Artikel in der Limmattaler Zeitung vom 10. Mai

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ZÜRICH 21
LIMMATTALER ZEITUNG
DIENSTAG, 10. MAI 2016
Mehrheit will eine «Lex Fifa»
Kantonsrat Eine Parlamentarische Initiative verlangt, dass der Weltfussballverband in
Zürich mehr Steuern bezahlen muss als bisher – der Vorstoss wird vorläufig unterstützt
VON KATRIN OLLER
Ist es Aufgabe des Kantons Zürich, sich um
die finanziellen Verhältnisse der Fifa zu
kümmern? Ja, meinten 70 Kantonsrätinnen
und Kantonsräte, die gestern eine Parlamentarische Initiative von SP und EVP vorläufig unterstützten. 60 Stimmen waren dafür nötig. Laut Initiative soll das Steuergesetz angepasst werden, damit Vereine mit
mehr als einer Milliarde Franken Bilanzsumme statt 4 Prozent 8 Prozent des Reingewinns als Steuern abgeben müssen. So
würden sie nicht mehr wie Vereine, sondern wie Kapitalgesellschaften besteuert.
Dabei gehe es nicht nur um das Steuergesetz, sondern um eine «Lex Fifa», sagte
Judith Bellaiche (GLP, Kilchberg). Die GLP
unterstütze das Ansinnen, die finanzielle
Situation der Fifa zu überprüfen. Denn die
Initianten zielen auf den Weltfussballverband. Dessen Geschäftsgebaren habe
nichts mehr mit einem Verein zu tun, sagte
Martin Sarbach (SP, Zürich). «Die Fifa ist eine Holding mit 14 Tochtergesellschaften
und einem Palast beim Zoo.»
Im vergangenen Jahr hat die Fifa laut Finanzbericht 3,8 Millionen Dollar Steuern
und Abgaben gezahlt. 2014 waren es 36
Millionen. Das bedeute aber nicht, dass tatsächlich Steuern in dieser Höhe bezahlt
«Die Fifa ist eine
Holding mit 14
Tochtergesellschaften und einem Palast beim Zoo.»
Martin Sarbach
SP, Zürich
«Blinde Wut und Rache sind schlechte
Ratgeber.»
Josef Wiederkehr
CVP, Dietikon
wurden, sagte Sarbach. Vielmehr zählten
dazu auch Konzessionsgebühren und andere Abgaben der Fifa und all ihrer Tochtergesellschaften. «Den effektiven Steuerbeitrag kennen wir nicht», sagte Sarbach.
«Er dürfte aber eher bescheiden sein.»
Nicht Pfadi oder Frauenverein
Die Fifa sei ein Weltkonzern, doppelte
Mitinitiant Markus Schaaf (EVP, Zell) nach.
Sie könne sich bei den hohen Beträgen,
mit denen gearbeitet werde, eher um eine
Bankenlizenz bemühen, als sich mit Vereinen wie der Pfadi Säuliamt oder dem evangelischen Frauenverein Wallisellen vergleichen. Auch die Grünen und die AL unterstützten den Vorstoss. «Die Fifa ist eine
AG», sagte AL-Fraktionspräsident Markus
Bischoff (Zürich). «Sie als etwas anderes zu
besteuern ist Blödsinn.» Die GLP bejahte
zwar das Anliegen, hielt es aber für falsch,
die Steuern an die Bilanzsumme zu knüpfen. Dafür würden sich Umsatz oder Gewinn besser eignen, sagte Judith Bellaiche.
Am besten wäre sogar kein Schwellenwert,
sondern dieselbe Besteuerung für alle mit
einem festgelegten Steuerfreibetrag.
Die Gegner des Vorstosses sprachen vom
«Fifa-Bashing» der linken Ratsseite, das
derzeit «en vogue» sei, wie Josef Wiederkehr (CVP, Dietikon) sagte. Blinde Wut und
Rache seien aber schlechte Ratgeber. Würde Zürich die Bedingungen für die Fifa verschlechtern, würden andere Steueroasen
noch so gerne in die Bresche springen.
Dem entgegnete Martin Sarbach, dass die
Fifa-Funktionäre kaum in die Virgin Islands
oder nach Nidwalden ziehen wollten, da
sie die Infrastruktur und die gute Anbindung an den Flughafen schätzten.
Die SVP sorgte sich um die Fifa als wichtigen Arbeitgeber und Einnahmegarant für
die Tourismusindustrie. Die EDU gab zu Bedenken, dass das Problem eine schweizweite Lösung brauche, schliesslich sei nicht Zürich, sondern Lausanne die Welthauptstadt
des Sports. Auch die FDP dachte an Lausanne und das Internationale Olympische
Komitee (IOC). Denn nicht nur die Fifa
könnte von der Steuerverschärfung betroffen sein, sondern auch etwa das IOC, die
SRG oder das Internationale Rote Kreuz, die
vom Kanton ferngehalten würden, sagte
André Müller (Uitikon). Zwar verstehe er
das Bedürfnis, einen weiteren Fall Fifa zu
verhindern, aber wegen eines Einzelfalls
dürfe kein Gesetz geändert werden.
Nun wird der Vorstoss in einer Kommission geprüft und erneut im Rat verhandelt.
Bei der geschlossenen bürgerlichen Ablehnung wird es das Anliegen wohl aber
schwer haben.
Kilchberg
Tschetschenische
Familie erhält
Kirchenasyl
Die reformierte Kirche Kilchberg hat am
Sonntag einer tschetschenischen Familie Kirchenasyl gewährt. «Wir reagieren
damit auf die grosse Angst und Not der
Familie im Hinblick auf eine drohende
Ausschaffungsaktion seitens der Behörden», schreibt die Kirchenpflege. Die
sechsköpfige Familie lebt seit viereinhalb Jahren in Kilchberg und geniesst
laut der Kirchenpflege «eine breite Unterstützung innerhalb der Gemeinde».
Seit Anfang März steht jedoch fest, dass
sie die Schweiz verlassen muss. Das
Bundesverwaltungsgericht hat einen Rekurs gegen den Ausschaffungsentscheid
abgelehnt. Hinter die tschetschenische
Familie geschart hat sich auch das Komitee «Hier zuhause», das von über
2600 Personen aus verschiedenen Regionen der Schweiz unterstützt wird.
Laut dem Komitee besteht nach wie vor
die Gefahr, dass die Familie in Tschetschenien nicht sicher vor Verfolgung
sein wird. Es stützt sich dabei auf einen
Bericht von Amnesty International.
Bereits zwei Mal hat die Polizei versucht, die Familie zwangsmässig auszuschaffen. Das Erlebnis des ersten
Ausschaffungsversuchs am 17. September 2015 morgens um 4 Uhr habe die
Familie schwer traumatisiert, schreibt
die Kirchenpflege. Der zweite unangekündigte Ausschaffungsversuch erfolgte vor wenigen Wochen. Die Polizei habe sich frühmorgens gewaltsam Zutritt
zur Wohnung verschafft, schilderte
Markus Vogel, Vizepräsident der Kirchenpflege, das Geschehen in der «Zürichsee Zeitung». Die Familie sei aber
nicht zu Hause gewesen. Die Kirchgemeinde erachtet dieses Handeln als
willkürlich. Sie wirft den Vollzugsbehörden vor, die Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts nicht erfüllt zu
haben. Dieses habe die Anweisung gegeben, die Familie psychologisch und
medikamentös auf die Rückkehr in ihr
Land vorzubereiten. (SDA)
Fangewalt
Fünf GC-Fans nach
Match in Lugano
verhaftet
Die jungen Schildkröten sind nach der Geburt 120 bis 140 Gramm schwer. Die Mutter bringt 100, der Vater 200 Kilogramm auf die Waage.
ZOO ZÜRICH, SAMUEL FURRER
Im Anschluss an das Fussball-Match zwischen dem FC Lugano und dem Grasshopper Club Zürich am Sonntag sind
fünf GC-Fans von der Tessiner Kantonspolizei festgenommen worden. Ihnen
wird vorgeworfen, Sicherheitsbeamte
aus Zürich bedroht zu haben. Die fünf Jugendlichen zwischen 17 und 25 Jahren
seien auf dem Rückweg zum Bahnhof gewesen, als es zum Vorfall gekommen sei,
teilte die Tessiner Kantonspolizei mit. Sie
waren vom Zürcher Sicherheitspersonal
gefilmt worden, worauf die Jugendlichen
diese gemäss Polizeiangaben bedrohten.
In der Folge kam es ausserdem zu Auseinandersetzungen mit Tessiner Kantonspolizisten. (SDA)
Mit 80 Jahren wurde sie nochmals Mutter
Zoo Die Galapagos-Riesenschildkröte Nigrita hat Nachwuchs erhalten – neun Jungtiere sind aus ihren Eiern geschlüpft
VON ANDREAS HEER
Die 80-jährige Galapagos-Riesenschildkröte
Nigrita, die seit 1946 im Zürcher Zoo lebt,
ist wieder Mutter geworden. Aus den im
vergangenen Herbst gelegten Eiern sind im
Februar und April dieses Jahres insgesamt
neun Jungtiere geschlüpft. Während die
jungen Schildkröten mit einem Gewicht
von etwa 120 bis 140 Gramm ins Leben
starten, bringt ihre Mutter rund 100 Kilogramm auf die Waage, wie der Zoo in einer
Mitteilung schreibt. Vater Jumbo ist 54 Jahre alt und wiegt gut 200 Kilogramm.
Neben den Eltern leben aktuell 19 Jungtiere im Alter von wenigen Tagen bis acht
Jahren im Zoo Zürich. Sie sind im Schildkrötenhaus untergebracht – einige von ihnen in einer Hintergrundanlage. Der Zoo
hat die Tiere in Altersgruppen aufgeteilt,
«um Beissereien und ‹Zusammenstösse›
ungleichgrosser Tiere zu verhindern», wie
es in der Mitteilung heisst.
Einmalig in Europa
Der Zoo Zürich sei bisher die einzige Institution in Europa, die Schildkröten zur
Fortpflanzung bringen konnte. Die ersten
beiden Jungtiere der Schildkrötenmutter
Nigrita schlüpften 1989. Über 300 fast Tennisball grosse Eier hat Nigrita bisher abgelegt. Die sorgfältig vergrabenen Eier werden jeweils vom Zoo ausgegraben und zur
besseren Kontrolle der Temperatur in einen Inkubator gelegt. Dort schlüpfen die
Jungtiere nach einer Brutdauer von etwa
106 bis 121 Tagen.
Mit dem jüngsten Zuwachs sind es 91 Galapagos-Riesenschildkröten, die bisher im
Zürcher Zoo geschlüpft sind. Jungtiere
91
Galapagos-Riesenschildkröten sind bisher im Zürcher
Zoo geschlüpft
wurden europaweit an 15 Institutionen abgegeben. Die Bestände der Riesenschildkröten wurden auf der Galapagos-Inselgruppe vor der Küste Ecuadors durch Seefahrer stark dezimiert, einzelne Formen
gar ausgerottet. Die von den Seefahrern
auf den Inseln ausgesetzten Ziegen und andere Haustiere zerstörten die Lebensgrundlagen der Schildkröten stark. Die
Schildkröten dienten an Bord der Schiffe
auch als Proviant, quasi als «lebende Konserven».
Mit grossem Aufwand und rigorosen
Schutzmassnahmen werde daran gearbeitet, den Schildkröten ihren ursprünglichen
Lebensraum wieder zurückzugeben, heisst
es in der Mitteilung. Diese Schutzmassnahmen würden unterstützt vom Verein
Freunde der Galapagos Inseln Schweiz, der
seinen Sitz im Zoo Zürich hat. (SDA)
Züri Fäscht
Alkoholverkäufer
müssen Online-Test
bestehen
Ohne Attest darf am Züri Fäscht vom
1. bis 3. Juli kein Alkohol verkauft werden. Jeder Wirt und das gesamte Barpersonal müssen einen Online-Test bestehen. Dies sagte Roland Stahel, Geschäftsführer des Züri Fäscht, gegenüber Radio Energy. Der Test daure zwischen 10 und 20 Minuten und könne
mehrmals wiederholt werden. «Wir wollen keine Verkäufer ausschliessen», sagte Stahel. Wichtig sei der Lerneffekt.
Wer die Kontrollfragen besteht, bekommt einen Attest, den man zwingend
auf sich tragen müsse, wenn man Alkohol verkaufe. (SDA)
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