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top Garten
Schrotschusskrankheit
Jetzt das Steinobst
kontrollieren!
Wie Sie Krankheiten
an Kirschen,
Pflaumen und Co.
erkennen und
behandeln, erklärt
Ralf Jung von der
LK Rheinland im
zweiten Teil unseres
PflanzenschutzBeitrages.
D
ie Schrotschusskrankheit kann alle
Steinobstarten infizieren. Sie tritt
besonders in niederschlagsreichen Frühjahren auf und führt mitunter zu beachtlichen Ertragsausfällen. Ein jährliches
Auftreten der Krankheit kann zum Absterben der Bäume führen!
j Schadbild: Bald nach dem Austrieb
bis in den Juni (älteres Laub wird nicht
mehr infiziert) treten auf den Blättern
rötliche Flecken von 1 bis 3 mm Durchmesser auf. Das befallene Blattgewebe
wird braun, trocknet ein und fällt aus
dem Zellverband heraus. Dadurch entstehen die typischen Schrotschusslöcher. In den unteren Baumpartien tritt
die Krankheit in der Regel stärker auf
und verursacht vorzeitigen Blattfall. An
jungen Früchten entstehen eingesunkene – manchmal rot umrandete – braune
Kirschfruchtfliege
Lieblingsobst Kirschen – Obacht, dass sie madenfrei bleiben!
112 top agrar 7/2002
Fungizide zur Bekämpfung der
Schrotschusskrankheit sind derzeit nur
im Erwerbsobstbau zugelassen. Für den
Haus- und Kleingarten bleibt nur die
Pflanzenstärkung mit z. B. Neudo-Vital
um den Austrieb und rund um die Blüte.
In puncto widerstandsfähige Sorten
liegen nur bei Süsskirschen nähere Erkenntnisse vor. Als sehr gering anfällig
gelten: „Abels Späte“, „Königskirsche
Typ Gatterstadt“ und als schwach anfällig „Büttners Rote Knorpel“ und
„Hausmüller Mitteldicke“.
Die Kirschfruchtfliege legt ihre
Eier an die sich rötenden Kirschen ab...
D
ie Made der Kirschfruchtfliege
ist nicht nur bei Hobbygärtnern
besonders gefürchtet. Befallen werden vor allem mittelspäte und späte
Süßkirschsorten.
j Schadbild: Die Früchte verlieren
ihren natürlichen Glanz und werden
stellenweise weich. Der Kern lässt
sich in der Frucht verschieben, da
das Fruchtfleisch um ihn herum zerstört ist. In der Nähe des Kerns befindet sich eine weißliche, kopf- und
fußlose Made. Befallene Früchte
faulen und fallen zu Boden. In der
Nähe des Stieles bildet sich eine
bräunliche, eingesunkene Stelle,
wenn die Made die Frucht bereits
verlassen hat.
j Infektion: Etwa ab Mitte Mai
schlüpfen die Kirschfruchtfliegen
aus den im Boden überwinterten
Puppen. Etwa 10 Tage später beginnen die begatteten Weibchen mit
der Eiablage. Dabei werden die
Eier einzeln ins Fruchtfleisch der
sich zu dieser Zeit rötenden Süßkirschen abgelegt. Nach ungefähr einer
Woche schlüpft die Made, die sich
weiter ins Fruchtfleisch einbohrt.
Bis zur Reife der Kirschen sind die
Maden meist ausgewachsen. Durch
ein Bohrloch verlassen sie die
Frucht, lassen sich zu Boden fallen,
verpuppen sich in der obersten Bodenschicht und überdauern dort bis
zum nächsten Frühjahr.
Flecken. Die Früchte fallen
vorzeitig ab oder verkrüppeln
und sind ungenießbar. An
den Zweigen bilden sich eingesunkene Flecken (vor allem bei Pfirsich und Aprikose), häufig mit einem Harztropfen in der Mitte.
j Infektion: Der Pilz überwintert in Zweigwunden oder
erkrankten Blättern. Aus diesen Krankheitsherden werden bei Regenwetter die Pilzsporen auf
gesunde Pflanzenteile verschwemmt und
verursachen dort Neuinfektionen.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Beim
Winterschnitt sollten die vorhandenen
Triebinfektionsstellen als Ausgangsherde
der Krankheit durch Schnitt ins gesunde
Holz beseitigt werden. Große Schnittwunden werden mit einem Wundverschlussmittel (z. B. Lac Balsam, Terfanol, Spisin)
behandelt. Herabfallende kranke Blätter
und Früchte sollten gerade bei einem Anfangsbefall konsequent entfernt werden!
j Vorbeugen und Bekämpfen: Bei der
Sortenwahl sollte man frühe Sorten (z. B.
„Burlat“, „Frühe Rote Meckenheimer“,
„Kassins Frühe Herzkirsche“ oder „Souvenir des Charmes“) bevorzugen.
Andere Nebenwirte (Vogelkirschen,
Heckenkirschen, Traubenkirschen) sollten nicht im näheren Umfeld stehen. Vorbeugend sollte man zur Befallsreduzierung im nächsten Jahr Folgendes tun:
Vorzeitig herabfallende Früchte auflesen. Bäume frühzeitig und restlos leerpflücken. Hühner und/oder Enten als Larvenvertilger in den Garten treiben. Durch
das Mulchen der Baumscheibe (1/2 Kronendurchmesser mit z. B. Hackschnitzeln)
kommt es im Frühjahr zu einer langsame-
ren Bodenerwärmung und damit zu einem verzögerten Schlupf der wärme-liebenden Tiere. Vor dem Schlupf der Fliegen kann das Auslegen von engmaschigen Netzen oder Vliesen (Gemüsefliegennetz) unter die Baumkrone die Eiablage unterbinden.
Um die Fliegen von der Eiablage abzuhalten, sind auch Spritzungen zum
Flugzeitpunkt mit Wermuttee möglich. Der Einsatz von mit farblosem
Insektenleim bestrichenen Gelbfallen
(Kirschfruchtfliegenfalle) reduziert den
Befall und hilft, den optimalen Bekämpfungszeitpunkt zu erwischen. Dafür werden 3 bis 10 Kirschfruchtfliegenfallen vorwiegend im südlichen (eingeschränkt auch im westlichen
oder östlichen Baumbereich) in den Außenzonen
des Baumes – von unten
nach oben – aufgehängt.
Nach der Befallszeit sollte
man die Fallen entfernen, da
sich sonst nützliche Insekten
auf ihnen verirren.
Für den Haus- und Kleingarten gibt es derzeit kein
zugelassenes Insektizid zur
Bekämpfung der Kirschfruchtfliege.
… daraus entwickeln sich die
gefürchteten Maden, die das
Obst verderben.
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Pflaumenwickler
DerPflaumenwickler legt seine Eier an jungen Früchten ab.
Bild unten:
Hieraus entwickelt sich die bekannte „Made“
in der Pflaume.
B
esonders gefährdet für einen Befall
mit dem Pflaumenwickler sind
mittelspät und spät reifende Pflaumen-,
Zwetschen- und Mirabellensorten. Die
bekannte „Made“ in der Pflaume kann
60 bis 70 Prozent Ernteausfall verursachen.
j Schadbild: Die Früchte von Pflaumen
und Zwetschen reifen vorzeitig und fallen meist ab. Sie weisen ein Bohrloch mit
farblosem Gummitröpfchen auf. In der
Frucht befindet sich ein Fraßgang, der
stark mit Kot verunreinigt ist. Man findet dort eine rötliche Raupe mit dunklem Kopf. Ein Pflaumenwicklerbefall
schafft auch Eintrittspforten für die an
Pflaumen verbreitete Pilzkrankheit Monilia-Fruchtfäule.
j Infektion: Im Mai/Juni, etwa 15 bis
25 Tage nach Beendigung der Blüte, legt
der Schmetterling seine Eier an die jungen Früchte ab. Die Raupe bohrt sich
dann in die Frucht ein, die sich bald blau
verfärbt und abfällt. In dieser Frucht
vollendet die Larve ihr Wachstum. Die
Verpuppung erfolgt am Stammgrund.
Der Verlust an Früchten durch die
Raupen der ersten Generation ist meist
nicht so groß und fällt mit dem normalen Fruchtfall im Juni zusammen. Die
Schäden durch die zweite Generation
(etwa Mitte Juli – Anfang August) kön-
nen dagegen
ganz erheblich
sein. Der
Schädling
überwintert
als Puppe
am Baum.
Kräuselkrankheit
des Pfirsichs
Z
weifellos ist die Kräuselkrankheit die
gefährlichste Krankheit für den Pfirsichbaum. Der Blattverlust schwächt die
Bäume und verringert den nächstjährigen
Blütenansatz. Nach mehrmaligem stärkerem Auftreten der Krankheit kommt es
zu Absterbeerscheinungen am Baum.
j Schadbild: Bereits kurz nach dem
Austrieb sind die Pfirsichblätter vergrößert, blasig aufgetrieben und gekräuselt.
Die gelblich oder rötlich kranken Bereiche sind verdickt, fleischig, spröde und
brüchig. Erkrankte Blätter werden
schwarz und fallen ab, so dass die Bäume
nach starkem Befall schon im Frühsommer weitgehend entlaubt sind. Sie treiben
im Sommer allerdings erneut aus.
j Infektion: Der Pilz überwintert auf den
Trieben und an bzw. zwischen den Knospenschuppen. Im Frühjahr zum Zeitpunkt
des Knospenschwellens (vor dem Knospenaufbruch) kommt es bei regnerischem
Wetter bereits zu den gefürchteten
Infektionen. Regnerisches Wetter in dieser Zeit fördert den Befall sehr stark.
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Blasig aufgetriebene gekräuselte Blätter: Die gefürchtete Kräuselkrankheit.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Eine
ausgewogene Düngung stärkt allgemein
die Bäume und hilft ihnen, die durch den
Blattverlust verursachte Schwächung zumindest teilweise auszugleichen. Eine
frühzeitige Beseitigung befallener Blätter
bis Mitte Mai reduziert das Infektionspotenzial durch die im Mai/Juni entstehenden Pilzsporen und fördert einen frühen
Neuaustrieb der Blätter.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Befallene notreife Früchte sollte man aufsammeln und vernichten. Mit Hilfe eines Fanggürtels („Obstmadenfanggürtel“, siehe top agrar 6/02, S. 117), der
von Juli bis September um den Stamm
liegt und anschließend vernichtet wird,
kann ein Teil der Raupen erfasst werden.
Mit Lockstoff-(Pheromon-)Fallen
können selektiv die männlichen Falter
des Pflaumenwicklers weggefangen
werden. Die Befruchtung der Weibchen
kann kaum mehr stattfinden, und es
werden weniger Eier abgelegt. Pheromonfallen sind im Fachhandel als
„Pflaumenwickler-Falle“ zu beziehen.
Etwa Mitte Mai sollte man eine Falle in
den Baum hängen.
Ein neueres Bekämpfungsverfahren
ist der Einsatz von speziellen Schlupfwespen (Trichogramma), die die Eier
der Pflaumenwickler parasitieren. Das
Verfahren ist sehr arbeitsaufwändig,
aber hilfreich. Einzelheiten zu diesem
Nützling und dessen Ausbringung können beim zuständigen Pflanzenschutzdienst erfragt werden.
Für den Haus- und Kleingarten gibt
es derzeit kein zugelassenes Insektizid
zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers.
Eine Befallsreduzierung ist jedoch
durch den Einsatz von Lockstofffallen
(Pheromonfallen) möglich !
Vorbeugende Fungizidbehandlungen (bevor die jungen Blätter in den
Knospen infiziert werden) bringen die
besten Bekämpfungserfolge. Ganz besonders bei Feuchtwetterperioden sollten ein bis zwei Behandlungen durchgeführt werden, und zwar die erste
beim Schwellen der noch geschlossenen Knospen, die nächste etwa
10 Tage später beim Knospenaufbruch.
Fungizide zur Bekämpfung
der Kräuselkrankheit sind derzeit nur im Erwerbsobstbau zugelassen. Für den Haus- und
Kleingarten bleibt nur die Pflanzenstärkung mit z. B. Neudo-Vital.
Für das Pflanzenstärkungsmittel Neudo-Vital werden vom Hersteller 3 Behandlungen in etwa 5 bis 7-tägigem Abstand vor dem Knospenaufbruch empfohlen. Bei leichtem Befall kann man
mit einem Erfolg rechnen.
Bei einer Neupflanzung sollten weniger empfindliche Sorten wie „Alexander“, „Amsden“, „Kernechter vom
Vorgebirge“, „Mayflower“, „Roter Ellerstädter“ oder „Rekord von Alfter“
bevorzugt werden.
MoniliaKrankheiten
A
m meisten gefürchtet sind beim
Steinobst die Moniliakrankheiten.
Dazu zählen zwei Krankheitsbilder: die
Spitzendürre und die Fruchtfäule. Beide werden von zwei nahen verwandten
Pilzarten hervorgerufen. Die beiden Pilze infizieren das Steinobst meistens gemeinsam, wobei der Spitzendürre mit
Recht größere Bedeutung beigemessen
wird. Sie tritt in erster Linie an Kirschen, Aprikosen und manchen Zierbäumen, wie z. B. Mandelbäumchen,
auf. Besonders stark leiden unter dieser
Krankheit die Sauerkirschen, wobei die
Sorte „Schattenmorelle“ die empfindlichste von allen Kirschensorten ist.
j Schadbild: Nach der Blüte beginnen
die Blütenbüschel und anschließend die
ganzen Triebspitzen zu welken. Nach
wenigen Tagen werden sie dürr (= Spitzendürre). Bei nacheinander folgenden
Jahren mit regnerischem Blühwetter
breitet sich die Krankheit besonders
in ungeschnittenen und ungeschützten Bäumen stark aus. An
den Früchten entstehen im Verlauf der Fruchtreife bräunliche Faulstellen, die sich
rasch vergrößern und die
ganze Frucht erfassen
(= Fruchtfäule). Gleichzeitig durchbrechen
Sporenpolster die
rührende Früchte oder über Wunden
(feine Risse in der Fruchtschale genügen).
j Vorbeugen und Bekämpfen: Bei der
Monilia-Bekämpfung spielen vorbeugende Maßnahmen eine wichtige Rolle!
Abgestorbenes Holz sollte sofort beseitigt werden (Ausschneiden bis ins gesunde, weiße Holz!). Faulende Früchte
und Fruchtmumien müssen entfernt
werden! Bei zu dichtem Behang sollte
ein Teil der Früchte schon vorzeitig gepflückt werden. Eine aufgelockerte
Krone trocknet schneller nach dem Regen ab, was Infektionen durch den Pilz
erschwert.
Die Spitzendürre lässt sich je nach
Witterung durch 2 bis 3 gezielte Fungizidspritzungen bekämpfen, wobei die erste Spritzung im Stadium „Weiße Knospe“ erfolgen muss. Dabei sind in der fast
geschlossenen Blüte von oben gesehen
die weißen Blütenblätter sichtbar.
Fotos: Raiser (11),
E. Henseler (2)
Fruchthaut
und sind als konzentrische Ringe (Polsterschimmel) sichtbar. Solche
Früchte fallen ab oder trocknen
ein und bleiben als Fruchtmumien am Baum.
j Infektion: Beide Erreger überwintern an erkrankten Zweigen oder auf
Fruchtmumien. Im Frühjahr, noch vor
der Blüte, werden massenhaft Pilzsporen gebildet, die durch Insekten oder
Wind über den ganzen Baum verteilt
werden. Die Neuinfektion eines Baumes erfolgt immer über die Blüte. Die
Infektion der Früchte hingegen erfolgt
im Sommer ausschließlich durch sich be-
Welke
Triebspitzen
kennzeichnen die
Monilia-Spitzendürre.
Zugelassene Fungizide für den Hausund Kleingarten: Baycor Spritzpulver,
Spezial Pilzfrei Monizin, Teldor. Sind
Kirsche und Pflaume mit Spitzendürre
befallen, sollte gegen die Fruchtfäule eine Spritzung mit z. B. Teldor erfolgen.
Dies gilt insbesondere bei warm-regnerischem Wetter während der Fruchtreife. Möglich ist auch die Anwendung des
Pflanzenstärkungsmittels Neudo-Vital,
das die Widerstandsfähigkeit der Pflanze erhöht. Zwei bis drei vorbeugende
Behandlungen ab dem Umfärben der
Früchte sind erforderlich.
Bei Neupflanzung sollte man widerstandsfähige Sauerkirschsorten bevorzugen, z. B.: „Gerema“, „Karneol“,
„Korund“, „Morina“.
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top Garten
Sprühfleckenkrankheit
W
ie die Schrotschusskrankheit ist auch die Sprühfleckenkrankheit in niederschlagsreichen Jahren
besonders häufig. Bei frühem Befall können an Sauerund Süßkirsche (seltener an Pflaume oder Aprikose)
große Schäden entstehen. Durch die Sprühfleckenkrankheit wird die Holzreife verzögert, das Wachstum
vermindert und an Ertragsbäumen der Blütenansatz
für das Folgejahr reduziert.
j Schadbild: Im Laufe des Juni erscheinen an der
Oberseite der Blätter zahlreiche rot-violette, unscharf
begrenzte Flecken. Die Flecken verleihen den Blättern
ein gesprenkeltes Aussehen. Bei Feuchtigkeit bilden
sich auf der Blattunterseite weißliche Sporenlager. Diese sorgen für weitere Infektionen im Sommer. Starker
Kleiner Frostspanner
D
er häufigste und schädlichste Falter ist der Kleine
Frostspanner. Seine Raupen
schädigen alle Obstgehölze (außer Pfirsich) und viele Ziergehölze. Mit Vorliebe werden Süßkirschbäume befallen.
j Schadbild: Die Raupen fressen an Knospen, Blättern, Blüten
sowie Früchten. Da sie meist
zahlreich und früh auftreten, sind
die Schäden sehr hoch. Oft
kommt es zum Kahlfraß, so dass
an den Trieben nur die zusammengesponnenen Mittelrippen der Blätter verbleiben. Besonders Kirschen werden von außen kochlöffelartig ausgehöhlt.
j Infektion: Im Frühjahr findet
man auf den Knospen am Anfang graue, später grün werdende, sehr gefräßige Räupchen.
Sie machen bei ihrer Fortbewe-
gung den typischen „Katzbuckel“. Etwa Ende Mai/Anfang
Juni „seilen“ sich die Tiere an einem Spinnfaden ab bzw. lassen
sich fallen, dringen in den Boden
ein und verpuppen sich dort.
Nach den ersten Nachtfrösten,
etwa Mitte bis Ende Oktober,
treten geflügelte Männchen und
ungeflügelte Weibchen in Erscheinung. Die Weibchen klettern am Stamm bis in den Kronenbereich hoch und legen dort
nach der Begattung ihre bis zu
300 Eier zur Überwinterung ab.
j Vorbeugen und Bekämpfen:
Eine einfache und effektive
Methode ist das Anbringen eines Leimringes um gefährdete
Bäume. Der Leimring (Gartencenter, ca. 5 bis 10 E) wird etwa
ab Anfang Oktober angebracht.
Hierbei gilt es jedoch einiges zu
Pflaumenrost
bäume befällt. Die Infektion
wird durch braune Sommersporen an den Blattunterseiten verbreitet. Im Herbst bilden sich
schwarze Wintersporen.
j Vorbeugen und Bekämpfen:
Bevorzugen Sie weniger anfällige
Sorten wie z. B. „Bühler Frühzwetsche“, „Zimmers Frühzwetsche“ oder „Anna Späth“. Der
Verzicht auf Anemonen im Garten reduziert wesentlich die Infektionsgefahr. Falllaub sollte
frühzeitig entfernt werden.
Bei empfindlichen Sorten
(z. B. „Ontariopflaume“, „Ersinger Frühzwetsche“, „Wangenheimer“, „Stanley“, „Ruth Gerstetter“) und in Befallslagen ab Mitte Mai die Blätter beobachten!
Fungizide zur Bekämpfung des
Pflaumenrostes sind derzeit nur
im Erwerbsobstbau zugelassen.
In regnerischen Jahren tritt die Sprühfleckenkrankheit
an Kirschen besonders häufig auf.
Befall führt zu vorzeitigem Blattfall. Die abgefallenen
Blätter stellen das Winterquartier des Pilzes dar.
j Infektion: Der Pilz überwintert an befallenem Falllaub. Von dort aus infiziert er im Frühjahr das junge
Grün und verbreitet sich im Baum.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Die abgefallenen
Blätter sollten noch vor dem Winter zusammengekehrt,
sorgfältig durchkompostiert oder aus dem Garten entfernt werden.
Für eine erfolgreiche Bekämpfung muss man die Primärinfektionen im Frühjahr verhindern: Wenn die
Krankheit regelmäßig auftritt und bei feuchter Witterung sollte ab Mitte der Blüte vorbeugend mit einem
Fungizid behandelt werden. Ansonsten reicht ein Fungizideinsatz ab Sichtbarwerden der ersten Befallssymptome aus.
Derzeit gibt es keine spezielle Zulassung zur Bekämpfung der Sprühfleckenkrankheit. Es kann aber die
Nebenwirkung der gegen die Monilia-Spitzendürre eingesetzten Fungizide Baycor Spritzpulver und Spezial
Pilzfrei Monizin genutzt werden. Eine Bekämpfung ist
nur dort erforderlich, wo die Krankheit jährlich einen
vorzeitigen Blattfall verursacht.
116 top agrar 7/2002
D
er Pilz schädigt hauptsächlich Pflaumen bzw. Zwetschen, seltener Pfirsiche, Aprikosen und Mirabellen.
j Schadbild: Manchmal sind
schon Anfang Juni auf der Blattoberseite kleine gelbe Flecken zu
sehen. Blattunterseits bilden sich
anfänglich rostigbraune, später
schwärzliche, stecknadelkopfgroße Pusteln. Die Krankheit
entwickelt sich besonders bei Regenwetter rasch, so dass stärker
befallene Blätter braun werden
und vertrocknen. Bei starkem
Befall stehen die Bäume bereits
im August völlig kahl dar.
j Infektion: Der Pilz überwintert im Falllaub und gelangt im
Frühjahr auf Anemonen als
Zwischenwirt, bevor er die Obst-
beachten: So ist nicht nur der gefährdete Baum zu bestücken,
sondern auch der möglicherweise vorhandene Holzpfahl. Ansonsten gelangt
das Frostspannerweibchen
über diesen Umweg in die
Krone. Bäume mit tiefgefurchter Borke sollten mit einer
Drahtbürste geglättet werden,
so dass der Leimring dicht
um den Stamm sitzt. Die
Weibchen zwängen sich
sonst zwischen Leimring
und Borke hindurch. Im
Laufe der Zeit muss man
darauf achten, dass sich
keine Blätter am Leimring verfangen,
die eine willkommene „Brücke“ für das
Weibchen darstellen. Der Leimring sollte im zeitigen Frühjahr entfernt werden.
Eine unterhalb des Leimringes erfolgte
Noteiablage der Weibchen muss mit einer Drahtbüste entfernt werden.
Wer Hühner hat, kann diese etwa im
Mai/Juni unter die Bäume schicken. Die
Raupen suchen dann ihre Verpuppungsplätze auf. Die Hühner picken die
ankommenden Raupen auf, bzw. scharren die ersten Puppen frei. Da insbesondere Meisen Raupen an ihre Jungen
füttern, sind Nistkästen im Garten auch
zur Frostspannerbekämpfung sinnvoll.
Folgende Pflanzenschutzmittel sind
für den Haus- und Kleingarten zur
Frostspannerbekämpfung erlaubt: Dipel 2 x (biologisch), Neudorffs Raupenspritzmittel (biologisch), Schädlingsfrei
Neem (biologisch). Gespritzt wird kurz
vor der Blüte.
Scharkakrankheit
D
ie Scharkakrankheit ist die gefährlichste Viruserkrankung an Pflaumen, Zwetschen (besonders anfällig sind
„Hauszwetsche“, „Fellerberg“, „Zimmers“ und
„Lützelsachser“) und Aprikosen.
Sie ist auch unter dem Namen Pockenkrankheit bekannt. Starker Fruchtfall
und ungenießbare Früchte können zu
vollständigem Ernteausfall führen.
j Schadbild: Je nach Sorte kann das
Ausmaß der Blattsymptome stark variieren. Sie erscheinen kurz nach dem Abblühen und sind meist bis in den Herbst
hinein sichtbar. Besonders gut sind die
hell- bis olivgrünen ring- oder bandförmigen Flecken an bewölkten Tagen zu
erkennen. Durch hohe Sommertemperaturen werden die Symptome bei manchen Sorten abgeschwächt. Früchte zeigen ab etwa Ende Mai pockenartige
Einsenkungen auf der Fruchthaut. Ge-
Kleine gelbe
Flecken auf
der Blattoberseite
weisen auf
den Pflaumenrost hin.
Geschwächte
Bäume sind
besonders
anfällig.
Im Hausgarten ist nur die
Pflanzenstärkung mit
z. B. NeudoVital erlaubt.
Ringförmige
Flecken der
gefährlichen
Scharka-Krankheit
auf den Blättern. Pockenartige
Einsenkungen auf den Früchten.
schädigte Früchte fallen frühzeitig ab.
Jungbäume bis zum 10. Standjahr
sind besonders durch Infektionen gefährdet.
j Infektion: Das Scharkavirus wird
über größere Entfernungen in erster Linie durch Kauf kranker Bäume und
durch Veredlung (Propfung) verbreitet.
Im Garten sind Blattläuse die wichtigsten und bedeutendsten Krankheitsüberträger. Die Ausbreitung erfolgt
hauptsächlich in den Monaten Mai/Juni
und September/Oktober, wenn die geflügelten Läuse ihren Wirt wechseln.
j Vorbeugen und Bekämpfen: Bei
Neupflanzungen und Veredlungen sollte unbedingt virusfreies Pflanzmaterial
verwendet werden! Absolut resistente
Sorten sind noch nicht im Handel. Als
relativ widerstandsfähig gelten u. a. die
Sorten: „Caczacks Schöne“, „Czernovitzer“, „Hanita“, „Katinka“, „Opal“
oder „President“. Blattläuse müssen als
wichtigste Überträger der Krankheit gewissenhaft bekämpft werden. Vor allem
Jungbäume sollten aufmerksam kontrolliert und sorgfältig mit einem läusewirksamen Insektizid behandelt werden. Viruserkrankungen selbst sind
grundsätzlich nicht bekämpfbar.
Ein Befall mit der Scharkakrankheit
muss dem zuständigen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden!
Für den Haus- und Kleingarten sind
folgende Pflanzenschutzmittel zur
Blattlausbekämpfung in Pflaumen ausgewiesen: Neudosan (biologisch) und
Schädlingsfrei Naturen (biologisch).
top agrar 7/2002
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