werk, bauen +wohnen Nr. 6/2011

Werbung
Forum IWettbewerb
ort den'W'egzug des Kantonsspitals verkraften. In
genommen wurde. Im Gründerbau ist eine ku.-
turelle Nutzung vorgesehen. Für die Diskussio-
Projektwettbewerb Umba u u nd Erweiteru ng
der Nachbarschaft ist das Zentrum Frauensteinmatt mit Pfegezentrum, Familien- und A.lterswohnungen von Michael Meier und Marius Hug
Theiler-Areal, Zug
soeben fertiggestellt worden (vgl. Zentrum ohne
Tanzum ein
Wir[schaftssym bol
Mitte, in: werk, bauen + wohnen 7-812005).
ln Ztg entsteht eine neue Stadtsilhouette,
der
der'W'ettbewerbsbeiträge bilden der Hochbau, d,--
Theiler-Haus und die Shedhalle dennoch den s.'
meinsamen Bühnenraum. Die Hauptaufgabe b.stand darin, die Geschichte des Ortes, unterschiec'
Dass der Konstrukteur Richard Theiler 1896
liche Bautypologien und Gebäudegeometrien in.
& Co,
baulichen Bestand, Landschaftsbezüge und d:.
Standort boomt. 2010 wurden Baugesuche mit
sein nElectrotechnisches Institut Theiler
Investitionen in der Höhe von 1,3 Milliarden
Franken eingereicht, und im Zeitraum von 2005
nicht im damaligen Industriequartier, sondern an
bis 2020 rechnen die Mittelschulen und Gymna-
hat seinen Grund: Er hatte es auf Nachwuchs für
und Schüler, eine Mensa, eine Turnhalle, Ausse:'
mit einem'§ü'achstum der Schülerzahlen von
28 Prozent. Um der steigenden Nachfrage nach
die Entwicklung und Produktion seines'W'echsel-
räume sowie das Museum für Urgeschichte(n), da,
stromzählers abgesehen. Aus Theilers Institut ist
bereits heute in der Shedhalle untergebracht ist.
sien
der Hofstrasse neben dem Knabeninstitut baute
&
Schulraum gerecht zu werden, hat der Kanton
später der'§?'eltkonzern Landis
Zug 2010 zwei 'W'ettbewerbe gleichzeitig ausgeschrieben: Für das Gymnasium in Menzingen
Nach 1905 wurde der Gründerbau,
wurden die Architekten Bünzli
&
Courvoisier aus
Raumprogramm zusarnmenzuftigen: Unterricht.'
,
Gyr entstanden.
das
Theiler-
Haus, in Etappen durch eine Shedhalle, Nebenbauten und 191
I
durch einen fünfgeschossigen
Zürich ausgewählt, den Zuschlag ftir den Umbau
Hochbau erginzt. Seit 2007 steht das ganze En-
und die Erweiterung der\Tirtschafts- und Fachmittelschule auf dem Theiler-Areal in Zug erhielt
semble unter kantonalem Schutz.
das Nachwuchsbüro
Darlington Meier Architek-
ten, ebenfalls aus Zürich.
Geburtsort von Landis & Gyr
Das
Theiler-fued liegt im südlichen Entwicklungs-
und Gemeinschaftsräume für 400 Schülerinne:
Ns Zeitzstge
Beziehungen als Programm
Mit zwei Eingriffen haben die Sieger Darlingto:
Meier diese Aufpbe
-
den architektonischen Tän:
um das'W'irtschaftssymbol Theiler-Areal
-
au,
Geburtsort von
Sicht der Jury am besten gelöst: Ein langgestreciter Schulbau ist hangseitig an den bestehendei:
Landis 6r Gyr und umgeben von herrschaftlichen
Hochbau angegliedert. Er folgt im Grundriss de:
Villen, Obstgärten sowie der Fachmittelschule
Grundstücksgrenze und hdlt einen parallelen Ab-
ftir die frühe Stadtenwicklung,
als
Athene besitzt das Theiler-Areal ftir das kollektive
stand zur geknickten Längsgeometrie der Shec-
Gedächtnis vonZrg die Aura eines bedeutenden
halle ein. Die Gebäudehöhen sind mit Rücksich:
'§?'irtschaftssymbols.
auf die Gesamtkomposition und auf die Au.-
gebiet der Stadt anschliessend an die Altstadt auf
So ist zumindest politisch erklärbar, wieso das
sichtsqualität der Nachbarn abgestuft. AIs zweire
einer Sonnenterrasse zwischen dem See und den
Theiler-Haus trotz seiner prominenten Stellung
Massnahme setzen die Verfasser auf die nördlichr
Hängen des Zugerbergs. 2008 musste der Stand-
im Areal nicht in den Bearbeitungsperimeter auf-
Rückseite des Areals einen fachen Tirrnhallenbau
Zwischen Schulhaus, Shedhalle und Turnhalle
Geschütztes historisches Theiler-Areal
entsteht so ein zentraler Pausenplatz, dieAnkuntr
und Mitte im Areal. Hier hat man die Übersichr
über die §?'ege tndZugdngezu einzelnen Nutzungen. Eine Gasse entlang der Aula und der Mensa
verbindet den historischen Hochbau mit denr
Pausenplatz.
Ohne eine übergeordnete ortsbauliche Geometrie einzuführen, entstehen räumliche Beziehungen und Begegnungsmöglichkeiten, die dem
Schulalltag der'§7'irtschafts- und Fachmittelschule die gewünschte Dichte an Austausch bring.n.
Die Form und die Organisation
des Schulneubaus
sind der Entwurßidee und der Suche nach Massstäblichkeir untergeordnet, die eigentlichen Schulzimmer erst ab dem ersten Obergeschoss unterge-
bracht. Hier gibt
es
eine zweite Pausenhalle mit
',f,#
,+
E
!ll
:{,
.äf
-
#
E
Siegerprojekt von Darlington Meier Architekten, Zürich
direktem Ztgangzum hangseitigen Obstgarten.
missverständlich pragmatisch teilen sie mit, dass
Die innere Verteilung der Nurzungen, der Tiag-
Mit den Spezialräumen im obersten
Geschoss set-
die im Theiler-Areal historisch belegte unterneh-
werksenrwurf, die vorgeschlagene Vorfabrikation
zen die Architekten dem Schulneubau architek-
merische Zielstrebigkeit und \Wandelbarkeit auch
und die daraus abgeleitete architektonische Ge-
tonisch eine Krone auf.
beim Bau der Schulanlage architektonisch stili-
staltung folgen ihrer strengen Entwurfsidee. Dass
Die Jury bemerkt zu Recht kritisch, dass die
vorgeschlagene Materialisierung des Hochbaus
siert werden kann. Die \Wirtschafts- und Fachmit-
daraus gewisse Zwänge (Schulhaus), Abhängig-
telschule, die Türnhalle, die Aula, die Mensa und
mithilfe von gestapelten Holzrahmen, die beab-
das Museum bringen sie über eine
keiten und Engpässe bei der Anordnung einzelner
Nutzungen (Sportbereich und Mensa) entstehen.
sichtigte Abgrenzung zur bestehenden Industrie-
halle überdeckte «Strasse» in einen räumlichen
architektur durch materialisierte Leichtigkeit und
und funktionalen Zusammenhang. Es entsteht
eine neue, rechrwinklige Anlage. Die Form des
Freundlichkeit, zu überdenken ist.
Vermessene Umarmung
von der Shed-
kann der Entwurf verkraften, die Jury hat ihn
dennoch richtig bewertet.
Schulneubaus wird beim Anschluss an den Hoch-
Fotofinish
bau als Fuge ausformuliert, am Kopf isr sie leicht
Michael Meier und Marius Hug (2. Rang) vertre-
überhöht. Ein Vorplatz, grosszügige Aussentrep-
Nach drei Bewertungsrunden und einer vertieften Beurteilung der beiden besten Projekre hat
ten mit ihrem Vorschlag eine strengere Haltung.
pen und die Aussensportanlage schliessen
das
das Beurteilungsgremium dasjenige Projekt aus-
Den Anschluss an die Aufgabenstellung finden sie,
Theiler-Haus an die neue Anlage an, ohne dem
Gründerhaus dadurch das Alleinstellungsmerk-
gewählt, das neben dem Programm uden Besonderheiten des denkmalgeschützten Gebäudeen-
mal als Industriedenkmal zu nehmen.
sembles, am besten gerecht wurde. Im Vergleich
indem sie die Shedhalle mit dem Schulneubau
und dem Hochbau geometrisch umarmen. LJn-
6l2ort
werk, bauen +wohnen
5'l
Forum lWettbewerb
Zweitplatrierter Entwurf von Michael Meier und Marius Hug, Zürich
Teilnehmer
mit den übrigen
sechs Beiträgen haben die Sieger
und die Zweitplarzierten mit Abstand die besten
und Freistellen sind sie dabei zur Shedhalle, die
im Innern massiv umgebaut wird, respekwoll auf
ihnen als Einzige
Ansätze vorgeschlagen. Unterschiedlich waren
ihre jeweiligen Argumente, wie jenes, dass vom
Distanz gegangen.Ztsdem ist
Standpunkt einer beziehungsreichen Architektur
anspruchen und damit ein gutes Argument einzubringen, das allerdings auch seinen Preis hat:
aus das Sowohl-als-auch
von Respekt und Neu-
es
gelungen, den erweiterten Perimeter nicht zu be-
zusetzen ist. Durch die Erweiterung der Shedhal-
Zahbeiche Räume sind gemäss Jurybericht zu
klein, die Aussenräume eher knapp bemessen.
le zu einem zentralen Innenraum haben Meier
Im Umgang mit einem sensiblen Industrie-
Hug den Respekt vor dem Bestand der Idee un-
denkmal haben beide Projekte, oMA \WAN, und
nRichard lr, den Tiend hin zu einem integrieren-
interpretation im Theiler-Areal entwerferisch um-
tergeordnet, das Areal - kohärent zu früheren
Veränderungen und streng nach der eigenen Entwurfsidee - in eine neue, eigenständige Architek-
den Entwurfsdenken vertreten. Dass dabei das
eingeladene Nachwuchsbüro und ein Entwurf mit
turpassform überzuführen. Darlington Meier ist
mehr Kompromissbereitschaft gegenüber dem
der Spagat mithilfe der akribischen und letztlich
vorgefundenen'§?'irtschaftssymbol obsiegten' ist
erfolgreichen Suche nach der Massstäblichkeit
von Zwischenräumen,'§V'egen und Nutzungsbe-
nachvollziehbar. Der Vergleich mit Rang zwei ldsst
ziehungen gelungen. Durch Anbauen, Umbauen
Fotofinish gefallen ist.
52
werk,
bauen+wohnen
6l2oll
aber annehmen, dass die Entscheidung
in einem
Thomas Stadelmann
r. Preis: «MA WAN,, Darlington Meier Architekten AC, Zürich
(Nachwuchsbüro); z. Preis: nRichard 1,, Michael Meier und Marius
Hug Architekten AC, Zürich; 3. Preis: giuliani.hönger dipl.
Architehen ETH BSA SlA, Zürich. Weitere Teilnehmer nach Präqua
lifrkation: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Lugano; Albi
Nussbaumer Architekten ETH BSA 5lA, Zug; :mlzd, Biel; Arge Park
Peter Atthaus, Markus Lüscher + Jan Kinsbergen, Zürich; von
Ballmoos Krucker Architekten, Zü rich
Jury
Sachpreisrichter/innen: Heinz Tännler, Regierungsrat, Baudirektor
des Kantons Zug (Vorsitz); Patrick Cotti, Regierungsrat, Bildungsund Kulturdirehor des Kantons Zug; Peter Hegglin, Landammann
Finanzdirektor des Kantons Zug; Michael Truniger, Leiter Kantona'
les
Amt für Mittelschulen, Zug; Gabriela Rey, Rektorin Fachmittel'
schule FMS Zug; UIrich Stalder, Rehor Wirtschaftsmittelschule
WMS Zug; Stefan Hochuli, Leiter Amt für Archäologie und Denkmalpflege,
Zug.
i
Fachpreisrichter/innen: Herbert Staub, Kantonsbaumeister,
Hochbauamt Kanton Zug; Urs Kamber, Leiter Planung und Bau,
Hochbauamt Kanton Zug; Beat Aeberhard, Stadtarchitekt Zug;
Wim Eckert, Architekt, e2a Architekten, Zürich; Adrian Meyer,
Architekt, Burkard Meyer Architekten, Baden; Reto Pfenninger,
Architekt, agps Architekten, Zürich; Astrid Staufer, Architektin,
Staufer Hasler Architekten, Frauenfeld; Tomaso zanoni, Architekt
Zanoni Architekten, Zürich /Zug.
Herunterladen