Seebad Kaltern the nextENTERprise, November 2004

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Seebad Kaltern
the nextENTERprise, November 2004 - Mai 2006
Hans-Peter Kuner und Heide Rink
Der Ort
Der Kalterer See liegt eingebettet in den
typischen Südtiroler Weinbergen im Süden von
Kaltern unweit von Tramin, dem Heimatort des
Gewürztraminers. Der wärmste aller Alpenseen
hat sich zu einem beliebten Ferienziel in Südtirol
entwickelt. Die Wassertemperatur ist der
dominierende Grund für den Bau eines Freibades
in unmittelbarer Lage zum See. Dieser ist zum
Schwimmen zu warm. Daraus resultiert ein
dichter Bewuchs am Seeboden, den es öfter im
Jahr abzumähen bedarf. Hoher Verkehr durch
Boote und diverse andere Wassersportarten
trugen zudem zur Entscheidung für den Bau bei
des Seebades bei.
Die Architekten und ihr Seebad
the nextENTERprise, ein junges Architekturbüro
aus Wien zeichnet sich für den Entwurf
verantwortlich. Das Seebad Kaltern ist ihr erstes
größeres Projekt.
Man möchte kein Spaßbad als übliche
Fertigteilwelt entwerfen. Vielmehr wünscht man
sich mit der eigenen Architektur Badespaß zu
vermitteln.
Die Umgebung
Am Nordrand des Sees gelegen öffnet sich das
Freibad nach Süden.
Es besteht ohne Grenzen zum See:
Höhenversprünge bilden kleine Schwellen
aus und unterteilen den Freiraum zum See.
Dadurch erreichen die Architekten Einsehbarkeit
und Zugänglichkeit. Fließende Räume, die
sich durch den Baukörper ziehen ermöglichen
Durch- und Ausblicke auf den See und das
südtiroler Umland. So verschmelzen „Innen- und
Außenraum“.
Die Organisation
Das Gebäude wird über zwei Ebenen organisiert
sich die Erschließung, Funktion und Erholung.
Erstaunlich dabei ist, dass die Badeebene
durch Aufständerung in die Baumkronenebene
erhoben wird und so der Raumfluß im
Erdgeschoss ungebrochen bleibt. Für Besucher
und Schwimmer wird so die Umgebung, Parken
und Straße, ausgeblendet und der Blick auf den
See freigegeben.
Das Erdgeschoss stellt die sogenannte
Aquariumebene dar. Neben Umkleide- und
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Duschkabinen, Technik- und Personalräumen
und diversen Freiflächen finden sich dort, in
dem nach Innen orientierten und geschlossenen
Baukörper, die Eingänge zu den Kamine , wie
sie von den Architekten genannt werden. Diese
erinnern an Peter Zumthors Therme in Vals und
beinhalten einen Regenraum, einen Whirlpool
und den Fakirraum. Diese sind zudem die
statischen Stützen für das emporgehobene
Freibad und durchstoßen das Becken auf der
oberen Ebene.
Im Obergeschoss, dem Sonnendeck, befindet
sich der Eingangbereich mit Kasse und
Serviceräumen. Hier oben schwimmt man
entweder im Kinder- oder Sportbecken,
andernfalls sonnt man sich. Ein großes Atrium
mit einer Freitreppe verbindet diese Ebene mit
der Liegewiese und der geschützen Freifläche
des Erdgeschosses.
Die Form
Die Form des Baukörpers ist an die
Form des Kalterer Sees und dessen
Unterwassertopographie angelehnt. Dieser
zeichnet sich in der Form der Becken ab und soll
die Natur und Freiflächen um den See ergänzen.
Die willkürlich anmutende Gebäudeform wird
durch diese Metapher zum skulpturalen Objekt.
Die Aufständerung
Im Schnitt lassen sich Aufständerung der
Freibadplatte und
Ebenenverteilung der
Funktionen erkennen.
the nextENTERprise schaffen per copy & paste
den See an Land zu holen. Man nähert sich in
der Formsprache der Unterwassertopografie des
Seegrundes und schafft es die Hohlräume der
Stützen als inszenierte Kamine und Kammern
auszubilden. Diese werden den Besuchern als
Themenräume zu präsentiert. Das Gebäude
wird in selbstverdichtendem Beton ausgeführt.
Für die Aquariumebene ergibt sich durch die
Aufständerung der Vorteil einer bis zu 30%
vergrößerten Liegefläche und eines geschützten
Freibereiches durch das
überspannende
Sonnendeck. Die Badeebene wird als
eigenständiger Bereich betrachtet. Sie bildet
gleichzeitig ein schutzgebendes Dach für
Funktionsräume im Erdgeschoss. Beispielsweise
werden Umkleidekabinen als freistehende Kuben
Seebad Kaltern
the nextENTERprise, November 2004 - Mai 2006
Hans-Peter Kuner und Heide Rink
darunter platziert.
Die Unterseite
Die Flächen verlaufen fließend von Innen nach
Außen. Blickbeziehungen werden inszeniert,
Durch- und Einblicke gestattet. Der Raum unter
der Betonplatte, die Aquariumebene, erfährt über
Bullaugen eine Verbindung von unten nach oben,
zu den Schiwmmern. Zwei Meter im Durchmesser
sind diese Bullaugen, die von unten den Blick in
die Becken freigeben. Ursprünglich als gläserne
Tropfen geplant, wurden diese in einer flachen
Verglasung ausgeführt - sie spielt gekonnt mit
Licht und Wasser, offen und geschlossen. Der
Blick in und aus dem Aquarium wird spielerisch
gelenkt, eine visuelle Beziehung über das
Medium Wasser geschaffen.
Der Besucher nimmt unterschiedliche Positionen
im Gebäude ein, mal ist er Zuschauer und
Beobachter, mal Akteur oder Objekt. Die
Positionen sind hierbei je nach Standort
fließend.
Die Integration
Das alte Lidogebäude wird umgebaut und
und in das neue Seebad integriert. Es
beherbergt ein Restaurant, welches sowohl
den Freibadbereich als auch den Außenbereich
zu den Bootsanlegern bedient. Auch hier
verlaufen die Grenzen fließend - einen privaten
abgeschlossenen Bereich des Bades gibt es auf
der Seeebene nicht.
Bei Nacht
Die große Freitreppe, die Sonnendeck und
Aquariumebene
miteinander
verbindet,
funktioniert als Tribüne. Der See wird dabei
zur Bühne. Diese Wirkung wird bei Nacht noch
unterstrichen: Die Schwimmbadebene scheint,
durch eine Beleuchtung von innen und untern
heraus, vollkommen losgelöst vom Boden.
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