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EDV-Nr. 400098
Alle Angaben entsprechen dem Kenntnisstand der Drucklegung.
Technische Änderungen vorbehalten. Stand: 03/2011
2 inhalt
inhalt
Vorwort
Vorwort 3
Grundlagen4
Ziele der urologischen Betreuung 6
Neuro-Urologische Diagnostik
Untersuchungsverfahren6
Bildgebende Untersuchungen
7
Funktionsdiagnostik8
Laboruntersuchungen9
Nierenfunktionsuntersuchungen9
Behandlung der Blasenfunktionsstörung 10
Drucksenkung in der Harnblase
Entleerung der Harnblase
Harnwegsinfektionen
Klinische Zeichen
11
12
16
16
Alternativen zum intermittierenden
Katheterismus19
Inkontinenz22
Neue Trends bei der Behandlung
der Blasenfunktionsstörung
23
Sexualität bei Querschnittlähmung
24
Weiterführende Literatur
26
Miktionsprotokoll27
Homecare Urologie Produkte
28
Wichtige Adressen/Selbsthilfegruppen31
Konzept & Design
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Vorwort3
Nahezu alle Personen mit einer Rückenmarksverletzung
leiden unter Blasenfunktionsstörungen. Je nach
Ausprägung können diese eine ernsthafte Bedrohung
für die Nierenfunktion darstellen und/oder die
Lebensqualität massiv einschränken. So stellten Nierenfunktionsstörungen lange Zeit die häufigste Todesursache bei Querschnittgelähmten dar. In den letzten
30 Jahren konnte durch Fortschritte der neuro-urologischen Diagnostik und Therapie die Gefahr einer
Nierenfunktionsschädigung drastisch reduziert werden, so dass die Mehrzahl der Querschnittgelähmten
heute eine nahezu normale Lebenserwartung hat.
bilitationsphase sind Probleme mit der Blasenfunktion
der häufigste Grund für einen Querschnittgelähmten,
einen Arzt aufzusuchen. Daher sind ein Verständnis der
Prinzipien der Blasenfunktionsstörung sowie die
Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen der urologischen Versorgung extrem wichtig. Der vorliegende
Ratgeber soll die häufigsten Probleme bei dem Management der Blasenfunktionsstörung ansprechen und
Basisinformationen liefern, um im Dialog mit den behandelnden Urologen gemeinsam eine individuelle
Einstellung der Blasenfunktionsstörung unter bestmöglichem Erhalt der Lebensqualität zu erreichen.
Dennoch begleiten urologische Probleme die Betroffenen lebenslang. Nach Abschluss der ersten Reha-
Prof. Dr. med. Jürgen Pannek, Chefarzt Neuro-Urologie
Schweizer Paraplegiker Zentrum, Nottwil
4 Grundlagen
Grundlagen5
Grundlagen
Unser Harntrakt wird in einen oberen und einen
unteren Abschnitt unterteilt. Der obere Harntrakt
besteht aus den Nieren und den Harnleitern, zum
unteren Harntrakt gehören die Harnblase (Detrusor),
der Schließmuskel (Sphinkter), die Harnröhre, und beim
Mann auch die Vorsteherdrüse (Prostata). Die Nieren
produzieren den Urin, der über die Harnleiter in die
Harnblase transportiert wird. Der untere Harntrakt
hat zwei Aufgaben: Urinspeicherung und Blasenentleerung.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, müssen nicht
nur die einzelnen Organe intakt sein, sondern deren
Zusammenspiel muss kontrolliert und koordiniert werden. Diese Funktionen werden vom Nervensystem
wahrgenommen.
Harntrakt bei Frauen
Das Nervensystem empfängt Impulse aus der Blase
(z. B. den aktuellen Füllungszustand), leitet diese
Informationen über die Nerven im kleinen Becken ins
Rückenmark und von hier aus in den Hirnstamm.
Hier werden die verschiedenen eingehenden Informationen verschaltet und von Zentren im Großhirn
kontrolliert und gesteuert.
Die Arbeitsanweisungen gehen den umgekehrten Weg
(Hirnstamm – Rückenmark – Nerven im kleinen
Becken) zum unteren Harntrakt zurück und lösen die
gewünschten Aktionen aus. Somit sind die Zentren
für die willkürliche Kontrolle (Großhirn) und für die
Koordination der eingehenden Signale (Hirnstamm)
oberhalb des Rückenmarks gelegen.
Gesund verlaufende
Nervenimpulse
im Rückenmark
Rückenmarkschädigung
Harnblase
Gesundes Nervensystem (links) und unterbrochenes Nervensystem (rechts).
Harntrakt bei Männern
Durch eine Rückenmarkschädigung werden die Verbindungen zwischen Harntrakt und den Kontrollzentren im Schädel ganz oder teilweise unterbrochen.
Im Rückenmark existieren zwei Reflexzentren, welche
die Blasenimpulse zwar umschalten, aber nicht koordinieren können; ein oberes und ein unteres Zentrum.
Wenn diejenigen Reflexzentren im Rückenmark, die
unterhalb der Verletzung gelegen sind, die Kontrolle
übernehmen, entsteht eine unkoordinierte Aktivität
von Blase und Schließmuskel.
Nierenbecken
Harnleiter
Blase
Blasenhals
Harnröhre
Harnröhrenmündung
Prostata
äußerer Schließmuskel
Penis
Bei einer Verletzung unterhalb des unteren Zentrums
sind die beiden Organe vollständig vom Nervensystem abgekoppelt und funktionieren gar nicht. Bei einer
Verletzung oberhalb des unteren Zentrums entfallen
die beruhigenden Impulse auf den Blasenmuskel, dafür
sendet das Rückenmark unkoordinierte Stimulationsimpulse an den unteren Harntrakt.
Die Blase wird bereits bei geringen Füllmengen aktiv.
Oft wird gleichzeitig der Schließmuskel angespannt.
Somit versucht die Blase, den Urin herauszupressen,
während gleichzeitig der Schließmuskel den Weg
zusperrt. Durch den hohen Druck, dem der Urin ausgesetzt ist, entstehen Folgeschäden. Nierenschäden
entstehen, wenn der Abfluss von Urin aus den Nieren
behindert wird oder Urin zu den Nieren zurückgepresst wird; an der Blase kommt es durch die dauerhafte Überaktivität zu muskulären Schäden.
Eine mögliche sichtbare Folge ist ein unwillkürlicher
Urinverlust (Inkontinenz) weil in einem nicht vorhersehbaren Moment der Druck in der Blase so stark
wird, dass der Urin gegen den Widerstand des
Schließmuskels herausgepresst wird.
Koordinationsstörungen des unteren Harntrakts treten
besonders oft und extrem stark ausgeprägt nach einer
Rückenmarkschädigung (durch Verletzung oder angeboren = Spina bifida oder Meningomyelozele) auf.
Prinzipiell können jedoch alle Störungen des Nervensystems (z. B. bei Multipler Sklerose, Diabetes mellitus,
nach Bandscheibenvorfällen usw.) zu Blasenfunktionsstörungen führen.
6 Ziele der urologischen Betreuung | Neuro-Urologische Diagnostik
Neuro-Urologische Diagnostik 7
Ziele der urologischen Betreuung
Urologie ist eigentlich ein chirurgisches Fach. Bei der
Behandlung von neurogenen Blasenfunktionsstörungen
wird jedoch primär kein erkranktes Organ operiert,
sondern die Folgen einer Funktionsstörung an sich
gesunder Organe behandelt. Dies erfordert eine andere Qualifikation.
Urologen, die sich auf die Behandlung von Blasenfunktionsstörungen, Sexualfunktionsstörungen und
Fertilitätsstörungen, die durch Schädigung des
Nervensystems hervorgerufen werden, spezialisiert
haben, werden als Neuro-Urologen bezeichnet.
In der Frühphase nach der Verletzung sollte die
erste Untersuchung nach ca. 6 Wochen erfolgen,
eine Kontrolle nach 3 Monaten. Die weiteren Termine
sind abhängig von den erhobenen Befunden und
dem individuellen Risikoprofil. In der Regel sollte eine
Kontrolluntersuchung alle 1 bis 2 Jahre durchgeführt werden, bei stabilen Verhältnissen kann dieses
Intervall verlängert werden.
Weil zwischen den Kontrolluntersuchungen meist
mehrere Monate oder Jahre liegen, ist es sinnvoll,
zuhause ein Protokoll über die Häufigkeit von Harnwegsinfekten zu führen und sich eventuelle Fragen
aufzuschreiben.
Untersuchungsverfahren
Ultraschall (Sonographie)
Eine typische Erstuntersuchung umfasst ein ausführliches Gespräch (Anamnese), eine körperliche
Untersuchung, eine Urinuntersuchung, eine Sonographie von Nieren und Blase sowie eine Video-Urodynamik. Ob weitere Untersuchungen notwendig werden,
ergibt sich aus den Ergebnissen dieser »Basisabklärung«. Zusätzlich sollte die Nierenfunktion mittels Blutund Urinuntersuchungen oder durch eine Nierenfunktionsuntersuchung (nuklearmedizinische Clearance-Untersuchung) bestimmt werden.
Durch Ultraschall kann ohne Strahlenbelastung Lage
und Aussehen von Nieren und Blase beurteilt werden. Die Technik kann Steine in den Harnwegen, eine
Abflussstörung (= Harnstauung), Narben am Nierengewebe oder Nierentumore nachweisen. Bei gefüllter
Blase können Steine oder Tumore gefunden werden.
Zudem kann mittels Sonographie einfach und schnell
der nach Entleerung verbliebene Urin (Restharn)
bestimmt werden. Durch spezielle Sonden, die in den
Enddarm eingeführt werden, können bei besonderen
Fragestellungen auch die Größe und das Aussehen
der Prostata sonographisch bestimmt werden.
Was bedeuten diese Fachbegriffe im Einzelnen?
Anamnese
Neuro-Urologische Diagnostik
Die Art der Blasenfunktionsstörung, die sich bei einer
querschnittgelähmten Person entwickelt, ist von
vielen Faktoren abhängig: komplette oder inkomplette
Lähmung, Höhe der Verletzung, Dauer der Schädigung,
andere Erkrankungen (z. B. Diabetes, Verletzungen
im kleinen Becken, Schädel-Hirn-Trauma). Offensichtlich spielen jedoch auch Faktoren, die uns heute
nicht vollständig bekannt sind, eine Rolle, denn man
kann anhand der genannten Faktoren nicht voraus-
sehen, welche Form der Blasenfunktionsstörung sich
entwickeln wird. Zudem unterliegen Blasenfunktionsstörungen einer dynamischen Veränderung; im
Laufe der Zeit kann sich die Funktionsstörung
verändern. Da weniger als ein Drittel der Betroffenen
eine Veränderung durch Symptome (z. B. Inkontinenz,
Harnwegsinfekte, Spastik, Entleerungsprobleme)
bemerkt, sind regelmäßige neuro-urologische Kontrollen erforderlich.
In einem Gespräch zwischen Neuro-Urologen und Betroffenem wird genau erfasst, durch welche Technik
und wie oft die Blase entleert wird, ob und wie die Blasenfüllung wahrgenommen wird, ob Probleme mit
der Blasenfunktion (z. B. Inkontinenz, Harnwegsinfekte,
Probleme beim Katheterisieren) aufgetreten sind,
welche Medikamente eingenommen werden und wie
zufrieden die Person mit der aktuellen Behandlung ist.
Die Auswirkung der Blasenprobleme auf die Lebensqualität kann z. B. mit Hilfe von Fragebögen erfasst
werden. Auch die Form der Darmentleerung und die
Sexualfunktion sowie ein eventuell bestehender
Kinderwunsch sollten miteinander diskutiert werden.
Bildgebende Untersuchungen
Ultraschall kann zwar das Aussehen, aber nicht die
Funktion der Nieren erfassen. Daher ist neben dem
Ultraschall noch eine Bestimmung der Nierenfunktion (siehe folgende Seite) erforderlich.
Bildquelle: SPZ Nottwil
Ziele jeder urologischen Therapie sind Schutz der
Nierenfunktion und bestmöglicher Erhalt der
Lebensqualität. Dazu gehören eine gewollte Blasenentleerung und Kontinenz (kein unwillkürlicher
Urinverlust). Auch die Behandlung von Sexualfunktionsstörungen und Fertilitätsstörungen sind Bestandteil der urologischen Betreuung.
Da sich viele der angesprochenen Punkte zwischen
zwei Kontrolluntersuchungen verändern können, ist
es extrem wichtig, dass diese Gespräche regelmäßig
bei jeder Kontrolluntersuchung erfolgen.
Ultraschallbild der Harnblase mit Restharn.
8 Neuro-Urologische Diagnostik
Röntgendarstellung der Harnröhre
mit Kontrastmittel (Urethrographie)
Durch Einbringen von Kontrastmittel in die männliche Harnröhre können Verengungen,
Narben oder Verletzungen der
Harnröhre dargestellt werden.
Bei Frauen ist diese Untersuchung nur in sehr seltenen
Ausnahmen erforderlich. Eine
Kontrastmittelallergie ist kein
Hinderungsgrund für diese
Untersuchung.
Bildquelle: SPZ Nottwil
Damit die Druckmessung nicht von Druckschwankungen
im Bauchraum verfälscht wird, misst ein weicher
Katheter gleichzeitig die Druckwerte im Enddarm. Zusätzlich registrieren Klebeelektroden die Muskelaktivität des Schließmuskels. Die Strahlenbelastung ist
bei den modernen Röntgenanlagen sehr gering.
Durch die kontinuierliche Messung der Druckverhältnisse in der Harnblase während Füllung und Entleerung in Kombination mit der Prüfung auf Reflux erlaubt
die Messung als einziges Verfahren eine genaue
Klassifizierung der Blasenfunktionsstörung und eine
Risikoabschätzung für die Nierenfunktion.
Nicht bei jeder Kontrolluntersuchung muss die Blasendruckmessung mit einer Röntgenuntersuchung
kombiniert werden. Die Untersuchung ohne Röntgen
wird als Urodynamik oder Zystomanometrie bezeichnet.
Neuro-Urologische Diagnostik 9
Laboruntersuchungen
Urinuntersuchung
Eine Urinuntersuchung kann mit einem Teststreifen
oder unter dem Mikroskop erfolgen. Der Teststreifen
ist eher als grober Test geeignet. Eine genaue Untersuchung erfordert die Zählung der weißen und
roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop sowie eine
Prüfung, ob Bakterien im Urin vorhanden sind.
Bei positivem Bakteriennachweis wird eine Urinkultur angelegt. Dabei werden die Bakterien im
Labor genau klassifiziert und das passende Antibiotikum getestet.
Funktionsdiagnostik
Video-Urodynamik
(Röntgenzystomanometrie)
Bildquelle: SPZ Nottwil
Auswertungsprotokoll Video-Urodynamik
Bildquelle: SPZ Nottwil
Die Video-Urodynamik (Blasendruckmessung), auch
als Röntgenzystomanometrie bezeichnet, erlaubt
es, die Funktion der Harnblase zu überprüfen und
gleichzeitig zu prüfen, ob Urin zu den Nieren zurückfließt (Reflux). Dazu wird über die Harnröhre ein
Druckmesskatheter in die Harnblase eingebracht und
die Blase langsam mit sterilem Kontrastmittel gefüllt.
Blasenspiegelung (Zystoskopie)
Mit der Zystoskopie wird das Innere der Harnröhre und
der Harnblase direkt inspiziert. Dazu wird ein dünnes
optisches Gerät durch die Harnröhre in die Harnblase
geschoben. Dadurch werden die Innenwände von
Harnblase und Harnröhre sichtbar. Narben, Steine, Tumore, Entzündungsherde und andere krankhafte
Veränderungen werden direkt erkannt. Durch diese
Sichtprüfung werden Veränderungen frühzeitig diagnostiziert, die durch andere bildgebende Verfahren
nicht feststellbar sind.
Die heutige Technologie bietet flexible Instrumente,
die auch bei Patienten mit erhaltener Wahrnehmung
in Blase und Harnröhre nicht mehr Beschwerden als
ein dünner Katheter verursachen.
Teststreifen zur Urinuntersuchung.
Nierenfunktionsuntersuchungen
Blutuntersuchung
Blutuntersuchungen zur Bestimmung der Nierenfunktion sind bei querschnittgelähmten Personen
sehr unzuverlässig, weil die Berechnung der Nierenfunktion von einer Muskelmasse einer nicht gelähmten Person ausgeht.
ambulanten Kontrollen häufig technisch schwer zu
realisieren ist.
Da die Muskulatur nach Querschnittlähmung
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, sind
die Werte oft ungenau.
Diese Untersuchung ist das genaueste Verfahren zur
Messung der Nierenfunktion. Dabei wird ein radioaktives Medikament in die Vene gespritzt und anschließend die Verteilung der Radioaktivität über den Nieren
gemessen. Die verabreichte Radioaktivität bzw. Strahlung ist extrem gering.
Kombinierte Blut- und Urinuntersuchung
Durch die kombinierte Untersuchung von Ausscheidungsprodukten in Blut und Urin kann die Genauigkeit der Blutuntersuchung stark verbessert werden.
Zur Durchführung ist jedoch eine genaue Sammlung
des Urins über 12 Stunden erforderlich, was bei
Funktionsszintigraphie der Nieren
Idealerweise werden Blut- und Urinuntersuchung
und Funktionsszintigraphie im Wechsel eingesetzt,
so dass die Untersuchung mit radioaktiven Stoffen
höchstens alle 2-5 Jahre erforderlich ist.
10 Behandlung der Blasenfunktionsstörung
Behandlung der Blasenfunktionsstörung 11
Behandlung der Blasenfunktionsstörung
Drucksenkung in der
Harnblase
Schließmuskel
Wenn die Blasenmuskulatur überaktiv ist, kommt
es bereits bei geringer Füllmenge zu unwillkürlichen, nicht steuerbaren Kontraktionen, auch als
Blasenspastik bezeichnet.
Eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten
Anticholinergika, auch als Antimuskarinika bezeichnet, kann diese Blasenaktivität unterdrücken, indem
die Nervenenden direkt an der Blasenmuskulatur
blockiert werden. Aktuell stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, z. B. das Darifenacin
(Handelsname: Emselex®), Fesoterodin (Handelsname:
Toviaz®), Oxybutynin (Handelsname: Dridase®, Lyrinel®;
als Pflaster: Kentera®), Propiverin (Handelsname:
Mictonorm®), Solifenacin (Handelsname: Vesikur®),
Tolterodin (Handelsname: Detrusitol®) und das Trospiumchlorid (Handelsname: z. B. Spasmex®, Urivesc®).
spastisch
schlaff/areflexiv
Formen der neurogenen Blasenfunktionsstörung
Durch die neuro-urologische Untersuchung lassen
sich die Blasenfunktionsstörungen genau erfassen
und in Risikogruppen einteilen. Grundsätzlich kann
man zwischen »schlaffer« und »spastischer« Blasenfunktionsstörung unterscheiden. Bei der schlaffen
Blasenfunktionsstörung sind Blasenmuskel und
Schließmuskel funktionslos, bei der spastischen Form
sind beide Muskel überaktiv und arbeiten unkontrolliert gegeneinander. Eine Gefährdung der Nieren
besteht immer dann, wenn bereits während der
Füllung der Harnblase ein hoher Innendruck in der
Harnblase besteht. Daher stellt die »spastische«
Blasenfunktionsstörung ein größeres Risiko für die
Nierenfunktion dar als die »schlaffe« Lähmung.
Weitere Risikofaktoren für die Nierenfunktion sind
ein Zurückfließen von Urin zu den Nieren (Reflux),
eine Abflussbehinderung des Urins in die Blase (wenn
Medikamentöse Behandlung
der Druck in der Blase höher ist als in den Nieren,
kann der Urin nicht abfließen und staut sich in den
Nieren) und ein Verlust der Blasenelastizität. Hoher
Blutdruck und dadurch ausgelöste Kopfschmerzen
(»autonome Dysregulation«) können ebenfalls ein
Warnsignal sein, das seine Ursache im Harntrakt hat.
Zudem kann eine Blasenüberaktivität auch zur Inkontinenz führen.
Um die genannten Komplikationen zu vermeiden,
wäre eine komplette Wiederherstellung der Nervensteuerung der Harnblase ideal. Leider ist dies bis
heute nicht möglich. Daher beschränkt sich die urologische Behandlung darauf, die Nieren dadurch zu
schützen, indem die Drucke in der Blase ausreichend
gesenkt werden.
Diese Medikamente wirken nach demselben Prinzip,
sind jedoch chemisch unterschiedlich aufgebaut.
Weil diese Medikamente nicht nur in der Blase, sondern
auch an anderen Organen Nervenenden blockieren,
können sie unerwünschte Wirkungen hervorrufen (z. B.
Mundtrockenheit, Darmträgheit). Da Menschen unterschiedlich auf Medikamente reagieren, muss daher
für jeden Betroffenen das Präparat mit der individuell besten Wirkung und Verträglichkeit sorgfältig bestimmt werden.
Botulinumtoxin A
Falls die Medikamente nicht ausreichend wirken oder
nicht vertragen werden, besteht die Möglichkeit einer
Injektion von Botulinumtoxin A (z. B. Botox®) in die
Harnblasenmuskulatur. Dieses Medikament wird über
eine Blasenspiegelung direkt in die Blasenmusku-
Bildquelle: SPZ Nottwil
Blase
Botulinumtoxin-Injektion
latur injiziert und wirkt fast ausschließlich in der Blase.
Daher sind Nebenwirkungen extrem selten, zudem
wirkt das Mittel sehr stark und kann bessere Effekte
als die Medikamentengabe erzielen. Die Wirkung
ist zeitlich begrenzt, so dass die Behandlung alle 6-9
Monate wiederholt werden muss. Da die Behandlung
über eine Blasenspiegelung erfolgt, kann eine lokale
Betäubung oder Narkose notwendig werden. Das Medikament wird zwar seit mehr als 10 Jahren eingesetzt,
ist aber bis heute für die Behandlung der Blasenfunktionsstörung nicht zugelassen, was Probleme mit
der Kostenerstattung machen kann.
Operative Therapie
Wenn bereits eine starke Vernarbung der Blasenmuskulatur oder ein Verlust der Dehnfähigkeit des
Blasenmuskels eingetreten ist, kann durch die oben
genannten Maßnahmen keine Drucksenkung in der
Blase mehr erreicht werden. In diesen Fällen muss
die Blase mittels Dünndarmanteilen vergrößert werden.
Dabei wird über einen Bauchschnitt ein Teil der
geschädigten Harnblase entfernt und ein Stück Dünndarm auf den verbleibenden Teil der Blase aufgesetzt. Dünndarm ist sehr elastisch und führt daher zu
einer Vergrößerung, aber auch zu einer verbesserten
Dehnfähigkeit der Blase.
12 Behandlung der Blasenfunktionsstörung
Entleerung der Harnblase
Wenn es durch eines der zuvor genannten Verfahren gelungen ist, die Blasenaktivität zu dämpfen,
also aus einer »spastischen« eine »schlaffe« Blase
zu machen, sind die Nieren geschützt.
Bei Patienten, die bereits von vornherein eine schlaffe
Blasenlähmung haben, sind derartige Behandlungen
unnötig. Allerdings kann sich eine schlaffe Blase nicht
selber entleeren. Daher wird eine technische Unterstützung der Blasenentleerung notwendig.
Dauerkatheter
Anfangs erscheint die Ableitung über einen Dauerkatheter durch die Harnröhre recht praktisch, weil sie
keine weiteren Maßnahmen erfordert. Die Verwendung
eines Harnröhren-Dauerkatheters über einen längeren Zeitraum ist jedoch die schlechteste aller Möglichkeiten. Dauerkatheter führen, unabhängig von
der Trinkmenge und der Katheterpflege, innerhalb
weniger Wochen zur Besiedelung des Urins mit
Bakterien. Das Risiko für Entzündungen von Blase,
Nieren, Prostata und Hoden steigt deutlich. Es entstehen durch den chronischen Reiz kleine Kristalle, die
den Katheter verstopfen oder zu Blasensteinen führen.
Bei einer langjährigen Verwendung können sich eine
Schrumpfblase und sogar bösartige Blasentumore
entwickeln. Daher ist ein Harnröhren-Dauerkatheter
nur in Ausnahmefällen für einen kurzen Zeitraum,
wie z. B. nach urologischen Operationen oder während
einer Flugreise, sinnvoll.
Suprapubischer Fistelkatheter (SPF)
Das ist ein Dauerkatheter, der mittels einer Punktion
durch die Bauchdecke zwischen Schambein und
Nabel in die Harnblase eingelegt wird. Im Vergleich
zum Dauerkatheter durch die Harnröhre verursacht
der SPF seltener Komplikationen. Blasenentzündungen, Blasensteine und Verstopfungen des Katheters
durch Kristalle können jedoch auch beim SPF auftreten. Kann eine langfristige Katheterversorgung nicht
vermieden werden, ist der SPF die bessere Wahl.
Einmalkatheterismus
(intermittierender Katheterismus)
»Intermittierend« bedeutet »immer wiederkehrend«.
Beim intermittierenden Katheterismus (IK) wird
die Harnblase in bestimmten Abständen durch einen
Einmalkatheter entleert. Die Entleerungsfrequenz
entspricht ungefähr der Häufigkeit der Blasenentleerung einer nicht querschnittgelähmten Person, also
je nach Trinkmenge 4-5-mal pro Tag. Patienten, die
den Harndrang wahrnehmen, richten sich nach dem
Dranggefühl; Personen ohne Harndrang richten sich
nach der seit der letzten Entleerung verstrichenen Zeit.
Der IK wird von der betroffenen Person selbst (intermittierender Selbstkatheterismus: ISK) oder durch
eine andere Person, z. B. Angehörige, Pflegepersonal
(intermittierender Fremdkatheterismus: IFK) durchgeführt. Die Harnblase wird mit diesem Verfahren
drucklos und restharnfrei geleert. Dies schützt einerseits die Nierenfunktion, verringert darüber hinaus
auch die Häufigkeit von Blasenentzündungen.
Viele Patienten werden durch den IK kontinent. Ein
weiterer Vorteil: das Verfahren ist nicht mit dauerhaften
Behandlung der Blasenfunktionsstörung 13
Veränderungen verbunden; bei veränderter Situation
kann das Verfahren jederzeit verlassen werden, ohne
dass Folgeschäden entstanden sind.
Voraussetzungen
Die Technik des IK ist nicht für jeden Patienten gleich
gut geeignet. Es müssen bestimmte Voraussetzungen
seitens der Blasenfunktion, aber auch seitens der Gesamtsituation der Betroffenen gegeben sein.
Unbedingte Voraussetzung sind Verständnis und
vor allem Motivation, die Technik durchführen zu
wollen. Die betroffene Person sollte in der Lage sein,
die Grundsätze der Technik und die Konsequenzen
eines unregelmässig durchgeführten IK zu verstehen.
Die Handfunktion muss soweit erhalten sein, dass ein
An- und Auskleiden soweit möglich ist, dass die
Harnröhre zugänglich ist. Sollte dies im Sitzen nicht
möglich sein, ist ein schnell und problemlos durchzuführender Transfer Voraussetzung für diese Technik.
Zudem muss für den ISK die Handfunktion soweit
erhalten sein, dass der Katheter (mit oder ohne Hilfsmittel) selbstständig gehandhabt werden kann.
Es muss ausreichend Platz zum Ablegen der Materialien und zur Durchführung des IK vorhanden sein.
Anatomische Veränderungen oder Harnröhrenverletzungen können den IK unmöglich machen.
Dauerkatheter
Suprapubischer Fistelkatheter
Intermittierender Katheterismus
Die Spastik der Harnblase muss ausreichend gedämpft sein; die Kapazität der Blase sollte
400 - 500 ml betragen.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen des Katheterisierens sind
Harnröhrenverletzungen und Harnwegsinfekte,
die durch das Einbringen von Bakterien beim Katheterisieren hervorgerufen werden. Diese können
jedoch durch eine entsprechende Technik vermieden
werden. Es ist extrem wichtig, beim Katheterisieren
bestimmte Grundregeln strikt einzuhalten:
14 Behandlung der Blasenfunktionsstörung
Hände und Harnröhrenmündung werden gereinigt (gewaschen) und mit einem Desinfektionsmittel desinfiziert.
Es sollte für jede Katheterisierung ein steriler Katheter verwendet werden. Beim Einführen darf der Teil des Katheters, der in Harnröhre und
Blase eingeführt wird, auf keinen Fall mit angefasst werden oder mit der Umgebung in Kontakt kom-
men (sogenannte Non-Touch-Technik). Dies kann auch durch einen Katheterismus aus der Hülle erreicht werden: der Katheter wird in der Hülle ge lassen und dort während des Vorschiebens fest gehalten. Im Zweifel lieber einen Katheter verwerfen und den Vorgang mit einem neuen Katheter wiederholen!
Wenn möglich, sollte immer dem ISK der Vorzug gegeben werden, da beim Selbstkatheterismus weniger Verletzungen der Harnröhre und weniger Harnwegsinfekte auftreten als beim Fremdkathe terismus. Außerdem schafft der Fremdkatheterismus Abhängigkeiten von anderen Personen und ist oft logistisch schwierig.
Die normale Blasenfüllmenge (400 - 500 ml) sollte nicht überschritten werden. Bei zu seltener Katheterisierung oder Überdehnung der Harnblase steigt die Infekthäufigkeit.
Die verwendeten Katheter sollten nicht zu dick sein, um die Harnröhre nicht zu verletzen. Allerdings erhöhen auch zu dünne, spitze Katheter das Verletzungsrisiko, außerdem dauert es sehr lange, bis der Urin über einen extrem dünnen Ka theter aus der Blase abgeflossen ist.
Bei Erwachsenen haben sich Katheter mit einer Größe von 12-14 Charrière (3 Charrière = 1 mm) bewährt.
Erlernen der Technik
Klinische Untersuchungen zeigen, dass geschulte Patienten kaum Verletzungen der Harnröhre befürchten
müssen und weniger Infekte haben als Patienten, die
mit der Technik nicht gut vertraut sind. Daher ist eine
sorgfältige Schulung entscheidend für eine geringe
Komplikationsrate und eine langfristige Zufriedenheit mit dem Verfahren.
Diese Schulungen können z. B. in einem Spezialzentrum für Querschnittgelähmte durchgeführt werden.
Es existieren verschiedene Hilfsmittel, z. B. Beinspreizer bei starker Spastik der Oberschenkel, Spiegelsysteme, An- und Ausziehhilfen der Hose, Katheterführungshilfen bei eingeschränkter Handfunktion etc.,
die bei einer ausführlichen Schulung vorgestellt werden.
Sie können in gewissen Fällen den Katheterismus
deutlich erleichtern.
Im Rahmen einer Schulung sollte auf die individuellen
Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden.
Dabei geht es neben der Vermittlung der Technik
auch darum, Ängste und Unsicherheiten abzubauen.
Einige Personen stellen erst beim praktischen Üben
fest, dass das Katheterisieren auch bei erhaltener
Restsensibilität meist schmerzlos möglich ist. Speziell
verpackte Katheter ermöglichen das diskrete Mitführen auch mehrerer Exemplare in der Hand- oder
Hosentasche, so dass der befürchtete Transportaufwand kleiner als gedacht ist. Für das Katheterisieren
am Arbeitsplatz oder im Urlaub stehen Katheter mit integriertem Auffangbeutel zur Verfügung. Wichtig
ist, daran zu denken, jeweils genügend Katheter mitzunehmen.
Behandlung der Blasenfunktionsstörung 15
somit weniger Verletzungsrisiken für die Harnröhre zu
haben scheinen. Zudem sind sie einfacher zu handhaben, weil kein zusätzliches Gleitgel erforderlich ist.
Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen
die Verwendung von Gleitgel Vorteile haben kann.
Die Technik des IK wird von den Betroffenen für
eine lange, unbestimmte Zeit mehrfach täglich
verwendet; daher müssen die Katheter gewisse
Qualitätsanforderungen erfüllen, um Sicherheit
auch bei langfristiger Anwendung zu garantieren.
Ein weiterer grundsätzlicher Unterschied ist die
Katheterlänge. Es existieren kurze Katheter für
Frauen und längere Katheter für Männer. In letzter
Zeit sind verschiedene »ultrakurze« Katheter für
Frauen entwickelt worden, die wegen ihrer geringen
Größe sehr diskret mitgeführt werden können.
Allerdings sind diese Modelle nicht für alle Frauen geeignet. Wenn die Oberschenkel nicht gut abspreizbar
sind, kann ein solcher Katheter unter Umständen zu
kurz sein, um die Blase vollständig zu entleeren; es
verbleibt trotz Katheterismus Restharn.
Die Verpackung sollte gebrauchsfertig und auch bei
eingeschränkter Handfunktion einfach zu öffnen sein.
Die Öffnungen im Katheter, über die der Urin abläuft,
die sogenannten Katheteraugen, sollten abgerundet
und geglättet sein, um keine Verletzungen zu verursachen. Die Beschichtung sollte ihre Gleitfähigkeit
während der Anwendung nicht verlieren – man sollte
den Katheter, auch wenn die Entleerung etwas länger
dauert, genauso einfach herausziehen wie einführen
können.
Aufgrund der deutlich längeren Harnröhre benötigen
Männer einen längeren Katheter. Es existieren gerade Katheterspitzen und gebogene, sog. Tiemannspitzen. Letztere sind z. B. bei Männern mit einer
Prostatavergrößerung besser geeignet, um die Krümmungen der männlichen Harnröhre zu überwinden.
Es gibt heute keinen einzigen Katheter, der sich für alle
Personen in jeder Lage als der beste Katheter erwiesen hat. Jede Person sollte die Möglichkeit bekommen, verschiedene Modelle zu testen. Nur so kann
man prüfen, ob der Katheter, die Beschichtung und
die Verpackung so beschaffen sind, dass sie langfristig einfach, bequem und sicher zu handhaben sind.
Verschiedene Arten von
Katheter-Köpfen:
Ergothan-Kopf
Nelaton-Kopf
Tiemann-Kopf
Kathetermaterial
Es existiert heute eine Vielzahl verschiedener Katheter,
die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden.
Grundsätzlich unterscheidet man beschichtete,
gleitfähige (hydrophile) Katheter von Kathetern, die
mit Hilfe eines sterilen Gleitgels eingeführt werden.
Heute bieten fast alle Hersteller hydrophile Katheter
an, weil diese bessere Gleiteigenschaften haben und
Katheterauge in der Vergrößerung. Hier ein Beispiel eines innen
und außen weich abgerundeten Auges (SafetyCat®).
16 Harnwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen17
Harnwegsinfektionen
Wenn sich in den Harnwegen (Harnblase, Harnröhre,
Niere und Prostata) Bakterien (oder andere Mikroorganismen) vermehren, bezeichnet man dies als Keimbesiedelung. Da diese Mikroorganismen die Schleimhäute angreifen, rufen sie eine Abwehrreaktion des
Körpers hervor. Deshalb gelangen weiße und eventuell
rote Blutkörperchen in den Urin. Sobald eine Keimbesiedelung klinische Symptome hervorruft, wird sie
als Harnwegsentzündung bezeichnet. Besonders
gefährlich ist eine Nierenbeckenentzündung, da Entzündungen der Nieren ein schweres Krankheitsbild
mit Schüttelfrost und Fieber hervorrufen, darüber hinaus
auch Narben am Nierengewebe hinterlassen können.
Harnwegsinfektionen treten bei Querschnittgelähmten gehäuft auf. Restharn, eine nicht ausreichend
behandelte Blasenspastik und der Katheterismus
stellen Risikofaktoren für Infekte dar. Dabei ist
das Infektrisiko bei Dauerkathetern um ein Vielfaches
größer als beim IK.
Klinische Zeichen
Nicht jede Keimbesiedelung der Harnblase muss
behandelt werden. Daher ist es auch nicht sinnvoll,
regelmäßig den Urin, z. B. mit Teststreifen, zu
kontrollieren, wenn man keine Beschwerden hat.
Klinische Zeichen eines Harnwegsinfektes können
Fieber ohne andere Ursache, neu aufgetretener unfreiwilliger Urinverlust, plötzliche Verkleinerung der
Blasenkapazität, Schmerzen im Unterbauch und der
Harnröhre, verstärkte Spastik, allgemeines Unwohlsein oder Leistungsverlust sein. Fieber deutet auf
eine ausgeprägte Entzündung hin, die im Extremfall
bis zur Blutvergiftung oder Nierenschädigung fortschreiten kann und daher dringend und schnell weiter
abgeklärt werden muss.
Ein veränderter Geruch des Urins oder trüber Urin
können erste Zeichen eines Harnwegsinfekts sein,
müssen jedoch als alleinige Symptome nicht behandelt
werden, wenn sie die Betroffenen nicht massiv beeinträchtigen.
Diagnostik
Bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt sollte der Urin
mittels Teststreifen oder besser durch eine Untersuchung mit dem Mikroskop (Urinsediment) untersucht
werden. Finden sich Bakterien und weiße Blutkörperchen (die Abwehrzellen des Körpers; vermehrte
weiße Blutkörperchen im Urin zeigen an, dass der
Körper die Bakterien bekämpft; bei Nachweis von Bakterien ohne weiße Blutkörperchen kann man von
einem »friedlichen Nebeneinander« ausgehen) wird
eine Urinkultur angelegt, um die Art der Bakterien
und die Antibiotika zu ermitteln, gegen die diese Keime
empfindlich sind.
Erweiterte Diagnostik
Bei schweren, fieberhaften Harnwegsinfekten oder
bei immer wiederkehrenden (rezidivierenden) Infekten
sollte zum Ausschluss einer Organbeteiligung immer
eine körperliche Untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung von Nieren, Blase und beim Mann
gegebenenfalls auch der Prostata erfolgen.
Behandlung
Die Behandlung des akuten Harnwegsinfektes hängt
von dessen Stärke ab. Infekte ohne Fieber und mit
nur wenig Beschwerden können mit einer erhöhten
Trinkmenge (> 1,5 Liter/Tag) behandelt werden.
Auch Preiselbeersaft oder – tabletten sind eine Therapiemöglichkeit. Weitere pflanzliche Behandlungsmöglichkeiten sind der Bärentraubenblättertee, den
man jedoch nur über eine gewisse Zeit und nicht in
zu hohen Dosen (nicht mehr als 3 Tassen/Tag) zu sich
nehmen sollte, und eine Mischung aus Kapuzinerkresse und Meerrettich. Auch homöopathische Medikamente stellen eine Alternative da, man sollte sich
in diesem Fall jedoch von einem gut ausgebildeten
Homöopathen beraten lassen und auf eine Selbstmedikation verzichten.
Standardbehandlung ist die Therapie mit Antibiotika.
Ein Antibiotikum ist ein Medikament, das im Körper
die Bakterien tötet bzw. ihr Wachstum und ihre Vermehrung so stark verhindert, dass sie sich nicht
mehr ausbreiten können. Nicht alle Bakterien sind
gegen alle Antibiotika sensibel. Daher sollte vor jeder
Therapie eine Keimtestung erfolgen, um zu wissen,
welches Antibiotikum verabreicht werden muss. Eine
Behandlung sollte bei nicht fieberhaften Infekten
5-7 Tage, bei fieberhaften Infekten 10-14 Tage lang
durchgeführt werden. In dringenden Fällen kann
die Behandlung bereits vor Eingang der Keimbestimmung begonnen werden. Sollte sich dann im Ergebnis zeigen, dass die Bakterien durch dieses Antibiotikum nicht absterben, muss gegebenenfalls ein Wechsel
des Präparates erfolgen.
Antibiotika sind nicht in der Lage, zwischen von
außen eingedrungenen Erregern und den körpereigenen Bakterien zu unterscheiden. Daher können
Antibiotika Nebenwirkungen wie Durchfall (durch das
Absterben der schützenden Darmbakterien) oder
Pilzbefall von Scheide, Penis, Mundraum oder Darm
(ebenfalls durch das Vernichten der Standortflora)
hervorrufen. Bakterien können es lernen, sich gegen
bestimmte Antibiotika zu schützen. Zudem kann
man gegen Antibiotika Allergien entwickeln. Da Allergien im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein
können, sollte man sich bei bekannter Allergie einen
Allergiepass ausstellen lassen und diesen bei dem
behandelnden Arzt vorlegen.
Ohne Zweifel sind Antibiotika extrem wichtige Medikamente, um uns Menschen das Überleben von
Infektionskrankheiten zu ermöglichen – ohne sie
wären viele Krankheiten nicht behandelbar.
Gefährlich ist ein zu breiter Einsatz dieser Medikamente. Unnötig gegebene Antibiotika provozieren die
Entstehung unempfindlicher (resistenter) Keime, die
nur noch erschwert zu behandeln sind; zudem können
sie Nebenwirkungen haben. Daher sollten Antibiotika
gezielt und sparsam eingesetzt werden.
Immer wiederkehrende/rezidivierende
Harnwegsentzündungen
Ab vier Harnwegsentzündungen pro Jahr spricht
man von rezidivierenden Infekten. Da diese Infekte
belastend und subjektiv störend sind, sollte ab dieser
Infekthäufigkeit eine Vorbeugung (Prophylaxe)
diskutiert werden.
Prophylaxe
Bevor eine Prophylaxe eingeleitet wird, sollten zunächst
alle Ursachen abgeklärt werden, die häufige Harnwegsinfekte begünstigen: eine schlecht eingestellte
Blasenspastik, Steine oder Fremdkörper in den Harnwegen, eine chronische Prostataentzündung und eine
nicht perfekte Kathetertechnik. Bei Patienten, die
nicht mittels Katheterismus entleeren, stellt Resturin
eine Infektquelle dar.
Sind diese Faktoren ausgeschlossen, bestehen
folgende Prophylaxemöglichkeiten:
Pflanzliche Medikamente:
Eine Möglichkeit ist die regelmäßige Einnahme einer
Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich.
Bei extrem hoher Dosierung und langer Einnahme sind
selten Nebenwirkungen (Leberschäden) möglich.
Preiselbeer- oder Cranberry-Produkte können ebenfalls
die Häufigkeit von Harnwegsinfekten reduzieren,
aber sie scheinen nur bei bestimmten Bakterienarten
(z. B. E. coli) zu wirken. Gleiches gilt für einen Zucker
(D-Mannose) der im Urin Bakterien bindet und diese inaktiviert. Die Wirkung der sogenannten »Blasen- und
Nierentees« ist nicht nachgewiesen.
18 Harnwegsinfektionen
Urin ansäuern:
Durch L-Methionin kann der Säurewert des Urins gesenkt werden. Die Wirkung dieser Ansäuerung ist
jedoch beschränkt, da viele Bakterien unabhängig vom
Säuregrad des Urins leben können. Eine nicht-medikamentöse Alternative zur Ansäuerung ist Apfelessig.
Blasenspülung:
Die regelmäßige Spülung der Blase mit desinfizierenden
Lösungen oder Wasser eignet sich nicht zur Infektvermeidung, wenn man die Blase durch IK entleert. Bei
Personen mit Dauerkathetern können durch eine
Spülung Ablagerungen und kleine Steine ausgespült
werden und so die Häufigkeit symptomatischer Infekte
eingeschränkt werden.
Impfung:
Gegen E. coli Keime, sehr häufige Erreger von Harnwegsinfekten, existiert eine Schluckimpfung, welche
die Zahl der Infekte reduzieren kann.
Homöopathische Mittel:
Zur Prophylaxe von Harnwegsinfekten ist eine Selbstmedikation (»homöopathische Hausapotheke«) nicht
zu empfehlen. Generell gilt für homöopathische Medikamente, dass sie, wenn sie gegen eine chronische
Erkrankung (wie Vorbeugung von Harnwegsinfekten)
eingesetzt werden sollen, in die Hände von gut ausgebildeten Experten (Homöopathen oder homöopathisch
ausgebildeten Ärzten) gehören: niemand würde sich
sein Antibiotikum ohne Fachkenntnis einfach aus dem
Internet bestellen, und Gleiches gilt auch für homöopathische Medikamente.
Antibiotika:
Auch Antibiotika können zur Prophylaxe von Infekten
eingesetzt werden. Die Gabe eines Antibiotikums,
gegen das der aktuelle Keim empfindlich ist, in einer
sehr niedrigen Dosierung über 6 Wochen bis 3 Monate in einer Einmalgabe am Abend im Anschluss an
die Akutbehandlung ist effektiv, hat aber leider auch
Nebenwirkungen. Eine Alternative besteht in einer Art
Schaukeltherapie, bei der 2 Antibiotika ausgewählt
werden die im Wechsel einmal pro Woche verabreicht
werden (z. B. Med. A jeden Mittwoch in Woche 1,3,5…
etc., Med. B jeden Mittwoch in Woche 2,4,6…).
Durch diese Behandlung werden Resistenzen besser
vermieden und die Belastung durch die Medikamente
ist geringer als bei täglicher Einnahme.
Alternativen zum intermittierenden Katheterismus 19
Alternativen zum
intermittierenden Katheterismus
Wenn der IK nicht möglich ist oder nicht gewünscht
wird, muss nicht in jedem Falle ein Dauerkatheter
eingelegt werden.
Blasenentleerung
durch Reflexentleerung
Besonders hoch gelähmte Männer (Tetraplegiker),
welche wegen fehlender Handfunktion den ISK nicht
durchführen können, entwickeln häufig eine spastische Blase. Gelingt es, den Schließmuskel so ruhig
zu stellen, dass er die Blase nicht mehr abdichten
kann, so genügt eine geringe Blasenaktivität, um den
Urin zu entleeren. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass
auch Tetraplegiker die Blase eigenständig entleeren
können. Der Druck, der in diesem Falle zur Entleerung der Blase erforderlich ist, soll derart gering sein,
dass es auch langfristig zu keinen Nierenschäden
kommt. Die Blasenentleerung wird durch das Reizen
von Reflexzonen, meistens durch Beklopfen des
Unterbauchs, (»Triggern«) ausgelöst.
Häufig muss die Spastik des Schließmuskels durch
eine Schließmuskelkerbung (Sphinkterotomie)
gesenkt werden, um einen drucklosen Urinabfluss
zu gewährleisten. Hierbei wird bei einer Blasenspiegelung der ringförmige Schließmuskel an einer
Stelle eingekerbt. Somit kann sich der Muskel nicht
mehr effektiv zusammenziehen, der Urin kann drucklos
abfließen. Die meisten Patienten benötigen bei dieser
Form der Blasenentleerung wegen unkontrollierbarem
Urinabgang ein Kondomurinal. Daher wird das Verfahren ausschließlich bei Männern durchgeführt.
Pressen
Bei schlaff gelähmter Blase und Schließmuskel
gelingt es manchen Menschen, durch die Bauchpresse oder mit den Händen die Blase auszupressen (Credé-Manöver). Diese Methode schadet
der Harnblase, weil unnatürlich hoher Druck auf die
Blase und den Schließmuskel einwirkt und diese
Organe schädigt. Zudem kann Urin zu den Nieren
zurückgepresst werden.
Operative Eingriffe am Steuerungssystem
des unteren Harntrakts
Alle bisher angesprochenen Behandlungen werden an
der Blase durchgeführt. Da die eigentliche Störung
nicht an der Blase, sondern an den Nerven entstanden
ist, ist es logisch, dass man sich der Behandlung
des Steuerungssystems zuwendet. Hierzu sind sogenannte »Blasenschrittmacher« entwickelt worden.
Unter diesem Begriff werden oft zwei völlig unterschiedliche Operationsverfahren zusammengefasst, die sich
stark voneinander unterscheiden: die sakrale Neuromodulation und die Deafferentation mit Implantation
eines Vorderwurzelstimulators.
Sakrale Neuromodulation
Als »Neuromodulation« bezeichnet man eine Beeinflussung intakter, jedoch nicht normal funktionierender Nerven. Voraussetzung für eine erfolgreiche
Neuromodulation sind somit nach heutiger Kenntnis
noch erhaltene Nervenverbindungen zwischen Blase
und Gehirn. Daher ist die Technik bei Patienten mit
einer kompletten Querschnittlähmung nicht anwendbar.
20 Alternativen zum intermittierenden Katheterismus
Das Prinzip besteht darin, durch gezielte, permanente
Impulse auf die Nervenbahnen die Verbindungen
zwischen Gehirn und Blase zu beeinflussen (ähnlich
wie ein Herzschrittmacher die Herzfrequenz steuert).
Dabei werden bei einer Blasenspastik die blasenstimulierenden Impulse unterdrückt und so die Überaktivität gedämpft. Bei schlaffer Blase wird der Schließmuskel entspannt und die Blase aktiviert, um eine
Entleerung über die Harnröhre zu ermöglichen. Bei
der minimal invasiven Operation werden Elektroden
am Kreuzbein an die zur Blase führenden Sakralnerven
angebracht. Diese Nerven werden durch einen Impulsgeber mit integrierter Batterie gesteuert. Da dieses
Gerät mit Dauerstimulation arbeitet, muss die Batterie nach durchschnittlich etwa 5 Jahren ausgetauscht
werden. Dieser Austausch ist durch einen kleinen
Eingriff problemlos möglich.
Deafferentation und Vorderwurzelstimulation (»Brindley-Schrittmacher«,
SDAF/SARS)
Nach einer kompletten Querschnittlähmung im Brustoder Halsbereich entwickelt sich eine Reflexaktivität
(Spastik) der Blase, die zu unkontrollierten Entleerungen führt. Bei der Operation werden die sensiblen
(Empfindungen leitenden) Sakralnerven und damit
der Reflexbogen, der für die unkontrollierte Blasenaktivität verantwortlich ist, durchtrennt. Dadurch
erhält das Blasenzentrum im unteren Rückenmark keine
aktivierenden Impulse mehr. Folglich treten keine
Blasenkontraktionen mehr auf. Gleichzeitig werden auch
die Reflexe des autonomen Nervensystems wie
Schwitzen, Gänsehaut, Blutdruckanstieg und Kopfschmerzen bei voller Blase unterdrückt. Diese Durchtrennung der Nervenfasern, die eine Blasenspastik
auslösen, ist der wichtigste Schritt dieser Operation,
weil dadurch die Blase ruhig gestellt wird.
Die motorischen (Aktivität auslösenden) Sakralnerven
bleiben intakt und können über Elektroden stimuliert
werden. Diese werden mit einem kleinen Empfänger
verbunden, der im Unterhautgewebe der Bauchregion
implantiert wird. Mit einer Sendeantenne, die bei
Bedarf über den Empfänger gehalten wird, kann die
Blase aktiviert und entleert werden. So kann die
ruhig gestellte Blase »auf Knopfdruck« kontrolliert
entleert werden. Die Harnblase erhält also ihr ursprüngliches Speichervermögen wieder und kann
wieder willkürlich durch Stimulation entleert werden,
wenn Zeit und Ort passen.
Um die motorischen und sensiblen Nerven sicher
trennen zu können, ist eine Durchtrennung innerhalb
des Rückenmarks erforderlich. Deshalb wird dieses
Verfahren ausschließlich bei kompletter Querschnittlähmung durchgeführt. Nicht geeignet ist das Verfahren bei inkompletten Lähmungen und angeborener
Querschnittlähmung.
Im Gegensatz zur Neuromodulation, bei der die Nervenfunktion dauerhaft durch permanente Stromabgabe beeinflusst wird, werden die Nerven bei diesem Verfahren nur zur Entleerung durch eine
kurzfristige Stromgabe aktiviert. Die Energie für diese
Stimulation stammt aus dem Patientensteuergerät,
eine implantierte Batterie ist bei diesem Verfahren
nicht notwendig. Entwickelt wurde diese Operation
in Großbritannien von Professor Giles Brindley.
Die Erfolgsquote beträgt ca. 90% (bezgl. der Blasenfunktion). Die technische Lebenserwartung des
Implantats beträgt (mindestens) 25 Jahre, bei einem
Ausfall des Implantats kann ein Austausch vorgenommen werden. Durch entsprechend unterschiedliche
Reizung verschiedener Nerven kann neben der Blasenentleerung meistens auch der Enddarm entleert
werden. Durch die Implantation eines Vorderwurzelstimulators kann somit die willkürliche Entleerung
der Harnblase und des Darms erzielt werden und gleichzeitig Kontinenz erreicht werden. Zusätzlich wird
das Risiko für Nierenschäden erheblich vermindert
und die Häufigkeit von Harnwegsinfekten deutlich
herabgesetzt, wodurch die Lebenserwartung eines Querschnittgelähmten verlängert wird. Für hoch Gelähmte
bedeutet die Implantation eines Vorderwurzelstimulators die Unabhängigkeit von Hilfspersonen, die
Lebensqualität wird deutlich verbessert.
Da bei der Operation Nerven durchtrennt und somit
dauerhaft zerstört werden, ist der Eingriff unumkehrbar.
Nach Möglichkeit sollte deshalb die Operation erst,
nachdem alle nicht operativen Behandlungsmöglichkeiten erfolglos ausgeschöpft sind, durchgeführt
werden. Frühester Zeitpunkt zur Operation ist ein
Jahr nach dem Unfall.
Kondomurinal
Bei einem Teil der Betroffenen ist der Schließmuskel
nach Querschnittlähmung derart schwach, dass
bereits bei geringer körperlicher Belastung, z. B. Husten, Lagewechsel, Aufstützen im Rollstuhl, Urin
über die Harnröhre abfließt. Dies kann ein gewollter
Effekt sein, z. B. nach Sphinkterotomie, oder als
Folge einer schlaffen Schließmuskellähmung auftreten. Bei Männern ist in diesem Fall eine Versorgung
mit einem sogenannten Kondomurinal möglich. Nach
Sphinkterotomie ermöglicht die Versorgung mit
einem Kondomurinal die Entleerung der Blase durch
»Triggern«, ohne dabei permanent Vorlagen oder
Einlagen zu benötigen.
Ein Kondomurinal sieht aus wie ein normales Kondom,
hat aber am Ende ein Loch und eine Befestigungsmöglichkeit für einen Urinablaufbeutel. Das Kondom
wird über den Penis gezogen und fixiert. Hierzu
können sowohl selbstklebende Modelle als auch Kondome, die mit Klebstoff oder einem Klebestreifen
befestigt werden, benutzt werden.
Ein Kondomurinal wird meist als Dauerversorgung eingesetzt. Daher ist es extrem wichtig, dass auch bei
langfristigem Gebrauch keine Hautschäden auftreten.
Urinalkondome und Urinablaufbeutel
Alternativen zum intermittierenden Katheterismus 21
Bei der Auswahl des passenden Kondoms müssen
daher folgende Punkte berücksichtigt werden:
Das Kondom sollte keine Hautallergien hervorrufen (z. B. keine Latexhaltigen Produkte)
Das Kleben sollte einfach zu handhaben, sicher und hautfreundlich sein; dabei ist es egal, ob selbstklebende Kondome oder zusätzlicher Klebstoff verwendet wird; man sollte möglichst mehrere Varianten testen.
Die Kondomgröße muss sorgfältig ausgemessen und angepasst werden. Zu große Kondome haften nicht gut, zu enge Kondome verursachen Hautschädigungen und Durchblutungsstörungen mit nachfolgend z. T. schweren Schäden am Penis.
Probleme mit der Kondomversorgung können bei fehlender Reflexerektion (Probleme, das Kondom zu
befestigen), chronischen Hautschäden, reflexartigem
Zurückziehen des Penis (Kondom wird abgestreift)
oder durch Verkleinerung der Klebefläche (»Schrumpfpenis«) entstehen.
Bei Frauen ist dieses Verfahren aus anatomischen Gründen nicht einsetzbar; bisher gibt es auch keine
Alternative, die bei Frauen eine ähnlich sichere Form
der Inkontinenzversorgung ermöglicht.
22 Inkontinenz
Neue Trends bei der Behandlung der Blasenfunktionsstörung 23
Reservoir
Inkontinenz
Blase
Die Harninkontinenz, also der ungewollte, nicht kontrollierbare Abgang von Urin, stellt ein medizinisches und soziales Problem dar. Eine Inkontinenz
kann zu Hautveränderungen (Pilzbefall, Entzündung)
führen und Druckstellen verursachen; zudem wirken
sich Geruchsbelästigung, die Notwendigkeit, Inkontinenzhilfsmittel benutzen zu müssen und die
daraus entstehende Unsicherheit extrem negativ
auf die Lebensqualität aus. Viele Betroffene ziehen
sich wegen der Inkontinenz aus dem sozialen
Leben zurück.
Bildquelle:
SPZ Nottwil
Inkontinenz kann einmal als Folge einer überaktiven
Blase auftreten, die den Urin durch den eigentlich
intakten Schließmuskel presst. Diese Form der Inkontinenz bezeichnet man als Dranginkontinenz bzw.
bei Querschnittgelähmten als Reflexinkontinenz.
Sie lässt sich durch eine Ruhigstellung der Blasenspastik behandeln.
Künstl. Schließmuskel als
Röntgenaufnahme
Eine weitere Form ist die
Belastungsinkontinenz.
Ursache ist ein zu schwacher
Schließmuskel. Auch bei
völlig ruhiger Blase kann es
beim Husten, Niesen, beim
Transfer oder beim Sport
zum Urinverlust kommen,
weil der schlaffe Schließmuskel die zusätzliche Belastung nicht bewältigen kann.
Eine Belastungsinkontinenz
lässt sich oft nur operativ,
z. B. durch das Einbringen
eines künstlichen Schließmuskels oder durch die Einlage eines spannungsfreien
Bands unter die Harnröhre
behandeln.
Bei einem künstlichen Schließmuskel wird eine Plastikmanschette um den Blasenausgang gelegt, die
Schließmuskelmanschette
Pumpballon
Künstlicher Schließmuskel nach Scott
mit einem Ballon und einer Pumpe verbunden sind.
Alle Anteile werden in den Körper eingebracht; die
Pumpe liegt in dem Hodenfach bzw. in den großen
Schamlippen, um von außen bedienbar zu sein. Die
mit Flüssigkeit gefüllte Manschette sorgt dafür, dass
kein Urinverlust auftritt. Bei der Blasenentleerung
wird die Manschette mit der Pumpe entleert; nach einigen Minuten füllt sich die Manschette automatisch
wieder mit Flüssigkeit, die Blase ist wieder »dicht«.
Risiken der Operation sind die typischen Komplikationen jedes Eingriffs, bei dem Fremdkörper eingebracht werden: ein Materialdefekt sowie die Infektion
des Implantats. Bei etwa 30 % der Patienten muss
innerhalb von 5 Jahren ein zweites Mal operiert werden.
Die spannungsfreien Bänder werden über einen kleinen
Hautschnitt um den unteren Teil der Harnröhre gelegt und unterstützen die Funktion des Schließmuskels.
Die Operation ist wesentlich kleiner, aber der Eingriff
ist seltener erfolgreich als der künstliche Schließmuskel. Zudem gibt es das Verfahren erst kurze Zeit;
Erfahrungen bei Querschnittgelähmten gibt es kaum.
Da beide Inkontinenzformen auch gemeinsam auftreten
können, ist unbedingte Voraussetzung einer erfolgreichen Behandlung, zunächst genau zu prüfen, welche
Form der Inkontinenz vorliegt. Eine falsche Therapie
ist nicht nur frustrierend, sondern birgt auch medizinische Risiken bis zur Nierenfunktionsschädigung.
Neue Trends bei der Behandlung der
Blasenfunktionsstörung
In den letzen Jahren sind viele Versuche unternommen worden, die Querschnittlähmung zu beseitigen.
Trotz aller Bemühungen sind weder Stammzelltherapien noch Transplantationen von Nerven (z. B.
von der Nasenschleimhaut) oder medikamentöse
Therapien (z. B. Anti-NOGO A) so erfolgreich gewesen, dass sie in absehbarer Zeit eine klinische
Behandlungsmöglichkeit darstellen werden.
Daher hat sich die Forschung auf die Wiederherstellung
der Blasenfunktion konzentriert. Eine Zeit lang machte
ein Verfahren Furore, bei dem Nerven aus dem Brustkorbbereich auf die Blasennerven aufgenäht wurden,
um so die verletzten Nerven zu »überbrücken«. Die sehr
guten Resultate des Erfinders dieser Technik haben
einer kritischen Überprüfung nicht standgehalten, so
dass diese Technik sich nicht durchgesetzt hat.
Eine frühzeitige elektrische Reizung durch die Implantation von Elektroden im Kreuzbeinbereich, wie bei
der sakralen Neuromodulation, hat bei einer sehr kleinen Gruppe von Betroffenen die Ausbildung einer
Blasenspastik verhindern können. Diese Ergebnisse
sind jedoch bisher noch von keiner anderen Forschergruppe bestätigt worden.
In den letzten Monaten konnte eine Arbeitsgruppe
durch die laparoskopische (Bauchspiegelung) Einbringung von Elektroden die Blasenspastik unterdrücken und zusätzlich bei voller Blase die Entleerung
unterstützen. Bis heute sind erst 6 Patienten nach dieser
Technik operiert worden, so dass erst weitere Ergebnisse abgewartet werden müssen, bevor man dieses
Verfahren beurteilen kann.
Erfreulich ist jedoch in jedem Fall, dass nach einer
langen Zeit ohne Weiterentwicklungen nun neue
Verfahren zur Behandlung der Blasenfunktionsstörung
bei Querschnittlähmung entwickelt und getestet
werden, die das Potential besitzen, die Situation der
Betroffenen wesentlich zu verbessern.
24 Sexualität bei Querschnittlähmung
Befeuchtung der Scheide
Bei Frauen mit kompletter, hoher Querschnittlähmung
kann die Vagina durch direktes Stimulieren befeuchtet werden. Dieser Vorgang wird als Reflexlubrifikation bezeichnet. Frauen mit kompletter, tiefer Querschnittlähmung haben keine Reflexlubrifikation, können
ihre Vagina aber teilweise psychogen befeuchten.
Bei mangelnder Befeuchtung der Scheide können
Gleitmittel (Öle, Vaseline oder Gleitmittel auf Wasserbasis) verwendet werden.
Gliedversteifung
Sexualität bei Querschnittlähmung
Die Nervenversorgung des Genitales läuft über dieselben Nerven wie diejenige der Blase; besteht also
eine Blasenlähmung, muss auch mit einer Störung
der Sexualfunktion gerechnet werden.
Zu Sexualfunktionsstörungen gehören Störungen der
Wahrnehmung, der Orgasmusfähigkeit und der
Fruchtbarkeit. Bei Frauen kann zusätzlich die Befeuchtung der Scheide, beim Mann die Gliedversteifung
und der Samenerguss gestört sein.
Orgasmusfähigkeit
Bei sensibel inkompletten Lähmungen können Orgasmusgefühle den früheren Empfindungen entsprechen.
Querschnittgelähmte Menschen spüren die physische
Sensation im Genitalbereich und Beckenbereich
allerdings nicht mehr so intensiv wie vor Eintritt der
Lähmung. Der Orgasmus wird entweder verändert
wahrgenommen, beispielsweise durch ein Wohl- oder
Wärmegefühl im Becken, überhaupt nicht empfunden,
oder als unangenehm wahrgenommen, beispielsweise
durch das Auftreten einer Bein- und Bauchspastik
oder einer autonomen Dysreflexie. Die rhythmischen,
unwillkürlichen Muskelkontraktionen, die beim
Orgasmus auftreten, können nach Eintritt einer Quer-
schnittlähmung länger anhalten und von den Betroffenen als unangenehm empfunden werden. Bei einer
Querschnittlähmung oberhalb Th12 gehen einem
Orgasmus oft spastische Reaktionen in den Beinen
voraus. Außerdem vergeht mehr Zeit bis der Orgasmus
erreicht wird als vor Eintritt der Lähmung.
Frauen berichten von einem Orgasmus, den sie als
»Para-Orgasmus« beschreiben. Dies bedeutet, dass
der Orgasmus, den sie erleben, sich von dem genitalen
Orgasmus unterscheidet und eine ganz eigene Qualität
hat. Es kann eine Kombination aus körperlichen Empfindungen, emotionaler Reaktion, Erinnerungen, Phantasien, und visuellen und /oder auditiven Stimulationen
sein und somit mehr eine ganzheitliche Körpererfahrung sein.
Wahrnehmung
Bis heute existiert kein etabliertes Verfahren, die Wahrnehmung von Berührungen im gelähmten Bereich
wiederherzustellen. Viele Betroffene berichten, dass
sie im Laufe der Zeit durch gemeinsames Experimentieren Areale im nicht gelähmten Teil ihres Körpers
als erogene Zonen entdeckt haben. Hier sind Mut
und Experimentierfreudigkeit gefragt.
Bei Männern mit einer Querschnittlähmung kann prinzipiell eine psychogene Erektion auftreten, wenn
die Querschnittlähmung unterhalb Th 11 bis L2 liegt,
auch wenn die sakralen Wurzeln oder das sakrale
Rückenmark zerstört sind. Wie stark die psychogene
Komponente und wie stark die direkte Stimulation
benötigt wird, ist individuell verschieden und altersabhängig. Zu einer Reflexerektion kann es kommen,
wenn die sakralen Wurzeln und das sakrale Rückenmark intakt sind. Bei der Reflexerektion wird durch
direkte Reizung des Genitales eine Stimulation des
sakralen Rückenmarks erzeugt. Eine Reflexerektion
ist nur bei einer Querschnittlähmung oberhalb Th 11
möglich. Da das Signal vom Gehirn fehlt, muss anhaltend stimuliert werden, um die Erektion zu erhalten.
Sie ist beim Mann oft ungenügend und dauert zu
kurz für Geschlechtsverkehr.
Bei nicht ausreichender Gliedversteifung wählen
aufgrund der einfachen Handhabung fast alle
Männer die medikamentöse Therapie als Erstbehandlung.
Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5-Hemmer) sind
Medikamente, welche die Gliedversteifung unterstützen (Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil). Sie sind bei
circa 2/3 der Betroffenen erfolgreich. Obwohl die
Medikamente aus der gleichen Stoffgruppe stammen,
wirken sie ähnlich, aber nicht gleich. Daher sollten
alle 3 Medikamente getestet werden, bevor man eine
andere Therapieform wählt. Tadalafil unterscheidet
sich von den beiden anderen Präparaten durch ein
längeres Wirkfenster (36 Stunden im Vergleich zu
4-5 Stunden). Wichtig ist, dass diese Medikamente auf
keinen Fall mit bestimmten blutdrucksenkenden
Medikamenten (Nitro-Präparate) zusammen genommen
Sexualität bei Querschnittlähmung 25
werden dürfen, weil eine lebensbedrohliche Minderdurchblutung des Herzens entstehen kann. Weitere
mögliche Nebenwirkungen aller Präparate sind Kopfschmerzen, Übelkeit, und vorübergehende Veränderungen des Farbsehens. Wenn diese Medikamente
nicht ausreichend wirken oder Kontraindikationen bestehen, kann die Injektion eines Medikaments (Alprostadil) mit einer Spritze direkt in das Glied (Schwellkörper-Autoinjektion = SKAT-Methode) oder als
Tablette in die Harnröhre (MUSE) erfolgen. Die SKATMethode ist meist wesentlich erfolgreicher als das
MUSE-Verfahren.
Da diese Medikamente sehr zuverlässig wirken, ist in
aller Regel eine Penisprothese nicht erforderlich,
zumal sie bei Patienten mit Querschnittlähmung
wegen der verminderten Sensibilität auch besonders
gefährdet für Perforationen ist. Wichtig ist, dass alle
genannten Methoden lediglich die Gliedversteifung,
nicht das Empfinden oder die Lust zum Geschlechtsverkehr beeinflussen.
Samenerguss
Nach Querschnittlähmung kann der Samenerguss
zu früh stattfinden, gar nicht auslösbar sein oder
sich in die Blase entleeren. Bei einem zu frühen Samenerguss kann man mit einer leicht betäubenden
Creme auf der Eichel oder durch Medikamente eine
Besserung erzielen.
Bei einem Samenerguss in die Blase kann man ebenfalls einen medikamentösen Behandlungsversuch
unternehmen (z. B. Midodrin). Bei ausbleibendem Erfolg können die Spermien, z. B. zur Befruchtung, aus
dem Urin gewonnen werden.
Bei ausbleibendem Ejakulat ist eine Elektrostimulation
zur Samengewinnung möglich. Diese kann durch
eine Art Vibrostimulation erreicht werden; bei fehlendem Erfolg kann eine Elektrostimulation durch eine
in den Enddarm eingeführte Sonde versucht werden.
Die beiden Verfahren sind nur unabhängig vom
Geschlechtsverkehr durchführbar und dienen lediglich der Samengewinnung für eine Befruchtung;
besonders das letztgenannte Verfahren kann mit erheblichen Nebenwirkungen (Blutdruckkrise, massive
Spastik, Schmerzen) einhergehen und sollte nur
unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
26 Sexualität bei Querschnittlähmung | Weiterführende Literatur
Fertilität (Fruchtbarkeit)
Fertilität der Frau
Nach einer Rückenmarksverletzung kann die Regelblutung zunächst einige Monate ausbleiben, um
dann von selbst wiederzukommen. Eine Schwangerschaft ist daher genauso wie bei jeder nicht gelähmten Frau möglich. Deshalb muss man auch für
Empfängnisverhütung sorgen, wenn man keine Kinder
bekommen will. Grundsätzlich kommen zur Verhütung die Pille oder die Spirale (»IUP«) in Frage, ein
Diaphragma (eine Kappe auf dem Muttermund) ist
weniger zuverlässig. Einige Medikamente zur Unterdrückung der Blasenspastik sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen. Daher sollte jede Schwangere
mit Blasenfunktionsstörung, die medikamentös
behandelt werden muss, unbedingt so früh wie möglich
einen Urologen kontaktieren.
Gegen Ende der Schwangerschaft können bei verminderter Sensibilität die Eröffnungswehen unbemerkt
bleiben. Ein Kaiserschnitt ist nicht häufiger notwendig
als bei Nicht-Gelähmten. Bei hohen Lähmungen kann
es während der Geburt zu extremen Blutdruckanstiegen kommen. Diese Blutdruckkrisen sprechen gut auf
Nifedipin an.
Fertilität beim Mann
Bei Männern mit Querschnittlähmung ist die Samenqualität aus letztlich nicht vollständig geklärten
Gründen etwas schlechter als bei nicht gelähmten
Männern. Allerdings scheint die Spermaqualität über
viele Jahre konstant zu bleiben, so dass ein Einfrieren
von Sperma direkt nach der Lähmung nicht sinnvoll ist.
Miktionsprotokoll27
MiktionsProtokoll
Name: Datum:
ZeitTrinkmengeUrinmenge
Nasse Trockene VorlageVorlage
Da bei den meisten Männern kein spontaner Samenerguss auftritt, sondern die Samen durch Stimulation
oder extrem selten auch durch eine Operation direkt
aus dem Hoden entnommen werden müssen, kommen
häufig Methoden der assistierten Befruchtung zum
Einsatz. Die Möglichkeit, den gewonnen Samen z. B.
mit einer Spritze in den Muttermund einzubringen,
ist nur selten erfolgreich, daher werden in den meisten
Fällen die Techniken der In-vitro-Fertilisation (gezieltes Einbringen eines Spermiums in die Eizelle im
Labor) verwendet. Die Erfolgsraten betragen ca. 25 %.
Weiterführende Literatur
Neurogene Blasenfunktionsstörung,
neurogene Sexualstörung.
Herausgeber: M. Stöhrer, H. Madersbacher,
H. Palmtag, Springer-Verlag, 1997
Urologie (Harnwege, Darm, Sexualität).
Fragen und Antworten zur urologischen Situation.
Prof. Dr. A. Gross, ASbH-Ratgeber 12
Sexualität und Behinderung.
Herausgeber: Hans-Peter Färbe,
Attempto Verlag, 1998
Yes, you can!
Herausgeber: M. C. Hammond, Paralyzed
Veterans of America, 1989
Kinderwunsch.
F. H. Fischl, Verlag für Medizin und Wirtschaft, 1995
Manual. Neuro-Urologie und
Querschnittlähmung.
Farco-Pharma GmbH, Köln 2003
© Medical Service 2011
Die medizinischen Informationen wurden uns freundlicherweise
von Herrn Prof. Dr. med. Jürgen Pannek zur Verfügung gestellt. Änderungen aufgrund neuerer medizinischer Kenntnisse
sind vorbehalten. Die vorliegende Broschüre dient lediglich
als Ratgeber und ersetzt keinen Arztbesuch oder medizinische
Behandlung.
Bitte fragen Sie, bei medizinischen Problemen, immer Ihren Arzt.
Medical Service kann keine Haftung für die Richtigkeit oder
Vollständigkeit der in dieser Broschüre gemachten Angaben übernehmen.
Summe
Diese Tabelle können Sie einfach als Kopiervorlage verwenden.
MEDICAL SERVICE GmbH • A Teleflex Company • Luisenstraße 8
75378 Bad Liebenzell • [email protected] • www.medical-service.de
Bemerkungen
28 Homecare Urologie Produkte
Homecare Urologie Produkte 29
Homecare Urologie Produkte
Libero Plus
gel-basiertes Kathetersystem
Liquick® plus
Beim Libero Plus ist neben dem Katheterkanal das Gel-Sachet integriert, wodurch eine schnelle und einfache Benetzung der Katheteroberfläche ermöglicht wird. Natürlich haben wir den Libero Plus so konzipiert, dass er auch in der kleinsten Tasche Platz findet. Die praktische Graduierung auf dem Auffangbeutel
ermöglicht zudem mit einem Blick eine einfache Kontrolle der Urinmenge.
hydrophiles Kathetersystem
Liquick® Plus ist unsere jüngste Entwicklung aus dem Bereich der hydrophilen Produkte. Das
integrierte Sachet mit Kochsalzlösung macht die Anwendung noch unkomplizierter. Ein einfacher
Druck genügt und der Katheter wird mit der Kochsalzlösung benetzt und somit gleitfähig. Einmal
angewendet und fest verschlossen, kann Liquick® Plus diskret entleert und entsorgt werden.
Mobile SL
gel-basiertes Kathetersystem
Liquick® BASE
hydrophiles Kathetersystem
Liquick® Base ist das moderne, flexible Kompaktprodukt aus unserer Reihe der hydrophilen
Kathetersysteme. Praktisches Handling, besonders schnelle Anwendung und reduzierte
Verpackung standen bei der Entwicklung des Liquick® Base im Fokus. Der SafetyCat® Sicherheitskatheter und das Sachet mit steriler Kochsalzlösung befinden sich zusammen in einer
Umverpackung. Die praktische blaue Schutzhülle erlaubt zudem die berührungsfreie und
damit aseptische Anwendung.
Schnelligkeit und eine umweltfreundliche Verpackung zeichnen unser
gel-basiertes System Mobile SL aus. Das integrierte Gleitmittel lässt sich
durch einfachen Druck öffnen und ermöglicht eine besonders schnelle
Benetzung des SafetyCat® Sicherheitskatheters – und das selbstverständlich
berührungsfrei. Zudem ist Mobile SL bewusst kompakt und ohne zusätzliche Umverpackung konzipiert. Ein Vorteil für Sie und für die Umwelt!
30 Homecare Urologie Produkte
Homecare Urologie Produkte 31
SafetyCat®
Sicherheitskatheter
Urinalkondome & Beinbeutel
Unsere speziell entwickelten, patentierten SoftCat-Augen
(SCE = Soft Cat Eyes) sind nicht nur außen sondern
auch innen weich abgerundet und minimieren
das Verletzungsrisiko.
Speziell für männliche Anwender haben wir zwei neue Produkte im Portfolio: Die latexfreien Urinalkondome für den Einmalgebrauch sind dank ihrer patentierten Beschichtung
selbstklebend und garantieren so unkomplizierten Tragekomfort. Die Urinalkondome
können ganz einfach über den Universalstufenkonnektor an die Beinbeutel angeschlossen werden: Alle Beinbeutel sind mit einer besonders hautfreundlichen Rückseite
ausgestattet. Hautirritationen werden damit vermieden.
Die flexible Form des ErgothanKopfes passt sich optimal jeder
Bewegung an und gleitet leicht und schonend in die Blase.
die basis entscheidet
Wichtige Adressen/Selbsthilfegruppen
www.asbh.de
www.dvet.de
Deutsche Multiple Sklerose
Gesellschaft – Bundesverband e.V.
Küsterstraße 8
30519 Hannover
Telefon 0511 96834-0
Fax 0511 96834-50
www.dmsg.de
www.kontinenz-gesellschaft.de
www.spv.ch
Schweizerische Vereinigung
Spina Bifida und Hydrocephalus
Geschäftstelle
Friedrich-Alfred-Straße 10
47055 Duisburg
Schulrain 3
6276 Hohenrain
Silcherstraße 15
67591 Mölsheim
Telefon 0203 7174-180
Fax 0203 7174-181
Telefon +41 41 9103428
Fax +41 41 9100015
Telefon 06243 5256
Fax 06243 905920
www.rollstuhlsport.de
www.spina-hydro.ch
www.fgq.de
Deutsche Ilco e. V.
Schweizerische Multiple Sklerose
Gesellschaft
Inkontinenz-Selbsthilfe e.V.
Thomas-Mann-Straße 40
53111 Bonn
Kirchgasse 9
35305 Grünberg
Telefon 0228 338894-50
Fax 0228 338894-75
Telefon 06401 225350
Fax 06401 225352
www.ilco.de
www.inkontinenz-selbsthilfe.com
Telefon + Fax +43 1 6168678
www.vqo.at
Telefon +43 1 409 2669
Fax +43 1 409 2669-20
www.msges.at
ISK-Ratgeber 2011
Deutscher Rollstuhl-Sportverband e.V.
Geschäftsstelle
Fördergemeinschaft der
Querschnittgelähmten
in Deutschland e.V.
Sahulkastraße 3/Stiege 9/R 10
1100 Wien
Josefstrasse 129
8031 Zürich
Telefon +41 43 4444343
Fax +41 43 4444344
www.multiplesklerose.ch
SBH - Spina Bifida & Hydrocephalus
Österreich
Goldlackgasse 10
1220 Wien
Mobil +43 680 1202119
www.sbho.at
Selbsthilfegruppe Harn u.
Stuhlinkontinenz – Dachverband der
OÖ Selbsthilfegruppen
Schwarzspanierstraße 15/3/1
1090 Wien
Telefon 0810 100455
(Beratungstelefon zum Ortstarif)
www.inkontinenz.at
Datum, Unterschrift
Telefon 02592 973141
Fax 02592 973142
Telefon +41 41 9395400
Fax +41 41 9395409
Hernalser Hauptstraße 15-17
1170 Wien
Ja, ich bin einverstanden
Nein, ich bin nicht einverstanden
Telefon 0231 861050-0
Fax 0231 861050-50
Telefon 0561 780604
Fax 0561 776770
Kantonsstrasse 40
6207 Nottwill
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Postfach 1351
59371 Selm
Friedrich-Ebert-Straße 124
34119 Kassel
Verband der Querschnittgelähmten
Österreichs
Telefon
Werner Droste, Vorsitzender
Grafenhof 5
44137 Dortmund
Schweizer Paraplegiker Vereinigung
PLZ | Ort
Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.
Geschäftstelle
Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
Beratungszentrum
Straße | Hausnummer
DVET – Fachverband Stoma
und Inkontinenz e.V.
Österreich
Name | Vorname
Arbeitsgemeinschaft Spina bifida
und Hydrocephalus (ASBH) e.V.
Bundesverband
Schweiz
Bitte senden Sie mir unverbindlich Infomaterial zu.
Deutschland
MEDICAL SERVICE GmbH
Luisenstraße 8
75378 Bad Liebenzell
Bitte freimachen, falls
Marke
zur Hand.
Um sicher katheterisieren zu können, ist es wichtig, dass alle
Produkte einem gleichbleibend hohen Standard entsprechen.
Alle unsere Produkte sind mit dem SafetyCat® Sicherheitskatheter ausgestattet.
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