Planen, Bauen, Wohnen Jenaer Energieratgeber Die Gebäudehülle Heft 3 Energieverluste | Dämmung | Fenster | Wärmebrücken Quelle:St. Ernst Rose | www.pixelio.de Quelle: Kind, Gebäudeanalytik, Jena Die Gebäudehülle Zur Gebäudehülle gehören die Fassade, das Dach und die oberste Geschossdecke, der Keller und die Kellerdecke und die Fenster und die Türen. Problem 1 Dichtheit des Gebäudes als Voraussetzung für das Erreichen eines bestimmten Mindest-Energiestandards. Dichtheit der Gebäudehülle bei mangelhafter Bauqualität. Blower - Door - Test (Differenz - Druck - Verfahren) Verfahren zur Messung der Dichtheit der Gebäudehülle: Durchführung generell vor und nach einer Sanierung, Modernisierung, Durchführung immer im Rahmen der Bauabnahme nach einem Neubau, Durchführung grundsätzlich durch eine Fachfirma, durch einen Energieberater. Quelle: saena – Blower-Door-Tes www.saena.de Broschüre „Wohnungslüftung – Energiesparen und Wohlfühlen“ Verfahrenswege: . 1. Herstellung eines Unterdrucks von 50Pa im Haus und Prüfung von Undichtigkeiten von innen z.B. mit einer Kerzenflamme (bewegte Luft). 2. Herstellung eines Überdrucks von 50 Pa im Haus und Prüfung von Undichtigkeiten von außen z.B. anhand von Nebel oder Rauch, der aus dem Haus entweicht (Sichtprüfung). Problem 2 Durchgang der Wärme durch die Materialien selbst (die Transmission oder der Wärmedurchgang). Die Transmission bei Wänden, Fenstern und Dächern ergibt sich aus der Qualität der Baumaterialien und wird bestimmt mit dem Wärmedurchgangskoeffizenten (U-Wert). Seine Höchstwerte werden durch die jeweils aktuell gültige EnEV (EnergieEinsparVerordnung) festgelegt. Dichtheit und Ausmaß der Transmission kann man auch mit einem Thermografie-Bild prüfen. Näheres dazu wird am Ende des Hefts erläutert. Lösungsvorschläge für die genannten Probleme 1. Dämmung, 2. Einsatz von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung, 3. Vermeidung von Wärmebrücken, 4. ständige Kontrolle der Bauqualität. Die Dämmung Beitrag optimaler Dämmung im Wohnungsbau: niedrige Heizkosten bei hohem Wohnkomfort. Altbau Mögliche Schwächen im Wesentlichen in der Gebäudehülle: Quelle: Statistik des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) www.iwu.d Neubau Verzicht auf eine zusätzliche Dämmschicht denkbar durch Wahl eines optimalen Baustoffs für das Mauerwerk (z.B. Ziegel- oder Betonwerkstoffe). Rechtliche Vorgaben: EnEV 2009 Altbauten: Besondere Nachrüstpflichten bis Ende 2011 im Bereich der Dachdämmung bzw. Dämmung der obersten (nicht begehbaren) Geschossdecke (Ausnahmen möglich). Neubauten: Vorgaben für den zu erreichenden Energiestandard wie z.B. oben genannt, Höchstwerte für den U-Wert. Arten der Dämmung Außendämmung (Dämmung außen vor Hauswand), Innendämmung (Dämmung vor der Innenwand - z.B. bei Denkmalen, geschmückter Fassade), Kerndämmung (Dämmung bei zweischaligen Wänden - z.B. bei Ständerwandkonstruktionen, beim Dach als Zwischensparrrendämmung). Auswirkungen: Außendämmung Anbringung der Dämmschicht draußen vor der Hauswand. Die Wand selbst wird mehr vom Innenklima beeinflusst und nimmt schneller die Temperatur des Raums an. Innendämmung Anbringung der Dämmung raumseitig. Die Wand wird stärker von der Witterung draußen beeinflusst, ist also kälter. Der Feuchteschutz ist besonders wichtig. Deshalb sollte die Bauausführung besonders sorgfältig sein, damit es nicht zur Schimmelbildung an der Innenwand kommt (kann entstehen, wenn bei sehr niedrigen Temperaturen Feuchtigkeit vom Raum in die Wand eindringt – sog. Tauwasserausfall). Hohlräume müssen vermieden werden. Wichtige Kriterien je nach Dämmstoff: dampfbremsend, diffusionsoffen, kapillaraktiv, wärmeleitend. Fazit Das Raumklima wirkt bei Außendämmung ausgeglichener. Innendämmung sollte man erst dann in Betracht ziehen, wenn Außendämmung nicht möglich ist. Dämmstoffe Material organisch z.B. Holzfaserdämmstoffe, Holzwolle, Zelluloseflocken, Polystyrol, aber auch Kokosfasern, Hanf und Baumwolle, anorganisch z.B. Dämmplatten, Mineralwolle, Blähglas und Perlite. Formen Plattendämmstoffe, Mattendämmstoffe, Schüttdämmstoffe, Einblasdämmstoffe, Stopfdämmstoffe. Häufig eingesetzt sind z.B. Glaswolle als Platten und Filze, Steinwolle als Platten und Matten, Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) als Platten und Leichtbaudämmplatten. Stand der Technik Wärmedämm-Verbund-System (WDVS) als die gängige Form beim Anbringen der verschiedenen Dämmschichten. Aus ökologischen Gründen wird auch auf organische Dämmstoffe wie Holzfasern zurückgegriffen. Dämmstärke ergibt sich aus den Anforderungen der EnEV 2009, dem gewünschten Energie-Standard und dem gewählten Dämmstoff, d.h. aus den Dämmeigenschaften des Materials. Dämm-Qualität Kennzahlen sind Wärmeleitgruppen bzw. Wärmeleitzahlen (WLZ). Je niedriger die Zahl, desto besser die Dämmwirkung. Dämm - Wirkung Die Wirkung von Dämmung verläuft nicht linear zur Dämmstärke, d.h. ab einer bestimmten Dämmstärke wird die Wirkung der Dämmung schwächer. Ermittlung der optimalen Dämmstärke von wesentlicher Bedeutung. Leicht durch einen Fachmann wie einen Energieberater zu ermitteln. Problem Studien haben gezeigt, dass fast jede dritte eingebrachte Dämmung nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Lösung Intensive Bau-Überwachung und Kontrolle des Baugeschehens durch einen Fachmann. Endgültige Bauabnahme nur bei makelloser Ausführung des Baus. Ein neutraler Fachmann kann hier sehr helfen. Die Baubegleitung durch einen Energieberater ist in bestimmten Fällen sogar förderfähig. Fazit Dämmung schützt vor Witterungseinflüssen. Gut ausgeführte Dämmung hält das Haus im Sommer kühl, steigert die Behaglichkeit im Winter. Richtige Dämmung erhöht die Energieeffizienz des Gebäudes. Eine qualitativ hochwertige Dämmung trägt zur Senkung der Betriebskosten bei. Dämmung steigert den Wert der Immobilie. Baumaterialien mit niedrigen Wärmeleitzahlen tragen dazu bei, dass Neubauten länger ohne zusätzliche Dämmung auskommen können, auch wenn die Anforderungen der EnEV weiter verschärft werden. Sonderfall Denkmalgeschütztes Haus, Gebäude im Denkmalensemble Historische Baustoffe, Wandaufbauten und -gestaltungen müssen im Konzept einer energetischen Sanierung besonders berücksichtigt werden, um sie möglichst unverändert zu erhalten. Weitere Ausführungen zum Thema Vorgehen bei denkmalgeschützten Gebäuden werden im Heft „Bauen in Jena“ gemacht. Ein frühzeitiges Gespräch mit den zuständigen Mitarbeitern der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadtverwaltung Jena ist immer zu empfehlen. Kontakt: Stadtverwaltung Jena Dezernat Stadtentwicklung Untere Denkmalschutzbehörde Am Anger 26 07743 Jena Telefon:0 36 41 / 49 – 51 41 0 36 41 / 49 – 52 05 Fax: Email: [email protected] Einsatz von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung Energiesparende Fensterarten Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung, Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung. Hinweis Austausch immer in Zusammenhang mit der Dämmung des Hauses. Grund: Vermeidung möglicher negativer Folgen durch Unterschiede in der Dichtigkeit der Gebäudehülle wie z.B. erhöhte Feuchtigkeit in den Wänden, Gefahr der Schimmelbildung. Problem Bei Außen-Dämmarbeiten gibt es den sog. Schießscharten-Effekt, d.h. die Fenster rücken optisch „nach innen“. Lösung Einbau je nach Größe bei Außendämmung in den Dämmbereich bzw. in den Übergang zum Mauerwerk. Welche Fenster die richtigen sind, sollte man in Zusammenarbeit mit dem Fachmann ermitteln. Wärmebrücken Entstehen an den unterschiedlichsten Stellen am Gebäude. Der Wärmefluss erfolgt hier wesentlich schneller als in den angrenzenden Bauteilen. Arten konstruktive Wärmebrücken wie z.B. Heizkörpernischen, geometrische Wärmebrücken, wie z.B. Hausecken und materialbedingte Wärmebrücken, wie z.B. Tür- oder Fenstersturz. Wärmebrücke über nicht, oder unzureichend gedämmten Fenstersturz Wärmebrücke über,, nach außen durchgehende Geschossdecken „Geometrische“ Wärmebrücke Außenwandecke Quelle: EnergieAgentur.NRW www.energieagentur.nrw.de Typische Beispiele Fenster, Rollladenkästen, Ecken und Nischen, auskragende Konstruktionen wie Balkone, Mauervorsprünge, Unterbrechungen in der Dämmung. Probleme Temperaturgefälle bis zur Tauwasserbildung, Entstehung von Schimmel. Lösungsansatz Wärmebrücken können mit einer Thermografiekamera festgestellt werden. Beseitigung bzw. Vermeidung. Quelle: Stadt Jena, R. Streng Quelle: Steffen Kind, Gebäudeanalytik Jena www.kind-gebäudeanalytik.de Erläuterungen zum Thermografie-Bild Feststellung der Dichtheit der Gebäudehülle mit der Farb-Skala am rechten Bildrand des rechten Bildes. Hellere Farben bedeuten höhere Außenflächentemperaturen und damit höhere Wärmeverluste durch Wand und Fenster. Zu erkennen sind: Schwachstellen in der Dämmung des Hauses, Wärmebrücken an der Hausecke zum Treppenhaus, an der Hausecke im 3. OG, an mehreren Fensterlaibungen, Fensterscheiben als Ursache für hohe Wärmeverluste (3.OG). Am linken Bildrand erkennt man das später errichtete Treppengebäude. Die sehr dunkle Farbe zeigt, dass der Anbau aufgrund der Materialauswahl eine wesentlich bessere natürliche Dämmung hat als das alte Haus, das noch ungedämmt ist. Weitere Informationen im Internet www.iwu.de www.zukunft-haus.info www.bauen.com www.daemm-dein-haus.de www.dena.de Impressum Rückfragen und Beratungen: Telefon: Stadtverwaltung Jena FD Stadtentwicklung Fax: Team Wohnungsbauförderung 0 36 41 / 49 11 51 34 E-Mail: [email protected] Am Anger 26 07743 Jena 0 36 41 / 49 51 34 Herausgeber: Stadt Jena | Redaktion: Wohnungsbauförderung | Stand: Juli 2011