Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
9
Einleitung
Jürgen Mittag
Europawahlen und Europäisches Parlament in der wissenschaftlichen
Forschung: Zugänge, Erträge und Desiderate
11
Einordnungen:
Wechselwirkungen von Wahlen, Parlamentarismus und Demokratie
Stefan Marschall
Zwischen Völker- und Bürgervertretung:
Das EP und die Europawahlen im Spannungsfeld repräsentativer
Demokratie jenseits des Nationalstaates
33
Andreas Biefang
Wie demokratisch ist die Europäische Union?
Sechs Thesen aus parlamentarismusgeschichtlicher Perspektive
51
Rudolf Hrbek
Europawahlen als „Second-Order National Elections“?
Ein Paradigma im Licht der Europawahlen 2004 und 2009
63
Historische Entwicklungslinien:
Der lange Weg zu den Direktwahlen
Guido Thiemeyer
Die Debatten um die Versammlungen: Parlamentarismus und
Demokratie in der Frühphase der europäischen Integration
81
Joachim Wintzer
Schritte, Motive und Interessen: Die Debatte um die
Direktwahl in den 1970er Jahren aus Sicht der Mitgliedstaaten
93
5
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Emanuel Richter
Ein Kulminationspunkt?
Die Einführung der Direktwahlen und die europäische Demokratie
113
Jürgen Nielsen-Sikora
Die Direktwahl zum EP: Versuch einer Verortung im Rahmen
der Maßnahmen zur Schaffung eines Europa der Bürger
133
Die Europawahlen in diachroner Perspektive:
Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind
Markus Steinbrecher
Stell Dir vor, es ist Wahl, und kaum einer geht hin!
Die Beteiligung bei Europawahlen im Spiegel der Wahlforschung
153
Claudia Hülsken
Ein europäisches „Jahrhundertereignis“?
Die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament 1979
177
Claudia Hülsken
Kür- oder Pflichtveranstaltung?
Die Europawahlen der 1980er Jahre
195
Jürgen Mittag/Nadine Kruppa
Im Schatten von Vertiefung und Erweiterung?
Die Europawahlen der 1990er Jahre
217
Jürgen Mittag
Im Zeichen der Negativspirale des Desinteresses?
Die Europawahlen 2004 und 2009
231
Europawahlen und Vermittlung:
Zwischen Mobilisierung und Inszenierung
Anja Kruke/Peter Beule
Europa-Wahlkämpfe im Plakat 1979-2009:
Nationaler Schaukampf oder europäische Vokation?
247
Jörg-Uwe Nieland
Nebenschauplätze des Wahlkampfs: Beobachtungen zur Inszenierung
und Wahrnehmung von Europawahlparteitagen 2009
271
6
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Reformen und Perspektiven:
Zwischen Konstitutionalisierung und Politisierung
Daniel Göler
Endlich ein echtes Parlament? Die Rahmenbedingungen des Vertrags
von Lissabon und das Europäische Parlament
289
Jan Kreutz
Perspektiven europäischer Parteien als Motor supranationaler Demokratie:
Das Beispiel der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE)
313
Karsten Schmitz
Zwischen Polarisierung und Konsensprinzip:
Das Europäische Parlament im Institutionengefüge der EU
331
Claudia Hülsken/Jürgen Mittag/Siebo Janssen
Von Dehousse bis Duff:
Debatten um eine Reform des Wahlsystems zum Europäischen Parlament
351
Über die Autorinnen und Autoren
369
7
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Jürgen Mittag
Europawahlen und Europäisches Parlament in der wissenschaftlichen
Forschung: Zugänge, Erträge und Desiderate
Das direkt gewählte Europäische Parlament kann mittlerweile auf eine mehr als
30jährige Wahlgeschichte mit insgesamt sieben EG- bzw. EU-bezogenen Urnengängen zwischen 1979 und 2009 zurückblicken − eine Zeitspanne, in der die westeuropäischen Wirtschaftsgemeinschaft mit neun Staaten zu einer in allen Politikfeldern aktiven Union, die ganz Europa umfasst, erweitert und vertieft wurde.
Während die europäische Integration im Zeichen von Erweiterung und Vertiefung
in diesem Zeitraum ein gänzlich neues Gesicht erhalten und vor diesem Hintergrund
auch zunehmendes Interesse der wissenschaftlichen Forschung auf sich gezogen hat,
stehen Europawahlen bis heute im Schatten der Aufmerksamkeit. In der Bevölkerung gelten Europawahlen als nachrangige Wahlen, die infolgedessen auch nur eine
deutlich geringere Wahlbeteiligung als nationale Parlamentswahlen erzielen. Seitens
der Wissenschaft ist diese Sichtweise mit der Kategorie der second-order national
election zwar frühzeitig analytisch untermauert worden, in der Folge sind Europawahlen jedoch nur punktuell ins Blickfeld der wissenschaftlichen Forschung gerückt; in der Regel anlässlich einer bevorstehenden oder gerade zurückliegenden
Europawahl und starker Fokussierung auf das Wahlverhalten. Jenseits der in diesem
Kontext entstandenen, zum Teil hoch spezialisierten Detailstudien ist eine wissenschaftliche Einordnung der Europawahlen mit stärker längsschnittartigen oder disziplinübergreifenden Analysen bislang aber erst in Ansätzen geleistet worden.
Die Vernachlässigung der Europawahlen, gerade auch aus historiografischer
Sicht, ist umso überraschender, als dass Wahlen die wichtigste Form politischer
Partizipation in repräsentativen Demokratien darstellen. Die Funktionen von Wahlen
sind aufs das Engste mit der Legitimierung und Demokratisierung des politischen
Systems verknüpft: Wahlen gelten als „the distinctive feature of democracy and the
one which allows us to distiniguish the democracy from other political methods“
(Verba/Nie/Kim 1978: 4). In legitimatorischer und demokratischer Perspektive waren mit der Einführung von Direktwahlen zum Europäischen Parlament in den
1970er Jahren weitreichende Erwartungen verbunden. Seitens der wissenschaftlichen Integrationsforschung ist die Einführung der Direktwahl zum Europäischen
Parlament ebenfalls als wichtige Wegmarke des europäischen Integrationsprozesses
interpretiert worden, der prägende Auswirkung auf das politische System der
EG/EU zugeschrieben wurde (Grabitz/Läufer 1980). Dennoch gilt heute als weitgehend unbestritten, dass sich die weitreichenden Hoffnungen auf die Wirkung der EPDirektwahlen zur Demokratisierung der Europäischen Union nur in begrenztem
Rahmen erfüllt haben. Nicht zuletzt mit Blick auf die niedrige Wahlbeteiligung
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werden Europawahlen auch drei Jahrzehnte nach der ersten Direktwahl vorwiegend
als „Sekundärwahlen“ oder „nationale Testwahlen“ betrachtet. Im Vorfeld des ersten
europäischen Urnengangs 1979 war wiederholt die Zielsetzung hervorgehoben worden, mit dem Instrumentarium der Direktwahl auch „die subjektive Betroffenheit
des Bürgers erhöhen zu können“ und so „das Interesse und Engagement für die
Gemeinschaftsentscheidungen und -prozesse zu verstärken“ (Richter 1981:15). Als
Gradmesser für den Erfolg bzw. die Grenze dieser Strategie wurde − gewissermaßen
im Sinne eines Referendums über die grundsätzliche Zustimmung zum Integrationsprozess − die Wahlbeteiligung betrachtet. Bereits bei der ersten Direktwahl zeigte
sich jedoch, wie fragil derartige Hoffnungen waren. Der allgemeine Mobilisierungsgrad lag im Vergleich zu nationalen Parlamentswahlen − vielfach auch im Vergleich
zu Regional- oder Kommunalwahlen − unter dem Durchschnitt. Bei den nächsten
Europawahlen hatte sich diese Tendenz noch verstärkt. Legt man die Gesamtwahlbeteiligung zugrunde, sank diese sechs Mal in Folge von einem Ausgangswert von
63,0% im Jahr 1979 auf ein durchschnittliches Niveau von zuletzt 43,0% im Jahr
2009. Wissenschaftler stehen ebenso wie Politiker vor dem Problem, erklären zu
müssen, dass die durchschnittliche Wahlbeteiligung in den letzten 30 Jahren von
Wahl zu Wahl gesunken ist − während zugleich die legislativen Kompetenzen des
Europäischen Parlaments kontinuierlich ausgebaut wurden.
Vor dem Hintergrund dieser Ausgangsbeobachtungen zielt die vorliegende Publikation sowohl auf eine historische Betrachtung der Entwicklung der Europawahlen
seit 1979 als auch auf eine grundsätzliche Bestandsaufnahme zur Bedeutung und zu
den Grenzen von Europawahlen – insbesondere im Hinblick auf Fragen des Parlamentarismus und der Demokratie. Nicht nur aus historiografischer, sondern auch aus
politikwissenschaftlicher Perspektive liegt dem Band die Annahme zugrunde, dass
zum einen Wahlen selbst diachrone Veränderungs- und Entwicklungsprozesse
durchlaufen, die sich u.a. in der Wahlbeteiligung, im Wahlkampf, in der Medienberichterstattung, in der Kandidatenrekrutierung und nicht zuletzt auch in den Wahlergebnissen widerspiegeln. Zum anderen werden Wahlen aber auch als entscheidende
Triebkräfte für den Wandel bzw. die Kontinuität politischer und gesellschaftlicher
Systeme betrachtet. Im Sinne dieses systemischen Gesichtspunktes sind Wahlen eng
mit dem institutionellen und prozeduralen Wandel der EG/EU und ihrer „Demokratisierung“ verknüpft (Grabitz/Schmuck/Steppat/Wessels 1988).
Um diese beiden übergeordneten Grundgedanken – Veränderungen der Wahlen
selbst und Entwicklung der demokratischen und parlamentarischen Dimension der
EG/EU – kreist ein ganzes Bündel von Leitfragen, die in diesem Band aufgegriffen
werden: So wird zu erörtern sein, wie sich Wahlkampf und Wahlbeteiligung, aber
auch Wahlprogramme und Nominierungsverfahren verändert haben. Darüber hinaus
soll untersucht werden, inwieweit die Binnenstrukturen und die Kompetenzen des
Europäischen Parlaments infolge der Direktwahlen Änderungen erfahren haben. Im
Rahmen von übergeordneten Untersuchungen zum legitimationsstiftenden Potenzial
der EP-Wahlen wird schließlich auch der Frage nachzugehen sein, inwieweit die
Europawahlen als Facette des viel diskutierten Demokratiedefizits der Europäischen
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Union zu bewerten sind. In diesem Zusammenhang finden auch Diskussionsbeiträge
Berücksichtigung, die sich mit der Reform und Vereinheitlichung des Wahlsystems
bei Europawahlen auseinandersetzen. Diese hier nur knapp aufgefächerten Vorüberlegungen lassen sich insgesamt grob fünf Problemfeldern zuordnen, die auch das
Gerüst dieser Publikation bilden.
Einordnungen: Wechselwirkungen von Wahlen, Parlamentarismus und Demokratie
Das erste Problemfeld befasst sich mit der Aufgabe, Europawahlen im Kontext der
vorliegenden wissenschaftlichen Ansätze zu verorten sowie Untersuchungszugänge
zu identifizieren, die eine vergleichend-analytische Betrachtung von Europawahlen
erlauben. Angesichts der Singularität des Instituts der Europawahlen und des Fehlens alternativer transnationaler bzw. transstaatlicher Wahlen lassen sich kaum analoge Analysekonzepte aus anderen internationalen Kontexten nutzbar machen. Ein
Großteil der bisher vorliegenden Studien verzichtet infolgedessen auch entweder auf
eine theoretische Fundierung oder man bedient sich bei den Analyseschemata und
Kategorien nationaler politischer Systeme und Regierungsformen. Hierbei rückt
zunächst die Frage nach der Einordnung des wissenschaftlichen Bezugsfelds – mithin des Europäischen Parlaments – ins Blickfeld.
Stefan Marschall, der sich eingehender mit den Strukturen und Funktionen von
jenen transnationalen Versammlungen befasst hat (Marschall 2005) – aus denen als
Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl auch das Europäische Parlament hervorgegangen ist, obwohl sich Letzteres angesichts seiner supranationalen Züge rasch von anderen parlamentarischen Versammlungen abgrenzte
–, betont das Spannungsfeld zwischen den Polen Völkervertretung und Bürgervertretung. Sein aus politikwissenschaftlicher Sicht verfasster Beitrag verdeutlicht, dass
bei der parlamentarischen Repräsentation des Europäischen Parlaments beide konzeptionellen Ansätze miteinander verbunden sind. Hierbei sei indes, so Marschall,
ein deutlicher Wandel auszumachen, der sich in einer Entwicklung von der Repräsentation aggregierter territorialer Interessen, wie in den Gründungsverträgen vorgesehen, hin zur Vertretung kollektiver Bürgerinteressen, in Anlehnung an den Wortlaut des Primärrechts im Vertrag von Lissabon, widerspiegelt.
Der Beitrag von Andreas Biefang stellt die Entwicklung von Europawahl und Europäischem Parlament in Beziehung zu Parlamenten und Wahlen in nationalstaatlichen Arenen. Biefang verweist thesenartig darauf, dass zwar einerseits stets der
spezifische transnationale Charakter der Europäischen Union betont wird, dass andererseits aber regelmäßig von der EU selbst auf nationalstaatliche Institutionenordnungen und Begrifflichkeiten rekurriert wird. Berücksichtigt man darüber hinaus
eine mangelnde Auseinandersetzung um die Parlamentarisierung der Europäischen
Union, das weitgehende Fehlen einer spezifisch europäischen Öffentlichkeit und die
in historischer Perspektive vergleichsweise kurze Entwicklungsgeschichte des Europäischen Parlaments, dürften, so Biefang, keine überzogenen Erwartungen an das
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Europäische Parlament gestellt werden. Erst wenn der Zusammenhang von Wahlen,
Parlamentarismus und Demokratie im Sinne einer stärkeren gesellschaftlichen Homogenität neu justiert wird, stehe zu erwarten, dass auch die Europawahlen an Bedeutung und öffentlicher Akzeptanz gewinnen.
Setzen sich die Beiträge von Marschall und Biefang primär mit den Kategorien
nationalstaatlicher Parlamentarismus- und Wahlforschung auseinander, so rekurriert
der Beitrag von Rudolf Hrbek auf einen stärker EU-bezogenen Ansatz: Mit dem von
Karlheinz Reif und Hermann Schmitt 1980 vorgestellten Konzept der „second-order
national election“ wurde ein Analyseansatz entwickelt, der den Nebenwahl- oder
Testwahlcharakter des Urnengangs zum Europäischen Parlament beschreibt und
erklärt (Reif/Schmitt 1980). Damit wurde ein Erklärungsmodell eingeführt, das in
der Folge immer wieder aufgegriffen wurde und dem bis heute paradigmatische
Bedeutung für die Analyse von Europawahlen zukommt. Im Vergleich zu nationalen
Wahlen – so genannten „first-order elections“ – werden Europawahlen als Wahlen
„zweiter Ordnung“ bewertet, die von innerstaatlichen Themen und parteipolitischen
Auseinandersetzungen der nationalen Ebene beherrscht werden. „Second-order
elections“ zeichnen sich zudem durch eine niedrigere Wahlbeteiligung aus und sind
dadurch gekennzeichnet, dass nationale Regierungsparteien zumeist als „Verlierer“
aus den Direktwahlen zum EP hervorgehen, vor allem, wenn die Wahlen zur Mitte
nationaler Legislaturperioden stattfinden. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,
so die vereinfachte Aussage des Modells von Hermann Schmitt und Karlheinz Reif,
dass im Sinne einer taktischen Entscheidung des Wählers Regierungsparteien abgestraft werden, während die Stimme neuen kleinen Parteien oder radikaleren Protestparteien gegeben wird. Hrbek legt in seinem Beitrag dar, dass trotz einiger Anomalien – vor allem infolge der noch nicht konsolidierten Parteiensysteme in Mittel- und
Osteuropa – das second-order-Modell auch nach den Wahlen 2004 grundlegend
Geltung beanspruchen kann. Mit Blick auf die Europawahlen 2009 kommt Hrbek
hingegen zu dem Ergebnis, dass immer mehr Abweichungen auszumachen sind. Vor
allem das Abschneiden der (großen) Regierungsparteien lässt sich nicht mehr allein
durch die Annahmen des Sekundärwahlansatzes erklären, sondern in einer erheblichen Zahl von Fällen nur durch spezifische nationale Gegebenheiten. Mit dieser
Schlussfolgerung unterstreicht Hrbek zugleich die Notwendigkeit, eine Weiterentwicklung theoretischer Kategorien und Untersuchungsmodelle zur Analyse von
Europawahlen stärker ins Blickfeld zu nehmen.
Historische Entwicklungslinien: Der lange Weg zu den Direktwahlen
Aus originär historischer Perspektive ist das zweite Problemfeld des Bandes auf den
Hintergrund der Direktwahlentscheidung bezogen. Die politischen Debatten und
wissenschaftlichen Diskurse über die Einführung einer europäischen Direktwahl
reichen bis in die Anfangsphase des modernen europäischen Integrationsprozesses
zurück. Die „Versammlung“, die zunächst für die EGKS und seit dem Inkrafttreten
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der Römischen Verträge 1958 dann als „parlamentarisches Element“ im Institutionengefüge der rechtlich noch voneinander getrennten Verträge der EGKS, EWG und
Euratom fungierte, verfügte nur über begrenzte politische Rechte – namentlich über
Informationsrechte und Kontrollrechte gegenüber Rat und Kommission. Obwohl
bereits in den Ursprungsverträgen die Zielsetzung einer Direktwahl primärrechtlich
verankert und in weiteren Entwürfen zur politischen Ausgestaltung der europäischen
Gemeinschaften als Forderung erhoben worden war, verstrichen indes noch knapp
zwei Jahrzehnte bis zum (Rats-)Beschluss und zum Akt zur Einführung allgemeiner
unmittelbarer europäischer Wahlen am 20. September 1976 (Brunn 2004: 47-72).
Angesichts des langen Wegs zu Direktwahlen bilden die Debatten über die Direktwahl bis zu den 1970er Jahren einen wichtigen Bestandteil der Europawahlhistorie.
Vor allem die unterschiedlichen Motive ihrer Befürwortung oder Ablehnung spiegeln dabei die Bandbreite der Diskussionen und Auseinandersetzungen um den
Gehalt und die Gestalt europäischer Integrationspolitik wider.
Die Möglichkeit einer Direktwahl war bereits 1952 in den Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl aufgenommen worden, es
blieb den Mitgliedstaaten jedoch überlassen, die Abgeordneten aus der Mitte der
nationalen Parlamente zu delegieren, wovon in der Praxis auch bis 1979 Gebrauch
gemacht wurde. Guido Thiemeyer zeigt in seinem Beitrag, dass bereits in den 1950er
Jahren über den Charakter der Versammlung und damit auch über die Bedeutung
von Wahlen eingehender debattiert wurde. Prägend waren hierbei die divergierenden
Positionen der Mitgliedstaaten, die sich vor allem auf die unterschiedlichen nationalstaatlichen Parlamentarismusleitbilder zurückführen lassen.
Dass die unterschiedlichen nationalstaatlichen Traditionen auch in den 1970er
Jahren noch eine wesentliche Hürde in den Verhandlungen über die Direktwahl
darstellten, dokumentiert der Beitrag von Joachim Wintzer. Zugleich werden von
Wintzer aber auch die zahlreichen Impulse beleuchtet, die Auslöser für eine weitere
Verhandlung über Direktwahlen und damit Ausdruck der Zielsetzung waren, die
Gemeinschaft stärker politisch zu legitimieren.
Eine Historisierung der Rahmenbedingungen der ersten Direktwahl im Jahr 1979
unternimmt Emanuel Richter, der in seiner Untersuchung darlegt, dass die umfangreichen Werbekampagnen und die seinerzeit geschürten Erwartungen letztlich zu
einer „legitimatorische[n] Überfrachtung“ des Direktwahlakts geführt haben. Die
erste Europawahl stellt, so Richter, weniger eine entscheidende Wegmarke für den
demokratischen Charakter der EG/EU und für ihre Parlamentarisierung dar, als
vielmehr eine „kraftvolle Initialzündung für eine Befugniserweiterung des Europäischen Parlaments“ mit Blick auf die interinstitutionellen Strukturen der Gemeinschaft.
Die in den 1970er Jahren verstärkt verfolgten Ansätze zu einem Europa der Bürger legen die Annahme nahe, in der Europawahl und der zunehmenden Einbeziehung der Bürger eine Doppelstrategie zur Überwindung der Eurosklerose zu sehen,
um so die top-down-Ideologie europäischer Politik aufzubrechen und neue Demokratieschübe in Gang zu setzen. Jürgen Nielsen-Sikora relativiert derartige Überle15
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gungen jedoch in seinen Ausführungen zum Europa der Bürger und legt dar, dass im
Umfeld der ersten Direktwahl 1979 allerorten nationale Interessen überwogen, während eine stärkere Einbeziehung der Bürger selbst vernachlässigt wurde.
Die Europawahlen in diachroner Perspektive:
Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind
Im Mittelpunkt des dritten Problemkreises des Bandes stehen die einzelnen Europawahlen zwischen 1979 und 2009. Der einleitende Beitrag dieser Sektion von Markus
Steinbrecher untersucht zunächst systematisch die Wahlbeteiligung aller Urnengänge dieses Zeitraums – mithin jenen Aspekt, der infolge des kontinuierlichen Rückgangs zu einem zentralen Topos von Betrachtungen zu Europawahlen avanciert ist.
Die starken Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten werden vor allem
mit nationalen Besonderheiten wie einer Wahlpflicht, dem Charakter der Parteiensysteme, aber auch mit Koppelungseffekten durch parallele nationale Wahlen erklärt. Steinbrecher verweist darauf, dass in der öffentlichen Meinung eine niedrige
Beteiligung bei Europawahlen stets als Beleg für Euroskeptizismus interpretiert
wird. Aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung deuten jedoch eher auf
ein mangelndes Interesse als Erklärungsansatz für die Wahlabstinenz hin. Wissenschaftlich lässt sich die Wahlabstinenz damit nur bedingt „europaspezifisch“ untermauern; vielmehr sind es Faktoren wie der Wahltag, die Kongruenz mit anderen
Wahlen oder das zugrundeliegende Wahlrecht, aber auch der Bildungsstand, das
Alter, das politische Interesse und der Medienkonsum, die eine potenzielle Teilnahme an Europawahlen determinieren.
Den nachfolgenden Beiträgen dieses Themenblocks von Claudia Hülsken, Nadine
Kruppa und Jürgen Mittag liegen weitgehend einheitliche Untersuchungskriterien
zugrunde. Zu den zentralen Merkmale einer jeden Europawahl gehören Wahlkampfthemen, Kandidatenaufstellung und Medienresonanz, aber auch Wahlergebnisse und
Fraktionsbildung im Europäischen Parlament. Das sich aus den einzelnen Wahlbetrachtungen zusammenfügende Raster eröffnet die Möglichkeit, Entwicklung und
Wandel der Direktwahlen in diachroner Perspektive zu erfassen, der in dieser Weise
von der Europaforschung erst in Ansätzen berücksichtigt worden sind (vgl. zum
folgenden Überblick Mittag/Hülsken 2009).
Deutlich wird, dass die Wahlkampfthemen der Europawahlen bislang nur in Ansätzen einen transnationalen Charakter aufweisen. Obwohl die europäischen Parteienfamilien mit ihren Bünden und Parteiorganisationen auf europäischer Ebene seit
den ersten Direktwahlen eigene Wahlplattformen bzw. -aufrufe erarbeiten, die in der
Regel einen mühsam zustande gekommenen inhaltlich-programmatischen Konsens
widerspiegeln, wurden die Wahlkämpfe in erster Linie zwischen den konkurrierenden Parteien der einzelnen Mitgliedstaaten ausgetragen, demzufolge sie auch eine
starke nationale Prägung aufweisen. Bei den Kampagnen der Parteien zeichnet sich
ein ähnliches Bild ab, das in der Zeitachse ebenfalls kaum Veränderungen zeigt.
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Ungeachtet eines wiederholten rethorischen Rekurses auf „Europa“ im Allgemeinen,
wurden die Wahlkämpfe im Einzelfall mit nationalstaatlich relevanten Themen
bestritten. Als wichtigster Erklärungsansatz für die Dominanz der nationalen Dimension ist das – auch durch einen weitgehenden pro-europäischen Grundkonsens
bedingte – fehlende europapolitische Differenzierungspotenzial von Parteiensystemen in Europa auszumachen; zudem eröffnet die Thematisierung innenpolitischer
Aspekte aus Sicht der Parteien eine stärkere Mobilisierung der Wähler.
Aufgrund der abnehmenden Wahlbeteilung bei Europawahlen erhielt die Mobilisierung der eigenen Stammwählerschaft für die Parteien zunehmende Priorität, während das Ansinnen, Einfluss auf europabezogene Einstellungen zu nehmen, in den
Hintergrund trat. Die Wahlkampfveranstaltungen, die im Rahmen von Europakampagnen initiiert wurden, setzten vielfach darauf, durch eine bunte und mediengerechte Aufmachung Aufmerksamkeit für die anstehenden Wahlen im Sinne einer Mobilisierungsstrategie zu erzielen. Die Kompensation fehlender europapolitischer Inhalte durch aufwändige Wahlkampfveranstaltungen trat besonders deutlich im Rahmen
der ersten und zweiten Direktwahl 1979 und 1984 zutage.
Während sich bei Wahlkämpfen zu nationalen Parlamentswahlen seit den 1980er
Jahren eine zunehmende Professionalisierung der Wahlkampfführung abzeichnet, ist
eine vergleichbare Entwicklung bei Europawahlen nicht auszumachen. Europawahlkämpfe sind durch eine relativ kurze Kampagnendauer, einen geringen Grad an
Externalisierung wahlkampfspezifischer Aufgaben sowie ein knappes Budget gekennzeichnet. In längsschnittartiger Perspektive ist über den ganzen Zeitraum der
Direktwahlen hinweg eher eine Stagnation bzw. sogar ein Rückgang der Europawahlkampfbudgets auszumachen.
Die ersten Europawahlen 1979 stellten hinsichtlich der Kandidatenrekrutierung
eine Ausnahme dar. Da man auf die Zugkraft der Prominenz setzte, zierten 1979
auffällig viele (ältere) Spitzenpolitiker und Verbandsfunktionäre die vordersten
Plätze der Wahllisten. Der „Opa“, der nach Europa entsendet wurde, fand angesichts
dieser Rekrutierungsstrategie seinen Weg in die Zeitungskommentare und wird dort
bis heute beschworen. Bereits bei der zweiten Europawahl 1984 ist aber eine deutliche Abweichung zu konstatieren: Der Bekanntheitsgrad der Spitzenkandidaten ließ
merklich nach. Die Tendenz, auf die Nominierung prominenter Politiker als Kandidaten für das Europäische Parlament zu verzichten, setzte sich 1989 fort und folgte
einem länderübergreifenden Trend. Der Umstand, dass namentlich die deutschen
Kandidaten für das Europäische Parlament weniger bekannt waren als die Parteieliten und nationalen Spitzenpolitiker, wirkte sich indes medial aus. Selbst in der Europawahlberichterstattung waren die EP-Kandidaten in geringerem Maße präsent als
die Spitzenpolitiker der nationalen Parteien. Eine Trendwende zeichnet sich hier erst
bei der Wahl 2004 ab, bei der erstmals über die Europawahlkandidaten häufiger
berichtet wurde, als über die nationalen Spitzenpolitiker.
Der ersten Direktwahl 1979 kommt auch mit Blick auf die mediale Berichterstattung eine Sonderrolle zu. Das Medienecho auf den Europawahlkampf war – verglichen mit den nachfolgenden Wahlen zum Europäischen Parlament – beträchtlich.
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Für die Medien markierten die ersten Europawahlen sowie die entsprechenden Kampagnen politische Ereignisse mit hohem Neuigkeits- und Nachrichtenwert, auch
dank der prominenten Kandidaten. Für die beiden nachfolgenden Direktwahlen 1984
und 1989 ist hingegen schon in rein quantitativer Hinsicht ein deutlicher Rückgang
in der Berichterstattung zu verzeichnen; erst im unmittelbaren Vorfeld der Wahlen
1994 und 1999 ist wieder eine Steigerung auszumachen. Wenig überraschend ist es,
dass die Medienberichterstattung zu den Wahlkämpfen bislang kaum transnationale
Züge aufweist. Die meisten Medien betrachten Europawahlen bislang lediglich aus
nationaler Perspektive, Berichte über die Wahlkämpfe in anderen EU-Staaten stellten kaum mehr als Randnotizen dar (Wilke/Reinemann 2005: 166).
Die Abstrafung von nationalen Regierungsparteien gilt als wesentliches Kennzeichen von second-order-national elections. Die empirischen Trends der letzten 30
Jahre bestätigen das Modell in weiten Teilen: So deutete sich bereits bei der ersten
Wahl an, dass die Bürger in der Europawahl eine willkommene Möglichkeit sahen,
ihre Missbilligung gegenüber nationalen Regierungsparteien zum Ausdruck zu bringen. Mit Ausnahme der Niederlande − und somit in acht von neun Staaten der seinerzeitigen EG − verloren die Regierungsparteien an Stimmen gegenüber den letzten
nationalen Parlamentswahlen, zum Teil sogar deutlich. Bei den Wahlen 1984 war
der Bezug auf das second-order-Modell bereits weitgehend etabliert (Hrbek 1984).
Auch das Wahlergebnis 1989 wurde vor dem Hintergrund des „typischen Nebenwahlcharakter[s] der Europawahl“ interpretiert (Gluchowski/Staudt/WilamowithMoellendorff 1989: 31). Bei den Europawahlen 1994 und 1999 bestätigte sich erneut
die Tendenz, Europawahlen als Denkzettelwahlen zu instrumentalisieren. Bei der
Wahl 2004 hatten Regierungsparteien es abermals schwer, sich zu behaupten. Ungeachtet des parteipolitischen Lagers wurden in 19 von 25 Mitgliedstaaten die (großen) Regierungsparteien abgestraft (Hrbek 2004). Angesichts dieser Befunde spricht
einiges dafür, dem second-order-Modell eine unverändert hohe Erklärungskraft
zuzusprechen. Zugleich deuten Trends der letzten Europawahlen jedoch auf Differenzierungstendenzen hin. So hat die Anzahl der Staaten, in denen auch (große)
Regierungsparteien als Sieger aus den Wahlen hervorgegangen sind, zugenommen.
Als das direkt gewählte Europäische Parlament am 17. Juli 1979 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentrat, präsentierte es sich in weitgehend neuer Zusammensetzung. Lediglich 68 der 198 Abgeordneten des alten Parlaments waren in das
neue, 410 Köpfe zählende EP zurückgekehrt. Ähnlich wie in den Folgejahren resultierten die Mehrheitsverhältnisse im Europäischen Parlament nicht allein aus den
Wahlergebnissen, sondern zu einem guten Teil auch aus den Verhandlungen über
die Zusammensetzung der Fraktionen. Mit der Direktwahl erhöhte sich deren Zahl
auf insgesamt sieben Fraktionen. Obwohl die Zahl der Parlamentarier von 410 im
Jahr 1979 bis auf zeitweilig 785 Mitglieder (nach dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens 2007) anstieg, und nach den siebten Europawahlen Abgeordnete von rund
160 nationalen Parteien im Europäischen Parlament saßen, ist es nicht zu der vielfach befürchteten Fragmentierung im Europäischen Parlament gekommen. Hatte
sich anfänglich noch ein gewisser Trend zur Ausweitung der politischen Gruppie18
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rungen abgezeichnet − in der konstituierenden Sitzung des Europäischen Parlaments
im Jahre 1984 waren es acht und nach den Wahlen 1989 sogar zehn Fraktionen − ist
diese Schwelle seitdem nicht überschritten worden, sondern die Anzahl der Fraktionen sogar rückläufig. In der Wahlperiode 1994-1999 konstituierten sich neun, nach
den Europawahlen 1999 acht Fraktionen. Dieser Konzentrationsprozess ist im Wesentlichen auf die „Schirmpolitik“ der EVP-ED Fraktion zurückzuführen, die sowohl die zuvor eigenständige konservative Fraktion der „Europäischen Demokraten“ (u.a. britische, spanische und dänische Konservative) als auch die „Sammlungsbewegung der Europäischen Demokraten“ (u.a. französische Gaullisten) unter
dem neuen gemeinsamen Dach vereinte. Aber auch die Novellierung der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments trug entscheidend zur Konzentration bei.
Bereits 1999 wurde die Bildung einer Fraktion aus einem einzigen Mitgliedstaat
abgeschafft. Seit der Europawahl 2009 ist ein Minimum von 25 Abgeordneten aus
mindestens einem Viertel (d.h. sieben im Jahr 2011) der Mitgliedstaaten zur Bildung
einer Fraktion erforderlich. Nach der Wahl 2009 sind– trotz der Aufsplittung von
Christdemokraten und Konservativen –, wie schon 2004-2009, sieben Fraktionen im
Europäischen Parlament vertreten.
Obwohl bei der längsschnittartigen Betrachtung der Europawahlen sowohl Anzeichen für Kontinuität als auch für Wandel festzustellen sind, deuten die empirischen Befunde insgesamt auf eine hohe Stabilität. Sieht man von der ersten Wahl
1979 ab, der angesichts ihres Neuigkeitswertes eine Sonderrolle zukommt, blieb die
Medienberichterstattung bei den weiteren Europawahlen begrenzt, nennenswerte
Veränderungen in der Zeitachse sind erst für das 21. Jahrhundert auszumachen.
Daneben deuten auch die wachsende Aufmerksamkeit, die den Spitzenkandidaten
zugebilligt wird, und eine behutsame Vereinheitlichung des Wahlauftritts der Parteien in transnationaler Perspektive auf einen gewissen Wandel in jüngerer Zeit.
Zugleich zeichnen sich aber hinsichtlich der Kampagnen weder bei den unvermindert national geprägten Wahlkampfthemen noch bei der schwach profilierten Wahlkampforganisation − einschließlich knapper Kampagnenzeiträume, schmaler Budgets und eines geringen Grads an Externalisierung wahlkampfspezifischer Aufgaben
− grundlegende Änderungen ab. Gleiches gilt für die anhaltende Erklärungskraft des
Sekundärwahlmodells. Allein die politischen Binnenstrukturen des Europäischen
Parlaments unterliegen deutlichen Änderungen, die aber nur mittelbar aus den Wahlen selbst resultieren. Vor diesem Hintergrund scheint die insgesamt stärkste Veränderung der Europawahlen darin zu bestehen, sich vom Hoffnungsträger des Jahres
1979 zum Sorgenkind des Jahres 2009 entwickelt zu haben.
Europawahlen und Vermittlung: Mobilisierung und Inszenierung
Der vierte Problemkreis lenkt den Blick auf die demokratische Legitimität, die sich
nicht allein durch das Vorhandensein eines aus Wahlen hervorgegangenen Repräsentativorgans konstituiert, sondern auch durch die Schaffung „vorpolitischer Vor19
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aussetzungen“, die als Garanten für das Funktionieren einer parlamentarischen repräsentativen Demokratie fungieren. Zu diesen Voraussetzungen gehört die Herstellung von Öffentlichkeit durch die Möglichkeit zu öffentlichen Diskursen über europapolitische Themen, aber auch die Mobilisierung bei Wahlkämpfen. Anja Kruke
und Peter Beule gehen diesem Zugang am Beispiel des Plakats als zentralem Wahlkampfmedium nach. Sie differenzieren dabei zunächst typologisch zwischen unterschiedlichen Plakatformen einerseits und zwischen den Spannungspolen nationale
oder europäische Orientierung bzw. themen- oder personenorientierte Darstellung
andererseits. In ihrem chronologischen Überblick zeigen sie, dass die Europawahl
1979 auch aus Sicht der Plakatanalyse infolge der anfänglich herrschenden Euphorie
eine Ausnahmeerscheinung darstellte, der bald nüchterne Pragmatik folgte. Der
Beitrag verdeutlicht, dass die Plakate zwar mit ihren Symbolen, Logos und Slogans
auf Europa verweisen, dass dieses Europa jedoch sehr abstrakt, bisweilen auch vage
bleibt und politisch kaum näher konturiert wird. Die Wähler, so Kruke und Beule,
werden über allgemeine nationale Themen angesprochen, die aber nur symbolisch
mit Europa verknüpft sind. Entwicklungsprozesse lassen sich bei den Plakaten nur in
technischem und ästhetischem Sinne erkennen. Eine tatsächliche inhaltliche Auseinandersetzung mit der europäischen Integration fehlt auch bei den Europawahlen im
21. Jahrhundert.
Neben Plakaten stellen auch Europawahl-Parteitage Foren zur Erzeugung einer
zumindest temporären Öffentlichkeit über Europa dar. Mit Blick auf die Entwicklung nationaler Parteitage kann grundsätzlich konstatiert werden, dass sich die Parteien zunehmend bemühen, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren; diesem Ziel werden alle weiteren Funktionen von Parteitagen untergeordnet, zum Beispiel Debatten
über inhaltliche (Grundsatz-)Fragen. Europawahlparteitage werden jedoch, so der
Befund von Jörg-Uwe Nieland, nicht in gleichem Maße inszeniert. Seinen Beobachtungen zufolge erinnern die Europawahlparteitage deutscher Parteien eher an „Veranstaltungen aus den 1970er Jahren“, die damit in die Falle laufen, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Diese Wahrnehmung kann nicht zuletzt darauf zurückgeführt werden, dass bei Europawahl-Parteitagen vergleichsweise geringe personelle
und finanzielle Ressourcen eingesetzt werden.
Reformen und Perspektiven: Konstitutionalisierung und Politisierung
Analytisch liegt dem fünften Problemfeld die Frage zugrunde, welche Zukunftsperspektiven Europawahlen haben und inwieweit sich allgemein erörterte Kerntrends
bei Wahlen wie „Professionalisierung“ und „Personalisierung“, aber auch spezifisch
EU-bezogene Tendenzen wie die viel diskutierte „Politisierung“, im Rahmen der
Europawahlen widerspiegeln. In diesem Zusammenhang stellt sich insbesondere die
Frage, welche Auswirkungen die jüngsten primärrechtlichen Reformen – vor allem
im Lichte des Vertragswerks von Lissabon im Hinblick auf die legislative Kompetenzerweiterung des Europäischen Parlaments und die Wahl des Kommissionspräsi20
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denten durch die Europaparlamentarier – haben werden. Aber auch im Bereich des
Sekundärrechts stehen aktuelle Reformen im Raum, namentlich die Ausweitung des
Handlungspotenzials der Parteien auf europäischer Ebene durch die Verordnungen
der Jahre 2004 und 2007 sowie die weitere Harmonisierung des Wahlsystems, die
bereits 2001 zu Teilen rechtlich verankert wurde, und weiterhin kontrovers diskutiert wird.
In den 1980er Jahren betrachteten zahlreiche Politikwissenschaftler die schwache
Stellung des Europäischen Parlaments im Institutionengefüge der seinerzeitigen
Europäischen Gemeinschaft als Hauptgrund für die vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung. Man ging davon aus, dass die Wahlbeteiligung signifikant ansteigen
würde, wenn das Europäische Parlament mehr Kompetenzen erhalten und zunehmend an Entscheidungen, welche die Bürger und Bürgerinnen direkt betreffen, beteiligt werde. Die im Zuge der Vertragsrevisionen der einheitlichen Europäischen
Akte (1987) und der Vertragswerke von Maastricht (1993), Amsterdam (1999) und
Nizza (2003) dem Europäischen Parlament gewährten Kompetenzgewinne hatten
auf die Wahlbeteiligung jedoch keinen Einfluss.
Daniel Gölers Beitrag behandelt die neuen Rahmenbedingungen des 2009 in
Kraft getretenen Vertragswerks von Lissabon. Die Stellung des Europäischen Parlaments im Institutionengefüge der EU ist mit dieser Vertragsrevision im Sinne
eines funktionalen Bedeutungszuwachses erneut gestärkt worden: So wurden die
Strukturen des Parlaments durch eine veränderte Proportionalität der Mandate den
Herausforderungen der Erweiterung angepasst, durch einen zunehmenden Einfluss
auf die Kommission und den weiteren Ausbau seiner Legislativkompetenzen wurde
das EP kompetenziell gestärkt und auch der Bereich der parlamentarischen Budgetrechte wurde ausgeweitet. Göler verweist jedoch auf die in der Wissenschaft verbreitete Skepsis, dass die Perzeption der Europawahlen und die Entscheidung, sich
an diesen zu beteiligen, vom Kompetenzkatalog des Europäischen Parlaments und
der Frage, „inwieweit es die klassischen Parlamentsfunktionen ausfüllt“, abhängen.
Ebenso wie andere Autoren des Bandes sieht auch Göler in der Herausbildung einer
europäischen Gesellschaft und zumindest rudimentären Strukturen einer europäischen Öffentlichkeit größere Relevanz für die Entwicklung der Europawahlen.
Jan Kreutz verdeutlicht in seinem Aufsatz, inwieweit die Parteien auf europäischer Ebene zur Ausgestaltung einer supranationalen Demokratie beitragen können.
Obwohl europäische Parteien sich erst nach Schaffung eines parlamentarischen
Systems herausgebildet und stets im Schatten der EP-Fraktionen gestanden haben,
sind mit den 2004 und 2007 verabschiedeten Bestimmungen zu ihrem rechtlichen
Status und ihrer Finanzierung wesentliche Schritte für einen künftigen Bedeutungszuwachs der Parteien auf europäischer Ebene in die Wege geleitet worden. Zentrale
Bedeutung komme, so Kreutz, vor allem der Erhöhung der Finanz- und Eigenmittel
für Wahlkämpfe und der Einführung einer Rechtsgrundlage für europäische politische Stiftungen zu. Trotz der jüngsten Reformen sind die Parteien auf europäischer
Ebene, wie Kreutz am Beispiel der Rolle der SPE in den Europawahlen 2009 verdeutlicht, noch nicht in der Lage, die Aufgaben zu übernehmen, die nationalen Par21
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teien bei Wahlen zukommen, und einen „echten“, inhaltlich koordinierten Wahlkampf mit Großveranstaltungen und Kampagnen zu führen.
Mit den politischen Binnenstrukturen des Europäischen Parlaments, namentlich
den EP-Fraktionen, befasst sich Karsten Schmitz. Sein Beitrag nimmt auf die viel
diskutierte These Bezug, dass bislang vor allem Konflikte zu Kompetenzgewinnen,
erhöhter Aufmerksamkeit und politischer Polarisierung innerhalb des Europäischen
Parlaments geführt haben (Priestley 2008) und damit auch für eine zukünftige höhere Wahlbeteiligung ausschlaggebend seien. Die in der Praxis auszumachende Entwicklung des Europäischen Parlaments in Richtung eines Arbeits- und Ausschussparlaments, in dem vor allem den Berichterstattern sowie den Koordinatoren der
Fraktionen eine wichtige Rolle zukommt, steht Schmitz zufolge einer stärkeren
künftigen Politisierung entgegen. Die Mehrheitsbildung im EP findet vor allem
entlang sachlicher, themenorientierter Konfliktlinien statt, was sich auch im Mitentscheidungsverfahren bzw. im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren widerspiegelt.
Während im Laufe der ersten Lesung noch ideologische Unterschiede dominieren,
werden in der zweiten Lesung gemeinsame Standpunkte deutlich und spätestens im
Lauf der dritten Lesung mehrheitsfähige Ergebnisse produziert. Auch wenn das EP
inzwischen zu einem handlungs- und arbeitsfähigen Parlament gereift sei, so
Schmitz, dominiere angesichts des konsensdemokratischen Kurses noch immer der
interinstitutionelle Wettbewerb anstelle politischer Binnenkontroversen, deren Bedeutung zur Steigerung der Wahlbeteiligung insgesamt zu relativieren sei.
Zu den regelmäßig mit Blick auf Europawahlen debattierten Themen zählt
schließlich auch eine Reform des Wahlsystems. In diesem Kontext spielt vor allem
das primär an nationalen Rahmenbedingungen orientierte Wahlrecht und die kontroversen Debatten um eine mögliche Harmonisierung eine bedeutende Rolle. Der
Beitrag von Claudia Hülsken, Jürgen Mittag und Siebo Janssen stellt die bislang
eingeleiteten Reformen dar und beleuchtet die gegenwärtig – vor allem im Lichte
des Vorschlags von Andrew Duff – diskutierten Reformperspektiven.
Europawahlen im Spiegel der akademischen Forschung
Komplementär zu den Darstellungen der Beiträge in den fünf Problemfeldern zielt
der Band auch auf einen disziplinübergreifenden Ansatz zur integrationsbezogenen
Europawahlforschung. Der im nachfolgenden Abschnitt umrissene Forschungsstand
dokumentiert, dass wissenschaftliche Beiträge zu Europawahlen – jenseits der Analyse des Wahlverhaltens – vielfach isolierte Einzelstudien darstellen, die bislang nur
eine begrenzte Anschlussfähigkeit zu anderen integrationsbezogenen Forschungsthemen eröffnen und sich nur in Maßen auf Erkenntnisse anderer Forschungszweige,
vor allem der Parlamentarismus- und Demokratieforschung stützen (vgl. zum Folgenden Mittag/Hülsken 2009).
Aktuelle Forschungsberichte zum Themenbereich „europäische Integration“
zeichnen das Bild einer von beträchtlicher Dynamik und erheblicher Differenzierung
22
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geprägten Forschungslandschaft (Wessels 1981ff; Loth/Wessels 2001; Schuppert/Pernice/Haltern 2005). Ungeachtet des sowohl in historischer als auch globaler
Perspektive einzigartigen Akts der transnationalen Wahl von Vertretern eines supranationalen Parlaments fällt die Forschungsbilanz zu den Europawahlen damit in
quantitativ wie qualitativer Hinsicht verhalten aus. Dabei deutete sich in den 1970er
Jahren zunächst eine andere Entwicklung an: Anlässlich der Europwahlen 1979
befassten sich zahlreiche Publikationen mit der erstmaligen Direktbeteiligung der
Bürger an der Zusammensetzung des Europäischen Parlaments. In der Folge ließ das
Interesse an den Europawahlen jedoch merklich nach. Die abnehmende Anzahl der
Forschungsbeiträge zum Themenfeld „europäischen Direktwahl“ in der Bibliografie
des Jahrbuchs der Europäischen Integration ist hier ebenso ein Indiz wie die Beobachtung, dass zahlreiche wissenschaftliche Forschungen sich bislang auf unterschiedliche Wahldaten stützen, da die Ergebnisse in den verschiedenen (nationalen)
Publikationen zum Teil divergieren (Tausendpfund/Braun 2008). Auffällig ist zudem die – gegenüber den Beiträgen in Zeitschriften und Sammelbänden – geringe
Anzahl an Monografien zu den Europawahlen. Erst in den letzten Jahren, vor allem
seit den Europawahlen 1999 (Perrineau/Grunberg/Ysmal 2002) bzw. 2004, zeichnet
sich hier allmählich eine Trendwende ab. Die Europawahlforschung ist aber weiterhin durch die Dominanz von Studien zum Wahlverhalten, zu spezifischen Wahlen
sowie eine lediglich geringe Anzahl von übergreifenden oder systematisch vergleichenden Darstellungen gekennzeichnet. Die wissenschaftlichen Analysen kommen
dabei in erster Linie aus den Reihen der Sozialwissenschaften, im Rahmen der
Wahlrechtsdebatte haben aber immer wieder auch Juristen wichtige Beiträge beigesteuert.
Grundlegend lässt sich zwischen drei Strängen und Zeitphasen der Europawahlforschung unterscheiden: Ein erster, durch zahlreiche stärker normativ orientierte
Publikationen inspirierter Strang wurde im Wesentlichen durch die Phase zwischen
der Vorbereitung und Nachbetrachtung der ersten Direktwahl geprägt. In diesem
Zusammenhang sind insbesondere die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen der Direktwahl eingehender untersucht worden. Neben Darstellungen
zum Wahlsystem und Wahlrecht (Bieber 1976; Müller Graff 1977) standen vor
allem die transnationalen Parteienkontakte und die Formierung von europäischen
Parteiorganisationen (Raschke 1978; Stammen 1978) sowie die Verabschiedung
gemeinsamer Wahlplattformen und -manifeste im Blickfeld (Bangemann et al. 1978;
Karnofsky 1981). Bei den eigentlichen Wahlanalysen dominierte 1979 die Frage, ob
und inwieweit das Wahlergebnis Ausdruck einer proeuropäischen Haltung oder
Resultat einer europaskeptischen Positionierung von Bevölkerung, Parteien und
Staaten sei (Hrbek 1979; Herman/Hagger 1980) bzw. in welcher Hinsicht sich die
Stellung und die Strukturen des Europäischen Parlaments durch die Direktwahlen
verändert haben (Seeler 1980; Logdet 1982; 1982; Läufer 1984). Mit den wissenschaftlichen Untersuchungen zu den folgenden Europawahlen im Jahr 1984 (Schöndube 1983; Hrbek 1984; Sonntag/Featherstone 1984; Lodge 1984) setzte ein Trend
zur stärkeren Verwissenschaftlichung der Wahlbetrachtungen ein, der sich bei den
23
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Europawahlen 1989 (Hrbek 1989; Devin 1991; Grenz/Schmuck 1989) und den Urnengängen der 1990er Jahre fortsetzte (Boyce 1995; Guyomarch 1995; Hrbek 1999)
und zu zunehmend analytischer ausgerichteten Forschungsbeiträgen führte. Die
zumeist kürzeren Abhandlungen stellten aber weiterhin Einzelfallanalysen dar, die
nur begrenzt auf die Erkenntnisse anderer Disziplinen rekurrierten und auch darauf
verzichteten, Europawahlen im Zeitverlauf zu untersuchen oder systematische Ländervergleiche anzustellen. Erst später wurden umfangreichere Abhandlungen zu
einzelnen Europawahlen publiziert, die durch eine ausführlichere Berücksichtigung
des jeweiligen Kontexts der Wahl gekennzeichnet sind (v.a. Lodge 1990; Niedermayer/Schmitt 1994; Lodge 1996, 2001).
Ein zweiter − bis heute wirksamer − Strang der Europawahlforschung wurde
durch Karlheinz Reif, den langjährigen Leiter des Referats Meinungsumfragen der
Europäischen Kommission und Hermann Schmitt, Projektleiter am Mannheimer
Zentrum für Europäische Sozialforschung, begründet (Reif/Schmitt 1980). Anlässlich einer Analyse der ersten Direktwahl 1979 haben Reif und Schmitt Europawahlen als „second-order national elections“ klassifiziert und damit das Erklärungsmodell eingeführt, dem bis heute zentrale Bedeutung für die Analyse von Europawahlen zukommt. Das Konzept der Sekundär- oder Nebenwahlen wurde bei den
nachfolgenden Europawahlen immer wieder aufgegriffen, getestet und von der Forschung empirisch auch weitgehend bestätigt (Norris 1997; Abrial/Pina 1999). Nicht
zuletzt durch die Arbeiten eines Forschernetzwerks im Kontext der „European Election Studies“ (www.piredeu.eu), in dessen Rahmen seit 1979 Wahlverhalten, Kandidaten, Wahlprogramme sowie weitere, vor allem quantitative Daten systematisch
erhoben und analysiert werden, hat sich der Begriff „zu einem Passepartout entwickelt, das zur Erklärung aller Besonderheiten (…) von Europawahlkämpfen dient“
und damit, so Christina Holtz-Bacha, „längst über das hinausgeht, was zunächst
damit gemeint war“ (Holtz-Bacha 2005: 7). Reif und Schmitt haben selbst den Ansatz in den nachfolgenden Jahren wiederholt präzisiert und dabei auch die Erkenntnisse und Ergebnisse weiterer Europawahlen einbeziehen können (Reif 1985;
Schmitt 2005). So wurde der Hinweis auf die Chancen von Protestparteien, ergänzend zu den kleineren und neueren Parteien, ebenso aufgegriffen wie der Verweis
auf die Bedeutung parallel stattfindender nationaler Hauptwahlen.
In jüngerer Zeit sind einige Studien publiziert worden, die stärkere Kritik am Sekundärwahlansatz zum Ausdruck bringen. Wiederholt ist moniert worden, dass der
Ansatz die Rolle der Medien als wesentliche Instanz der Information und Mobilisierung der Wähler vernachlässige (Tenscher/Maier 2009) – eine Sichtweise, die in
jüngeren Beiträgen auch auf die (mangelnden) Aktivitäten der Parteien ausgeweitet
wurde (Hrbek 2009). Michael Marsh hat in seinen Arbeiten darauf verwiesen, dass
die Differenzierung zwischen Haupt- und Nebenwahlen nicht so eindeutig sei, wie
von Reif und Schmitt unterstellt; vor allem in Staaten, in denen es zu regelmäßigen
Regierungswechseln komme, könne der Ansatz Gültigkeit beanspruchen, während
im gegenteiligen Fall der Zusammenhang weit weniger eindeutig sei (Marsh 1998).
Sara Hobolt, Jae-Jae Spoon und James Tilley argumentieren in ihrer Auseinander24
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setzung mit dem Sekundärwahlansatz, dass die Kritik an der nationalen Politik der
Regierungen, der von Reif und Schmitt zentrale Bedeutung beigemessen wird, zu
vernachlässigen sei, da die Unzufriedenheit von Wählern eher auf die Einstellung zu
europapolitischen und nicht zu nationalen Themen zurückzuführen sei (Hobolt/Spoon/Tilley 2008). Diese Interpretation hat in den letzten Jahrens als Alternative zum Sekundwählmodell zunehmende Beachtung gefunden und in Diskussionen
zur These von der Europäisierung der EP-Wahlen (Axt 2006) bzw. nationaler Wahlen (de Vries 2010) ihren Niederschlag gefunden. Aus anderer Perspektive setzten
sich jüngst Philipp Manow und Holger Döring mit den Ergebnissen der Europawahlen auseinander. Neben den von Reif und Schmitt konstatierten Merkmalen des
Wahlverhaltens („Abstrafung der nationalen Regierungen“) identifizieren die Autoren die Logik der innerstaatlichen Regierungsbildung, die gegen die Repräsentation
extremer und EU-skeptischer Parteien im Rat arbeitet, als einen Hauptgrund für eine
„europäische Cohabitation“ (Manow/Döring 2008).
Als ein zunehmend an Bedeutung gewinnender Nebenstrang des second-orderKonzepts ist die Beschäftigung mit den Ursachen für den anhaltenden Rückgang der
Wahlbeteiligung auszumachen (Blumler/Fox 1982; Schmitt/Mannheimer 1991; van
der Eijk/Franklin/Marsh 1996; Blondel et. al. 1997; Schmitt/van der Eijk 2003;
Hix/Marsh 2007). Dieser Aspekt besitzt nicht nur wegen der kontinuierlich gesunkenen Wahlbeteiligung erhebliche Relevanz, sondern auch, weil er Verbindungslinien zu jenen Studien der Integrationsforschung aufweist, die sich mit der der Demokratiequalität der Europäischen Union und dem Legitimationspotenzial des Europäischen Parlaments befassen. Bereits in den 1980er und 90er Jahren standen die
Direktwahlen im Mittelpunkt von Diskussionen um die Demokratisierung der
EG/EU (Bourguingnon-Wittke/Schmuck 1984; Grabitz/Schmuck/Steppat/Wessels
1988; Schmitt/Thomassen 1999); ein Zugang der bis heute seine Relevanz behauptet
(Maurer/Nickel 2005). Einen Sonderfall markieren Arbeiten, die das disparate
Wahlprozedere als Quelle eines Legitimationsdefizites betrachten und Reformbedarf
im Sinne einer Vereinheitlichung des Wahlsystems diskutieren (Sasse 1981; Steed
1981, Aldecoa Luzarraga/Munoz Alvarez 1986; Hassis 1989; Lenz 1995; Farrell/Scully 2005). Diesen Überlegungen steht das Konzept eines pluralen Europa
gegenüber, das die Existenz von unterschiedlichen Wahlsystemen anerkennt, die aus
den jeweiligen Traditionen politischer Repräsentation in den europäischen Ländern
erwachsen sind (Nohlen 2004).
Ein dritter Strang der Europawahlforschung kommt seit Beginn des 21. Jahrhunderts verstärkt zum Tragen. Angesichts zunehmender Aufmerksamkeit für kommunikative und mediale Ereignisse wird sowohl dem eigentlichen Wahlkampf als auch
den Kampagnen bei Europawahlen und ihrer medialen Rezeption verstärkte Aufmerksamkeit seitens der Forschung gewidmet (Tenscher 2005; Holtz-Bacha 2005a;
Maier/Tenscher 2006), ohne dass damit das Konzept der „second-order election“
grundlegend in Frage gestellt oder gar aufgegeben würde. Analysen zur Medienberichterstattung, die bereits anlässlich der Direktwahl 1979 in ersten Studien vorgenommen wurden (Heumann/Karnofsky 1980; Schulz 1982), sind in der letzten De25
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kade verstärkt unternommen worden (de Vreese 2001; Banducci/Semetko 2003;
Döhner 2005). Auch wenn sich die deutsche Kommunikationsforschung der Europawahlen bislang kaum angenommen hat (Holtz-Bacha 2005b) ist eine Vertiefung
dieses Themenfeld – auch mit Blick auf die neuen Medien (Kluver et al. 2007) –
bereits absehbar.
Während die wissenschaftliche Resonanz auf die Europawahlen in einer Gesamtbilanz eher schwach ausfällt, führten die Diskussionen um die Einführung der europäischen Direktwahl zu einer Wahrnehmungsrevision hinsichtlich der Bedeutung
des Europäischen Parlaments, das bis Mitte der 1970er Jahre als Untersuchungsgegenstand nur in wenigen Publikationen Berücksichtigung fand (vgl. u.a. Schierwater
1961; Forsyth 1964). Die Institutionalisierung der Europawahlen veränderte die
Forschungslandschaft zum EP nachhaltig. Vor allem Politikwissenschaftler widmeten sich nunmehr genauer dem Europäischen Parlament und publizierten Untersuchungen über dessen institutionelle Rolle (Bieber 1974; Fitzmaurice 1978; Woyke
1984). Auch die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes rückten mit Blick auf
die Europawahl 1979 und die erste Wahlperiode als direkt gewählte Mandatsträger
in das Blickfeld der Forschung (Reichel 1974; Bangemann/Klepsch/Weber/Bieber
1984). Das Interesse am Europäischen Parlament ließ nach der Konjunktur der
1970er Jahre in den 1980er Jahren zunächst zwar wieder nach. Seit Ende der 1990er
Jahre sind im Zusammenhang mit einer generell gestiegenen Aufmerksamkeit gegenüber transnationalen Entwicklungen (Rittberger 2005; Pollak 2007) zahlreiche
Studien zum EP erschienen (Delwit/De Waele/Magnett 1999; Maurer 2002; Corbett/Jacobs/Shackelton 2007; Judge/Earnshaw 2008). Dabei hat sich disziplinübergreifend ein Interesse am Europäischen Parlament als Akteur im europäischen
Mehrebenensystem durchgesetzt, das künftig auch eine stärkere Verzahnung mit der
Europawahlforschung erwarten lässt.
Dieser notwendigerweise kursorische Überblick zur Forschungslandschaft zeigt
indes deutlich, dass trotz eines sich abzeichnenden Trends zur Kanonisierung (Bruter/Déloye 2007; Viola 2011) zu Europawahlen bislang noch zahlreiche Fragen –
vor allem in historisch-vergleichender Perspektive – unbeantwortet geblieben sind,
von denen im Rahmen dieses Bandes einige aufgegriffen werden.
Zu diesem Buch
Die vorliegende Publikation basiert auf einer wissenschaftlichen Tagung, die vom
Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum anlässlich der siebten
Europawahl 2009 ausgerichtet wurde. Die Konferenz wurde in Verbindung mit der
ASKO EUROPA-Stiftung, der Landeszentrale für politische Bildung NRW und der
Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien am
17. und 18. April 2009 im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum durchgeführt. Allen Kooperationspartnern, namentlich Michael Meimeth und Inga
Wachsmann (ASKO Europa-Stiftung), Bernd Werdin und Hans-Jürgen Frisch (Lan26
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deszentrale für politische Bildung NRW) sowie Andreas Schulz und Tobias Kaiser
(KGParl) sei für die konzeptionelle, finanzielle und organisatorische Unterstützung
herzlich gedankt. Ohne diese Hilfe wäre weder die Tagung noch die Publikation zu
realisieren gewesen.
Für die Bereitschaft, nicht nur die eigenen Forschungen einem kritischen Publikum auf der Tagung zur Diskussion zu stellen, sondern auch im Nachgang eine zum
Teil umfassende Fortschreibung der Manuskripte vorzunehmen, sei allen Referenten
und Autoren besonders herzlich gedankt. Ausdrücklicher Dank gebührt auch jenen
Wissenschaftlern, die an der Tagung als Moderatoren bzw. Kommentatoren teilgenommen und mit ausführlicheren Diskussionsbeiträgen erheblichen Anteil an der
inhaltlichen Vertiefung hatten. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang Jost
Dülffer (Köln), Michael Edinger (Jena), Rainer Eising (Bochum), Michael Gehler
(Hildesheim), Jeannette Glock (Stuttgart/Mainz), Axel Heyer (Brüssel), Wilfried
Loth (Duisburg/Essen), Andreas Maurer (Berlin/Brüssel), Jan Treibel (Duisburg/Essen) und Wolfgang Wessels (Köln).
Dass die Tagung keine abstrakte Elfenbeinturm-Veranstaltung blieb, sondern sich
ein reger Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis entspannte, ist Klaus Hänsch
(SPE-Fraktion, EP-Mitglied 1979-2009), Elmar Brok (EVP(/ED)-Fraktion, seit 1980
Mitglied des EP), Elisabeth Schroedter (Fraktion Grüne/EFA, EP-Mitglied seit
1994), Gabriele Zimmer (GUE/NGL, EP-Mitglied seit 2004) und Alexander Plahr
(Kandidat EP-Wahlen 2009, ALDE-Fraktion) zu verdanken, die im Rahmen einer
öffentlichen Podiumsdiskussion zahlreiche Impulse und Denkanstöße lieferten.
Besonderer Dank gebührt in diesem Kontext Axel Schäfer (MdEP 1994-1999, MdB
seit 2002), der die gesamte Tagung durch Einblicke in die europapolitische Arbeit
im Mehrebenensystem zwischen Bochum, Berlin und Brüssel bereicherte.
Schließlich richtet sich der Dank auch an Christina Weiand (ASKO EUROPAStiftung), die den Drucklegungsprozess dieses Bandes von den ersten Ideen an fördernd begleitet hat, an Jelena Jojevic und Thea Struchtemeier (ISB), die den abschließenden Redaktionsprozess wesentlich unterstützt haben und an Claudia
Hülsken, die in allen Phasen des Projekts sowohl mit Rat als auch mit Tat das Vorhaben entscheidend vorangebracht hat.
Ihnen allen sei herzlich dafür gedankt, dass mit diesem Band sowohl Beiträge zur
wissenschaftlichen Verortung der Europawahlen und des Europäischen Parlaments
vorgelegt, als auch – entsprechend des Konzepts der Reihe – Denkanstöße zur Rolle,
Bedeutung und Weiterentwicklung von Wahlen zum Europäischen Parlament präsentiert werden. Der dabei verfolgte Ansatz, die Erfahrungen und Erkenntnisse ursprünglich gleichsam isolierter Untersuchungen grundlegend im Sinne eines acquis
académique zu erschließen, mag auch den einen oder anderen Impuls für eine stärker interdisziplinäre Europa(wahl)forschung liefern.
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