Krömmelbein, Die Philosophie der Vampire

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Die Philosophie der Vampire
Philosophieren lässt sich nicht nur anhand von theoretischen Texten sondern auch mit
narrativen Medien. Die narrative philosophy ist in Deutschland besonders im Bereich der
Ethik bekannt, man denke dabei an Martha Nussbaum und ihre Ausführungen zu der
Antigone des Sophokles. In diesem autonomen Tutorium soll es darum gehen, die narrative
Philosophie praktisch zu erproben am Gegenstand des Musicals „Tanz der Vampire“. Das
Musical hatte 1998 seine Uraufführung, eine neue Fassung mit einigen Änderungen erschien
2011 auf CD und wird gerade auch aktuell in Berlin aufgeführt.
Die Analyse des Librettos soll im Vordergrund stehen, inwieweit hier philosophische Themen
verhandelt werden, und auch, wie das Musical in philosophische Diskurse eingebettet werden
kann. Dafür möchte ich an den jeweiligen Stellen gerne (kurze) Auszüge aus theoretischen
Texten hinzuziehen, die ich größtenteils selbst bis Semesteranfang raussuchen möchte. Diese
Texte sollen allerdings eher ein Angebot als eine Verpflichtung darstellen, und ich würde
mich auch sehr freuen, wir gerade auch dahin kommen zusammen Texte zu suchen – und zu
finden – die man mit dem Musical kontextualisieren kann.
Das Musical bietet viele mögliche Ansatzpunkte, daher ist auch der Plan, den ich anfüge, nur
ein erster Versuch dem gerecht zu werden, indem ich versucht habe die in meinen Augen
interessantesten Themen dort aufzugreifen. Es soll nicht nur darum gehen, was alles in diesem
Musical steckt, sondern auch, was narrative Philosophie leisten kann. Eine didaktische
Perspektive könnte, je nach Teilnehmerzusammensetzung, auch gut einbezogen werden, ist
aber nicht notwendig.
In Hinblick auf die Medialität des Musicals möchte ich auch vorschlagen ggf. in der letzten
Sitzung, oder in einer zusätzlichen, mit Karaoke-Versionen ausgewählte Stücke aus dem
Musical selbst zu singen. Daran kann man noch einmal deutlicher ablesen, welche Bedeutung
auch der Aufführung für die Interpretation zukommt (was auch bereits in vorangegangenen
Sitzungen durch mehrere Aufnahmen einzelner Stücke ausprobiert werden kann – in der
Karaoke-Sitzung sollte es auch noch einmal darum gehen einen anderen Zugangspunkt zu den
Texten als Libretto zu bekommen durch das Singen).
Ich habe bereits eine Hausarbeit zur narrativen Ethik zu diesem Musical geschrieben, und das
Thema hat mich nicht ganz losgelassen. Ich konnte damals nicht das volle Potential des
Musicals ausschöpfen, das weiß ich mittlerweile, und ich würde mich sehr freuen auf diese
Weise mit anderen Interessierten diesen spannenden, philosophischen Ansatz noch einmal
genauer zu erproben und auch die Möglichkeiten dieses Musicals auszuloten.
Vorläufiger Seminarplan:
1. narrative Philosophie
2. (narrative Philosophie) ODER siehe 3.
- Textauswahl zur narrativen Philosophie (u.a. Nussbaum)
3. Der Film und das Musical im Vergleich (bzw., der Film)
- Einordnung in das Vampir-Genre (parodistischer Zugang)
Die menschlichen Protagonisten
4. „Zur Wahrheit führt nur Logik“ – Der Professor und die Aufklärung
- z.B. Kant zur Aufklärung
5. „Nur für Sarah“ – Alfred und die Liebe
- Absolutsetzung der Liebe (romantische Liebe, Kitsch – Glück durch Liebe)
6. „Draußen ist Freiheit“ – Aber was für eine Freiheit?
- Freiheitskonzeptionen, z.B. Isaiah Berlin zum pos. und neg. Freiheitsbegriff
„Jeder nimmt jeden aus, das ist das Gesetz dieser Welt“ – die (Anti-)Ethik der Vampire
7. „Gott ist tot“ – Sind die Vampire Nietzscheaner?
- Ausschnitte aus Nietzsche, Hegel, ggf. auch Nussbaum, um zur narrativen
Ethik einen Zugang zu finden
8. „Es werde Nacht!“ – das Destruktive der Vampire
9. carpe noctem – Alfreds Traum oder das dies irae der Vampire (beide Versionen)
- ggf. etwas zum Thema Traum
Verführer und verlorene Seele – der Graf
10. „Ich geb Dir, was Dir fehlt“ – Der Verführer
11. Das Finale des ersten Aktes – Kippfiguren
12. „Unstillbare Gier“ – die wahre Macht, die uns regiert
- Was ist Ewigkeit/ Zeit? Was bedeutet Konsum?
13. Wenn Menschen zu Vampiren werden – Chagall und Magda
14. Die Menschen und die Vampire – zwei Gesellschaften
- Was für eine Gesellschaft haben die Vampire eigentlich? (ggf. Ausschnitt aus
Hobbes Leviathan, wobei ich die Sitzung gerne auf zwei ausdehnen und gezielt
in der Gruppe mögliche Bezugspunkte sammeln würde); Kapitalismus
15. „Die Welt ist nicht mehr, was sie war“ – neue Mythologie und „Tanz der Vampire“
- Metthews zu Schellings „new mythlogy“, die Mythoskonzeption bei
Schelling und einigen anderen Romantikern, Wie wird in dem Musical
narrative Philosophie umgesetzt
16. Puffer/ Macht der Interpretation (unterschiedliche Interpretationen des Musicals an
einem Beispiel) ggf. eine zusätzliche Karaokesitzung
Zugehörige Unterlagen
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