80 Garten BAUERNBLATT | 1. April 2017 ■ Pflanzenschutz im Garten Neues zum Thema Schneckenbekämpfung Wie in jedem Jahr startet mit der Garten- auch die Schneckensaison. Die Schneckenbekämpfung beginnt schon bei den vorbereitenden Arbeiten für das neue Pflanzenjahr. Der Boden sollte regelmäßig gelockert werden. Dabei kommen die knapp unter der Erd­ oberfläche abgelegten Gelege weißer Eier zum Vorschein und können gleich aufgesammelt und entsorgt werden. Am besten ist es, die Zuwanderung der Schnecken zu verhindern. Dies konnte bislang nur durch Schneckenzäune, die mindestens 10 cm aus dem Boden herausragen und deren Oberkante nach außen umgebogen ist, geschehen. Wer schon andere Begrenzungen verbaut hat, hat jetzt zwei weitere Möglichkeiten, die Einwanderung der Schnecken zu verhindern. Im vergangenem Jahr ist der transparent trocknende, streichbare Schneckenschutzanstrich „Schnexagon“, mit dem Hochbeete, Beetumrandungen, Gewächshäuser und zum Beispiel Töpfe ab 15 cm behandelt werden können, auf den Markt gekommen. Das Naturöl-Tensid-Gemisch lockt Schnecken nicht an und tötet auch kein Tier. Die seit Oktober 2016 patentierte Beschichtung hat die Eigenschaft, die Klebkraft von Schneckenschleim auf senkrechten Flächen zu verhindern. Das in Schleswig-Holstein von der Kieler Biologin Nadine Sydow entwickelte Produkt wurde vom For- 4 m lang angeboten und hauptsächlich für Töpfe empfohlen. Eine Erfolgskontrolle muss stets erfolgen, da es auch nach Herstellerangaben immer wieder einige Schnecken gibt, die sich nicht abhalten lassen. Eigene Erfahrungen liegen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein für beide Produkte noch nicht vor. Viele Schnecken – verschiedene Maßnahmen Spanische Wegschnecke mit Eigelege schungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in die „Ökologische Betriebsmittelliste“ für 2017 aufgenommen, damit ist es offiziell Bioland- und Demeter-geeignet. Ein Nachteil besteht darin, dass die Behandlung des Materials je nach Wettereinfluss alle vier bis sechs Wochen wiederholt werden muss. Ein ähnliches Prinzip kommt beim Einsatz von Kupferklebeband zum Tragen. Schnecken mögen kein Kupfer, da ihr Schleim mit dem Metall reagiert. Das Band ist etwa fingerbreit, selbstklebend und wie auch der Schutzanstrich in einigen Gartencentern und Baumärkten erhältlich. Kupferband wird meist Der Tigerschnegel sollte nicht aus dem Garten entfernt werden. Den größten Schaden in Gemüse- und Zierpflanzenbeeten richten Arten aus der Familie der Wegschnecken (Arionidae), Gattung Arion an. Sie leben ausschließlich oberirdisch und suchen sich zum Schutz vor Austrocknung am Tage Hohlräume (Bodenstreu, Bretter) als Versteck. Dieses Verhalten kann man sich zunutze machen und Fangbretter, die zusätzlich noch mit Ködern versehen werden können, auslegen. Ein regelmäßiges Absammeln ist zwingend erforderlich. Hierbei reicht es nicht aus, die Schnecken aus dem Garten zu tragen und wieder auszusetzen, da diese eine beachtliche Wegstrecke zurücklegen können. Die kleineren Schneckenarten der Gattung Deroceras fressen ebenfalls vorwiegend oberirdisch, verlegen ihre Fraßtätigkeit aber während Trockenperioden unter die Erde, wo sie an Wurzeln schädigen. Bei diesen Ackerschnecken ist im Haus- und Kleingarten eine Bekämpfung mit Nematoden (Phasmarhabditis hermaphrodita) möglich. Die nur wenige Millimeter großen Fadenwürmer befallen die Schnecken durch deren Atemlöcher, wo sie für Schnecken schädliche Bakterien freilassen. Nach wenigen Tagen können die so infizierten Tiere keine Nahrung mehr aufnehmen und sterben ab. Sehr zeitig im Frühjahr (vor sichtbarer Aktivität) ausgebracht, werden auch junge Wegschnecken durch die Nematoden befallen. Aber Nacktschnecke ist nicht gleich Nacktschnecke; Arten aus der Familie der Egelschnecken (Limacidae) leben wie die Gehäuseschnecken nur oberirdisch und ernähren sich vorwiegend von toter pflanzlicher Substanz. Aus dieser Familie stammt das Weichtier des Jahres 2005, der Tigerschnegel (Li- Laufenten können bei der Schnecken­ bekämpfung helfen. max maximus). Er ernährt sich zusätzlich von Pilzen sowie anderen Nacktschnecken und sollte deshalb nicht mit abgesammelt werden. Häufig finden sich zudem Gehäuseschnecken der Gattung Cepaea. Diese Schnirkelschnecken können mehrere Meter hoch an Bäumen und Sträuchern sitzen und lästig werden, schaffen es aber in der Regel nicht, ganze Pflanzen zu vernichten. Daher ist eine Bekämpfung auch nicht nötig. Darüber hinaus sind sie willkommene Nahrung für einige Singvögel. Die unter Naturschutz stehenden Weinbergschnecken sind ebenfalls häufig anzutreffen. Sie dürfen daher nicht bekämpft werden. Unterstützung durch tierische Helfer Zusätzlich können Tiere, die sich von Schnecken ernähren, im Garten gefördert werden. Es können zum Beispiel Nistkästen für Stare aufgehängt oder Unterschlupfmöglichkeiten für Igel geschaffen werden. Wer einen mindestens 500 m² großen, gut umzäunten Garten hat, der über eine Schwimmgelegenheit und einen Stall für die Nacht verfügt, kann Laufenten halten. Diese haben Nacktschnecken inklusive der Spanischen Wegschnecke, die aufgrund des bitteren Geschmacks des abgesonderten Schleims von Igeln oder Krö- Garten 81 ■ BAUERNBLATT | 1. April 2017 ten verschmäht werden, auf ihrem Speiseplan. Abgesammelte Schnecken sollte man den Laufenten allerdings nicht geben, da sie sich an der Masse schon mal verschlucken können. Die Tiere suchen sich ihre Leckerbissen selbst aus deren Verstecken, spülen den Schleim ab und verspeisen sie dann. Daher ist es sehr wichtig, immer ausreichend Wasserstellen vorzuhalten. Auch Hühner verschmähen eine Nacktschneckenmahlzeit nicht und liefern das Frühstücksei gleich mit. Vor der Anschaffung dieser tierischen Helfer muss man sich allerdings gut über die Ansprüche der Tiere und die Auswirkungen auf den Garten informieren. Hühner scharren zum Beispiel gerne, auch da wo es eher nicht so erwünscht ist. Der Kot der Laufenten kann die aufgesuchten Bereiche des Gartens verschmutzen. Es gibt eine Reihe weiterer Vorschläge, Schnecken im Garten zu dezimieren, deren Wirksamkeit aber nicht erwiesen ist. So ist Bier ein guter Lockstoff für Schnecken, was allerdings auch zur Folge hat, dass entsprechend befüllte Fallen zusätzlich die Schnecken der Nachbarschaft anlocken. Letzte Wahl Schneckenkorn sich bei der Ausbringung keine größeren Ansammlungen bilden. Bei Temperaturen unter 9 °C wirkt Wird der Schaden trotz die- dieser Wirkstoff weniger gut. ser Maßnahmen zu groß, ist eine Eventuell noch vorhandene ResBekämpfung mit Schneckenkorn te der Mittel „Mesurol Schneckenmöglich. Die Körner sollten gleichmäßig auf der Fläche zwischen den Pflanzen verteilt werden. Alternativ können die Mittel in Köderstationen (im Handel erhältlich) ausgelegt werden. Diese haben den Vorteil, dass die Schneckenkörner nicht dem Regen ausgesetzt sind. Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat schädigt die natürlichen Feinde der Schnecken nicht und ist auch für Haustiere ungefährlich. Es wirkt zellverändernd im Darm und sorgt dafür, dass die Schnecken das Fressen einstellen. Da sie sich anschließend im Boden verkriechen und dort versterben, wird eine Erfolgskontrolle etwas schwieriger. Der zu verstärkter Schleimbildung führende Wirkstoff Metaldehyd verschont Nützlinge ebenfalls. In größeren Mengen aufgenommen, kann es bei Hunden allerdings zu Vergiftungserschei- Besonders großen Schaden richten nungen kommen. Daher ist es Schnecken an noch jungen Pflanzen Fotos: Susanne Höhnl wichtig, darauf zu achten, dass an. korn“ und „Bayer Garten Schneckenkorn Mesurol“ mit dem Wirkstoff Methiocarb sollten, so noch nicht geschehen, entsorgt werden. Ihre Zulassung ist bereits seit 2014 widerrufen. Seit diesem Tag ist die Ausbringung verboten. Diese Mittel wirkten als Nervengift und waren auch für Regenwürmer und Käfer, zu denen einige natürliche Feinde der Schnecken gehören, gefährlich. Die Entsorgung darf allerdings nicht über den Hausmüll erfolgen. Die im Haus- und Kleingarten üblichen Gebindegrößen sind abfallwirtschaftlich Kleinmengen und können über die Abfallsammelstellen der Landkreise / Kommunen (Sondermülldeponien) oder das Schadstoffmobil entsorgt werden. Weitere Informationen zum Thema Schnecken befinden sich auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer SchleswigHolstein unter Gartenbau/Pflanzenschutz/Haus- und Kleingarten/ Garten allgemein. Susanne Höhnl Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-373 [email protected] Tipps zum Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten Birnengitterrost – dieser Schadpilz braucht den Wacholder Der Birnengitterrost wird von einem Pilz namens Gymnosporangium sabinae verursacht, der ab Mai deutliche Spuren auf den Birnenblättern hinterlässt: unregelmäßige orangerote Flecken mit warzenartigen Verdickungen blattunterseits, in denen die Sporen heranreifen. Die Krankheit kann sehr schnell um sich greifen und innerhalb kurzer Zeit fast alle Blätter des Birnbaums infizieren. Stark befallene Bäume werden so über die Jahre geschwächt, und die Konsequenzen sind weniger und kleinere Früchte, die der Hobbygärtner ernten kann. Im Gegensatz zu den meisten Rostpilzen ist der Erreger des Birnengitterrosts ein echter Vagabund: Er wechselt nämlich seinen Wirt und verbringt die Wintermonate auf dem Sadebaum (Juniperus sabina) oder dem Chinesischen Wacholder (Juniperus chinensis), bevor er im April wieder auf die Birnbäume übersiedelt. Aus verdickten, gallertartigen Stellen der Wacholdertriebe wachsen ab April braune, später orangefarbene Sporenlager. Durch Wind können die Sporen einige Hundert Meter fliegen und zu Infektionen der Birnenblätter führen. Vorbeugung Da der Birnengitterrost als Zwischenwirt den Wacholder benötigt, sollte die erste Maßnahme darin bestehen, den Wacholder im April auf den Befall mit Birnengitterrost zu kontrollieren. Befallene Einzelzweige mit gallertartigen Stellen sind abzuschneiden. Bei starkem Typisch für den Birnengitterrost sind Befall ist die gesamte Wacholderpflanze zu entfernen. Der Infektidie orangeroten Flecken. onsdruck kann wegen der großen Reichweite der Pilzsporen noch deutlicher gesenkt werden, wenn man mit den Nachbarn in gutem Kontakt steht und diese über die Grundstücksgrenzen hinweg die gleichen Maßnahmen in ihren Gärten ergreifen. Bei Neupflanzung sollten wenig anfällige Birnensorten wie zum Beispiel ,Bunte Juli‘, ,Alexander Lucas‘, ,Gute Luise‘ oder ,Conference‘ bevorzugt eingekauft werden. Wird der befallene Wacholder entfernt, kann der Schadpilz, der den Strauch als Wirt nutzt, keine weiteErste befallene Blätter kön- ren Birnenbäume infizieren. nen bei kleinen Baumkronen ab- Fotos: Elke Mester Gegenmaßnahmen gepflückt werden. Drei bis fünf leuchtend rote Infektionsflecken pro Blatt können über die Vegetationsperiode toleriert werden. Schaltet der Hobbygärtner den Zwischenwirt aus, sind die Birnenbäume ohne Befall und keine Fungizide nötig. Ist die Infektionsquelle unbekannt oder lässt sich diese nicht beseitigen, kann bei sehr starkem Befall der Birnengitterrost weitgehend vermieden werden, indem die Birnenbäume ab be- ginnendem Austrieb maximal vier Mal mit dem Fungizid Duaxo Universal Pilz-frei behandelt werden. Das vom Birnengitterrost befallene Herbstlaub kann bedenkenlos kompostiert werden, da nur noch leere Sporenlager vorhanden sind. Georg Henkel Landwirtschaftskammer Tel.: 0 41 20-70 68-226 [email protected]