Distomo_Programmheft_V4

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Ανοιχτοί λογαριασμοί
Unbeglichene Schuld(en)
Distomo
Δίστομο
Dokumentarisches
Theaterstück zu dem
Massaker der SS in
Distomo und den
noch ausstehenden
Reparations- und
Entschädigungszahlungen an
Griechenland.
16. Juni 2016, 20.00 Uhr
k-fetisch, Wildenbruchstraße 86
Ecke Weserstraße, Neukölln
Eintritt: Spende
Impressum
Begleitheft zur Aufführung des
Stückes »Distomo – Unbeglichene
Schuld(en)« im Juni 2016,
Verantwortlich: S. Kuhn, S. Wöss
Schudomastr. 11, 12055 Berlin
Gestaltung: Stefan Nitsche
Unbeglichene Schuld(en)
Ανοιχτοί λογαριασμοί
Dokumentarisches Theaterstück zu dem Massaker
der SS in Distomo und den noch ausstehenden
Reparations- und Entschädigungszahlungen an
Griechenland.
Am 10. Juni 1944 überfällt eine deutsche SS-Einheit das griechische Dorf Distomo und ermordet 218 Dorfbewohner*innen. Die Täter werden
strafrechtlich nie verfolgt, die umgerechnet 28
Millionen Euro an eingeklagten Entschädigungsansprüchen nie gezahlt. Das Stück spannt den
Bogen von dem historischen Ereignis des Überfalls durch die SS, über die hartnäckigen Zahlungsverweigerungen seitens Deutschlands bis
zu den juristischen Kämpfen der Überlebenden.
Verwendet werden Dokumente, die Zeugnis über
die SS-und Wehrmachtsverbrechen in Griechenland ablegen, Auskunft über deutsche Politik in
Entschädigungsfragen geben und den Verlauf der
langwierigen Prozesse der Entschädigungskläger*innen nachvollziehbar machen. Thematisiert
wird außerdem der Umgang Deutschlands mit
den Tätern, die ohne Furcht vor Strafverfolgung
leben konnten und sich bis in die 1980er Jahre
ungehindert öffentlich versammeln durften. Das
Theaterstück richtet sich gegen diese Abwehrstrategien, erinnert an die Opfer deutscher NS-Massaker und solidarisiert sich mit den finanziellen
und politischen Forderungen der Überlebenden.
Massaker – Geschichte und Erinnerung
Ausgehend von der Stadt Levadia (Provinzhauptstadt Böotiens)
er­folgte am 10. Juni 1944 ein Einsatz des (…) SS-Panzer Grenadierregiments 7 zur Bekämpfung griechischer Partisanen. Ein Vorauskommando (…) brach am Morgen (...) in Richtung Arachova auf. Zur
Täuschung der dort erwarteten Partisanen fuhr das Vorauskommando in zwei LKWs der nachfolgenden Kompanie voraus.
Dieses Vorauskommando bestand aus zwei beschlagnahmten
LKWs griechischer Schwarzmarkthändler und verkleideten SS-Männern. Die Kleider waren ebenfalls »beschlagnahmt« – und zwar von
Gefangenen aus dem Polizeigefängnis von Levadia. Ihre Waffen
hielten die SS-Männer versteckt. Darin bestand die »Täuschung«,
damit Partisanen nicht erkennen sollten, dass es sich dabei um
SS-Soldaten handelte, und diese nicht angriffen. Umgekehrt konnte
diese »Vorhut« vermutete Partisanen sofort angreifen und ein Gefecht mit ihnen beginnen und sie unbeweglich machen.
Etwa 15 Minuten später folgte der Rest der Kompanie. Ohne
auf Partisanen zu stoßen, kam die Kampfgruppe voran. Etwa fünf
Kilometer von der Abzweigung zur Ortschaft Distomo entfernt, stieß
die Gruppe auf 18 unbewaffnete griechische Männer, die sich dort
in einer Schafhütte aufhielten. Als sechs der Männer zu flüchten
versuchten, wurden sie erschossen. Die anderen 12 Männer wurden
gefangen genommen und als Geiseln mitgeführt.
Über Funk erhielt die Kompanie nun den Befehl, nach Distomo
vorzustoßen. Im Laufe des Vormittags erreichten die deutschen
Truppen den Ort Distomo, hielten sich dort mehrere Stunden auf,
verhörten den Bürgermeister und den Popen wegen des Aufenthalts bzw. des Durchzugs von griechischen Partisanengruppen.
Währenddessen gelang es einem großen Teil der Bevölkerung, aus
dem Ort Distomo zu fliehen und sich in der Umgebung zu verbergen. Eine Durchsuchung der Ortschaft nach Partisanen blieb ohne
Erfolg. Vom Bürgermeister und vom Popen des Dorfes erfuhren
die Soldaten, dass am Vortag eine Gruppe von etwa 30 Partisanen
durch Distomo in die Richtung des Nachbarortes Stiri gezogen war.
Es wurde eine Kolonne aus mehreren Fahrzeugen zusammengestellt, die den Weg ins fünf Kilometer entfernte Stiri erkunden sollte. Gegen 14.30 Uhr rückte eine motorisierte Kolonne unter Führung
des SS-Hauptsturmführers Lautenbach zur Erkundung in Richtung
des Ortes Stiri aus. Etwa 700 Meter vor Stiri wurde die Kolonne von
Partisanen angegriffen, die sich abseits der Straße versteckt hiel-
ten. Vom Gefechtslärm alarmiert, rückten die in Distomo verbliebenen Soldaten nach. Daraufhin zogen sich die Partisanen zurück. Bei
der Schießerei kamen drei Angehörige der SS-Kompanie ums Leben.
Vier der insgesamt 18 Verwundeten starben kurze Zeit später.
Nach diesem Gefecht kehrte die Kompanie aufgrund der sogenannten Ausfälle und wegen erheblicher Beschädigung der
mitgeführten Fahrzeuge um und rückte gegen 17.30 Uhr wieder in
Distomo ein. Die Kolonne führte die 12 am Vormittag als Geiseln
mitgenommenen Griechen weiter mit sich.
Nach Rückkehr der Truppe nach Distomo wurde zunächst auf
dem Marktplatz eine Frau erschossen, die dort mit ihrem Baby auf
dem Arm stand. Das Baby wurde auch erschossen. Dann wurden
die mitgeführten 12 Geiseln an die Wand gestellt und erschossen.
Anschließend begannen die SS-Soldaten, sämtliche im Ort Distomo
anwesenden Einwohner zu töten. In der Umgebung des Marktplatzes wurden 60 bis 70 Personen – und zwar Männer, Frauen und
Kinder – getötet. Sodann wurden Kommandos ausgeschickt, die in
einzelnen Häusern nach weiteren Personen suchen sollten. Dort
wurden dann mehr als 140 weitere Personen ermordet. Einige
Bewohner hatten sich in ihren gemauerten Backöfen versteckt. Die
SS-Soldaten hielten mit ihren MGs dort hinein und erschossen die
Menschen.
Insgesamt 218 Einwohner, vom zweimonatigen Säugling bis zum
86jährigen Greis, waren auf teilweise bestialische Weise ermordet
worden. Der größte Teil der überlebenden Bevölkerung hatte in die
Berge flüchten können. Nur einige Dorfälteste waren zurückgeblieben. Im Anschluss an die Ermordung der angetroffenen Ortsbevölkerung erfolgte die Zerstörung großer Teile des Ortes durch Niederbrennen von Wohn- und Nebengebäuden. Bei ihrem Rückzug aus
Distomo erschossen die SS-Angehörigen auch noch das Vieh von
fahrenden LKWs aus. Tierkadaver lagen auf den Feldern. In Distomo
hielten sich zum Zeitpunkt des Massakers weder Partisanen noch
griechische Soldaten auf. Es kam zu keinerlei Feindseligkeiten von
Seiten der Bewohner des Ortes.
(Quelle: Beschwerdeschrift and den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/ak-distomo/)
Entschädigungspolitische Kontroverse ...
1946:
Pariser Konferenz. Die Siegermächte beziffern die griechischen
Schadensersatzansprüche auf mehr als sieben Milliarden Dollar.
1953:
Londoner Schuldenkonferenz. Im Kontext des Kalten Krieges steht
bei der Konferenz nicht die Entschädigung der Kriegsopfer, sondern
die Wiederherstellung der deutschen Kreditwürdigkeit im Vordergrund. Dafür muss das Reparationsproblem vom Tisch. Der deutschen Delegation gelingt es in den Verhandlungen, einen langfristigen Reparationsaufschub zu bewirken. Nach Art. 5 des Abkommens
sollen die ausstehenden Zahlungen erst nach Abschluss eines
irgendwann zu entwerfenden Friedensvertrags endgültig geregelt
werden. Mit Verweis auf das Londoner Schuldenabkommen wehren
die westdeutschen Behörden von nun an alle Ansprüche ausländischer NS-Geschädigter ab.
1960:
Griechisch-deutscher Vertrag. Die Bundesrepublik verpflichtet sich
zu einer Zahlung von insgesamt 115 Millionen Mark an die griechische Regierung. Die Vereinbarung bezieht sich lediglich auf die
Entschädigung solcher Opfer, die »wegen ihrer Rasse, Glaubens
oder der Weltanschauung« durch den Nationalsozialimus verfolgt
worden waren. Die Frage der Reparation von Kriegsschäden bleibt
in dem Vertrag ausgeklammert.
1969:
Der deutsche Botschafter an das Auswärtige Amt: »Es müsste
doch unser Interesse sein, diesen Zwischenzustand des Nichtzustandekommens eines Friedensvertrages so lange wie möglich
aufrechtzuerhalten, um diese Forderungen unserer einstigen
Gegner durch Zeitablauf einer Verwirkung oder Verjährung zuzuführen. Anders ausgedrückt: Man sollte schlafende Hunde nicht
wecken.«
1990:
Der 2+4 Vertrag wird zwischen den ehemaligen Alliierten, der Bundesrepublik und der DDR geschlossen. Der Begriff Friedens­vertrag
wird in ihm bewusst umgangen. Trotzdem wird der Vertrag allgemein als Äquivalent für eine friedensvertragliche Regelung gewertet. Damit endet die Stundungswirkung des Londoner Schuldenabkommens. Die griechische Regierung wendet sich mit der Bitte um
die Behandlung der noch ausstehenden Forderungen abermals an
die Bundesregierung.
Die Antwort: »Nach Ablauf von 50 Jahren seit Kriegsende und Jahrzehnten friedlicher, vertrauensvoller und fruchtbarer Zusammenarbeit der Bundesrepublik mit der internationalen Staatengemeinschaft hat die Reparationsfrage ihre Berechtigung verloren.«
... und Traditionspflege
Die Täter des Massakers in Distomo wurden nie veruteilt. Die Münchener Staatsanwaltschaft, für den Fall Distomo zuständig, stellte
das Verfahren gegen mehrere Mitglieder der SS-Einheit 1972 wegen
Verjährung ein. Das war gar nicht so einfach, hatte der deutsche
Bundestag, in Hinblick auf die drohende Verjährung von NS-Straftaten, die Verjährungsfrist für Mord schon mehrmals verlängert und
1979 sogar endgültig aufgehoben. Aber die Staatsanwaltschaft fand
schließlich ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs, um die
Täter zu schützen.
»Ist ein zur Zeit der NS-Herrschaft begangenes Verbrechen erst
nach dem 8. Mai 1945 einer Strafverfolgungsbehörde bekannt
geworden, so greift die Verjährungshemmung nur ein, wenn sicher
ist, dass die Verfolgung der Tat während der nationalsozialistischen
Herrschaft an einem Eingreifen von hoher Hand gescheitert wäre.«
Den nationalsozialistischen Strafverfolgungsbehörden waren die
Gräueltaten von Distomo sehr wohl vor dem 8. Mai 1945 bekannt.
Geahndet wurden sie nicht.
Nach Ansicht der bundesdeutschen Justiz gab es keine zu ahndenden Kriegsverbrechen. »Einfache« Tötungshandlungen, wie sie die
Wehrmacht im Rahmen von »Sühnemaßnahmen« durchführte, galten als legale Repressalie. Besonders grausame Gewaltakte waren
wiederum nach Auffassung des Bundesgerichtshofs seit 1969 samt
und sonders verjährt.
In diesem Klima konnten sich die Veteranen der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division bis 1984 unbehelligt im fränkischen Marktheidenfeld treffen.
Aus: Rondholz, Eberhard: Rechtsfindung oder Täterschutz?;
Tsianos, Vassilis/Ronneberger, Klaus: »Vergesst Distomo!«
Berichte der Überlebenden des Massakers von Distomo
Maria Sechremeli, damals 11 Jahre alt -- Μαρία Σεχρεμέλη, 11 ετών
τότε
Die Mutter bat den Soldaten: »Bring uns nicht um«. Er ist durch
die Tür reingekommen und hat angefangen, die Menschen im
Keller mit dem Maschinengewehr zu erschießen. Die Mutter sagte
nochmal: »Bring uns nicht um. Was willst du? Soll ich dir Kleider
oder Hühner bringen? Egal was du willst, ich bringe es Dir.« Er
schoss weiter. Als die Mutter begriff, dass der Soldat auch ihr Kind
töten wird, nahm sie es auf den Schoß und warf sich mit ihrem
ganzen Gewicht darüber. Es erstickte kurz darauf.
Meine Cousinen wurden in unserem Hof begraben. Als ich 13
Jahre alt war, hatte ich jedesmal Angst, an ihren Gräbern vorbeizulaufen. Jetzt sind schon über 70 Jahre vergangen. Ich bin nie
wieder auf den Hof zurückgekehrt. Menschen, die solche Taten
begehen, haben keinen Gott und keinen Glauben. Stell dir mal vor
wie es wäre, wenn jetzt jemand reinkommen würde und anfinge,
uns zu erschießen. Ob Kleinkind oder Oma, jung oder alt, es war
ihnen egal. Wie kann man so etwas tun? Ein Baby in seiner Wiege
umbringen? Das Massaker, von dem ich dir hier berichtet habe,
war wirklich ein Drama, mein Kind.
Giorgos Stavrou, damals 5 Jahre alt -- Γιώργος Σταύρου, 5 ετών
τότε
Als ich die vier Stufen zu unserer Wohnung hinaufstieg und durch
den Korridor lief, entdeckte ich zuerst das Nachbarskind tot auf
dem Rücken liegend. Seine Name war Christos, er war jünger als
ich. Als ich weiter lief, sah ich die Uroma in der Gebetsecke kniend, an die Wand gelehnt. Sie haben sie beim Beten erschossen.
Auf den Knien! Neben ihr, auf der Türschwelle, lag meine Mama.
Die Kugel war durch die Tür direkt in ihr Herz geflogen. Ich verstand nicht, was mit ihr geschehen war und sagte immer wieder
zu ihr »Gib mir Brot«. Weil sie nicht antwortete, hab ich dann
an ihrem Ärmel gezogen, um sie umzudrehen. Ich dachte, sie sei
eingeschlafen, ich weiß nicht genau, was ich eigentlich dachte. Als
ich an an ihr zog, sah ich, dass der ganze Boden voll Blut war und
rannte sofort weg.
Erst als wir zurückkehrten, konnten wir das Ausmaß der Katastrophe verstehen. Es war dunkel im Dorf. Die Fenster waren mit
schwarzen Tüchern verhängt. Vom Dorfeingang bis zum Dor-
fausgang herrschte Finsternis. Das Spielen der Kinder fehlte, die
Gesänge fehlten, die Feste fehlten. Alles fehlte. Nach Sonnenuntergang ging niemand mehr außer Haus. Traf man nachts doch mal
jemanden auf der Straße, hörte man ihn_sie Klagelieder singen
oder seufzen. Die Situation war tragisch.
An was ich mich noch ganz intensiv erinnern kann, ist, dass die
einzigen Menschen, die spät abends noch unterwegs waren, ganz
in schwarz gekleidetete Frauen waren. Sie hatten ihre Kopfbedeckung tief ins Gesicht gezogen und trugen jeweils ein Fläschchen
Öl zum Friedhof, um dort die Öllampen der Verstorbenen anzuzünden.
Angelos Kastritis, damals 8 Jahre alt -- Αγγελος Καστρίτης, 8 ετών
τότε
Ich sah meinen Opa, sein halber Kopf war weggeschossen und
Teile seines Gehirns klebten an der Tür und auf den Treppenstufen hinter ihm. Kurz darauf sehe ich meine Oma. Meine Oma saß
so. Ihre Augen waren geöffnet. Ich habe kein Blut gesehen. Ich
sah meine Mama irgendwo hier. Sie hatte sich das Tuch über den
Kopf gezogen, zwischen die Zähne geklemmt und ihre Hände über
dem Kopf verschränkt. Sie haben sie durch ihre Finger in den Kopf
geschossen. Das Blut floß von hier bis da runter. Aber weil ich bei
meiner Oma kein Blut gesehen hatte, ging ich zu ihr um sie anzuheben. Und ich hab immer wieder gesagt: »Jajula, Jajula«. Meine
Cousine kam dazu und sagte „Angeli, die Oma ist tot.“ Und ich
erwiderte: »Aber wo ist denn dann das Blut??«
Auszüge aus Interviews mit Zeitzeug*innen; Transkription und Übersetzung:
Jolika Poulopoulou, Franziska Drabner
Am 10. Juni 1944 in Distomo ermordet
Anesti An. Athina
Anestis An. Loukas
Anesti I. Sophia
Anestis I. Nikos
Vassilarakos B. Tasos
Vassileiou B. Panagiotis
Vouzilakos A. Michalis
Gambrilis B. Giorgis
Gambrili G. Thiresia
Gambrilis G. Vassilis
Gambrilis G. Dimitris
Gambrili G. Vassiliki
Gambrili G. Anestia
Gambrili Ch. Chaido
Gambrili N. Sophoula
Gambrili N. Eustathia
Georgakos D. Loukas
Georgaku L. Vassiliki
Georgaku L. Giannula
Georgakos L. Dimitris
Georgakou L. Ourania
Griba D. Chryssoula
Gribas D. Loukas
Dimakas L. Nikolas
Dimaka Matth. Pagona
Dimaka Matth. Konstantina
Zakkas N. Loukas
Zakka I. Diamanto
Zakka N. Archonto
Zakkas N. Loukas
Zakka Th. Zoi
Zakka Th. Αvaptisto
Zisis N. Sotiris
Zisi N. Margarita
Zisis S. Nikolakis
Zisis L. Panagiotis
Zisis P. Nikolas
Kailis N. Giannis
Kaili I. Georgia
Kaili I. Dimitra
Kailis A. Loukas
Kailis M. Dimitris
Karagiannis Oth. Panagiotis
Karagianni P. Maria
Karouzou D. Eleni
Karouzou D. Toula
Karbouni Alk. Athanassia
Karbuni Alk. Giannis
Kastriti Ath. Stamoula
Kelermenou S. Kalousa
Kelermenou Ch. Athina
Kelermenou I. Athina
Kinias G. Christos
Kinias S. Themistoklis
Kinia Th. Eutychia
Kokkinis L. Giannis
Kokkinis L. Thanasis
Kokkinis Aris. Angelis
Kokkini Angel. Theophani
Koroubalis L. Miltiadis
Koroubali M. Neratzoula
Koutrou G. Panagiou
Koutriari N. Giannoula
Koutriari N. Kalousa
Koutriaris N. Loukas
Koutriari N. Loukia
Koutriari N. Nikoletta
Kritsopis A. Kostas
Kritsopi K. Asteria
Konstantinu M. Giannis
Konstantinou I. Katerini
Lagos K. Giorgis
Lamprou P. Maria
Lamprou G. Nikos
Lamprou G. Giannis
Lemonis I. Giorgis
Lemonis G. Giannis
Lemoni I. Panagiotitsa
Liaskos An. Loukas
Liaskou L. Photeini
Liaskos L. Nikolas
Liaskos L. Dimitris
Litsou I. Asimo
Loukas E. Giorgis
Louka G. Pandora
Louka An. Chryssoula
Loukas An. Giannis
Louka An. Artemisia
Malamos A. Spyros
Malamou S. Lukia
Malamou A. Dimitra
Malamos A. Giannis
Marios D. Panagiotis
Mariou D. Panoria
Mastrogiannis L. Nikulas
Mastrogianni L. Elissavet
Michas N. Giorgis
Michas I. Iraklis
Balagouras I. Nikolas
Balagoura P. Theochou
Babanopoulou B. Chrysapho
Babanopoulou B. Sophia
Barlou Ch. Tarsia
Barlou P. Loukoula
Barlou P. Tasoula
Barlou P. Avaptiston
Barlou L. Eleni
Barbouta S. Nitsa
Barboutas S. Alekos
Basdeki An. Garyphalia
Basdeki An. Eleni
Basdeki Euth. Anthoula
Boura N. Asimo
Bouras G. Mitros
Boura D. Aphroditi
Bouras I. Mitsos
Bouras Laz. Loukas
Nikolaou Neok. Miltiadis
Nikolaou M. Kondylo
Nikolaou M. Katina
Nikolaou M. Maria
Nikolaou B. Violetta
Nikolaou G. Theochou
Nikolaou G. Giannis
Nikolaou I. Giannoula
Nikolaou I. Asimo
Nikou Th. Nikos
Nikou N. Giannoula
Dai K. Maria
Oikonomou N. Phaidon
Oikonomou An. Giannis
Pantiska N. Pagona
Panourias I. Thanasis
Papadias Mitsos
Papathanasiou I. Phrosyni
Papaioannou Ar. Giorgis
Papaioannou L. Giannis
Papaioannou L. Dimitra
Papaioannou I. Georgia
Papaioannou I. Loukas
Papaioannou N. Giannis
Papaioannou I. Phrosyni
Papaioannou G. Aristotelis
Papaleonida L. Pagona
Paschouli D. Vassiliki
Paschoulis D. Stathis
Pelekanos A. Spyros
Pelekis D. Ilias
Perganta K. Eleni
Pergantas Mat. Nikolis
Perganta Mat. Maria
Perganta Nik. Vassillo
Perganta I. Vassillo
Pergantas N. Petros
Perganta An. Eleni
Perganta B. Zapheiro
Petsava B. Sophia
Sechremelis A. Giannis
Sechremelis G. Christos
Sechremeli L. Kyriakoula
Sideras L. Sporos
Sideri G. Eustathia
Skoutas I. Christos
Skoutas N. Giannis
Stathas E. Giannis
Statha A: Phrosyni
Statha A. Eleni
Stathas A. Giannis
Statha A. Zoitsa
Stathas D. Stathis
Stathas A. Giorgis
Statha Hl. Panagiotitsa
Stavrou N. Loukas
Stavrou N. Asimo
Stavrou L. Asimo
Stavrou L. Panagiotitsa
Stavrou L. Giannis
Stavrou I. Sophia
Stavrou An. Asimo
Sfountouri P. Garyphallia
Sfountouris P. Argyris
Sfountouri Th. Asimo
Sfountouris Th. Argyris
Sfountouri Arg. Stamoula
Sfountouri I. Phrosyni
Sfountouri P. Nikoletta
Sfountouri P. Anna
Sfountouris P. Nikos
Sfountouris P. Giannis
Sfountouri P. Maria
Sfountouri Ar. Katerini
Sfountouris Ar. Nikolas
Sfountouri N. Vassiliki
Sfountouris P. Thanasis
Sfountouri Th. Vassiliki
Sfountouris Th. Nikolas
Sfountouris L. Aristeidis
Sfountouris Leon. Nikolas
Sfountouris Th. Charalambos
Sfountouri Ch. Petrula
Sfountouris Th. Giorgis
Sfountouris G. Giannis
Sfountouris G. Dimitris
Sfountouri I. Zapheiro
Sfountouri N. Vassiliki
Sfountouris Them. Loukas
Sfountouri L. Phlorou
Sfountouri L. Olga
Sfountouri L. Panagiotitsa
Sfountouris L. Themistoklis
Sotiriu S. Asimo
Tzathas A. Nikos
Tzathas N. Tasos
Tzatha I. Pagona
Tzathas I. Charalambos
Tzathas P. Mitsos
Tsami L. Astero
Tsami L. Katerini
Tsamis L. Othonas
Tsami L. Eudokia
Tsami I. Alephanto
Tsokos Dimitris
Philippou I. Marietta
Juristische Abwehr und deutsche Gedenkpolitik
Argyris Sfountouris wurde 1940 in Distomo geboren und verlor beim
Massaker durch deutsche Besatzungsgruppen seine Eltern und sein
Zuhause. Er und seine drei Schwestern überlebten das Vernichtungsmassaker, da ein Soldat sie verschonte und sie mit Kieselsteinen zurück in ihr Versteck trieb, als sie ahnungslos durch das
Gartentor auf die Straße laufen wollten.
Ab 1949 lebte Argyris bis zu seinem Schulabschluss in einem
Pestalozzi-Kinderdorf in der Schweiz. Er studierte anschließend
Kern­physik, Astrophysik, Pädagogik, Philosophie und Ökonomie in
Zürich.
Argyris kämpft für eine wahrheitsgetreue Geschichtsschreibung
sowie für Entschädigungszahlungen. Im November 1994 spricht er
bei der deutschen Botschaft vor. Damit beginnt für ihn und seine
Schwestern ein Marathon durch deutsche und europäische Justiz­
instanzen ...
»Es wird von der Bundesregierung behauptet: Eine weiterhin offene
Reperationsfrage würde das Rad der Geschichte zurückdrehen und
alte Gräben wieder aufreißen. Also müsste sie konsequenterweise
alles unternehmen, um jede noch unbehandelte Reparationsfrage
durch Verhandlungen zu lösen, gerade um die offenen Gräben aufzufüllen. Sie tut dies aber nicht und bildet sich ein, dass die alten
Gräben durch die Zeit allein, ohne ihr Dazutun, ohne ihre geistige,
ethische und materielle Anstrengung aufgefüllt worden wäre. –
Aber von wem aufgefüllt?«
»Um Vergebung und Aussöhnung geht es den deutschen Politikern.
Darin sind sie unübertrefflich.«
»Kann, soll, darf jedes Einzelne dieser grausamen Ereignisse und
ihre Gesamtheit pauschal überhaupt verziehen werden? – Und falls
ja, durch wen?«
»Viele Opfer und keine Spur von Tätern«.
Zitate und Abbildung aus »Trauer um Deutschland – Reden und Aufsätze eines
Überlebenden«:
Antwortbrief der
BRD, 1995
… Die Klage der Geschwister Sfountouris durchläuft alle Instanzen:
das Landesgericht Bonn, das Oberlandesgericht Köln und den Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Alle lehnen die Klage ab. 2003 legen
sie eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe ein. Im März 2006 der Entscheid: negativ.
Im Juni 2006 brachte Argyris Sfountouris, als letztes juristisches Mittel, eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg ein. Auch dort wurde die Klage abgewiesen.
Literatur
Fleischer, Hagen: Die Deutsche Besatzung(spolitik) in Griechenland
und ihre »Bewältigung« , Vortrag zum Internationalen Symposium
»Kritische Fragen zu Kontexten und Kontinuitäten« der Südosteuropa Gesellschaft in München 2013.
Rondholz, Eberhard: Rechtsfindung oder Täterschutz?: Die deutsche
Justiz und die »Bewältigung« des Besatzungsterrors in Griechenland. In: Von Lidice bis Kalavryta : Widerstand und Besatzungsterror; Studien zur Repressalienpraxis im Zweiten Weltkrieg. Metropol,
Berlin 1999
Schulz Nina/ Urbitsch Elisabeth Mena: Spiel auf Zeit, NS-Verfolgte
und ihre Kämpfe um Anerkennung und Entschädigung. Assoziation
A, Hamburg 2016
Dr. Martin Seckendorf: Hellas unterm Hakenkreuz, Die deutsche
Besatzungspolitik in Griechenland 1941–1944 (nach einer Serie des
Autors in der Tageszeitung »junge Welt«)
Sfountouris, Argyris: Trauer um Deutschland – Reden und Aufsätze
eines Überlebenden, Königshausen & Neumann, Würzburg 2015.
Surmann, Rolf: Abgegoltene Schuld? Über den Widerspruch zwischen entschädigungspolitischem Schlussstrich und interventionistischer Menschenrechtspolitik. Unrast, Münster 2005
Tsianos, Vassilis/Ronneberger, Klaus: »Vergesst Distomo!«, Zur Entsorgung deutscher Kriegsverbrechen in Griechenland
Links
Vervenioti, Tasoula: 12 October 1944, Liberation, Trauma and Memorialization in Greece, https://www.press.jhu.edu/journals/journal_of_modern_greek_studies/greek_liberation.pdf
Glezos, Manolis: Offener Brief an den Bundespräsidenten Joachim
Gauck, unter http://www.distomo-griechenland.de/aktuelles/aktuelles_014.html
Beschwerdeschrift der Geschwister Sfountouris an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte 2006:
https://www.nadir.org/nadir/initiativ/ak-distomo/gerichte/docs/
beschwerde.pdf
AK Distomo: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/ak-distomo/
Gemeinde Distomo: http://www.distomo-griechenland.de
Stefan Haupt (Buch und Regie): Ein Lied für Argyris, Schweiz, 2006;
Filme
Olga Schell (Buch und Regie): Als die Deutschen vom Himmel
fielen – Ein Film über den Widerstand auf Kreta 1941–1945,
Deutschland 2008
Distomo heute
Konzept/Dramaturgie & Produktion:
Sabine Kuhn, Sebastian Wöss
Berlin Team/Darsteller*innen:
Jolika Poulopoulou, Sabine Kuhn, Eleftheria Papadaki, Mascha
Brammer, Franziska Drabner, Leo/ni Weyreter, Sebastian Wöss
Athen Produktionsteam: Organisation & Interviews:
Katerina Adamara
Video Art /Dokumentation Kamera & Montage / Trailer:
Dimitra Mitsaki (Fish_Lily Productions)
Dank an:
Museum der Opfer des Nationalsozialismus Distomo
Christos Papanikolaou
Eleni Sfountouri
Tasoula Vervenioti
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