Les Bains des Docks Jean Nouvel, Fertigstellung Juli 2008 Hofmann, Kraemer I. Städtebauliche Einordnung Die Therme „Les Bians des Docks“ befindet sich auf dem „Quai de la Réunion“ im ehemaligen Hafengebiet der französichen Stadt Le Havre. Deren ursprünglicher Hafen wurde nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg vom Architekt Auguste Perret nahezu komplett in Beton wieder aufgebaut. Durch den Bau des naheliegenden Eurotunnels verlor der zweitgrößte Hafen Frankreichs allerdings zunehmend an Bedeutung. Deshalb startete die Stadt Le Havre ein Programm zur Umstrukturierung des alten Hafenareals in eine Kultur- und Freizeitstätte. Dabei sollte der Hafen ein neues Gesicht erhalten, wobei auf den Abriss der alten Lagerhallen zum Großteil verzichtet wurde. Das Büro „Ateliers Nouvel“ spielt bei der gesamten Umgestaltung des Hafens eine Schlüsselrolle. Neben dem 2008 fertiggestellten Bad „Les Bains des Docks“ plant das Büro den Bau des „Sea and Sustainable Development Center“, ein ca. 100m hohes Gebäude, für 2010. Die Therme „Les Bains des Docks“ liegt, äußerlich eher unscheinbar, am südlichen Rand des Hafenbeckens von Le Havre. Direkt gegenüber soll das bereits erwähnte Meereszentrum entstehen. II. Baukörper Die Therme „Les Bains des Docks“ besitzt das äußere Erscheinungsbild einer eingeschossigen Lagerhalle, sodass sich diese der Hafenumgebung anpasst. Das dunkel verkleidete Gebäude ruht auf einem hellen Betonsockel und besitzt eine klare kubische Form. Allerdings ist an der Fassade die innere Struktur nicht ablesbar. Erst beim Betreten des Gebäudes durch den meerseitig gelegenen, nahezu gebäudehoch verglasten Eingangsbereich wird deutlich, dass die Therme im Inneren eine klare Zweigeschossigkeit aufweist. III. Innenraum / Organisation Im Gegensatz zu konventionellen Bädern mit dunklen Umkleiden und lauten nach Chlor riechenden Schwimmbereichen, ist der Entwurf inspiriert durch die Ruhe der alten römischen Bäder und der Atmosphäre von natürlichen Lagunen. Somit bildet das Innere der Therme einen starken Kontrast zum äußeren Erscheinungsbild. Der Innenraum ist fast komplett in Weiß gehalten und besitzt einen höhlenartigen Charakter. Dieser wird durch diverse eingeschobene und herausgezogene kubische Volumen unterstützt. In solchen Zonen sind verschiedene Funktionen untergebracht. So fungieren diese für Nouvelebauten typischen Nischen zum Beispiel als Fenster, Sitz- oder Ablageflächen. Außerdem gewähren sie sowohl horizontale als auch vertikale Durchblicke. So sagt Jean Nouvel selbst, er habe den Innenraum aus Thema Nr. IV dem Baukörper „heraus gegraben“. Der extrem plastische Eindruck des Innenraums wird durch Licht, Schatten und das Wasser verstärkt und gegliedert. Die Raumsituationen wirken auf Grund der gezielten Lichtführung nie beengend. Einzelne Bereiche gehen fließend in einander über, innerhalb der Therme existieren kaum spürbare räumliche Grenzen. Die Innen- und Außenbereiche können im Sommer über große Glastüren miteinander verbunden werden, sodass auch hier kaum Grenzen spürbar sind. Auf der Gesamtfläche von 5000 qm kann der Besucher zwischen drei Arten der Erholung wählen: Feizeitbad, Spa und Fitness. Dabei stehen jedoch die verschiedenen Erlebnisformen des Wassers grundsätzlich im Vordergrund. Die Therme „Les Bains des Docks“ besitzt zwei außenliegende Schwimmbecken: ein 50 m langes olympisches Becken und einen Außenpool zum Entspannen mit Wasserfall und Massagedüsen. Beide Außenbecken können sowohl fussläufig als auch schwimmend erreicht werden. Jedes Becken ist durch seine Gestalt, Form, Tiefe Wassertemperatur und Beleuchtung einzigartig. Neben den einzelnen Becken gibt es im Inneren, nach römischem Vorbild, verschiedene Saunen zum Beispiel eine türkische Sauna, Solarien, diverse Whirlpools, Strudel, Wasserfälle und -vorhänge. Für Kinder wird ein Spielbereich angeboten, der einzige „Farbklecks“ in der sonst so weißen Badelandschaft. Außerdem gibt es eine Rutsche im Zentrum des Gebäudes. Les Bains des Docks Jean Nouvel, Fertigstellung Juli 2008 Hofmann, Kraemer IV. Material / Konstruktion Die gesamte Therme „Les Bains des Docks“ ist innen in weiß, außen in schwarz gehalten. Grundlegend für den Entwurf sind die 20 x 20 mm großen Glaskörperfliesen. Diese bedecken nahezu die ganze innere Oberfläche des Bades. Das Gebäude ist perfekt an dieses Raster angepasst, sodass keine einzige der Fliesen halbiert oder zerschnitten werden musste. In das Fliesenraster sind an bestimmten Stellen Schriftzüge integriert, die zum Beispiel auf die Wassertiefe verweisen oder als Wegweiser dienen. Lediglich die Decken sind nicht mit den Fliesen belegt, sondern mit klar weißem Stoff bespannt. Auch die Schwimmbecken sind mit den weißen Fliesen verkleidet, wobei diese durch das Zusammenspiel mit dem Wasser und dem einfallenden Licht ein anderes Erscheinungsbild erhalten. Die Außenfassade besteht aus schwarz glasierten, quadratischen Betonfertigteilen. Somit ist auch an dieser Stelle wieder ein Raster zu finden. Die gesamte dunkle Fassade des Monoliths ruht auf einem hellen Sockel aus sandgestrahltem Beton. V. Technologie Um die für den Entwurf besonders wichtige ruhige und gedämpfte Atmosphäre in der Bäderanlage zu erhalten sind sämtliche Decken mit schallabsorbierenden weißen Stoffen bespannt. Auch die Fensteröffunugen, Deckenversprünge und Nischen sorgen für eine akustische Optimierung des Innenraums. Diese Maßnahmen ermöglichen es dem Besucher in der Therme wirklich zu entspannen, da jegliche Form von Echo vermieden wird. Auch das Licht wird ganz gezielt durch das Gebäude geführt. Wie auch schon bei anderen Nouvelbauten wurde Odile Soudant mit der Lichtplanung beauftragt. Der Badegast erlebt anhand der Lichtöffnungen immer den aktuellen Tageslichtstand. Dies sorgt für eine individuelle Lichtstimmung. Während das Tagslicht durch seinen Schattenwurf auf den Wänden besonders in Erscheinung Thema Nr. IV VI Zahlen und Fakten tritt, werden künstliche Lichtquelle größtenteils versteckt in der Architektur untergebracht. Das indirekte Licht ergänzt auf diese Art das Tageslicht an den benötigten Stellen bzw. nimmt sich zurück, wo es nicht gebraucht wird. Ebenso werden die Wasserbecken durch die gezielte Beleuchtung von oben atmosphärisch betont. Hierbei soll die Eigenfarbe des Wassers und dessen Flächencharakter besonders herausgestellt werden. Auch bei der sonstigen technischen Ausstattung weist die Therme „Les Bians des Docks“ Besonderheiten auf: So besitzen die beiden Außenbecken auf Grund modernster Technik sowohl im Sommer, als auch im Winter eine konstante Wassertemperatur und sind daher das gesamte Jahr über für die Badegäste benutzbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Thermen, tritt bei „Les Bians des Docks“ die Stadt Le Havre als Bauherr auf. Die Baukosten des Bades betrugen ca. 29. Mio $, bei einer Gesamtfläche von 5000 qm. Die Besucherspanne liegt bei 700 bis 2000 Besucher pro Tag. VII Quellen http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/ Bad-und-Sanitaer-Les-Bains-des-Docks-in-LeHavre-F_668439.html http://www.licht-und-architektur.de/artikel/ lat_Lichtbad_Les_Bains_des_Docks_Le_ Havre_F_110541.html Architectural Record 08/2009, S. 46-51