziehungen zugleich Geldbeziehungen ein. Minnas Streich, ihr „corriger la fortune“, mit
dem sie Tellheim wiedergewinnen will, muss scheitern,
weil Tellheims höfisches Tugendsystem nicht zwischen
privatem und öffentlichem Engagement unterscheidet.
Ihren Versuch, ihn davon zu überzeugen, dass sein persönliches Glück nicht an den Begriff der Ehre und seine
Stellung in der höfischen Welt gekoppelt ist, kann er
nicht verstehen. In der bürgerlichen Gesellschaft funktionieren Privatheit und Öffentlichkeit nach gegenläufigen
Prinzipien, weil im Rahmen der bürgerlichen Moral im
Privaten etwas zur Ehre gereichen kann, was im Öffentlichen, Geschäftlichen völlig untauglich ist. Der Geschäftsmann muss auf seinen Vorteil bedacht sein, während allgemein die Regel gilt, einen Freund übervorteilt man
nicht. Tellheim verhält sich noch als Edelmann, wo schon
der Geschäftsmann gefordert ist. Er erkennt die feudale
Macht auch noch ex negativo an.
Weder Minna noch der Zuschauer erfasst bis zur Mitte
des vierten Akts die prekäre Lage Tellheims. Sein Beharren auf der Unversehrtheit seiner Ehre wirkt lächerlich
verstockt, zunächst nur am Geld orientiert. Lessing spielt
mit den falschen Urteilen der Zuschauer, es geht nicht
um Minnas Spiel um Geld und Ringe, sondern er inszeniert den Umgang mit der Instabilität und Undurchschaubarkeit der Weltverhältnisse. Die Autonomie des
Menschen, seine Selbstgewissheit werden angetastet. Die
glückliche Lösung der Komödie macht das Erlebnis des
Ausgeliefertseins und der Mehrdeutigkeit und Undurchsichtigkeit nicht rückgängig. Tellheim bekommt nicht
Recht, sondern es wird ihm Gnade erwiesen.
Tellheim lässt sich auch als eine aufklärerische Gegenfigur zu dem antiken Oedipus lesen. Er kann Minnas Intrige
mit dem Verlobungsring nicht durchschauen, weil er zu
stark in seiner Vorstellung der Vorgänge gefangen und
damit verblendet ist. Seine Blindheit geht so weit, dass er
sogar die Realität verleugnet, noch nicht einmal den Ring
erkennt. Wie Oedipus sein Unglück nicht sieht, sieht Tellheim sein Glück nicht. Die Blindheit bietet Oedipus nur
Schutz vor der Katastrophe, solange er nicht zur Kenntnis, in diesem Fall zur Selbsterkenntnis, vorstößt. Als er
seine Taten erkennt, sticht er sich mit zwei goldenen Nadeln seine Augen aus. Tellheim erkennt erst, nachdem er
sehend geworden ist, wie glücklich er eigentlich sein
könnte. Seine Blindheit kommentiert er am Ende als Zeichen psychischer und intellektueller Beschränktheit. Es
ist ein Appell des Aufklärers Lessing, Zutrauen zum Wagnis der Wahrheitssuche zu fassen: Glück und Erkenntnis
liegen nahe beieinander.
Bettina Schültke arbeitete als Dramaturgin u. a. am Deutschen
Theater in Berlin. In Dresden begleitete sie die Inszenierung von
„Anatevka“. Ihr Text entstand für diese Saisonvorschau.
Die Regisseurin Friederike Heller eröffnete vergangene
Spielzeit mit ihrer Inszenierung von Goethes „Wilhelm
Meisters Lehrjahre“ die Saison im Schauspielhaus.
Für diese Saisonvorschau beantwortete sie der Dramaturgin Beret Evensen einige Theaterfragen.
Können Sie ihren Stil beschreiben?
Meine Abende werden als intelligent, aber kindlich plus
musikalisch beschrieben. In der Arbeit bin ich sehr freundlich und geduldig.
Was ist bei der Arbeit zuerst da? Der Raum? Der Text?
Können Sie sich daran erinnern, warum Sie sich einmal Eine Idee? Etwas vollkommen anderes?
Ganz klar: der Text. Wobei oft ein Impuls der Subversion
für das Theater als Kunstform entschieden haben?
Der entscheidende Moment war ein Doppelschlag im ins Spiel kommt. In dem Moment, in dem ich im Text eine
Herbst 1986 : „Linie 1“ im Berliner Grips Theater und „Lo- „Echtzeit-Ebene“ (das ist ein frei erfundenes Fachwort)
ver Season“, das unglaublich coole Musical des damaligen spüre, springe ich an.
Abiturjahrgangs meines Gymnasiums (ich war 12) . Ich
zwangsharkte im Garten meiner Eltern und Theaterma- Gibt es einen idealen Schauspieler?
chen war der Olymp. Außerdem bin ich schon immer ein Gibt es den idealen Menschen? Es kommt immer auf die
sehr kommunikativer, will nicht sagen: geschwätziger Chemie zwischen Schauspieler und Regisseur an. Ich reMensch gewesen. Die Stallwärme, die ich sofort im Thea- agiere gut auf Kindsköpfe, die eine freundliche Besessenter gewittert habe, sagte mir sehr zu.
heit treibt. Wenn auf der Probe nicht gelacht wird, verwelke ich.
Sie arbeiten in drei Theaterstädten: in Wien, Berlin
und Dresden. Spielt der jeweilige Ort eine Rolle in ih- Welche Geschichten erzählen Sie am liebsten auf der
Bühne?
rer Arbeit?
Ja. Berlin ist zu Hause, Dresden ist die Sandkastenliebe, Solche, die nicht so tun, als zeigten sie die Realität, sonmit der ich Pferde stehlen gehen kann und Wien ist eine dern lieber die, die lustvoll und stolz mit ihrer konstitutidurchgeknallte reiche Tante. Ich habe in Köln, Stuttgart, ven Bedingung umgehen: Ein Narrativ zu sein. Anders geFrankfurt und München gearbeitet und blieb dort der sagt: Durchgeknallte Fabeln mit vielen Liedern.
Stadt fremd. In Hamburg, Berlin, Dresden und Wien
fühlte ich mich zu Hause. Bei mir fließt das Herzblut also Sie haben sich immer wieder auf große Romane geanscheinend Richtung Norden und Osten.
stürzt. Was kann ein Roman auf der Bühne? Was nicht?
Eine Romanadaption für die Bühne bietet den Vorteil,
dass ich im Laufe der Proben die Dramaturgie des Abends
Was hat Dresden?
aus dem Material herausarbeiten kann. Bei einem fertiInteressante Narben.
gen Bühnenstück hingegen bin ich dazu eingeladen, die
des Autors nachzuvollziehen. Ersteres ist immer ein AbenWas fehlt der Stadt?
teuer, da man einen kleinen Anteil an der Autorenschaft
Interessante Nervosität.
des Abends erwirbt. Ein Stück hingegen bietet sich besSie arbeiten in Berlin als Regisseurin und als Drama- ser als Sparringpartner an.
turgin. Was lernt die eine von der anderen?
Ach Lernen ... Man steht in jeder Arbeit immer irgend- Warum ist Livemusik eine zentrale Komponente ihrer
wann wie der Ochs vorm Berge und staunt, egal ob als Re- Arbeit?
gisseur, Dramaturg oder Schauspieler. Es ist so schwierig Bei Musik kann ich hören, vielleicht eher spüren, ob eine
wie erleichternd, nicht das Nadelöhr Regie zu sein. Die Szene stimmt. Mit der Psychologie eines Textes komme
Sprache der Büros auf der Leitungsetage des Theaters ist ich wegen der Realität des „Lügens“ auf der Bühne (also
eine gänzlich andere als die auf der Probe. Es ist angenehm, der Mimesis) , immer ins Schleudern.
in die Probenhöhle zurückzukehren. Es ist angenehm, ihr
zu entfliehen.
Was soll das Theater?
Drei Berufe zu haben ist toll (ich bin Mutter von zwei Den Weltuntergang um zwei Minuten nach hinten verKleinkindern) . Wenn der Tag nur 28 Stunden hätte ...
schieben.
Was reizt Sie daran, in Berlin Teil des Leitungsteams
eines Theaters zu sein? Sind die Möglichkeiten vielfältiger in einem festen Arbeitszusammenhang?
Nein. Nur anders. Probleme des freiflottierenden Künstlernomadendaseins gehen (der ice ist nicht mehr mein
Wohnzimmer) , andere Probleme kommen hinzu. Es ist
kompliziert, als Künstler für die eigene kleine Vision zu
arbeiten und zeitgleich die Interessen des Hauses, des
Theaterbetriebs mitzudenken.
Was nicht?
Sich dumm stellen.
53
Rheingold. Ein Vorabend von Richard Wagner Premiere im Mai 2011 im Schauspielhaus
Eine Produktion des Staatsschauspiels Dresden und der Dresdner Musikfestspiele
in Koproduktion mit den Wiener Festwochen und den Kunstfestspielen Herrenhausen
Regie: David Marton
Der Gott über den Göttern – der Klang hinter den Klängen
Der Theater- und Opernregisseur David Marton
von Boris Michael Gruhl
Kann es einen Ort geben, an dem man Auswirkungen von trieb. Marton verwehrt sich zu Recht, würde man davon
Begegnungen, Überlappungen und Unvereinbarkeiten mit sprechen, dass er eine Methode habe oder ein System. Die
sich gegenseitig abstoßender und zugleich anziehender Kraft seiner Arbeiten beruht eher darin, dass sie im MoWirkung zwischen Ost und West stärker wahrnehmen ment der Mitteilung dessen, was das ganze Team im Verkann als in Berlin? David Marton kam 1996 aus Ungarn lauf der Erarbeitung an Erfahrungen miteinander geteilt
nach Berlin, wo er inzwischen wohnt und wo wir uns in hat, die Lebendigkeit eines so kostbaren Vorgangs nicht
einer Kreuzberger Osteria treffen. In Budapest geboren, verloren haben. Weil solche Arbeits- und Aufführungsaufgewachsen und zum Pianisten und Dirigenten ausge- praktiken dem derzeitigen Opernbetrieb diametral entgebildet, schließt er seine Studien an der hiesigen Universi- genstehen, arbeitet David Marton vornehmlich an Schautät der Künste ab. Gleichzeitig, so der Eindruck im Ge- spielhäusern. Er führt Schauspieler und Musiker zusamspräch, wagt er nach längst virulentem Unbehagen an der men und mischt die Möglichkeiten des Singens, Spredort wie da erfahrenen Praxis des normierten und immer chens und Musizierens. Im Glücksfall dringt er so bis in
stärker marktorientierten Musiklebens erste so mutige jenes Terrain menschlicher Entäußerungen vor, in Situawie risikobereite Schritte auf einem Weg der Erkundung tionen der Grenzerfahrung, für die einzig Musik ein Mitmenschlicher Musikalität, die es hinter den daraus er- tel des Ausdrucks ist und die wir dann wahrnehmen können als die „Musik hinter der Musik“, als Klänge, aus dewachsenen Kunstformen zu finden gilt.
Bestimmt von der Wahrnehmung und Annahme eigener nen Kunstformen wie etwa Kompositionen des MusikBindungen und Unfreiheit beginnt für den jungen Musi- theaters entstehen.
ker im Ausprobieren künstlerischer Symbiosen aus Klän- So kommt es zu jenem anderen Blick und jenem anderen
gen, Sprache und Bildwelten das Experiment der partiel- Klang, die die Inszenierungen des jeweiligen Teams um
len Erfahrung von Freiheit. David Marton fängt an, als David Marton ausmachen. Dabei spielen Kategorien wie
Regisseur zu arbeiten. Zusammen mit anderen von Mu- „richtig“ oder „falsch“ keine entscheidende Rolle, es kann
sik, Sprache und dem Bild bewegten Visionären macht er nicht um ein Monopol der Deutungshoheit gehen, wenn
mit Projekten auf sich aufmerksam, in denen er sich auf die Kreativität des Irrtums und des Scheiterns den Weg
der Grundlage ziemlich bekannter Opernstoffe wie „Der der Erkundung begleitet. Die Maßstäbe solcher Arbeit sind
Freischütz“, „Don Giovanni“, „Wozzeck“ oder „Lulu“ so Interesse und Liebe sowie die daraus erwachsende Auauthentisch wie angreifbar in das Chaos ungelöster Fra- thentizität im Umgang mit Menschen, Künsten und deren
Geschichten.
gen unserer vom Scheitern bestimmten Existenz stürzt.
Diese Arbeiten sind weit entfernt von den inzwischen oft- Vielleicht hat ein Mensch wie David Marton mit so wamals zum Klischee erstarrten Versatzteilen des sogenann- chem Gespür für die Prägungen, die er zunächst als Kind
ten Regietheaters, dessen Ausübung sich bestens einge- und Jugendlicher im einigermaßen abgeschotteten Unfügt hat in den so globalen wie austauschbaren Opernbe- garn und dessen sozialistischer Ausrichtung erfuhr, die
Nur wer der
Minne Macht entsagt,
nur wer der
Liebe Lust verjagt,
54
nur der erzielt sich
den Zauber,
zum Reif zu zwingen
das Gold.
jäh abgelöst wurden durch Umbrüche, die im Namen der
Freiheit schlimmste Verwerfungen mit sich brachten, ein
ganz besonderes Interesse daran, was Menschen in ihren
Geschichten bestehen oder scheitern lässt. Wahrzunehmen, was Biografien prägt, muss dann nicht zwangsläufig dazu führen, ein Urteil zu fällen oder in der künstlerischen Arbeit dem Publikum Lösungen in platter Aktualisierung zu verabreichen. Wenn überhaupt, dann könnte
solches Theater im allerbesten Falle durch Sensibilisierung für die Wahrnehmung jener schmerzhaften Glücksmomente absoluter Schutzlosigkeit der Protagonisten
den Zuschauenden geschützte Blicke in den eigenen Abgrund ermöglichen. Und dann – so absurd es scheinen
mag – kann beim erneuten Hinsehen die Bühne zum weit
geöffneten Fenster am Horizont der Erkenntnis werden.
Es mag eine Frage der Zeit und der Gelegenheit gewesen
sein, bis sich für David Marton wieder ein Anlass bot,
dem Menschen Richard Wagner, seinem Schaffen, aber
vor allem seinen Entwürfen von sich, seinem Werk und
seiner Welt zu begegnen. Dazu kommt die erneute Zusammenarbeit mit dem Sänger Christoph Homberger, jenem
Ausnahmetenor, mit dem er als musikalischer Leiter in
der Inszenierung von Frank Castorf an der Berliner Volksbühne ein Projekt nach Wagners „Die Meistersinger von
Nürnberg“ realisierte. Zum Berliner „Meistersinger“-Team
gehörte auch Jan Czajkowski, Martons langjähriger musikalischer Partner als Pianist und Arrangeur.
Jetzt werden sich Marton, Homberger und Czajkowski in
Dresden im Rahmen der Musikfestspiele mit Wagner
zum Urgrund dessen begeben, worauf das ganze verräterische, vergebliche und mörderische Welttheater beruht.
Es geht, so David Marton, zum Gott über den Göttern,
zum Gold mit Glanz und Fluch. Im Schauspielhaus, jenem großen Theater mit menschlichem Maß, wie er sagt,
bringt er „Das Rheingold“, das Vorspiel zur Tetralogie
„Der Ring des Nibelungen“, auf die Bühne. Es ist das Vor-
spiel in Wagners Chronologie einer Unheilsgeschichte,
in der erst die Götter, dann die Menschen abtreten. In der
gedanklichen Chronologie der Entstehung hingegen
steht im Prinzip das Endspiel „Die Götterdämmerung“
am Anfang. Dieses Finale ist aus einer zunächst in Prosa
verfassten Arbeit entstanden, die zur Heldenoper in Versen mit dem Titel „Siegfrieds Tod“ hätte werden sollen.
Vorausgegangen war die Idee, ein Drama über Barbarossa zu schreiben und eines über Jesus von Nazareth,
von dem es Fragmente gibt.
Natürlich ist das Werk Richard Wagners für David Marton von großem Interesse, gehen hier doch wie selten im
Musiktheater Wort und Musik eines Autors zusammen,
speisen sich die Dramen in ihren Wiederholungen und
Endlosschleifen der Vergeblichkeit aus Reflexionen persönlicher und politischer Erfahrungen im Kontext historisch bedingter Gegenwart und daraus abgeleiteter Visionen. Vom Ende her gedacht setzt Wagner dem Drama
ein Vorspiel voran, einen Augenblick nur, bevor das Spiel
beginnt, allein der Musik ist es vorbehalten, den Anfang
von allem mit einem „Wiegenlied der Welt“ zu beginnen,
„Mit ruhig heiterer Bewegung. Es-Dur. 6 / 8“. Was folgt, ist
Ruhelosigkeit. Und deren Ton ist auch schon da. In diese
Ruhelosigkeit gilt es einzutauchen, mit den Mitteln des
Theaters und der Musik wieder und wieder Reibungen
und Kontraste zu erzeugen, das Drama hinter der Oper zu
entdecken und die Korrespondenz zum eigenen Drama
in den Versuchen, der Geschichte wenigstens einen Anfang zu geben, wenn doch ihr Ende schon bestimmt ist.
Was die Arbeit David Martons in Dresden zu Wagners
„Das Rheingold“ betrifft, hat aber bereits eine neue
Geschichte begonnen.
Boris Michael Gruhl lebt und arbeitet in Dresden als Autor,
Kulturjournalist, Herausgeber und Redakteur. Dieser Text ist
ein Originalbeitrag für dieses Heft.
55
Philipp Lux m it Kapitän Rainer Fichte auf dem Schaufelraddampfer „Stadt Wehlen“ 56
Holger Hübner, Anna-Katharina Muck, Ina Piontek, Christian Erdmann m it Max, Antonia, Marlen, Katharina und Raffael vom Ruder Club Dresden 57
Picco von Groote, Antje Trautmann m it Bibliotheksbesuchern im Lesesaal der slub 58
Annika Schilling Veronika und Pino am Blauen Wunder 59
tier. man wird doch bitte unterschicht von Ewald Palmetshofer Uraufführung am 11. September 2010 im Kleinen Haus 2 Regie: Sim0ne Blattner
Die Firma dankt von Lutz Hübner Uraufführung im Januar 2011 im Kleinen Haus 1 Regie: Susanne Lietzow
Der König ist tot von Thomas Freyer Uraufführung im März 2011 im Kleinen Haus 3 Regie: Tilmann Köhler
Es ist angerichtet von Martin Heckmanns Uraufführung im Mai 2011 im Kleinen Haus 2 Regie: Christoph Frick
Ein neues Stück von Dirk Laucke Uraufführung im Mai 2011 Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
Aus der Zeit heraus und in die Zeit hinein erzählen, in der man lebt – wieder und wieder
Die Dramatiker Thomas Freyer, Martin Heckmanns, Lutz Hübner, Dirk Laucke, Jan Neumann und Ewald Palmetshofer im Gespräch über neue Geschichten, deutsche Beißreflexe und das Publikum im Kopf
In der Spielzeit 2009.2010 gab es am Staatsschauspiel Dresden vier Uraufführungen renommierter Autoren sowie
ein Projekt mit Texten von fünf Studierenden des Studiengangs Szenisches Schreiben der Universität der Künste in
Berlin zu sehen. Auch weiterhin will das Staatsschauspiel
Dresden ein Ort sein, an dem Gegenwartsdramatik eine
besondere Bedeutung haben soll. Daher haben wir für die
kommende Spielzeit wieder Autoren eingeladen, für uns
zu schreiben, in der Hoffnung, aus ihren dramatischen
Produktionen etwas Neues zu erfahren über die Gegenwart, aktuelle Konflikte und die Welt, in der wir leben.
Martin Heckmanns: Wie findet ihr eure Themen? Auf
der Straße, in der Zeitung, oder gibt es eine besondere
Form der Suche?
Jan Neumann: Es ist mir erst einmal passiert, dass ich
die Zeitung aufgeschlagen und einen Artikel gelesen habe,
bei dem ich heulen musste und sofort wusste, dass ich aus
der Geschichte ein Stück machen muss. Das habe ich dann
auch zwei Wochen später gemacht. Deshalb lese ich jetzt
immer fleißig Zeitung, aber leider stellt sich diese Art der
inspirierenden Lektüre nicht regelmäßig ein.
Thomas Freyer: Es geht ja eher um die Impulse, die es für
ein Stück braucht, weniger um die Themen. Und die Impulse bekomme ich meistens aus konkreten Begegnungen mit einem Problem, das sich nicht sofort erklären
oder lösen lässt und das man in einem Text für sich bearbeiten kann. Ein Thema muss die Lust an der Auseinandersetzung wecken, um zu einem Stück zu werden.
Ewald Palmetshofer: Bei mir ist das ähnlich. Die Annäherung an ein Stück geht am ehesten von einem Problem
aus, von einer Frage. Bei „hamlet ist tot. keine schwerkraft“
hat sich das z. B. an der Frage nach der Gegenwart entzündet. Was ist sie? Wie bekommt man sie in den Blick? Wie
davon sprechen? Was bedeutet eine Handlung, einen Akt
setzen, ein Tun erzwingen? Bei meinem Faust-Stück waren es dann das Glück und der Tod, der plötzlich in meine
Nähe gekommen ist. Bei meinem neuen Stück „Man wird
doch bitte unterschicht“ geht alles von der Frage aus, was
ein Subjekt ist und was das Tier Mensch. Das Schreiben beginnt dort, wo ich diese Fragen ins Extrem treibe und mich
das bloße Denken nicht mehr weiterbringt.
60
Dirk Laucke: Mit meinen Geschichten habe ich immer
persönlich etwas zu tun. Ich habe einen Job gehabt, der
mich angekotzt hat, und ich frage mich, was die Leute
wohl jetzt machen, mit denen ich damals zusammengearbeitet habe, und was die für Probleme hatten und jetzt
noch haben. Für die Bühne verschärfe ich die Konflikte,
und dann ist es meistens schon ein Drama. Ich gucke mir
bewusst wenig an und lese auch nichts zu dem jeweiligen
Thema, weil es mich wahrscheinlich nur verwirren würde,
was es dazu alles schon gibt.
Lutz Hübner: Ich lese auch nur in der Vorbereitung Romane oder Studien zu meinem Thema, um mich anzufüttern, aber wenn ich Dialoge schreibe, kann ich dazu nichts
mehr lesen. Es sortiert sich dann meistens gut von selbst
aus, was hängen bleibt und was in der Schreibphase noch
wichtig ist. Und Theaterstücke lese ich nur, wenn ich höre,
dass jemand ein ähnliches Thema schon ähnlich behandelt hat.
Zu den großen Themen gibt es meistens schon andere
Stücke.
Hübner: Aber selten mit demselben Zugriff. Und letztlich sind es die Details und die eigenen Vorgehensweisen,
die die Themen beim Schreiben interessant machen.
Palmetshofer: Ich bin mir da nicht so sicher, inwieweit
es tatsächlich zu den großen Themen immer schon andere Stücke gibt. Vielleicht sind manche Themen auch
erst zu einer bestimmten Zeit benennbar oder treten erst
als Themen in Erscheinung. Wenn ich vorhin vom Subjekt geredet habe oder vom Glück, dann könnte es ja auch
sein, dass das heute, jetzt, etwas anderes meint. Dann
wäre vielleicht die thematische Überschrift eine bekannte, aber das, was sich darunter versammelt, ist vielleicht neu.
Neumann: Ich würde auch sagen, dass es in erster Linie
nicht um das Was, sondern um das Wie der Geschichten
geht. Es gibt diese berühmte Anekdote von Billy Wilder,
der in der Nacht aufwacht, um eine geniale Idee für einen
neuen Film aufzuschreiben, die er im Traum gehabt hat,
und am nächsten Morgen steht da geschrieben: „Boy meets
girl“. Das ist für mich ein Beispiel dafür, dass die alten
Geschichten neu erzählt werden müssen, gespeist aus
der subjektiven Lebenserfahrung des Erzählenden.
Freyer: Eine Reaktion darauf, dass es die meisten Geschichten schon gibt, ist bei vielen Autoren die Ironie –
man nimmt nichts mehr ernst. Das erlebe ich oft bei meinen Schreibworkshops, dass sich die Schreiber aus den
verschiedenen Schubladen ihre Stücke zusammensuchen,
und die einzige Haltung, die dahinter zu entdecken ist,
ist Ironie. Die einzige Aussage ist dann, dass diese Generation orientierungslos ist und sich ihr Leben zusammen­
sampelt.
Neumann: Das war für mich eigentlich der Ausgangspunkt, selber zu schreiben, dass ich das Theater der 90erJahre viel zu oft als ironisch oder zynisch erlebt habe. Ich
habe vermisst, dass Geschichten erzählt werden, die etwas zu tun haben mit dem Menschen, der da unten sitzt,
die man ernst nimmt. Das Theater ist für mich einer der
letzten werbefreien Räume, die wir haben, und diesen
Raum gilt es zu schützen. Und es gibt eine große Sehnsucht, auch des Publikums, nach Geschichten, die mehr
sind als eine glatte, abwehrende Oberfläche, nach einem
Pfeil mit Widerhaken. Man macht es sich mit dieser zynischen Haltung zu leicht.
Was ist mit zynischem Theater gemeint?
Neumann: Ich fand das in den 90er-Jahren schon sehr
stark, gar nicht in erster Linie bei den Autoren, sondern
eher in der Art, wie Theater gemacht wurde, dass alles
auf Distanz gehalten wurde. Ich habe ja als Schauspieler
angefangen und in dieser Zeit sehr oft erlebt, dass ich Regisseure vor mir sitzen hatte, die kein Interesse hatten an
einem Text oder an einer Figur, oft nicht einmal an einem Schauspieler, sondern in erster Linie an ihrem gelackten Mercedes vor der Tür.
Hübner: Das war nicht nur eine Regiemarotte, sondern
auch eine Tendenz der Kritik, dass Geschichten, die einfach waren oder berühren wollten, fast reflexhaft weggebissen wurden mit der Haltung: Wenn es nicht wehtut,
kann es keine Kunst sein. Ich hatte immer das Gefühl, dass
da unten im Parkett die abgebrühten sm-Freier sitzen, die
es jetzt härter brauchen. Dann kannst du aber als Autor
und auch als Schauspieler eigentlich keine Figuren entwickeln, weil Figuren sich nicht ständig in Extrembereichen
bewegen.
Hübner: Fernsehen hat eine ganz andere Sprache und es
ist eine Industrie, aber ich würde es nicht gegen das
Theater ausspielen. Es gibt in beiden Bereichen gelungene Produktionen. Das Besondere der Theatererfahrung
ist doch, dass ich 100 oder mehr atmende Menschen neben mir habe und dass das Geschehen auf der Bühne mir
näherkommt als auf der Mattscheibe. Das ist der Push,
dass es diese Art der gemeinsamen Konzentration gibt.
Aber die Verstörung durch einen schockierenden Regieeinfall macht dieses Gemeinsame oft kaputt. Und Verstörung ist nicht per se eine Qualität. Die Härte muss sich
aus der Geschichte ergeben und darf kein reiner Geschmacksverstärker sein. Mit diesen Schockeffekten
schließt man auch ein bestimmtes Publikum automatisch aus.
Palmetshofer: Ich glaube, im Kern hat der Film einfach
kein Sprachproblem, oder anders gesagt: Das Sprechen
ist im Film kein Problem oder stellt sich als unproblematisch dar. Im Film dominiert das Bild über das
Wort. Und dieses Bild geht mittlerweile bis in die dritte
Dimension, in den Hyperrealismus, egal wie imaginär
diese Bilder auch sein mögen. Oder wie gebrochen, wenn
z. B. versucht wird, Authentizität darzustellen. Für mich
ist Theater dem Wort ausgesetzt und dem Problem, dass
wir sprechen bzw. sprechen müssen. Das ist auch das, was
mich daran interessiert.
Ich finde auch, dass Sprechen auf der Bühne seine
Selbstverständlichkeit verliert und auch der Repräsentationsgedanke in ganz anderer Weise infrage steht.
Nur weiß ich nicht, ob und wie der Zuschauer sich für
diese theaterinternen Probleme noch interessiert.
Habt ihr beim Schreiben ein Publikum im Kopf? Wisst
ihr, für wen ihr schreibt oder wen ihr ins Gespräch
bringen wollt?
Woher kommt dieser Beißreflex?
Hübner: Das scheint mir schon spezifisch deutsch, auch
dass Komödien hier extrem schnell weggebissen werden,
mit denen die Engländer beispielsweise nicht das geringste Problem haben. Es darf nicht zu komisch sein
oder zu berührend, dann ist es populistisch.
Aber ist es nicht auch eine berechtigte Forderung, dass
das Theater Grenzen testen soll und auch formal verstörender sein muss als kommerzialisiertes Geschichtenerzählen im Fernsehen? Bietet dieser Ort nicht gerade die Möglichkeit, Formen zu erfinden jenseits von
klassischer Dramaturgie und Rollenpsychologie?
Muss dieser Freiraum nicht noch viel radikaler genutzt
werden? Oder worin besteht der Unterschied zu Film
und Fernsehen?
Laucke: Ich habe ein Drehbuch geschrieben, und das
Wichtigste an dieser Erfahrung ist die Einsicht, warum
die Dinger oft so platt sind: weil da so viele Leute reinquatschen, dass du irgendwann machst, was die dir sagen. Und dass fast ausschließlich über einen möglichst
breiten Zuschauerzuspruch nachgedacht wird, bis in die
Details der Geschichten hinein.
Freyer: Ich habe kein Publikum im Kopf, vielleicht auch
weil ich weiß, dass meine Fassung zuerst einmal zu meinem Regisseur kommt. Das ist wichtig für mich, dass
ich mit Tilmann Köhler einen mir vertrauten Gesprächspartner habe. Und aus unserer Erfahrung weiß ich, welche Impulse es in der Zusammenarbeit noch nicht gab
und welche Sichtweisen noch fehlen.
Laucke: Ich finde es auch schwierig, über Kollektive zu
urteilen, dass die so oder so auf die Bühne schauen, auch
wenn ich manchmal schon denke, den bürgerlichen Spinnern kannst du mal ordentlich an den Latz kacken. Aber
eigentlich schreibe ich die Geschichten, die mir selber
gefallen. Das ist das wichtigste Kriterium.
Palmetshofer: Wer das jeweilige Publikum sein wird,
kann ich auch nicht sagen. Aber ich versuche, mir vorzustellen, wozu ich das Publikum dort oder da bringen will.
Oder verführen. Im besten Fall wäre das so eine Art Arbeit. Dass sich der Theaterabend erst in den Köpfen der
Zuschauerinnen und Zuschauer zusammensetzt. Und
dass das ohne ihre Arbeit nicht geht.
Neumann: Die direkte Verbindung zum Publikum hat
der Schauspieler, deshalb denke ich beim Schreiben auch
in erster Linie aus dieser Perspektive. Ich will mich in diesen Figuren sehen und gerne den Weg gehen mit ihnen.
Hübner: Ich entwerfe die Stücke gemeinsam mit meiner
Frau, ich arbeite sehr früh mit einem Dramaturgen und
mit einem Regisseur zusammen, insofern sind die Ansprechpartner schon in der Schreibphase konkret anwesend. Ich muss die Geschichte sehr früh jemandem erzählen können, und wenn ich nach zwei Sätzen hängen
bleibe, dann weiß ich, dass die Geschichte nicht stimmt.
61
Und hat die Stadt Dresden Einfluss auf euren Text, wenn
ihr für das Staatsschauspiel schreibt?
Laucke: Ich frage mich schon, was die Stadt bewegt und
was da ein Thema ist. An Dresden z. B. finde ich diese Randlage interessant, aber auch die Spanne zwischen der Kulturstadt und dem Naziaufmarsch am 13. Februar. Da hilft
es mir, dass ich im Osten aufgewachsen bin und mich
den Leuten vertraut fühle.
Freyer: Aber es liegt auch schnell etwas Vermessenes in
diesem Anspruch, aus der Entfernung etwas über eine
Stadt sagen zu können.
Palmetshofer: Bei mir ist es dann noch so, dass ich Österreicher bin. Das macht mir auch ein bisschen Angst.
Ich kann da nicht meinen Blick auf diese Stadt anbieten.
Das würde keinen interessieren und ohnehin niemand
glauben. Da kann ich nur etwas von mir mitnehmen und
hoffen, dass das dann was taugt.
Neumann: Ich kenne Dresden zu wenig, aber eine
fremde Stadt kann schon Einfluss haben auf den Text,
speziell natürlich wenn man wie ich den eigenen Text
in dieser Stadt schreibt und inszeniert.
Was habt ihr für Erfahrungen mit euren Regisseuren?
Oder was erwartet ihr von einem guten Regisseur?
Neumann: Wenn ich eigene Texte von mir inszeniere,
kann ich ziemlich gnadenlos sein. Während ich mit fremden Texten eigentlich sehr vorsichtig umgehe. Und das
erwarte ich eigentlich auch von einem anderen Regisseur, dass er zuerst einmal sehr genau hinschaut. Bei
neuen Texten vor allem, denn die alten hat man ja in der
Regel schon einmal gesehen oder gelesen, aber eine Uraufführung sollte doch erst einmal den Text ernst nehmen, den es vorzustellen gilt. Und wenn das nicht gelingt, will ich wenigstens das Bemühen um Genauigkeit
auf der Bühne sehen können.
Hübner: Ich habe meine ersten Stücke auch selbst inszeniert, aber inzwischen bin ich froh, Regisseure zu haben,
die etwas weiterentwickeln, was ich nicht mehr weitererfinden kann, dass noch eine andere Fantasie zu dem Text
hinzukommt. Ich habe mit dem Text alles gesagt, was
ich zu sagen habe.
Freyer: Meine Fantasie ist eigentlich auch fertig, wenn
ich den Text geschrieben habe. Ich freue mich, wenn
dann ein Regisseur kommt, der mit dem Text arbeitet
und auch etwas dagegenstellen kann und sich auseinandersetzt. Bei sehr jungen Regisseuren fehlt da oft die Geduld. Und oft sehe ich auch nicht, warum sie Texte inszenieren – außer um ihren Platz im Theater zu finden.
Palmetshofer: Ich hoffe immer, dass die Regie sich an
derselben Frage abarbeiten will, die auch mein Text zu
umkreisen versucht. Das ist, glaube ich, eine gute Voraussetzung. Und dann wären Text und Regie derselben
Sache verpflichtet. Und die Regie nicht einfach nur dem
Text. Sondern diesem Dritten. Und manchmal findet sich
das auch.
Hübner: Ich finde es extrem hilfreich, eine langjährige
Verbindung zu Häusern und zu Regisseuren zu entwickeln, damit Vertrauen entsteht. Auf dieser Grundlage
fällt es mir auch leichter, Neues auszuprobieren. Für
Hannover habe ich über neun Jahre immer wieder Stücke
geschrieben, und spätestens nach dem zweiten Erfolg
wird einem auch die Abweichung oder ein Experiment
zugestanden.
62
Hat sich die Position des Autors verändert? Ich frage
das auch, weil sich einige der 70-jährigen Kollegen
noch regelmäßig in der Öffentlichkeit streiten und
Stellung nehmen zu den prominenten politischen Themen, während wir hier schon so lange friedlich bei­
sammensitzen.
Laucke: Ich würde schon Ärger machen, wenn ich wüsst­ e, der Lutz Hübner ist voll die rechtskonservative Sau,
aber das ist er einfach nicht.
Hübner: Und diese Auseinandersetzungen der alten Autoren kommen mir eher vor wie Rüdenkämpfe, da geht es
doch selten um inhaltliche Differenzen. Und auch diese
Gruppenbildungen der 1920er-Jahre, bei denen einer zum
Häuptling wird, um die anderen auszuschließen, das
sind Prozesse, die Theaterautoren wesensfremd sind.
Neumann: Es geht doch nicht darum, eine Position zu
vertreten, sondern unterschiedliche Positionen zu ihrem
Recht kommen zu lassen. Und es interessiert mich eigentlich mehr, eine fremde Position im Schreiben zu
überprüfen, die ich selbst nicht teile. Oder von der
Schwierigkeit zu erzählen, eine Position einzunehmen.
Palmetshofer: Aber ich glaube schon, dass ein Stück in
irgendeiner Weise eine Position einnimmt oder eine Position ist. Und manchmal reibt es dann auch zwischen
Stücken. Oder ich reibe mich an dem, was ich als Position
unterstelle. In Autorenprojekten gab es darum hin und
wieder durchaus Streit, oder auf Proben oder in Dramaturgiesitzungen. Nur nicht öffentlich. Vielleicht gibt es
jenseits dessen wenig öffentlichen Streit, wenn man mal
von diversen Internetforen absieht, weil das alles irgendwie auch eine Einsamkeitsmaschine ist.
Hübner: In meinem Stück über die Berliner Bankenkrise
habe ich am deutlichsten gespürt, was es heißt, Teil einer
Debatte zu werden. Aber auch dieser Text war eher eine
Aufforderung zum Gespräch als die Verkündigung einer
Wahrheit. Theater kann eine Diskussion in Gang setzen,
aber auf der Bühne muss jede Figur recht haben. Die Moral steckt in der Perspektive auf die Figuren.
Laucke: Ich habe schon den Anspruch, dass für etwas gestritten wird in den Texten. Dass es Figuren gibt, die
nicht klarkommen oder für etwas kämpfen. Oder die einer Ideologie anhängen und an den Umständen scheitern.
Ein Stück sollte doch versuchen, etwas aufzureißen oder
um Alternativen zu kämpfen.
Freyer: Ich hab nur einmal konkret versucht, in einem
Stück eine Utopie zu entwerfen, und es ist ein Märchen
daraus geworden.
Warum müssen denn überhaupt immer wieder neue
Geschichten erzählt werden?
Thomas Freyer wurde 1981 in
Gera geboren. Von 2002 bis 2006
studierte er Szenisches Schreiben an der Universität der
Künste in Berlin. Sein Stück
„Amoklauf mein Kinderspiel“
gewann den Förderpreis für
junge Dramatik beim Berliner
Theatertreffen 2006. Die
Hörspielfassung des Stücks,
2006 produziert vom rbb,
wurde im selben Jahr mit dem
Prix Europa ausgezeichnet.
Ebenfalls 2006 erhielt Thomas
Freyer das Dramatiker-Stipendium des Kulturkreises der
deutschen Wirtschaft (BDI),
verliehen in Kooperation mit
dem Schauspiel Hannover, und
2007 die Fördergabe des Schiller-Gedächtnis-Preises des
Landes Baden-Württemberg.
Die Uraufführung seines
Stücks „Und in den Nächten
liegen wir stumm“ fand 2008 in
Hannover unter der Regie von
Tilmann Köhler statt, mit dem
ihn eine lange Zusammenarbeit
verbindet. Thomas Freyers
neues Stück heißt „Der König
ist tot“ und wird im März 2011
in Dresden in der Regie von
Tilmann Köhler zur Uraufführung kommen.
Martin Heckmanns wurde 1971
in Mönchengladbach geboren.
Er studierte Komparatistik,
Geschichte und Philosophie.
Neben Kurzprosa, die er in Zeitschriften und Anthologien
veröffentlichte, hat er Theaterstücke geschrieben, die bisher
in mehr als zehn Ländern zur
Aufführung gekommen sind.
Er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt 2008 mit dem
Niederrheinischen Literaturpreis. 2002 wurde er in der
Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum
Nachwuchsdramatiker des
Jahres gewählt. 2007 wurde sein
Stück „Wörter und Körper“ zu
den Mülheimer Theatertagen
und zum Heidelberger
Stückemarkt eingeladen. 2008
folgte die Einladung nach
Heidelberg für „Kommt ein
Mann zur Welt“, das Stück
wurde auch zu den Autoren-
theatertagen am Thalia Theater
Hamburg eingeladen. Am
Staatsschauspiel Dresden ist
Martin Heckmanns seit 2009
als Hausautor und Dramaturg
tätig, sein Theaterprolog
„Zukunft für immer“ eröffnete
die Spielzeit 2009.2010. Für die
Spielzeit 2010.2011 schreibt er
sein Stück „Es ist angerichtet“,
das im Mai 2011 im Kleinen
Haus Premiere haben wird.
Lutz Hübner arbeitet seit 1996
als Regisseur und Autor, er ist
bekannt für sein umfangreiches und vielfältiges Repertoire. Seine mehrfach preisgekrönten Stücke wurden in über
ein Dutzend Sprachen übersetzt
und werden auf der ganzen
Welt gespielt. In seinen Jugenddramen zeichnet Hübner
authentische Figuren, die das
Lebensgefühl Jugendlicher an
der Schwelle zum Erwachsenwerden in sich tragen. Seine
Familienstücke wie „Hotel
Paraiso“, „Für alle das Beste“
(eingeladen zum Berliner
Jugendtheatertreffen 2006),
„Blütenträume“, „Geisterfahrer“
und zuletzt die Komödie „Frau
Müller muss weg“ leben nicht
nur von Hübners großem
Gespür für Komik, sondern
auch von seinen sensiblen
Schilderungen alltäglicher,
allzu menschlicher Abgründe.
2005 wurde „Hotel Paraiso“ in
der Regie von Barbara Bürk zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Stücke wie „Gretchen 89
ff.“, „Creeps“, „Ehrensache“
oder „Blütenträume“ machen
Hübner zu einem der meistgespielten Gegenwartsdramatiker
auf deutschen Bühnen. Die
Inszenierung seines Stücks
„Geisterfahrer“ durch das
Schauspiel Hannover, ebenfalls
in der Regie von Barbara Bürk,
wurde 2009 zum Mülheimer
Theatertreffen eingeladen.
Für das Staatsschauspiel Dresden schrieb er die Erfolgskomödie „Frau Müller muss weg“, in
der Spielzeit 2010.2011 wird sein
jüngstes Stück mit dem Titel
„Die Firma dankt“ am Dresdner
Staatsschauspiel zur Uraufführung kommen.
Dirk Laucke wurde 1982 in
Schkeuditz / Sachsen geboren
und wuchs in Halle auf. Er be-­
gann ein Psychologiestudium
in Leipzig, das er abbrach, um
2004 Szenisches Schreiben an
der Universität der Künste in
Berlin zu studieren. Im selben
Jahr wurde er von Tankred
Dorst als Nachwuchsdramatiker zu den Salzburger Festspielen eingeladen. 2005 realisierte
er mit zwei Kommilitoninnen
am Grips Theater Berlin das
Stück „Hier geblieben!“, das
sich für das Bleiberecht
minderjähriger Flüchtlinge
einsetzt und auf einem authentischen Fall beruht. Mit „alter
ford escort dunkelblau“ wurde
Laucke u. a. zum Autoren­
workshop des Berliner Theatertreffens 2006 eingeladen, er
erhielt für dieses Stück den
Kleist-Förderpreis für junge
Dramatiker 2006 und wurde für
den Mülheimer Dramatiker­
preis 2007 nominiert. In der
Spielzeit 2006.2007 war Laucke
Stipendiat beim Autorenlabor
am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo das Stück „Wir sind
immer oben“ entstand. 2009
erhielt er den Förderpreis zum
Lessing-Preis des Freistaates
Sachsen. Am Staatsschauspiel
Dresden ist seit Herbst 2009 die
Uraufführung seines Stücks
„Für alle reicht es nicht“ (Regie:
Sandra Strunz) zu sehen, mit
der er zu den renommierten
Mülheimer Theatertagen eingeladen wurde. Dirk Lauckes
neues Stück „Grün ist die Hoffnung“ wird im Frühjahr 2011 als
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
uraufgeführt.
Jan Neumann wurde 1975 in
München geboren und hat an
der Bayerischen Theaterakademie August Everding Schauspiel studiert. Von 1988 bis 2001
war Neumann als Schauspieler
am Bayerischen Staatsschauspiel München engagiert. Von
2001 bis 2006 war er Ensemble­
mitglied des Schauspiels
Frankfurt, wo er in der Spielzeit
2004.2005 bei seinem eigenen
Stück „Goldfischen“ sowie bei
„Herr Kolpert“ von David Gieselmann zum ersten Mal Regie
führte. Sein zweites Stück,
„Liebesruh“, wurde 2005 im
Thalia Theater Hamburg uraufgeführt. Für das lettische New
Riga Theatre unter der Leitung
von Alvis Hermanis schrieb
und inszenierte Neumann 2007
das Stück „Dunkelheld“, im
selben Jahr inszenierte er in
Esslingen „Der Bus“ von Lukas
Bärfuss. Eine erste Stückentwicklung, „Die Nacht dazwischen“, produzierte er 2006 am
Stadttheater Aalen. Weitere
Stücke wie „Herzschritt“
(Düsseldorf) folgten. 2008
entstand „Kredit“ (Schauspiel
Frankfurt), das großen Publikumszuspruch fand. Seine
jüngste Stückentwicklung war
2009 am Nationaltheater Mannheim „Königs Moment“. Am
Staatsschauspiel Dresden
schrieb und inszenierte er sein
Stück „Gott allein“, das seit
April 2010 im Kleinen Haus zu
sehen ist. Eine weitere Zusammenarbeit mit Jan Neumann ist
in Planung.
Ewald Palmetshofer wurde
1978 in Oberösterreich geboren
und studierte Philosophie,
Psychologie und Theologie in
Wien. 2008 wurde er für sein
Stück „hamlet ist tot. keine
schwerkraft“ zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt.
Außerdem erhielt er das Dramatiker-Stipendium des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft (bdi) und wurde zu den
Mülheimer Theatertagen eingeladen. Seine Stücke wurden am
Wiener Burg­t heater, am Schauspielhaus Wien, an der Schaubühne Berlin und am Mülheimer Theater an der Ruhr uraufgeführt. In der Spielzeit
2010.2011 wird sein jüngstes
Stück „tier. man wird doch
bitte unterschicht“ in der Regie
von Simone Blattner am Staatsschauspiel Dresden zur Uraufführung kommen.
Hübner: Man kann keine neuen Geschichten erzählen,
man überprüft nur die alten Geschichten, um herauszufinden, was sie noch zu sagen haben.
Palmetshofer: Ich sehe mich eigentlich gar nicht als Geschichtenerzähler. Ich würde eher sagen: Man muss immer wieder Fragen stellen.
Neumann: Vielleicht ist es nur die Art zu erzählen, die
Sprache, der Blick auf einen Sachverhalt, der sich ändert,
und damit eine Notwendigkeit des Wiederbetrachtens,
die wichtig ist: aus der Zeit heraus und in die Zeit hinein
erzählen, in der man lebt – wieder und wieder.
Laucke: Ich glaube, die Geschichten, die ich erzähle, sind
auf jeden Fall schon irgendwie mal erzählt worden. Die
verdammten Griechen haben doch schon alles abgedeckt,
aber ich habe das Gefühl, die Art und Weise, wie ich die
Geschichten erzählen würde, sagen auf jeden Fall etwas
über den Zustand der Welt jetzt aus. Und über die Welt
bin ich nun mal verunsichert, verwirrt und wütend. Und
außerdem komme ich doch aus dem Jetzt. Hoffentlich.
63
Gespenster Ein Familiendrama von Henrik Ibsen Premiere am 31. Oktober 2010 im Kleinen Haus 1
Regie: Klaus Dieter Kirst
Jugend ohne Gott nach dem Roman von Ödön von Horváth Premiere im Januar 2011 im Kleinen Haus 2
Regie: Marc Prätsch
„Wenn ich nur nicht so feige wäre …“
Gedanken zu Ibsens „Gespenster“
Erkenne dich selbst
oder Warum Vielfalt so schwierig sein kann
von Klaus Dieter Kirst
von Helma Orosz
Wird sie es tun? Mit dieser Frage lässt der Dichter den Zu- Die Last der Vergangenheit, die wir mit uns herumtragen,
schauer am Ende allein! Die Mutter hält den wahnsinni- macht unseren Gang in die Zukunft schleppend und ungen Sohn im Arm. Seine letzte Bitte bei klarem Verstand sicher. Es ist ein altes Stück, das uns eine solche Gewar die um einen schnellen Tod von ihrer Hand. Einen Tod schichte erzählt. Und das ist gut so! Durch die Ferne geaus Liebe und Barmherzigkeit, der ihm elendes Siechtum winnt sie an Schärfe. Aber mit dem Fortgang der Handlung wird der Abstand geringer. Mit einer ungeheuren
als Folge der vom Vater ererbten Krankheit ersparen soll.
Die Mutter ist schwer in seiner Schuld. Die Krankheit des Wucht überfällt uns das Stück, macht uns zu Komplizen,
Sohnes ist die schreckliche Konsequenz einer Kette von macht die Figuren zu unseresgleichen.
Versagen und Fehlentscheidungen in ihrem früheren Le- Das Theater nimmt auf schönste Weise sein Recht in Anben. Nun ist sie aufgefordert, die Rechnung zu bezahlen. spruch, mit den Wirklichkeiten und Wahrheiten dieser
Aber nicht nur Mutter und Sohn sind in Ibsens Drama in Welt zu spielen, die Jahrhunderte zu vermischen und die
besonders schicksalhafter Weise aneinandergekettet, alle ewigen Fragen unserer Existenz in alter Weise neu zu
fünf Figuren sind unauflöslich verbunden durch tatsäch- stellen! „Die Vergangenheit muss reden, und wir müssen
liche oder verschwiegene Verwandtschaften, durch Lüge, zuhören. Vorher finden wir und sie keine Ruhe“, schrieb
Vertuschung und Verdrängung, durch Bestechung und Erich Kästner. „Wer zu spät kommt, den bestraft das LeVerrat, durch heimliche Begierde, Lust und Leidenschaf- ben!“ – oder so ähnlich sagte es Gorbatschow. Viele haben
ten. Es sind starke Figuren – vital in ihren Fehlern, kon- über die Rolle des Vergangenen für den Weg ins Zukünftige reflektiert, es ist alles gesagt – aber ist alles getan?
sequent in ihren Irrtümern.
Der selbstgerechte moralische Anspruch des Pastors Man- Die Figuren des Stücks in ihrem verzweifelten Kampf mit
ders wird genauso maßlos behauptet, wie die listig ver- den Gespenstern der Vergangenheit dilettieren auf diekleidete kriminelle Energie des Tischlers Engstrand kei- sem Feld. Sie glaubten den Sieg schon in der Tasche – und
plötzlich sind sie die Verlierer der Geschichte. Wir erfahne Grenzen zu kennen scheint.
Mit rücksichtsloser Unbedingtheit befreit sich das Mäd- ren von zerrütteten Ehen, ohne Liebe geschlossen, von Alchen Regine von den Fesseln ihrer Herkunft, um dem Le- koholismus und Sexsucht, unheilbarer Krankheit und
Sterbehilfe, Duckmäuserei und Käuflichkeit. Und von der
ben alle Chancen abzutrotzen, die es für sie bereithält.
Oswald, der Künstler, der lustvoll „verlorene Sohn“, will demoralisierenden Wirkung ständig schlechten Wetters!
dieses geliebte Dasein, wenn es nun schon auf so brutale Und endlich gebiert die Traurigkeit des Stücks eine biWeise verkürzt wird, nicht im Ekel des körperlichen Ver- zarre Komik. Wir leiden mit den Figuren, wir verurteilen
falls enden lassen, sondern es krönen durch einen Tod in sie, wir lieben sie und müssen dabei mit ihnen und über
sie lachen.
Würde und Liebe, vollzogen durch die Hand der Mutter.
Und da ist sie – diese Frau Alving, die von allen Figuren Die Komödie in der Tragödie – Ibsens Geniestreich!
die schwerste Last zu tragen hat. Die am strengsten mit Das düstere Stück gewinnt eine schmerzende Helle.
sich ins Gericht gehen muss und geht, die in einem qual- „Mutter, gib mir die Sonne“ – Oswalds letzter Satz.
vollen Erkenntnisprozess begreift, dass sie ihr Leben Sie alle starten im Stück an einem entscheidenden Punkt
falsch gelebt hat. Am Tag ihres vermeintlich größten Tri- ihres Lebens. Sie sind besessen von einem Plan, der ihnen
umphs erlebt sie ihre Niederlage, die sie zwingt, sich entweder die lang ersehnte moralische Genugtuung,
neuen Wohlstand oder die endliche Erlösung verspricht.
schonungslos der Wahrheit ihres Lebens zu stellen.
Es geht um Lebensfreude, die die Freiheit braucht und die
„Wenn ich nur nicht so feige wäre …“
Aus einem vergangenen Jahrhundert kommt uns die Fi- die Sehnsucht nach Berührung und Liebe, nach Verstehen,
gur entgegen, unaufhaltsam in ihrer radikalen Selbstan- Verzeihen und Helfen miteinschließt. Dann wird dieses
klage, bis sie eine von uns ist, eine Zeitgenossin. Denn böse Stück zärtlich, dann verlieren Worte ihre Bedeutung,
und die letzte Wahrheit der Figuren ist zu entdecken.
die Frage, die sie an sich stellt, richtet sie auch an uns!
Auch wir sind Gefangene unserer Vergangenheit. Auch in Klaus Dieter Kirst ist seit über 40 Jahren als Regisseur in Dresuns leben die Gespenster überlebter Überzeugungen und den tätig und hat 1989 mit seiner Inszenierung von Christoph
Ansichten. Sie stecken in uns fest und verstellen uns den Heins „Die Ritter der Tafelrunde“ Theatergeschichte geschrieben. Seinen Text schrieb er für diese Saisonvorschau.
Weg zur Wahrheit unserer Zeit.
Im Sumpf überkommener Vorstellungen gedeihen die gefährlichen Vorurteile, die moralischen Rigorismen und
Selbstherrlichkeiten, die unser Leben vergiften.
In dem Roman „Jugend ohne Gott“ beschreibt der österreichisch-ungarische Autor Ödön von Horváth das Aufeinanderprallen zweier Wertesysteme. Er stellt dar, wie der
Gedanke der Vielfalt auf das einfache Wertesystem des
Nationalsozialismus trifft und daran zerbricht, er zeigt,
wie das „Erkenne dich selbst“ an der Einfachheit des
„Führer befiehl! Wir folgen“ scheitert. Nun bringen junge
Bürgerinnen und Bürger Dresdens dieses Werk auf die
Bühne, ein guter Anlass, darüber nachzudenken, was
uns das Stück sagt, heute hier in Dresden.
Blicken wir auf den 13. Februar 2010 zurück: Tausende von
Menschen haben an diesem Tag eindrucksvoll bewiesen,
dass Rechtsextremisten in dieser Stadt nicht erwünscht
sind. Dresden hat sich als eine weltoffene Stadt gezeigt,
in der Rassismus und Nationalismus keinen Platz haben.
Dieser Tag wurde zum Symbol einer Stadt, die sich an ihre
Geschichte erinnert, ohne Hass und Aufrechnung, sondern im Bewusstsein um die Ursachen des Krieges und
die Folgen, die diese Erkenntnis für heute hat. Aber sosehr wir uns über diesen Erfolg auch freuen können, wir
dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass es auch
in Dresden nicht ausreicht, an einem Tag im Jahr auf die
Straße zu gehen und Gesicht zu zeigen.
Wir müssen uns über den einen Tag im Februar hinaus
damit auseinandersetzen, dass auch Dresden nicht frei
von Neonazis und ihrem Gedankengut ist. Wir müssen
uns der Tatsache stellen, dass es auch hier Menschen gibt,
für die rechtsextremistische Vorstellungen selbstverständlich geworden sind. Besonders für einige junge Menschen
scheinen klare Feindbilder und übertriebener Nationalismus attraktiv geworden zu sein.
Man erreicht diese Jugendlichen nicht, indem man versucht, ihnen einfach andere Werte zu vermitteln. Nicht
die Frage nach anderen Werten ist hier wichtig, sondern
die Frage danach, wie man junge Menschen dazu befähigt,
sich in der Vielfalt einer Demokratie zurechtzufinden.
Denn diese Vielfalt ist schwierig. Sie setzt voraus, dass
man sich seiner selbst bewusst ist und dass man erkennt,
dass es keine einfachen Antworten auf die Frage nach den
eigenen Werten gibt. Das ist ein komplexer Prozess.
Es gibt viele Möglichkeiten, Jugendliche auf diesem Weg
zu begleiten. Das fängt bei der Schule an und hört bei
Sportvereinen und der freiwilligen Feuerwehr noch lange
nicht auf. Auf der einen Seite ist der Staat gefordert, mit
guter Bildung, möglichst schon beginnend bei den Kleinsten, dazu beizutragen. Auf der anderen Seite hilft jede noch
so gute Bildungspolitik nicht, wenn nicht der Einzelne seiner Verantwortung in der Gesellschaft gerecht wird.
64
Bleiben wir bei dem Beispiel 13. Februar: Eine Reihe von
Überlebenden hat sich zu einer Interessengemeinschaft
zusammengefunden. Gemeinsam mit Schulen können
sie jungen Menschen die Ursachen der Zerstörung unserer Stadt nahebringen und als Zeitzeugen sehr eindringlich berichten, welche Folgen Krieg und Rassismus auch
für einen persönlich haben können. Sie unterstützen damit junge Menschen, sich eine eigene Meinung von den
Ereignissen des 13. Februar zu machen, fern von rechter
Propaganda und aufrechnender Geschichtsfälschung.
Und so gibt es viele Bürgerinnen und Bürger, die etwa als
Vorlesepaten oder in ganz anderer Weise ehrenamtlich
dazu beitragen, dass junge Menschen sich im Dickicht
der Vielfalt orientieren können und so auf der Suche nach
ihrem Weg nicht alleingelassen werden. Es wäre wünschenswert, dass noch mehr Dresdnerinnen und Dresdner diese Verantwortung erkennen und ihr gerecht
werden.
Einfache Weltbilder werden uninteressant, wenn man erkennt, dass die Welt, in der man lebt, nicht in simplen
Formeln zu definieren ist. Feindbilder verlieren schnell
ihre Wirkung, wenn man merkt, das sich der andere
ebenso wenig wie man selbst in eine Schablone pressen
lässt. Voraussetzung für diese Erkenntnis ist die Stärke,
sich mit sich und der Welt auseinandersetzen zu können,
ohne gleich die Orientierung zu verlieren. Es geht also
nicht darum, jungen Menschen einen Kompass in die
Hand zu geben und sie in eine bestimmte Himmelsrichtung zu schicken. Es geht darum, ihnen zu zeigen, wie
man mit dem Kompass umgeht, um dann den Weg einschlagen zu können, für den man sich entschieden hat.
Vielfalt kann schwierig sein. Aber vielleicht bringt uns
Horváths „Jugend ohne Gott“ dazu, genau darüber nachzudenken, zu erkennen, dass die Orientierungsleistung
von Werten aus einem selbst erwächst und nicht durch
die Vorgabe Dritter. Fangen wir an, nutzen wir die Aufführung des Staatsschauspiels und denken darüber nach,
was das für Dresden, besonders aber für jeden Einzelnen
von uns bedeutet.
Helma Orosz ist Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden; ihr
Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
65
Christian Friedel m it Straßenbahnführer Uwe Hankel auf dem Betriebshof Gorbitz
66
Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden Annett Krause, Christian Clauß, Moritz Löwe, Thomas Schumacher,
Sarah Bonitz, Benedikt Kauff, Eike Weinreich, Henner Momann, Sophia Löffler und Ines-Marie Westernströer mit sich selbst 67
Die Firma dankt von Lutz Hübner, Mitarbeit: Sarah Nemitz Uraufführung im Januar 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Susanne Lietzow
Krusenstern.
Ein Arbeitnehmer versucht, alles richtig zu machen
von Lutz Hübner
eins Der Angestellte Adam Krusenstern, Leiter der Ent-
zwei In der Arbeitswelt der Industrialisierung war der
wicklungsabteilung, ist zu einem Wochenende im Gästehaus seiner Firma geladen. Er soll den neuen Personalchef treffen, möglicherweise auch Mitglieder des neuen
Vorstands. Was ihn dort genau erwartet, weiß er nicht. Es
könnte um eine Beförderung gehen, um ein Training, darum, ob er ins neue Team passt, oder schlicht um seine
Kündigung.
Noch ist nichts über die neue Firmenstrategie bekannt
geworden, deshalb hat Krusenstern keinerlei Anhaltspunkte, wie er sich verhalten soll. Abwarten könnte als
Phlegma ausgelegt werden, Vorpreschen als mangelnde
Teamfähigkeit. Soll er den erfahrenen oder den neugierigen Kollegen spielen? Krusenstern würde gerne so sein,
wie er ist, aber er ist gerade ein Niemand, eine arme Seele
im Fegefeuer, die darauf wartet, aufgerufen zu werden,
auf dass sie gewogen werde. Nein, das stimmt nicht, beim
Jüngsten Gericht weiß man zumindest, was man gut gemacht und was man vergeigt hat. Im Moment ist Krusenstern ein Mensch auf Widerruf.
berufliche Werdegang vorgezeichnet. Man begann am
Ende der Hackordnung, war für die Drecksarbeit zuständig und konnte sich im Laufe der Jahre nach oben arbeiten. Es gab ein klares Ziel, man wusste, so weit kann und
wird man kommen, wenn man seine Arbeitskraft voll
einsetzt, wobei jeder Karriereschritt an einen besseren
Verdienst gekoppelt war, als Anerkennung der Treue und
der Kompetenz, die man erworben hatte. Je älter der Arbeitnehmer war, desto erfahrener war er, und dafür
wurde er respektiert. Das System war durchschaubar, der
Arbeitnehmer konnte sich ausrechnen, wie sein Berufsleben aussehen wird, und bei einer regulären Arbeitsbiografie gab es keinen Grund, die Firma zu wechseln. Die
Erfahrung war ein wachsender Wert und wurde entsprechend honoriert. Die Arbeitswelt war in ihren Grundzügen kalkulierbar.
Es gibt kein
Feierabend-Ich
68
drei In den letzten 30 Jahren gab es bei den Ursachen von
Arbeitsunfähigkeit eine Vervierfachung des Anteils psychischer Störungen. 2008 war jede neunte Arbeitsunfähigkeit psychisch bedingt. Darunter fallen depressive Störungen, Burn-out und andere, z. B. schizoide Störungen.
Bei der France Telecom haben sich in den letzten zwei
Jahren 35 Mitarbeiter das Leben genommen. Frankreich
hat mit einer Selbstmordepidemie in seinen Großbetrieben zu kämpfen, wobei der Großteil der Fälle das untere
und mittlere Management betrifft.
Warum macht der Beruf krank, warum entscheiden sich
Menschen eher dazu, sich zu töten, anstatt einfach zu kündigen? (Eine 32-jährige Angestellte in der Konzernzentrale
z. B. schrieb in ihrem Abschiedsbrief, dass sie lieber sterben wolle, als unter ihrem neuen Chef zu arbeiten, und
sprang aus dem Fenster.) Warum ist es so vielen Menschen
nicht möglich, sich unabhängig von ihrem beruflichen
Leben zu definieren?
Die Frage erscheint trivial, die Antwort naheliegend, aber
je mehr man versucht, das Phänomen präzise zu beschreiben, desto schwerer ist es zu fassen. Der Druck, natürlich,
aber wie äußert er sich? Mobbing, Versagensängste, ja,
aber was bedeutet das für das Selbstbild? Überidentifikation mit dem Beruf und den Leistungsanforderungen …
das sind alles Beschreibungen von außen, sie kreisen um
das Rätsel, was wirklich in so einem Menschen vorgeht.
Es gibt einen letztendlich nicht erklärbaren Rest, wie ihn
auch die Amokforschung kennt. Der entscheidende letzte
Schritt, bevor eine Psyche zusammenbricht, kann nicht
vollständig entschlüsselt werden.
vier Der Psychoanalytiker R. K. Siegel beschreibt Paranoia
als eine Anpassungsleistung, sie ermöglicht, auf eine feindliche Umwelt zu reagieren, Gefahren zu erkennen und
schnell handeln zu können. Sie ist in ihrer Grundform ein
evolutionär wichtiger Überlebensmechanismus.
Jeder kennt paranoide Gefühle, zu einer psychischen Erkrankung werden sie, wenn die Paranoia überhandnimmt
und die gesamte Weltwahrnehmung überspült. Der Kellner ignoriert mich absichtlich, der Vorgesetzte sieht
mich immer so verächtlich an, es wird dort hinten über
mich getuschelt … (Inzwischen gibt es auch das TrumanShow-Syndrom, das Gefühl, immer und überall gefilmt
zu werden.)
Es gibt viele Auslöser von Paranoia: Isolation, aber auch
das Gefühl von ungerechter Behandlung und Erniedrigung. Ein Mensch unter starkem psychischem Druck wird
immer auch paranoide Tendenzen entwickeln.
In einer neoliberalen Arbeitswelt, die selbst paranoide
Züge trägt, haben Arbeitnehmer oft nicht die Möglichkeit,
Entscheidungen nachzuvollziehen. Die Firmenstrategien
erscheinen irrational, die Leistungsanforderungen werden willkürlich erhöht, rigide Kontrollmechanismen werden installiert, auf gute Geschäftsjahre folgen Kündigungswellen, ein neuer Vorstand feuert ganze Abteilungen nicht trotz, sondern wegen ihres guten Betriebsklimas, da starke Gruppen einer neuen Firmenpolitik Widerstand entgegensetzen könnten.
Kenntnis der Firma und des Betriebsablaufs wird zu einem Kündigungsgrund, da sie zu Unflexibilität umgedeutet wird. Man braucht nicht „erfahrene“ Leute, sondern „frische“. Was soll man tun? Erfahrung ist nicht revidierbar. Der Erwerb von Lebens- und Berufserfahrung
erscheint als karriereschädlicher Abnutzungsprozess,
und damit wird die eigene Biografie entwertet.
Oft reagieren Überlebende von Restrukturierungsmaßnahmen („survivors of layoffs“ ) mit Leistungsverlust
und innerem Rückzug. Das Überleben einer Kündigungswelle schlägt eine nicht verheilende Wunde, vergleichbar dem Trauma („shell shock“ ) von Soldaten, die eine
Schlacht überlebt haben. Man hat gesehen, wie der Betrieb
Menschen ausmerzt, Biografien zerstört, man hat in den
Abgrund gesehen – „Das kann dir auch passieren“.
Es gibt keine Sicherheiten, keine klaren Handlungsanweisungen, wie man überlebt. Man versteht die Regeln nicht:
Ein anpassungsfähiger Arbeitnehmer wird gekündigt,
weil er keine eigenständige Persönlichkeit hat, der innovative Kopf ist nicht anpassungsfähig … Man weiß nicht,
wie man von der Leitung beurteilt wird, was landet in der
Personalakte, wofür kann man verantwortlich gemacht
werden?
Der Arbeitnehmer steuert ein Schiff durch dicken Nebel,
ohne zu wissen, wo die Klippen und Untiefen sind, er
kann dem Neuen, in welcher Form auch immer, nicht mit
der erworbenen Lebensweisheit begegnen, weil sie nicht
mehr gültig ist … Der eine reagiert mit Depression, der
andere mit Paranoia: Ich lebe in einer feindlichen Umwelt, ich verstehe die Welt nicht mehr, ich bin von Leuten
umgeben, die mir gegenüber im Vorteil sind und über
mich bestimmen können, aber ich weiß nicht warum. Aber
wieso steigt der Ratlose nicht aus?
Warum sagt er nicht einfach „Leckt mich am Arsch, ich
gehe“?
fünf Der Wirtschaftstheoretiker Alfred Sohn-Rethel hat
nachgewiesen, dass Geld und logisches Denken zur selben Zeit entstanden sind. Erst durch die Abstraktion Geld,
also die Idee des Tauschwerts, konnte abstraktes Denken
entstehen. Damit widersprach er Kants Diktum einer Erkenntnisfähigkeit a priori. Es gibt, verkürzt gesagt, keinen Denkapparat, der gut gelaunt und bestens ausgerüstet nur darauf wartet, auf die Welt losgelassen zu
werden.
Auch unser Nachdenken über uns selbst ist von ökonomischen Begriffen geprägt. Es gibt kein Feierabend-Ich,
das abends im Sessel auf althergebrachte humanistische
Ideale umschalten und sich so seiner selbst vergewissern
kann. Wenn vom neuen Menschen gefordert wird, „die
eigene Lebenserfahrung gering zu schätzen und sich nur
als kurzfristig orientierte, zukünftige Möglichkeit zu sehen“ (Richard Sennett) , verkommt das Nachdenken über
sich selbst zu einem Nachdenken über die eigene Ver­
wendbarkeit.
sechs Zuweilen träumt man als Schauspieler, dass man
auf der Bühne steht, ohne zu wissen, welches Stück gegeben wird und welche Rolle man spielt. Auch die Kollegen
sind einem völlig unbekannt. Man weiß nur, gleich ist
man dran. Man konzentriert sich auf den Dialog der Kollegen, um einen Anhaltspunkt zu bekommen, worum es
geht. Dann wird es ganz ruhig, die anderen Spieler sehen
einen an, auch im Publikum herrscht erwartungsvolle
Stille. Abgehen kann man nicht mehr. Was sagt man
jetzt? Wenn man Glück hat, wacht man in solchen Momenten auf.
sieben Guten Tag, Herr Krusenstern, kommen Sie herein, wir wollen uns ein bisschen unterhalten. Setzen Sie
sich. Wie lange sind Sie jetzt schon in der Firma?
Lutz Hübner ist einer der meistgespielten deutschsprachi­­gen
Gegenwartsdramatiker. Seinen Beitrag zu „Die Firma dankt“
schrieb er für diese Saisonvorschau.
69
Das Erdbeben in Chili nach der Erzählung von Heinrich von Kleist Premiere im Februar 2011 im Kleinen Haus 2
Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin
Regie: Armin Petras
Woyzeck nach Georg Büchner von Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson Premiere im April 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Sandra Strunz
Die Straße unseres Lebens
Über den Erzähler Kleist
Wahnsinn und Besessenheit
über Georg Büchner und Tom Waits
von Armin Petras und László F. Földényi
von Jens Groß
Gott schickt als Strafe für die Verletzung der Heiligkeit des
Klostergartens durch zwei Liebende ein Erdbeben, seltsamerweise wird aber genau durch dieses Beben die Sünderin vor der Enthauptung gerettet. Die Äbtissin vom Giebel
ihres Hauses erschlagen – der Erzbischof von den Steinen
seiner Kathedrale.
Irgendetwas stimmt nicht mit Gottes Management. Nach
dem Unglück geht es allen besser, allen denen, die überlebt haben. Man trifft sich in Arkadien, Liebe auf freiem
Feld – wie in „Zabriskie Point“ – unter dem Himmel des
Herrn. Für eine geraume Zeit entsteht so etwas wie eine
solidarische Gemeinschaft. Freie Liebe und Muttermilch
für alle Kinder. Die Menschen scheinen wirklich verändert. Um Gott zu danken oder um eine neue Gemeinschaft zu bilden, treffen sie sich in der letzten unzerstörten Kirche. Hier wird erinnert, insistiert, denunziert – es
kommt zu spontanen Gefühlsausbrüchen, zu Morden. Die
Gehirne von Kindern spritzen an die Mauern.
Das Leben ist in seinen alten Bahnen angekommen.
Kleist baut die Straße unseres Lebens – er zeigt uns die
Möglichkeiten und die Wirklichkeit. Er ist auf der Suche
nach dem idealen Weg und zeigt uns die realen Schrecken
unseres Seins.
In unserer Inszenierung wird es aber vor allem auch um
das Phänomen Kleist selbst gehen, um seinen außergewöhnlichen Blick auf Menschen und die dazugehörigen
politischen Situationen. Er scheint in der Darstellung extremer Leidenschaften unübertroffen zu sein. In den Augen der Welt verzerren sich die Figuren ins Entsetzliche,
für die Figuren hingegen wirkt die Welt verzerrt.
Aber „seine Kunst wirkt nicht deshalb so eigenartig und
unvergleichlich, weil er die Extreme zeigt, sondern weil
er diese zugleich auch ständig zügelt. So eruptiv die Ausartung, ja Verzerrung der Leidenschaften bei ihm auch
ist, mit der gleichen inneren Überzeugung versucht er
auch immer wieder auf das Diesseits der Grenze zurückzukehren. Am liebsten schritte er immer auf der Mittelstraße voran“, schreibt László F. Földényi in „Heinrich
von Kleist. Im Netz der Wörter“, und weiter: „Diese innere
Bändigung macht Kleists Werke so gespannt; bei der Dar-
70
stellung dieser leidenschaftlichen Zerrissenheit, die zwischen der Bändigung und der Unbändigkeit, dem Übertreten der Grenze und ihrer Beachtung entsteht, ist Kleist
unübertroffen. Nicht die Leidenschaft ufert bei ihm aus
und auch nicht die Verdrängung, sondern die zwischen
der Bändigung der Leidenschaft und ihrem Ausbruch
entstehende Spannung. Kleist möchte die ‚Goldwaage der
Empfindung‘ für immer im Zustand der Ruhe wissen.
Doch die Waage ist zum Wiegen da; und Kleists Helden
möchten alles so genau erkennen, so endgültig und gerecht beurteilen, daß sie am Ende die ganze Welt in die
eine Schale legen, um ihre Hinfälligkeit durch ihre eigene innere Gewißheit aufzuwiegen … In ‚Das Erdbeben
von Chili‘ steht: ‚wie viel Elend über die Welt kommen
mußte, damit sie glücklich würden!‘ Handeln und Hingabe drängen die Welt in die Klammern des Unglücks
und des Glücks (der Heiligkeit). Seine Figuren versuchen
ständig der Anziehungskraft der gebrechlichen Welt zu
widerstehen, wodurch sie den Eindruck erwecken, als
seien sie ‚antigrav‘. Doch je ‚ätherischer‘ sie sind, um so
schneller gravitieren sie einem ganz anderen Mittelpunkt entgegen, von dem man nicht sagen kann, ob er in
bodenloser Tiefe oder ferner Höhe ist. Die ständige Verletzung der Grenzen der menschlichen Ordnung mit dem
Ziel, eine gemeinsame Ordnung zu schaffen. Mit dieser
Grenze stimmt bei Kleist die Mittelstraße überein: eine
unsichtbare, nicht existierende Linie, auf der seine Helden so voranschreiten, dass sie dennoch nie auf ihr stehen. Sie treten ständig daneben und doch verfehlen sie
sie nie, als wären sie Schlafwandler. Bei Kleist führt diese
Mittelstraße nach vorne, nach außen und verlässt dennoch, gleich einem Punkt, nie die Mitte.“
Armin Petras ist Autor, Regisseur und Intendant des Maxim
Gorki Theaters Berlin. In den letzten Jahren hat er nach und
nach fast alle großen Kleist-Texte auf verschiedene Bühnen in
Deutschland gebracht, er gilt als einer der großen modernen Interpreten des Autors. Seinen Text schrieb er für diese Saisonvorschau.
Jeder Theatergänger kennt natürlich den „Woyzeck“ von Law“ und „Night on Earth“ – wird legendär. Konsequente
Georg Büchner. Immer und immer wieder gespielt, im- Erweiterung: Theater. Und weil Tom Waits Tom Waits ist,
mer wieder neu interpretiert (zuletzt auch 2007 in einer schließt er sich nicht mit irgendjemandem zusammen,
beeindruckenden Inszenierung von Volker Lösch am sondern mit einem der schillerndsten und aufregendsten
Dresdner Staatsschauspiel), aber auch immer wieder bren- Theaterregisseure der Gegenwart – Robert Wilson. Die
nend aktuell. Sogar als Libretto für die Opernbühne Musik zu „The Black Rider“ entsteht 1990, zwei Jahre spädiente die Textvorlage. Doch das Stück, das zum ersten ter die für „Alice“, welche 2002 im Doppelpack mit „Blood
Mal in der deutschen Literaturgeschichte einen Proleta- Money“, der grandiosen Musik zu Wilsons Neuinszenierier zum Protagonisten machte, gehört in die Schauspiel- rung von Büchners „Woyzeck“, erscheint. Wer sonst könnte
häuser. Die Idee mit der Musik ist allerdings schlagend. den Verlierer „Woyzeck“ so verstehen wie Tom Waits? GeDoch müsste es eine heutige, ebenso raue wie auch zarte, nau sein Thema, sein Beat, wie er es selbst in einem Interaußergewöhnliche Musik von Außenseitern sein. Und wer view mit dem dänischen Schriftsteller Peter Laugesen
käme für einen solchen musikalischen Ansatz besser in- anlässlich der Uraufführung seiner Komposition im Nofrage als Tom Waits. Er gehört zu den wenigen Künstlern, vember 2000 skizziert:
die man schon nach den ersten Takten einer neuen Auf- „Das Stück ‚Woyzeck‘ handelt von Wahnsinn und Besessennahme wiedererkennt. Er beginnt als Nachfolger der Beat- heit, von Kindern und Mord – alles Dinge, die uns berühgeneration – liebt Ginsberg, Kerouac, Burroughs. Entwi- ren. Es ist ein wildes, sonderbares, sexy Stück, das unsere
ckelt einen entsprechend ungesunden Lebensstil – Gelegen- Fantasie ankurbelt, uns über die handelnden Personen
heitsjobs, Musikertraum, spielt in den dreckigsten Bars, staunen lässt und zum Nachdenken über unser eigenes
Alkohol. Verrauchte Kneipe, verrauchte Stimme. Den- Leben bringt. Ich schätze mal, mehr kann man von einer
noch Karriere, adaptiert von seinem Lebenswandel und guten Geschichte nicht verlangen, und deshalb interesden literarischen Vorbildern – gesellschaftliche Randfi- siert man sich auch noch 5oo Jahre später dafür. Das Erste,
guren, besoffene Verlierer, die auf dem Rinnstein übers was einem am ‚Woyzeck‘ auffällt (und was immer wieder
Leben grübeln und einen dreckigen Hut aufhaben, die Fi- betont wird), ist, dass hier eine Geschichte aus dem Proguren, die er später in seiner Musik verwendet, fischt er letariat erzählt wird. Eine Geschichte über einen armen
gänzlich aus seiner unerschöpflichen, wahnwitzigen Soldaten, der von der Regierung manipuliert wird und
kein Geld hat; der als Versuchskaninchen missbraucht
Fantasie.
Kathleen Brennan ändert noch einmal alles, sie heiratet wird und langsam verrückt wird … Es ist immer schwer
ihn, stabilisiert ihn, arbeitet gemeinsam mit ihm. Holt zu beschreiben, wie man was tut. Ich arbeite an der Mudas aus ihm heraus, was heute jeder kennt: den Künstler. sik mit meiner Frau, Kathleen Brennan. Manchmal fanDen unglaublichen Tom Waits. Fast jedes Album seither gen wir nur mit Titeln an. Kathleen hat dann eine Liste
mit Titeln, und manchmal brauchen wir wirklich nicht
entsteht in heimlicher Koproduktion.
Es beginnt mit „Swordfishtrombones“. Ein Erdbeben in mehr, weil die Titel gute Ausgangspunkte sind und uns
der Musikwelt. Erschütternder Sound. Waits macht aus inspirieren. Einmal hat Kathleen eine wunderschöne MeSchrott Musikinstrumente, macht aus Disharmonien lodie auf dem Klavier gespielt, so als würde ein Kind KlaKunst und beginnt diese völlig abstrusen Geschichten zu vier spielen. Als ich sie hörte, sagte ich: ‚O Gott, das ist so
erzählen, bei denen man sich fragt: Wie mag es aussehen wunderschön und einfach‘, behielt die Melodie im Kopf,
im Kopf des Menschen, der sie sich ausdenkt? „The Outsi- nahm sie auf Kassette auf und trug sie mit mir herum.
ders“, „Rumble Fish“, „Cotton Club“, der legendäre Zack Nun ist sie der Eröffnungstitel des Abends. Die erste Muin Jim Jarmuschs „Down by Law“, „Mystery Train“ – seine sik, die Sie hören, klingt, als ob ein Kind Klavier übt – aber
endgültige Metamorphose zum unberechenbaren Künst- es funktioniert … Oft impro-visieren wir auch während
ler in den Achtzigern beinhaltet auch die Etablierung als der Proben oder schöpfen Ideen aus ganz alltäglichen
Schauspieler. Und immer scheinen die Rollen einen Teil Dingen, z. B. wenn ein Gegenstand umfällt, eine Taube
von ihm zu verkörpern, der erfolglose Radio-DJ, der auf auffliegt oder ein Krankenwagen vorbeifährt. Diese
die schiefe Bahn gerät, der Barpianist, der Billardhallen- Dinge passieren ständig, und was ich an dieser Arbeit
besitzer. Seine tiefe Freundschaft zu Jarmusch lässt die liebe, ist, dass sich ständig alles mit dem echten Leben
Kreativität sprudeln. Schon in den Siebzigern schreibt er überlappt.“
Filmmusik, doch vor allem die für Jarmusch – „Down by Jens Groß ist Dramaturg am Staatsschauspiel Dresden.
71
Stefko Hanushevsky m it Ella auf dem Spielplatz Böhmische Straße 72
Sonja Beißwenger, Benjamin Pauquet m it Punks in der Alaunstraße 73
Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist Premiere am 10. September 2010 im Schauspielhaus
Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Premiere im Mai 2011 im Kleinen Haus 1
Regie: Julia Hölscher
Kein Realismus, aber viel Realität
Die Regisseurin Julia Hölscher
von Hartmut Krug
Eine offene Bühne im Dämmerlicht, Menschen, kaum zu oder Ingo Schulzes Roman „Adam und Evelyn“ in Dreserkennen, vereinzelt an verstreuten Tischen. Das jugend- den auf die Bühne bringt, immer geht es ihr auch um Deliche Publikum in Potsdam ist unruhig, albert herum, maskierung von Bewusstsein. „Ich mag Stoffe, die langdenn Büchners „Woyzeck“ ist schulische Pflichtaufgabe. sam, still und heiter sind. Es geht mir um sanfte
Doch die Bühnenruhe überwältigt auch die Zuschauer, Verführung.“
wenn ein Schauspieler bedächtig von Tisch zu Tisch geht Julia Hölschers Bühnenversion von Ingo Schulzes Roman,
und in schwingende Kabel Glühbirnen schraubt. Es ist der Menschen im Sommer 1989 zeigt, wie sie sich zwidies ein magischer, ein Theatermoment: Schwach leuch- schen gesellschaftlichen Umbrüchen und privaten Sehnten die Lichter auf und lassen eine undeutliche Wirklich- süchten einzurichten suchen, kommt völlig ohne Allkeit mehr erahnen als erkennen. Vielleicht ein Wirtshaus, tagsrequisiten aus. Statt Materialnostalgie oder identifivielleicht die ganze Welt, vielleicht auch keine Wirklich- katorischen Realismus zu bieten, wird die erlebte Realikeit, sondern ein Traum, der nach und nach Figuren aus tät im poetischen Spiel deutlich: eine leere Spielfläche,
Büchners Stück kenntlich werden lässt. An einem Tisch deren Gummiwände beim Mauerfall niedersinken, und
steht Marie, dreht sich mit ihrer Babytragetasche und Schauspieler, die zwischen Situationen und Zeiten hin
singt dem Kind ein Lied. Woyzeck, der Lichtanzünder, und her springen. In einem Denk- und Erinnerungsraum,
hängt sich zwischen die Kabel und ruft zu Marie herab, der die einfache Parabel des Autors in wunderbar sinnliund der Hauptmann verlangt, dass dieser die Zeit an- che Mehrdeutigkeit übersetzt und dem Zuschauer vielerhalte: „Langsam, Woyzeck, langsam.“ Worauf Woyzeck lei Möglichkeiten bietet, sich mit seinen Erinnerungen
einen Rasierapparat in Gang setzt, dessen Brummschril- und Fragen einzuhaken. So wirkt die Bühne auf ganz eigene Weise wie das Leben, indem sie Erinnerung spiegelt,
len das Bedrohliche der Stimmung verstärkt.
Büchners Drama als Ensemblespiel mit nur fünf Perso- statt Inhalte zu aktualisieren: „Ich muss das Geschehen
nen, gegeben als auswegloses Gesellschaftspanorama, auf der Bühne nicht ins Heute ziehen. Wenn die Geaber ohne jeden Naturalismus und nicht sozial geschärft, schichte etwas mit uns zu tun hat, muss ich sie nicht
sondern metaphorisch-atmosphärisch ausgemalt. Jeder noch äußerlich heutig machen. Der Zuschauer merkt
beobachtet jeden, und alle, nicht nur Woyzeck, sind be- selbst, wenn das was mit ihm zu tun hat.“
schädigte und bedrohte Figuren. Marie, von Lust getrie- Wenn Schauspieler oder Regisseure erzählen, wie das
ben, versteckt sich ängstlich im Kinderbett, während der Theater zu ihrem Leben wurde, dann hört man oft von eiTambourmajor sich aus seinem kräftigen Körper Sicher- nem Theatererlebnis, das wie ein Blitz eingeschlagen hat.
Julia Hölscher, 1979 in einem kulturoffenen Elternhaus
heit holt.
Haltungen, Stimmungen, Situationen, in szenische Bil- in Filderstadt bei Stuttgart aufgewachsen, kam auf eher
der gefasst, musikalisch melancholisch untermalt, aber unspektakuläre Weise mit dem Theater in Berührung.
auch in expressionistische Ausdruckshärte kippend, Als Waldorfschülerin spielte sie Geige und im Schultheawenn das soziale Versuchsobjekt Woyzeck von der ge- ter, und als Teenager lebte sie mit den Stuttgarter Opernsamten Männermeute erst zum Saufen gezwungen und und Ballettinszenierungen. Zwar wollte sie schon zu
dann körperlich gequält wird. Wer mediale Bilder kennt, Schulzeiten Regisseurin werden, doch nach der Schule
probierte sie erst einmal Alternativen, u. a. in München
mag hier Abu Ghraib assoziieren.
Die Regisseurin Julia Hölscher bietet keinen szenischen als Assistentin beim Film („zu technisch, nicht kreativ“),
Realismus, meint auf der Bühne aber stets die Wirklich- kurzzeitig in Afrika als „Weltveränderin“ beim Bau von
keit. Sie zerschlägt Geschichten nicht umdeuterisch, Spielplätzen und beim Kunstunterricht an Waldorfschunimmt sie aber durchaus gelegentlich auseinander, wie len und schließlich journalistisch beim Radio. Nach einbeim Potsdamer „Woyzeck“, und setzt sie so neu zusam- einhalb Jahren Gesangsstudium in Hamburg („Solomen, dass die ursprüngliche Geschichte des Autors er- künstler zu sein, das war nicht meins“) wechselte sie 2003
halten bleibt. Platten Abbildrealismus gibt es in ihren In- zum Regiestudium an die Hamburger Theaterakademie
szenierungen nicht. „Ich finde immer wichtig, dass man und hatte damit „ihres“ gefunden. Ihre Inszenierung von
reale Gefühle in den Inszenierungen findet. Es geht mir „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kauum menschliche Probleme, um Empathie und Gefühle.“ rismäkis Film brachte ihr 2006 in Hamburg, da war sie
Julia Hölschers Inszenierungen bieten vor allem kunst- noch Regiestudentin, einen Preis als beste Nachwuchsrevolles Spiel, Schauspielerspiel, körperlich, metaphorisch, gisseurin. Bisher hat die 31-Jährige zehn Stücke inszemusikalisch grundiert und strukturiert, die Situationen niert, in Magdeburg und Potsdam, in Düsseldorf und Usnicht in Milieuschilderung versackend, sondern in klar bekistan, in Hannover und Dresden. Jetzt ist sie Hausrechoreografierten Bildern ausgebreitet. Ob sie Horváths gisseurin am Staatsschauspiel und wohnt mitten in der
„Kasimir und Karoline“ in Magdeburg inszeniert („Hor- Neustadt „mit tollen Nachbarn, fast wie in einer WG.“
váth ist mein Held. Horváth spricht mir aus der Seele“)
74
Ein „harmoniesüchtiger Mensch“ sei sie, der seinen
Schauspielern viel Freiraum lasse, betont die junge Regisseurin: „Mir geht es immer darum, dass da eine
Gruppe spielt. Die Besetzung ist das Erste. Man muss ein
Gefüge schaffen, damit alle vorkommen.“ Diese Haltung
gibt ihren Inszenierungen eine offene Geschlossenheit
und macht keinen großen Unterschied zwischen Hauptund Nebenrollen, was Hölschers Inszenierung von
„Adam und Evelyn“ zu einer wirklichen Gesellschaftsparabel werden lässt. Doch diese Haltung birgt auch Gefahren. Weil die Regisseurin die Einfälle ihrer Schauspieler
kaum beschneidet und allzu viel zulässt, auch karikatureske Figurenklischees. Dass sie allerdings selbst Texte
ohne Handlung und Entwicklung in szenische Bedeutungsbewegung zu setzen vermag, hat sie bei der Uraufführung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend
hier“ bewiesen. Diese inszenierte sie 2007 mit 15 älteren
Schauspielern, Laien und einem kleinen Kind im klinisch weißen Foyer des Schauspiels Hannover. Mitten
unter dem Publikum spielten alte Träumer, Sehnsüchtige und Realisten in einer theatralen Gratwanderung
ganz eigener Art: Wirkliche Figuren „hautnah“, mitten
unter den Zuschauern, über ewiges Leben und drohenden Tod, über Vergangenheit und Zukunft nachdenkend,
reflektierten spielerisch Lebenserinnerungen und traten
den Zuschauern zugleich als Theaterfiguren gegenüber.
Julia Hölscher ist eine lebhafte Gesprächspartnerin, aus
der die Gedanken und Wörter nur so heraussprudeln, obwohl sie behauptet, „Ich bin nicht so die Kopfige.“ Kopflastig wirken ihre Inszenierungen wahrlich nicht. Sie atmen Leben, versinnlichen Gefühle und verzaubern durch
eine spielerisch poetische Körper- und Raumsprache. Julia Hölscher fängt ihr Publikum nicht mit modernen Medien ein, nicht mit Rock, Pop und Video, und überwältigt
es nicht mit auftrumpfenden Bildern. Sie zeigt nicht Realismus, meint aber stets die Realität. „Es geht mir eigentlich um Inhalte. Es geht mir immer um das Was und nicht
so sehr um das Wie.“
Julia Hölschers Inszenierungen ähneln sich in ihrer inneren Haltung, ohne an ihrer äußeren Form sofort wiedererkennbar zu sein. Die junge Regisseurin hat noch keinen
eigenen „Stil“ entwickelt, der sie auf dem Regiemarkt unverwechselbar machen, aber auch einengen würde. Tschechow, natürlich, den würde sie gern inszenieren, auch
Hauptmann, aber mit Shakespeare will sie sich noch Zeit
lassen. Horváth, dessen „Kasimir und Karoline“ sie als
28-Jährige inszenierte, liebt sie ungemein. „Es ist so, dass
man lachen muss über die Vergänglichkeit des Daseins
bei Horváth, dass man traurig wird über Dinge, die lustig
sind, und traurige Dinge lustig findet. Weil er es einfach
schafft, immer den Nerv nicht genau zu treffen, sondern
immer so zu treffen, dass man das Gefühl hat, es ist nicht
nur das, was gesagt wird, sondern es ist ganz vieles mehr.
Seine Sätze sind ein Traum: ‚Man hat halt oft so eine
Sehnsucht in sich. Und dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär
man nie dabei gewesen.‘ Wie soll man den Satz spielen,
der ist so schön. Aber das sind Sätze, die sprechen mir aus
der Seele.“
Hartmut Krug ist Publizist und Theaterkritiker für diverse Tageszeitungen und Theaterzeitschriften sowie für den Rundfunk,
vor allem für Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur.
Von 2005 bis 2008 war er Mitglied der Auswahljury des Berliner
Theatertreffens. Sein Porträt von Julia Hölscher ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
Man muss
viel mehr haben
an der Kunst
als seine Freude.
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Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss von Horace McCoy Premiere am 18. September 2010 im Kleinen Haus 1 Regie: Miriam Tscholl
Eins, zwei, drei und schon vorbei von Uli Jäckle Uraufführung am 27. November 2010 im Kleinen Haus 3 Regie: Uli Jäckle
Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth Premiere im Januar 2011 im Kleinen Haus 2 Regie: Marc Prätsch
Die Kontrakte des Kaufmanns von Elfriede Jelinek Premiere im März 2011 im Kleinen Haus 2 Regie: Bernd Freytag
Diesen Kuss der ganzen Welt Ein Schiller-Projekt Uraufführung im Mai 2011 im kleinen Haus 3 Regie: Miriam Tscholl
Vom Reiz, an die Grenze zu gehen und eine neue Welt zu betreten
Seit einem Jahr sind in der neu gegründeten Bürgerbühne
des Staatsschauspiels Dresden Menschen aus der Stadt
und der Region in den verschiedensten Projekten an allen
drei Spielorten des Kleinen Hauses zu sehen. Ob in Inszenierungen klassischer Stoffe wie Hebbels „Die Nibelungen“, in Projekten wie „Alles auf Anfang!“, das mit dem
autobiografischen Material der Mitwirkenden umgeht,
oder in der Revue „Magazin des Glücks“ nach Ödön von
Horváth, in der sich Dresdnerinnen und Dresdner im Alter von 10 bis 75 Jahren auf die Suche nach dem Glück begeben haben – über 400 Bürgerinnen und Bürger haben das
Kleine Haus in der vergangenen Saison zu einem neuen,
lebendigen und vielgesichtigen Theaterort werden lassen.
Der Dramaturg Martin Heckmanns sprach mit der Leiterin der Bürgerbühne Miriam Tscholl ( 36) , den Dresdnern
Fritz Rösler ( 74) und Kevin Börner ( 19) sowie dem Schauspieler Holger Hübner (47) über die Lust, gemeinsam Theater zu machen, die Chancen und Gefahren in der Begegnung eines professionellen Betriebs mit Laiendarstellern
und den Glücksrausch beim Spielen.
Fritz und Kevin, wie wollen Sie angesprochen werden?
Als Laie, Bürger oder Experte des Alltags?
Kevin Börner: Laie ist schon okay.
Fritz Rösler: Fritz hat sich bei mir eingebürgert.
Woher kam der Impuls bei Ihnen beiden, auf die Bühne
zu gehen?
Börner: Bei unseren „Nibelungen“ ist das sehr unterschiedlich. Einige hatten schon Schauspielerfahrung,
andere standen zum ersten Mal auf der Bühne und waren
einfach neugierig, und natürlich lockten auch die Institution Staatsschauspiel und die Möglichkeiten, die man
dort vermutet hat. In erster Linie war es die Neugier auf
eine andere Welt und auf die Erfahrung, vor Zuschauern
zu spielen. Diese Erfahrung war für einige von uns so
prägend, dass sie jetzt auch Schauspieler werden wollen.
Rösler: Ich hatte als Zuschauer immer großen Respekt
vor denen, die auf der Bühne stehen. Mir selber habe ich
es lange nicht zugetraut. Mit 74 Jahren habe ich mir gedacht, dass ich es ruhig einmal probieren kann. Auch
wenn ich mir sehr unsicher war, ob ich mir noch einen
Text merken kann und ob man in meinem Alter noch auf
die Bühne gehen sollte. Aber jetzt bin ich sehr glücklich
über dieses halbe Jahr Lebenserfahrung. Es war für mich
persönlich auch ein Test, den ich bestanden habe.
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Hatte das Stück oder das jeweilige Thema für Ihr Spielinteresse eine größere Bedeutung oder war es eher die
Möglichkeit, im Spiel in eine andere Welt eintreten zu
können, die Sie gereizt hat, bei dem Projekt mitzumachen?
Rösler: Auf jeden Fall war es die Möglichkeit, eine andere
Welt zu betreten. Aus sich heraustreten und wegzukommen von sich, sich äußern und entäußern zu können in
einem festgesteckten Rahmen finde ich sehr anziehend.
Dass man sich noch einmal anders erleben kann. Und das
schönste Kompliment einer Kritikerin war, dass unsere
Aufführung dem Autor Horváth sicher gefallen hätte.
Börner: Hebbels „Nibelungen“ sind natürlich ein abenteuerlicher Stoff, und es war klar, dass es bei der Inszenierung zur Sache gehen würde und dass man sich ausprobieren und austoben kann. Und das war für uns junge
Spieler natürlich reizvoll. Ich spiele die Königinmutter
Ute und es hat mich wirklich überrascht, dass man in der
Verwandlung eine Menge über sich erfährt und auch den
eigenen Charakter reflektiert. Und natürlich schaut man
im Anschluss auch genauer auf andere Inszenierungen,
weil man sich einerseits viel stärker identifizieren kann
mit dem Schauspieler und andererseits auch nicht mehr
so leicht zu betrügen ist, weil man weiß, was hinter den
Kulissen passiert und dass der Schauspieler, der eben
noch der König war, nach seinem Auftritt auch nur in die
Kantine geht.
Was halten Sie von den Inszenierungen, in denen Laien
auch ihre eigenen Lebensgeschichten erzählen?
Börner: Wir wurden bei den Proben auch gefragt, ob wir
unsere eigene Geschichte einbringen wollen. Dafür braucht
es in erster Linie ein großes Vertrauen. Das war bei uns nur
möglich, weil wir als Gruppe so gut harmoniert haben
und weil uns der Regisseur Marc Prätsch immer gestützt
hat. In anderen Zusammenhängen würde ich sicher nicht
so schnell so viel von mir preisgeben.
Rösler: Möglicherweise ist es für den Laien einfacher,
auf der Bühne seine eigene Geschichte zu erzählen, weil
er nichts zu verlieren hat. Der Schauspieler muss immer
zeigen, was er kann, aber der Laie ist im besten Fall unbefangen und hat damit eine andere Freiheit.
Holger Hübner: Und doch sind es diese echten Geschichten, deretwegen wir auf die Bühne gehen, auch wenn
man beispielsweise Klassiker wie Schillers „Don Carlos“
spielt. Als Schauspieler bleibt es nicht aus, dass es zu einer Routine wird, sich zu zeigen.
Und auch deshalb war es für mich so interessant, mit den
Laien zusammenzuarbeiten, weil ich deren Aufregung
gespürt und mich an meine Anfänge erinnert habe. Gerade auch bei den jungen Spielern diese große Energie
und Anspannung zu spüren belebt den ganzen Theaterbetrieb. Aus der „Nibelungen“-Inszenierung bin ich mit
dem Eindruck rausgegangen, eine ungeheure Spielfreude erlebt zu haben, die ich auch selber im Spiel immer wieder entwickeln will.
Rösler: Die Schwierigkeit dabei ist, auf dem Boden zu
bleiben und sich nicht gleich nach der ersten Produktion
für einen Schauspieler zu halten. Man muss schon seine
Grenzen kennen.
Börner: Wobei ich gerade dieses An-die-Grenze-Gehen
sehr genossen habe. Wir wollten in unserer Produktion
wirklich wissen, was wir können und was nicht und wie
es sich anfühlt, sich vor 400 Zuschauern zu zeigen. Dabei
hat uns natürlich die professionelle Unterstützung von
allen sehr geholfen und auch die Möglichkeit, hinter die
Kulissen sehen zu können. Man erfährt so etwas über
Theater und über sich, was man als Zuschauer nicht erfahren kann.
Hübner: Für das Haus finde ich es enorm wichtig, dass
das Theater sich öffnet. Auch dass man ins Gespräch
kommt mit Menschen, die bisher nichts mit Schauspielerei zu tun hatten und noch nie im Theater waren. Und
die auch nach so einer ersten Begegnung wiederkommen.
Es entsteht ein ganz neues Gespräch über den Sinn und
die Funktion des Theaters aufgrund dieser frischen,
noch nicht professionalisierten Betrachtung von außen.
Wie ist die Resonanz auf die Bürgerbühne und ihr Angebot in der Stadt Dresden?
Miriam Tscholl: Neulich habe ich jemanden auf der
Straße gefragt, ob er schon mal von der Bürgerbühne gehört habe, und der hat gelacht und gemeint, da käme
man doch kaum dran vorbei. Und tatsächlich haben wir
im Moment um die 800 Anfragen von interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich für verschiedene Projekte
beworben haben. Auch von den Zuschauern werden die
Produktionen bisher sehr gut angenommen. Was die Berichterstattung in den Medien betrifft, habe ich manchmal den Eindruck, dass es noch unklar ist, wie über unsere Produktionen berichtet werden sollte, ob unter ästhetischen, sozialen oder pädagogischen Aspekten, und
ob diese Arbeit tatsächlich an ein Staatsschauspiel gehört. Dabei schließt sich Soziales und Ästhetisches ja
nicht per se aus, im Gegenteil, Theater ist eine soziale
Kunst. Da spüre ich zuweilen schon, dass wir mit unserer Art zu arbeiten noch sehr neu im kulturellen Gefüge
der Stadt sind.
Rösler: Eigentlich ist das auch eine Dresdner Tradition.
Die Gründung von Hellerau basiert auf der Idee einer
ganzheitlichen und musischen Erziehung. Und der Ansatz von Emile Jaques-Dalcroze war, die Künste miteinander zu verbinden, aber auch die unmittelbare Verbindung von Kunst und Leben zu stärken. Die Bürgerbühne
steht für mich unmittelbar in dieser Tradition.
Hübner: Ich bin auch über das Arbeitertheater in der
ddr erst zum professionellen Schauspiel gekommen.
Was sind die Grenzen und Gefahren in der Arbeit mit
Laien?
Hübner: Es braucht den Schutzrahmen durch eine professionelle Unterstützung. Vertrauen und Solidarität sind
noch wichtiger als in normalen Schauspielproduktionen.
Die Laien müssen auf die Begegnung mit der Öffentlichkeit vorbereitet werden. Die größte Gefahr ist es, jemanden auf der Bühne bloßzustellen, ihn zu instrumentalisieren für eigene Zwecke.
Tscholl: Es braucht von Anfang an eine große Transparenz. Man muss klarstellen, was man mit einer Inszenierung vorhat, und braucht gleichzeitig eine Offenheit für
das, was von den Mitwirkenden auch an Angeboten
kommt. Es geht eben nicht darum, die Spielerinnen und
Spieler zu möglichst guten Schauspielimitatoren zu formen. Ihre Eigenarten sollten im Endergebnis unbedingt
zur Geltung kommen.
Hübner: Das habe ich vor allem beim unart-Festival genossen, bei dem Schülerinnen und Schüler eigene Projekte mithilfe von professionellen Begleitern realisiert
haben. Diese jungen und unvoreingenommenen Darsteller zu sehen mit ihrer Kraft und Chuzpe, in ihrer ganzen
Vielfalt.
Befragen Sie sich nach solchen Abenden als Schauspieler neu?
Hübner: Es ist wie eine Erinnerung an die Ursprünglichkeit oder eine Rückbesinnung auf das Besondere dieses
Berufs, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man da
auf einer Bühne stehen darf. Und dass man Geschichten
erzählt, die mit den Menschen konkret etwas zu tun haben. Diese Überwindung noch einmal sehen zu dürfen,
die es kostet, auf die Bühne zu gehen und etwas von sich
zu zeigen, aber auch den Rausch, der dabei ausgelöst werden kann.
Könnte darin auch eine Gefahr liegen, dass man in der
Arbeit mit Laien einen kollektiven Spielrausch ermöglicht, aber den Kater danach nicht behandeln kann?
Rösler: Ich fürchte auf jeden Fall den Tag, an dem unser
Projekt endet. Da wird eine Leere entstehen, von der ich
noch nicht weiß, wie sie zu füllen sein wird. Das geht
auch anderen Mitspielern in unserem Projekt so, den
Dresdnern mit Migrationshintergrund z. B., die oft betonen, dass sie diese Fremdenfreundlichkeit und diese Art
der Integration so bisher noch nicht erlebt haben. Da
bleibt auf jeden Fall ein Loch zurück und eine Sehnsucht.
Tscholl: Es ist auf jeden Fall mein Ziel, dass das Theater
ein Ort für alle Beteiligten ist, an dem man sich weiterhin in unterschiedlichen Zusammenhängen trifft – ob
als Zuschauer, Beteiligter oder Gesprächspartner. Und
dass es sich neu mischt und die Grenzen durchlässiger
werden. Wir gehen jedenfalls nicht so bald von hier weg.
Miriam Tscholl leitet die
Bürgerbühne und die
Theaterpädagogik am Staatsschauspiel Dresden.
Kevin Börner wurde 1990 geboren und macht derzeit sein
Abitur in Dresden. Er spielte in
Marc Prätschs Inszenierung
von Hebbels „Die Nibelungen“,
die im September 2009 die
Dresdner Bürgerbühne eröffnete, die Königsmutter Ute.
Holger Hübner geboren 1963,
ist seit 1990 Mitglied im Ensemble des Staatsschauspiels Dresden. In der vergangenen Spielzeit spielte er u. a. in „Alles auf
Anfang! Fünf Dresdner lassen
sich neu erfinden“, einem
Projekt der Bürgerbühne, in
dem Schauspieler und Dresdner Bürger gemeinsam auf der
Bühne standen.
Fritz Rösler wurde 1935 geboren und arbeitete als Musikpublizist. Er ist verheiratet, hat
zwei Kinder und fünf Enkel.
Fritz Rösler spielte die Rolle des
Vizedirektors in der Glücksrevue „Magazin des Glücks“ nach
Ödön von Horváth.
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Thomas Braungardt m it Stammkundin in Sonys American Nail Studio 78
M atthias Luckey Kanalbetriebsarbeiter Robby am Einstieg Wernerplatz 79
Wolfgang Michalek m it Frau E. in Striesen-Süd 80
Sascha Göpel m it Dynamo-Torwart Benjamin Kirsten auf dem Trainingsplatz 81
Die Bürgerbühne
Die Inszenierungen der Bürgerbühne – Ihr Weg auf die Bühne
Sie sind Fachverkäuferin, Jurist, Hartz-IV-Empfänger, Ehemann, Radfahrerin,
Raucher, Zeitungsleser, Migrant, Hebamme, Punker, Tochter, Parteiloser, Schülerin, irgendetwas anderes oder mehreres? Sie sind aus Dresden oder aus der Region und stehen gerne auf der Bühne? Oder Sie stehen nicht gerne auf der Bühne,
weil Sie gar nicht wissen, wie das ist? Haben Sie freie Zeit, die Sie gerne sinnvoll
verschwenden möchten? Dann melden Sie sich zu unsereren Inszenierungen an!
Wozu braucht ein Bürger eine Bühne? Das Staatsschauspiel Dresden versteht sich
als Theater der Stadt Dresden, in dem die Themen dieser Stadt und dieser Gesellschaft verhandelt werden wollen. Es ist ein öffentlicher Ort, der so vielen Menschen wie möglich die Chance bietet, zusammenzukommen, um unser soziales
und politisches Miteinander zu hinterfragen und variantenreich immer aufs
Neue durchzuspielen. Dies kann als Zuschauer geschehen, als Kritiker, als Regisseur oder als Spieler. Am besten funktioniert es, wenn sich diese Grenzen auflösen und man gelegentlich die Seiten wechselt.
In der letzten Spielzeit haben über 400 Dresdner Bürger jeder Altersstufe in verschiedenen Projekten in der neu gegründeten Bürgerbühne mitgewirkt. Im Kleinen Haus in der Glacisstraße hat sich seither eine Lebendigkeit entwickelt, die
wir nicht mehr missen wollen. Auch in dieser Spielzeit bietet die Bürgerbühne
unterschiedliche Theaterprojekte an, die bestenfalls so vielfältig sind wie die
Menschen und Themen dieser Stadt. Manche Projekte basieren auf bestehenden
Theaterstücken, klassischen oder zeitgenössischen, andere Stückvorlagen entstehen beispielsweise durch Interviews mit den Darstellern.
Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss
nach dem Roman von Horace McCoy
Ein Tanzmarathon mit Dresdner Bürgern
Premiere am 18. September 2010 im Kleinen Haus 1
Regie: Miriam Tscholl 1 Bühne: Jeremias Böttcher 1 Kostüme: Sabine Hilscher 1 Musik: Michael E. Bauer
Jugend ohne Gott
nach dem Roman von Ödön von Horváth
Ein Projekt mit Dresdner Jugendlichen von 14 – 24 Jahren
Premiere im Januar 2011 im Kleinen Haus 2
Regie: Marc Prätsch 1 Bühne: Philipp Nicolai 1
Kostüm: Adriana Braga Peretzki 1 Musik: Sven Kaiser
Robert träumt von einer Karriere als Regisseur, Gloria ist
eine erfolglose Schauspielerin. Die beiden lernen sich
kennen und Gloria bittet Robert, ihr Tanzpartner zu werden bei einem Tanzmarathon, an dem sie teilnehmen
will, um zu Geld zu kommen. Sieben Tage müssen die
Paare tanzen und dürfen sich dabei möglichst wenige
Pausen und Aussetzer gestatten, um als Gewinner 10 000
Euro zu erhalten.
Gesucht werden Dresdner Bürger zwischen 16 und 60
Jahren, die Lust haben, Theater zu spielen. Vorkenntnisse
sind nicht erforderlich! Erfahrungen im Tanz, ob Walzer,
Tango, Salsa oder Hip-Hop, sind hilfreich und erwünscht,
aber keine Bedingung. Außerdem können sich auch
Dresdner bewerben, die ein Musikinstrument spielen.
Die Proben finden von April bis September 2010 statt.
Eine Schulklasse kurz vor der Machtergreifung Hitlers.
Latenter Fremdenhass, soziale Kontrolle und Angst vor
Repressionen prägen das Klima. „Alle Neger sind hinterlistig, feige und faul“, schreibt der Schüler N. in einer
Klassenarbeit, und dem jungen liberalen Lehrer schlägt
die kalte Ablehnung der gesamten Klasse entgegen, als er
dieses Vorurteil anspricht. Während eines Zeltlagers im
Wald geschieht ein Mord ...
Gesucht werden junge Leute zwischen 14 und 24 Jahren,
die als Darsteller oder Musiker auf der Bühne stehen wollen.
Ein Infotreffen findet am 03. September 2010 um 18 Uhr
im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Oktober
2010 bis Anfang Januar 2011. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
Die Bürgerbühne wird geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit des Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt. Informationen zu allen hier vorgestellten Produkti­o­nen der Bürgerbühne erhalten Sie im Internet unter: www.
staatsschauspiel-dresden.de 1 Telefon: 0351 . 49 13 – 849 1 E-Mail: buergerbuehne@
staatsschauspiel-dresden.de
Eins, zwei, drei und schon vorbei
Ein Spiel vom Anfang und Ende der Dinge
Uraufführung am 27. November 2010 im Kleinen Haus 3
Regie: Uli Jäckle 1 Bühne und Kostüm: Elena
Anatolevna 1 Musik: Roman Keller 1 Hörspiel und
Recherche: Carsten Schneider
Eine Witwe liest aus ihrem Testament und ein Kind aus
seinem ersten Schulaufsatz. Das erste Mal weg von zu
Hause und Szenen vor dem Scheidungsrichter, der erste
Schluck Alkohol und der Abschied von der sterbenden
Frau. Ein Liebesbrief ist auch darunter. In Uli Jäckles
Theaterprojekt treffen zehn Dresdner Senioren auf zehn
Dresdner der jüngsten Generation.
Gesucht werden offene und spielfreudige Dresdner Senioren (ab 60 Jahren) und Kinder (9 bis 1 3 Jahre). Wer Lust hat,
über das Leben zu staunen, und Spaß daran hat, sein Nähkästchen ein wenig zu öffnen, ist herzlich willkommen.
Ein Infotreffen findet am 10. August 2010 um 18 Uhr im
Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Ende September bis Ende November 2010. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich!
siehe Seite ...
Die Kontrakte des Kaufmanns
Eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek
Eine Produktion der Bürgerbühne mit
dem Dresdner Bürgerchor
Premiere im März 2011 im Kleinen Haus 2
Regie: Bernd Freytag
Elfriede Jelinek nimmt die Weltwirtschaftskrise zum
Anlass, um in die Finanzströme einzutauchen, die die
Gier der Spekulanten, Finanzmanager und Kleinanleger
entfesselt hat. Auch wenn die Lust am Risiko vorerst aufgebraucht und das Gewinnerlachen der Klage gewichen
ist, bestimmt die Hetzjagd nach Renditen und maximalem Umsatz den Rhythmus ihres Textes.
Gesucht werden Dresdner Bürger im Alter von 20 bis 70
Jahren, die gemeinsam mit dem Dresdner Bürgerchor Lust
haben, in einem Sprechchor mitzuwirken. Es sind keine
Vorkenntnisse erforderlich! Ein Infotreffen findet am
27. August 2010 um 17 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt.
Diesen Kuss der ganzen Welt
Ein Schiller-Projekt über Weltenfreundschaft,
das Band der Liebe und Facebook mit Dresdner Bürgern,
die Verwandte oder Freunde in anderen Ländern haben
Uraufführung im Mai 2011 im Kleinen Haus 3
Regie: Miriam Tscholl
Schiller bekennt sich zum uneingeschränkten Glauben
an das Band der allgemeinen Liebe, das aus allen Menschen dieser Erde eine einzige Familie macht. Mit seinen
idealistischen Gedichten, Balladen und Schriften zum
Thema „Alle Menschen werden Brüder“ liefert er eine
Steilvorlage für die Frage: Wie ist es bestellt um die
Freundschaft zwischen den Menschen?
Gesucht werden Dresdner jeden Alters mit einer Herkunft aus anderen Ländern oder Dresdner, die Verwandte
oder Freunde in anderen Ländern und Kontinenten haben. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich! Musiker
mit soliden Kenntnissen sind ebenfalls herzlich willkommen.
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Die Clubs der Bürgerbühne
„Er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, sagte Friedrich
Schiller über den Menschen. Wir sind zufällig derselben
Ansicht und bieten Bürgerclubs für alle an, die gerne Theater spielen oder herausfinden möchten, ob sie gerne Theater spielen. Die Clubs der Bürgerbühne finden einmal wöchentlich statt und werden am Ende der Spielzeit ihre Ergebnisse in Werkstattaufführungen präsentieren.
Ein Infotreffen für alle Clubs findet am 07. September
2010 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Anmeldungen für die Clubs sind noch bis zum 09. September
2010 möglich 1 E-Mail: [email protected]. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Ulrich
Reinhardt 1 Telefon: 0351 . 49 1 3 – 740
Möchten Sie regelmäßig über die Aktivitäten der Bürgerbühne informiert werden? Dann schicken Sie uns eine EMail an die obige Adresse mit Ihrer Postanschrift und bestellen Sie die kostenlose Bürgerbühnen-Infopost. Einmal im Monat bekommen Sie den aktuellen Spielplan des
Staatsschauspiels Dresden und nähere Informationen zu
allen Aufführungen, Veranstaltungen und Ausschreibungen der Bürgerbühne frei Haus zugeschickt.
Club der starken Bürger
von 9 bis 99 Jahren
Der Club für alle verspielten Jungs, Männer, Kerle, Machos, Macker und Frauenversteher. Der Mann – das unbekannte Wesen: Verzieht keine Miene, ist muskelbepackt,
roh, herrschsüchtig, geldgeil, geschmacklos, technikaffin,
verspielt und kindisch – stimmt das? Können wir wirklich nur über Fußball, Bier, Autos und Frauen reden?
Wenn wir überhaupt den Mund aufmachen … Und gibt es
tatsächlich Männer, die freiwillig Theater spielen? Das
gilt es in einem gemeinsamen Theaterprojekt mit Männern jeden Alters herauszubekommen! Wer einmal in
der Woche aufs Fitnessstudio oder die Sportschau verzichten kann und stattdessen die eigene Wirkung auf den
Brettern, die die Welt bedeuten, ausprobieren möchte, ist
hier herzlich willkommen!
Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine:
September 2010 bis März 2011, freitags 16 – 19 Uhr, im November und Januar je ein Probenblock am Wochenende
Weitere Angebote der Bürgerbühne
Club der mündigen Bürger
von 18 bis 40 Jahren
Ein Bürgerclub für spielwütige Erwachsene, volljährige
Gelegenheitsdarsteller, Beifallsüchtige, verkannte Schauspieltalente, Rampensäue und solche, die es werden wollen! Nach anfänglichem Beschauen, Beschnuppern und
Betasten wählen wir einen Theaterstoff aus, der uns
spannend erscheint. Diesen machen wir dann in den
einmal wöchentlich stattfindenden Probentreffs reif für
die Bühne.
Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) 1 Termine:
September 2010 bis Mai 2011, montags 16 – 19 Uhr
Club der beflügelten Bürger
von 14 bis 24 Jahren
Dieser Club für junge Leute beschäftigt sich mit dem
„Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist. Geplant ist, gemeinsam eine Vorstellung der Inszenierung
von Hausregisseurin Julia Hölscher zu besuchen und anschließend anhand von Improvisationen und Übungen
unser eigenes Märchen zu schreiben. Wer einmal einen
Prinzen heiraten will, wer von Engeln träumen, als Ritter
in eine Schlacht ziehen, die böse Königin besiegen und
vor allem für die große Liebe kämpfen will, ist in diesem
Club richtig. Am Ende soll eine eigene Werkstattaufführung stehen, eine Collage aus selbst erfundenen oder zusammengeklauten Ideen und Szenen rund um Kleists
Käthchen und ihren Grafen Wetter vom Strahl.
Leitung: Philipp Lux (Schauspieler) 1 Termine: September
2010 bis Mai 2011, donnerstags 15:30 – 17:30 Uhr
Land in Sicht
Theatertage des sächsischen Justizvollzugs
17. bis 20. November 2010
Der Verein „Kunst im Gefängnis e.v.“ veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden sowie
dem Theater Junge Generation und dem sächsischen Justizvollzug ein Festival rund um das Thema Kunst und
Theater im Justizvollzug. Der Kern der Theatertage besteht aus Inszenierungen, die mit Gefangenen der jvas
Dresden, Zeithain, Regis, Waldheim und Chemnitz sowie des Maßregelvollzugs des Krankenhauses Arnsdorf
erarbeitet wurden und während des Festivals der Öffentlichkeit präsentiert werden. In der Veranstaltungszentrale im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden
wird es darüber hinaus künstlerische Beiträge und zahlreiche Diskussionen, Vorträge, Workshops und Ausstellungen zum Thema geben.
Ein Lied von Kavalieren und Delikten
Zum Festival „Land in Sicht“ ist die Bürgerbühne auf der
Suche nach den großen und kleinen Delikten der Dresdner. Wir wollen mit Gartenzwergdieben, Kaugummiklauern und Ehebrechern sprechen und möglichst viele
von ihnen auf die Bühne bekommen. Unser Ziel: 100 Delikte für Dresden.
Die gebeichteten Straftaten werden gesammelt und zu
einem Libretto gebündelt. Am Ende stehen 100 Bürgerinnen und Bürger auf der Bühne und singen von den süßen
Abgründen des Alltags.
Culture Clash – Das Bürgerdinner
Einmal im Monat treffen sich am großen Esstisch Dresdner Bürger, die sich sonst eher selten begegnen. Und alle
können dabei sein und mitessen, wenn sich Hebammen
mit Totengräbern oder Punks mit Bankern treffen. Vor
dem Essen haben die beiden Expertengruppen fünf Minuten Zeit, um zu sagen, was sie schon immer sagen wollten, zwischen Vorspeise und Hauptspeise gibt es ein gespieltes Duell, und vor dem Nachtisch ist Zeit für eine
ungewöhnliche Fragerunde.
Das Bürgerdinner ist ein „Gesellschaftsspiel“, eine Plattform für ernste und unernste Begegnungen zwischen
Dresdner Bürgern in sinnlicher Atmosphäre und eine
Möglichkeit, gemeinsam in einen spielerischen Dialog
zu treten. Essen ist lecker, macht Spaß und zwingt zu ungezwungenen Gesprächen!
Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt und Miriam
Tscholl 1 Termine: einmal monatlich, ab 21 Uhr, die Termine werden rechtzeitig in den Monatspublikationen bekannt gegeben 1 Ort: Kleines Haus Mitte 1 Eintritt:
5,00 € (inkl. Essen)
Club der erzählenden Bürger
von 14 bis 24 Jahren
Die Geschichten liegen auf der Fensterbank, sitzen neben
uns im Bus, lächeln uns an, brennen unaufhörlich unter
unseren Nägeln. Wir geben ihnen Raum, wir sammeln,
wir erfinden, wir erzählen sie! Dieser Club ist die Weiterführung eines bestehenden aus der letzten Spielzeit.
Neue Teilnehmer sind jedoch herzlich willkommen!
Leitung: Jan Gehler (Regieassistent) und Antje Trautmann
(Schauspielerin) 1 Termine: September 2010 bis Mai 2011,
donnerstags 16 – 18 Uhr
Club der utopischen Bürger
von 15 bis 100 Jahren
In diesem Club sollen Fantasieräume entstehen, um gemeinsam nach Utopien des Zusammenlebens zu suchen.
Welche Lebensentwürfe für die Zukunft können wir spielerisch ausprobieren? Wie könnten unsere Städte aussehen, wie wird sich das Zusammenleben der Kulturen gestalten und welche Lösungen finden wir für die ökologische Krise? Und die allerwichtigste Frage wird sein: Wie
kann man solche theoretischen Themen überhaupt auf die
Bühne bringen? Ein Experiment zwischen Performance,
Installation und Musik! Für alle, die Lust auf Denken und
Spielen haben.
Leitung: Alexander Keil (Regieassistent) 1 Termine: September 2010 bis Mai 2011, donnerstags 16 – 18 Uhr
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Theater und Schule
Neben der Bürgerbühne ist die Zusammenarbeit mit den
Schulen eine wichtige Verbindung zwischen dem Theater
und der Stadt. Unsere Theaterpädagogen verstehen sich
als Vermittler zwischen Schule und Theater. Was hat Theater mit dem Lehrplan und der Lebensrealität von Jugendlichen zu tun? Vermittlung kann dabei vieles sein: spielen, reden oder ein Blick hinter die Kulissen …
Auf diesen Seiten können Sie sich über unsere theaterpädagogischen Angebote für Schulklassen, Lehrer und
Schüler aller Schulzweige informieren. Die Theaterpädagogik und Die Bürgerbühne werden geleitet von Miriam
Tscholl unter Mitarbeit der Theaterpädagogen Maike
Döschner und Ulrich Reinhardt.
Bitte richten Sie Ihre Anfragen an Telefon: 0351 . 49 13 – 742
oder – 740 1 E-Mail: theaterpaedagogik@staatsschauspiel­d resden.de
Angebote für Schulklassen
Vor Spiel / Nach Spiel Wir bieten Schulklassen spielerische Einführungen zu unseren Inszenierungen an, die
wir entweder direkt in der Schule oder bei uns im Theater
durchführen. Ziel ist es, durch die kreative Auseinandersetzung mit dem The­ater Brücken zwischen der Inszenierung und den eigenen Lebenserfahrungen zu schlagen,
Fantasie und Vorstellungsvermögen zu wecken und auf
den Theaterbesuch neugierig zu machen. Im sogenannten NachSpiel werden diese praktischen Übungen mit einem Austausch über das Gesehene verbunden.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: mindestens eine Dop­
pel­­stunde
Blick Dahinter Bei Führungen durch das Haus können
Schulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraum aus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuch ermöglichen wir Einblicke hinter die Kulissen. Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch
verbunden sind, kosten 1,50 € pro Person.
Termine: wochentags 8:30 Uhr oder ab 14 Uhr, nach Ab­
sprache 1 Dauer: ca. 60 Minuten
Viertel Vor / ViertelNach Einführungen und Nachgespräche werden auf Anfrage zu allen Stücken des Spielplans
angeboten.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: 45 – 60 Minuten
Groß Vor Haben: Das Spielplanprojekt! Wir bieten schulische Projekttage mit inten­siven Übungen und Improvisationen zu einigen unserer Inszenierungen an.
Kann man krank vor Liebe werden? Wie schnell verfliegt
Liebeskummer? Und wie muss dein Romeo oder deine
Julia sein, damit du was riskierst? Mit den Mitteln des
Theaters entwickeln wir eigene Haltungen zum Thema
des Stücks. In einer Werkstattpräsentation können am
Ende des Projekts die Ergebnisse vorgestellt werden.
Termine und Dauer: nach Absprache
Vor Schlag Beratung für Ihre Theater - AG bieten wir jederzeit gerne an. Wir hel­fen bei der Suche nach passenden Stücken und unterstützen Sie bei der praktischen
Umsetzung der ausgewählten Stoffe.
Termine: nach Absprache
Vor Geschmack Einführungen in die Besonderheiten
neuerer Theatertexte und zeitgenössischer Umsetzungsformen auf der Bühne erleichtern dem „Nichttheaterprofi“
den Zugang zu noch unbekannten Theaterformen. Wir
bieten Schulklassen sowohl Vorgespräche als auch spielpraktische Einführungen an, um vor dem Vorstellungsbesuch einer Inszenierung an unserem Haus die jeweiligen
Text- und Inszenierungsformen besser kennenzulernen.
Für Sekundarstufen i und ii 1 Dauer: eine Doppelstunde
plus Vorstellungsbesuch 1 Ort: Schule und Theater
Vor Prescher Für junge Theaterfreaks und -fans von 14
bis 24 Jahren. In regelmäßigen gemeinsamen Treffen erfahren die Vor Prescher, wie Theater gemacht wird und
wie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gespräch
mit Machern der verschiedenen Produktionen, besuchen
Proben, können hinter die Kulissen unseres Theaters
schauen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichen
Tätigkeiten vieler Theaterberufe. Die gesammelten Informationen geben die Vor Prescher in der Schule oder der
Uni weiter und verteilen Monatsspielpläne, Plakate, Postkarten etc. Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen
des Staatsschauspiels Dresden bekommen die Vor Prescher für nur 3,50 €.
Termine: regelmäßige Treffen einmal monatlich und zusätzlich vereinbarte Termine für Probenbesuche, Führungen, Gesprächstermine und und und 1 A nmeldung:
[email protected]
Angebote für Lehrer
Vor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen,
Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monatlich an alle interessierten Lehrer, Kursleiter und Dozenten.
E-Mail: [email protected]
Vor Bereitung Materialmappen mit Informationen zum
Stück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit der
Klasse bieten wir zu vielen Inszenierungen an. An welchem Stück sind Sie interessiert? Bitte fragen Sie nach!
Theatertage der Pädagogen Dreieinhalb Tage lang Theater pur. Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen
Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden.
Theaterbegeisterte Lehrer aller Fachbereiche treffen sich
im Staatsschauspiel Dresden. Auf dem Programm stehen
Vorstellungsbesuche, praktische Theaterarbeit und Gespräche mit Dramaturgen und Schauspielern. Am Ende
werden Sie hoffentlich jede Menge Anregungen zur Einbeziehung von Theater in den Unterricht mitnehmen!
Termin: 15. bis 18. Februar 2011
Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und jeweils
eine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abend- Tagesfortbildung für Deutschlehrer Einführung in die
vorstellung einer Inszenierung an, um ein Stück für die
szenische Interpretation anhand von Hans Falladas
Klasse „vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einen „Kleiner Mann, was nun?“. Geplant in Zusammenarbeit
Vorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit, sich mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle
vorab zu informieren.
Dresden.
Anmeldung: über die Theaterpädagogik 1 Preis: 7,00 € p. P. Innerhalb dieser Tagesfortbildung wollen wir uns mit
der Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden und ihPädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogi- rem künstlerischen Ansatz auseinandersetzen. Eigenes
schen Tag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einer Ausprobieren soll ermöglichen, den Schülern auf kreaTheaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche? tive Art und Weise den Zugang zu dem dramatischen
Gerne bieten wir an unserem Haus Einführungen in die Werk zu erleichtern. Das Kennenlernen verschiedener
szenische Interpretation für Deutschlehrer oder fachbe- Methoden der szenischen Interpretation und die mögliche Übertragung auf den Unterricht stehen hierbei im
zogene Fortbildungen zu Stücken unseres Spielplans an.
Mittelpunkt.
Leitung: Maike Döschner 1 Termin: März 2011
Tagesfortbildung für Deutschlehrer Einführung in die
szenische Interpretation anhand von Dürrenmatts „Der
Besuch der alten Dame“. Geplant in Zusammenarbeit mit Lehrerclub Für Lehrer, die das künstlerische Profil an
der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden. Gymnasien oder Neigungskurse Theater an MittelschuInnerhalb dieser Tagesfortbildung wollen wir uns mit der len unterrichten. Geplant in Zusammenarbeit mit der
Dürrenmatt-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden.
und ihrem künstlerischen Ansatz auseinandersetzen. Ei- Einmal nicht Anleiter sein, sondern selbst auf der Bühne
genes Ausprobieren soll ermöglichen, den Schülern auf spielen! Im Lehrerclub können sich Lehrer durch eigene
kreative Art und Weise den Zugang zu dem dramatischen praktische Erfahrung im darstellenden Spiel fortbilden.
Werk zu erleichtern. Das Kennenlernen verschiedener Me- Dabei sollen nicht nur Anregungen für Aufwärm- und
thoden der szenischen Interpretation und die mögliche Spielübungen gegeben werden, sondern es soll ausgehend
Übertragung auf den Unterricht stehen hierbei im von einem literarischen Text einzeln und in Gruppen imMittelpunkt.
provisiert werden. Modellhaft kann man so an der EntsteLeitung: Maike Döschner 1 Termin: November 2010
hung einer Inszenierung mitwirken. Das Ziel ist die Erarbeitung einer Szenencollage und eine Werkstattpräsentation am Ende der Fortbildung. Eigene Interessen, Wünsche und Anliegen – auch in Bezug auf die entsprechenden Lehrpläne – werden hierbei gerne berücksichtigt.
Leitung: Eva Gödan 1 Termin: 14-tägig, mittwochs 17:30 –
19:30 Uhr, September 2010 bis Juni 2011
Unterschiedliche Vor Stellungen Für Leistungskurse und
Grundkurse Deutsch, Klasse 11. Im Rahmen der Behandlung von „Theaterkonzepten“ im Unterricht bieten wir
einen Workshop speziell zum Thema „Unterschiedliche
Theaterkonzepte und Dramentheorien“ an und setzen
Brechts oder Aristoteles’ Theorien praktisch um! Die
Schüler besuchen dazu außerdem eine Inszenierung an
unserem Haus.
Termine: nach Absprache 1 Dauer: eine Doppelstunde
plus Vorstellungsbesuch
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Extras
Führungen
Einmal im Monat bieten wir Führungen durch das Schauspielhaus an.
Wer­fen Sie einen Blick hinter die Kulissen, auf und unter die Bühne. Der
Rundgang eröffnet Einblicke in die Theatertechnik, spannende Rückblicke in die Geschichte des Hauses und vermittelt auch einen Eindruck
von der Theaterarbeit sowie den Abläufen von der ersten Probe bis zur
Premiere. Wer hat hier eigentlich schon auf der Bühne gestanden? Wie
sah das Haus vor dem Umbau aus, wie nach der Flut? Was und wo ist der
Theaterwurm? Wo werden die großen Bühnenbilder gelagert, die gerade
nicht dran sind? Wie viele Sterne stehen am Bühnenhimmel? Krönender Abschluss der rund einstündigen Tour ist die Fahrt mit dem Hubpodium in die Unterbühne. Die Termine der Führungen entnehmen Sie
bitte den Monatsspielplänen. Unter 0351 . 49 13 – 562 vereinbaren wir gerne
auch individuelle Termine für Sonder- und Gruppenführungen.
Kooperationen
Dresdner Reden in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung
Die vom Staatsschauspiel Dresden mit der Sächsischen Zeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ setzen wir auch in der Saison 2010.2011
fort. Die Reihe besteht seit 1992, und bisher haben sich über 60 Künstler,
Po­litiker, Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historiker auf der
Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen Themen der Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei waren u. a. Egon Bahr, Willy Brandt, Joschka
Fischer, Hans-Dietrich Genscher, Meinhard von Gerkan, Günter Grass,
Elke Heidenreich, Regine Hildebrandt, Alfred Hrdlicka, Walter Jens,
György Konrád, Peter Kulka, Daniel Libeskind, Bernhard Müller, Adolf
Muschg, Fritz Pleitgen, Jan Philipp Reemtsma, Jörn Rüsen, Helmut
Schmidt, Kathrin Schmidt, Gerhard Schröder, Alice Schwarzer, Peter
Sloterdijk, Dieter Wedel und Christa Wolf. Die aktuellen Termine ent­
nehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
Matineen, Einführungen und Publikumsgespräche
„Creme frech“-Kabarettreihe
In regelmäßigen Matineen, Einführungen und Publikumsgesprächen
In der Reihe „Creme frech“ zeigen Deutschlands renommierteste Kabaerhalten Sie Einblicke in die aktuellen Produktionen. Die Einführungen
rettisten im Schauspielhaus politisches Kabarett auf höchstem Niveau.
werden von den Dramaturgen jeweils eine Dreiviertelstunde vor Vorstel- In Zusammenarbeit mit der Herkuleskeule wird am 12. September 2010
lungsbeginn gegeben.
Bodo Wartke zu Gast sein, gefolgt von Volker Pispers am 24. November.
Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte der Stücke und die konzeptionellen Hintergründe der Inszenierungen. Bei Publikumsgesprächen
haben Sie Gelegenheit, mit den Schauspielern und den Dramaturgen
Musik zwischen den Welten
ins Gespräch zu kommen und sich unmittelbar nach der Vorstellung Wenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosse internationale
mit ihnen auszutauschen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte
Musiker aus den verschiedensten Ländern und Kulturen einlädt, dann
den Monatsspielplänen.
ist das Kleine Haus voll mit begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichster Stilrichtungen. Zwischen Tradition und Moderne, Ost und West,
konzertant, improvisiert oder instrumental sind die Konzerte der Reihe
angesiedelt, und das Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst,
Gastronomie
mit Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. Die Konzerte finden
Seit der letzten Spielzeit haben der Dresdner Gastronom Oliver Schlupp
und sein Team das Restaurant felix im Schauspielhaus übernommen. jeweils am Sonntagabend statt.
Es bietet Ihnen eine zeitgemäße Innenausstattung in denkmalgeschütztem Ambiente sowie ein attraktives, aber bodenständiges gastronomi- 12. 09. 2010 Christian Zehnder & Schmelz
19. 09. 2010 Dervish / Irland
sches Angebot zu moderaten Preisen.
Als besonderen Service können unsere Besucher speziell auf Inszenie- 03. 10. 2010 Deidre Starr / Irland
rungen abgestimmte Theatermenüs im Paket mit ihren Eintrittskarten 10. 10. 2010 Nim Sofyan / Türkei, Portugal, Österreich,
bestellen, die Tischreservierung vor und nach der Vorstellung sowie in Finnland und Bulgarien
der Pause ist inbegriffen. Auch das Bistro klara im Kleinen Haus bie- 14. 11. 2010 Zariza Gitara / Russland, Ukraine,
tet unseren Besuchern ein umfangreiches Angebot, von Getränken über Kasachstan und Deutschland
Snacks bis zu gehobenen Speisen, in moderner Atmosphäre. So ist in 28. 11. 2010 Dikanda / Polen
beiden Spielstätten die kulinarische Versorgung der Theaterfreunde ge- 05. 12. 2010 Edson Cordeiro
währleistet – nicht die schlechteste Art, einen Theaterabend einzuleiten 19. 12. 2010 Vintervisor & Strömkarlen
oder ausklingen zu lassen.
Weitere Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Mehr Infos
auch unter www.mzdw.de
Tangotanztee im Theater
Möchten Sie auch mal wieder so richtig Tango Argentino tanzen? Oder
haben Sie Lust, es endlich zu lernen? Wollten Sie schon lange die drei Va- Piranha Beat Klub – Die Theaterparty im Kleinen Haus
rianten der Salida perfektionieren? Ihre Partnerin mit komplexen Figu- Einmal im Monat wird das Kleine Haus zum Raketenbahnhof für Tanzren in enger Umarmung beeindrucken? Oder ist Ihr Partner so gar nicht wütige aus freistaatlicher Hochkultur und feierwütigen Neustadt-Partyfür dramatische Auftritte zu zweit zu begeistern? Und können Sie sich
sanis und mischt Gäste und Musik zwischen Freischütz, Faust und Fateinen schöneren Ort zum Tanzen denken als das prächtige Ambiente des
boy Slim. Eine gepflegte Party für alle jung gebliebenen Bürger aus
Schauspielhauses mit Blick auf den Zwinger? Sehen Sie!
Dresden!
Gemeinsam mit Jens Klant und Katrin Koschine, den Leitern der Dresd- Eintritt: 5,00 € 1ermäßigt 3,00 €
ner Tango-Tanzschule „studio24 – Tango Argentino“, laden wir an ausgewählten Sonntagnachmittagen Anfänger und Könner zum Tango Argentino im Theater ein. Ob Sie tanzunkundig sind oder parkettsicher,
allein oder zu zweit: Jeder ist willkommen! Unter professioneller Anleitung führen wir Sie durch den Nachmittag, geben diskrete Hilfestellung und sachdienliche Hinweise zu allen Facetten dieses faszinierenden und leidenschaftlichen Tanzes, während das Team des Restaurants
felix für das leibliche Wohl sorgt. Und keine Sorge, wenn Sie allein
kommen: Es werden genügend Tangoprofis da sein, und garantiert niemand wird sitzen bleiben! Die Atmosphäre ist zwanglos, aber gepflegt,
höflich, aber nicht steif. Vertanzen Sie mit uns den Sonntagnachmittag,
Ihre Füße werden sich freuen. Der Tangotanztee startet im Herbst 2010,
die Termine entnehmen Sie bitte den Monatspublikationen.
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Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden
Seit der Wiedereröffnung des Kleinen Hauses im Jahr 2005 kooperieren
das Staatsschauspiel Dresden und die Hochschule für Musik „Carl Maria
von Weber“ Dresden. Jährlich kommen zwei Inszenierungen der Hochschule für Musik im Kleinen Haus zur Aufführung.
Am 13. November 2010 hat „Orpheus und Eurydike“ als Tanztheaterstück
von Thomas McManus Premiere. Die Musik stammt von Christoph Willibald Gluck mit Einlagen von Johann Christian Bach. Die musikalische
Leitung liegt bei Franz Brochhagen, für Choreografie und Regie zeichnet
Thomas McManus verantwortlich. Eine Koproduktion der Hochschule
für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden mit der Palucca Schule Dresden – Hochschule für Tanz und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Partner ist die Ostsächsische Sparkasse Dresden.
Die komische Oper in drei Akten „Der Wildschütz“ von Albert Lortzing
hat am 13. März 2011 Premiere. Die musikalische Leitung der Koproduktion der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden mit der
Neuen Elbland Philharmonie und der Hochschule für Bildende Künste
Dresden übernimmt Ekkehard Klemm.
Palucca Schule Dresden und Palucca Tanz Studio
Die Palucca Schule Dresden wurde 1925 von der Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902 – 1993) gegründet. Heute ist sie die einzige eigens
dem Tanz gewidmete eigenständige Tanzhochschule Deutschlands. Das
Palucca Tanz Studio existiert als eigene Kompanie der Hochschule für
Tanz seit dem Jahr 2002. Studierende des Hauptstudiums der Palucca
Schule sollen hier im professionellen Rahmen Bühnenerfahrung sammeln. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden und anderen
Theatern entstehen im Rahmen des Palucca Tanz Studios jährlich neue
Choreografien, die vor Ort, aber auch auf Gast-spielen in Deutschland
und international vorgestellt werden.
Hochschule für Bildende Künste Dresden
Die Hochschule für Bildende Künste Dresden ist eine langjährige Kooperationspartnerin in der Ausbildung. Viele Studenten der Studiengänge
Bühnen- und Kostümbild sowie Theaterausstattung haben ihre ersten
praktischen Erfahrungen am Staatsschauspiel Dresden als Ausstattungsassistenten bzw. Praktikanten gesammelt und von hier aus ihre berufliche Karriere gestartet. Die Hochschule für Bildende Künste ist darüber
hinaus auch Kooperationspartner der Opernklasse der Hochschule für
Musik.
Dresden School of Culture
Masterstudiengang „Kultur + Management“
Die Dresden International University, das Staatsschauspiel Dresden, die
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Stiftung Deutsches HygieneMuseum und die Sächsische Staatsoper haben zusammen die Dresden
School of Culture gegründet.
Mit der Dresden School of Culture ist eine in dieser Breite künstlerischer
Genres bisher nicht existierende Verbindung von akademischem Studium und praktischer Kulturarbeit entwickelt worden. Das Staatsschauspiel Dresden bietet den Studierenden Einblick in die Administration
und die inhaltlichen Programme eines modernen Kulturbetriebs. Lehrveranstaltungen werden vom Intendanten des Staatsschauspiels und
weiteren Mitarbeitern angeboten. Im Rahmen des Praxissemesters haben
die Studierenden die Möglichkeit, selbst am gesamten Prozess eines
künstlerischen Projekts, z. B. einer Inszenierung, mitzuwirken und damit fundierte Erfahrungen in der Praxis zu sammeln. Auf diese Weise
ist ein enger Zusammenhang von Studium und akademischer Reflexion
einerseits und der Praxis künstlerischer Produktion und Vermittlung
andererseits sichergestellt. Das zweijährige Masterstudium startet
wieder am 27. Oktober 2010.
Kontaktadresse: Dresden International University, Masterstudiengang
„Kultur + Management“, Chemnitzer Straße 46 b, 01187 Dresden 1Telefon: 0351 . 463 – 378 44 1Fax: 0351 . 463 – 339 56 1E-Mail: katharina.dolleschel@
di-uni.de 1Internet: www.dresden-international-university.com
Kultur Quartier Dresden
In kaum einer anderen europäischen Stadt finden sich überregional bedeutende Kultureinrichtungen in solcher Vielfalt und Dichte und auf so
konzentriertem Raum wie in Dresden. Dieser Besonderheit wurde 2002
mit dem Zusammenschluss zum Kultur Quartier Dresden Ausdruck
verliehen. Seither ist dieser innerstädtische Verbund aus Kulturinstitutionen und gehobener Hotellerie um weitere Mitglieder gewachsen. Das
Kultur Quartier Dresden versteht sich heute vorwiegend als Interessenvertretung und zusätzliches Vermarktungsinstrument für die Programme der beteiligten Einrichtungen.
Mitglieder im Kultur Quartier Dresden sind derzeit: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Sächsische Staatsoper – Semperoper, Staatsschauspiel, Synagoge, Frauenkirche, Kreuzkirche, Deutsches HygieneMuseum, Dresdner Philharmonie, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Stadtmuseum Dresden und Städtische Galerie, Gläserne
Manufaktur von vw, Dresden Marketing GmbH, Hilton Hotel, Hotel
Taschenbergpalais Kempinski, The Westin Bellevue, Steigenberger –
Hotel de Saxe und Maritim Hotel Dresden & icc
Kontakt: Christoph Wingender 1Postanschrift: Deutsches HygieneMuseum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden 1Telefon: 0351 . 48 46 – 120 1EMail: [email protected] 1Internet: www.kulturquartier-dresden.de
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Fr.
09:00 – 12:00 Uhr
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Ensemble und Mitarbeiter 2010.2011
Schauspieler Ensemble: Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger, Thomas
Braungardt, Mila Dargies, Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann,
Christian Friedel, Fabian Gerhardt, Albrecht Goette, Sascha Göpel, Olivia
Grigolli, Picco von Groote, Stefko Hanushevsky, Christine Hoppe, Benjamin Höppner, Holger Hübner, Vera Irrgang, Lars Jung, Hannelore Koch,
Matthias Luckey, Philipp Lux, Ahmad Mesgarha, Wolfgang Michalek, AnnaKatharina Muck, Benjamin Pauquet, Ina Piontek, Karina Plachetka, Tom
Quaas, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Annika Schilling, Lore Stefanek,
Antje Trautmann, Sebastian Wendelin, Helga Werner
1 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden: Sarah
Bonitz, Christian Clauß, Benedikt Kauff, Annett Krause, Sophia Löffler,
Moritz Löwe, Henner Momann, Thomas Schumacher, Eike Weinreich,
Ines-Marie Westernströer
1 Gastschauspieler: Ulrich Anschütz, Sabrina Ascacibar, Annedore Bauer,
Thorbjörn Björnsson, Matthias Bleier, Holger Bülow, Regina Felber, Doreen
Fietz, Anya Fischer, Christoph Franken, Ursula Geyer-Hopfe, Alexander
Gamnitzer, Philippe Goos, Nicola Gründel, Jürgen Haase, Gerhard Hähndel,
Olaf Hais, Hannes Hellmann, Christoph Homberger, Susanne Jansen,
Regina Jeske, Berit Jentzsch, Burghart Klaußner, Peter Knaack, Jelena Kuljic,
Günter Kurze, Andreas Leupold, Melanie Lüninghöner, Jan Maak, Jacqueline Macaulay, Iris Stefanie Maier, Sven Mattke, Anne Müller, Matthias
Neukirch, Philipp Otto, Oda Pretzschner, Marc Ben Puch, Günter Schaupp,
Dominik Schiefner, Anneke Schwabe, Falilou Seck, Lilith Stangenberg,
Martina Struppek, Rafael „Spax“ Szulc, Gunnar Teuber, Sabine Waibel,
Hanns-Jörn Weber, Svenja Wasser, Yuka Yanagihara.
Regie Sabine Auf der Heyde, Sebastian Baumgarten, Thomas Birkmeir,
Simone Blattner, David Benjamin Brückel, Barbara Bürk, Nuran David
Calis, Wolfgang Engel, Jenny Flügge, Bernd Freytag, Holk Freytag, Christoph
Frick, Helgard Haug, Friederike Heller, Julia Hölscher (Hausregisseurin),
Uli Jäckle, Klaus Dieter Kirst, Tilmann Köhler (Hausregisseur), Burkhard
C. Kosminski, Heidelinde Leutgöb, Susanne Lietzow, David Marton, Jan
Neumann, Frank Panhans, Luk Perceval, Armin Petras, Marc Prätsch,
Stephan Reher, Simon Solberg, Sandra Strunz, Miriam Tscholl, Roger
Vontobel, Daniel Wetzel, Franz Wittenbrink
Bühnenbildner und Kostümbildner Olaf Altmann, Daniel Angermayr,
Maria-Alice Bahra, Esther Bialas, Sabine Blickenstorfer, Jeremias Böttcher,
Florian Etti, Dagmar Fabisch, Irène Favre de Lucascaz, Kathrin Frosch, Anke
Grot, Alexander Harb, Jutta Harmisch, Ann Heine, Sabine Hilscher, Katrin
Hoffmann, Ellen Hofmann, Irmgard Kersting, Jörg Kiefel, Alissa Kolbusch,
Annette Kurz, Uta Materne, Simeon Meier, Ines Nadler, Philipp Nicolai,
Adriana Braga Peretzki, Johanna Pfau, Ramona Rauchbach, Karoly Risz,
Irina Schicketanz, Jan Alexander Schroeder, Renate Schuler, Daniela Selig,
Nini von Selzam, Ulli Smid, Katja Strohschneider, Katja Turtel, Susanne
Uhl, Magda Willi
1 Video: Stefan Bischoff, Karnik Gregorian, Immanuel Heidrich, Niklas
Ritter
Musik Musikalische Leitung: Vredeber Albrecht, Michael E. Bauer, Vivan
Bhatti, Helmut Branny, Jan Czajkowski, Klaus-David Erharter, Jörg Follert,
Thomas Härtel, Christoph Homberger, Sven Kaiser, Roman Keller, Thomas
Kürstner, Eckehard Mayer, Friedrich Paravicini, Hans Platzgumer, Polarkreis
18, Max Renne, Martin Schütz, Jacob Suske, Sebastian Vogel, Jörg-Martin
Wagner, Michael Weishaupt, Franz Wittenbrink
1 Bühnenmusiker: Marc Dennewitz, Tom Götze, Sabine Grüner, Christoph
Hermann, Heiko Jung, Thomas Mahn (Ensemblemitglied), Florian Mayer,
Burkhard Niggemeier, André Obermüller, Benjamin Rietz, Simon Slowik,
Krishan Zeigner und die Dresdner Kapellsolisten
1 Sprecherziehung: Sabine Haupt 1 Choreografie: Hannes Muik, Ariane
Thalheim
92
Intendanz Intendant: Wilfried Schulz 1Mitarbeit und Sekretariat: Jeanette
Seeger 1 Persönlicher Referent des Intendanten und künstlerischer Produktionsleiter (Coproduktionen, Gastspiele, Sonderveranstaltungen): Christof
Belka 1 Kaufmännischer Geschäftsführer: N. N. 1 Sekretariat und Mitarbeit: Felicitas Brendel, Jaquelin Grumbt
Dramaturgie Chefdramaturg: Robert Koall 1 M itarbeit und Sekretariat:
Luise Mundhenke 1 Dramaturgie: Beret Evensen, Jens Groß, Martin
Heckmanns, Karla Kochta, Julia Weinreich, Felicitas Zürcher 1 A rchiv:
Katrin Riedel
Die Bürgerbühne und Theaterpädagogik Leitung: Miriam Tscholl 1 Theaterpädagogik: Maike Döschner, Ulrich Reinhardt 1 M itarbeit:
Christiane Lehmann
Schauspielstudio Dresden der Hochschule für Musik und Theater
„Fe­l ix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Leitung: Jens Groß, Tilmann
Köhler 1 M itarbeit: Simone Wiemer
Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Jürgen
Reitzler 1 Leitung Künstlerisches Betriebsbüro: Ralf Schindler 1 M itarbeit: Susanne Schuster, Simone Wiemer 1Regieassistenz: Jan Gehler,
Alexander Keil, David Lenard, Hauke Meyer 1 Inspizienz: Michael Fleischer,
Andreas Lötzsch (Leitung Statisterie), Detlef Müller, Matthias Tetzlaff
1 Soufflage: Uta Erler, Christina Loose, Viola Schlese
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Martina Aschmies 1 Mitarbeit und Sekretariat: Birgit Bräuer, Angela Rümmler 1 Grafik und Konzept: Johannes Erler, Nils Küppers, Kathleen Schwibus (Factor Design
ag) 1 Grafikerin: Andrea Ørsted 1 Gestalterin für visuelles Marketing:
Monika Brock 1 M itarbeit: Kerstin Theurich 1 M itarbeit Video: Martina
Andrä 1 Fotografen: Matthias Horn (Konzept), David Baltzer, Hans-Ludwig
Böhme
Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß 1 Technischer Leiter und stellvertretender technischer Direktor: Bernd Mahnert
1 Technischer Produktionsleiter: Magnus Freudling 1 Technisches Betriebsbüro: Simone Krause, Gisela Reinhard 1 M itarbeiterin Einkauf:
Antje Lindner 1 Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel,
Michael Rethberg, André Thomas 1 Künstlerische Produktionsleitung
Kostüm: Irène Favre de Lucascaz 1 Bühnenbildassistenz: Jeremias Böttcher,
Christine Gottschalk, Sabrina Rox 1 Kostümbildassistenz: Cornelia
Kahlert, Belen Montoliu
Die Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstätten
von Staatsoper und Staatsschauspiel gefertigt.
Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertel
1 Technische Mitarbeiterin und Sekretariat: Angelika Zimmermann
1 Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) 1 M itarbeiter
Hausbetriebstechnik: Andreas Beyer, Frank Braune, Helmer Creutz, Klaus
Kraft, Olaf Teller (Vorarbeiter) 1 Hausinspektion: Wolf Richter 1 Bühnen- und Hausarbeiter: Matthias Kauerhoff, Peter Mende, Armin Milde,
Manfred Nixdorf, Detlef Richter 1 Haushandwerker: Thomas Giersemehl
Bühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor 1 Theatermeister:
André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge
Wittig 1 Maschinenmeister: Michael Tutz 1 Vorarbeiter Maschinentechnik: Frank Beate 1 Seiten- bzw. Schnürmeister: Steffen Büttner, Pan
Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller, Mario Niese, Udo Nitzsche,
Jens Ørsted, Michael Pohle, Steffen Riegel, Thomas Schubert, Georg Weber,
Daniel Weise 1 Maschinisten: Frank Adam, Mario Dietrich, Lutz Ebert,
Eberhard Hilbert, Klaus-Peter Lein, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulz
1 Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, Volker
Blümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Gerd Eichhorn,
Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, Thomas
Glaß, Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann,
Andreas Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan
Küchler, Axel Ladwig, Ingo Lenk, Rüdiger Liebthal, Christoph Lößner,
Ralph Löwe, Jens Lüttich, Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende,
Daniel Oertel, Frank Pohle, Michael Pöritz, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, Frank Schmidt, Rolf Socka, Henry Sorms, Sebastian Stefek, Michaela Thiel, Hannes Tuppak, Andreas Weiß, Jörg Zeidler
Beleuchtung Leitung: Michael Gööck 1 Beleuchtungsobermeister: Gunter
Hegewald 1 Beleuchtungsmeister: Andreas Barkleit, Jürgen Borsdorf,
Rolf Pazek 1 Beleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely, Achim Frank,
Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch, Henry Hillig, Robert Irrgang,
Irmgard Jursch, Peter Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek,
Christian Pöge, Elke Rosenkranz, Andreas Rösler, Olaf Rumberg, Sven
Schade, Henryk Wecker, Thomas Wildenhain
1 Videotechniker: Matthias Hübner, Thomas Schenkel
Maske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Oelsch 1 Erste Maskenbildnerin:
Marika Hinkel 1 Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich, Barbi
Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, Cornelia Ulrich,
Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen Wittich
Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer: N. N. 1 Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnisch 1 M itarbeit Personalsachbearbeitung und Sekretariat: Ulrike Bauer 1 it-Personalassistent/Anlagebuchhaltung: Marcel Hein 1 Betriebsärztin: Dr. med. Kathrin
Rüllich 1 Post-, Boten- und Kopierzentrale: Marion Schmeier, Carmen
Socka 1 edv-Administrator: Peter Zabelt 1 Leitung Rechnungswesen:
Sven Peschel 1 Debitoren, Kreditoren: Bärbel Breier, Annett Jeschke 1 Reisekosten, Gastspielabrechnungen, Kostenrechnungen: Bärbel Müller 1
Hauptkassiererin: Martina Oehme 1 Gästehonorarabrechnung: Jürgen
Thürmann Besucherservice und Vertrieb Leitung: Angelika Heine 1 Mitarbeit: Angela
Bauer, Claudia Domine, Birgit Kaltenhäuser, Ulrike Ladwig, Birgit Mehlig,
Manfred Nicolai, Silke Rehwald 1 Vorderhauspersonal: Barbara Arnold
(Abenddienstleitung Schauspielhaus), Christine Grießbach (Abenddienstleitung Kleines Haus) und Personal der Firma Power GmbH
Fahrer Jürgen Hamann
Personalrat Vorsitzender: Georg Weber 1 Stellvertreter: Tilo Ebert 1 Mit­glieder: Ulrike Ladwig, Holger Hübner, Andreas Lötzsch, Jens Ørsted
1 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: Angela Rümmler 1Suchtbeauftragter: Hannes Tuppak
Verwaltungsrat Vorsitzender: Hansjörg König (Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 Stellvertretender Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen
Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) 1 Mitglieder: Ulf Bandiko
(Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen), Prof. Dr.
phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden), Helma Kulick
(Senior Consultant bei Kienbaum Executive Consultants), Frank Ruder
(Leitung Haus- und Betriebstechnik am Staatsschauspiel Dresden), Dr.
Wilhelm Zörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der Grundbesitz
Hellerau GmbH)
Ehrenmitglieder Prof. Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer,
Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich,
Prof. Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, Friedrich Haase, Prof. Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Friedrich
Lindner, Franz Lommatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen, Erich Ponto,
Prof. Dr. Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger, Clara Salbach,
Hermann Stövesand, Prof. Pauline Ulrich, Paul Wiecke, Albert Willi,
Gerhard Wolfram
Ton Leitung: Manja Schreyer 1T onmeister: Martin Schmitz, Torsten Staub
1 Tontechniker: Ulrich Berg, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion Reiz
Requisite Leitung: Heike Jordan 1 Requisiteure: Heike Böhme, Steffi e
Engelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche,
Heike Lieberum, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller 1 Spezialeffekte Bühne, Waffenkammer: Tilo Ebert, Ramon Stage
Ankleider Leitung: Cornelia Walter 1 Kostüm-, Änderungsschneiderin,
Ankleiderin: Katrin Richter 1 A nkleider: Heike Burmester, Gerd Geppert,
Anita Hänel, Regine Hegewald, Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth,
Susanne Steffens
93
Liebes Publikum, verehrte Gäste,
Die Schauspielanrechte
auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen unsere Eintrittspreise und unser umfangreiches Anrechtsangebot vor. Nachdem wir in den letzten Jahren unsere Preise stabil halten konnten, sind wir angesichts
des wachsenden Kostendrucks leider gehalten, für die neue Spielzeit eine moderate Preiserhöhung vorzunehmen, um auch weiterhin die Qualität unserer Arbeit und unser umfangreiches Angebot zu
gewährleisten.
Gönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sie
ins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. 1 Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt,
können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. 1 Nutzen Sie den Preisvorteil
von bis zu 60 % gegenüber dem Normalpreis. 1 Darüber hinaus erhalten Sie 10 % Ermäßigung beim
Kauf von weiteren Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen. 1Auf Wunsch senden wir Ihnen unsere Monatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi­eren, Zusatzveranstaltungen und
die Vorstellungstermine informiert sind. 1 Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichen Informationen über das Programm der kommenden Saison. 1Zusätzlich zu der persönlichen Beratung durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Anrechtsbüro bieten wir auf der Internetseite www.staatsschauspiel-dresden.de einen Internetservice exklusiv für Anrechtsinhaber an. Hier
können Sie sich in Ihr persönliches Servicefenster einloggen. Auf Ihrer Seite finden Sie alle relevanten
Daten, die Ihr Anrecht betreffen. Außerdem erhalten Sie einen gesonderten Newsletter mit aktuellen
Informationen. Und wenn Sie noch kein Anrecht besitzen, können Sie dieses auch über das Internet bequem von zu Hause aus abschließen! 1 Schauen Sie doch einmal hinter die Kulissen. Führungen durch
das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das Staatsschauspiel, verblüffenden Einblicken in die Bühnentechnik, einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehr sind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Anmeldung erforderlich.
Mit Beginn der Spielzeit 2010.2011 werden wir die Kassenpreise im Durchschnitt um einen Euro anheben.
Dabei variiert die Steigerung je nach Preisgruppe und Spielstätte zwischen 0,50 € und 2,00 € pro Karte.
Generell ausgenommen von der Preiserhöhung sind die Preisgruppe 4 im Schauspielhaus und das Kleine
Haus 3. Die Preisanpassung wirkt sich anteilig auf unsere Anrechte aus, die jedoch weiterhin das günstigste und attraktivste Angebot darstellen, unser Theater regelmäßig zu besuchen. Das Wahlanrecht wird
künftig nach Preisgruppen differenziert. In der Preisgruppe 3 erhalten Sie wie bislang sechs Gutscheine
für das Schauspielhaus zum Preis von 60,00 €. Unsere Montagsanrechte zum Preis von 7,00 € pro Vorstellung seien an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt.
Beim Kauf von Einzelkarten können Sie von unseren besonderen Angeboten profitieren: Achten Sie auf
unsere Aktionen, die regelmäßig in den Monatsspielplänen angekündigt werden, wie etwa die Blauen
Tage, an denen jede Eintrittskarte nur 10,00 € kostet. Und an den Tagen der Montagsanrechte kosten
auch die Einzelkarten nur 7,00 €.
Die Termin- und Stückübersicht der vielfältigen Schauspielanrechte finden Sie bereits vollständig in diesem
Spielzeitheft. Die genauen Termine und Vorstellungen der Dresdner Anrechte, also das gemeinsame Angebot mit der Sächsischen Staatsoper Dresden und der Staatsoperette Dresden, entnehmen Sie bitte der
aktuellen Broschüre, die Anfang Mai erscheint.
Schließlich möchten wir Sie noch besonders auf unser neues Angebot eines gemeinsamen Anrechts mit
dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau aufmerksam machen. Näheres hierzu finden Sie auf
den nächsten Seiten.
Wir laden Sie herzlich ein, unsere Arbeit wohlwollend als auch kritisch zu begleiten, freuen uns auf Ihren
Besuch und wünschen Ihnen aufregende und schöne Theatervorstellungen.
Ihr Staatsschauspiel Dresden
1 Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es wie bisher auch vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze (vor allem in den vorderen Reihen) nicht zur Verfügung stehen oder Ihre Sicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an.
1 Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wir nicht
gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht.
1 Eine häufig gestellte Frage lautet, warum wir keinen Jahresspielplan herausgeben. Die Antwort liegt in dem inszenierungsbedingten Einsatz von
Gästen, der einen langfristigen Planungsvorlauf von mehr als drei Monaten unmöglich macht. Eine Ausnahme bilden die Premieren und die Anrechtsvorstellungen, die auch weiterhin über die gesamte Spielzeit terminiert werden. Diese Termine werden wir, neben der Veröffentlichung in diesem
Spielzeitheft, auch noch gesondert in einem Faltblatt abdrucken. Damit hat das Staatsschauspiel Dresden eine langfristigere Spielplanung als die meisten
vergleichbaren Schauspielhäuser.
94
Die Premierenanrechte
Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Bei der anschließenden Premierenfeier
freuen wir uns darauf, mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern.
Das Premierenanrecht bietet gegenüber dem Kassenpreis 20 % Ermäßigung. Das Programmheft erhalten
Sie am Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhaus
oder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten.
Premierenanrecht 8 x Schauspielhaus
Fr 10. 09. 2010 19:30 Das Käthchen von Heilbronn
Fr 24.09. 2010 19:30 Der Turm
Sa 20. 11. 2010 19:30 König Oedipus
Sa 08. 01. 2011 19:30 Kleiner Mann, was nun?
Sa 29. 01. 2011 19:30 Die Möwe
Sa 26. 02. 2011 19:30 Minna von Barnhelm
Sa 09. 04. 2011 19:30 Viel Lärm um nichts
Fr 29. 10. 2010 19:00 Reckless. Steinernes Fleisch*
Sa 07. 05. 2011 19:30 Marat/Sade*
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Premierenanrecht 7 x Kleines Haus
Sa 11. 09. 2010 19:30 tier. man wird doch bitte unterschicht
So 31. 10. 2010 19:00 Gespenster
Sa 04. 12. 2010 19:30 Die Katze auf dem heißem Blechdach
Fr 21. 01. 2011 19:30 Die Firma dankt
Fr 25. 02. 2011 19:30 Das Erdbeben in Chili
Fr 16. 04. 2011 19:30 Woyzeck
Fr 27. 05. 2011 19:30 Einsame Menschen
Kleines Haus 2
Kleines Haus 1
Kleines Haus 1
Kleines Haus 1
Kleines Haus 2
Kleines Haus 1
Kleines Haus 1
Premierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus
Fr 10. 09. 2010 19:30 Das Käthchen von Heilbronn
So 31. 10. 2010 19:00 Gespenster
Sa 04. 12. 2010 19:30 Die Katze auf dem heißem Blechdach
Sa 29. 01. 2011 19:30 Die Möwe
Sa 09. 04. 2011 19:30 Viel Lärm um nichts
Fr 27. 05. 2011 19:30 Einsame Menschen
Schauspielhaus
Kleines Haus 1
Kleines Haus 1
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Kleines Haus 1
Preise
Preisgruppe 1: 160,00€
Preisgruppe 2: 140,00€
Preisgruppe 3: 116,00€
*Sie haben die Wahl! Bitte wählen Sie bei Abschluss des
Premierenanrechts zwischen unserem Kinder- und Familienstück „Reckless“ von Cornelia Funke und „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“ von Peter Weiss.
Preise
Einheitspreis: 105,00€
Preise
Preisgruppe 1: 105,00€
Preisgruppe 2: 97,50€
Preisgruppe 3: 88,50€
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Die Tagesanrechte
Der Klassiker unter den Anrechten: Wählen Sie Ihren Lieblingswochentag, suchen Sie sich einen schö­
nen Sitzplatz aus und erleben Sie fünf Inszenierungen der neuen Spielzeit im Schauspielhaus. Sie sparen bis zu 60 % auf den regulären Kassenpreis. Zusätzlich dürfen Sie sich eine Vorstellung im Kleinen
Haus aussuchen, hierfür erhalten Sie einen Gutschein. Entscheiden Sie einmal – und begeben Sie sich
mit uns auf eine spannende Reise durch den Spielplan!
Die Sonntagnachmittags-Anrechte
Das Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien, die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen oder für
ältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Beginn ist jeweils 16 Uhr – abends
sind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Sie sparen bis zu ca. 50 % auf den regulären Kassenpreis!
Montag I
Mo04. 10. 2010
Mo13. 12. 2010
Mo31. 01. 2011
Mo21. 03. 2011
Mo06. 06. 2011
Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus
So 17.10.2010 16:00 Das Käthchen von Heilbronn
Schauspielhaus
Schauspielhaus
So 28.11.2010 16:00 Reckless (Familienstück)
So 09.01.2011 16:00 Gespenster
Kleines Haus
So 30.01.2011 16:00 Kleiner Mann, was nun?
Schauspielhaus
So 13.03.2011 16:00 Der Turm
Schauspielhaus
So 08.05.2011 16:00 Viel Lärm um nichts
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 60,50€
Preisgruppe 2: 50,50€
Preisgruppe 3: 45,50€
Sonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus
So 17.10.2010 16:00 Das Käthchen von Heilbronn
So 30.01.2011 16:00 Kleiner Mann, was nun?
So 13.03.2011 16:00 Der Turm
So 08.05.2011 16:00 Viel Lärm um nichts
Preise
Preisgruppe 1: 42,00€
Preisgruppe 2: 34,00€
Preisgruppe 3: 30,00€
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Preise
auf allen Plätzen42,00€
1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich
Das Käthchen von Heilbronn
Der Turm
König Oedipus
Die Möwe
Viel Lärm um nichts
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Neu: Montag II
Mo11. 10. 2010 19:30
Mo22. 11. 2010 19:30
Mo28. 02. 2011 19:30
Mo25. 04. 2011 19:30
Mo20. 06. 2011 19:30
Der goldne Topf
Der Turm
Die Möwe
Minna von Barnhelm
Marat / Sade
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Dienstag
Di 12. 10. 2010
Di 23. 11. 2010
Di 18. 01. 2011
Di 15. 02. 2011
Di 03. 05. 2011
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Des Teufels General
König Oedipus
Kleiner Mann, was nun?
Der Turm
Die Möwe
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00€
Preisgruppe 2: 63,00€
Preisgruppe 3: 53,00€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Mittwoch
Mi 15. 09. 2010
Mi 13. 10. 2010
Mi 02. 02. 2011
Mi 13. 04. 2011
Mi 18. 05. 2011
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Das Käthchen von Heilbronn
Der Turm
Die Lobbyisten (Liederabend)
Sein oder Nichtsein
Marat / Sade
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00€
Preisgruppe 2: 63,00€
Preisgruppe 3: 53,00€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Donnerstag
Do 30. 09. 2010
Do 28. 10. 2010
Do 02. 12. 2010
Do 10. 02. 2011
Do 10. 03. 2011
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Der Turm
Romeo und Julia
König Oedipus
Kleiner Mann, was nun?
Die Möwe
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 60,50€
Preisgruppe 2: 50,50€
Preisgruppe 3: 45,50€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Preise
auf allen Plätzen42,00€
1 zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus 1 beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich
Freitag
Fr 01. 10. 2010
Fr 05. 11. 2010
Fr 04. 02. 2011
Fr 29. 04. 2011
Fr 10. 06. 2011
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Das Käthchen von Heilbronn
Die heilige Johanna der Schlachthöfe
Die Möwe
Viel Lärm um nichts
Kleiner Mann, was nun?
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 83,00€
Preisgruppe 2: 73,00€
Preisgruppe 3: 63,00€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Samstag
Sa 09. 10. 2010
Sa 13. 11. 2010
Sa 22. 01. 2011
Sa 05. 03. 2011
Sa 11. 06. 2011
19:30
19:30
19:30
19:30
19:30
Die Lobbyisten (Liederabend)
Der Turm
Das Käthchen von Heilbronn
Kleiner Mann, was nun?
Marat / Sade
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 83,00 €
Preisgruppe 2: 73,00€
Preisgruppe 3: 63,00€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
Sonntag
So 10. 10. 2010
So 21. 11. 2010
So 16. 01. 2011
So 27. 02. 2011
So 17. 04. 2011
19:00
19:00
19:00
19:00
19:00
Sein oder Nichtsein
Das Käthchen von Heilbronn
König Oedipus
Kleiner Mann, was nun?
Minna von Barnhelm
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 73,00€
Preisgruppe 2: 63,00€
Preisgruppe 3: 53,00€
1 in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus
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Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
Schauspielhaus
6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl 1 6 x Theater an Ihren Wunschterminen 1 6 x
alleine, zu zweit oder mit Freunden 1 6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende. Einfacher geht es
nicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine (für eine Preisgruppe) für
das Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen vier und zwei Gutscheine für beide
Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch die Termine. Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten
für die Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbaren
Plätze! Seien Sie spontan! Sie können bereits für 15, 00 € im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen.
Eine der günstigsten Möglichkeiten, ins Theater zu kommen!
Sie können wählen
6 Gutscheine für das Schauspielhaus 6 Gutscheine für das Kleine Haus 4 Gutscheine für das Schauspielhaus und
2 Gutscheine für das Kleine Haus
6 Gutscheine für das Schauspielhaus / K leine Haus für alle bis 26 Jahre
90,00 €(Preisgruppe 1) 51,00 € (Einheitspreis)
75,00 €(Preisgruppe 2) 60,00 € (Preisgruppe 3)
77,00 € (Preisgruppe 1) 67,00 € (Preisgruppe 2) 57,00 € (Preisgruppe 3)
36,00 € (Einheitspreis)
1 Gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Für Premieren wird ein Kontingent hinterlegt.
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Gemischte Anrechte
Ermäßigungen und Geschenke
Neu: 3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Zum ersten Mal bieten das Staatsschauspiel und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste ein gemeinsames Anrecht an. Ein Angebot für Leute, die sich für Zeitgenössisches in den Sparten Theater,
Tanz und Musik interessieren, für interdisziplinäre Arbeiten und innovative Regiehandschriften.
Blaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 € ausgewählte Vorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,50 € Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler,
Studenten, Wehr- und Zivildienstleistende – zahlen 6,50 € auch im Vorverkauf. (Im Schauspielhaus in
der Regel ab Preisgruppe 2, Reihe 12.) An der Abendkasse gibt es 6,50 €-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeit in allen Preiskategorien. Ausgenommen sind Gastspiele und
Sonderveranstaltungen. 1 Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 € für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im Kleinen Haus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor,
die Kontingente zu begrenzen. Reservieren Sie rechtzeitig!
Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,50 € auch im Vorverkauf. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.
Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 €
an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen.
Senioren und Schwerbehinderte erhalten nach Vorlage eines entsprechenden Ausweises eine Ermäßigung von bis zu 50 % im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus.
Aktive Teilnehmer der Bürgerbühne bekommen gegen Vorlage des Bürgerbühnen-Ausweises eine ermäßigte Karte für 3,50 € pro Inszenierung.
Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassen im Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein.
Ab dem sechsten Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neunten Besuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkauf.
Anrechtsinhaber Alle Inhaber eines Dresdner Anrechts oder eines Schauspielanrechts erhalten ca. 10 %
Ermäßigung auf jede weitere Eintrittskarte bei Repertoirevorstellungen.
Gruppenermäßigungen Für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage.
Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder
100 €. Die Beschenkten tauschen den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Platzkarte für eine Vorstellung nach eigener Wahl um. Neu: Jetzt auch im Internet buchbar.
3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau
Sa 23.10.2010 19:30 tier. man wird doch bitte unterschicht
Sa 04.12.2010 20:00 Der Tod und das Mädchen (Oper)
Fr 28.01.2011 20:00 La La La Human Steps (Tanz)
Sa 05.03.2011 19:30 Kleiner Mann, was nun?
Sa 16.04.2011 20:00 Onkel Wanja
So 05.06.2011 19:00 Rheingold. Ein Vorabend
Kleines Haus 2
Hellerau
Hellerau
Schauspielhaus
Hellerau
Schauspielhaus
Preise
Preisgruppe 1: 90,00€
Preisgruppe 2: 84,00€
Preisgruppe 3: 78,00€
Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette
Kombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette
(Operette, Spieloper und Musical). Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüre entnehmen, die Ende Mai 2010 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.
staatsschauspiel-dresden.de.
Preise
Preisgruppe 1: Preisgruppe 2: Preisgruppe 3: Mo – Do
87,75 €
75,75 €
63,00€
Fr – So
105,75 €
93,00€
78,00€
Das Dreieranrecht 3 x Staatsschauspiel ( 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus), 2 x Herkuleskeule und
2 x Theaterkahn. Die Kombination von Staatsschauspiel, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine gute
Gelegenheit, preiswert hochkarätiges Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden Ihnen
ca. sechs Wochen vor den jeweiligen Vorstellungen mitgeteilt.
Preise
Preisgruppe 1: 90,00 €
Preisgruppe 2: 86,00 €
Preisgruppe 3: 82,00 €
Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette
Der Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnen
oder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreis der Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet. So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfos
erhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post.
Preise
Preisgruppe 1: 87,75€* 123,75 €**
Preisgruppe 2: 75,75€* 111,75 €**
Preisgruppe 3: 63,00€* 99,00€**
* Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung
** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in Dresden – inklusive Taxi
Dresdner Anrecht Staatsschauspiel Dresden, Sächsische Staatsoper Dresden, Staatsoperette Dresden
Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Das einzigartige Dresdner Anrecht bietet vielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende. Die genauen Termine
und Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die Anfang Mai 2010
erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de
1 Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich.
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99
1
2
1
2
5
3
2
1
4
2
1
2
3
3
4
3
4
3
1
4
4
5
5
5
5
6
6
6
6
7
7
7
7
8
8
8
20 21
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Schauspielhaus
20 21 22
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
21 22 23
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
8
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9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
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5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
7
1 2 3 4
25
5 6 7 8 9 10
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1 2 3 4
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5 6 7 8 9
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9
1 2 3 4
24 25 26 27
5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
2
3
4
5
6
6
10
Preise
Bühne
1
1
7
8
27
23 24 25 26
17 18 19 20 21 22
Parkett
5
Loge 3
Loge 1
30
37
38
35
36
29
28
2
5
33
15
7
3
31
16
6 2
17 18
30
25 2
7
14
9
4
4
4
2
9
19
2
23
20
2
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8
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6
16
1
7 2
9
5
5
2
3
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1
2
7
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2
10
7
18 19 20
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26
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11
1
8
6
9
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2
2
1
2
4
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13 14
3 2
24
10
7 2
15 16 17 18 19 20 21 22 2
3
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24
6 2
2
6
6
4
12
3
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2
13 14
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1
4
22
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15 16 17
2
2
2
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1
21
2
2
18 19 20
7
23
0
3
8 9
9 2
2
18 1
4
10 11
1 2
17
2
16
12 13
5
0
14 15
6
9 2
7 8
18 1
7
1
9 10 11
16
12
13 14 15
3
13
3
34
36
35
32
34
32
7 x Kleines Haus
105,00 € (Einheitspreis)
Die Tagesanrechte Schauspielhaus
4
29
34
6
4
2. Rang
2
31
5
3
14
30
10
4
2
12
13
30
33
11
9
3
31
10
8
32
9
7
33
8
6
2
1
2
1
6 x gemischt
105,00€
97,50 €
88,50 €
32
31
33
32
6 7
5
1
12
1
42
34
4
1
11
8 x Schauspielhaus
160,00€
140,00€
116,00€
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
Di, Mi, So
73,00€
63,00€
53,00€
Fr, Sa
83,00€
73,00€
63,00€
Do
60,50 €
50,50 €
45,50 €
Mo
42,00 € auf allen Plätzen
41
40
Loge 2
Loge 1
Loge 4
3
Loge 3
5
3
L
1
4
4
2
3
100
3
2
1
2
4
30
28
31
27
26
30
5
2
4
2
29
28
22 23
28
27
27
6
6
2
2
4 25
25
22 23 2
4
3 2
2
1
22
2
0 21
18 19 2
3
2 1
4
3
Loge 2
3
1
14
29
39
4
2
31
12
11
6
2
13
34
32
11
10
5
7
35
33
10
9
4
4
3
1
36
34
9
8
3
16
17 1
8 19
20 21
15
8
16
17 1
9
8 19
10
20 21
11
12
1
13 1
4 15
2
16 17
3
1 2
4
2
3
1
Loge 4
1. Rang
15
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
37
35
8
7
2
1
12
14
3
34
7
2
6
1
13
Schauspielanrechte
33
6
5
1
Fr, Sa / Premiere 18,00€
16,00€
11,00€
Die Premierenanrechte
2
3 4
1
2
3
42
41
38 39 40
4
2
2
41 4
40
36 37 38 3
9
3
3
9 10
So – Do
16,00€
14,00€
9,00€
4
Die Sonntagnachmittags-Anrechte
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
5 x Schauspielhaus
1 x Kleines Haus
60,50 €
50,50 €
45,50 €
4 x Schauspielhaus
42,00€
34,00€
30,00€
36
8
1
7
41
6
Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungen nur 6,50 €. 1 Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 50 % auf den Kartenpreis im Schauspielhaus und bis zu 25 % im Kleinen Haus. 1 Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.
39 4
0
5
Kleines Haus 1 1 großer Saal, bis maximal 400 Plätze
Kleines Haus 2 1 h inter dem Eisernen, bis maximal 150 Plätze
Kleines Haus 3 1 u nter dem Dach, bis maximal 100 Plätze
8
35
4
7
37
38
1
3
6
33
2
2
5
Das Wahlanrecht
32
1
1
4
35
17
3
Fr – Sa / Premiere
24,00€
20,50 €
17,00€
14,00€
Kleines Haus Einheitspreise
25 26 27 28
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
11
1 2 3 4
26 27 28 29
5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
30
12
1 2 3 4
26 27 28 29
5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
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28 29 30 31
5 6 7 8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
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14
1 2 3 4
26 27 28 29
5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
1 2 3 4
15
26 27 28 29
5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
1 2 3 4
16
27 28
5 6 7 8 9
23 24 25 26
10 11 12
17 18 19 20 21 22
2
So – Do
22,00€
18,50 €
15,00€
10,00€
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
Preisgruppe 4
6 x Schauspielhaus
R
Preisgruppe 1
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
90,00€
75,00€
60,00€
4 x Schauspielhaus
2 x Kleines Haus
77,00€
67,00€
57,00€
6 x Kleines Haus
6 x Schauspielhaus /
6 x Kleines Haus
51,00 € (Einheitspreis)
36,00 € (für alle bis 26 Jahre)
101
Freunde und Förderer des Staatsschauspiels Dresden
Förderverein Staatsschauspiel Dresden
Mit der Gründung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freunden und Förderern unseres The­aters, die sich als eine kommunikative Brücke zwischen Theater und Publikum versteht. Der Förderverein fühlt sich dem
Staatsschauspiel nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivem Interesse,
sondern er leistet mit den Mitgliedsbeiträgen und zusätzlich eingeworbenen Spenden
auch finanzielle Unterstützung. Die Bandbreite der Aktivitäten erstreckt sich dabei von
der Realisierung ungewöhnlicher Projekte über die Mitfinanzierung von Gastspielen und
Sonderveranstaltungen bis hin zur Förderung des Engagements namhafter Künstler.
Alle zwei Jahre vergibt der Förderverein den mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten und in erster Linie der Nachwuchsförderung dienenden Erich-PontoPreis für herausragende darstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles. Die
Mitglieder des Fördervereins werden regelmäßig über das Geschehen vor, auf und hinter
der Bühne informiert und erhalten bevorzugt Kaufkarten für Premieren, Gastspiele oder
Sonderveranstaltungen. Exklusiv können sie das Staatsschauspiel Dresden bei verschiedenen Veranstaltungen auch „hinter den Kulissen“ erleben:
1Treffpunkt premiere – Der Premierenempfang mit dem Intendanten! 1Treffpunkt
probe – Als stiller Beobachter bei Arbeitsproben dabei sein! 1Treffpunkt spielzeitvorschau – Wissen, was die neue Spielzeit bringt! 1Treffpunkt intendant – Mit
dem Theatermacher diskutieren! 1Treffpunkt zur person – Theaterleute hautnah erleben! 1Treffpunkt theaterfahrt – Andere Theater kennenlernen!
Präsident des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden ist der ehemalige Rektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Achim Mehlhorn. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr
beträgt für Mitglieder 50,00 €, für fördernde Mitglieder 255,00 €, für Firmenmitglieder
800,00 €. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgruß bestehend aus zwei Theatergutscheinen und einer Sonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar. Kontakt: Geschäftsstelle des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v., c /0 Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit des Staatsschauspiels Dres­den, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 Telefon: 0351 . 49 13 – 755 1Fax: 0351 . 49 13 – 760 1E-Mail: foerderverein@staatsschauspiel -dresden.de
Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.V. – IG Schauspiel
Allen Theaterfreunden, die an tieferen Einblicken interessiert sind und die ins Gespräch
über das Geschehen auf und hinter der Bühne kommen möchten, bietet die Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.v. ein kommunikatives Forum mit regelmäßigen Veranstaltungen. Dazu gehört beispielsweise der Besuch einer der ersten Vorstellungen einer
Neuinszenierung mit anschließendem Gespräch in Anwesenheit von Mitgliedern des
künstlerischen Produktionsteams und des Ensembles. Für diese Vorstellungen erhalten
ig-Mitglieder ein vergünstigtes Theateranrecht mit ca. 30 – 50 % Ermäßigung auf den regulären Kassenpreis.
1 Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten und Arbeitsplätze nicht im Rampenlicht stehen (von a wie Ankleider bis
z wie Zentrale Haustechnik). 1 In den Podiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitglieder des En­sembles Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse. 1 Die sechs
Doppelveranstaltungen der Reihe „Dichterwort – Sprache der Welt“ werden auch im 55.
Jahr wieder Interessantes bringen. In bewährter Weise werden Dr. Hansjörg Schneider
und Prof. Dr. Welz die Zuhörer in die Vergangenheit deutscher Literatur und in die literarischen Sprachen der Welt führen. Neu dabei ist Wolfgang Ehrhardt Heinold mit jüngster
deutscher Literatur. Traditionell werden Helga Werner, Lars Jung, Anna-Katharina Muck,
Thomas Stecher, Nicole Haase und Heike Jonca lesen und vortragen. Das Programm liegt
im Sommer gedruckt vor und dann auch im Theater aus. (Kontakt: Gundula Voigt 1 Te­
lefon: 0351 . 84 84 – 344)
Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem Staatsschauspiel Dresden seit Langem als
unmittelbare Begleiterin und kritische Partnerin eng verbunden und feierte 2009 ihr
25-jähriges Bestehen. Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderen Bühnen im Großraum Dresden und organisiert für ihre Mitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere
Städte.
Der jährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommen gestaf­­felt. Schon ab 10,00 €
im Jahr ist es möglich, das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.
Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112, 01129 Dresden 1 Te­lefon und Fax:
0351 . 85 80 – 447 1 E-Mail: [email protected]
102
Service
Anrechtsbüro und Besucherservice
Das Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr und samstags von 10
bis 14 Uhr geöffnet. 1 Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit vom 28. 06. bis
16. 07. 2010 montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 17. 07. bis 01. 08. 2010 ist das Anrechtsbüro
geschlossen. Ab dem 02. 08. 2010 gelten die regulären Öffnungszeiten 1 Grundsätzlich können Sie im
Anrechtsbüro immer – also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das
Staatsschauspiel kaufen. 1 Telefon: 0351 . 49 13 – 567, Fax: 0351 . 49 13 – 967
Vorverkaufskassen 1 Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis
18:30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. 1 Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montags
bis freitags von 14 bis 18:30 Uhr geöffnet. 1 Auch hier können Karten für alle Veranstaltungen des Staatsschauspiels gekauft werden. 1 Die Vorverkaufskasse hat während der Theaterferien in der Zeit von 28. 06.
bis 08. 08. 2010 geschlossen. Der Vorverkauf für die neue Saison läuft in den Theaterferien zu den angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. 1 An folgenden Dresdner Vorverkaufskassen sind außerdem
Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen des Staatsschauspiels erhältlich: Ticketkassen im Kulturpalast, drewag-Kunden-Treff im wtc, Dresden Ticket.de 1 Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir ab diesem Zeitpunkt den Vorverkauf nur
eingeschränkt leisten können und die Abendkasse Vorrang hat.
Kartenkauf und Kartenreservierungen
Gebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800 . 49 13 – 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefoni­scher
Kartenverkauf Telefon: 0351 . 49 13 – 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351 . 49 13 – 567 Schriftliche Reservierungen per Post: Staatsschauspiel Dresden, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 per E-Mail: [email protected] 1 per Fax: 0351 . 49 13 – 981 und 0351 . 49 13 – 967
Kartenkauf im Internet www.staatsschauspiel-dresden.de Neu: Die Vorverkaufsgebühr entfällt. Sie
zahlen den gleichen Preis wie an unseren Kassen, die Karten liegen an der Abendkasse für Sie bereit. Es
fällt lediglich eine Versandgebühr an, falls Sie sich die Karten zuschicken lassen wollen.
Spielplanauskunft Telefon: 0351 . 49 13 – 570 Weitere Informationen Wenn Sie kontinuierlich an unserem Spielplan interessiert sind, schicken wir Ihnen auch gerne den Monatsleporello per Post oder den digitalen Newsletter zu, für den Sie sich unter www.staatsschauspiel-dresden.de anmelden können.
Behindertenservice Sowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in den Sälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. 1 Hörschleifen für eingeschränkt hörende
Besucher sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich. Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beiden Häusern nur
eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht.
Adressen 1 Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden 1 K leines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden 1 Telefon Zentrale: 0351 . 49 13 – 50
1 Intendanz: 0351 . 49 13 – 912 1 Kaufmännische Geschäftsführung: 0351 . 49 13 – 927 1 Dramaturgie: 0351 . 49 13 – 963 1 Künstlerisches Be­triebs­büro: 0351 .
49 13 – 922 1 P resse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351 . 49 13 – 755 1 Theaterpädagogik: 0351 . 49 13 – 742 / – 740 1 Die Bürgerbühne: 0351 . 49 13 – 849 1 i g
Schauspiel: 0351 . 85 80 – 447 1 Förderverein: 0351 . 49 13 – 755
E-Mail Kartenreservierung: [email protected] 1Allgemein: [email protected] 1 Intendanz: [email protected] 1 Kaufmännische Geschäftsführung: [email protected] 1 Dramaturgie: dramaturgie@staatsschauspiel-dresden.
de 1 Künstlerisches Betriebsbüro: [email protected] 1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: presse@staatsschauspiel-dresden.
de 1 Theaterpädagogik: [email protected] 1Die Bürgerbühne: [email protected] 1 Interessensgemeinschaft Schau­spiel Dresden : [email protected] 1 Förderverein: [email protected]
1 Internet www.staatsschauspiel-dresden.de
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