Content Marketing

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Fachjournalist
Content Marketing – eine Chance für Fachjournalisten?
Wie Sie mit Mehrwert Leser erreichen und Backlinks aufbauen.
Nicole Bonholt · 30. März 2015
Content Marketing ist in aller Munde. Auch im Bereich der
Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist das Thema angekommen: Guter Inhalt soll
Backlinks generieren. Häufig sind Fachjournalisten jedoch schwer zu begeistern,
wenn es darum geht, Texte für Content-Marketing-Aktionen zu verfassen. Autorin
Nicole Bonholt, die als SEO-Manager für das redaktionelle Medizin-Portal
www.netdoktor.de tätig ist, erklärt, warum Content Marketing und Linkbuilding
durchaus spannende Tätigkeitsfelder für Fachjournalisten sein können.
Praxisbeispiele aus dem Fachgebiet Gesundheit veranschaulichen, dass Content
Marketing guten Journalismus nicht ausschließen muss.
Content Marketing – was ist das?
Content Marketing ist ein Thema, dem man im medialen Umfeld nur schwer aus dem
Weg gehen kann. Zwar spricht jeder Medienschaffende darüber, es scheint aber, jeder
spricht von etwas anderem. Daher soll zunächst beleuchtet werden, was unter dem
Begriff zu verstehen ist: Wikipedia definiert Content Marketing als eine “MarketingTechnik, die mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten die
Zielgruppe ansprechen soll”. Im Gegensatz zur normalen Werbung steht nicht das
Unternehmen oder das Produkt im Vordergrund. Vielmehr soll Content Marketing
nützliche Informationen, Wissen oder Unterhaltung bereitstellen.
Es liegt in der Natur eines guten Fachjournalisten, dass er keine werblichen Inhalte
erstellen möchte, sondern journalistische Artikel. Daher ist es wichtig, zu verstehen,
dass Inhalte, die im Zusammenhang mit Content Marketing erstellt werden, nicht im
Widerspruch zur journalistischen Arbeit stehen müssen. Im Gegenteil: Es geht darum,
Informationen und Mehrwert zu liefern. Mehrwert, der sich auch mit einer besseren
Platzierung in den Suchmaschinen bemerkbar macht. Aus SEO-Sicht sollen die Inhalte
so gut sein, dass sie einerseits das Bedürfnis des Nutzers befriedigen und andererseits
weiterverteilt werden, sodass im besten Fall andere Webseiten das Thema aufgreifen
und verlinken.
Content Marketing kann in unterschiedlichen Formaten stattfinden, typisch sind zum
Beispiel Whitepapers, E-Books, Checklisten, Videos, Podcasts oder Infografiken. Im
Folgenden finden Sie Beispiele, wie Content Marketing aussehen kann. Vielleicht sind
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diese ohne einen Gedanken an Marketing erstellt worden. Das zeigt umso mehr, wie
wenig Content Marketing in der Umsetzung mit Werbung zu tun haben muss.
Textinhalte
Artikel und Textinhalte werden vom Nutzer nach wie vor besonders geschätzt. Gerade
im Fachjournalismus helfen redaktionelle Formate, Fachthemen zu verstehen. Der
Vorteil am Textformat ist, dass der Leser ihn jederzeit ausdrucken kann. Dies ist
zudem hilfreich, weil das Lesen am Bildschirm das Auge anstrengt. Textinhalte im
Content Marketing können sehr vielfältig gestaltet werden:
Bei NetDoktor.de gibt es zum Beispiel “Survival-Tipps” für die Schwangerschaft. Der
Artikel liefert Mehrwert in Form von Expertentipps zu den häufigsten unangenehmen
Begleiterscheinungen.
Abbildung 1: Sieben “Survival-Tipps” für Schwangere
Quelle:
http://www.netdoktor.de/schwangerschaft/sieben-survival-tipps-fuer-schwangere/
Beim Senioren-Ratgeber der Apotheken Umschau findet sich zum Beispiel eine
Checkliste für die Reiseapotheke – zum Lesen am Bildschirm und als PDF für den
Ausdruck.
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Abbildung 2: Checkliste Reiseapotheke
Quelle:
http://www.senioren-ratgeber.de/Reisen/Urlaub-Das-gehoert-alles-in-den-Koffer-11012
5.html
Zudem gibt es die Möglichkeit, Inhalte in E-Books oder anderen Formaten
zusammenzufassen und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Nutzer kann sich die
Inhalte herunterladen und speichern. So bietet jameda.de zum Beispiel ein SurvivalKit für den Umgang mit Kopfschmerzen an.
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Abbildung 3: Jameda Kopfschmerz-Ratgeber
Quelle:
http://www.jameda.de/landing/subdomains/schmerzen/Kopfschmerz-Ratgeber.pdf
Videos
Beim Content Marketing geht es nicht in erster Linie um große virale
Werbekampagnen. Es geht vielmehr darum, dem Nutzer komplexe Zusammenhänge
einfach zu erklären. Gerade im Fachjournalismus finden sich viele Themen, die der
Laie sich schwer vorstellen kann, die aber mit Hilfe eines Videos anschaulich und
dadurch verständlich werden. So kann beispielsweise ein Video auf einfache Art und
Weise erklären, was bei einer Infektion mit dem Ebola-Virus im Körper passiert oder
was ein Virus überhaupt ist.
Auf der Internetseite babycenter.de findet sich zum Beispiel eine Reihe von Videos mit
3D-Animationen, die die Entwicklung des Embryos im Mutterleib erklären.
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Abbildung 4: 3D-Videos zur Entwicklung des Embryos
Quelle:
http://www.babycenter.de/v32948/schwangerschaft-erleben-m%C3%A4dchen-oder-jun
ge
Zudem können Themen natürlich auch unterhaltend einen Informationswert bieten:
Auf der Internetseite urbia.de sind beispielsweise mehrere sehr unterhaltsame Videos
zum Thema Schwangerschaft zu entdecken. Beleuchtet werden typische
Ammenmärchen: “Omi Heidi sagt, wenn dir oft so richtig übel wird, dann wird es ein
Mädchen.”
Abbildung 5: Ammenmärchen zur Schwangerschaft
Quelle:
http://www.urbia.de/magazin/schwangerschaft/gesundheit-und-ernaehrung/starke-ueb
elkeit—das-baby-wird-ein-maedchen
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Interaktive Grafiken
Fachthemen können auch anschaulich aufbereitet werden, indem man sie durch
interaktive Grafiken ergänzt. So stellte theguardian.com zum Beispiel eine interaktive
Karte zur Geschichte und Ausbreitung von Ebola online.
Abbildung 6: Interaktive Karte zur Ebola-Ausbreitung
Quelle:
http://www.theguardian.com/society/ng-interactive/2014/aug/13/ebola-outbreaks-inter
active-map
NetDoktor.de beschäftigte sich mit den tödlichsten Zivilisationskrankheiten und
veröffentlichte eine interaktive Grafik, die den Zusammenhang mit den Risikofaktoren
für eine Erkrankung visualisieren soll.
Abbildung 7: Interaktive Grafik – Zivilisationskrankheiten und Risikofaktoren
Quelle: http://www.netdoktor.de/krankheiten/sieben-toedliche-krankheiten/
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Fünf Gründe, warum Content Marketing Fachjournalisten
braucht
Gefragt ist also guter Content. Content, der dem Leser einen Mehrwert bietet.
Content, der so gut ist, dass er sich durch Weitergabe verbreitet und von anderen
Webseitenbetreibern verlinkt wird, weil er ihnen für Ihre Besucher interessant
erscheint. Für Fachjournalisten kann das eine große Chance sein, denn sie können
alles, was man braucht, um einen guten Inhalt zu erstellen:
1. Themenfindung: Es liegt in der Natur des Journalismus, interessante und aktuelle
Themen aufzuspüren. Gerade in ihrem jeweiligen Spezialgebiet kennen
Fachjournalisten sich sehr gut aus und wissen, welche Themen bewegen.
2. Recherche: Die Recherche gehört zum Handwerkszeug eines jeden Fachjournalisten
und ermöglicht einen fundierten Inhalt, der dem Leser einen Mehrwert bietet.
3. Aufbereitung: Der Fachjournalist weiß, wie er Themen verständlich und interessant
aufbereitet, und kann aus dem Repertoire der unterschiedlichen journalistischen
Darstellungsformen auswählen.
4. Stil und Sprache: Dass der Text fehlerfrei verfasst sein muss, versteht sich von selbst.
Der Fachjournalist versteht es aber auch, den Text stilsicher zu verfassen – zum
Beispiel frei von zu langen Schachtelsätzen oder schwer lesbarem Nominalstil.
5. Unabhängigkeit: Fachjournalisten haben gelernt, unabhängig zu berichten und
Inhalte objektiv für den Leser darzustellen.
Content Marketing und SEO
Content Marketing scheint derzeit die neue Allzweckwaffe für die SEO-Branche zu
sein. Genau genommen soll der gute Content dafür sorgen, dass die Webseite
Backlinks bekommt, also Verlinkungen von anderen Webseiten. Dabei ist es aus SEOSicht ungemein wichtig, mit gutem Content nicht nur den Nutzer zu erreichen,
sondern auch Links aufzubauen. Doch warum sind diese Links so wichtig?
Die Betreiber von Suchmaschinen im Allgemeinen, Google im Besonderen, haben es
sich zur Aufgabe gemacht, dem Suchenden das bestmögliche Ergebnis zu liefern. Um
die Webseiten zu beurteilen, spielen Links eine entscheidende Rolle. Ein Link
funktioniert wie eine Empfehlung. Die Hypothese: Je mehr Empfehlungen (Links) eine
Seite hat, desto relevanter muss sie sein. Oder anders gesagt: Wenn eine Seite guten
Inhalt hat, wird sie auch öfter verlinkt. Weil dieses Grundprinzip so einfach ist, ist es
ebenso einfach zu manipulieren. Folglich wurde beim Linkaufbau, beim Linkbuilding,
etwas nachgeholfen.
So entstanden ganze Seiten voll mit Linksammlungen, die keinen anderen Zweck
hatten, als andere Seiten zu verlinken. Diese Manipulation widersprach dem Ziel der
Suchmaschinen, dem Suchenden den bestmöglichen Inhalt auf seine Suchanfrage zu
liefern. In Folge bewertete beispielsweise Google die eingehenden Links anders. Es
war nicht mehr die reine Anzahl der Links ausschlaggebend, sondern auch deren
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Qualität. Je wichtiger die linkgebende Seite, desto besser der Link. Dies beschreibt
vereinfacht das Grundprinzip des berühmten PageRank-Algorithmus von Google.
Der PageRank allein konnte das Problem nicht lösen. Denn letztlich blieb es einfach:
Wenn ein Link von einer starken Seite wirkt, musste man eben diese Links bekommen.
Es wurden Links getauscht, gemietet und gekauft. Im April 2012 gab es einen großen
Knall in der SEO-Szene: Das erste Penguin-Update1 wurde ausgerollt. Es folgten
weitere Maßnahmen von Google. Wer mehr über die Historie des Linkbuildings
erfahren möchte, dem sei der Artikel Evolution des Linkbuildings von Julian Dziki
empfohlen. Dieser beschreibt die Entwicklungen aus Sicht eines SEO-Experten sehr
anschaulich.
Was bleibt, ist die Tatsache, dass Backlinks nach wie vor ein wichtiger Rankingfaktor
sind. Was sich verändert hat, ist die Herangehensweise. Es ist wichtiger denn je, dass
die Links „natürlich“ gesetzt werden, also freiwillig und von alleine. Das funktioniert
aber nur, wenn der Inhalt gut ist und einen Mehrwert bietet. Und so schließt sich der
Kreis zum Content Marketing.
Fünf Tipps für Fachjournalisten
Linkbuilding steht zukünftig also nicht mehr für sich alleine. Vielmehr muss es darum
gehen, dass bei der Erstellung von Inhalten gleich mitbedacht wird, ob diese (neben
anderen Zielen) auch das Potenzial haben, Links zu generieren. Im Folgenden finden
Sie fünf Tipps hierfür.
1. Zielgruppe: Denken Sie an die Zielgruppe! Beim Content Marketing geht es nicht
mehr nur alleine um den Leser. Es geht auch darum, dass dieser den Inhalt im Internet
verbreitet.
2. Bild ergänzt Text: Bereiten Sie den Text grafisch auf, um ihn noch anschaulicher und
interessanter zu gestalten!
3. Interaktivität: Prüfen Sie die Möglichkeiten, den grafischen Inhalt interaktiv zu
gestalten oder mit anderen interaktiven Elementen anzureichern, zum Beispiel einem
Selbst- oder Wissenstest!
4. Experten: Wenn Sie ein Interview führen, drängen Sie darauf, dass der Experte das
Interview weiterverbreitet!
5. Themenauswahl: Achten Sie darauf, dass das Thema Potenzial hat, um sich zu
verbreiten! Es sollte mit anderen bewegenden und aktuellen Themen im
Zusammenhang stehen. Prüfen Sie, ob Hintergrundinformation von anderen Seiten
verlinkt oder eingebunden werden können, etwa eine Chronik der Ereignisse.
Ausblick
Die SEO-Branche befindet sich im Wandel. Die Geschichte des Linkbuilding zeigt, dass
Content Marketing und insbesondere SEO in vergangenen Zeiten einer Art Katz- und
Maus-Spiel glichen: Der findige Webseitenbetreiber fand einen einfachen Weg zum
guten Ranking. Google reagierte. Der Webseitenbetreiber suchte die Lücke und fand
sie. Dieses Spiel scheint mittlerweile am Ende. Es scheint, als gäbe es keine Lücken
mehr. Es scheint, als müsste man sich wirklich Gedanken über Inhalt und Qualität
machen.
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Die SEO-Branche scheint sich in zwei Lager zu teilen: auf der einen Seite die, die der
guten alten Zeit nachtrauern. Auf der anderen Seite die, die verstanden haben, dass
der Wandel nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil.
Und wer, wenn nicht die Journalisten und Redakteure da draußen, ist besser dazu in
der Lage, gute Inhalte zu erstellen? Warum also nicht neue Wege gehen, alten
Bäumen Lebwohl sagen und alte Kompetenzen im neuen Umfeld anbieten?
Literatur
Düweke, E.; Rabsch, S. (2011): Erfolgreiche Websites: SEO, SEM, Online Marketing,
Usability. Bonn.
Erlhofer, S. (2008): Suchmaschinen-Optimierung für Webentwickler. 4. aktualisierte
und erweiterte Auflage, Bonn.
Fischer, M. (2009): Website Boosting 2.0. Suchmaschinen-Optimierung, Usability,
Online-Marketing., 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, Heidelberg.
Löffler, M. (2014): Think Content! Grundlagen und Strategien für erfolgreiches
Content-Marketing. Bonn.
Titelillustration: Esther Schaarhüls
Das Magazin Fachjournalist ist eine Publikation des Deutschen FachjournalistenVerbands (DFJV).
Die Autorin Nicole Bonholt arbeitet als Senior-SEO-Manager
für das redaktionelle Medizin-Portal www.netdoktor.de, das zu
Holtzbrinck Digital gehört. Zuvor war sie bereits als SEOManager im Verlagsbereich bei Hubert Burda Media tätig. In
ihrer Freizeit bloggt sie unter http://revvet.de über
Haustierthemen und nimmt seit Dezember 2013 am
Fernstudium Journalismus des Deutschen Journalistenkollegs
teil.
Dieser Beitrag wurde publiziert am Montag den 30. März 2015 um 10:30
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Praktischer Journalismus.
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