Herz- und Skelettmuskelveränderungen bei HIV Abschätzung des

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M E D I Z I N
DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
screenen nimmt dadurch zu. Aufgrund der derzeitigen Argumentationslage läßt sich jedoch ein flächendeckendes Screening in Deutschland
nicht rechtfertigen. Vielmehr sollte
eine individuelle Krebsfrüherkennung nach Übereinstimmung mit
dem informierten Patienten erfolgen,
das heißt willigt der Patient in die
PSA-Bestimmung im Rahmen einer
ärztlichen Untersuchung ein, dann
sollte er darüber aufgeklärt werden,
daß bei erhöhtem PSA-Wert eine
Prostatabiopsie durchgeführt wird.
Jede Früherkennungsmaßnahme sollte vom Urologen dokumentiert werden. Diese risikoadaptierte
Vorsorge berücksichtigt insbesondere die Lebenserwartung und die familiäre Belastung des betreffenden
Patienten. Diesem müssen die Vorund Nachteile der Krebsvorsorge
dargelegt werden, und zwar bevor
die beiden Tests rektale Palpation
und PSA durchgeführt werden. Der
Patient sollte verstehen, daß Früherkennung die beste Art ist, um sein
Risiko zu minimieren, am Prostatakarzinom zu sterben.
Mit Abstimmung des Arbeitskreis Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Urologie und des Berufsverbands Deutscher
Urologen: J. E. Altwein, München: A. Böhle, Lübeck; T. Ebert, Fürth; W. Höltl,
Wien; G. Jakse, Aachen; G. H. Mickisch,
Rotterdam; K. Miller, Berlin; K. Pummer,
Graz; H.-P. Schmid, Bern; B. J. SchmitzDräger, Düsseldorf; J. Schubert, Jena; L.
Weissbach, Berlin; M. Wirth, Dresden
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-772–777
[Heft 12]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf
das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über die Internetseiten (unter http://www.aerzteblatt.de)
erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Manfred Wirth
Klinik und Poliklinik für Urologie
Universitätsklinikum
Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Fletscherstraße 74
01307 Dresden
Abschätzung des Risikos für Trisomie 21
Derzeit wird in England allen
Schwangeren, die älter als 37 Jahre
sind, eine Amniozentese zur Feststellung von Chromosomenaberrationen des Embryos empfohlen. Damit werden, statistisch gesehen, 30
Prozent aller betroffenen Feten
identifiziert.
Etwa 80 Prozent aller Feten mit
Trisomie 21 könnten gefunden werden, wenn das Risiko durch eine
Kombination von mütterlichem Alter und sonographischer Messung
der Dicke der fetalen Nackenfalte
zwischen der 10. bis 14. Schwangerschaftswoche bestimmt würde, haben
englische Wissenschaftler festgestellt.
Um Abweichungen zu minimieren, wurde jeweils auch die ScheitelSteiß-Länge des Embryos einberechnet, da dieser Wert auch die Dicke des
Unterhautgewebes im Nacken des Feten mit beeinflußt.
Diese Risikoberechnung wurde
anhand einer Gruppe von 96 127 Frauen im Alter von 14 bis 49 Jahren (Mittelwert 31 Jahre) überprüft, bei denen
eine Einlings-Schwangerschaft zwi-
schen der 10. und 14. Woche bestand.
Die Ultraschalluntersuchung wurde
vorgenommen von 306 mit dieser
Technik erfahrenen Ärzten in 22 gynäkologischen Zentren.
Wenn die Berechnungen ein hohes Risiko für das Vorliegen einer Trisomie 21 ergaben, wurden die Eltern
beraten, und ihnen wurde eine Amniozentese oder eine Chorionzottenbiopsie angeboten. Diese Methode, so
urteilte die Gruppe aus der Abteilung
für Neonatologie des Londoner King’s
College, erlaubt die Identifikation von
etwa 80 Prozent aller Feten mit Trisomie 21. Allerdings müßten trotzdem
invasive Untersuchungen bei, statistisch gesehen, jeweils etwa 30
Schwangeren durchgeführt werden,
um in jeweils einem Fall eine sichere
Diagnose zu stellen.
silk
Snijders RJM et al.: UK multicentre project on assessment of risk of trisomy 21 by
maternal age and fetal nuchal-translucency thickness at 10–14 weeks of gestation. Lancet 1998; 351: 343–346.
Prof. H. K. Nicolaides, Fetal Medicine
Foundation, 8 Devonshire Place, London W1N 1PB, Großbritannien.
Herz- und Skelettmuskelveränderungen bei HIV
HIV-Infizierte klagen häufig
über Myalgien. 3´-Azido-3´-deoxythymidine (AZT) kann bei hoher Dosierung nach durchschnittlich zwölfmonatiger Therapie eine reversible, toxische, mitochondriale Myopathie von
Herz- und Skelettmuskulatur induzieren, die unabhängig vom Stadium der
Erkrankung sowie der Zahl der CD4+Zellen ist. Typisch ist eine Besserung
der Symptome nur nach Absetzen von
AZT. Eine häufig beschriebene Myopathie bei HIV-Erkrankung ist die Polymyositis.
Die distale symmetrische Polyneuropathie stellt die häufigste periphere Neuropathie bei HIV-Erkrankungen dar. Eine Rhabdomyolyse mit
Auflösung der Muskelfasern, CK-Anstieg und Myoglobinurie kann in jedem Stadium der HIV-Infektion auftreten. Im Rahmen der HIV-Infektion
kommt es auch zu pathologischen Veränderungen des Herzens. Die Prävalenz der Herzmuskelerkrankungen
steigt mit sinkender CD4+-Zahl und
mit dem Auftreten opportunistischer
Erkrankungen. Sie sind verantwortlich
für bis zu sechs Prozent der Todesfälle
bei AIDS.
Autoptisch findet man bei 47 bis
52 Prozent der Patienten eine Myokarditis. Sie stellt die häufigste kardiale Komplikation der HIV-Infektion dar. Dilatative Kardiomyopathien
treten erst im Endstadium des AIDS
mit einer Häufigkeit von bis zu 40
Prozent auf. Auch Malnutrition im
Rahmen des Wasting-Syndroms mit
Selenmangel kann zu einer Kardiomyopathie führen.
Das Auftreten einer infektiösen
Endokarditis findet sich fast nur als
Komplikation bei Patienten mit zusätzlichem i. v.-Drogenabusus.
rei
Reimertz C.: Herz- und Skelettmuskelveränderungen bei HIV: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse. Infektionsepidemiologische Forschung (Robert Koch-Institut) 1997; 3: 47–50.
Dr. med. Christoph Reimertz, Roßdorfer
Straße 37, 60385 Frankfurt.
Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 12, 26. März 1999 (49)
A-777
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