Bewerbung Diakoniepreis 2012

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Bewerbung
der Johannes Brenz Altenpflege gGmbH
für den
“Preis der Diakonie Baden - Diakoniepreis 2012“
Vorwort:
Die Johannes Brenz Altenpflege gGmbH betreibt ein Pflegeheim mit 66 Pflegeplätzen dem eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen mit 32 Wohneinheiten angeschlossen ist.
Vor mehr als 10 Jahren wurde einer der beiden Wohnbereiche organisatorisch und
konzeptionell speziell auf die besonderen Bedürfnisse an Demenz erkrankter Senioren eingerichtet.
Im Zuge der vielfältigen Anforderungen konnten für die 30 Senioren immer wieder
innovative Lösungen umgesetzt werden, zum Beispiel die Sicherung von Aufzug und
freier Innentreppe durch drehbare Sitzbänke.
Mit einem weiteren Baustein aus der Betreuung vor allem für die an Demenz erkrankten Senioren bewirbt sich die Johannes Brenz Altenpflege gGmbH für den ausgeschriebenen Diakoniepreis 2012.
Projektname:
“Rollbeet“
Bei der Arbeit mit Senioren wird großer Wert auf die Biografie der Pflegebedürftigen
gelegt. Unter anderem zeigt sich dies auch in der extra dafür vorgesehenen Dokumentation.
Gerade im ländlichen Raum ist zu beobachten, dass viele Senioren gerne mit Pflanzen und Gartenarbeit von klein an bis ins hohe Alter zu tun hatten bzw. haben möchten. Etliche Bewohner vermissen die bis zuletzt mögliche Tätigkeit im eigenen Garten.
Es existieren bereits viele schöne Beispiele für Demenzgärten, Freilandgärten und
Hochbeete etc.
Für die Jury stellt sich an dieser Stelle die Frage:
Was macht das Projekt „Rollbeet“ so einzigartig?
Wie unterscheidet es sich von bestehenden Projekten?
Die Problemstellung
Die Schwierigkeiten mit denen viele Senioren konfrontiert werden, sehen folgendermaßen aus:
a) Ich bin in meiner Bewegungsfreiheit so eingeschränkt, dass ich zwar mit Rollstuhl
oder Rollator noch nach draußen komme, aber wenn ich draußen bin sind mir weitere Aktivitäten verwehrt. Aus dem Rollstuhl ein Beet zu bepflanzen ist äußerst schwierig, man kommt einfach immer nur an den Randbereich. Die Gerätschaften sind nicht
griffbereit.
b) Ich kann mich gar nicht mehr nach draußen bewegen und möchte doch gerne hin
und wieder die ganze Fülle an Pflanzen erleben, nicht nur die Schnittblumen die mir
mitgebracht werden. Gerade bei Kräutern sind die intensiven angenehmen Düfte
wichtig.
c) Das Erleben des Jahresverlaufes war lebenslang ein wichtiges Element, vom sähen und pflanzen im Frühjahr über die Gartenarbeit im Sommer bis hin zum ernten
der reifen Früchte im Herbst.
Ein Lösungsansatz:
Auf diese und ähnliche Gedanken wurde im Brenzheim reagiert und darüber nachgedacht, wie diesen Menschen ein kleiner Zugang zur ihrem Hobby und damit eine
bessere Lebensqualität ermöglicht werden könnte.
Platz und Mittel für einen Demenzgarten waren und sind nicht vorhanden. Neue
Ideen mussten daher gefunden werden. In einem Satz gesagt:
“Wenn der Mensch nicht mehr in den Garten kann,
dann muss der Garten zum Menschen kommen.“
Am Ende der Überlegungen stand die Entwicklung eines fahrbaren Hochbeetes das
verschiedene Spezifikationen erfüllen sollte. Diese sind:
- Zugang von allen Seiten vor allem für Rollstuhlfahrer
- Möglichkeit bis ans Bewohnerbett zu kommen
- Möglichkeit für verschiedene Pflanzenarten (Blumen, Gemüse, Kräuter, Obst)
- leichte Bepflanzbarkeit im Rahmen der Aktivierung
- gute Transportfähigkeit
Der aus diesen Vorgaben entstandene Prototyp sieht folgendermaßen aus:
Die Umsetzung
Die mit der Aktivierung beauftragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das
Rollbeet aktiv angenommen und zusammen mit den Seniorinnen und Senioren verschiedenste Bepflanzungen mit sehr gutem Erfolg ausprobiert.
Positiver Nebeneffekt war, dass aus der eigenen Ernte auch weitere Aktivitäten entstanden sind. So konnten Beispielsweise Gemüsesuppen und Salate in kleinen
Gruppen selbst zubereitet, mit eigenen Kräutern gewürzt und verzehrt werden.
Interne Auswertung:
Anfangs mussten die Mitarbeiterinnen experimentieren, welche Pflanzen in der recht
trockenen Luft geeignet sind. Schnell wachsende Sojakeimlinge wurden zum Beispiel
von verschiedenen Bewohnern nicht akzeptiert, für Brunnenkresse musste eine Haube angeschafft werden.
Durch die Fahrbarkeit wurde das Beet gut angenommen, da es sich leicht umstellen
lässt und nicht im Weg steht.
Die Handhabung mit den herausnehmbaren, getrennten Behältern wurde als sehr
gut eingeschätzt, da dadurch auch mehrere Bewohner gleichzeitig in der Gruppe aktiviert werden können.
Der Prototyp ist etwas zu groß geraten, das Nachfolgemodell ist etwas kleiner und
die Anordnung der Behälter wurde geändert. Die Nutzung von verschiedenen Behältergrößen erleichtert variables Arbeiten.
Die Aktivierung kann Wetterunabhängig stattfinden.
Nutzen für die Bewohner
Stichwortartig sind einige Aspekte zusammengestellt:
- Erweiterung der Aktivierungsangebote
- Ermöglichen gärtnerischer Tätigkeiten
- Erhalt motorischer Fähigkeiten
- Motivation durch Förderung eigener Interessen
- Jahreszeitliche Orientierung durch Vegetationsphasen
- Stärkung des Selbstwertgefühls durch „eigenes Schaffen“ – „Ernteerfolg“
- ermöglicht regelmäßige Beschäftigung durch „Gartenpflege“
- wirkt sicherlich sinnstiftend, sich nützlich fühlen.
- auch bettlägerige Bewohner können profitieren durch Anregung des Geruchs- und
Geschmackssinns bei einer Einzelaktivierung mit Kräutern
- ebenso durch die Platzierung des Rollbeetes im Bewohnerzimmer als Blickfang
Fazit:
Das Rollbeet hat seinen großen Nutzen für die Senioren bewiesen. Die örtliche und
zeitliche Flexibilität einerseits und die vom Wetter unabhängige Nutzbarkeit andererseits hat zur Verbesserung der Lebensqualität sicherlich beigetragen. Das Rollbeet
kann und soll kein Ersatz für die freie Natur sein. Es trägt aber in großem Maße dazu
bei, das was draußen geschieht im kleinen Rahmen nach drinnen zu holen, und das
bei kleinem Aufwand für alle Beteiligten.
Dem zweiten Wohnbereich wurde Aufgrund der Ergebnisse ebenfalls ein Rollbeet zur
Verfügung gestellt und ist dort aktiv im Einsatz.
Unser Wunsch ist es, auch andere Einrichtungen für das Hochbeet zu begeistern,
möglichst viele Senioren sollen von unseren positiven Erfahrungen profitieren können. Eine Nutzung des Rollbeetes in Kindertagesstätten und in Behinderteneinrichtungen ist unsererseits ebenfalls vorstellbar.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Wolfach, den 25.11.2011
Markus Harter
Geschäftsführer
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