Gesamtsanierung Sekundarschulhaus Kreuzfeld K4 01 Das Schulzentrum Kreuzfeld und das Schulgebäude K4 Der Oberaargau war im beginnenden 19. Jahrhundert eine in Handel und Industrie aufstrebende Region. Um die Allgemeinbildung der Jugend und ihre Ausbildung in höheren technischen und gewerblichen Berufen zu fördern, wurden hier besonders viele Schulhäuser gebaut. Bereits 1813 wurde in Langenthal eine erste private Sekundarschule eingerichtet, die ab 1833 als öffentliche Schule geführt wurde. Für den 1876/77 errichteten Bau des ersten Sekundarschulhauses auf dem Kreuzfeld war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, an dem sich prominente ehemalige Schüler beteiligten. Dieses Schulhaus – K4 – bildete den Ausgangspunkt der heutigen Schulanlage. Der ursprüngliche Bau war dreigeschossig und hatte ein leicht geneigtes Walmdach. Zur Strasse hin krönte eine kleine Uhr den Giebel des leicht zurückgesetzten Mitteltrakts. Um 1921 dachte man über ein neues Sekundarschulhaus mit 20 Klassenzimmern nach. Die zuständige Kommission entschied sich aber zunächst für den Neubau eines Primarschulhauses (Einweihung 1930) und für die Erweiterung des bestehenden Sekundarschulhauses. Das Konzept für den «Totalausbau» bei laufendem Schulbetrieb stammte vom Langenthaler Architekten Hans Bühler. In einer ersten Etappe wurde das Gebäude um sechs Fensterachsen nach Westen hin erweitert, in einer zweiten Etappe erstellte man 1933 axialsymmetrisch dieselbe Erweiterung nach Osten. Anschliessend wurde dem veränderten Mitteltrakt eine Sternwarte aufgesetzt. Das Schulhaus erhielt innen wie aussen eine einheitliche, sachlich nüchterne Formensprache, die das Gebäude bis heute prägt. 1960 wurde das Schulhaus nach den Plänen von Architekt Fritz Hünig erneut verlängert. Im zeittypisch gestalteten Anbau wurden vor allem Spezialräume für naturwissenschaftliche und musische Fächer untergebracht. In den Jahrzehnten danach erfolgten immer wieder Unterhaltsarbeiten und Modernisierungen. Dabei wurden die charakteristischen Ausstattungselemente der öffentlichen Bereiche – Brunnen, Treppenanlagen, Boden- und Wandmaterialien – sorgsam erhalten. 01 02 03 04 Ziel des Projekts Das Ziel des Projekts war, das Schulgebäude Kreuzfeld 4 bei laufendem Schulbetrieb baulich und energietechnisch nachhaltig zu sanieren, unter Berücksichtigung der betrieblichen, pädagogischen und unterrichtstechnischen Bedürfnisse der Schule. Für die Sanierung galten folgende Leitlinien: >Die Renovation des Gebäudes unter Einhaltung von denkmalpflegerischen Aspekten so ausführen, dass nach einer späteren Sanierung der zentralen Wärmeerzeugung – verbunden mit einer Umstellung auf den Einsatz von erneuerbarer Energie – der Minergie®-Standard erreicht wird. >Defekte und überalterte Bauteile und Installationen erneuern oder ersetzen. Mit gezielten baulichen Massnahmen zum Erfolg Sämtliche nicht explizit erwähnten Räume bleiben in ihrer Art der Nutzung erhalten. Dies betrifft insbesondere die Klassenzimmer, das Lehrerzimmer und die meisten Fachzimmer. Um die zuvor erwähnten Ziele und Nutzungsanforderungen zu erfüllen, wurden unter anderem die nachstehend aufgeführten Massnahmen ausgeführt. >Die gut erhaltene, kulturell und historisch bedeutende Bausubstanz durch die Erneuerung, Auffrischung, Instandstellung und die gezielte Ergänzung von Konstruktionsteilen und Installationen langfristig und nachhaltig sanieren. >Mit baulichen und insbesondere auch installationstechnischen Massnahmen die Bedürfnisse der Nutzer in der bestehenden Substanz umsetzen, damit der Lehrauftrag bestmöglich umgesetzt werden kann. >Den allfälligen strukturellen Anpassungen im Bereich der Schwachstromversorgung mit hoher Flexibilität Rechnung tragen. >Vorhandene Risiken den geltenden Normen entsprechend minimieren bzw. eliminieren. >Das Schulgebäude und die einzelnen Zimmer behindertengerecht machen. >Die Raumakustik durch Verringerung der unangenehmen Nachhallzeiten deutlich verbessern. >Den erheblichen Energieverbrauch und demzufolge die Energiekosten senken. >Der Haupteingangsbereich im Erdgeschoss wurde durch den Rückbau des nachträglich eingebauten Mittagsraums vergrössert. >Im Bereich des Korridors im Westflügel wurde ein Aussenlift angebaut, der mit Ausnahme des 3. Obergeschosses und der Sternwarte sämtliche Geschosse erschliesst. Beim Südeingang des Westflügels gewährleistet eine Haltestelle auf halbem Geschoss den ebenerdigen Lift-Zugang. >Sämtliche Schulzimmer, mit Ausnahme der Fachzimmer, wurden mit Einbauschränken möbliert. >In den Korridoren wurden rund 450 Spindschränke für die Schülerinnen und Schüler eingebaut. >Die Räume für den naturwissenschaftlichen Unterricht wurden mit einer neuen Laborinfrastruktur ausgestattet. 02 05 >Im Erdgeschoss wurde die Behindertentoilette gemäss geltenden Vorschriften umgebaut. >Im 2. Obergeschoss wurde im Bereich des Singsaals eine zusätzliche Behindertentoilette eingebaut. >Die Zimmer für Musik, Werken und Bildnerisches Gestalten im Untergeschoss wurden den Abläufen und der Unterrichtsform entsprechend umdisponiert und eingerichtet. Zusätzlich wurde ein neuer Werkraum für Metallbearbeitung eingebaut. Die Haustechnikzentralen wurden teilweise umdisponiert. >Alle Unterrichtsräume wie auch die Korridore erhielten eine effiziente neue und den Vorschriften entsprechende Beleuchtung. >Sämtliche Unterrichtsräume wurden mit den notwendigen EDV-Verkabelungen und entsprechenden Dosen versehen (gemäss EDV-Konzept «ict4kids»). >In den Schulräumen und in den Korridoren wurden Massnahmen zur Verbesserung der Schallsituation und zur Verringerung der Nachhallzeiten vorgenommen, um der geltenden SIA-Norm 181 gerecht zu werden. >Das gesamte Schulgebäude wurde mit einer Komfortlüftung ausgerüstet, welche die permanente Zufuhr von frischer Luft gewährleistet und dadurch die Qualität der Raumluft wesentlich verbessert. Die Komfortlüftung ist ein wichtiger Teil des bauphysikalischen Konzepts und durch die Wärmerückgewinnung in den Lüftungsmonoblöcken, die in den Estrichräumen platziert wurden, auch in Bezug auf den Energieverbrauch eine wichtige Massnahme. >Im teilweise öffentlich genutzten Singsaal wurden eine neue Bühnenausstattung (Bühnentechnik, Bühnenbeleuchtung, Lichtsteuerung, Steuerzentrale für Bild und Ton etc.), eine neue Verdunkelung (Fenstervorhänge) sowie eine neue Saalbeleuchtung realisiert. Zusätzlich wurde eine mobile Bühne (als Bühne oder Zuschauertribüne nutzbar) angeschafft. >Sämtliche Brüstungshöhen und Geländer wurden konstruktiv angepasst, sodass diese der geltenden SIA-Norm 358 entsprechen. >Sämtliche Elektroinstallationen wurden ersetzt. Erhebliche Energieeinsparungen werden insbesondere durch den Einbau von neuen Leuchten mit entsprechend sparsamen Leuchtmitteln erreicht. In den Korridorbereichen, Eingangshallen und Treppenhäusern werden die Leuchten mittels Bewegungsmeldern geschaltet, was unnötigen Stromverbrauch unterbindet. >Die Sanitärinstallationen (Warm- und Kaltwasserleitungen) wurden komplett ersetzt. Die Warmwasserbezugsstellen wurden einer zentralen Warmwasseraufbereitung angeschlossen. >Alle Nasszellen des Schulhauses wurden umgestaltet und modernisiert. >Die ursprünglichen Radiatoren und Konvektoren blieben bestehen. Damit sie noch lange und energieeffizient funktionieren, wurden sie demontiert, aussen optisch aufbereitet sowie innenseitig entschlammt und gespült. Auch das Leitungsnetz wurde gereinigt. Zudem wurden die Radiatoren mit Danfoss-Ventilen (Thermostaten) versehen, die eine gezielte und energieeffiziente Wärmeabgabe ermöglichen. 03 06 07 08 01 | Stilvoll: Aufgefrischte Materialien und Oberflächen zieren das Schulgebäude. 02 | Das Wandmosaik wurde behutsam gereinigt und Fehlendes ergänzt. 03 | Rund 450 Spindschränke bringen Ordnung in die Korridore. 04 | Die Wandbilder von Jakob Weder wurden sorgfältig restauriert. 05 | Der Singsaal wurde technisch sowie optisch auf den neusten Stand gebracht. 06 | Der Werkraum wurde der Unterrichtsform entsprechend aufgefrischt. 07 | Der gläserne Raum sorgt für konzentriertes Arbeiten. 08 | Die neue Laborinfrastruktur ist bereit für spannende Entdeckungen. >Mit Aussteifungen und kraftschlüssigen Verbindungen einzelner Gebäudeteile ist die Erdbebensicherheit nun wieder gewährleistet. Denkmalpflegerische Aspekte Die jüngste Etappe der Umbaumassnahmen wurde von einem allgemeinen Modernisierungsbedarf (insbesondere Haustechnik, energetische Verbesserungen, sanitäre Installationen und Erschliessung) ausgelöst. Im Vorfeld wurde festgelegt, dass der Bestand der 1930er-Jahre Ausgangspunkt für eventuelle Wiederherstellungsarbeiten sein sollte. So sollten unter anderem die bestehenden Holz-Metall-Fenster ersetzt werden. Da sich keine Fenster aus den 1930er-Jahren erhalten hatten, war etwas Detektivarbeit nötig, um die Details festlegen zu können. Dank historischer Aufnahmen konnte die Befensterung aber weitgehend wiederhergestellt werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit konnte mit dem Rückbau des Gruppenraums am Haupteingang erreicht werden. Die wiederhergestellte grosszügige Türanlage gibt dem Haus wieder eine eindeutige Adresse an der Schulhausstrasse. Die Farbigkeit wurde am Aussenbau und im Innern (Gangbereich) nach Befund wiederhergestellt. Nur wenige Klassenzimmer hatten noch historische Ausstattungsreste, sodass – anders als beim Schulhaus K1 – weitgehend neue Oberflächen und Materialien verwendet wurden. Wandbilder Als nicht nur restauratorische, sondern auch didaktische Herausforderung stellten sich die Wandbilder von Jakob Weder (1906 – 1990) heraus. Während seine beiden jüngeren Bilder im Anbau aus den 1960er-Jahren noch weitgehend originalgetreu vorhanden waren, war von den beiden älteren Bildern das eine verdeckt (Henry Dunant) und das zweite (Johann Heinrich Pestalozzi) übermalt worden. In einer kleinen Kommission aus Vertretern der Stadtverwaltung, der Schule, der Architekten und der Denkmalpflege entschied man mutig, auch das fragmentarisch erhaltene Pestalozzi-Bild nur partiell zu retuschieren und die beschädigte Malschicht der Figuren zu erhalten. Die Bilder bieten zusammen mit dem Timeline-Projekt eine Möglichkeit, sich mit der langen Geschichte des Gebäudes und seiner Absolventen zu beschäftigen. Der Bauablauf – akribisch geplant Für die Bauphasen im Schulgebäude Kreuzfeld 1 (und auch für die in der anschliessend geplanten Gesamtsanierung des Schulgebäudes Kreuzfeld 4) wurden östlich der Schulgebäude K2 und K3 total neun provisorische Klassenzimmer (Grösse der Zimmer: ca. 6 m x 12 m) à je fünf Containern sowie drei WC-Container und ein Putzraum-/Technik-Container aufgestellt. Die Belegung der provisorischen Klassenzimmer richtete sich geschossweise nach dem Bauablauf. 04 09 11 09 |Der ursprüngliche Haupteingang wurde reaktiviert und wird wieder rege benutzt. 10 | Die Komfortlüftung sorgt stets für Frischluft im Schulgebäude. 11 | Vom UG ins 2. OG – bequem mit dem Aussenlift. 10 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss 1. Obergeschoss Erdgeschoss Untergeschoss Ein sorgfältig durchdachter Bauablauf Der Bauablauf unter laufendem Schulbetrieb gestaltete sich wie folgt: 1. Bauetappe Erschliessung vertikal 2. Bauetappe 3. Obergeschoss (Technik) 3.Bauetappe 3. Obergeschoss 4.Bauetappe 2. Obergeschoss 5.Bauetappe 1. Obergeschoss 6.Bauetappe Erd- und Untergeschoss Gebäudehülle Die Gebäudehülle entsprach vor der Sanierung, mit Ausnahme des nachträglich eingebauten Sonnenschutzes sowie sämtlicher Fenster, dem ursprünglichen Zustand der jeweiligen Erstellungsjahre der einzelnen Gebäudeteile. Entsprechend war weder im Hauptgebäude an der Fassade noch in den wenigen beheizten Dachräumen eine Wärmedämmung vorzufinden. Im Westflügel war dem Jahrgang entsprechend eine minimale Dämmschicht vorhanden, jedoch ohne einen konsequenten Dämmperimeter zu bilden. Die 1991/92 angebrachten Fenster in einer Holz-Aluminium-Konstruktion entsprachen, trotz des relativ jungen Alters, aus energetischen und denkmalpflegerischen Aspekten sowie bezüglich der Sicherheit (Absturzgefahr) nicht mehr den heutigen Anforderungen. An der Gebäudehülle wurden folgende Sanierungsmassnahmen vorgenommen: >Ersatz sämtlicher Fenster durch neue Holzfenster mit 3-fach-Isolierverglasung. >Innendämmung im gesamten Westflügel. >Stellenweiser Wärmedämmputz im Untergeschoss und neue Verglasung der Eingangstüren. >Wärmedämmung des Estrichbodens und Wärmedämmung des EG-Bodens gegen Kalträume UG. >Anpassungen respektive Ausbildung eines Dämmperimeters im Untergeschoss im Bereich der Veloräume. 7.Bauetappe Westteil (Untergeschoss bis 2. Obergeschoss) 05 Turnhallen 3&4 Schulhaus K4 Schulhaus K3 Schulhaus K5 Kreuzfeld Schulhaus K2 Turnhalle 1 N Situationsplan Erdgeschoss Fassade Nord Nord-Fassade Querschnitt 06 Schnitt Nord - Süd Bauherrschaft Stadt Langenthal Stadtbauamt Fachbereich Hochbau Jurastrasse 22 4901 Langenthal Telefon 062 916 22 50 Telefax 062 916 22 49 www.langenthal.ch www.stadt-raum.ch Objekt Sekundarschulhaus Kreuzfeld 4 Schulhausstrasse 19 4900 Langenthal Parzellennummer1716 Baujahr Mittelbau 1877 Ost- und Westanbau 1930 Sternwarte 1939 Anbau Westflügel 1960/1961 Gesamtsanierung 2014 Planungsteam Projektmanagement Basler & Hofmann AG, Zürich Architektur Ducksch & Anliker Architekten AG, Langenthal Statik, Erdbebensicherheit Wälchli & Partner AG, Langenthal Elektroplanung BERING AG, Langenthal Informatik BNC, Urtenen-Schönbühl HLKS-Planung Häusler Ingenieure AG, Langenthal Bauphysik, Akustik MBJ Bauphysik + Akustik AG, Kirchberg Minergie®-Konzept BSR Bürgi Schärer Raaflaub Architekten SIA AG, Bern Restaurator Denkmalpflege (Bauberatung) Gebäudekennwerte Geschossfläche GF 5 812 m2 Gebäudevolumen (SIA 416) 32 000 m3 Umgebung K4 (BUF SIA 416) 3 310 m2 Fläche komplette Schulhausanlage Kreuzfeld 57 323 m2 Kennwerte Gebäudekosten in CHF Gebäudekosten BKP 2/m2 GF SIA 416 Gebäudekosten BKP 2/m3 GV SIA 416 Baupreisindex, Hochbau Espace Mittelland, Oktober 2012: 101.9 (Basis: Oktober 2010 = 100.00) Anlagekosten BKP in CHF 01 Vorbereitungsarbeiten 02 Gebäude 05 Nebenkosten 09 Ausstattung Total 21 Rohbau 1 22 Rohbau 2 23 Elektroanlagen 24 Heizung, Lüftung 25 Sanitäranlagen 26 Transportanlagen 27 Ausbau 1 28 Ausbau 2 29 Honorare Impressum TexteKantonale Denkmalpflege Ducksch & Anliker Architekten AG Stadtbauamt Langenthal, Fachbereich Hochbau Fotos Fotozone Langenthal AG Layoutdivis.ch Druck Merkur Druck AG, Langenthal, 12 | 2015 1 755.00/m2 319.00/m3 Bautermine Volksabstimmung Baubewilligung Baubeginn Bauende 476 000.00 10 200 000.00 128 000.00 727 000.00 11 531 000.00 1 740 000.00 1 770 000.00 1 179 000.00 1 152 000.00 418 000.00 100 000.00 992 000.00 1 693 000.00 1 156 000.00 Mai 2011 April 2013 Juli 2013 Dezember 2014 07