Landtag von Baden-Württemberg Kleine Anfrage Antwort

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Landtag von Baden-Württemberg
Drucksache 12 /
12. Wahlperiode
18. 03. 98
2633
Kleine Anfrage
der Abg. Renate Rastätter Bündnis 90/Die Grünen
und
Antwort
des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Auswirkungen des NC für die zweite Phase der Lehrer- und
Lehrerinnenausbildung
Kleine Anfrage
Ich frage die Landesregierung:
1. Trifft es zu, daß die Ablehnungsquote für Bewerber für die zweite Phase der
Lehrerausbildung nach Beendigung des Nachrückverfahrens im GHS-Bereich
23,6 % und 32,6 % im RS-Bereich beträgt?
2. Ist die Landesregierung bereit, kurzfristig noch ca. 66 Referendariatsstellen im
GHS-Bereich und ca. 86 Stellen im RS-Bereich zu schaffen,um die von ihr
selbst festgelegte Quote von maximal 20 % Ablehnungen einzuhalten?
3. Wie groß ist die Anzahl der Lehramtsstudierenden, die sich nach den Semesterferien nicht zurückgemeldet haben im Vergleich zu den Zahlen vor der Einführung des NC?
4. Wie hat sich die Zahl der Studienanfänger seit der Einführung des NC entwickelt? Ist sie rückläufig?
5. Wie hoch ist die derzeitige Kapazitätsauslastung der sechs Pädagogischen
Hochschulen in Baden-Württemberg?
6. Gibt es Überlegungen in der Landesregierung, eine oder mehrere Pädagogische
Hochschulen des Landes zu schließen bzw. zusammenzuschließen? An welche
wird dabei gedacht?
17. 03. 98
Renate Rastätter Bündnis 90/Die Grünen
Eingegangen: 18. 03. 98 / Ausgegeben: 12. 05. 98
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Landtag von Baden-Württemberg – 12. Wahlperiode
Drucksache 12 / 2633
Begründung
Der neu in Baden-Württemberg eingeführte NC für Bewerber aller Schularten für
die zweite Phase der Lehrerausbildung hat zu Recht große Empörung hervorgerufen. Durch den NC werden viele Lehramtsbewerber in eine dreifache Warteschleife geschickt: beim Beginn des Studiums, zwischen Studium und Referendariat und vor dem Berufseintritt. Es steht zu befürchten, daß junge Menschen dadurch von der Aufnahme eines Lehrerstudiums abgeschreckt werden bzw. Lehramtsstudierende sich umorientieren, obwohl in den nächsten Jahren Tausende von
Stellen durch Pensionierungen freiwerden. Deshalb gilt es, auf keinen Fall die
Quote von 20 % Ablehnungen zu überschreiten und den NC so schnell wie möglich wieder abzuschaffen.
Die rückläufige Kapazitätsauslastung der Pädagogischen Hochschulen gibt Anlaß
zu Spekulationen über mögliche Schließungen. Deshalb sollten Pläne bzw. Überlegungen der Landesregierung offengelegt werden.
A n t w o r t *)
Mit Schreiben vom 14. April 1998 Nr. II–635.22/30 beantwortet das Ministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst die Kleine Anfrage wie folgt:
Zu Frage 1:
Die Ablehnungsquote im Bereich Grund- und Hauptschulen beträgt 23,6 %, im
Bereich Realschulen 32,8 %.
Zu Frage 2:
Das Kultusministerium hat allen 1998 abgewiesenen Bewerberinnen und Bewerbern für die Vorbereitungsdienste Grund- und Hauptschulen und Realschulen mit
Schreiben vom 16. März 1998 zugesagt, daß sie spätestens zum 1. Februar 1999
zum Vorbereitungsdienst zugelassen werden.
Die Landesregierung hält weiterhin an dem Ziel – Ablehnungsquote maximal 20 %
und höchstens ein Jahr Wartezeit – fest.
Zu Frage 3:
Ein signifikanter Rückgang der Zahl der zurückgemeldeten Studierenden in den
grundständigen Lehramtsstudiengängen an den Pädagogischen Hochschulen seit
der Einführung des Numerus clausus in der zweiten Ausbildungsphase ist nicht
festzustellen:
WS 94/95
SS 95
WS 95/96
SS 96
WS 96/97
SS 97
WS 97/98
Übergang vom m. in das n. Fachsemester in %
1./2. FS 2./3. FS 3./4. FS 4./5. FS 5./6. FS
96 %
97 %
104 %
100 %
98 %
96 %
98 %
95 %
101 %
95 %
95 %
95 %
106 %
98 %
98 %
93 %
91 %
95 %
100 %
95 %
93 %
94 %
105 %
95 %
102 %
94 %
98 %
97 %
98 %
97 %
96 %
94 %
105 %
96 %
98 %
6./7. FS
97 %
95 %
97 %
95 %
95 %
95 %
95 %
Die Tabelle ist wie folgt zu lesen: Beispiel letzte Zeile: Im Wintersemester
1997/98 waren im 2. Fachsemester noch 96 % der Studierenden eingeschrieben,
*) Nach Ablauf der Drei-Wochen-Frist eingegangen.
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Drucksache 12 / 2633
die sich im Sommersemester 1997 im 1. Fachsemester immatrikuliert hatten; im
3. Fachsemester waren noch 94 % der Studierenden eingeschrieben, die im Sommersemester im 2. Fachsemester studiert haben usw. Beim Übergang vom 3. in das
4. Fachsemester war per Saldo ein Zuwachs durch Hochschulwechsler aus anderen
Ländern oder Quereinsteiger zu beobachten. Die Höhe dieser Übergangsquoten ist
zufälligen Schwankungen von Jahr zu Jahr unterworfen. Die neuesten Zahlen liegen im Rahmen dieser Bandbreiten.
Zu Frage 4:
Die Zahl der Studienanfänger und Studienanfängerinnen in den grundständigen
Lehramtsstudiengängen ist seit dem Sommersemester 1996 rückläufig.
Studienjahr
Wintersemester
Sommersemester
1992/93
2 526
990
1993/94
2 697
995
1994/95
2 712
1 079
1995/96
2 731
915
1996/97
2 547
884
1997/98
2 298
Zu Frage 5:
Im Wintersemester 1997/98 waren die einzelnen Pädagogischen Hochschulen –
gerechnet über alle Studiengänge (ohne Sonderpädagogik) und mit der aktuellen
Belegung aller Fachsemester in der Regelstudienzeit – wie folgt ausgelastet:
Freiburg:
110 %
Heidelberg:
123 %
Karlsruhe:
108 %
Ludwigsburg:
107 %
Schwäbisch Gmünd:
65 %
Weingarten:
97 %
insgesamt:
103 %
Zu Frage 6:
Bedingt durch den künftigen Bedarf an wissenschaftlichen Lehrern an Grund-,
Haupt-, Real- und Sonderschulen sind die 6 Pädagogischen Hochschulen BadenWürttemberg gehalten, eine Ausbildungskapazität von mindestens 4 000 Studienanfängern in den grundständigen Lehramtsstudiengängen zu gewährleisten.
Dies bedeutet, daß jede einzelne Pädagogische Hochschule ihr maximales Ausbildungspotential bereitstellen muß. Die Frage der Auflösung einer Pädagogischen
Hochschule stellt sich daher nicht.
Die Antwort ist mit dem Kultusministerium abgestimmt.
von Trotha
Minister für Wissenschaft,
Forschung und Kunst
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