1 Grundlagen aus der Zahlentheorie

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Stand: 05.11.2013 Vorlesung Grundlagen und Methoden der Kryptographie Dietzfelbinger
1
Grundlagen aus der Zahlentheorie
1.1
Fakten aus der Zahlentheorie und grundlegende Algorithmen
Unsere Zahlenbereiche:
• N = {0, 1, 2, 3, . . .},
• Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .}
Wir stellen uns die Zahlen immer als zu einer passenden Basis
b
dargestellt vor:
Binärdarstellung, (Oktaldarstellung,) Dezimaldarstellung, Hexadezimaldarstellung,
32
Darstellung zur Basis 256 (eine Zier ist ein Byte) oder 2
(eine Zier ist ein 32-BitWort, passend für die Darstellung in einem Rechner).
Die Anzahl der Ziern in der Darstellung von
a∈N
zur Basis
b
ist
dlogb (a + 1)e.
Verwendete Operationen: Addition (mit Umkehrung Subtraktion), Multiplikation.
O(1) addiert und subtrahiert
werden können (von der Hardware). Addition zweier n-ziriger Zahlen kostet dann
Zeit O(n), Multiplikation einer n-zirigen und einer `-zirigen Zahl mit der Schul1,58
methode kostet Zeit O(n`). Es gibt schnellere Verfahren: Karatsuba mit O(n
) für
zwei n-zirige Zahlen, Schönhage-Strassen sogar mit O(n log n log log n).
Wir nehmen an, dass zwei einzirige Zahlen in Zeit
Fakt 1.1 Division mit Rest
Zu
x ∈ Z und m ≥ 1 gibt es ein r mit 0 ≤ r < m
q und r sind eindeutig bestimmt.
und ein
q
mit
x = qm + r.
Die
Zahlen
Die Zahl
r
(Rest) bezeichnen wir mit
unterscheidet sich also von
Beispiele:
x
x mod m.
um ein Vielfaches von
Sie hat die Darstellung
x − qm,
m.
30 = 3 · 9 + 3, −30 = (−4) · 9 + 6.
Aufwand für Division mit Rest: Die Division einer
Zahl mit der Schulmethode kostet Zeit
O(n`).
1
n-zirigen Zahl durch eine `-zirige
Wir sagen, dass eine ganze Zahl
x ist ),
wenn
Beispiele:
x = qy
y
x teilt
die ganze Zahl
für eine ganze Zahl
q
y ein Teiler von
dafür kurz y | x.
(oder dass
gilt. Oft schreibt man
3 | 12, −3 | 12, −3 | −12, −3 | 12, 3 | 0, 0 | 0.
Beobachtungen: Die Teilbarkeitsrelation
|
ist
reexiv
und
transitiv.
Es handelt sich
x und −x
können von ihr nicht unterschieden werden: Es gilt x | y ⇔ −x | y und y | x ⇔ y | −x,
und weiter x ≤ −x und −x ≤ x. Die Präordnung ist also nicht antisymmetrisch. Sie
ist auch nicht total, weil manche Elemente nicht verglichen werden können: 4 6 | 9
und 9 6 | 4. Aus 0 | x folgt x = 0; für jede ganze Zahl y gilt: y | 0; also ist in dieser
Präordnung 0 das eindeutig bestimmte gröÿte Element. Für jede ganze Zahl x gilt:
1 | x und −1 | x, also sind 1 und −1 kleinste Elemente. Wenn m > 0 ist, ist m | x
gleichbedeutend mit x mod m = 0.)
damit um eine Präordnung (oft auch Quasiordnung genannt). Zahlen
Fakt 1.2
(a) Aus
x|y
und
(b) Aus
x|y
folgt
(c) Aus
x|y
und
y 6= 0
(d) Aus
x|y
und
y|x
Der
Beweis
ux | uy
y|z
für alle
folgt
folgt
x | z.
folgt
u ∈ Z.
|x| ≤ |y|.
|x| = |y|.
Wenn zudem
x, y ≥ 0
gilt, folgt
x = y.
ist eine einfache Übung.
Denition 1.3 Gröÿter gemeinsamer Teiler
x, y ∈ Z
t | y gilt.
(Bemerkung: 1 ist stets gemeinsamer Teiler von x und y .)
gemeinsamer Teiler von
x
und
y,
wenn
t|x
(a) Für
heiÿt
t∈Z
ein
und
x, y ∈ Z sei ggt(x, y) die nichtnegative Zahl d mit:
(i) d | x und d | y ; (ii) wenn c | x und c | y gilt, dann folgt c | d.
(D. h.: d ist gemeinsamer Teiler von x und y und jeder gemeinsame Teiler von
x und y ist Teiler von d.)
(b) Für
(c)
x, y ∈ Z heiÿen teilerfremd, wenn ggt(x, y) = 1 gilt, d. h. wenn sie nicht beide
0 sind und keine Zahl > 1 beide teilt.
0
Die Zahl ggt(x, y) ist eindeutig bestimmt: Wenn in (b) d und d beide (i) und (ii)
0
0
0
erfüllen und nichtnegativ sind, dann folgt d | d und d | d, also d = d nach Fakt 1.2(d).
x = y = 0,
gemeinsame Teiler d
Wir betrachten kurz einen nicht ganz oensichtlichen Sonderfall: Wenn
dann sind alle
d∈Z
Teiler von
x
und
y.
Was soll der gröÿte
2
sein? Nach (ii) muss aber
0|d
gelten. Dies gilt nur für
d = 0,
also ist ggt(0, 0)
= 0.
Hier ist also der gröÿte gemeinsame Teiler nicht gröÿtmöglich im Sinn der Standardanordnung der natürlichen Zahlen gemeint, sondern im Sinn der Präordnung
x 6= 0 oder y 6= 0 gilt, kann es keinen Teiler geben, der gröÿer als
max{|x|, |y|} ist, und der gröÿte gemeinsame Teiler ist auch gröÿtmöglich im Sinn der
Teilbarkeit. Wnn
gewöhnlichen Ordnung.
Es gibt einen ezienten Algorithmus zur Ermittlung des gröÿten gemeinsamen Teilers. (Dieser beweist auch die Existenz.) Er beruht auf der Feststellung ggt(x, y)
=
ggt(|x|, |y|) und den Gleichungen
ggt(a, 0)
=a
ggt(a, b) = ggt(b, a)
ggt(a, b) = ggt(b, a mod b)
für beliebige
a≥0
,
und
für
a ≥ b > 0,
die in ein iteratives Verfahren umgesetzt werden.
(Die letzte Gleichung folgt aus der Beobachtung, dass
a = q · b + r. Wenn nun
von r = a − q · b. Wenn
von a = q · b + r .)
und
b
genau die gleichen
r = a mod b. Weshalb? Wir können schreiben:
t gemeinsamer Teiler von a und b ist, dann ist t auch Teiler
t gemeinsamer Teiler von b und r ist, dann ist t auch Teiler
gemeinsamen Teiler haben wie
b
a
und
Algorithmus 1.1 Euklidischer Algorithmus
Input: Zwei ganze Zahlen x und y.
Methode:
1
a, b: integer;
2
if |x| ≥ |y|
3
then a ← |x|; b ← |y|;
4
else a ← |y|; b ← |x|;
5
while b > 0 repeat
(a, b) ← (b, a mod b);
6
7
return a.
Zeilen
24
dienen nur dazu, die Normalsituation
liche Rechnung ndet in der
a ≥ b ≥ 0 herzustellen. Die eigent-
while-Schleife statt. In dieser Schleife wird immer ein
Zahlenpaar durch ein anderes ersetzt, das dieselben gemeinsamen Teiler hat. Wenn
der Algorithmus terminiert, weil der Inhalt
Inhalt von
a
ausgeben.
3
b
von
b Null geworden ist, kann man den
i
ai
bi
0
12742
10534
1
10534
2208
2
2208
1702
3
1702
506
4
506
184
5
184
138
6
138
46
7
46
0
Tabelle 1: Ablauf des Euklidischen Algorithmus auf einem Beispiel
Fakt 1.4
Algorithmus 1.1 gibt ggt(x, y) aus.
x = 10534, y = 12742 ergibt sich der in Tab. 1.1 angegebene Ablauf. Die
bi bezeichnen den Inhalt der Variablen a und b, nachdem die Schleife
56 i-mal ausgeführt worden ist. Die Ausgabe ist 46 = ggt(10534, 12742).
Auf Eingabe
Zahlen
ai
in Zeilen
und
Um einzusehen, dass der Algorithmus terminiert, ja sogar sehr schnell terminiert,
bemerken wir Folgendes. Betrachte den Beginn eines Schleifendurchlaufs. Der Inhalt
a
b
b, mit a ≥ b > 0. Nach einem Schleifendurchlauf
b den Wert b0 = a mod b. Falls b0 = 0, endet der
Algorithmus. Sonst wird noch ein Durchlauf ausgeführt, an dessen Ende a den Wert
b0 = a mod b enthält. Wir behaupten: b0 < 12 a. Um dies zu beweisen, betrachten wir
1
1
1
0
zwei Fälle: Wenn b > a ist, gilt b = a mod b = a − b < a. Wenn b ≤ a ist, gilt
2
2
2
b0 = a mod b < b ≤ 21 a. Also halbiert sich der Wert in a in jeweils zwei Durchläufen.
Nach dem ersten Schleifendurchlauf enthält a den Wert min{|x|, |y|}. Daraus ergibt
von
sei
enthält
a
a,
der Inhalt von
0
den Wert
a = b
sei
und
sich Teil (a) der folgenden Aussage.
Fakt 1.5
(a) Die Schleife in Zeilen
56
wird höchstens
O(log(min{|x|, |y|}))-mal
ausgeführt.
(b) Die gesamte Anzahl von Ziernoperationen für den Euklidischen Algorithmus
ist
O(log(|x|) log(|y|)).
4
Man beachte, dass
x
dlog(x + 1)e ≈ log x
die Anzahl der Bits ist, die man braucht, um
aufzuschreiben. Damit hat der Euklidische Algorithmus bis auf einen konstanten
Faktor denselben Aufwand wie die Multiplikation von
x
und
y,
wenn man die Schul-
methode benutzt. (Es sei bemerkt, dass der Beweis der Schranke in (b) einer kleinen
Rechnung bedarf, die die Längen der beteiligten Zahlen genauer verfolgt.)
Beispiel : (a) 21 und 25 sind teilerfremd. Es gilt 31 · 21 + (−26) · 25 = 651 − 650 = 1.
(b) Es gilt ggt(21, 35)
= 7,
und
2 · 35 − 3 · 21 = 7.
Die folgende sehr nützliche Aussage verallgemeinert diese Beobachtung:
Lemma 1.6 (∗) . . . von Bezout
(a) Wenn x, y teilerfremd sind, gibt es s, t ∈ Z mit sx + ty = 1.
(b) Für x, y ∈ Z, nicht beide gleich 0, gibt es s, t ∈ Z mit sx + ty = ggt(x, y).
Beweis : (a) Betrachte die Menge D = {sx + ty | s, t ∈ Z}. Weil x2 + y 2 > 0 eine Zahl
in
D
ist, hat
D
ein kleinstes positives Element
Dazu wählen wir
s, t so, dass c = sx + ty
c.
Wir wollen zeigen, dass
gilt und schreiben
x = qc + r
mit
c = 1 ist.
0 ≤ r < c.
Dann ist
r = x − qc = x − qsx − qty = (−qs)x + (1 − qt)y,
r ∈ D. Nach Wahl von c kann aber r nicht positiv sein, also folgt r = 0.
x = qc, also ist x durch c teilbar. Ganz genauso sieht man, dass auch y
c teilbar ist. Weil x und y teilerfremd sind, muss c = 1 sein.
also ist
Daraus folgt
durch
= ggt(x, y). Wir denieren ganze Zahlen x0 = x/d und y 0 = y/d. Natürlich
y 0 teilerfremd (sonst wäre d nicht der gröÿte gemeinsame Teiler von x und
y ). Nach Teil (a) gibt es s, t mit sx0 + ty 0 = 1. Daraus folgt sx + ty = sx0 d + ty 0 d = d.
(b) Es sei d
0
sind x und
Die Koezienten
s, t
aus dem Lemma von Bezout kann man mit einer Erweiterung
des Euklidischen Algorithmus sehr ezient berechnen.
5
Algorithmus 1.2 Erweiterter Euklidischer Algorithmus
Eingabe: Ganze Zahlen
x
und
y.
Methode:
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
a, b, sa, ta, sb, tb, q: integer;
if |x| ≥ |y|
then a ← |x|; b ← |y|;
sa ← sign(x); ta ← 0; sb ← 0; tb ← sign(y);
else a ← |y|; b ← |x|;
sa ← 0; ta ← sign(y); sb ← sign(x); tb ← 0;
while b > 0 repeat
q ← a div b;
(a, b) ← (b, a − q · b);
(sa, ta, sb, tb) ← (sb, tb, sa − q · sb, ta − q · tb);
return (a, sa, ta);
Im Algorithmus benutzen wir die Signumfunktion, die wie folgt deniert ist:

 1
0
sign(x) =

−1
, falls
, falls
, falls
x > 0,
x = 0,
x < 0,
(1)
x
(2)
die also
x = sign(x) · |x|
für alle
erfüllt.
Genau wie im ursprünglichen Euklidischen Algorithmus ndet die eigentliche Arbeit
in der
while-Schleife
statt (4 Zeilen). Zeilen
15
dienen nur der Vorbereitung und
dem Umarrangieren, wenn die Eingabe negative Zahlen enthält oder
|x| < |y|
ist.
Die Idee hinter dem Algorithmus ist folgende. Für die Diskussion beschränken wir uns
x ≥ y ≥ 0. Der Euklidische Algorithmus führt in den Variablen a und b
a und b mit, die stets ggt(a, b) = d = ggt(x, y) erfüllen. Die Variablen sa, ta,
sb und tb enthalten immer Zahlenpaare (sa , ta ) und (sb , tb ), die folgende Gleichungen
auf den Fall
Zahlen
erfüllen:
a = sa · x + ta · y,
b = sb · x + tb · y.
Dies wird durch die Initialisierung hergestellt (a
tb = 1).
In einem Schleifendurchlauf wird
= x, b = y , sa = 1, ta = 0, sb = 0,
a durch b ersetzt und (sa , ta ) durch (sb , tb ),
6
und es wird
b
durch
a−q·b
ersetzt sowie
(sb , tb )
durch
Dadurch bleiben die Gleichungen gültig. Wenn schlieÿlich
d = ggt(x, y) = a = sa · x + ta · y ,
(sa − q · sa , ta − q · tb ).
b = 0 geworden ist, gilt
was die Ausgabe erklärt.
Als Beispiel betrachten wir den Ablauf des Algorithmus auf der Eingabe
(10534, 12742). Die Zahlen ai ,bi , sa,i , ta,i , sb,i , tb,i
ta, sb, tb nach dem i-ten Schleifendurchlauf.
Die Ausgabe ist
bi
i
ai
0
12742
10534
0
1
1
0
1
10534
2208
1
0
−1
1
1
2
2208
1702
−1
1
5
−4
4
3
1702
506
5
−4
−6
5
1
4
506
184
−6
5
23
−19
3
5
184
138
23
−19
−52
43
2
6
138
46
−52
43
75
−62
1
7
46
0
75
−62 −277
229
3
(46, 75, −62).
sa,i
bezeichnen den Inhalt von
ta,i
sb,i
tb,i
(x, y) =
a, b, sa,
qi
Man überprüft leicht, dass
46 = ggt(10534, 12742) = 75 · 10534 − 62 · 12742
gilt. Allgemein gilt:
Fakt 1.7
x, y , die nicht
d = ggt(x, y) = sx + ty .
(a) Wenn Algorithmus 1.2 auf Eingabe
Ausgabe
(d, s, t)
liefert, dann gilt
beide
0
sind, die
(b) Die Anzahl der Schleifendurchläufe ist dieselbe wie beim gewöhnlichen Euklidischen Algorithmus.
(c) Die Anzahl von Ziernoperationen für Algorithmus 1.2 ist
O(log(|x|) log(|y|)).
Wir notieren noch wesentliche Folgerungen aus dem Lemma von Bezout.
Fakt 1.8
Wenn
xy
x
y teilerfremd
von a.
und
Teiler
sind, und sowohl
7
x
als auch
y
ist Teiler von
a,
dann ist
Beweis : Weil x und y
ganze Zahlen
u, v .
Teiler von
a
sind, kann man
a = ux
und
a = vy
schreiben, für
x und y teilerfremd sind, kann man nach dem Lemma von
1 = ggt(x, y) = sx + ty schreiben, für ganze Zahlen s, t. Dann
Weil
Bezout (Lemma 1.6)
ist
a = asx + aty = vysx + uxty = (vs + ut)xy,
was zu zeigen war.
Oft kommt es darauf an, Potenzen
n
x mod m
zu berechnen. Dabei kann
n
eine sehr
groÿe Zahl sein. Beispiel:
31384788374932954500363985493554603584759389 mod 28374618732464817362847326847331872341234
Wieso kann ein Computer das Ergebnis (18019019948605604024937414441328931495971)
in Bruchteilen von Sekunden berechnen? Auf keinen Fall kann er
n
Multiplikationen
durchführen. Es gibt eine recht einfache rekursive Formel, die den Weg zu einer ezienten Berechnung weist:

1



x
xn mod m =
((xn/2 mod m)2 ) mod m



(x · (x(n−1)/2 mod m)2 ) mod m
, wenn
, wenn
, wenn
, wenn
n = 0,
n = 1,
n ≥ 2 gerade ist,
n ≥ 2 ungerade ist.
Man erkennt sofort, dass in jeder Rekursionsebene die Bitanzahl des Exponenten um
1 sinkt, dass also die Anzahl der Rekursionsebenen etwa
log n
beträgt. In jeder Re-
kursionsstufe ist eine oder sind zwei Multiplikationen modulo m auszuführen, was
O((log m)2 ) Ziernoperationen erfordert (Schulmethode). Damit kommt man bei der
schnellen Exponentiation selbst bei der einfachsten Implementierung der Multiplikati2
on mit O((log n)(log m) ) Ziernoperationen zum Ergebnis. Wenn man diesen Algorithmus aus Ezienzgründen iterativ formulieren möchte, benötigt man die Binärdarstellung bk
. . . b1 b0 von n in der Reihenfolge von links nach rechts. Diese Darstellung ist
oft durch die rechnerinterne Darstellung gegeben. Alternativ kann man die Binärzif-
n durch iterierte Division in der Reihenfolge b0 , b1 , . . . , bk ermitteln. In Runde
i
i benötigt man dann die Potenz x2 mod m als Faktor. Diesen kann man einfach durch
2i
2i−1
iteriertes Quadrieren ermitteln, mit der Formel x mod m = (x
mod m)2 mod m.
2
Dies führt zu folgendem Verfahren, das ebenfalls O((log n)(log m) ) Ziernoperatiofern von
nen erfordert.
Algorithmus 1.3 Schnelle modulare Exponentiation
8
Eingabe: Ganze Zahlen
x, n ≥ 0,
and
m ≥ 1.
Methode:
0
1
2
3
4
5
6
7
8
u, s, c: integer;
u ← n;
s ← x mod m;
c ← 1;
while u ≥ 1 repeat
if u ungerade then c ← (c · s) mod m;
s ← s · s mod m;
u ← u div 2;
return c;
Hier ein Beispiel für den Ablauf: Dabei ist
x = 2, n = 4321 Binärdarstellung bk . . . b0 =
1000011100001), m = 101.
i
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
x mod m = x2 mod m initialisiert, und u mit n. Die Binärdarstellung von n soll bk . . . b1 b0 sein, mit bk = 1. In jedem Schleifendurchlauf wird u in
Zeile 7 halbiert; wenn also Zeile 5 zum (i + 1)-sten Mal ausgeführt wird, enthält u
die Zahl mit Binärdarstellung bk bk−1 . . . bi . In Zeile 6 jedes Durchlaufs wird der Inhalt
von s quadriert (modulo m); wenn also Zeile 5 zum (i + 1)-sten Mal ausgeführt wird,
In Zeile
2
wird
s
162
542
882
682
792
802
372
562
52
252
si
bi
ci
21 = 2 1
2
2
2 = 4 0
2
2
4 = 16 0
2
mod 101 = 54 0
2
mod 101 = 88 0
2
mod 101 = 68 1 2 · 68 mod 101 = 35
mod 101 = 79 1 35 · 79 mod 101 = 38
mod 101 = 80 1 38 · 80 mod 101 = 10
mod 101 = 37 0
10
mod 101 = 56 0
10
mod 101 = 5 0
10
mod 101 = 25 0
10
mod 101 = 19 1 10 · 19 mod 101 = 89
mit
0
9
si = x2 mod m. Das letzte Bit bi von u wird in Zeile 5 benutzt,
um zu entscheiden, ob p mit si multipliziert werden soll oder nicht. Mit vollständiger
Induktion zeigt man, dass nach der i-ten Ausführung von Zeile 5 die Variable p die
Q
2j
mod m enthält. Die Abarbeitung der Schleife hält, wenn u 0 geZahl
0≤j≤i, bj =1 x
worden ist, was oenbar nach genau k + 1 Durchläufen der Fall ist. An dieser Stelle
Q
2j
enthält p das gewünschte Ergebnis
mod m = xn mod m.
0≤j≤k, bj =1 x
enthält
s
i
die Zahl
Lemma 1.9
xn mod m benötigt O(log n) Multiplikationen und Divisionen
2
2
Zahlen aus {0, . . . , m − 1} sowie O((log n)(log m) ) Ziernoperatio-
Die Berechnung von
modulo
m
von
nen.
Bemerkung: Man kann denselben Algorithmus in einem beliebigen Monoid
(Berei-
che mit einer assoziativen Operation und einem neutralen Element) benutzen. Ein
Monoid bilden zum Beispiel die natürlichen Zahlen mit der Multiplikation oder die
∗
Menge Σ über einem Alphabet Σ mit der Konkatenation.
1.2
Primzahlen
Jede positive Zahl
x
Denition 1.10
(a) Eine Zahl
ist durch
1
p≥1
b
besitzt.
a Die
b Die
Zahl
Zahl
1
1
teilbar.
heiÿt Primzahl, wenn
a Diese Teiler sind dann
Teiler hat.
(b) Eine Zahl
x
und durch
1
und
p
genau zwei positive
p.
x ≥ 1 heiÿt zusammengesetzt, wenn sie einen Teiler y
hat nur einen positiven Teiler, nämlich 1. Also ist
besitzt keinen Teiler
y
mit
1 < y < 1.
Also ist
1
1
mit
1<y<x
keine Primzahl.
auch nicht zusammengesetzt.
Fakt 1.11
Wenn
p
eine Primzahl ist und
p | xy
gilt, dann gilt
p|x
oder
p | y.
Beweis : Wenn p | x, sind wir fertig. Also können wir p 6 | x annehmen. Das heiÿt, dass
ggt(p, x)
= 1 ist. Nach dem Lemma von Bezout können wir also 1 = sp+tx schreiben,
für ganze Zahlen s, t. Daraus folgt: y = spy + txy . Nun ist xy durch p teilbar, also
auch y = spy + txy .
10
Satz 1.12
Jede Zahl
x ≥ 1 kann als Produkt von Primzahlen geschrieben werden. Die Faktoren
sind eindeutig bestimmt (bis auf die Reihenfolge).
Beweis :
über
x.
Die Existenz der Zerlegung in Primfaktoren beweist man durch Induktion
Die Zahl
x = 1
kann als leeres Produkt
Eine andere Darstellung gibt es nicht. Für
x1
Q
x > 1
p∈∅,p prim p geschrieben werden.
sucht man einen echten Faktor
x (1 < x1 < x), dann einen echten Faktor x2 von x1 usw., bis man einen
xk von x erhält, der selber keinen echten Faktor hat. Dieses xk ist
0
0
Primfaktor von x, man kann also x = x · xk schreiben. Auf x wendet man die
von
echten Faktor
ein
Induktionsvoraussetzung an.
Die Eindeutigkeit sieht man wie folgt: Nehmen wir an,
unterschiedliche Primfaktorzerlegungen von
x.
p1 · · · pk
und
q1 · · · q `
q1 , . . . , q `
x die
p1 , . . . , p k
Wir können annehmen, dass
kleinste Zahl mit unterschiedlichen Zerlegungen ist. Daraus folgt, dass in
keine der Primzahlen
wären
vorkommt (sonst würde man durch Streichen eines
Faktors eine kleiner Zahl mit unterschiedlichen Zerlegungen erhalten). Nun teilt
q1
x = p1 · · · pk . Nach dem Lemma, iederholt angewendet, teilt q1 einen der
Faktoren p1 , . . . , pk , etwa pi . Weil q1 und pi Primzahlen sind, muss p1 = qi gelten, ein
die Zahl
Widerspruch.
Fakt 1.13
Jede zusammengesetzte Zahl
Beweis :
Man schreibt
x
x = yz
besitzt einen Primfaktor
für Zahlen
√
x
√
x ist.
nicht möglich, dass beide gröÿer als
Primfaktor, der nicht gröÿer als
y
und
z,
p
mit
die weder
p≤
1
√
x.
noch
x
sind. Es ist
sind. Der kleinere Faktor enthält also einen
Bemerkung:
Die Laufzeit des naiven Faktorisierungsverfahrens, das alls Zahlen in
√
√
{2, . . . , b xc} darauf testet, ob sie x teilen, hat Rechenzeit mindestens x = 2(log x)/2 ,
also exponentiell in der Bitlänge von x. Wie wir später genauer diskutieren werden,
sind für das Auf nden der Primzahlzerlegung einer gegebenen Zahl x überhautpt
c
keine ezienten Algorithmen bekannt (also Algorithmen mit Laufzeiten O((log x) )
für konstantes c). Aber es gibt eziente Algorithmen, mit denen man feststellen kann,
ob eine Zahl x eine Primzahl ist oder nicht. Dieser Unterschied in der Schwierigkeit
des Faktorisierungsproblems und des Primzahlproblems liegt einer ganzen Reihe von
kryptographischen Verfahren zugrunde.
Satz 1.14 Euklid
Es gibt unendlich viele Primzahlen.
11
Beweis :
p1 , . . . , pk eine endliche Folge von Primzahlen ist, betrachten wir die
x = 1 + p1 · · · pk . Die Zahl x kann durch keine der Primzahlen p1 , . . . , pk teilbar
Zahl
Wenn
sein, sonst wäre 1 durch diese Primzahl teilbar, was nicht möglich ist. Also sind alle
x von p1 , . . . , pk
Primfaktoren in der Primzahlzerlegung von
auÿer
p1 , . . . , p k
Über die Verteilung der Primzahlen (ihre Dichte in
satz Auskunft.
als
x
1
verschieden, es muss also
noch weitere Primzahlen geben.
Mit
N) gibt der berühmte Primzahl-
π(x) bezeichnen wir die Anzahl der Primzahlen, die nicht gröÿer
ist.
Satz 1.15 Primzahlsatz
lim
x→∞
π(x)
= 1.
x/ ln x
− lnxx ≈ lnxx Primzahlen zu erwarten
µ−1 µ
sind. Die µ-zirigen Zahlen bilden das Intervall [2
, 2 ). Der Anteil der Primzahlen
Das heiÿt, dass für groÿe
x
in
(x, 2x]
etwa
2x
ln(2x)
in diesem Intervall ist näherungsweise
2µ−1 / ln(2µ−1 )
1
≈
≈ 1,44/µ.
µ−1
2
(ln 2)(µ − 1)
Für
µ ≈ 2000 ist der relative Anteil von Primzahlen im interessanten Zahlenbereich
≈ 1,44/2000 ≈ 1/1400. Er sinkt umgekehrt proportional zur Ziernzahl.
also etwa
Für unsere Zwecke etwas angenehmer zu benutzen als der Primzahlsatz ist folgende
etwas schwächere Aussage, die konkrete Konstante angibt:
Satz 1.16 Ungleichung von Finsler
Für jede ganze Zahl
Primzahlen
:
m ≥ 2
liegen im Intervall
π(2m) − π(m) ≥
(m, 2m]
mindestens
m/(3 ln(2m))
m
.
3 ln(2m)
Beispiele:
1 1793 von Gauÿ und unabhängig 1798 von Legendre vermutet; 1896 unabhängig von Hadamard
und de La Vallé Poussin bewiesen.
12
Ziernzahl
Finsler-Schranke für
numerische
µ
m
(π(2m) − π(m))/m
untere Schranke
256
2255
512
2511
1024
21023
2048
22047
1
3·256·ln 2
1
3·512·ln 2
1
3·1024·ln 2
1
3·2048·ln 2
1
533
1
1065
1
2130
1
4260
Eine Verdopplung der Ziernzahl halbiert die untere Schranke für die Primzahldichte.
1.3
Modulare Arithmetik, Restklassenringe, Chinesischer Restsatz
Denition 1.17
Für
m≥2
denieren wir eine zweistellige Relation auf
x≡y
Fakt 1.18
(i)
(mod m)
x ≡ y (mod m)
(ii) Die zweistellige Relation
heiÿt
Z:
m | (x − y).
gilt genau dann wenn
x mod m = y mod m
gilt.
· ≡ · (mod m) ist eine Äquivalenzrelation, sie ist also
reexiv, transitiv und symmetrisch.
Beispiel
für (i):
29 mod 12 = 53 mod 12 = 5
und
53 − 29 = 24
ist durch 12 teilbar.
Der Beweis von (i) ist eine leichte Übung; (ii) folgt sofort aus (i).
Die Äquivalenzrelation
· ≡ · (mod m) führt (wie jede
Z in Äquivalenzklassen:
Äquivalenzrelation) zu einer
Zerlegung der Grundmenge
[x] = {y ∈ Z | x ≡ y
(mod m)} = {y ∈ Z | x mod m = y mod m}.
mZ = {. . . , −3m, −2m, −m, 0, m, 2m, 3m, . . .}
A ⊆ Z.
Wir denieren
y ∈ A},
für
und
Beispiel : Für m = 3 gibt es die Äquivalenzklassen
[0] = {. . . , −6, −3, 0, 3, 6, . . .} = 0 + 3Z,
[1] = {. . . , −5, −2, 1, 4, 7, . . .} = 1 + 3Z,
[2] = {. . . , −4, −1, 2, 5, 8, . . .} = 2 + 3Z.
13
x + A = {x + y |
Mit den Äquivalenzklassen kann man wieder rechnen: Addition, Subtraktion, Multiplikation lassen sich wie folgt denieren.
[x] + [y] := [x + y],
[x] · [y] := [x · y].
Beispielsweise gelten für
m=3
die Gleichheiten
[4] + [5] = [9] = [0]
und
[4] · [5] =
[20] = [2].
wohldeniert Genaugenommen muss man nachweisen, dass diese Operationen 0
0
das heiÿt, dass aus x ≡ x mod m und y ≡ y mod m die Gleichheit
0
sind,
0
[x + y] = [x + y ]
0
folgt, analog für die Multiplikation. (Wir nehmen als Beispiel an, dass x ≡ x mod m
0
0
0
und y ≡ y mod m gilt, d. h., dass x − x = sm und y − y = tm für passende Faktoren
0 0
0
0 0
s und t. Dann ist xy − x y = x(y − y ) + (x − x )y = xtm + smy 0 = (xt + sy 0 )m, also
0
0
durch m teilbar. Also gilt [x · y] = [x · y ]. Der Fall der Addition ist noch einfacher.)
Aus der Denition (und der Wohldeniertheit) ergibt sich, dass man anstatt mit
Äquivalenzklassen auch einfach mit Repräsentanten rechnen kann. Statt
[2] = [1] · [2] = [1]
([4] + [4]) ·
schreibt man also einfach
(4 · 4) · 2 ≡ 16 · (−1) ≡ 1 · (−1) ≡ −1 ≡ 2
(mod 3).
An jeder Stelle dieser Rechnung kann man für jede Zahl eine äquivalente einsetzen,
je nachdem, wie es bequem ist.
Man betrachtet die Menge aller Äquivalenzklassen:
Zm := Z/mZ := {[x] | x ∈ Z} = {[x] | 0 ≤ x < m}.
Solange es nicht zu Missverständnissen führt, schreibt man auch
m},
zusammen mit Addition modulo
m
und Multiplikation
Zm = {x | 0 ≤ x <
modulo m. Damit
meint man, dass man mit den Repräsentanten der Äquivalenzklassen rechnet, die in
{0, 1, . . . , m − 1}
liegen.
Fakt 1.19
Für jedes
m≥2
bildet die Menge
Zm
mit den Operationen
Multiplikation modulo m einen kommutativen Ring
Das heiÿt im Detail: Die Operationen
Bereich
Zm
mit
Addition modulo m und
1.
+ (mod m) und · (mod m) führen nicht aus dem
heraus. Die Addition erfüllt alle Rechenregeln für kommutative Gruppen,
d. h. sie ist kommutativ und assoziativ, es gibt ein neutrales Element, nämlich
14
[0],
[x] gibt es ein Inverses [−x]. (Es gilt ja [x] + [−x] = [0]. Beachte: Für
0 < x < m gilt 0 < m − x < m und [x] + [m − x] = [m] = [0].) Die Multiplikation
ist assoziativ und kommutativ, und sie hat die [1] als neutrales Element ([1] · [x] =
[x] · [1] = [x]); für Addition und Multiplikation gelten die Distributivgesetze.
und zu jedem
Lemma 1.20
m≥2
x, y ∈ Z
Für jedes
ist die Abbildung
d h für
gilt
. .
(i)
(ii)
:
Z → Zm , x 7→ x mod m,
ein Homomorphismus
;
(x + y) mod m = ((x mod m) + (y mod m)) mod m,
(xy) mod m = ((x mod m)(y mod m)) mod m.
Dieses Lemma wird hauptsächlich benutzt, um Rechnungen zu vereinfachen. Um
m auszuwerten (inklusive Potenzen),
die mod m-Operation anwenden.
einen arithmetischen Ausdruck modulo
man auf beliebige Zwischenergebnisse
Beispiel :
137 mod 11 zu berechnen,
(−1) · 4 ≡ −4 ≡ 7 (mod 11).
Um
In jeder Struktur
Zm
rechnet man
spielen die Elemente, die ein
kann
137 ≡ 27 ≡ 25 · 4 ≡ 32 · 4 ≡
multiplikatives
Inverses haben,
eine spezielle Rolle.
Lemma 1.21
Für jedes
m ≥ 2 und jedes x ∈ Z gilt:
y mit xy mod m = 1 genau
Es gibt ein
dann wenn ggt(x, m)
= 1.
Beweis :
⇒: Es sei
xy mod m = 1. Das heiÿt: Es gibt ein q ∈ Z mit xy − qm = 1. Wenn nun
d > 0 sowohl x als auch m teilt, dann teilt d auch xy − qm = 1, also ist
d = 1. Also sind x und m teilerfremd.
eine Zahl
⇐:
Setze
x und m seien teilerfremd. Nach Lemma 1.6(a) gibt es s, t ∈ Z mit sx + tm = 1.
y := s mod m. Dann gilt:
(x · y) mod m = (x · (s mod m)) mod m = sx mod m = 1.
Beispiel :
Aus
Inverses zu
21
31 · 21 + (−26) · 25 = 1
folgt, dass
modulo 25 ist.
15
31 mod 25 = 6
ein multiplikatives
Wir bemerken: Mit dem Euklidischen Algorithmus 1.1 lässt sich herausnden, ob
ggt(x, m)
=1
Koezienten
ist. Falls dies so ist, liefert der erweiterte Euklidische Algorithmus 1.2
s, t ∈ Z
mit
sx + tm = 1
und damit das Inverse
chenzeit für das Berechnen des modularen Inversen beträgt
Die Menge der invertierbaren Elemente von
Zm
y = s mod m. Die Realso O((log x)(log m)).
erhält eine eigene Bezeichnung.
Denition 1.22
Für
m≥2
sei
Z∗m := {x ∈ Zm | ggt(x, m) = 1}.
(Wieder sind hier eigentlich die Restklassen
Fakt 1.23
[x],
ggt(x, m)
= 1, 0 ≤ x < m,
gemeint.)
:
Für jedes m ≥ 2 gilt
Z∗m mit der Multiplikation modulo
m
als Operation ist eine Gruppe.
Beispiel : Z∗21 = {1, 2, 4, 5, 8, 10, 11, 13, 16, 17, 19, 20} und Z∗7 = {1, 2, 3, 4, 5, 6}.
Beweis von Fakt 1.23: Natürlich ist die 1 das neutrale Element der Multiplikation
in
Zm
und in
Z∗m .
Wir bemerken zuerst, dass
x
1 = sx + tm = uy + vm
schreiben, und erhält daraus
zu
m
unter Multiplikation modulo
abgeschlossen ist: Seien
und
z
Z∗m
m
teilerfremd. Nach Lemma 1.6(a) kann man
1 = (sx + tm)(uy + vm) = (su)(xy) + (sxv + tuy + tvm)m.
Wieder nach Lemma 1.6(a) folgt daraus, dass
xy
und
m
teilerfremd sind.
∗
Nach Lemma 1.21 hat jedes Element x von Zm ein multiplikatives Inverses y ∈ Zm .
∗
Weil natürlich x auch das Inverse von y ist, folgt nach Lemma 1.21 auch, dass y ∈ Zm
ist.
Aus den elementaren Eigenschaften von Gruppen weiÿ man, dass Inverse eindeutig
−1
bestimmt sind. Für das Inverse von x (wenn es existiert) schreiben wir x
mod m (gemeint ist die Restklasse oder der eindeutig bestimmte Repräsentant in
{0, 1, . . . , m −
1}.)
Am schönsten ist die Situation, wenn alle Zahlen aus
Proposition 1.24
Für jedes
m
m≥2
ist Primzahl
gilt
{1, . . . , m − 1}
:
⇔ Z∗m = {1, . . . , m − 1} ⇔ Zm
16
ist ein Körper.
in
Z∗m
liegen.
Die zweite Äquivalenz ist dabei klar: Der Ring
Zm − {0}
genau dann wenn jedes Element von
Beweis
m
eine Primzahl. Dann ist jedes
Z∗m =
teilerfremd; nach der Denition folgt
⇐: Sei
ist
k =
ist nach Denition ein Körper
ein multiplikatives Inverses besitzt.
von Proposition 1.24:
⇒: Sei
modulo
Zm
m
eine zusammengesetzte Zahl, etwa durch
ggt(k, m)
m
a ∈ {1, . . . , m − 1} = Zm − {0}
Zm − {0}.
> 1,
k
also kann
b
gleich
1
mit
2<k<m
m
teilbar. Dann
nach Lemma 1.21 kein multiplikatives Inverses
haben. (Man sieht auch direkt, dass
ist, also für kein
k
zu
kb mod m = kb − qm
durch
k
teilbar
sein kann.)
Beispiel
∗
: Wir rechnen modulo 13 und geben für jedes x ∈ Z13 das Inverse y sowie das
Produkt x · y an (das natürlich bei der Division durch 13 Rest 1 lassen muss).
x
y
x·y
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
1
7
9
10
8
11
2
5
3
4
6
12
1
14
27
40
40
66
14
40
27
40
66
144
14 ist keine Primzahl, und es gibt keine Zahl
2∈
/ Z∗14 und daher, dass Z14 kein Körper ist.
y
mit
2 · y mod 14 = 1;
das heiÿt, dass
Fakt 1.25 Kleiner Satz von Fermat
Wenn
m
:
eine Primzahl ist, dann gilt
xm−1 mod m = 1,
für jedes
x ∈ Z∗m .
Beweis : Betrachte die Abbildung
gx : Z∗m 3 s 7→ xs mod m ∈ Z∗m .
Diese Abbildung ist injektiv, da für das zu
y(xs) mod m = (yx)s mod m = s.
x inverse Element y
gilt:
y ·gx (s) mod m =
Also gilt:
{1, . . . , m − 1} = {gx (1), . . . , gx (m − 1)}.
Wir multiplizieren die Zahlen
1...,m − 1
in zwei Anordnungen:
1 · . . . · (m − 1) mod m = gx (1) · . . . · gx (m − 1) mod m = xm−1 · (1 · . . . · (m − 1)) mod m.
Wenn wir beide Seiten mit dem multiplikativen Inversen von
m−1
multiplizieren, erhalten wir 1 = a
mod m.
17
1 · . . . · (m − 1) mod m
Wir bemerken, dass auch die Umkehrung gilt: Wenn
qm = 1
für ein
q,
gilt auf jeden Fall
dann folgt ggt(x, m)
xm−1 mod m 6= 1.
= 1.
Wenn
xm−1 mod m = 1 ist, d. h. xm−1 −
∗
also x ∈ (Zm − {0}) − Zm , dann
(m, n), die im
Zm ×Zn (mit komponentenweisen Operationen)
Sehr grundlegend ist folgende Aussage über teilerfremde Zahlenpaare
wesentlichen sagt, dass die Strukturen
und
Zmn
isomorph sind.
m = 3, n = 8, also mn = 24. Die folgende
x ∈ {0, 1, . . . , 23} modulo 3 und modulo 8 an. Die
für andere x ∈ Z.
Wir beginnen mit einem Beispiel, nämlich
Tabelle gibt die Reste der Zahlen
Reste wiederholen sich zyklisch
x
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
x mod 3
0
1
2
0
1
2
0
1
2
0
1
2
x mod 8
0
1
2
3
4
5
6
7
0
1
2
3
x
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
x mod 3
0
1
2
0
1
2
0
1
2
0
1
2
x mod 8
4
5
6
7
0
1
2
3
4
5
6
7
Z3 ×Z8 ansehen, erkennen wir,
{0, 1, 2} × {0, 1, . . . , 7}
x→
7 (x mod 3, x mod 8) ist eine Bijektion zwischen
Wenn wir die Einträge in Zeilen 2 und 3 als 24 Paare in
dass sie alle verschieden sind, also auch alle Möglichkeiten in
abdecken. D. h.: Die Abbildung
Z24
und
Z3 × Z8 .
Zudem spiegeln sich arithmetische Operationen auf den Elementen
von
Z24 wider in den Resten modulo 3 und 8. Beispielsweise liefert die Addition von
(2, 7) und (2, 1) das Resultat (1, 0), das der Addition von 23 und 17 mit dem Resultat
40 = 16 mod 24 entspricht. Genauso ist
(25 mod 3, 35 mod 8) = (2, 3),
was der Beobachtung
115 mod 24 = 11
entspricht.
2
Der Chinesische Restsatz sagt im wesentlichen, dass eine solche strukturelle Entsprechung zwischen den Resten modulo
gilt, wenn
m
und
n
mn
und Paaren von Resten modulo
m, n
teilerfremd sind.
2 Die Bezeichnung hat sich eingebürgert. Eigentlich geht es in dem Satz um Rest
18
klassen.
immer
Fakt 1.26 Chinesischer Restsatz
m
und
n
a
.
seien teilerfremd Dann ist die Abbildung
Φ : Zmn 3 x 7→ (x mod m, x mod n) ∈ Zm × Zn
.
bijektiv Weiterhin
:
Wenn
Φ(x) = (x1 , x2 )
und
(a)
Φ(x +mn y) = (x1 +m y1 , x2 +n y2 );
(b)
Φ(x ·mn y) = (x1 ·m y1 , x2 ·n y2 );
(c)
Φ(1) = (1, 1).
(Dabei bezeichnen
aΦ
+j
Φ(y) = (y1 , y2 ),
dann gilt
und ·j die Addition und die Multiplikation
ist der griechische Buchstabe
:
modulo j .)
Phi.
Für mathematisch-strukturell orientierte Leser/innen: Die Gleichungen (a) und (b)
kann man etwas abstrakter auch so fassen, dass die Abbildung
Isomorphismus zwischen
Beweis
Zmn
und
Zm × Zn
Φ
ein Ring-mit-1-
ist.
von Fakt 1.26: Wir beschränken uns darauf, die Bijektivität zu beweisen. Als
Zm × Zn beide genau m · n Elemente haben. Daher
reicht es zu zeigen, dass die Abbildung Φ injektiv ist. Seien dazu 0 ≤ x ≤ y < mn
beliebig mit Φ(x) = Φ(y). Das heiÿt: x mod m = y mod m und x mod n = y mod n.
Das wiederum heiÿt, dass m | (y − x) und n | (y − x) gilt. Nach Fakt 1.8 folgt, dass
mn Teiler von y − x ist. Nun ist 0 ≤ y − x < mn, woraus y − x = 0, also x = y , folgt.
Damit ist die Injektivität von Φ bewiesen.
erstes bemerkt man, dass
Zmn
und
s ∈ Zm
t ∈ Zn die Zahl x ∈ Zmn berechnen kann, die Φ(x) = (s, t) erfüllt. Dazu betrachtet
man zunächst den Fall s = 1 und t = 0. Weil m und n teilerfremd sind, kann man
mit dem erweiterten Euklidischen Algorithmus ein u ∈ Zm mit un mod m = 1 nden.
Wir setzen y = un ∈ Zmn . Dann gilt y mod m = 1 und y mod n = 0. Analog
ndet man ein z ∈ Zmn mit z mod m = 0 und z mod n = 1. Nun setzen wir x :=
(sy+tz) mod mn ∈ Zmn . Wir haben, modulo m gerechnet: x ≡ sy+tz ≡ s·1+t·0 ≡ s
(mod m). Analog ergibt sich x ≡ sy + tz ≡ s · 0 + t · 1 ≡ t (mod n), wie gewünscht.
Der Berechnungsaufwand ist O((log m)(log n)) Ziernoperationen, also sehr schnell.
Man man kann sich noch fragen, wie man nötigenfalls zu gegebenen Zahlen
und
Beispiel : m = 5, n = 8, s = 3, t = 7.
u = 2 mit u · 8 mod 5 = 1 und
y = 2 · 8 = 16 sowie v = 5 mit v · 5 mod 8 = 1 und z = 5 · 5 = 25. Nun setzen
wir x = (3 · 16 + 7 · 25) mod 40 = (48 + 175) mod 40 = (8 + 15) mod 40 = 23. Und
Wir nden
19
tatsächlich:
23 mod 5 = 3
und
23 mod 8 = 7.
Wir wollen jetzt noch untersuchen, wie sich Zahlen, die zu
m
und
n
teilerfremd sind,
in der Sichtweise des Chinesischen Restsatzes verhalten.
Proposition 1.27
Wenn man die Abbildung
Φ
aus dem Chinesischen Restsatz auf
∗
∗
∗
ergibt sich eine Bijektion zwischen Zmn und Zm × Zn .
Beweis :
Z∗mn
einschränkt,
x ∈ Z∗mn gilt, dass x mod m zu m
∗
teilerfremd ist. (Die entsprechende Aussage für n ergibt sich analog.) Wenn x ∈ Zmn
ist, gibt es nach dem Lemma von Bezout Faktoren s und t mit sx + tmn = 1. Daher
ist 1 durch ggt(x, m) teilbar, also muss ggt(x, m) = 1 sein. Umgekehrt müssen wir
zeigen, dass für s mit ggt(s, m) = 1 und t mit ggt(t, m) = 1 die eindeutig bestimmte
Zahl x mit Φ(x) = (s, t) teilerfremd zu mn ist. Der Beweis erfolgt indirekt. Annahme:
ggt(x, mn) > 1. Wir wählen einen möglichst kleinen gemeinsamen Teiler p > 1 von x
und mn. Dieses p muss eine Primzahl sein. Nach Fakt 1.11 ist p Teiler von m oder von
n. O. B. d. A. nehmen wir an, dass p Teiler von m und von x ist. Weil ggt(s, m) = 1
gilt und x ≡ s (mod m), folgt ggt(x, m) = 1. Nach dem Lemma von Bezout können
wir 1 = ux + vm schreiben. Es folgt, dass p ein Teiler von 1 ist, ein Widerspruch.
Wir müssen zunächst zeigen, dass für
Mit diesem Lemma können wir die Kardinalitäten der Mengen
men.
3
Z∗m , m ≥ 2,
Denition 1.28 Eulersche ϕ-Funktion
Für
m≥2
sei
ϕ(m) := |Z∗m | = |{x | 0 ≤ x < m, ggt(x, m) = 1}|.
Einige Beispielwerte sind in Tab. 2 angegeben.
m
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
ϕ(m) 1 2 2 4 2 6 4 6 4 10 4 12 7 8 8
Tabelle 2: Eulersche
ϕ-Funktion
für kleine
m
Folgendes ist eine unmittelbare Konsequenz aus Proposition 1.27:
3 ϕ ist der griechische Buchstabe
phi.
20
bestim-
Lemma 1.29
Für teilerfremde Zahlen
n
m
und
gilt
ϕ(mn) = ϕ(m) · ϕ(n).
Mit diesem Lemma lässt sich eine Formel für
ϕ(m)
angeben.
Lemma 1.30
Für
m≥2
gilt
ϕ(m) = m ·
Y p prim
p|m
Beweis :
1
1−
p
.
m eine Primzahlpotenz pt ist, dann besteht Z∗m aus den Zahlen in
Zm = {0, 1, . . . , p − 1}, die nicht durch p teilbar sind. Da es in Zm insgesamt pt
t−1
t
t−1
Zahlen gibt und p
Vielfache von p, gilt ϕ(m) = p − p
= m − m/p = m(1 − 1/p).
Wenn
Nun nehmen wir an, dass
m = pt11 · · · ptss
p1 , . . . , ps und t1 , . . . , ts ≥ 1. Die Faktoren pt11 , . . . , ptss
1.29, (s − 1)-mal angewendet, erhalten wir
gilt, für verschiedene Primzahlen
sind teilerfremd. Mit Lemma
ϕ(m) =
s
Y
ϕ(ptii )
=
i=1
s
Y
ptii (1
− 1/pi ) = m ·
s Y
i=1
i=1
1
1−
pi
.
Mit dieser Formel lassen sich die Werte in Tab. 2 schnell verizieren. (
Beispiel :
ϕ(12) = 12(1−1/2)(1−1/3) = 12·(1/2)·(2/3) = 4.) Man beachte als Spezialfall: Wenn
m = pq für verschiedene Primzahlen p und q , dann ist ϕ(m) = pq(1 − 1/p)(1 − 1/q) =
(p − 1)(q − 1). (Beispiel : ϕ(15) = 2 · 4 = 8.)
Bemerkung : Die simple Formel in Lemma 1.30 könnte zu dem Schluss verleiten, dass
sich
ϕ(m)
immer leicht berechnen lässt. Aber Achtung: Man muss dazu die Menge
der Primzahlen kennen, die in
sierungsproblem für
m
vorkommen. Dies läuft darauf hinaus, das Faktori-
m zu lösen, und hierfür kennt man keine ezienten Algorithmen.
ϕ(m) aus
Tatsächlich ist auch kein ezienter Algorithmus bekannt, der es erlaubt,
m
zu berechnen.
Wir können den kleinen Satz von Fermat (Fakt 1.25) auf den Fall beliebiger
allgemeinern.
21
m
ver-
Satz 1.31 Satz von Euler
Für
m≥2
und
x
mit ggt(m, x)
=1
gilt
:
xϕ(m) mod m = 1.
Beweis :
x
x mod m
Der Beweis läuft exakt wie der Beweis des kleines Satzes von Fermat. Sei
mit ggt(m, x)
=1
gegeben. Da wir modulo
m
rechnen, können wir
x
durch
ersetzen, d. h., wir können annehmen, dass 1 ≤ x < m gilt. Betrachte die Abbildung
gx : Z∗m 3 s 7→ xs mod m ∈ Z∗m . (Um zu sehen, dass diese Abbildung wohldeniert ist,
erinnere man sich, dass mit x und s auch xs teilerfremd zu m ist.) Diese Abbildung ist
∗
injektiv, weil für das multiplikative Inverse y von x in Zm die Gleichung y · gx (s) mod
m = yxs mod m = s gilt. Weil Z∗m endlich ist, muss die Abbildung gx sogar bijektiv
∗
∗
sein. Das heiÿt: {gx (s) | s ∈ Zm } = Zm . Daher:
Y
∗
s∈Zm
s≡
Y
Y
gx (s) ≡
∗
s∈Zm
xs ≡ xϕ(m) ·
∗
s∈Zm
Y
s
(mod m).
∗
s∈Zm
Q
∗ s) mod m ist teilerfremd zu m, hat also ein multiplikatives Inverses
Die Zahl (
s∈Zm
∗
z in Zm . Wenn wir beide Seiten der Gleichung mit z multiplizieren, erhalten wir
1 ≡ xϕ(m) (mod m).
2
Primzahltest und Primzahlerzeugung
2.1
Der Miller-Rabin-Primzahltest
In diesem Abschnitt lernen wir einen randomisierten Algorithmus kennen, der es
erlaubt, zu einer gegebenen Zahl
n zu entscheiden, ob n eine Primzahl
ist oder nicht.
Ein idealer Primzahltest sieht so aus:
Eingabe: Eine natürliche Zahl n ≥ 3.
Ausgabe: 0, falls n eine Primzahl ist; 1, falls n zusammengesetzt ist.
Wozu braucht man Primzahltests? Zunächst ist die Frage Ist
n eine Primzahl?
eine
grundlegende mathematisch interessante Fragestellung. Spätestens mit dem Siegeszug
des RSA-Kryptosystems (siehe spätere Kapitel) hat sich die Situation jedoch dahin
entwickelt, dass man Algorithmen benötigt, die immer wieder neue vielzirige Primzahlen (etwa mit 512 oder 1024 Bits
4
bzw. 155 oder 310 Dezimalziern) bereitstellen
4 http://www.rsa.com/rsalabs/node.asp?id=2218 am 29.12.2012: RSA Laboratories current22
können. Den Kern dieser Primzahlerzeugungs-Verfahren (siehe Abschnitt 2.2) bildet
ein Verfahren, das eine gegebene Zahl
n
darauf testet, ob sie prim ist.
Ein naiver Primzahltest (versuchsweise Division), der dem
folgt, ndet durch direkte Division der Zahl
n
n
durch
brute-force
√ -Paradigma
2, 3, 4, . . . , b nc
heraus, ob
einen nichttrivialen Teiler hat. Man kann dieses Verfahren durch einige Tricks
beschleunigen, aber die Rechenzeit wächst dennoch mit
√
Θ( n).
Dies macht es für
Zahlen mit mehr als 40 Dezimalstellen praktisch undurchführbar, von Zahlen mit
mehr als 100 Dezimalstellen ganz zu schweigen. (Achtung: Damit wird nichts über
die Qualität anderer Faktorisierungsalgorithmen gesagt. Es gibt andere, sehr fortgeschrittene Faktorisierungsalgorithmen, die bei entsprechendem Zeitaufwand und
mit sehr leistungsstarken Rechnern auch noch mit 200-stelligen Zahlen zurechtkommen. Für Information zu früheren und aktuelleren Faktorisierungserfolgen siehe z. B.
http://en.wikipedia.org/wiki/RSA_numbers.)
In diesem Abschnitt beschreiben wir den randomisierten Primzahltest von MillerRabin. Dabei handelt es sich um einen Monte-Carlo-Algorithmus mit einseitigem
Fehler. Das heiÿt: Auf Eingaben
auf Eingaben
n,
n,
0 ausgegeben;
(von n abhängige)
die Primzahlen sind, wird immer
die zusammengesetzt sind, gibt es eine gewisse
Wahrscheinlichkeit, dass die Ausgabe 0, also falsch ist. Für kein zusammengesetztes
n ist diese Wahrscheinlichkeit gröÿer als die Fehlerschranke 14 . Wir beweisen nur die
1
Fehlerschranke . Im Beweis benutzen wir einfache zahlentheoretische und gruppen2
theoretische Überlegungen. Eine herausragende Eigenschaft des Miller-Rabin-Tests
ist seine Ezienz. Wir werden sehen, dass selbst bei Verwendung der Schulmethoden
3
für Multiplikation und Division die Bitkomplexität des Primzahltests nur O((log n) )
ist.
Bemerkung:
Der Miller-Rabin-Algorithmus stammt aus dem Jahr 1977; er folg-
te einem kurz vorher vorgestellten anderen randomisierten Primzahltest (SolovayStrassen-Test). Für diesen und andere randomisierte Primzahltests (z. B. Lucas-Lehmer-Test) sei auf die Literatur verwiesen. Im Jahr 2002 stellten Agarwal, Kayal und
Saxena einen deterministischen Primzahltest mit polynomieller Rechenzeit vor. (Die
7,5
Rechenzeit ist z. B. durch O((log n) ) beschränkt.) Dieser Algorithmus stellte insofern einen gewaltigen Durchbruch dar, als er ein Jahrhunderte altes oenes Problem
löste. Andererseits ist seine Laufzeit im Vergleich etwa zu dem hier diskutierten randomisierten Verfahren so hoch, dass nach wie vor die randomisierten Algorithmen
ly recommends key sizes of 1024 bits for corporate use and 2048 bits for extremely valuable keys like
the root key pair used by a certifying authority (see Question 4.1.3.12). Several recent standards
specify a 1024-bit minimum for corporate use. Dabei bedeutet
n=p·q
für Primzahlen
p
und
q
key size die Bitanzahl eines Produkts
mit jeweils der halben Länge.
23
benutzt werden, um für kryptographische Anwendungen Primzahlen zu erzeugen.
Da gerade Zahlen leicht zu erkennen sind, beschränken wir im folgenden unsere Überlegungen auf ungerade Zahlen
n ≥ 3.
2.1.1 Der Fermat-Test
Wir erinnern uns an den kleinen Satz von Fermat (Fakt 1.25):
n
ist Primzahl und
1≤a<n
an−1 mod n = 1.
⇒
Wir können diese Aussage dazu benutzen, um Belege oder Zertikate dafür anzugeben, dass eine Zahl n zusammengesetzt ist: Wenn wir eine Zahl a mit
n−1
nden, für die a
mod n 6= 1 gilt, dann ist n denitiv keine Primzahl.
Denition 2.1
F-Zeuge für n,
eine ungerade Zahl. Eine Zahl a mit 1 ≤ a < n − 1 heiÿt ein
n−1
wenn a
mod n 6= 1 gilt. Wenn n zusammengesetzt ist und für a mit
n−1
die Gleichheit a
mod n = 1 gilt, heiÿt a ein
für n.
Sei
n
F-Lügner
Wenn
a
ein F-Zeuge für
1≤a<n
n
ist, kann
n
1 ≤ a < n−1
keine Primzahl sein. Eigentlich ist
a
also ein
n keine Primzahl
ist. Wir bemerken, dass ein F-Zeuge belegt, dass es Faktoren k, ` > 1 gibt mit n = k·`,
Zeuge (oder Beweis oder Zertikat oder Beleg) für die Tatsache, dass
dass aber solche Faktoren nicht angegeben oder gefunden werden müssen. Dies wird
von Primzahltests auch nicht verlangt und normalerweise auch nicht geleistet.
Man sieht sofort, dass 1 und n − 1 immer F-Lügner sind: Es gilt
n−1
und (n − 1)
≡ (−1)n−1 ≡ 1 (mod n), weil n − 1 gerade ist.
Für jede zusammengesetzte Zahl
uns, dass
n
n
gibt es mindestens einen F-Zeugen. Wir erinnern
{1, . . . , n − 1} − Z∗n 6= ∅ gilt.
genau dann zusammengesetzt ist, wenn
Lemma 2.2
Wenn
n
Beweis :
1n−1 mod n = 1
keine Primzahl ist, ist jedes
a ∈ {1, . . . , n − 1} − Z∗n
ein F-Zeuge.
an−1 mod n = 1 gilt, haben wir nach Fakt 1.18(i) an−1 −1 = yn für
∗
Zahl y . Dann ist ggt(n, a) ein Teiler von 1, also muss a ∈ Zn gelten.
Wenn
eine ganze
{1, . . . , n − 1} − Z∗n
äuÿerst dünn. Wenn zum Beispiel n = pq für zwei Primzahlen p und q ist, dann
gilt gcd(a, n) > 1 genau dann wenn p oder q ein Teiler von a ist. Es gibt genau
Leider ist für manche zusammengesetzten Zahlen
24
n
die Menge
Vielfache von 7
Vielfache von 13
F-Zeugen in
7, 14, 21, 28, 35, 42, 49, 56, 63, 70, 77, 84
13, 26, 39, 52, 65, 78
Z∗91
2,
5,
6,
8, 11, 15, 18, 19, 20, 24, 31, 32,
33, 34, 37, 41, 44, 45, 46, 47, 50, 54, 57, 58,
59, 60, 67, 71, 72, 73, 76, 80, 83, 85, 86, 89
F-Lügner
1,
3,
4,
9, 10, 12, 16, 17, 22, 23, 25, 27,
29, 30, 36, 38, 40, 43, 48, 51, 53, 55, 61, 62,
64, 66, 68, 69, 74, 75, 79, 81, 82, 87, 88, 90
Tabelle 3: F-Zeugen und F-Lügner für
n = 91 = 7 · 13
p + q − 2 solche Zahlen a in {1, . . . , n − 1}, was gegenüber n sehr klein ist, wenn
p und q annähernd gleich groÿ sind. Ein Beispiel: n = 91 = 7 · 13. Tabelle 3 zeigt,
dass es 18 Vielfache von 7 und 13 gibt (für gröÿere p und q wird der Anteil dieser
oensichtlichen F-Zeugen noch kleiner sein), und daneben weitere 36 F-Zeugen und
36 F-Lügner in
{1, 2, . . . , 90}.
In diesem Beispiel gibt es um einiges mehr F-Zeugen
als F-Lügner. Wenn dies für alle zusammengesetzten Zahlen
n
der Fall wäre, wäre es
eine elegante randomisierte Strategie, einfach zufällig nach F-Zeugen zu suchen.
Dies führt zu unserem ersten Versuch für einen randomisierten Primzahltest.
25
Algorithmus 2.1 Fermat-Test
Eingabe: Ungerade Zahl
n ≥ 5.
Methode:
1
2
Wähle a zufällig aus
n−1
if a
mod n 6= 1
{2, . . . , n − 2};
then return 1 else return 0.
Die Laufzeitanalyse liegt auf der Hand: Der teuerste Teil ist die Berechnung der
n−1
Potenz a
mod n durch schnelle Exponentiation, die nach den Ergebnissen von
3
Lemma 1.9 O(log n) arithmetische Operationen und O((log n) ) Bitoperationen benötigt. Weiter ist es klar, dass der Algorithmus einen F-Zeugen gefunden hat, wenn
er 1 ausgibt, dass in diesem Fall also
ausgedrückt: Wenn
n
n
zusammengesetzt sein muss. Umgekehrt
eine Primzahl ist, gibt der Fermat-Test garantiert 0 aus.
n = 91 wird das falsche Ergebnis 0 ausgegeben, wenn als a einer der 34 F-Lügner
34
17
= 44
≈ 0,3864.
auÿer 1 und 90 gewählt wird. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist
88
Für
Für viele zusammengesetzte Zahlen
Test für diese
n
n gibt es reichlich F-Zeugen, so dass der Fermat-
mit konstanter Wahrscheinlichkeit das korrekte Ergebnis liefert. Der
Beweis benutzt ein einfaches Ergebnis aus der Gruppentheorie.
5
Fakt 2.3
Wenn
G
eine endliche Gruppe und
Teiler von
|G|.
:
Insbesondere gilt
Wenn
H echte
H
eine Untergruppe von
Untergruppe von
G
G
ist, dann ist
ist, dann gilt
|H|
|H| ≤ 12 |G|.
(Der Beweis hierfür läuft etwa so: Die Äquivalenzrelation ∼H auf G, die durch a
⇔ b−1 a ∈ H deniert ist, zerlegt die Menge G in Äquivalenzklassen aH = {ah
H},
die sogenannten linken Nebenklassen. Die Anzahl
heiÿt der Index von
weil für jedes
a
H
in
G.
∼H b
|h∈
dieser Nebenklassen
Alle diese Nebenklassen haben die gleiche Kardinalität,
H 3 h 7→ ah ∈ aH
|G| = |H| · (G : H).)
die Funktion
ist. Daraus folgt:
G : H
ein
eine Bijektion zwischen
H
und
aH
Hilfreich ist noch das folgende Untergruppenkriterium für endliche Gruppen.
5 Wir betrachten im Folgenden die Gruppe
∗
Zn
mit Multiplikation modulo
der 1 als neutralem Elment.
26
n
als Operation und
Fakt 2.4
G
Wenn
von
G,
(i)
(ii)
eine
endliche
Gruppe mit neutralem Element
1
ist und
A
eine Teilmenge
derart dass
1∈A
und
A unter der Gruppenoperation von G abgeschlossen ist, d. h., wenn für a, b ∈ A
auch immer ab ∈ A gilt,
dann ist
A
eine Untergruppe von
G.
(Zum Beweis muss man sich nur überlegen, dass für jedes a ∈ A auch das Inverse
a−1 in A liegt. Das sieht man so: Weil G endlich ist, können die Elemente 1 =
a0 , a, a2 , a3 , . . . nicht alle verschieden sein. Also gibt es i < j mit ai = aj . Dann ist
aj−i = 1, also a · aj−i−1 = 1, also aj−i−1 invers zu a, und aj−i−1 ∈ A wegen der
Abgeschlossenheit.)
Nun können wir das Verhalten des Fermat-Tests für gutmütige Eingabezahlen
n
analysieren.
Satz 2.5
n ≥ 9 eine ungerade zusammengesetzte Zahl. Wenn es mindestens einen F-Zeugen
a ∈ Z∗n gibt, dann liefert der Fermat-Test auf Eingabe n mit Wahrscheinlichkeit
1
die korrekte Antwort 1.
gröÿer als
2
Sei
Beweis : In Lemma 2.2 haben wir gesehen, dass die Menge
LFn = {a | 1 ≤ a < n, an−1 mod n = 1}
∗
der F-Lügner für n eine Teilmenge von Zn ist. Wir zeigen, dass
∗
von Zn ist. Hierzu wenden wir Fakt 2.4 an:
gruppe
(i)
(ii)
1 ∈ LFn ,
weil
LFn
sogar eine
Unter-
1n−1 = 1;
∗
ist unter der Gruppenoperation in Zn abgeschlossen, nämlich der Multin−1
plikation modulo n, denn wenn a
mod n = 1 und bn−1 mod n = 1, folgt
(ab)n−1 ≡ an−1 · bn−1 ≡ 1 · 1 ≡ 1 (mod n).
LFn
∗
Aus der Annahme, dass es in Zn mindestens einen F-Zeugen gibt, erhalten wir, dass
∗
F
F
Ln eine
Untergruppe von Zn ist. Mit Fakt 2.3 folgt: |Ln | ≤ ϕ(n)/2 ≤ (n − 2)/2.
echte
27
Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein aus
LFn − {1, n − 1} liegt, höchstens
{2, . . . , n − 2}
zufällig gewähltes
n−6
1
(n − 2)/2 − 2
=
< ,
n−3
2(n − 3)
2
a
in
(3)
wie gewünscht.
Wie üblich verringern wir die Fehlerwahrscheinlichkeit durch Wiederholung.
Algorithmus 2.2 Iterierter Fermat-Test
Eingabe: Ungerade Zahl
n ≥ 5,
eine Zahl
` ≥ 1.
Methode:
1
2
3
4
repeat ` times
a ← ein zufälliges Element von {2, . . . , n − 2};
if an−1 mod n 6= 1 then return 1;
return 0.
Wenn die Ausgabe 1 ist, hat der Algorithmus einen F-Zeugen für
n gefunden, also ist
n zusammengesetzt. D. h.: Wenn n eine Primzahl ist, ist die Ausgabe 0. Andererseits:
∗
Wenn n zusammengesetzt ist, und es mindestens einen F-Zeugen a ∈ Zn gibt, dann ist
1 `
= 2−` .
nach Satz 2.5 die Wahrscheinlichkeit für die falsche Ausgabe 0 höchstens
2
Indem wir ` genügend groÿ wählen, können wir die Fehlerwahrscheinlichkeit so klein
wie gewünscht einstellen.
Wenn es darum geht, aus einem genügend groÿen Bereich zufällig gewählte Zahlen
darauf zu testen, ob es sich um eine Primzahl handelt, dann ist der Fermat-Test eine
sehr eziente und zuverlässige Methode. Wir kommen darauf im folgenden Abschnitt
nochmals zurück.
Wenn man allerdings über die Herkunft der zu testenden Zahl
n keine Information hat
und eventuell damit rechnen muss, dass jemand (ein Gegenspieler) absichtlich eine
besonders schwierige Eingabe vorlegt, dann stöÿt der Fermat-Test an eine Grenze. Es
gibt nämlich widerspenstige zusammengesetzte Zahlen, denen man mit diesem Test
∗
nicht beikommen kann, weil alle Elemente von Zn F-Lügner sind. Mit diesen befasst
sich der folgende Abschnitt.
28
2.1.2 Carmichael-Zahlen
Denition 2.6
Eine ungerade zusammengesetzte Zahl n heiÿt eine
a ∈ Z∗n die Gleichung an−1 mod n = 1 gilt.
Carmichael-Zahl, wenn für alle
561 = 3 · 11 · 17. Weitere kleine Carmichael-Zahlen
1729 = 7 · 13 · 19. Erst im Jahr 1994 wurde bewiesen, dass
es unendlich viele Carmichael-Zahlen gibt, genauer: wenn x genügend groÿ ist, dann
2/7
gibt es in {n | n ≤ x} mehr als x
Carmichael-Zahlen. Die aktuell beste bekannte
1/3
untere Schranke ist x
. Genaueres ist über den Anteil von Carmichael-Zahlen an
Die kleinste Carmichael-Zahl ist
sind
1105 = 5 · 13 · 17
und
den zusammengesetzten Zahlen nicht bekannt. (Alles deutet aber darauf hin, dass sie
eher selten sind.)
Wenn wir dem Fermat-Test eine Carmichael-Zahl
n
als Eingabe geben, ist die Wahr-
scheinlichkeit für die falsche Antwort 0 genau
Y 1
ϕ(n)
ϕ(n) − 2
1−
≈
=
.
n−3
n
p
p prim
p teilt n
Diese Wahrscheinlichkeit liegt nahe an 1, wenn
n
nur wenige und relativ groÿe Prim-
faktoren hat. An solchen Carmichael-Zahlen besteht etwa im Bereich der Zahlen im
15
16
Bereich [10 , 10 ] kein Mangel, wie ein Blick in entsprechende Tabellen zeigt. Zum
n = 651693055693681 = 72931 · 87517 · 102103
ϕ(n)/n > 0.99996.
Beispiel ist
eine Carmichael-Zahl mit
Der Wiederholungstrick zur Wahrscheinlichkeitsverbesserung hilft hier leider auch
p0 der kleinste Primfaktor von n ist, und n nur 3 oder 4
Faktoren hat, dann sind Ω(p0 ) Wiederholungen nötig, um die Fehlerwahrscheinlichkeit
1
zu drücken. Sobald p0 mehr als 30 Dezimalstellen hat, ist dies undurchführbar.
auf
2
nicht, denn wenn etwa
Für einen zuverlässigen, ezienten Primzahltest, der für
alle
Eingabezahlen funk-
tioniert, müssen wir über den Fermat-Test hinausgehen. Interessanterweise ist dies
praktisch ohne Ezienzverlust möglich.
Für spätere Benutzung stellen wir noch eine Hilfsaussage über Carmichael-Zahlen
bereit.
Lemma 2.7
Wenn
n
eine Carmichael-Zahl ist, dann ist
n
29
keine Primzahlpotenz.
Beweis :
p
Wir beweisen die Kontraposition: Wenn
und einen Exponenten
`≥2
Dazu genügt es, eine Zahl
n
ist, dann ist
a ∈
n = p`
für eine ungerade Primzahl
keine Carmichael-Zahl.
Z∗n anzugeben, so dass
an−1 mod n 6= 1
ist. Wir
denieren:
a := p`−1 + 1.
p = 7 und ` = 3 ist, ist n = 343 und a = 49 + 1 = 50.) Man sieht sofort,
= n ist, und dass a nicht von p geteilt wird, also a und n teilerfremd
∗
ist a ∈ Zn . Nun rechnen wir modulo n, mit der binomischen Formel:
(Wenn z. B.
`
dass a < p
sind; also
an−1 ≡ (p`−1 + 1)n−1
X n − 1
≡
(p`−1 )j
j
0≤j≤n−1
≡ 1 + (p` − 1) · p`−1
(4)
(mod n).
(Die letzte Äquivalenz ergibt sich daraus, dass für j ≥ 2 gilt, dass (` − 1)j ≥ ` ist,
`−1 j
also der Faktor (p
) = p(`−1)j durch n = p` teilbar ist, also modulo n wegfällt.)
`
`
`−1
`
Nun ist p − 1 nicht durch p teilbar, also ist (p − 1) · p
nicht durch n = p teilbar.
n−1
n−1
Damit folgt aus (4), dass a
6≡ 1 (mod n) ist, also a
mod n 6= 1.
Folgerung: Jede Carmichael-Zahl n lässt sich als n = n1 · n2
n2
teilerfremde ungerade Zahlen
≥3
schreiben, wo
n1
und
sind.
(Eine etwas genauere Untersuchung, die wir hier aber nicht benötigen, ergibt, dass
die Primfaktoren einer Carmichael-Zahl
n
alle verschieden sein müssen, und dass
n
mindestens drei Primfaktoren haben muss. Aus dieser Tatsache kann man entnehmen,
dass Carmichael-Zahlen eher selten sind.)
2.1.3 Nichttriviale Quadratwurzeln der 1
Lemma 2.8
p eine ungerade Primzahl
b ∈ {1, −1} = {1, p − 1}.
Wenn
Beweis :
ist, dann gilt
b2 mod p = 1, b ∈ Zp
jedes beliebige m ≥ 2,
genau für
12 mod m = 1 und (m −
1)2 mod m = (m(m + 2) + 1) mod m = 1 ist. Nun sei b ∈ {0, . . . , p − 1} beliebig mit
b2 ≡ 1 (mod p). Dann gilt (b2 − 1) ≡ 0 (mod p), also ist p ein Teiler von b2 − 1 =
(b + 1)(b − 1). Nach Fakt 1.11 ist p Teiler von b + 1 oder Teiler von b − 1. Im ersten
Fall ist b ≡ −1 (mod p), im zweiten Fall ist b ≡ 1 (mod p).
Oensichtlich gilt für
30
dass
Die im Lemma angegebene Eigenschaft lässt sich in ein weiteres Zertikat für zusammengesetzte Zahlen ummünzen:
Wenn es ein
dann ist
n
b ∈ {2, . . . , n − 2}
gibt, das
b2 mod n = 1
erfüllt,
zusammengesetzt.
b ∈ {2, . . . , n − 2} mit b2 mod n = 1 heiÿen nichttriviale Quadratwurzeln der 1 modulo n. Solche Zahlen gibt es nur, wenn n zusammengesetzt ist.
Beispielsweise sind die Zahlen 1, 27, 64 und 90 genau die Quadratwurzeln der 1
modulo 91; davon sind 27 und 64 nichttrivial. Allgemeiner sieht man mit der Verallgemeinerung von Fakt 1.26 (Chinesischer Restsatz) auf r Faktoren leicht ein, dass
es für ein Produkt n = p1 · · · pr aus verschiedenen ungeraden Primzahlen p1 , . . . , pr
r
genau 2 Quadratwurzeln der 1 modulo n gibt, nämlich die Zahlen b, 0 ≤ b < n,
die b mod pj ∈ {1, pj − 1}, 1 ≤ j ≤ r , erfüllen. Wenn n nicht sehr viele verschiedene Primfaktoren hat, ist es also aussichtslos, einfach zufällig gewählte b's darauf zu
testen, ob sie vielleicht nichttriviale Quadratwurzeln der 1 sind. Dennoch wird uns
Zahlen
dieser Begri bei der Formulierung eines ezienten Primzahltests helfen.
2.1.4 Der Miller-Rabin-Test
Wir kehren nochmals zum Fermat-Test zurück und sehen uns die dort durchgeführte
n−1
Exponentiation a
mod n etwas genauer an. Die Zahl n − 1 ist gerade, daher kann
k
man sie als n − 1 = u · 2 schreiben, für eine ungerade Zahl u und ein k ≥ 1. Dann
n−1
u
2k
gilt a
≡ ((a ) mod n) mod n, und wir können an−1 mod n mit k + 1 Zwischenschritten berechnen: Mit
b0 = au mod n; bi = (b2i−1 ) mod n,
für
i = 1, . . . , k,
bk = an−1 mod n. Beispielsweise erhalten wir für n = 325 = 52 · 13 den Wert
n − 1 = 324 = 81 · 22 . In Tabelle 4 berechnen wir a81 , a162 und a324 , alle modulo 325,
für verschiedene a.
ist
∗
Wir sehen, dass 2 ein F-Zeuge für 325 ist, der in Z325 liegt, und dass 65 ein F-Zeuge
∗
ist, der nicht in Z325 liegt. Dagegen sind 7, 32, 49, 126, 201 und 224 alles F-Lügner
324
für 325. Wenn wir aber 201
mod 325 mit zwei Zwischenschritten berechnen, dann
entdecken wir, dass 51 eine nichttriviale Quadratwurzel der 1 ist, was beweist, dass
325 keine Primzahl ist. Ähnlich liefert die Berechnung mit Basis 224, dass 274 eine
nichttriviale Quadratwurzel der 1 ist. Die entsprechenden Berechnungen mit 7, 32 und
162
49 dagegen liefern keine weiteren Informationen, weil 7
≡ 32162 ≡ −1 (mod 325)
31
b0 = a81 b1 = a162 b2 = a324
a
A-Z.?
×
×
×
×
2
252
129
66
7
307
324
1
32
57
324
1
49
324
1
1
65
0
0
0
126
1
1
1
201
226
51
1
×
224
274
1
1
×
Tabelle 4: Potenzen
und
F-Z.?
4981 ≡ −1 (mod 325)
an−1 mod n
mit Zwischenschritten,
n = 325
gilt. Auch die Berechnung der Potenzen von 126 liefert
12681 mod 325 = 1 gilt.
keine nichttriviale Quadratwurzel der 1, weil
Wie kann die Folge
sind
bi+1 , . . . , bk
b0 , . . . , b k
leeren) Folge von Elementen
bi = 1 or bi = n − 1, dann
b0 , . . . , bk mit einer (eventuell
überhaupt aussehen? Wenn
alle gleich 1. Daher beginnt die Folge
∈
/ {1, n − 1}
und endet mit einer (eventuell leeren)
Folge von Einsen. Diese beiden Teile können von einem Eintrag
n−1
getrennt sein;
dies muss aber nicht so sein. Alle möglichen Muster sind in Tabelle 5 angegeben.
Dabei steht ∗ für ein Element
∈
/ {1, n − 1}.
Es ergeben sich 4 Fälle, mit einigen
Unterfällen:
Fall
Fall
Fall
b0 = 1. Alle bi sind gleich 1.
2a: b0 = n − 1. Alle bi mit 0 < i ≤ k sind gleich 1.
2b: b0 ∈
/ {1, n − 1}, aber es gibt ein i ∈ {1, . . . , k − 1} mit bi = n − 1. Dann gilt
bi+1 = · · · = bk = 1.
In den Fällen 1, 2a und 2b gilt bk = 1, also hilft der kleine Satz von Fermat nicht
weiter. Die Folge (b0 , . . . , bk ) enthält aber auch keine nichttriviale Quadratwurzel der
1. Es ergibt sich aus der Rechnung kein Hinweis darauf, dass n zusammengesetzt ist.
Wenn n eine Primzahl ist, muss einer dieser Fälle eintreten.
Fall 3: bk 6= 1. Dann ist n zusammengesetzt, weil a ein F-Zeuge für n ist. (Es spielt
keine Rolle, ob bk = n − 1 ist oder nicht.) Alle Werte b0 , . . . , bk−1 müssen dann von 1
und n − 1 verschieden sein.
1:
32
b0
b1 · · ·
···
bk−1
bk
Fall
1
1
···
1
1
1
···
1
1
1
n−1
1
···
1
1
1
···
1
1
2a
∗
∗ ···
∗
n−1
1
···
1
1
2b
∗
∗ ···
∗
∗
∗
···
∗
n−1
∗
∗ ···
∗
∗
∗
···
∗
∗
∗ ···
∗
1
1
···
∗
∗ ···
∗
∗
∗
···
Tabelle 5: Potenzen
Fall
an−1 mod n
F-Z.?
A-Z.?
3
×
×
∗
3
×
×
1
1
4a
×
∗
1
4b
×
berechnet mit Zwischenschritten, mögliche Fälle.
b0 ∈
/ {1, n − 1}, aber es gibt ein i < k mit bi ∈
/ {1, n − 1} und bi+1 = 1.
Dann ist bi eine nichttriviale Quadratwurzel der 1 modulo n und damit ein Zertikat
dafür, dass n zusammengesetzt ist. (Fall 4b stellt den Sonderfall i = k − 1 dar.)
4:
b0 , . . . , bk ) einen Beleg
dafür dar, dass n keine Primzahl ist. Diejenigen a ∈ {1, . . . , n − 1}, die zu Fall 3 oder
In den Fällen 3 und 4 stellt die Zahl
a
(und seine Potenzen
Fall 4 führen, lassen sich wie folgt charakterisieren:
b0 6= 1,
(∗)
und
n−1
erscheint nicht in der Folge
Man beachte, dass das letzte Folgenglied
bk
b0 , . . . , bk−1 .
keine Rolle spielt. (Es ist daher nur
konsequent, dass es im späteren Algorithmus nicht einmal berechnet wird.) Die
(∗)
erfüllen, sind Beleg dafür, dass
n
a, die
zusammengesetzt ist. Dies führt zu folgender
Denition.
Denition 2.9
n ≥ 3 ungerade. Wir schreiben n − 1 = u · 2k , für u ungerade, k ≥ 1. Eine Zahl a,
i
1 ≤ a < n, heiÿt ein A-Zeuge für n, wenn au mod n 6= 1 und au·2 mod n 6= n − 1
für alle i mit 0 ≤ i < k gilt (Fälle 3 und 4). Wenn n zusammengesetzt ist und a,
1 ≤ a < n, kein A-Zeuge ist, dann heiÿt a ein A-Lügner für n (Fälle 1 und 2). Die
A
Menge der A-Lügner heiÿt Ln .
Sei
Aus der obigen Diskussion der möglichen Fälle folgert man leicht folgende Beobachtungen.
33
Lemma 2.10
Sei
n≥3
ungerade.
(a) Wenn
a
ein F-Zeuge für
n
(b) Wenn es einen A-Zeugen
a
ist, dann ist
für
n
a
ein F-Zeuge für
a auch
(b0 , . . . , bk )
n
auch ein A-Zeuge.
gibt, dann ist
Beweis : Sei 1 ≤ a < n und sei b0 , . . . , bk
(a) Wenn
a
n
zusammengesetzt.
die zugehörige Folge
ist, dann gilt
n.
bk 6= 1,
und daher tritt Fall 3 oder Fall
a
ein A-Zeuge für
auf die Folge
Fall 3 oder Fall 4 zu. Wir haben oben schon gesehen, dass
n
ein A-Zeuge für
n.
4b ein. Damit ist
dann
(b) Sei
i
au·2 mod n, 0 ≤ i ≤ k .
eine zusammengesetzte Zahl sein muss.
Der Miller-Rabin-Test besteht nun einfach darin, ein aus
wähltes
Dann trit
a
darauf zu testen, ob
a
{2, . . . , n − 2}
zufällig ge-
ein A-Zeuge ist.
Historisch hat schon der russische Mathematiker M. Artjuhov 1966 vorgeschlagen, die
u·2i
Folge bi = a
mod n, 0 ≤ i ≤ k , in einem Primzahltest für n zu benutzen. Im Jahr
1976 stellte G. M. Miller einen deterministischen Algorithmus vor, der auf dieser Idee
2
beruhte. Er testete die kleinsten O((log n) ) Elemente a ∈ {2, 3, . . . , n − 1} auf die
Eigenschaft, A-Zeugen zu sein. Der Algorithmus hat polynomielle Laufzeit und liefert
das korrekte Ergebnis, wenn die erweiterte Riemannsche Vermutung (ERH) stimmt,
eine berühmte Vermutung aus der Zahlentheorie, die bis heute unbewiesen ist. Um
1980 schlugen M. Rabin und (unabhängig) L. Monier vor, Millers Algorithmus so zu
modizieren, dass die zu testende Zahl
a
zufällig gewählt wird, und bewiesen, dass
dieser Algorithmus konstante Fehlerwahrscheinlichkeit haben wird. Der Algorithmus
heiÿt heute allgemein der
Miller-Rabin-Test .
Der Test selbst ist leicht und sehr ezient durchführbar: Man berechnet zunächst
b0 = au mod n und testet, ob b0 ∈ {1, n − 1} ist. Falls ja, trit Fall 1 oder Fall 2a zu,
die Ausgabe ist 0. Falls nein, berechnet man durch iteriertes Quadrieren nacheinander
die Werte
b1 , b2 , . . .,
bis
•
entweder der Wert
•
oder der Wert 1 auftaucht (Fall 4a,
•
oder
b1 , . . . , bk−1
n−1
auftaucht (Fall 2b, Ausgabe 0)
a
ist A-Zeuge, Ausgabe 1)
berechnet worden sind, ohne dass Werte
kommen sind (Fall 3 oder 4b,
a
ist A-Zeuge, Ausgabe 1).
In Pseudocode sieht das Verfahren dann folgendermaÿen aus:
34
n−1
oder
1
vorge-
Algorithmus 2.3 Der Miller-Rabin-Primzahltest
Eingabe: Eine ungerade Zahl
n ≥ 5.
Methode:
1
2
3
4
5
6
7
8
9
k ≥ 1 mit n − 1 = u · 2k ;
wähle zufällig ein a aus {2, . . . , n − 2};
b ← au mod n; (∗ mit schnellem Potenzieren ∗)
if b ∈ {1, n − 1} then return 0; (∗ Fall 1 oder 2a ∗)
for j from 1 to k − 1 do (∗ wiederhole (k − 1)-mal ∗)
b ← b2 mod n;
if b = n − 1 then return 0; (∗ Fall 2b ∗)
if b = 1 then return 1; (∗ Fall 4a ∗)
return 1. (∗ Fall 3 oder 4b ∗)
Bestimme
u
ungerade und
log n Divisionen durch 2, um u und k zu nden. (Zeile 1). (Wenn man benutzt, dass n normalerweise in Binärdarstellung gegeben sein wird, ist die Sache noch einfacher: k ist die
Zahl der Nullen, mit der die Binärdarstellung von n − 1 aufhört, u ist die Zahl, die
Wie steht es mit der Laufzeit des Algorithmus? Man benötigt höchstens
durch den Binärstring ohne diese letzten Nullen dargestellt wird.) Die Berechnung
u
von a mod n mit schneller Exponentiation 3 benötigt O(log n) arithmetische Ope3
rationen und O((log n) ) Bitoperationen (mit der Schulmethode für Multiplikation
und Division). Die Schleife in Zeilen
ist
k ≤ log n.
58
wird höchstens
k -mal
durchlaufen; oenbar
In jedem Durchlauf ist die Multiplikation modulo
n
die teuerste Ope-
ration. Insgesamt benutzt der Algorithmus O(log n) arithmetische Operationen auf
2
3
zahlen, die kleiner als n sind, und O((log n) ) Bitoperationen. Wenn man die Laufzeit
mit dem Fermat-Test vergleicht, und dazu die Details der schnellen Exponentiation
ansieht, stellt man fest, dass die Multiplikationen modulo
n
in beiden Fällen exakt
gleich aussehen, nur dass beim Miller-Rabin-Test unterwegs noch Zwischenergebnisse darauf getestet werden, ob sie gleich 1 oder gleich
n−1
sind dies verursacht
kaum Mehraufwand.
Nun wenden wir uns dem Ein-/Ausgabeverhalten des Miller-Rabin-Tests zu.
Lemma 2.11
Wenn die Eingabe
n
für den Miller-Rabin-Test eine Primzahl ist, dann wird
0
aus-
gegeben.
Beweis : Wir haben oben schon festgestellt, dass Ausgabe 1 genau dann erfolgt, wenn
35
a
die zufällig gewählte Zahl
A-Zeugen, wenn
n
ein A-Zeuge ist. Nach Lemma 2.10(b) gibt es nur dann
zusammengesetzt ist.
2.1.5 Fehlerschranke für den Miller-Rabin-Test
Wir müssen nun noch die Fehlerwahrscheinlichkeit des Miller-Rabin-Tests für den
Fall analysieren, dass
n
eine zusammengesetzte (ungerade) Zahl ist. Dies wird also
für diesen Abschnitt angenommen.
Wir beweisen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Miller-Rabin-Test die (uner1
ist. Dazu wollen wir ähnlich vorgehen wie
wünschte) Antwort 0 gibt, kleiner als
2
bei der Analyse des Fermat-Tests für Nicht-Carmichael-Zahlen (Beweis von Satz 2.5).
∗
Dort haben wir gezeigt, dass die F-Lügner für solche n eine echte Untergruppe von Zn
A
bilden. Hier ist es etwas schwieriger, weil die Menge Ln der A-Lügner keine Untergrup∗
pe von Zn bilden muss. Dies beheben wir dadurch, dass wir eine echte Untergruppe
A
Bn von Z∗n nden, die alle A-Lügner enthält.
Wenn
n
keine Carmichael-Zahl ist, ist dies leicht.
Lemma 2.12
Sei
n≥3
zusammengesetzt. Dann gilt
F
LA
n ⊆ Ln .
Beweis : Dies ist nur eine andere Formulierung von Lemma 2.10(a).
Wenn nun
n
keine Carmichael-Zahl ist, schlieÿen wir genau wie im Beweis von
1
Satz 2.5, dass der Anteil von A-Lügnern in {2, . . . , n − 2} kleiner als
ist.
2
Es bleibt der Fall, dass
n
eine Carmichael-Zahl ist.
Wir denieren eine Menge
BnA .
Weil
u
ungerade ist, gilt
0
(n − 1)u·2 ≡ (n − 1)u ≡ (−1)u ≡ −1 ≡ n − 1
(mod n).
Sei i0 das gröÿte i ∈ {0, 1, . . . , k} mit der Eigenschaft, dass es einen A-Lügner a# mit
i
au·2
# mod n = n − 1 gibt. (Wir werden dieses a# weiter unten nochmals benutzen.)
u·2k
Weil n eine Carmichael-Zahl ist, gilt a
mod n = an−1 mod n = 1 für alle a ∈ Z∗n ,
und daher
0 ≤ i0 < k .
Wir denieren:
i
BnA = {a ∈ Z∗n | au·2 0 mod n ∈ {1, n − 1} }.
(5)
Zur Veranschaulichung betrachte man Abb. 6. In der dort angegebenen Matrix ent∗
spricht jede Zeile einem der ϕ(n) Elemente von Zn , beginnend mit a1 = 1 und
36
a
b0
b1
···
a1 = 1
1
1
···
1
1
1
···
1
a2 = n − 1 n − 1
···
bk−1
bk
1
···
1
1
1
1
···
1
1
bi 0
a3
∗
∗
···
∗
n−1
1
···
1
1
a4
∗
∗
···
n−1
1
1
···
1
1
.
.
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.
1
1
u·21
u·2i0 −1
u·2i0
u·2i0 +1
u·2k−1
a
au
.
.
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.
a#
∗
∗
···
∗
n−1
1
···
1
1
.
.
.
.
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.
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.
a?
∗?
∗?
···
∗?
∗?
···
···
···
1
.
.
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.
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.
.
.
.
aϕ(n)
?
?
···
?
?
?
···
?
1
a
···
a
Tabelle 6: Sicht auf
BnA
37
a
a
als Teilmenge von
···
Z∗n
a
1
a2 = −1 ≡ n − 1. In der Zeile für a ist die von a erzeugte Folge b0 , . . . , bk eingetragen. Dass n eine Carmichael-Zahl ist, drückt sich dadurch aus, dass alle Einträge
in der bk -Spalte gleich 1 sind. Der Eintrag für a2 = −1 in der b0 -Spalte ist n−1. Spalte
i0 ist die am weitesten rechts stehende Spalte, in der es einen Eintrag −1 ≡ n − 1
∗
A
gibt, und a# ist ein Element von Zn , das zu diesem Eintrag führt. Die Menge Bn
∗
besteht aus den Elementen von Zn , die in Spalte i0 Eintrag 1 oder n − 1 haben. A
Wir wollen zeigen, dass diese Menge Bn die gewünschten Eigenschaften hat.
Lemma 2.13
(a)
A
LA
n ⊆ Bn .
(b)
BnA
(c)
Z∗n − BnA 6= ∅.
Beweis :
ist Untergruppe von
Z∗n .
(Teil (a) ist die Überprüfung, dass die Denition sinnvoll ist. Teil (b) ist
Routine. Der interessante Teil ist (c).)
a ein beliebiger A-Lügner.
i
Fall 1: au mod n = 1. Dann ist auch au·2 0 mod n = 1, und daher gilt a ∈ BnA . (Die
Zeile zu a in Abb. 6 sieht aus wie die von a1 = 1.)
i
Fall 2: au·2 mod n = n − 1 für ein i < k . Dann ist 0 ≤ i ≤ i0 nach der Denition
A
von i0 . Wenn i = i0 ist, haben wir direkt, dass a ∈ Bn (Beispiel: a3 oder a# ); wenn
i < i0 ist, dann gilt
(a) Sei
i
i −i
i
au·2 0 mod n = (au·2 mod n)2 0
also ebenfalls
a ∈ BnA
(Beispiel:
a2
oder
mod n = 1,
a4 ).
(b) Wir überprüfen die beiden Bedingungen von Fakt 2.4:
(i)
(ii)
1 ∈ BnA ,
weil
1 ∈ Z∗n
und
i
1u·2 0 mod n = 1.
∗
A
ist unter der Gruppenoperation in Zn abgeschlossen: Seien a, b ∈ Bn . Dann
i
i
0
0
u·2
gilt a
mod n, bu·2 mod n ∈ {1, n−1}. Weil 1·1 = 1, 1·(n−1) = (n−1)·1 =
BnA
n−1
und
(n − 1) · (n − 1) mod n = 1,
i
i
haben wir
i
(ab)u·2 0 mod n = ((au·2 0 mod n) · (bu·2 0 mod n)) mod n ∈ {1, n − 1}.
Es folgt, dass
ab mod n ∈ BnA
gilt.
38
(c) Wir benutzen die in Lemma 2.7 beobachtete Eigenschaft von Carmichael-Zahlen,
keine Primzahlpotenz zu sein. Nach diesem Lemma können wir
für teilerfremde ungerade Zahlen
n1 , n2 .
n = n1 · n2
schreiben
Im Folgenden werden wir diese Zerlegung
und die Eigenschaften aus dem Chinesischen Restsatz (Fakt 1.26) benutzen.
Bei der nun folgenden Konstruktion geht es anschaulich um folgendes: Wir haben
i
u·2i0
mod n = 1 und einige a (z. B. a = a# ) mit au·2 0 ≡ −1
einige a (z. B. a = 1) mit a
i
(mod n). Wir wollen zeigen, dass es unmöglich ist, dass au·2 0 mod n ∈ {1, n − 1} für
∗
/ {1, n − 1} enthalten muss.
alle a ∈ Zn gilt, dass also Spalte i0 auch einen Eintrag ∈
ein Gegenbeispiel a. Diese Zahl a soll sich modulo
i
verhalten, modulo n2 wie a# . Die u · 2 0 -te Potenz modulo n einer solchen
Dazu basteln wir aus
n1
wie
Zahl
a
1
1
a#
und
−1
kann weder 1 noch
sein.
x2 = a# mod n2 . Nach dem Chinesischen
bestimmte Zahl a ∈ {0, 1, . . . , n − 1}, die
Wir führen diese Idee jetzt formal durch. Sei
Restsatz (Fakt 1.26) gibt es eine eindeutig
a≡1
erfüllt. Wir zeigen, dass
a
(mod n1 )
und
Z∗n − BnA
liegt.
in
Beh. 1: a ∈ Z∗n .
a ≡ x2
(mod n2 )
(6)
Bew.: Wir wissen, dass an−1 mod n1 = 1n−1 mod n1 = 1 und an−1 mod n2 = an−1
mod
#
n2 = ((an−1
# ) mod n) mod n2 = 1 mod n2 = 1 gilt. Wegen der Eindeutigkeitsaussage
n−1
im Chinesischen Restsatz folgt daraus a
mod n = 1. Das heiÿt, dass an−1 −1 durch
n teilbar ist. Daher muss ggt(n, a) = 1 sein, also a ∈ Z∗n .
Beh. 2: au·2i0 mod n 6= 1.
Bew.: Indirekt. Annahme: au·2 0 mod n = 1. Dann ist n Teiler von au·2 0 − 1, also auch
n2
Teiler von
a
u·2i0
Also ist
i
au·2 0 − 1.
i
i
Andererseits ist
i
i
0
0
mod n2 = au·2
mod n2 = ((au·2
) mod n) mod n2 = (n − 1) mod n2 .
#
#
n2
Teiler von
2
Teiler von
i
au·2 0 − (n − 1),
also Teiler von
i
au·2 0 + 1.
Daraus folgt, dass
n2
ist, ein Widerspruch.
Beh. 3: a
u·2i0
mod n 6= n − 1.
i
Bew.: Indirekt. Annahme: au·2 0 mod n = n − 1.
u·2i0
auch n1 Teiler von a
+ 1. Andererseits ist
i
Dann ist
n
Teiler von
i
au·2 0 + 1,
also
i
au·2 0 mod n1 = 1u·2 0 mod n1 = 1.
Also ist
n1
Teiler von
i
au·2 0 − 1.
Daraus folgt, dass
n1
Teiler von
2
ist, ebenfalls ein
Widerspruch.
Damit ist der Beweis von Lemma 2.13(c) vollständig.
39
Beispiel 2.14
Wir betrachten die Zahl
wichtig, dass
n
n = 325 = 13 · 25.
(Für dieses Beispiel ist es nicht so
keine Carmichael-Zahl ist.) In Tabelle 4 bemerken wir, dass der
32162 mod 325 = 324 erfüllt (was −1 entspricht). Die
A-Lügner 32 die Gleichung
eindeutig bestimmte Zahl
a = 201.
a
mit
a mod 13 = 32 mod 13 = 6
und
a mod 25 = 1
ist
Aus der Tabelle lesen wir ab, dass tatsächlich
201162 mod 325 = 51 ∈
/ {1, 324},
gilt. (Man beachte, dass
und
201324 mod 325 = 1
51 ≡ 1 (mod 25) und 51 ≡ −1 (mod 13) gilt!) Insbesondere
A
Z∗325 gefunden, das nicht in B325
liegt.
haben wir mit 201 ein Element von
1
für die Irrtumswahrscheinlichkeit im Miller-Rabin2
Algorithmus bewiesen. Eine etwas kompliziertere Analyse zeigt, dass sogar die Feh1
gilt; man kann auch zeigen, dass es zusammengesetzte Zahlen n gibt
lerschranke
4
(es handelt sich um gewisse Carmichael-Zahlen), bei denen eine Fehlerwahrschein1
tatsächlich auftritt. Durch `-fache Wiederholung, ebenso wie in
lichkeit von fast
4
−`
Algorithmus 2.2, kann man die Fehlerschranke auf 4
reduzieren. Wir kürzen den
Wir haben eine Schranke von
Miller-Rabin-Test mit MiRa-Test ab. Man beachte, dass bei jedem neuen Aufruf
eine neue Zufallszahl
a
gewählt wird.
Algorithmus 2.4 Iterierter MR-Test
Eingabe: Ungerade Zahl
n ≥ 5,
eine Zahl
` ≥ 1.
Methode:
1
2
3
repeat ` times
if MiRa-Test(n) = 1 then return 1;
return 0;
Diesen Test wollen wir kurz IterMiRa(n, `) nennen. Wir erhalten zusammenfassend:
Proposition 2.15
Algorithmus 2.4 benötigt O(` · log n) arithmetische Operationen auf zahlen, die klein2 sind, und O(` · (log n)3 ) Bitoperationen. Wenn n eine Primzahl ist, ist die
ner als
Ausgabe
0,
wenn
n
zusammengesetzt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass
4−` .
ben wird, kleiner als
40
0
ausgege-
2.2
Die Erzeugung von Primzahlen
Für kryptographische Anwendungen (zum Beispiel für die Erzeugung von Schlüsselpaaren für das RSA-Public-Key-Kryptosystem) werden vielzirige Primzahlen benötigt. Eine typische Aufgabe in diesem Zusammenhang könnte lauten:
Finde eine zufällige Primzahl mit
Dabei hängt
µ
µ
Bits!
von der Anwendung ab; wir können uns z. B.
µ = 512
oder
µ = 2048
sein. (Natürlich ist so eine riesengroÿe Zahl nicht als Anzahl von etwas gedacht, sondern als mathematisches Objekt, das für die Kryptographie nützliche Eigenschaften
hat.)
Man erinnere sich an den Primzahlsatz und an den Satz von Finsler, die angeben,
[m, 2m)
wie viele Primzahlen wir in
nden.
[m, 2m) ist
[m, 2m) zufällig und wendet
Ein naheliegender Ansatz zur Erzeugung einer zufälligen Primzahl in
folgender: Man wählt wiederholt eine (ungerade) Zahl aus
auf sie den Miller-Rabin-Test an. Dies wiederholt man, bis eine Zahl gefunden wurde,
die die Ausgabe 1 liefert.
Algorithmus 2.5 GetPrime Randomisierte Primzahlerzeugung
Eingabe: Zahl
m ≥ 2,
Zahl
` ≥ 1 (∗
Zuverlässigkeitsparameter
∗).
Methode:
1
2
3
4
repeat
n←
zufällige ungerade Zahl in
[m, 2m);
until IterMiRa(n, `) = 0; (∗ Algorithmus 2.4 ∗)
return n.
Die Ausgabe ist korrekt, wenn er eine Primzahl zurückgibt, ein Fehler tritt auf, wenn
eine zusammengesetzte Zahl zurückgegeben wird. Auf den ersten Blick könnte man
meinen (aufgrund von Proposition 2.15), dass die Fehlerwahrscheinlichkeit höchstens
1/4` ist eben die Fehlerwahrscheinlichkeit des iterierten MiRa-Tests. Wir werden
sehen, dass wir auf der Basis der Analyse des Miller-Rabin-Tests nur ein etwas schwä-
6
cheres Ergebnis bekommen.
Wir denieren:
Primm := {p ∈ [m, 2m) | p
ist Primzahl}.
6 Tatsächlich ist die Fehlerwahrscheinlichkeit durch
1/4`
beschränkt. Dies kann man aber nur
durch sehr fortgeschrittene zahlentheoretische Untersuchungen über das Verhalten einer zufälligen
ungeraden Zahl beim Miller-Rabin-Test beweisen.
41
Satz 2.16
Bei der Anwendung von Algorithmus 2.5 auf eine gerade Zahl
(a) Für jedes
p ∈ Primm
gilt
m
gilt
:
Pr(GetPrime(m, `) = p | GetPrime(m, `) ∈ Primm ) =
In Worten
:
:
Jede Primzahl in
[m, 2m)
1
.
|Primm |
hat dieselbe Wahrscheinlichkeit, als Er-
gebnis zu erscheinen.
(b)
3 ln(2m)
Pr(GetPrime(m, `) ∈
/ Primm ) ≤
=O
2 · 4`
((!)
Nicht
1/4` ,
log m
4`
.
)
wie naiv vermutet.
3
ln(2m), der erwartete Rechenaufwand ist
(c) Die erwartete Rundenzahl ist ≤
2
2
O((log n) ) arithmetische Operationen und O((log n)3 ) Bitoperationen.
Beweis : (a) Eine Primzahl wird als Resultat genau dann geliefert, wenn keine zusammengesetzte Zahl fälschlicherweise vom Miller-Rabin-Test akzeptiert wird, bevor (in
Zeile
2)
die erste echte Primzahl gewählt wird. Jede der Primzahlen in
[m, 2m)
dieselbe Wahrscheinlichkeit, diese erste gewählte Primzahl zu sein.
(b)
Pr(GetPrime(m, `) ∈
/ Primm )
= Pr ∃i ≥ 1 : in Runden j = 1, . . . , i − 1
wird eine
zusammengesetzte Zahl gewählt
in Runde
i
≤
i≥1
|Primm |
1−
m/2
n gewählt
n liefert 0
wird zusammengesetzte Zahl
und der iterierte MiRa-Test auf
X
und erkannt ∧
i−1
·
1
4`
m/2
1
· `
|Primm | 4
3 ln(2m)
≤
.
2 · 4`
=
42
hat
Wir haben benutzt, dass es in
[m, 2m) genau m/2 ungerade Zahlen gibt (m ist gerade).
Die letzte Ungleichung folgt aus der Ungleichung von Finsler (Satz 1.16).
(c) Da man in jeder Runde mit Wahrscheinlichkeit mindestens
wählt, ist die erwartete Rundenzahl nicht gröÿer als
m/2
|Primm |
|Primm |
eine Primzahl
m/2
= O(log m).
Bemerkung: Bei der Erzeugung zufälliger Primzahlen für kryptographische Zwecke
wird man aus Ezienzgründen nicht unseren Algorithmus anwenden, der
(log n)2
Multiplikationen benötigt, sondern eine Kombination zweier verschiedener Primzahltests (z. B. Miller-Rabin und Lucas-Lehmer) mit sehr wenigen Iterationen dies erfordert nur
O(log n) Multiplikationen. Dies ist dadurch gerechtfertigt, dass die Dichte
der zusammengesetzten Zahlen, die von einem solchen Test nicht erkannt werden, als
sehr gering einzuschätzen ist. Über eine interessante experimentelle Untersuchung
hierzu berichtet die kurze Notiz
people.csail.mit.edu/rivest/Rivest-FindingFourMillionLargeRandomPrimes.ps
von Ron Rivest (bekannt von RSA und von Cormen, Leiserson, Rivest und Stein).
A
Beweise und Bemerkungen für Abschnitt 1.1
Bemerkung A.1
zu Fakt 1.19
Wenn man es genau nimmt, sind die Elemente von
Zm
nicht Zahlen, sondern Äqui-
valenzklassen
[a] = {qm + a | q ∈ Z},
für
0 ≤ a < m,
zur Äquivalenzrelation
x≡y
(mod m),
die durch m ist Teiler von
(auch:
x − y
x ≡ y(m)
oder
x ≡m y ),
deniert ist (vgl. Fakt. 1.18). Die Operationen
Z11 , dass [4] + [7] =
[4] und [7] zueinander invers. Allgemeiner gilt in jedem Zm
die Gleichheit [a] + [m − a] = [m] = [0], d. h., [m − a] ist das additive Inverse −[a]
zu [a]. Multiplikativ gilt in Zm , dass [1] neutrales Element ist, und dass [1] · [1] = [1]
und [m − 1] · [m − 1] = [m(m − 2) + 1] = [1], also [1] und −[1] = [m − 1] (triviale)
Quadratwurzeln der 1 sind.
Es ist bequem, die eckigen Klammern wegzulassen und für [i] einfach i zu schreiben.
Man muss dann nur aufpassen, dass man Ausdrücke wie −1 richtig interpretiert,
nämlich als das additive Inverse von 1 in Zm , also [m − 1].
werden auf den Repräsentanten ausgeführt, zum Beispiel gilt in
[11] = [0]
ist, also sind
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Beweis
von Lemma 1.21:
⇒: Es sei
ab mod m = 1. Das heiÿt: Es gibt ein q ∈ Z mit ab − qm = 1. Wenn nun
d > 0 sowohl a als auch m teilt, dann teilt d auch ab − qm = 1, also ist
d = 1. Also sind a und m teilerfremd.
eine Zahl
⇐:
a und m seien teilerfremd. Nach Lemma 1.6(a) gibt es x, y ∈ Z mit xa+ym = 1.
Setze b := x mod m. Dann gilt:
(a · b) mod m = (a · (x mod m)) mod m = ax mod m = 1,
d. h.
b
ist ein multiplikatives Inverses von
a.
Beweis
von Fakt 1.23: Natürlich ist die 1 das neutrale Element der Multiplikation
Z∗m . Wir bemerken zuerst, dass Z∗m unter Multiplikation modulo m
abgeschlossen ist: Seien a und c zu m teilerfremd. Nach Lemma 1.6(a) kann man
in
Zm
und in
1 = xa + ym = zc + um
schreiben, und erhält daraus
1 = (xa + ym)(zc + um) = (xz)(ac) + (xau + yzc + yum)m.
Wieder nach Lemma 1.6(a) folgt daraus, dass
ac
und
m
teilerfremd sind.
∗
Nach Lemma 1.21 hat jedes Element von Zm ein multiplikatives Inverses b ∈ Zm .
∗
Weil natürlich a auch das Inverse von b ist, folgt nach Lemma 1.21 auch, dass b ∈ Zm
ist.
Beweis
von Proposition 1.24:
⇒: Sei
m eine Primzahl. Dann ist jedes a ∈ {1, . . . , m} = Zm −{0} zu m teilerfremd;
Z∗m = Zm − {0}.
nach der Denition folgt
⇐: Sei
ist
k =
modulo
m
eine zusammengesetzte Zahl, etwa durch
ggt(k, m)
m
> 1,
also kann
k
b
gleich
1
mit
2<k<m
teilbar. Dann
nach Lemma 1.21 kein multiplikatives Inverses
haben. (Man sieht auch direkt, dass
ist, also für kein
k
kb mod m = kb − qm
durch
k
teilbar
sein kann.)
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