Management der Implementierung des Kanals Internet – Barrieren und Gestaltungsempfehlungen DISSERTATION der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Mirko Jazbec aus Slowenien Genehmigt auf Antrag der Herren Prof. Dr. Torsten Tomczak und Prof. Dr. Christian Belz Dissertation Nr. 3049 Difo-Druck II Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 19. April 2005 Der Rektor: Prof. Ernst Mohr, PhD III Vorwort Ende der 90er Jahre wurde das relativ neue Medium Internet euphorisch gefeiert, um danach Mitte 2000 wieder unsanft auf dem Boden der Realität zu landen. Viele Unternehmen mussten feststellen, dass ihre Internetaktivitäten mit zu hohen Erwartungen, Irrwegen und vielfältigen Problemen verknüpft waren, die sich oftmals noch bis heute auswirken. Dies führt dazu, dass die möglichen Nutzenpotenziale – sowohl für Unternehmen als auch ihre Kunden – bislang nur unzureichend genutzt werden. Auf dieser Problematik aufbauend widmet sich die vorliegende Dissertation der Analyse der vorherrschenden Probleme bei der weiterhin andauernden Implementierung des Internet als Kommunikations-, Absatz- oder CRMKanal. Die Betrachtung führender Unternehmen bildet die Basis für die Erarbeitung fundierter Lösungsansätze. An dieser Stelle möchte ich mich bei denjenigen Personen bedanken, die einen massgeblichen Beitrag zur Vollendung meiner Dissertation geleistet haben. In erster Linie gebührt mein Dank meinen Referenten Prof. Dr. Torsten Tomczak und Prof. Dr. Christian Belz. Beiden standen mir mit fachlichem Rat stets zur Seite. An dieser Stelle ist auch Prof. Dr. Marcus Schögel zu nennen, der wichtige Anregungen lieferte. Des Weiteren danke ich für ihre Unterstützung und Freundschaft meinen Kollegen Tim Brexendorf und Dr. Dominik Pfeiffer. Für ein angenehmes Arbeitsklima im Kompetenzzentrum für Distribution und Kooperation danke ich insbesondere Dr. Inga D. Schmidt und Dr. Achim Sauer. Ein herzliches Dankeschön gebührt auch den zahlreichen Experten aus der Praxis, ohne die diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Besonderer Dank gebührt Gunter Thomá für seine aufwändigen Korrekturarbeiten. Meinen Eltern danke ich für die unermüdliche Unterstützung auf meinem Weg. Am meisten danke ich meiner Frau Dr. Doris Benz, die mich mit ihrem einzigartigen Rückhalt bei der Erstellung dieser Arbeit unterstützt hat. Ihr widme ich diese Arbeit. St. Gallen, im August 2005 Mirko Jazbec I Abbildungsverzeichnis............................................................................................................ V Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. VII Abkürzungsverzeichnis....................................................................................................... VIII 1. Einleitung........................................................................................................................ 1 1.1. Problemstellung ....................................................................................................... 1 1.2. Begriffsklärung ........................................................................................................ 3 1.3. Stand der Forschung ................................................................................................ 7 1.4. Bezugsrahmen, Forschungsfragen und Forschungsziele....................................... 12 1.5. Forschungsansatz und Forschungsvorgehen.......................................................... 15 1.5.1. Wissenschaftstheoretische Leitideen und Ansatz der Theoriebildung .......... 15 1.5.2. Forschungsansatz und -methodik .................................................................. 21 1.5.3. Forschungsvorgehen ...................................................................................... 25 1.6. 2. Aufbau der Arbeit .................................................................................................. 28 Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen ................................................................... 30 2.1. Nutzung des Internet in Unternehmen ................................................................... 30 2.1.1. Überblick........................................................................................................ 30 2.1.2. Nutzung im Marketing: Kommunikationskanal und Internet-Marketing...... 34 2.1.3. Nutzung in Marketing und Vertrieb: Absatzkanal und E-Commerce ........... 35 2.1.4. Nutzung in Marketing, Vertrieb und Kundenservice: E-CRM...................... 38 2.1.5. Nutzung des Internet über die gesamte Wertkette hinweg: E-Business........ 45 2.1.6. E-Services: Instrumente der Leistungserbringung im Internet...................... 46 2.1.6.1. Dienstleistung (Service): Begriff und Charakteristika .............................. 46 2.1.6.2. E-Services: Begriff und Charakteristika.................................................... 49 2.2. Implementierung .................................................................................................... 55 2.2.1. Charakteristika der Implementierung ............................................................ 55 2.2.2. Grundlegende Implementierungsansätze....................................................... 60 2.2.2.1. Verhaltensbezogene Dimension der Implementierung.............................. 62 2.2.2.2. Strukturelle Dimension der Implementierung ........................................... 75 II 2.2.2.3. Prozessbezogene Dimension der Implementierung................................... 77 2.2.3. 3. Zusammenfassung zentraler Erkenntnisse der Implementierungsforschung 79 Situative Problemanalyse und situatives Management der Implementierung des ... Kanals Internet............................................................................................................. 81 3.1. Typologie der Implementierung des Kanals Internet ............................................ 82 3.1.1. Grundlagen der Typenbildung ....................................................................... 82 3.1.2. Typenbildung anhand der implementierten Funktionen des Kanals Internet 84 3.2. Vorläufiges Framework der Implementierung des Kanals Internet ...................... 90 3.3. Management der Implementierung des Kommunikationskanals Internet............. 93 3.3.1. Charakteristika und Anforderungen............................................................... 93 3.3.2. Erfolgsbarrieren ........................................................................................... 102 3.3.2.1. Geringe Akzeptanz des Kanals ................................................................ 104 3.3.2.2. Formale Mängel der Web-Site................................................................. 106 3.3.2.3. Inhaltliche Mängel der Web-Site............................................................. 109 3.3.2.4. Mängel im Kontaktmanagement.............................................................. 112 3.3.2.5. Hohe Kosten der Pflege der Web-Site..................................................... 114 3.3.3. Typenspezifisches Implementierungsmanagement ..................................... 116 3.3.3.1. Erhöhung der internen Akzeptanz ........................................................... 117 3.3.3.2. Implementierung einer erhöhten Kundenorientierung............................. 120 3.3.3.2.1. Formale Gestaltung: Gewährleistung der Usability.......................... 120 3.3.3.2.2. Inhalte der Web-Site: Gewährleistung der Bedürfnisorientierung ... 124 3.3.3.2.3. Vereinheitlichung der Web-Sites von Verkaufsniederlassungen ..... 127 3.3.3.3. Implementierung eines systematischen Kontaktmanagements ............... 130 3.3.3.4. Maßnahmen der Effizienzsteigerung ....................................................... 132 3.4. Management der Implementierung des Absatzkanals Internet............................ 134 3.4.1. Charakteristika und Anforderungen............................................................. 134 3.4.2. Erfolgsbarrieren ........................................................................................... 139 3.4.2.1. Mangelnde Initiierung von Online-Käufen ............................................. 141 3.4.2.2. Mängel im Kaufprozess ........................................................................... 148 3.4.2.3. Hohe Kosten ............................................................................................ 150 3.4.3. Typenspezifisches Implementierungsmanagement ..................................... 152 III 3.4.3.1. Nachweis des Erfolgs des Absatzkanals Internet .................................... 152 3.4.3.2. Umgang mit Kanalkonflikten .................................................................. 156 3.4.3.3. Umgang mit weiteren Konflikten ............................................................ 162 3.4.3.4. Ausschöpfung von Anreizen für Kunden ................................................ 164 3.4.3.5. Erhöhung der Qualität des Absatzkanals Internet ................................... 166 3.4.3.6. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ....................................................... 169 3.5. Management der Implementierung des CRM-Kanals Internet............................ 170 3.5.1. Charakteristika und Anforderungen............................................................. 170 3.5.2. Erfolgsbarrieren ........................................................................................... 179 3.5.2.1. Unzureichende Erfassung von Kundendaten (Identifikation) ................. 181 3.5.2.2. Unzureichende Analyse von Kundendaten und Kundenselektion .......... 184 3.5.2.3. Mängel in der Kundeninteraktion ............................................................ 186 3.5.2.4. Mangelnde Automatisierung von Kundeninteraktionsprozessen ............ 187 3.5.3. 4. Typenspezifisches Implementierungsmanagement ..................................... 188 Problemanalyse und Gestaltungsempfehlungen für das Management der Implementierung des Kanals Internet ..................................................................... 191 4.1. Erweitertes Framework der Implementierung des Kanals Internet und Vorgehen bei der Analyse von Erfolgsbarrieren, Implementierungsbarrieren und -lücken........................................................................................................... 191 4.2. Bestimmung der Ausgangssituation: Audit des Implementierungsgegenstands ...... (1. Schritt) ............................................................................................................ 196 4.3. Bestimmung der Kunden- und Anbieterprozesse (2. und 3. Schritt)................... 200 4.4. Ermittlung ineffektiver und ineffizienter Anbieterprozesse (4. Schritt) ............................................................................................................ 201 4.5. Ermittlung struktureller und verhaltensbezogener Implementierungslücken ........... und -barrieren (5. Schritt) .................................................................................... 203 4.5.1. Ermittlung verhaltensbezogener Implementierungswiderstände................. 203 4.5.2. Ermittlung struktureller Implementierungslücken und -barrieren............... 210 4.6. Auswahl geeigneter Implementierungsmaßnahmen (6. Schritt): ............................. Generelle Gestaltungsempfehlungen und typenspezifische Schwerpunkte ........ 215 4.6.1. Grundlagen................................................................................................... 215 IV 4.6.1.1. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache „negative individuelle Zielerreichung“ .................................................................... 216 4.6.1.2. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache „kein Glaube ........ an Erfolg“................................................................................................. 222 4.6.1.3. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache .............................. „Überforderung“ ...................................................................................... 223 4.6.2. Typenübergreifende Implementierungsmaßnahmen ................................... 224 4.6.3. Typenspezifische Implementierungsmaßnahmen........................................ 225 4.6.3.1. Kommunikationskanaltypus .................................................................... 225 4.6.3.2. Absatzkanaltypus ..................................................................................... 230 4.7. Analyse der Implementierungsfähigkeiten des verantwortlichen E-Business- ......... Managers (7. Schritt) ........................................................................................... 233 5. 4.7.1. Adoption verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Forschung ........ zur Marketingimplementierung ................................................................... 235 4.7.2. Anforderungen an den verantwortlichen E-Business-Manager................... 239 Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf .............................................. 245 5.1. Zusammenfassung ............................................................................................... 245 5.2. Kritische Würdigung des Frameworks und weiterer Forschungsbedarf ............. 247 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 251 Anhang A: Verzeichnis der Expertengespräche .................................................................. 289 Anhang B: Gesprächsleitfaden Expertengespräche Phase 1 (25.07.2003 – 07.12.2003).... 294 Anhang C: Gesprächsleitfaden Expertengespräche Phase 2 (13.04.2004 – 12.08.2004).... 298 Anhang D: Dissertationsbeschreibung................................................................................. 303 Anhang E: Verzeichnis der Workshops mit Unternehmensvertretern ................................ 306 Anhang F: Verzeichnis der Teilprojekte mit der Microsoft Schweiz GmbH im Rahmen ....... des Forschungsprojekts „Total Customer Care“ des Instituts für Marketing ......... und Handel der Universität St. Gallen ............................................................... 308 V Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Heuristischer Bezugsrahmen ..................................................................... 13 Abbildung 2: Forschungsphasen, -ziele und -methodik .................................................. 26 Abbildung 3: Aufbau der Arbeit ...................................................................................... 28 Abbildung 4: Einordnung relevanter Begriffe in die Systematik der Primäraktivitäten der Wertkette von Porter ........................................................................... 30 Abbildung 5: Der Buying Cycle ...................................................................................... 31 Abbildung 6: Blueprint von Anbieter- und Kundenprozessen ........................................ 33 Abbildung 7: Kreuzungsraster der Aufgabenverteilung in Mehrkanalsystemen ............ 38 Abbildung 8: Das Spektrum von Austauschprozessen .................................................... 42 Abbildung 9: E-Service und Self-Service........................................................................ 50 Abbildung 10: Einordnung von E-Services in das Gütersystem ....................................... 52 Abbildung 11: Reichweite der Implementierung von Marketing-Aktionen, -Programmen und -Richtlinien ......................................................................................... 57 Abbildung 12: Konzept und Implementierung: Problemdiagnose .................................... 59 Abbildung 13: Analyseebenen organisatorischen Verhaltens ........................................... 62 Abbildung 14: Bedingungen des Verhaltens ..................................................................... 66 Abbildung 15: Determinanten des Motivationsprozesses.................................................. 69 Abbildung 16: Der Verhaltensentwurf des Individuums ................................................... 74 Abbildung 17: Typische Funktionen des Internetkanals im Verlauf des Buying Cycle ... 84 Abbildung 18: Implementierungsstufen und Funktionsumfang des Kanals Internet ........ 86 Abbildung 19: Einordnung der Fälle in die Internetkanaltypologie .................................. 89 Abbildung 20: Vorläufiges Framework der Implementierung des Kanals Internet .......... 91 Abbildung 21: Informations- und Kontaktfunktion des Kommunikationskanaltyps ........ 94 Abbildung 22: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit .................................... 98 VI Abbildung 23: Prozessschritte beim Management von Kundenkontakten auf dem Internet ..................................................................................................... 100 Abbildung 24: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des Kommunikationskanaltyps .................................................................. 103 Abbildung 25: Ebenen und Einflussgrößen der E-Service Quality (E-SQ)..................... 138 Abbildung 26: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des Absatzkanaltyps....................................................................................... 140 Abbildung 27: Multichannel-Effekte bei der Quelle AG ................................................ 154 Abbildung 28: Umgang mit Kanalkonflikten im E-Business .......................................... 156 Abbildung 29: Prozess der Informationsgewinnung und -nutzung ................................. 174 Abbildung 30: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des CRMKanaltyps................................................................................................. 181 Abbildung 31: Zusammenhang zwischen Mehrwert, Transaktionen und Vertrauen...... 183 Abbildung 32: Erweitertes Framework der Implementierung des Kanals Internet......... 192 Abbildung 33: Vorgehen bei der Analyse von Erfolgsbarrieren des Kanals Internet..... 194 Abbildung 34: Kontinuum von E-Service-Strategien...................................................... 198 Abbildung 35: Kunden- und Anbieterprozesse nach Internetkanaltypen ........................ 201 Abbildung 36: Übersicht über die identifizierten Ursachen verhaltensbezogener Widerstände beim Kommunikationskanaltyp.......................................... 206 Abbildung 37: Übersicht über die identifizierten Ursachen verhaltensbezogener Widerstände beim Absatzkanaltyp .......................................................... 208 Abbildung 38: Dimensionsen und Faktoren der strukturellen Implementierungsdimension des Kanals Internet ................................. 211 Abbildung 39: Handhabung von Konflikten ................................................................... 217 VII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgewählte Publikationen zur Erforschung der Implementierung ................. des Kanals Internet ........................................................................................ 11 Tabelle 2: Forschungsziele und Forschungsschritte ....................................................... 15 Tabelle 3: Wissenschaftstheoretische Leitideen und Bedeutung für die ........................... Implementierung des Kanals Internet ............................................................ 16 Tabelle 4: Gütekriterien qualitativer Forschung und deren Berücksichtigung in der Dissertation .................................................................................................... 25 Tabelle 5: Einflussfaktoren der Rigidität eines Individuums ........................................ 72 Tabelle 6: Dimensionen und Faktoren der Qualität von Web-Sites ............................... 97 Tabelle 7: Widerstandsursachen und Maßnahmen ....................................................... 216 Tabelle 8: Informationsinhalte im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet und primäres Ziel ihrer Vermittlung............................................................ 219 VIII Abkürzungsverzeichnis Anm. d. Verf. Anmerkung des Verfassers Aufl. Auflage Bsp., bspw. Beispiel, beispielsweise B-to-B Business to Business B-to-C Business to Consumer bzw. beziehungsweise CD Corporate Design CH Schweiz CI Corporate Identity CIC Customer Interaction Center CM Content Management CMS Content Management System CRM Customer Relationship Management DE Deutschland d.h. das heisst DMS Dokumenten Management System DWH Data Warehouse e-CRM Electronic Customer Relationship Management E-Commerce Electronic Commerce Erg. d. Verf. Ergänzung des Verfassers ERP Enterprise Resource Planning e-SQ Electronic Service Quality FuE Forschung und Entwicklung ggfs. Gegebenenfalls Hrsg. Herausgeber HSG Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften HTML Hyper Text Markup Language i.d.R. in der Regel i.e.S. im eigentlichen Sinn IMH Institut für Marketing und Handel IX IMH – HSG Institut für Marketing und Handel an der Universität St. Gallen IT Informations-Technologie IVR Interactive Voice Response i.w.S. im weiteren Sinn IVW Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. J. Jahr Kap. Kapitel o. V. ohne Verfasser OLAP Online Analytical Processing PC Personal Computer PDA Personal Digital Assistant ROI Return on Investment S. Seite SCM Supply Chain Management SERVQUAL Service Quality SST Self Service Technologies u.a. unter anderem URL Unique Resource Locator usw. und so weiter v. a. vor allem vgl. vergleiche VIE-Theorie Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie WWS Waren-Wirtschafts-System WWW World Wide Web 1 1. Einleitung 1.1. Problemstellung Die Euphorie um die Nutzung des Internet in Unternehmen wurde Anfang des neuen Jahrtausends jäh beendet. Vielen Unternehmen wurde aufgrund enttäuschender Ergebnisse klar, dass sie einerseits die Adoption1 des Internet durch Kunden – insbesondere was den postulierten E-Commerce-Boom angeht – stark überschätzt hatten. Andererseits wurde zunehmend offensichtlich, dass vielfach Kosten für E-Business-Investitionen und Schwierigkeiten bei der Implementierung unterschätzt worden waren.2 Umfragen zu Beginn des neuen Jahrtausends stellten heraus, dass 60 Prozent aller Unternehmen der „Old Economy“ mit den Ergebnissen der Umsetzung ihrer E-Business-Projekte nicht zufrieden waren. Nur ein gutes Drittel aller Unternehmen konnte häufig genannte operative Ziele wie Kostensenkungen oder einen höheren Kundennutzen erreichen.3 Monetäre Rückflüsse aus E-BusinessInitiativen sind somit spärlich, stehen aber in der Regel Investitionen in Millionenhöhe gegenüber. Der Stellenwert des E-Business wurde und wird in Unternehmen häufig neu diskutiert. Zunehmend wird die Frage nach der (realistischen) Rolle der E-Business-Aktivitäten im Unternehmen gestellt.4 Vielfach wurden Projekte gestrichen, Budgets gekürzt und EBusiness-Abteilungen redimensioniert.5 Zwar gewinnt das Internet als Kommunikations- und Absatzkanal in manchen Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Für eine zunehmende Anzahl von Verbrauchern ist es heutzutage üblich, sich mittels Internet über Produkte und Dienstleistungen zu informieren und auf den Web-Sites von Unternehmen diverse Services zu nutzen, bevor sie ein Produkt kaufen.6 Deutlich weniger Menschen nutzen es als Absatzkanal, um Produkte zu kaufen.7 Nur weni1 2 3 4 5 6 7 Unter der Adoption versteht man den Prozess von der ersten Wahrnehmung bis hin zur Entscheidung, das Internet und darauf enthaltene Unternehmens-Web-Sites zu bestimmten Zwecken (Information, Einkauf etc.) regelmäßig zu nutzen (Rogers 1995, S. 163ff.; Assael 1995, S. 672). Podgainy 2001, S. 28. O. V. 2001, S. 31, zitiert nach Bruhn 2002, S. 5; Podgainy 2001, S. 28. Weiber/Zanner 2002, S. 16. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. Rudolph/Schröder 2004, S. 25f. Rudolph/Schröder 2004, S. 26; van Eimeren et al. 2004, S. 355. 2 ge Branchen – insbesondere Versandhandelsunternehmen und die Luftfahrtindustrie – können bedeutende Umsatzanteile des Kanals Internet am Gesamtumsatz vorweisen.8 Trotz vielerorts steigender Nutzer- und Nutzungszahlen sind Unternehmen der „Old Economy“ heutzutage häufig noch weit davon entfernt, das Internet als neuen Kanal erfolgreich zu nutzen. Vielfältige Implementierungsbarrieren und Implementierungslücken behindern den Erfolg des Kanals Internet und wirken somit einer höheren Nutzung durch Interessenten bzw. Kunden entgegen. Weiber konstatiert, dass es Unternehmen, die das Internet nutzen, immer noch nicht in hinreichendem Maß gelingt, einerseits Integrationsmöglichkeiten zwischen externen Markt- und internen Geschäftsprozessen herbeizuführen. Andererseits werden auch die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Kunden, die sich durch die neue Technologie eröffnen, nicht in effektiver und effizienter Weise genutzt.9 Unter anderem lassen sich die folgenden Probleme erkennen:10 ⎯ zu hohe Erwartungen ⎯ Unterschätzung der Komplexität: Viele E-Business-Projekte sind zu ambitioniert, zu wenig fokussiert und scheitern an der Komplexität sowie dem unterschätzten Zeitund Kostenaufwand11 ⎯ wenig Erfahrung mit der Implementierung des Internetkanals ⎯ Überbewertung des Faktors Zeit („Geschwindigkeit“) bei der Implementierung des Internetkanals ⎯ technische Probleme ⎯ zu einseitiger Fokus auf technische Aspekte der Implementierung12 ⎯ unzureichende Planung der Implementierung ⎯ unzureichende Integration in bestehende Unternehmensprozesse13 ⎯ zu geringe Orientierung an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Nutzer ⎯ zu geringe Berücksichtigung des politischen Kräftefelds 8 9 10 11 12 13 Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Haldimann und Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Weiber 2000, S. 14f. Vgl. Lientz/Rea 2001, S. XIX, S. 11f. Podgainy 2001, S. 28; Lientz/Rea 2001, S. 11f. Eggert/Fassott 2001, S. 7. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. 3 ⎯ geringe Akzeptanz bzw. mangelnde Unterstützung des neuen Kanals im Unternehmen Dabei ist zentral, dass die Informationstechnologie lediglich als Ausgangspunkt eines langwährenden Prozesses der Entwicklung und Integration des Kanals Internet zu verstehen ist. Ähnliche Erkenntnisse wurden auch im Forschungsgebiet des Customer Relationship Management (CRM) und Knowledge Management gemacht, wo Unternehmen den Fokus anfänglich häufig auf Informationstechnologie legten. Sie mussten oft feststellen, dass tiefergreifende kulturelle und organisationale Veränderungen erforderlich sind, um CRM bzw. Knowledge Management überhaupt effektiv nutzen zu können.14 1.2. Begriffsklärung Im folgenden Abschnitt werden die für die Arbeit zentralen Begriffe definiert. Dies sind die Begriffe Management, Implementierung und Implementierung des Kanals Internet, Kommunikations- und Absatzkanal, Erfolg und Erfolgsbarriere, Implementierungslücke, -barriere, -widerstand und -management. Weitergehende Ausführungen theoretischer Grundlagen erfolgen im zweiten Kapitel. Management Den Begriff des „Management“ kann man aus einer funktionalen oder einer organisationalen Sichtweise heraus betrachten. Im funktionalen Verständnis werden unter dem Begriff Prozesse und Funktionen beschrieben, die in arbeitsteiligen Organisationen notwendig werden. Hierunter fallen die Planung, Organisation, Führung und Kontrolle. Dabei unterscheidet man sachbezogene Führungs-, Leitungs- und Verwaltungsaufgaben von der personenbezogenen, verhaltenswissenschaftlichen Komponente des Managements. Im institutionalen Verständnis werden mittels des Begriffs „Management“ Personen(-gruppen) beschrieben, 14 Day/Van den Bulte 2002, S. 29; vgl. a. die dort angebenen Quellen. 4 die Managementaufgaben wahrnehmen, sowie ihre dabei wahrgenommenen Tätigkeiten und Rollen.15 Implementierung des Kanals Internet Der Begriff der „Implementierung“ leitet sich vom lateinischen Begriff „implementum“ her, das mit Erfüllung oder Ausfüllung zu übersetzen ist.16 Er wurde in der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre im Zusammenhang mit der Einführung und angestrebten Nutzung technischer Systeme und der Einführung von Managementmethoden und –systemen17 und Methoden des Operations Research eingeführt. Man versteht unter Implementierung inhaltlich die Durch- bzw. Umsetzung von konzeptionellen Ideen in zielgerichtete Aufgaben und Aktivitäten:18 „Implementierung meint die Verwirklichung von Lösungen, die in konzeptioneller Form vorhanden sind und durch Umsetzen zu konkretem Handeln führt.“19 Alternativ für den Begriff der Implementierung sind auch die Begriffe Einführung, Durchsetzung, Umsetzung, Erfüllung, Ausführung, Realisation und Durchführung geläufig.20 Eine Implementierung umfasst somit alle Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass ein Konzept bzw. eine Strategie entsprechend der zugrunde gelegten Ziele umgesetzt wird, und die somit ein Scheitern des Konzepts verhindern können.21 Da die Implementierung einen gewissen Zeitraum beansprucht und als Abfolge von miteinander verknüpften Ereignissen und Handlungen zu verstehen ist, besitzt sie Prozesscharakter.22 Darüber hinaus ist der Begriff der Implementierung als ein durch bewusstes Handeln initiierter Prozess zu verstehen.23 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Staehle 1999, S. 71f. Vgl. Huber 1985, S. 20. Hierunter fallen insbesondere EDV-Systeme, Management-Informationssysteme, Planungs- und Kontrollsysteme sowie Anreizsysteme. Welge/Al-Laham 2001, S. 527. Vgl. für einen Überblick über in diesem Zusammenhang zentrale Veröffentlichungen Hilker 1993, S. 8. Vgl. Meffert 1994, S. 362; Kotler/Armstrong 1988, S. 88. Hilker 1993, S. 4. Vgl. Kolks 1990, S. 79f.; Steinle 1980, S. 287; Bleicher 1979, S. 149. Vgl. Backhaus 1995, S. 544; Marr/Kötting 1992, Sp. 827. Vgl. Kirsch et al. 1979, S. 38f. Vgl. Hilker 1993, S. 4 und die dort genannten Quellen. In diesem Zusammenhang wird auch die Nähe bzw. die Überschneidung mit dem Begriff des Change Management postuliert. Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 43ff. 5 Auf Basis dieser Bemerkungen und unter Berücksichtigung des Definitionsansatzes von Fritz, der den Begriff der Implementierung in Bezug auf das Internet bezeichnet als „praktische Realisation der Konzeption des Internet-Marketing bzw. des marktorientierten Electronic Commerce im Rahmen der Unternehmensführung“24, soll die Implementierung des Kanals Internet wie folgt definiert werden: Unter der Implementierung des Kanals Internet wird der durch bewusstes Handeln initiierte Prozess verstanden, innerhalb dessen geeignete Maßnahmen zu ergreifen sind, damit das Konzept des Kanals Internet so verwirklicht wird, dass die damit verfolgten Ziele erreicht werden. Kommunikationskanal, Absatzkanal und Kontaktpunkt Das Internet stellt formal ein dezentrales globales Netzwerk dar, das wiederum nationale, regionale und lokale Netzwerke beinhaltet.25 Über das Internet können verschiedene Dienste genutzt werden.26 Die bekanntesten Dienste stellen Electronic Mail (E-Mail) und das World Wide Web (WWW) dar.27 Unternehmen der „Old Economy“ nutzen das Internet in der Regel als Kommunikations- oder Absatzkanal. Falls ausschließlich Informationsströme fließen, spricht man von einem Kommunikationskanal. Wenn zusätzlich zu Informationsströmen auch Güter- und Geldströme fließen bzw. deren Fluss initiiert wird, handelt es sich um einen Absatzkanal.28 Von dem Begriff des Kommunikations- bzw. Absatzkanals zu unterscheiden ist der Begriff des Kontaktpunkts29 bzw. Service Encounters30. Ein Kontaktpunkt stellt als „moment of truth“ den „Zeitabschnitt [dar; Erg. d. Verf.], in dem der Kunde mit irgendwelchen persönli24 25 26 27 28 29 30 Fritz 2001, S. 170. Vgl. Gralla 1998, S. 2; Oenicke 1996, S. 28-30;. Vgl. zur Klassifikation der Dienste im Internet Wirtz 2001, S. 604. Von geringerer Bedeutung sind das File Transfer Protocol (FTP), Telnet und der Internet Relay Chat (IRC). Breiter/Batinic 1997, S. 215. Andere Dienste (E-Mail, FTP, etc.) sind in der Regel in das Web integriert und können somit über den Web-Browser genutzt werden (Alpar 1996, S. 95). Weinhold-Stünzi 1999, S. 344; Angelides 1997, S. 408. In dieser Arbeit werden sowohl die Begriffe „Kommunikationskanal“ und „Absatzkanal“ gemäß der Unterscheidung der zugrunde liegenden Ströme verwendet. Wenn eine Differenzierung nicht erforderlich ist, wird der übergreifende Begriff „Kanal“ benutzt. Stauss 2000a, S. 323. Shostack 1985, S. 243; Lovelock et al. 1999, S. 45ff. 6 chen und nicht persönlichen Aspekten der Unternehmung in Kontakt tritt [..]“.31 Um mit einem Unternehmen in Kontakt zu treten, können verschiedene Medien wie beispielsweise das (Mobil-)Telefon, Fax, E-Mail, das Internet oder in Zukunft auch Personal Digital Assistant (PDA) genutzt werden. Sie bieten alternative Zugangsmöglichkeiten innerhalb eines bzw. mehrerer Kommunikations- bzw. Absatzkanäle.32 Erfolg und Erfolgsbarriere Den ältesten und bekanntesten Ansatz zur Konzeptualisierung von Erfolg stellt der Zielansatz dar.33 Erfolg wird in diesem Ansatz als Erreichungsgrad der von Unternehmen selbst gesteckten Ziele definiert.34 Dies setzt jedoch voraus, dass Unternehmen tatsächlich konkrete Ziele setzen und ihr Verhalten auf das Erreichen dieser Ziele ausrichten.35 Da dies im EBusiness nicht immer der Fall ist, wird in der vorliegenden Arbeit ein anderer Ansatz gewählt. Es wird untersucht, welche Faktoren einen höheren Erfolg des Internetkanals behindern bzw. verhindern. Diese Faktoren werden als Erfolgsbarrieren bezeichnet. Unter dem Begriff der Erfolgsbarriere lassen sich Effizienz- und Effektivitätsbarrieren subsumieren.36 Unter Effektivität versteht man eine Maßgröße für die Zielerreichung (zielorientierte Wirksamkeit unter Berücksichtigung von Quantität, Qualität und Zeitbezug), während Effizienz den Grad der Zielerreichung unter Berücksichtigung der eingesetzten Ressourcen bezeichnet (ressourcenorientierte Wirksamkeit, bezogen auf Material, Anlagen, Personal, Energie). Die Effektivität ist somit auf den Output bezogen und stellt das Resultat einer (externen) Marktbewertung dar, während Effizienz eine Input-Output Relation (Produktivität) bezeichnet.37 31 32 33 34 35 36 37 Lehmann 1998, S. 80; vgl. a. Grönroos 1990, S. XIX f.; Heskett et al. 1990, S. 2; Shostack 1985, S. 243. Gronover/Riempp 2001a, S. 12. Vgl. Naether 1993, S. 126. Daneben sind auch noch der Systemansatz und der interessenpluralistische Ansatz zu nennen. Vgl. Böeing 2001, S. 42f. und die dort angegebenen Quellen. Vgl. Bühner 1977, S. 51. Die Tatsache, dass manche Unternehmen keine Zielplanung durchführen und somit auch keine Ziele nennen können, wurde in der empirischen Studie von Barth/Hartmann bestätigt. Vgl. Barth/Hartmann 1992, S. 140. Vgl. zur Unterscheidung von Effizienz- und Effektivitätszielen bei E-Services Bruhn 2002, S. 29; Effizienz- und Effektivitätsziele im E-Business finden sich bei Weiber 2000, S. 21; Weiber/Krämer 2000, S. 152ff. Hopfenbeck 1996, S. 646; Ahn/Dyckhoff 1997, S. 2-6; Thommen 1999, S. 145f. und 439. 7 Implementierungslücke, -barriere, -widerstand und -management Der Begriff Implementierungslücke bezeichnet die Diskrepanz zwischen dem beabsichtigten Konzept und seinen Teilaspekten sowie der tatsächlichen Verwirklichung im Unternehmen.38 Unter dem Begriff der Implementierungsbarriere sind Hindernisse zu verstehen, die im Rahmen der Implementierung auftreten.39 Unter Implementierungswiderständen sind verhaltensbezogene Implementierungsbarrieren zu verstehen; sie sind somit dem übergeordneten Begriff der Implementierungsbarriere unterzuordnen. Unter Implementierungsmanagement ist in inhaltlicher Sicht die Planung, Kontrolle und Steuerung von Implementierungsmaßnahmen zu verstehen. In institutioneller Sicht bezeichnet der Begriff die Gesamtheit aller Personen, die Führungsaufgaben der Veränderung wahrnehmen.40 1.3. Stand der Forschung Wie aus der Problemstellung hervorgeht, ist ein mangelnder Erfolg des Kanals Internet vielfach auf Implementierungsprobleme zurückzuführen.41 Im Zentrum des Forschungsinteresses der vorliegenden Dissertation steht somit die Erforschung der Implementierung des Kanals Internet. Die Literaturanalyse fördert zutage, dass die Implementierung des Kanals Internet bislang kaum erforscht ist und allenfalls vereinzelte wissenschaftliche Publikationen zum übergeordneten Forschungsfeld der E-Business-Implementierung vorhanden sind. Den meisten Monografien und Sammelwerken im Forschungsfeld E-Business ist gemeinsam, dass sie sich überwiegend mit konzeptionellen Aspekten und den potenziellen Möglichkeiten des Internet beschäftigen, jedoch Implementierungsaspekte nur vereinzelt und in der überwiegenden Anzahl der Publikationen überhaupt nicht berücksichtigt werden.42 38 39 40 41 42 Bruhn 2003, S. 13. Feucht 1996, S. 69. Reiß 1993, S. 551; Duck 1993, S. 109. Lientz/Rea 2001, S. XIX, 11f.; Podgainy 2001, S. 28. Beispiele für eine nahezu vollständige Vernachlässigung der Implementierungsthematik finden sich bei den Werken von Biethahn/Nomikos 2002; Keuper 2002; Gabriel/Hoppe 2002; Fazlollahi 2002; Pepels 2002; Sagarra 2002; 8 Zunächst ist auf eine Gruppe von Publikationen hinzuweisen, die sich mit Aspekten der Integration des Internet in die Organisation befassen. Hierbei hat sich mittlerweile die Überzeugung durchgesetzt, dass es für Unternehmen der sog. „Old Economy“ in der Regel vorteilhaft ist, das Internet als Kanal in ihr Stammgeschäft zu integrieren.43 Dies erfordert neben der technischen Integration eine Integration in die bestehende Organisation, sowie bestehende Prozesse der Leistungsgestaltung im Rahmen von Marketingprogrammen und operativen Marketing-, Vertriebs- und Serviceprozessen. Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei das Verhalten von Organisationsmitgliedern, wenn deren Unterstützung bei der Implementierung des Kanals Internet erforderlich ist bzw. hierbei sogar Implementierungswiderstände abzubauen sind.44 Eine größere Zahl der Publikationen nähert sich dem Thema der Implementierung über das Projektmanagement und die Zuhilfenahme eines Umsetzungsplans in Form einer praxisnahen Roadmap, wobei die Bestandteile je nach Fokus divergieren.45 Die Auswahl der Bestandteile der Roadmaps erfolgt überwiegend kaum theoriegestützt. Vereinzelt erfolgt eine meist oberflächliche Betrachtung ausgewählter Aspekte der Implementierung. Einige Publikationen fokussieren auf technische und rechtliche Aspekte der Implementierung. Andere befassen sich wiederum mit organisatorischen Aspekten. Die Untersuchung organisatorischer Strukturen im E-Business fördert Hinweise darauf zutage, dass sich erfolgreiche von weniger erfolgreichen Unternehmen dadurch unterscheiden, wer die Aufgabe der Implementierung des E-Business wahrnimmt. Bislang wird diese in den meisten Unternehmen noch durch Personen aus dem Funktionalbereich IT durchgeführt, wobei Outsourcing an externe Partner in relativ geringem Umfang stattfindet. Laut Willcocks/Plant unterscheiden sich im E-Business erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen dadurch, dass E-Business-Initiativen in weniger erfolgreichen Unternehmen über- 43 44 45 Berndt 2001; Warschburger/Jost 2001; Wirtz 2001; Zerdick et al. 2001; Siebel/House 2000; Tapscott 2000; IBM Consulting Group 1999. Porter 2001, S. 64; Podgainy 2001, S. 30f. Gulati/Garino 2000, S. 114 und Willcocks/Plant 2001, S. 58 stellen Kriterien auf, die Unternehmen bei der Entscheidung hinsichtlich der Integration oder Separation von E-BusinessAktivitäten unterstützen. Vgl. hierzu auch Birkhofer 2001, S. 124ff.; Schögel et al. 1999, S. 297. Willcocks/Plant 2001, S. 56; Podgainy 2001, S. 32. Vgl. hierzu beispielsweise Birkhofer 2001, S. 263ff. 9 wiegend durch IT-Personen durchgeführt werden.46 Es mehren sich Hinweise, dass EBusiness-Initiativen in jüngster Zeit vermehrt von Fachbereichen ausgehen, was auf eine zunehmende Integration ins Unternehmen über den Funktionalbereich IT hinaus schließen lässt.47 Weiber/Krämer widmen sich als einzige Autoren intensiv dem Problem von Implementierungsbarrieren. Sie bezeichnen diese als Paradoxien und identifizieren Informations-, Effizienz- und Effektivitätsparadoxien.48 Einen anderen Zugang wählen Autoren, die sich dem Thema von der Erfolgsfaktorenforschung her nähern.49 In fast allen Fällen fehlt eine Begründung, weshalb eine Konzentration auf die jeweils untersuchten Implementierungsaspekte erfolgt. In allen Fällen wird nicht explizit auf Erkenntnisse der Implementierungsforschung – insbesondere der Strategie- und Marketingimplementierung – rekuriert. Das Forschungsfeld der Strategieimplementierung ist bereits gut erforscht. Hierzu existieren zahlreiche wissenschaftliche Publikationen.50 Einen Überblick über den Stand der Forschung im Bereich der Strategieimplementierung geben beispielsweise die Arbeiten von Feucht, von der Oelsnitz und Hilker.51 Das Forschungsfeld der Marketingimplementierung wird seit den grundlegenden Werken von Bonoma Mitte der 80er Jahre stärker in der Wissenschaft berücksichtigt, wenn auch nur zögerlich, was an der überschaubaren Quantität bisheriger wissenschaftlicher Erkenntnisse in diesem Forschungsfeld deutlich wird. Das Forschungsfeld ist aber deswegen von besonderem Interesse für die Erforschung der Implementierung des Kanals Internet, weil sich manche Publikationen explizit mit der strategisch-operativen Ebene der Implementierung von Marketing-Programmen und der operativen Ebene der Implementierung von Marketingmaßnahmen beschäftigen. Diesen Ebenen ist auch die Implementierung des Kanals Internet zuzuordnen.52 Die folgende Auflistung gibt 46 47 48 49 50 51 52 Willcocks/Plant 2001, S. 53. Grant 2003, S. 19. Weiber/Krämer 2002, S. 185ff.; Weiber/Krämer 2000, S. 153ff. Böing 2001; Strauss/Schoder 2002. Vgl. zu wesentlichen Erkenntnissen aus dem Bereich der Strategieimplementierung Kap. 2.2.3. Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 55ff.; Feucht 1996, S. 42ff.; Hilker 1993, S. 62f. Vgl. hierzu die Ausführungen in Kap. 4.3. 10 somit einen Überblick über die relevante Literatur in den Bereichen der E-BusinessImplementierung sowie der Marketingimplementierung. Forschungsschwerpunkte in der E-Business-Implementierung Zentrale Quellen/Autoren Integration des Internet in die Organisation Podgainy 2001; Willcocks/Plant 2001; Porter 2001; Gulati/Garino 2000; Semmler 2000; Angelides 1997 Implementierung durch Projektmanagement bzw. anhand einer Roadmap Schögel et al. 2002; Bullinger 2002; Cassidy 2002; Koushik/Straeten 2002; Birkhofer 2001; Maass o. J.; Lientz/Rea 2000 Technische und rechtliche Aspekte Fritz 2001 (S. 170ff.); Hanson 2000 (S. 397ff.); Hermanns/Sauter 1999 (S. 175ff.) Organisatorische Aspekte Grant 2003; Sieber/Zenger 2002; Willcocks/Plant 2001 Implementierungsbarrieren Weiber/Krämer 2000 und 2002 Erfolgsfaktoren im E-Business/ECommerce Böing 2001; Strauß/Schoder 2001 Forschungsschwerpunkte in der Marketing-Implementierung53 Zentrale Quellen/Autoren Adoption des Marketing im Unternehmen (allgemein) Hilker 2001, 1993; Von der Oelsnitz 1999; Piercy 1988; McNamara 1972; Barksdale/Darden 1971; Levitt 1960; Felton 1959 Implementierung von MarketingKonzepten bzw. Strategien Belz 2003; Belz 2002; Belz/Senn 1997; Bonoma/Crittenden 1988; Bonoma 1986, 1985, 1984 Verhalten des Organisationsgestalters bei der Implementierung Sashittal/Jassawalla 2001; Noble/Mokwa 1999; Sashittal/Wilemon 1996; Govindarajan 1988; Sproull/Hofmeister 1986 Implementierungsmaßnahmen bzw. –taktiken Cespedes/Piercy 199654; Guth/MacMillan 1986; Nutt 1986 Implementierungsbarrieren Simkin 2002a, 2002b 53 54 Vgl. hierzu auch ergänzend den Überblick bei Noble/Mokwa 1999, S. 59f. sowie von der Oelsnitz 1999, S. 50ff. Cespedes/Piercy 1996 liefern einen Überblick über die Thematik sowie einen Vergleich zwischen verschiedenen Implementierungstaktiken und –strategien. 11 Wettbewerb/Koordination betroffener Funktionalbereiche Shipley 1994; Whittington/Whipp 1992 Organisation von Marketing und Verkauf Workman et al. 1998 Tabelle 1: Ausgewählte Publikationen zur Erforschung der Implementierung des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstellung) Aus der erarbeiteten Problemstellung und dem Stand der relevanten Forschung ist der folgende Forschungsbedarf erkennbar. Bislang ist eine Prüfung der Anwendbarkeit und eine daraus resultierende Nutzung geeigneter Erkenntnisse der Forschungsfelder der Marketingimplementierung und der Strategieimplementierung im Forschungsfeld der E-Business-Implementierung und der Erforschung der Implementierung des Kanals Internet noch nicht vollzogen worden. In den gesichteten Werken, die sich mit Implementierungsaspekten im E-Business befassen, fehlt nahezu vollständig eine theoretische Herleitung, weshalb eine Konzentration auf die jeweils untersuchten Implementierungsaspekte erfolgt. Grundlegende Erkenntnisse aus der Implementierungsforschung werden nicht berücksichtigt. Des Weiteren ist auch keine ganzheitliche Sichtweise der E-Business-Implementierung verfügbar, da ausschließlich Teilaspekte behandelt werden. Darüber hinaus fehlen situative Ansätze, um unterschiedliche Unternehmenssituationen zu erfassen und darauf aufbauend situativ differierende Handlungsempfehlungen hinsichtlich des Managements der Implementierung des Kanals Internet abzuleiten. Es ist somit den Worten von Backhaus zuzustimmen, wenn er im Hinblick auf die Marketingimplementierung folgendes bemerkt, was genauso für das Thema dieser Arbeit zutrifft: „Oft ist unklar, welche Vorgehensweisen in welcher Form [..] eingesetzt werden können. Es fehlt ein mit Werkzeugen gefüllter, strukturierter Werkzeugkasten mit Handlungsempfehlungen [..]“55. 55 Backhaus 1997, S. 729. 12 1.4. Bezugsrahmen, Forschungsfragen und Forschungsziele Aus der Problemstellung, dem Stand der Forschung und dem der Forschung zugrundgelegten Bezugsrahmen – auf den im Folgenden zunächst eingegangen wird – lassen sich die Forschungsfragen und die Forschungsziele ableiten, die im Anschluss daran abgehandelt werden. Der grundsätzliche Zusammenhang zur Lösung der Forschungsproblematik wird in dem in Abbildung 1 enthaltenen Bezugsrahmen dargestellt. Dieser heuristische Bezugsrahmen steht im Mittelpunkt des Lernprozesses und wird auf Basis der kritischen Reflexion des durch das theoretische Vorverständnis und die empirische Datensammlung gewonnenen Realitätsbilds weiterentwickelt und angepasst.56 Er dient als provisorisches Erklärungsmodell der Strukturierung und Steuerung des Forschungsproblems, sowie der Identifikation des grundsätzlichen Mechanismus des Forschungsobjekts, der relevanten Größen und ihrer Beziehungen.57 Er wird im Verlauf des Forschungsprojekts ständig weiterentwickelt. Hierfür ist er zu überarbeiten, neu zu strukturieren, zu diskutieren, zu kritisieren, neu zu konstruieren und schließlich im Forschungsdialog mit der Realität zu konfrontieren und umzugestalten.58 Ein Bezugsrahmen der Implementierung des Kanals Internet wird im Verlauf dieser Arbeit systematisch aus der Theorie hergeleitet. Die folgende Abbildung 1 veranschaulicht schon jetzt seinen grundsätzlichen Aufbau. 56 57 58 Tomczak 1992, S. 84; Es ist unrealistisch, dass sich der qualitativ orientierte Forscher der Realität ohne theoretische Vorannahmen nähert, wie dies bei einem streng „induktiven“ Vorgehen der Fall ist. Vorhandenes Vorwissen kann nicht einfach außer Betracht gelassen werden. Ohne dieses Vorwissen droht der Forscher „[…] in den Daten regelrecht zu ertrinken“ (Kluge/Kelle 1999, S. 17). Tomczak 1992, S. 126f. Kubicek 1977, S. 24ff. 13 Konzeption Erfolg des Kanals Internet E-BusinessE-BusinessManager Manager Implementierung Markt-und undUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Markt- Abbildung 1: Heuristischer Bezugsrahmen (Quelle: eigene Darstellung) Um den Kanal Internet erfolgreich zu betreiben, sind insbesondere die Dimensionen EBusiness-Manager (hierbei insbesondere sein Verhalten), Konzeption der Nutzung des Kanals Internet, dessen Implementierung und die herrschenden Markt- und Umfeldbedingungen zu berücksichtigen. Diese Dimensionen können sich auf den Erfolg des Einsatzes des Kanals entweder begünstigend oder hemmend auswirken. Der E-Business-Manager nimmt hierbei eine zentrale Funktion ein, indem er sowohl die Konzeption als auch die Implementierung steuert, die den erfolgreichen Einsatz des Kanals Internet wesentlich beeinflussen. Dabei hat er die herrschenden Markt- und Umfeldbedingungen zu beachten.59 Der (Miss-)Erfolg der Nutzung des Kanals Internet hat schließlich Rückwirkungen. Erfolg bestätigt die konzeptionellen Überlegungen und die Implementierung, und somit auch das Verhalten des E-Business-Managers. Misserfolg hingegen lässt darauf hindeuten, dass Anpassungsmaßnahmen auf einer oder mehreren Ebenen erforderlich sind. Bei erwartungsgemäßer (bzw. nicht erwartungsgemäßer) Kundenakzeptanz bzw. Nutzung des Kanals ist mit einer positiven (bzw. negativen) Auswirkung auf die internen Voraussetzungen für die weitere Implementierung zu rechnen.60 59 60 Vgl. hierzu Kap. 3.2 und Kap. 4.1. Vgl. hierzu Kap. 3.2 und Kap. 4.1. 14 Basierend auf der Problemstellung, der skizzierten Forschungslücke und dem Bezugsrahmen sind die folgenden Forschungsfragen abzuleiten: Zentrale Forschungsfrage: ⎯ Welche Erfolgsbarrieren behindern den erfolgreichen Einsatz des Kanals Internet in Unternehmen und wie werden diese Barrieren überwunden? Konkretisierende Forschungsfragen: ⎯ Welche Implementierungsdimensionen und –faktoren beeinflussen die Implementierung des Kanals Internet? ⎯ Welche Implementierungsbarrieren und Implementierungslücken behindern die erfolgreiche Nutzung des Kanals Internet? ⎯ Auf welche Ursachen sind die identifizierten Implementierungslücken und Implementierungsbarrieren zurückzuführen? ⎯ Welche Implementierungsmaßnahmen sind dazu geeignet, Implementierungslücken und -barrieren zu schließen bzw. zu überwinden? Das grundlegende Forschungsziel besteht darin, die aufgeworfenen Forschungsfragen zu beantworten. Im Einzelnen sind aus den Forschungsfragen die folgenden Forschungsziele abzuleiten, welche bestimmte Forschungsschritte nach sich ziehen: Forschungsziele: Forschungsschritte: ⎯ Erarbeitung eines Frameworks, das der Identifikation von Implementierungslücken und der Analyse von Implementierungsbarrieren dient und somit Ansatzpunkte für Lösungen liefert ⎯ Ermittlung von Implementierungsdimensionen und –teildimensionen und deren Bedeutung für die Implementierung des Kanals Internet ⎯ Ermittlung von konkreten Implementierungslücken und Implementierungsbarrieren sowie ihrer Ursachen Erarbeitung eines „Werkzeugkastens“, aus dem sich Manager situativ erforderlicher Implementierungsmaßnahmen bedienen können ⎯ Ermittlung von Implementierungsmaßnahmen und Prüfung der Eignung für die Implementierung des Kanals Internet ⎯ 15 ⎯ Aufzeigen von konkreten Handlungsempfehlungen zum Management der Implementierung ⎯ Ermittlung von situativ differierenden Vorgehensweisen bei der Implementierung des Kanals Internet und den dabei angewandten Implementierungsstrategien, -taktiken und -maßnahmen ⎯ Ermittlung situationsübergreifender Implementierungsempfehlungen Tabelle 2: Forschungsziele und Forschungsschritte 1.5. Forschungsansatz und Forschungsvorgehen 1.5.1. Wissenschaftstheoretische Leitideen und Ansatz der Theoriebildung Wissenschaftstheoretische Leitideen „Ausgangspunkt jedes Forschungsprozesses sind Phänomene, von deren Bedeutung vermutet wird, dass das dabei erzeugte Wissen zur Verbesserung von Entscheidungs- oder Verhaltensprozessen beiträgt.“61 Die im Folgenden dargestellten wissenschaftstheoretischen Programme dienen der Forschungsarbeit im Sinne von „Leitideen“ als Wegweiser und Forschungsdirektiven und sind weniger als ausgefeilte, bewährte Theorien zu verstehen. Sie liefern Hinweise hinsichtlich des grundsätzlichen Vorgehens und regen dazu an, weiterführende Fragen zu stellen. Die Leitideen innewohnenden heuristischen Potenziale ermöglichen es, vorher nicht zur Kenntnis genommenes Wissen zu generieren und es zu strukturieren.62 In der vorliegenden Arbeit wird eine mehrdimensionale, ganzheitliche Betrachtung der vorliegenden Problemstellung angestrebt. Sowohl psychologische, soziologische, ökonomische 61 62 Hildebrandt 2000, S. 36. Schanz 2000, S. 89; Meffert 1999, S. 4. 16 als auch technische Aspekte fließen mit ein.63 Somit ist es naheliegend, dieser Arbeit einen wissenschaftlichen Pluralismus im Sinne einer kritisch-konstruktiven Ideenkonkurrenz zugrunde zu legen.64 Im Rahmen der Arbeit wird auf Erkenntnisse der folgenden wissenschaftstheoretischen Leitideen zurückgegriffen. Wissenschaftstheorie Bedeutung für die Implementierung des Kanals Internet Systemtheorie Ganzheitliche theoretische Basis für die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von Implementierungsprozessen Konstruktivismus Aufzeigen von (subjektiv) gangbaren Prozessen der Implementierung des Kanals Internet, ohne den objektiv geeignetsten Weg ermitteln zu können Verhaltenswissenschaftlich Relativierung und Konkretisierung „genereller“ Aussagen situativer Ansatz (Kontin- durch situative Differenzierung. Berücksichtigung subjektiv genzansatz) wahrgenommener vermeintlicher und tatsächlicher Handlungsspielräume des für die Implementierung verantwortlichen Managers Konfigurationsansatz Tabelle 3: Interne Konsistenz verschiedener Implementierungsmaßnahmen, um den Erfolg des Kanals Internet zu maximieren Wissenschaftstheoretische Leitideen und Bedeutung für die Implementierung des Kanals Internet (eigene Darstellung) Der systemtheoretische Ansatz stellt die theoretische Basis für die Untersuchung der Implementierungsproblematik dar. Er ermöglicht die Schaffung einer ganzheitlichen Problemsicht und die Aufdeckung komplexer Gesamtzusammenhänge, und ist damit für die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von Unternehmen im Allgemeinen und von Implementierungsprozessen im Speziellen geeignet.65 Im Rahmen der systemtheoretisch orientierten betriebswirtschaftlichen Forschung werden Unternehmen als komplexe, produktive, offene soziale Systeme modelliert.66 Sie bestehen aus Subsystemen, zwischen denen Wechselwirkun63 64 65 66 Vgl. Meffert 1992, S. 700. Ulrich plädiert dafür, zur Lösung eines (Praxis-)Problems Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen zurate zu ziehen, beispielsweise aus der volkswirtschaftlichen, soziologischen, psychologischen und technologischen Forschung (Ulrich 1978, S. 275). Vgl. Tomczak 1992, S. 81. Köhler 1988, zitiert nach Meffert 1999, S. 14. Vgl. a. Schwaninger 1998, S. 27; Ulrich 1970. Ulrich 2001, S. 11ff. 17 gen herrschen.67 Änderungen innerhalb eines Subsystems wirken sich somit in der Regel auch auf andere Subsysteme aus.68 Zusätzlich zu diesem eher mechanistischen Verständnis von Unternehmen rücken in der Managementforschung im Allgemeinen und der marketingbezogenen Systemanalyse im Besonderen verhaltensbezogene Aspekte in den Vordergrund. Systemische und verhaltenswissenschaftliche Managementansätze ergänzen sich hierbei.69 Als weitere Leitidee dient der Konstruktivismus. In der konstruktivistischen Sichtweise stellt die Umwelt ein Produkt des Gehirns und seiner Erkenntnismöglichkeiten und –grenzen dar. Unter Berücksichtigung dieser zentralen Prämisse können keine Aussagen über die „wahre“, objektive und einzig richtige Beschaffenheit der Welt getroffen werden.70 Die wissenschaftliche Forschung in dieser Arbeit beschäftigt sich somit nicht mit dem „Finden der Wahrheit“, sondern mit der Generierung relevanter Forschungsergebnisse und der Lieferung möglichst passgenauer Konstruktionen, die der (subjektiven) Erfahrungswelt standhalten können. Dies ermöglicht Vorhersagen über bestimmte, zu erwartende Tatbestände, und somit auch die Einflussnahme auf deren Entstehung bzw. Verhinderung.71 Somit werden Handlungen zur rational gelenkten Veränderung und Neugestaltung von (zukünftigen) Wirklichkeiten möglich.72 Letztlich ist es in dieser Arbeit somit zentral, einen (subjektiv) gangbaren, verlässlichen Weg des Prozesses der Implementierung des Kanals Internet aufzuzeigen, ohne jedoch notwendigerweise genau wissen zu müssen (und zu können), welcher Weg objektiv am besten geeignet ist.73 Mittels des situativen Forschungsansatzes (Kontingenzansatz) werden in dieser Arbeit generelle Aussagen relativiert und konkretisiert, indem formal- und verhaltenswissenschaftli67 68 69 70 71 72 73 Kast/Rosenzweig (1985, S. 17) unterscheiden die Subsysteme umfeldbezogenes „Suprasystem“, das Ziel- und Wertesystem, das technische Subsystem, das psychosoziale Subsystem, das strukturelle (organisationale) Subsystem und das Management-Subsystem (Ziele setzend, Planung, Organisationsgestaltung, Controlling). In einer anderen Systematik unterscheidet man zwischen Informations-, Planungs- und Kontrollsystemen. Informationssysteme bilden mit den zu liefernden Informationen auf Basis einmaliger oder laufender Erhebungen und einer Daten- und Modelldatenbank die Basis für Planungssysteme, welche von Kontrollsystemen ergänzt werden (Meffert 1971, S. 181f.). Ackoff 1988, S. 157; Oberkampf 1976, S. 55ff. und 88ff. Staehle 1999, S. 149. Von Glasersfeld 1985, S. 21. Esser et al. 1977, S. 227f., zitiert nach Schnell et al. 1995, S. 103; Kromrey 1998, S. 24; von Glasersfeld 1995, S. 33. Ulrich 1978, S. 274. Von Glasersfeld 1981, S. 20f.; von Glasersfeld 1985, S. 33. 18 che Erkenntnisse situationsadäquat differenziert werden.74 Hierfür wird ein verhaltenswissenschaftlich geprägter situativer Ansatz gewählt.75 Charakteristisch für diesen Ansatz ist es, dass Handlungsspielräume von Akteuren nicht objektiv vorgegeben sind – wie dies beim klassisch situativen Ansatz postuliert wird – sondern subjektiv wahrgenommen werden. Somit entstehen subjektiv nutzbare Spielräume, die verhaltenswissenschaftlich fundiert werden. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass sich der Organisationsgestalter in der Realität einer Vielzahl vermeintlicher und tatsächlicher Begrenzungen seines Handlungsspielraums ausgesetzt sieht.76 Diese beruhen darauf, dass die Wahrnehmung des Unternehmenskontextes, der Unternehmensstruktur und der Effizienz eines Unternehmens interindividuell differiert.77 Organisationsspielräume werden einerseits durch die Einflussnahme von Individuen mit unterschiedlichen Interessen beschränkt. Andererseits sind aber auch die technischen, ökonomischen, sozialen und rechtlichen Grenzen organisatorischer Gestaltung zu berücksichtigen. Giddens geht in einer zwischen Determinismus und Voluntarismus vermittelnden Position davon aus, dass Strukturen sowohl ermöglichende (enabling) als auch einschränkende (constraining) Eigenschaften besitzen.78 Diese zentralen Annahmen des verhaltenswissenchaftlich geprägten situativen Ansatzes werden durch konfigurationstheoretisches Gedankengut ergänzt. Es ist strittig, ob der Konfigurationsansatz als Weiterentwicklung des situativen Ansatzes zu verstehen ist oder im Gegensatz dazu einen „radically different approach“79 darstellt.80 Wie im situativen Ansatz wird im Konfigurationsansatz eine holistische Betrachtung von Unternehmensmerkmalen und Merkmalen des Umfelds angestrebt. Während jedoch im Kontingenzansatz das Hauptaugenmerk auf die externe Kontingenz – d.h. die Bedingtheit organisatorischen Handelns durch externe Situations- bzw. Kontextfaktoren – gerichtet ist, betont der Konfigurationsansatz die organisationsinterne Konsistenz.81 Im Konfigurationsansatz werden die betrachteten Attribute zudem als in einem sich im Zeitablauf verändernden Beziehungsgeflecht stehend 74 75 76 77 78 79 80 81 Staehle 1999, S. 48. Sydow 1985, S. 266; Giddens 1988; Crozier/Friedberg 1979, S. 73;. Staehle 1999, S. 55f. Staehle 1999, S. 59. Vgl. Giddens 1988, zitiert nach Stahle 1999, S. 55. Miller 1981, S. 2; zitiert nach Scherer/Beyer 1998, S. 335f. Scherer/Beyer 1998, S. 335f. Staehle beschreibt den Konsistenz-Ansatz als Ergänzung der Kontingenz-Ansätze (Staehle 1999, S. 48). Staehle 1999, S. 48. 19 verstanden, die sich wechselseitig beeinflussen und sich in verschiedenen Konfigurationen jeweils andersartig gruppieren.82 Zusammenhänge zwischen den Elementen sind jedoch nicht deterministisch modelliert. Vielmehr wird unterstellt, dass verschiedene Wege zum Erfolg möglich sind (Equifinalitätsthese).83 Zentral für die Betrachtungen dieser Arbeit ist die dem Konfigurationsansatz inhärente Harmoniethese, mittels der zum Ausdruck gebracht wird, dass Unternehmen einen internen und externen Fit zwischen Strategie, Struktur und Umwelt anstreben. Diese Erkenntnis ist bei der Implementierung des Kanals Internet zu berücksichtigen. Organisationen versuchen demnach, eine Konsistenz ihrer internen Charakteristika, eine Komplementarität interner Prozesse und einen Fit mit der Situation zu erzielen. Die interne Konsistenz dominiert dabei tendenziell die externe Konsistenz: Unternehmen zeigen in der Regel eine Beharrungstendenz und neigen erst dann zu (größeren) Veränderungen, wenn die Zwänge aus der Umwelt zunehmen und einen bestimmten Schwellenwert überschreiten.84 Um sowohl eine interne wie auch externe Konsistenz herzustellen, sind Organisationsgestalter gefragt, denen – wie bereits erwähnt – ein gewisser Spielraum zur Verfügung steht, den sie zur kreativen Ausgestaltung eines situationsadäquaten Erfolgsmusters einsetzen sollten.85 Ansatz der Theoriebildung Um die dargestellten Denkansätze möglichst adäquat im vorliegenden Forschungsprojekt zu nutzen, wird zur Abbildung und Erklärung der zugrundeliegenden Zusammenhänge innerhalb der vorliegenden Problemstellung der Framework-Ansatz gewählt.86 Bei Frameworks fungieren relevante Fragen der Praxis als Basis der Forschung. Frameworks zeigen im Gegensatz zu (geschlossenen) Modellen mögliche Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen auf, ohne diese jedoch fest vorzuschreiben. Ähnlich wie beim Mapping wird beim Frameworking Erkenntnisfortschritt durch Zusammenwirken deduktiv gebildeter Modelle und induktiv ermittelter Einsichten aus Einzelfallstudien, Fallbeispielen und Konzepten ge- 82 83 84 85 86 Miles/Snow 1994, zitiert nach Scherer/Beyer 1998, S. 336. Diese Position steht im Kontrast zur Auffassung des Kontingenzansatzes, dass nur genau ein Weg als erfolgversprechend zu erachten ist. Vgl. Scherer/Beyer 1998, S. 336 und die dort zitierten Quellen. Scherer/Beyer 1998, S. 337. Scherer/Beyer 1998, S. 344. Idealtypisch können fünf Ebenen der Theoriebildung unterschieden werden: Formale Systeme, Modelle, Maps bzw. Frameworks, Konzepte und Ad-hoc-Erklärungen (Osterloh/Grand 1994, S. 278ff.). 20 neriert. Dieses Vorgehen ermöglicht somit die Integration von zueinander passenden Theorien „von oben“ und von Konzepten sowie Ad-hoc-Erklärungen „von unten“.87 Ein als Framework konzipierter Bezugsrahmen ermöglicht eine auf die Situation zugeschnittene Interpretation und Lösung: „Frameworks identify the relevant variables and the questions which the user must answer in order to develop conclusions tailored to a particular industry and company.”88 Frameworks stellen somit „Redeinstrumente“ dar, mittels derer nicht nur die „strong links“, sondern auch „weak links“ zwischen Strategie, Struktur und Umwelt untersucht werden können. Dies unterstützt somit das Streben nach einem ganzheitlich verbesserten Verständnis der Beziehungen in einer konkreten Problemsituation.89 Da die zu untersuchende Problemstellung durch eine hohe Komplexität gekennzeichnet ist, kann sie mittels eines Frameworks besser erfasst werden, da Modelle lediglich eine beschränkte Komplexität widerspiegeln. Während Modelle eine Vielzahl von Teilmodellen für spezifische Situationen integrieren, sollen Frameworks letztlich ein Set von Werkzeugen bereitstellen, das es ermöglicht, Antworten auf eine breite Fragestellung zu liefern.90 Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein Framework zu erarbeiten, das es Unternehmen ermöglicht, Barrieren bei der Implementierung des Kanals Internet zu analysieren und darauf aufbauend geeignete Werkzeuge zur Lösung der aufgezeigten Probleme abzuleiten.91 Hierfür sind geeignete Konfigurationen zu identifizieren und zu beschreiben, wofür in der vorliegenden Arbeit der Weg der analytischen Konstruktion bzw. der Typologisierung gewählt wird. In diesem Zusammenhang bedient man sich des gedanklichen Konstrukts eines Idealtypus, der mit beobachteten realen Konfigurationen in Unternehmen verglichen wird, welche den Idealtypen mehr oder weniger ähneln.92 87 88 89 90 91 92 Osterloh/Grand 1994, S. 280. Porter 1991, S. 98. Osterloh/Grand 1994, S. 280. Osterloh/Grand 1994, S. 279f.; vgl. a. Williamson 1991; Porter 1991. Vgl. Kap. 1.4. Scherer/Beyer 1998, S. 341. 21 1.5.2. Forschungsansatz und -methodik Den Ausgangspunkt für die Auswahl des adäquaten Forschungsansatzes stellen die ermittelte Forschungslücke und die Forschungsfragen dar. Wie dargestellt wurde, sind in dem Forschungsfeld E-Business nur vereinzelte verwertbare Erkenntnisse über Implementierungsprozesse verfügbar. Der Reifegrad des Forschungsfeldes ist somit als gering zu bezeichnen. Somit ist in dieser Arbeit ein überwiegend beschreibend-exploratives93 Forschungsvorgehen anzuwenden: Das „Verstehen von Neuem“ steht im Mittelpunkt, um somit ein umfassendes und tiefgreifendes Verständnis von den Problemen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit der Implementierung des Kanals Internet zu generieren.94 Die Wissenschaft liefert in diesem Verständnis einen Beitrag zur Bewältigung von Praxisproblemen; man spricht in diesem Zusammenhang auch vom praktischen Wissenschaftsziel, das dieser Arbeit zugrunde liegt.95 Das primäre Ziel der praxisorientierten betriebswirtschaftlichen Forschung liegt somit darin, der betrieblichen Praxis Lösungshilfen zur Verfügung zu stellen und damit Wissen zur Veränderung und Neugestaltung von Wirklichkeit rational zu lenken.96 Hierbei soll die Erkenntnisgewinnung anhand von Praxisproblemen und -erfahrungen verschiedener Unternehmen vorangetrieben werden. Hierfür eignet sich eine qualitativempirische Forschungsmethodik. Die durch qualitative Forschungsmethoden erreichte Konkretisierung und Anpassung der im Rahmen des Literaturstudiums erarbeiteten Inhalte trägt dazu bei, die Praxisprobleme präzise und vollständig durch Beschreibung und Erklärung zu erfassen, und auf dieser Basis relevante und glaubhafte Ansatzpunkte für die Lösung der Praxisprobleme und die Entwicklung möglicher zukünftiger Realitäten zu generieren.97 93 94 95 96 97 Unter Exploration versteht man den Prozess der Gewinnung „neuer“ Hypothesen. Tomczak 1992, S. 83. Die Exploration kann jedoch auch der Modifizierung bereits bestehender Hypothesen sowie deren (partiellen) Prüfung dienen (Lamnek 1995, S. 95ff.). Vgl. Tomczak 1992, S. 84.; Bortz 1984, S. 218ff. Schanz 2000, S. 83; Ulrich 2001, S. 221. Das primäre Interesse theoretischer Wissenschaften besteht hingegen in der Erkenntnisgenerierung bzw. dem Erkenntnisfortschritt, was als kognitives Wissenschaftsziel bezeichnet wird. Vgl. zu weiteren Unterschieden zwischen theoretischen und anwendungsorientierten Wissenschaften Ulrich 2001, S. 220. Ulrich 1970, S. 160. Tomczak 1992, S. 80-83; Ulrich 1981, S. 3ff. 22 Gemäß der grundlagentheoretischen Position des interpretativen Paradigmas, das die qualitative Methodologie stark geprägt hat, konstituiert sich soziale Realität erst in der kontinuierlichen Interpretation von Interaktionsprozessen.98 Zentral ist hierbei die Rekonstruktion der sozialen Realität: „Theorie- und Typenbildung vollzieht sich auf der Grundlage […] der Rekonstruktion des Erfahrungswissens, welches für die Alltagspraxis konstitutiv ist“99. Im Zentrum der qualitativen Forschung steht die ganzheitliche Betrachtung und Analyse von einzelnen Fällen (Induktion). Aufgrund dieses induktiven Vorgehens kann jedoch kein genereller Wahrheitsanspruch geltend gemacht werden. Um dennoch zu Aussagen zu gelangen, die über den Einzelfall hinausgehen, wird in dieser Arbeit die Methode der Typenbildung gewählt. Die Bildung prägnanter Typen schlägt auf mittlerem Abstraktionsniveau eine Brücke zwischen generellen Aussagen und konkretem Einzelfall.100 Die Typenbildung erfolgt anhand der Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ausprägungen der für relevant erachteten Merkmalsdimensionen. Somit erfolgt eine situative Relativierung der Erkenntnisse. In der vorliegenden Arbeit wird kein expliziter Branchenfokus verfolgt. Vielmehr werden gezielt verschiedene Branchen berücksichtigt. Die Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Managements der Implementierung des Kanals Internet über verschiedene Branchen hinweg soll branchenübergreifend anwendbare Erkenntnisse zutage fördern. Zudem ermöglicht die Analyse verschiedener Branchen die gründliche Durchdringung der Thematik in ihrer gänzlichen Vielschichtigkeit.101 Im Vorfeld der Datenerhebung102 wurde ein Bezugsrahmen erstellt, der auf dem theoretischwissenschaftlichen Vorverständnis basiert, das durch das Literaturstudium erarbeitet wurde.103 Der Bezugsrahmen konstituiert die thematischen Schwerpunkte des Leitfadens.104 Der 98 99 100 101 102 103 104 Lamnek 2002, S. 168. Bohnsack 1991, S. 8f., zitiert nach Lamnek 2002, S. 169. Belz 1989, S. 8f.; Knoblich 1972, S. 142. Vgl. Schögel 1997, S. 8. Grundsätzlich sind qualitative Untersuchungsverfahren in Methoden der Datenerhebung, Datenaufbereitung und – auswertung zu differenzieren (Mayring 2002, S. 40, 65). Vgl. für einen Überblick über qualitative Erhebungsverfahren Bortz/Döring 2002, S. 306f. Vgl. Kap. 1.4. Meuser/Nagel 1991, S. 454. 23 Leitfaden dient insbesondere als Orientierungsrahmen für die Experten und begrenzt die Bandbreite der Informationen, die von ihnen erbracht werden sollen.105 Die Datenerhebung erfolgte mittels der Durchführung von Experteninterviews. Interviews sind zu verstehen als „planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlasst werden soll“106. Experteninterviews stellen eine Spielart des Leitfaden-Interviews dar.107 Dem Befragten obliegt in seiner Rolle als Experte108 die Aufgabe, dem Forscher Informationen über ihn interessierende Sachverhalte aus seiner subjektiven Sichtweise zu vermitteln.109 Mittels der Experteninterviews und der Analyse von Informationsmaterialien der Unternehmen wurden Fallbeispiele erstellt, die in die entsprechenden Passagen der Dissertation eingearbeitet wurden.110 Es wurde vom Autor darauf geachtet, dass die Leitfadengestaltung und Interviewdurchführung vier zentralen Kriterien genügen, und zwar der Nichtbeeinflussung der Interviewpartner, der Erfassung eines breiten Spektrums, der Spezifität, sowie der Tiefgründigkeit und dem personalen Bezugsrahmen des Interviewten.111 Aufgrund ihres eher „weichen“ Charakters muss die qualitative Forschungsmethodik kontrolliert werden und sich an geeigneten Gütekriterien messen lassen. Diese müssen zur Kon105 106 107 108 109 110 111 Lamnek 2002, S. 176; Flick 1996, S. 109f.; Vgl. zu weiteren Details Meuser/Nagel 1991, S. 448f. Scheuch 1967, S. 70. Vgl. für einen Überblick über verschiedene Arten von Leitfaden-Interviews Flick 1996, S. 94ff., sowie für einen Überblick über verschiedene Arten qualitativer Interviews Lamnek 2002, S. 172ff. Vgl. zur Stellung von Experteninterviews im Forschungsdesign Meuser/Nagel 1991, S. 445. Als Experten gelten Personen, die Verantwortung für den Entwurf, die Implementierung oder die Kontrolle einer Problemlösung haben bzw. diejenigen Personen, die über einen privilegierten Zugang zu relevanten Informationen verfügen (Meuser/Nagel 1991, S. 443f.). Lamnek 1995, S. 38. Vgl. zu wichtigen Aspekten der Interviewdurchführung Bortz/Döring 2002, S. 308; Lamnek 2002, S. 176; Atteslander 2000, S. 143f.; Lamnek 1995, S. 39ff., 63f., 96; Meuser/Nagel 1991, S. 449ff. Vgl. zu Details Yin 1994, S. 103ff.; vgl. a. Kromrey 2002, S. 523; Miles/Hubermann 1994, S. 10; Belz 1989, S. 8f.; Bonoma 1986, S. 33. Flick 1996, S. 94ff. Insbesondere wurde berücksichtigt, dass der Interviewleitfaden die Thematik in ihrer vollen Breite abdeckt, und dass das Antwortverhalten der Interviewten nicht beeinflusst wurde und somit auch neue bzw. nicht gebührend berücksichtigte Aspekte miteinfliessen konnten. Um die Spezifität zu erhöhen wurden auch gezielte 24 trolle des Forschungsprozesses und der Ergebnisse herangezogen werden. Mayring nennt hierfür sechs Gütekriterien qualitativer Forschung. Im Folgenden wird dargestellt, wie diese Anforderungen in der Dissertation umgesetzt wurden.112 Gütekriterien qualitativer Forschung 113 Umsetzung in der Dissertation 1. Verfahrensdokumentation: Detaillierte Dokumentation des Forschungsprozesses sowie der Ergebnisse mittels Gesprächsprotokollen - Dezidierte Darstellung des Verfahrens in dem vorliegenden Kapitel - Verwendung eines Tonbandgeräts - Transkription der Aufnahmen 2. Argumentative Interpretationsabsicherung - Verarbeitung der Erkenntnisse der grundlegenden Literatur der Forschungsfelder der Marketing- und der Strategieimplementierung - Anwendung von Analogieschlüssen 3. Regelgeleitetheit: Einhalten von Verfahrensregeln und systematische Arbeitsweise - Versand einer Dissertationsbeschreibung114 zur Klärung der Geeignetheit der angesprochenen Personen als Experten - Verwendung eines Interviewleitfadens, der den Experten ein bis zwei Tage vor dem Interview zugesandt wurde115 - Analyse der Interviewdaten in vier Phasen116 4. Nähe zum Gegenstand: Enge Anbindung Alle Interviews fanden im jeweiligen Unterdes Forschers an die Alltagswelt der be- nehmen des Interviewten statt 112 113 114 115 116 Fragen gestellt. Die Experteninterviews wurden in mündlich-persönlicher Form in den Unternehmen der Interviewten durchgeführt. Vgl. a. Lamnek 1995, S. 93f. Vgl. zu Details Mayring 2002, S. 144ff. Vgl. hierzu auch Lamnek 1995, S. 94ff. Vgl. Anhang D. Vgl. hierzu auch Meuser/Nagel 1991, S. 453. Die vier Analysephasen bestehen aus der Transkription, der Einzelanalyse, der generalisierende Analyse und der Kontrolle (Lamnek 1995, S. 108ff.). Vgl. zu Details zum Verfassen von Transkripten Bortz/Döring 2002, S. 312; Mayring 1999, S. 68f. Die Daten wurden inhaltlich strukturiert und einerseits unter die Kategorien des Interviewleitfadens subsumiert (Subsumption). Andererseits konnten auch neue, bislang unberücksichtigte Kategorien gewonnen werden (Abduktion). Vgl. hierzu Mayring 1999, S. 78f.; Kluge/Kelle 1999, S. 55ff.; Meuser/Nagel 1991, S. 457f. 25 forschten Subjekte 5. Kommunikative Validierung: Ergebnisse und Interpretationen den Forschungssubjekten vorlegen und gegebenenfalls diskutieren Alle Transkripte wurden den Interviewten zur Durchsicht vorgelegt, und wurden von ihnen bestätigt bzw. ggfs. korrigiert 6. Triangulation: Erhöhung der For- Mehrere Analysegänge bei der Einzelanaschungsqualität durch Heranziehen mehlyse und der generalisierenden Analyse rerer Analysegänge und unterschiedli- Heranziehen von weiteren Materialien der cher Datenquellen untersuchten Unternehmen Tabelle 4: Gütekriterien qualitativer Forschung und deren Berücksichtigung in der Dissertation (Quelle: Mayring 2002, S. 144ff.; eigene Ergänzungen) 1.5.3. Forschungsvorgehen Der Forschungsprozess ist grob in drei Forschungsphasen aufzuteilen. In der folgenden Abbildung 2 werden die Forschungsphasen durch die Beschreibung der jeweiligen Untersuchungsziele und der Untersuchungsmethoden konkretisiert. 26 1. Phase 2. Phase 3. Phase Ziele: • Erarbeitung der Problemstellung, der Forschungsfragen und des Ziels der Arbeit • Erarbeitung des Bezugsrahmens • Ausarbeitung der Forschungsmethodik • Identifikation relevanter theoretischer Zugänge Ziele: • Anpassung und Weiterentwicklung des Bezugsrahmens/ Frameworks • Erfassung von Implementierungslücken und -barrieren sowie von Lösungsansätzen anhand einzelner Fälle Ziele: • Bildung von Implementierungstypen • Beschreibung situativer Implementierungslücken, -barrieren und Lösungsansätze • Beschreibung übergreifender Implementierungsempfehlungen Methodik: • Sekundäranalyse • Forschungsprojekt mit der Microsoft Schweiz GmbH • Fokusgruppe „New Media and Marketing“ • Explorative Expertengespräche Methodik: • Explorative Expertengespräche • Fallbeispiele • Sekundäranalyse • Analogien • Best-Practice in Marketing-Tagung Methodik: • Vertiefende Expertengespräche • vertiefende Fallbeispiele und Fallstudien • Sekundäranalyse • Analogien Abbildung 2: Forschungsphasen, -ziele und -methodik (eigene Darstellung) In der ersten Forschungsphase wurden insbesondere Erkenntnisse aus der Sekundäranalyse, eines Forschungsprojekts mit der Microsoft Schweiz GmbH, der Fokusgruppe „New Media and Marketing: Welcome to the Real World“ des Instituts für Marketing und Handel an der Universität St. Gallen (IMH-HSG) und der ersten Phase von explorativen Expertengesprächen zur Erkenntnisgenerierung genutzt.117 Das Hauptprojekt innerhalb der Projektarbeit unter dem Titel „Customer Contact for Business Decision Maker (BDM)“, lief von November 2001 bis Juli 2002. Es umfasste die gemeinsame Erarbeitung von konzeptionellen Grundlagen zur Erhöhung der Effektivität und Effizienz der eingesetzten Marktbearbeitungs- und Kundenbindungsmaßnahmen bei der Zielgruppe der BDM. Die Fokusgruppe „Marketing and New Media“118 umfasste Gastvorträge und Workshops mit Praktikern zu verschiedenen Aspekten im Bereich New Media und Internet. In den 117 118 Vgl. Anhang. Die Fokusgruppe war Teil des Forschungsprojekts „Best Practice in Marketing“ des Instituts für Marketing und Handel an der Universität St. Gallen, und fand am 18. und 19. August 2003 in St. Gallen statt. 27 Workshops wurden Cases der Partnerunternehmen Winterthur Versicherungen, Microsoft AG, Roche Pharma, Rentenanstalt/Swiss Life und Hilti AG diskutiert, die zahlreiche implementierungsrelevante Aspekte enthielten. Die Fokusgruppe diente auch der Auswahl geeigneter Unternehmen und Experten für die Expertengespräche. In der ersten Phase der Expertengespräche wurden Experten aus insgesamt elf verschiedenen Unternehmen befragt.119 Um sich ein möglichst umfassendes Bild über die Situation, Bedeutung und den Stand der Implementierung des Kanals Internet aus einer übergeordneten (Makro-)Perspektive des Kunden- und Kanalmanagement machen zu können, wurden Experten befragt, die diese Themengebiete verantworten bzw. zumindest für Teilbereiche verantwortlich sind. Dabei wurde stets auf den Bezug zum Kanal Internet geachtet und im Vorfeld abgeklärt, ob die Zielpersonen spezifisch zu internetbezogenen Fragestellungen Auskunft geben können. Des Weiteren wurden auch für Internetaktivitäten verantwortliche Manager aus dem Funktionalbereich E-Business befragt.120 Zusätzlich wurde eine Person befragt, die für die technische Realisierung von CRM-Aspekten zuständig ist.121 In der zweiten Forschungsphase wurden die Erkenntnisse aus der ersten Forschungsphase dazu genutzt, den Interviewleitfaden122 zu überarbeiten. Neben der teifergehenden Analyse von Implementierungslücken und -barrieren und der Weiterentwicklung des Bezugsrahmens zum Framework der Implementierung des Kanals Internet diente die zweite Runde explorativer Expertengespräche dazu, Erkenntnisse über die Gestaltung (Verwertungszusammenhang) von Implementierungsprozessen zu generieren. Hierbei wurden ausschließlich EBusiness-Verantwortliche befragt. Die dabei ermittelten Praktiken und situativen Rahmenbedingungen wurden umfassend analysiert und in Form von Fallbeispielen dokumentiert. Im Rahmen der Best-Practice in Marketing-Tagung 2004 wurden weitere Erkenntnisse und Experten durch Einzelgespräche und einen die Fokusgruppe „Marketing and New Media“ abschließenden Workshop gewonnen. Die dritte Forschungsphase wurden insbesondere dazu genutzt, die untersuchten Unternehmen zu typisieren und darauf aufbauend situativ unterschiedliche Vorgehensweisen bei der 119 120 121 Vgl. Anhang A. Dies waren Herr Warren und Herr Booth im Rahmen des Expertengesprächs bei der Hilti AG. Hierbei handelt es sich um Herrn Amann im Rahmen des Expertengesprächs bei der Swisscom IT-Services. 28 Implementierung des Kanals Internet zu erarbeiten. Hierzu wurden vertiefende Expertengespräche geführt und Fallbeispiele erstellt. Insgesamt wurden in der zweiten und dritten Phase Experten aus 13 Unternehmen befragt. Während der drei Phasen wurde kontinuierlich ein Literaturstudium bzw. Desk Research betrieben. Dabei wurden relevante Erkenntnisse aus den Forschungsfeldern der Marketingund Strategieimplementierung erarbeitet. Hierbei wurden auch Analogien genutzt. Ergänzend wurden weitere erforderliche theoretische Grundlagen erarbeitet, insbesondere aus den Forschungsgebieten E-Business, Distributionsmanagement, Dienstleistungs-management und des Kundenbeziehungsmanagement bzw. Customer Relationship Management (CRM). 1.6. Aufbau der Arbeit Die Dissertation gliedert sich in insgesamt fünf Kapitel (vgl. Abbildung 3). Kapitel 1: Problemstellung, Begriffsklärung, Stand der Forschung, Bezugsrahmen, Forschungsziele, Forschungsmethodik, Aufbau der Arbeit Kapitel 2: Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen Kapitel 3: Situative Problemanalyse und situatives Management der Implementierung des Kanals Internet Kapitel 4: Problemanalyse und Gestaltungsempfehlungen für das Management der Implementierung des Kanals Internet Kapitel 5: Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf Abbildung 3: Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung) Im ersten Kapitel wurde die Problemstellung herausgearbeitet, die relevanten Begriffe geklärt bzw. definiert, der Stand der Forschung aufgezeigt, die Forschungslücke dargestellt 122 Vgl. Anhang B und C. 29 und die Relevanz für Wissenschaft und Praxis herausgestellt. Des Weiteren wird der Bezugsrahmen aufgezeigt, die Forschungsfragen und Forschungsziele definiert, und das zur Erreichung der Forschungsziele erforderliche Vorgehen und die Forschungsmethodik geschildert. Der Aufbau der Arbeit schließt das erste Kapitel ab. Im zweiten Kapitel werden die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen gelegt. Neben den Bereichen des E-Business, Internet-Marketing und der E-Services, des Distributionsmanagement, des Customer Relationship Management umfasst das Kapitel die Darstellung zentraler und für die Problemstellung relevanter Erkenntnisse der Implementierungsforschung. Das darauf folgende dritte Kapitel widmet sich der situativen Problemanalyse und dem situativen Management der Implementierung des Kanals Internet. Hierzu wird zunächst eine Typologisierung der untersuchten Fälle vorgenommen. Im Folgenden wird das Framework der Implementierung des Kanals Internet vorgestellt, das der Forschung als Grundlage dient. Daran anschließend wird das situative Management der Implementierung der identifizierten Internetkanaltypen dargestellt. Hierfür werden jeweils die zentralen Charakteristika und die Anforderungen an den jeweiligen Internetkanaltypus dargestellt. Hierauf folgt die Analyse der zentralen Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und Implementierungsbarrieren. Daran schließt sich das typenspezifische Implementierungsmanagement an. Im vierten Kapitel wird das Framework der Implementierung des Kanals Internet anhand der Erkenntnisse der Analyse der identifizierten Internetkanaltypen (Kapitel drei) erweitert. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie dieses generelle Analyseframework dazu genutzt wird, um Implementierungslücken und –barrieren zu identifizieren. Hierfür wird ein detailliertes Vorgehensmodell entwickelt. Dabei wird sowohl aufgezeigt, wie typenübergreifend bei der Analyse vorzugehen ist, als auch welche typenspezifischen Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Kapitel fünf dient der Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse dieser Arbeit und liefert darüber hinaus einen Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf. 30 2. Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen 2.1. Nutzung des Internet in Unternehmen 2.1.1. Überblick Das Forschungsfeld des Implementierungsmanagement stellt den Kern der Forschungsbemühungen dieser Arbeit dar. Bevor auf relevante Grundlagen des Implementierungsmanagement eingegangen wird, ist zunächst zu erklären, wie das Internet von Unternehmen genutzt wird. Hierfür wird auf das Konzept der Wertkette von Porter zurückgegriffen, mit dem eine systematische Abgrenzung der verschiedenen Nutzungsarten des Internet hinsichtlich der Reichweite der Unterstützung der Primäraktivitäten der Wertkette vorgenommen wird. Eingangslogistik Leistungserstellung Marketing Vertrieb, Logistik Kundendienst E-Commerce/Absatzkanal (E-)CRM E-Services Internet-Marketing, Kommunikationskanal E-Business Abbildung 4: Einordnung relevanter Begriffe in die Systematik der Primäraktivitäten der Wertkette von Porter (Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Porter 2000, S. 63f.) Am wenigsten weitreichend ist die Nutzung des Internet zu Zwecken des InternetMarketings bzw. als Kommunikationskanal. Sie betrifft ausschließlich die Marketingfunktion eines Unternehmens (Kap. 2.2.). Im Rahmen der Nutzung des Internet als Absatzkanal bzw. zu Zwecken des E-Commerce ist über die Marketingfunktion eines Unternehmens hinaus auch seine Vertriebs- und Logistikfunktion betroffen (Kap. 2.3.). Eine Nutzung des Internet im Rahmen des (E-)CRM umfasst und integriert die Unternehmensfunktionen Marketing, Vertrieb/Logistik und Kundendienst (Kap. 2.4.). Am weitesten reicht schließlich die 31 Nutzung des Internet im Rahmen des E-Business, womit sämtliche Primäraktivitäten im Unternehmen unterstützt werden (Kap. 2.5.). E-Services betreffen alle Nutzungsarten des Internet, da sämtliche internetbezogenen Aktivitäten als elektronische Dienstleistungen bzw. Services123 (E-Services) gegenüber dem Kunden zu verstehen sind (Kap. 2.6.).124 Um die unterschiedlichen Funktionen des Internet und der darauf angebotenen E-Services sowohl für Anbieter als auch für Nachfrager detaillierter zu systematisieren, bedient man sich des Konzepts des Buying Cycle (vgl. Abbildung 5). Hierbei werden typische Prozesse der Kunden im Verlauf des Kaufprozesses identifiziert und systematisiert. Wiederkaufphase Suchphase Kunde Nutzungsphase Abbildung 5: Kaufphase Der Buying Cycle (Quelle: Tomczak/Dittrich 1997, S. 9) Die Suchphase ist durch die Suche des Kunden nach Informationen geprägt, die ihm dabei helfen, ein spezifisches Problem zu lösen oder ein Bedürfnis zu befriedigen. Er sucht dabei insbesondere nach näheren Angaben zu Produkteigenschaften und Qualitätsmerkmalen, vergleicht unterschiedliche Produkte und bewertet die Leistungen verschiedener Anbieter. In dieser Phase können über die Web-Site eines Unternehmens umfangreiche Informationen 123 124 Der Begriff „Dienstleistung“ und der anglo-amerikanische Begriff „Service“ werden in dieser Arbeit synonym verwendet. Schögel/Jazbec 2004, S. 2. 32 zu Produkten und deren Merkmalen geboten werden. Außerdem kann mittels InternetMarketing – insbesondere in Form von Banner-Werbung oder redaktionellen Beiträgen auf anderen Web-Sites – die Aufmerksamkeit auf das eigene Angebot gelenkt werden.125 Die Kaufphase umfasst alle Aktivitäten des Kunden, die mit dem Erwerb einer Leistung verbunden sind. Diese reichen von der Festlegung der zu kaufenden Leistung(en), der Preise, über die Vereinbarung der Lieferkonditionen bis hin zum eigentlichen Bestell- und Bezahlvorgang. Hier kann die Web-Site im Rahmen eines E-Commerce-Angebots einen E-Shop bieten, wo sämtliche Funktionen im Zusammenhang mit dem Kauf online angeboten werden. Die Nutzungsphase umfasst den Zeitraum vom Empfang der Leistungen durch den Kunden bis hin zum Ende des Gebrauchs. In diesen Bereich fallen somit alle Formen von After Sales Services, wie beispielsweise Informationen zur Nutzung von Produkten und zur Behebung von Störungen. Hier sind aber auch weitere Funktionen möglich. Dies betrifft beispielsweise die Verwaltung persönlicher Daten (Adressinformationen, Merkmale) bis hin zur Einsicht von Nutzungsdaten bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen, z.B. der online Verwaltung eines Telefonanschlusses und der monatlichen Telefonrechnungen.126 Schließlich beinhaltet die Wiederkaufphase alle Aktivitäten des Kunden, um neue oder ergänzende Leistungen zu erwerben. Hier sind somit wie in der Suchphase auch wieder Informationen zu Produkten und Dienstleistungen gefragt. Ergänzend zu standardisierten Informationen bietet sich hier prinzipiell die Möglichkeit, auch auf Basis von Informationen über Kunden und ihre bisher gekauften Produkte interindividuell differierende Informationen über weitere bzw. ergänzende Produkte (Cross- bzw. Up-Selling) zu bieten.127 Kunden- und Anbieterprozesse im Verlauf des Buying Cycle können noch detaillierter mittels des Konzepts des Blueprints visualisiert und analysiert werden, welches das Konzept des Buying Cylce integriert und weitere Analyse- und Gestaltungsmöglichkeiten bietet.128 Die horizontale Achse spiegelt i.d.R. die Chronologie der Aktivitäten bzw. Service-Prozesse wider, während die vertikale Achse unterschiedliche Ebenen bzw. Bereiche von Aktivitäten trennt. Hier unterschiedet man eine Kunden- und eine Unternehmensebene, die durch die 125 126 127 128 Vgl. Kap. 2.1.2. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Schögel et al. 2002, S. 47. Vgl. zur detaillierten Darstellung des Konzepts des Blueprint Shostack 1984; Zeithaml/Bitner 2000, S. 206. Vgl. zu einer detaillierteren Darstellung weiterer Ebenen und Bestandteile des Blueprint auf Seiten des Unternehmens Fließ/Kleinaltenkamp 2002, S. 7ff. 33 „line of interaction“ getrennt werden (vgl. Abbildung 6).129 Je nach Bedarf können entweder Kundenprozesse genauer analysiert werden – wobei der Fokus auf Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden zu legen ist – oder interne Prozesse Gegenstand der Analyse sein. Bei letzterem interessiert i.d.R. die Optimierung interner Prozesse.130 Kunde Phasen des Buying Cycle Suchphase Kaufphase Nutzungsphase Wiederkaufphase Kundenbedürfnisse im Buying Cycle Informationen über Produktmerkmale, -konfiguationen Preis- und Konditionenvereinbarung, bequeme und sichere Bezahlung Zusatzinformationen zur Nutzung, Problembeseitigung Informationen über Zusatz- oder ErsatzProdukte Kundenprozesse Informationssuche Bestellung, Bezahlung Informationssuche, Problembeseitigung Informationssuche Anbieterprozesse Informationsdarbietung, Kundenberatung Finanzierung Lieferung, Kundenberatung, Problemlösung Informationsdarbietung, Kundenberatung E-Services Informationsservices, Produktpräsentationen, Newsletter Produktkonfigurator, Virtueller Verkäufer, E-Shop, Händlersuche FAQ, Problemdiagnose, Kundenkonto, Beschwerdeservice (personalisierter) Newsletter Cross- oder UpSelling-Angebote Unternehmen "line of interaction" Back-End-Prozesse und Anwendungen Abbildung 6: Blueprint von Anbieter- und Kundenprozessen (Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Bitner et al. 2002, S. 98ff.; Blaho et al. 1998, S. 82; Tomczak/Dittrich 1997, S. 9) Somit unterstützt der Kanal Internet aus Unternehmenssicht verschiedene Funktionen bzw. (Kern-)Aufgaben im Marketing. Die Such- und Kaufphase sind somit primär der Kernaufgabe der Kundenakquisition zuzurechnen – mit der Möglichkeit des online Kaufs eines Produkts bzw. einer Dienstleistung. Die Nutzungs- und Wiederkaufphase hingegen dienen primär der Unterstützung der Kernaufgabe der Kundenbindung.131 129 130 131 Vgl. zu Details und weitergehenden Ausführungen Fließ/Kleinaltenkamp 2002, S. 3f. Vgl. zu diversen Weiterentwicklungen des Konzepts Kleinaltenkamp 2000b, S. 5ff. Kleinaltenkamp 2000b, S. 16ff. Tomczak/Reinecke 1999; Tomczak/Reinecke 1998a; Tomczak/Reinecke 1998b; Tomczak/Reinecke 1996. 34 2.1.2. Nutzung im Marketing: Kommunikationskanal und Internet-Marketing Wie bereits in der Begriffsklärung in Kap. 1.2 verdeutlicht wurde, nutzen Unternehmen der sogenannten „Old Economy“ das Internet primär als Kommunikations- bzw. als Absatzkanal. Wenn ausschließlich Informationsströme fließen, spricht man von einem Kommunikationskanal.132 Hierbei sind in Abhängigkeit von der Kontaktinitiierung zwei Fälle von kommunikativen Aktivitäten zu unterscheiden, die Inbound und die Outbound Kommunikation. Bei der Inbound Kommunikation geht die Initiative zur Kontaktaufnahme vom Interessenten bzw. Kunden aus. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Kunden die Web-Site eines Unternehmens aufrufen, um Information über das Unternehmen und seine Leistungen zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit der Inbound Kommunikation besteht darin, dass Kunden Unternehmen per E-Mail kontaktieren, beispielsweise um Antworten auf weitergehende Fragen zu bekommen oder einen Termin mit einem persönlichen Berater zu vereinbaren. Bei der Outbound Kommunikation133 hingegen initiiert das Unternehmen einen (potenziellen) Kontakt. In diesem Zusammenhang spricht man vom Internet-Marketing, bzw. synonym auch vom Online- bzw. E-Marketing.134 Unter dem Begriff Internet-Marketing versteht man die systematische Nutzung der Internet-Dienste (z.B. E-Mail, Web) für die Zwecke des Marketings.135 Das Internet-Marketing verfolgt somit primär das Ziel, die Anbahnung von Transaktionen zu unterstützen. Internet-Marketing umfasst aber auch unternehmerische Aktivitäten im Internet, die nicht unmittelbar auf die Unterstützung von Markttrans- 132 133 134 135 Weinhold-Stünzi 1999, S. 344; Angelides 1997, S. 408. Vgl. zu Details Thieme/Steffen 2000, S. 40f. Fritz 2001; Gräf 1999; Albers et al. 1998; Bruhn 1997; Alpar 1996; Hünerberg et al. 1996. Hierbei wird untersucht, wie das Internet als Instrument des Marketing-Management genutzt werden kann (Fritz 2001) bzw. wie es in Teilbereichen des Marketing-Management eingesetzt werden kann (z.B. in der Kommunikationspolitik, vgl. Bruhn 1997). Weitgehend synonym zum Begriff des Internet-Marketings wird auch der Ausdruck interaktives Marketing bzw. Multimedia-Marketing verwendet (Weiber 2001, S. 675; Link 1998, S. 7). Fritz versteht den Begriff des InternetMarketing jedoch als Teilbereich des Online Marketing, das er als Marketing mittels kommerzieller Online-Dienste (AOL, T-Online) versteht (Fritz 2001, S. 22). Fritz 2001, S. 22. 35 aktionen ausgerichtet sind, z.B. im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (PR) oder des Sponsoring.136 2.1.3. Nutzung in Marketing und Vertrieb: Absatzkanal und E-Commerce Das Internet wird von Unternehmen dann als Absatzkanal137 genutzt, wenn zusätzlich zu Informationsströmen auch Güter- und Geldströme über das Internet fließen bzw. deren Fluss durch das Internet initiiert wird.138 In diesem Zusammenhang spricht man auch von ECommerce und bezeichnet damit die Vermarktung von Unternehmensleistungen mithilfe eines umfassenden Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Hierbei steht somit der Transaktionsprozess – der Austausch von Gütern und Dienstleistungen gegen Geld über elektronische Netze, insbesondere das Internet – und dessen Unterstützung im Vordergrund.139 Jeder „Strom“ des Absatzkanals bzw. im E-Commerce stellt eine Funktion innerhalb einer Wertkette140 dar, die von verschiedenen Akteuren bzw. Institutionen erbracht wird. Letztere konstituieren somit ein Distributionssystem.141 Die Aufgabe der Distribution besteht in der Sicherstellung der Verfügbarkeit der Leistungen eines Unternehmens für die Endkunden. Ziel des Distributionsmanagements ist es somit, die Präsenz der Unternehmensleistungen am Markt zu gewährleisten. Hierbei stellen die Absatzkanäle das zentrale Handlungsfeld dar, deren Gestaltung und Steuerung im Mittelpunkt des Distributionsmanagement steht.142 Durch das Angebot des direkten Absatzkanals Internet übernehmen Unternehmen letztlich 136 137 138 139 140 141 142 Fritz 2001, S. 22. In der Literatur werden auch häufig die synonymen Begriffe „Absatzkanal“ (Kuhlmann 2001, S. 48), „Distributionskanal“ (Weinhold-Stünzi 1999, S. 335; Specht 1998, S. 14) und „Marketing Channel“ (Coughlan et al. 2001, S. 1f.) verwendet. Weinhold-Stünzi 1999, S. 344. Wirtz 2001, S. 40; vgl. a. Schögel et al. 2002, S. 22f.;. Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang auch von E-Commerce in engerem Sinn (Meffert 2000a, S. 917; Fritz 2001, S. 23). Porter 2001, S. 63f.; vgl. a. Day 1990, S. 221. Coughlan et al. 2001, S. 2f., 10; Rosenbloom 1999, S. 9. Ahlert 1992, S. 20. 36 die Vermarktung und Distribution ihrer Leistungen und somit wertschöpfende Prozesse innerhalb des distributiven Wertschöpfungssystems.143 Um den Anforderungen eines aktiven, systematischen und differenzierten Kunden(beziehungs-)managements gerecht zu werden, ist die Ausgestaltung und Abstimmung der einzelnen Absatzkanäle innerhalb des gesamten Absatzkanalsystems von zentraler Bedeutung.144 Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Kommunikations- bzw. Absatzkanal Internet die bestehenden Kanäle ergänzt und nicht ersetzt.145 Dies wird durch das Verhalten der Kunden bestätigt, die situations- und verhaltensspezifisch unterschiedliche Kanäle nutzen, um ihre Informations- oder Kaufbedürfnisse zu befriedigen. Reichheld/Schefter sind sogar der Meinung, dass eine Separationsstrategie langfristig die Kundentreue untergräbt, da Kunden nicht primär zwischen (bestimmten) Kanälen differenzieren, sondern alle Kanäle insgesamt zu ihren Erfahrungen mit einem Unternehmen beitragen.146 Die Integration der Absatz- und Kommunikationskanäle bringt eine Abstimmung der Kanäle auf strategischer, prozessualer und informationstechnischer Ebene mit sich.147 Auf der strategischen Ebene ist zu berücksichtigen, dass mit zunehmender Anzahl der verfügbaren Kanäle die Komplexität des gesamten Absatz- und Kommunikationskanalsystems steigt, was die Führung und Koordination dieses Systems erschwert.148 Dies erfordert meist eine funktionale und auf Kundendaten bezogene Neuabstimmung der verschiedenen Kanäle, um ein stimmiges Multi-Channel-System in Hinsicht auf dessen Effektivität und Effizienz aufzubauen. Es zeigt sich, dass Unternehmen häufig mit Multi-Channel-Konzepten überfordert sind. Die zentralen Herausforderungen stellen einerseits die kundenorientierte Gestal- 143 144 145 146 147 148 Wirtz 2000, S. 46. Man spricht von Disintermediation, wenn Zwischenstufen in der Wertschöpfung (z.B. Großhandel, Einzelhandel) eliminiert werden, um die Wertschöpfung eines Anbieters zu optimieren, dadurch die Kosten der Distribution zu reduzieren und einzelne wertschöpfende Aktivitäten im Distributionssystem verstärkt koordinieren und kontrollieren zu können (Whinston et al. 1997, S. 373f.). Vgl. Rapp 2000, S. 179. Porter 2001, S. 63f.; Gulati/Garino 2000, S. 107ff. Reichheld/Schefter 2001, S. 79f. Link/Gerth 2001, S. 315f. Schögel 1997, S. 101ff. 37 tung und andererseits die Optimierung der eingesetzten Kanäle und Medien dar, mit dem Ziel, beschränkte Ressourcen optimal einzusetzen.149 Eines der zentralen Ziele des Auf- und Ausbaus des Kanals Internet besteht in der Effizienzsteigerung des gesamten Kanalsystems. Hierbei ist zunächst zu berücksichtigen, dass der Aufbau und Betrieb eines neuen Kanals Kosten verursacht.150 Um Effizienzsteigerungen realisieren zu können, ist eine Neu- bzw. Umverteilung von Aufgaben erforderlich. Hinsichtlich der Phasen des Buying Cycle soll eine abgestimmte und differenzierte Aufgabenverteilung erreicht werden.151 Aus Effizienzgründen heraus sollten die mit den einzelnen Kanälen verbundenen Kosten mit dem (erwarteten) Potenzial des einzelnen Kunden abgeglichen werden, und die Kunden in Bezug auf ihre Kanalwahl dementsprechend gesteuert werden.152 Da das Internet i.d.R. hinsichtlich der operativen Kosten den effizientesten Kommunikations- und Absatzkanal darstellt153, lassen sich Effizienzsteigerungen insbesondere dann erzielen, wenn ein Teil der bisher über andere Kanäle durch die Kunden getätigten Interaktionen bzw. Transaktionen über den Kanal Internet abgewickelt wird. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine zu restriktive (Inbound-)Kanalsteuerung auch zu Irritationen und Frustration bei den Kunden führen kann, wie das Beispiel der Deutschen Bank 24 belegt, wo Kunden eines bestimmten Tarifmodells nur das Internet als Kontaktkanal angeboten wurde.154 Auf der prozessualen Ebene ist eine Abstimmung sämtlicher Kanäle auf Kundenprozesse über verschiedene Phasen des Buying Cycle hinweg anzustreben.155 Die Kunden sollen das Unternehmen über verschiedene Absatzkanäle hinweg konsistent wahrnehmen.156 Um die Kanäle auf Kunden auszurichten, können diese im folgenden Kreuzungsraster den Phasen des Buying Cylce zugeordnet werden. Somit lassen sich Schwerpunkte bestimmen und ziel- 149 150 151 152 153 154 155 156 Gronover/Riempp 2001b, S. 26. Gerth 1999, S. 269f. Schögel 1997, S. 196ff.; Schwartz 1995, S. 2; Töpfer/Greff 1993, S. 194. Link/Gerth 2001, S. 316. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet. Link/Gerth 2001, S. 316. Bach et al. 2000, S. 130. Gronover/Riempp 2001b, S. 25. 38 gerichtet Aufgaben im Mehrkanalsystem verteilen. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Schwerpunkte insbesondere in Abhängigkeit von der Branche, der verfolgten Marketingstrategie und den Ansprüchen und dem Problemlösungsbedarf einzelner Kundensegmente ergeben.157 Des Weiteren können somit Dysfunktionalitäten, Doppelspurigkeiten etc. vermieden werden.158 Suchphase Kaufphase Nutzungsphase Wiederkaufphase Kanäle Handel Shops Internet Aussendienst Call Center Abbildung 7: Kreuzungsraster der Aufgabenverteilung in Mehrkanalsystemen (in Anlehnung an Tomczak/Dittrich 1997, S. 9 und Moriarty/Moran 1991, S. 101) Auf der informationstechnischen Ebene ist im Hinblick auf ein abgestimmtes Mehrkanalsystem die Integration von Informationen und Informationssystemen von zentraler Bedeutung. Zusätzliche Kanäle führen oft zu einer Intensivierung der Kommunikation, ohne dass Inhalte und Ergebnisse von Interaktions- oder Transaktionsprozessen abgeglichen werden. Somit ist es sinnvoll, dass alle Kanäle auf relevante Informationen zurückgreifen können.159 2.1.4. Nutzung in Marketing, Vertrieb und Kundenservice: E-CRM Eine Nutzung des Internet im Rahmen des (E-)CRM umfasst und integriert die Unternehmensfunktionen Marketing, Vertrieb/Logistik und Kundendienst und umfasst damit ideal- 157 158 159 Belz et al. 1996, S. 153f. Schögel 1997, S. 196ff.; Moriarty/Moran 1991, S. 101. Day 2000b, S. 7. Hierbei unterscheidet man zwischen den sich gegenseitig bedingenden und in einer engen Beziehung zueinander stehenden Elementen des operativen, analytischen und kollaborativen CRM. Vgl. hierzu die Ausführungen am Schluss des Kapitels 2.1.4. 39 erweise die Unterstützung des gesamten Buying Cycle des Kunden.160 Bevor auf die Nutzung des Internet im Rahmen des (E-)CRM eingegangen wird, ist zunächst der Begriff des CRM zu definieren und zu charakterisieren. Hierfür werden im weiteren Verlauf des Kapitels die Prinzipien und Perspektiven des CRM aufgezeigt. In der Marketingwissenschaft und der Unternehmenspraxis gewinnt der Theorieansatz des Relationship Marketing161 unter dem vermeintlich neuen Begriff des Customer Relationship Management162 (CRM) seit Ende der Neunziger Jahre wieder zunehmend an Bedeutung.163 Unter dem Begriff CRM rückt die aktive, systematische und differenzierte Steuerung von Kundenbeziehungen in den Fokus.164 Neu am CRM ist somit „[..] eine professionelle Gestaltung und die Integration sämtlicher kundenbezogener Aktivitäten in einem komplexen Unternehmensumfeld mit einer Vielzahl von Kunden und Kundengruppen, mannigfaltigen Leistungen und verschiedenen Kanälen und Kommunikationsinstrumenten.“165 Aus einer strategisch-konzeptionellen Sicht umfasst das CRM sämtliche Maßnahmen der Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle, die der Initiierung, Stabilisierung, Intensivierung und Wiederaufnahme von Geschäftsbeziehungen zu den Anspruchsgruppen des Unternehmens – insbesondere zu den Kunden – mit dem Ziel des gegenseitigen Nutzens die- 160 161 162 163 164 165 Vgl. Kap. 2.1.1. Relationship Marketing wird zu Deutsch als Beziehungsmarketing bezeichnet. Vertreter des Relationship Marketing sind insbesondere Hennig-Thurau/Hansen 2000; Peck et al. 1999; Diller 1998; Bruhn/Bunge 1996; Kleinaltenkamp 1996; Payne 1995; Grönroos 1994, Gummesson 1994; Berry 1983. Relationship Marketing und CRM stellen jedoch keine Neudefinition des Marketinggedankens dar (Tomczak 1996, S. 195). Der Begriff „CRM“ ist als neue Bezeichnung für ein altes Phänomen zu verstehen (Gummesson 1998, S. 10; Gummesson 1994, S. 18; Bruhn/Bunge 1996, S. 173). Beide Begriffe werden weitgehend synonym verwendet (Hildebrand 2000; Rapp 2000). Meffert 1999, S. 23. In diesem Zusammenhang wird häufig von einem „Paradigmenwechsel“ im Marketing gesprochen (Sheth/Parvatiyar 2000; Brodie et al. 1997; Grönroos 1994; Kotler 1992). Von einem „Paradigmenwechsel“ ist dann zu sprechen, wenn „sich innerhalb einer Wissenschaft ein grundlegender Erklärungsumbruch einstellt, der ein neuartiges wissenschaftliches Grundverständnis zutage fördert“ (Backhaus 1997, S. 30). Backhaus sieht jedoch im Fall des CRM die zwei notwendigen Bedingungen für einen Paradigmenwechsel, den umfassenden Erklärungsgehalt und den Neuigkeitsgehalt, nicht erfüllt (Vgl. Backhaus 1997, S. 31ff.). Grönroos 2001; Diller 1995, S. 444; Grönroos 1994. Belz 2002, S. 49. 40 nen.166 Aus einer organisationalen Sichtweise heraus wird CRM als ein unternehmensweit integrierendes Führungs- und Organisationsprinzip verstanden, das mittels geeigneter Maßnahmen auf eine verbesserte Kundenorientierung des Unternehmens und erhöhte Kundenzufriedenheit zielt.167 CRM ist somit zu verstehen als „[..] a cross-functional process for achieving a continuing dialogue with customers, across all their contact and access points, with personalized treatment of the most valuable customers, to increase customer retention and the effectiveness of marketing initiatives.”168 Dies umfasst die Initiierung langfristig profitabler Kundenbeziehungen (Akquisition), deren Aufrechterhaltung (Retention), der Intensivierung im Zeitablauf (Entwicklung bzw. Penetration)169, der Rückgewinnung verlorener Kunden170 sowie einer ggfs. notwendigen Beendigung von Kundenbeziehungen.171 In Bezug auf die Nutzung des Kanals Internet im Rahmen des CRM spricht man auch vom Electronic Customer Relationship Management (E-CRM).172 Dabei ist insbesondere auf die Rolle des Internet und weiterer Informationstechnologie als Enabler173 des CRM abzustellen.174 Von der Informationstechnologie und dem Internet erhofft man sich, die Ziele des Relationship Marketing nicht nur wirksamer (Effektivität), sondern insbesondere wirtschaftlicher (Effizienz) erreichen zu können.175 Auf Basis von CRM-Technologien, die eine möglichst hohe Automatisierung der Prozesse der Datensammlung und -analyse ermöglichen sollen, können Kunden aufgrund der kostengünstigen Distribution per Internet effizient mit 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 Diller 2001c, S. 163ff.; Bruhn 2001, S. 9; Diller 1998; Berry 1983, S. 25. Das Beziehungsmarketing ist dem Beziehungsmanagement zuzuordnen, und zwar als vertikales Beziehungsmanagement, das auf den (End-)Kunden zielt (Diller 2001b, S. 162). Kuß/Tomczak 2004a, S. 141. Day/Van den Bulte 2002, S. 5; vgl. a. Strauß 2001, S. 249ff. Berry 1983, S. 25. Stauss 2000b. Hentschel 1991, S. 25; Finsterwalder 2000. Schögel/Schmidt 2002, S. 42f.; Coffee 2001, S. 44; Fairhurst 2001; Eggert 2001, S. 89. Hagel et al. 1996, S. 67. Wright et al. 2002, S. 341; Fairhurst 2001, S. 138; von Frielitz et al. 2000, S. 4. Link 2001a, S. 3. Unter Effektivität versteht man im Allgemeinen die zielorientierte Wirksamkeit („to do the right things“) in Bezug auf quantitäts-, qualitäts- und zeitbezogene Aspekte. Der Begriff der Effizienz zielt hingegen auf die ressourcenorientierte Wirksamkeit („to do the things right“) des eingesetzten Personals, der Anlagen, des Materials und der Energie (Hopfenbeck 1996, S. 646). 41 individualisierten Informationen versorgt werden.176 Man erhofft sich insbesondere beim Vorliegen einer hohen Anzahl an Kunden – wie das insbesondere in Konsumgütermärkten der Fall ist – auf Basis des Kanals Internet die erstmalige Ermöglichung einer gezielten individuellen Bearbeitung einer umfangreichen Zahl von Kunden.177 Diller überprüft das Internet auf seine Tauglichkeit im Hinblick auf die Prinzipien des CRM und kommt zu dem Schluss, dass das Internet in Bezug auf gewisse Aspekte herausragende Potenziale für ein erfolgreiches Beziehungsmarketing besitzt.178 Das Internet ermöglicht die Sammlung von Kundeninformationen. Neben den Inhalten von Web-Sites kann auch die Präsentation der Inhalte individualisiert werden.179 Aufgrund der Möglichkeit zur multimedialen Präsentation können Kunden im Rahmen von Online-Marketing-Aktivitäten stärker aktiviert werden.180 Schließlich ist die Integration des Kunden in Prozesse der Leistungserstellung und damit die Externalisierung von Serviceleistungen von zentraler Bedeutung, so dass der Aufwand der Kundenbetreuung mittels E-Self-Services von Unternehmen teilweise an Kunden übertragen werden kann.181 Inwieweit das Internet im Rahmen eines CRM-Konzepts sinnvoll genutzt werden kann ist jedoch umstritten. Hierbei ist zunächst festzustellen, dass analog zur Anwendung des CRM im Allgemeinen auch die Nutzung des Kanals Internet im Rahmen des CRM nicht in allen Produktmärkten bzw. Branchen ökonomisch sinnvoll ist.182 Des Weiteren wird angeführt, dass E-CRM Maßnahmen und der zugrunde liegende Ansatz des Database Marketing183 den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können und deswegen nur eine begrenzte Rolle 176 177 178 179 180 181 182 183 Eggert/Fassott 2001, S. 7. Diller 2001e, S. 83; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Diller 2001e, S. 73ff.; vgl. hierzu auch Hildebrand 2000, S. 82; Weiber/Kollmann 1997, S. 548ff. Englbrecht et al. 2002, S. 288. Diller 2001e, S. 80. Diller 2001e, S. 81f. Diller 2001e, S. 83. Es ist festzuhalten, dass bislang keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse darüber existieren, unter welchen Bedingungen die Entscheidung für Relationship Marketing bzw. Transaktionsmarketing ökonomisch sinnvoll ist. Um relevante Aspekte herauszuarbeiten, ist somit insbesondere auf praxisorientierte Literatur zurückzugreifen. Vgl. hierzu insbesondere Day 2000b, S. 18; Peppers et al. 1999, S. 156ff; Meffert 1999, S. 25; Brodie et al. 1997, S. 400; Tomczak 1996, S. 196. Link 2001c; Link/Hildebrand 1993. 42 beim Auf- und Ausbau von Kundenbindung und Kundenbeziehungen spielen können.184 Daran sind die Auffassungen zweier gegensätzlicher „Lager“ zu erkennen: Während manche Personen die einzigartigen Möglichkeiten des Internet für bessere und intensivere Kundenbeziehungen betonen, wird das Internet von anderen tendenziell eher als Bedrohung für erfolgreiche Kundenbeziehungen angesehen.185 Prinzipien des CRM Beim CRM rücken mehrwertstiftende und kollaborative Austauschprozesse zwischen Kunde und Unternehmen in den Vordergrund (vgl. Abbildung 8). Dies wird im Folgenden anhand der Prinzipien Information, Individualisierung, Investition, Interaktion, Integration gezeigt, mittels derer CRM vom konventionellen, transaktionalen (Massen-) Marketing abzugrenzen ist.186 Transaktionales Marketing Transaktionale Austauschprozesse Anonyme, Automatisierte Interaktionen Abbildung 8: Relationship Marketing Mehrwertstiftende Austauschprozesse Kollaborative Austauschprozesse Lückenlose Zusammenarbeit und Integration von Kunden und Partnern Das Spektrum von Austauschprozessen (Quelle: In Anlehnung an Day 2000a, S. 25) CRM basiert auf Informationen über einzelne Kunden. Um diese im Marketing zu nutzen, müssen sie umfassend, korrekt und aktuell sein.187 184 185 186 187 Diller 2001e, S. 71; Pels et al. 2000, S. 16ff. Vgl. zum Unterschied von Kundenbindung und Kundenbeziehung Eggert 2001. Fassott 2001, S. 133. Diller 2001e, S. 73ff.; Diller 1995, S. 443ff. Diller 2001e, S. 73. 43 Das Ziel ist es, auch im Konsumgütermarketing, wo die Grundidee des Relationship Marketing noch nicht so stark verbreitet ist wie im Investitionsgüter- und Dienstleistungsmarketing, individualisiertes188 Marketing, welches auch als One-to-One-Marketing bezeichnet wird, zu betreiben.189 Unter One-to-One-Marketing sind sämtliche Marketing-Maßnahmen zu verstehen, die auf die Befriedigung der spezifischen Bedürfnisse einzelner Kunden abzielen.190 Dies umfasst eine Anpassung aller Instrumente des Marketing-Mix an spezifische Bedürfnisse des Kunden – sofern dies ökonomisch vertretbar ist.191 Letztlich stellt sich die Frage der Relation von Aufwand und Nutzen der Individualisierung. Dies erfordert eine Orientierung am Kundenwert.192 Ein zentrales Charakteristikum des CRM stellt die verstärkte interaktions- und prozessbezogene Grundhaltung dar.193 Anbieter und Kunde stehen hierbei in wechselseitigen (reziproken) Austauschprozessen zueinander. Neben dem Austausch von Gütern gegen Geld gewinnt insbesondere der Austausch von Informationen an Bedeutung.194 Dies schlägt sich in einer stärkeren Dialogorientierung der Kommunikationspolitik (über Internet, Call-Center, Kundenclubs, Coupon-Werbung, Beschwerdemöglichkeiten etc.) nieder.195 Durch einen möglichst kontinuierlichen Dialog im Sinne einer „Learning Relationship“196 über diverse Kommunikationskanäle hinweg werden Informationen über Kunden gesammelt. Hierfür ist eine aktive Kommunikationsstrategie erforderlich, die den Kunden gezielt dazu auffordert, 188 189 190 191 192 193 194 195 196 „Individualisierung“ enthält als Überbegriff zwei Komponenten: Unter dem Begriff „Customization“ wird subsumiert, dass ein Kunde durch die Angabe seiner eigenen Präferenzen individualisierte Informationen erhält. Bei einer „Personalisierung“ hingegen äußert der Kunde nicht explizit seine Wünsche, sondern sie werden auf Basis von Informationen über seine bisherigen Präferenzen bzw. unter Hinzunahme von Informationen über Kunden mit ähnlichen Präferenzen ermittelt (Nunes/Kambil 2001, S. 32). Becker 2000; Becker 1996. Backhaus spricht von einer "Wiederentdeckung" des Relationship Marketing im Konsumgüterbereich (Backhaus 1997, S. 30). Vgl. zu Überschneidungen und zur Abgrenzung des Begriffs des „Direktmarketing“ zum Relationship Marketing bzw. CRM Belz 2002, Link 2001b und Belz 1997b. Tomczak/Brockdorff 2000; Becker 2000; Peppers/Rogers 1994. Diller 2001e, S. 75. Vgl. zu Details zur Bestimmung des Kundenwerts Rudolf-Sipötz/Tomczak 2001. Diller 2001e, S. 79; Diller/Kusterer 1988. Hildebrand 2000, S. 76. Diller 2001c, S. 165f.; Diller/Kusterer 1988, S. 211. Pels et al. gebrauchen in diesem Zusammenhang den Begriff des „Interaction Marketing“. Vgl. Pels et al. 2000, S. 15. Peppers et al. 1999, S. 151. 44 Bedürfnisse, Wünsche und Vorschläge zu äußern. Im Gegenzug ist ein offenes Informationsverhalten gegenüber dem Kunden angebracht.197 Die stärkere Kundenintegration (Customer Integration198) ermöglicht eine transaktionsübergreifende Integration des Kunden und dessen aktive Einbindung in Marketing-, Vertriebsund Planungsprozesse.199 Beispiele für die Integration des Kunden im Rahmen der Produktpolitik stellen die Vorwärtsintegration (z.B. durch die Schulung des Kunden) oder die Rückwärtsintegration (z.B. durch FuE-Kooperationen) dar.200 Im Rahmen von Serviceprozessen sind der Kunde und seine Informationen in den Prozess der Dienstleistungserstellung zu integrieren. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn der Kunde im Rahmen einer zunehmenden Externalisierung von Dienstleistungsprozessen mehr (Teil-)Leistungen selbst übernimmt.201 Perspektiven des CRM Man unterscheidet die in einer engen Beziehung zueinander stehenden Elemente des operativen, analytischen und kollaborativen CRM.202 Das operative CRM betrifft die informationstechnische Unterstützung sämtlicher Kundenmanagementprozesse des Front-End-Bereichs über sämtliche Kanäle und Medien hinweg mit Hard- und Software-Systemen im Back-End-Bereich. Auf der Ebene der Informationssysteme ist eine zentrale Kundendatenbank zu schaffen, die über Schnittstellen mit verschiedenen betriebswirtschaftlichen Basissystemen (ERP, CRM) verbunden ist.203 Dies ermöglicht erst einen individuellen Dialog mit einzelnen Kunden über verschiedene Kommunikationskanäle hinweg.204 197 198 199 200 201 202 203 204 Hildebrand 2000, S. 76. Vgl. zu Details insbesondere Kleinaltenkamp 1996; Fließ/Jacob 1996; Fließ 1996. Sheth/Parvatiyar 1995, S. 264. Kleinaltenkamp 2000; Kleinaltenkamp 1997. Vgl. Kap. 2.1.6.1. Frielitz et al. 2000, S. 22ff; Meta Group 1999; Vermeehren 2001, S. 26. Monse/Janusch 2003. Link/Gerth 2001, S. 317. 45 Das kollaborative CRM umfasst die Abstimmung zwischen verschiedenen Kanälen. Ziel ist es, Kunden mittels eines durchgängigen Prozesses zu unterstützen und ihnen über sämtliche Kanäle hinweg dieselben Kundeninformationen zu bieten. Im Rahmen des analytischen CRM werden die gesammelten Kunden- und Leistungsdaten ausgewertet und können so als Entscheidungsgrundlage zur Gestaltung weiterer Kundeninteraktionen dienen. 2.1.5. Nutzung des Internet über die gesamte Wertkette hinweg: E-Business Am weitreichendsten ist die Nutzung des Internet im Rahmen des E-Business, womit sämtliche Primäraktivitäten im Unternehmen unterstützt werden.205 Unter dem Begriff „E-Business“ sind sämtliche elektronisch gestützten Interaktions- und Transaktionsprozesse innerhalb einer Wertkette zu verstehen, an deren Gestaltung verschiedene Akteure (Lieferant, Produzent, Handel und Endkunde) beteiligt sind. Man kann E-Business somit auch „[…] als die Anbahnung sowie die teilweise respektive vollständige Unterstützung, Abwicklung und Aufrechterhaltung von Leistungsaustauschprozessen mittels elektronischer Netze“206 verstehen. Zentral für das E-Business ist die Integration von Markt- und Unternehmensprozessen und stellt daher „[...] die Gesamtheit der aufeinander abgestimmten Verfahrensweisen dar, die durch den Einsatz von neuen Technologien (insbesondere IuKTechnologien) eine ressourcensparende Integration von Geschäfts-, Kommunikations- und Transaktionsprozessen auf der Markt- und Unternehmensebene ermöglicht.“207 Dies verdeutlicht das dominierende Ziel der Ressourceneinsparung aller E-Business-Anwendungen durch Standardisierung und eine möglichst weitgehende Automatisierung von Geschäftsprozessen.208 Außerdem wird die Tragweite ersichtlich: E-Business bezieht idealerweise alle Arten von Austauschströmen209 mit diversen Marktpartnern mit ein.210 E-Business fun- 205 206 207 208 209 210 Vgl. Kap. 2.1.1. Wirtz 2001, S. 34. Weiber 2000, S. 11f. Lientz/Rea 2001, S. 10f. Weinhold-Stünzi (2002) unterscheidet im E-Business zwischen Informations-, Geld- und Leistungsströmen. Vgl. für eine Systematisierung der Akteure des E-Business Wirtz 2001, S. 34ff. Eine zentrale E-BusinessAnwendung stellt der elektronische Datenaustausch (Electronic Data Interchange, EDI) zwischen Unternehmen – 46 giert somit als Überbegriff für E-Commerce und E-Services, die jeweils Teilbereiche abdecken. 2.1.6. E-Services: Instrumente der Leistungserbringung im Internet Die Leistungserbringung auf Web-Sites von Unternehmen erfolgt im Wesentlichen mittels E-Services. Sämtliche internetbezogenen Aktivitäten sind als elektronische Dienstleistungen bzw. Services gegenüber dem Kunden zu verstehen.211 Bevor auf die zentralen Charakteristika von E-Services eingegangen wird, sind zunächst die wesentlichen Charakteristika von Dienstleistungen bzw. Services darzustellen, welche grundlegend für die Charakterisierung von E-Services sind. 2.1.6.1. Dienstleistung (Service): Begriff und Charakteristika Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Dienstleistung.212 Um Dienstleistungen zu charakterisieren, sind verschiedene Definitionsansätze möglich: Eine Definition kann anhand einer Aufzählung von Beispielen (enumerative Definition), durch eine Abgrenzung zu Sachgütern213 mittels einer Negativdefinition oder durch eine Herausarbeitung ihrer konstitutiven Merkmale erfolgen. Meist wird der letztgenannte Ansatz in der Literatur gewählt, weil insbesondere dadurch Implikationen für das Marketing abgeleitet werden können. Allgemeine konstitutive Merkmale von Dienstleistungen stellen ihre Immaterialität214, die 211 212 213 214 beispielweise zwischen Hersteller- und Handelsunternehmen – dar (Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 385; Specht 1998, S. 250f.). Schögel/Jazbec 2004, S. 2. Der Begriff Dienstleistung und der anglo-amerikanische Begriff „Service“ werden im Weiteren synonym verwendet. Dienstleistungen unterscheiden sich von Sachgütern durch ihre Immaterialität. Maleri 1997, S. 42. Genauer betrachtet können Prozeß und Ergebnis einer Dienstleistung immateriell sein, während die Wirkung und das Angebot der Leistungsfähigkeit (s.u.) immer immateriell sind (Meyer 1997, S. 183f.) Die Abgrenzung zu Sachgütern erfolgt meist in Bezug auf die Immaterialität von Dienstleistungen (Maleri 1997, S. 42). Genauer betrachtet können Prozess und Ergebnis einer Dienstleistung immateriell sein, während die Wirkung und das Angebot der Leistungsfähigkeit immer immateriell sind (Meyer 1986, S. 20f.). 47 Nichtlagerfähigkeit und Nichttransportfähigkeit, die Simultanität von Produktion und Konsumption („Uno-actu-Prinzip“), die Integration eines sogenannten externen Faktors (Mensch, Objekt etc., s.u.) in den Prozess der Leistungserstellung und die Individualität der Leistungen dar.215 Nach dem chronologischen Ablauf der Dienstleistungserstellung werden drei Phasen bzw. Dimensionen von Dienstleistungen unterschieden: Die Potential-, die Prozess- und die Ergebnis- bzw. Wirkungsdimension.216 Die Potentialdimension beschreibt die Dienstleistung als die Bereitstellung von Potenzial-, Verbrauchsfaktoren, Halb- und Fertigfabrikaten, wofür Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit erforderlich sind.217 Die Leistungsbereitschaft betrifft insbesondere Motivation, Einstellung und Verhalten und ist in Bezug auf zeitliche, räumliche, quantitative, qualitative und intensitätsmäßige Aspekte zu steuern.218 Die Leistungsfähigkeit unterteilt man in eine persönliche und eine maschinenbezogene Komponente, je nachdem ob eine Dienstleistung durch Menschen, automatisiert oder als Kombination aus beiden erbracht wird. Die persönliche Leistungsfähigkeit wird durch das Wissen und Können der Mitarbeiter determiniert.219 Die Prozessdimension220 beschreibt den eigentlichen Vorgang der Leistungserstellung, in den der externe Faktor integriert wird, an dem schlussendlich die Leistung zu erbringen ist. Den Kunden bezeichnet man somit auch als „Prosumer“, zusammengesetzt aus „Producer“ und „Consumer“.221 Die Integration des Kunden bedingt, dass bei der Leistungserfüllung durch den Anbieter neben den Fähigkeiten und dem Willen des Anbieters zur Leistungserstellung auch die Fähigkeiten und der Wille des Kunden zur Partizipation am Erstellungsprozess berücksichtigt werden müssen.222 Letzteres ist insbesondere dann von Bedeutung, 215 216 217 218 219 220 221 222 Corsten 1997, S. 34; Bruhn 2000, S. 23; Meffert/Bruhn 2000, S. 27ff. Meffert/Bruhn 2000, S. 30; Corsten 1997, S. 21ff.; Hilke 1989, S. 10ff. Kleinaltenkamp 1997, S. 351; vgl. a. Bühler 1999, S. 79. Meffert/Bruhn 2000, S. 50. Meffert/Bruhn 2000, S. 54f; Corsten 1997, S. 21ff. Ein Prozess beschreibt die spezifische Abfolge einzelner Aktivitäten. Prozesse stellen letztlich die Struktur dar, durch die ein Unternehmen für seine Kunden Nutzen stiftet: „A process should be designed to produce outputs that satisfy the requirement of the customer“ (Davenport 1993, S. 1f.). Stauss 1994, S. 21; Toffler 1980, S. 284. Pepels 1996, S. 16. 48 wenn der Kunde im Rahmen einer zunehmenden Externalisierung223 von Dienstleistungsprozessen mehr (Teil-)Leistungen selbst übernehmen soll.224 Hierbei stellt die Vermittlung der Prozessevidenz eine zentrale Aufgabe des Anbieters dar:225 Er muss dem Kunden den Prozessablauf der Leistungserstellung verständlich machen und ihm beibringen, sich im Sinne der beidseitigen Zielerreichung in den Prozess der Leistungserstellung zu integrieren.226 Konkret muss der Anbieter hierfür gewährleisten, dass die vom Kunden benötigten Informationen verständlich sind.227 Die Ergebnis- bzw. Wirkungsdimension beschreibt schließlich das Ergebnis des Erstellungsprozesses und die Wirkung, die am externen Faktor erzielt wird. Ziel der Dienstleistungserstellung ist die Stiftung eines Nutzens beim externen Faktor.228 Grundsätzlich kann dieser Nutzen durch die Schaffung, Erhaltung bzw. Wiederherstellung, oder die Vernichtung von Merkmalen und deren Ausprägungen bei Gütern oder Personen hergestellt werden.229 Des Weiteren soll noch auf zwei wichtige Aspekte eingegangen werden, und zwar auf die Unterscheidung von Primär- und Sekundärleistungen230 und auf die Abgrenzung des Begriffs der Dienstleistung zum Begriff Information. Primärdienstleistungen bilden den Kern einer Austauschbeziehung, während Sekundärdienstleistungen eine Sachleistung oder eine Primärdienstleistung ergänzen.231 223 224 225 226 227 228 229 230 231 Von einer Externalisierung der Dienstleistungserstellung spricht man dann, wenn der Anteil der Aktivitäten des Nachfragers im Verhältnis zur Gesamtheit der zu erbringenden Aktivitäten steigt (Meffert/Bruhn 2000, S. 292; vgl. a. Finsterwalder 2002, S. 146ff. und die dort genannten Quellen). Michel 1996. Fließ 2001, S. 68ff; Fließ 1996, S. 92ff. Kleinaltenkamp 2000a, S. 348; Isoniemi/Snellman 2000, S. 6. Fließ/Völker-Albert 2002, S. 270f. Meffert/Bruhn 2000, S. 27; Corsten 1990, S. 20. Corsten 1997, S. 23; Meyer 1986, S. 46f. Synonym ist auch von Kern- und Zusatzleistungen bzw. von Stand-Alone- und Value-Added-Services die Rede (Bruhn 2002, S. 15; Wirtz/Olderog 2002, S. 516ff; Meffert/Bruhn 2000, S. 289ff.). Corsten 1997, S. 34. Sekundärleistungen lassen sich hinsichtlich ihrer funktionalen „Nähe“ zum Kernprodukt bzw. zur primären Dienstleistung in obligatorische und fakultative ergänzende Dienstleistungen unterscheiden (Lovelock 2001, S. 232f.; Meffert/Bruhn 2000, S. 289; Lovelock et al. 1999, S. 126, 137ff, 299ff; Parasuraman et al. 1991, S. 42). 49 Unter dem Begriff „Information“ versteht man Daten, die zweckorientiert aufbereitet und in einen bestimmten Handlungskontext gesetzt wurden, so dass sie eine spezifische Bedeutung erlangen. Daten werden als erlebbare, wahrnehmbare Phänomene (Klänge, Zeichen, Bilder, Formen, etc.) definiert, die isolierte Bedeutungen ohne unmittelbare Zweckorientierung darstellen.232 Dienstleistungen werden von Informationen meist aufgrund ihres Verrichtungscharakters unterschieden, den Informationen im Gegensatz zu Dienstleistungen nicht aufweisen.233 Davon zu unterscheiden ist jedoch die Bearbeitung von Informationen. Die Bearbeitung (Sammlung, Auswahl, Veränderung und Darstellung) von Informationen zum Zweck ihrer Abgabe stellt einen (Verrichtungs-)Prozess dar und ist somit auch als Dienstleistung aufzufassen.234 2.1.6.2. E-Services: Begriff und Charakteristika Ein Blick in die Literatur zeigt, dass recht heterogene Auffassungen und Facetten des Begriffs E-Service vorzufinden sind. Mittels der folgenden Definitionsansätze werden die zentralen Charakteristika dieses Begriffs dargestellt. E-Services sind aus dem Englischen als elektronische Dienstleistungen zu übersetzen. Grönroos et al. streichen deren Bereitstellung über das Internet heraus.235 Hierzu müssen sie „[..] in Form von Binärdaten dargestellt, übertragen und verarbeitet werden können.“236. Ebenfalls auf die Bereitstellung über das Internet zielen ähnliche Begriffe wie „Cyberservice“237 und „Internet-Related Service“238. 232 233 234 235 236 237 Picot et al. 2003, S. 91. Informationen werden in der Literatur bislang nicht einheitlich definiert. Hohe Übereinstimmung herrscht hingegen hinsichtlich der hierarchischen Beziehung zwischen Daten, Informationen und Wissen. Auf der untersten Ebene stehen Daten, die isolierte Bedeutungen ohne Zweckbezug repräsentieren. Informationen hingegen sind Daten, die zweckorientiert aufbereitet und in einen spezifischen Kontext gesetzt wurden. Damit erlangen sie eine spezifische Bedeutung. Wissen stützt sich als Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten von Individuen zur Problemlösung auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Vgl. Doutreval 2002, S. 17ff. und die dort angegebenen Quellen. Scheuch 1982, S. 16. Meffert/Bruhn 2000, S. 27; Corsten 1985, S. 171; Scheuch 1982, S. 64. Grönroos et al. 1999, S. 4. Stelzer 2000, S. 836; vgl. hierzu auch Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 18, 95. Pitt et al. 1999, S. 11ff. 50 Dahingegen beschränken sich Begriffe wie „Virtual Service“239 oder „Self-Service Technologies (SST)“240 nicht auf die Bereitstellung über das Internet, sondern umfassen alle Arten von technologiegestützten Services, bei deren Nutzung der Kunde keinen Kontakt mit Mitarbeitern des Unternehmens hat, sondern mit technologischen Leistungspotenzialen, die er selbst bedienen muss. Dies umfasst somit auch Services, die über andere Medien als das Internet genutzt werden, wie beispielsweise das Telefon (Interactive Voice Response (IVR), automatisiertes Telefonmenü) und Interactive Kiosks (z.B. Bank-Automaten).241 E-Services können hingegen auch von Menschen erbracht werden. Dies ist beispielsweise bei der Beantwortung einer E-Mail der Fall. Somit können sie in Abhängigkeit der Beteiligung von Menschen am Prozess der Leistungserstellung in automatisierte und nicht automatisierte EServices dichotomisiert werden. Die folgende Abbildung 9 verdeutlicht den Zusammenhang zwischen E-Service und Self-Service. E-Service Prozess der Leistungserstellung nicht automatisiert automatisiert mit menschlicher Teilnahme erbrachte E-Services E-Self-Service Self-Service internetbasiert nicht internetbasiert Kanal Self-Service Abbildung 9: 238 239 240 241 E-Service und Self-Service (Quelle: Eigene Darstellung) Angehrn 1997, S. 361ff. Isoniemi/Snellman 2000, S. 2. Meuter et al. 2000, S. 50ff. Meuter et al. 2000, S. 52. 51 Manche Autoren verstehen bereits eine Web-Site selbst als E-Service. E-Service wird in diesem Verständnis definiert als „[..] a website to be a service that provides a user with information and communication.”242 Dieser Auffassung soll hier nicht gefolgt werden, da eine Web-Site diverse E-Services (Produktkonfigurator, Beschwerdemöglichkeit etc.) enthält und somit übergeordnet ist. Die Bereitstellung von E-Services erfolgt in der Regel auf der Web-Site eines Unternehmens. Sie können jedoch auch an anderen „Orten“ im Internet platziert werden, z.B. auf Web-Sites von anderen Unternehmen. Aus technischer Sicht stellen E-Services oft selbständige Software-Produkte dar, die in der Regel als Modul (bzw. „PlugIn“) in die Web-Site integriert werden.243 In Bezug auf den Interaktionsgegenstand von EServices herrscht keine Einigkeit: Hierunter werden je nach Auffassung sowohl Informationen, digitale Produkte als auch Sachgüter subsumiert.244 Breithaupt unterscheidet zwischen digitalen Produkten245 (z.B. Software, die zum Download angeboten wird), Dienstleistungen im Internet und Informationsgütern.246 Bei genauerer Betrachtung ist festzustellen, dass Informationen in vielen Fällen als Interaktionsgegenstand von E-Services fungieren.247 Hierbei lassen sich E-Services i.e.S. von EServices i.w.S. unterscheiden (vgl. Abbildung 10). E-Services i.e.S. zeichnen sich durch (eine gewisse) Interaktivität aus, z.B. bei einer Echtzeit-Beratung (Chat).248 Dabei ist der Nutzer funktional interaktiv in den Prozess der Dienstleistungserstellung eingebunden, bringt steuernde Informationen mit ein und kann das Ergebnis in einem bestimmten Ausmaß indi- 242 243 244 245 246 247 248 Alpar 1999, S. 273. Stolpmann 2001, S. 72, 300. Eigenständige E-Service-Module bei BMW sind beispielsweise der FahrzeugKonfigurator, eine Angebotsanfrage beim BMW-Händler, eine Probefahrtanfrage etc. Kleebinder/Reitz 2002, S. 366ff. bzw. http://www.bmw.de/de/interaktiv/index.html. Kannan unterscheidet hierbei unterschiedliche Ströme (Flows) als Interaktionsgegenstände: Informationsbasierte Flows, Anrechte, Verhandlungen, Werbeaktivitäten und Produkt- bzw. Dienstleistungsströme. Kannan 2001, zitiert nach Rust/Kannan 2002, S. 4. Whinston et al. 1997, S. 77. Digitale Güterströme sind dann möglich, wenn die Leistungen von Anbietern digitalisierbar sind. Hierunter fällt eine Vielzahl von Produkten bzw. Dienstleistungen, z.B. Software (inkl. Computerspiele), Musik, Bilder, Auskünfte (z.B. Reiseauskünfte), Informationsdienste und Datenbankrecherchen sowie Zeitungen, Zeitschriften und Bücher. Breithaupt 2002, S. 180ff. Bruhn 2002, S. 6ff. Fließ/Völker-Albert 2002, S. 270. Vgl. hierzu auch Whinston et al. 1997, S. 76f., die den Begriff „interaktive Produkte“ verwenden. 52 viduell gestalten.249 Je höher das Niveau der Interaktivität ausfällt, desto intensiver und individueller kann die Interaktion geführt werden.250 Unter E-Services i.w.S. sind darüber hinaus alle über das Internet bereitgestellten digitalen Produkte und Informationen zu verstehen.251 Hier ist der Grad der Interaktivität i.d.R. gering, da lediglich der Prozess der Leistungserstellung durch den Nutzer angestoßen wird.252 Dies ist beispielsweise bei einer Datenbankabfrage oder einem Download von (digitalisierten) Produkten der Fall. Dienstleistung Intangibles Gut Restaurantbesuch Marke Digitales Produkt Download von Software Dienstleistung im Internet (E-Service i.e.S.) Online-Beratung Informationsbereitstellung Informationsgut CD E-Service i.w.S. Abbildung 10: Einordnung von E-Services in das Gütersystem (Quelle: In Anlehnung an Breithaupt 2002, S. 185 und Luxem 2000, S. 20) 249 250 251 252 Breithaupt 2002, S. 184. Vgl. zu weiteren Details Gömann 1996, S. 6; Fink et al. 1995, S. 470; Backhaus/Glomb 1994, S. 7f. Vgl. zu unterschiedlichen Niveaus der Interaktivität im Rahmen der Mensch-Maschine-Interaktion (Human-ComputerInteraction) beispielsweise Helander et al. 1997; Preece et al. 1994. Die Ausführungen im vorangehenden Kapitel haben gezeigt, dass auch die Bereitstellung von Informationen als Dienstleistung zu verstehen ist. Dies trifft somit auch auf die Bereitstellung von digitalen Produkten zu. Vgl. Kap. 2.1.6.1. Fließ/Völker-Albert 2002, S. 270; Isoniemi/Snellman 2000, S. 7. 53 Zur Nutzung der auf einer Web-Site angebotenen E-Services muss sich der Nutzer als externer Faktor in den Prozess der Leistungserstellung einbringen, indem er die Web-Site und die gewünschten Services aufruft und mittels Eingabe bzw. Auswahl Informationen in den Prozess miteinbringt. Unter Bezug auf die vorangegangenen Bemerkungen und in Anlehnung an die Definition von Breithaupt253 liegt dieser Arbeit die folgende Definition von E-Services zugrunde:254 Unter E-Services werden digitalisierbare Leistungspotenziale verstanden, die über das Internet – und dabei meist auf der Web-Site des sie anbietenden Unternehmens – verfügbar gemacht werden und i.d.R. in ein umfassendes Service-Angebot auf der Web-Site eingebettet sind (Potenzialdimension). Der Kunde nutzt E-Services in teilweise oder vollkommen selbst zu durchlaufenden Prozessen, wobei er diesen Prozess zumindest selbst anstoßen muss und ggfs. Informationen in den Prozess mit einbringt (Prozessdimension), um eine nutzenstiftende Wirkung zu erlangen (Ergebnisdimension). Im Folgenden werden E-Services noch in Bezug auf die Bedeutung der Nutzenstiftung für den Kunden, der Art der Zielgruppe (Markt- und Interaktionsbereich) und dem Grad der Beteiligung menschlicher Mitarbeiter des Anbieters unterschieden. In Bezug auf die Bedeutung der Nutzenstiftung für den Kunden lassen sich in Analogie zum Dienstleistungsmanagement primäre von sekundären E-Services unterscheiden. Erstere zeichnen sich dadurch aus, dass sie „[..] selbständige, marktfähige Leistungen [..]“255 darstellen. In der Regel handelt es sich bei E-Services um elektronische Sekundärdienstleistungen, da sie in Bezug auf ein primäres Produkt oder eine primäre Dienstleistung diverse Informationen (z.B. zu den Produkteigenschaften, zu Einsatzmöglichkeiten, Kaufmodalitäten, 253 254 255 Breithaupt 2002, S. 185. Von E-Services abzugrenzen ist der Begriff „Web-Service“. Er ist technisch geprägt und umfasst Standards und Werkzeuge, die eine vereinfachte Integration verschiedener Informationssysteme und Dienste innerhalb des Unternehmens mit denjenigen von Geschäftspartnern ermöglichen, und das Ziel einer (möglichst) automatisierten Zusammenarbeit (collaboration) mit damit einhergehenden Kostensenkungen verfolgen, z.B. verringerte Logistikosten durch automatisierte Warenflüsse oder verringerte Transaktionskosten durch elektronischen Datenaustausch (Electronic Data Interchange, EDI) (Alt et al. 2003, S. 63; UDDI.org 2002, S. 2; Stahlknecht 2002, S. 385; Grand Central 2001, S. 7). Bruhn 2002, S. 6. 54 zum Gebrauch oder zur Behebung von Störungen) bzw. Dienstleistungen (z.B. Produktkonfigurator, Online-Shop, Online-Fehlerdiagnose, Beschwerdemöglichkeit) bieten.256 Man kann E-Services des Weiteren noch nach der Art der Zielgruppe bzw. dem Markt- und Interaktionsbereich differenzieren. Hier werden insbesondere Endkonsumenten (Businessto-Consumer, B-to-C), gewerbliche Kunden (Business-to-Business, B-to-B) und öffentliche Institutionen (Business-to-Administration) unterschieden.257 Es ist festzustellen, dass im Bto-B-Markt i.d.R. ein deutlich weiteres Spektrum an möglichen Sekundärdienstleistungen zur Verfügung steht als im B-to-C-Markt, z.B. hinsichtlich der Finanzierung, Schulung und im Bereich des technischen Kundendiensts (z.B. Informationen zur Inspektion, Wartung, Reparatur von Maschinen, zur Ersatzteilverfügbarkeit etc.).258 Nach dem Grad der Beteiligung menschlicher Mitarbeiter des Anbieters am Prozess der Leistungserstellung kann man auf einem Kontinuum zwischen vollautomatisierten EServices (keine menschliche Beteiligung beim Erstellungsprozess) und vollständig persönlich erbrachten E-Services, die sich lediglich des Kontaktkanals Internet bedienen, unterscheiden. In dem letztgenannten Fall schickt der Nutzer Daten per Internet (z.B. per E-Mail) an den Anbieter, der sie bearbeitet und dann wieder auf demselben Weg zurückschickt, z.B. im Rahmen der Beantwortung einer Anfrage durch den Kunden, oder bei (Real-Time) Chats zwischen Kunden und Mitarbeitern eines Unternehmens.259 Eine Standardisierung von (Teil-)Prozessen ist als Voraussetzung für die Automatisierung von Services zu erachten. Eine Standardisierung geht jedoch auch mit eingeschränkten Möglichkeiten einher, flexibel auf kundenindividuelle Wünsche einzugehen.260 Mit zunehmendem Automatisierungsgrad sinken die variablen Kosten der Erbringung eines EServices aufgrund der abnehmenden Notwendigkeit menschlicher Intervention. Variable Kosten fallen dann ins Gewicht, wenn Mitarbeiter in den Prozess der Leistungserstellung eingreifen, z.B. bei einem Online-Chat oder zur Beantwortung von Kundenanfragen per E256 257 258 259 260 Fassott 2000, S. 281f. Vgl. hierzu die analog anwendbare Auflistung von Markt- und Transaktionsbereichen des E-Commerce bei Hermanns/Sauter 1999, S. 23; vgl. a. Bruhn 2002, S. 9. Bliemel/Fassott 2002, S. 148; Körner 2002; Belz et al. 1997, S. 41. Vgl. Bruhn 2002, S. 13; Theobald 1999, S. 314ff. Jacob 1995 und Gersch 1995, zitiert nach Fließ/Völker-Albert 2002, S. 281. 55 Mail.261 Bei der Leistungserbringung im Internet entstehen in erster Linie fixe Kosten durch die Anschaffung und Implementierung von E-Services.262 2.2. Implementierung 2.2.1. Charakteristika der Implementierung In der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie blieben Fragen der Implementierung lange Zeit unberücksichtigt. Es wurde überwiegend vorausgesetzt, dass eine geeignete Organisation vorhanden ist, mittels der sich Pläne verwirklichen lassen.263 Pläne wurden unter der Prämisse der „vollkommenen Durchsetzbarkeit“ aufgestellt und erlaubten es somit, Implementierungsprobleme auszuklammern.264 Ein Blick in die Praxis zeigt jedoch, dass die Prämisse der „vollkommenen“ Durchsetzbarkeit oftmals realitätsfern ist. Die Durchsetzung konzeptioneller Vorgaben ist in der Regel mit zahlreichen Konflikten und Widerständen verbunden, die insbesondere durch unterschiedliche Interessen individueller Mitarbeiter ausgelöst werden.265 Damit Pläne möglichst effektiv und effizient verwirklicht werden können, ist es somit oft erforderlich, potenzielle Widerstände zu antizipieren und in der Planung zu berücksichtigen, damit diese mittels geeigneter Maßnahmen beseitigt werden können.266 Kaplan/Norton berichten von verschiedenen Studien, in denen ermittelt wurde, dass die Fähigkeit zur Umsetzung einer Strategie als wichtiger eingeschätzt wird, als die Qualität der Strategie selbst. So wurde beispielsweise in einer Umfrage von Managementberatern in den frühen 80er-Jahren festgestellt, dass weniger als 10 Prozent der formulierten Strategien auch tatsächlich erfolgreich implementiert wurden.267 In der betriebswirtschaftlichen Literatur be261 262 263 264 265 266 267 Wirtz/Olderog 2002, S. 517. Wirtz/Olderog 2002, S. 517ff; Wirtz 2000, S. 177; Shapiro/Varian 1999, S. 118. Szyperski 1969, S. 52. Wollnik 1992, Sp. 1388; Szyperski 1969, S. 51ff. Wollnik 1992, Sp. 1389. Hilker 1993, S. 7. Kaplan/Norton 2001, S. 3. 56 fasst sich die Implementierungsthematik tierungsgegenstand der Strategie.268 am häufigsten mit dem Implemen- Auch in der Marketing-Wissenschaft sind Implementierungsprobleme trotz einiger früher Werke bis Mitte der achtziger Jahre weitgehend unberücksichtigt geblieben. Bereits Anfang der 60er Jahre wurden Probleme bei der Implementierung von Marketing-Konzepten diskutiert. Levitt kritisierte 1960, dass Marketing oftmals falsch verstanden wird und in der Praxis Umsetzungsprobleme aufwirft.269 Insbesondere die Publikationen von Bonoma Mitte der 80-er Jahre haben die Forschungsrichtung wieder neu belebt. Bonoma unterscheidet hierbei die Implementierungsebenen der Marketing-Aktionen, Marketing-Programme und Marketing-Richtlinien.270 Marketing-Aktionen entsprechen im Wesentlichen der operativen Ebene der Marketing-Mix-Instrumente. Marketing-Programme sind in der Regel weitreichender und daher abteilungsübergreifend angelegt, wie z.B. das Key-Account-Management. Noch weitreichender sind Marketing-Richtlinien. Darunter subsumiert Bonoma einerseits das kulturelle Verständnis über die Funktion des Marketing im Unternehmen und über die Wichtigkeit der Interaktion mit Kunden („Policies of Identity“). Andererseits versteht er hierunter die Steuerung der zentralen Stossrichtung des Marketing mittels marketingstrategischer Gesichtspunkte („Direction Policies“).271 Dies entspricht somit der Sichtweise des Marketing als „Maxime“ und somit als Leitprinzip einer marktorientierten Unternehmensführung.272 268 269 270 271 272 Vgl. für einen Überblick über Veröffentlichungen zur Strategieimplementierung von der Oelsnitz 1999, S. 55ff.; Feucht 1996, S. 42ff.; Hilker 1993, S. 62f. Levitt 1960. Vgl. Bonoma 1985, S. 22ff.; vgl. a. Bonoma/Crittenden 1988, S. 7f. Die von Bonoma unter Marketingsysteme subsumierten internen und externen Informations- und Kontrollsysteme werden hier nicht berücksichtigt, da sie als Grundlage für alle drei Ebenen zu betrachten sind. Vgl. zu Details Bonoma 1985, S. 75ff. Bonoma 1985, S. 22ff. Vgl. Meffert 2000a, S. 4; Nieschlag et al. 2002, S. 7. 57 MarketingAktionen wenige Marketingabteilung MarketingProgramme Anzahl beteiligter Funktionsträger Reichweite MarketingRichtlinien viele Gesamtunternehmen Abbildung 11: Reichweite der Implementierung von Marketing-Aktionen, -Programmen und -Richtlinien (Quelle: In Anlehnung an Belz/Senn 1997, S. 45 und Bonoma 1985, S. 22ff.) Wie bereits in Kap. 1.2. dargelegt wurde, umfasst eine Implementierung alle Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass ein Konzept bzw. eine Strategie entsprechend der zugrunde gelegten Ziele umgesetzt wird, und die somit ein Scheitern des Konzepts verhindern können.273 Die Implementierung des Kanals Internet wurde definiert als ein durch bewusstes Handeln initiierter Prozess, innerhalb dessen geeignete Maßnahmen zu ergreifen sind, damit das Konzept des Kanals Internet so verwirklicht wird, dass die damit verfolgten Ziele erreicht werden. Dies entspricht somit einer eher operativen Einordnung der Thematik auf der Ebene von Marketing-Aktionen. Zusätzlich tangiert sie auch die strategisch-operative Programmebene, wenn dadurch auch die Bereiche des (integrierten) Kommunikationsmanagements, des (Multi-)Channelmanagements und des Customer Relationship Managements betroffen sind.274 Der gesamte Prozess der Implementierung besteht aus einzelnen kontinuierlichen Implementierungsschritten, die wiederum diverse Implementierungsmaßnahmen enthalten.275 Die Kontinuität ist deswegen erforderlich, weil einerseits eine permanente Anpassung des Konzepts an Umfeldbedingungen erfolgt276, und andererseits zusätzlich Implementierungslü- 273 274 275 276 Backhaus 1995, S. 544; Marr/Kötting 1992, Sp. 827; Kotler 1991, S. 704. Vgl. Kap. 2.1.2., 2.1.3. und 2.1.4. Kirsch et al. 1979, S. 19. Backhaus 1995, S. 558. 58 cken und –widerstände auftauchen, mit deren Schließung bzw. Beseitigung sich das Implementierungsmanagement befasst.277 Bei der Implementierung lassen sich zwei Problemebenen voneinander unterscheiden. Dies sind zum einen der Gegenstand der Implementierung und zum anderen die Vorgehensweise der Implementierung.278 Gegenstand der Implementierung ist eine konzeptionelle Idee, deren Umsetzung durch die Implementierung angestrebt wird. Die Vorgehensweise der Implementierung adressiert die Thematik, wie ein Konzept bzw. eine Strategie im Unternehmen umgesetzt wird.279 Sie umfasst somit alle Maßnahmen zur Sicherung der Umsetzung eines Konzepts, um letztlich zugrundegelegte Ziele des Konzepts zu erreichen.280 Geeignete Maßnahmen umfassen sowohl sachorientierte Spezifizierungs-vorgänge („Umsetzung“) als auch Maßnahmen der verhaltensorientierten Akzeptanz-förderung („Durchsetzung“).281 Gegenstand und Vorgehensweise der Implementierung sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig.282 Ein unzureichender Erfolg eines Konzepts kann sowohl auf Mängel bei der Implementierung als auch auf Mängel des Konzepts selbst zurückzuführen sein (vgl. Abbildung 12).283 277 278 279 280 281 282 283 Man unterscheidet in Bezug auf den Zeithorizont der Implementierung zwischen einer Erstimplementierung bzw. projektbezogenen Implementierung sowie einer kontinuierlichen Implementierung (Belz/Senn 1997, S. 45). Backhaus 1997, S. 730. Bonoma et al. 1988, S.7. Backhaus 1995, S. 544; Hilker 1993, S. 11. Kolks 1990, S. 79; vgl. a. Meffert 1998, S. 1014f. Hilker 1993, S. 11f. Empirische Untersuchungen belegen, dass auch in der Praxis die Entwicklung von Konzeptionen und deren Implementierung kaum voneinander zu trennen sind (Kolks 1990, S. 91). Hilker 2001, S. 830. Bliemel/Fassott unterscheiden hinsichtlich Sekundärdienstleistungen ebenfalls die Konzeptions- von der Umsetzungsebene (Bliemel/Fassott 2002, S. 151f.). 59 Konzept/ Strategie IV III geeignet Misserfolg Erfolg ungeeignet Misserfolg „Roulette“ I II ungeeignet geeignet Implementierung Abbildung 12: Konzept und Implementierung: Problemdiagnose (Quelle: In Anlehnung an Bonoma 1988, S. 12; Meffert 1994, S. 362.) ⎯ Feld I: Dieser Fall ist am schwierigsten zu diagnostizieren, da ein ungeeignetes Konzept durch ungeeignete Implementierungsmaßnahmen verdeckt wird. ⎯ Feld II: Hier kann sich sowohl Misserfolg als auch Erfolg einstellen. Misserfolg ist dann zu verzeichnen, wenn der Effekt des ungeeigneten Konzepts überwiegt und geeignete Implementierungsmaßnahmen den Misserfolg beschleunigen. Erfolg tritt dann ein, wenn der Effekt geeigneter Implementierungsmaßnahmen überwiegt und die Ungeeignetheit des Konzepts mildern kann. ⎯ Feld III: Ungeeignete Implementierungsmaßnahmen behindern ein geeignetes Konzept. So wird ein geeignetes Konzept möglicherweise verworfen, weil falsche oder unzureichende Implementierungsschritte und -maßnahmen ergriffen wurden. 60 ⎯ Feld IV: Erfolg stellt sich dann ein, wenn eine geeignete Strategie mit geeigneten Implementierungsmaßnahmen einhergeht.284 2.2.2. Grundlegende Implementierungsansätze Bislang existiert noch keine allgemein akzeptierte Theorie der Implementierung. Somit ist ein Rückgriff auf gesicherte Erkenntnisse nur eingeschränkt möglich.285 Daher wird insbesondere auf Erkenntnisse der Forschungsfelder der Strategieimplementierung und der Marketingimplementierung zurückgegriffen. Zur grundlegenden Systematisierung von Implementierungsansätzen soll die Systematisierung von Hilker herangezogen werden, der zwischen statischen und prozessbezogenen Ansätzen sowie Partial- und Totalansätzen der Implementierung unterscheidet.286 Im Rahmen der statischen Implementierungsforschung liegt das Hauptaugenmerk der Forschung auf der Beschreibung von Objektbereichen bzw. Zieldimensionen, auf die das Implementierungshandeln ausgerichtet sein kann.287 Sie werden im Folgenden als Implementierungsdimensionen bezeichnet. Eine Implementierungsdimension wird dann zu einem relevanten Objektbereich der Implementierung, wenn diese den Verlauf bzw. das Ergebnis einer Implementierung maßgeblich beeinflusst.288 In der Literatur zur statischen Implementierungsforschung werden strukturelle von verhaltensbezogenen Aspekten der Implementierung unterschieden, zwischen denen oftmals Wechselwirkungen bestehen.289 Diese Dichotomisierung entspricht der Unterscheidung von 284 285 286 287 288 289 Bonoma 1985, S. 12ff. Dies ist jedoch weniger als Problem eines fehlenden Kenntnisstandes hinsichtlich Einzelaspekten der Implementierung zu betrachten, als vielmehr in der fehlenden systematischen und integrierenden Aufarbeitung der implementierungsrelevanten Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten aus dem Managementbereich und den Organisationswissenschaften (Hilker 2001, S. 829). Hilker 1993, S. 52ff., 220ff. Hilker 1993, S. 220f. Vgl. zur Verwendung des Begriffs der „Implementierungsdimension“ Hilker 1993, S. 60. Hilker 1993, S. 55; Bleicher 1991, S. 11; Bonoma/Crittenden 1988; Bonoma 1985. 61 Umsetzungsaufgaben bzw. sachorientierten Spezifizierungsvorgängen und Durchsetzungsaufgaben, die der verhaltensorientierten Akzeptanzförderung dienen.290 Sowohl die existierenden Strukturen als auch das Verhalten von Individuen können auf die zu implementierenden Konzepte bzw. Maßnahmen fördernd oder hemmend wirken.291 In der Literatur überwiegen bislang strukturelle Aspekte, durch die eine (Marketing-) Strategie ausgeführt wird. Diese werden in Kapitel 2.2.2.2. abgehandelt. Verhaltensbezogene Aspekte werden im Marketing erst in jüngerer Zeit vermehrt thematisiert. Bonoma bemerkt hierzu: „There is, as well, a noticeable absence of the recognition that marketing departments are social organizations staffed with people, and that implementation may have much to do with interactive phenomena.”292 Details zu verhaltensbezogenen Ansätzen sind in Kapitel 2.2.2.1. ersichtlich. Prozessbezogene Ansätze widmen sich der Untersuchung des zeitlichen Ablaufs der Implementierung. Sie haben zum Ziel zu ermitteln, welche Implementierungsdimensionen, instrumente und –methoden in welcher zeitlichen Abfolge zur Marketingimplementierung eingesetzt werden sollen.293 Details zu prozessbezogenen Ansätzen werden in Kap. 2.2.2.3. dargelegt. Unter Partialansätzen der Implementierung versteht man diejenigen Ansätze, welche sich der Untersuchung von Einzelaspekten der Implementierung widmen. Hierzu sind auch solche Beiträge zu zählen, welche zwar die Implementierung als Ganzes betrachten, jedoch einen eindeutigen Schwerpunkt auf eine Betrachtungsebene legen.294 Wie eben dargestellt, werden Partialansätze in eine struktur- und verhaltensorientierte Dimension differenziert. Als Totalansätze der Implementierung werden diejenigen Ansätze bezeichnet, die gleichgewichtig mehrere Betrachtungsebenen sowohl der struktur- als auch der verhaltensorientierten Dimension annähernd gleichgewichtig analysieren.295 290 291 292 293 294 295 Vgl. Kap. 2.2.1. Bonoma/Crittenden 1988, S. 7f. Bonoma 1984, S. 503. Hilker 1993, S. 220. Hilker 1993, S. 57. Hilker 1993, S. 57. Vgl. zu einem Überblick über Totalansätze die Ausführungen bei Hilker 1993, S. 157. 62 2.2.2.1. Verhaltensbezogene Dimension der Implementierung Die hohe Heterogenität verhaltensorientierter Ansätze macht es erforderlich, organisatorisches Verhalten differenziert zu analysieren. Mittels der Mehr-Ebenen-Analyse, die der soziologischen Forschung entlehnt ist werden idealtypisch verschiedene Ebenen sozialer Einheiten gebildet, die sich jeweils durch spezifische Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten voneinander unterscheiden.296 Staehle unterscheidet die folgenden vier Analyseebenen organisatorischen Verhaltens (vgl. Abbildung 13):297 1. Ebene: Ebene: Unternehmens-Umwelt-Beziehung Unternehmens-Umwelt-Beziehung 1. (Strategieebene) (Strategieebene) 2. Ebene: Ebene: Gesamt-Unternehmensverhalten Gesamt-Unternehmensverhalten 2. (Unternehmenskultur) (Unternehmenskultur) 3. Ebene: Ebene: InterInter- und und IntraIntra- Gruppenverhalten Gruppenverhalten 3. (Funktionsbereiche) (Funktionsbereiche) 4. Ebene: Ebene: Individualverhalten Individualverhalten 4. (Mitarbeiter) (Mitarbeiter) Abbildung 13: Analyseebenen organisatorischen Verhaltens (Quelle: In Anlehnung an Staehle 1999, S. 161) Diese Ebenen stehen in wechselseitigen Wirkungsbeziehungen zueinander. Somit ist zu berücksichtigen, dass Aspekte einer Ebene i.d.R. auch Aspekte anderer Betrachtungsebenen tangieren.298 Sowohl die Strategieebene als auch die Ebene der Unternehmenskultur stellen für alle Mitarbeiter einen handlungsleitenden Rahmen dar und sind somit als Basis des Gruppen- und Individualverhaltens zu betrachten. Umgekehrt wird jedoch auch die Unter- 296 297 298 Staehle 1999, S. 151; Steinle 1985, S. 461ff. Staehle 1999, S. 161; vgl. auch die dort angegebenen Quellen; vgl. a. Hilker 1993, S. 56f. Wie diese Ebenen zueinander in Wirkungsbeziehungen stehen, wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Steinle beschreibt acht verschiedene Modelle, die diese Wirkungsbeziehungen zu erklären versuchen (Steinle 1985, S. 512ff.). 63 nehmenskultur durch charismatische Führungspersönlichkeiten geprägt. Weiterhin ist zu unterstellen, dass der Einzelne das Gruppenverhalten beeinflussen kann, während auch Gruppenerfahrungen umgekehrt das Verhalten von Individuen mit prägen.299 In der Implementierungsliteratur werden auf den genannten vier Ebenen insbesondere die folgenden Aspekte diskutiert.300 Unternehmens-Umwelt-Beziehung Auf dieser Ebene wird insbesondere die Implementierung spezieller Unternehmensstrategien analysiert, die zumeist auf der Geschäftsbereichsebene (Business Level) angesiedelt sind.301 Gesamtunternehmensebene Auf der Gesamtunternehmensebene wird die Unternehmenskultur analysiert. Dies geschieht insbesondere im Zusammenhang mit der Implementierung des Marketings als Leitprinzip einer marktorientierten Unternehmensführung. Hierbei wird sowohl auf die Identifikationsfunktion, die zur Stärkung von Verantwortung und Gemeinschaftssinn im Unternehmen beiträgt, als auch insbesondere auf die Orientierungsfunktion zur Ausrichtung der Handlungen der Mitarbeiter auf grundsätzlich festgelegte Verhaltensvorgaben wie der Kundenorientierung verwiesen.302 Gruppenebene Auf der Gruppenebene werden in der Implementierungsforschung insbesondere die funktionsübergreifende Zusammenarbeit und der Wettbewerb unter Fachbereichen diskutiert. Insbesondere bei der Implementierung von Marketingprogrammen und des Marketing als Leitprinzip einer marktorientierten Unternehmensführung sind vielfältige Interaktionen zwischen Mitgliedern verschiedener Funktionsbereiche und damit eine funktionsübergreifende 299 300 301 Hilker 1993, S. 152. Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 59. Vgl. Hrebiniak/Joyce 1984. Vgl. a. von der Oelsnitz 1999, S. 57 und die dort aufgeführten Quellen. 64 Zusammenarbeit mit den dazugehörigen Schnittstellen erforderlich.303 Die überwiegende Anzahl der Arbeiten beschäftigt sich insbesondere mit der Zusammenarbeit zwischen den Funktionsbereichen Marketing und F&E bzw. der Produktion.304 Andere Arbeiten hingegen widmen sich der Untersuchung der Zusammenarbeit von Marketing und Verkauf.305 Des Weiteren wird die Thematik des Einflusses der Marketing-Abteilung unter besonderer Berücksichtigung des Wettbewerbs zwischen verschiedenen Fachbereichen diskutiert.306 Individualebene Veröffentlichungen, die sich auf die Individualebene der Implementierung beziehen, fokussieren auf die folgenden drei Aspekte:307 ⎯ Gründe und Erscheinungsformen des personalen Widerstands gegen Wandel ⎯ Taktiken und Methoden zur Überwindung des Widerstands und der Sicherstellung personaler Kooperation und Motivation ⎯ persönliche Charakteristika und Fähigkeiten von (Marketing-)Managern Gründe und Erscheinungsformen des personalen Widerstands gegen Wandel werden im Detail im weiteren Verlauf dieses Kapitels diskutiert. Die Anwendung verschiedener Implementierungstaktiken zur Überwindung des Widerstands und der Sicherstellung personaler Kooperation und Motivation lässt sich als Beeinflussungsaufgabe beschreiben.308 Nutt unterscheidet die typisierten taktischen Maßnahmen der Intervention, Überzeugung, Partizipation und Verordnung.309 Ein Vergleich verschiedener Implementierungstaktiken findet sich bei Cespedes/Piercy (1996).310 Persönliche Charakteristika und Fähigkeiten des Marketingmanagers zur Bewältigung von Implementierungsaufgaben wurden im Marketing insbe302 303 304 305 306 307 308 309 310 Hilker 1993, S. 74. Hilker 1993, S. 91ff. Hilker 1993, S. 95 und die dabei angegebenen Quellen. Klumpp 2000. Whittington/Whipp 1992. Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 59. Vgl. Zalezinik/Moment 1964 S. 475ff.; zitiert nach Böhnisch 1979, S. 120. Nutt 1986. Cespedes/Piercy 1996, S. 146; vgl. a. die dort zitierten Quellen. Vgl. a. Bourgeois/Brodwin 1984; Kotter/Schlesinger 1979. 65 sondere von Bonoma in die Forschung eingebracht. Er führt an, dass Marketing-Manager ihre Fähigkeiten im Rahmen bestehender Strukturen einsetzen, um Unzulänglichkeiten von vorhandenen Strukturen, beispielsweise einem Wettbewerbsinformationssystem oder der Organisationsstruktur, auszugleichen und somit die anstehenden Marketingaufgaben trotz hemmender Umstände ausführen können.311 Damit Marketingmanager ihre Ziele trotz turbulenter Marktbedingungen erreichen, sind bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen zur effektiven Implementierung erforderlich.312 Des Weiteren wird auch der Fit zwischen den Fähigkeiten und Erfahrungen von Managern und der Strategie einer Geschäftseinheit betrachtet. Die erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen werden situativ anhand zweier Strategievarianten differenziert.313 Wie aus den Ausführungen der letzten Abschnitte deutlich wurde, werden Implementierungsaspekte auf der Gesamtunternehmensebene und der Gruppenebene insbesondere bei der Implementierung des Marketings als Leitprinzip einer marktorientierten Unternehmensführung sowie der Implementierung von Marketing-programmen tangiert. Die Implementierung des Kanals Internet hingegen bewegt sich insbesondere auf einer operativen Ebene und tangiert zusätzlich auch Aspekte auf der Marketingprogrammebene. Die Experteninterviews haben zutage gefördert, dass insbesondere Aspekte auf der Individualebene im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet von zentraler Bedeutung sind.314 Einerseits betrifft die Individualebene den für die Implementierung verantwortlichen E-Business-Manager und die Untersuchung der spezifischen Fähigkeiten, die im Rahmen der Implementierung von wichtiger Bedeutung sind. Andererseits sind damit die Widerstände anderer Organisationsmitglieder angesprochen.315 311 312 313 314 315 Bonoma/Crittenden 1988, S. 7f.; Bonoma 1985, S. 34ff. Sashittal/Jassawalla 2001; Sashittal/Wilemon 1996. Govindarajan 1988. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei von der Oelsnitz 1999, S. 56f., der weitere Forschungsarbeiten zu diesem Themengebiet auflistet. Vgl. hierzu insbesondere die Kapitel 3.3.2, 3.4.2. und 3.5.2. Noble/Mokwa stellen fest, dass im Rahmen der Implementierungsforschung im Marketing bislang hauptsächlich Untersuchungen auf der Ebene der Organisation und der Funktionseinheiten vorliegen, während die Individualebene vernachlässigt wurde. Vgl. Noble/Mokwa 1999, S. 58. 66 Soziales Dürfen und Sollen Normen und Regelungen Individuelles Wollen Motivation Werte Verhalten Situative Ermöglichung Hemmende oder begünstigende äußere Umstände Persönliches Können Fähigkeiten Fertigkeiten Abbildung 14: Bedingungen des Verhaltens (Quelle: von Rosenstiel 2003, S. 55) Abbildung 14 stellt die grundsätzlichen Einflussfaktoren menschlichen Verhaltens dar. Das Verhalten des Individuums wird demnach durch situative äußere Faktoren, durch Normen und Regelungen („soziales Dürfen und Sollen“), durch Fähigkeiten und Fertigkeiten („Können“), sowie durch die Motivation („Wollen“) bestimmt. Können, Wollen, Dürfen und Rahmenbedingungen stehen dabei in vielfältiger Wechselwirkung. So wird man langfristig nur das wollen, was man auch kann und sein Wollen dem anpassen, was man darf. Letztlich wird man auch nur das Können verbessern, das man zu erlangen wünscht und Routine in den Fertigkeiten entwickeln, die durch die Rahmenbedingungen auch zugelassen werden.316 Man versteht eine Handlungs- bzw. Verhaltensweise erst dann, wenn man die Situation rekonstruiert hat, in der der Handelnde Probleme und Kontext wahrgenommen hat. Unter dem Begriff der Situation versteht man die „Gesamtheit der objektiv herrschenden und der von den handelnden Individuen wahrgenommenen und erlebten Handlungsbedingungen [..]“317. In unterschiedlichen Situationen und in Abhängigkeit der jeweiligen Person sind unterschiedliche Kriterien relevant, die den wahrgenommenen Gestaltungsspielraum von Akteu316 317 Vgl. zur Anwendung dieses Konzepts auf Veränderungsprozesse von Rosenstiel 1997, S. 202. Staehle 1999, S. 196. Als „objektiv“ werden Situationen dann bezeichnet, wenn sie von mehreren Personen intersubjektiv unabhängig voneinander identisch beschrieben werden (Staehle 1999, S. 197). 67 ren beeinflussen.318 Situative Kriterien, die in bestimmten Situationen Relevanz erlangen können, sind sowohl im Unternehmensumfeld (Volks- und Weltwirtschaft, verfügbare Technologien, sozio-kulturelle Gegebenheiten, geographisch-klimatische Bedingungen, politisch-rechtliches System etc.), dem Markt (Wettbewerber, Lieferanten, Kunden, Absatzmittler etc.) sowie Charakteristika des Unternehmens zu suchen (Unternehmenskultur, struktur, -ressourcen etc.).319 Bei der Wahrnehmung von situativen Gegebenheiten sind somit diverse Einflussfaktoren zu berücksichtigen, auch Verzerrungen der Wahrnehmung.320 Im Rahmen der Implementierungsforschung wird die Rolle der Deutung von Wahrnehmungen, die als Attribution bezeichnet wird, öfters herausgestrichen.321 Der Kern der Attributionstheorien besteht darin, dass Menschen subjektive Vermutungen über die Ursachen eines wahrgenommenen Verhaltens bzw. dessen Folgen anstellen, um Kontrolle über Ereignisse auszuüben. Dies wird auch als Kausalattribution bezeichnet.322 Die Ursachen können hierbei in der Person selbst oder in ihrer Umwelt liegen. Rotter spricht im ersten Fall von interner Attribution, in letzterem von externer Attribution. Im Rahmen des von ihm formulierten Locus of Control Konzepts unterstellt Rotter den Menschen die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung ihrer Leistungsfähigkeit auf Basis früherer Erfahrungen. Er bezeichnet Menschen dann als intern kontrolliert, wenn sie davon ausgehen, die Geschicke ihres Lebens weitgehend selbst bestimmen zu können. Extern kontrollierte Menschen fühlen sich jedoch gegenüber Umweltbedingungen relativ ohnmächtig und neigen dazu, Erfolg bzw. Misserfolge situativen Bedingungen zuzuschreiben.323 Hinsichtlich des persönlichen Könnens sind insbesondere die Begriffe Qualifikation, Fähigkeit, Fertigkeit und Kompetenz voneinander zu unterscheiden. Unter der Qualifikation versteht man die „Gesamtheit an individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen im Berufsleben [..], die zur Erledigung arbeitsplatzspezifischer Tätigkeiten befähigt.“324 Bei 318 319 320 321 322 323 324 Gebert/von Rosenstiel 1996, S. 26f., 36f. Nieschlag et al.2002, S. 70ff. Vgl. zu einem Überblick zu den beiden Themengebieten Staehle 1999, S. 197ff. Vgl. hierzu insbesondere die Ausführungen bei Sproull/Hofmeister 1986; Bonoma 1986, S. 187. Weary et al. 1989, S. 3f. Rotter 1966. Staehle 1999, S. 179. 68 Qualifikationen werden funktionale und extrafunktionale Qualifikationen unterschieden. Als funktionale Qualifikationen werden technisch-fachliche, prozessgebundene Qualifikationen bezeichnet. Extrafunktionale Qualifikationen sind prozessungebunden und beziehen sich auf normative Orientierungen. Sie betreffen beispielsweise die Verantwortungsbereitschaft, Arbeitsdisziplin, Anpassungsbereitschaft, Flexibilität, Fähigkeit zur Kooperation und die Motivation zum „Mitdenken“.325 Fähigkeiten „[..] beinhalten die Gesamtheit der psychischen Bedingungen, die zum Vollzug einer Tätigkeit notwendig sind.“326 Der Begriff der Fertigkeit ist enger, er ist auf spezifische, eng umschriebene Aufgaben bezogen (z.B. Fremdsprachen sprechen). Unter „Kompetenz“ werden Dispositionen verstanden, die auf das Prinzip der selbstorganisierten und selbstbestimmten Auseinandersetzung mit einem Gegenstandsbereich verweisen.327 Es herrscht keine Einheitlichkeit in Bezug auf die Einflussfaktoren des „Wollens“. Neben möglichen Einflussfaktoren wie Instinkten/Trieben, Werten und Einstellungen, dem Anspruchsniveau bzw. den Erwartungen spielen insbesondere Bedürfnisse bzw. Motive und die Motivation eine zentrale Rolle. Unter Bedürfnissen sind physiologische Ungleichgewichte wie Hunger oder Durst zu verstehen. Sie bezeichnen somit ein generelles Mangelgefühl, das einen Menschen in allgemeine Handlungsbereitschaft versetzt. Von Motiven spricht man hingegen dann, wenn bereits eine inhaltliche Klassifikation von angestrebten Zielzuständen erfolgt – man spricht hierbei auch von einem gerichteten Mangelempfinden – sowie eine Bereitschaft zu deren Beseitigung besteht.328 Motivation ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Charakteristika einer Person mit spezifischen Motiven einer Situation. Bestimmte Bestandteile einer Situation werden als Anreize wahrgenommen, welche die Motive in einer Person aktivieren und dadurch ihr Verhalten in seiner Intensität, Richtung, Form und Dauer bestimmen.329 Diese Zusammenhänge sind in dem folgenden Modell ersichtlich: 325 326 327 328 329 Staehle 1999, S. 179f. von Rosenstiel 2003, S. 66. Erpenbeck/Sauer 2000, zitiert nach von Rosenstiel 2003, S. 148. Heckhausen 1989, S. 9f. Von Rosenstiel 2003, S. 226. 69 ArbeitsbedinArbeitsbedingungen gungen Individuelle Individuelle Einflüsse Einflüsse Situative Situative Einflüsse Einflüsse Motivstruktur Motivstruktur WahrgenomWahrgenommener Anreiz mener Anreiz Eignung Eignung LeistungsverLeistungsverhalten halten AnstrengungsAnstrengungserwartung erwartung Belohnung Belohnung Zufriedenheit/ Zufriedenheit/ Unzufriedenheit Unzufriedenheit KonsequenzKonsequenzerwartung erwartung Abbildung 15: Determinanten des Motivationsprozesses (Quelle: Becker 1995, Sp. 35) Mittels des spezifischeren Begriffs der Arbeitsmotivation wird versucht, die inhaltliche Ausrichtung des arbeitsbezogenen Verhaltens, die Intensität und die Zeitdauer des Verhaltens zu erklären.330 Die Stärke der Arbeitsmotivation ist insbesondere von zwei Variablen abhängig.331 Dies sind einerseits die Wünschbarkeit bzw. die sog. Valenz (der Wert) des Verhaltensergebnisses sowie andererseits die Erwartung bzw. die angenommene Wahrscheinlichkeit, dass auf ein Verhalten hin ein bestimmtes Ergebnis auch tatsächlich eintritt. In der Literatur sind unzählige Klassifizierungen von Motiven bzw. Bedürfnissen sowie Inhaltstheorien der Motivation bekannt, die versuchen zu erklären, welche Aspekte im Individuum bzw. in seiner Umwelt Verhalten erzeugt bzw. aufrechterhält.332 Über Inhaltstheorien hinausgehend beschäftigen sich Prozesstheorien damit, wie ein bestimmtes Verhalten zustande kommt und welche kognitiven Prozesse dabei im Individuum ablaufen. Verhalten erklärt sich im Allgemeinen aus der psychologischen Kraft, die innerhalb des Lebensraums auf eine Person in Richtung auf ein Ziel wirkt.333 Die Kraft wird als Funktion der Qualität und der Entfernung des Ziels beschrieben. Ziele sind mit positiven oder negativen Valenzen versehen, die vom Individuum unterschiedlich wahrgenommen werden, was somit die Qualität des Ziels aus Sicht des Individuums bestimmt. Ziele werden 330 331 332 333 Gebert/von Rosenstiel 1996, S. 38. Lawler 1977, S. 70. Vgl. zu einer Übersicht Gebert/von Rosenstiel 1996, S. 38ff; Staehle 1999, S. 221ff. Todt 1977, zitiert nach Stahle 1999, S. 231. 70 auch als unterschiedlich nah oder fern (Entfernung) und damit unterschiedlich schwer erreichbar wahrgenommen.334 Erwartungswerttheoretische Konzepte wie die Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-(VIE)Theorie von Vroom335 gehen als psychologisch orientierte ökonomische Entscheidungstheorie davon aus, dass Menschen diejenigen Alternativen wählen, die den subjektiv erwarteten Nutzen maximieren. Dabei hat jedes Individuum unterschiedliche Präferenzen für unterschiedliche Ziele bzw. Ergebnisse. Individuen hegen Erwartungen über die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Handlungen zu einem erwünschten Verhalten führen, und Erwartungen über die Wahrscheinlichkeit, dass einem bestimmten Verhalten ein bestimmtes Ergebnis folgen wird. Das hierbei zugrundeliegende Mittel-Zweck-Denken wird als Instrumentalität bezeichnet.336 Mittels der Zieltheorie von Locke wird die Bedeutung von Zielen für die Motivation hervorgehoben, die beim Individuum zu Spannungen führen, die durch eine intensive Bewegung auf das Ziel hin reduziert wird. Zielsetzung, Motivation und Handlung sind dynamisch miteinander verknüpft. Ziele allein motivieren jedoch nicht zu hohen Anstrengungen bzw. Leistungen. Hierfür ist zusätzlich erforderlich, dass Zielklarheit herrscht, Zielakzeptanz vorhanden ist, die Zielschwierigkeit feststeht und ein Feedback über die Zielerreichung gegeben wird.337 Im Motivationsmodell von Porter/Lawler wird der Zusammenhang zwischen Motivation, Leistung und Zufriedenheit ermittelt. Zufriedenheit tritt dann ein, wenn die tatsächlich erhaltenen Belohnungen den erwarteten Belohnungen zumindest entsprechen oder sie übersteigen; unterschreiten sie die Erwartungen, ist mit Unzufriedenheit zu rechnen (vgl. Abbildung 15). 334 335 336 337 Gebert/von Rosenstiel 1996, S. 53ff. Vroom 1964. Lawler 1977, S. 49. Locke 1976, 1968. 71 Attributionstheoretische Motivationsmodelle führen das Verhalten darauf zurück, ob der Erfolg bzw. der Misserfolg internen Faktoren (z.B. Fähigkeit, Anstrengung) oder externen Faktoren (Aufgabe, Zufall, Glück) zugeschrieben wird.338 Verhaltensbezogene Implementierungswiderstände Verhaltensbezogene Implementierungswiderstände können bereits in der Persönlichkeit des Individuums begründet liegen. Persönlichkeitsmerkmale sind als allgemeine Prädispositionen von Personen zu verstehen, auf Veränderungen mit Zustimmung oder Ablehnung zu reagieren.339 Die Bereitschaft, Gewohntes aufzugeben, Veränderungen anzunehmen und auf Neues mit Offenheit zu reagieren, ist nicht bei jedem Menschen in gleichem Maß ausgeprägt. Man unterscheidet diesbezüglich flexible Persönlichkeitsstrukturen von verschlossenen, traditionsbewussten und starr auf Veränderungen reagierenden Persönlichkeiten. Völlige Inflexibilität wird als Rigidität bezeichnet. In der Realität werden selten die beiden Extremformen einer vollkommen flexiblen bzw. starren Persönlichkeit auftreten, jedoch lassen sich in der Regel Schwerpunkte festlegen.340 Im Folgenden werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Rigidität eines Individuums dargestellt. 1. Homöostase Homöostase drückt den Wunsch nach größtmöglicher Konstanz bestimmter Variablen zur Erreichung der existentiell notwendigen Stabilität aus. 2. Gewohnheit Gelerntes und gewohntes Verhalten bedingen, dass ein Individuum auch auf neuartige Reize in der gewohnten Form reagiert. 3. Primärverhalten Erfolgreich bewältigte Situationen bewirken verfestigte Verhaltensmuster, die man auch auf neuartige Problemstellungen zu übertragen versucht. 4. Selektive Wahr- Individuen speichern und nehmen bevorzugt solche Informationen nehmung und se- wahr, die nicht zu Dissonanzen bezüglich des eigenen Verhaltens 338 339 340 Vgl. hierzu auch die Ausführungen auf Seite XXX. Dienstbach 1972, S. 107. Böhnisch 1979, S. 28ff. 72 lektives Behalten 5. Abhängigkeit führen. Informationen, die Unsicherheit auslösen, werden entweder ignoriert oder falsch interpretiert. Die konservative Adaption vorgelebter Verhaltensmuster aus der Kindheit führt zur Abhängigkeit von den damaligen Bezugspersonen. 6. Vermeintliche Un- Die Möglichkeit zur Innovation liegt vermeintlich außerhalb des fähigkeit eigenen Einflussbereichs und der eigenen Kompetenzen. 7. Über-Ich Als Über-Ich wird die Ausprägung bestimmter Standards bezeichnet, in denen sich das Bild der perfekten und allmächtigen Bezugsperson widerspiegelt. 8. Misstrauen gegen sich selbst Die Ablehnung eigener kreativer und spontaner Eingebungen aufgrund der akzeptierten Autorität des Über-Ichs führt zu Misstrauen gegen sich selbst. 9. Unsicherheit Auch wenn bisherige Verhaltensweisen nicht mehr zum gewünschten Erfolg führen, neigen Individuen dazu, an diesen festzuhalten, da sie die Sicherheit von Erlebnissen zurückliegender Erfahrungsbereiche suchen. Tabelle 5: Einflussfaktoren der Rigidität eines Individuums (Quelle: Böhnisch 1979, S. 29ff.) Menschen reagieren jedoch nicht ausschließlich starr und inflexibel auf Neuerungen, sondern es sind stets auch flexible Reaktionsanreize Bestandteil einer Persönlichkeit. Somit ist eine alleinige ursächliche Rückführung der Widerstandsentfaltung personaler Akteure auf das Merkmal der Rigidität kaum zweckmäßig. Vielmehr macht man es sich zu leicht, wenn man Akteure als konservativ und starr „abstempelt“, statt sich mit ihren Argumenten bzw. Zielsetzungen auseinanderzusetzen und somit andere Widerstandsursachen zu erkennen.341 Auf der Ebene des Individualverhaltens sind insbesondere die folgenden drei Problemdimensionen zu diskutieren:342 ⎯ 341 342 Barrieren des „Kennens“ und „Verstehens“, Klöter 1997, S. 79. Hilker 1993, S. 16. 73 ⎯ Barrieren des „Wollens“ (Motivation) ⎯ Barrieren des „Könnens“ (Fähigkeiten und Fertigkeiten) Grundvoraussetzung für das „Können“ und „Wollen“ ist jedoch, dass den Betroffenen Ziele und Inhalte eines Konzepts bekannt sind und sie diese auch verstehen (Kennen und Verstehen).343 Bei Willensbarrieren (Barrieren des „Nichtwollens“) sind die beteiligten Personen nicht gewillt, den vertrauten Zustand zu verändern. Fähigkeitsbarrieren treten insbesondere dann auf, wenn Manager befürchten, dass sie in Bezug auf ihre fachlichen Fähigkeiten überfordert sind.344 Diese Problemdimensionen stehen i.d.R. in vielfältigen Wechselwirkungen zueinander. Die Überwindung von Widerständen auf einer Ebene kann sich positiv auf die Überwindung von Widerständen auf einer anderen Ebene auswirken.345 Eine bestimmte Reihenfolge bei der Lösung der Teilprobleme ist jedoch plausibel. So ist es zunächst erforderlich, dass die Ziele und der Nutzen des Einsatzes des Kanals Internet den betroffenen Mitarbeitern so vermittelt werden, dass sie ihnen bekannt sind und auch verstanden werden, bevor danach die Fähigkeiten und die Motivation zur Akzeptanz des neuen Kanals geschaffen werden können.346 Wie Individuen somit auf die Implementierung des Kanals Internet reagieren, ist letztlich davon abhängig, wie sie die Konsequenzen bewerten, die für sie daraus erwachsen. Dienstbach hat ein Modell entwickelt, das vom Grundaufbau ein SOR-Modell darstellt. Ein Individuum reagiert demnach mit einer Prognose und Bewertung der Konsequenzen auf die Informationen, die es bezüglich eines Konzepts bzw. dessen Implementierung erhält. Das Spektrum möglicher Reaktionen reicht auf einem Kontinuum zwischen voller Anpassungsbereitschaft bis zu Widerstand oder gar Ausscheiden. 343 344 345 346 Hilker 2001, S. 831; Hilker 1993, S. 13 und die dort genannten Quellen. Schulz erweitert diese Einteilung um Ressourcenbarrieren, die beim Initiativprozess wirksam werden. Unter Ressourcenbarrieren werden insbesondere der Mangel an qualifiziertem Personal, finanzielle Engpässe und der Mangel an notwendigen Informationen subsumiert (Schulz 1977, S. 61ff.). Witte 1973, S. 20. Hilker 1993, S. 20. Hilker 1993, S. 20f. 74 Prognose der Konsequenzen Bewertung der Konsequenzen Reaktion des Individuums eindeutig positiv Volle Anpassungsbereitschaft Beschränkte Anpassungsbereitschaft neutral Konzept/Plan (Implementierung) Indifferenz passiver Widerstand aktiver Widerstand unklar negativ Ausscheiden Bewertung nicht möglich Vorläufig keine Reaktion Intensität des Suchverhaltens Kontrollmöglichkeiten der Implementierung Vertrauen in den Planer/Implementierenden Abbildung 16: Der Verhaltensentwurf des Individuums (Quelle: mit leichten Modifikationen entnommen aus Dienstbach 1972, S. 107) Diesem Ansatz liegt die Anreiz-Beitrags-Theorie zugrunde.347 Des Weiteren sind Überschneidungen mit dem erwartungswerttheoretischen Gedankengut zur Erklärung des Zustandekommens von Motivation zu erkennen.348 Widerstände sind dann zu erwarten, wenn Anreize und Beiträge in der subjektiven Bewertung des Einzelnen in einem ungünstigen Verhältnis stehen. Die Bewertung basiert auf dem Versuch der Prognose und der Bewertung der Konsequenzen für den Einzelnen, der daraufhin einen Verhaltensentwurf als Reaktion auf ein Konzept bzw. die Implementierung des Konzepts entwickelt.349 Auf einem Kontinuum können auf der einen Extremposition die vollkommene Anpassungsbereitschaft bzw. Akzeptanz und auf der anderen Extremposition der aktive Widerstand bzw. das Ausscheiden aus dem Unternehmen unterschieden werden. Dazwischen existieren verschiedene gra347 348 349 Vgl. Barnard 1937, zitiert nach Böhnisch 1979, S. 86. Vgl. hierzu die Ausführungen auf Seite 70. Böhnisch 1979, S. 86f. 75 duelle Abstufungen.350 Von Bedeutung ist hier die Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Widerstand, auch wenn eine Grenzziehung nicht immer eindeutig möglich ist. Aktiver Widerstand zeichnet sich dadurch aus, dass Akteure auf den Innovationsprozess gestaltend einwirken.351 Der Begriff des passiven Widerstands hingegen bezeichnet diejenigen Verhaltensweisen, die durch Unterlassung jeglicher Förderung eines Konzepts gekennzeichnet sind.352 Des Weiteren ist zwischen offenem und verdecktem Widerstand zu unterscheiden. Unter offenem Widerstand werden diejenigen Verhaltensweisen subsumiert, die für andere Beteiligte klar und zweifelsfrei identifiziert werden können. Bei verdecktem Widerstand hingegen wird versucht, ein Konzept auf allen erdenklichen „stillen Pfaden“ zu verhindern. Die Identifizierung von verdecktem Widerstand ist somit wesentlich schwieriger als bei offenen Widerstand.353 2.2.2.2. Strukturelle Dimension der Implementierung In der Implementierungsliteratur herrscht keine Einigkeit darüber, welche Aspekte unter der strukturellen Implementierungsdimension zu subsumieren sind. Im Forschungsfeld der Marketingimplementierung ergibt die Analyse von nach 1980 erschienenen englischsprachigen Grundlagenwerken zum Marketing, dass unter der Marketing-implementierung insbesondere Aspekte der Marketing-Planung, der Marketing-Organisation und der MarketingKontrolle behandelt werden.354 Planung, Organisation und Kontrolle werden in der Managementliteratur den Führungsbzw. Managementsystemen zugeordnet. Managementsysteme umfassen die Gesamtheit des Instrumentariums sowie der Regeln, Institutionen und Prozesse, mit deren Hilfe Führungsaufgaben erfüllt werden. Unter den Begriff des Managementsystems werden neben Pla- 350 351 352 353 354 Judson 1966, S. 41. Dienstbach 1972, S. 106. Dienstbach 1972, S. 106. Vgl. Hauschildt 1993, S. 102. Vgl. zur Unterscheidung weitere Formen des Widerstands Klöter 1997, S. 160ff. Hilker 1993, S. 53f.; vgl. hierzu auch Bonoma 1984, S. 517. 76 nungs-, Organisations- und Kontrollsystemen auch Informations- und Personalführungssysteme subsumiert.355 Auch in der Literatur zur Strategieimplementierung lässt sich feststellen, dass bestimmte strukturelle Dimensionen der Implementierung besonders häufig diskutiert werden. Hierbei werden insbesondere die Organisationsstruktur, das Planungssystem bzw. die operative Detailplanung, Informations-, Kontroll-, Allokations- und Anreizsysteme, die Unternehmenskultur und die Personalführung als bedeutende Dimensionen eingestuft.356 Die Organisationsstruktur und die operative Detailplanung werden besonders häufig abgehandelt.357 In der Regel wird die Auswahl und Zuordnung der jeweiligen Einflussfaktoren kaum theoretisch gestützt, sondern häufig mit Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis begründet.358 Es herrschen auch allenfalls Vermutungen darüber vor, dass und wie diese einzelnen Dimensionen in Interdependenz miteinander stehen. Hierbei sind insbesondere Prozessmodelle relativ selten vorzufinden.359 Strukturelle Implementierungsaspekte werden auch im Hinblick auf ihren Fit mit dem zu implementierenden Konzept bzw. der zu implementierenden Strategie untersucht.360 Studien belegen hierbei die Wichtigkeit eines schlüssigen Fits zwischen organisationalen Strategie-, Personal- und Strukturmerkmalen.361 355 356 357 358 359 360 361 Schierenbeck 1993, S. 99ff.; Wild 1982, S. 32. Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 55 und die dort zitierten Quellen. Hilker 1993, S. 61ff. liefert einen tabellarischen Überblick über zentrale strukturelle Implementierungsdimensionen in der Literatur. Hilker 1993, S. 61. Von der Oelsnitz 1999, S. 61. Vgl. zu einer Ausnahme das Ablaufmodell zur Strategieimplementierung und zum organisatorischen Veränderungsprozess von Hrebiniak/Joyce 1984, S. 9ff. Vgl. hierzu Kap. 1.5.1. Hamilton/Shergill 1992 und Donaldson 1987; zitiert nach von der Oelsnitz 1999, S. 57. 77 2.2.2.3. Prozessbezogene Dimension der Implementierung In den bisherigen Ausführungen wurden statische Implementierungsansätze dargestellt. Statische Ansätze sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich mit den Objektbereichen bzw. Zieldimensionen auseinandersetzen, auf die das Implementierungshandeln ausgerichtet sein kann. Damit beschäftigt sich ein Grossteil der Implementierungsliteratur. Statische Ansätze vernachlässigen jedoch den zeitlichen Ablauf der Implementierung. Bislang ist somit ein Mangel an geeigneten Prozessmodellen zu verzeichnen, die sich damit befassen, in welcher zeitlichen Abfolge die Implementierungsebenen, ihre Dimensionen bzw. Teildimensionen und die damit verbundenen Implementierungsinstrumente und –methoden eingesetzt werden sollten.362 Dieses Defizit wird insbesondere in jüngeren Forschungsarbeiten zunehmend kritisiert.363 Prozessbezogene Ansätze können ergänzende Erkenntnisse zur Implementierung und damit ein vollständigeres Abbild der relevanten Dimensionen und Einflussgrößen der Implementierung liefern.364 Bislang liegt jedoch noch kein allgemein akzeptierter Ansatz zur Strukturierung von Implementierungsprozessen vor. Prozessmodelle entstammen Forschungsarbeiten zum geplanten organisatorischen Wandel, die mit Arbeiten zur Organisationsentwicklung verwandt sind.365 Forschungsarbeiten zum geplanten Wandel von Organisationen und zur Organisationsentwicklung beschäftigen sich mit der Veränderung von Systemen – auf Basis von dahinterstehenden Plänen, Modellen oder Ideen, die den erwünschten Zustand von realen Systemen ausdrücken.366 Hilker entwirft ein allgemeines Prozessmodell, indem er die Phaseneinteilung von Lewin übernimmt, der die Phasen „unfreezing“, „moving“ und „refreezing“ unterscheidet.367 Des Weiteren geht er davon aus, dass ein Implementierungsprozess nicht einem linearen Verlauf 362 363 364 365 366 367 Hilker 1993, S. 220. Sashittal/Jassawalla 2001, S. 50. Hilker 1993, S. 220f. Hilker 1993, S. 10; vgl. a. die dort angegebenen Quellen. Kirsch et al. 1979, S. 18. Lewin 1963, S. 262ff. 78 folgt, sondern als Abfolge iterativer Teilprozesse zu verstehen ist. Somit sind Rücksprünge genauso möglich wie das Auslassen von (Teil-)Prozessschritten.368 Hilker weist des Weiteren darauf hin, dass es nicht immer möglich ist, einen eindeutig determinierten Zeitablauf zu bestimmen. Dies sei auch nicht immer sinnvoll bzw. erforderlich.369 Hierzu entwirft er ein Prozessmodell, das sich am „Markt-Back-Ansatz“ orientiert. Dieser Ansatz zeichnet sich durch ein schrittweises und ergebnisorientiertes Vorgehen aus.370 Veränderungen werden nur dann durchgeführt, wenn sie aufgrund ihrer Problemrelevanz erforderlich sind. Des Weiteren sollte der Veränderungsbedarf von den Betroffenen konkretisiert werden, damit relativ exakte Zielvorgaben definiert werden können, deren Erfüllung intersubjektiv nachprüfbar ist.371 Die Verbesserungsmaßnahmen werden zwar sofort eingeführt, jedoch erst dann endgültig übernommen, wenn die gemessenen Ergebnisse den Erwartungen entsprechen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass regelmäßige Erfolge motivierend wirken. Hierzu müssen sie den Betroffenen verdeutlicht werden.372 Von der Oelsnitz gliedert die Implementierungsproblematik in die drei Bereiche „Content“, „Context“ und „Process“. Unter „Content“ versteht er die Dimensionen, Implikationen und Indikatoren der Marktorientierung. Unter „Context“ fasst er die Unternehmenskultur, -identität und weitere Kontextfaktoren (Unternehmengröße, -alter, -technologie). Im Rahmen des Implementierungsprozesses identifiziert er die Basistätigkeiten des „Visioning“, „Leading“, „Promoting“ und „Fitting“.373 Hierbei erfolgen jedoch keine Ausführungen darüber, unter welchen situativen Bedingungen welche Reihenfolge der Implementierungstätigkeiten sinnvoll ist. Mehrere Autoren betonen, dass Strategieformulierung und -implementierung nicht als sequentielle Tätigkeiten aufzufassen sondern als Teil eines Prozesses zu verstehen sind.374 Hierbei sind auch die dynamische Interaktion zwischen Planern und Implementierern sowie 368 369 370 371 372 373 374 Hilker 1993, S. 222; vgl. a. die dort angegebenen Quellen. Hilker 1993, S. 222. Hilker 1993, S. 230; vgl. hierzu auch von der Oelsnitz 1999, S. 68. Vgl. zu einer Gegenüberstellung aktivitäts- und ergebnisorientierter Implementierungsprozesse Schaffer/Thomson 1992, S. 81; zitiert nach Hilker 1993, S. 232f. Beer et al. 1990, S. 35ff; zitiert nach Hilker 1993, S. 231. Schaffer/Thomson 1992, S. 83; zitiert nach Hilker 1993, S. 233. Von der Oelsnitz 1999, S. 138. Belz/Senn 1997, S. 41f.; Cespedes/Piercy 1996, S. 137f. 79 die täglichen Improvisationen von Bedeutung, die nicht in Plänen vorgesehen sind, jedoch eine wichtige Rolle bei der Implementierung der Marktorientierung in Unternehmen einnehmen.375 Belz/Senn konstatieren, dass eine Balance zwischen den Extrempolen einer zu starken Führung des Prozesses und eines „kreativen Chaos“ bzw. einer „Laissez-Faire“Mentalität zu finden ist.376 Bisher existieren jedoch wenige konkrete Lösungsansätze dafür, wie der Prozess der Implementierung in bestimmten Situationen auszugestalten ist. Die Charakteristika von Implementierungsprozessen sind somit noch weitgehend unerforscht. 2.2.3. Zusammenfassung zentraler Erkenntnisse der Implementierungsforschung Aus den Ausführungen der vorangegangen Kapitel wird deutlich, dass Planung und Implementierung sich wechselseitig beeinflussen. Dies hat insbesondere die folgenden Konsequenzen: Zum einen müssen bei der Planung bereits Aspekte der Implementierung berücksichtigt werden, um zu gewährleisten, dass ein Plan gemäß der ihm zugeschriebenen Ziele um- und durchgesetzt werden kann. Hierfür müssen somit geeignete Implementierungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Zum anderen können jedoch nicht alle implementierungsrelevanten Aspekte (vorab) geplant werden. Änderungen in den Marktbedingungen sowie dem Unternehmensumfeld erfordern ggfs. eine Planrevision bzw. –änderung. Somit ist zu berücksichtigen, dass die Implementierung von Plänen einer gewissen Unsicherheit unterliegt und somit eine agile Realisierung erforderlich ist. Nach Belz/Senn liegen die Charakteristika einer agilen Realisierung darin, „[..] eine Gesamtidee zu entwickeln, die ersten Schritte [..] festzulegen, dann aber wieder bereit zu sein, um sie zu korrigieren, Bewährtes zu verstärken, neue Bedingungen zu berücksichtigen, falsche Ansätze zu streichen und überraschende Teilerfolge zu multiplizieren.“377 Somit sollen Verantwortliche nicht die Perfektion von Konzepten anstreben, sondern ausgehend von einem (notwendigerweise) unvollständigen Konzept und Implementierungslücken sowohl Anpassungen im Konzept als auch in der Realisierung vornehmen, wenn dies aufgrund veränderter Markt- und Umfelddynamik erforderlich ist.378 375 376 377 378 Sashittal/Jassawalla 2001. Belz/Senn 1997, S. 42. Belz/Senn 1997, S. 42. Belz/Senn 1997, S. 42f. 80 Idealerweise verantwortet ein und dieselbe Person Planung und Implementierung. Eine zentrale Rolle nimmt somit der verantwortliche Manager ein, der mit seinen Fähigkeiten Implementierungslücken schließen und Implementierungshindernisse überwinden kann. Statt sich in zu hohem Maß auf formale und starre Planungsprozesse zu stützen, muss er die Fähigkeit zur Improvisation besitzen und hierbei informelle Beziehungen zu zentralen Personen in anderen Funktionseinheiten knüpfen.379 Hierbei erscheint somit eine zwischen Determinismus und Voluntarismus liegende Sichtweise sinnvoll, die Handlungsspielräume des verantwortlichen Managers berücksichtigt, die durch subjektiv wahrgenommene Grenzen im Unternehmen sowie durch Aspekte in Markt und Umfeld eines Unternehmens begrenzt werden.380 Im Zentrum der Implementierungsliteratur steht die Erforschung der statischen Objektbereiche bzw. Zieldimensionen, auf die das Implementierungshandeln ausgerichtet sein kann. Um statische Implementierungsaspekte im Detail zu analysieren, bietet sich eine analytische Trennung in strukturelle und verhaltensbezogene Implementierungsaspekte an, die in vielfältigen Wechselwirkungen zueinander stehen. Darauf basierend können geeignete Implementierungsmaßnahmen entwickelt werden. Bei der Entwicklung geeigneter Maßnahmen ist zu berücksichtigen, dass ein schlüssiger Fit zwischen organisationalen Strategie-, Personal- und Strukturmerkmalen erreicht wird.381 Prozessbezogene Implementierungsansätze liefern eine wichtige Ergänzung der Erkenntnisse der statischen Implementierungsansätze, wenn sie Anweisungen dafür geben, in welcher zeitlichen Abfolge als geeignet identifizierte Implementierungsmaßnahmen einzusetzen sind.382 Letztlich ist zu berücksichtigen, dass allgemeingültige Empfehlungen aufgrund der vielen situativen Besonderheiten kaum ableitbar sind383, jedoch Ziel wissenschaftlichen Arbeitens darstellen, um Erkenntnisfortschritte zu generieren. Somit müssen wissenschaftliche Arbei379 380 381 382 383 Belz/Senn 1997, S. 42f. Vgl. a. Kap. 1.5.1. Hamilton/Shergill 1992 und Donaldson 1987; zitiert nach von der Oelsnitz 1999, S. 57. Hilker 1993, S. 220. Belz/Senn 1997, S. 44f.; Hilker 1993, S. 10. 81 ten versuchen, Hinweise dafür zu liefern, unter welchen situativen Gegebenheiten bestimmte Implementierungsbereiche tangiert werden, welche Implementierungslücken und -barrieren hierbei zu erwarten sind und welche Implementierungsinstrumente und -methoden in welcher Reihenfolge im Implementierungsprozess einzusetzen sind. 3. Situative Problemanalyse und situatives Management der Implementierung des Kanals Internet Um gezielte Lösungen für Probleme bei der Implementierung des Kanals Internet zu erarbeiten, kann kein allgemein gültiger Ansatz gewählt werden. Hierfür wird in Kap. 3.1. zunächst eine Typologie erarbeitet, welche die situativen Unterschiede bei der Implementierung des Kanals Internet berücksichtigt. Die untersuchten Unternehmen werden dann den drei ermittelten Typen zugeordnet. Des Weiteren ist es erforderlich, eine in sich geschlossene Systematik der Implementierungsansätze zu erarbeiten. Basierend auf Erkenntnissen der Implementierungsforschung384 wird in Kapitel 3.2. ein Framework dargestellt, das als grundlegendes „Raster“ für die Implementierung des Kanals Internet dient. Es vermag verschiedene Implemementierungansätze zu integrieren und bietet daher bewusst die Möglichkeit ein breites Spektrum an Implementierungsdimensionen und –faktoren abzudecken, die einen wesentlichen Einfluss auf die Implementierung des Kanals Internet ausüben. Auf dieser Basis können situative Differenzierungen und inhaltliche Konkretisierungen in Bezug auf die Implementierungsdimensionen und –faktoren vorgenommen werden, um die jeweilige Implementierungssituation hinreichend zu erfassen. Die inhaltlichen Konkretisierungen werden im weiteren Verlauf des dritten Kapitels anhand der detaillierten Analyse der drei Typen vorgenommen. Hierfür werden die drei ermittelten Typen detailliert, einem einheitlichen Schema folgend untersucht. Zunächst erfolgt die Darstellung der Anforderungen an die ideale Ausgestaltung der Implementierung des jeweiligen Typus (Soll-Zustand). Danach erfolgt auf Basis der Ermittlung des gegenwärtigen Imple384 Vgl. Kap. 2.2.3. 82 mentierungsstands eine Darstellung der Implementierungslücken und –barrieren bzw. widerstände (Soll-Ist-Vergleich) sowie der ermittelten Ursachen. Schließlich werden die in der Unternehmenspraxis verfolgten Lösungsansätze vorgestellt, die dem Ziel der Schließung von Implementierungslücken und Überwindung von Implementierungs-barrieren und widerständen dienen. 3.1. Typologie der Implementierung des Kanals Internet Handlungsempfehlungen für die Implementierung des Kanals Internet können nicht von allgemeiner Natur sein. Die hohe Heterogenität der Nutzungsmöglichkeiten des Kanals Internet macht es vielmehr erforderlich, situationsspezifisch bei der Problemanalyse und der Ableitung von Handlungsempfehlungen vorzugehen. Nur so können differenzierte, konkrete Gestaltungsempfehlungen für die Implementierung des Kanals Internet in der jeweiligen Unternehmenssituation abgeleitet werden.385 Um situative Unterschiede bei der Implementierung des Kanals Internet deutlich zu machen, wird in der vorliegenden Arbeit die Methode der Typologisierung bzw. Typenbildung gewählt. 3.1.1. Grundlagen der Typenbildung Die Typologisierung bzw. Typenbildung stellt eine geeignete Methodik dafür dar, zu Aussagen zu gelangen, die über das einzelne Unternehmen hinaus generalisierbar sind.386 Die Bildung prägnanter Typen schlägt auf mittlerem Abstraktionsniveau eine Brücke zwischen generellen Aussagen – also hinsichtlich der Gesamtheit aller internetkanal-bezogenen EBusiness-Aktivitäten – und konkretem Einzelfall.387 Somit ermöglicht sie, die Komplexität zu reduzieren, indem die Heterogenität und Vielzahl der Einzelfälle der Implementierung 385 386 387 Vgl. Stahle 1999, S. 48. Vgl. a. Kap. 1.5.1. Meuser/Nagel 1991, S. 464. Belz 1989, S. 8f. 83 von Internetkanälen überschaubar gemacht werden und man sich auf besonders ergiebige Typen fokussieren kann.388 Bei der Typenbildung werden Einzelfälle nach bestimmten Kriterien zu Typen zusammengefasst. Hierbei sollen Aussagen über spezifische Probleme einzelner Internetkanaltypen ermöglicht werden, aus denen letztlich Schlussfolgerungen für die erfolgreiche Implementierung des jeweiligen Internetkanaltyps abgeleitet werden können.389 Jeder Typus spiegelt eine situative Ausgangslage für das Management der Implementierung des Kanals Internet wider. Ein Typus ist somit als „[..] der ‚Repräsentant’ einer Reihe von Gegenständen, von Erscheinungen, die eine Anzahl gemeinsamer Merkmale aufweisen, wobei die Auswahl der den Typus kennzeichnenden Merkmale vom jeweiligen Untersuchungszweck abhängt.“390 Als Ausgangspunkt für typisierende Generalisierungen dient in der Regel der Vergleich einzelner Fälle und die Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.391 Hierzu sind relevante Merkmale zu identifizieren, anhand derer prägnante und sich voneinander in den Ausprägungen dieser Merkmale unterscheidende Typen gebildet werden. Dabei ist so vorzugehen, dass zunächst die Typisierungsdimensionen festzulegen sind, die als inhaltliche Festlegung der Merkmale zu verstehen sind, über die typisiert werden soll. Anschließend sind Typisierungsmerkmale zu bestimmen. Einzelne Fälle werden dann aufgrund der Gemeinsamkeiten in den Ausprägungen der Typisierungsmerkmale zu Typen zusammengefasst. Hierbei ist zu beachten, dass neben den Gemeinsamkeiten auch Unterschiede bzw. Widersprüche explizit gemacht werden müssen. Die aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten ermittelten Typen werden dann unter Bezugnahme auf die konkreten Einzelfälle dargestellt und interpretiert.392 388 389 390 391 392 Mayring 1999, S. 105. Vgl. Bruhn 2002, S. 16. Knoblich 1972, S. 142. Hierfür werden thematisch vergleichbare Textpassagen ausfindig gemacht, zusammengestellt (Synopse) und deren Überschriften vereinheitlicht. Vgl. zu weiteren Details Meuser/Nagel 1991, S. 459ff; Kluge/Kelle 1999, S. 55ff. Vgl. zur Darstellung weiterer Details Mayring 1999, S. 105f.; Kluge/Kelle 1999, S. 75ff. 84 3.1.2. Typenbildung anhand der implementierten Funktionen des Kanals Internet Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Expertengespräche haben zutage gefördert, dass in der Unternehmenspraxis diverse Faktoren einen Einfluss auf den Stand und den Fortschritt der Implementierung des Kanals Internet ausüben. Im Lauf der Analyse der Expertengespräche hat sich jedoch herauskristallisiert, dass sich die Probleme bzw. Problemmuster bei bestimmten Fällen ähneln. Die Anforderungen an die Implementierung sowie die typischerweise auftretenden Implementierungslücken und –barrieren unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich derjenigen Funktionen, welche Unternehmen im Rahmen ihrer Internetkanalaktivitäten schwerpunktmäßig verfolgen. Dies sind in der Regel diejenigen Funktionen, welche von den Nutzern bevorzugt nachgefragt werden. Phasen des Buying Cycle Kundenbedürfnisse im Buying Cycle Primäre Funktion des Internetkanals (Kundensicht) Suchphase Kaufphase Suche nach weiteren Suche und Vergleich von Inforkaufrelevanten Informationen, mationen über LeistungsVereinbarung der merkmale, UnternehmensKaufkonditionen charakteristika etc. Informationsfunktion Inf.- & Kontaktf. Kauffunktion Nutzungsphase Wiederkaufphase Informationsbedarf zu Produkten bzw. deren Nutzung; Behebung von Problemen Suche nach Informationen über Zusatz- oder Ersatz- Produkte Informations- und Kontaktfunktion Infor.- und Kontaktfunktion Abbildung 17: Typische Funktionen des Internetkanals im Verlauf des Buying Cycle (Quelle: eigene Darstel lung) Gemeinsamkeiten sind über Branchengrenzen hinweg bei funktional ähnlichen Schwerpunkten der Nutzung des Internetkanals zu erkennen.393 Als geeignetes Typisierungsmerkmal kommen somit die aus Kundensicht ausgeübten Funktionen eines Internetkanals in Betracht. Hierbei sind im Wesentlichen die folgenden Funktionen zu unterscheiden (vgl. Abbildung 17): 393 In Bezug auf den Implementierungsprozess konnten keine wesentlichen, typenprägenden Unterschiede festgestellt werden. Es war bei allen Unternehmen erkennbar, dass sie nach einem Trial-and-Error-Verfahren (inkremental) vorgingen. Alle untersuchten Unternehmen haben bereits Erfahrung mit dem Verkauf von Waren über das Internet (E-Commerce) gemacht bzw. machen diese zum Zeitpunkt der Untersuchung. Aufgrund einer raschen Adoption durch Kunden wurde es insbesondere im Versandhandel und in der Luftfahrtindustrie relativ früh offensichtlich, dass sie ihre Web-Sites auch zum Verkauf ihrer Leistungen (E-Commerce) nutzen würden. Unternehmen anderer Branchen (z.B. Versicherungen) mussten ihre Erwartungen diesbezüglich hingegen häufig senken. 85 — — — Informationsfunktion Kontaktfunktion Kauffunktion Die Informationsfunktion umfasst alle diejenigen Prozesse, welche insbesondere in der Such- und Kaufphase dazu dienen, die Suche des Kunden nach Informationen über ein Unternehmen, sowie über dessen Produkte bzw. Dienstleistungen zu befriedigen. Zusätzlich bieten manche Unternehmen auch mehr oder weniger extensiv Informationen an, welche dazu geeignet sind, Informationsbedürfnisse während der Nutzungs- und Wiederkaufphase zu befriedigen. In der Nutzungsphase benötigen Kunden insbesondere (weitergehende) Informationen zu den gekauften Produkten bzw. zu deren Nutzung (z.B. in Form von Anwendungstipps).394 Die Informationsfunktion im Rahmen der Wiederkaufphase ist dann weitgehend identisch mit derjenigen der Suchphase, falls bereits bestehenden Kunden dieselben (standardisierten) Informationen angeboten werden wie Interessenten im Rahmen ihrer Suchphase. Das Angebot der Kontaktfunktion ermöglicht Nutzern, über einen entsprechenden E-Service per E-Mail Kontakt mit dem betreffenden Unternehmen aufzunehmen (InboundKontaktaufnahme). Dies geschieht insbesondere deswegen, um weiteres Informationsmaterial anzufordern oder um ein Gespräch mit einem persönlichen Berater anzufordern. Mittels der Kauffunktion können sich Nutzer schließlich über die Kaufmodalitäten informieren und den Kaufvorgang selbst über das Internet tätigen. Typenbildung Die untersuchten Unternehmen werden aufgrund der Schwerpunkte ihrer gegenwärtigen Internetkanalaktivitäten in verschiedene Typen eingeteilt. Die Analyse der Expertengespräche hat die Bildung der folgenden drei Typen unterstützt: — — 394 395 Kommunikationskanaltyp Absatzkanaltyp395 Vgl. Kap. 2.1.1. Vgl. zur Unterscheidung von Kommunikations- und Absatzkanälen Kap. 2.1.2. und Kap. 2.1.3. 86 — CRM-Kanaltyp.396 Die Dimension, über die typologisiert wird, wird als Implementierungsstufe bezeichnet. Die Implementierungsstufen unterscheiden sich hinsichtlich der Ausprägung der Merkmalsdimension der primär genutzten Funktionen. Mit zunehmender Implemen-tierungsstufe von Typ 1 bis Typ 3 nimmt auch der Funktionsumfang des jeweiligen Internetkanaltyps zu (vgl. Abbildung 18). Implementierungsstufe / Funktionsumfang zusätzlich: Informationsfunktion (individual.) Typ 3: CRM-Kanal zusätzlich: Kauffunktion Typ 2: Absatzkanal Informationsfunktion Kontaktfunktion Typ 1: Kommunikationskanal Abbildung 18: Implementierungsstufen und Funktionsumfang des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstellung) Die Informationsfunktion stellt die Basis aller Internetkanalaktivitäten dar, weil sie auf allen Web-Sites enthalten ist. Hierbei divergieren jedoch die Fülle der Informationen und die Abdeckung von Informationsbedürfnissen in verschiedenen Phasen. Alle der untersuchten Unternehmen bieten ergänzend zur Informationsfunktion eine Kontaktfunktion an. Da bei beiden Funktionen ausschließlich Informationen zwischen Interessent und Unternehmen fließen, werden Unternehmen, die den Fokus auf die Informations- und Kontaktfunktion legen, dem Kommunikationskanaltyp zugeordnet.397 396 397 Vgl. zur Bezeichnung des Internet als CRM-Kanal Hildebrand 2000, S. 83. Vgl. hierzu auch Kap. 2.1.2. 87 Diejenigen Unternehmen, die das Internet zusätzlich zur Informations- und Kontaktfunktion auch zum Verkauf ihrer Produkte bzw. Dienstleistungen nutzen und bei denen das Internet einen signifikanten Absatzkanal darstellt, werden dem Absatzkanaltyp zugeordnet. Das wesentliche Kriterium zur Abgrenzung des Kommunikations- vom Absatzkanaltyp besteht darin, dass eine Kauffunktion über das Internet angeboten wird, welche einen Güter- und Geldfluss zwischen Unternehmen und Kunden nach sich zieht.398 Zusätzlich ist auch das Kriterium heranzuziehen, ob diese Funktion in erheblichem Maß von den Kunden genutzt wird. Beispielsweise bieten Unternehmen der Versicherungsbranche teilweise an, Versicherungen online abzuschließen. I.d.R. wird dieses Angebot jedoch nur bei spezifischen Versicherungen von den Kunden genutzt, und auch bei diesen meist in sehr geringem Umfang, gemessen am Anteil am gesamten Umsatz. Bei einigen der untersuchten Unternehmen werden über das Internet unter 1% aller Umsätze in einer Produktkategorie bzw. bei einzelnen Produkten getätigt. Das Internet stellt bei diesen Unternehmen einstweilen den mit Abstand unbedeutendsten Absatzkanal dar. Die Expertengespräche haben gezeigt, dass die betreffenden Unternehmen den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf die Informations- und Kontaktfunktion legen. Aufgrund der nur in geringem Maß in Anspruch genommenen Kauffunktion werden sie dem Kommunikationskanaltyp zugeordnet. Sie ähneln hinsichtlich der Anforderungen an die Implementierung stärker denjenigen Unternehmen, welche ausschließlich die Informations- und Kontaktfunktion ausüben, als den Unternehmen, bei denen der Absatzkanal Internet signifikante Umsatzanteile erwirtschaftet. Dies schließt zwar nicht aus, dass auch diese Unternehmen Erfahrungen mit typischen Implementierungsproblemen und Lösungsansätzen des Absatzkanaltyps vorzuweisen haben. Nach den Aussagen der befragten Experten ist dies jedoch in geringem Maß der Fall. Somit können sie nur teilweise Aufschluss über typische Implementierungsprobleme und –lösungsansätze des Absatzkanaltyps liefern. Dies belegt, dass die Typen auf einem Kontinuum liegen und somit nicht eindeutig voneinander abgegrenzt werden können. Überschneidungen sind in der Unternehmenspraxis üblich. Wenn Unternehmen anstreben, das Internet auf Basis der Informations-, Kontakt- und Kauffunktion im Rahmen von CRM-Aktivitäten zur Übermittlung von individualisierten Informationen und E-Services zu nutzen, soll im Folgenden von einem CRM-Kanaltyp gesprochen werden. Es ist zu berücksichtigen, dass dieser Internetkanaltyp noch in keinem der un398 Vgl. Kap. 2.1.3. 88 tersuchten Unternehmen implementiert ist. Dies ist im Wesentlichen auf die beträchtlichen Hindernisse bei der Implementierung des CRM zurückzuführen. Dennoch befinden sich vereinzelte Unternehmen in einem schon fortgeschrittenen Stadium, womit auch die Nutzung des Kanals Internet als CRM-Kanal für diese Unternehmen zunehmend diskutiert wird. Anhand der Expertengespräche kann belegt werden, dass mit zunehmender Implementierungsstufe auch das Funktionsspektrum zunimmt. Beim Kommunikations-kanaltyp werden primär die Informations- und die Kontaktfunktion ausgeübt. Der Absatzkanaltyp beinhaltet zusätzlich die Kauffunktion. Schließlich umfasst der CRM-Kanaltyp zusätzlich noch die Funktion der Übermittlung von individualisierten Informationen im Rahmen der Wiederkaufphase bereits bestehender Kunden.399 Typologisierung der untersuchten Fälle Die im Rahmen der Forschungsarbeit untersuchten Fälle können mehrheitlich jeweils einem der definierten Typen zugeordnet werden. Ausnahmen bilden zum einen Beratungsunternehmen. Die Experten in Beratungsunternehmen wurden nach den Implementierungsproblemen und –aktivitäten ihrer Beratungskunden befragt. Zum anderen konnte die Neue Zürcher Zeitung AG (NZZ) nicht eindeutig einem der Typen zugeordnet werden. Zwar nutzt die NZZ ihre Web-Site auch zur Übermittlung von Informationen. Die Hauptfunktion stellt jedoch die Übermittlung des publizistischen Inhalts dar, also der Kernleistung der NZZ. Die Web-Site der NZZ ist somit als Teil ihres Geschäftsmodells zu betrachten, da die NZZ Einnahmen aus der Online-Werbung und Online-Inseraten generiert – analog zur Papierzeitung. Die Zuteilung einzelner Fälle zu den Typen erfolgte nach den Gesprächen und wurde auf Basis der Angaben der Experten sowie des Vergleichs der Expertengespräche durchgeführt. Die Unternehmen Lufthansa, Microsoft und Swisscom Fixnet sind in der Abbildung 19 doppelt gelistet. Grundsätzlich sind die Internet-Aktivitäten von Microsoft dem Kommunikationskanaltyp zuzuordnen. Das Unternehmen stellt jedoch insofern einen Sonderfall dar, als auch über die Kommunikationsfunktion hinaus erste Ansätze eines CRM-Kanaltyps in 399 Diejenigen Unternehmen, die in Bezug auf die Implementierung von CRM-Aktivitäten schon fortgeschritten sind, haben ihren Schwerpunkt auf dem Absatzkanaltyp. Ein weiteres Unternehmen betreibt das Internet 89 Form konkreter CRM-Services implementiert wurden. Hierzu existieren somit bereits vielfältige Erfahrungen hinsichtlich deren Implementierung. Die Internetaktivitäten der Lufthansa und von Swisscom Fixnet sind grundsätzlich dem Absatzkanaltyp zuzuordnen. Darüber hinaus existieren in beiden Unternehmen schon weitreichende Erfahrungen mit der Implementierung des CRM, so dass auch die Nutzung des Kanals Internet als CRM-Kanal zunehmend diskutiert wird. Die Typologisierung darf nicht derartig verstanden werden, dass jedes Unternehmen danach streben sollte, eine möglichst hohe Implementierungsstufe und damit einen möglichst umfangreichen Funktionsumfang zu erreichen. Jedes Unternehmen muss vor dem Hintergrund der Marktbedingungen, seiner spezifischen Situation, seiner Produkte sowie vor dem Hintergrund von internen implementierungsrelevanten Aspekten abwägen, welchen Typ es verfolgen sollte. Implementierungsstufe / Funktionsumfang (Lufthansa, Swisscom Fixnet, Microsoft) Typ 3: CRM-Kanal Crédit Suisse, Hilti, Lufthansa, Quelle, Sixt, Swiss Airlines, Swisscom Fixnet Typ 2: Absatzkanal Helsana, MercedesBenz, Microsoft, Orange, SBB, Swisscom Mobile, Swisslife, Winterthur Typ 1: Kommunikationskanal Abbildung 19: Einordnung der Fälle in die Internetkanaltypologie (Quelle: eigene Darstellung) 90 3.2. Vorläufiges Framework der Implementierung des Kanals Internet Um gezielte Problemlösungen abzuleiten ist es erforderlich, eine in sich geschlossene Systematik der Implementierungsansätze zu erarbeiten. Die Systematik soll dazu dienen, die einzelnen Erkenntnisquellen konzeptionell zueinander in Beziehung zu setzen, um besser abschätzen zu können, welche Problemlösungsbeiträge und –defizite die einzelnen Ansätze kennzeichnen. Mittels einer geeigneten Systematisierung wird außerdem die Gefahr minimiert, dass wichtige Komponenten nicht identifiziert werden oder dass die Beziehungen zwischen Teilkomponenten nicht in ausreichendem Maß erkannt werden. Eine solche Systematik stellt letztlich die Grundlage für die Unterscheidung von bestimmten, als typisch erachteten Fällen dar, um situativ angepasste und adäquate Problemlösungen zu erarbeiten. Eine solche Systematik stellt das der Untersuchung zugrunde liegende vorläufige400 Framework dar (vgl. Abbildung 20). Es dient der Analyse derjenigen Faktoren, die einen negativen Einfluss auf den Erfolg der Internetkanaltypen ausüben, sowie der dafür verantwortlichen Ursachen. Auf der linken Seite des Frameworks sind die unterschiedlichen Implementierungsstufen und Internetkanaltypen enthalten, womit unterschiedliche situative Ausgangspositionen von Unternehmen berücksichtigt werden. 400 Dieses vorläufige Framework wird anhand der Erkenntnisse, die im weiteren Verlauf des dritten Kapitels dargestellt werden, erweitert. Vgl. Kap. 4.1. Implementierungsstufen 91 Konzeption Typ3: 3: CRM-Kanal CRM-Kanal Typ Typ2: 2: Absatzkanal Absatzkanal Typ MakroEbene MikroEbene E-BusinessE-BusinessManager Manager Erfolg Implementierung Typ1: 1: KommunikationsKommunikationsTyp kanal kanal strukturell verhaltensbezogen Markt-und undUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Markt- Abbildung 20: Vorläufiges Framework der Implementierung des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstellung) Das Framework basiert auf grundlegenden Erkenntnissen der Implementierungsforschung.401 Zum einen wird die zentrale Rolle des E-Business-Managers402 ersichtlich, der einen gewissen, subjektiv wahrgenommenen Spielraum bei der Definition der konzeptionellen Anforderungen sowie der Beeinflussung der Implementierung hat. Zum anderen wird die wechselseitige Beeinflussung von konzeptionellen Aspekten und Implementierung berücksichtigt. Die konzeptionelle Ebene wird in eine Mikro- und eine Makro-Ebene unterteilt. Auf der Makro-Ebene sind diejenigen übergeordneten Anbieterprozesse in Unternehmen enthalten, die im Rahmen der Leistungserstellung eines Internetkanaltyps tangiert werden. Auf der Mikro-Ebene werden sämtliche konzeptionellen Aspekte zusammengefasst, welche die Ausgestaltung der konkreten Anbieterprozesse und Funktionalitäten des Kanals Internet betreffen. Bei der Implementierungsdimension werden – wie in der einschlägigen Literatur weit verbreitet – strukturelle und verhaltensbezogene Implementierungsaspekte voneinander unterschie-den.403 401 402 403 Vgl. Kap. 2.2. Vereinfachend wird hier von dem E-Business-Manager im Singular gesprochen, obwohl das E-Business-Team in den meisten Unternehmen aus mehreren Personen besteht, welche die Implementierung mit beeinflussen. In dieser Arbeit liegt der Fokus jedoch auf dem verantwortlichen E-Business-Leiter. Vgl. Kap. 2.2.2. 92 Jeder der Internetkanaltypen stellt unterschiedliche Anforderungen an die Konzeption und die Implementierung, die in den folgenden Kapiteln dargestellt werden. In Bezug auf das Verhalten von E-Business-Managern konnten hingegen keine wesentlichen Unterschiede festgestellt werden. Die hohe Übereinstimmung der Aussagen von E-Business-Managern verschiedener Internetkanaltypen lässt vielmehr den Schluss zu, dass relativ ähnliche Faktoren des Verhaltens von E-Business-Managern förderlich bzw. hinderlich auf die Implementierung des jeweiligen Internetkanaltyps wirken. Sie werden daher erst in Kapitel 4.7. dargestellt. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird gezeigt, welche idealtypischen Anforderungen an die Implementierung der genannten Internetkanaltypen zu stellen sind. Diese werden mit der tatsächlichen Implementierung in Unternehmen verglichen. Dieser Vergleich bringt Implementierungslücken und Implementierungsbarrieren zutage. Das vorläufige Framework dient der empirischen Untersuchung als Grobraster. Hierbei wurde explorativ ermittelt, welche konkreten Faktoren als Implementierungslücken und Implemementierungsbarrieren bzw. widerstände den Erfolg des Kanals Internet negativ beeinflussen, sowie welche Ursachen hierfür verantwortlich sind. Damit liefert das vorläufige Framework die Möglichkeit, situativ unterschiedliche Schwerpunkte innerhalb der jeweiligen Dimensionen zu identifizieren. In Abhängigkeit von dem gewählten Internetkanaltypus sind unterschiedliche Ausprägungen der Faktoren innerhalb der genannten Dimensionen dafür verantwortlich, ob der Einsatz eines Internetkanaltypus erfolgreich bzw. nicht erfolgreich ist. Konkrete Faktoren innerhalb der Dimensionen Marktund Umfeldbedingungen, Verhalten des verantwortlichen E-Business-Managers, Konzeption und Implementierung wirken somit begünstigend bzw. hemmend auf den erfolgreichen Einsatz eines Internetkanaltypus. In dem Framework wird davon ausgegangen, dass die Herstellung eines bestmöglichen Fit der folgenden Faktoren den Erfolg des Einsatzes des Kanals Internet positiv beeinflusst: Markt- und Umfeldbedingungen, schwerpunktmäßig zu verwirklichender Internetkanaltypus, Verhalten des E-Business-Managers, Konzeption und Implementierung.404 404 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 1.5.1. 93 In dem Framework wird weiterhin unterstellt, dass der Erfolg bzw. Misserfolg der Implementierung eines Internetkanaltypus Rückwirkungen auf den weiteren Implementierungsprozess hat. Erfolg begünstigt weitere Implementierungsmaßnahmen, im günstigsten Fall sogar ein Voranschreiten zur nächsthöheren Implementierungsstufe. Misserfolg hingegen wirkt sich auf weitere Implementierungsaktivitäten tendenziell hemmend oder sogar hindernd aus. 3.3. Management der Implementierung des Kommunikationskanals Internet 3.3.1. Charakteristika und Anforderungen Die Implementierung des Kommunikationskanaltypus ist in der Unternehmenspraxis recht weit fortgeschritten. Dennoch bestehen auch hier noch Implementierungslücken und –barrieren. Im vorliegenden Kapitel wird daher dargestellt, welche Anforderungen an einen „idealen“ Kommunikationskanal im Internet zu stellen sind. Daraufhin werden die Implementierungslücken identifiziert, die zwischen der idealen und der tatsächlichen Implementierung dieses Kanaltypus existieren, sowie die dafür verantwortlichen Ursachen ermittelt. Für viele Konsumenten ist es zunehmend üblich, sich über das Internet über die angebotenen Leistungen von Unternehmen zu informieren. Die zentralen Inhalte jeder von Unternehmen eingesetzten Web-Site stellen Informationen über ein Unternehmen und dessen Dienstleistungen bzw. Produkte dar. Diese Informationen können in unterschiedlicher Art präsentiert werden. Im einfachsten Fall werden auf der Welcome-Site und darunterliegenden Sites Informationen in Textform dargestellt. Der Nutzer muss hier lediglich die von ihm gewünschte Site aufrufen bzw. anklicken, um zu den gewünschten Informationen zu gelangen. Hierbei handelt es sich somit um E-Services mit geringem Interaktionsgrad bzw. EServices i.w.S.405 Dahingegen können Informationen auch mittels interaktiver E-Services bzw. E-Services i.e.S. bereitgestellt werden, z.B. in Form eines Produktkonfigurators oder in Form von Demo-Versionen über Produkte, die der Nutzer selbständig zu durchlaufen hat. 405 Vgl. hierzu sowie den folgenden Ausführungen Kap. 2.1.6.2. 94 Letztlich soll durch die Darbietung von Informationsservices das Interesse des Kunden am Kauf der Leistungen eines Unternehmens stimuliert werden. Darüber hinaus wird zunehmend erkannt, dass Unternehmen den Kommunikationskanal Internet auch dazu nutzen, operative Kosten im Kundenkontaktmanagement zu senken.406 Dies wird insbesondere durch einen zunehmenden Kanalwechsel der Nutzer zugunsten des Kommunikationskanals Internet erreicht. Hierbei ist es das zentrale Ziel, die Informationssuche zunehmend an den Interessenten zu externalisieren. Dadurch, dass er sich durch die Nutzung von E-Self-Services selbst über die Leistungen eines Unternehmens informiert, sinkt der Beratungsaufwand durch Mitarbeiter des Unternehmens bzw. Mitarbeiter von Intermediären. Im Folgenden werden die Anforderungen an Unternehmen, die den Kommunikationskanaltyp implementieren, in Bezug auf die Informations- und Kontaktfunktion getrennt untersucht. Kommunikationskanaltyp Kommunikationskanaltyp Informationsfunktion Informationsfunktion Kontaktfunktion Kontaktfunktion Abbildung 21: Informations- und Kontaktfunktion des Kommunikationskanaltyps Anforderungen in Bezug auf die Informationsfunktion Um den Kommunikationskanal Internet möglichst effektiv im Hinblick auf seine Informationsfunktion einzusetzen, besteht die zentrale Anforderung für Unternehmen darin, die von den Zielgruppen gewünschten Informationen und Informationsservices zu kennen (inhaltli- 406 Vgl. Zurek et al. 2001, S. 2f. Dieses Ziel wurde bei allen Expertengesprächen explizit genannt. 95 che Komponente), und diese dann in einer geeigneten Art auf der Web-Site des Unternehmens darzustellen (formale Komponente). Um die Güte inhaltlicher und formaler Aspekte einer Web-Site zu erfassen, sind Kriterien zur Erfassung der Qualität von Web-Sites von zentraler Bedeutung.407 Unter „Qualität“ versteht man im Allgemeinen die „Beschaffenheit“, „Güte“ oder den „Wert“ eines Objektes. „Qualität“ ist gemäß der Definition der Deutschen Gesellschaft für Qualität als „[..] die Gesamtheit von Merkmalen (und Merkmalswerten) einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen” bzw. als die „realisierte Beschaffenheit einer Einheit bezüglich der Qualitätsforderung“ zu verstehen.408 Beim subjektiven Qualitätsbegriff stehen Kundenwünsche und die Wahrnehmung von Leistungsmerkmalen, die vom Kunden als wichtig erachtet werden, im Mittelpunkt der Betrachtungen.409 Die inhaltliche Komponente umfasst die Auswahl der für die Zielgruppen „relevanten“ Informationen, die Informationsbreite, -tiefe und -qualität. Im Allgemeinen zeichnen sich qualitativ hochwertige Informationen durch folgende Attribute aus:410 — — — — — — problemlösungsrelevant korrekt oder zumindest wahrscheinlich glaubhaft und überprüfbar präzise und verständlich detailliert und umfassend zeitnah und aktuell Der Kommunikationskanal sollte idealerweise sämtliche Informationen und E-Self-Services bieten, die für Interessenten im Zusammenhang mit ihren Informationsbedürfnissen in der 407 408 409 410 Um Qualitätsdimensionen und –kriterien von Web-Sites zu identifizieren, können auch Erkenntnisse weiterer Forschungsrichtungen hinzugezogen werden, insbesondereauch Kriterien der Softwarequalität. Vgl. hierzu Breithaupt 2002, S. 190; Leung 2001, S. 135; Meyerhoff et al. 2000, S. 135. Des Weiteren werden auch in der Dienstleistungsliteratur – genauer gesagt dem Forschungsfeld zur (E-)Service-Quality – Kriterien ermittelt, um die Güte von ECommerce-Sites zu bewerten. Vgl. hierzu Kap. 3.4.1. Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. 1995; vgl. a. Bruhn 2001, S. 27f. Hentschel 2000, S. 295; Meffert/Bruhn 2000, S. 217; Garvin 1984, S. 25ff. Doutreval 2002, S. 43; vgl. auch und die dort angegebenen Quellen. 96 Such- und Kaufphase sowie für bestehende Kunden im Rahmen der Nutzungs- und Wiederkaufphase von Relevanz sind. Neben der Präsentation von rein statischen Informationen ist es verbreitet, das Web aufgrund der Multimedialität des Internet dazu zu nutzen, auch interaktive Services zur Informationsvermittlung anzubieten.411 Bei der Nutzung interaktiver EServices i.e.S. (z.B. Car Configurator) ist die aktive Teilnahme des Nutzers am Prozess der Leistungserstellung erforderlich. Hierbei gilt es, die Prozessevidenz sicherzustellen und somit als Anbieter zu gewährleisten, dass der Nutzer versteht, welche Angaben im Lauf des Prozesses von ihm erfordert werden.412 Um die formale Komponente der Informationsfunktion zu analysieren, wird versucht, die Qualität von Web-Sites zu bestimmen. Die Qualität von Web-Sites wird in unterschiedlichen wissenschaftlichen Teildisziplinen (Marketing, E-Commerce, Wirtschaftinformatik) untersucht, die alle unterschiedliche Kriterienkataloge vorlegen.413 Den umfangreichsten Kriterienkatalog legen Liu/Arnett vor. Die Autoren differenzieren insgesamt sechs Dimensionen der Qualität von Web-Sites, die in Tabelle 6 dargestellt sind: Qualitätsdimensionen Qualitätsfaktoren Informationsqualität Relevante, fehlerfreie, rechtzeitige Information; flexible und kundenspezifische Darbietung der Informationen; Produkt- und Servicedifferenzierung; vollständige Beschreibung von Produkten und Services; Preisinformation; zufriedenstellende ethische Standards; wahrgenommene Produkt- und Servicequalität; Informationen zur Unterstützung von Unternehmenszielen Lernfähigkeit Interaktivität zwischen Kunde und Unternehmen; klar definierte Links; Hilfe-Funktion; individualisierbare Suchmaschine Lebhaftigkeit Freude; Reiz; Gefühl der Beteiligung; Fluchtmöglichkeit Systemqualität Sicherheit; schneller Zugriff; schnelle Fehlerbehebung; genaue Arbeitsvorgänge und Berechnungen; Koordination Systemanwendung Vertrauen; Kontrolle; einfache, bequeme Bedienung; Datenschutz 411 412 413 Vgl. hierzu Kap. 2.1.6.2. Vgl. Kap. 2.1.6.1. Vgl. Aladwani/Palvia 2001; Fritz 2001; Liu/Arnett 2000; Huizingh 2000; Alpar 1999. 97 Servicequalität Tabelle 6: Schnelle Ansprechbarkeit; Leistungskompetenz; Einfühlungsvermögen; Folgeservice Dimensionen und Faktoren der Qualität von Web-Sites (Quelle: Liu/Arnett 2000, S. 27; eigene Übersetzung) In einer anderen Systematisierung unterscheidet man zwischen subjektiven und objektiven Qualitätskriterien. Die objektive Qualität einer Web-Site und der zugrundeliegenden Systeme (Server etc.) wird durch die Kriterien Funktionsfähigkeit, Sicherheit und Datenschutz, Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit sowie Kompatibilität bestimmt.414 Subjektive Qualitätsdimensionen einer Web-Site betreffen die Benutzerfreundlichkeit („Usability“). Damit Kunden benötigte Informationen problemlos und schnell finden können, sollte die formale Gestaltung von Web-Sites ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit aufweisen. Eine WebSite gilt im Allgemeinen dann als benutzerfreundlich, wenn sie für ihre Nutzer logisch und nachvollziehbar aufgebaut sowie intuitiv bedienbar ist. Unter der Benutzerfreundlichkeit bzw. Usability werden somit die Gestaltung der formalen Aspekte einer Web-Site zusammengefasst, insbesondere die Navigation und das Design einer Web-Site.415 I.d.R. liegen für Internet-Applikationen im Gegensatz zu klassischer Software keine Schulungen, Handbücher oder Kontext-Hilfen vor. Dementsprechend ist auch der Funktionsumfang von Internetanwendungen einzuschränken.416 Da man in der Regel auf eine hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und der Interneterfahrung heterogene Zielgruppe trifft, sind auch die (begrenzten) Fähigkeiten von wenig erfahrenen Internetnutzern zu berücksichtigen.417 Formale und inhaltliche Mängel können sich wesentlich auf das Nutzungsverhalten von Interessenten und Kunden auswirken. Die naheliegende Reaktion eines Nutzers, dessen Erwartungen an eine Web-Site im Allgemeinen und bestimmte E-Services im Besonderen nicht erfüllt werden, ist Unzufriedenheit. Im Allgemeinen ist die Zufriedenheit eines Kunden mit den Leistungen eines Anbieters als Ergebnis von Vergleichsprozessen zu verstehen, bei denen Erwartungen und Ansprüche von Kunden an die erbrachte Leistung mit der aus Kundensicht wahrgenommenen tatsächlich erhaltenen Leistung verglichen wird.418 Auf414 415 416 417 418 Vgl. zu Details Dustin et al. 2002, S. 2f., 11, 59, 115, 159f., 191ff. Dustin et al. 2002, S. 3f. Meyerhoff et al. 2000, S. 135. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Meyer/Dornach 1998, S. 249f; Parasuraman et al. 1985. 98 grund ihres Sekundärdienstleistungscharakters erscheint es gerechtfertigt, diesen Sachverhalt auch auf die Web-Site und die darauf angebotenen E-Services zu übertragen. Sowohl die Erwartungen wie auch die wahrgenommene Leistung werden von mehreren Determinanten beeinflusst, wie Abbildung 22 verdeutlicht. Kundenzufriedenheit ist das Ergebnis eines Vergleichsprozesses des Kunden zwischen seinen Erwartungen Individuelles Anspruchsniveau Image des Anbieters und Wissen des Kunden um Alternativen Leistungsversprechen des Anbieters den wahrgenommenen Leistungen aktuelle Erfahrungen subjektive Wahrnehmung der Leistung individuelle Problemlösung Abbildung 22: Beeinflussungsfaktoren der Kundenzufriedenheit (Quelle: Meyer/Dornach 1998, S. 250) Wenn die Erwartungen des Nutzers an eine Web-Site bzw. einen E-Service nicht erfüllt werden, resultiert dies in der Regel in Unzufriedenheit. Unzufriedenheit führt im besten Fall dazu, dass Kritik geäußert wird, die ein Anbieter für Verbesserungsmaßnahmen nutzen kann.419 Im schlimmsten Fall werden bestimmte Services bzw. die Web-Site nicht mehr so häufig bzw. gar nicht mehr genutzt. Darüber hinaus sind auch negative Rückwirkungen auf das Markenimage eines Anbieters zu befürchten.420 In Bezug auf die wahrgenommene Leistung spielt das subjektiv empfundene Qualitätsniveau bei der Nutzung einer Web-Site eine zentrale Rolle. Das gewünschte Qualitätsniveau stellt eine Mischung aus der als möglich erachteten und der erwarteten Leistungsqualität dar. Wird das gewünschte Qualitätsniveau erreicht, kann man mit der Zufriedenheit des Kunden rechnen. Kunden empfinden angebotene Leistungen selbst dann noch als zufrieden- 419 420 Vgl. Parasuraman et al. 2001, S. 468; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.. 99 stellend, wenn sie das gewünschte Qualitätsniveau unterschreiten. Angebotene Leistungen müssen mindestens einem als angemessen empfundenen Qualitätsniveau entsprechen, ansonsten ist mit Unzufriedenheit zu rechnen. Den Bereich zwischen dem gewünschten Qualitätsniveau und dem angemessenen Qualitätsniveau bezeichnet man somit als Toleranzzone. Wenn das empfundene Qualitätsniveau innerhalb der Toleranzzone liegt, schenkt der Kunde der Leistungserfüllung i.d.R. keine besondere Aufmerksamkeit.421 Eine Übererfüllung des gewünschten Qualitätsniveaus kann vom Kunden zwar positiv bewertet werden, aber nur unterdurchschnittlich honoriert werden. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die zusätzlichen Qualitätskosten durch eine höhere Preisbereitschaft des Kunden nicht zumindest kompensiert werden. Vielmehr steigt dann die Erwartungshaltung des Kunden, so dass Zufriedenheit in Folge immer schwieriger zu realisieren sein wird. Somit gilt es nicht ein maximales, sondern ein optimales Qualitätsniveau zu verwirklichen.422 Kontaktfunktion Die Kontaktfunktion ermöglicht es den Nutzern einer Web-Site, über die Inanspruchnahme von Informationen hinaus Kontakt mit Mitarbeitern eines Unternehmens über das Internet aufzunehmen. Dies ist beispielsweise dann hilfreich, wenn Nutzer weitergehende Informationen oder Services benötigen, welche sie auf der Web-Site nicht finden bzw. sich tiefergehender über die Unternehmensleistungen informieren möchten. Dazu können sie beispielsweise Broschüren, Kataloge und anderes Informationsmaterial bestellen oder eine telefonische bzw. persönliche Beratung anfordern. Von dieser aus Unternehmenssicht passiven Kontaktmöglichkeit zu unterscheiden ist die aktive Ansprache der Kunden im Rahmen der Marketingkommunikation, z.B. mittels des E-Mail-Marketings.423 421 422 423 Parasuraman et al. 2001, S. 468. Pepels 1996, S. 31. Warschburger/Jost 2001, S. 242ff. Vgl. hierzu auch Kap. 1.2. 100 Initiierung von von Kontakten Kontakten Initiierung Erfassung und und Weiterleitung Weiterleitung Erfassung Bearbeitung Bearbeitung Erfolgskontrolle Erfolgskontrolle Abbildung 23: Prozessschritte beim Management von Kundenkontakten auf dem Internet (Quelle: In Anlehnung an Campell, Expertengespräch Winterthur) Um die Anforderungen an Unternehmen zu analysieren, die eine Kontaktfunktion auf dem Internet anbieten, werden idealtypisch die in Abbildung 23 ersichtlichen Prozessschritte beim Management von Kundenkontakten auf dem Internet unterschieden. Um Kontakte zu initiieren sind die Nutzer einer Web-Site, die an den Leistungen eines Unternehmens interessiert sind, dazu zu motivieren, weitere Kontaktmöglichkeiten zum Unternehmen in Anspruch zu nehmen. Damit werden sie im Buying Cycle gehalten sowie aktiv bei dessen Durchlaufen unterstützt. Hierfür muss es ihnen ermöglicht werden, adäquate Kontaktmöglichkeiten problemlos zu finden und in Anspruch nehmen zu können. Zur Kontaktaufnahme werden dem Nutzer auf der Web-Site in der Regel mehrere Medien zur Verfügung gestellt, insbesondere das Telefon und das E-Mail. Letztere Kontaktmöglichkeit steht im Zentrum der Betrachtungen dieses Abschnitts. Die Kontaktaufnahme per E-Mail sollte auch für nicht versierte Nutzer mit verschiedenen Hard- und Softwarekonfigurationen problemlos nutzbar sein. Im weiteren Verlauf des Prozesses ist zu gewährleisten, dass Nutzeranfragen erfasst und an die jeweils zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet werden. Allgemeine Anfragen werden 101 meist an das Service- bzw. Call-Center424 geleitet und dort von Mitarbeitern bearbeitet.425 Spezifische Anfragen bzw. der Wunsch nach einer Kontaktaufnahme durch einen in der Wohnregion angesiedelten Berater werden hingegen direkt an regionale Verkaufsniederlassungen bzw. Vertragshändler weitergeleitet, welche die Anfrage bearbeiten bzw. sich mit einem Kontaktsuchenden in Verbindung setzen.426 Als zukünftiges Szenario wird das Customer Interaction Center (CIC) propagiert, in dem die Kanäle Telefon, Fax, Web, EMail und Post zusammenlaufen. Ziel ist die Schaffung einer inbound- und outboundorientierten427 Organisationseinheit, die als zentrale Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden alle Arten von Kundenkontakten betreut.428 Diese integrierte Lösung birgt den zentralen Vorteil, dass bereits vorhandenes Wissen und bestehende Prozesse zur Bearbeitung von Kundenanfragen genutzt werden können. Dies betrifft insbesondere das Fachwissen der Kundenkontaktmitarbeiter, deren Fähigkeiten im Umgang mit Kunden genutzt werden, um über bewährte Prozessabläufe sowohl eine hinreichende Beratungsqualität bzw. –effektivität als auch Beratungseffizienz zu gewährleisten. Somit wird vermieden, dass eine mit entsprechendem Ressourceneinsatz verbundene Beschäftigung, Schulung und Kontrolle von Kundenkontaktmitarbeitern, die ausschließlich internetbasierte Kontakte bearbeiten, in der E-Business-Abteilung erforderlich ist.429 Bei der Bearbeitung von Kundenanfragen ist zu gewährleisten, dass der jeweilige Mitarbeiter die Anfrage zeitnah und adäquat beantwortet, so dass der Informationsbedarf eines Interessenten bestmöglich gestillt wird. Hierfür sind geeignete Kontrollmaßnahmen zu imple424 425 426 427 428 429 Unter einem Call-Center versteht man „[..] eine selbständige Organisationseinheit, deren Ziel es ist, mit Einsatz modernster Kommunikationstechniken einen serviceorientierten und effizienten Dialog zwischen einem Unternehmen und dessen Kunden, Interessenten und Lieferanten zu führen.“ (Thieme/Steffen 2000, S. 39). Dyché 2002, S. 53. Vgl. hierfür beispielsweise die entsprechenden E-Services bei Swiss Life unter https://www.Swiss Life.ch/slch/de/home/individuals/consultadvice/personalconsult.html und http://www.Swiss Life.ch/slch/de/gs/agency.html?zipcode=9000&x=5&y=5. Unter „Inbound Calls“ versteht man alle im Call Center eingehenden Anrufe und Kontakte. Der Begriff „Outbound“ umfasst hingegen aktives Telemarketing und Teleselling durch die Call Center Mitarbeiter. Vgl. zu Details Thieme/Steffen 2000, S. 40f. Füsgen/Höfer 2002, S. 827ff.; Ummenhofer/Schneegans 2001. Weitgehend synonym werden auch die Begriffe Customer Care Center, Contact Center, Knowledge Center, Internet Call Center sowie web-basiertes Call Center verwendet (Füsgen/Höfer 2002, S. 827; Dyché 2002, S. 53; Elsten/Chapuis 1999, S. 62). Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 102 mentieren. Des Weiteren ist im Rahmen der Kontrolle zu ermitteln, zu welchem Ergebnis die weitere Beratung geführt hat.430 3.3.2. Erfolgsbarrieren Die Experteninterviews zeigen, dass bei Unternehmen, die den Schwerpunkt auf die Nutzung des Internet als Kommunikationskanal legen, typischerweise noch Akzeptanzdefizite bei Vorgesetzten vorherrschen, die auf eine geringe wahrgenommene Bedeutung des Kommunikationskanals Internet zurückzuführen sind. Dies ist tendenziell in Branchen mit beratungsintensiven Produkten und der damit verbundenen zentralen und historisch gewachsenen Bedeutung des persönlichen Verkaufs besonders stark ausgeprägt. Des Weiteren ist das auch dann in besonderem Maß der Fall, wenn kein Voranschreiten des Schwerpunkts der Aktivitäten zur nächsten Implementierungsstufe des Absatzkanals in der nahen Zukunft angestrebt wird.431 Die Akzeptanz im Unternehmen wird dadurch zusätzlich beeinträchtigt, dass typischerweise Mängel bei der formalen bzw. der inhaltlichen Ausgestaltung der Web-Sites zu verzeichnen sind. Anhand der Expertengespräche wird ersichtlich, dass Web-Sites hinsichtlich der formalen Ausgestaltung in zu geringem Maß an den Fähigkeiten der Nutzer ausgerichtet sind. Außerdem sind die dargebotenen Inhalte in zu geringem Maß an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet.432 Eine weitere Erfolgsbarriere stellen die häufig verzeichneten hohen Kosten der Implementierung und Pflege von Web-Sites dar. Hier bestehen noch ungenutzte Rationalisierungspotenziale, deren Ausschöpfung vor dem Hintergrund einer zu geringen unternehmensinternen 430 431 432 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Bei der SBB AG und Orange Communications SA wird hingegen angestrebt, den Kanal zum Absatzkanal auszubauen. In diesen Fällen treten die genannten Akzeptanzbarrieren nicht in dieser Deutlichkeit in Erscheinung (Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA). Memper-Schmid, Exkpertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. 103 Akzeptanz und des nur schwer quantifizierbaren Nutzens des Kommunikationskanals Bedeutung erlangt. Einen Überblick über die zentralen Erfolgsbarrieren und die dafür ursächlich verantwortlichen Implementierungslücken und –barrieren liefert die folgende Abbildung 24: Markt- und Umfeldbedingungen Zeitdruck E-BusinessManager strukturelle Implementierungsebene Technisch geprägte Ausbildung Dominanter Einfluss der IT- Abteilung Begrenztes Budget Technik: Kein CMS verhaltensbezogene Implementierungsebene Formale Mängel der WebSite MarketingKomm.: Mangelndes „Können“ Mkt.-Komm/ Produktmgmt.: Mangelnde Akzeptanz Verkauf: Mangelndes Wissen und Ressourcen Legende: Implementierungslücke Implementierungsbarriere Kein system. Kontaktmgmt. Inhaltliche Mängel der Web-Site Formale und inhaltliche Mängel der Web-Sites von Verkaufsniederlassungen Hohe Kosten der Web-Site Pflege Unzureichende Automatisierung Erfolgsbarriere Erfolgsbarrieren Customer Care bzw. Vertrieb: Widerstand Mängel im Kontaktmanagement. Vorgesetzte: Geringe wahrgenommene Bedeutung Geringe Akzeptanz des Kanals Abbildung 24: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des Kommunikationskanaltyps (Quelle: eigene Darstellung) 104 3.3.2.1. Geringe Akzeptanz des Kanals Eine zentrale Erfolgsbarriere stellt die geringe Akzeptanz des Kommunikationskanals Internet im Unternehmen dar. Hier wirken sich vielfach noch die enttäuschten Erwartungen und negativen Erfahrungen der Depression nach dem Internet-Hype aus, so dass eine vorsichtige bis skeptische Haltung in Unternehmen überwiegt.433 Besonders stark wirkt sich eine solche Haltung bei Vorgesetzten aus, welche die Zuweisung des Budgets für das E-Business verantworten. Wenn Vorgesetze dem Kommunikationskanal Internet im Rahmen der Marktbearbeitung eine relativ geringe Bedeutung zumessen, dann hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Höhe des Budgets des E-Business und damit auch auf den finanziellen Spielraum zur Ausgestaltung und Pflege des Kanals.434 Eine geringe Bedeutung wird dem Kommunikationskanal Internet beispielsweise bei beratungsintensiven Versicherungs-leistungen zugemessen, wo die persönliche Informationsvermittlung nach wie vor stark dominiert.435 Ein Indikator für eine geringe Bedeutung ist darin zu erkennen, wenn dem E-Business keine Ziele in Bezug auf den Kommunikationskanal Internet vorgegeben werden, so dass letztlich auch keine Erfolgskontrolle durchgeführt werden kann.436 Die meist negativen Erfahrungen und enttäuschten Erwartungen zu Beginn des Jahrzehnts führen dabei zu einer überwiegend pessimistisch-vorsichtigen bis abwartenden Haltung bei Vorgesetzten. Im „schlimmsten“ Fall wird der Kanal aus „Marktzwängen“ heraus als notwendig hingenommen – insbesondere aufgrund von Wettbewerberaktivitäten – während die Kosten seines Aufbaus und Betriebs möglichst gering gehalten werden sollen.437 Erschwert wird dies dadurch, dass der Nutzen eines Kommunikationskanals schwierig zu quantifizieren ist, wie die folgende Expertenaussage stellvertretend belegt: 433 434 435 436 437 Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. Vuyk, Expertengespräch Helsana AG. Vgl. Kap. 1.1. 105 — „Es ist schwierig zu belegen, welchen konkreten Nutzen es für das Unternehmen erbringt, wenn man nur einen bestimmten Teil des Verkaufsprozesses abdeckt.“438 Begrenzte Budgets können sich wiederum negativ auf die kundenorientierte Ausgestaltung von Web-Sites auswirken. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn aus finanziellen Gründen keine bzw. nur sporadisch Usability-Tests durchgeführt werden.439 Weitere Akzeptanzbarrieren sind auch beim Verantwortlichen sowie den Mitarbeitern des Funktionsbereichs Customer Care zu verzeichnen. Die Akzeptanz bei der Abteilungsleitung Customer Care ist dann gering, wenn telefonische Anrufe beim Customer Care zunehmend durch die Selbstbedienung des Kunden im Internet substituiert werden. Der Abteilungsleiter Customer Care hat somit mit abnehmenden Budgets und (subjektiv empfundener) schwindender Macht zu kämpfen. Diese verhaltensbezogenen Implementierungswiderstände werden dann verstärkt, wenn kein geigneter Anreiz bzw. Zwang dazu vorliegt, Kosten im Kundenkontakt zu senken.440 Bei Mitarbeitern der Funktionalbereiche Customer Care und Vertrieb dominiert die Angst vor der Substitution ihrer Funktionen durch den neuen Kanal Internet. Viele derjenigen Informationen, die sie dem Kunden vermitteln, können von Kunden per Self-Service über das Internet eingeholt werden. Des Weiteren sind auch Ängste in Bezug auf Schulungsmaßnahmen zu erkennen, welche die Mitarbeiter dazu befähigen sollen, höherwertige Beratungsleistungen als zuvor zu vollbringen, während gleichzeitig die Vermittlung von grundlegenden Informationen weitgehend auf den Kanal Internet verlagert wird.441 Weitere verhaltensbezogene Implementierungswiderstände können auch bei nicht direkt betroffenen Personen im Unternehmen zu verzeichnen sein und somit ein negatives Image des Kommunikationskanals Internet im Unternehmen widerspiegeln. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sich der Eindruck festgesetzt hat, dass der Kommunikationskanal Inter- 438 439 440 441 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vgl. Kap. 3.3.2.2. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. 106 net zwar hohe Investitionen erfordert, jedoch keinen adäquaten Nutzen für ein Unternehmen erbringt.442 3.3.2.2. Formale Mängel der Web-Site Formale Mängel bzw. Usability-Mängel werden insbesondere dann offensichtlich, wenn Nutzer Schwierigkeiten damit haben, gewünschte Inhalte auf der Web-Site zu finden oder Self-Service-Prozesse vollständig selbständig zu durchlaufen.443 Usability-Mängel treten insbesondere in Bezug auf die grundlegende Navigationsstruktur, die grafische Darstellung der Navigationsmenüs und -submenüs und deren Bezeichnungen auf. Des Weiteren sind auch Mängel bei der Nutzerführung durch Self-Service-Prozesse zu verzeichnen. Ein Versäumnis besteht darin, wenn der mit einem quantitativen Wachstum einhergehenden gestiegenen Komplexität einer Web-Site nicht durch eine Anpassung bzw. Vereinfachung der Navigationsstruktur und der Navigationsmenüs entgegengewirkt wird.444 Zudem kann die grafische Darstellung der Menüs und Submenüs nicht nur für ungeübte Nutzer verwirrend sein, insbesondere wenn nicht mehr ersichtlich ist, auf welcher Unterebene man sich innerhalb einer Navigationsstruktur bewegt.445 Schließlich entspricht die Bezeichnung der Navigationsmenüs und –submenüs nicht immer dem Sprachgebrauch („wording“) der Kunden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn interne bzw. produktorientierte Bezeichnungen gewählt werden, die Nutzern nicht zwingendermaßen geläufig sein müssen.446 „The most important element is the catalogue. It is the heart of the site. But the link does not say “catalogue”, it says “products”. We started with “systems and solutions”, which is 442 443 444 445 446 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Druzovic; Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (2); Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Booth, Expertengespräch Hilti AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. 107 really horrible. That is not the language our customers use. “Products” is better, “product catalogue” would be even better and makes it a little bit more prominent.”447 Fallbeispiel 1: Bezeichnung von Navigationsmenüs bei Hilti (Quelle: Warren, Expertengespräch Hilti AG) Des Weiteren äußert sich eine mangelnde Orientierung an den Fähigkeiten der Nutzer auch darin, wenn Nutzer Schwierigkeiten beim Durchlaufen von Self-Service-Prozessen haben oder diese gar abbrechen. Insbesondere wenig erfahrene Nutzer können hier Probleme haben und die Nutzung des E-Self-Services abbrechen, wenn die Nutzerführung nicht einfach gestaltet bzw. inhaltlich nicht klar verständlich ist und der Nutzer somit nur unzureichend beim Durchlaufen des Self-Service-Prozesses unterstützt wird: — „It is a generic figure from diverse studies that about 60% of all services are failing because of their usability.”448 Bei der Daimler-Chrysler AG hat man festgestellt, dass insbesondere wenig geübte Internet-Nutzer und solche Interessenten, welche die Produktpalette von Mercedes-Benz nicht gut kennen, Schwierigkeiten bei der Nutzung der Mercedes-Benz Web-Site haben. Erstere haben Mühe mit der Navigation. Sie ist dem Windows Explorer nachempfunden und kann ab einer Navigationstiefe von zwei bis drei Unterebenen verwirrend wirken. Personen, welche die Produkte von Mercedes-Benz nicht genau kennen, haben Schwierigkeiten, schnell und bequem an gewünschte Informationen zu gelangen. Darüber hinaus sind ESelf-Services wie der Car Configurator zu kompliziert sowie unübersichtlich und bieten dem Nutzer zu wenig Unterstützung während des Konfigurationsprozesses. Fallbeispiel 2: Usability-Mängel der Mercedes-Benz Web-Site (Quelle: Druzovic, Expertengespräch DaimlerChrysler AG) Bei der Ursachenanalyse stößt man zunächst auf den Umstand, dass zur Zeit des InternetBooms viele Unternehmen ihre Web-Sites unter hohem Zeitdruck aufgebaut haben. Hierfür war insbesondere der Wettbewerbsdruck verantwortlich. Jedes Unternehmen wollte als Innovator gelten bzw. zumindest gegenüber den Aktivitäten des Wettbewerbs nicht zurückfal- 447 448 Warren, Expertengespräch Hilti AG. Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. 108 len.449 Es verwundert daher nicht, dass Web-Sites hinsichtlich der Quantität ihrer WebPages schnell gewachsen sind und die Priorität auf der schnellen Implementierung von neuen E-Self-Services lag, während Usability-Aspekte vernachlässigt wurden.450 Usability-Mängel bei der formalen Gestaltung des Kommunikationskanals Internet sind neben Zeitaspekten auch auf eine zu einseitige Fokussierung auf technische Aspekte bei der Implementierung der Web-Sites zurückzuführen. Der Auf- und Ausbau des Kommunikationskanals Internet war zu Beginn aufgrund der erforderlichen Schaffung von informationstechnologischen Systemen (z.B. Server, Anbindung an Informationssysteme) und der Programmierung von Web-Sites stark von technischen Gesichtspunkten und somit von der ITAbteilung geprägt, was sich noch bis heute auswirkt. Dies wird dann noch verstärkt, wenn verantwortliche E-Business-Manager in Bezug auf ihre Ausbildung stärker technisch denn betriebswirtschaftlich geprägt sind, und die Bedeutung der Usability unterschätzen.451 Wenn die Umsetzungsverantwortung für E-Business-Projekte bei der IT-Abteilung liegt, kann dies eine strukturelle Implementierungsbarriere einer an Kundenbedürfnissen ausgerichteten formalen Ausgestaltung von Web-Sites darstellen.452 Der Online-Fahrplan stellt den meistgenutzten E-Self-Service auf der Web-Site der SBB AG dar. Im Rahmen einer Überarbeitung dieses E-Self-Service wurden neue Funktionalitäten integriert. Damit hatten manche Nutzer jedoch Schwierigkeiten. So war die Informationshierarchie nicht immer klar, was zu Verunsicherung geführt hat. Dies hat entsprechend negative Kundenreaktionen ausgelöst. Die IT-Abteilung nimmt bei der SBB die zentrale Rolle bei der Implementierung neuer EServices bzw. E-Service-Funktionalitäten ein. Somit stand bei der Implementierung der neuen Funktionalitäten des Online-Fahrplans eine technisch-funktionale Sichtweise im Zentrum, während eine Überprüfung der Usability nicht durchgeführt wurde. Fallbeispiel 3: 449 450 451 452 Vernachlässigung der Usability am Beispiel neuer Funktionalitäten des Online-Fahrplans bei der SBB AG (Quelle: Niederhauser, Expertengespräch SBB AG) Vgl. Kap. 1.1. Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; vgl. a. Belz 2002, S. 217. 109 Usability-Tests für E-Self-Services waren in den meisten der untersuchten Unternehmen zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht zwingend vorgeschrieben. Aufgrund des mit solchen Tests verbundenen monetären und zeitlichen Aufwands werden sie vorwiegend nur bei der Implementierung zentraler E-Services oder im Rahmen einer Neugestaltung der Web-Site vorgenommen.453 Hinzu kommt, dass bei bereits implementierten älteren E-Services aus den genannten Kosten und Zeitgründen heraus häufig keine bzw. nur teilweise nachträglich Usability-Tests durchgeführt werden.454 Eine weitere Erfolgsbarriere des Kommunikationskanaltyps ist dann zu verzeichnen, wenn regionale Verkaufsniederlassungen455 eigene Web-Sites betreiben und das Web-Design nicht den Corporate Design (CD) Richtlinien entspricht.456 Erschwerend kommt hinzu, wenn nur wenige Inhalte geboten werden und diese meist auch nur sporadisch aktualisiert werden. Somit ist zu befürchten, dass sich solche Web-Sites negativ auf das Markenimage des Mutterunternehmens auswirken können.457 Die Erstellung und Pflege einer Web-Site hat häufig eine geringe Priorität gegenüber Aktivitäten, die unmittelbar dem Verkauf der Produkte und Dienstleistungen gelten. Außendienstmitarbeiter bzw. Vertragshändler haben insbesondere in Zeiten eines zunehmenden Konkurrenzdrucks und schwieriger konjunktureller Bedingungen Schwierigkeiten damit, ihre Umsatzziele zu erreichen, und können daher nur in geringem Ausmaß Aktivitäten nachgehen, die nicht unmittelbar mit dem Verkauf in Verbindung stehen.458 3.3.2.3. Inhaltliche Mängel der Web-Site Die zentrale Implementierungslücke inhaltlicher Art stellt es dar, wenn die Inhalte von Web-Sites eher „produktorientiert“ als auf die Bedürfnisse von Interessenten und Kunden 453 454 455 456 457 458 Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Scheuch, Expertengespräch Helsana AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Vgl. Nieschlag et al. 2002, S. 887. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vgl. zu Details zur Corporate Identity und zum Corporate Design Birkigt et al. 2002. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. 110 zugeschnitten sind. Hierfür ist es typisch, dass zwar (technische) Produktinformationen vorhanden sind, jedoch Informationen zu konkreten Anwendungssituationen – auch im Hinblick auf heterogene Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen – nicht bzw. nicht hinreichend verfügbar sind.459 Ein relativ geringes Nutzungsvolumen auf Web-Sites ist somit auf eine mangelnde Attraktivität der Inhalte und E-Services aufgrund unzureichender Mehrwerte zurückzuführen.460 Die Ursache hierfür ist verhaltensbezogener Art. Wenn die E-Business-Abteilung für die Erstellung und Pflege des Content auf der Web-Site verantwortlich ist, können Schwächen in Bezug auf die Fähigkeit des E-Business offensichtlich werden, zielgruppengerechte Kommunikationsinhalte zu erstellen. Zusätzliche Schwierigkeiten entstehen, wenn die Abstimmung mit dem für die Marketingkommunikation zuständigen Fachbereich und mit den für einzelne Produktbereiche verantwortlichen Abteilungen nicht reibungslos funktioniert. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Internet bei den betreffenden Personen noch nicht als Kommunikationsmedium etabliert und akzeptiert ist.461 Hierunter leidet in manchen Fällen auch die Häufigkeit der Aktualisierung der Inhalte und damit die Aktualität von Inhalten selbst. Dies wird dann offensichtlich, wenn Produktneuheiten und –änderungen den für die Aktualisierung der Web-Site verantwortlichen E-Business-Mitarbeitern nicht bzw. nur sporadisch kommuniziert werden.462 Diese Probleme treten insbesondere dann auf, wenn der Kommunikationskanal nicht vollständig in bestehende Prozesse der Marketingkommunikation integriert ist. Dabei obliegt die Erstellung und Pflege der Inhalte weiterhin dem E-Business-Bereich, während dieser jedoch auf die (inhaltliche) Unterstützung durch die Marketingkommunikation angewiesen ist. Die (informelle) Betreuung bzw. Beratung hinsichtlich der Kommunikationsinhalte des Internetkanals stellt somit eine Zusatzbelastung für die Mitarbeiter des Bereichs dar, für die keine hinreichende Kompensation in der Form einer Zuweisung klarer Verantwortlichkeiten und Budgets existiert. 459 460 461 462 Booth, Expertengespräch Hilti AG. Vuyk/Scheuch, Expertengespräch Helsana AG; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. 111 Verhaltensinduzierte Erfolgsbarrieren sind jedoch auch dann ersichtlich, wenn der Funktionsbereich der Marketingkommunikation in die Leistungserstellung des E-Business integriert ist und somit auch die Erstellung von zielgruppengerechten Kommunikationsinhalten auf dem Internet verantwortet. Insbesondere in Investitionsgüterunternehmen ist zu verzeichnen, dass Bedürfnisse und Problemstellungen von Kundengruppen in spezifischen Anoder Verwendungssituationen zuwenig berücksichtigt werden. Häufig werden daher über die Produktbeschreibungen hinausgehende bedürfnisspezifische Inhalte auf der Web-Site in zu geringem Maß bereitgestellt.463 „E-Business highlights some of our shortcomings. […] We find it very difficult to get the content. […] There is no one really there to drive it. […] And if there are certain bits missing, it is very evident. […] It is a good quality check to see what contents are in place and what contents are missing, where we are doing well and where not.”464 Fallbeispiel 4: Unzureichende bedürfnisorientierte Marketinginhalte bei der Hilti AG (Quelle: Booth, Expertengespräch Hilti AG) Dies ist auf eine unzureichende Markt- bzw. Kundenorientierung zurückzuführen. Betreffende Unternehmen sind häufig durch die Dominanz von technisch orientierten Mitarbeitern geprägt und vorwiegend produkt- bzw. technologiegetrieben statt marktgetrieben. Produktvorteile werden somit nur unzureichend in Kundenvorteile übersetzt.465 Eine weitere Erfolgsbarriere stellt eine nicht automatisierte Pflege der Inhalte einer WebSite dar, beispielsweise mittels HTML-Editoren. Sie ist zeitaufwändig und daher kostenintensiv.466 Der erforderliche Aufwand erhöht sich dann noch immens, wenn Inhalte in mehrfacher Form existieren und somit auch mehrfach gepflegt werden müssen.467 Unter Inhalten sind sowohl Produktbilder, -texte als auch –daten zu verstehen. In vielen der untersuchten Unternehmen stehen jedoch noch kein Content Management und kein einheitliches Content 463 464 465 466 467 Booth, Expertengespräch Hilti AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Booth, Expertengespräch Hilti AG. Backhaus 1995, S. 542f. Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. 112 Management System zur Verfügung.468 Unter Content Management versteht man die systematische und strukturierte Erzeugung (Generierung), Verwaltung (Organisation und Aufbereitung), Zur-Verfügung-Stellung (Präsentation, Publikation und Distribution) und Schaffung von Nutzungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten (Nutzung und Wiederverwendung) von elektronischem Inhalt, unabhängig davon, ob dieser im Internet, Intranet oder unternehmensweiten Systemen genutzt wird.469 Ein Content Management System stellt das technische System dar, das die Realisierung des Content Management unterstützt. Content Management Systeme können beträchtliche Kosten- und Flexibilitätsvorteile erbringen, sowie dazu beitragen, die Aktualität von Inhalten über verschiedene Kanäle zu gewährleisten.470 Der Aufbau eines integrierten Content Management kann aufgrund technisch-struktureller Implementierungsaspekte bei der Implementierung eines Content Management Systems beoder sogar verhindert werden.471 Weitere Schwierigkeiten verursachen die bereits erwähnten Akzeptanzprobleme bei den betreffenden Abteilungen, die mit der Pflege der Inhalte betraut werden.472 3.3.2.4. Mängel im Kontaktmanagement Nach Expertenmeinung ist ein systematisches Management von Kundenkontakten über den Kanal Internet nur fragmentarisch implementiert. Im Folgenden wird dargestellt, in welchen Phasen des (idealtypischen) Prozesses des Management von Kundenkontakten473 Implementierungslücken und –barrieren zu verzeichnen sind, welche eine höhere Effektivität und Effizienz des Kontaktmanagements und damit des Kommunikationskanaltyps behindern. 468 469 470 471 472 473 Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Maass/Stahl 2003, S. 41. Zschau 2003, S. 52; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Vgl. Kapitel 3.3.2.5. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Vgl. Kap. 3.3.1. 113 Die Experteninterviews zeigen, dass die Initiierung von Kontakten über das Web manchen Unternehmen bislang nur unzureichend gelingt, was anhand der geringen Quantität der Kontakte per E-Mail offensichtlich wird.474 Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Nutzungszahlen der Web-Site im Allgemeinen relativ niedrig sind. Dies ist bei Unternehmen der Fall, deren Kunden in überwiegendem Maß ein relativ geringes Produktinvolvement aufweisen, wie dies beispielsweise in der Versicherungsbranche bei Privatkunden häufig der Fall ist.475 Die Ausführungen im vorangegangenen Kap. 3.3.2.3 haben jedoch gezeigt, dass auch Implementierungslücken und -widerstände dafür verantwortlich sein können. Des Weiteren ist bei der Ursachensuche auch zu berücksichtigen, dass interessierte Kunden vielfach noch das Telefon nutzen, um den Kontakt mit einem Unternehmen herzustellen und sich weitergehend zu informieren. Offensichtliche Usability-Mängel wirken als Nutzungsbarrieren des Kontakts über das Internet.476 Beim Vorliegen subjektiver UsabilityMängel ist die Kontaktaufnahme per Web für Nutzer i.d.R. mit einem höheren Aufwand verbunden, als hierfür das Telefon zu nutzen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Nutzer erst noch nach der für ihr Anliegen zuständigen Kontaktstelle bzw. -person suchen müssen, und die Kontaktfunktion somit nicht einfach auffindbar und nutzbar ist.477 Eine geringe Quantität von webbasierten Kundenanfragen führt typischerweise zu Akzeptanzproblemen bei Mitarbeitern von Verkaufsniederlassungen478 sowie auch bei Mitarbeitern von Intermediären (z.B. Vertragshändlern)479. Bei geringer Quantität von webbasierten Anfragen ist es ökonomisch nicht zu rechtfertigen, dass Verkäufer ausschließlich für die Bearbeitung von Internetanfragen abbestellt und geschult werden. Im Normalfall muss das Verkaufspersonal aufgrund der Internetkontakte eine Mehrbelastung hinnehmen. Zusätzlich wirkt es sich akzeptanzmindernd aus, wenn nur ein geringer Anteil der Anfragen Kaufpotenzial aufweist.480 Hier erweist es sich als zentrale Hürde, das Potenzial zu bewerten, da hierfür noch keine Bewertungsmechanismen existieren: „Im Moment arbeiten wir an den 474 475 476 477 478 479 480 Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vuyk, Expertengespräch Helsana AG; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG; Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 114 Mechanismen, um herauszufinden, welcher Kunde interessant ist oder erst noch in der Phase des anfänglichen Interesses steckt.“481 Somit ist eine potenzialbasierte Weiterleitung an die jeweils bestgeeignete Stelle im Unternehmen nicht möglich, wodurch auch wenig erfolgversprechende Anfragen an Verkäufer gelangen, die besser an das Call-Center geleitet werden sollten.482 Eine geringe Akzeptanz des Kontaktkanals Internet bei Verkaufsmitarbeitern kann sich auch negativ auf die Einhaltung von Bearbeitungsrichtlinien, insbesondere die Bearbeitungsdauer und –qualität, auswirken.483 Richtlinien zur Bearbeitung von Internetkontakten sind zwar oftmals vorhanden. Eine wirkungsvolle Kontrolle der Bearbeitung von E-Mail-Anfragen erweist sich jedoch dann als weitere Implementierungslücke, wenn es Unternehmen nicht gelingt, eine systematische Überprüfung von Bearbeitungsrichtlinien – insbesondere hinsichtlich der Bearbeitungszeit und des Bearbeitungserfolgs – zu gewährleisten.484 Schließlich wirkt es sich negativ auf die Effizienz der Kontaktfunktion per Internet aus, wenn die Erfassung und Weiterleitung von Kontakten kostenintensiv ist, weil sie nicht bzw. nur teilweise automatisiert erfolgt. Somit müssen Mitarbeiter dafür eingesetzt werden, Anfragen zu selektieren und an diejenige Stelle weiterzuleiten, die für die Bearbeitung der jeweiligen Anfrage am besten geeignet ist.485 3.3.2.5. Hohe Kosten der Pflege der Web-Site Die Erfahrungen der Praxis zeigen, dass bei der laufenden Pflege der Web-Site noch unausgeschöpfte Rationalisierungspotenziale bestehen. Die Pflege ist insbesondere dann aufwändig, wenn Unternehmen noch kein Content Management auf Basis eines Content Manage- 481 482 483 484 485 Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG; Vuyk, Expertengespräch Helsana AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Vuyk, Expertengespräch Helsana AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 115 ment Systems eingeführt haben. Des Weiteren verzeichnen international tätige Konzernen dann hohe Pflegekosten, wenn die formale Gestaltung ihrer Web-Sites den einzelnen Ländergesellschaften obliegt und nicht zentral gesteuert wird.486 Die zentrale Barriere, weswegen Unternehmen bislang kein Content-Management-System aufgebaut haben, besteht in dem i.d.R. hohen Aufwand für die Implementierung eines Content-Management-Systems. Im Rahmen eines Content-Management-Systems werden Produktbilder und –beschreibungen, die zusätzlich zu den Basisdaten (Modellnummern, Preise etc.) benötigt werden, in einer Datenbank zusammengeführt. Die Zusammenführung dieser Daten ist insbesondere in großen Konzernen, wo Informationen historisch bedingt in verschiedenen Systemen vorhanden sind, eventuell sogar mehrfach vorhanden sind, besonders aufwändig. Somit verwundert es nicht, wenn behelfsmäßig Schnittstellen zwischen einzelnen Datenbanken geschaffen werden, die jedoch mit höheren Kosten der technischen Wartung und ggfs. einer Mehrfachpflege von Daten sowie häufig mit Aktualititäts- und Konsistenzproblemen einhergehen.487 International tätige Konzerne verzeichnen zusätzlich dann hohe laufende Kosten der WebSite-Pflege, wenn sowohl die inhaltliche wie auch die formale Gestaltung der Web-Sites den E-Business-Abteilungen einzelner Ländergesellschaften obliegt und nicht zentral gesteuert wird. Konzernweit fallen hohe Kosten an, wenn jede Ländergesellschaft unabhängig von anderen das Web-Design und die Erstellung von E-Business-Applikationen in Auftrag gibt. Neben einer dezentralen Gestaltung der Web-Site stellt auch die Entwicklung von EService-Applikationen, wie beispielsweise einem Service-Center bei Microsoft („Servant“) oder dem Fahrzeugkonfigurator bei Daimler-Chrysler, einen zentraler Kostenfaktor dar. Auch hier ermöglicht eine zentral koordinierte Erstellung von Standardapplikationen erhebliche Kostenvorteile.488 Schließlich können auch die Kosten des laufenden Betriebs der Web-Sites gesenkt werden, wenn diese Leistung für mehrere Ländergesellschaften zentral übernommen wird.489 486 487 488 489 Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. 116 Die E-Business-Einheiten der Ländergesellschaften agieren i.d.R. in hohem Maß selbständig. Es ist hierbei recht offensichtlich, dass verhaltensbezogene Widerstände die wesentliche Implementierungsbarriere eines zentralen Betriebs von Web-Sites bzw. einer zentralen Entwicklung von E-Service-Applikationen darstellen, da hier aktiv und weitreichend in den Aufgaben- und Kompetenzbereich der jeweiligen E-Business-Abteilungen der Ländergesellschaften eingegriffen wird.490 Bei der jeweils betroffenen E-Business-Einheit herrschen Ängste vor, dass personelle Ressourcen abgebaut werden, weil eine Aufgabenverteilung zugunsten der E-Business-Abteilung in der Unternehmenszentrale stattfindet.491 Standardisierungs- und Zentralisierungsbestrebungen sind in allen betroffenen Konzernen noch im Gange und stellen somit eine fortlaufende Herausforderung bei der Implementierung dar.492 3.3.3. Typenspezifisches Implementierungsmanagement Wie aus der Darstellung der Erfolgsbarrieren im vorangegangenen Kapitel deutlich wird, muss ein typenspezifisches Implementierungsmanagement mit dem Ziel der Erhöhung des Erfolgs des Kommunikationskanals Internet insbesondere an den folgenden Aufgabenbereichen ansetzen: — — Erhöhung der internen Akzeptanz Implementierung einer erhöhten Kundenorientierung • Formale Gestaltung: Gewährleistung der Usability der Web-Site im Allgemeinen und der darauf angebotenen E-Self-Services im Speziellen • Inhalte der Web-Site: Gewährleistung der Bedürfnisorientierung — — 490 491 492 • Vereinheitlichung der Web-Sites von Verkaufsniederlassungen Implementierung eines systematischen Kontaktmanagement Maßnahmen der Effizienzsteigerung durch eine Senkung der Kosten der laufenden Pflege der Web-Site und der zugrundeliegenden IT-Systeme Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1); Warren, Expertengespräch Hilti AG. 117 3.3.3.1. Erhöhung der internen Akzeptanz Als übergreifende Implementierungsaufgabe ist die Schaffung und Gewährleistung der Akzeptanz des Kommunikationskanals Internet zu sehen, wie die folgenden Expertenaussagen belegen: — — „Wenn man das Internet als Kommunikationskanal erfolgreich betreiben möchte, besteht ein großer Teil der Arbeit in Überzeugungsarbeit.“493 „Wir müssen immer noch überzeugen; die Akzeptanz ist noch nicht vollständig da.“494 Von zentraler Bedeutung ist die Beeinflussung des Vorgesetzten, der die Budgets für den Kommunikationskanal Internet zuweist. Dies stellt die Grundlage für diejenigen Maßnahmen dar, welche auf eine Verbesserung der formalen und inhaltlichen Ausgestaltung der Web-Sites zielen. Das primäre Ziel der Einflussnahme besteht darin, die Akzeptanz des Kanals Internet zu fördern und dadurch (finanzielle) Freiräume für anstehende Optimierungsbzw. Ausbaumaßnahmen zu schaffen. Des Weiteren richten sich Beeinflussungsmaßnahmen insbesondere an diejenigen Funktionalbereiche, die in die Leistungserstellung des Kanals integriert werden bzw. vom Kommunikationskanal Internet betroffen sind. Weitere Maßnahmen setzen daran an, das Image des Kanals im gesamten Unternehmen zu verbessern. Es ist ein zentraler Ansatzpunkt in der Überzeugungsarbeit, den Nutzen des Kommunikationskanals für ein Unternehmen zu belegen.495 Da der Beitrag des Kommunikationskanals Internet zum Umsatz eines Unternehmens nicht (direkt) gemessen werden kann, greift man im wesentlichen auf die Zuwachsraten von Nutzungszahlen zurück: „Um weitere Aktivitäten zu rechtfertigen, müssen wir [.. die Nutzung (Erg. d. Verf.)] auf ein höheres Niveau bringen.“496 Die zentralen Nutzungszahlen stellen Visits und PageImpressions dar.497 Sie 493 494 495 496 497 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. Die Begriffe „Visit“ und PageImpression“ werden von der IVW wie folgt definiert. „Ein Visit bezeichnet einen zusammenhängenden Nutzungsvorgang (Besuch) eines WWW-Angebots. Er definiert den Werbeträgerkontakt. Als Nutzungsvorgang zählt ein technisch erfolgreicher Seitenzugriff eines Internet-Browsers auf das aktuelle Angebot, wenn er von außen erfolgt. „PageImpressions (bisher PageViews) bezeichnen die Anzahl der Sichtkontakte beliebi- 118 sind als vorökonomische Kennzahlen nicht aussagekräftig in Bezug auf den ökonomischen Erfolg des Kanals Internet. Um die Argumentation gegenüber Vorgesetzten zu stützen, werden Nutzungszahlen auch auf einzelne E-Services heruntergebrochen. Somit kann zumindest grundsätzlich belegt werden, dass der Kanal einen Beitrag zur Information einer bestimmten Anzahl von Kunden im Rahmen der Such- und Kaufphase ihres Buying Cycle leistet: „Es bedarf einer intensiven Überzeugungsarbeit, dass intern anerkannt wird, dass es auch einen Wert erbringt, wenn man nur einen bestimmten Teil des Verkaufsprozesses abdeckt.“498 Bei der Winterthur Versicherungen werden neben den Visits und PageImpressions die folgenden Kennzahlen ermittelt: — Anzahl der Broschüren, die über das Web angefordert wurden — Anzahl der Beratungen, die über das Web vermittelt wurden — Anzahl der Personen, die den Agent-Locator benutzen — Anzahl an Berechnungen von Versicherungsprämien — Anzahl an Schadensmeldungen — Anzahl der Adressänderungen — Anzahl der online ausgefüllten Anträge Fallbeispiel 5: Nutzungskennzahlen der Web-Site der Winterthur Versicherungen (Quelle: Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen) Neben den Zuwachsraten der Nutzung der Web-Site und einzelner E-Self-Services wird mittels Prozesskostenrechnungen ermittelt, dass durch die Nutzung von E-Self-Services Kosten im Kundenkontakt eingespart werden. Dies betrifft insbesondere die Kosten für Call-Center-Mitarbeiter bzw. Kundenbetreuer, da Kunden Prozesse zur Befriedigung ihrer Informationsbedürfnisse selbst durchlaufen und dafür somit kein Mitarbeiter des Unternehmens zur Verfügung stehen muss.499 498 499 ger Benutzer mit einer potentiell werbeführenden HTML-Seite. Sie liefern ein Maß für die Nutzung einzelner Seiten eines Angebotes.“ O.V., IVW Richtlinien für die Kontrolle von Online-Medien, o.S. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Scheuch, Expertengespräch Helsana Versicherungen AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 119 Wesentlich für die Akzeptanz bei Vorgesetzten und anderen betroffenen Funktionsbereichen ist es, wenn man nachweisen kann, dass der Kanal Internet einen Nutzen für andere Kanäle stiftet. Dies ist dann der Fall, wenn Kundenanfragen (sogenannte „Leads“), die per E-Mail erfolgen, an Verkaufs- bzw. Vertriebsmitarbeitern weitergeleitet werden.500 Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass Mängel beim Management von Kundenkontakten beseitigt werden.501 Um die breite Akzeptanz des Kommunikationskanals Internet unter Organisationsmitgliedern zu erhöhen, kommen insbesondere die folgenden Maßnahmen in Betracht: ― ― ― Informationen in der Mitarbeiterzeitschrift502 Veröffentlichung von (positiven) Feedbacks, z.B. von Experten, wissenschaftlichen Instituten oder Wettbewerben503 Versendung eines Newsletters, in dem über Aktivitäten und Erfolge im E-Business berichtet wird Seit Oktober 2001 wird bei der Hilti AG monatlich der interne Newsletter „E-Business News“ an alle Mitarbeiter verschickt. Der Newsletter informiert über die strategischen Stossrichtungen und Entwicklungen im E-Business. Er wird insbesondere auch dazu genutzt, „Success Stories“ aus den diversen Ländergesellschaften zu beschreiben. Hierbei werden Ländergesellschaften aufgezeigt, die besonders hohe Nutzungszahlen bzw. Zuwachsraten auf ihrer Web-Site aufweisen können. Dadurch soll die allgemeine Akzeptanz des Kanals gefördert werden, und dargelegt werden, dass durch den Einsatz des Kanals Internet ein zunehmender Nutzen für Hilti entsteht. Fallbeispiel 6: Die Hilti E-Business News (Quelle: Unterlage der Hilti AG zum Workshop „Marketing & New Media“) Es ist für die Erhöhung der internen Akzeptanz zentral, technisch-funktionale, formale und inhaltliche Mängel zu beseitigen.504 Negativbeispiele sind insbesondere aufgrund der in der 500 501 502 503 504 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vgl. Kap. 3.3.2.4. und Kap. 3.3.3.3. Vuyk, Expertengespräch Helsana Versicherungen AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vgl. Kap. 3.3.2. 120 Anfangszeit der kommerziellen Internetnutzung weit verbreiteten Mängel noch im Denken von Organisationsmitgliedern verhaftet und werden durch weiterhin bestehende Mängel bestätigt.505 Es gilt, dieses negative interne Image des Kommunikationskanals durch gezielte Maßnahmen abzubauen und somit zu belegen, dass die „Kinderkrankheiten“506 der WebSite beseitigt sind. Detaillierte Maßnahmen werden in den folgenden Kapiteln dargestellt. 3.3.3.2. Implementierung einer erhöhten Kundenorientierung Die Grundlage für einen erfolgreichen Einsatz des Kommunikationskanals Internet bildet die Orientierung an den Fähigkeiten der Nutzer bei der formalen Gestaltung und die Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Web-Site. 3.3.3.2.1. Formale Gestaltung: Gewährleistung der Usability Hinsichtlich der formalen Gestaltung steht die Gewährleistung bzw. Erhöhung der Usability der Web-Site und der darauf enthaltenen E-Self-Services im Zentrum der Betrachtung. Die folgenden Schritte sind hierbei zentral: 1. Schritt „Umdenken“: Kundenbedürfnisse stehen anstelle der technischen Realisierung im Vordergrund 2. Schritt „Ständige Optimierung“: Verbesserung der Usability der bestehenden Web-Site und der darauf enthaltenen E-Services als fortlaufenden Prozess implementieren 3. Schritt „Verpflichtung“: Obligatorische Gewährleistung der Usability bei neuen EServices bzw. bei einem Re-Launch der Web-Site 505 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. 121 1. Schritt: „Umdenken“ Die Grundlage für eine erhöhte Kundenorientierung bei der Gestaltung der Web-Site stellt ein Umdenken von E-Business-Managern dar. Sie müssen erkennen, dass die technische Realisierung eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für einen erfolgreichen Einsatz und damit die Nutzung der Web-Site durch Kunden darstellt. Die Gewährleistung von obektiven Qualitätskriterien stellt lediglich die Basis dar, die um eine verstärkte Berücksichtigung von subjektiven Qualitätsmerkmalen ergänzt werden muss. Die Experteninterviews belegen, dass in Bezug auf die Bedeutung der Usability der WebSite und der darauf enthaltenen E-Services bereits ein Umdenken bei E-Business-Managern zu verzeichnen ist. Es wird zunehmend erkannt, dass eine konsequente Ausrichtung der Web-Site und der darauf enthaltenen E-Self-Services an den Fähigkeiten der Nutzer die Basis für die Nutzung und damit auch den Erfolg des Kommunikationskanals darstellt, wie die folgenden Expertenaussagen belegen: ― ― „Sie können die schönsten Applikationen erstellen, wenn der Kunde sie nicht anwendet, sind sie nutzlos.“507 „Der Grat, dass es sich für einen Kunden nicht mehr lohnt über das Internet zu gehen und stattdessen zum Telefon zu greifen, ist sehr schmal.“508 Der Kunde muss Vertrauen in die Web-Site und die darauf enthaltenen E-Self-Services entwickeln: „Grundsätzlich müssen die Prozesse bei jeder Interaktion funktionieren, es muss Glaubwürdigkeit vorhanden sein.“509 Abgesehen von Detailverbesserungen arbeiten einige der untersuchten Unternehmen daran, wesentliche Usability-Mängel ihrer Web-Sites zu beseitigen, um die Attraktivität und damit auch die Nutzung des Kommunikationskanals 506 507 508 509 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 122 zu erhöhen.510 Es sollte hierbei insbesondere bedacht werden, dass Nutzer sich auch dann zurechtfinden müssen, wenn sie nicht besonders internetaffin sind.511 Bei einem dominanten Einfluss der IT-Abteilung bei der (technischen) Realisierung von Internet- und E-Self-Services-Projekten hat der E-Business-Manager die Rolle wahrzunehmen, die Kundensicht bei der Gestaltung der Web-Site und der E-Services mit einzubringen. Dies gelingt insbesondere dann gut, wenn die Implementierung eines E-Self-Service zu negativen Reaktionen der Kunden geführt hat, weil die Usability nicht bzw. nicht ausreichend berücksichtigt wurde.512 2. Schritt: „Ständige Optimierung“ Optimierungen der Usability einer Web-Site und ihrer E-Services sind als ein fortlaufender Prozess und somit als eine permanente Aufgabe zu implementieren, für die entsprechende Ressourcen bereitzustellen sind. Zur Optimierung einer bestehenden Web-Site bzw. bestehender E-Services ist es zentral, internes Feedback sowie Feedbacks von Kunden (aktiv) einzuholen und zu verarbeiten.513 Zur Erhöhung der Usability der bestehenden Site und der E-Self-Services werden bei der Winterthur Versicherungen laufend Kundenfeedbacks verarbeitet. Des Weiteren hat die Winterthur Versicherungen auch an einem nationalen Wettbewerb teilgenommen („Bestof-Swiss-Web“), und dort auch Feedback zur Web-Site bekommen. Fallbeispiel 7: Feedback zur Usability der Web-Site der Winterthur Versicherungen (Quelle: Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen) Die Daimler-Chrysler AG arbeitet momentan daran, ihre E-Self-Services im Hinblick auf eine verbesserte Kundenorientierung komplett neu zu gestalten. Im Zentrum steht eine stärkere Prozessorientierung. Den Ausgangspunkt für Verbesserungen der Usability bei beste510 511 512 513 Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Booth, Expertengespräch Hilti AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (2). Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Booth, Expertengespräch Hilti AG. 123 henden E-Self-Services stellt die Ermittlung von Abbruchraten bei E-Self-ServiceProzessen dar. Die Erkenntnisse fließen dann in die Veränderung von Prozessabläufen bei bestehenden E-Self-Services ein. Zu Beginn wird der Car Configurator grundlegend überarbeitet. Der Konfigurationsprozess wird stark vereinfacht und Interessenten werden nun aktiv durch den Prozess begleitet, in dem ein Überblick über alle Prozessschritte geliefert wird und der jeweils nächste Schritt ersichtlich gemacht wird. Diese stärkere Kunden- und Prozessorientierung wird schrittweise auch bei anderen E-Self-Services realisiert, wie bei der Gebrauchtwagensuche und der Händlersuche. Fallbeispiel 8: Verbesserung der Usability von E-Self-Services bei der Daimler-Chrysler AG (Quelle: Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG) 3. Schritt: „Verpflichtung“ Um die Usability eines Relaunch der Web-Site und neuer E-Self-Services zu gewährleisten, stehen neben der relativ teuren Nutzung von Usability-Labs, bei denen Probanden bei der Nutzung einer Web-Site beobachtet werden, auch andere kostengünstigere Möglichkeiten zur Verfügung. Hierbei ist insbesondere an Feedbacks von anderen Organisationsmitgliedern sowie der beauftragten Multimedia- bzw. Werbeagentur zu denken, die den Prototypen der Web-Site bzw. des E-Service testen.514 Die Sixt AG arbeitet bei der Optimierung von Prozessen und der Einführung zentraler neuer Services intensiv mit einem Grokunden zusammen. Dieser Kunde äußert aktiv Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Wünsche. Vor der Einführung von zentralen neuen ESelf-Services wird ein Pilotprojekt mit diesem Großkunden gestartet. Das durch den Test des Pilot-Services gewonnene Feedback wird verarbeitet und fließt in die Gestaltung des neuen Service mit ein. Die Sixt AG hat die Erfahrung gemacht, dass durch die dabei gewonnenen Erkenntnisse ein Großteil kritischer Usability-Aspekte im Vorfeld erkannt wird. Fallbeispiel 9: Usability-Check im Pilotprojekt bei der Sixt AG (Quelle: Schwarz, Expertengespräch Sixt AG) Einen zentralen Aspekt stellt es dar, dass neue E-Services nicht nur sporadisch auf ihre Usability hin untersucht werden, sondern dieser Schritt in der Entwicklung eines neuen Servi514 Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Vgl. zu Details zum Testen von Web-Sites Lientz/Rea 2001, S. 255ff. 124 ce verbindlich vorgeschrieben wird, sowie festgelegt wird, nach welchen Kriterien die Services untersucht werden sollen: — „In the past, it was not possible to do usability studies with every service, but nowadays, every single service is tested in focus groups and is going through a usability test.”515 Die Swisscom Fixnet hat E-Policies schriftlich fixiert. Die E-Policies bestehen aus 35 Regeln bezüglich der Verfügbarkeit, rechtlichen Aspekten, vorgeschriebenen Antwortzeiten, SicherheitsMaßnahmen und obligatorischen Usability-Tests, die bei der Implementierung jedes neuen E-Service eingehalten werden müssen. Fallbeispiel 10: E-Policies bei der Swisscom Fixnet AG (Quelle: Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG) 3.3.3.2.2. Inhalte der Web-Site: Gewährleistung der Bedürfnisorientierung Insbesondere in den ersten Jahren der kommerziellen Nutzung des Internet war i.d.R. ein Webmaster bzw. ein E-Business-Manager für die Einarbeitung und Aktualisierung von Inhalten der Web-Site eines Unternehmens zuständig.516 Dies führt in der Regel zu Abstimmungsproblemen mit den Funktionalbereichen Marketingkommunikation und Produktmanagement, was Mängel in der integrierten Kommunikation mit sich bringt bzw. dazu führt, dass produktspezifische Inhalte nicht immer auf dem neuesten Stand sind.517 Somit ist anzustreben, dass die Aufgabe des Content Management bei den für die Entstehung von Inhalten zuständigen Abteilungen angesiedelt wird. Die Basis eines derartigen Content Management stellt der Einsatz eines Content Management Systems dar. Der Einsatz eines ContentManagement-Systems birgt Kosten-, Aktualitäts- und Flexibilitätsvorteile. Er ist insbesondere zur Pflege einer umfangreichen, sich oft verändernden Web-Site empfehlenswert, deren Inhalte von diversen Stellen im Unternehmen zu pflegen sind.518 515 516 517 518 Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. Zschau 2003, S. 53; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Vgl. Kap. 3.3.2.3. Zschau 2003, S. 52. 125 Für die Erstellung allgemeiner produkt- und markenbezogener Inhalte ist in der Regel die Abteilung Marketingkommunikation zuständig. Somit wird gewährleistet, dass auch die Web-Site in die bestehenden Kommunikationsaktivitäten integriert wird. Spezifische produktbezogene Inhalte werden durch die jeweils zuständigen Produktmanager gepflegt.519 Die verantwortlichen Personen erhalten einen beschränkten redaktionellen Zugriff auf das System. Somit entfällt das Aktualisierungsproblem für den Web-Master.520 Hierbei sollte der geringen technischen Versiertheit einzelner Mitarbeiter Rechnung getragen werden, da Funktionalitäten des Systems Fehler der Mitarbeiter verhindern und auf erforderliche Aktualisierungen hinweisen. Die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter bei der Erstellung bzw. Aktualisierung von Informationen werden vom System durch automatisierte Inhalte und Freigabezyklen unterstützt.521 Somit können die Kosten für die Wartung und Pflege der Web-Site reduziert werden.522 Außerdem können Texte, Bilder und andere Bestandteile einer Web-Site in einer Datenbank abgelegt, verwaltet und ggfs. wieder verwendet werden, was die Flexibilität der verantwortlichen Mitarbeiter erhöht. Durch die zentrale Speicherung von Inhalten müssen diese nur einmal gepflegt werden und können in verschiedenen Kommunikationskanälen in dem jeweils spezifischen Erscheinungsbild verwertet werden.523 Wie dargestellt wurde, sind die Inhalte mancher Web-Sites überwiegend produktorientiert und orientieren sich in zu geringem Maß an den Bedürfnissen der Nutzer. Manche Branchen haben hier Nachteile aufgrund des geringen Involvement, das Kunden hinsichtlich ihrer Produkte aufweisen. Umso mehr sind solche Unternehmen dabei gefordert, den Nutzern ihrer Web-Site nicht nur Produktinformationen, sondern darüber hinaus mittels geeigneter Informationen und E-Self-Services Mehrwert zu bieten. Hierbei können grundlegende Bedürfnisse mittels produktunabhängigen Informationen befriedigt werden. Die Helsana Versicherungen AG bietet den Nutzern ihrer Web-Site vielfältige Informationen zum Themenbereich „Vorsorge“. Neben umfangreichen Gesundheitstipps in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Entspannung werden auch Gesundheitstests geboten. Sie umfassen u.a. die Ausrechnung des Body-Mass-Index, die Ermittlung des Diabetesrisi519 520 521 522 523 Vgl. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Vgl. Kap. 3.3.2.3. Vgl. Zschau 2003, S. 52f. Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Zschau 2003, S. 55. Vgl. Zschau 2003, S. 52; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. 126 kos, einen Herz-Insuffizienz-Test, sowie einen mit Videosequenzen unterstützten Trainings-Self-Service, der Nutzer mittels Übungen bei der Vermeidung negativer Auswirkungen ihrer täglichen Büroarbeit unterstützt. Fallbeispiel 11: Mehrwertservices auf der Web-Site der Helsana Versicherungen AG (Quelle: www.helsana.ch) Das Global E-Business Team der Hilti AG hat schon relativ früh damit begonnen, auf der Web-Site nicht ausschließlich allgemeine (Produkt-)Informationen anzubieten, sondern zusätzliche Services für ausgewählte Zielgruppen aufzubauen. Eine für Hilti zentrale Zielgruppe stellen Ingenieure, Planer und Architekten dar. Diese Zielgruppe kommt zwar nicht direkt als Käufer für Hilti-Produkte in Frage, sie beeinflussen jedoch Festlegung der zu verwendenden Produkte im Konstruktions- bzw. Bauplan. Nach einer Registrierung können die Nutzer kostenlos diverse Informationen und EServices nutzen. Dies umfasst u.a. den Download von Software (z.B. Dübelbemessungssoftware), den Zugriff auf technische Dokumente (Zulassungen, Sicherheitsdatenblätter, Prüfberichte etc.), Informationen über Schulungen und Seminare, Fachartikel, sowie die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer weiteren technischen Beratung. Dieses umfangreiche Service-Paket wurde zunächst auf der Web-Site der Hilti Deutschland AG eingeführt und erfreute sich schnell steigender Nutzungszahlen. Die Hilti AG hat es damit geschafft, ein bislang nicht bzw. unzureichend befriedigtes Bedürfnis dieser Zielgruppe zu befriedigen. Der Erfolg führte dazu, dass dieses umfangreiche Service-Paket auch auf den Web-Sites anderer Ländergesellschaften eingeführt wurde, die somit vom Wissen des Global E-Business Teams profitieren konnten. Aufgrund der guten Erfahrungen mit diesen zielgruppenspezifischen Inhalten stellt es ein zentrales Ziel dar, in naher Zukunft auf die Bedürfnisse von weiteren Zielgruppen abgestimmte Informationen und E-Services im Web anzubieten. Fallbeispiel 12: Mehrwertservices für ausgewählte Zielgruppen auf der Web-Site der Hilti AG (Quelle: Warren, Expertengespräch Hilti AG; Unterlagen zum Workshop „Marketing and New Media“) Es zeigt sich, dass die von der Marketing-Kommunikation und dem Produktmanagement eingepflegten Inhalte manchmal nicht dafür ausreichen, eine Web-Site so attraktiv für ihre 127 Nutzer gestalten, dass sie wiederkehren um sich zu spezifischen Themengebieten zu informieren. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es keine spezifische Stärke bzw. nicht die explizite Aufgabe der Marketingkommunikation darstellt, über ihre üblichen Kommunikationsaufgaben hinaus spezielle für das Web geeignete Inhalte bereitzustellen. Nicht alle Inhalte müssen im eigenen Unternehmen erstellt werden. Hier bietet sich auch die Möglichkeit, über Kooperationen mit anderen Unternehmen attraktive, ergänzende Informationen und Services zur Verfügung zu stellen. Das Versicherungsunternehmen Swiss Life AG orientiert sich im Rahmen seiner Marktstrategie im Segment Privatkunden auf zentrale Lebensabschnitte seiner Kunden. Dazu zählen Partnerschaft, Familie, Weiterbildung, Pensionierung etc. Die Lebensabschnitte Partnerschaft und Familie sowie die damit verbundenen Zielgruppen sind für die Swiss Life von zentraler Bedeutung. Um diesen Zielgruppen auf der Web-Site interessante Inhalte zu bieten, ist die Swiss Life eine Kooperation mit der Zeitschrift „Beobachter“ eingegangen. Der Beobachter ist eine unabhängige Schweizer Konsumenten- und Beratungszeitschrift, die auch ein umfangreiches Online-Angebot zur Verfügung stellt. Im „Look-and-Feel“ der Swiss Life Web-Site wird eine Wissensdatenbank des Beobachters zu den genannten Themengebieten bereitgestellt, deren Nutzung kostenlos ist. Hier werden dem Interessenten gesetzliche Informationen, Checklisten, konkrete Vorschläge zur Lösung von Problemsituationen etc. geboten. Ziel der Kooperation ist es, Familien vermehrt zur Nutzung der WebSite der Swiss Life zu bewegen. Der Beobachter erhofft sich durch die Kooperation neue Abonnenten seiner Zeitschrift. Die Kooperation wird in diversen Offline-Medien beworben. Der Erfolg wird mittels eines Tracking der Nutzerzahlen kontrolliert. Fallbeispiel 13: Content-Kooperation bei der Swiss Life AG (Quelle: Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG) 3.3.3.2.3. Vereinheitlichung der Web-Sites von Verkaufsniederlassungen Das Spektrum der Möglichkeiten, um Verkaufsniederlassungen dazu zu bewegen, eine den Vorstellungen des jeweiligen Unternehmens entsprechende Web-Site bereitzustellen, reicht von Zwang bis zur Schaffung von geeigneten Anreizen. Eine zwangsweise Verordnung stellt es beispielsweise dar, eine Klausel in die Vertragsvereinbarungen aufzunehmen. Rein 128 auf Zwang basierende Maßnahmen – wenn sie durchgesetzt werden können – sind jedoch kaum dazu geeignet, die aktive Nutzung des Kanals Internet zu fördern.524 „[…] die Außendienstmitarbeiter [haben (Erg. D. Verf.)] anderes zu tun […], als sich um das Web zu kümmern, sie kämpfen um das Business. […] Da ist es verständlich, dass Personen jetzt nicht so viel Zeit für das Internet haben. Man darf sie somit nicht zu stark unter Druck setzen, man muss sie unterstützen, dann stellt sich […] die Mitwirkung ein. Man darf nicht zu viel erwarten.“ Fallbeispiel 14: Einflussnahme auf Außendienstmitarbeiter (Quelle: Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life) Erfolgversprechender erscheint die Schaffung von geeigneten Anreizen.525 Anreize für die Bereitstellung einer unternehmenskonformen Web-Site können dadurch geschaffen werden, dass die E-Business-Abteilung eine kostengünstige, einfache, verlässliche und sichere Lösung zum Betrieb der Web-Site einer Verkaufsniederlassung bereitstellt.526 “Im deutschen Markt ist es gelungen, relativ frühzeitig eine gute Lösung zu etablieren, um Auftritte zielorientiert in unsere Richtung zu lenken. Es existieren aber immer noch parallele Web-Sites bei manchen Händlern, die noch eigene Sites betreiben. Hier lassen wir den Händlern weitestgehend freie Hand, außer eine Web-Site wäre [..] markenschädigend. Wir bieten den Händlern eine Parallellösung an, die möglichst einfach und effizient ist, die sie zusätzlich betreiben können [..].“ Fallbeispiel 15: Parallelle Web-Sites bei Daimler-Chrysler (Quelle: Druzovic, Expertengespräch DaimlerChrysler) Ausserdem können auch diverse weitere unterstützende Dienstleistungen vom E-Business angeboten werden, die am folgenden Fallbeispiel der Winterthur Versicherungen skizziert werden: 524 525 526 Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. 129 Mit zunehmender Verbreitung des Internet war auch eine ständig wachsende Zahl regionaler Verkaufsagenturen der Winterthur Versicherungen mit eigenen Web-Sites im Internet vertreten. Die überwiegende Anzahl dieser Sites entsprach jedoch nicht dem Corporate Design der Winterthur Versicherungen, war in Bezug auf die formale Gestaltung unzulänglich und bot nur wenige Inhalte. Die Winterthur Versicherungen beschloss daher, die Verkaufsagenturen mit einem umfassenden Maßnahmenpaket bei der Gestaltung und Betreuung ihrer Web-Sites zu betreuen. Die wesentlichen Ziele waren, eine Vereinheitlichung der formalen und visuellen Gestaltung der Web-Sites der Verkaufsagenturen herbeizuführen sowie die Attraktivität ihrer Inhalte zu erhöhen. Das Maßnahmenpaket beinhaltet die folgenden Teilschritte: ⎯ Überzeugung und Motivation der Agenturleiter zur Nutzung des Internet ⎯ Schulung der Agenturmitarbeiter ⎯ Aufschaltung der Web-Site ⎯ Qualitätskontrolle ⎯ Beratung bei der Pflege der Sites sowie Einholung von Feedback Als zentrales Argument zur Überzeugung der Verkaufsniederlassungen gilt neben der umfassenden Betreuung der relativ günstige Preis für das Maßnahmenpaket. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, auf der Web-Site eine Verkaufsfunktion zu integrieren. Provisionen für Abschlüsse über die Web-Site werden der jeweiligen Agentur in vollem Umfang gutgeschrieben. Im Rahmen einer halbtägigen Schulung wird den Mitarbeitern das Wissen zur Erstellung ihrer eigenen Web-Site vermittelt. Zusätzlich werden Handbücher ausgeteilt, welche die Inhalte der Schulung zusammenfassen. Die Mitarbeiter werden zu einer zeitnahen Erstellung der Web-Site motiviert, damit sie das Erlernte möglichst direkt umsetzen können. Die fertiggestellte Web-Site wird von der Winterthur erst nach einer Qualitätsüberprüfung freigegeben. Für die Qualitätsüberprüfung und die Aufschaltung der Außendienstwebsites sind eine Vollzeitstelle und eine Teilzeitstelle vorgesehen. Die Verkaufsagentur bekommt bei zur Aufschaltung ihrer Web-Site ein Paket von unterstützenden Kommunikationsmaßnahmen, das aus Werbeetiketten, einer Anpassung der Korres- 130 pondenz, angepassten Visitenkarten, Schaufensterklebern und vorgefertigten Presseberichten besteht. Ausserdem werden Suchmaschineneinträge vorgenommen und Vorlagen für Werbeinserate bereitgestellt. Ein weiterer Mitarbeiter ist für die Betreuung der Weiterentwicklung der Agenturwebsites zuständig. Seine Aufgabe ist es zu gewährleisten, dass die Sites weiterhin gepflegt und aktuell gehalten werden, dass „Links“ zu interessanten Inhalten gesetzt werden und „Specials“ zu wechselnden Themen publiziert werden. Des Weiteren analysiert er die aufgeschalteten Sites mittels Checklisten systematisch und ermittelt Verbesserungspotenziale. Gegebenenfalls bietet er dem jeweiligen Agenturleiter einen Beratungstermin an. Zusätzlich wird jeden Monat ein Newsletter versendet, in dem Erfahrungen zur Optimierung der Web-Sites vermittelt und die zehn besten Web-Sites dargestellt werden. Nach der Aufschaltung ihrer Web-Site bewertet die betreffende Agentur anhand eines Fragebogens das gesamte Maßnahmenpaket und kann Verbesserungen äußern. Positives Feedback wird an den Flurwänden vor der E-Business-Abteilung aufgehängt und trägt somit auch dazu bei, Skeptiker von diesem Konzept zu überzeugen. Fallbeispiel 16: Prozess der Vereinheitlichung der Web-Sites der Verkaufsagenturen der Winterthur Versicherungen (Quelle: Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Unterlagen zum Workshop „Marketing and New Media“) 3.3.3.3. Implementierung eines systematischen Kontaktmanagements Die Bedeutung des Kommunikationskanals Internet kann dadurch erhöht werden, dass der Kanal einen Beitrag zu Leistungserstellung anderer Kanäle liefert. Hierfür ist es erforderlich, ein professionelles und systematisches Kontaktmanagement aufzubauen. Wenn es gelingt, sowohl die Anzahl als auch das Potenzial der Kontakte, die über das Internet initiiert werden, zu erhöhen, kann die Leistungsfähigkeit des Kanals in Bezug auf die Unterstützung anderer Kanäle beim Verkauf belegt werden.527 527 Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 131 Um eine Erhöhung des Erfolgs der Kontaktfunktion des Kommunikationskanals Internet herbeizuführen, sind in der Unternehmenspraxis die folgenden Ansätze erkennbar: — — — Erhöhung der Quantität der Kontakte Implementierung von Kontrollmaßnahmen Kostensenkung durch zunehmende Automatisierung Die Erhöhung der Quantität der über das Internet initiierten Kontakte ist davon abhängig, inwiefern es gelingt, Nutzer zur Kontaktaufnahme über das Web zu motivieren. Die Grundlage für eine Kontaktaufnahme stellt die Attraktivität der Inhalte und E-Services auf der Web-Site dar, die das Interesse des Nutzers wecken sollen, weitere Informationen einzuholen bzw. einen Kauf zu tätigen. Um Kunden die Kontaktaufnahme zu vereinfachen, hat die Winterthur Versicherungen mit dem „Kontaktcontainer“ eine permanente Navigationsleiste geschaffen, die auf jeder Web-Page auf der rechten Bildschirmseite ersichtlich ist und eine Beratersuche ermöglicht, eine Telefon- und Faxnummer, eine E-Mail-Adresse sowie die Postadresse des Unternehmens bietet.528 Damit gewährleistet wird, dass Mitarbeiter Kundenanfragen zeitnah und adäquat beantworten, sind geeignete Kontrollmaßnahmen zu implementieren. Idealerweise wird auch kontrolliert, zu welchem Ergebnis die weitere Beratung geführt hat.529 Um die Kosten der Kontakterfassung und –bearbeitung zu senken, sind die genannten Prozessschritte möglichst zu automatisieren. Dies kann einerseits dadurch erfolgen, dass der Kunde eine Selektion vornimmt, und er aufgrund dieser an einen Mitarbeiter weitergeleitet wird. Hiermit kann jedoch nicht das Potenzial eines Kontakts hinsichtlich eines Verkaufsabschlusses ermittelt werden und somit auch keine Gewährleistung der Relevanz dieses Kontaktkanals für die Verkaufsmitarbeiter erfolgen. Eine Potenzialbewertung ist beispielsweise mittels eines Tracking des Informations- und Surfverhaltens der Nutzer auf der Web-Site möglich. Bei der Daimler-Chrysler AG will man in Zukunft das Potenzial eines Interessenten, der den Kontakt zum Unternehmen sucht, abschätzen indem man sich des Web-Tracking bedient, und das Nutzungsverhalten auf der Web-Site analysiert. Wenn beispielsweise ein Nutzer eine 528 529 Vgl. hierzu die Web-Site der Winterthur Versicherungen unter www.winterthur-insurance.ch. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 132 komplette Fahrzeugkonfiguration erstellt, wird er als vielversprechender Kontakt gewertet und im Fall einer Kontaktaufnahme direkt an einen Verkaufsmitarbeiter weitergeleitet.530 Die Erfassung und Weiterleitung von Kontakten („Leads“) stellt einen wesentlichen Ansatzpunkt zur Senkung der Kosten des Kontakt-Managements der Winterthur Versicherungen dar. Um die Kosten für die Weiterleitung von 200-300 täglich anfallenden Kontakten zu senken, soll die Weiterleitung in Zukunft möglichst automatisiert erfolgen. Die Art der Anfrage wird durch den Nutzer per Selbstselektion gewählt, womit festgelegt ist, ob der Kontakt an das Service-Center der Winterthur oder an eine lokale Verkaufsniederlassung weitergeleitet wird. Hierbei muss auch (idealerweise automatisiert) erkannt werden, ob ein Kontaktsuchender bereits Kunde bei der Winterthur ist und somit an seinen persönlichen Kundenberater weiterzuleiten ist, oder ob er als neuer Kontakt einem verfügbaren Mitarbeiter zugewiesen wird. Des Weiteren wird eine Software eingesetzt, die es ermöglicht, die Kontakte, welche Agenturen über verschiedene Kanäle bekommen, zu kontrollieren. Hierfür wird dem Leiter einer General- bzw. Hauptagentur monatlich eine Liste der Leads übermittelt, die an Mitarbeiter seiner Agentur weitergeleitet wurden. Er kontrolliert dann, ob die weitergeleiteten Kontakte von den jeweiligen Mitarbeitern bearbeitet wurden und welche Ergebnisse die weitere Bearbeitung erbracht hat. Dies wird die Möglichkeit eröffnen, Vergleiche zwischen verschiedenen Mitarbeitern bzw. lokalen Verkaufsagenturen zu erstellen. Fallbeispiel 17: Geplante Maßnahmen zur Optimierung des Kontaktmanagement bei der Winterthur Versicherungen (Quelle: Kuhn/Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen) 3.3.3.4. Maßnahmen der Effizienzsteigerung Um den Erfolg des Kommunikationskanals Internet zu erhöhen, muss neben der Erhöhung der Effektivität des Kanals auch die Effizienz der Leistungserstellung analysiert werden. Dadurch, dass der ökonomische Nutzen des Kanals allenfalls indirekt ermittelt werden kann, ist es erforderlich, Kostensenkungspotenziale systematisch zu suchen und auszu530 Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. 133 schöpfen. Kostensenkungspotenziale sind sowohl bei der Entwicklung von Software als auch beim Betrieb der technischen Infrastruktur möglich. Im E-Business eingesetzte Software wird in abnehmendem Maß selbst programmiert, stattdessen wird zunehmend Standardsoftware eingesetzt.531 Des Weiteren versuchen international tätige Konzerne, eine zentralisierte und somit einmalige Entwicklung neuer E-Businessund E-Service-Software zu erwirken, welche sämtliche Ländergesellschaften nutzen können.532 Während die Anpassung des Web-Designs der Web-Sites von Ländergesellschaften zwar ein langwieriges Unterfangen darstellt, setzen sich die Zentralen hier in der Regel durch und schreiben ihren Ländergesellschaften Design-Richtlinien vor.533 Neben Kostenaspekten spielt hier insbesondere eine einheitliche Markenvisualisierung und die damit einhergehende konsequente Verwirklichung eines Corporate Image (CI) und der Einhaltung von Corporate Design (CD) Richtlinien eine zentrale Rolle.534 Um die E-Business-Abteilungen der Ländergesellschaften zur Nutzung von E-Services zu bewegen, die von der E-Business-Abteilung in der Zentrale erstellt wurde, müssen sie in der Regel von der Vorteilhaftigkeit der Lösungen überzeugt werden.535 Die E-Business-Abteilungen der Ländergesellschaften der Daimler-Chrysler AG agieren in hohem Maß autonom. Um die Akzeptanz und Verbreitung der von der zentralen EBusiness-Abteilung erstellten E-Service-Applikationen in den Ländergesellschaften zu fördern, wurde ein Gesamtpaket geschnürt, das aus einem Content Management System und zentralen weiteren E-Self-Service-Applikationen (Car Configurator, Dealer Locator, Gebrauchtwagensuche, Angebotsanfrage) besteht. Die Geschäftsführer der Ländergesellschaften wurden vom Global E-Business davon überzeugt, dass sie durch die Übernahme dieser zentral erstellten E-Services im Gesamtpaket Kostensenkungen realisieren können. 531 532 533 534 535 Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Warren, Expertengespräch Hilti AG; Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG. Bieri, Expertengespräch Swiss Life AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Warren, Expertengespräch Hilti AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG; Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. 134 Fallbeispiel 18: Kostenvorteile eines zentral erstellten E-Service-Gesamtpakets (Quelle: Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG) Laufende Pflegekosten können auch dadurch eingespart werden, dass der technische Betrieb der Web-Site in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagert wird.536 3.4. Management der Implementierung des Absatzkanals Internet 3.4.1. Charakteristika und Anforderungen Nachdem der Absatzkanal Internet zur Zeit des Internet-Booms in einigen Unternehmen von den Kernprozessen getrennt und somit in weitgehend separaten Organisationseinheiten betrieben wurde, ist in den letzten Jahren eine (Re-)Integration dieses Absatzkanals zu beobachten. Separate Markenauftritte wurden vielfach gestrichen (wie z.B. „Myworld“ von der Karstadt Warenhaus AG) und danach unter dem Markenauftritt der Mutterorganisation betrieben. Ausserdem wurde vielfach eine stärkere Verzahnung mit bestehenden Kanälen und Prozessen in der Organisation angestrebt. Teilweise wurden separate E-BusinessOrganisationseinheiten aufgelöst und in bestehende Marketing- bzw. Vertriebsorganisationen integriert. Experten aus Wissenschaft und Praxis vertreten die Ansicht, dass vor allem diejenigen Unternehmen Wettbewerbsvorteile aufbauen, die den Absatzkanal Internet als Ergänzung zu ihrem bestehenden Geschäft auffassen und eine Integration von On- und Offline Aktivitäten anstreben.537 Dies wird durch das Verhalten der Kunden bestätigt, die situations- und verhaltensspezifisch unterschiedliche Kanäle nutzen, um ihre Informations- oder Kaufbedürfnisse zu befriedigen. Reichheld/Schefter sind sogar der Meinung, dass eine Separationsstrategie langfristig die Kundentreue untergräbt, da Kunden nicht primär zwischen (bestimmten) Kanälen differenzieren, sondern alle Kanäle insgesamt zu ihren Erfahrungen mit einem Unternehmen beitragen.538 Es kann vereinzelt auch belegt werden, dass Kunden, die mehrere Kanäle im Verlauf 536 537 538 Vgl. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Porter 2001, S. 63f.; Gulati/Garino 2000, S. 107ff. Reichheld/Schefter 2001, S. 79f. 135 des Buying Cycle nutzen, profitabler sind als Kunden, die nur ein bis zwei Kanäle nutzen.539 Um diese Synergiepotenziale zu nutzen, ist zumindest ein hohes Maß an Abstimmung oder gar eine Integration der Informations-, Kontakt- und Absatzfunktionen verschiedener Kanäle erforderlich. Diese Ausführungen machen deutlich, dass eine zunehmende Integration des Absatzkanals Internet in das (Makro-)System der Absatz- und Kommunikationskanäle stattfindet. Dies stellt Unternehmen vor spezifische Herausforderungen, besonders hinsichtlich der damit verbundenen strategischen, organisationalen, prozessualen und informationstechnischen Integration ins Unternehmen, die noch nicht vollständig abgeschlossen ist.540 Weitere Anforderungen an das Management des Kanals Internet betreffen die (Mikro-) Ebene des Kanals. Hier müssen Unternehmen erreichen, dass sie Käufe über ihren Absatzkanal Internet anregen bzw. initiieren, und dass der Kaufprozess, welcher den Kaufabschluss und die Kaufabwicklung umfasst, zur Zufriedenheit der Kunden vollzogen wird. Initiierung von Käufen Da der Absatzkanal Internet aufgrund der Selbstbedienung des Kunden hinsichtlich der variablen Kosten des einzelnen Verkaufsakts den kostengünstigsten Absatzkanal darstellt, ist aus Gesamtunternehmenssicht eine Verlagerung von Transaktionen der Kunden auf diesen Kanal anzustreben.541 Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer Kundenwert (-potenzial)betrachtung542 sinnvoll, in deren Rahmen wenig profitable Kunden zum Kanalwechsel zu bewegen sind. Anstelle einer persönlichen Betreuung, beispielsweise durch Außendienstmitarbeiter, sollten die betreffenden Kunden zu einer Nutzung des Absatzkanals Internet bewegt werden.543 Um den angestrebten Kanalwechsel zu begünstigen, sind geeignete Anreize zu schaffen, z.B. in Form von Mehrwerten. Hierbei ist jedoch nicht nur die 539 540 541 542 543 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Link/Gerth 2001, S. 315f.; Lientz/Rea 2001, S. 26; Expertengespräch Erfert, Deutsche Lufthansa AG. Bei der Quelle AG beläuft sich der Kostenvorteil einer Internetbestellung gegenüber einer telefonischen Bestellannahme auf ca. 30%. Gegenüber einer Bestellannahme per Fax bzw. Brief ist der Kostenvorteil noch höher (Groenen, Expertengespräch Quelle AG); vgl. a. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Vgl. Kapitel 3.5.1. Booth, Expertengespräch Hilti AG. 136 Preispolitik als Aktionsparameter, sondern auch die Produkt- bzw. Sortimentspolitik gefragt.544 Kaufprozess (Kaufabschluss und -abwicklung) Um die Güte des Kaufprozesses auf einer E-Commerce-Web-Site in inhaltlicher und funktionaler Art zu erfassen, sind geeignete Messkriterien zur Erfassung der Qualität von ECommerce-Web-Sites heranzuziehen. Hierbei mehren sich in jüngster Zeit die Forschungsbeiträge zur Dienstleistungsqualität im Internet, die sich im Wesentlichen auf empirisch ermittelte Dimensionenkataloge stützen.545 Meist werden aus dem Dienstleistungsmanagement bekannte Kriterienkataloge als Basis genutzt, die dann um Internet- und E-Commercespezifische Aspekte ergänzt werden. Am bekanntesten ist der Kriterienkatalog des SERVQUAL-Verfahrens (zusammengesetzt aus „Service“ und „Quality“) von Parasuraman et al. Die fünf im Rahmen des SERVQUAL-Verfahrens ermittelten Qualitätsdimensionen sind die Annehmlichkeit des tangiblen Umfelds („tangibles“), Verlässlichkeit („reliability“), Reagibilität („responsiveness“), Leistungskompetenz („assurance / competence“) und Einfühlungsvermögen („empathy / courtesy“).546 Die Erkenntnisse einer jüngeren, auf Fokusgruppen gestützten Studie haben zur Weiterentwicklung des Kriterienkatalogs hinsichtlich der Erfordernisse im E-Commerce geführt. Im Einzelnen werden als Bestimmungsfaktoren der E-Service-Quality (E-SQ) die folgenden elf, aufgrund des explorativen Charakters der Studie jedoch nicht überschneidungsfreien Dimensionen genannt (vgl. Abbildung 25). Teilweise sind Überlappungen mit den Kriterien der Web-Site-Qualität im Allgemeinen vorhanden, die um Spezifika des E-Commerce ergänzt wurden:547 1. Die „Verlässlichkeit“ („Reliability“) beinhaltet die fehlerfreie Funktionsfähigkeit der Site und einzelner Komponenten sowie die Einhaltung von Zusagen (z.B. hinsichtlich der 544 545 546 547 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Vgl. zu einer Übersicht über verschiedener Ansätze Breithaupt 2002, S. 191f. Vgl. Parasuraman et al. 1985 zur ausführlichen Darstellung des SERVQUAL-Ansatzes. Vgl. a. Meyer et al. 2000, S. 10ff. Vgl. Kap. 3.3.1.; Zeithaml et al. 2000, S. 16. 137 Lieferbarkeit und Lieferfrist der Ware), die korrekte Fakturierung und exakte ProduktInformationen. 2. Bei der „Ansprechbarkeit“ („Responsiveness“) ist die Fähigkeit zur Leistung von Hilfestellung bei Problemen oder Fragen und die dafür benötigte Bearbeitungszeit relevant. 3. Die „Zugänglichkeit“ („Access“) ist dann gesichert, wenn die Web-Site zügig abrufbar ist und das Unternehmen bei Bedarf zu erreichen ist. 4. „Flexibilität“ („Flexibility“) betrifft die Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der Zahlungsart, des Versands, des Kaufs, der Suche nach und die Rückgabe von Produkten. 5. Eine „bequeme Navigation“ („Ease of Navigation“) ist gewährleistet, wenn der Kunde sich einfach und schnell durch die Site bewegen kann und ihn die Funktionen der Site in die Lage versetzen, das Gesuchte ohne Schwierigkeiten zu finden, beispielsweise mittels einer geeigneten Suchmaschine. 6. Unter „Effizienz“ („Efficiency“) versteht man die einfache Bedienbarkeit und eine klare Strukturierung der Site, so dass auch Kunden mit geringem (Vor-) Wissen zurecht kommen. 7. Mit „Leistungskompetenz/Vertrauen“ („Assurance/Trust“) wird das Vertrauen des Kunden bei der Nutzung der Web-Site angesprochen, das durch den Ruf des Anbieters einer Web-Site und durch die angebotenen Produkte und Leistungen genährt wird. 8. „Sicherheit/Privatsphäre“ („Security/Privacy“) bezieht sich auf das Ausmaß des wahrgenommenen Schutzes der Privatsphäre. 9. „Preistransparenz“ („Price Knowledge“) ist dann gewährleistet, wenn für den Kunden Versandkosten, der Gesamtpreis und Vergleichspreise ersichtlich sind. 10. Die „Web-Site Ästhetik“ („Site Aesthetics“) betrifft die visuelle Anmutung einer Site. 11. Die Möglichkeit zur „individuellen Anpassung“ („Customization/Personalization“) bezieht sich auf die Individualisierung der Informationsdarbietung, des Kaufvorgangs, der Zahlungsarten etc. 138 Konkrete Hinweise KarteikartenStruktur Site Map Wahrgenommene Attribute Einfaches Navigieren durch die Site Dimensionen Einfaches Finden des Gewünschten Bequeme Navigation One-Click Bestellung Dauer des Checkout Effizienz ServerVerfügbarkeit Verfügbarkeit der Site Flexibilität Korrekte Bestellung Verlässlichkeit Korrekte Rechnung Echtzeit Inventur Update Produkte auf Lager E-Mail Update bei Lieferrückstand Eingehaltene Versprechen Tracking des Bestellstatus Pünktliche Lieferung E-Coupons Versandkosten Verhalten Zugänglichkeit Suchmaschine BestätigungsE-mail Höheres Abstraktionsniveau Individuelle Anpassung Sicherheit / Privatsphäre Wahrgenommener Komfort Wahrgenommene e-Service Qualität Wahrgenommene Steuerungsmöglichkeit Wahrgenommener Nutzen Ansprechbarkeit Leistungskompetenz Vertrauen Kauf / Wiederkauf Web-Site Ästhetik Preistransparenz Wahrgenommener Preis Kosten des Preisvergleichs Konkret Abstrakt Abbildung 25: Ebenen und Einflussgrößen der E-Service Quality (E-SQ) (Quelle: Zeithaml et al. 2000, S. 14; eigene Übersetzung) Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, können einige der Dimensionen in den Konstrukten „wahrgenommener Komfort“ („Perceived Convenience“) und „wahrgenommene Steuerungsmöglichkeit“ („Perceived Control“) über den Kaufprozess zusammengefasst werden. Die wahrgenommene E-SQ schlägt sich im wahrgenommenen Nutzen nieder und beeinflusst somit die Entscheidung für einen Kauf bzw. Wiederkauf wesentlich. Der wahrgenommene Preis wirkt sich direkt auf den wahrgenommenen Nutzen aus. Die wahrgenommenen Attribute werden durch konkrete Hinweise gestützt. Die Forscher konnten auch ermitteln, dass bei manchen Dimensionen Idealwerte existieren. Die Übererfüllung dieser Idealwerte führt also nicht zu besonderer Zufriedenheit (vgl. a. Abschnitt 2.3.2), sondern wirkt sich beim Kunden sogar negativ aus. Dies trifft insbesondere bei der „Ansprechbarkeit“ und der „individuellen Anpassung“ zu.548 548 Zeithaml et al. 2000, S. 15f. 139 Letztlich sollte ein E-Commerce-Auftritt aus Kundensicht sowohl logisch und nachvollziehbar aufgebaut und intuitiv bedienbar sein. Hierbei ist der gesamte Prozess vom Aufruf der Welcome-Page, der Auswertung von Produktinformationen, über das Füllen des Warenkorbs bis zum Check-Out und endgültigen Kauf zu berücksichtigen. Idealerweise empfinden Nutzer den Besuch auf einer Web-Site sowohl angenehm und effektiv (eine Web-Site versetzt sie in die Lage, gewünschte Einkäufe zu erledigen) als auch effizient (z.B. durch unkompliziertes, zügiges Einkaufen). Hier müssen wiederum die Bedürfnisse weniger versierter Nutzer berücksichtigt werden.549 3.4.2. Erfolgsbarrieren Da das Internet in Bezug auf die variablen Kosten je Kaufakt den kostengünstigsten Absatzkanal darstellt, ist es aus Unternehmenssicht sinnvoll, den Anteil an online getätigten Transaktionen an allen Transaktionen zu erhöhen und Kunden somit zum Kanalwechsel zu bewegen.550 Hierbei zeigt sich jedoch, dass selbst bei „Vorreiterbranchen“ wie dem Versandhandel und der Luftfahrtindustrie noch massive Potenziale auszuschöpfen sind.551 Während schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung das Internet nutzt, nutzen noch relativ wenige Personen die Möglichkeit, online einzukaufen. Selbst in den genannten Vorreiterbranchen kauft nur ein Bruchteil der Internet-Nutzer auch online ein.552 Eine zentrale Erfolgsbarriere besteht darin, dass es bislang meist in nur unzureichendem Maß gelingt, Online-Käufe zu initiieren. Als weitere zentrale Erfolgsbarriere ist zu verzeichnen, dass der Kaufprozess noch bei einigen Unternehmen nicht den Ansprüchen einer heterogenen Nutzerschaft genügen kann, insbesondere hinsichtlich Usability- und Sicherheitsaspekten. Es ist außerdem typisch für den Typus des Absatzkanals, dass noch erhebli- 549 550 551 552 Zeithaml et al. 2000, S. 7f. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Dies setzt voraus, dass für den E-Commerce geeignete Güter über den Kanal Internet angeboten werden. Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Vgl. Kap. 3.1.2. 140 che technische Effizienzpotenziale zu erschließen sind. Die Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des Absatzkanaltyps sind in der folgenden Abbildung 26 im Überblick dargestellt und werden in den folgenden Kapiteln detailliert erläutert. Markt- und Umfeldbedingungen E-BusinessManager strukturelle Implementierungsebene Rollenverständnis des EBus.-Man. komplexe Leistungen Erfolgsbarrieren Formale und inhaltliche Mängel im Kaufprozess Kanalkonkurrenz d. Profit Center Organisatorische Stellung MarketingKommunikat.: Abstimmung, Budgets Kanalkonflikte mit anderen Absatzkanälen Unzureichende kanalspezifische Anreize Mangelnde Bekanntheit des Online-Shops Top-Mgmt.: geringe Budgets Mangelnde Autonomie bei der Marktbearbeitung Widerstände in Ländergesellschaften Kein E-Shop verfügbar Verträge B-toB-Kunden Eingeschr.Marktpotenzial IT-Pflege Hohe Pflegekosten Unzureichende IT-Standards Mangelnde Initiierung von Online-Käufen Interne Anreizsysteme/ Budgets Unzureichende interne Komm. über (Teil-) Erfolge verhaltensbezogene Implementierungsebene Hohe Implementierungskosten Hohe Kosten der Leistungserstellung Unzureichende Automatis. Legende: Erfolgsbarriere Implementierungslücke Implementierungsbarriere Abbildung 26: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des Absatzkanaltyps (Quelle: eigene Darstellung) 141 3.4.2.1. Mangelnde Initiierung von Online-Käufen Studien belegen, dass die Nutzung von E-Commerce-Angeboten zwar zunimmt, aber das allgemeine Niveau der Nutzung des E-Commerce dennoch recht gering ist.553 Einer repräsentativen Studie des Instituts für Marketing und Handel der Universität St. Gallen zufolge haben 44,7% der befragten Schweizer Personen mit Internetzugang noch nie ein Produkt oder eine Dienstleistung online gekauft. Weitere 12,7% kaufen maximal ein Mal jährlich, 26,7% ein bis zwei Mal halbjährlich, 14,3% ein bis zwei Mal monatlich und insgesamt 1,5% noch häufiger im Internet ein.554 Dies belegt, dass sich die Diffusion der E-CommerceNutzung in einer frühen Phase befindet. Die Adoption des E-Commerce durch einen zunehmend großen Teil der Bevölkerung zeichnet sich allenfalls für bestimmte Produktkategorien ab.555 Heutzutage werden weiterhin im Wesentlichen wenig erklärungsbedürftige, standardisierte Produkte online verkauft.556 Hingegen werden Produkte mit höherer Erklärungs- und Beratungsbedürftigkeit, wie dies beispielsweise bei Dienstleistungen der Versicherungsbranche größtenteils der Fall ist, online in der Regel in deutlich geringem Maß gekauft.557 553 554 555 556 557 Rudolph/Schröder 2004, S. 13. Rudolph/Schröder 2004, S. 45f. Unter Diffusion versteht Rogers den Prozess, durch den eine Innovation durch bestimmte Kanäle im Zeitablauf unter den Mitgliedern eines sozialen Systems kommuniziert wird. Der Begriff der Adoption hingegen bezeichnet aus der Sicht des einzelnen Konsumenten den Prozess der Wahrnehmung und der Nutzung einer Innovation (Rogers 1995, S. 5; Rogers 1995, S. 163ff.) Vgl. zu Details zur Diffusions- und Adoptionsforschung insbesondere Rogers 2003; Gierl 1987; Kaas 1973; Rogers 1962. Rudolph/Schröder 2004, S. 13, 53. Warren, Expertengespräch Hilti AG; Vuyk, Expertengespräch Helsana AG; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 142 Kanalkonflikte als Ursache unzureichender kanalspezifischer Anreize und einer mangelnden Bekanntheit des Online-Shops Eine wichtige Barriere einer höheren Nutzung des Online-Absatzkanals stellen unzureichende kanalspezifische Anreize dar.558 Dies ist dann der Fall, wenn Kunden den Absatzkanal Internet nicht als den preisgünstigsten Kanal wahrnehmen.559 Internetnutzer geben Lieferkosten und fehlende Preisvorteile als wesentliche Nachteile des Online-Shoppings an.560 Insbesondere in Branchen mit nicht standardisierten, erklärungsbedürftigen Produkten wird zusätzlich eine unzureichende Bekanntheit des Online-Shoppings unter den Kunden als Erfolgsbarriere genannt.561 Unzureichende Anreize zum Kanalwechsel sind insbesondere auf Kanalkonflikte und damit auf vertriebswegespezifische Restriktionen zurückzuführen.562 Die Implementierung des Absatzkanals Internet zieht häufig Konflikte mit anderen Kanälen und somit verhaltensbezogene Implementierungswiderstände nach sich. Kanalkonflikte be- oder verhindern die Einführung von internetspezifischen (relativ günstigeren) Preisen. Des Weiteren sind dadurch auch kurzfristige Maßnahmen der Verkaufsförderung, z.B. mittels zeitlich beschränkter „Web-only-Angebote“, nur eingeschränkt möglich.563 Hierbei sind auch informationstechnologische Implementierungslücken als Restriktionen zu verzeichnen, wenn keine einheitliche Anbindung der verschiedenen Kanäle an ein WWS existiert. Die Reservierung von Produktbeständen für kanalspezifische Promotions kann nicht automatisiert erfolgen und ist deshalb mit hohem Aufwand verbunden.564 558 559 560 561 562 563 564 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. In einer Studie zur Internetnutzung in der Schweiz wurden Lieferkosten als dritthäufigster Nachteil (7,4%) genannt, während ein fehlender Preisvorteil von 3,6% der Befragten angegeben wurde (Rudolph/Schröder 2004, S. 79f.). Warren, Expertengespräch Hilti AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Berutto/Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Warren, Expertengespräch Hilti AG; Apfel/Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Vgl. zu Details zur Verkaufsförderung Bruhn 1997, S. 388ff; Cristofolini 1995. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. 143 Kanalkonflikte sind auch für eine mangelnde Bekanntheit bei Kunden mit verantwortlich. Im Ergebnis wissen bestehende Kunden zu einem Teil gar nicht, dass sie die Möglichkeit zur Online-Bestellung haben, da ihnen dies über die anderen Absatzkanäle, beispielsweise durch die Vertriebsaußendienstmitarbeiter, nicht aktiv kommuniziert wird. Ein von einzelnen Kunden möglicherweise aufgrund der Eigenschaften des Internetkanals bevorzugter Kanalwechsel wird somit durch das Verhalten der Außendienstmitarbeiter behindert.565 Zwei Arten von Kanalkonflikten sind voneinander zu unterscheiden. Kanalkonflikte entstehen einerseits dadurch, dass mit der Implementierung des Absatzkanals Internet erstmals ein direkter Absatzkanal aufgebaut wird.566 Kanalkonflikte treten hier somit zwischen einem Unternehmen und seinen Intermediären auf, welche die Konkurrenz durch den direkten Absatzkanal fürchten.567 Man kann hier von externen Kanalkonflikten sprechen.568 Das „Bedrohungspotenzial“569 ist dann sehr hoch, wenn ein Grossteil der Verkäufe über die bisherigen indirekten Kanäle vonstatten geht. Der dabei aufgebaute Druck auf ein Unternehmen, welches das Internet als neuen direkten Kanal implementieren möchte, ist dann besonders hoch, wenn die Intermediäre in Interessensgruppen organisiert sind und im Extremfall ein Verlust des Marktzugangs droht.570 Die Swiss International Airlines Ltd. hat im August 2003 mit dem Konzept „Swiss in Europe“ ihr neues Geschäftskonzept vorgestellt, in dessen Rahmen Online-Buchungen eine zentrale Rolle einnehmen. Anfangs existierte in allen Buchungsklassen eine deutliche Preisdifferenz zwischen den Preisen auf der Web-Site der Swiss und den anderen Absatzkanälen. Im Call-Center lagen die Ticket-Preise etwas höher als auf der Web-Site, das Preisniveau der Intermediäre war wiederum etwas höher als das der Call-Center. Wenige Monate darauf erhielt die Swiss von einem Verband Boykottdrohungen. Daraufhin sah sich die Swiss gezwungen, ihre Preise anzupassen. Seitdem existiert nur noch in den zwei tiefsten Economy-Klassen, welche zeitlich sehr weit im Voraus zu buchen sind, ein Preisvorteil 565 566 567 568 569 570 Warren, Expertengespräch Hilti AG. Dies ist beispielsweise in der Luftfahrt-Branche und der Automobilindustrie der Fall (Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Schögel 1997, S. 28f; Kotler/Bliemel 1995, S. 833; Moriarty/Moran 1991, S. 100; Day 1990, S. 223f. Apfel, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Schögel 1997, S. 29. 144 des Online-Absatzkanals gegenüber anderen Absatzkanälen. Ende des Jahres werden die bislang von Luftfahrtunternehmen an die Reisebüros gezahlten Kommissionen gestrichen. Reisebüros werden dann bei ihren Kunden eine Gebühr erheben müssen. Die Swiss würde diese Gebühr bei Online-Buchungen gerne streichen. Auch hier verhindert jedoch der Druck seitens der Intermediäre, dass die Möglichkeiten zur Differenzierung über den Preis vollständig ausgeschöpft werden können. Fallbeispiel 19: Widerstand von Intermediären gegen Preisvorteile im Online-Absatzkanal der Swiss International Airlines Ltd. (Quelle: Berutto und Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.) Andererseits werden Kanalkonflikte durch die Implementierung des Absatzkanals Internet als weiterem, zusätzlichem direkten Absatzkanal genährt.571 Kanalkonflikte treten hier somit zwischen bestehenden (direkten) Absatzkanälen und dem neuen elektronischen Absatzkanal auf. Die Kanalkonkurrenz besteht somit intern.572 Wenn Absatzkanäle Profit-Center573 darstellen, stellt das Internet als neuer Absatzkanal in der Regel eine Konkurrenz für bestehende Absatzkanäle dar574: „Bei jedem als Profit-Center geführten Unternehmen stehen berechtigterweise Bereichsegoismen dahinter.“575 Verhaltensbezogene Widerstände beim Management bestehender Absatzkanäle treten dann auf, wenn mittels des Absatzkanals Internet ein Kanalwechsel angestrebt wird und somit den bisherigen Absatzkanälen droht, dass das bestehende Machtgefüge zwischen den Kanälen verändert wird und Budgets zugunsten des Absatzkanals Internet umgeschichtet werden.576 Die Problematik der internen Kanalkonkurrenz wird insbesondere dann verschärft, wenn Budgets und Umsätze nicht in ein- und derselben Abteilung anfallen. Die Abteilung Relationship Marketing bei der SBB AG ist für die konzeptionelle Ausgestaltung des Kanals Internet und somit auch für die Entscheidung über die Implementierung 571 572 573 574 575 576 Beispiele hierfür stellen die Hilti AG, die Quelle AG, die Swisscom Fixnet AG und die Sixt AG dar. Schögel 1997, S. 29; Bucklin et al. 1997, S. 37f. Vgl. Staehle 1999, S. 743f. Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Booth, Expertengespräch Hilti AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. 145 eines Online-Shops verantwortlich. Die Budgets für den Aufbau und Betrieb des Internetkanals liegen jedoch bei der Vertriebsabteilung, womit bei dieser die Kosten des Aufbaus des Online-Absatzkanals verbucht werden. Die dabei entstehende Problematik wird dadurch verschärft, dass die mittels des Online-Absatzkanals getätigten Umsätze bislang als globaler Umsatz verbucht werden und somit nicht dem Vertrieb bzw. für einzelne Vertriebsregionen Verantwortlichen zugeordnet werden. Fallbeispiel 20: Problem der getrennten Planungs- und Budgetverantwortung beim Absatzkanal Internet (Quelle: Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG) Widerstände treten jedoch nicht nur bei den für bestehende Absatzkanäle verantwortlichen Managern auf, sondern insbesondere auch bei ihren Mitarbeitern. Dies betrifft somit insbesondere den Vertriebaußendienst sowie weitere Kundenkontaktmitarbeiter, welche ebenfalls die Funktionen der Beratung und des Verkaufs ausüben, wie dies beispielsweise bei CallCenter-Mitarbeitern, Relationship-Managern etc. der Fall ist. Der befürchtete Rückgang des eigenen Umsatzes bzw. der telefonischen Bestellungen birgt somit eine (Existenz-) Bedrohung für die jeweils betroffenen Mitarbeiter.577 Bei der Hilti AG stellt der Außendienst traditionell den wichtigsten Absatzkanal dar, dessen Mitarbeiter den zentralen Zugang zum Kunden haben. Mehr als die Hälfte der ca. 15.000 Mitarbeiter von Hilti sind im Vertrieb tätig. Weitere Vertriebswege stellen das Call-Center dar, der Customer Service, physische Hilti-Shops sowie der Online-Shop. Die Reaktionen der Außendienstmitarbeiter auf den Absatzkanal Internet sind zwiespältig. Während ein Teil dieser Mitarbeiter vom Nutzen des Internet überzeugt ist, sehen viele das Internet als Bedrohung an. Ursprünglich war der Außendienstmitarbeiter konkurrenzlos in dem ihm zugeteilten Verkaufsgebiet. Typischerweise betrachtet er die von ihm betreuten Kunden als „seine“ Kunden. So zeigt sich, dass Außendienstmitarbeiter im Regelfall nicht dazu bereit sind, die (von ihnen aufgebauten) Kundenbeziehungen mit anderen Kanälen zu teilen. Ähnliche Reaktionen konnten schon Anfang der Neunziger Jahre beobachtet werden, als mit der Abteilung Customer Service ein konkurrierender Kanal aufgebaut wurde. Dies ist Teil eines übergeordneten Problems. Die Unternehmenskultur von Hilti ist stark 577 Warren, Expertengespräch Hilti AG; Schwarz, Expertengespräch Sixt AG. 146 vom Verkauf geprägt. Hilti versucht jedoch von der eher kurzfristig orientierten Verkaufsorientierung zu einer längerfristigen Planungsperspektive und umfassenden Marketingorientierung und -planung zu gelangen, welche auf mehreren Absatzkanälen basiert und allen den gleichen Zugang zu Kunden ermöglicht. Fallbeispiel 21: Widerstände im Verkaufsaußendienst der Hilti AG (Quelle: Warren und Booth, Expertengespräch Hilti AG) Ein weiterer Aspekt der Akzeptanzproblematik ergibt sich daraus, dass Kunden durch die im Internet enthaltenen Informationen heutzutage häufig besser informiert sind, als dies früher der Fall war. Dies führt auch dazu, dass die Anforderungen an Kundenkontaktmitarbeiter sowohl hinsichtlich des Wissensumfangs als auch der Wissenstiefe bei der Beratung steigen. Zusätzlich ist zu verzeichnen, dass Kundenkontaktmitarbeiter nur unzureichend darüber Bescheid wissen, welche Informationen und E-Services den Kunden auf der WebSite des Unternehmens angeboten werden.578 Eingeschränktes Marktpotenzial im B-to-B-Markt Neben den bislang noch nicht ausgeschöpften Potenzialen im Business-to-Consumer-Markt sind oftmals noch größere Potenziale im Business-to-Business E-Commerce vorhanden.579 Die zentralen Barrieren einer weiteren Ausschöpfung dieser Potenziale liegen in bestehenden Vertragsverhältnissen und technischen Restriktionen begründet. Wie bestehende Vertragsverhältnisse den B-to-B E-Commerce verhindern, zeigt das folgende Fallbeispiel: Zwei Drittel der im deutschen Markt verkauften Tickets der Deutsche Lufthansa AG entfallen auf den Geschäftsreiseverkehr. Der Vertrieb basiert primär auf Verträgen, die Lufthansa mit den Reisebüroketten, welche die Firmen betreuen, oder direkt mit den Unternehmen abgeschlossen hat. Die Geschäftsreisenden können somit nicht über Lufthansa.com buchen, sondern nutzen das Business Travel Management System ihres Unternehmens. Fallbeispiel 22: Bestehende Vertragsverhältnisse als Barriere (Quelle: Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG) 578 579 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 147 Informationstechnologische Barrieren sind primär auf mangelnde Standards beim Datenaustausch und dem damit verbundenen Aufwand der Implementierung eines reibungslos funktionierenden Datenaustauschs zwischen den ERP-Systemen von Anbieter und Nachfrager zurückzuführen.580 Dies stellt jedoch die Grundlage für die Automatisierung von Transaktionen dar. Somit kann der Engpass darin bestehen, dass nicht genügend technische Ressourcen – insbesondere in Form von Mitarbeitern – vorhanden sind, um die ERP-Systeme neuer B-to-B-Kunden anzuschließen.581 Konflikte um Budgets für kommunikationspolitische Maßnahmen als Ursache mangelnder Autonomie bei der Marktbearbeitung Weitere verhaltensbasierte Implementierungsbarrieren sind auf interne Machtkämpfe um die Allokation von Budgets für kommunikationspolitische Maßnahmen zurückzuführen. Sie beoder verhindern, dass eine höhere Allokation von finanziellen Mitteln in den E-BusinessBereich für Maßnahmen der Online-Marketingkommunikation stattfindet. Dies ist dann der Fall, wenn der Funktionsbereich der Marketingkommunikation befürchtet, dass in zunehmendem Maß Mittel von der Offline-Kommunikation zugunsten der OnlineKommunikation realloziiert werden.582 Die Abteilung E-Business der Swiss International Airlines Ltd. hat zwar ein Budget für kommunikationspolitische Maßnahmen. Da dieses gering bemessen ist, muss das EBusiness geplante Kommunikationsmaßnahmen beim Marketing-Management vorstellen. Für die Bewilligung eines zusätzlichen Budgets muss der Return on Investment der geplanten Maßnahmen belegt werden. Weitere Einschränkungen der Flexibilität sind dadurch hinzunehmen, dass geplante neue EService-Funktionalitäten mit der Marketing-Kommunikation auf die jeweiligen Märkte ab- 580 581 582 Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP-Systeme) unterstützen als integrierte Gesamtsysteme alle wesentlichen Funktionen der Administration, Disposition und Führung. Sie enthalten u.a. Kundenstammdaten, Rechnungs- und Buchungsdaten, Lagerbestandsdaten etc. (Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 330f.). Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 148 gestimmt werden müssen. Danach wird entschieden, ob ein E-Service lanciert wird, mit welchem Budget und über welche Kanäle (bzw. Medien) das Angebot kommuniziert wird. Somit sind relativ kurzfristige Maßnahmen nicht realisierbar, weil die Marktverantwortlichen geplante Maßnahmen mit den Vorgesetzten koordinieren müssen und evtl. auch noch der Reisebüroverband mit hinzugezogen werden muss, dessen nächste Verbandssitzung jeweils abgewartet werden muss. Fallbeispiel 23: Budgetbewilligung durch die Marketing-Kommunikation (Quelle: Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.) 3.4.2.2. Mängel im Kaufprozess Internet-Nutzer bemängeln insbesondere die folgenden Aspekte beim Online-Shopping:583 ― ― ― ― ― Fehlendes Vertrauen in die Sicherheit des Internet und die diskrete Behandlung von Daten Lange Lieferzeiten und Versandkosten Keine Überprüfung der Produkteigenschaften Unübersichtlichkeit der Homepage Hoher Suchaufwand Dabei handelt es sich einerseits um generelle, internetspezifische Aspekte die nur teilweise von Anbietern beeinflusst werden können (Sicherheit des Internet; Überprüfung der Produkteigenschaften), andererseits um konkrete, direkt beeinflussbare Aspekte (lange Lieferzeiten und Versandkosten, Unübersichtlichkeit, hoher Suchaufwand).584 Der Vergleich dieser kritischen Aspekte mit den aus der Unternehmenssicht wahrgenommenen ergibt einige übereinstimmende Ergebnisse. Dies gilt insbesondere für die Usability der Web-Site und des Online-Shops sowie der Bedeutung des Sicherheitsaspekts. Zwar 583 584 Rudolph/Schröder 2004, S. 79f.; Pavlou 2003, S. 102 ; o.V. 2004 (UMTS-Report 2004). Vgl. zu weiteren Aspekten Rudolph/Schröder 2004, S. 79f. Vgl. hierzu die Ausführungen zur E-Service-Qualität in Kap. 3.4.1. 149 werden in der Regel beträchtliche Investitionen getätigt, um eine hohe Sicherheit vor dem unauthorisierten Drittzugriff auf Kundendaten zu gewährleisten.585 Dies scheint jedoch in der Kommunikation zu den Kunden noch nicht hinreichend durchgedrungen zu sein. Die Unübersichtlichkeit der Web-Site stellt eine von Unternehmen erkannte Effektivitätsbarriere dar. Dies ist einerseits auf die verschiedenen Funktionen einer Web-Site zurückzuführen, die sowohl die Informations-, Kontakt- als auch Kauffunktion erfüllt. Andererseits wird diese Problematik dadurch verschärft, wenn verschiedene Inhalte, Informations-, Kontakt- und Absatzservices für verschiedene Zielgruppen auf einer Web-Site angeboten werden.586 Als eine weitere Effektivitätsbarriere in Unternehmen wird die Handhabbarkeit des Kaufprozesses erachtet,587 die auch in Kundenbefragungen als Mangel kritisiert wird.588 Aufgrund der Vielfalt der Optionen beim Buchungsprozess kann eine Online-Buchung für die Kunden der Lufthansa AG komplizierter wirken als bei sog. „Billigflug-Airlines“ bzw. „No-Frills-Anbietern“ wie Ryan Air oder Germanwings, die sich im Wesentlichen auf möglichst standardisierte Leistungen mit wenig Zusatzoptionen beschränken. Bei der Online-Buchung auf der Web-Site der Lufthansa AG spiegelt sich deren komplexe Tarif- und Flugplanstruktur wider. Dies führt u.a. auch dazu, dass verschiedenen Kunden dieselbe Leistung zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Die Preisgestaltung ist somit insofern nur bedingt internetgerecht, als die Preise nicht immer nachvollziehbar sind. Fallbeispiel 24: Hohe Komplexität im Buchungsprozess auf der Web-Site der Lufthansa AG (Quelle: Bretthauer und Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG) Eine wesentliche Ursache für eine mangelhafte Usability stellt es dar, wenn E-BusinessManager die Rolle eines internen Dienstleisters wahrnehmen. Dieser nimmt Prozessanforderungen von anderen Funktionalbereichen entgegen und setzt diese dann ungeprüft um. Das Resultat eines solches Vorgehens stellt vielfach eine exakte Übertragung von Offline585 586 587 588 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Booth, Expertengespräch Hilti AG. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Rudolph/Schröder 2004, S. 80. 150 Prozessen auf das Internet dar. Nicht alle Offline-Prozesse sind jedoch auch internettauglich, d.h. möglichst einfach und selbsterklärend.589 Während somit hohe Entwicklungskosten für die Erstellung entsprechender E-Services anfallen, ist die Gefahr groß, dass diese aufgrund ihrer mangelnden Eignung kaum genutzt werden. Die folgenden Statements von Experten belegen dies:590 — — „Es kann nicht das Ziel sein, jede Prozessvariante auf dem Internet abzubilden. Wir müssen in neuen internetfähigen Prozessen denken.“591 „Die Prozesse, die sich nicht einfach abbilden lassen, führen dann dazu, dass wir zusätzliche Informations-Pop-Ups haben, und dass man erst einmal minutenlang lesen muss, bevor man verstanden hat, wie man mit einer Funktionalität umgehen muss. Der User, der zum ersten Mal damit konfrontiert ist, bricht mit hoher Wahrscheinlichkeit ab und ruft lieber das Call-Center an […].“592 3.4.2.3. Hohe Kosten Die zentralen Barrieren einer kosteneffizienten Nutzung des Absatzkanals Internet liegen in den hohen Kosten der technischen Implementierung sowie der Wartung von Informationstechnologie. Außerdem wird die Effizienz durch eine unvollständige Automatisierung von (Teil-)Prozessen der Leistungserstellung beim Online-Absatzkanal beeinträchtigt. In den meisten Unternehmen ist die IT-Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten „historisch“ gewachsen, so dass vielfach heterogene Systeme existieren. Heterogene Systeme, die nur bedingt miteinander kommunizieren können, führen dazu, dass nicht über alle Kanäle die gleichen Daten zur Verfügung gestellt werden. Heterogene Systeme sind häufig im Lauf der letzten Jahre und Jahrzehnte zu einer IT-Landschaft herangewachsen, die nicht dafür konzipiert wurde, mit verschiedenen Kanälen zu kommunizieren. Es stellt somit in der Regel eine aufwändige Migrationsaufgabe dar, bis zu zwanzigjährige Systeme so weiterzuentwickeln, 589 590 591 592 Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Vgl. a. die entsprechenden Ausführungen in Kap. 3.4.2.1. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Apfel, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. 151 dass verschiedene Absatzkanäle daran angeschlossen werden können und diese dann Produkt- und Kundendaten nutzen können.593 Damit diese Systeme Daten untereinander austauschen können, müssen sie in der Regel über eigens dafür geschaffene (nicht-standardisierte) Schnittstellen verbunden werden. Während dies einerseits hohe Anpassungskosten verursacht, wird der laufende Betrieb der damit zunehmend komplexer gewordenen IT-Infrastruktur zunehmend ressourcenaufwändiger. Hinzu kommt, dass das Wissen zur Wartung alter Systeme sehr stark personengebunden ist, was dazu führt, dass immer weniger Personen diese Systeme überhaupt noch warten können.594 Hohe Kosten müssen auch für den Betrieb und den Ausbau von Sicherheitslösungen berücksichtigt werden. Dies ist insbesondere bei Bankinstituten der Fall: — „Der Betrieb des Direct Net [Online-Banking der Crédit Suisse; Anm. d. Verf.] verursacht mehrere 10 Millionen Schweizer Franken an laufenden Kosten pro Jahr“595 Falls noch kein Content Management und kein Content Management System implementiert sind, dann sind – wie beim Typus des Kommunikationskanals – hohe Kosten der Datenpflege zu verzeichnen. Als zentrale Barriere einer Implementierung von CMS-Systemen erweisen sich die hohen Kosten der technischen Implementierung, die aufgrund der Komplexität und der damit einhergehenden erforderlichen Zeitdauer, die bis zu mehreren Jahren betragen kann, anfallen.596 Die Effizienz des Absatzkanals Internet wird dann beeinträchtigt, wenn die Abwicklung von Transaktionen nicht vollständig automatisiert verläuft, weil entsprechende technische Lösungen noch nicht implementiert sind. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Ausstellung von elektronischen Tickets (E-Tickets) in der Luftfahrtindustrie oder das Ausdrucken, Verpacken und Versenden von online getätigten Abonnements-Verlängerungen im Schienenverkehr von Mitarbeitern vorgenommen wird, anstatt dass eine automatisierte Lösung implementiert ist.597 593 594 595 596 597 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; vgl. a. Kap. 3.3.2.5. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. 152 Weitere technische Barrieren treten bei der Implementierung des Datenaustauschs mit Business-to-Business-Kunden auf, die eine automatisierte Rechnungslegung ermöglichen sollen. Hierfür ist die Implementierung des Datenaustauschs zwischen den ERP-Systemen von Anbieter und Kunde erforderlich. Aufgrund eines fehlenden herstellerübergreifenden Standards bei der Bezeichnung von Datenfeldern in der jeweiligen ERP-Software muss für jeden Kunden eine eigene Schnittstelle geschaffen werden. Je nach Grad der Unterschiedlichkeit der Systeme erfordert dies mitunter einen hohen Aufwand an Ressourcen auf Seiten des Anbieters, bevor eine solche Lösung technisch implementiert ist.598 3.4.3. Typenspezifisches Implementierungsmanagement Das zentrale Ziel des Managements der Implementierung des Absatzkanals besteht darin, die strukturellen und verhaltensbezogenen Voraussetzungen dafür zu schaffen, um einen verstärkten Kanalwechsel der Kunden zu erwirken. Aufgrund der mit der Implementierung des Absatzkanals verbundenen Kanalkonflikte und verhaltensbedingten Widerstände muss ein solcher Kanalwechsel von der Geschäftsleitung getragen werden.599 Idealerweise wird der Kanalwechsel in strategischen Grundsätzen verankert.600 Um die dafür notwendige Unterstützung von der Geschäftsleitung zu erlangen, ist es zentral, die Geschäftsleitung vom Erfolg bzw. Erfolgspotenzial des Kanals zu überzeugen. 3.4.3.1. Nachweis des Erfolgs des Absatzkanals Internet Die Basis für die Überzeugung der Geschäftleitung stellt der Aufbau eines geeigneten Kennzahlen-Sets dar, um den Erfolg des Absatzkanals zu belegen. Die folgenden Grundsätze sind bei dem Aufbau eines Kennzahlen-Sets im E-Commerce zentral:601 598 599 600 601 Schwarz, Expertengespräch Sixt AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. In Anlehnung an Bachem 2003, o.S. 153 ― ― ― ― Strategisches Denken, pragmatisches Handeln Entwicklung eines relevanten und übersichtlichen Sets aus Kennzahlen und Leistungsindikatoren Verwendung von Methoden, um die Kennzahlen schnell, kostengünstig und einfach zu erhalten Kombination von quantitativen Kennzahlen und qualitativen Aussagen Es zeigt sich, dass in der Unternehmenspraxis relativ einfache, von Pragmatismus geprägte quantitative Kennzahlen überwiegen, welche eine operative Kontrolle ermöglichen. Ansätze einer strategischen Kontrolle, welche die E-Commerce-Erträge in Relation zu sämtlichen angefallenen Kosten für den Aufbau und den Betrieb des Online-Absatzkanals stellt,602 konnten nicht identifiziert werden. Zentrale Kennzahlen stellen die im Online-Shop erzielten Umsätze bzw. die Anzahl der online getätigten Transaktionen sowie grundlegende Nutzungskennzahlen wie Visits, PageImpressions, AdClick-Rates und Conversion Rates dar.603 Sie werden im Wesentlichen zu innerbetrieblichen Zeitvergleichen604 herangezogen, um somit mittels Wachstumsraten die (gestiegene) Bedeutung des Online-Absatzkanals zu untermauern. Außerdem werden auch Objektvergleiche getätigt, indem die Online-Umsätze mit den Umsätzen von Offline-Shops verglichen werden.605 Um die Leistungsfähigkeit des Absatzkanals Internet zu belegen, können des Weiteren Studien in Auftrag gegeben werden, um den Kanalwechsel zu quantifizieren. Die folgende Abbildung fasst die zentralen Ergebnisse einer von der Quelle AG in Auftrag gegebenen Studie zusammen, bei der ersichtlich ist, dass insbesondere die Quelle-Shops davon profitieren, dass sich Kunden über die Web-Site der Quelle AG informieren und dann zu einem hohen Anteil in den Quelle-Shops ihre Käufe tätigen. 602 603 604 605 Birkhofer 2001, S. 285ff. O.V., o.J. (IVW Richtlinien für die Kontrolle von Online-Medien); URL: http://www.ivw.de/richtl/IVWRili_Kontrolle_OnlineMedien.html; Kuß/Tomczak 2004b, S. 168f. Birkhofer 2001, S. 292. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. 154 Information 33% Kauf 45% 6% 17% Quelle-Shop 21% 8% Katalog Internet Abbildung 27: Multichannel-Effekte bei der Quelle AG (Quelle: Groenen 2003) Eine weitere – wenngleich auch aufwändige Methode – besteht darin, die Synergiepotenziale zwischen den Kanälen zu ermitteln. Die Quelle AG hat mittels Tests ermittelt, dass Kunden, die im Verlauf ihrer Such- und Kaufphase mehrere Kommunikations- und Absatzkanäle nutzen, um sich über die Produkte der Quelle AG zu informieren, letztlich mehr Umsatz generieren und somit profitabler sind als diejenigen Kunden, die nur einen Kanal nutzen.606 Um die Unterstützung der Vorgesetzten und ggfs. des Top-Managements zu gewährleisten, sind kontinuierliche Maßnahmen der internen Kommunikation erforderlich. Die E-Business-Leitung der Swisscom Fixnet AG berichtet regelmäßig einmal im Monat an die Leitung des Geschäftbereichs Retail Business. Dieses Reporting ist in Bezug auf die Wahrnehmung der Relevanz des Absatzkanals Internet durch die Geschäftsleitung wesentlich. Das Reporting basiert auf einem dreistufigen Performance Measurement Cockpit. Die erste Stufe ist am umfangreichsten und enthält alle Kennzahlen, die zur Führung der Abtei- 606 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. 155 lung wichtig sind. Die zweite Stufe beschränkt sich auf die für das monatliche Reporting an die Geschäftsleitung zentralen Kennzahlen. Die dritte Stufe enthält schließlich nur noch die zentralsten Kennzahlen, die im Intranet publiziert werden. Im Einzelnen wird im Reporting an die Geschäftsleitung dargestellt, welche Marketingkampagnen auf der Web-Site und im E-Shop im jeweils vergangenen Monat ergriffen wurden. Des Weiteren werden vorökonomische und ökonomische Kennzahlen präsentiert, hierbei insbesondere der (relative) Umsatz des Online-Shops, die Anzahl der bestellten Produkte, Verkaufszahlen der einzelnen Produkte, die Conversion Rate, Anzahl der Visits und PageImpressions, die meistbesuchten Web-Pages etc. Fallbeispiel 25: Reporting bei der Swisscom Fixnet AG (Quelle: Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG) Weitere Maßnahmen sind nicht nur dazu geeignet, die Relevanz des Kanals Internet sondern sogar des gesamten E-Business zu erhöhen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Funktionseinheit E-Business in über das E-Business hinausgehenden Themen – wie beispielsweise dem Multi-Channeling – eine führende Rolle übernimmt. Dabei überprüft es das bestehende Kanalsystem hinsichtlich seiner Effektivität und Effizienz. Die Abteilung „Neue Medien“ der Quelle AG nimmt eine aktive Rolle dabei ein, die bestehende Absatzkanalparität zugunsten des Kommunikations- und Absatzkanals Internet in Frage zu stellen. Die Abteilung E-Business nähert sich diesem Thema aus einer übergeordneten Sichtweise des Multi-Channeling, in der nach Optimierungen der Ausgestaltung des gesamten Multi-Channel-Systems gesucht wird. Durch die Möglichkeiten des Internet und des damit verbundenen Denkens außerhalb der etablierten Bahnen stößt die Abteilung „Neue Medien“ häufiger bzw. schneller auf Problembereiche als andere Abteilungen. Letzere weisen häufiger standardisierte Abläufe im Bereich ihrer Vertriebs- und Verkaufsförderungsmaßnahmen auf, während diese Prozesse im Internet noch relativ neu und daher weniger standardisiert sind. Beispielsweise bekommen sog. Sammelbesteller bei Quelle eine Provision in Höhe von 10% des gesamten Werts der bestellten Waren, während jedoch die Margen bei einzelnen Produktsortimenten unter diesem Prozentsatz liegen. Die Abteilung „Neue Medien“ greift 156 dieses Thema auf, hinterfragt die bestehende Lösung und platziert es „im politischstrategischen Entscheidungsfeld“. Fallbeispiel 26: Rolle der Abteilung „Neue Medien“ als Treiber des Multi-Channel-Management (Quelle: Groenen, Expertengespräch Quelle AG) 3.4.3.2. Umgang mit Kanalkonflikten Coughlan et al. unterscheiden in Abhängigkeit von der relativen Durchsetzungsfähigkeit einer der betroffenen Parteien und gegenseitigen Bereitschaft zur Zusammenarbeit fünf unterschiedliche Möglichkeiten des Umgangs mit Kanalkonflikten: Bereitschaft zur Zusammenarbeit hoch 2 Anpassung 3 Zusammenarbeit Schulung Geringe Ausschöpfung von Kostenvorteilen Überzeugung 4 Kompromiss Kanalparität gering Kein Profit-Center 1 Vermeidung gering Zwang Konfrontation 5 Konkurrenz hoch Relative Durchsetzungsfähigkeit Abbildung 28: Umgang mit Kanalkonflikten im E-Business (Quelle: in Anlehnung an Coughlan et al. 2001, S. 269, basierend auf Thomas 1976, S. 889-935) Die zwei Extrempositionen bilden dabei die Vermeidung von Kanalkonflikten und die Austragung von Kanalkonflikten durch konkurrierendes bzw. aggressives Verhalten. Zwischen 157 diesen Extrempositionen sind zur Lösung von Konflikten die Anpassung, die Zusammenarbeit und die Kompromissschließung möglich. Umgang mit internen Kanalkonflikten Eine Vermeidung von internen Kanalkonflikten wird dadurch erreicht, dass der Absatzkanal Internet nicht als Profit-Center betrieben wird. Somit wird eine Kannibalisierung anderer Absatzkanäle vermieden. Sämtliche über das Internet generierten Umsätze verbleiben bei den bestehenden Profit-Centern. Bei der Crédit Suisse AG sind keine Kanalkonflikte mit bestehenden Absatzkanälen zu verzeichnen, da das Internet kein Profit-Center darstellt und somit die anderen Kanäle nicht kannibalisiert. Vielmehr profitiert der Bereich Retail-Banking vom Kostensenkungspotenzial im operativen Kundenkontaktmanagement. Während sämtliche (off- und online erwirtschafteten) Kundenerträge beim Retail Banking anfallen, sinken durch den OnlineAbsatzkanal die Kosten der Transaktionen mit den Kunden. Die Quelle AG unterscheidet in ihrer Organisationsstruktur zwischen Kundengruppen-, Werbemittel- und Sortimentsverantwortlichen. Die Kundengruppenverantwortlichen entsprechen gleichzeitig den Kanalverantwortlichen und sind für die Umsätze der Quelle Technik Center, der Quelle-Shops, bei Sammelbestellern, dem Call-Center etc. zuständig. Werbemittelverantwortliche sind für die Werbemitteleffizienz von Gesamtkatalogen, von Sonderkatalogen, Offline-Werbung, Online-Werbung etc. verantwortlich. Darüber hinaus sind Sortimentsverantwortliche für die Umsätze der ihnen übertragenen Teilsortimente verantwortlich. 158 Kundengruppen/Kanäle Werbemittel Quelle TechnikCenter Quelle-Shops Call-Center … Katalog Web-Site Sortiment Offline-Werbemittel … Sortiment Das Internet hat bei der Quelle AG eine Zwitterfunktion. Einerseits stellt es ein Werbemittel dar, ist jedoch auch ein „fiktiver“ Absatzkanal, d.h. er wird nicht wie die anderen Absatzkanäle als Profit-Center betrieben. Die bestehenden Absatzkanäle werden nicht kannibalisiert. Durch Marketingmaßnahmen auf der Web-Site (z.B. Promotion eines Teilsortiments) generierte Umsätze werden sowohl dem für das jeweilige Werbemittel Verantwortlichen, als auch den Kundengruppen- bzw. Kanalverantwortlichen sowie dem jeweiligen Sortimentsverantwortlichen zugeschrieben. Fallbeispiel 27: Vermeidung von Kanalkonflikten (Quelle: Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG) Im Rahmen der Taktik der Zusammenarbeit bzw. der Kompromissfindung wird versucht, die Konflikte mit betroffenen Mitarbeitern mittels Überzeugung und ggfs. mit Schulungsmaßnahmen zu lösen. Dies ist insbesondere bei Konflikten mit Außendienstmitarbeitern607 sowie weiteren Kundenkontaktmitarbeitern – z.B. Relationship Managern608 – zu verzeichnen. Die Überzeugungsarbeit setzt an der Argumentation an, dass das Angebot des Absatzkanals Internet durch den Kunden getrieben wird und somit alternativlos ist. Unternehmen versuchen ihre Mitarbeiter somit von der Nutzenstiftung des Kanals Internet für ihre Kunden und den damit verbundenen Vorteilen für das eigene Unternehmen zu überzeugen.609 607 608 609 Warren, Expertengespräch Hilti AG; Kuhn, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Schwarz, Expertengespräch Sixt AG. 159 Dabei sind geeignete Argumentationslinien zu finden, um die Ängste bei den betreffenden Organisationsmitgliedern abzubauen bzw. zumindest zu minimieren. Ein wesentliches Argument zielt darauf ab, dass der persönliche Kontakt weiterhin von (manchen) Kunden geschätzt wird, und der Kanalwechsel zugunsten des Absatzkanals Internet somit auch auf absehbare Zeit allenfalls partiell vonstatten geht. Des Weiteren wird mit der Entlastung der betroffenen Mitarbeiter von repetitiven Arbeiten argumentiert. In zunehmendem Maß entfällt die Übermittlung von grundlegenden Informationen, die auf der Web-Site enthalten sind. Die betroffenen Mitarbeiter können sich somit vielmehr auf eine tiefergehende, höher qualifizierte Beratung der Kunden konzentrieren.610 Hierfür sind die Mitarbeiter mit geeigneten Schulungsmaßnahmen zu unterstützen. Um Ängste der Kundenberater vor neuen Aufgaben zu überwinden, werden Betroffene bei der Crédit Suisse AG mittels geeigneter Schulungsmaßnahmen durch das E-Business-Team betreut. Hierfür werden die Kundenberater im Private Banking und im Retail Banking zu Seminaren eingeladen, an denen auch Kunden, z.B. Senioren, teilnehmen. So lernen die Kundenberater die Wahrnehmung des Internet durch Kunden kennen. In einem ersten Schritt werden die Kundenberater mit den vielfältigen Informationen und E-Services vertraut gemacht, die auf der Web-Site abgerufen bzw. genutzt werden können. Weitere Schulungsmaßnahmen zielen auf die Erhöhung der Beratungsqualifikation der Kundenberater, damit sie den Kunden über die Informationen auf der Web-Site hinausgehende, vertiefte und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Beratung bieten können. Fallbeispiel 28: Schulung von Kundenberatern bei der Crédit Suisse AG (Quelle: Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG) Die Taktik der internen Konkurrenz ist insbesondere beim Vorliegen einer relativ hohen Durchsetzungsfähigkeit im Unternehmen durchführbar. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Absatzkanal Internet ein bedeutendes Gewicht erlangt hat, so dass eine zunehmende Bedeutung zu erwarten ist, und der Kanalwechsel von der Geschäftsleitung aktiv unterstützt wird.611 Eine Konfrontation ist dann unvermeidbar, wenn die Zielsysteme des E610 611 Schwarz, Expertengespräch Sixt AG; Warren, Expertengespräch Hilti AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. 160 Business und anderer betroffener Fachabteilungen aus fachlichen oder persönlichen Gründen heraus miteinander unvereinbar sind. In solchen Fällen ist die Überzeugung des TopManagements zur Sicherung der Unterstützung in der Konfrontation von besonderer Bedeutung.612 Auch Zwangsmaßnahmen basieren auf einer relativ hohen Durchsetzungsfähigkeit. Unter diesen Bereich sind Aktivitäten zu subsumieren, die auf eine Neugestaltung von Zielsystemen hinwirken. Dies ist dann der Fall, wenn andere Kanäle – z.B. das Call-Center – dazu verpflichtet werden, ihre Kosten im Kundenkontakt zu senken. Die Verantwortlichen müssen somit mit dem E-Business kooperieren und einen Teil ihrer Kundenkontakte auf den Kanal Internet umschichten, um die gesetzten Zielvorgaben erreichen zu können.613 Dieser Druck kann auch auf einzelne Kundenkontakt- bzw. Verkaufsmitarbeiter ausgeübt werden. Der Zwang für die betroffenen Mitarbeiter, einen Teil ihrer Kundenkontakte auf den elektronischen Kanal zu überführen, wird dadurch verursacht, dass die den einzelnen Stellen zugewiesene Aufgabenlast nur dann bewältigbar ist, wenn ein Teil der Kunden nicht mehr persönlich betreut wird und somit ein verstärkter Kanalwechsel eines Teils der Kunden auf den Absatzkanal Internet erreicht wird.614 Umgang mit externen Kanalkonflikten Im Umgang mit externen Kanalkonflikten überwiegen bislang Vermeidungs-, Anpassungsund Problemlösungsmaßnahmen und somit ein behutsamer Umgang mit dem Thema des Kanalwechsels.615 Konfrontationen werden bislang weitgehend vermieden. Das „Bedrohungspotenzial“ ist aufgrund des vielfach noch sehr hohen Anteils der „klassischen“ Absatzkanäle an der gesamten Distributionsleistung und der damit verbundenen relativ geringen Durchsetzungsfähigkeit von Unternehmen hoch.616 612 613 614 615 616 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. 161 Durch die Gewährleistung einer Kanalparität können externe Kanalkonflikte vermieden werden. Hierbei entfällt eine Incentivierung von Käufen bzw. Transaktionen im OnlineAbsatzkanal, so dass Preise in Off- und Online-Kanälen identisch sind.617 Eine Maßnahme der Anpassung stellt ein Verzicht auf weitreichende Preisdifferenzierungen dar. Diese werden allenfalls in Bezug auf Teilsortimente (z.B. Swiss) bzw. mittels zeitlich begrenzter Promotion-Aktivitäten durchgeführt. Beispielsweise existiert bei der Swiss International Airlines Ltd. eine Preisdifferenz gegenüber Offline-Kanälen nur noch in den zwei tiefsten Economy-Klassen, welche zeitlich sehr weit im voraus zu buchen sind.618 Im Rahmen einer Problemlösung werden die folgenden Argumente zur Überzeugung und Gewinnung der Akzeptanz der Intermediäre zu Hilfe gezogen. Ähnlich wie bei internen Kanalkonflikten basiert die Argumentation darauf, dass der Absatzkanal Internet eine Reaktion auf Kundenwünsche darstellt und man sich dem sich durch das Internet verändernden Markt anpassen muss.619 Als weiteres Argument wird auf die wachsende Konkurrenz durch die Online-Kanäle von etablierten und neuen Konkurrenten der Intermediäre verwiesen, um eine Bewusstseinsänderung bei den Intermediären zu erreichen. So stellen (neue) Intermediäre, z.B. OnlineReisebüros, als Vollsortimenter eine größere Bedrohung für die bestehenden Reisebüros dar als die Luftfahrtunternehmen mit ihrem Online-Absatzkanal, die somit allenfalls als „Partialbedrohung“ für die Intermediäre fungieren.620 Es sind jedoch auch Ansätze zu erkennen, dass E-Business-Abteilungen auf Basis einer zunehmenden relativen Durchsetzungsfähigkeit und des internen Drucks zur Erfüllung der ihnen gesetzten Zielvorgaben die Bereitschaft erkennen lassen, sich zunehmend auf eine Konfrontation mit Intermediären einzulassen.621 617 618 619 620 621 Apfel, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Haldimann/Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 162 3.4.3.3. Umgang mit weiteren Konflikten Interne Konflikte sind nicht nur mit weiteren Absatzkanälen zu verzeichnen, sondern auch mit der Marketingabteilung. Sie basieren auf einer befürchteten Umverteilung von Budgets für das Aufgabengebiet der Marketingkommunikation.622 In Abhängigkeit von der relativen Durchsetzungsfähigkeit und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit werden hier insbesondere Maßnahmen der Zusammenarbeit und der Konkurrenz ergriffen. Die Lösung des Konflikts über Zusammenarbeit basiert auf dem Beleg der relativen Leistungsfähigkeit des Internet als Kommunikationsmedium hinsichtlich der Erreichung vorökonomischer und ökonomischer Kommunikations- und insbesondere Werbeziele. Vorökonomische Zielgrössen beziehen sich sowohl auf die Messung von Werbekontakten als auch Werbewirkungen.623 Werbekontakte werden im Online-Bereich mittels Visits und PageImpressions gemessen. Darüber hinaus kann mittels der AdClick-Rate auch eine handlungsauslösende Werbewirkung gemessen werden – die der Reponse-Rate im Direktmarketing ähnelt.624 Basierend auf diesen zwei Kategorien von Werbezielen sind eingeschränkt Vergleiche zwischen den Medien möglich, wobei idealerweise eine relative Preisgünstigkeit der Online-Werbung gegenüber herkömmlicher Werbung belegt werden kann.625 Um die Leistungsfähigkeit von Online-Marketing-Maßnahmen nachweisen zu können, wird die Swiss International Airlines Ltd. ein Tracking-System implementieren. Mittels dieses Tools wird es möglich sein, den Anteil derjenigen Kunden zu ermitteln, die über ein Hyperlink einer Online-Kampagne auf die Web-Site der Swiss gelangt sind und dort dann anschließend auch einen Flug buchen. Somit kann nicht nur der vorökonomische Erfolg anhand von Visits und Ad-Click-Rates gemessen werden, sondern auch der ökonomische Erfolg von Online-Marketing-Maßnahmen. Fallbeispiel 29: Nachweis der Leistungsfähigkeit von Online-Marketing-Maßnahmen (Quelle: Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.) 622 623 624 625 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Vgl. a. Kap. 3.4.2.1.1. Steffenhagen 1993, S. 289. Vgl. Bruhn 1997, S. 528f. Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 163 Um letztlich die relative Leistungsfähigkeit im Vergleich zu anderen kommunikationspolitischen Instrumenten nachzuweisen, wird in der Praxis ein Vergleich der Werbekosteneffizienz von Offline- und Online-Kommunikationsinstrumenten vorgenommen. Eine Methodik, die insbesondere im Direkt-Marketing eingesetzt wird, stellt die Break-Even-Analyse dar. Hierbei kann ermittelt werden, ob die Kosten eines Werbemittels gedeckt werden.626 Es gilt allerdings zu beachten, dass diese Methode aufgrund vielfältiger Probleme, insbesondere aufgrund der Zuordnungsproblematik, allenfalls Näherungswerte ergeben kann.627 Jedes bei der Quelle AG eingesetzte Werbemittel wird mittels einer Break-Even-Analyse bewertet. Hierbei versucht man näherungsweise die Wirkung eines Werbemittels auf den Umsatz eines (Teil-)Sortiments bzw. einzelner Produktgruppen und Produkte zu ermitteln. Somit kann bei Quelle belegt werden, dass die Budgets für Online-Werbemaßnahmen gegenüber Offline-Werbemaßnahmen verhältnismäßig zu gering sind. Hierbei ist es jedoch nicht das Ziel, die grundsätzliche Eignung einzelner Offline-Kommunikationsinstrumente in Frage zu stellen, sondern eine Erhöhung des Budgets für Maßnahmen der OnlineKommunikation gemäß ihrer relativen Werbekosteneffizienz zu erwirken. Fallbeispiel 30: Relative Werbekosteneffizienz der Online-Kommunikation (Quelle: Groenen, Expertengespräch Quelle AG) Basierend auf dem Nachweis der relativen Leistungsfähigkeit von OnlineWerbemaßnahmen sind begleitende kommunikative Maßnahmen sowie Überzeugungsarbeit erforderlich: — „Wir haben den Marketing-Kollegen die Zahlen geliefert und damit versucht ihnen darzulegen, welche Vorteile das Internet, z.B. das Search-Engine-Marketing, hat. Wir mussten Überzeugungsarbeit leisten.“628 Hierfür werden kontinuierliche Abstimmungsprozesse mit den entsprechenden Vertretern der Marketingkommunikation angestrebt: 626 627 628 Bruhn 1997, S. 538f. Bruhn 1997, S. 359. Vgl. a. Steffenhagen 1993, S. 287f.; Kroeber-Riel/Esch 2000, S. 30. Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 164 — „Wir arbeiten an einer Verbesserung des Prozesses, wir haben jetzt monatliche Meetings zwischen unserer Abteilung, dem Markt Schweiz, der Marketingkommunikation und bestimmten anderen Märkten.“629 Nicht mittels Zusammenarbeit zu lösende Konfliktsituationen führen zu Konkurrenzverhältnissen. Basierend auf einer entsprechenden Position der Durchsetzungsfähigkeit sind hier Zwangsmaßnahmen zu ergreifen, um die Interessen des E-Business zu vertreten. Hierbei kommt der Einschaltung von in der Unternehmenshierarchie übergeordneten Entscheidungsträgern eine zentrale Rolle zu.630 3.4.3.4. Ausschöpfung von Anreizen für Kunden Wie gezeigt wurde, ist die Ausschöpfung von Anreizen zur Motivation der Kunden zum Kanalwechsel eng mit der Problematik der Kanalkonflikte verknüpft. Trotz der hemmenden Wirkung von Kanalkonflikten wird jedoch versucht, Preisvorteile so weit wie möglich auszuschöpfen, sowie ein Image einer (relativen) Preisgünstigkeit aufzubauen.631 Eine Möglichkeit stellt es dar, eine Preisdifferenzierung zum Teil vorzunehmen, so dass nur ein Teil der Produkte und Dienstleistungen zu einem günstigeren Preis angeboten wird. Bei der Swiss International Airlines Ltd. werden die zwei tiefsten Preisklassen als WebSpecials beworben. Diese werden mittels diverser kommunikationspolitischer Aktivitäten beworben, insbesondere in dem wöchentlich erscheinenden E-Mail-Newsletter. Flankierende Maßnahmen erfolgen durch kommunikationpolitische Maßnahmen über Offline- als auch Online-Kommunikationskanäle, welche mittels geeigneter Botschaften die Preisgünstigkeit des Angebots ins Zentrum rücken: 629 630 631 Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 165 — — „Surf your way to a bargain. Swiss.com” “Best Price. Swiss.com” Diese Werbebotschaften wurden im Hinblick auf Kanalkonflikte intern von einigen Personen als kritisch betrachtet, letztlich setzte sich das E-Business jedoch damit durch. Fallbeispiel 31: Partielle Preisdifferenzierung bei der Swiss International Airlines Ltd. (Quelle: Haldimann/Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.) Wenn jedoch aus Gründen der Vermeidung von Kanalkonflikten keine günstigeren OnlinePreise zur Verfügung gestellt werden können, können andere Anreize zumindest zeitweise genutzt werden, z.B. durch einen auf einen bestimmten Zeitraum beschränkten Gutschein, der ausschließlich bei einer Bestellung über den Online-Shop anfällt.632 Eine weitere Maßnahme liegt darin, den Kunden mittels eines differenzierten Leistungsangebots im Online-Absatzkanal einen Mehrwert zu bieten. Hier kommen insbesondere exklusive Leistungsangebote bzw. exklusive Produktbündel in Frage.633 Dies wird durch eine Integration von Partnerangeboten ermöglicht, beispielsweise wenn neben dem Flug auch Hotels bzw. Unterkünfte, Autovermietungen etc. von spezialisierten Unternehmen angeboten werden.634 Einen Schritt weiter geht die Produktbündelung, in deren Mittelpunkt die Gestaltung eines attraktiven Bündels von Einzelleistungen steht, das zu einem Gesamtpreis angeboten wird.635 Um die Kunden verstärkt zu einem Kanalwechsel zu motivieren, werden sowohl Online- als auch Offline-Kommunikationskanäle genutzt. Die Swiss International Airlines Ltd. nutzt hierfür neben einer prominenten Platzierung auf der Welcome-Site der Web-Site ihren wöchentlichen E-Mail-Newsletter, und kommuniziert auch über Partner-Web-Sites, z.B. mittels eines Wettbewerbs bei einem Autovermieter.636 632 633 634 635 636 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Vgl. Herrmann 1998, S. 550ff. Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 166 Die Quelle AG versucht den Kanalwechsel von Kunden damit zu forcieren, dass in jedem Quelle Hauptkatalog an diversen Stellen immer wieder auf die Möglichkeit zur OnlineBestellung hingewiesen wird. Zusätzlich werden auf diversen Produktseiten Hinweise gestreut, dass weitere Produktdetails auf der Web-Site des Unternehmens (www.quelle.de) verfügbar sind. Fallbeispiel 32: Bewerbung des E-Commerce-Angebots im Hauptkatalog der Quelle AG (Quelle: Groenen, Expertengespräch Quelle AG) 3.4.3.5. Erhöhung der Qualität des Absatzkanals Internet Um die Qualität des Absatzkanals Internet zu erhöhen, werden neben der Sicherstellung von objektiven Qualitätsmerkmalen insbesondere Maßnahmen zur Erhöhung von subjektiven Qualitätsmerkmalen ergriffen. Nachdem Unternehmen in der Vergangenheit Zusammenbrüche ihrer Web-Server aufgrund eines unerwartet hohen Zuwachses der Nutzung hinnehmen mussten, reagierten sie mit einer Erhöhung der objektiven Leistungsfähigkeit ihrer Web-Server. Damit sollen selbst unerwartet hohe Zuwächse der Kundennutzung problemlos bewältigt werden.637 Hinsichtlich der subjektiven Qualität werden insbesondere Verbesserungen der Usability des Online-Shops vorgenommen. Hierbei ist es eine zentrale Maßnahme, die Nutzerführung während des Transaktionsprozesses zu verbessern und den Prozess transparenter und einfacher zu gestalten. Um dies zu erreichen, kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Zunächst ist an das aktive Einholen von Feedback anderer Organisationsteilnehmer zu denken.638 Kundenfeedback kann mittels mehrerer Methoden gesammelt werden, die gängigsten sind die Befragung von einzelnen Stamm- bzw. Großkunden639, Kundenbefragungen per Fragebogen640, Usability-Labs641 sowie der Einsatz eines Tracking-Tools. Mittels letzterem 637 638 639 640 641 Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Vgl. Kap. 3.3.3.2. Schwarz, Expertengespräch Sixt AG. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. 167 kann ermittelt werden, wo im Kauf- bzw. Buchungsprozess Kunden abbrechen, um somit auf jene Barrieren zu schließen, welche für den Abbruch des Kaufprozesses verantwortlich sind.642 Die Sixt AG sucht das Feedback ihrer Kunden mittels mehrerer Methoden. Hierfür führt die Sixt AG regelmäßig schriftliche Kundenbefragungen durch, um die Zufriedenheit der Kunden mit ihren Dienstleistungen zu ermitteln. Dabei wird auch die Zufriedenheit mit dem Absatzkanal Internet ermittelt. Darüber hinaus werden in unregelmäßigen Abständen telefonische Kundenbefragungen durchgeführt. Der Vertrieb kontaktiert hierfür einige Kunden, die auch nach ihren Nutzungserfahrungen und ihrer Zufriedenheit in Bezug auf die Nutzung des E-Shops befragt werden. Schließlich wird mittels Web-Tracking ermittelt, welche Sites wie oft besucht werden, welche nicht besucht werden, wo Kunden abbrechen etc. Die dabei ermittelten Aspekte werden nach ihrer Wichtigkeit und dem erforderlichen Aufwand priorisiert und umgesetzt. Fallbeispiel 33: Einholung von Kundenfeedback bei der Sixt AG (Quelle: Schwarz, Expertengespräch Sixt AG) Um die Attraktivität des Online-Shops zu erhöhen, werden zusätzlich auch neue E-SelfService-Funktionalitäten implementiert.643 Hiermit wird angestrebt, bislang nicht durch den Online-Absatzkanal befriedigte Self-Service-Bedürfnisse zu befriedigen, wie beispielsweise die Durchführung der Umbuchung eines Flugs.644 Es ist beim Ausbau der Funktionalitäten des Online-Absatzkanals zentral, dass sich der verantwortliche E-Business-Manager in der Rolle eines „Gate-Keepers“ versteht. Seine zentrale Aufgabe besteht hierbei darin zu ermitteln, ob die betreffenden E-Self-ServiceFunktionalitäten für den Kunden nutzenstiftend und für das eigene Unternehmen zielführend sind. Letzteres ist nur dann der Fall, wenn durch den E-Self-Service ein positiver ROI aufgrund zu erwartender Umsatzerhöhungen oder Kostensenkungen im Kundenkontaktmanagement aufgrund der Selbstbedienung des Kunden zu erwarten sind, welche die Kosten der Entwicklung und Implementierung eines E-Service rechtfertigen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere eine Abschätzung des Nutzungs- bzw. Nutzerpotenzials neuer E642 643 644 Stolpmann 2001, S. 111f.; Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 168 Service-Funktionalitäten erforderlich. Mittels einer neuen E-Service-Funktionalität sind existierende Bedürfnisse einer hinreichend hohen Anzahl an Nutzern zu befriedigen. Es ist zu vermeiden, dass seltene Spezialfälle abgedeckt werden, wie die folgenden Expertenaussagen verdeutlichen: ⎯ „Wir sind sehr schnell dabei, Produkte [E-Self-Services; Anm. d. Verf.] zu entwickeln, die viel kosten, und geben dann auch mal zwei Millionen für 10 Geschäftsfälle aus. Bei diesen Stückkosten macht es keinen Sinn, diese Funktionalitäten anzubieten.“645 ⎯ „Focus is the key. You have to know what you are going after and why.”646 Des Weiteren ist die gewünschte E-Self-Service-Funktionalität auf ihre Internettauglichkeit zu überprüfen. Sie ist im Allgemeinen dann internettauglich, wenn die Funktionalität auch von ungeübten Usern problemlos bedient werden kann und somit möglichst einfach und selbsterklärend ist.647 Daher ist eine Überkomplexität an Funktionalitäten zu vermeiden, welche die Usability des Online-Shops bzw. der Online-Buchungsmaschine minimieren. Des Weiteren wird immer häufiger die Forderung nach der Amortisation von E-SelfServices gestellt. In der Vorprojektphase von E-Business-Projekten laufen Projektvorschläge in der Abteilung Global E-Business der Hilti AG zusammen. Neben eigenen Vorschlägen werden auch Vorschläge der IT-Abteilung sowie der E-Business-Abteilungen der Ländergesellschaften berücksichtigt. Jede Abteilung hat hier unterschiedliche Funktionsschwerpunkte: Die Abteilung Global E-Business verfolgt eher längerfristige und strategisch orientierte Weiterentwicklungen des E-Business. Die IT-Abteilung liefert meist Projektvorschläge im Bereich der technischen Infrastruktur. Den E-Business-Abteilungen der Ländergesellschaften kommt die Aufgabe zu, die Kundensicht in diesen Prozess einzubringen. Sie sind u.a. damit betraut, mittels Kundenbesuchen die Bekanntheit des Absatzkanals Internet zu erhöhen und Kundenbedürfnisse zu dokumentieren. Auf dieser Basis liefern sie Projektvorschläge, die sowohl den Kunden als auch der für den Umsatz verantwortlichen Landesgesellschaft Nutzen erbringen. 645 646 647 Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Booth, Expertengespräch Hilti AG. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Vgl. a. die entsprechenden Ausführungen in Kap. 3.4.2.1. 169 Die vorgeschlagenen Projekte werden in Form von Business Cases eingereicht und vom Global E-Business nach einem einheitlichen Bewertungsschema geprüft und schließlich priorisiert. Die hierbei zentralen Fragestellungen sind die folgenden: ― ― ― ― Welches ist der zentrale Nutzen einer E-Service-Lösung für Kunden? Welche Ziele sollen mittels einer E-Service-Lösung im Unternehmen erreicht werden? Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden? Welches sind die einzelnen Prozessschritte bzw. die funktionalen Abläufe? Vor Projektbeginn erfolgt eine weitere Abstimmung mit denjenigen Personen, die den Business Case eingereicht haben. Hierbei werden die genannten Fragestellungen im Detail erörtert. Dabei erfolgt oftmals noch eine Reduktion auf diejenigen Funktionalitäten, die den zentralen Nutzen des E-Service ausmachen. Danach werden vom Global E-Business die Anforderungen festgelegt, die von der IT-Abteilung technisch umgesetzt werden. Fallbeispiel 34: „Gate-Keeper“-Funktion des Global E-Business (Quelle: Warren und Booth, Expertengespräch Hilti AG) 3.4.3.6. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung „Der Traum wäre es, wenn man die IT ganz neu aufbauen könnte [..]“648 Die zentralen Ansatzpunkte zur Erhöhung der Effizienz des Absatzkanals Internet stellen die Reduktion der Entwicklungs- und der Wartungskosten sowie eine Erhöhung der Automatisierung von Back-End-Prozessen dar. Eine Möglichkeit zur Senkung der Entwicklungskosten von Software-Applikationen stellt die zunehmende Verlagerung der Softwareentwicklung in Länder mit deutlich günstigeren Lohnniveaus für Softwareentwickler dar.649 648 649 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. 170 Die grundsätzlichen Möglichkeiten, die Wartungskosten von Software zu reduzieren, bestehen einerseits in der Softwaresanierung und andererseits in der Softwareneuentwicklung.650 Ein Problem stellt das der Kommunikation von jüngeren Applikationen mit LegacySystemen („Alt-Systemen“) dar.651 Während früher für jede neue Applikation eine eigene Schnittstelle an die Legacy-Systeme entwickelt werden musste, können die Wartungskosten reduziert werden, indem heute Bus-Lösungen eingesetzt werden. Hierbei werden sowohl Alt- als auch Neu-Systeme an einen gemeinsam genutzten Eingabe-/Ausgabebus angeschlossen, über den der Datenaustausch zwischen den Systemen erfolgt.652 Weitere Kostenreduktionen sind mit einer Standardisierung von heterogenen SoftwareSystemen zu erreichen, indem eine neue Lösung aufgebaut wird, welche die alten Systeme ersetzt. Dies ist beispielsweise beim Aufbau eines zentralen Content Management Systems der Fall, das alle Kanäle einheitlich mit den jeweils erforderlichen Informationen versorgt. In diesem Zusammenhang ist der zunehmende Einsatz von Standardsoftware zentral, um den Anteil der kostspieligen Eigenentwicklungen zu reduzieren.653 Schließlich werden Kosten der Leistungserstellung im E-Commerce dadurch gesenkt, dass (Teil-)Prozesse automatisiert werden. Bei der SBB AG erfolgt dies dadurch, dass bei Abonnementsverlängerungen ein automatisierter Ausdruck, Verpackung und Versand erfolgt. Bei der Suisse Airlines Ltd. werden E-Tickets mittels eines Virtual Ticket Printers vollständig automatisiert erstellt.654 3.5. Management der Implementierung des CRM-Kanals Internet 3.5.1. Charakteristika und Anforderungen 650 651 652 653 654 Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 324ff. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 28. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. 171 Im Zentrum der Nutzung des Internet als CRM-Kanal steht der wechselseitige Austausch von Informationen zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden. Hierbei handelt es sich um ein prozessuales Interaktionsgeschehen, das als gegenseitige (interdependente) Beeinflussung und individuelle Reaktion auf das Agieren des jeweiligen Interaktionspartners aufzufassen ist.655 Ziel ist es, einen möglichst kontinuierlichen Dialog zwischen Unternehmen und seinen Kunden im Sinne einer „Learning Relationship“ herbeizuführen, um damit Nutzen für Kunden (insbesondere durch individuelle, bedürfnis- bzw. bedarfsgerechtere Informationen) und Unternehmen (mittels Up- bzw. Cross-Selling) zu stiften.656 Auf Basis einer (möglichst) weitgehend automatisierten Sammlung, Analyse und Nutzung von Kundendaten kommt dem CRM-Kanal Internet bei der Verwirklichung des CRM die Rolle als Enabler zu, da es erstmalig möglich ist, CRM wirtschaftlich mit einer breiten Kundenbasis zu betreiben.657 Kunden durchlaufen E-Self-Service-Prozesse selbständig, womit geringe variable Kosten der Kundeninteraktion zu verzeichnen sind. Außerdem sind auch die variablen Kosten der Streuung von individualisierten Marketing-Kampagnen per E-Mail zu vernachlässigen. Zusätzlich erfüllt das Internet als CRM-Kanal idealerweise auch die Funktion der Aufzeichnung des Kauf- und Interaktionsverhaltens sowie weiterer kaufverhaltensrelevanter Merkmale einzelner Kunden im Verlauf einer Geschäfts-beziehung.658 Bislang sind Unternehmen allenfalls rudimentär dazu in der Lage, auf Basis von Kundendaten und Informationen in einen kontinuierlichen Dialog mit ihren Kunden zu treten. Bevor somit das Internet als CRM-Kanal genutzt werden kann, sind in der Regel umfangreiche Voraussetzungen durch die Konzeption und Implementierung des auf dem Informationsmanagement basierenden CRM in Unternehmen zu schaffen, die im Folgenden charakterisiert werden. Day zeigt auf, dass der Erfolg von CRM-Initiativen davon abhängt, ob es Unternehmen gelingt die „Market Relating Capability“ bzw. „Customer Relating Capability“ zu implementieren und weiterzuentwickeln. Auf Basis des ressourcenbasierten Ansatzes lässt sich somit erklären, weshalb manche Unternehmen anderen in Bezug auf das Kun655 656 657 Vgl. Diller 2001a, S. 673f.; Diller 1997, S. 525. Vgl. Kap. 2.1.4. Link 2001a, S. 3. 172 den(beziehungs)management überlegen sind. Day versteht unter Fähigkeiten („Capabilites“) komplexe Bündel von Qualifikationen und Wissen, die durch organisationale Prozesse zur Anwendung kommen. Sie ermöglichen es Unternehmen ihre Aktivitäten zu koordinieren, ihre Wirtschaftsgüter zu nutzen, und kontinuierlich Lern- und Verbesserungsprozesse voranzutreiben.659 Die „Customer Relating Capability“ stellt dann eine zentrale Quelle für wettbewerbsüberlegenes Kundenmanagement dar, wenn sie mit einer Strategie kombiniert wird, welche die Pflege von Kundenbeziehungen in den Mittelpunkt marktseitiger Bemühungen stellt.660 Die „Customer Relating Capability“ setzt sich aus den drei in wechselseitiger Beziehung stehenden Faktoren „Configuration“, „Orientation“ und „Information“ zusammen, die in unterschiedlichem Ausmaß zur „Customer Relation Capability“ beitragen.661 Der Faktor „Configuration“ übt den höchsten Einfluss auf die „Customer Relation Capability“ aus. Er beinhaltet die Ausrichtung eines Unternehmens auf die Schaffung und Erhaltung von Kundenbeziehungen. Hierfür ist ein geeigneter organisationaler Kontext zu schaffen, in dem Kundeninformationen und Wissensflüsse eingebettet, aktiviert und genutzt werden.662 Die Konfiguration eines Unternehmens wird bestimmt durch ⎯ eine geeignete Organisationsstruktur, ⎯ die Schaffung geeigneter Anreizsysteme und Belohnungen, ⎯ das Setzen klarer Verantwortlichkeiten für das Kundenmanagement und ⎯ die Aktivitäten und Prozesse, die personalisierte Services ermöglichen (Strategie, Systeme).663 658 659 660 661 662 663 Hildebrand 1998, S. 58; vgl. a. Diller 1995, S. 443. Day 1994. Day/van den Bulte 2002, S. 4. Day/van den Bulte 2002, S. 4; Day 2000a, S. 27ff. Eine ähnliche Systematik findet sich auch bei Bruhn, der in bezug auf die Implementierung einer integrierten Kundenorientierung die Faktoren Kultur, Strukturen und Systeme unterscheidet (Bruhn 2002, S. 31; Bruhn 1999, S. 14). Srivastava et al. 1999, zitiert nach Day/Van den Bulte 2002, S. 9. Diese Ergebnisse traten unter sehr wettbewerbsintensiven Bedingungen auf. Außerdem traten sie unabhängig davon, ob ein Unternehmen im B-to-B- oder B-to-C-Markt tätig war, auf. Je komplexer die Marktgegebenheiten, desto größer ist die Erfordernis der Synchronisation von Kontaktpunkten, der Schaffung geeigneter Anreizsysteme und klarer Verantwortlichkeiten (Day/Van den Bulte 2002, S. 27). 173 Um kundenorientierte Prozesse effektiv zu managen und die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen zu befriedigen, ist die Zusammenarbeit multi-funktionaler Teams erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zusammenarbeit tatsächlich stattfindet, ist höher, wenn sich Unternehmen um Kunden bzw. Kundengruppen herum organisieren. Die Organisation in vertikalen Funktionen behindert hingegen die gemeinsame Nutzung von Informationen und die Abstimmung von Zielen.664 Unter dem Faktor „Orientation“ werden die Denkhaltung, Werte und organisationale Prioritäten in Bezug auf Kunden bzw. Kundenbeziehungen zusammengefasst. Diese primäre Orientierung am Kunden, die dadurch zum Ausdruck kommt, ob Kunden als wertvolles Kapital des Unternehmens betrachtet werden und nicht nur als Ziele anonymer Transaktionen, beeinflusst sämtliche Interaktionen mit dem Kunden vor, während und nach dem Kauf. Als Lackmustest für die Kundenorientierung kann erachtet werden, ob die Kundenbindung im gesamten Unternehmen eine hohe Priorität genießt. Kundenorientierte Unternehmen unterscheiden sich von weniger kundenorientierten Unternehmen hinsichtlich der folgenden drei Kriterien: ⎯ Im Unternehmen herrscht eine hohe Bereitschaft vor, Kunden in Abhängigkeit ihrer unterschiedlichen Life-Time Values differenziert zu behandeln. ⎯ Mitarbeiter im Kundenkontakt verfügen über einen größeren Spielraum, um Kunden zufrieden zu stellen, ohne sich jeweils eine Einwilligung dafür holen zu müssen. ⎯ Es herrscht eine relativ höhere Offenheit vor, Informationen über Kunden zu teilen, statt dass diese in den einzelnen Funktionseinheiten verbleiben oder gar „verteidigt“ werden. Die Basis für das Customer Relationship Management stellen verfügbare, aktuelle, korrekte und umfassende Informationen (Faktor „Information“) dar, die durch einen anhaltenden Dialog mit Kunden erlangt werden.665 Um mittels Kundeninformationen einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern erlangen zu können, müssen Unternehmen das Management des 664 665 Day 2000a, S. 15; Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. Diller 2001e, S. 73. Informationen stellen jedoch lediglich eine notwendige, jedoch noch nicht hinreichende Bedingung für ein erfolgreiches Customer Relationship Management dar (Day/Van den Bulte 2002, S. 20). 174 gesamten Prozesses von der Datengewinnung bis zur Analyse der Daten und der Auslieferung von segment- bzw. kundenindividuellen Kampagnen beherrschen. Dieser Prozess wird mittels der Phasen Identifikation, Analyse und Selektion sowie Interaktion systematisiert (vgl. Abbildung 29). Analyse und Selektion (Auswertung und Differenzierung) Identifikation (Erfassung von Kundendaten) Interaktion (Austausch individueller Informationen Abbildung 29: Prozess der Informationsgewinnung und -nutzung (Eigene Darstellung, in Anlehnung an Schögel/Schmidt 2002, S. 46 und Link 2001c, S. 254) Ausgangspunkt des in Abbildung 29 dargestellten Regelkreises ist die Erfassung von Kundendaten. Die Analyse der Daten stellt die Grundlage für die Bewertung und Selektion attraktiver Zielpersonen bzw. –gruppen dar. Sie werden in der Phase der Interaktion gemäß ihren Bedürfnissen im Buying Cycle über verschiedene Kommunikationskanäle hinweg angesprochen. Die Reaktionen der Kunden auf die kommunikationspolitischen Maßnahmen werden erfasst und fließen dann wieder in die Analysephase ein. Im Rahmen dieses Regelkreises werden die Merkmalsprofile über die Kunden ständig verfeinert.666 Um das Internet und andere Kanäle als CRM-Kanal zu nutzen sind hinsichtlich der Ausgestaltung der drei Phasen die folgenden Anforderungen an Unternehmen zu stellen. Identifikation 666 Link 2001c, S. 254. 175 Gegenstand der Phase der Identifikation ist die Erfassung von Kundendaten. Zur Erfassung von Kundendaten sind idealerweise alle Kanäle zu nutzen, über die ein Unternehmen mit einem Kunden interagiert. Nur wenn alle Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunde erfasst werden, kann ein vollständiges Profil des Kunden erstellt werden. Hierbei unterscheidet man zwei Fälle.667 Kunden sind entweder dazu zu motivieren, Angaben zu ihren individuellen Präferenzen zu machen („Customizing“), wie dies beispielsweise in Bezug auf Interessensgebiete im Rahmen der Abonnierung eines Newsletters der Fall ist. Im Rahmen einer „Individualisierung“ gibt der Kunde nicht explizit Präferenzen an, sondern es wird aus seinem bisherigen Nutzungs- und Kaufverhalten bzw. unter Hinzunahme von Informationen über Kunden mit ähnlichen Präferenzen auf zukünftige Wünsche geschlossen. Hierfür ist in der Regel die Erlaubnis der Nutzung von kundenindividuellen Daten zu erfragen.668 Die spezifische Anforderung an den CRM-Kanal Internet besteht in der Ermöglichung der Sammlung von Kundendaten, um diese zur Analyse in einen zentralen Datenpool einfließen zu lassen. Hierbei sind die folgenden Arten von Daten zu unterscheiden:669 ⎯ Grunddaten sind längerfristig gleichbleibende und weitgehend produktunabhängige Daten (z.B. demografische Daten). ⎯ Potenzialdaten sollen produktgruppen- und zeitpunktbezogene Anhaltspunkte für das kundenindividuelle, zukünftige Nachfragevolumen liefern (z.B. nächster Wartungstermin, nächster Geburtstag, etc.). ⎯ Aktionsdaten beinhalten Informationen über kundenbezogene Marketing-Maßnahmen, insbesondere hinsichtlich ihrer Art, Intensität, Häufigkeit, ihres Zeitpunkts sowie idealerweise auch der jeweiligen anteiligen Kosten. ⎯ Reaktionsdaten umfassen Kundenreaktionen auf bisherige Marketingaktivitäten des Unternehmens und geben somit Aufschluss über die Wirksamkeit der Maßnahmen. Um eine kundenindividuelle Bearbeitung zu ermöglichen, sind neben kundenbezogenen Daten und Informationen noch die folgenden Informationskategorien zu unterscheiden:670 667 668 669 670 Nunes/Kambil 2001, S. 32. Godin 1999. Link/Hildebrand 1994, S. 6f.; Schulze 2000, S. 65f. Schulze et al. 2000. 176 ⎯ Markt und Wettbewerber: Relevante Marktdaten bzw. Markteinschätzungen, Konkurrenzprodukte, etc. ⎯ Verträge: Vertragsdaten, Zahlungs- und Lieferbedingungen etc. ⎯ Produkte: Produktspezifikationen, Konditionen, Finanzierungsmöglichkeiten etc. ⎯ Probleme und Lösungen: Beschwerden, FAQ-Listen, Prozesse zur Beschwerdebehebung, Kulanzrichtlinien, etc. Um eine möglichst umfassende Sicht vom Kunden zu erhalten, sind diverse Kundendaten erforderlich. Diese Kundendaten sind oft in verschiedenen Systemen abgelegt. Grob werden fünf Typen von Informationssystemen zur Datenhaltung unterschieden:671 — — — — — Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP-Systeme) enthalten u.a. Kundenstammdaten, Rechnungs- und Buchungsdaten, Lagerbestandsdaten etc. Customer-Relationship-Management-Systeme (CRM-Systeme) enthalten u.a. Daten zur Kundenhistorie, zum Kampagnenmanagement, zu Servicevereinbarungen etc. Dokumenten-Management-Systeme (DMS-Systeme) dienen zur Speicherung von Dokumenten wie Produktbeschreibungen, Werbebroschüren, etc. Data-Warehousing-Systeme (DWH-Systeme) unterstützen die Wissenskategorien mit konsolidierten, vergangenheitsbezogenen Daten, wie Auswertungen des Nutzungsverhaltens einer Kundengruppe, Verkaufszahlen verschiedener Produktlinien etc. Externe Quellen dienen dem Zukauf von externen Inhalten, z.B. Adressdaten bestimmter Zielgruppen etc. Darüber hinaus können Kundenstammdaten und transaktionsorientierte Daten auch noch in weiteren Systemen gehalten werden, beispielsweise in separaten Sales Force Automation Tools, Call-Center-Systemen, Billing-Systemen, etc.672 Aufgrund des hohen zeitlichen und finanziellen Anpassungsaufwands der Anbindung an bestehende Datenbanken wurden häufig neue Datenbanken für E-Business-Anwendungen aufgebaut, z.B. für einen ENewsletter.673 671 672 673 Riempp/Gronover 2002, S. 775f. Zipser 2001, S. 39f.; Deluy, Expertengespräch Swisscom Mobile AG; Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. 177 Analyse und Selektion Im Rahmen des analytischen CRM werden die gesammelten Kunden- und Leistungsdaten ausgewertet und dienen so als Entscheidungsgrundlage zur Gestaltung weiterer Kundeninteraktionen. Das analytische CRM lässt sich dem Bereich des Database Marketing674 zuordnen, das Teil des Direktmarketing675 ist. Unter Database Marketing versteht man ein Marketing auf Basis kundenindividueller, in einer Datenbank gespeicherter Informationen.676 Ziel des Database-Marketing ist es, auch in Massenmärkten ein auf den richtigen Kunden zum richtigen Zeitpunkt maßgeschneidertes Informations- oder Leistungsangebot zu bieten.677 Die in Datenbanken enthaltenen Daten sind mit Analyseinstrumenten zu analysieren. Hier unterscheidet man zwischen Abfrageinstrumenten, Data Mining, und statistischen Analysen. Abfrageinstrumente wie das On-Line Analytical Processing (OLAP) ermöglichen es, Muster in den zugrundeliegenden Daten zu erkennen, indem ein Anwender manuell Abfragen nach verschiedenen Kriterien startet, beispielsweise hinsichtlich des Verkaufs von Produkten nach Regionen etc. Instrumente des Data Mining ermöglichen das Erkennen von Mustern bzw. Beziehungen zwischen Daten. Sie unterscheiden sich von Abfrageinstrumenten im automatisierten Ablauf der Mustererkennung. Ihre Ergebnisse hängen wesentlich von dem erarbeiteten Modell der Datenanalyse ab. In Abhängigkeit von dem zugrundeliegenden Modell können sowohl erklärende als auch vorhersagende Aussagen getroffen werden.678 Das Data Mining wird beispielsweise dann eingesetzt, wenn Kaufwahrscheinlichkeiten, Faktoren der Kundenloyalität bzw. –fluktuation, die Rentabilität der Kundenbeziehung, die Potenziale für Cross-Selling etc. ermittelt werden sollen.679 Hierbei unterscheidet man insbesondere zwei Methoden, das sogenannte Collaborative Filtering und das Rule-based Filtering. Beim Collaborative Filtering werden Empfehlungen unter Rückgriff auf die Präferen- 674 675 676 677 678 679 Link/Hildebrand 1993; Link 2001c. Nach Meinig umfasst Direkt-Marketing „die Gesamtheit aller Massnahmen, die darauf gerichtet sind, bestimmten Zielgruppen Waren, Dienstleistungen oder Informationen individuell anzubieten, die Reaktionen auf das Angebot zu erfassen, um daran ansetzend die weitere Zielgruppenbearbeitung möglichst individuell zu gestalten“ (Meinig 1992, S. 205); vgl. a. Belz 1997a. Link 2001a, S. 8ff. Link 2001c, S. 253. Vgl. zu weiteren Details Zipser 2001, S. 42ff. Zipser 2001, S. 45f. 178 zen anderer Kunden erstellt.680 Beim fallbasierten Schließen (Case Based Reasoning, bzw. Rule Based Filtering) werden den Kunden Empfehlungen auf Basis vordefinierter WennDann-Regeln gegeben.681 Beim Eintreten daten-, ereignis- oder zeitgetriebener Auslöser („Trigger“) greifen die einzelnen Regeln und lösen ein Folgeereignis aus.682 Statistische Analysen ermöglichen es schließlich, Assoziationsbäume zu erstellen. Hiermit kann beispielsweise ermittelt werden, durch welche Charakteristika sich Kundensegmente auszeichnen, die bestimmte Produkte kaufen.683 Eine Selektion der Kunden basiert auf der Ermittlung ihres individuellen Kundenwerts. Bei der Konzeptualisierung des Kundenwerts sind drei Dimensionen von Bedeutung. Hierbei ist sowohl der gegenwärtige Erfolgsbeitrag, das zukünftige Erfolgspotenzial sowie der komplementäre Wertbeitrag (Ressourcenpotenzial) zu berücksichtigen. Unter dem Ressourcenpotenzial des Kunden versteht man qualitative Aspekte wie das Referenzpotenzial und das Informationspotenzial des Kunden, die nur schwer quantifizierbar sind.684 In Abhängigkeit von dem Kundenwert werden Kunden über verschiedene Kanäle differenziert angesprochen. Interaktion Um die aus der Analyse gewonnenen Informationen zielgerichtet zu nutzen, spielen das operative CRM sowie das kollaborative CRM eine wichtige Rolle.685 Eine Anforderung an die Nutzung von Informationen besteht darin, alle Kommunikations- und Absatzkanäle (auch das Internet) an das System der unterstützenden Informationssysteme anzuschließen („operatives CRM“). Schließlich sind alle Kanäle miteinander abzustimmen, um „Brüche“ im Prozess des Kundenmanagement zu vermeiden („kollaboratives CRM“). Hierfür sind 680 681 682 683 684 685 Wei et al. 2002, S. 181ff. Vgl. zu Details Runte 2000. Stahlknecht/Hasenkamp 2002, S. 432ff; Stolpmann 2001, S. 204. Von Keudell 2002, S. 798; Bliemel/Fassott 2001, S. 348; Thun/Schnieders 2000, S. 245. Ling/Yen 2001, S. 96f. Vgl. zu Details Rudolf-Sipötz/Tomczak 2001. Innerhalb der informationstechnischen Perspektive des CRM unterscheidet man zwischen drei sich gegenseitig bedingenden und in einer engen Beziehung zueinander stehenden Elementen, dem operativen, analytischen und kollaborativen CRM. Vgl. Frielitz et al. 2000, S. 22ff; Meta Group 1999; Vermeehren 2001, S. 26. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kap. 2.1.4. 179 den Kunden über sämtliche von ihnen genutzten Kanäle hinweg dieselben Informationen anzubieten.686 Im Rahmen der Phase der Interaktion werden Kunden idealerweise pro-aktiv gemäß ihren Bedürfnissen im Buying Cycle über verschiedene Kanäle hinweg bearbeitet. Der CRMKanal Internet eignet sich aufgrund der geringen operativen Kosten insbesondere zur Bearbeitung von Kunden mit geringem Kundenwert. Hierbei werden Systeme der MarketingAutomation für die Steuerung und Unterstützung der kundenbezogenen Geschäftsprozesse im Marketing eingesetzt. Zentral ist hierbei das Kampagnenmanagement, mittels dessen auf Basis der Analysephase konkrete Marketingkampagnen bzw. Aktionsfolgen abgeleitet werden. Mittels einer automatisierten Kampagnenplanung, -steuerung und -wirkungskontrolle erhalten Mitarbeiter idealtypisch die Möglichkeit, den richtigen Kunden das richtige Leistungs- und Informationsangebot im angemessenen Kommunikationsstil über den richtigen Kommunikationskanal zu bieten.687 Die Informationen aus der Wirkungskontrolle bilden dann den Ausgangspunkt für weitere Analysen und Interaktionen. 3.5.2. Erfolgsbarrieren Die Implementierung des CRM erfordert in der Regel einen umfassenden ChangeManagement-Prozess. Dieser ist um so umfassender, je weniger Unternehmen in ihren Strukturen, Prozessen und Denkhaltungen der Organisationsmitglieder bereits markt- bzw. kundenorientiert sind und somit die Customer Relating Capabilitiy hinsichtlich ihrer Faktoren und Teilaspekte verwirklicht haben. CRM-Projekte reichen somit von der Optimierung der Effektivität und Effizienz bestehender kundenbezogener Aktivitäten bis hin zu umfangreichen Wandelprozessen, im Rahmen derer Unternehmen versuchen, sich von einer vorherrschenden Produktorientierung zu lösen und eine verstärkte Kunden- bzw. Marktorientierung zu implementieren.688 686 687 688 Monse/Janusch 2003. Ling/Yen 2001, S. 91f.; Hettich et al. 2001, S. 183ff. Vgl. Kap. 2.1.4. 180 Ähnlich wie bei der Implementierung von E-Business-Aktivitäten ist auch bei der Implementierung des CRM zu beobachten, dass der Fokus anfänglich auf die Implementierung der informationstechnologischen Infrastruktur gelegt wurde. Während diese zwar als Grundlage für den Einsatz von CRM notwendig ist, haben die vorhergehenden Ausführungen gezeigt, dass dies nicht hinreichend ist. Erfolgreiches CRM hängt davon ab, in welchem Ausmaß es Unternehmen gelingt, den Prozess der Datensammlung, -analyse sowie der abteilungsübergreifenden, gemeinsamen Nutzung von Kundeninformationen erfolgreich zu implementieren. Wie in den Ausführungen zu Kap. 3.5.1. deutlich wurde, ermöglichen dies neben der Informationstechnologie insbesondere diejenigen Ressourcen, die unzureichend mobil und replizierbar sind, wie die Kultur eines Unternehmens und die Abstimmung von Struktur, Strategie und Systemen.689 Die Implementierung der Informationstechnologie ist somit als Ausgangspunkt eines langwährenden Prozesses der Organisationsentwicklung zu verstehen.690 Da dies eine sehr breit gefächerte Thematik darstellt, kann im Rahmen der vorliegenden Dissertation nicht in vollem Umfang auf alle Implementierungslücken und -widerstände bei der CRM-Implementierung eingegangen werden; es erfolgt daher eine Fokussierung auf die zentralen Aspekte. Sie werden um diejenigen Implementierungslücken und –barrieren ergänzt, welche die Implementierung des CRM-Kanals Internet unmittelbar betreffen. Die zentralen Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des CRMKanaltyps sind in der folgenden Abbildung 30 im Überblick dargestellt und werden in den folgenden Kapiteln detailliert erläutert. 689 690 Day/Van den Bulte 2002, S. 29; vgl. a. die dort genannten Quellen. Ähnliche Erkenntnisse wurden auch im Forschungsgebiet des Knowledge Management gemacht, wo Unternehmen den Fokus anfänglich auf Informationstechnologie gelegt haben, dann aber feststellten, dass viel tiefergehende kulturelle und organisationale Veränderungen erforderlich sind, um Knowledge Management überhaupt effektiv nutzen zu können (Day/Van den Bulte 2002, S. 29; vgl. a. die dort angegebenen Quellen). 181 Markt- und Umfeldbedingungen strukturelle Implementierungsebene Kunde: Kein Mehrwert, kein Vertrauen Unzur. Analyseverfahren verhaltensbezogene Implementierungsebene Erfolgsbarriere Vertrieb: Barriere d. Teilung v. Kundendaten Unzureichende Erfassung von Kundendaten Kompet. U-kult. Unzureichende Analyse von Kundendaten Technik: n. integrierte Datenbanksysteme Unzureichende Kundenselektion Keine Berechn. Kundenwert (-potenzial) Legende: Erfolgsbarriere Implementierungslücke Implementierungsbarriere Informationsnutzung nicht definiert Lückenhafte Prozessdokumentation Unzureichende Anreizsysteme Mangelnde Abstimmung der Komm. pol. Mängel in der Kundeninteraktion Mangelnde Automatisierung von Kundeninteraktionsprozessen Abbildung 30: Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren des CRM-Kanaltyps (Quelle: eigene Darstellung) 3.5.2.1. Unzureichende Erfassung von Kundendaten (Identifikation) Barrieren der Erfassung von Kundendaten sind insbesondere auf verhaltensbezogene Widerstände im Vertrieb zurückzuführen wenn Vertriebsmitarbeiter „ihre“ Daten und Informationen über Kunden im Unternehmen „teilen“ müssen. Dieser Aspekt betrifft somit den Umgang mit Kundendaten und -informationen in Unternehmen.691 Sie stellen eine Macht691 Peppers et al. 1999, S. 155f. 182 quelle im Unternehmen und somit auch eine Quelle für mikropolitische Aktivitäten in Unternehmen dar. Aufgrund der Preisgabe von Informationen wird die relative Machtposition des einzelnen Vertriebsmitarbeiters gefährdet. Außerdem treten Existenzängste auf, weil Vertriebsmitarbeiter Umsatzeinbussen befürchten.692 Im schlimmsten Fall bleiben Daten und Informationen über Kunden an die jeweilige Person gebunden. Ein solches Verhalten wird insbesondere dann gefördert, wenn die Unternehmenskultur funktionale Rivalitäten stillschweigend duldet oder gar fördert.693 Darüber hinaus weisen Nonaka/Takeuchi darauf hin, dass es eine grundsätzliche Schwierigkeit darstellt, kontextbezogenes und situatives Wissen anderen Organisationsmitgliedern verständlich zu machen.694 Schwierigkeiten sind auch bei der Sammlung von Daten über das Web zu verzeichnen. Grundsätzlich kann die Datensammlung über das Web mittels verschiedener Methoden erfolgen. Neben der Nutzung von Logfiles und von Cookies erfolgt sie häufig auch dadurch, dass Nutzer Formulare ausfüllen. Lediglich die zwei letztgenannten Alternativen erweisen sich jedoch als praktikabel. Die Erfassung von Daten aus Log-Files, die mittels sog „ClickStream-Analysen“ ermittelt werden, ist meist sehr aufwändig, da heutzutage viele WebSites ihre Inhalte beim Aufruf dynamisch aus Datenbanken generieren.695 Amazon.de nutzt beispielsweise Informationen, die von Cookies gesammelt werden, um Cross-SellingPotenziale auszuschöpfen.696 Das aktive Ausfüllen von Formularen durch Nutzer ist an die Herausforderung geknüpft, Nutzer dazu zu bewegen, Daten von sich preiszugeben. Beim „Customizing“ sollen sie ihre Präferenzen explizit nennen. Kunden sind häufig nur in Ausnahmefällen dazu bereit, schon in einem frühen Stadium der Beziehung persönliche Daten preiszugeben und fürchten um ihre Privatsphäre. Bei diesem Vorgehen ist somit zu gewährleisten, dass Kunden einen hinreichenden Nutzen in der Datenpreisgabe erkennen können. Unternehmen weisen jedoch 692 693 694 695 696 Warren, Expertengespräch Hilti AG; Brettschneider, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Vgl. hierzu auch Belz/Senn 1997, S. 49. Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Nonaka/Takeuchi 1995, zitiert nach Day 2000b, S. 15. Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Dieses Vorgehen ist unter dem Begriff der „Individualisierung“ zu subsumieren. Anbieter analysieren hierbei die Kundendaten unter vorheriger Einwilligung der Nutzer und erstellen darauf basierend individuelle Kampagnen (Godin 1999). 183 Defizite auf, die Sichtweise der Kunden einzunehmen, und ihnen einen hinreichenden Gegenwert bzw. Mehrwert für die Preisgabe ihrer Informationen im Rahmen des Austauschprozesses zu bieten.697 Bei freiwilligem Austausch müssen i.d.R. beide Austauschbeteiligten einen Vorteil aus dem Austausch erlangen; ohne einen realisierbaren Vorteilsgewinn für beide Parteien kommt ein freiwilliger Austausch somit nicht zustande.698 Ein angemessener Mehrwert ermöglicht den Einstieg in ein kundenindividuelles Beziehungsmarketing. Im Zeitablauf muss ein Anbieter danach trachten, über weitere Interaktionen das Vertrauen seiner Kunden zu erwerben, damit sie ihm weitere Informationen preisgeben, die er dann wiederum dazu nutzen kann, seinen Kunden einen höheren Mehrwert zu bieten (vgl. Abbildung 31). 1 5 2 Als Folge des gebotenen Mehrwerts wird die Häufigkeit der Interaktionen zunehmen. 3 Das Vertrauen in einen Anbieter steigt mit dem gebotenen Mehrwert Je besser der Anbieter über einen Kunden und ähnliche Kundensegmente Bescheid weiß, um so zielgenauer kann er Mehrwerte generieren 4 Voraussetzung für Interaktionen ist das Vertrauen des Kunden. Um Gewohnheiten und Bedürfnisse der Kunden zu ermitteln, benötigen Anbieter möglichst viele Interaktionen mit ihren Kunden Abbildung 31: Zusammenhang zwischen Mehrwert, Transaktionen und Vertrauen (Quelle: Birkhofer et al. 2000, S. 171) 697 698 Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Kotler/Bliemel 2001, S. 5; Fournier et al. 1998, S. 44; Houston/Gassenheimer 1987, S. 4; Bagozzi 1975, S. 32f. 184 3.5.2.2. Unzureichende Analyse von Kundendaten und Kundenselektion Im Rahmen des CRM wird angestrebt, Kunden auf Basis von Informationen über möglichst weite Teile des Buying Cycle zu begleiten.699 Um eine möglichst extensive Analyse von Kundendaten zu ermöglichen, müssen Daten aus allen Kanälen so verfügbar gemacht werden, dass sie zentralisiert erfasst und analysiert werden können. Hierfür ist es erforderlich, Daten aus verschiedenen Systemen in ein zentrales Datenbanksystem zu migrieren, wo sämtliche Kundendaten einheitlich systematisiert abgelegt sind. Oft ist keine zentrale Datenbank, die zur systematischen Speicherung aller relevanten Kundendaten dient, implementiert. Sie stellt jedoch die Grundlage für CRM dar.700 Die zentrale Barriere der Implementierung einer zentralen Kundendatenbank stellt der dafür erforderliche Zeit- und Kostenbedarf dar. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Daten zusammenzuführen sind, die unterschiedlich definiert sind, was eine einheitliche Neudefinition der Daten erforderlich macht.701 Des Weiteren können hierbei auch verhaltensbezogene Barrieren in der IT-Abteilung hervorgerufen werden, weil sich die betroffenen Mitarbeiter gegen Veränderungen in „ihrer“ Systemlandschaft wehren.702 Bevor die Daten aus diversen Systemen in ein zentrales System migriert werden können, muss eine ausreichende Datenqualität sichergestellt werden. Hierfür ist eine Datenbereinigung mittels Plausibilitätsprüfungen, Dublettenchecks etc. erforderlich. Der hierfür erforderliche Aufwand kann beträchtlich sein.703 Daten verlieren ihre Aktualität im Zeitablauf. Sie müssen somit in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden, um eine hinreichende Datenqualität zu gewährleisten. Der hiermit verbundene Ressourcenaufwand ist in der Regel beträchtlich.704 699 700 701 702 703 704 Vgl. Kap. 2.1.4. Schmid et al. 2000, S. 16; Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Link/Gerth 2001; S. 319; Schulze 2000, S. 42; Deluy, Expertengespräch Swisscom Mobile AG. Wanzek, Expertengespräch Zürich Schweiz. Kehl/Rudolph 2001, S. 266; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH. Day 2000b, S. 15; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (2). 185 Ein weiteres zentrales Problem stellt die eigentlich Datenanalyse dar. Unternehmen legen viel Wert auf die Datensammlung, -quantität und -qualität, jedoch zu wenig auf die intelligente Nutzung der Daten.705 Trotz eines zunehmenden Einsatzes von Informationstechnologie sind Unternehmen jedoch nur ansatzweise dazu in der Lage, gesammelte Daten zielgerichtet in Informationen oder gar Wissen umzuwandeln und nutzenstiftend in der Interaktion mit dem Kunden einzusetzen:706 — — „We live in the information age, work in the information economy, and are surrounded by an information technology of astonishing performance and price. And yet, with all these technological marvels, we feel less than ever in control of information. This may be called the paradox of information technology: The more information technology we have and the more knowledge we produce, the further behind we are in coping with information. We invent and build new technologies to help us, but they set us back still more”707. „These bottlenecks are both human and organizational – the limited ability of individuals and their collectives to mentally process, evaluate, and use information. [..] Almost anybody can add information. The difficult question is how to reduce it“708. Hinzu kommt, dass nicht immer klar ist, welche Daten überhaupt benötigt werden. Den Ausgangspunkt des Aufbaus eines Informationssystems sollte daher immer die Frage darstellen, wer wann welche Informationen in welcher Form benötigt. Anhand der Unternehmenspraxis ist jedoch ersichtlich, dass (noch) nicht immer eine Organisationseinheit vorhanden ist, welche mit der Definition, Pflege, Überwachung und ggfs. Änderung der Geschäftsregeln für Kundensegmente bzw. Individualkunden verantwortlich ist.709 Eine weitere zentrale Schwierigkeit ergibt sich daraus, aus der Vielzahl von Daten diejenigen Informationen herauszufiltern, die einen Beitrag zu einer effektiveren Kundenbearbeitung leisten können. Die Aussagekraft hängt in hohem Maß von den ermittelten Schlüsselereignissen und den Wirkungsmodellen ab, auf deren Basis beispielsweise Empfehlungen 705 706 707 708 709 Ebner, Expertengespräch McKinsey & Company. Day 2000b, S. 14f.; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (2). Noam 1997, S. 36, zitiert nach Weiber/Krämer 2000, S. 154f. Noam 1997, S. 36, zitiert nach Weiber/Krämer 2000, S. 156. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. 186 zu Cross Selling Maßnahmen getroffen werden.710 Die Selektion relevanter Daten sowie deren Auswertung stellen somit einen zentralen Erfolgsfaktor dar.711 Vor besonders hohen Schwierigkeiten des Einsatzes eines Rule Based bzw. Collaborative Filtering steht die Quelle AG. Das Sortiment der Quelle AG ist vielfältig und damit recht heterogen. Gleichzeitig ist die Kauffrequenz im Versandhandel mit durchschnittlich 1,8 Käufen pro Kunde pro Jahr relativ gering. Bislang existieren noch kaum Regeln, wie unter solchen Bedingungen sinnvolle Schlüsse aus dem Kaufverhalten von Kunden gezogen werden können: „Es gibt kein Produkt, das diese Komplexität und dieses Kaufverhalten abdeckt.“712 Fallbeispiel 35: Probleme der Datenanalyse bei der Quelle AG (Quelle: Groenen, Expertengespräch Quelle AG) Es konnte festgestellt werden, dass in den untersuchten Unternehmen allenfalls rudimentäre Modelle zur Ermittlung des Kundenwerts vorhanden waren.713 Sie stellen jedoch die Grundlage für eine kundenindividuelle und effiziente Bearbeitung von Kunden mit unterschiedlichem Potenzial dar. 3.5.2.3. Mängel in der Kundeninteraktion Als eine weitere Erfolgsbarriere erweisen sich Mängel in der Kundeninteraktion. Hierfür verantwortlich sind verhaltensbezogene Implementierungsbarrieren in Form einer mangelnden Abstimmung kommunikationspolitischer Inhalte über verschiedene Kommunikationskanäle hinweg (kollaboratives CRM714). Im Ergebnis werden Kunden über ihren gesamten Buying Cycle nicht über sämtliche Kanäle hinweg mit einheitlichen Informationen versorgt. Eine mangelnde Abstimmung wird dann offensichtlich, wenn die Aktivitäten des E-Mail- 710 711 712 713 714 Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Meffert 2000b, S. 15. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Vgl. beispielsweise Bohnenblust, Expertengespräch SBB AG. Vgl. Kap. 2.1.4. 187 Marketings nicht mit der Marketing-Kommunikation und somit auch nicht mit anderen (offline) Direct-Marketing-Maßnahmen abgestimmt sind.715 Als Implementierungslücke erweist es sich, wenn die Rechte der Nutzung der Kundeninformationen nicht eindeutig definiert sind. Verhaltensbezogene Implementierungswiderstände werden dadurch begünstigt, dass die Aufgaben und Rollen aller am Prozess der Kundenbearbeitung beteiligter Funktionalbereiche nicht klar definiert und voneinander abgegrenzt sind.716 Eine weitere Implementierungslücke des operativen CRM besteht darin, wenn die technischen Voraussetzungen dafür nicht geschaffen wurden, dass alle Kanäle dieselbe Datenbasis zur Verfügung haben.717 Eine Anbindung des Kanals Internet an CRMDatenbanksysteme bedingt, dass eine geeignete Server-Software implementiert ist, deren Implementierung i.d.R. mit hohen Kosten verbunden ist.718 3.5.2.4. Mangelnde Automatisierung von Kundeninteraktionsprozessen Ein Ziel des CRM ist eine möglichst hohe Automatisierung der Prozesse der Identifikation, Analyse und Selektion sowie Interaktion zu verwirklichen. Die zentrale Barriere stellt es hierbei dar, wenn keine (vollständige) Dokumentation der Kundenbearbeitungsprozesse vorliegt. Nicht dokumentierte Prozesse können somit auch nicht auf Effizienzsteigerungspotenziale untersucht werden, insbesondere auf die Möglichkeit zur Automatisierung von internen Abläufen und des Angebots eines E-Self-Service.719 Es zeigt sich, dass hierbei verhaltensbezogene Widerstände bei den Mitarbeitern der an der Kundenbearbeitung beteiligten Funktionalbereiche Marketing, Vertrieb und Customer Ser- 715 716 717 718 719 Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Booth, Expertengespräch Hilti AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Vgl. Kap. 3.5.1. Brettschneider, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Warren, Expertengespräch Hilti AG; Buser, Expertengespräch Pidas AG. 188 vice die wesentliche Ursache für Verzögerungen bei der Verwirklichung einer höheren Effizienz der Kundenbearbeitung darstellen.720 Verhaltensbezogene Widerstände entstehen aufgrund des Eingriffs in den Kompetenzbereich der genannten Abteilungen. Dabei handelt es sich um einen typischen Konflikt zwischen einer Stabsabteilung, die für die Schaffung der Grundlagen des CRM verantwortlich ist, und den jeweils betroffenen Linienabteilungen.721 Verhaltensbezogene Widerstände bei den Betroffenen sind auf Angst vor Veränderungen zurückzuführen. Dies ist dann offensichtlich, wenn sich eine betroffene Abteilung gegen Veränderungen bei ihren „liebgewordenen Prozessen“722 wehrt. Zum anderen resultieren sie typischerweise auch aus mangelnden Anreizsystemen. Mitarbeiter erkennen in solchen Fällen keine Vorteile aus der Implementierung des CRM, und haben somit keinen Anreiz dazu, einen Beitrag zu einem funktionierenden CRM zu leisten.723 Als Beispiel hierfür dienen Vertriebsmitarbeiter. Sie konzentrieren ihre Aktivitäten insbesondere in konjunkturell schwierigen Zeiten auf das Erreichen ihrer Verkaufsziele, und damit eher auf kurzfristig erfolgversprechende Maßnahmen, statt an (langfristigen) CRMProjekten mit einer aus ihrer Sicht zweifelhaften Nutzenstiftung mitzuwirken.724 3.5.3. Typenspezifisches Implementierungsmanagement Aus den bisherigen Ausführungen wurde offensichtlich, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung wesentliche Implementierungslücken und –barrieren eine Nutzung des Internet als CRM-Kanal in Unternehmen weitestgehend verhindern. Die Grundlage – die Implementie- 720 721 722 723 724 Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (2). Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). 189 rung einer Customer Relating Capability725 – hat in den meisten Unternehmen bislang nur teilweise stattgefunden. Für das Management des Kanals Internet ergibt sich in erster Linie die Konsequenz, die Schaffung der Grundlagen für ein funktionierendes CRM durch den Auf- und Ausbau der Customer Relating Capability abzuwarten und sich dann in der Planungsprozess einzuschalten, wenn sich die informationstechnologischen, organisatorischen und kulturellen Voraussetzungen in einem fortgeschrittenen Implementierungsstadium befinden. Im Vorfeld einer CRM-Implementierung sind von der E-Business-Leitung die folgenden vorbereitenden Schritte vorzunehmen: Kritische Überprüfung der Eignung des CRM für den Kanal Internet Zu Beginn sollte eine kritische Überprüfung stattfinden, ob der Einsatz von individualisierten Informationen im Internet nutzenstiftend ist, sowohl für Kunden als auch für das einsetzende Unternehmen. Auf Kundenseite stellt sich insbesondere die Frage, ob Kunden CRMMaßnahmen überhaupt akzeptieren und dazu bereit sind, Unternehmen Informationen zur Analyse bereitzustellen. Hierbei spielt es auch eine maßgebliche Rolle, ob ein Nutzen bzw. Mehrwert vorhanden ist und Kunden diesen erkennen. „Es ist wichtig zu überlegen, wann eine Personalisierung überhaupt Sinn macht. Wir haben die Erfahrung [..] gemacht, dass wir im Direkt-Marketing bei der Abfrage einer General Permission sehr geringe Response-Quoten haben. Nachdem wir angefangen haben, [..] dezidierte Mehrwertdienste im Internet zur Promotion anzubieten, schnellten auch die Nutzungsraten nach oben. Die Kunden erkennen sehr schnell, ob ein Mehrwert vorhanden ist.“726 Fallbeispiel 36: Mehrwertdienste im Internet (Quelle: Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG) Aus Unternehmenssicht steht die Erreichung konkreter Zielgrößen im Vordergrund, z.B. die Erhöhung der Cross- bzw. Up-Selling-Quote, oder eine Verhinderung von Abwanderung. 725 726 Vgl. Kap. 3.5.1. Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. 190 Definition konkreter CRM-Maßnahmen Wenn CRM-Maßnahmen im Kanal Internet grundsätzlich nutzenstiftend für Unternehmen und Kunden sind, sollten Anwendungsszenarien in Form möglichst konkreter Maßnahmen definiert werden. Hierbei ist zu definieren, welche „Geschäftsvorfälle“ bzw. Interaktionen, die auf kundenindividuellen Informationen basieren, auf dem CRM-Kanal Internet abgebildet werden sollen. Dabei ist auch eine Sicherung der Kundenakzeptanz basierend auf der Definition von klaren Mehrwerten zentral. In der Regel wird hierfür eine enge Zusammenarbeit mit der CRM-Abteilung bzw. -Projektgruppe sinnvoll sein. Zunächst sollte der Fokus auf wenige, besonders potenzialträchtige Maßnahmen gerichtet werden, z.B. auf geeignete Cross- oder Up-Selling-Maßnahmen. Die Definition von konkreten, erfolgversprechenden Internet-CRM-Maßnahmen dient auch als Grundlage für die Überzeugung von Vorgesetzten. Schaffung informationstechnologischer Grundlagen Wenn eine grundsätzliche Eignung des CRM-Konzepts festgestellt wurde sowie konkrete CRM-Maßnahmen definiert wurden, sind die informationstechnologischen Grundlagen zu schaffen. Hierbei müssen die drei Phasen Identifikation, Analyse & Selektion und Interaktion informationstechnologisch unterstützt werden. Im Rahmen der Identifikationsphase ist es zu ermöglichen, dass über das Web Kundeninformationen gesammelt werden können.727 Im Rahmen der Analyse- und Selektionsphase ist zur Unterstützung des analytischen CRM eine Integration der eigenen Kundendatenhaltung des CRM-Kanals Internet in eine zentrale Kundendatenbank anzustreben.728 Des Weiteren sind hier in Kooperation mit der für sämtliche CRM-Maßnahmen übergreifend zuständigen Abteilung geeignete Analyseverfahren und -regeln zu definieren.729 Die Interaktionsphase umfasst schließlich das operative und das kollaborative CRM. Im Rahmen des operativen CRM ist dafür Sorge zu tragen, dass alle Kanäle und damit auch das Internet an das System der unterstützenden Informationssysteme angeschlossen sind. Schließlich sind alle Kanäle miteinander abzustimmen, um „Brüche“ im 727 728 729 Vgl. Kap. 3.5.1. Erfert und Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Vgl. Kap. 3.5.1. 191 Prozess des Kundenmanagements zu vermeiden und den Kunden über sämtliche von ihnen genutzten Kanäle hinweg dieselben Informationen anzubieten.730 Kommunikationskampagnen sollten auf Basis individualisierter Informationen auf ihre Akzeptanz und den Nutzen für ein Unternehmen getestet werden. Diese Informationen fließen dann wieder in die Analysephase mit ein.731 4. Problemanalyse und Gestaltungsempfehlungen für das Management der Implementierung des Kanals Internet 4.1. Erweitertes Framework der Implementierung des Kanals Internet und Vorgehen bei der Analyse von Erfolgsbarrieren, Implementierungsbarrieren und -lücken In Kapitel 3.2. wurde das Framework der Implementierung des Kanals Internet bereits in seinen Grundzügen vorgestellt. Basierend auf Erkenntnissen der Analyse der Internetkanaltypen wurde es erweitert und präzisiert. Das modifizierte Framework ist in Abbildung 32 dargestellt. Auf der linken Seite sind die Internetkanaltypen sowie der der E-Business-Manager dargestellt, der durch seine Einwirkung auf konzeptionelle Aspekte und implementierungsrelevante Sachverhalte im Rahmen des ihm subjektiv zur Verfügung stehenden Spielraums den Erfolg eines Internetkanaltypus mit beeinflusst. Hierbei sind insbesondere seine Interaktions- und seine Organisationsfähigkeiten von zentraler Bedeutung.732 730 731 732 Monse/Janusch 2003. Vgl. Kap. 3.5.1. Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Vgl. Kap. 4.6.4. 192 Konzeption Phasen des Buying Cycle/Kundenprozesse Suchphase Nutzungsphase Kaufphase Wiederkaufphase Anbieterprozesse (Mikro-Ebene) Aufmerksamkeit Informationsdarbietung wecken E-BusinessE-BusinessManager Manager Typ2: 2:Absatzkanal Absatzkanal Typ InteraktionsInteraktionsfähigkeit fähigkeit Vertrieb/ Verkauf Marketingkommunikation Weitere Weitere Fähigkeiten Fähigkeiten Customer Care/ Kundenkontakt Kanalmanagement Erfolg OrganisationsOrganisationsfähigkeit fähigkeit Effektivität Effektivität Effizienz Effizienz Implementierung verhaltensbezogen Ebenen Typ1: 1:KommunikationsKommunikationsTyp kanal kanal Problemlösung Kaufabwicklung Vorgesetzte/Top-Manag. neg. individ. Zielerreichung Bereichsleiter kein Glaube an Erfolg Mitarbeiter Überforderung Widerstandsursachen Typ3: 3:CRM-Kanal CRM-Kanal Typ Beratung Anbieterprozesse (Makro- Ebene) strukturell Aufbauorganisation Ablauforganisation ITSysteme Anreiz- & Allokationssysteme Operative Detailplanung Informationsmanagement Sonstiges Markt-und undUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Markt- Abbildung 32: Erweitertes Framework der Implementierung des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstellung) Im mittleren Teil befinden sich die Dimensionen Konzeption und Implementierung. Ziel der konzeptionellen Analyse ist es, die Anforderungen an die einzelnen Internetkanaltypen anhand einer prozessorientierten Analyse zu systematisieren. Hierfür werden auf der Basis des Buying Cycle zunächst diejenigen Kundenprozesse aufgelistet, die im Rahmen eines Internetkanaltypus abgedeckt werden sollen. Dem werden die korrespondierenden Anbieterprozesse gegenübergestellt. Auf der Mikro-Ebene handelt es sich hierbei um diejenigen Prozesse, die der unmittelbaren Begleitung von Kundenprozessen dienen, und die sich den Kategorien Erweckung von Aufmerksamkeit, Informationsdarbietung (unpersönlich bzw. personalisiert), Beratung, Kaufabwicklung und Problemlösung zuordnen lassen. Im Rahmen der Analyse auf der Makro-Ebene werden diejenigen übergeordneten Anbieterprozesse im Unternehmen systematisiert, die im Rahmen der Leistungserstellung eines Internetkanaltyps tangiert werden.733 Die Dimension der Implementierung enthält diejenigen strukturellen und verhaltensbezogenen Faktoren, die bei der Implementierung eines Internetkanaltyps tangiert werden können. 733 Vgl. Kap. 4.3. 193 Die bereits bekannte Unterscheidung in die strukturelle und verhaltensbezogene Implementierungsdimension bleibt beibehalten. Im Rahmen der verhaltensbezogenen Dimension ist das Individualverhalten von herausragender Bedeutung, weswegen eine Konzentration auf die Analyse dieser Ebene stattfindet.734 Dies betrifft drei Ebenen bzw. Personengruppen. Zum einen den bzw. die Vorgesetzten bzw. das Top-Management735, zum anderen die Leiter anderer betroffener Funktionalbereiche sowie deren Mitarbeiter. Die Funktionalbereiche können mit den Anbieterprozessen auf Makro-Ebene identisch sein, sind aber in der Regel aufgrund der intraorganisationalen Arbeitsteilung weiter zu differenzieren. Bei jeder der betroffenen Personengruppen sind drei grundsätzliche Ursachen für die Widerstandsentfaltung zu unterscheiden, und zwar die negative individuelle Zielerreichung, kein Glaube an Erfolg und Überforderung.736 Die strukturelle Implementierungsdimension enthält die Teildimensionen Aufbauorganisation, Ablauforganisation, Anreiz- und Allokationssysteme, Informationsmanagement, IT-Systeme, operative Detailplanung sowie sonstige Faktoren, welche den genannten Teildimensionen nicht zugeordnet werden können. Innerhalb dieser Subdimensionen werden durch die Implementierung des Kanals Internet diverse Faktoren tangiert, die begünstigend bzw. hemmend auf die Implementierung des Kanals Internet wirken.737 Im Folgenden wird die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Analyse von Erfolgsbarrieren des Kanals Internet dargestellt. Sie ist in den wesentlichen Grundzügen dem Vorgehen bei (Marketing-)Audits angelehnt. Unter einem Marketing-Audit versteht man nach Kotler et al. „[..] eine umfassende, systematische, unabhängige und periodische Überprüfung der Marketing-Umwelt, -Ziele, -Strategien und -Maßnahmen eines Unternehmens oder einer 734 735 736 737 Vgl. Kap. 2.2.2.1. Im Rahmen der empirischen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass sich die Aussagen der Experten hinsichtlich verhaltensbezogener Implementierungsaspekte zu einem sehr hohen Anteil auf das Verhalten von Individuen innerhalb ihrer Organisation bezogen. In dieser Arbeit wird weitestgehend der Terminus „Vorgesetzte“ für diejenige Personengruppe verwendet, welche die Bestimmung der Höhe des Budgets für den Funktionalbereich E-Business verantwortet. Diese Personengruppe kann je nach Organisationsstruktur in unterschiedlichen Hierarchieebenen angesiedelt sein. Vorgesetzte und TopManagement können somit identisch sein. Wenn sie es nicht sind, dann sind sie als separate Zielgruppen der Implementierungsarbeit differenziert zu behandeln. Vgl. Kap. 4.7.1. Vgl. zu Details Kap. 4.5.2. 194 Geschäftseinheit mit der Ausrichtung auf die Feststellung von Problembereichen und Chancen und die Empfehlung von Maßnahmen zur Verbesserung der Marketing-Leistung des Unternehmens.“738 Das Vorgehen beim Erfolgsbarrieren-Audit des Kanals Internet ist wie folgt zusammenzufassen: Auf Basis der Bestimmung der Ausgangssituation („Bestimmung des Internetkanaltyps“) sind die konzeptionellen Anforderungen an den jeweiligen Internetkanaltyp zu definieren. Der Vergleich zwischen diesen Anforderungen und der tatsächlichen Realisierung führt zur Identifikation der Implementierungslücken und –widerstände, sowie der dafür verantwortlichen Ursachen. Letzere bilden den Ausgangspunkt für geeignete Implementierungsmaßnahmen. Konzeption 2. Schritt: Bestimmung der Kundenprozesse 3. Schritt: Bestimmung der Anbieterprozesse 1. Schritt: Bestimmung der Ausgangssituation Typ3: 3:CRM-Kanal CRM-Kanal Typ Typ2: 2:Absatzkanal Absatzkanal Typ Typ1: 1:KommunikaKommunikaTyp tionskanal tionskanal Markt-und und MarktUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Erfolg 4. Schritt: Ermittlung ineffektiver und ineffizienter Anbieterprozesse E-BusinessE-BusinessManager Manager Effektivität Effektivität Effizienz Effizienz 7. Schritt: Analyse der Implementierungsfähigkeiten Implementierung 5. Schritt: Ermittlung struktureller und verhaltensbezogener Implementierungslücken und -barrieren 6. Schritt: Auswahl geeigneter Massnahmen Abbildung 33: Vorgehen bei der Analyse von Erfolgsbarrieren des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstel lung) 738 Kotler et al. 1977, S. 27. 195 Im ersten Schritt ist festzulegen, welchen Internetkanaltyp ein Unternehmen schwerpunktmäßig verfolgt bzw. verfolgen sollte (Kap. 4.2.). Dies entspricht auf der Basis von Informationen über Markt- und Umfeldbedingungen einem Audit des Implementierungsgegenstands, wo anhand der Abwägung von Chancen und Risiken überprüft wird, ob der verfolgte Internetkanaltyp geeignet ist. Hier stellt sich somit die strategische Frage: „Machen wir die richtigen Dinge?“739 Dies entspricht einem Audit des Implementierungsgegenstands.740 Eine Schwerpunktlegung auf einen nicht geeigneten Internetkanaltyp kann neben Implementierungslücken und –barrieren dafür verantwortlich sein, dass der Erfolg hinter den Erwartungen zurückbleibt. Im zweiten Schritt sind zunächst die Prozesse festzulegen, welche Kunden im Rahmen ihres Buying Cycle beim jeweiligen Internetkanaltyp typischerweise durchlaufen. Diese sind dann weiter zu präzisieren (Kap. 4.3.). Daraufhin sind im dritten Schritt die Anbieterprozesse zu konkretisieren, welche unmittelbar der Begleitung dieser Kundenprozesse dienen (Mikro-Ebene). Im Weiteren erfolgt die kanalspezifische Bestimmung derjenigen Funktionalbereiche, bei denen Abstimmungsbedarf herrscht bzw. deren Funktionen im Rahmen der Leistungserstellung des Kanals Internet genutzt werden, wie z.B. die Marketingkommunikation bei der Erstellung der Inhalte von Web-Sites. Im vierten Schritt erfolgt die Prüfung des Erfolgs des Implementierungsprozesses, wobei die zentrale Frage lautet: „Machen wir die Dinge richtig?“741 Hierbei ist jeder Anbieterprozess an den Erfolgskriterien der Effektivität und Effizienz zu messen (Kap. 4.4.). Ziel dieser Analyse ist es, Effektivitäts- und Effizienzbarrieren bei Anbieterprozessen zu ermitteln, die einem höheren Erfolg des jeweiligen Internetkanaltypus im Weg stehen. Der nun folgende fünfte Schritt betrifft die Ursachenanalyse und stellt somit den Kern des Audit dar (Kap. 4.5.). Hierbei ist zu ergründen, ob die Erfolgsbarrieren auf strukturelle oder verhaltensbezogene Implementierungslücken bzw. -barrieren zurückzuführen sind. Dabei behilft man sich auf Basis von Informationen einer Kausalattribution von Ursachen zu ver- 739 740 741 Vgl. Kuß/Tomczak 2004a, S. 281. Bonoma 1986, S. 29. Vgl. Kuß/Tomczak 2004a, S. 281. 196 muteten Ergebnissen. Ziel ist es, ein möglichst detailliertes Bild über die Ursachen von Erfolgsbarrieren zu erlangen. Auf Basis der Ursachenanalyse können geeignete Maßnahmen festgelegt werden, um Implementierungslücken zu schließen bzw. Implementierungsbarrieren zu überwinden und somit den Erfolg des Kanals Internet zu erhöhen (Kap. 4.6.). Im letzten Schritt ist zu analysieren, ob der die Implementierung steuernde E-BusinessManager über geeignete Fähigkeiten verfügt (Kap. 4.7.). Defizite sind mit dafür verantwortlich, wenn es in zu geringem Maß gelungen ist, Implementierungslücken zu schließen und Implementierungsbarrieren abzubauen.742 Gegebenenfalls müssen geeignete Fähigkeiten (weiter-)entwickelt werden. Schließlich ist in regelmäßigen zeitlichen Abständen zu überprüfen, ob die Implementierungsmaßnahmen den gewünschten Erfolg erbringen. Hierfür sind die Maßnahmen zu überprüfen und zugrundliegende Ursachen zu analysieren. Auf Basis dieser Analyse sind die getroffenen Maßnahmen gegebenenfalls zu korrigieren. Des Weiteren sollte auch eine kritische Überprüfung der Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten stattfinden. 4.2. Bestimmung der Ausgangssituation: Audit des Implementierungsgegenstands (1. Schritt) Den Ausgangspunkt der Analyse stellt die Überprüfung der Eignung des schwerpunktmäßig verfolgten Internetkanaltyps dar.743 Hierfür sind insbesondere drei Kriterien zu Hilfe zu ziehen, und zwar die Abwägung des Nutzens und Aufwands für ein Unternehmen, der Kundennutzen sowie Wettbewerberaktivitäten. Für Unternehmen stellt sich zunächst die Frage danach, ob die Investitionen und deren Höhe für einen bestimmten Internetkanaltypus sinnvoll getätigt werden, oder ob es sinnvoller wä- 742 743 Vgl. Kap. 2.2.2.1. Vgl. hierzu die Ausführungen in Kap. 3.1.2. 197 re, Ressourcen anders zu alloziieren. Unternehmen stehen in der Regel vor der Schwierigkeit, den (ökonomischen) Nutzen der Investitionen in einen gewählten Internetkanaltypus feststellen zu können. Dies ist insbesondere beim Kommunikationskanaltypus der Fall.744 Trotzdem müssen sie versuchen, Anhaltspunkte bzw. Indikatoren für die Nutzenstiftung eines Internetkanaltypus zu sammeln und so den Nutzen des Kanals für ein Unternehmen zu belegen. Hierbei sind auch qualitative Argumentationslinien hilfreich, mittels derer untersucht werden kann, in welchem Umfang ein Internetkanaltyp dazu in der Lage ist, Teile des Buying Cycle745 zu unterstützen.746 Ausserdem ist eine Marktanalyse erforderlich, im Rahmen derer insbesondere Aspekte des Kundennutzens und der Wettbewerberaktivitäten eine zentrale Rolle spielen. Zunächst ist kritisch zu hinterfragen, ob der gewählte Internetkanaltypus überhaupt für die gewählten Zielgruppe(n) geeignet und nutzenstiftend ist. Die folgenden Fragen sind hierbei zentral: — — — Ist ein eindeutiger Nutzen für die Zielgruppe(n) tatsächlich vorhanden? Nimmt die Zielgruppe diesen Nutzen auch wahr? Ist die Zielgruppe dazu in der Lage, den Kanal zu nutzen? Neben dem Kundennutzen spielt die relative Position zu Wettbewerbern und deren Implementierungsfortschritt eine zentrale Rolle. Die E-Business-Aktivitäten von Wettbewerbern und Unternehmen anderer Branchen – insbesondere die Gestaltung der Web-Site und die darauf enthaltenen E-Services werden oft als Vergleichsmaßstab für die eigenen EBusiness-Aktivitäten hinzugezogen. Außerdem dienen sie auch Kunden als Vergleichmaßstab bei der Beurteilung der eigenen Web-Site und der darauf enthaltenen E-Services.747 Nachteile sind somit insbesondere dann zu erwarten, wenn Kunden aufgrund des Angebots bei anderen Unternehmen vergleichbare E-Services erwarten, diese jedoch auf der eigenen Web-Site nicht angeboten werden. 744 745 746 747 Vgl. Kap. 3.3.2.1. Vgl. Kap. 2.1.1. Vgl. Kap. 3.3.3.1. Scheuch/Vuyk, Expertengespräch Helsana AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. 198 Unternehmen wollen mittels neuartiger E-Services häufig ein fortschrittliches Image bei der Zielgruppe erwecken.748 Letztlich ist es entscheidend, ob man gegenüber den Wettbewerbern als innovatives Unternehmen gelten möchte indem der „state of the art“ an E-Services geboten wird, oder lediglich versucht, keine Nachteile gegenüber dem E-Service-Angebot der Wettbewerber hinzunehmen. Somit stellt sich die Frage nach der einzuschlagenden (E-) Service-Strategie. In Abhängigkeit vom Innovationsgrad der E-Service-Aktivitäten gegenüber den Aktivitäten der Konkurrenten lassen sich idealtypisch drei grundlegende auf einem Kontinuum liegende E-Servicestrategien unterscheiden, die in Abbilung 34 dargestellt sind. E-ServiceImitation traditionelle E-Service-Strategie E-ServiceInnovation einstufige E-Service-Innovation mehrstufige E-Service-Innovation Abbildung 34: Kontinuum von E-Service-Strategien (Quelle: in Anlehnung an Birkhofer 2001, S. 200) Unternehmen, die eine traditionelle E-Service-Strategie verfolgen, orientieren sich an branchenüblichen E-Service-Konzepten. Dabei werden nur diejenigen Kundenaktivitäten und – prozesse mittels E-Service-Lösungen unterstützt, die auch Konkurrenzunternehmen anbieten. Die zentrale Gefahr dieser Strategie besteht darin, dass die dargebotenen E-Services vom Kunden als austauschbar wahrgenommen werden. Diese Strategie ist dann sinnvoll, wenn aufgrund geringer Budgets eine kosteneffiziente Leistungserstellung im E-Business angestrebt wird. Außerdem ist sie sinnvoll, wenn Wettbewerber bereits schwer zu überbietende Service-Standards geschaffen haben. 748 Bohnenblust; Expertengespräch SBB AG; Van Rijn, Expertengespräch Microsoft Schweiz GmbH; Vuyk, Expertengespräch Helsana AG. 199 Die einstufige E-Service-Innovation ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Anbieter in einer Phase des Buying Cycle eine innovative elektronische Dienstleistung einführt und sich dadurch vom Wettbewerb differenziert. Meist werden hierfür Leistungen in der Such- und der Kaufphase angeboten, während die Nutzungs- und die Wiederkaufphase seltener Ziel von E-Service-Innovationen sind. Die E-Service-Strategie der mehrstufigen E-Service-Innovation setzt schließlich an einer umfassend innovativen Gestaltung der Kundenbeziehung an. Gerade das Internet als Technologie ermöglicht es, mittels neuer Dienstleistungen Kundenbedürfnisse erstmalig oder besser als bisher zu befriedigen und Mehrwerte für den Kunden zu erzeugen, z.B. mittels EServices wie der „One-Click-Bestellung“.749 Die mehrstufige E-Service-Innovation ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Ausserdem ist zu berücksichtigen, dass Differenzierungen aufgrund einer i.d.R. hohen Imitierbarkeit schwer dauerhaft realisierbar sind.750 Zusätzlich ist zu vermuten, dass auch E-Services einem Lebenszyklus unterliegen und somit im Laufe der Zeit vom Kunden als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden.751 Bei der Konzeptanalyse ist jedoch zu beachten, dass ein mangelnder Erfolg auch auf Implementierungslücken und -barrieren zurückzuführen sein kann. Somit ist es nicht möglich, die grundsätzliche Eignung eines Internetkanaltyps vollumfänglich anhand einer Konzeptanalyse zu ermitteln. Die Eignung eines Internetkanaltyps wird erst dann offensichtlich, wenn man nach einer Analyse der Implementierung festgestellt hat, ob Implementierungslücken und –barrieren für nicht zufriedenstellende Ergebnisse verantwortlich sind. Ansonsten besteht die Gefahr eines (voreiligen) Schlusses, bei dem die grundsätzliche Eignung eines Internetkanaltypus in Frage gestellt wird, obwohl jedoch möglicherweise Implementierungslücken und –barrieren den (höheren) Erfolg eines (geeigneten) Internetkanaltypus behindern.752 749 Birkhofer 2001, S. 198. Weilnhammer 2002, S. 44. Als Beispiel kann die Automobilbranche dienen. Auf den Web-Sites verschiedener Automobilhersteller werden viele identische E-Services, wie z.B. Car Configurator, Händlersuche, Probefahrtanfrage, Gebrauchtwagenbörse etc. angeboten. 751 Rudolph 1993, S. 285; Füsgen/Höfer 2002, S. 822. 752 Vgl. hierzu die Ausführungen bei Bonoma 1986, S. 30f. 750 200 4.3. Bestimmung der Kunden- und Anbieterprozesse (2. und 3. Schritt) Nach der Bestimmung der Ausgangssituation ist eine detaillierte Analyse der Kundenprozesse vorzunehmen, die durch den gewählten Internetkanaltypus abgedeckt werden. Eine Übersicht über die Schwerpunkte der Internetkanaltypen findet sich in Abbildung 35. Hierzu sind diejenigen Phasen des Buying Cycle zu bestimmen, die mit einem Internetkanaltypus hauptsächlich abgedeckt werden. Die Abdeckung der Phasen kann unternehmensspezifisch differieren, insbesondere beim Kommunikationskanaltypus. In der Regel werden bei diesen schwerpunktmäßig die Suchphase sowie ein Teil der Kaufphase abgedeckt. Zusätzlich kann auch die Nutzungsphase abgedeckt werden, wenn entsprechende Informationen und Informations- und Kontakt-E-Services angeboten werden. Die Wiederkaufphase ist dann mit der Such- bzw. Kaufphase identisch, wenn bestehenden Kunden keine personalisierten Informationen und E-Services angeboten werden und diese somit im Rahmen ihrer Wiederkaufphase auf dieselben Informationen und E-Services zurückgreifen wie Neukunden im Rahmen ihrer Such- und Kaufphase. Mittels eines Absatzkanals wird derjenige Teil der Kaufphase abgedeckt, welcher der Kaufabwicklung dient. Ein CRM-Kanal deckt schließlich mittels der Darbietung von individualisierten Informationen und E-Services einen Teil der Wiederkaufphase ab. Im Weiteren sind die in den jeweiligen Phasen auftretenden Kundenbedürfnisse sowie die Kundenprozesse im Überblick darzustellen. Diesen werden die Anbieterprozesse gegenübergestellt. Die globalen Anbieterprozesse sind dann noch anhand der je Internetkanaltyp ermittelten Kernprozesse zu präzisieren. Dies betrifft beispielsweise bei der Kontaktfunktion des Kommunikationskanaltyps die Initiierung, Erfassung und Weiterleitung, Bearbeitung und Kontrolle von Kundenkontakten.753 753 Vgl. Kap. 3.3.1. 201 Phasen des Buying Cycle Suchphase Suche und Vergleich von Informationen über Leistungsmerkmale, Unternehmenscharakteristika etc. Kundenbedürfnisse im Buying Cycle Kundenprozesse Absatzkanal Kommunikationskanal Komm. kanal/ CRM-Kanal Kaufphase Nutzungsphase Wiederkaufphase Suche nach weiteren kaufrelevanten Informationen, Vereinbarung der Kaufkonditionen Informationsbedarf zu Produkten bzw. deren Nutzung; Behebung von Problemen Suche nach Informationen über Zusatz- oder Ersatz- Produkte Kommunikationskanal Internetkanaltypus Eingabe der URL, Anklicken eines Links Befriedigung der Informationsbedürfnisse Kontaktaufnahme Kauf Befriedigung der Informationsbedürfnisse Kontaktaufnahme Informationssuche Kontaktaufnahme Aufmerksamkeit wecken Informationsdarbietung Beratung Kaufabwicklung Informationsdarbietung Problemlösung Informationsdarbietung (personal.) Beratung • Initiierung • Erfassung und Weiterleitung • Bearbeitung • Kontrolle • Initiierung • Kaufprozess • Kaufabschluss und Nachkauf betreuung • formal: WebSite-Qualität und E-ServiceQualität • inhaltlich: Aktualität, Bedürfnisadäquanz • Initiierung • Erfassung und Weiterleitung • Bearbeitung • Kontrolle (Multi-)Channel Management Marketing kommunikation "line of interaction" Anbieterprozesse (Mikro-Ebene) Anbieterprozesse (Mikro-Ebene im Detail) Anbieterprozesse (Makro-Ebene) • Marketingkommunikation • formal: WebSite- und EServiceQualität • inhaltlich: Aktualität, Bedürfnisadäquanz Marketingkommunikation Kundenkontakt (inund outbound) Kundenkontakt (inund outbound) • Identifikation • Selektion • Interaktion Mkt. Komm • Initiierung • Erfassung und Weiterleitung • Bearbeitung • Kontrolle Kundenkontakt (inund outbound) Abbildung 35: Kunden- und Anbieterprozesse nach Internetkanaltypen (Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Bitner et al. 2002, S. 98ff.; Blaho et al. 1998, S. 82; Tomczak/Dittrich 1997, S. 9) Im Rahmen der Bestimmung der Anbieterprozesse auf der Makro-Ebene ist zu klären, welche weiteren Funktionalbereiche im Unternehmen vom jeweiligen Internetkanaltyp betroffen sind. Diese sind dann einzelnen Abteilungen im Unternehmen zuzuordnen. Funktionalbereiche sind i.d.R. bereits dann betroffen, wenn bestimmte Funktionen von der Abteilung E-Business ausgeführt werden, die sich mit den Funktionen des jeweiligen Funktionalbereichs überschneiden, z.B. Aufgaben der Marketingkommunikation. 4.4. Ermittlung ineffektiver und ineffizienter Anbieterprozesse (4. Schritt) Um Erfolgsbarrieren des Kanals Internet zu ermitteln, ist die folgende Kernfrage zu stellen: „Machen wir die Dinge richtig?“754 Hierbei ist jeder Anbieterprozess an den Erfolgskriterien 754 Vgl. Kuß/Tomczak 2004a, S. 281. 202 der Effektivität und Effizienz zu messen. Ziel dieser Analyse ist es, Effektivitäts- und Effizienzbarrieren bei Anbieterprozessen zu ermitteln, die einem (höheren) Erfolg des jeweiligen Internetkanaltypus im Weg stehen. Üblicherweise werden als Erfolgsmaßstab konkrete Ziele sowie der jeweilige Zielerreichungsgrad herangezogen.755 Da in der Regel jedoch keine Zieldefinitionen hinsichtlich der einzelnen Anbieterprozesse vorliegen, behilft man sich dergestalt, dass man die Anbieterprozesse möglichst detailliert in einzelne Prozesse herunterbricht und diese dann im Einzelnen analysiert. Hierbei sind die Erkenntnisse aus der Analyse der Internetkanaltypen in Kapitel drei zu Hilfe zu ziehen, im Rahmen derer die zentralen Teilprozesse der jeweiligen Internetkanaltypen identifiziert wurden (vgl. hierzu die Anbieterprozesse (Mikro-Ebene im Detail) in Abbildung 35). Dabei ist kritisch zu hinterfragen, ob und bei welchen Teilprozessen noch Implementierungslücken bzw. –barrieren vorhanden sind, die eine höhere Effektivität bzw. Effizienz dieser Prozesse behindern. Wenn keine konkrete Zuordnung zu einem einzelnen Prozess erfolgen kann (z.B. der Erfassung und Weiterleitung von Kontakten), dann wird die Effektivitäts- bzw. Effizenzbarriere der nächsthöheren Ebene zugeordnet (in diesem Fall dem Anbieterprozess „Beratung“). Zusätzlich ist auch die Abstimmung mit übergeordneten Unternehmensprozessen auf der Makro-Ebene hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz kritisch zu hinterfragen. Hierbei stellt sich die Frage, ob bestimmte (Teil-)Leistungen durch das E-Business-Team selbst erstellt werden sollen, oder hierfür bestehende Ressourcen spezialisierter Teilbereiche zu nutzen sind. In der Regel wird hier die Einbindung der jeweiligen Funktionalbereiche sowohl in Bezug auf Effektivitäts- als auch Effizienzaspekte von Vorteil sein. Ein großer Teil der für die Ermittlung von Effektivitäts- und Effizienzbarrieren erforderlichen Informationen lässt sich durch die Sekundäranalyse unternehmensinterner Daten (z.B. Kundenbefragungen, Kostenrechnungen etc.) gewinnen.756 755 756 Vgl. Kuß/Tomczak 2004a, S. 280f. Kuß/Tomczak 2004a, S. 281. Vgl. a. Kap. 3.3.2., 3.4.2., 3.5.2. 203 4.5. Ermittlung struktureller und verhaltensbezogener Implementierungslücken und -barrieren (5. Schritt) Im Rahmen der Implementierungsanalyse sind diejenigen strukturellen und verhaltensbezogenen Implementierungslücken und –barrieren zu ermitteln, die für die Entstehung von Erfolgsbarrieren verantwortlich sind. Hieraus ergeben sich die zentralen Aufgabenbereiche, um eine bestmögliche strukturelle Umsetzung und verhaltensbezogene Durchsetzung des jeweiligen Internetkanaltyps zu erwirken. Dabei leitet man auf Basis von internen Informationen subjektive Vermutungen über die Ursachen eines wahrgenommenen Verhaltens, struktureller Lücken und Barrieren sowie deren Folgen ab (Kausalattribution).757 Die Ausführungen in den folgenden Kapiteln sollen dabei helfen, eine solche Kausalattribution systematisch durchzuführen und fassen die zentralen, im Rahmen der Expertengespräche ermittelten Ursachen systematisch zusammen. 4.5.1. Ermittlung verhaltensbezogener Implementierungswiderstände Bei der Analyse verhaltensbezogener Implementierungswiderstände ist zunächst zu überlegen, welche Personen bzw. Personenkreise von der Implementierung des Kanals Internet betroffen sind. Hierbei sind insbesondere die folgenden Ebenen zu unterscheiden: — — — — Vorgesetzte bzw. Top-Management Abteilungsleiter von durch die Implementierung betroffenen Abteilungen Mitarbeiter von durch die Implementierung betroffenen Abteilungen Sonstige Mitarbeiter im Unternehmen Um die für verhaltensbasierte Widerstände verantwortlichen Ursachen zu ermitteln, wird die Unterscheidung von Guth/MacMillan gewählt. Sie basiert auf denjenigen Prozesstheorien zur Erklärung der Motivation, die davon ausgehen, dass Individuen diejenigen Alternativen wählen, die den subjektiv erwarteten Nutzen maximieren.758 Guth/MacMillan unter757 758 Vgl. Kap. 2.2.2.1. Vgl. zu einem Überblick über Prozesstheorien der Motivation Staehle 1999, S. 231. 204 scheiden drei Ursachen einer mangelnden Unterstützung einer Strategie im mittleren Management. Auf die Implementierung des Kanals Internet übertragen wird diese dann nicht unterstützt, wenn ⎯ die Erreichung individueller Ziele negativ beeinflusst wird, ⎯ Manager nicht daran glauben, dass der Kanal bzw. dessen Implementierung erfolgreich sein wird oder ⎯ Manager sich hinsichtlich ihrer individuellen oder fachlichen Fähigkeiten nicht dazu in der Lage sehen, die mit der Implementierung verbundenen Tätigkeiten auszuführen.759 Die im Rahmen dieser Arbeit vorgenommene empirische Untersuchung hat gezeigt, dass sich sämtliche verhaltensbezogene Widerstände bei der Implementierung des Kanals Internet einer dieser drei Ursachen zuordnen lassen, wie im Folgenden dargestellt wird. Das Auftreten verhaltensbezogener Implementierungswiderstände geht meist mit einer Entstehung von Konflikten einher. Ein Konflikt liegt dann vor, wenn eine Spannungssituation besteht, in der zwei oder mehr Parteien, die voneinander abhängig sind, mit Nachdruck versuchen, unvereinbare Handlungspläne zu verwirklichen und sich dabei ihrer Gegnerschaft bewusst sind.760 Beim Eintreten einer negativen Beeinflussung individueller Ziele handelt es sich um Zielkonflikte aufgrund von divergierenden Interessen der Beteiligten. Zusätzlich können hierbei auch Verteilungskonflikte eine Rolle spielen. Sie treten dann auf, wenn funktionsspezifisch abweichende Vorstellungen über die unternehmensinterne Ressourcenallokation vorherrschen. In der Regel handelt es sich dabei um ein Nullsummenspiel, wobei Gewinne der einen Partei zu Verlusten bei der anderen Partei führen.761 Wenn Manager nicht daran glauben, dass der Kanal bzw. dessen Implementierung erfolgreich sein wird, dann basiert dies auf gegensätzlichen Erfolgs- und Risikoeinschätzungen.762 759 760 761 762 Guth/MacMillan 1986, S. 316. Von Rosenstiel et al. 1995, zitiert nach von Rosenstiel 2003, S. 301. Von Rosenstiel 2003, S. 303; Kolks 1990, S. 120. Vgl. zur Unterscheidung von Ziel- und Verteilungskonflikten, gegensätzlichen Erfolgs- und Risikoeinschätzungen sowie weiteren Konfliktarten die Ausführungen bei Kolks 1990, S. 120f. 205 Im Folgenden werden die im Rahmen der Experteninterviews ermittelten verhaltensbezogenen Implementierungswiderstände den beschriebenen Ursachen zugeordnet. Hierbei erfolgt eine Beschränkung auf die Internetkanaltypen des Kommunikationskanals und des Absatzkanals. Hinsichtlich des CRM-Kanaltyps besaßen die Experten noch zu wenig Erfahrung. In den jeweiligen Unterabschnitten dienen Übersichtsgrafiken als Check-Listen für EBusiness-Manager, die eine spezifische Analyse in ihrem Unternehmen durchführen möchten. Kommunikationskanaltyp Die Ursachen verhaltensbezogener Widerstände beim Kommunikationskanaltyp sind im Überblick in Abbildung 36 ersichtlich. Die zentrale verhaltensbezogene Barriere der Implementierung des Kommunikationskanals ist dann zu verzeichnen, wenn Vorgesetzte eine im Vergleich zum Leiter des E-Business ungünstigere Erfolgs- und Risikoeinschätzung hegen. Dies ist häufig auf die meist negativen Erfahrungen und enttäuschten Erwartungen zu Beginn des Jahrzehnts zurückzuführen, die eine pessimistisch-vorsichtige bis abwartende Haltung bei Vorgesetzten fördert, die letztlich auch die Erreichung eigener Ziele nicht durch einen weiteren „Flop“ gefährden wollen.763 Auf Abteilungsleitungsebene sind insbesondere diejenigen Funktionalbereiche betroffen, welche sich mit Aufgaben der Marketingkommunikation und der Kundenbetreuung bzw. des Kundenkontakts beschäftigen.764 Letzteres betrifft vor allem die Funktionalbereiche Customer Care bzw. Call-Center (Inbound-Kontakt) und Vertrieb/Verkauf (In- und Outbound-Kontakt), der sich i.d.R. durch seine (aktiv) verkaufende Tätigkeit vom erstgenannten Bereich unterscheidet. 763 764 Vgl. Kap. 3.3.2.1. Vgl. Kap. 4.3. und 3.3.2. 206 Ursachen Negative individ. Zielerreichung Kein Glaube an Erfolg Überforderung Vorgesetzte (X) (X) ( ) Leiter Marketingkommunikation (X) ( ) ( ) Leiter Customer Care X ( ) ( ) Leiter Vertrieb X ( ) ( ) Mitarbeiter MarketingKommunikation X X ( ) Mitarbeiter Customer Care X ( ) (X) Mitarbeiter Vertrieb X ( ) (X) Sonstige Mitarbeiter ( ) X ( ) Ebene Legende ( ) = nicht X = starke (X) = mittlere feststellbar Ausprägung Ausprägung Abbildung 36: Übersicht über die identifizierten Ursachen verhaltensbezogener Widerstände beim Kommunikationskanaltyp (Quelle: eigene Darstellung) Bei Abteilungsleitern, welche mit Aufgaben der Marketingkommunikation betraut sind, sind aufgrund der Überschneidung der Aufgabengebiete mit dem Kommunikationskanal Internet Zielkonflikte festzustellen. Sie basieren im Wesentlichen auf der Auffassung, dass durch die Implementierung des Kanals Internet die eigenen Ziele negativ beeinträchtigt werden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Ressourcen der Marketingkommunikation zur Leistungserstellung des E-Business genutzt werden, jedoch Verantwortlichkeiten und (Teil-)Budgets nicht zugewiesen sind.765 Ziel- bzw. Verteilungskonflikte treten auch bei der Abteilungsleitung des Funktionalbereichs Customer Care auf, wenn telefonische Anrufe 765 Vgl. Kap. 3.3.2.3. 207 beim Customer Care zunehmend durch die Selbstbedienung des Kunden im Internet substituiert werden. Der Abteilungsleiter Customer Care hat somit mit abnehmenden Budgets und (subjektiv empfundener) schwindender Macht zu kämpfen.766 Auf Seiten der Vertriebsleitung treten Zielkonflikte dann auf, wenn die Beantwortung von E-Mails durch das Verkaufs- bzw. Außendienstpersonal zwar Arbeitsaufwand (und somit Kosten) verursacht, der Nutzen (im Sinne von potenzialträchtigen Kundenkontakten) jedoch aufgrund bisheriger Erfahrungen als (zu) gering eingeschätzt wird.767 Bei Mitarbeitern betroffener Funktionalbereiche treten aufgrund der funktionalen und aufgabenbezogenen Überschneidungen vor allem Zielkonflikte auf. Eine mangelnde Akzeptanz bei Mitarbeitern der Marketingkommunikation sowie auch im Produktmanagement ist auf den mit dem Kanal Internet erhöhten Arbeitsaufwand zurückzuführen, in Verbindung mit einem relativ geringen Glauben an Erfolg.768 Bei Mitarbeitern der Funktionalbereiche Customer Care und Vertrieb dominiert hingegen die Angst vor der Substitution ihrer Funktionen durch den neuen Kanal Internet sowie die Zusatzbelastung von ggfs. notwendigen Schulungsmaßnahmen.769 Für Vertriebsmitarbeiter bedeuten per E-Mail eingehende Kundenanfragen eine Zusatzbelastung mit relativ geringem Erfolgspotenzial. Weitere verhaltensbezogene Barrieren sind bei weiteren, nicht direkt betroffenen Personen im Unternehmen dann zu verzeichnen, wenn sich der Eindruck festgesetzt hat, dass der Kommunikationskanal Internet zwar hohe Investitionen erfordert, jedoch keinen adäquaten Nutzen für das Unternehmen erbringt. 766 767 768 769 Vgl. Kap. 3.3.2.1. Vgl. Kap. 3.3.2.4. Vgl. Kap. 3.3.2.3. Vgl. Kap. 3.3.2.1. 208 Ursachen negative individ. Zielerreichung Kein Glaube an Erfolg Überforderung Vorgesetzte ( ) (X) ( ) Leiter Customer Care X ( ) ( ) Leiter Marketingkommunikation X ( ) ( ) Leiter anderer Absatzkanäle X ( ) ( ) Marketingleitung/Managing Director in Ländergesellschaften X (X) ( ) Mitarbeiter Customer Care X ( ) (X) Mitarbeiter Vertrieb/Verkauf X ( ) ( ) Ebene Legende ( ) = nicht X = starke (X) = mittlere feststellbar Ausprägung Ausprägung Abbildung 37: Übersicht über die identifizierten Ursachen verhaltensbezogener Widerstände beim Absatzkanaltyp (Quelle: eigene Darstellung) Absatzkanaltyp Auf der Ebene der Vorgesetzten bzw. des Top-Management ist beim Absatzkanal erkennbar, dass hier verhaltensorientierte Barrieren in der Regel geringer ausgeprägt sind als beim Kommunikationskanal. Aufgrund bereits bestehender Einnahmen aus dem E-Commerce sind die Unterschiede hinsichtlich der Erfolgs- und Risikoeinschätzung zwischen TopManagement und E-Business-Leitung in der Regel in geringerem Maß divergierend, als dies beim Kommunikationskanal der Fall ist. Hier gilt es jedoch branchen- und unternehmensbezogen situativ zu unterscheiden: Mit zunehmenden Erfolg des Kanals Internet nimmt diese Barriere ab. Beispielsweise stellt der Absatzkanal Internet in manchen Branchen einen ge- 209 wichtigen Kanal dar, über den ein beachtlicher und weiterhin zunehmender Anteil der Umsätze getätigt wird. Das ist beispielsweise in der Luftfahrtindustrie und im Versandhandel der Fall. In anderen Branchen hingegen werden jedoch über E-Commerce bislang noch relativ geringe Umsätze getätigt, z.B. in Industriegüterbranchen. Hier herrscht noch in höherem Ausmaß eine vorsichtige bis abwartende Haltung vor. Hier gewinnen somit – analog zur Situation des Typus des Kommunikationskanals – Maßnahmen der Einflussnahme auf Vorgesetzte eine wichtige Rolle. Auf der Ebene der Abteilungsleiter sind insbesondere die Leiter der Funktionalbereiche Marketing-Kommunikation und Customer Care sowie Channel-Manager anderer Kanäle betroffen. Dem Absatzkanaltypus kommt eine deutlich höhere Bedeutung zu als dem Kommunikationskanaltypus. Deshalb können hier noch stärkere Zielkonflikte mit dem Leiter der Marketing-Kommunikation zu verzeichnen sein, als beim Kommunikationskanaltypus. Dies ist dann der Fall, wenn die E-Business-Leitung einen Anteil des Budgets für Maßnahmen der Online-Marketingkommunikation einfordert. Hier ist somit ein Verteilungskonflikt hinsichtlich der Zuteilung des Budgets für Aufgaben der Marketingkommunikation zu verzeichnen. Gegenüber dem Leiter des Customer Care sind die gleichen Ursachen verhaltensbezogener Widerstände vorzufinden, wie beim Kommunikationskanal, da beim Absatzkanal die Informations- und Kontaktfunktion gleichermaßen ausgeübt wird.770 Gegenüber Leitern anderer Absatzkanäle finden sich unter den folgenden Umständen klassische Zielkonflikte, die sich als Kanalkonflikte manifestieren. Bei einem bereits bestehenden Direktvertriebskanal ist der eigene Vertrieb betroffen (interner Kanalkonflikt), bei indirekten Kanälen hingegen Intermediäre (externer Kanalkonflikt).771 Bei ersteren treten insbesondere dann Kanalkonflikte auf, wenn der Absatzkanal Internet als Profit-Center betrieben wird und somit eine direkte Konkurrenz für andere Kanäle darstellt, die um ihre Umsätze fürchten. Ähnliches gilt auch für Kanalkonflikte mit Intermediären, für die der neue (direkte) Kanal eine Bedrohung ihrer Umsätze und damit verbundenen Machtposition gegenüber dem Herstellerunternehmen darstellt. 770 771 Vgl. Seite 204f. Vgl. Kap. 3.4.2.1. 210 Die Marketingleitung bzw. der Managing Director in Ländergesellschaften international tätiger Konzerne können sich gegen eine Implementierung der E-Commerce-Funktionalität in ihren Ländergesellschaften aussprechen. Dies ist insbesondere in denjenigen Branchen der Fall, deren E-Commerce-Umsätze noch relativ gering sind. Bei den betroffenen Marketingleitern bzw. Managing Directors liegt eine Mischung aus einem zu geringen Glauben an Erfolg und einer damit einhergehenden Befürchtung einer negativen Erreichung individueller Ziele vor. Sie fürchten, dass sich die Investition in E-Commerce-Aktivitäten als „Flop“ erweist. Für Mitarbeiter im Customer Care gelten dieselben Ursachen verhaltensbezogener Implementierungswiderstände wie beim Kommunikationskanal. Mitarbeiter im Vertrieb sehen sich direkt vom Absatzkanal Internet bedroht, wenn der Kanal als Profit-Center betrieben wird und die Umsätze über diesen Kanal nicht den bestehenden Kanälen zugute kommen sondern diese im Gegenteil kannibalisieren (Nullsummenspiel). 4.5.2. Ermittlung struktureller Implementierungslücken und -barrieren Die im Rahmen der Expertengespräche ermittelten strukturellen Aspekte der Implementierung des Kanals Internet lassen sich in aus der Implementierungsliteratur bekannten Dimensionen verdichten.772 In Abbildung 38 sind diese Dimensionen mitsamt ihren zentralen Faktoren im Überblick dargestellt. Die Dimensionen bzw. deren Faktoren werden in unterschiedlichem Ausmaß von den drei Internetkanaltypen tangiert. Hierbei existieren wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Dimensionen und ihren Ausprägungen sowie zwischen den vielfältig auftretenden verhaltensbezogenen Implementierungsaspekten. 772 Vgl. Kap. 2.2.2.2. 211 Aufbauorganisation Funktionale Verantwortung für Internetkanalaktivitäten Organisationale Stellung des E-Business Ablauforganisation Prozessdokumentation Operative Detailplanung Planung von Detailprozessen Organisationale Eigenverantwortung des E-Business IT-Systeme Anschaffungkosten neuer IT-Systeme Integration neuer ITSysteme in bestehende Systemlandschaften Konsolidierung von ITSystemen Kosten der Pflege von ITSystemen Prozessintegration Prozessautomatisierung Informationsmanagement Dimensionen und Faktoren der strukturellen Implementierung des Kanals Internet Anreiz- und Allokationssysteme Datensammlung Datenanalyse Informationsnutzung Sonstiges Komplexität des Leistungsangebots Ausschöpfung des Marktpotenzials im B-to-BMarkt Abbildung 38: Dimensionsen und Faktoren der strukturellen Implementierungsdimension des Kanals Internet (Quelle: eigene Darstellung) Im Rahmen der Dimension der Aufbauorganisation ist es von Bedeutung für die Implementierung, welche Funktionseinheit die führende Rolle bei der Implementierung des Internetkanals übernimmt. In der Anfangsphase der kommerziellen Nutzung des Internet nahmen insbesondere IT-nahe Bereiche diese Funktion wahr. Auch heute findet man noch vereinzelt derartige Verantwortlichkeiten, obwohl die damit verbundenen Nachteile in Bezug auf die Kundenorientierung bei der Ausgestaltung des Internetkanals bekannt sind. Sie können durch vermehrten Einsatz von in höherem Ausmaß marktorientierten Personen vermieden werden. Von wichtiger Bedeutung ist auch die Stellung des E-Business in der aufbauorganisatorischen Hierarchie. Hierbei spielt insbesondere die organisationale Stellung im Vergleich zu anderen Kommunikationskanälen (im Fall des Internetkanaltyps des Kommunikationska- 212 nals) bzw. zu anderen Absatzkanälen (im Fall des Internetkanaltyps des Absatzkanals) eine zentrale Rolle. Aufgrund der machtpolitisch schwächeren Position in Bezug auf Verteilungs- und Zielkonflikte mit den betreffenden Funktionalbereichen773 erweist sich eine diesen Funktionalbereichen untergeordnete Stellung als hemmend für die Implementierung des Kanals Internet. Sowohl beim Kommunikationskanaltyp als auch beim Absatzkanaltyp ist dies dann von Nachteil, wenn Interessenkonflikte mit der Marketingkommunikation und dem Customer Care auftreten.774 Der Aspekt der organisational verankerten Eigenverantwortung betrifft den Absatzkanaltyp, wenn dieser als Profit-Center agiert. Diese Organisationsform hat zentrale Nachteile hinsichtlich der Koordination bzw. Kooperation zwischen einzelnen Profit-Centern775, zwischen denen i.d.R. Ziel- bzw. Verteilungskonflikte zu verzeichnen sind.776 Eng mit der organisational verankerten Eigenverantwortung als Profit-Center verknüpft ist auch der ablauforganisatorische Aspekt der Prozessintegration. Dieser betrifft die funktionale Einbindung anderer Funktionalbereiche, die zur Leistungserstellung des Kanals Internet benötigt werden. Hierbei sind insbesondere die funktionsübergreifende Zusammenarbeit und damit die Gestaltung von Schnittstellen zu diesen Funktionalbereichen von zentraler Bedeutung. Auch hier wird der enge Bezug zur Ausgestaltung von Anreizsystemen und verhaltensbezogenen Implementierungsbarrieren offensichtlich. Die Aussagen der Experten haben ergeben, dass die Erfassung von detaillierten Prozessabläufen dann aufwändig ist, wenn mangelnde Prozessdokumentationen vorliegen. Dies ist in Dienstleistungsbranchen in höherem Maß der Fall als in Industriebranchen.777 Dies wirkt sich somit hemmend auf die Prozessautomatisierung und mögliche Effizienzsteigerungen aus. Es betrifft sowohl die Externalisierung von Services an Endkunden mittels E-SelfServices als auch de Automatisierung von Prozessabläufen im Back-End. In Bezug auf IT-Systeme sind neben den hohen Anschaffungskosten insbesondere die Kosten für die Pflege von IT-Systemen eine zentrale Effizienzbarriere. Wesentliche Ressourcen 773 774 775 776 777 Vgl. Kap. 4.3. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Staehle 1999, S. 744. Vgl. hierzu die Ausführungen in Kap. 3.4.2.1. und 3.4.3.2. Welte, Expertengespräch Pidas AG. 213 werden auch bei der Integration von neuen Systemen in bestehende Systemlandschaften gebunden, wenn zwischen diesen und den bestehenden Systemen nicht-standardisierte, maßgeschneiderte Schnittstellen geschaffen werden müssen. Erheblichen Aufwand verursacht auch die Konsolidierung von IT-Systemen. Sie wird u.a. dann erforderlich, wenn Daten, die in mehreren Systemen (und ggfs. sogar mehrfach) abgelegt sind, in eine zentrale Datenbank überführt werden sollen. Das ist beispielsweise bei der Implementierung eines Content Management Systems der Fall. Der hierfür erforderliche Aufwand kann in Abhängigkeit von der Komplexität der vorhandenen IT-Infrastruktur von vorneherein zum Scheitern eines solchen Projekts führen.778 Dies betrifft alle Internetkanaltypen, am meisten jedoch den CRMKanaltyp, weil hier eine extensive Nutzung von Kundendaten und –informationen erforderlich ist. Hierfür müssen alle Kundendaten in einer Kundendatenbank zusammengeführt werden und alle Kanäle an diese Datenbank angeschlossen werden, so dass relevante Informationen über sämtliche Kanäle hinweg verfügbar sind. Hiermit eng verknüpft ist der Aspekt des Informationsmanagements, der im Wesentlichen den CRM-Kanaltyp betrifft. Bereits die Datensammlung kann Schwierigkeiten bereiten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Kundenkontaktmitarbeiter Nachteile dadurch befürchten, dass sie Kundendaten anderen Abteilungen und Personen zugänglich machen (müssen). Auch hier wird der enge Bezug zur Ausgestaltung von Anreizsystemen offensichtlich. Besondere Schwierigkeiten sind hinsichtlich der Datenanalyse zu verzeichnen.779 Vielfach existieren allenfalls rudimentäre Modelle, wie Daten zu relevanten und nutzenstiftenden Informationen zu verknüpfen sind. Auch die Nutzung von Informationen wird bei der Implementierung tangiert. Hierbei spielen insbesondere der Grad der Offenheit der Kultur der Informationsnutzung im Unternehmen sowie die Definition der Rechte und Pflichten im Rahmen der Informationsnutzung eine zentrale Rolle.780 Wie bereits mehrfach angeklungen ist, ist die Ausgestaltung von Anreizsystemen von besonderer Bedeutung für die Implementierung des Kanals Internet. Mangelnde Anreize können zu Konflikten führen, die eine Beteiligung anderer Funktionalbereiche an der Leistungserstellung erschweren. Dies ist beispielsweise bei der Erstellung von geeignetem Con- 778 779 780 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Day 2000b, S. 14f.; Meffert 2000b, S. 15; Weiber/Krämer 2000, S. 154f. Vgl. Kap. 3.5.2. 214 tent für die Web-Site durch die Abteilung Marketingkommunikation oder der Adoption eines Absatzkanals durch Kunden mittels der aktiven Unterstützung der Außendienstmitarbeiter der Fall. In Bezug auf die Ausgestaltung des Allokationssystems bzw. der Budgetzuweisung bestehen Interdependenzen mit der aufbauorganisatorischen Dimension. Hierbei ist die Fragestellung relevant, ob der Funktionalbereich E-Business über eigene Budgets für die Erstellung der einzelnen Leistungen verfügt, oder ihm ein Teil eines übergeordneten Budgets zugewiesen wird (z.B. im Rahmen der Marketingkommunikation). Aufgrund erforderlicher Abstimmungen und evtl. auftretender Zielkonflikte kann sich das jedoch hemmend auf die Aktivitäten des E-Business auswirken.781 Des Weiteren spielt bei der Implementierung des Kanals Internet auch die operative Detailplanung eine wichtige Rolle. Hierbei wirkt es sich negativ aus, wenn systematische Mängel in der Planung von Anbieterprozessen auftreten, z.B. im Kontaktmanagement782 oder dem Management von Kundeninteraktionen.783 Es sind weitere implementierungsrelevante Aspekte zu verzeichnen, die nicht eindeutig einer Dimension zugeordnet werden konnten. Auf den Erfolg des Absatzkanaltypus wirkt es sich hemmend aus, wenn kein geeignetes, für den E-Commerce zugeschnittenes Leistungsangebot besteht. Dies ist beispielsweise bei einer hohen Komplexität der Leistungen784 der Fall, oder wenn Produkte erklärungsbedürftig sind.785 (Hilti, Verkauf von Versicherungen online). Weiterhin sind bestehende Verträge mit B-to-B-Kunden zu nennen, welche das Marktpotenzial des B-to-B-E-Commerce einschränken.786 781 782 783 784 785 786 Berutto, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Vgl. Kap. 3.3.2.4. Vgl. Kap. 3.5.2. Bretthauer, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Warren, Expertengespräch Hilti AG; Vuyk, Expertengespräch Helsana AG. Vgl. Kap. 3.4.2.1. 215 4.6. Auswahl geeigneter Implementierungsmaßnahmen (6. Schritt): Generelle Gestal- tungsempfehlungen und typenspezifische Schwerpunkte 4.6.1. Grundlagen In den vorangehenden Kapiteln wurde gezeigt, wie eine systematische Analyse der Ursachen von strukturellen und verhaltensbezogenen Implementierungslücken und -barrieren sowie ihrer Ursachen vorgenommen wird. Hierbei wurde deutlich, dass verhaltensbezogene und strukturelle Implementierungsaspekte häufig in einem engen Zusammenhang zueinander stehen. Verhaltensbezogene Implementierungmaßnahmen stellen oftmals die Basis für die Schließung struktureller Implementierungslücken bzw. der Überwindung struktureller Barrieren dar. Während verhaltensbezogene Widerstandsursachen generalisiert werden können und daraus konkrete Implementierungsmaßnahmen für den Kommunikationskanaltypus und den Absatzkanaltypus abgeleitet werden können, trifft dies auf die strukturelle Ebene nicht zu. Hierfür ist insbesondere die hohe Heterogenität struktureller Implementierungsaspekte verantwortlich.787 Außerdem manifestieren sich strukturelle Implementierungsaspekte oftmals in Implementierungslücken, die geschlossen werden müssen, z.B. durch die Implementierung eines noch nicht eingeführten Content Management Systems. Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich somit auf Maßnahmen der Beeinflussung verhaltensbezogener Implementierungsaspekte. Auf Basis der von Guth/MacMillan identifizierten Ursachen für verhaltensbezogene Implementierungswiderstände und durch die Integration weiterer geeigneter Ansätze wird im Folgenden gezeigt, welche Maßnahmen beim Vorliegen einer der drei Ursachen verhaltensbezogener Widerstände grundsätzlich dazu geeignet sind, die Widerstände abzubauen. Im Weiteren wird gezeigt, welche Maßnahmen situationsspezifisch für den jeweiligen Internetkanaltyp besonders geeignet sind. Hierfür wird die bereits bekannte Segmentierung der betroffenen Organisationsmitglieder übernommen.788 Einen Überblick über die grundsätzlichen Maßnahmen liefert Tabelle 7. 787 788 Vgl. Kap. 4.5.2. Vgl. Kap. 4.5.1. 216 Widerstandsursache Negative individuel- Kein Glaube an Er- Überforderung le Zielerreichung folg Maßnahmen — — — — — Tabelle 7: Überzeugung Zwang Anreize Verpflichtung Einbindung — — — Kommunikation/ Information Erwartungsmanagement Auseinander- setzen mit Argumenten — — — Selbstbewusstsein stärken Zusätzliche Ressourcen Schulung Widerstandsursachen und Maßnahmen (Quelle: MacMillan 1978, zitiert nach Guth/MacMillan 1986, S. 324) 789 Für den Erfolg der Maßnahmen ist es wesentlich, dass die Diagnose der Ursachen des Verhaltens, genauer gesagt der Zielstruktur der betroffenen Manager, die „wahren“ Ursachen zutage fördert. Eine falsche Diagnose zieht ungeeignete Implementierungsmaßnahmen nach sich.790 4.6.1.1. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache „negative individuelle Zielerreichung“ Betroffene Individuen kommen insbesondere dann zum Schluss, dass ihre individuelle Zielerreichung aufgrund eines beabsichtigten bzw. zu implementierenden Konzepts negativ beeinträchtigt wird, wenn sie einen Verlust von Einflusspotenzialen bzw. Macht, Prestige, Einkommen oder gar des Arbeitsplatzes befürchten.791 Zentral ist dabei nicht die reale Bedrohung, sondern deren Befürchtung durch das Individuum.792 Wenn von der Implementie- 789 790 791 792 Vgl. außerdem den Vergleich verschiedener Implementierungstaktiken bei Cespedes/Piercy 1996, S. 146 sowie die dabei zitierten Quellen. Die Anwendung verschiedener Implementierungstaktiken lässt sich als Beeinflussungsaufgabe beschreiben. Vgl. hierzu auch Zalezinik/Moment 1964 S. 475ff.; zitiert nach Böhnisch 1979, S. 120. Guth/MacMillan 1986, S. 325. Staehle 1999, S. 859 spricht in diesem Zusammenhang von ökonomischen und/oder sozial-psychologischen Ängsten. Klöter 1997, S. 83. 217 rung des Kanals Internet betroffene Manager somit zu der Überzeugung gelangen, dass die Implementierung des Kanals Internet die Verfolgung ihrer individuellen Ziele behindert, dann resultieren daraus i.d.R. Konflikte mit der E-Business-Leitung. In Abhängigkeit von der relativen Durchsetzungsfähigkeit (bzw. der Orientierung an den eigenen Zielen) und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit (bzw. der Orientierung an den Zielen anderer) sind unterschiedliche Möglichkeiten zur Konflikthandhabung zu unterscheiden, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen (vgl. Abbildung 39). Aus Sicht des E-BusinessManagers sind negative Ergebnisse, wie sie bei der Konfliktvermeidung bzw. der Anpassung an die Interessen anderer auftritt, zu vermeiden. Somit rücken insbesondere Maßnahmen der gemeinsamen Problemlösung, der Kompromissschließung sowie Zwangsmaßnahmen ins Zentrum der Betrachtungen. Bereitschaft zur Zusammenarbeit / Orientierung an den Zielen anderer 2 Anpassung hoch 3 Gemeinsame Problemlösung Lose-Win Win-Win 4 Kompromiss gering Lose-Lose 1 Vermeidung gering Win-Lose 5 Zwang hoch Relative Durchsetzungsfähigkeit / Orientierung an den eigene Zielen Abbildung 39: Handhabung von Konflikten (Quelle: In Anlehnung an Thomas 1976, S. 889-935 und von Rosenstiel 2003, S. 308) 218 Gemeinsame Problemlösung/Kompromiss Im Rahmen einer gemeinsamen Problemlösung bzw. der Kompromissschließung stehen insbesondere Überzeugungsmaßnahmen, Maßnahmen der Verpflichtung, der Schaffung von geeigneten Anreizen und der Einbindung zur Verfügung. Überzeugungsmaßnahmen basieren auf dem Aufzeigen von Vorteilen, die betroffene Manager vorher nicht gesehen haben, die mittels einer Übermittlung geeigneter Informationen vonstatten geht.793 Der Austausch von Informationen zwischen Personen erfolgt im Rahmen von Kommunikationsprozessen. Aus sozialpsychologischer Sicht stellt die Kommunikation außerdem ein soziales Phänomen dar, das mit Wechselwirkungen zwischen den Kommunizierenden verbunden ist.794 Sie fungiert somit auch als Instrument zwischenmenschlicher Beeinflussung mit dem Ziel einer Verhaltensänderung bei den durch die Implementierung betroffenen Managern.795 Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Informationen. Primäre Informationen betreffen das zu behandelnde Thema. Hierbei stehen Sachlichkeit, Logik der Argumente und Fachwissen im Vordergrund. Sekundäre Informationen umfassen darüber hinaus die Übermittlung von Informationen über Eigenschaften des Informationslieferanten, also seiner Motive, Ziele, Bedürfnisse, Machtgrundlagen etc. In einer konkreten Beeinflussungssituation werden primäre und sekundäre Informationen häufig gleichzeitig – mit jeweils unterschiedlichen Anteilen – dargeboten. Bei Überzeugungsmaßnahmen überwiegt die Darbietung primärer Informationen, während bei Zwangsmaßnahmen der Anteil der sekundären Informationen relativ höher ausfällt. Man unterscheidet Primärinformationen in faktische, wertende und präskriptive Informationen. Faktische Informationen dienen der sachlichen Beschreibung eines Konzepts. Wertende Informationen beinhalten Stellungnahmen des implementierenden Managers. Präskriptive Informationen enthalten an den Betroffenen herangetragene Verhaltensaufforderungen. In der Realität sind diese Elemente meist miteinander verbunden, wobei jedoch das subjek793 794 795 Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Nutt 1986, S. 249, der bei der Hinzunahme von Experten im Rahmen der Implementierungstaktik der Überzeugung Inhalts- von Prozessexperten, sowie interne und externe Experten unterscheidet. Gebert 1992, Sp. 1110f. Vgl. zu weiteren Details zur Verhaltensänderung von Individuen die Ausführungen bei Böhnisch 1979, S. 127f. und die dort angegebenen Quellen. 219 tive Empfinden des Informationsempfängers für den Charakter der Information ausschlaggebend ist. Im Folgenden werden wesentliche Informationsinhalte dargestellt, die im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet zur Anwendung kommen können, sowie das primäre Ziel ihrer Vermittlung. Informationsinhalte Primäres Ziel 1. Informationen zur funktionalen Begrün- Erhöhung des Problemverständnisses von dung der Notwendigkeit der Implemen- Betroffenen tierung des Kanals Internet 2. Informationen über den potenziellen Weckung des Verständnisses für den TeilEndzustand und das damit verbundene beitrag des von der Implementierung BetrofGesamtziel des Implementierungsprozes- fenen ses 3. Sachliche Informationen über den Imp- Vermittlung des notwendigen Fachwissens lementierungsgegenstand bzw. das Implementierungsvorgehen 4. Informationen zur Präzisierung operatio- Verdeutlichung spezifischer Rollenanfordenaler Teilziele, um Zwischen- oder Un- rungen an den einzelnen Betroffenen terziele zu formulieren 5. Informationen über mögliche Folgen der Objektivierung der Antizipation von KonseImplementierung quenzen 6. Informationen, die eine Stellungnahme des Betroffenen zum Implementierungsgegenstand bzw. Implementierungsprozess enthalten Tabelle 8: Vergleich der Wertprämissen des Betroffenen mit den eigenen und gegebenenfalls Veränderung der Wertprämissen des Betroffenen Informationsinhalte im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet und primäres Ziel ihrer Vermittlung (Quelle: Böhnisch 1979, S. 129) Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang einerseits die Art und Reihenfolge der Argumentation sowie andererseits die Formulierung der als Entscheidungsprämissen zu übernehmenden Schlussfolgerungen.796 Hinsichtlich der Art und Reihenfolge der Argumen- 796 Vgl. Böhnisch 1979, S. 130 und die dort angegebenen Quellen. 220 tation unterscheidet man zwischen ein- und zweiseitiger Argumentation. Im ersten Fall gibt der beeinflussende Manager lediglich solche Informationen preis, die das von ihm intendierte Ziel stützen. Im zweiten Fall werden auch gegenteilige Standpunkte miteinbezogen. Hierbei ist in Abhängigkeit von der Aufgabe, der Situation und von Persönlichkeitsspezifika zu unterscheiden, ob es vorteilhafter ist, zuerst die eigene Position darzulegen, um sich anschließend Gegenargumenten zuzuwenden, oder ob das umgekehrte Vorgehen erfolgversprechender ist. Schlussfolgerungen aus einem Kommunikationsprozess können explizit oder implizit übermittelt werden. Bei expliziter Übermittlung leitet der Beeinflussende die Folgerungen selbst ab. Bei impliziter Übermittlung bleibt es dem zu Beeinflussenden überlassen, aus den präsentierten faktischen und wertenden Informationen eigene Schlüsse zu ziehen. Auch hier sind situative Spezifika ausschlaggebend.797 Basierend auf dem Prinzip der Reziprozität können Organisationsmitglieder mittels der Maßnahme der Verpflichtung dazu bewegt werden, die Implementierung des Kanals Internet zu akzeptieren und zu unterstützen. Die Anwendung dieser Maßnahme ist vom Vorhandensein in der Vergangenheit erbrachter wesentlicher Gefälligkeiten abhängig, für die man eine Gegenleistung erwartet. Menschen führen Handlungen dann bewusst aus, wenn das Aufwand-Nutzen-Verhältnis aus ihrer subjektiven Sicht in einer für sie günstigen Relation steht. Anreize stellen einen Bestandteil der wahrgenommenen Situation dar, die Motive aktivieren.798 Wenn die durch Anreize motivierte Person ihre Bedürfnisse befriedigt hat, führt dies zu Zufriedenheit. Anreize wirken interindividuell verschieden, da sich das Anspruchsniveau und die Motivstruktur der Individuen unterscheiden. Geeignete Anreize tragen dazu bei, den Nutzen zu erhöhen und somit das Aufwand-Nutzen-Verhältnis im Hinblick auf die individuelle Zielerreichung zu verbessern. Die Schaffung von (zusätzlichen) Anreizen hat im Kontext der Implementierung des Kanals Internet das Ziel, die Valenz der erwarteten Ergebnisse in Bezug auf die Implementierung für die betroffenen Manager zu erhöhen. Man unterscheidet monetäre von nichtmonetären Anreizen. Unter monetäre Anreize fallen die direkte Entlohnung, Erfolgsbeteiligungen, betriebliche Sozialleistungen etc. Nichtmonetäre Anreize umfassen 797 798 Böhnisch 1979, S. 130. Vgl. Kap. 2.2.2.1. 221 die soziale Kommunikation, die Gruppenmitgliedschaft, die Führung, die Arbeitszeit- und Pausenregelung, den Arbeitsinhalt, die Arbeitplatzgestaltung, die Personalentwicklung und Aufstiegsmöglichkeiten.799 Schließlich steht noch die Partizipation an bzw. Einbindung in die Erarbeitung von Detailkonzepten zur Verfügung. Unter Partizipation ist „die Beteiligung von Mitarbeitern an der Willensbildung einer hierarchisch höheren Ebene der Organisation“800 zu verstehen. Unter dem Begriff der Einbindung soll die Beteiligung von nicht untergeordneten Funktionseinheiten an der Planung bzw. Implementierung beschrieben werden. Zwang Zwang basiert auf der Wirkung sozialer Macht und ist mit der Übermittlung sekundärer Informationen verbunden. Der zu Beeinflussende soll dazu bewegt werden, Primärinformationen zu akzeptieren. Entsprechende Implementierungstaktiken stellen Drohungen, Versprechungen, die Schaffung vollendeter Tatsachen, Autorisierung und Überredung dar. Der Einsatz dieser Implementierungstaktik erfordert, dass geeignete Machtgrundlagen zur Verfügung stehen.801 Hierbei ist die subjektive Einschätzung der Machtgrundlagen durch den Beeinflusser ausschlaggebend.802 Neben den Machtgrundlagen ist der Erfolg der genannten Taktiken jedoch auch von der Geschicklichkeit des Einsatzes der verfügbaren Machtgrundlagen, der hinter einem solchen Machteinsatz verborgenen Motivation, den subjektiv prognostizierten Erfolgsaussichten und der damit verbundenen Einschätzung der Opportunitätskosten verbunden.803 Der Machtausübende verfügt aus Sicht des Machtunterworfenen über positive oder negative Verstärkungen (Belohnung oder Bestrafung), die der Machtunterworfene zu erlangen bzw. zu vermeiden trachtet. Sowohl positive wie auch negative Verstärkungen führen zu einer Senkung der Valenz von Alternativen, um somit die Wahrnehmung 799 800 801 802 803 Hentze 1990, S. 51. Hill et al. 1974, S. 235; zitiert nach Böhnisch 1979, S. 159. In Abhängigkeit vom inhaltlichen Umfang der Partizipation, welche sich auf die Entwicklung eines Lösungsrahmens oder konkreter Lösungsinhalte beziehen kann, sowie dem Ausmaß der Partizipation der Stakeholder, wobei eine teilweise sowie eine vollkommene Partizipation unterschieden werden, ergeben sich verschiedene Arten der Partizipation (Nutt 1986, S. 246). Böhnisch 1979, S. 128f. und die dort angegebenen Quellen. Böhnisch 1979, S. 138. Böhnisch 1979, S. 139; vgl. hierzu auch von der Oelsnitz 1999, S. 190 sowie die dort angegebenen Quellen. 222 der Valenz des gewünschten, zu implementierenden Konzepts zu erhöhen. In der betriebswirtschaftlichen Literatur werden fünf Machtbasen unterschieden. Grundsätzlich sind Zwangsmaßnahmen unter der Voraussetzung des Vorhandenseins geeigneter Machtgrundlagen804 sowohl bei vertikalen wie auch horizontalen Konflikten einsetzbar.805 4.6.1.2. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache „kein Glaube an Erfolg“ Wenn Organisationsmitglieder nicht daran glauben, dass der Kanal Internet bzw. dessen Implementierung erfolgreich sein wird, stellt sich zunächst die Frage nach dem Grund dieser Annahme. Dass Manager nicht an den Erfolg des Kanals Internet glauben, kann darauf zurückzuführen sein, dass ihre Erwartungen in der Vergangenheit enttäuscht wurden und sie darauf basierend ihre Erwartungen reduziert haben, bis hin zu einem übertriebenen Pessimismus hinsichtlich der Nutzenpotenziale des Kanals Internet.806 Unter solchen Umständen gewinnt die Rolle des Managements von Erwartungen eine zentrale Bedeutung.807 Zusätzlich ist zu analysieren, ob mangelhafte Informationen über die mit dem Kanal Internet verfolgten Ziele und die Implementierung des Kanals (Barriere des „Nicht-Kennens“) eine Ursache für den mangelnden Glauben an Erfolg darstellen. Wenn dies der Fall ist, muss der E-Business-Manager seine Informationsfunktion wahrnehmen, und bei den Betroffenen Transparenz über die Ziele, Teilziele und Auswirkungen der Implementierung des Kanals Internet mittels (verstärkter) kommunikativer Aktivitäten schaffen.808 Betroffene Manager können jedoch – unter der Voraussetzung der Darbietung geeigneter Informationen – weiterhin der Meinung sein, dass der Implementierungsgegenstand bzw. 804 805 806 807 808 Vgl. zur Unterscheidung verschiedener Machtbasen in der betriebswirtschaftlichen Literatur Böhnisch 1979, S. 140 und die dort angegebenen Quellen. Vgl. zu Details und zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser Einteilung Böhnisch 1979, S. 140ff. und die dort angegebenen Quellen. Von der Oelsnitz 1999, S. 180. Vgl. Kap. 1.1. Simkin 2002, S. 123. Vgl. Böhnisch 1979, S. 120. 223 das Implementierungsvorgehen nicht erfolgreich sein wird. In einem solchen Fall sind die vermuteten Gründe für die Annahme des Misserfolgs in Erfahrung zu bringen. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Erfassung von Hinweisen darüber, welche Aspekte in Bezug auf die Konzeption bzw. die Implementierung geändert werden sollten, um mittels eines Internetkanaltyps einen höheren Erfolg zu verbuchen.809 4.6.1.3. Maßnahmen zur Überwindung der Widerstandsursache „Überforderung“ Wenn Betroffene aufgrund ihrer bisherigen Ausbildung und Kenntnisse Vorbehalte gegenüber Veränderungen aufbauen und befürchten, den neuen Anforderungen nicht gewachsen zu sein, sind Widerstände zu erwarten. Verstärkt wird dies durch die Koppelung der Bezahlung an die Produktivität.810 Wenn sich Organisationsmitglieder nicht dazu in der Lage sehen, die für sie aus der Implementierung eines Konzepts erwachsenden Anforderungen zu erfüllen („Können“), sind vom E-Business-Manager im Rahmen der von ihm auszuübenden Unterstützungsfunktion811 insbesondere die folgenden Maßnahmen in Betracht zu ziehen:812 ⎯ Stärkung des Selbstbewusstseins der Betroffenen, insbesondere durch moralische Unterstützung und Ermutigung, so daß sie dazu in der Lage sind, das von ihnen Erforderte zu erbringen. Erfolgreiches bzw. gewünschtes Agieren der Betroffenen ist umgehend positiv zu verstärken. ⎯ Bereitstellung zusätzlicher unterstützender Ressourcen, z.B. weiterer Mitarbeiter und/oder externer Berater.813 809 810 811 812 813 Guth/MacMillan 1986, S. 322f. Ansoff/McDonnell 1990, S. 408; Häfelfinger 1996, S. 5; vgl. a. Klöter 1997, S. 80ff. Vgl. zum Begriff der „Unterstützungsfunktion“ Böhnisch 1979, S. 120 und die dort angegebenen Quellen. Guth/MacMillan 1986, S. 322. Das Hinzuziehen von externen Beratern ist als anforderungssenkende Maßnahme jedoch als vorübergehende Lösung zu betrachten, die durch niveausteigernde Maßnahmen (Stärkung des Selbstbewusstseins, Schulung, Personalentwicklung) flankiert werden sollte (Lingenfelder 1990, S. 221; zitiert nach Hilker 1993, S. 132). 224 ⎯ Konzeption und Durchführung von Schulungsmaßnahmen, falls neue Fähigkeiten erforderlich sind bzw. neue Kenntnisse zu vermitteln sind. 4.6.2. Typenübergreifende Implementierungsmaßnahmen Typenübergreifend ist es eine zentrale Aufgabe, den Glauben an den Erfolg des Kanals Internet bei den budgetverantwortlichen Vorgesetzten zu stärken und den eigenen Handlungsspielraum einerseits in finanzieller Sicht abzusichern bzw. zu erweitern sowie sich der Unterstützung von Top-Managern zu versichern, wenn Zielkonflikte mit anderen Abteilungsleitern nicht direkt beizulegen sind. Da die Unterstützung des Top-Managements insbesondere vom Glauben an den Erfolg des Kanals Internet abhängt, stehen Maßnahmen zum Ausbau des Erfolgs, seiner Messung und der Kommunikation des Erfolgs im Zentrum. In Abhängigkeit von der zeitlichen Realisierbarkeit der Maßnahmen sind die folgenden kurzfristig bis hin zu eher langfristig zu verwirklichenden Maßnahmen zu erkennen: ⎯ Regelmäßige Kommunikation von Aktivitäten und Erfolgen ⎯ Management von Erwartungen, beispielsweise mittels einer dezidierten Planung sowie dem Setzen konservativ-realistischer Zielsetzungen814 ⎯ Verstärkte Berücksichtigung der Erfolgsmessung durch Verbesserung des EPerformance-Measurement, sowohl hinsichtlich quantitativer Messgrößen und qualitativer Argumentationslinien815 ⎯ Schaffung von Voraussetzungen zur Erhöhung des Erfolgs durch aktive Beseitigung von Effektivitäts- und Effizienzbarrieren 814 815 Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kap. 4.6.1.1. Vgl. hierzu die Ausführungen in den Kap. 3.3.3.1. und 3.4.3. 225 4.6.3. Typenspezifische Implementierungsmaßnahmen Wie bei der Analyse der strukturellen Implementierungslücken und verhaltensbezogenen Implementierungswiderstände erfolgt bei der Darstellung typenspezifischer Implementierungsmaßnahmen eine Beschränkung auf die Internetkanaltypen des Kommunikationskanals und des Absatzkanals, da hinsichtlich des CRM-Kanaltyps noch zu wenig gesicherte Erfahrungen vorhanden sind. 4.6.3.1. Kommunikationskanaltypus Vorgesetzte Wenn Vorgesetzte dem Kommunikationskanal Internet im Rahmen der Marktbearbeitung eine relativ geringe Bedeutung zumessen, dann kann dies auf enttäuschte Erwartungen oder unzureichende Informationen zurückzuführen sein. Grundlegende Ansatzpunkte zur Verbesserung der Wahrnehmung durch Vorgesetzte betreffen somit ein geeignetes Erwartungsmanagement und eine regelmäßige Berichterstattung an Vorgesetzte, gegebenenfalls sogar an die Geschäftsführung. Des Weiteren sind Vorgesetzte vom Nutzen des Kanals zu überzeugen. Hierfür sind neben quantitativen Kenngrößen auch qualitative Argumente hinzuziehen, mittels derer aufgezeigt wird, welche (Teil-)Rolle das Internet im Kaufprozess spielt.816 Außerdem kann die zunehmende allgemeine Nutzung des Internet – insbesondere hinsichtlich der Informationsfunktion – als Argument für die zunehmende Rolle des Kommunikationskanals Internet herangezogen werden. Diese Maßnahmen können jedoch nur in Kombination mit Maßnahmen zielführend sein, welche ein permanentes Audit der Attraktivität des Kanals mittels internen und externen Feedbacks zum Ziel haben. Das Audit muss eine Optimierung von inhaltlichen und formalen Aspekten des Kommunikationskanals anstreben. Des Weiteren sind hierzu auch Maß816 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kap. 3.3.3.1. 226 nahmen der Professionalisierung des Kontaktmanagement zu berücksichtigen, um den komplementären Nutzen für andere, verkaufsorientierte Kanäle als komplementärer Kanal zu festigen.817 Leiter betroffener Abteilungen Da die betreffenden Personen meist in der Organisationshierarchie auf gleicher bzw. höherer Ebene angesiedelt sind, ist die Ausübung eines direkten Zwangs nur unter besonders günstigen Umständen möglich. Es kann jedoch versucht werden, indirekt über die Einschaltung von übergeordneten Hierarchieebenen Zwang auszuüben, um die Bereitschaft an der Beteiligung bei der Leistungserstellung des Kommunikationskanals zu fördern. Des Weiteren kommen Maßnahmen der Überzeugung, Verpflichtung, der Gestaltung von Anreizen sowie der Beteiligung an Detailausarbeitungen in Betracht. Leiter Marketing-Kommunikation Es sind Zielkonflikte zu verzeichnen, wenn sich die Kompetenzen der Erfüllung von kommunikationspolitischen Aufgaben überschneiden und die Verantwortung und die Budgets für die Aufgaben der internetbezogenen Marketingkommunikation nicht klar zugewiesen sind. Die Integration der Contenterstellung des Kommunikationskanals Internet in bestehende Prozesse des Funktionalbereichs der Marketingkommunikation erbringt einerseits durch die Vermeidung der Mehrfacherstellung von Content Effizienzvorteile, andererseits durch die Spezialisierung Effektivitätsvorteile. Wenn die Marketingkommunikation Schwächen in Bezug auf die Erstellung von zielgruppen- bzw. bedürfnisspezifischen Inhalten aufweist, sind eigene Initiativen durch das E-Business zu ergreifen und in Kooperation mit der Marketingkommunikation zu erstellen. Um möglichst eine Win-Win-Situation bzw. zumindest einen Kompromiss zu erreichen ist eine gemeinsame Problemlösung anzustreben. Dies erfordert nicht nur vom Leiter des Funktionalbereichs Marketing-Kommunikation sondern auch vom Leiter des E-Business die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Wichtig ist hierbei insbesondere die Zuteilung entsprechender Budgets für die ausführende Abteilung. Zusätzlich können auch Zwangsmaßnahmen über die Einschaltung von Vorgesetzten notwendig werden, um zu unterstreichen, welche Bedeutung qualitativ hochwertige Inhalte und die In817 Vgl. Kap. 3.3.3.3. 227 tegration sämtlicher Marketingkommunikationsaktivitäten für die Präsentation des Unternehmens nach außen haben. Leiter Customer Care Eine negative Zielerreichung beim Leiter der Abteilung Customer Care ist dann zu erwarten, wenn er eine “Kannibalisierung” des von ihm verantworteten Kommunikationskanals durch den neuen Internetkanal befürchtet. Hierbei handelt es sich somit um einen Ziel- und Verteilungskonflikt. Eine Konfliktvermeidung bzw. eine Anpassung ist dann nicht sinnvoll, wenn die Qualität der Kundenbearbeitung nicht hinreichend gesichert ist. Das bezieht sich auf Antwortzeiten und die Zufriedenheit der Kunden. Aus Sicht des E-Business ist auch eine unzureichende Umschichtung von Kundenkontakten zugunsten des günstigeren Kommunikationskanals Internet durch mangelnde Aktivitäten des Kundenkontaktpersonals zu vermeiden. Im Rahmen einer gemeinsamen Problemlösung bzw. eines Kompromisses sind geeignete Überzeugungsmaßnahmen zu erbringen, um eine Umschichtung von Kundenkontakten auf den (günstigeren) Kanal Internet zu vollbringen. Ein wesentliches Argument ist dabei, dass Kunden bzw. Interessenten auf der Suche nach Standardinformationen zunehmend auf den Internetkanal zurückgreifen sollen, was durch eine aktive Steuerung der Kanalverlagerung begünstigt wird. Dadurch soll für Kundenkontaktmitarbeiter Kapazität für qualitativ höherwertige Beratung und damit für das Unternehmen nutzenstiftendere Aufgaben geschaffen werden. Falls die genannten Maßnahmen nicht greifen, erweist sich die Ausübung von indirektem Zwang über Vorgesetzte als besonders wirkungsvoll. Vorgesetzte sind davon zu überzeugen, Änderungen der Zielvereinbarungen mit dem Leiter der Abteilung Customer Care vorzunehmen, um in seinem Funktionsbereich – der üblicherweise als Service Center organisiert ist – eine Kostensenkung zu erwirken. Durch den Zwang zur Kosteneinsparung kann die Leitung der Abteilung Customer Care nicht umhin, aktiv die Verlagerung von Kundenkontakten auf den Kommunikationskanal Internet zu unterstützen und somit die Zusammenarbeit mit der E-Business-Leitung zu suchen. Daran anknüpfend kann eine aktive Zusam- 228 menarbeit genutzt werden, um an dem gemeinsamen Ziel der Verlagerung von Kunden auf den Kommunikationskanal Internet zu arbeiten. Leiter Vertrieb bzw. Verkaufsagentur Bei Vertriebs- bzw. Verkaufsagenturleitern ist dann eine negative Zielerreichung zu verzeichnen, wenn dem Aufwand der Bearbeitung von E-Mail-Kontakten durch die Vertriebsmitarbeiter ein relativ geringer Nutzen in Form eines geringen Verkaufspotenzials gegenübersteht. In solchen Fällen ist insbesondere Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Vertriebsleiter bzw. Verkaufsagenturleiter ist davon zu überzeugen, dass geeignete Maßnahmen der Professionalisierung des Kontaktmanagements zu einer Win-Win-Situation führen. Während es das Ziel der E-Business-Abteilung sein muss, eine Erhöhung der Quantität und der Qualität der Kundenkontakte zu erwirken, ist eine aktive Mitarbeit der Vertriebs- bzw. Verkaufsagenturleiter hinsichtlich der Kontrollmaßnahmen erforderlich.818 Mitarbeiter Marketingkommunikation Die Erreichung individueller Ziele kann bei Mitarbeitern der Abteilung Marketingkommunikation negativ sein, wenn sie zusätzliche Aufgaben im Rahmen der Marketingkommunikation zu bewältigen haben. Hierbei sind in Abhängigkeit von der Verteilung von Budgets für die zusätzlichen Aufgaben ggfs. neue Mitarbeiter einzustellen bzw. Druck durch den Leiter der Marketingkommunikation auszuüben. Die E-Business-Leitung kann hier versuchen, mit geeigneten Maßnahmen der Beteiligung verhaltensbezogenen Barrieren entgegenzuwirken. Hierbei ist neben gemeinsamen Sitzungen auch an emotionalisierend-motivierende Kommunikationsmaßnahmen zu denken (z.B. im Rahmen von Präsentationen), welche die Faszination für das neue Medium und dessen Möglichkeiten vermittelt. 818 Vgl. hierzu Kap. 3.3.3.3. 229 Mitarbeiter Kundenkontaktmanagement Wenn die Erreichung individueller Ziele aus Sicht der Mitarbeiter im Kundenkontaktmanagement negativ ausfällt, sind gemeinsam mit dem Leiter Customer Care Zwangsmaßnahmen zu eruieren. Besonders geeignet ist hierbei eine geänderte Zielsetzung, die Mitarbeiter dazu „zwingt“, sich aktiv um einen Kanalwechsel (eines Teils) ihrer Kunden zu bemühen, damit sie ihre Ziele erreichen können. Ähnlich wie bei den Mitarbeitern der Marketingkommunikation können auch hier emotionalisierend-motivierende Kommunikationsmaßnahmen hilfreich sein. Um einer Überforderung der Mitarbeiter durch besser informierte Interessenten entgegenzuwirken, sind geeignete Schulungsmaßnahmen zu ergreifen. Diese dienen zunächst der Information der Mitarbeiter darüber, die Breite und Tiefe der auf dem Kommunikationskanal Internet vermittelten Informationen zu liefern. Darüber hinaus sind auch Schulungsmaßnahmen erforderlich, welche eine Erhöhung der Qualifikation der Kundenkontaktmitarbeiter zum Ziel haben. Kundenkontaktmitarbeiter sollen ihren Kunden über das Internet hinausgehende, höherwertige Informationen anbieten können. Mitarbeiter Vertrieb bzw. Verkaufsagentur Um Barrieren bei Vertriebsmitarbeitern zu senken, ist insbesondere eine Erhöhung der Qualität der E-Mail-Anfragen durch geeignete Maßnahmen im E-Business zu erwirken, um dem Eindruck einer negativen Zielerreichung entgegenzuwirken.819 Zusätzlich sollten Kontrollmaßnahmen durch den Vertriebs- bzw. Verkaufsagenturleiter sicherstellen, dass die Qualität und die Ergebnisse der Kontaktaufnahme seiner Mitarbeiter sich im Rahmen der Erwartungen bzw. Zielvereinbarungen befinden. Gesamtunternehmen Um dem Eindruck eines ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses in Unternehmen entgegenzuwirken und die Akzeptanz zu erhöhen, sind insbesondere informierende Kommunika- 819 Vgl. Kap. 3.3.3.3. 230 tionsmaßnahmen zu ergreifen, welche insbesondere die Vermittlung von (Teil-) Efolgen zum Inhalt haben. 4.6.3.2. Absatzkanaltypus Vorgesetzte Ein mangelnder Glaube an Erfolg ist beim Absatzkanaltypus nicht so stark ausgeprägt wie beim Kommunikationskanaltypus, da durch den E-Commerce Umsätze generiert werden. Vor allem in den Branchen Luftfahrtindustrie und im Einzelhandel werden bereits heute hohe Umsätze erzielt. Problematischer ist dies bei Unternehmen, die noch relativ geringe Umsätze im E-Commerce aufweisen, wie dies bei jenen der Industriegüterbranche häufiger der Fall ist. Hier sind angemessene Überzeugungsmaßnahmen sowie ein geeignetes Erwartungsmanagement erforderlich.820 Leiter Customer Care und Marketingkommunikation In Bezug auf Leiter des Bereichs Customer Care sind dieselben Maßnahmen zu empfehlen, wie beim Kommunikationskanaltypus.821 Mit Leitern des Bereichs Marketingkommunikation sind Verteilungskonflikte zu verzeichnen, wenn um eine Aufteilung des Budgets für Aktivitäten der Marketingkommunikation zwischen Marketingkommunikation und E-Business gerungen wird. Da Kommunikationsmaßnahmen über Online-Kanäle i.d.R. nur einen relativ geringen Teil der gesamten Marketingkommunikation ausmachen, ist das E-Business hier in einer relativ schwachen Position. Hier sind vor allem Überzeugungsmaßnahmen zu ergreifen, um die Vorzüge von Online-Kommunikationsaktivitäten hervorzuheben.822 820 821 Vgl. hierzu Kap. 4.6.3.1. Vgl. Kap. 4.6.3.1. 231 Leiter anderer Absatzkanäle Verteilungskonflikte mit Leitern anderer Absatzkanäle sind besonders häufig zu verzeichnen, wenn der Absatzkanal Internet als Profit-Center organisiert ist und Umsatzzugewinne im Internet zulasten anderer Absatzkanäle gehen (Nullsummenspiel). Interne Absatzkanalkonflikte sind dann nicht zu verzeichnen, wenn der Absatzkanal Internet nicht als Profit-Center betrieben wird und die anderen Absatzkanäle keine Umsatzeinbussen zu erwarten haben. Bei manchen Unternehmen stellt der Absatzkanal Internet den ersten direkten Absatzkanal dar, womit interne Verteilungskonflikte entfallen.823 In anderen Unternehmen ist hingegen eine Konkurrenz der Kanäle zu verzeichnen. Hier ist die Unterstützung der Führungskräfte besonders wichtig. Weiterhin ist es zentral, Möglichkeiten der Optimierung der Initiierung von Online-Käufen und des Kaufvorgangs voll auszuschöpfen, um die (zunehmende) Bedeutung des Online-Kanals zu untermauern. Intermediäre Externe Kanalkonflikte mit Intermediären stellen Verteilungskonflikte dar. In der Regel ist die relative Umsatzbedeutung des Absatzkanals Internet noch gering. Damit haben Intermediäre noch auf absehbare Zeit eine hohe Marktmacht. Es sind allenfalls Kompromisslösungen anzustreben, so dass die Preisvorteile des Kanals Internet zumindest zum Teil dazu genutzt werden können, Online-Käufe zu initiieren.824 Kanalkonflikte mit Intermediären werden dann gemildert oder beseitigt, wenn sich die Konkurrenzsituation verlagert. Dies ist dann der Fall, wenn andere Intermediäre den eigenen Intermediären im E-Commerce Konkurrenz machen. Der Marktdruck zwingt Intermediäre somit dazu, aktiv auf die „Herausforderung“ des Internet und die Entwicklung des neuen Absatzkanals zu reagieren. 822 823 824 Vgl. Kap. 3.4.3.3. Vgl. Kap. 3.4.3.2. Vgl. Kap. 3.4.3.4. 232 Mit zunehmender Bedeutung des Absatzkanals Internet nimmt auch die relative Machtposition gegenüber Intermediären zu. Dies stärkt grundsätzlich die Machtposition in Verhandlungen. Neben dem Ziel der Erringung von Kompromisslösungen nimmt die Bereitschaft im E-Business somit tendenziell zu, Konfrontationen mit Intermediären zu riskieren, um die für das E-Business gesteckten Ziele zum Kanalwechsel erreichen zu können.825 Marketingleiter bzw. Managing Director in Ländergesellschaften Marketingleiter bzw. Managing Directors in Ländergesellschaften international agierender Konzerne fürchten durch die Bewilligung zusätzlicher Budgets für ihre E-BusinessAbteilung zur Implementierung des E-Commerce eine negative Erreichung ihrer individuellen Ziele. Hier sind insbesondere Überzeugungsmaßnahmen zu ergreifen sowie eine enge Zusammenarbeit anzustreben. Hier muss eine Darlegung der Vorteile grundsätzlich von der Nutzenstiftung des E-Commerce überzeugen, idealerweise mittels (interner) Best-PracticeBeispiele. Mitarbeiter Vertrieb/Verkauf Bei Mitarbeitern im Vertrieb bzw. Verkauf bestehen klassische Zielkonflikte bzw. Verteilungskonflikte aufgrund einer negativen Zielerreichung durch die zu erwartende Konkurrenz durch den neuen Kanal. In solchen Fällen sind Überzeugungs- und Kommunikationsmaßnahmen wenig erfolgversprechend, wenn nicht gleichzeitig die Anreizsysteme geändert werden. Wenn der Absatzkanal Internet auf Dauer nur als unterstützender Kanal die bisherigen Kanäle ergänzen soll, erscheint es sinnvoll, den Kanal nicht als Profit Center zu betreiben. Internetumsätze werden dann auch nicht als globale Umsätze verbucht werden, sondern werden (zumindest teilweise) bestehenden Absatzkanälen gutgeschrieben. 825 Vgl. Kap. 3.4.3.2. 233 4.7. Analyse der Implementierungsfähigkeiten des verantwortlichen E-Business- Managers (7. Schritt) Eine zentrale Rolle beim (Miss-)Erfolg des Kanals Internet nimmt der verantwortliche EBusiness-Manager ein, da er in der Regel sowohl die konzeptionelle Ausgestaltung des Kanals Internet als auch dessen Implementierung verantwortet.826 Er ist somit als Organisationsgestalter einer Vielzahl vermeintlicher und tatsächlicher Begrenzungen seines Handlungsspielraums ausgesetzt.827 Diese beruhen auf der individuellen Wahrnehmung des Unternehmenskontextes, der Unternehmensstruktur, des Verhaltens anderer Organisationsmitglieder und der Effektivität und Effizienz eines Unternehmens.828 Wie in den vorhergehenden Kapiteln detailliert erläutert wurde, werden Implementierungsspielräume einerseits durch die Einflussnahme von Individuen mit unterschiedlichen Interessen beschränkt, womit verhaltensbezogene Implementierungs-widerstände adressiert werden. Andererseits sind aber auch die strukturellen Grenzen organisatorischer Gestaltung zu berücksichtigen, welche den Handlungsspielraum zusätzlich einengen können.829 Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Einrichtung oder Anpassung der erforderlichen IT-Infrastruktur mit hohem Aufwand verbunden ist. Das menschliche Verhalten wird von der Wahrnehmung von situativen (begünstigenden oder hemmenden äußeren) Umständen, vom persönlichen Können, individuellen Wollen und dem sozialen Dürfen und Sollen bestimmt.830 Von diesen Faktoren hängt somit auch die Beeinflussung des Erfolgs des Kanals Internet und die Überwindung struktureller und verhaltensbezogener Implementierungslücken und –barrieren durch den verantwortlichen EBusiness-Manager ab. Der E-Business-Manager muss versuchen, das Verhalten anderer Organisationsmitglieder und externer Personen so zu beeinflussen, dass sie seine Zielerreichung bestmöglich unterstützen. Er muss dazu in der Lage sein, strukturelle Implementie- 826 827 828 829 830 Vgl. von der Oelsnitz 1999, S. 56f. zu einer kritischen Darstellung von Forschungsarbeiten, die sich der Ermittlung von Anforderungen an die Fähigkeiten von Führungskräften im Rahmen einer Strategieimplementierung widmen. Vgl. Staehle 1999, S. 55f. Vgl. Staehle 1999, S. 59. Vgl. Kap. 1.5.1. und Kap. 2.2.3. Vgl. Kap. 2.2.2.1. Hier erfolgt somit eine analytische Trennung zwischen Merkmalen der Person (Wollen, Können) und der jeweiligen Situation (situative Ermöglichung, soziales Dürfen und Sollen), die in der Realität oftmals verflochten sind, so dass eine eindeutige Trennung nicht immer möglich ist. Vgl. von Rosenstiel 2003, S. 148. 234 rungslücken zu schließen sowie das Entstehen verhaltensbezogener Implementierungsbarrieren von vorneherein zu verhindern oder zumindest ihr Ausmaß zu verringern. Hierfür sind im Hinblick auf das „Können“ die Qualifikationen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen des E-Business-Managers von Bedeutung.831 Im Hinblick auf das „Wollen“ bzw. die Motivation des verantwortlichen E-Business-Managers ist die Deutung von Wahrnehmungen (Attribution) von besonderer Bedeutung.832 Sie spielt im Zusammenhang mit dem Erfolg bzw. Misserfolg der Implementierung des Kanals Internet und insbesondere in Bezug auf den Umgang des verantwortlichen E-Business-Managers mit Implementierungslücken und –widerständen eine bedeutende Rolle: Wenn er dazu tendiert, extern kontrolliert zu sein, wird er gemäß des Konzepts des Locus of Control im Extremfall Implementierungslücken und –widerstände als gegeben hinnehmen und keine bzw. nur unzureichende Versuche dahingehend unternehmen, sie zu schließen bzw. zu überwinden. Ein in hohem Ausmaß intern kontrollierter E-Business-Manager wird hingegen mit höherer Wahrscheinlichkeit versuchen, Implementierungslücken zu schließen und Implementierungsbarrieren mittels seines eigenen Verhaltens zu beeinflussen und zu überwinden. In Übereinstimmung mit grundlegenden Erkenntnissen der Literatur zur Marketingimplementierung sowie den im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnissen aus der explorativen empirischen Forschung wird deutlich, dass verantwortliche E-Business-Manager insbesondere über Interaktionsfähigkeiten sowie die Fähigkeit zu Aufbau und Nutzung von Netzwerken verfügen müssen, um die Implementierung des Kanals Internet voranzutreiben und somit dem Kanal Internet zu größerem Erfolg zu verhelfen. 831 832 Vgl. Kap. 2.2.2.1. Vgl. zu Details Kap. 2.2.2.1. 235 4.7.1. Adoption verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Forschung zur Marketingimplementierung Die bislang umfassendste Analyse der Qualifikationen des Marketing-Managers, die zur erfolgreichen Implementierung von Marketingaktivitäten und somit zur Erreichung seiner Ziele erforderlich ist, stammt von Bonoma.833 Nach Bonoma setzen Manager ihre Qualifikationen834 dazu ein, um strukturelle Mängel zu überwinden und ihre Marketingaufgaben auszuführen.835 Manager und ihre Qualifikationen beeinflussen in hohem Ausmaß die Marketingqualität.836 Bonoma identifiziert vier Fähigkeiten, welche die Qualifikation des Marketing-Managers besonders prägen. Dies sind die Interaktions-, die Allokations-, die Organisations- und die Überwachungsfähigkeit. Unter der Interaktionsfähigkeit subsumiert Bonoma die Fähigkeit, das eigene Verhalten und das von anderen Personen zu steuern. Im Marketing geht es primär darum, Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu beeinflussen. Firmenintern müssen Vorgesetzte, Gleichgestellte und Untergebene in Bezug auf die Erreichung der eigenen Ziele beeinflusst werden. Außerhalb des Unternehmens ist der Marketingmanager mit einer Vielzahl von Dienstleistern – z.B. Werbeagenturen, Beratern, IT-Spezialisten – konfrontiert, wobei jeder seine eigenen Ziele verfolgt und andere Prioritäten setzt. Wesentlich sind hierbei der Umgang mit anderen Personen und der Einsatz von Macht, Einfühlungsvermögen, Praxisbezogenheit und Eigeninitiative. Die Fähigkeit der Allokation betrifft die Verteilung von Zeit, Menschen und finanziellen Mitteln auf die anfallenden Aufgaben hinsichtlich ihres erwarteten Potenzials bzw. Zielbeitrags. Mittels Überwachungsfähigkeiten kompensieren Manager Mängel in betrieblichen Informations- und Kontrollsystemen, indem sie durch ihre Beobachtungsgabe in der Lage sind, die zur erfolgreichen Ausführung ihrer Aufgaben wesentli833 834 835 Seine Erkenntnisse werden u.a. auch in namhaften Marketinglehrbüchern (vgl. Kotler 2002, S. 683; Bagozzi et al. 2000, S. 1197) und Journal-Publikationen zur Marketing-Implementierung (Vgl. Cespedes/Piercy 1996, S. 150f.) zitiert. Während Bonoma noch teilweise Bezug auf verhaltenswissenschaftliche Grundlagen nimmt, ist dies bei den Forschungsarbeiten anderer Autoren meist in geringerem Maß der Fall. Bonoma verwendet im Originaltext den Begriff “Skills”, der sowohl als „Fertigkeit“, „Eignung“, „Geschicklichkeit“ als auch mit „Qualifikation“ übersetzt werden kann. Die Übersetzung als „Qualifikation“ erscheint vor dem Hintergrund der Definition dieses Begriffs hierbei am geeignetsten. Vgl. Kap. 2.2.2.1. Bonoma/Crittenden 1988, S. 7f.; Bonoma 1985, S. 34. 236 chen Informationen zu erfassen. Unter der Fähigkeit zur Organisation beschreibt Bonoma schließlich die Fähigkeit zur Knüpfung informeller Netzwerke, so dass zur Lösung von Problemen die Hilfe von internen oder externen Personen hinzugezogen wird.837 Im folgenden Kapitel wird anhand der Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis gezeigt, dass im Hinblick auf eine erfolgreiche Implementierung des Kanals Internet insbesondere die Interaktionsfähigkeit und die Organisationsfähigkeit von zentraler Bedeutung sind. Bonoma identifiziert drei wesentliche Einflussfaktoren auf die Interaktionsfähigkeit. Dies stellt erstens eine starke individuelle Motivation838 dar, zweitens das Interesse zur Analyse menschlicher Verhaltensweisen innerhalb und außerhalb des Unternehmens und drittens das Verständnis der sozialen Realität. Wie bereits dargestellt, stellt die Motivation ein Zusammenspiel der Charakteristika einer Person mit spezifischen Motiven einer Situation dar.839 Die Motivation begünstigende intrapersonale Faktoren betreffen insbesondere die Überzeugung, dass Eigeninitiative, Leistung und Belohnung miteinander verbunden sind. Intern attribuierende Personen glauben, dass sie ihr Schicksal selbst bestimmen können und selbst dafür verantwortlich sind. Extern attribuierende Menschen hingegen sind der Meinung, dass Glück, Schicksal und andere „äußere“ Steuerungsmechanismen ihr Leben in hohem Ausmaß beeinflussen, und dass sie selbst einen geringen Einfluss darauf haben.840 Einen weiteren zentralen Einflussfaktor der Interaktionsfähigkeit stellt das Interesse zur Analyse menschlicher Verhaltensweisen dar. Manager müssen versuchen, die Implementierung des Kanals Internet aus dem Blickwinkel betroffener Organisations-mitglieder zu beurteilen und einschätzen, welche positiven und insbesondere negativen Erwartungen die Betreffenden hegen.841 Zentral ist hierbei die Überzeugung, dass derjenige, der die Dynamik der Antriebskräfte bei einem anderen Menschen versteht, diese zum beidseitigen persönlichen Nutzen, zu Gunsten des Unternehmens und insbesondere zur Bewältigung der gegebe836 837 838 839 840 841 Bonoma 1985, S. 114. Bonoma 1985, S. 35ff., 117ff. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Böhnisch 1979, S. 121. Vgl. Kap. 2.2.2.1. Vgl. Kap. 2.2.2.1. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Böhnisch 1979, S. 121. 237 nen Aufgaben steuern kann. Laut Bonoma beobachten „[..] gute Praktiker das Verhalten ihrer Mitmenschen intensiv […]; sie sind immer neugierig auf die und interessiert an den Verhaltensweisen anderer.“842 Dabei stellen sie insbesondere die folgenden drei Fragen über das Verhalten und die Handelnden:843 1. Was wollen sie? 2. Wie sehen sie die Dinge? 3. Wie groß ist ihr Einfluss? Der dritte Einflussfaktor auf die Interaktionsfähigkeit hängt eng mit dem Interesse an der Analyse menschlicher Verhaltensweisen zusammen und stellt das Verständnis der sozialen Realität bzw. das Wissen um die Beschaffenheit zwischenmenschlicher Beziehungen dar. Hierbei betont Bonoma das Erkennen und Akzeptieren der Reziprozität sozialer Austauschprozesse. Interaktionsfähige Manager analysieren die Motive ihrer Mitmenschen und versuchen, für beide Interaktionspartner vorteilhafte Austauschprozesse herbeizuführen.844 Bonoma fasst dies zugespitzt folgendermaßen zusammen: „Diejenigen, die die Austauschtheorie befürworteten und ihre eigenen Mitarbeiter und Kollegen wie ihre Kunden behandelten, waren erfolgreich. Diejenigen, die weder ihre Kunden noch ihre Kollegen verstanden, hatten selbst bei der Durchführung der einfachsten Marketingaktionen große Probleme.“845 Belz/Senn betonen in diesem Zusammenhang die Rolle des Mitarbeiter-NutzenManagements. Sie verstehen darunter die aktive Gestaltung des Mitarbeiternutzens. Zwang alleine ist demnach für eine erfolgreiche Implementierung nicht ausreichend. Vielmehr ist es zielführend, betroffene Mitarbeiter auch zu motivieren.846 Eine wichtige Rolle kommt neben der rationalen Nutzenvermittlung auch der emotionalen Führung bei der Implementierung zu, um die Akzeptanz betroffener Mitarbeiter zu gewinnen.847 „Emotionen steuern unser Verhalten nachhaltig; deshalb gilt es, den ganzen Menschen in den Führungsprozess 842 843 844 845 846 847 Bonoma 1986, S. 190. Bonoma 1986, S. 190. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Guth/MacMillan 1986, S. 325. Bonoma 1986, S. 193. Belz/Senn 1997, S. 49f. Belz/Senn 1997, S. 48f. 238 einzubeziehen.“848 Goleman spricht in diesem Zusammenhang von emotionaler Intelligenz.849 Die zentralen Komponenten der emotionalen Intelligenz bestehen in der Fähigkeit zur emotionalen Selbstwahrnehmung, dem Umgang und der Nutzung eigener Emotionen, dem Deuten der Emotionen anderer (Empathie) sowie der Fähigkeit zum Umgang mit Beziehungen.850 Sashittal/Wilemon betonen, dass erfolgreich implementierende Manager die Fähigkeit besitzen müssen, anderen zuzuhören und eine unterstützende Haltung gegenüber Teammitgliedern einzunehmen.851 Unter der Organisationsfähigkeit subsumiert Bonoma die Fähigkeit, informelle Netzwerke zu knüpfen und diese im Hinblick auf die eigenen Zielsetzungen zu nutzen, indem gezielt Informationen von Personen des Netzwerks ermittelt werden.852 Zentral ist es hierbei, dass die Netzwerke einerseits immer der spezifischen Aufgabe gemäß angepasst und umgebildet werden. Andererseits beruht der Informationsaustausch in einem funktionierenden Netzwerk auf dem Prinzip der Reziprozität einer auf Austausch orientierten Beziehung, also dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung.853 Sashittal/Wilemon ergänzen dies dadurch, dass durch informellen Informationsaustausch eine Kultur geschaffen werden soll, die sich durch Klarheit, Kreativität, Initiative und Fehlertoleranz auszeichnet.854 Sahittal/Wilemon streichen außerdem die Bedeutung der Fähigkeit zu strategischem Denken heraus.855 Belz/Senn sprechen darüber hinaus von der Fähigkeit zur agilen Marketingrealisierung. Verantwortliche sollten nicht die Perfektion von Konzepten anstreben, sondern ausgehend von einem (notwendigerweise) unvollständigen Konzept und Implementierungslücken sowohl Anpassungen im Konzept als auch in der Realisierung vornehmen, wenn dies aufgrund veränderter Markt- und Umfelddynamik erforderlich ist.856 848 849 850 851 852 853 854 855 856 Belz/Senn 1997, S. 52. Goleman 1996. Belz/Senn 1997, S. 53. Sashittal/Wilemon 1996, S. 14. Vgl. a. Sashittal/Wilemon 1996, S. 14. Bonoma 1986, S. 223ff. Sashittal/Wilemon 1996, S. 14. Sashittal/Wilemon 1996, S. 14. Belz/Senn 1997, S. 42ff.; Sashittal/Wilemon 1996, S. 14 239 4.7.2. Anforderungen an den verantwortlichen E-Business-Manager Wie gezeigt wurde, sind sowohl der „neue“ Kanal Internet – im Hinblick auf beide bereits verwirklichten Typen des Kommunikationskanals sowie des Absatzkanals – als auch das EBusiness als Funktionalbereich in der Regel noch nicht vollständig etabliert:857 — „Wir müssen immer noch überzeugen, die Akzeptanz ist noch nicht vollständig vorhanden.“858 Vielmehr stellt es den Regelfall dar, dass bei beiden genannten Typen noch vielfältige verhaltensbezogene und strukturelle Implementierungslücken und –barrieren existieren. Die Akzeptanzbarrieren sind tendenziell beim Kommunikationskanaltyp höher, weil mit dem Kanal noch vielfach der Makel der „Geldverschwendung“ assoziiert wird. Das ist dadurch zu begründen, dass zwar die Kosten eindeutig bestimmbar sind, jedoch der (monetäre) Nutzen vielfach nur ansatzweise belegt werden kann. Den Expertengesprächen war zu entnehmen, dass ein E-Business-Manager kein (reiner) ITSpezialist sein sollte. Er sollte vielmehr eine betriebswirtschaftliche Ausbildung vorweisen, bei gleichzeitig überdurchschnittlicher Affinität zur Informatik auf Basis eines grundlegenden Informatik-Fachwissens.859 Die im Rahmen der Forschungsarbeit geführten Expertengespräche stellen auf Basis der Ausführungen des Kapitels 4.7.1. dar, welche Fähigkeiten und Verhaltensweisen E-Business-Manager als wichtig erachten, um die Implementierung des Kanals erfolgreich voranzutreiben. Die dabei ermittelten Fähigkeiten lassen sich der von Bonoma identifizierten Interaktionsfähigkeit und der Organisationsfähigkeit zuordnen.860 857 858 859 860 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Vgl. Kap. 4.6.4.1. 240 Interaktionsfähigkeit Eine zentrale Fähigkeit besteht darin, „Marketing für sich und seine Arbeit machen zu können.“861 Dies unterstreicht die Wichtigkeit der internen Kommunikation und Überzeugung von der Arbeit und den Ergebnissen der E-Business-Abteilung. Als erstes Ziel ist somit festzuhalten, dass mittels kommunikativer Aktivitäten einerseits der interne Bekanntheitsgrad des Kanals Internet und der darauf enthaltenen vielfältigen Applikationen zu erhöhen ist.862 Andererseits ist die Bildung interner Akzeptanz zu unterstützen: — „Wichtig ist, dass man eine interne Lobby hat [..] Sonst hat man keine Chance.“863 Die Erfolge sind sowohl im gesamten Unternehmen als auch insbesondere gegenüber Vorgesetzten zu kommunizieren.864 Von besonderer Bedeutung ist es natürlich, dass man bei der Geschäftsleitung regelmäßig präsentiert, und somit „[..] bei den richtigen Personen die richtigen Nachrichten deponiert [..]“865, insbesondere natürlich bei den Führungskräften, welche Budgets verantworten.866 Dies stellt die Basis für Akzeptanz und die Beibehaltung bzw. Erhöhung des Gestaltungsspielraums im E-Business dar. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Kommunikation von Erfolg in Form geeigneter Kennzahlen, um sich einen Spielraum für zukünftige Aktivitäten zu verschaffen: „[..] es zählen nicht Erlebnisse, sondern Ergebnisse [..] Nur wenn die Ergebnisse stimmen, gibt es Weiterentwicklung.“867 Die argumentative Vermittlung des Nutzens des Kanals Internet ist von zentraler Bedeutung, nicht nur für den Kunden, sondern insbesondere für das Unternehmen bzw. für betroffene Abteilungen.868 861 862 863 864 865 866 867 868 Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd.; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Booth, Expertengespräch Hilti AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Rapaic-Buncic, Expertengespräch Orange Communications SA. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. 241 Hierbei wird die zentrale Rolle der Fähigkeit der Überzeugungskraft und kommunikativer Fähigkeiten deutlich.869 „Wenn man den Kanal Internet erfolgreich betreiben möchte, besteht ein großer Teil der Arbeit aus Überzeugungsarbeit.“870 Um zu überzeugen, ist Glaubwürdigkeit von besonderer Bedeutung.871 Hierbei spielt auch die Fähigkeit, sich auf unterschiedlichen Führungsebenen gewandt bewegen zu können, eine zentrale Rolle.872 Weiterhin wird betont, dass auch die Vermittlung von Emotionen bei der Implementierung eine wichtige Rolle spielt873: „Wir leben Internet. Das spürt man. Das spüren auch die Menschen. […] Und da steckt unser Herzblut drin. […] Man muss versuchen, die Leute zu motivieren, und ihnen Freude daran zu vermitteln.“874 Des Weiteren müssen E-Business-Verantwortliche Beratungskompetenz aufweisen, um die Mitarbeiter anderer Funktionalbereiche dabei kompetent zu beraten, wenn diese das Internet für ihre Zwecke nutzen wollen, z.B. für Online-Kommunikationsmaßnahmen.875 Beratungskompetenz und Überzeugungskraft sind auch dann gefordert, wenn die zentrale E-BusinessAbteilung in Großkonzernen die E-Business-Abteilungen von Ländergesellschaften überzeugen muss, dass wesentliche Aufgabenbereiche – z.B. die Entwicklung neuer E-ServicesApplikationen – zentral gesteuert wird.876 Eine zentrale Rolle spielt auch die Zusammenarbeit mit denjenigen Personen aus der ITAbteilung, die für die technische Umsetzung des Kanals Internet verantwortlich sind sowie mit externen Dienstleistern. Es ist wichtig, Spezialisten zum richtigen Zeitpunkt mit einzubeziehen, insbesondere (externe) IT-Spezialisten, die das erforderliche Fachwissen aufweisen.877 869 870 871 872 873 874 875 876 877 Groenen, Expertengespräch Quelle AG; van Rijn, Expertengespräch Microsoft GmbH; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Taglinger, Expertengespräch Microsoft EMEA (1). Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Vgl. hierzu auch Belz/Senn 1997, S. 52ff. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. Warren/Booth, Expertengespräch Hilti AG; Druzovic, Expertengespräch Daimler-Chrysler AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. 242 E-Business-Manager müssen die ökonomischen Zielsetzungen und Anforderungen so “übersetzen”, dass Organisationsmitglieder der IT-Abteilung sie verstehen.878 Wichtig ist somit die Fähigkeit, sich mit IT-Spezialisten zielgerichtet zu verständigen: — — — „Die Schnittstelle mit der IT ist ein zentraler Punkt“879 „Man muss die Business Requirements so dokumentieren, dass die IT versteht, was man möchte.“880 „We have a close relationship with technical people, very close.”881 Zentrale Implikationen im Hinblick auf erforderliche Fähigkeiten des E-Business-Managers birgt auch seine Schnittstellenfunktion zu nicht-technischen Funktionalbereichen, z.B. zu Kunden- und Produktverantwortlichen.882 Hierbei ist die Fähigkeit zur Analyse der Verhaltensweisen und der Zielsetzungen anderer Organisationsteilnehmer gefordert. E-Business-Manager müssen sich in betroffene Fachbereiche hineinversetzen können bzw. ihre Bedürfnisse identifizieren um letztlich ihre Wünsche zu berücksichtigen. Hierzu werden Betroffene in die Planung involviert („Betroffene zu Beteiligten machen“).883 Dies geschieht beispielsweise mittels bestimmter „Rituale“, wie einem gemeinsamen Projekt-Kick-Off, regelmäßigen Meetings, internen Vorträgen etc.884 Den optimalen Fall stellt es dar, wenn man die Interessen anderer Organisationsmitglieder aufgreift und so in seine eigene Konzeption mit einbaut, dass ein Nutzen bzw. Anreiz für die anderen Fachabteilungen entsteht, den Kanal Internet zur Erreichung ihrer eigenen Ziel- 878 879 880 881 882 883 884 Booth, Expertengespräch Hilti AG; Scheuch, Expertengespräch Helsana AG; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Booth, Expertengespräch Hilti AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Warren/Booth, Expertengespräch Hilti AG; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG; Haldimann, Expertengespräch Swiss International Airlines Ltd. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG; Scheuch, Expertengespräch Helsana AG; Memper-Schmid, Expertengespräch Swiss Life AG. Schmitter, Expertengespräch Swisscom Fixnet AG. 243 setzungen zu nutzen, und somit eine klassische „Win-Win-Situation“ entsteht.885 Wenn dies nicht möglich ist, muss man versuchen, zu erwartende Widerstände bei den betroffenen Fachabteilungen – z.B wenn sich die Kostenstruktur im Customer Service aufgrund der abnehmenden Bestellungen per Telefon verschlechtert – zu antizipieren und negative Folgen zu vermeiden bzw. zu mindern.886 Bei nicht zu lösenden Konflikten sind geeignete Eskalationsprozesse zu höheren Führungsebenen zu nutzen.887 Organisationsfähigkeit Es ist für E-Business-Manager zentral, informelle Kontakte mit anderen Abteilungen zu pflegen und sich mittels gezieltem Networking eine Akzeptanzbasis zu schaffen und zu sichern. Man zeigt dadurch Präsenz, kann andere Organisationsteilnehmer bereits vorab in die Konzeption involvieren und vermittelt letztlich damit auch Wissen über Aktivitäten und Erfolge im E-Business an andere Organisationsteilnehmer.888 Weitere Fähigkeiten Weitere wichtige Fähigkeiten betreffen die Fähigkeit zum strategischen Denken.889 Man muss in der Lage sein, die geplante Entwicklung für die nächsten Jahre aufzuzeigen, sowohl in Bezug auf den Ausbau der E-Services für den Kunden, als auch hinsichtlich der erforderlichen IT-Systeme im Back-End, und dies überzeugend vermitteln zu können:890 — „Es geht somit darum, Visionäres zu erkennen, zu verkaufen und in einer politischen Entscheidung durchbringen zu können.“891 Außerdem sind organisatorische Fähigkeiten, eine hinreichende praktische Erfahrung („Training-on-the-Job“) und Offenheit für Neues sowie eine gewisse Risikobereitschaft ge- 885 886 887 888 889 890 891 Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen; Niederhauser, Expertengespräch SBB AG. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im vorangegangenen Kapitel 4.6.4.1. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. 244 fragt.892 Mut zum Risiko ist deshalb erforderlich, da vielfach kaum Erfahrungen hinsichtlich des Erfolgs von (aus Unternehmenssicht) neuartigen E-Services vorhanden sind.893 Dies ist beispielsweise beim Themenfeld des „Mobile Commerce“ der Fall: — — „Es ist unsicher, ob es [Mobile Commerce; Anm. d. Verf.] jemals ein signifikanter Verkaufskanal werden wird. Hier muss man als Fachbereichsverantwortlicher entscheiden, ob man das Geld dafür ausgibt. Dafür muss man sich rechtfertigen, wenn es schief läuft.“894 „Man weiß heutzutage vielfach nicht, wie man es machen sollte, sondern nur, wie man es nicht machen sollte.“895 Zentral ist dabei auch die Fähigkeit, Neues intern auch gegen Widerstände durchzusetzen und den Mut aufzubringen, Investitionen in zukünftige E-Services und in notwendig erachtete IT-Infrastrukturen zu tätigen. Hierbei ist die Bereitschaft wichtig, aus Fehlern lernen zu wollen und zu können.896 Aufgrund der mangelnden Erfahrungen mit neuen Services im EBusiness bleibt dem E-Business-Manager häufig nur die Möglichkeit, mittels der Methode eines Versuch-Irrtums-Problemlösungsprozesses vorzugehen.897 Hierbei ist zu beachten, dass die „Schritte nicht zu groß sein dürfen, damit man keinen zu großen Fehler macht.“898 Diese Ausführungen belegen, dass die Implementierung von E-Business-Initiativen von erfahrenen Managern durchgeführt werden sollte, die auf breiter Ebene respektiert werden. Ihre Erfahrung und Akzeptanz im Unternehmen sollten sie in die Lage versetzen, mikropolitische Maßnahmen zu ergreifen, um auch auf diesem Weg die Akzeptanz des E-Business im Unternehmen zu sichern und verhaltensbedingte Widerstände abzubauen.899 892 893 894 895 896 897 898 899 Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Groenen, Expertengespräch Quelle AG; Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Groenen, Expertengespräch Quelle AG. Louis, Expertengespräch Crédit Suisse AG; Erfert, Expertengespräch Deutsche Lufthansa AG. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Vgl. Staehle 1999, S. 523. Campell, Expertengespräch Winterthur Versicherungen. Podgainy 2001, S. 32. 245 5. Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf 5.1. Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wird aufgezeigt, dass das Potenzial des Kanals Internet in den meisten Unternehmen bislang nur unzureichend genutzt wird und daher der Erfolg des Kanals Internet hinter dem möglichen Erfolgspotenzial zurückbleibt. Wenn Unternehmen den Kanal Internet erfolgreich(er) einsetzen möchten, dann müssen sie sich insbesondere mit den Erfolgsbarrieren und den sie häufig verursachenden Implementierungslücken und Implementierungsbarrieren im eigenen Unternehmen auseinandersetzen. Sie verhindern, dass Unternehmen ihren Internetkanal effektiver und effizienter in der Kundenkontaktsituation einsetzen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, Unternehmen aufzuzeigen, welche Implementierungslücken und –barrieren typischerweise in ihrer jeweiligen Unternehmenssituation auftreten und wie sie damit umgehen können, um den Kanal Internet erfolgreicher einzusetzen. Hierfür werden zunächst theoretisch-konzeptionelle Grundlagen der Nutzung des Internet in Unternehmen und des Implementierungsmanagements erarbeitet (Kapitel 2). Diese münden im darauf folgenden dritten Kapitel in ein provisorisches Framework der Implementierung des Kanals Internet. Dieses dient der empirischen Untersuchung als Grobkonzept. Die empirische Untersuchung bringt drei Internetkanaltypen hervor. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der bereits realisierten Implementierungsstufe bzw. des implementierten Funktionsumfangs des Kanals Internet, der typenspezifisch relativ ähnlichen Implementierungslücken und –barrieren sowie der herangezogenen Implementierungsmaßnahmen. Mit zunehmender Implementierungsstufe und damit auch zunehmendem Funktionsumfang steigen die Anforderungen an das Management der Implementierung des Kanals Internet aufgrund einer zunehmend weitreichenden Integration in bestehende Wertschöpfungsprozesse der Funktionalbereiche Marketingkommunikation, Kunden-kontaktmanagement bzw. Customer Service, Vertriebsmanagement und (Multi-) Cannel-Management. Die untersuchten Unternehmen haben weitgehend erkannt, dass nur der Kern der Implementierung des Kanals Internet technische Aspekte betrifft. Neben weiteren strukturellen Aspekten kommt insbesondere auch verhaltensbezogenen Implementierungsdimensionen und - 246 aspekten eine zentrale Rolle zu. Erstere zielen auf eine gezielte Verbesserung der organisationalen Rahmenbedingungen, um den Kanal Internet erfolgreich zu managen. Letztere zielen auf Aspekte des Individualverhaltens anderer Organisationsmitglieder – insbesondere auf Implementierungswiderstände – und ihre gezielte Beeinflussung. Ziel ist es, die interne Akzeptanz des Kanals Internet zu erhöhen, um damit bessere Ausgangsbedingungen zur erfolgreichen Nutzung des Kanals Internet einerseits sowie für weitere Optimierungsmaßnahmen bzw. Implementierungsschritte andererseits zu schaffen. Bislang fehlt Unternehmen jedoch noch ein Werkzeug, das es ihnen einerseits ermöglicht, systematisch ihre Situation zu analysieren und dabei zentrale Erfolgsbarrieren zu erkennen sowie ihre Ursachen zu analysieren. Diese Lücke füllt das in der vorliegenden Arbeit entwickelte Analyseframework, das eine holistische Analyse der im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet relevanten Implementierungsdimensionen und –faktoren ermöglicht (Kapitel 4). Hierfür wird ein allgemeines Vorgehen der Analyse erarbeitet, mittels dem Unternehmen Implementierungsbarrieren und –lücken innerhalb der einzelnen Implementierungsdimensionen aufdecken können. Im Folgenden werden sowohl konkrete typenspezifische Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, als auch generelle Handlungsempfehlungen gegeben und deren typenspezifische Anwendung verdeutlicht. Eine zentrale Rolle beim Management der Implementierung des Kanals Internet kommt dem Verhalten und den Fähigkeiten des verantwortlichen E-Business-Managers zu. Hiervon ist es in hohem Maß abhängig, ob strukturelle und verhaltensbezogene Implementierungslücken und –barrieren geschlossen bzw. überwunden werden können. Auf Basis von verhaltenswissenschaftlichen Grundlagen, Erkenntnissen der Marketing- und Strategieimplementierung und der Aussagen der befragten E-Business-Experten werden zentrale, den Implementierungserfolg beeinflussende Fähigkeiten identifiziert und als Anforderungen an den verantwortlichen E-Business-Manager konkretisiert. 247 5.2. Kritische Würdigung des Frameworks und weiterer Forschungsbedarf Die vorliegende Arbeit liefert eine erste Untersuchung zum Management der Implementierung des Kanals Internet. Zunächst werden im Rahmen der explorativen Analyse drei Internetkanaltypen identifiziert und detailliert in Bezug auf diejenigen Implementierungslücken und –barrieren beschrieben, die sich negativ auf die Implementierung des Kanals Internet auswirken. Im Weiteren werden konkrete Implementierungsmaßnahmen beschrieben, ein allgemeines Framework zur Analyse der Implementierung des Kanals Internet entworfen, sowie ein Prozessablauf zum Vorgehen bei der Analyse entwickelt. Die folgenden Abschnitte zeigen Ansatzpunkte für weiteren Forschungsbedarf auf. Diese Aspekte können Gegenstand zukünftiger Forschungsprojekte sein. Sie können zum Erkenntnisfortschritt zu einem bislang noch wenig behandelten Thema beitragen. Zunächst werden Aspekte angesprochen, die das Framework und das Vorgehen bei der Analyse im Allgemeinen betreffen. Danach wird auf den weiteren Forschungsbedarf hinsichtlich einzelner Teile des Frameworks eingegangen. Framework der Implementierung und Vorgehensweise bei der Analyse der Implementierung im Allgemeinen Das Framework liefert auf Basis der Analyse der Experteninterviews ein ganzheitlichholistisches und umfassendes Analyseraster der Implementierung des Kanals Internet. Es leistet einerseits einen Überblick über diejenigen strukturellen und verhaltensbezogenen Faktoren, die einen Einfluss auf die Implementierung des Kanals Internet ausüben. Es ist somit als Totalmodell der Implementierung zu verstehen.900 Schließlich ermöglicht es tiefergehende Einblicke in die einzelnen Implementierungsfaktoren, und die Analyse von Implementierungslücken und -barrieren.901 Dieses Framework wird durch ein Ablaufschema zur Analyse der Implementierung ergänzt. In deren Kern steht die Erforschung der Ursachen von Erfolgsbarrieren, Implementierungs- 900 901 Vgl. Kap. 2.2.2. Vgl. Kap. 4.5. 248 lücken und –barrieren. Diese Analyse bildet die Basis zur Ableitung geeigneter Maßnahmen. Weitergehende Forschungsbemühungen sind insbesondere hinsichtlich der folgenden Aspekte erforderlich: ⎯ Überprüfung des Frameworks: Das Framework und die zugrundegelegten Zusammenhänge konnten nicht in der Praxis überprüft werden. Eine Überprüfung könnte ggfs. Modifikationen, Erweiterungen und vertiefende Aspekte zutage fördern. ⎯ Ergänzung um prozessbezogene Aspekte: Das Framework stellt einen statischen Totalansatz der Implementierung des Kanals Internet dar. Zwar wird das Implementierungsframework durch die Erarbeitung eines grundsätzlichen Vorgehens bei der Analyse der Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren ergänzt. Prozessbezogene Aspekte werden im Framework selbst jedoch nicht berücksichtigt. Somit könnte es Gegenstand weiterer Forschung sein zu untersuchen, ob und wie prozessbezogene Aspekte im Framework berücksichtigt und integriert werden können. Typologie/situative Differenzierung Die Typenbildung setzt an unterschiedlichen Implementierungsstufen bzw. den primär genutzten Funktionen des Internetkanals an. Dieser Ansatz ist auch im Nachhinein als geeignet zu bezeichnen, da somit grundsätzliche Anforderungen an alle Unternehmen, welche einen bestimmten Internetkanaltypus verwirklichen, gestellt werden können. Diese Anforderungen werden mit der tatsächlichen Realisierung in Unternehmen verglichen. Dabei können in den untersuchten Unternehmen typenspezifisch ähnliche Erfolgsbarrieren, Implementierungslücken und –barrieren festgestellt werden. Es könnte ggfs. einen fruchtbaren Ansatz darstellen zu erforschen, ob weitere situative Differenzierungen innerhalb der jeweiligen Internetkanaltypen eine noch besser passende Charakterisierung der Implementierungssituation und der zu ergreifenden Maßnahmen ermöglichen würden. 249 Überprüfung der Implementierungsfaktoren auf Vollständigkeit und Relevanz Da zu Beginn des Forschungsprozesses nur sehr vage Vorstellungen über die konkreten Einflussfaktoren auf die Implementierung des Kanals Internet und damit auch auf den Erfolg bzw. Misserfolg des Kanals vorherrschten, werden diese Faktoren explorativ ermittelt. Eine Überprüfung des Frameworks sowie des Analyseprozesses kann im Rahmen der Arbeit nicht geleistet werden. Um die Relevanz der einzelnen Implementierungsfaktoren der jeweiligen Typen zu überprüfen, wäre eine quantitative Untersuchung geeignet. Dabei wäre zu ermitteln, in welchem Ausmaß strukturelle und verhaltensbezogene Implementierungsfaktoren den Erfolg des Kanals Internet beeinflussen. Außerdem könnten hiermit weitergehende Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen strukturellen und verhaltensbezogenen Implementierungsfaktoren gewonnen werden. Implementierungsmaßnahmen Die Anforderung, einen mit „Werkzeugen gefüllten strukturierten Werkzeugkasten mit Handlungsempfehlungen“902 zur Implementierung des Kanals Internet zu liefern, kann nur teilweise umgesetzt werden. Im dritten Kapitel werden auf Basis der Expertenaussagen konkrete Maßnahmen zur Implementierung des Kommunikationskanaltyps und des Absatzkanaltyps dargestellt. Zur Implementierung des CRM-Kanaltyps kann bislang allerdings kaum auf Erfahrungen aus der Praxis zurückgegriffen werden; somit können hier nur rudimentäre Aspekte wiedergegeben werden. In diesem Zusammenhang wäre es hilfreich weiter zu erforschen, welche Wechselwirkungen mit der Implementierung des CRM im Allgemeinen vorherrschen, und mit welchen Implikationen dies für die Implementierung des CRMKanals Internet verbunden ist. Im vierten Kapitel wird der Versuch unternommen, die bestehenden Lösungsansätze zu systematisieren und zu abstrahieren. Ziel ist es, generalisierbare Handlungsanleitungen zu erarbeiten, sowie typenspezifische Besonderheiten darzustellen – beschränkt auf den Kommunikationskanal- und den Absatzkanaltyp. Weiterer Forschungsbedarf ergibt sich somit insbesondere in Bezug auf die Überprüfung der Eignung der Maßnahmen, und einer gegebenenfalls notwendigen Erweiterung und Vertiefung. 902 Vgl. Backhaus 1997, S. 729; vgl. a. Kap. 1.4. 250 Weiterer Forschungsbedarf ergibt sich aufgrund der weiter zu untersuchenden Wechselwirkungen zwischen strukturellen und verhaltensbezogenen Implementierungsmaßnahmen. Zwar kann ermittelt werden, dass verhaltensbezogene Implementierungsmaßnahmen – und hierbei insbesondere Maßnahmen zur Einflussnahme auf Vorgesetzte bzw. das TopManagement – oftmals eine wesentliche Grundlage für die Schließung struktureller Implementierungslücken und Überwindung struktureller Implementierungsbarrieren darstellen. Weitergehende Erkenntnisse können jedoch nicht gewonnen werden. Es könnte somit hilfreich sein, tiefergehender zu ermitteln, welche Maßnahmen in welcher bestimmten Reihenfolge zu ergreifen sind, und in welchem Wechselspiel hierbei strukturelle und verhaltensbezogene Maßnahmen stehen. Fähigkeiten des verantwortlichen E-Business-Managers, Einfluß von Teammitgliedern Die im Rahmen der Implementierung des Kanals Internet als zentral identifizierten Interaktions- und Organisationsfähigkeiten des verantwortlichen E-Business-Managers und ihre jeweiligen Teilaspekte sollten auf Vollständigkeit und Relevanz überprüft werden. Es können keine Hinweise dafür gegeben werden, mittels welchen konkreten Maßnahmen der verantwortliche E-Business-Manager seine Interaktions- und Organisationsfähigkeiten aufbzw. ausbauen kann. Außerdem können keine Hinweise darauf gegeben werden, welchen Einfluss andere Mitglieder des E-Business-Teams auf die Schließung von Implementierungslücken und Überwindung von Implementierungsbarrieren haben. 251 Literaturverzeichnis Ackoff, R. (1988): Management in 52 Lektionen, New York: McGraw-Hill. Ahlert, D. (1992): Distributionspolitik, 2. Aufl., Stuttgart: Verlag G. Fischer. Ahlert, D./Schröder, H. (1996): Rechtliche Grundlagen des Marketing, 2. Aufl., Stuttgart: Kohlhammer. Ahn, H./Dyckhoff. H. (1997): Organisatorische Effektivität und Effizienz, in: WiSt, 26. Jg., Nr. 1/1997, S. 2-6. Albers, S./Clement, M./Peters, K. (1998): Marketing mit interaktiven Medien – Strategien zum Markterfolg, Frankfurt a. 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Name/Funktion: Urs Haldimann (General Manager Direct Sales Marketing) Name/Funktion: Joanna Berutto (Manager Direct Sales and Website Marketing) Ort/Zeit: CH – Zürich/Kloten, 22.06.2004, 9:00 – 11.10 Uhr Swiss Life AG Name/Funktion: Martin Bieri (Manager Online Center) Name/Funktion: Daniel Memper-Schmid (Internet Manager Marketing Schweiz) Ort/Zeit: CH – Zürich, 27.05.2004, 15:30 – 17.20 Uhr Swisscom Fixnet AG Name/Funktion: Josef Müller (Head of Customer Care) Ort/Zeit: CH – Zürich, 09.12.2003, 13:30 – 15.00 Uhr Name/Funktion: Patrick Schmitter (Head of E-Business) Ort/Zeit: CH – Bern, 13.04.2004, 15:30 – 17.00 Uhr 293 Swisscom IT-Services Name/Funktion: Rolf Amann (Leiter IT-Services) Ort/Zeit: CH – Bern, 12.08.2003, 16:00 – 17.00 Uhr Swisscom Mobile AG Name/Funktion: Florence Deluy (Abteilungsleiterin CRM) Name/Funktion: Daniel Amstutz (Manager CRM) Ort/Zeit: CH – Bern, 12.08.2003, 13.00 – ca. 14.30 Uhr Winterthur Versicherungen Name/Funktion: Duri Campell (Leiter E-Insurance Schweiz) Name/Funktion: Dieter Kuhn (Leiter Marketing Market-Unit Schweiz) Ort/Zeit: CH – Winterthur, 07.05.2004, 14:50 – 16.50 Uhr Zürich Continental Europe AG Name/Funktion: Marianne Berger (Strategy Assistant to the CEO) Ort/Zeit: CH – Zürich, 20.08.2003, 13:30 – 14.15 Uhr Zürich Schweiz AG Name/Funktion: Manuela Wanzek (Specialist CRM) Name/Funktion: Vito Treccarichi (Projektleiter/Business Consultant) Ort/Zeit: CH – Zürich, 20.08.2003, 13:30 – 14.45 Uhr 294 Anhang B: Gesprächsleitfaden Expertengespräche Phase 1 (25.07.2003 – 07.12.2003) Management der Implementierung des Internet als Kontaktkanal im Kundenmanagement Barrieren und Gestaltungsempfehlungen Interviewleitfaden Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 1 Fragenkreise und Leitfragen (II) Fragenkreis Nutzung des Internet als Interaktionskanal Leitfragen • Welche Bedeutung bzw. Rolle hat der Interaktionskanal Internet? • Welche E-Services werden über die Web-Site erbracht? • (Wie) Ist das Internet in das Marketing bzw. Kundenmanagement/CRM Ihres Unternehmens integriert? • Welche konkreten Ziele werden mit dem Einsatz des Internet/der Web-Site verfolgt? • Welche Zielgruppen nutzen die Web-Site bzw. sollen die Web-Site nutzen? (Wie) Wird deren Aufmerksamkeit und Interesse geweckt? • Ist es für Ihr Unternehmen sinnvoll, personalisierte E-Services (CRM-Services) über das Internet/die Web-Site Ihres Unternehmens zu erbringen? Wie schätzen Sie das Personalisierungspotenzial in Ihrem Unternehmen ein? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 2 295 Fragenkreise und Leitfragen (III) Fragenkreis Leitfragen • Welche Personen und Abteilung(en) sind an der Planung und Implementierung des Kontaktkanals Internet und der Web-Site Implementierung: beteiligt? Vorgehen und • Wie beschreiben Sie Ihre persönliche Rolle im kritische ImplemenImplementierungsprozess? tierungsbarrieren • Wie sind Sie bei der Implementierung des Kontaktkanals Internet vorgegangen? • Welche Implementierungsschritte konnten bislang verwirklicht werden? Welche stehen noch aus? • Welche Aspekte der Implementierung bzw. Integration des Kontaktkanals Internet im Marketing sind aus Ihrer Sicht besonders kritisch? Wo traten Barrieren auf bzw. wo erwarten Sie Barrieren? • Wie gehen Sie mit Implementierungsbarrieren um? Welche persönlichen Fähigkeiten sind gefordert? • Welche konkreten Massnahmen sind erforderlich, um die Implementierung bzw. Integration des Kontaktkanals Internet im Marketing weiter voranzutreiben? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 3 Fragenkreise und Leitfragen (IV) Fragenkreis Leitfragen Welche strukturellen Aspekte der Implementierung sind zentral? Implementierung: Strukturelle Aspekte • Aufbauorganisation • • • • Budgetzuteilung/-verteilung Anreizsysteme Prozessmanagement/Ablauforganisation Technologie Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 4 296 Fragenkreise und Leitfragen (V) Fragenkreis Leitfragen • Welches strukturellen Aspekte der Implementierung sind zentral? Implementierung: • Informationsmanagement Strukturelle Aspekte – Identifikation von Kunden – Differenzierung der Kunden (Bedürfnisse, Kundenpotenzial) – Interaktion mit Kunden • Effektivität: Kundennutzen durch E-Services; Unternehmensnutzen durch Verfügbarkeit von umfassenden und aktuellen Informationen über Kunden • Effizienz: Steuerung von Kundeninteraktionen hin zu automatisierten und kostengünstigen Kanälen – Individualisierung von Informationen und Services Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 5 Fragenkreise und Leitfragen (VI) Fragenkreis Leitfragen • Welche verhaltensbezogenen Aspekte der Implementierung sind in Ihrem Unternehmen zentral? Implementierung: Verhaltensbezogene • Individuelle Fähigkeiten als Planer/Implementierer • Individuelle Fähigkeiten und Motivation der Anwender Aspekte • Unternehmenskultur, Rolle des Top-Management • Funktionsübergreifende Zusammenarbeit Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 6 297 Fragenkreise und Leitfragen (VII) Fragenkreis Implementierung: Markt und Umfeld Leitfragen Welche Markt- und Umfeldaspekte stellen wesentliche Treiber bzw. Barrieren bei der Implementierung des Internet bzw. der Web-Site als Kontaktkanal dar? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Seite 7 298 Anhang C: Gesprächsleitfaden Expertengespräche Phase 2 (13.04.2004 – 12.08.2004) Management der Implementierung des Kanals Internet - Barrieren und Gestaltungsempfehlungen Interviewleitfaden Dipl. Oec. Mirko Jazbec Implementierungsstufen Framework der Implementierung des Kanals Internet Konzeption Typ4: 4:Interaktionskanal Interaktionskanal Typ Typ3: 3:Verkaufskanal Verkaufskanal Typ Typ2: 2:Kontaktkanal Kontaktkanal Typ Typ1: 1:Informationskanal Informationskanal Typ MakroEbene MikroEbene E-BusinessE-BusinessManager Manager Erfolg Implementierung strukturell verhaltensbezogen Markt-und undUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Markt- Dipl. Oec. Mirko Jazbec 299 Fragenkreise und Leitfragen (I): Übersicht Fragenkreis Implementierung: Zentrale Fragestellungen Leitfragen • Implementierungsstand: Inwieweit ist das Internet als Informations-, Kontakt-, Verkaufs- bzw. Interaktionskanal etabliert? Wie weitreichend ist der Ausbau der Funktionalitäten des Kanals verwirklicht? Wo existieren Implementierungslücken, welche Schritte stehen noch aus? • Implementierungsbarrieren: Welche Aspekte der Implementierung bzw. Integration des Kanals Internet sind aus Ihrer Sicht besonders kritisch? Wo treten Barrieren auf bzw. wo erwarten Sie Barrieren? • Vorgehen und Implementierungsmassnahmen: Welche konkreten Massnahmen sind erforderlich, um die Implementierung des Internet, dessen Etablierung als Kanal und den Ausbau seiner Funktionalitäten weiter voranzutreiben? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Fragenkreise und Leitfragen (II) Fragenkreis Markt und Umfeldaspekte Leitfragen Welche Markt- und Umfeldaspekte stellen wesentliche Treiber bzw. Barrieren bei der Implementierung des Kanals Internet dar? Dipl. Oec. Mirko Jazbec 300 Fragenkreise und Leitfragen (III) Fragenkreis Leitfragen Wo existieren konzeptionelle Lücken und warum? Konzeptanalyse Makro-Ebene: Konzeptionelle Integration in das Kundenmanagement bzw. Multi-Channel-Management • (Wie) Ist das Internet in das Kunden- bzw. MultiChannelmanagement (Ziele, Strategie, Massnahmen) Ihres Unternehmens integriert? • Welche Bedeutung bzw. Rolle hat der Kanal Internet? In welchen Phasen des Buying Cycle wird das Internet primär eingesetzt? Welche Funktionen soll es insbesondere erfüllen (Information und Pre-Sales-Service / Kauf / After-Sales-Service / Wiederkauf)? • (Wie) Wird das Internet mit anderen Kanälen abgestimmt? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Fragenkreise und Leitfragen (IV) Fragenkreis Leitfragen Wo existieren konzeptionelle Lücken und warum? Konzeptanalyse Mikro-Ebene: Ausgestaltung der Funktionalitäten des Kanals • (Wie) Werden die Funktionalitäten an Kundenprozessen ausgerichtet? • (Wie) Werden die Funktionalitäten mit Bedürfnissen interner Anspruchsgruppen abgestimmt? • Existiert ein Qualitätsmanagement für Internet-Aktivitäten? • Ist es für Ihr Unternehmen sinnvoll, personalisierte E-Services (CRM-Services) über das Internet/die Web-Site Ihres Unternehmens zu erbringen? Wie schätzen Sie das Personalisierungspotenzial in Ihrem Unternehmen ein? Dipl. Oec. Mirko Jazbec 301 Fragenkreise und Leitfragen (V) Fragenkreis Implementierung: Strukturelle Aspekte Leitfragen Welche strukturellen Implementierungslücken bestehen noch? Welche strukturellen Barrieren behindern die Implementierung des Kanals Internet? Organisationsebene • Ist die Abteilung E-Business im Marketing-Management bzw. Kundenmanagement integriert? • Existieren Schnittstellen zu anderen Marketingfunktionen und zu den Prozessen des Kundenmanagement? Kundenmanagement • Inwiefern fördern oder behindern andere Funktionalbereiche im Kundenmanagement (Marketing, Vertrieb) die Implementierung? Informationsmanagement • Werden Kundeninformationen gesammelt, analysiert und genutzt? Technische Ebene • Ist das Internet in bestehende Back-End-Systeme (ERP, CRM etc.) integriert? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Fragenkreise und Leitfragen (VI) Fragenkreis Leitfragen Welche verhaltensbezogenen Implementierungslücken bestehen noch? Welche verhaltensbezogenen Barrieren behindern die Implementierung des Kanals Internet? Implementierung: Verhaltensbezogene Aspekte Unternehmenskultur • Inwieweit fördert bzw. hemmt die Unternehmenskultur die Implementierung des Kontaktkanals Internet? Unterstützung durch das Top-Management • Unterstützt das Top-Management die Implementierung des Kontaktkanals Internet? Akzeptanz in Marketing und Vertrieb • Existieren Akzeptanzbarrieren in anderen Funktionalbereichen und warum? Dipl. Oec. Mirko Jazbec 302 Fragenkreise und Leitfragen (VII) Fragenkreis Implementierung: Verhalten des E-Business Managers Leitfragen Welches Verhalten und welche Fähigkeiten sind für Sie als EBusiness-Manager erforderlich, um die Implementierung des Kanals Internet voranzutreiben? • Welche Personen und Abteilung(en) sind an der Planung und Implementierung des Kanals Internet beteiligt? • Wie beschreiben Sie Ihre persönliche Rolle im Implementierungsprozess? • Wie gehen Sie bei der Implementierung des Kanals Internet vor? Wird ein Implementierungsplan erarbeitet? Welche Massnahmen werden in welcher Reihenfolge ergriffen? • Wie gehen Sie mit Implementierungsbarrieren um? Welche persönlichen Fähigkeiten sind gefordert? Dipl. Oec. Mirko Jazbec Fragenkreise und Leitfragen (VIII) Fragenkreis Implementierung: Ergebnisanalyse Leitfragen Externe Analyse: • Welche Zielgruppen nutzen die Web-Site bzw. sollen die Web-Site nutzen? • (Wie) Werden die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zielgruppen geweckt und erhöht? • (Wie) wird die Akzeptanz und Nutzung des Kanals Internet und der darauf angebotenen Funktionalitäten/E-Services gemessen? Interne Analyse: • (Wie) Wird die Zielerreichung gemessen (E-PerformanceMeasurement)? Dipl. Oec. Mirko Jazbec 303 Anhang D: Dissertationsbeschreibung Management der Implementierung des Kanals Internet - Barrieren und Gestaltungsempfehlungen Beschrieb des Dissertationsprojekts von Mirko Jazbec Problemstellung: Unternehmen sind heutzutage noch weit von der Vision entfernt, das Internet als Kontaktkanal mit individualisierten Informationen und Dienstleistungen im Rahmen ihres Kunden(kontakt)-management zu nutzen. Vielfach domineren noch Web-Sites, die als reines Informationsmedium fungieren. Selbst der Online-Kauf ist – abgesehen von (Versand-)Handelsunternehmen und vereinzelten erfolgreichen Neugründungen – noch wenig verbreitet. Vereinzelt werden After-Sales-Services angeboten. Individualisierte Informationen und Dienstleistungen sind praktisch kaum verwirklicht. Es ist vielen Unternehmen bislang nur unzureichend gelungen, die Bandbreite der Potenziale des Internet zu nutzen. In der Praxis zeigt sich, dass die Integration des Internet als neuem Kanal und der Ausbau seiner Funktionalitäten vielfältigen Barrieren ausgesetzt sein kann. Im Kern handelt es sich um ein Implementierungsproblem, das häufig sowohl Umsetzungs- (strukturbezogen) als auch Durchsetzungsprobleme (verhaltensbezogen) tangiert. 304 Die folgenden Fragestellungen sind in diesem Zusammenhang zentral: Zentrale Forschungsfragen: ⎯ Wie implementieren Unternehmen den Kanal Internet? ⎯ Wie treiben sie die Integration des Kanals ins Unternehmen und den Ausbau bzw. die Optimierung seiner Funktionalitäten voran? Konkretisierende Forschungsfragen: ⎯ Welche Implementierungsdimensionen und -faktoren beeinflussen die Implementierung des Kanals Internet? ⎯ Welche Implementierungslücken (Gaps) existieren hinsichtlich dieser Dimensionen? ⎯ Welche Ursachen (Implementierungsbarrieren) sind für diese Lücken verantwortlich und behindern die Integration des Kanals Internet und den Ausbau seiner Funktionalitäten? ⎯ Welche Implementierungsmaßnahmen sind dazu geeignet, Implementierungsbarrieren zu vermeiden bzw. zu überwinden? Implementierungsstufen Das folgende Framework dient als Grundlage der Analyse des Implementierungsprozesses, möglicher Barrieren und der Ansatzpunkte für Lösungen. Konzeption Typ4: 4:Interaktionskanal Interaktionskanal Typ Typ3: 3:Verkaufskanal Verkaufskanal Typ Typ2: 2:Kontaktkanal Kontaktkanal Typ Typ1: 1:Informationskanal Informationskanal Typ MakroEbene MikroEbene E-BusinessE-BusinessManager Manager Erfolg Implementierung strukturell verhaltensbezogen Markt-und undUmfeldbedingungen Umfeldbedingungen Markt- Abbildung 1: Framework der Implementierung des Kanals Internet (Quelle: Jazbec 2004) 305 Ihr Nutzen: Sie profitieren durch die Partizipation an den Forschungsergebnissen: Im Rahmen des Projekts wird ein praxisgerechtes Framework der Implementierung des Kanals Internet erarbeitet. Darauf aufbauend werden konkrete Gestaltungs- und Optimierungsansätze für die Implementierung des Kanals Internet dargelegt. Ihr Beitrag: Teilnahme an einem Interview (Dauer: 1,5 - 2h; Ort: In Ihrem Unternehmen) Ich würde mich sehr freuen, Sie als kompetenten Experten für dieses Forschungsprojekt gewinnen zu können! Kontakt: Institut für Marketing und Handel an der Universität St. Gallen (IMH-HSG) Mirko Jazbec Dufourstr. 40a CH-9000 St. Gallen Tel.: +41/(0)71/222 94 83 E-Mail: [email protected] 306 Anhang E: Verzeichnis der Workshops mit Unternehmensvertretern Workshops im Rahmen des Forschungsprojekts “Total Customer Care” des Kompetenzzentrums für Distribution und Kooperation am Institut für Marketing und Handel der Universität St. Gallen (IMH-HSG) Workshop “Kooperationen” 19. – 20. Oktober 2000, CH - Neuchatel Workshop „One-to-One-Marketing“ 01. – 02. März 2001, CH – St. Moritz Workshop “Multi-Channel-Marketing” 14. – 15. August 2001, CH – Berlingen Workshops im Rahmen des Forschungsprogramms “Best Practice in Marketing” am Institut für Marketing und Handel der Universität St. Gallen (IMH-HSG) 4. Best Practice in Marketing-Tagung 27. März 2002, CH – St. Gallen Intensiv-Marketingweiterbildung „Aufgabenorientiertes Marketing-Management“ 27. – 28. Juni 2002, CH – Stein am Rhein 5. Best Practice in Marketing-Tagung 27. März 2003, CH – Zürich Best Practice in Marketing, Focus Group “Marketing and New Media” 18. – 19. August 2003, CH – St. Gallen 6. Best Practice in Marketing-Tagung 11. März 2004, CH – Zürich 307 2. Seminar für Electronic Commerce Bestandteil der Führungskräfteweiterbildung des IMH-HSG 1. Block: 05. – 07. Februar 2001, CH – St. Gallen 2. Block: 07. – 09. März 2001, CH – St. Gallen 3. Block: 09. – 11. April 2001, CH – St. Gallen 4. Block: 02. – 04. Mai 2001, CH – St. Gallen 37. Seminar für Verkaufs- und Marketingmanagement Bestandteil der Führungskräfteweiterbildung des IMH-HSG 1. Hauptblock: 27. – 29. Mai 2003, CH – Berlingen 2. Hauptblock: 01. – 03. Juli 2003, CH – St. Gallen 3. Hauptblock: 26. – 28. August 2003, CH – St. Gallen 4. Hauptblock: 30. Sept. – 02. Okt. 2003, CH – St. Gallen 1. Modulblock: 04. – 07. November 2003, CH – St. Gallen 2. Modulblock: 13. – 16. Januar 2004, CH – St. Gallen 3. Modulblock: 17. – 20. Februar 2004, CH – St. Gallen 5. Hauptblock: 16. – 18. März 2004, CH – St. Gallen Weitere Workshops Customer Relationship Management-Expo, Messe & Kongress 13. – 14. November 2002, DE – Köln Internettag 2004 25. Mai 2004, CH – St. Gallen 308 Anhang F: Verzeichnis der Teilprojekte mit der Microsoft Schweiz GmbH im Rahmen des Forschungsprojekts „Total Customer Care“ des Instituts für Marketing und Handel der Universität St. Gallen Projekt Bearbeitungszeitraum Marktbearbeitung Mid-Sized Organizations (MORG) Nov. 2000 – März 2001 Audit Microsoft-Publikationen Mai – Juli 2001 Management & Marketing Tools Juli – August 2001 Customer Business Experience / BEAT Nov. 2001- Juli 2002 SMB Discovery Okt. – Dez. 2002