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Laudatio
VIKTORIA VENUS
Kategorie: Fotografie
Gewinnerin des Förderpreises „Junge Kunst“ in der Altersklasse 14 bis 18 Jahre
Ihre Kamera ist noch brandneu und Viktoria Venus steht am Anfang einer experimentellen
fotografischen Spurensuche, welche ihr bereits „vom ersten Auslöser an“ treffsicher gelingen
will. Die junge Paderborner Künstlerin hat in ihren eingereichten vier Fotografien den Fokus
scheinbar auf den Sport gerichtet, auf Bewegungsabläufe speziell im Basketball.
Ihre dunkle Bildserie „spielt“ sich im Freien ab und ist zugleich eine nächtliche Inszenierung
auf einem verlassen wirkenden Außenplatz. Eingefangen hat sie mit ihrer Reihung düsterer
Motive im neblig regenschweren Flutlicht etwas, das weit über eine bloße Auseinandersetzung
mit dem Sport hinausführt, etwas zutiefst Berührendes, traurig Stimmendes, Abstraktes. Der
Fotografin gelingt es atmosphärisch dicht, hinter der jeweiligen Bewegung und Haltung die
Gefühle des Menschen sichtbar zu machen: „Eins sein mit der Luft“, „Streben nach oben“,
„Zweifel“, „Versagen“ – so lauten die Titel ihrer Bilder. „Ich wollte die Erschöpfung festhalten,
die ein hartes Training mit sich bringt“, erklärt Viktoria Venus schlicht. Dabei hält sie Emotionen
mit ihrer Kamera fest, die darüber hinaus in sich ein Sinnbild des Lebens verkörpern. Es ist diese
transzendente Ebene, die sie so scheinbar mühelos mit ihrer Studie erreicht, die ethische Frage
nach dem Menschsein und die Geschichte vom Menschsein, die sich bei der Betrachtung ihrer
Fotos aufdrängt.
Dabei agiert bei ihr der Spieler nur als Schattenwesen – mal verschwommen, mal versteckt
hinter einer Kapuze mit gesenktem Kopf, mal im Detail, wo beispielsweise nur eine Hand zum
Korb sich reckt. Über eine bewusst gewählte diffuse Lichtstimmung, über Körperhaltung und
Gesamtarrangements fängt die Künstlerin den Mensch in einem „Käfig“ ein. Da ist nur das
Dunkel um ihn, die Gitterstäbe des Sportplatzes, dieses gleißende Licht, das seine Konturen
betont, aber seine Anonymität bestärkt.
Da hat ein Mensch sein Bestes gegeben, einer wollte nach oben, hat gehofft, gebangt, ist
gescheitert und bleibt erschöpft zurück, resigniert, zweifelnd, verzweifelt.
Die Idee zu dieser kleinen Fotoserie mit großer Wirkung hatte Viktoria Venus schon im Kopf vor
dem Foto-Shooting. Währenddessen, sagt sie, seien ihr aber viele weitere Bilder gekommen.
Überaus zielgenau hat sie gearbeitet, denn nachträglich bearbeiten musste sie ihre Fotomotive
nur noch ganz minimalistisch am Computer. Da habe sie nur noch die Kontraste ein wenig
verstärkt.
Viktoria Venus gelingt es in ihrer Bilderserie ausdrucksstark, das Unsichtbare sichtbar zu machen
und weit über das bloße Motiv hinaus eine bewegende Geschichte zu erzählen. Sie hat ihr
Abitur am Theodorianum absolviert und studiert seit wenigen Wochen Kunst und evangelische
Religion in Paderborn.
Ann-Britta Dohle-Madrid
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