3. SINFONIE - KONZERT - Theater für Niedersachsen

Werbung
3. SINFONIE KONZERT
TfN · Philharmonie | Spielzeit 2016/17
NEUE DIMENSIONEN
3. SINFONIEKONZERT
Sonntag, 29. Januar 2017, 20:00 Uhr, Großes Haus Hildesheim
In Verbindung mit der Mozart-Gesellschaft Hildesheim
Samstag, 4. Februar 2017, 19:30 Uhr, Kaiserpfalz Goslar
NEUE DIMENSIONEN
Rudolf Wagner-Régeny Acht Kommentare
zu einer Weise
des Guillaume de Machaut (1300-1377)
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonia concertante Es-Dur KV 364
für Violine, Viola und Orchester
Allegro maestoso
Andante
Presto
SOLISTEN Konradin Seitzer, Violine
Pauline Sachse, Viola
– Pause –
Franz Schubert Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 „Die Große“
Andante – Allegro ma non troppo
Andante con moto
Scherzo. Allegro vivace – Trio
Finale. Allegro vivace
TfN · Philharmonie
2
DIRIGENT Werner Seitzer
NEUE DIMENSIONEN
Drei Namen, vier Epochen: Wagner-Régeny, Mozart und Schubert
Neue Dimensionen wünschen sich viele, auch in der Kunst. Doch gehen die Meinun­
gen darüber, was eine neue Dimension ist, weit auseinander. Musikalisch betrachtet,
liegt das Heil für die einen nur in der Aufhebung herkömmlicher harmonischer
Gesetze, für die anderen dagegen in deren Erweiterung oder traditioneller Anwendung.
Auch formale Aspekte können eine Rolle spielen, zum Beispiel die Kreuzung aus
Sinfonie und Konzert oder die Neubefragung der sinfonischen Gattung angesichts
der kolossalen Fortschritte Ludwig van Beethovens auf diesem Gebiet.
Der erste Komponist des Abends sorgt
dafür, dass aus drei Namen vier Epochen
werden. Rudolf Wagner-Régenys
Acht Kommentare zu einer Weise des
Guillaume de Machaut aus dem Jahr
1967 beziehen sich auf einen Komponisten
des 14. Jahrhunderts. Der auch als Dichter
bekannte de Machaut „vertrat einerseits
die konservativ-archaisierende, noch dem
13. Jh. verpflichtete Schreibweise, war aber
andererseits entscheidend an der Ausprä­
gung eines neuen Musikstils beteiligt,
der noch für das 15. Jh. verbindlich blieb“,
verrät Beate Regina Suchla in „Das große
Lexikon der Musik“ (Freiburg im Breisgau
1978 und 1987). Der nicht zuletzt als
Opernkomponist renommierte WagnerRégeny – etwa „Der Günstling“ und „Die
Bürger von Calais“ – war neben Auftritten
als Dirigent sowohl tonschöpferisch als
auch musikwissenschaftlich mit Lehrstühlen in Rostock und Ost-Berlin tätig. Sechs
Jahrhunderte trennen Wagner-Régeny (1903-1969) und Guillaume de Machaut. Aber
in der Musik treten sie in einen überzeitlichen Dialog ein. Wagner-Régeny, der teils
auch dodekaphonisch komponierte, stand inmitten einer Ära der Neuen Musik.
Neutöner des 20. Jahrhunderts, auch wenn sie wie Wagner-Régeny nicht um jeden
3
Preis seriell schrieben, sahen sich in einer dem Mittelalter vergleichbaren historischen
(Kunst-)Epoche. Das Mittelalter und darin besonders Guillaume de Machaut wurden
als Wende betrachtet, die der Musik den nötigen Fortschritt in ihrer Entwicklung
brachte. Man konnte wie Edmund Rubbra am tonalen System festhalten, der
1956 in einer eigenen Komposition auf de Machaut rekurrierte; andere waren
Frank Martin (1961) und Wolfgang Fortner (1975). Sie alle einte die aktuelle Stand­ortbestimmung in der Rückschau auf die Vergangenheit, wie sie sich ihnen in
de Machaut zeigte, der aufgrund seiner grenzüberschreitenden Leistungen für
die Bemühungen der Neuerer in der Gegenwartsmusik bürgte.
Für die Avantgarde war es auf der Suche nach dem zeitgemäßen Ausdruck nicht
ungewöhnlich, „Musik über Musik“ zu schreiben. Diesem Prinzip folgte WagnerRégeny in seinen „Acht Kommentaren“ jedoch nicht; auch wollte er sie keinesfalls als
Variationen über ein Thema verstanden wissen. Vielmehr umkreisen zusätzliche
musikalische Gedanken oft tänzerischen Charakters das Material de Machauts. Dieses
Anverwandeln der originalen Weise – Virelai (tänzerisches Lied in Refrain-Form)
Nr. 16 „C’est force“ – geschieht in arioser Gestalt (Kommentar I), durch veränderte
Notenwerte und eine Kadenz des Klaviers (II), in kontrapunktischer Überlagerung
(III), als Kontrastierung mit Walzer und Jazz-Elementen (IV). Das Thema wird
gleichsam wie beim ‚Staffellauf ‘ durch Bläser und Streicher weitergereicht (V), mit
Bläser-Gegenstimmen versehen und in der Trommel rhythmisch konterkariert (VI),
als Menuett nachempfunden (VII) und mit neuerlichen Taktwechseln sowie in
altertümlicher Klangfärbung zu Ende geführt (VIII mit Coda).
Geburtszimmer Mozarts
4
Einen Vorstoß in neue Dimensionen wagte
auch Wolfgang Amadeus Mozart mit der
Sinfonia concertante Es-Dur KV 364.
Er schrieb sie 1779 als 23-Jähriger in Salzburg,
zwei Jahre vor seinem Umzug nach Wien.
Gedruckt wurde sie erst elf Jahre nach Mozarts
Tod. Der Komposition war zwar kein wirt­
schaftlicher Erfolg beschieden, aber künst­
lerisch hatte Mozart einen weiteren Gipfel
erklommen. Wie der Name sagt, schweißt
das Werk in der charaktervoll-ernsten Tonart
Es-Dur (und der Paralleltonart c-Moll im
langsamen Satz) die Sinfonie mit dem Konzert
zusammen. Es handelt sich wegen des solis­
tischen Einsatzes von Violine und Viola
sogar um ein Doppelkonzert. Auch Mozart
schaut hier zurück, auf das Concerto
grosso mit den traditionellen drei Sätzen
schnell – langsam – schnell, und nutzt
kanonische Stilelemente des Barocks,
aber genauso instrumental erzeugte
Echowirkungen. Selbst ein Musikkenner
wie Luchino Visconti nutzte Mozarts
außergewöhnliche Sinfonia concertante
auch im Soundtrack zu seinem Film
„Gruppo di famiglia in un interno“ (1974),
der im englischsprachigen Ausland unter
dem Titel „Conversation Piece“ zu sehen
war, was zunächst „Genrebild“ bedeutet.
Doch ein Konversationsstück ist der
pointierte Dialog zwischen Geige und
Bratsche allemal, nicht zuletzt auch in der
klanglichen Synthese. Teilweise unterfüttert
Mozart die Viola mit tiefen Streichern,
die Geige dagegen mit hohen. Das dialogische Prinzip zwischen Bratsche und
Violine überträgt er auf die Instrumentengruppen innerhalb des Orchesters,
sowohl bei den Streichern als auch bei den Bläsern. Das orchestral wie instrumen­
tal ausgewogene Allegro maestoso ist geprägt von einem gesanglichen Charakter
und rhythmischen Akzenten, kaum anders als das allerdings verhangene Andante,
das in unerhörte Tiefendimensionen vordringt. Von da aus findet das Finale
zuerst zögerlich, dann aber entschieden zu einem optimistischen Grundgefühl.
Ein Werk von ungeheuren Ausmaßen stellt Franz Schuberts Große Sinfonie in
C-Dur D 944 dar. Er schrieb sie vermutlich 1825/26, erlebte aber ihre Uraufführung
nicht. Ein Aufführungsproblem war zu Schuberts Lebzeiten außer etlichen technischen
Schwierigkeiten offenbar die einstündige Dauer der Sinfonie. Von überflüssigen
Längen war seitens der Kritiker häufiger die Rede. Hingegen vertrat Robert Schumann
von Anfang an eine andere Meinung. Er konstatierte angesichts dieses die Klassik weit
überragenden Werks eine „himmlische Länge“. Schumann zeigte sich wie Schuberts
älterer Bruder Ferdinand, ebenfalls Komponist, von der wiederentdeckten großen
C-Dur-Sinfonie so begeistert, dass er Felix Mendelssohn Bartholdy für die späte,
5
erfolgreiche Uraufführung 1839 in Leipzig
gewinnen konnte.
Über die Zählung hat sich die Wissen­
schaft lange den Kopf zerbrochen. Mal
galt sie als Schuberts Sinfonie Nummer
7, die man als „Missing Link“ zwischen
der Sechsten als der „kleinen C-Dur“
und der Achten als der sogenannten
„Unvollendeten“ annahm. Dann wieder
glaubte man eine Siebte für verschollen
halten zu müssen und zählte das gran­
diose Werk als Nummer 9. Inzwischen
hat sich die Zählung als Achte einge­
bürgert, wobei es am Ende doch nur
auf die besondere Qualität dieser GroßSinfonie ankommt. Schubert ist über
sich und die Zeit hinausgewachsen
und wirft wie das bedeutende Vorbild
Beethoven seinen Schatten weit in die
Zukunft. Schon die poetische Einleitung
in den Hörnern lässt aufhorchen. Sie
stellt ein gelassen-schlichtes Thema
Schubert-Bild von Otto Nowak
vor, das auf engem Raum nicht einmal
den Umfang einer Oktave beansprucht und neben punktierten Akzenten vier­
mal beim C als halbem Ton einkehrt, bevor eine ganze Note, gleichfalls C, die
Zäsur markiert. Bemerkenswert ist insgesamt auch der neuartige Einsatz der
Posaunen, gar nicht zu reden von der vielschichtigen Ausbreitung des themati­
schen Materials, dessen Stimmungshoch auch Schwankungen unterworfen ist und
umwölkte Seiten kennt. Das Moll klingt in Schuberts Dur immer wieder an, was
der Empfindungstiefe des Werks nur zuträglich ist. Das gilt ebenso für den langsa­
men Satz, eine lyrische, teils dunkle, gefühlsexplosive Schicksalsbefragung, dann
auch für das rasante, leicht spöttische Scherzo und die vermeintliche Endlosschleife
des hart erkämpften Triumphes im übermütigen Finale. Schubert hat wie Beethoven
dem Schicksal in den Rachen gegriffen und sich künstlerisch neu erfunden.
Roland Mörchen
6
Konradin Seitzer, 1983 in Aachen geboren, begann als
Vierjähriger mit dem Violinspiel und wurde im Alter von
vierzehn Jahren als Jungstudent in die Klasse von Atila
Aydintan an der Hochschule für Musik und Theater
Hannover aufgenommen. Anschließend setzte er sein
Studium bei Antje Weithaas an der Hochschule für
Musik „Hanns Eisler“ fort, wo er im Januar 2009 sein
Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Als Solist spielte
er weltweit mit Orchestern wie dem Konzerthausorchester
Berlin, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt
und dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie, dabei führten ihn seine
Auftritte unter anderem in das Konzerthaus Berlin, in die Bremer Glocke und das
Seongnam Arts Center in Südkorea. Neben seinen solistischen Auftritten widmet
sich Konradin Seitzer auch intensiv der Kammermusik und konzertierte u. a. mit
Künstlern wie Robert Levin, Thomas Brandis und Ulf Hoelscher. Konradin Seitzer
war 1. Konzertmeister im Orchester der Komischen Oper Berlin, seit 2012 ist er 1.
Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. 2015 erhielt er den
Eduard Söring-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.
Pauline Sachse lehrt seit 2013 als Professorin an der
Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.
Ihre Position als Solo-Bratschistin des RundfunkSinfonieorchesters Berlin und ihre Gastprofessur an der
Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin gab sie wenig
später auf, um sich ganz der Professur in Dresden und
ihren künstlerischen Tätigkeiten widmen zu können.
Ihre Ausbildung erhielt die gebürtige Hamburgerin an
der Musikhochschule „Hanns Eisler“ und an der Yale
University (USA) bei Jesse Levine, Wilfried Strehle und
Tabea Zimmermann. Als gefragte Kammermusikerin konzertiert die Preisträgerin
verschiedener Wettbewerbe mit Künstlern wie Isabelle Faust, Christian Tetzlaff und
Anna Pohaska. In Ensembles wie dem Mahler Chamber Orchestra, dem Lucerne
Festival Orchestra und den Berliner Philharmonikern arbeitete sie mit Dirigenten
wie Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Mariss Jansons, Simon Rattle und Seiji Ozawa.
Pauline Sachses breit gefächertes Repertoire spiegelt sich auch in ihrer Diskographie
wider. So hat sie neben Werken von Schumann, Brahms und Hindemith auch Erstein­spielungen und Uraufführungen realisiert, z. B. die „Hamlet Echoes“ von Christian Jost.
7
IMPRESSUM
TfN · Theater für Niedersachsen
Theaterstr. 6, 31141 Hildesheim
www.tfn-online.de
Spielzeit 2016/17
Jörg Gade
PROKURISTEN Claudia Hampe, Werner Seitzer
REDAKTION Roland Mörchen
FOTOS Archiv, außer S. 7: www.staatsorchester-hamburg.de (Konradin Seitzer);
www.paulinesachse.com
TEXTE S. 3-6: Originalbeitrag von Roland Mörchen; S. 7: www.staatsorchesterhamburg.de (Konradin Seitzer); www.paulinesachse.com (gekürzt)
GESTALTUNG ProSell! Werbeagentur GmbH, Hannover
LAYOUT Jolanta Bienia | DRUCK Sattler Direct Mail GmbH & Co. KG
INTENDANT
Gefördert durch:
Medienpartner:
Sponsoren/Partner:
Freunde des
Theater für Niedersachsen e. V.
GEBANNT ZUHÖREN – IM KONZERT-ABO
• Nie wieder ein Neujahrskonzert verpassen
• Stammplatz-Garantie bei allen Sinfoniekonzerten
• Ersparnis von bis zu 40 % gegenüber dem Einzelkartenkauf
• Nutzen Sie als TfN-Abonnent exklusiv die kostenfreien
Parkplätze bei der Volksbank Hildesheim
INFOS UND BUCHUNG: 05121 1693-1693 | [email protected]
Herunterladen