Neues zum Thema Schneckenbekämpfung

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Garten
BAUERNBLATT | 1. April 2017 ■
Pflanzenschutz im Garten
Neues zum Thema Schneckenbekämpfung
Wie in jedem Jahr startet mit der
Garten- auch die Schneckensaison. Die Schneckenbekämpfung
beginnt schon bei den vorbereitenden Arbeiten für das neue
Pflanzenjahr. Der Boden sollte regelmäßig gelockert werden. Dabei kommen die knapp unter der
Erd­
oberfläche abgelegten Gelege weißer Eier zum Vorschein und
können gleich aufgesammelt und
entsorgt werden.
Am besten ist es, die Zuwanderung der Schnecken zu verhindern.
Dies konnte bislang nur durch
Schneckenzäune, die mindestens
10 cm aus dem Boden herausragen und deren Oberkante nach
außen umgebogen ist, geschehen.
Wer schon andere Begrenzungen
verbaut hat, hat jetzt zwei weitere
Möglichkeiten, die Einwanderung
der Schnecken zu verhindern. Im
vergangenem Jahr ist der transparent trocknende, streichbare Schneckenschutzanstrich „Schnexagon“,
mit dem Hochbeete, Beetumrandungen, Gewächshäuser und zum
Beispiel Töpfe ab 15 cm behandelt
werden können, auf den Markt gekommen. Das Naturöl-Tensid-Gemisch lockt Schnecken nicht an und
tötet auch kein Tier. Die seit Oktober 2016 patentierte Beschichtung
hat die Eigenschaft, die Klebkraft
von Schneckenschleim auf senkrechten Flächen zu verhindern.
Das in Schleswig-Holstein von der
Kieler Biologin Nadine Sydow entwickelte Produkt wurde vom For-
4 m lang angeboten und hauptsächlich für Töpfe empfohlen. Eine
Erfolgskontrolle muss stets erfolgen, da es auch nach Herstellerangaben immer wieder einige Schnecken gibt, die sich nicht abhalten
lassen. Eigene Erfahrungen liegen der Landwirtschaftskammer
Schleswig-Holstein für beide Produkte noch nicht vor.
Viele Schnecken –
verschiedene Maßnahmen
Spanische Wegschnecke mit Eigelege
schungsinstitut für biologischen
Landbau (FiBL) in die „Ökologische
Betriebsmittelliste“ für 2017 aufgenommen, damit ist es offiziell Bioland- und Demeter-geeignet. Ein
Nachteil besteht darin, dass die
Behandlung des Materials je nach
Wettereinfluss alle vier bis sechs
Wochen wiederholt werden muss.
Ein ähnliches Prinzip kommt beim
Einsatz von Kupferklebeband zum
Tragen. Schnecken mögen kein
Kupfer, da ihr Schleim mit dem
Metall reagiert. Das Band ist etwa
fingerbreit, selbstklebend und wie
auch der Schutzanstrich in einigen
Gartencentern und Baumärkten
erhältlich. Kupferband wird meist
Der Tigerschnegel sollte nicht aus dem Garten entfernt werden.
Den größten Schaden in Gemüse- und Zierpflanzenbeeten richten Arten aus der Familie der Wegschnecken (Arionidae), Gattung
Arion an. Sie leben ausschließlich
oberirdisch und suchen sich zum
Schutz vor Austrocknung am Tage
Hohlräume (Bodenstreu, Bretter) als Versteck. Dieses Verhalten
kann man sich zunutze machen
und Fangbretter, die zusätzlich
noch mit Ködern versehen werden können, auslegen. Ein regelmäßiges Absammeln ist zwingend
erforderlich. Hierbei reicht es nicht
aus, die Schnecken aus dem Garten zu tragen und wieder auszusetzen, da diese eine beachtliche
Wegstrecke zurücklegen können.
Die kleineren Schneckenarten der Gattung Deroceras fressen ebenfalls vorwiegend oberirdisch, verlegen ihre Fraßtätigkeit
aber während Trockenperioden
unter die Erde, wo sie an Wurzeln
schädigen. Bei diesen Ackerschnecken ist im Haus- und Kleingarten
eine Bekämpfung mit Nematoden
(Phasmarhabditis hermaphrodita) möglich. Die nur wenige Millimeter großen Fadenwürmer befallen die Schnecken durch deren
Atemlöcher, wo sie für Schnecken
schädliche Bakterien freilassen.
Nach wenigen Tagen können die
so infizierten Tiere keine Nahrung
mehr aufnehmen und sterben ab.
Sehr zeitig im Frühjahr (vor sichtbarer Aktivität) ausgebracht, werden auch junge Wegschnecken
durch die Nematoden befallen.
Aber Nacktschnecke ist nicht
gleich Nacktschnecke; Arten aus
der Familie der Egelschnecken (Limacidae) leben wie die Gehäuseschnecken nur oberirdisch und ernähren sich vorwiegend von toter
pflanzlicher Substanz. Aus dieser
Familie stammt das Weichtier des
Jahres 2005, der Tigerschnegel (Li-
Laufenten können bei der Schnecken­
bekämpfung helfen.
max maximus). Er ernährt sich zusätzlich von Pilzen sowie anderen
Nacktschnecken und sollte deshalb nicht mit abgesammelt werden.
Häufig finden sich zudem Gehäuseschnecken der Gattung Cepaea. Diese Schnirkelschnecken
können mehrere Meter hoch an
Bäumen und Sträuchern sitzen und
lästig werden, schaffen es aber in
der Regel nicht, ganze Pflanzen
zu vernichten. Daher ist eine Bekämpfung auch nicht nötig. Darüber hinaus sind sie willkommene Nahrung für einige Singvögel.
Die unter Naturschutz stehenden
Weinbergschnecken sind ebenfalls
häufig anzutreffen. Sie dürfen daher nicht bekämpft werden.
Unterstützung durch
tierische Helfer
Zusätzlich können Tiere, die sich
von Schnecken ernähren, im Garten
gefördert werden. Es können zum
Beispiel Nistkästen für Stare aufgehängt oder Unterschlupfmöglichkeiten für Igel geschaffen werden.
Wer einen mindestens 500 m² großen, gut umzäunten Garten hat,
der über eine Schwimmgelegenheit und einen Stall für die Nacht
verfügt, kann Laufenten halten.
Diese haben Nacktschnecken
inklusive der Spanischen Wegschnecke, die aufgrund des bitteren Geschmacks des abgesonderten Schleims von Igeln oder Krö-
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ten verschmäht werden, auf ihrem
Speiseplan. Abgesammelte Schnecken sollte man den Laufenten allerdings nicht geben, da sie sich
an der Masse schon mal verschlucken können. Die Tiere suchen sich
ihre Leckerbissen selbst aus deren
Verstecken, spülen den Schleim ab
und verspeisen sie dann. Daher
ist es sehr wichtig, immer ausreichend Wasserstellen vorzuhalten.
Auch Hühner verschmähen eine
Nacktschneckenmahlzeit nicht und
liefern das Frühstücksei gleich mit.
Vor der Anschaffung dieser tierischen Helfer muss man sich allerdings gut über die Ansprüche der
Tiere und die Auswirkungen auf
den Garten informieren. Hühner
scharren zum Beispiel gerne, auch
da wo es eher nicht so erwünscht
ist. Der Kot der Laufenten kann die
aufgesuchten Bereiche des Gartens
verschmutzen.
Es gibt eine Reihe weiterer Vorschläge, Schnecken im Garten zu
dezimieren, deren Wirksamkeit
aber nicht erwiesen ist. So ist Bier
ein guter Lockstoff für Schnecken,
was allerdings auch zur Folge hat,
dass entsprechend befüllte Fallen
zusätzlich die Schnecken der Nachbarschaft anlocken.
Letzte Wahl
Schneckenkorn
sich bei der Ausbringung keine
größeren Ansammlungen bilden.
Bei Temperaturen unter 9 °C wirkt
Wird der Schaden trotz die- dieser Wirkstoff weniger gut.
ser Maßnahmen zu groß, ist eine
Eventuell noch vorhandene ResBekämpfung mit Schneckenkorn te der Mittel „Mesurol Schneckenmöglich. Die Körner sollten gleichmäßig auf der Fläche zwischen den
Pflanzen verteilt werden. Alternativ können die Mittel in Köderstationen (im Handel erhältlich) ausgelegt werden. Diese haben den
Vorteil, dass die Schneckenkörner
nicht dem Regen ausgesetzt sind.
Schneckenkorn mit dem Wirkstoff
Eisen-III-Phosphat schädigt die
natürlichen Feinde der Schnecken
nicht und ist auch für Haustiere ungefährlich. Es wirkt zellverändernd
im Darm und sorgt dafür, dass die
Schnecken das Fressen einstellen.
Da sie sich anschließend im Boden
verkriechen und dort versterben,
wird eine Erfolgskontrolle etwas
schwieriger.
Der zu verstärkter Schleimbildung führende Wirkstoff Metaldehyd verschont Nützlinge ebenfalls. In größeren Mengen aufgenommen, kann es bei Hunden
allerdings zu Vergiftungserschei- Besonders großen Schaden richten
nungen kommen. Daher ist es Schnecken an noch jungen Pflanzen
Fotos: Susanne Höhnl
wichtig, darauf zu achten, dass an.
korn“ und „Bayer Garten Schneckenkorn Mesurol“ mit dem Wirkstoff Methiocarb sollten, so noch
nicht geschehen, entsorgt werden. Ihre Zulassung ist bereits
seit 2014 widerrufen. Seit diesem
Tag ist die Ausbringung verboten.
Diese Mittel wirkten als Nervengift und waren auch für Regenwürmer und Käfer, zu denen einige natürliche Feinde der Schnecken gehören, gefährlich. Die Entsorgung darf allerdings nicht über
den Hausmüll erfolgen. Die im
Haus- und Kleingarten üblichen
Gebindegrößen sind abfallwirtschaftlich Kleinmengen und können über die Abfallsammelstellen
der Landkreise / Kommunen (Sondermülldeponien) oder das Schadstoffmobil entsorgt werden.
Weitere Informationen zum
Thema Schnecken befinden sich
auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer SchleswigHolstein unter Gartenbau/Pflanzenschutz/Haus- und Kleingarten/
Garten allgemein.
Susanne Höhnl
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-373
[email protected]
Tipps zum Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten
Birnengitterrost – dieser Schadpilz braucht den Wacholder
Der Birnengitterrost wird von einem Pilz namens Gymnosporangium sabinae verursacht, der ab Mai
deutliche Spuren auf den Birnenblättern hinterlässt: unregelmäßige orangerote Flecken mit warzenartigen Verdickungen blattunterseits, in denen die Sporen heranreifen. Die Krankheit kann sehr
schnell um sich greifen und innerhalb kurzer Zeit fast alle Blätter des
Birnbaums infizieren.
Stark befallene Bäume werden
so über die Jahre geschwächt, und
die Konsequenzen sind weniger
und kleinere Früchte, die der Hobbygärtner ernten kann. Im Gegensatz zu den meisten Rostpilzen ist
der Erreger des Birnengitterrosts
ein echter Vagabund: Er wechselt
nämlich seinen Wirt und verbringt
die Wintermonate auf dem Sadebaum (Juniperus sabina) oder dem
Chinesischen Wacholder (Juniperus
chinensis), bevor er im April wieder
auf die Birnbäume übersiedelt. Aus
verdickten, gallertartigen Stellen
der Wacholdertriebe wachsen ab
April braune, später orangefarbene Sporenlager. Durch Wind können die Sporen einige Hundert Meter fliegen und zu Infektionen der
Birnenblätter führen.
Vorbeugung
Da der Birnengitterrost als Zwischenwirt den Wacholder benötigt,
sollte die erste Maßnahme darin
bestehen, den Wacholder im April
auf den Befall mit Birnengitterrost
zu kontrollieren. Befallene Einzelzweige mit gallertartigen Stellen
sind abzuschneiden. Bei starkem
Typisch für den Birnengitterrost sind Befall ist die gesamte Wacholderpflanze zu entfernen. Der Infektidie orangeroten Flecken.
onsdruck kann wegen der großen
Reichweite der Pilzsporen noch
deutlicher gesenkt werden, wenn
man mit den Nachbarn in gutem
Kontakt steht und diese über die
Grundstücksgrenzen hinweg die
gleichen Maßnahmen in ihren
Gärten ergreifen. Bei Neupflanzung sollten wenig anfällige Birnensorten wie zum Beispiel ,Bunte
Juli‘, ,Alexander Lucas‘, ,Gute Luise‘
oder ,Conference‘ bevorzugt eingekauft werden.
Wird der befallene Wacholder entfernt, kann der Schadpilz, der den
Strauch als Wirt nutzt, keine weiteErste befallene Blätter kön- ren Birnenbäume infizieren.
nen bei kleinen Baumkronen ab- Fotos: Elke Mester
Gegenmaßnahmen
gepflückt werden. Drei bis fünf
leuchtend rote Infektionsflecken
pro Blatt können über die Vegetationsperiode toleriert werden.
Schaltet der Hobbygärtner den
Zwischenwirt aus, sind die Birnenbäume ohne Befall und keine Fungizide nötig. Ist die Infektionsquelle unbekannt oder lässt sich diese nicht beseitigen, kann bei sehr
starkem Befall der Birnengitterrost
weitgehend vermieden werden,
indem die Birnenbäume ab be-
ginnendem Austrieb maximal vier
Mal mit dem Fungizid Duaxo Universal Pilz-frei behandelt werden.
Das vom Birnengitterrost befallene Herbstlaub kann bedenkenlos
kompostiert werden, da nur noch
leere Sporenlager vorhanden sind.
Georg Henkel
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 41 20-70 68-226
[email protected]
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