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3.1.1. Merkmale des Satzes
Eine völlig einheitliche und abgesicherte Definition des Satzes läßt sich bis heute noch nicht
geben. Gewöhnlich werden dem Satz mehrere Merkmale (auf verschiedenen Ebenen)
zugesprochen, indem er aufgefaßt wird
- als (relative) Intonationseinheit, d. h. als Einheit mit einer charakteristischen Tonführung
(Satzintonation und Melodieführung;),
- als Formeinheit mit einer charakteristischen Gliederung (die im wesentlichen durch das
Verb und die feste Stellung des Verbs im Satz bestimmt ist;),
- als Fügungseinheit, die sich ergibt aus den syntaktischen Beziehungen im Satz (in deren
Zentrum das Verb mit seiner Valenz steht, das Ergänzungen unterschiedlicher Zahl und Art
an sich bindet;),
- als (relative) Sinneinheit, die den inhaltlichen Zusammenhang der einzelnen Teile
gewährleistet und ein Spannungsgefüge bildet (das z. B. auch das sinnwichtigste Glied mit
dem größten Mitteilungswert nach dem Ende des Satzes streben läßt).
Da diese Merkmale nicht immer in direkter Entsprechung zueinander stehen (obwohl die
Grenzen der Einheit „Satz“ stets mit relevanten Grenzen innerhalb der verschiedenen
Strukturebenen zusammenfallen), wird der Charakter des Satzes als syntaktische Einheit in
der jüngeren Literatur mit Recht besonders hervorgehoben (vgl. GRUNDZÜGE 1981,153ff.):
Der Satz ist die syntaktische Einheit, in deren Rahmen Abbilder von Sachverhalten der Wirklichkeit (Bewußtseinsinhalte) mit wahrnehmbaren Lautformen verbunden sind. Wie das Wort
(bzw. das Morphem) die kleinste, so ist der Satz die größte syntaktische Einheit. Es ist
Aufgabe der Syntax, zu zeigen, wie das Verhältnis zwischen semantischer und phonologischer
Struktur durch die syntaktische Struktur vermittelt ist, und die Regularitäten zu beschreiben,
auf denen die Bildung von Wortgruppen aus Wörtern und von Sätzen aus Wortgruppen
beruht. Diese Regularitäten können nicht einfach als Addition von Wörtern zu Wortgruppen
und von Wortgruppen zu Sätzen erklärt werden. Vielmehr gibt es „Zwischeninstanzen"
zwischen Wort und Satz. Als eine solche Zwischeninstanz (die offenbar unumgänglich ist)
erscheinen die Satzglieder.
Gerhard Helbig, Deutsche Grammatik, München 1991, S. 106f (ohne Verweise, fett =
Hervorhebungen R.S.).
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