8 Telekommunikation Kundenservice Das Telefon ist tot, lang lebe das Telefon! Mit der Verlagerung von Transaktionen aus dem stationären Handel, lokalen Filialen und dem Kataloggeschäft hin zum E-Commerce stellt sich auch die Frage nach dem Service rund um diese Transaktionen. Nutzen Verbraucher, die Waren und Dienstleistungen online erwerben, den Online-Kanal gleich für ihre Service-Anfragen an die Unternehmen? Greifen sie weiter zum Telefon? Oder bedeutet E-Commerce den kompletten Schwenk in Richtung Selfservice, bei dem eine ausführliche Artikelbeschreibung und die Rezensionen anderer Käufer den Unternehmen den Kundenservice aus der Hand nehmen? Die Customer Contact Insights liefert Antworten auf diese Fragen. Autoren: Anja Rother und Diana Künstler ❚❚ Laut einer in zehn Ländern von „RetailMeNot“ und dem „Centre for Retail Research“ durchgeführten Studie haben sich etwa 44 Millionen Deutsche 2015 für den Kauf via Internet entschieden. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Online-Handel einige Vorteile gegenüber den stationären Verkaufsräumen bietet: viel eingesparte Zeit beim Einkauf, ein stressfreies „Bummeln“ durch die virtuellen Läden, automatisierte Empfehlungen oder eine einfache Suche nach der passenden Farbe oder Größe per Mausklick. Was aber, wenn Fragen auftauchen oder es Probleme gibt, die es zu klären gilt – und dies am besten ad hoc? Mit genau solchen Fragen beschäftigte sich die aktuelle „Customer Contact Insights“-Studie der Telekom, die in Zusammenarbeit mit Fittkau & Maaß Consulting und dem Marktforschungsins- funkschau 11/2016 titut Ipsos entstand und unter dem Titel „Telefonischer Service im E-Commerce“ erschienen ist. Sie befasst sich mit dem Thema Online-Handel und untersucht, wie wichtig der telefonische Service für diesen Absatz ist. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Möglichkeit zur telefonischen Beratung ist oftmals erfolgsentscheidend für den Abschluss von Online-Käufen und die Kundenbindung. E-Commerce ja, aber bitte mit Telefon-Option Verbraucher und Unternehmensvertreter sind sich einig: Wenn Kunden keinen Kontakt mit dem jeweiligen Unternehmen aufnehmen können, Telekommunikation EXPERTENKOMMENTAR Bild: Damovo Über die Studie Um das Thema telefonischer Service im E-Commerce aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, kombiniert die Studie „Customer Contact Insights 2016“ die Ergebnisse einer repräsentativen Verbraucherbefragung mit den Erkenntnissen einer Befragung von Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen im E-Commerce vermarkten. Die komplette Studie finden Interessierte unter www.telekom.de/servicenummern zum Download. Dort erhalten sie auch die vorherigen Veröffentlichungen der Studienreihe. Daniela Dilger, Head of Group Contact Centre Propositions, Damovo steigt die Anzahl der abgebrochenen Online-Käufe. So zeigt die Befragung, dass 77 Prozent der Verbraucher schon ein- oder mehrmals einen Online-Kauf abgebrochen haben. In 45 Prozent der Fälle hätten die Abbrüche mit der Möglichkeit, direkt Kontakt mit dem Unternehmen aufnehmen zu können, vermieden werden können. Befragte Vertreter von Unternehmen sehen dies ganz ähnlich: So geben 80 Prozent von ihnen an, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung einen direkten Einfluss der telefonischen Beratung auf die Conversion Rate und den Umsatz erkennen. Für 70 Prozent der befragten Unternehmen stellt der telefonische Service sogar den volumenstärksten Kontaktkanal dar. Kunden wünschen sich den Erkenntnissen der meisten Unternehmen zufolge die Möglichkeit zur telefonischen Kontaktaufnahme, ganz gleich, ob diese dann tatsächlich in Anspruch genommen wird. Schon allein die Gelegenheit zum telefonischen Kontakt signalisiert dem Kunden, dass es sich bei dem jeweiligen Unternehmen nicht um einen anonymen Internet-Händler handelt, sondern um einen Anbieter, der auch im Falle von Fragen oder Anliegen für seine Kunden direkt erreichbar ist. Die Erwartungen eines Großteils der Unternehmen fallen entsprechend aus: Fehlender telefonischer Service bedeutet einen signifikanten Einbruch des E-Commerce-Umsatzes. Diese Einschätzung steht sicherlich in Zusammenhang damit, dass der Online-Bestellvorgang, ohne die Möglichkeit Fragen stellen zu können, oftmals mit Komplikationen ver- bunden ist. Dies wissen auch 90 Prozent der Verbraucher und wünschen sich daher schon im Vorfeld des Online-Kaufs generell die Möglichkeit, mit Unternehmen direkt Kontakt aufnehmen zu können. Vor allem bei der Buchung von Pauschalreisen und Hotelzimmern ist der Wunsch nach einem direkten Kontakt in Echtzeit besonders hoch. Auch bei Reklamationen, Rückfragen oder Garantieansprüchen kontaktieren Kunden gerne den Kundenservice. Schließlich können die Verbraucher bei im E-Commerce erworbenen Artikeln zumeist nicht direkt in einer Filiale des Unternehmens reklamieren, umtauschen oder zurückgeben. Erste Wahl ist dabei das Telefon: So sehen 64 Prozent der Verbraucher EXPERTENKOMMENTAR Bild: Enghouse ❚❚ Es ist notwendig, die Trennlinie zwischen Selfservice und dem persönlichen Kundendienst so aufzuheben, dass Kunden unabhängig des zuvor genutzen Kanals die Möglichkeit haben, ohne Informationsverlust durch Medienwechsel, Kontakt mit dem Anbieter aufzunehmen. Voraussetzung hierfür ist eine Omnichannel-Strategie, die eine qualitativ hochwertige Behandlung aller Kanäle und eine kanalübergreifende Kundenhistorie ermöglicht. Nur dann gelingt es ein begeisterndes Kundenerlebnis zu schaffen. Das ContactCenter ist also gefordert, multimediales Routing, Automatisierung, Selfservice, Mobility und soziale Netzwerke in Einklang zu bringen, um Kunden ein integriertes und persönliches Kontakterlebnis über alle angebotenen Kontaktkanäle zu ermöglichen. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein auf den Kunden ausgerichtetes Touchpointund Channel-Management, dessen Vielfalt in Zukunft noch zunehmen wird. 9 Der Mix macht’s ❚❚ Fachkompetenz, Freundlichkeit, Respekt und Schnelligkeit sind die Top-of-Mind-Anforderungen an den Kundenservice – egal, über welchen Kanal kommuniziert wird. Dies untermauert eine erst jüngst von Enghouse in Auftrag gegebene bundesweite Ralf Repräsentativ-Umfrage zum Thema Kundenservice. Mühlenhöver, Vorstand von Enghouse Der einfachste Weg für den Kunden ist demnach der Griff zum Telefonhörer. Warum? Weil Verbraucher im persönlichen Gespräch gute Erfahrungen gemacht haben und sich am besten beraten fühlen. Gute Beratung ist Trumpf! Dienstleister tun daher gut daran, die für ihre Kundenkommunikation bestmöglichen Service-Lösungen zu wählen. Intelligente Sprachanalyse-Software überprüft den Gesprächsverlauf zwischen Kunde und Agent und erkennt verschiedene Kriterien wie Tempo, Lautstärke und Emotionalität. Die Lösung diagnostiziert quasi die Stimmungslage beim Kunden und der Agent kann somit situativ reagieren. Das sorgt für Begeisterung beim Verbraucher und sichert die Qualität im Kundendialog. Telefonischer Service ist unverzichtbar. Das heißt aber nicht zwangsläufig, alternative Kommunikationskanäle vernachlässigen zu dürfen. Im Gegenteil. Sind die eingangs erwähnten Anforderungen an den Kundenservice erfüllt, stehen die meisten Verbraucher laut unserer Umfrage zusätzlichen Kommunikationskanälen wie Chat, Selfservice, Online-Foren oder Wissensplattformen im Internet sehr offen gegenüber. Mit einem ausgereiften kanalübergreifenden Konzept lassen sich negative Kundenerlebnisse vermeiden. Zum Beispiel stereotype Audioinformationen oder lange Wartezeiten, mit denen ein überwiegender Teil der Verbraucher nach wie vor unzufrieden ist. Eine clevere Kombination diverser Kommunikationskanäle – das ist das Rezept für einen optimalen Kundenservice. 112016 funkschau 10 Telekommunikation Kundenservice Zukunft des Kundendialogs im digitalen Wandel Bild: SNT EXPERTENKOMMENTAR die telefonische Beratung in puncto Freundlichkeit ganz vorne. 60 Prozent denken, dass eine kompetente Beratung am ehesten über Telefon erfolgt. Um Kunden in Zukunft den erwarteten Service zu bieten und die „First Call (Contact) Resolution Die menschliche Komponente Rate“ zu erhöhen, müssen Contact-Center digital vernetzt sein, Zugriff auf Expertenwissen Florian Rietz, haben und Kundenanfragen schnell bedienen. Vorstand, SNT Deutschland Das schafft Kundenbindung und bringt den Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Auf dem letzten Zukunftsforum von Interactive Intelligence ❚❚ Die Nutzung digitaler Kontaktkanäle und deren Anzahl nehmen sicher zu. Nach dem „Global Contact Center Benchmarking Report 2016“ von Dimension Data sind mittlerweile über 42 Prozent des Kontaktvolumens digitale Interaktionen – mit weiter zunehmender Tendenz. Aber nicht jedem, der online bestellt, liegt diese Art der Kommunikation. Schriftverkehr bedeutet häufig höheren Zeitaufwand, denn das Anliegen muss ja formuliert werden – egal ob im Chat oder in einer E-Mail. Im Sinne einer guten Customer Experience und hohen Kundenbindung muss es also heißen: Nutzung von Selfservice und digitalen Kanälen stimulieren ja – ausschließlich digitale Kanäle anbieten nein. wurden anhand ausgewählter Use Cases und unter Einbindung von Branchenexperten zukünftige Entwicklungen rund um den Kundendialog aufgezeigt und diskutiert. Andreas Stiehler von Pierre Audoin Consultants (PAC) hat die Vorträge und Diskussionen der Konferenz analysiert und bewertet. Daraus ergeben sich fünf Felder, die die Zukunft des Kundendialogs bestimmen: ❶ Rolle: Die Kundeninteraktion rückt in den strategischen Fokus. Das Contact-Center wird Teil des Kerngeschäfts. ❷ Strategie: Unternehmen brauchen übergreifende Lösungen, die Selfservices und individuel- ❸ Steuerung: Die Kunden entscheiden über Bild: Dtms le Betreuung intelligent verbinden. die Qualität des Services. Die Kundensicht gehört deshalb ins Zentrum der strategischen Ausrichtung. ❹ Personalentwicklung: Kundenbetreuer brauchen in Zukunft hohe Empathie, Kommunikations- und Problemlösungskompetenz. ❺ Technologie: Die Unternehmen benötigen flexible Lösungen und agile Partner. Die Digitalisierung bietet Contact-Centern die Chance, durch die Schlüsselposition beim Kundendialog zum Schrittmacher der digitalen Transformation im eigenen Unternehmen zu werden. Die Kundeninteraktion muss dabei so gestaltet sein, dass die Einbindung vom Wissen aller Mitarbeiter und ein optimales Zusammenspiel von Front- und Backoffice gewährleistet sind. Nur so können mehr Kundenanfragen bereits beim ersten Kontakt fallabschließend bearbeitet werden. funkschau 11/2016 Frédéric Dildei, Head of Solution Sales & Consulting, Dtms ❚❚ Auch beim Kundenservice im E-Commerce nimmt die telefonische Beratung nach wie vor eine zentrale Rolle ein. Deshalb ist schon die Wahl der richtigen Rufnummer für die telefonische Erreichbarkeit eine wichtige Entscheidung. Geografische Rufnummern, die normale Festnetzvorwahlen mit der Funktionalität einer Servicerufnummer mit zum Beispiel Routing- oder Statistikfunktionen kombinieren, transportieren stärker regionalen Bezug und Kundennähe. Eine 0800-Rufnummer hingegen vermittelt einen eher globalen Ansatz und stellt, da für den Anrufer kostenlos, den Serviceaspekt verstärkt in den Vordergrund. Dass im E-Commerce ein schneller und unkomplizierter Einkaufsprozess wichtig ist, fand auch die Internet World Messe in ihrer aktuellen Studie „Customer Experience: Webshops, die Kunden begeistern“ heraus. Die Telekom-Studie hat diese Ergebnisse bestätigt. Darüber ergab die Befragung, dass sich viele Kunden zwar online über Produkte und Dienstleistungen informieren, Bestellungen jedoch telefonisch aufgeben. Dies ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass das telefonische Gespräch mit einem Mitarbeiter des Kundenservices eine emotionale Komponente in sich birgt, die dem Online-Verkaufsprozess fehlt. Hier spielt den Unternehmen ebenfalls die simple Option in die Karten, zum Telefon greifen zu können. Hat der Käufer das Gefühl, mit einem Unternehmensmitarbeiter sprechen zu können, wenn er dies wünscht oder benötigt, wird er distanzierten E-Commerce-Verkaufsprozessen entspannter begegnen und OnlineKäufe eher abschließen. Auch nach dem Kauf bleibt für Kunden der Wunsch nach der telefonischen Kontaktmöglichkeit zum Unternehmen bestehen. So richten 41 Prozent der Verbraucher ihre Fragen zu Versand und Lieferung telefonisch an Unternehmen. Wenn es die Rechnung betrifft, sind es sogar über 60 Prozent und circa 80 Prozent wünschen Kontakt zum telefonischen Kundenservice aufnehmen zu können, wenn es um Reklamationen und Garantiefälle geht. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Mehrzahl der Unternehmensvertreter im Telefonservice ebenfalls den beliebtesten Kontaktkanal erkennt – und das noch vor der Kontaktaufnahme via E-Mail und Chat. Auch Social Media-Kanäle werden von 65 Prozent der Unternehmen als möglicher Kontaktkanal angeboten. Die Ergebnisse der Befragung belegen aber, dass die Unternehmen über soziale Medien nur eine geringe Anzahl von Kundenkontakten generieren. Der Griff zum Telefon ist für Kunden schlicht einfacher. Nichtsdestotrotz sollten aber alle Kanäle verfügbar sein, betont Irene Nehrkorn-Kayn, Marketing Manager Germany, Eastern Europe & Netherlands bei Sitel. „Dazu gehört auch die professionell besetzte Hotline, die einfach identifiziert werden kann. Über welchen Kanal der Kun- Telekommunikation 11 EXPERTENKOMMENTAR hat er ein Problem und ist vielleicht sogar schon ärgerlich? Via Telefon hat das Unternehmen die Gelegenheit, die Situation klar und schnell zu bewerten und – wenn nötig – sofort zu reagieren. Diese unmittelbaren Reaktionen können erfolgsentscheidend sein und Negativbewertungen vorbeugen. So betonen mehrere Unternehmen, dass die sensible Bearbeitung eines Kundenanliegens eine Verärgerung des Kunden nicht nur auflösen, sondern darüber hinaus sogar ein positives Kundenerlebnis schaffen kann, was die Kundenbindung fördert. Über andere Kontaktkanäle ist es weitaus schwieriger, die Stimmungslage des Kunden zu deuten und auf emotionaler Ebene zu reagieren. Wirtschaftlich einsetzen Bei allen Vorteilen des telefonischen Kundenservices sollten auch die relativ hohen Servicekosten der Telefonberatung berücksichtigt werden. Ein großer Teil entfällt dabei vor allem auf den hohen Personaleinsatz, der bei der Besetzung einer Beratungshotline notwendig ist und die Kosten in die Höhe treiben kann. Um hier Kosten einzusparen und die Effizienz zu steigern, ist es _0EX4U_GIGASET_FS09_10.pdf;S: 1;Format:(230.00 x 148.00 mm);10. May 2016 15:42:36 Für alle Router mit DECT-Basis: Die neuen Universal HX-Telefone. Die Vorteile für Ihre Kunden: • HD Sprachqualität • Einfacher Anschluss • Brillantes Design • Viele Komfort-Telefonfunktionen C430HX S850HX E630HX CL750HX SL450HX gigaset.com/hx Bild: Sitel de dann letztlich Kontakt aufnimmt, entscheidet er selber.“ Wichtig zu beachten sei, dass „Kommunikationskanäle niemals Selbstzweck sein sollten“, gibt Frédéric Dildei, Head of Solution Sales & Consulting bei Dtms, zu Bedenken. „Eine engagierte Beratung per Video-Chat kann für ein Finanzprodukt oder eine Direktversicherung genau das Richtige sein, wäre aber zur Bewerbung einer DSL-Flatrate zu aufwendig.“ Die Effizienz einzelner Kanäle könne dabei im Zweifel kostengünstig getestet werden. „Es muss nicht immer gleich eine teure Multichannel-Plattform sein“, so Dildei. „Einzelne Tools mit einer überschaubaren Anzahl von Zugängen reichen oftmals aus, um erste Erfahrungen mit zum Beispiel Chat und Cobrowsing zu sammeln.“ Die Notwendigkeit zur Bereitstellung einer Servicenummer ist offensichtlich – nicht nur von Seiten der Verbraucher, sondern auch aus Sicht der Unternehmen. Diese profitieren von der Möglichkeit, schnell und intuitiv den emotionalen Zustand des Kunden erfassen zu können. Will der Kunde sich über etwas erkundigen? Ist er interessiert an weiteren Artikeln und Transaktionen? Oder Irene Nehrkorn-Kayn, Marketing Manager Germany, Eastern Europe & Netherlands, Sitel ❚❚ Vertrauen und exzellenter Kundenservice sind entscheidende Differenzierungsfaktoren für Marken und Onlinehandel. Dabei spielen die Kommunikationskanäle zum Kunden eine wesentliche Rolle. Unternehmen sind aufgefordert, Kanäle anzubieten, die die Kunden wünschen. Daher sind Marken und E-CommercePortale inzwischen auch auf Facebook, Twitter, Youtube, und so weiter vertreten, aber das genügt nicht. Ein optimaler Kundenservice erfordert nach wie vor alle Kanäle, und nicht das Ersetzen des einen durch den anderen. Nur mittels Omnichannel-Technologien sowie „Customer Insight“, kann im Sinne der 360 Grad-Philosophie Kundenzufriedenheit und –loyalität entstehen. Telekommunikation Kundenservice EXPERTENKOMMENTAR Service schlägt Preis Bild: Verint Sytemns In einer repräsentativen Studie mit 500 Verbrauchern untersuchten Verint Systems und der Call Center Verband Deutschland (CCV), was Verbraucher tun, wenn sie am Wochenende Fragen an einen Anbieter haben. Mit 45 Prozent gehen die meisten Verbraucher zuerst online und nutzen die Selfservice-Angebote. Fast genau so viele (41 Prozent) greifen zuerst zum Telefonhörer. Jeder Zehnte schreibt eine E-Mail und drei Prozent chatten. Über soziale Medien nimmt lediglich ein Prozent der Befragten Kontakt auf. Was tun Sie, wenn Sie am Wochendende Fragen an einen Anbieter haben? Eine repräsentative Studie von Verint Systems und dem CCV unter 500 Verbrauchern zeigt, dass Internet und Telefon in diesem Zusammenhang die wichtigsten Kanäle sind. Allerdings unterscheiden sich die Präferenzen in den einzelnen Altersklassen. Während über 50-Jährige das Telefon bevorzugen, daneben aber zu einem großen Prozentsatz auch die OnlineHilfe im Internet nutzen, setzen die 30- bis 49-Jährigen primär auf das Internet. Sie sind in der Regel sehr ungeduldig und wollen Wartezeiten am Telefon vermeiden. Wenn sie im Internet nicht fündig werden, greifen auch sie zum Hörer. Chats und soziale Medien spielen in dieser Altersgruppe kaum eine Rolle. Ganz anderes die unter 30-Jährigen: Sie tendieren deutlich stärker zu digitalen Medien als ältere Verbraucher und nutzen E-Mail und Chat häufiger. Aber auch für sie ist das Internet die erste Anlaufstelle bei Fragen und falls sie dort keine Antwort finden, rufen sie den Kundenservice an. Überraschend viele Menschen machen sich bereits bei der Produktauswahl Gedanken über den Service: auf Platz eins der wichtigsten Kriterien für eine Kaufentscheidung steht die persönliche Erreichbarkeit des Anbieters außerhalb der üblichen Geschäftszeiten. Platz zwei belegt die Beratungsqualität und Platz drei die Erreichbarkeit über verschiedene Medien. Niedrige Preise erscheinen auf der Liste der Entscheidungskriterien erst auf Platz vier. Damit untermauert auch diese Umfrage die These, dass deutschen Verbrauchern in vielen Bereichen der Service wichtiger ist als der Preis. nahezu unumgänglich, die telefonische Beratung gezielt einzusetzen – und zwar dort, wo sie Conversion Rate sowie Absatz steigert und kritische Servicefälle auflöst. Für standardisierte Anfragen – zum Beispiel die Abfrage eines Lieferstatus – empfehlen sich hingegen automatisierte Lösungen, die nicht den Verzicht auf die Telefon-Option für den Kunden bedeuten, sondern nur die persönliche Beratung durch einen Servicemitarbeiter mittels Voice-Selfservice-Angebot ersetzen. „Ein gut strukturierter OnlineShop mit ausführlichen Beschreibungen, Bildern und zusätzlichen Hinweisen wie ‚Schuh fällt klein aus, bitte eine Nummer größer bestellen‘ ist extrem hilfreich, um telefonische Anfragen vor dem Bestellprozess zu reduzieren“, ergänzt Florian Rietz, Vor- funkschau 11/2016 stand bei SNT Deutschland. „Eine solche Information war früher bei der Katalogbestellung ausschließlich über den telefonischen Kontakt erhältlich, weil der Katalog längst gedruckt und im Umlauf war, bis die ersten Reklamationen registriert und die Kundenbetreuer darüber informiert wurden.“ Heute lässt sich, so Rietz, eine solche Information ohne Verzögerung im Shopsystem einpflegen. Das senke die Zahl der telefonischen Nachfragen. Clevere Service-Konzepte gefragt Der telefonische Kundenservice ist der eindeutige Favorit in der Kontaktwahl der Kunden. Die menschliche Komponente ergänzt hier die distanzierten Verkaufsprozesse im E-Commerce und schafft ein Gefühl Bild: Bernhard Schramm, 2016 12 Thomas Dreikauss, CEO, Sematell (ehemals Attensity Europe) ❚❚ Noch ist es eine Utopie, dass sich E-Commerce komplett über Selfservice und automatische Systeme abwickeln lässt, also komplett ohne Kundenservice per Telefon oder Schriftverkehr, auch wenn Shopsysteme immer ausgefeilter und Produktbeschreibungen immer ausführlicher werden. Vor dem Kauf gibt es viele Kunden, die noch spezifische Rückfragen haben. Sie erwarten dann eine schnelle Antwort, weil sie genau jetzt vor der Kaufentscheidung stehen. Bei den schriftlichen Eingangskanälen würde diese Online-affine Zielgruppe vermutlich eher synchrone Kontaktkanäle wie Chat oder Messenger-Systeme wie Whatsapp oder Facebook Messenger nutzen. Aber auch nach dem Kauf gibt es unendlich viele Gründe, warum trotzdem eine persönliche Kontaktaufnahme erforderlich ist. In beiden Fällen ist es wichtig, dass Bestell- und CRM-System mit einer zentralen Response-Management-Plattform vernetzt sind. Damit können schriftliche Anfragen – egal über welchen Kontaktkanal sie reinkommen – schneller zugeordnet und beantwortet werden. der Nähe, das unabdingbar ist für eine positive, langfristige Kundenbindung. Ein kundenorientierter Service, der sich auch auf den vermeintlich teuren Kontaktkanal Telefon erstreckt, und Effizienz schließen sich nicht etwa aus, sondern bedingen sich gegenseitig. Fragen in Echtzeit über das Telefon klären zu können, ist für die Kunden oftmals ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines Anbieters. Clevere Service-Konzepte, die den Einkauf für den Kunden via Internet schnell und unkompliziert gestalten, sind dabei vonnöten und schaffen einen nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzen. Anja Rother ist PR und MarCom Manager bei Lucy Turpin Communications