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Stand Juni 2016
Konzept zur
Stärkung der Eigenverantwortlichkeit
von Schülerinnen und Schülern
Ansatz:
Das Trainingsraumkonzept
Die Ziele und Leitlinien des Unterrichts an der Bertha-von-Suttner-Schule:
1.) Guter Unterricht (nach Hilbert Meyer)
1. Klare Strukturierung des Unterrichts (Prozess-, Ziel- und Inhaltsklarheit;
Rollenklarheit, Absprache von Regeln, Ritualen und Freiräumen)
2. Hoher Anteil echter Lernzeit (durch gutes Zeitmanagement, Pünktlichkeit;
Auslagerung von Organisationsaufgaben; Rhythmisierung des Tagesablaufs)
3. Lernförderliches Klima (durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene
Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge)
4. Inhaltliche Klarheit (durch Verständlichkeit der Aufgabenstellung, Plausibilität
des thematischen Gangs, Klarheit und Verbindlichkeit der Ergebnissicherung)
5. Sinnstiftendes Kommunizieren (durch Planungsbeteiligung, Gesprächskultur,
Sinnkonferenzen, Lerntagebücher und Schülerfeedback)
6. Methodenvielfalt (Reichtum an Inszenierungstechniken; Vielfalt der
Handlungsmuster; Variabilität der Verlaufsformen und Ausbalancierung der
methodischen Großformen)
7. Individuelles Fördern (durch Freiräume, Geduld und Zeit; durch innere
Differenzierung und Integration; durch individuelle Lernstandsanalysen und
abgestimmte Förderpläne; besondere Förderung von Schülern aus Risikogruppen)
8. Intelligentes Üben (durch Bewusstmachen von Lernstrategien, passgenaue
Übungsaufträge, gezielte Hilfestellungen und "übungsfreundliche"
Rahmenbedingungen)
9. Transparente Leistungserwartungen (durch ein an den Richtlinien oder
Bildungsstandards orientiertes, dem Leistungsvermögen der Schülerinnen und
Schüler entsprechendes Lernangebot und zügige förderorientierte Rückmeldungen
zum Lernfortschritt)
10. Vorbereitete Umgebung (durch gute Ordnung, funktionale Einrichtung und
brauchbares Lernwerkzeug)
2.) Übernahme von Eigenverantwortung durch die Schülerinnen und Schüler
Die Schülerinnen und Schüler werden dahingehend gestärkt, dass sie
Eigenverantwortung für ihr Handeln in Schule und Gesellschaft übernehmen.
3.) Stärkung des sozialen Miteinanders
Die Schülerinnen und Schüler werden darin unterstützt, die Rechte Anderer zu
respektieren und sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Beobachtungen im Unterrichtsgeschehen:
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Allgemein an Schulen praktizierte Methoden (Anreize setzen, Loben, Belohnungen,
verschiedene pädagogische und auch Ordnungsmaßnahmen) beeinflussen sichtbar
die Handlungen der Schüler. Sie beeinflussen jedoch nicht das Denken, die Wünsche
und Zielsetzungen von Schülern.
 Langfristig kommt es zu häufig zu den im schulischen Prozess
bekannten
Ermüdungserscheinungen und Frustrationen bei Schülerinnen und Schülern, ihren
Eltern und den Lehrkräften
Schülerinnen und Schüler verfügen meist über eine „überschaubare“
Alltagskompetenz, d.h. sie zeigen nur bis zu einem gewissen Grade Verantwortung
für ihr Verhalten im alltäglichen Leben. Häufig schieben sie Verantwortlichkeit auf
andere oder entschuldigen eigene Handlungsweisen mit denen anderer. Bei Fragen
wie „Wer hat angefangen?“ reden sie sich gerne einmal heraus. Schülerinnen und
Schüler machen sich nur selten bewusst, dass sie selbst ursächlich ihr Verhalten
steuern, dieses in ihrem Kopf also gewünscht und vor allem gewollt ist.
Sie haben es nicht gelernt, in problematischen Lernsituationen den
Eigenanteil ihres Verhaltens zu erkennen, Konsequenzen im Vorfeld zu
bedenken und sich selbst zu kontrollieren.
 Genau daran soll an unserer Schule gearbeitet werden und an diesem Punkt setzt
das vorliegende Konzept an!
Das Trainingsraumkonzept – Die Idee dahinter:
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Die grundlegenden Theorien zu dem vorliegenden Konzept wurden bereits ab 1973
von Powers & Robertson entwickelt und seitdem weltweit immer stärker in das
pädagogische Handeln einbezogen. Im Wesentlichen geht es darum, dass
Schülerinnen und Schüler, die häufig den Unterricht stören, lernen, über die
Auswirkungen ihres Verhaltens nachzudenken und ihr Verhalten eigenverantwortlich
zu ändern. Diese Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit gehört neben
Wissensvermittlung und der Förderung sozialer Kompetenzen zu den zentralen
Aufgaben der Schule.
Spätestens seit 2000 ist das Konzept auch in Deutschland unter dem Namen
„Arizona-Programm“ oder „Bielefelder Trainingsraumprogramm“ bekannt.
Seitdem wurde es stetig weiterentwickelt und an vielen Schulen inzwischen für das
deutsche Schulsystem optimiert:
Der Trainingsraum – Unterricht in anderer Form
Der Trainingsraum ist ein Ort, an dem Unterricht in anderer Form stattfindet,
nämlich als ein vertieftes Nachdenken über das eigene Verhalten. Ziel ist es, mit
Unterstützung einer Lehrkraft und eines Sozialpädagogen, die mit dem TRKonzept vertraut sind, den Schüler einen Plan entwickeln zu lassen, wie er es
schaffen kann, sich zukünftig besser an die Haus- und Schulregeln zu halten. Der
Unterricht im Trainingsraum hat das Ziel, die soziale Kompetenz eines wiederholt
störenden Schülers zu erweitern. Es handelt sich also nicht um "Ausschluss" vom
Unterricht, sondern um einen zeitlich begrenzten Unterricht in einem anderen
„Klassenzimmer“,
in
dem
es
verstärkt
um
die
Ausbildung
von
Schlüsselkompetenzen, insbesondere der Sozial- und Selbstkompetenz der
Schülerin oder des Schülers geht
Zur Durchführung:
Grundregeln:
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Jeder Schüler hat ein Recht auf (störungsfreien) Unterricht.
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Rechte und Pflichten müssen von allen gewahrt, respektiert und erfüllt
werden.
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Jede Lehrkraft hat ein Recht zu unterrichten.
Der Ablauf:
(Kurzfassung!)
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Im Unterricht:
Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht stören, werden zunächst vor die Wahl
gestellt
- ihr Verhalten zu ändern und die Klassenregeln einzuhalten oder
- zeitweilig den Klassenraum zu verlassen und über das eigene Verhalten
im Trainingsraum nachzudenken
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Bei wiederholtem Stören hat der Schüler keine Wahl mehr. Er hat sich sozusagen
durch sein Verhalten entschieden.
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Im Trainingsraum:
 Reflexion über das eigene Verhalten
Dazu werden 5 Schlüsselfragen zu der jeweiligen Störung im Unterricht
gestellt:
1.) Was tust du dabei gerade?
2.) Gegen welche Regeln verstößt du?
3.) Was geschieht, wenn du gegen die Regeln verstößt?
4.) Wofür entscheidest du dich?
5.) (Was passiert, wenn du wieder störst?)
 Plan erstellen, wie ähnliche Störungen künftig verhindert werden können
 Überlegen, wie fehlende Unterrichtsinhalte nachgeholt werden können
 Ein Trainingsraum-Lehrer und/ oder Sozialpädagoge leistet Unterstützung
 Im Raum herrscht eine ruhige, entspannte und vorwurfsfreie Atmosphäre
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Rückkehr in die Klasse
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Zusammenarbeit mit den Eltern
Der Schüler kehrt mit seinem Plan in die Klasse zurück. Um den Unterricht nicht zu
unterbrechen, geschieht dieses am Ende der Schulstunde. Der jeweilige Fachlehrer
bespricht mit der Schülerin oder dem Schüler den Rückkehrplan.
Elterngespräche sind ein wichtiger Bestandteil der Methode. Sie unterstreichen das
Ziel, die Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule zu festigen.
In der Elternversammlung zu Beginn des 5. Schuljahres wird das
Trainingsraumkonzept den Eltern der neu beginnenden Kinder von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Trainingsraumes vorgestellt.
>>>>> Positive Effekte des Trainingsraumes:
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Das Unterrichtsgeschehen kann nach einer Störung schnell und regelgerecht
fortgesetzt werden.
Schülerinnen und Schüler setzen sich mit ihren Verhaltenszielen bewusst
auseinander.
Mit den Schülerinnen und Schülern werden Handlungsalternativen erarbeitet.
Sozial- und Selbstkompetenz werden vertiefend weiterentwickelt; das eigene Handeln
zu reflektieren wird trainiert.
Die Interaktion „Schüler und Lehrkraft“, die über die Rückkehrpläne läuft, führt zu
einer völlig neuen Beziehungsebene zwischen beiden, unabhängig von Lernstoff,
Leistungsdruck und Unterrichtsgeschehen.
>>> Über das Gespräch zu einer Verhaltensänderung erhalten sowohl Schüler als
auch Lehrkraft einen positiveren Zugang zueinander. Persönliche Wünsche, Ziele,
aber auch Grenzen können in einem solchen Dialog geklärt werden.
Einbeziehung der Schulsozialarbeit
Die Schulsozialarbeit an der BvS ist bereits von Beginn an eine wichtige Unterstützung für
unsere Schülerinnen und Schüler.
Sie hält mit Lerngruppen Klassenrat, führt regelmäßig Treffen in Jungen- und
Mädchengruppen durch, arbeiten in Einzelsitzungen mit Schülerinnen und Schülern und trägt
auch mit eigenen Projekten zu deren Stärkung hinsichtlich ihrer Selbst- und Sozialkompetenz
bei. Die Schulsozialarbeit unterstützt die pädagogische Arbeit der Lehrkräfte und stellt
daneben eine wichtige und unabhängige Anlaufstelle für die Elternschaft dar.
Aufgrund ihrer Unabhängigkeit von schulischen Anforderungen findet sie einen besonderen
Zugang zu den Kindern und Jugendlichen.
Insbesondere Schüler mit Problemen im emotional-sozialen Bereich können daher durch die
Schulsozialarbeit Hilfe erfahren und gestärkt werden.
Entsprechend wichtig erscheint es also, die Schulsozialarbeit als Vertraute unserer
Schülerinnen und Schüler mit in die Beratungsgespräche einzubeziehen.
Das Konzept im Überblick:
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