Service Praxisteam Schmuck, Piercings, künstliche Fingernägel: Ein Dauerthema in chirurgischen Praxen Von Kathrin Mann Das Berufsfeld der Medizinischen fentlicht [3]. Darüber hinaus hat Talgrückstände enthalten und Fachangestellten hat sich in den auch die Deutsche Gesellschaft beim Lösen direkt zum Erre- vergangenen Jahren trotz zuneh- für Krankenhaushygiene 2010 gereintrag oder zur Erreger- mender Emanzipation wenig ver- Empfehlungen explizit zum Um- verbreitung in Wunden führen ändert. Hauptarbeitnehmer sind gang mit Schmuck, Piercings und können. junge Frauen, die in den medi- künstlichen Fingernägeln veröf- zinischen Assistenzberufen in fentlicht [4]. 32 Oft unangenehme Diskussio­ nen mit dem Praxisteam bei entsprechender Größe zu einer Eigengefährdung Foto: VS Fotografie chirurgischen Praxen oder in OPZentren tätig sind. Auch Piercings im Gesicht können führen und sollten deshalb aus Arbeitsschutzgründen nur dann Die Personalhygiene ist für Die Einschränkungen für erlaubt werden, wenn hier eine Praxen und OP-Zentren ein wich- junge Frauen im Bereich der chi­ Gefährdung nicht zu erwarten tiges Thema zur Vermeidung der rurgischen Praxis oder des OP- ist. Generell ist bei Piercings die Übertragung von pathogenen Kei- Zentrums, was die Länge der Fin- Gefahr der Infektion mit Rö- UG (haftungsbeschränkt) men auf Patienten und Personal. gernägel, künstliche Fingernägel, tung, Schwellung und Sekretion Krankenschwester, Verschiedene gesetzliche Vorga- Nagellack, Schmuck an Unter­ vorhanden. Gesundheitsökonomin (VWA), ben sind in diesem Zusammen- armen und Händen, Piercings etc. hang zu beachten. Zum einen die betrifft, sind häufig Gegenstand Bakterienkolonisation an Blaue-Stern-Gasse 7 unangenehmer Diskussionen. Finger- und Armschmuck 93047 Regensburg Verpflichtung eines Qualitätsmanagements mit einem Hygiene- In den folgenden Ausführungen Sollte eine derartige Infek- plan. Zur Personalhygiene gehört soll erläutert werden, warum die tion bei der Trägerin auftreten, neben der Verwendung geeigne­ Maßnahmen sinnvoll und not- sollte zum Schutz der Mitarbei- diese Accessoires die Wirksam- ter Arbeitsbekleidung auch eine wendig sind. terinnen sowie der Patienten keit der Händedesinfektion. Kathrin Mann PRO.Q.MA Gesundheitsmanagement Hygienebeauftragte Tel.: 0170 4821785 [email protected] Regelung über die Länge von Viele junge Frauen tragen das Piercing entfernt werden. Unter Umständen können Fingernägeln, künstliche Finger- gern Ohrringe. Diese stellen prin- Schmuck und Piercings an nicht Desinfektionsmittelreste an den nägel, Nagellack, Schmuck an zipiell kein Übertragungsrisiko sichtbaren Körperteilen in Brust- Schmuckstücken und Uhren Unterarmen und Händen sowie für Keime für Patienten und Per- und Bauchgegend sind unbe- verbleiben und zu Hautirritatio­ Piercings. sonal dar, jedoch können größe- denklich, es sei denn, es bestehen nen führen. Bei scharfkantigen Die Grundlage dieser Rege­ re Ohrringe zu einer Eigengefähr- hier Infektionen. Ringen mit Steinbesatz, aber lung bilden hierbei die TRBA dung, etwa durch Hängenbleiben An Händen und Unterarmen auch bei Uhren kann es zu Ver- 250 (Technische Richtlinie bio- oder Abreißen – beispielsweise dürfen weder Schmuck, noch letzungen am Patienten kom- logischer Arbeitsstoffe) [1] sowie durch demente oder verwirrte Armbänder, Armbanduhren, Ehe- men. Zudem ist der Schmuck Vorgaben des Robert Koch-Insti- Patienten – führen. oder sonstige Ringe getragen geeignet um Schutzhandschuhe tuts (RKI) und der Kommission Das Gleiche gilt für Halsket- werden, da sie eine nachweislich zu perforieren, wodurch deren für Krankenhaushygiene und In- ten, die ebenfalls zu einer Eigen­ deutlich erhöhte Kolonisation der Schutzfunktion nicht mehr ge- fektionsprävention (KRINKO) [2]. gefährdung führen können. Auch Hände, insbesondere mit gram- währleistet werden kann. Diese Das RKI hat 2007 entsprechende kann nicht ausgeschlossen wer- negativen Bakterien und Hefen Verhaltensmaßregelungen gelten Richtlinien zum Umgang veröf- den, dass Halsketten Haut- oder aufweisen. Ferner verschlechtern auch für andere Berufsgruppen, ChirurgenMagazin Service die eine hygienische Händedes- möglich ist, kann auch hier über denn es bestehen hier Hautirri- setzung der Empfehlungen und infektion erfordern, etwa Ärzte, ein generelles Verbot nachge- tationen mit Infektion. Richtlinien des RKI hat, wenn Reinigungskräfte, Serviceperso- dacht werden. Der Arbeitgeber hat aufgrund nachgewiesen werden kann, dass nal, Physiotherapeuten etc. Laut Bei künstlichen Fingernägeln einschlägiger gesetzlicher Vorga- keine erhöhte Infektgefährdung Vorgaben des RKI sollten Finger- ist durch verschiedene Studien ben wie der TRBA 250 und den von Personal und Patienten zu nägel kurz und rund geschnit- belegt, dass Erreger an Patienten Richtlinien zur Hygiene des RKI erwarten ist. ten sein, um Ecken und Kanten übertragen werden können. Die die Pflicht, die Hygienemassnah- zu vermeiden, unter denen sich künstlichen Fingernägel können men in der Praxis umzusetzen Literatur ebenfalls Keime verbergen kön- weder bündig zum Nagel, noch und zu kontrollieren. Dies gilt 1. Aktuelle Fassung siehe GMBl 2014, nen oder die Schutzhandschuhe zum Nagelbett derart verklebt für alle, die in der Einrichtung perforieren könnten. werden, dass eine Keimbesie- Patientenkontakt haben. Der delung nach Händedesinfektion Arbeitgeber kann unter arbeits- ausgeschlossen werden kann. schutzrechtlichen Aspekten ver- Bundesgesundheitsblatt 43: 230 – 233 Sollten zusätzlich Schäden am bindliche Anweisungen zum 3. Kommission für Krankenhaushygiene Es gibt keinen Nachweis über künstlichen Fingernagel – wenn Nichtragen von Schmuck und negative Eigenschaften von Nagel- auch nur mikroskopisch groß – Uhren geben, dies wurde 1995 biet. Bundesgesundheitsblatt 50: 377– 393 lack, sofern dieser nicht älter als auftreten, können auch hierdurch gerichtlich bestätigt [5]. 4. Empfehlung der Deutschen Gesellschaft vier Tage und nicht brüchig ist. Keimreservoirs entstehen. Nagellack darf nicht älter als vier Tage oder brüchig sein Prinzipiell gilt, dass der Da die Überwachung und Kon- Tattoos stellen kein hygie- hygieneverantwortliche Arzt im trolle dieses Nagellackes durch nisches Risiko nach den bishe- Rahmen einer Risikobewertung den Arbeitgeber allerdings un- rigen Erkenntnissen dar, es sei durchaus Spielraum in der Um- Nr. 10/11 vom 27. 3. 2014, Änderung vom 22. 5. 2014, GMBl Nr. 25 2. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (2000): Händehygiene. und Infektionsprävention (2007): Prävention postoperativer Infektionen im Operationsge- für Krankenhaushygiene (2010) zum Tragen von Schmuck, Piercing und künstlichen Fingernägeln im Gesundheitsdienst 5. LAG Schleswig-Holstein, Urteil vom 26. 10. 1995, Aktenzeichen: 4 Sa 467/95 Fortbildung: Termine für das Praxisteam 29. Oktober 2014, Ingolstadt Instrumentenaufbereitung und -sterilisation, Entsorgung, PKV Informationszentrum, Residenzstr. 24, 80333 München Beine wickeln ist doch kinderleicht ? Kompressionstherapie neu beleuchtet Umgang mit Patienten, Qualitätssicherung, Prüfung) Tel.: 089 45228090, Fax: 089 452280950 Termine: 8. / 9. November, 22. / 23. November, [email protected], www.mfa-tag.de Themen u. a.: Physikalische Eigenschaften des Bindemate- 6. / 7. Dezember 2014, 17. Januar 2015 rials, Basisbehandlung bei chronisch-venöser Insuffizienz, Information und Anmeldung: 10. November 2014, Bad Kissingen Zinkleimbinden, Textil- und dauerelastische Kompressions- Bildungswerk für Gesundheitsberufe e. V. Hygienerecht für Hygienefachkräfte binden mit kurzem und langem Zug, praktische Übungen Anne Gerlach, Tel.: 0561 20864815 Für Fachpersonal im Gesundheitswesen Information und Anmeldung: [email protected] Information und Anmeldung: Verband Medizinischer Fachberufe (VMF) www. bildungswerk-gesundheit.de Institut Schwarzkopf GbR, Peggy Hauck Landesverband Süd, Michael Hiebl, Tel.: 08456 967350 Mangelsfeld 16, 97708 Bad Bocklet Fax: Tel.: 08456 967351, [email protected] Ab 7. November 2014, Augsburg Tel.: 09708 70596-732, Fax: 09708 70596-739 [email protected] 5. November 2014, Ulm Fortbildung Ambulantes Operieren für Medizinische Fachangestellte www.institutschwarzkopf.de BtMVV – ein praktischer Leitfaden für die Verordnung von Betäubungsmitteln 60-Stundenkurs für MFA mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung (medizinische und strukturelle Grundlagen, 29. November 2014, Hamburg Themen u. a.: Neuregelung des BtMVV, Besonderheiten Instrumenten- und Materialkunde, Hygiene, Instrumen- Moderne Wundversorgung bei der Verordnung, Laxantien und das BtM-Rezept, Fahr- tenaufbereitung und Sterilisation, Anästhesieverfahren, Themen u. a.: Chronische Wunden (Arten und Ursachen, untauglichkeit, Opioide und Reisen perioperative Notfälle, peri- und intraoperativer Ablauf, zeitgemäße Therapiekonzepte, moderne Lokaltherapeu- Information und Anmeldung: psychosoziale Betreuung von Patienten, Verwaltung und tika), zeitgemäße Wundverbände, praktische Übungen Verband Medizinischer Fachberufe (VMF) Organisation, Dokumentation, Recht und Arbeitsschutz) Information und Anmeldung: Landesverband Süd, Brigitte Egger Termine: 7. / 8. November, 21. / 22. November, Ärztekammer Hamburg, Fortbildungsakademie Tel.: 07345 5768, Fax: 07345 9297564 28. / 29. November, 12. / 13. Dezember 2014 Annette Werner und Sabine Struck [email protected] Information und Anmeldung: Weidestraße 122 b, 22083 Hamburg PAUL HARTMANN AG, Elfriede Nettesheim Fax: 040 202299-430, [email protected] Ab 5. November 2014, Köln Tel.: 07321 36-3278, Fax: 07321 36-4278 Fachzertifikat – Ambulantes Operieren für MFA und medizinisches Assistenzpersonal 8. November 2014, München Sprechstundenbedarf 60-Stundenkurs für MFA mit mindestens zweijähriger 8. Deutscher MFA-Tag 2014 Themen u. a.: Sicherer Umgang mit der Sprechstunden- Berufserfahrung (allgemeine Grundlagen der Hoch- Themen u. a.: Sicherheit in der Arztpraxis, männliche und bedarfsvereinbarung, Vermeidung von Regressen frequenztechnik, physiologische Abläufe unter OP, weibliche Kommunikation, fit für den Empfang, Stress- Information und Anmeldung: Thromboseprophylaxe, Anästhesieverfahren, Hygiene- und management, erfolgreich führen, korrekte und sichere Ärztekammer Hamburg, Fortbildungsakademie Desinfektionspläne, Instrumental- und Materialkunde, EBM-Abrechnung, Konfliktmanagement, Qualitätsmanage- Annette Werner und Sabine Struck Lagerungstechniken, Verwaltung, Organisation, OP-Planung, ment, GOÄ-Abrechnung, Wahl zur MFA des Jahres Weidestra 122 b, 22083 Hamburg Abrechnungs-Dokumentation, rechtliche Aspekte, Notfälle, Information und Anmeldung: Fax: 040 202299-430, [email protected] Heft 71 | Jahrgang 12 | Ausgabe 5.2014 10. Dezember 2014, Hamburg