Auftakt der neuen Saison mit Petruschka

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2.9.2015
Kultur
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02.09.2015
Jürgen Scharf
Auftakt der neuen Saison mit Petruschka
Sinfonieorchester Basel inszeniert buntes Treiben auf russischem Jahrmarkt. Letzte
Spielzeit im alten Stadtcasino
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In Maximalbesetzung trat das Sinfonieorchester Basel (SOB) nach der Sommerpause
zum Auftakt der neuen Saison an, der letzten im sanierungsbedürftigen Stadtcasino
und der letzten unter Chefdirigent Dennis Russell Davies. Gut 100 Musiker brauchte
es für Strawinskys Pétrouchka in der Urfassung, in der Trommelwirbel die
choreografischen Szenen vom Hampelmann, der Ballerina und dem Mohren
ankündigt. Die Kleine Trommel war eine Ferntrommel hinter der Bühne des
Musiksaals bei einer spaltbreit geöffneten Tür, ein interessanter Klangeffekt wie bei
Ferntrompeten auf dem Balkon. Das reaktionssichere Sinfonieorchester kann das
bunte Treiben auf dem russischen Jahrmarkt plastisch-bildhaft darstellen. Petruschka
ist ein bizarres Stück in Montagetechnik, mit harten Schnitten, musikalischen Short
Cuts, in denen Strawinsky den „ewig unglücklichen Helden aller Jahrmärkte“
charakterisiert, mal eine lustige, mal eine traurige Figur. Davies sorgt bei diesem
populären Konzertstück für eine gut aufgebaute Dramaturgie zwischen den lyrischen
und motorisch-perkussiven Elementen dieser Burleske, und die hundertköpfige
Mannschaft folgt seinen präzisen Einsätzen mit rhythmischer Elastizität. Die
Großbesetzung war auch für die Uraufführung des Orchesterwerks „Banpo“ von Martin
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Jaggi (Jahrgang 1978) nötig.
Der in Singapur lebende Basler Komponist, der auch Solocellist bei der Basel
Sinfonietta und Mitglied im Ensemble Phoenix) ist, hat sein Stück im Auftrag des
Sinfonieorchesters für die Schweizer Kompositionsreihe „Oeuvre suisse“ geschrieben.
Es ist eine Hommage an eine archäologische Stätte in China, bietet einige Exotismen
auf wie Okarinas und Klangmittel aus der Peking- Oper. Wie nicht anders zu erwarten,
zeigte sich das SOB auch in dieser druckfrischen Partitur mit ihren raffinierten
Streichertechniken, Bläsereffekten und dem reichhaltigen Schlagwerk sattelfest. Als
Solist war der französische Geigenstar Renaud Capuçon zu hören, mit Mozarts drittem
Violinkonzert. Ein Geiger mit einem schönen Ton, angenehmem Vibrato, Verve und
Leggiero, der Mozart überaus edel musiziert. Die historischen Phrasierungen macht er
sehr natürlich, nicht romantisch. Wie sein erklärtes Vorbild Arthur Grumiaux spielt
auch Capuçon mit viel Geschmack, aber nicht geschmäcklerisch. So klingt Mozart
entstaubt und aufpoliert.
Über die Zugabe des Solisten gab es viel Rätselraten, bei Musikliebhabern ebenso wie
bei Musikkritikern. War es Ysaye oder Massenet? Nein, es war Gluck, der „Reigen
seliger Geister“, eigentlich ein Flötenstück, hier virtuos auf die Geige übertragen, und
wie zuvor der Mozart mit makelloser Technik und ohne Süßlichkeit gespielt.
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