feuilleton - Neue Zürcher Zeitung

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FEUILLETON
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Donnerstag. 5. Aprfl 1973
Morgenausgabe Nr. 159
35
Experimentalstudio für Musik in Freiburg im Breisgau
zm. Anläßlich des siebzigsten Geburtstags
von Heinrich Strobel, dem inzwischen verstorbenen, als Mäzen rd e zeitgenössischen Musik bekannten Leiter der Musikabteilung des Südwestfunks, wurde Ende 1968 die «Heinrich SlrobelStiftims des Südwestfunks» ins Leben gerufen; sie
soll einer gezielten Förderung der Pflege und
Entwicklung der Musik, der Ausbildung des
künstlerischen Nachwuchses und der musischen
Erziehung der Jugend dienen. Die noch zu Lebzeiten Heinrich Strobels in Aussicht genommene
Gründung eines Experimenlalstudios, die im
Frühjahr 1971 dann stattfand, nimmt in diesen
vielfältigen Aufgaben der Stiftung einen wichtigen Platz ein, ganz im Sinne des durch die
Namcngebung Geehrten.
Im Moment ist die erste Ausbaustufe dieses
Experimentalstudios bereits abgeschlossen. Geplant und geleitet wird dieses von Hans Peter
Halter, Platz fand es im Südwestfunk-Landesstudio in Freiburg-Günterstal. Die schon jetzt
ausgezeichnet eingerichtete und auch reichlich
mit Räumlichkeiten versehene Institution wurde
bewußt nicht ein elektronisches Studio genannt,
da man sich gleich zu Beginn der Planungsarbeiten entschlossen hatte, nicht die synthetische
Klangerzeugung mit -T o n und Rauschgcneratoren, Synthesizern usw. in den Vordergrund rd e
Tätigkeit zu stellen, vielmehr die elektronische
Klangumformung, die in letzter Zeit nicht nur für
die Beat Bands, sondern auch für die Konzertmusik an Bedeutung gewonnen hat. Es spielt
denn auch die Live-Umformung eine wichtige
Rolle im Freiburgcr Experimentalstudio; etliche
der mobilen Geräte haben bereits in umfangreichem
Rahmen Konzertaufgaben erfüllt (bei den
Aquattnta-Druck,
ItiüO.
Rowlandson: Den Teufel heraufbeschworen;
Donaucschinger Musiktagen, dem Weltmusikfest
in Graz, bei unzähligen Aufführungen von Stockhausens «Mantra» und bei der kürzlichen Uraufführung rd e neuen Version von «... explosante
fixe...» von Pierre Boulez in New York).
Natürlich wird auf die Möglichkeiten syntheEine Ausstellung in Paris
tischer Klangerzeugung nicht vollständig verzichFür gewisse Arbeiten mit Ringmodulatoren
Immer und überall, wo es Menschen gab, die «Hexen» durch Unterabteilungen übersichtlicher tet.
sind ohnehin Sinusgeneratoren nötig, so zum Beiunwissend waren und sich fürchteten, hat man an zu machen, die seinen verschiedenen Aspekten spiel
in den Geräten, die Hallcr für die «Mantra»Hexen, Zauberer und Teufel geglaubt, an böse entsprechen. Gewiß konnte man ein so vielseitiges Aufl'ührungen
konstruierte; im übrigen steht aber
und gute Geister, deren Hilfe man suchte. Und Gebiet auch anders gliedern, etwa chronologisch,
einer rd e handlichen und erstaunlich viele
auch
immer fanden sich solche, die glaubten oder vor- sittengeschichtlich, nach kunsthistorischen oder Produktionsmöglichkeiten bietenden ARP-Synthegaben, den Zugang zu über- und unterirdischen psychologischen Gesichtspunkten. Statt dessen
sizer zur Arbeit zur Verfügung. Wesentlich sind
Mächten zu kennen, und nicht nur bereit waren, hat man zuerst kurz auf die Quellen und die EntHexenglaubens hingewiesen, dann aber die neukonstruierten Geräte, die zwar nicht
ihre besonderen Gaben hilflosen Sterblichen zur wicklung des
prinzipiell Neues bringen, aber zum Teil wesentVerfügung zu stellen, sondern sie auch auszubeu- anhand von zeitgenössischen Darstellungen die
Verbesserungen aufweisen (zwei
ten, bis sie selbst der menschlichen Dummheit Hexen selbst vorgeführt und am Ende die Hexen- liche technische je fünfzig
Einzelfiltern in SekundFilterbänke mit
und Intoleranz zum Opfer fielen. Die gegen- jagd illustriert.
hoher Flankensteilheit; ababständen
extrem
mit
wärtige Ausstellung in der Bibliotheque Nationale
Das, was man in Europa als Hexerei besolut klanggetreu, das heißt ohne Klangverzer(bis 15. April) ist nur den Hexen des euroWahrsagung,
Heilunwunderbare
zeichnet hat
rung und Durchschlagen rd e Ausgangsfrequenzen
päischen Kulturkreises gewidmet, wo sie
so gen, Austreibungen, Verwandlungen und überarbeitende Ring- beziehungsweise Produktmoduder Ver- natürliche Verbrechen
möchte man wenigstens glauben
, wird in dieser Aus- latoren), die vor allem aber eine für die Praxis
gangenheit angehören. Daß sie auch hier ein hal- stellung einerseits auf griechisch-römische Queltäglichen Arbeit und zumal des Konzerts
bes Jahrtausend lang die Geister beschäftigt len, anderseits auf gewisse Kapitel der Bibel der
optimale Zusammenstellung der einzelnen Funkhaben, zeigen die Bilder und Dokumente an den zurückgeführt. Die bekanntesten Hexen der klasjedem
Land,
Circe, die Männer in Schweine
Wänden der Galerie Mazarine. In
sischen Zeit
auf unzähligen Gebieten haben sie ihr Wesen ge- verwandelte, und Medea. die Zauberkräuter
trieben. Gelehrte, gottgeweihte Männer und kannte und benützte
erscheinen hier nur auf
Künstler aller Schulen haben sich mit ihnen aus- einigen graphischen Blättern des 16. und des 18. die man ebenfalls des Ritualmordes beschuldigte,
einandergesetzt. Man fand sie in Hütten, Klöstern Jahrhunderts. Das Gefährt Saturns, des Gottes
und der Jeanne d'Arc, deren Prozeßakte man hier
ging
sie um Rat und rd e Hexen, wird auf einem Stich von Crispin de lesen
und an fürstlichen Höfen,
kann.
Heilmittel an, verdächtigte sie gefährlicher Intri- Passe nach Martin de Vos von Drachen durch die
Die Inquisition brachte Hunderttausende
gen, schob ihnen jedes Unglück in die Schuhe Wolken gezogen, und unter ihm, in einer Felsenoder des Umgangs
und verfolgte sie mit den grausamsten Mitteln. In landschaft, tanzen Hexen um einen Kessel, aus dazu, sich selbst rd e Hexerei
mit Hexen und Teufeln anzuklagen, und auf
Frankreich machte 1682 ein königliches Edikt dem sich ein Skelett erhebt.
genau,
Hexenverfolgungen
wie die bösen
diese Weise wußte man
ein Ende, aber in manden
Die alte Welt räumte Orakeln und WahrUnzählige Bilder
chen Ländern wurden noch im 19. Jahrhundert sagern eine große Rolle im öffentlichen Leben Geister und ihre Welt aussahen.
dar,
und
Zaubermittel
wo
erkannt,
stellen
Hexenküchen
Hexen verbrannt. Erst heute hat man
ein, doch der Gott des Alten Testaments gebot:
gebraut wurden, mit denen
daß man von rd e jeweiligen Rolle, die sie spielen, «Ein Mann oder eine Frau, die
zaubern, vor allem die Salben
einrieben,
Dinge
reiten
Sabbat
um
zum
Hexen
sich
die
Sie
kann.
27.)
waren
(Leviticus
schließen
auf viele andere
20,
sollen hingerichtet werden.»
Vorbereitungen zu so einem Aufimmer eine der Minderheiten, deren Schicksal auf Nur Priester durften Wunder tun. So sieht man zu können.
prächtigen Kupferdas Ergehen und den geistigen Stand der Mehr- auf Kupferstichen des 16. Jahrhunderts, wie bruch kann man auf einem
Jacques
de Gheyn beobachten, dessen
betrachtet,
von
stich
waren Moses und Aaron die Zauberer Pharaos besiegen
zahl schließen läßt. Individuell
geviele von ihnen gewiß einsame Menschen, irgend- und eines der friihesten Wunder der Bibel ge- Hexen sich in einer wilden Felslandschaft
troffen haben, um von dort aus die lichte Welt im
wie anders, unverstanden und unbeliebt. Aber die schieht: Wasser springt aus einem Felsen, den Hintergrund
Psychologie
«Aufbruch zum
zu überfallen.
die rd e Individuen und die der Moses mit seinem Stab
dem ersten Zauberstab
Hexensabbat» ist auch der Titel eines Gemäldes
ist eine neue Wissenschaft, von der
Massen
berührt. Ein Gemälde Salvator Rosas erinnert
d. J., obwohl es sich hier um
man im Zeitalter rd e Hexen wenig wußte.
daran, daß König Saul die Hexe von Endor be- von David Teniers
handelt, das ein schönes, symbosuchte, die auf seinen Befehl den Geist Samuels ein Interieur
Schädel, Stundenglas, Blumen,
lisches Stilleben
heraufbeschwor.
Ausstellung
gewidmete
Spielkarten
hat es
enthält. Eine der Hexen
Eine den Hexen
und Zirkel
Im Neuen Testament, wo der Teufel als hier ist jung und schön. Jugend zeichnet auch die
anscheinend noch nie gegeben. Das ist um so er- Gegenspieler
des Heilands auftritt, und in den
staunlicher, als die Literatur über dieses Thema
Hexen auf einer wundervollen ZeichHeiligengeschichten mit ihren Wundern fand die berauschten
Baidung
nung von
Grien aus. «Die junge Hexe»
reich ist und das Material zum Teil sehr anschaulich. Jeder kennt die Dämonen, denen man Phantasie des Vokes und rd e Künstler unendlich ist schließlich rd e Titel eines Gemäldes von
Anregungen,
alles,
begegnet,
Unterwelt
zur
was
sich
viele
Wiertz,
die
dem anscheinend nicht nur
in der mittelalterlichen Kunst
gehört, vorzustellen und bildlich zu gestalten. Die Antoine vorgeschwebt haben, sondern auch ein
Teufel und Hexen von Grünewald, Bosch und
Hexen
Bruegel, die unheimlichen Kreaturen, die die mittelalterlichen Illustratoren der Evangelien Bild der Susanna im Bade, denn er hat das MädWunderheilungen
Umund
die
Goya
Christi
und Ensor bevölkern. Niemand stellten die
Werke von
chen auf dem Besen mit lüsternen alten Teufeln
gebung Satans mit dem gleichen Realismus dar, umgeben.
hat jedoch bisher diese Ausgeburten rd e künstBruegel scheinen in den
lerischen Phantasie zusammengestellt, geordnet aber erst Bosch und
Hexendarstellungen kommen oft gewissen
Visionen,
und zu erklären versucht. Die Bibliotheque Natio- höllischen geschwelgt die sie unermüdlich wie- Themen nahe, die eigentlich in einen anderen Zudergaben,
zu haben. Ein Blatt von sammenhang gehören.
nale hat damit einen der Mitarbeiter ihres
heiligen
So erinnert ein HexenBruegel
beauftragt,
Ae.,
den
und
Jakob
den
Kupferstichkabinetts, Maxime Preaud,
das
d.
Hermogenes von Dämonen umgeben sabbat manchmal an Bacchanalien oder eine
rd e sich seit Jahren mit diesem Gebiet beschäf- Zauberer
Anbetung des Teufels an die Anbetung des Goltigt. Er hat eine Ausstellung geschaffen, die einen darstellt, wird hier vor allem gezeigt, weil es, wie
andere Bilder desselben Künstlers, zur denen Kalbes durch die Kinder Israels. Eine der
mit Bewunderung erfüllt, amüsiert und das auch
ikonographischen Quelle für Höllenbilder wurde, eindrucksvollsten Teufelsanbetungen stammt von
Gruseln lehrt. Auch sein Katalog, der 250 NumCallot, dessen Bock auf einem Felsen in einer
Objekt
jedes
ausführlich erläutert da es fast alles aufweist, was zum Inventar der
mern umfaßt,
gehört: Kröten, Katzen, Affen; Hexen, Höhle thront, während ihm kniende Menschlein
und 26 gute Tafeln enthält, wird gewiß lange Unterwelt
Opfer bringen.
Tiere,
reiten;
obgleich
die
Besen
oder
behalten,
auf
Böcken
die
ihm eine
Wert
seinen
speien; unheimlich zusammengesetzte
zusammenfassende Einführung fehlt und die Flammen
Bibliographie weder systematisch noch kritisch Mißgestalten, die einander quälen: Teufel, die
Obwohl diese Ausstellung nicht als Kunstzerreißen, und Kessel, in denen Knochen ausstellung angelegt war, enthält sie zahlreiche
ist: sie führt einfach jedes Buch auf, das im Zu- Leichen
sammenhang mit der Ausstellung benützt worden gebrüht werden. Alles drängt sich um die zwei Meisterwerke, besonders auf dem Gebiet der
ruhig bleiben, graphischen Künste. Zu diesen gehört Baidungs
ist, das heißt Künstlermonographien und Kata- menschlichen Figuren, die allein
loge neben Werken über Dämonologie und Iko- hinter jeder scheußlichen Kreatur erscheint eine, Zeichnung «Junge Hexe mit Drachen» aus Karlsnographie. Das Material, das den Veranstaltern die sie an Grausigkeit noch übertrifft, und die ruhe. Goyas Werke sind bekannt und verfehlen
gereckten
doch nicht, von neuem großen Eindruck zu
im eigenen Haus zur Verfügung stand, ist natür- zum Himmel Mißgeburten Arme und offenen
wirken sowohl pathe- machen. Auch Füsslis «Albtraum» erscheint hier
lich fast unerschöpflich. Der Louvre, französische Mäuler dieser
Heilige in ihrer Mitte
einige
Der
komisch.
auch
als
tisch
in einer zart gefärbten Radierung aus dem Jahr
ausländische Institute
Provinzmuseen und
ausgeholfen: der schlägt ein Kreuz und bleibt unversehrt, aie 1799, denn der Traum hängt vielfach mit rd e
haben außerdem mit Leihgaben
Baidung Kirche siegt über die bösen Geister.
Zeichnungen
gehören
Hexerei zusammen: er erlaubt dem Träumer in
von
Albertina
sie vorauszusagen,
Der Kampf des Christentums gegen das Böse, die Zukunft zu schauen undverborgenen
Grien und Kubin, dem Kunsthistorischen
Magnasco,
gemacht wird, liefert ihn aber auch seinen
Trieben
Museum in Wien ein Gemälde von
der in solchen Bildern anschaulich
poliaus. Großartig
Exzessen,
weiß,
Erlebnissen
und
schrecklichen
die oft
zu
rd e Karlsruher Kunsthalle ebenfalls ein Blatt von führte, wie man
Baidung Grien und dem Zürcher Kunsthaus die tische Grundlagen hatten. Daß nicht nur die durch die monumentale Einfachheit seiner Komzeigen position und die schonungslose Enthüllung der
Radierung «Walpurgisnacht» von Albert Welti.
Hexen der Inquisition zum Opfer fielen,
Katalog, die Darstellungen von Juden, die angeklagt menschlichen Torheit ist endlich Rowlandsons
Sowohl die Ausstellung als auch der
vergiftet zu haben, der Templer, Farbdruck aus dem Jahr 1800, auf dem der
folgt,
Anordnung
versuchen,
waren,
Brunnen
das Thema
der ihrer
Die Hexen
...
Neue Zürcher Zeitung vom 05.04.1973
Klangtiorisbereiche darstellen. Dahin gehört ein
ümförmer, rd e mittels Programmfeldern das AbProgramme
gespeicherter
errufen verschiedener
möglicht, wobei jede Umschaltung dank einer besonders kunstvollen Vorrichtung ohne jedes
Knackgerttusch vor sich geht, was für den Gebrauch im Konzert von größter Wichtigkeit ist.
Dahin gehört auch das von Haller konstruierte Halaphon, das zwar nicht «eine neue Phase
in der Geschichte des metamorphen Klangs» beginnt, das aber die vom amerikanischen Musiker
und Komponisten Salvatore Marlirano schon seit
Jahren verwirklichte Idee für eine universellere
Anwendung erschließt. Das Gerät ermöglicht,
wiederum mit Hilfe übersichtlicher Programmleider in Schachbrett form, dreidimensionale
Klangbewegung, Klangsteuerung und eine Klangrhythmisierung. Bei all diesem Instrumentarium
spielt die Spannungssteuerung (Voltage Control),
das heißt die Möglichkeit rd e Lenkung einer bestimmten Funktion durch elektrische Spannungen, die zum Beispiel von einem Computer, von
Generatoren, aber auch von der Aufnahme akustischer Ereignisse durch ein Mikrophon stammen
können, eine besonders wichtige Rolle. Gerade
die letztgenannte Möglichkeit erschließt ein weites Feld eines neuen musikantischen Zusammenwirkens, indem beispielsweise die Lautstärke der
Klangproduktion eines Musikers den Grad der
Umformung rd e Klangproduktion seines Kameraden bestimmen kann, oder, um ein anderes Beispiel zu geben, indem die Lautstärkevariierung
dem Klang eines anderen Musikers via Halaphon
einen bestimmten Richtungswechscl aufzwingt.
Solche den Laien oft sehr verblüffende Wirkungen sind auch in der oben genannten neuen Komposition von Pierre Boulez integriert.
Aber nicht nur für Live-Konzcrtmitwirkung
stehen die elektronischen Apparaturen des Experimentalstudios zur Verfügung. Sie sollen auch
interessierten Komponisten und Instrumentalistcn
zur Einarbeitung ins neue Instrumentarium dienen (wozu durch die Stiftung voraussichtlich ab
November dieses Jahres auch Stipendien bereitgestellt werden), auch den andern Zuteilungen
des Rundfunks, im speziellen dem Bereich der
Unterhaltungsmusik und des Hörspiels, ferner
eine Zuverschiedenen Forschungsaufgaben
sammenarbeit mit dem musikwissenschaftlichen
Institut der Universität Basel und ein Zusammenwirken mit dem von Pierre Boulez gegründeten
und geleiteten, zurzeit noch im Aufbau begriffenen «Institut de Recherche et Co-Ordination
j acoustique/musique» (IRCAM) in Paris ist geplant. Und schließlich sollen auch pädagogische
Aufgaben, vor allem Seminare für Musikhochschule und Universität in Freiburg, wahrgenommen werden. Ueber die Forschungsergebnisse des
Experimentalstudios soll eine eigene, von der
Heinrich Strobel-Stiftung herausgegebene Schriftenreihe Auskunft geben.
Teufel aus dem Boden fährt wie eine Bühnenfigur, der Zauberer sich ebenfalls so theatralisch
wie möglich gebärdet und seinem Kunden die
Knie schlottern, während ihm ein Mädchen Geld
aus der Tasche zieht. Hier ist die Stufe erreicht,
auf der der ganze Zauber, Teufel, Hexen, ihre
Anhänger und Verfolger, der Verspottung zum
Opfer fielen.
Trotzdem gab es auch im 19. Jahrhundert
noch einen Tcufelskult, bei dem die Hexen nicht
fehlten. In J.-K. Huysmans' Roman «Lä-bas»
(1891), der hier nicht erwähnt wird, findet man
die ausführliche Beschreibung einer schwarzen
Messe, wie sie noch in Paris gefeiert wurde. Das
19. Jahrhundert ist in dieser Ausstellung überhaupt etwas vernachlässigt worden, obwohl
Felicien Rops nicht vergessen worden ist, sonst
hätte man vielleicht auch an die Symbolisten, die
Rosenkreuzler und vor allem an Burne-Jones gedacht, dessen schönstes Gemälde die Verzauberung des Zauberers Merlin darstellt. Der gleiche
Maler hat auch Sidonia von Bork gemalt, die
1620 in Stettin hingerichtet wurde und die verdient hätte, hier genannt zu werden; sie wurde in
Deutschland durch Meinholds Roman «Die
Bernsteinhexe» (1843) sehr bekannt und später
auch in England, da Oscar Wildes Mutter, Speranza Wilde, dieses Buch ins Englische übertrug.
Man wundert sich mehr darüber, daß weder in
der Ausstellung noch im Katalog von den Märchen die Rede ist, die in der neueren Zeit gewiß
am meisten dazu getan haben, daß man noch von
Hexen spricht. Aber es wäre unrecht, die Aus-
lassungen zu betonen, wenn eine Ausstellung so
reichhaltig, originell und anregend ist wie diese.
Edith Hoffmann
«Aufblättern das Schweigen»
W. R. Allen zweiundvierzig in dem schmalen
Band enthaltenen Gedichten der Schweizer Lyrikerin
Lilly Ronchetti gemeinsam isi das Bekenntnishafte des
Inhalts und dessen sprachlichen Ausdruck. Es sind
keine Geheimnisse der Seele, die hier «aufgeblättert-»
werden, und doch ist die innere Welt, der die Gedichte entstammen, unendlich geheimnisvoll. Dies
wird vor allem in der ersten Gruppe des vierteiligen
Textes, die den Titel führt «Zwischen Träumen»,
«Ins
offenbar. Aber auch in den übrigen Gruppen
Licht gestürzt», «Abschied der Sonne» und «Drängende Zeit»
ist stets die innere Notwendigkeit
deutlich zu erkennen, aus der die Gedichte emporwuchsen. Als einziges Beispiel hierfür sei das im
Gedenken an Paul Celan entstandene Gedicht «Aus
einem anderen Land» genannt: Aufsteigen und Entlassen der Erinnerung spiegeln hier das Motto wider,
das die Autorin ihrem Buch vorangestellt hat: «Nichts
das Wort ist alles.» (Verlag Hans Frei,
ist das Wort
Zürich.)
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