PRESSESPIEGEL 3. Juli 2009 Die Presse, 03.07.2009

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Der Standard, 3.07.2009
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3. Juli 2009
APA0163 5 KI 0659
Do, 02.Jul 2009
Musik/Theater/Oper/Kriminalität/Wien/Kritik
"The Infernal Comedy": Malkovich gab Kostproben seiner Kunst BILD
Utl.: Im Ronacher überzeugt ein ungewöhnliches Musiktheaterprojekt
nicht zur Gänze, beweist aber dennoch die Genialität eines
Schauspielstars (Von Wolfgang Huber-Lang/APA) =
Wien (APA) - John Malkovich kann niemand das Wasser reichen. Deshalb steht das Glas bereits auf dem
Lesungstischchen, als der Hollywoodstar scheinbar privat und doch längst in seiner Rolle als Jack
Unterweger die Bühne des Ronachers betritt. Leider, die Staatsoper sei es nicht geworden, bedauert er in
gespielt schlechtem Englisch, doch laut seinem Verleger sei dieses Haus ohnehin besser als Auftakt der
Promotion-Tournee für seine Memoiren geeignet. "The Infernal Comedy", seit gestern für fünf Vorstellungen
in Wien zu sehen, ist ein gefinkelter, ungewöhnlicher Abend, an dessen Ende man sich jene berühmte Frage
stellt, die auch das Wasserglas betreffen könnte: Halb voll oder halb leer?
Malkovich ist ein großer Könner. Diese Erkenntnis gewinnt man (so man sie nach Filmen wie "Gefährliche
Liebschaften", "In the Line of Fire" oder "Being John Malkovich" nicht schon längst gewonnen hat) bereits in
den ersten Minuten der rund eineinhalbstündigen Aufführung. Malkovich, der auch schon den Malerfürsten
Gustav Klimt gegeben hat (in einem ansonsten wenig überzeugenden Streifen von Raul Ruiz), verfügt über
ausnehmend hohe Bühnenpräsenz, erzeugt mit geringsten darstellerischen Mitteln Spannung und spielt
souverän mit den mehreren Konstruktions-Ebenen dieses Ausnahme-Projekts, das den US-Star mit
österreichischen Künstlern wie Kostümbildnerin Birgit Hutter, Dirigent Martin Haselböck sowie Regisseur und
Autor Michael Sturminger rund um ein österreichisches Thema zusammengebracht hat.
Malkovich trägt wie Jack Unterweger bei seinen öffentlichen Auftritten einen weißen Anzug, dazu ein
schwarzes Hemd mit weißen Punkten und eine Sonnenbrille. Es gehe nicht darum, Unterweger zu imitieren,
hatte Malkovich im Vorfeld versichert, sondern die Ahnung eines völlig disparaten Charakters zu geben, der
auf viele Menschen faszinierend wirken konnte und gleichzeitig zum Serienmörder wurde. "Wenn ich ein
Problem hatte, war immer eine Frau da, die sich darum gekümmert hat", erzählt seine Figur sardonisch
lächelnd, und wirft in die Runde: "Gentlemen, ich kann Ihnen nur raten, meinem Beispiel zu folgen!"
Zwei Frauen kommen stellvertretend für alle immer wieder auf die Bühne, und stellvertretend für jene
Frauen, die Unterweger ermordet hat, müssen sie sich auch immer wieder mit ihren BHs, die der
Schauspieler ihnen zuvor genüsslich über ihren Abendkleidern angelegt hat, strangulieren lassen. Das
passiert in einer Art stilisierten Realismus, der einem dennoch das Gruseln lehrt. Vor und nach ihrer
Ermordung dürfen die Sopranistinnen Laura Aikin und Aleksandra Zamojska jedoch noch wunderschön
singen, von Liebe, Leiden und Tod.
Denn das ganze Unternehmen, das vor einem Jahr unter abenteuerlichen Umständen in Los Angeles
entwickelt und erstmals gezeigt wurde, ehe es nun in Wien für eine Tournee überarbeitet wurde, ist
eigentlich ein Musiktheaterprojekt für Barockorchester. Haselböck, der auch in Los Angeles ein BarockEnsemble leitet, wollte damit die im 18. Jahrhundert populäre Form des Melodrams, einer Verbindung von
Schauspiel und klassischer Musik, wiederbeleben. So hört man, gespielt von der Wiener Akademie, immer
wieder herrliche Musik und Arien von Vivaldi, Mozart, Haydn, Beethoven und Carl Maria von Weber.
Der Kontrast zwischen Barockmusik und dem modernen Kriminalstück funktioniert, bringt eine interessante
Spannung in den Abend. Doch nicht nur die "Confessions of a Serial Killer" sind in der etwas hurtig
hingeworfenen Textfassung von Michael Sturminger (inklusive Wikipedia-Zitate über Unterweger, die als
Beweis dafür dienen, dass es nicht einmal im Internet die Wahrheit zu finden gibt) ein wenig zu viel
versprochen, auch Malkovich zeigt bestenfalls eine Fingerübung. Angesichts eines Schauspielers seines
Formats steckt jedoch in seinem kleinen Finger mehr Genialität als bei anderen Kollegen in deren beiden
Händen, könnte man mit großer Berechtigung einwenden. Die Jury beantwortet daher die eingangs gestellte
Frage und plädiert auf: halb voll! Und wünscht sich den Zuschauerraum des Ronachers bis 5. Juli: ganz voll!
(S E R V I C E - "The Infernal Comedy", Ein Musiktheaterprojekt für Barockorchester, zwei Soprane und
einen Darsteller von Michael Sturminger (Text), Birgit Hutter (Kostüme) und Martin Haselböck (musikalische
Konzeption). Mit John Malkovich, Laura Aikin und Aleksandra Zamojska, Bis 5. Juli im Ronacher,
http://www.musicalvienna.at, Karten: 01 / 58885 bzw. http://www.wien-ticket.at)
(Schluss) whl/ly
APA0163
2009-07-02/11:06
021106 Jul 09
PRESSESPIEGEL
3. Juli 2009
"Vorarlberger Nachrichten" vom 03.07.2009
Ressort: Kultur
Seite: D4
An Wiener Bühnen
Der Würger auf der Bühne
Wien (VN-RW) Michael Sturminger hat sich in ein seltsames Unternehmen eingelassen. Er hat für den
amerikanischen Schauspieler John Malkovich einen Monolog geschrieben, wobei der Hollywood-Star hier
keine bedeutende Persönlichkeit, sondern einen Serienkiller verkörpert - Jack Unterweger, den
österreichischen Prostituierten-Mörder. Neben dem Monolog dirigiert Martin Haselböck sein Orchester
"Wiener Akademie" und nennt das Ergebnis ein "Melodram". Tatsächlich ist es ein kruder Genremix.
Nur oberflächlich-spekulativ
Zwei Damen singen Klassisches. Sie werden von einem Mann im weißen Anzug umkreist. Sexuell
belästigt. Brutal angegriffen. Und schließlich erwürgt. "John Malkovich ist Jack Unterweger" lockte eine
Unmenge von Medien ins Wiener Ronacher. Das Ergebnis ist mager: "Jack Unterweger" verrät nicht viel
mehr, als dass sein Ego erst befriedigt werden konnte, als man ihn als Serienmörder entsprechend
"beachtete". Das Ganze ist nicht tiefgründig, sondern oberflächlich-spekulativ, und Malkovich erweckt den
Eindruck, als mache er sich über das Publikum lustig. Vielleicht tut er es in seiner Eigenschaft als
Unterweger, vielleicht in seiner Eigenschaft als Malkovich. In keinem Fall rechtfertigt es diesen Abend.
Weitere Aufführungen der "Infernal Comedy" im Wiener Ronacher bis 5. Juli: www.musicalvienna.at
Bild: John Malkovich und Laura Aikin als Jack Unterweger samt Opfer. Bild: (Foto: APA)
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3. Juli 2009
"Salzburger Nachrichten" vom 03.07.2009
Ressort: Kultur
Seite: 10
ERNST P. STROBL
Der Würger aus Hollywood
John Malkovich spielt im Wiener Ronacher in einem Melodram Jack Unterweger
ERNST P. STROBL Wien (SN). Vermisst hat ihn keiner, aber jetzt ist er wieder da, der "Häfenliterat" und
Serienmörder Jack Unterweger (1950-1994). Das aufsehenerregende daran ist, dass dieser Typ von einem
Hollywoodstar dargestellt wird und die Geschichte eingebunden ist in eine melodramatische Mischung aus
Schauspiel und Arienabend. "John Malkovich ist Jack Unterweger", steht auf dem Plakat am Ronacher, der
Schauspieler jedoch bestritt das und sagte, er wolle nur eine Ahnung dieses mörderischen Charakters und
seine Faszination auf die Umwelt wiedergeben. Eine Ahnung? Nein, dieser Schauspieler hat nicht nur auf
Leinwand, sondern auch auf der Bühne eine enorme Präsenz, hat ein Lächeln zum Fürchten, einen Charme
zum Gruseln, ist völlig unberechenbar, bösartig, sadistisch und kann schauen. Einfach schauen, aber wie!
"The Infernal Comedy" entstand in der Zusammenarbeit von John Malkovich mit Bühnenbildnerin Birgit
Hutter, dem Regisseur Michael Sturminger, der den Text schrieb, und dem Dirigenten Martin Haselböck, der
"passende" Leidensarien von Vivaldi, Mozart, Haydn und Beethoven suchte und mit seiner Wiener Akademie
mit Originalinstrumenten mitunter glanzlos aufführte.
Diese Arien, darunter Haydns ausufernde "Berenice"-Szene, zogen den Abend ein wenig in die Länge.
Das lag weniger an den beiden Sopranistinnen. Aleksandra Zamojska, in Salzburg lebende Polin, sang mit
innig-geschmeidigem Ton, die Amerikanerin Laura Aikin dramatisch zugespitzt, beide schafften das
Kunststück, sich beim anspruchsvollen Singen nicht von den handfesten Zudringlichkeiten des
"Frauenmörders" irritieren zu lassen. Malkovich alias Jack Unterweger demonstrierte mit spielerischem
Zynismus, wie er die Frauen mit Büstenhaltern erdrosselte.
Dabei gab es zu Beginn allerhand Amüsement, wie sich Unterweger im weißen Dandy-Anzug zur Lesung
einfand, vor allem, weil Malkovich in gespielt schlechtem Englisch sprach und sich beklagte, dass es "leider
nicht die Staatsoper" sei, sondern nur dieses Ronacher, in das ihn sein Verleger gesteckt hatte. Unterweger
schwadronierte über die Rolle seiner Mutter und über seine zweifelhafte Karriere ("ich wollte immer jemand
sein") oder machte sich über den Wikipedia-Eintrag mit angeblichen Wahrheiten zu seiner Mörderlaufbahn
lustig. Zwischendurch flippte er kurz aus, schlich sich an die Frauen, quälte ein bisschen, würgte drastisch
anschaulich, begrub die eine unter Büchern. Zuletzt spielte er suizidales Strangulieren. Als man glaubte, das
Auge bräche und er habe ausgezittert, lacht er und meint, man solle doch morgen wiederkommen, vielleicht
tue er es dann (Ronacher, bis 5. Juli).
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3. Juli 2009
"Tiroler Tageszeitung" Nr. 181-IA vom 03.07.2009
Ressort: Kultur
Seite: 17
Illustrer Besuch aus dem Totenreich
Jack Unterwegers Wiederauferstehung: Unausgegorene Mordoper mit John Malkovich als Häfenpoet im
Ronacher.
Bernadette Lietzow
Wien -Angekündigte Knaller finden nicht statt: in Kathrin Zechners Ronacher setzt man gerne auf große
Namen und erntet, siehe Mel Brooks' "The Producers" im Vorjahr, ansehnliche Flops. In diese Tradition reiht
sich nun offensichtlich auch die mit Pomp beworbene Premiere von "The Infernal Comedy" am vergangenen
Mittwoch.
Niemand Geringerer als Hollywoodstar John Malkovich schlüpft in der mit "Confessions of a Serial Killer"
untertitelten musikalischen Revue in die Rolle des heimischen Ripper Jack Unterweger. Im vom
österreichischen Regisseur und Filmemacher Michael Sturminger verantworteten Libretto stellt Jack
Unterweger im Rahmen einer Lesung post mortem seine "wahre" Biografie vor: begleitet von spätbarocken
Melodien begibt sich der Frauenmörder auf eine Zeitreise durch sein "patschertes" Leben. Arien von Gluck,
Vivaldi, Haydn und Mozart untermalen und kommentieren Unterwegers vertrackte Kindheit, seinen ersten
Mord, den langjährigen Gefängnisaufenthalt, seine Existenz als vermeintlich resozialisierter "Knastpoet" und
seinen Selbstmord nach dem letzten Schuldspruch.
Dünnes Konzept
Zwei großartige Sopranistinnen, Laura Aikin und Aleksandra Zamojska, begleitet vom etwas übersteuerten
Originalklangensemble Wiener Akademie unter Martin Haselböck, werden bedauerlicherweise in ihrem
Vortrag von eher peinlichen Einfällen des Regieduos Malkovich/Sturminger gestört. Die Zentralgestalt des
Abends, der als Valmont in "Gefährliche Liebschaften" und zuletzt in "Burn after reading" der Coen-Brüder
brillante Malkovich, bleibt als Jack Unterweger ziemlich blass.
Das dünne Konzept des Musiktheaterprojekts, das in der Grundidee von Haselböck, Sturminger und
Malkovich an die Tradition der Melodramen des 18. Jahrhunderts anknüpfen sollte, vermag auch ein
Schauspielstar nicht mit Leben zu füllen. Malkovich irrlichtert, im weißen Anzug, in dessen Hosentaschen die
später zum Mord benötigten Büstenhalter schon auf ihren Einsatz warten, verloren über die Bühne, spielt mit
Schnüren (Frauenwürger!) und biedert sich in fragwürdiger Entertainer-Manier dem Publikum an.
Unfreiwillig komisch
Dieses, hörbar hingerissen vom zweifelhaften Charme Malkovichs/Unterwegers dankt mit heftigem
Zwischenapplaus. Da der Abend sich jedoch unentschlossen zwischen Grauen und Ironie dahinschleppt,
geraten die als beklemmend angelegten Szenen um die problematische Figur Unterweger unfreiwillig
komisch. Schade auch, dass das in der 2008 erfolgten Voraufführung in Los Angeles die Bühne
bereichernde Video von Alexander Hutter mit Straßenszenen aus L.A. und Wien im Ronacher nicht zum
Einsatz kam. Schade auch um den Stoff, um die Geschichte dieser dunklen Gestalt Unterweger, die eine
facettenreichere, radikalere und nicht zuletzt auch leidenschaftlichere Behandlung verdient hätte. Patschert.
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3. Juli 2009
"Kleine Zeitung" vom 03.07.2009
Ressort: KULTUR
Seite: 88
FRIDO HÜTTER
Steiermark
Vom Charme des Serienkillers
US-Kinostar John Malkovich brilliert in Michael Sturmingers Jack-Unterweger-Montage "The Infernal
Comedy". Ein Wiener Gastspiel von hohem Niveau.
FRIDO HÜTTER
Jack Unterweger ist tot. Aber auf Lesetournee mit seinem neuen Buch. In diesem, verspricht der
Serienkiller, stehe die ganze Wahrheit über seinen Fall. Ein großes Versprechen von einem Täuscher und
Versteller, der von sich sagt: "Mein erster Ausdruck als Kleinkind war ein Lächeln. Es war eine Lüge."
Nun also ist er unterwegs, um in verbindlichem Plauderton für sich und sein literarisches Produkt zu
werben. Der Verlag hat ein Orchester und zwei Sopranistinnen mit auf die Reise geschickt, die Thema-affine
Arien zum Besten geben und nebenbei auch als Role Models für den notorischen Würger herhalten müssen.
Übertitel des Abends: "The Infernal Comedy" - Die infernalische Komödie.
Dandylook
Der österreichische Theaterkünstler Michael Sturminger hat das Stück ersonnen und inszeniert. Martin
Haselböck dirigiert die von ihm ausgewählte Musik, von Mozart, Beethoven, Haydn und anderen.
John Malkovich, einer der bedeutenderen Protagonisten des Weltkinos, betritt die Bühne im weißen
Dandylook. Ja, so hat man den Multimörder und Gefängnisdichter in Erinnerung. Malkovich spricht Englisch
(ohne Übertitel) und sagt gleich zu Beginn lakonisch: "Neben dem geschätzten Gouverneur Arnold
Schwarzenegger bin ich ein Beispiel dafür, dass der österreichische Akzent unüberwindlich ist." - Heiterkeit
im Saal. In den folgenden 100 Minuten entwickelt der große Schauspieler ein Portfolio an Rollen, die vom
linkischen Prolo über den geschmeidigen Frauenversteher bis zum kühlen Todbringer reichen.
Teils nach Originalzitaten Unterwegers, teils fiktiv, schwadroniert Malkovich über Frauen, Kindheit,
Gesellschaft, wandert
im Publikum herum und erwürgt, fast en passant, eine Frau nach der anderen.
Wallungen
Einen wie Malkovich auf der Bühne zu sehen, feinste Nuancen seines Handwerks aus der Nähe
beobachten zu können, ließ einen Hauch Broadway ins Ronacher wehen. In New York sind die Auftritte von
Hollywood-Granden in kleinen Theatern ja üblich. Dass der 55-Jährige danach auch noch leutselig auf der
Premierenparty umher flanierte, brachte auch abgebrühte Adabeis in Wallung.
Das rund 30-köpfige Orchester der Wiener Akademie zeigt anfangs hörbare Mängel an Homogenität,
steigerte sich im Verlauf des Abends aber deutlich. Großartig von Beginn an fiel die Leitung der beiden
Sopranistinnen Laura Aikin und Aleksandra Zamojska aus. Der Abend, eine überarbeitete Version der
Uraufführung in Los Angeles im Vorjahr, wurde mit berechtigt stürmischem Beifall belohnt.
PRESSESPIEGEL
3. Juli 2009
"Kleine Zeitung" vom 03.07.2009
Ressort: KULTUR
Seite: 80
FRIDO HÜTTER
Kärnten
PREMIERE
Vom Charme des Serienkillers
US-Kinostar John Malkovich brilliert in Michael Sturmingers Unterweger-Montage "The Infernal Comedy".
Ein Wiener Gastspiel von hohem Niveau.
FRIDO HÜTTER
Jack Unterweger ist tot. Aber auf Lesetournee mit seinem neuen Buch. In diesem, verspricht der
Serienkiller, stehe die ganze Wahrheit über seinen Fall. Ein großes Versprechen von einem Täuscher und
Versteller, der von sich sagt: "Mein erster Ausdruck als Kleinkind war ein Lächeln. Es war eine Lüge".
Nun also ist er unterwegs, um in verbindlichem Plauderton für sich und sein literarisches Produkt zu
werben. Der Verlag hat ein Orchester und zwei Sopranistinnen mit auf die Reise geschickt, die Thema-affine
Arien zum Besten geben und nebenbei auch als Role Models für den notorischen Würger herhalten müssen.
Übertitel des Abends: "The Infernal Comedy" - Die infernalische Komödie.
Dandylook
Der österreichische Theaterkünstler Michael Sturminger hat das Stück ersonnen und inszeniert. Martin
Haselböck dirigiert die von ihm ausgewählte Musik, von Mozart, Beethoven, Haydn und anderen.
John Malkovich, einer der bedeutenderen Protagonisten des Weltkinos, betritt die Bühne im weißen
Dandylook. Ja, so hat man den Multimörder und Gefängnisdichter in Erinnerung. Malkovich spricht English
(ohne Übertitel) und sagt gleich zu Beginn lakonisch: "Neben dem geschätzten Gouverneur Arnold
Schwarzenegger bin ich ein Beispiel dafür, das der österreichische Akzent unüberwindlich ist". - Heiterkeit im
Saal. In den folgenden 100 Minuten entwickelt der große Schauspieler ein Portfolio an Rollen, die vom
linkischen Prolo über den geschmeidigen Frauenversteher bis zum kühlen Todbringer reichen.
Teils nach Originalzitaten Unterwegers, teils fiktiv, schwadroniert Malkovich über Frauen, Kindheit,
Gesellschaft, wandert
im Publikum herum und erwürgt, fast en passant, eine Frau nach der anderes.
Wallungen
Einen wie Malkovich auf der Bühne zu sehen, feinste Nuancen seines Handwerks aus der Nähe
beobachten zu können, ließ einen Hauch Broadway ins Ronacher wehen. In New York sind die Auftritte von
Hollywood-Granden in kleinen Theater ja üblich. Dass der 55-Jährige danach auch noch leutselig auf der
Premierenparty umher flanierte, brachte auch abgebrühte Adabeis in Wallung.
Das rund 30-köpfige Orchester der Wiener Akademie zeigt anfangs hörbare Mängel an Homogenität,
steigerte sich im Verlauf des Abends aber deutlich. Großartig von Beginn an fiel die Leitung der beiden
Sopranistinnen Laura Aikin und Aleksandra Zamojska aus. Der Abend, eine überarbeitete Version der
Uraufführung in Los Angeles im Vorjahr, wurde mit berechtigt stürmischem Beifall belohnt.
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3. Juli 2009
"Neues Volksblatt" vom 03.07.2009
Ressort: Kultur
Seite: 19
Linz
Ein Ladykiller, leider auch im buchstäblichen Sinn des Wortes
Premiere: "The Infernal Comedy", Musiktheater mit Hollywoodstar John Malkovich als Jack Unterweger, im
Wiener Ronacher
Von Renate Wagner
Die Damen stehen im Abendkleid auf der Bühne des Ronachers und singen Klassisches, dramatische
Arien von Mozart, Haydn u. a. Sie werden von einem Mann im weißen Anzug umkreist. Sexuell belästigt.
Brutal angegriffen. Und schließlich mehrfach mit Büstenhaltern erwürgt. Jack Unterweger ist los, die
"Confessions of a Serial Killer" haben Wien erreicht (nach der Uraufführung in Los Angeles im Vorjahr).
"The Infernal Comedy" nennen die Schöpfer ihr Werk, obwohl von "Comedy" keine Rede sein kann. Das
Ganze ist auch nicht "infernal", sondern einfach ein kruder Genremix. Der fiktive Monolog eines echten
(mittlerweile verstorbenen) Frauenmörders, eingebettet in klassische Musik: Martin Haselböck dirigiert sein
Orchester "Wiener Akademie" und nennt es ein "Melodram".
Tatsächlich ist es der Auftritt eines Stars in seltsamem Ambiente: "John Malkovich ist Jack Unterweger"
lockte
eine Unmenge von Publikum und Medien ins Wiener Ronacher, die Mischung von Hollywoodstar und
Frauenkiller wirkte offenbar unwiderstehlich. Da kam es gar nicht mehr darauf an, dass die Idee, die
entweder von Malkovich oder Haselböck oder von Autor Michael Sturminger kam, in keiner Weise
überzeugt. "Jack Unterweger" monologisiert ein wenig (mit dickem Schwarzenegger-Akzent, denn angeblich
sprechen alle Österreicher "so" Englisch), wobei man nichts anderes
hört, als dass das Ego dieses Underdogs erst befriedigt werden konnte, als man ihn als Serienmörder
entsprechend "beachtete".
Das Ganze ist nicht tiefgründig, sondern oberflächlich-spekulativ (siehe die Mord- szenen), und Malkovich
erweckt den Eindruck, als mache er sich über das Publikum lustig. Vielleicht tut er es in seiner Eigenschaft
als Unterweger, vielleicht in seiner Eigenschaft als Malkovich. Nur zum Teil rechtfertigt es diesen Abend.
Bis 5. Juli. Karten: 01/5 888 5
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Österreich, 3. Juli 2009
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