040911_Jenaer Energieberater_

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Planen, Bauen, Wohnen
Jenaer Energieratgeber
Die Gebäudehülle
Heft 3
Energieverluste | Dämmung | Fenster | Wärmebrücken
Quelle:St.
Ernst
Rose
| www.pixelio.de
Quelle:
Kind,
Gebäudeanalytik,
Jena
Die Gebäudehülle
Zur Gebäudehülle gehören
die Fassade,
das Dach und die oberste Geschossdecke,
der Keller und die Kellerdecke und
die Fenster und die Türen.
Problem 1
Dichtheit des Gebäudes als Voraussetzung für das Erreichen eines bestimmten
Mindest-Energiestandards.
Dichtheit der Gebäudehülle bei mangelhafter Bauqualität.
Blower - Door - Test (Differenz - Druck - Verfahren)
Verfahren zur Messung der Dichtheit der Gebäudehülle:
Durchführung generell vor und nach einer Sanierung, Modernisierung,
Durchführung immer im Rahmen der Bauabnahme nach einem Neubau,
Durchführung grundsätzlich durch eine Fachfirma, durch einen Energieberater.
Quelle: saena – Blower-Door-Tes
www.saena.de
Broschüre „Wohnungslüftung – Energiesparen und Wohlfühlen“
Verfahrenswege:
.
1.
Herstellung eines Unterdrucks von 50Pa im Haus und Prüfung von Undichtigkeiten von innen
z.B. mit einer Kerzenflamme (bewegte Luft).
2.
Herstellung eines Überdrucks von 50 Pa im Haus und Prüfung von Undichtigkeiten von außen
z.B. anhand von Nebel oder Rauch, der aus dem Haus entweicht (Sichtprüfung).
Problem 2
Durchgang der Wärme durch die Materialien selbst (die Transmission oder der Wärmedurchgang).
Die Transmission bei Wänden, Fenstern und Dächern ergibt sich aus der Qualität der Baumaterialien
und wird bestimmt mit dem Wärmedurchgangskoeffizenten (U-Wert). Seine Höchstwerte werden durch
die jeweils aktuell gültige EnEV (EnergieEinsparVerordnung) festgelegt.
Dichtheit und Ausmaß der Transmission kann man auch mit einem Thermografie-Bild prüfen. Näheres
dazu wird am Ende des Hefts erläutert.
Lösungsvorschläge für die genannten Probleme
1.
Dämmung,
2.
Einsatz von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung,
3.
Vermeidung von Wärmebrücken,
4.
ständige Kontrolle der Bauqualität.
Die Dämmung
Beitrag optimaler Dämmung im Wohnungsbau: niedrige Heizkosten bei hohem Wohnkomfort.
Altbau
Mögliche Schwächen im Wesentlichen in der Gebäudehülle:
Quelle: Statistik des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) www.iwu.d
Neubau
Verzicht auf eine zusätzliche Dämmschicht denkbar durch Wahl eines optimalen Baustoffs
für das Mauerwerk (z.B. Ziegel- oder Betonwerkstoffe).
Rechtliche Vorgaben:
EnEV 2009
Altbauten: Besondere Nachrüstpflichten bis Ende 2011 im Bereich der Dachdämmung bzw.
Dämmung der obersten (nicht begehbaren) Geschossdecke (Ausnahmen möglich).
Neubauten: Vorgaben für den zu erreichenden Energiestandard wie z.B. oben genannt,
Höchstwerte für den U-Wert.
Arten der Dämmung
Außendämmung
(Dämmung außen vor Hauswand),
Innendämmung
(Dämmung vor der Innenwand - z.B. bei Denkmalen, geschmückter
Fassade),
Kerndämmung
(Dämmung bei zweischaligen Wänden - z.B. bei Ständerwandkonstruktionen, beim Dach als Zwischensparrrendämmung).
Auswirkungen:
Außendämmung
Anbringung der Dämmschicht draußen vor der Hauswand.
Die Wand selbst wird mehr vom Innenklima beeinflusst und nimmt schneller die Temperatur des Raums an.
Innendämmung
Anbringung der Dämmung raumseitig.
Die Wand wird stärker von der Witterung draußen beeinflusst, ist also kälter. Der Feuchteschutz ist
besonders wichtig. Deshalb sollte die Bauausführung besonders sorgfältig sein, damit es nicht zur
Schimmelbildung an der Innenwand kommt (kann entstehen, wenn bei sehr niedrigen Temperaturen
Feuchtigkeit vom Raum in die Wand eindringt – sog. Tauwasserausfall). Hohlräume müssen vermieden
werden. Wichtige Kriterien je nach Dämmstoff: dampfbremsend, diffusionsoffen, kapillaraktiv, wärmeleitend.
Fazit
Das Raumklima wirkt bei Außendämmung ausgeglichener.
Innendämmung sollte man erst dann in Betracht ziehen, wenn Außendämmung nicht möglich ist.
Dämmstoffe
Material
organisch
z.B. Holzfaserdämmstoffe, Holzwolle, Zelluloseflocken, Polystyrol,
aber auch Kokosfasern, Hanf und Baumwolle,
anorganisch
z.B. Dämmplatten, Mineralwolle, Blähglas und Perlite.
Formen
Plattendämmstoffe,
Mattendämmstoffe,
Schüttdämmstoffe,
Einblasdämmstoffe,
Stopfdämmstoffe.
Häufig eingesetzt
sind z.B.
Glaswolle als Platten und Filze,
Steinwolle als Platten und Matten,
Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) als Platten und
Leichtbaudämmplatten.
Stand der Technik
Wärmedämm-Verbund-System (WDVS) als die gängige Form beim Anbringen der
verschiedenen Dämmschichten.
Aus ökologischen Gründen wird auch auf organische Dämmstoffe wie Holzfasern zurückgegriffen.
Dämmstärke
ergibt sich aus
den Anforderungen der EnEV 2009,
dem gewünschten Energie-Standard und
dem gewählten Dämmstoff, d.h. aus den Dämmeigenschaften des Materials.
Dämm-Qualität
Kennzahlen sind
Wärmeleitgruppen bzw. Wärmeleitzahlen (WLZ).
Je niedriger die Zahl, desto besser die Dämmwirkung.
Dämm - Wirkung
Die Wirkung von Dämmung verläuft nicht linear zur Dämmstärke, d.h.
ab einer bestimmten Dämmstärke wird die Wirkung der Dämmung schwächer.
Ermittlung der optimalen Dämmstärke von wesentlicher Bedeutung.
Leicht durch einen Fachmann wie einen Energieberater zu ermitteln.
Problem
Studien haben gezeigt, dass fast jede dritte eingebrachte Dämmung nicht fachgerecht
ausgeführt wurde.
Lösung
Intensive Bau-Überwachung und Kontrolle des Baugeschehens durch einen Fachmann.
Endgültige Bauabnahme nur bei makelloser Ausführung des Baus.
Ein neutraler Fachmann kann hier sehr helfen.
Die Baubegleitung durch einen Energieberater ist in bestimmten Fällen sogar förderfähig.
Fazit
Dämmung schützt vor Witterungseinflüssen.
Gut ausgeführte Dämmung hält das Haus im Sommer kühl, steigert die Behaglichkeit im Winter.
Richtige Dämmung erhöht die Energieeffizienz des Gebäudes.
Eine qualitativ hochwertige Dämmung trägt zur Senkung der Betriebskosten bei.
Dämmung steigert den Wert der Immobilie.
Baumaterialien mit niedrigen Wärmeleitzahlen tragen dazu bei, dass Neubauten länger ohne
zusätzliche Dämmung auskommen können, auch wenn die Anforderungen der EnEV weiter
verschärft werden.
Sonderfall
Denkmalgeschütztes Haus, Gebäude im Denkmalensemble
Historische Baustoffe, Wandaufbauten und -gestaltungen müssen im Konzept einer energetischen
Sanierung besonders berücksichtigt werden, um sie möglichst unverändert zu erhalten. Weitere
Ausführungen zum Thema Vorgehen bei denkmalgeschützten Gebäuden werden im Heft „Bauen in Jena“
gemacht. Ein frühzeitiges Gespräch mit den zuständigen Mitarbeitern der Unteren Denkmalschutzbehörde
bei der Stadtverwaltung Jena ist immer zu empfehlen.
Kontakt:
Stadtverwaltung Jena
Dezernat Stadtentwicklung
Untere Denkmalschutzbehörde
Am Anger 26
07743 Jena
Telefon:0 36 41 / 49 – 51 41
0 36 41 / 49 – 52 05
Fax:
Email: [email protected]
Einsatz von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung
Energiesparende Fensterarten
Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung,
Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung.
Hinweis
Austausch immer in Zusammenhang mit der Dämmung des Hauses.
Grund: Vermeidung möglicher negativer Folgen durch Unterschiede in der Dichtigkeit der
Gebäudehülle wie z.B.
erhöhte Feuchtigkeit in den Wänden,
Gefahr der Schimmelbildung.
Problem
Bei Außen-Dämmarbeiten gibt es den sog. Schießscharten-Effekt,
d.h. die Fenster rücken optisch „nach innen“.
Lösung
Einbau je nach Größe bei Außendämmung in den Dämmbereich bzw. in den Übergang zum Mauerwerk.
Welche Fenster die richtigen sind, sollte man in Zusammenarbeit mit dem Fachmann ermitteln.
Wärmebrücken
Entstehen an den unterschiedlichsten Stellen am Gebäude. Der Wärmefluss erfolgt hier wesentlich
schneller als in den angrenzenden Bauteilen.
Arten
konstruktive Wärmebrücken wie z.B. Heizkörpernischen,
geometrische Wärmebrücken, wie z.B. Hausecken und
materialbedingte Wärmebrücken, wie z.B. Tür- oder Fenstersturz.
Wärmebrücke über nicht,
oder unzureichend
gedämmten
Fenstersturz
Wärmebrücke über,,
nach außen
durchgehende
Geschossdecken
„Geometrische“
Wärmebrücke
Außenwandecke
Quelle: EnergieAgentur.NRW www.energieagentur.nrw.de
Typische Beispiele
Fenster, Rollladenkästen, Ecken und Nischen, auskragende Konstruktionen wie Balkone,
Mauervorsprünge, Unterbrechungen in der Dämmung.
Probleme
Temperaturgefälle bis zur Tauwasserbildung,
Entstehung von Schimmel.
Lösungsansatz
Wärmebrücken können mit einer Thermografiekamera festgestellt werden.
Beseitigung bzw. Vermeidung.
Quelle: Stadt Jena, R. Streng
Quelle: Steffen Kind, Gebäudeanalytik Jena
www.kind-gebäudeanalytik.de
Erläuterungen zum Thermografie-Bild
Feststellung der Dichtheit der Gebäudehülle mit der Farb-Skala am rechten Bildrand des rechten
Bildes. Hellere Farben bedeuten höhere Außenflächentemperaturen und damit höhere Wärmeverluste durch Wand und Fenster.
Zu erkennen sind:
Schwachstellen in der Dämmung des Hauses,
Wärmebrücken an der Hausecke zum Treppenhaus, an
der Hausecke im 3. OG, an mehreren Fensterlaibungen,
Fensterscheiben als Ursache für hohe Wärmeverluste
(3.OG).
Am linken Bildrand erkennt man das später errichtete Treppengebäude. Die sehr dunkle Farbe
zeigt, dass der Anbau aufgrund der Materialauswahl eine wesentlich bessere natürliche
Dämmung hat als das alte Haus, das noch ungedämmt ist.
Weitere Informationen im Internet
www.iwu.de
www.zukunft-haus.info
www.bauen.com
www.daemm-dein-haus.de
www.dena.de
Impressum
Rückfragen und Beratungen:
Telefon:
Stadtverwaltung Jena
FD Stadtentwicklung
Fax:
Team Wohnungsbauförderung
0 36 41 / 49 11 51 34
E-Mail:
[email protected]
Am Anger 26
07743 Jena
0 36 41 / 49 51 34
Herausgeber: Stadt Jena | Redaktion: Wohnungsbauförderung | Stand: Juli 2011
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