PPT Kognitive Therapie der Depression - ein - Seminare

Kognitive Therapie
der Depression
Dr. med. Samuel Pfeifer
Klinik Sonnenhalde, Riehen
Geschichtliche Vorläufer
„Nicht die Dinge selbst beunruhigen die
Menschen, sondern die Vorstellung von den
Dingen.“
„Verwechsle nicht die Dinge mit deinen
Vorstellungen.“
Epiktet (55-135 n. Chr.)
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Definition
• Bei psychischen Problemen sind nicht nur Gefühle
und Verhalten gestört, sondern auch das Denken.
• Denkmuster, die Probleme verursachen, werden als
„dysfunktional“ bezeichnet.
• Kognitive Therapie ist jede Technik, deren
Hauptverfahren die Erfassung und Veränderung
dysfunktionaler Denkmuster ist.
• Ziel ist das Erlernen von Denkmustern, die einer
Person dazu verhelfen, das Leben besser zu
bewältigen.
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Begründer: Aaron T. Beck (* 1921)
In seinen Studien mit depressiven
Patienten konnten die
psychoanalytischen Konzepte
nicht bestätigt werden. Beck
entwickelt eine Theorie und
Therapie des dysfunktionalen
Denkens in der Depression, die
weltweit anwendbar und effizient
sind und eine neue Therapieschule
begründen – die „Kognitive
Verhaltenstherapie“.
Vorteile: Klares Konzept,
Empirische Forschung,
Manualisierung, Gute Lehrbarkeit
für Therapeuten, gute
Vermittelbarkeit für Patienten.
Mehr Info über Prof. Dr. A.T. Beck:
www.beckinstitute.org
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Entwicklung der Kognitiven Therapie
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Grundlagenbuch: „Cognitive Therapy of
Depression“ (erstmals erschienen 1979)
Breite Anwendung im Rahmen der „kognitiven
Verhaltenstherapie“ für folgende Schwerpunkte:
Depression, Essstörungen, Suchtprobleme,
Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen
sowie in der Psychosomatischen Medizin.
1. Neue Konzeption der Psychotherapie
2. Neue Konzeption der Psychopathologie
3. Neue Instrumente der Diagnostik (Beck DepressionsInventar – BDI)
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Die Bedeutung der Gedanken
A
C
B
Die ABC-Theorie:
Oft wird angenommen, ein auslösendes Ereignis (A)
führe zu einem negativen Gefühl (C). Tatsache ist
jedoch, dass es einen wichtigen Einflussfaktor gibt,
nämlich die bewertenden Gedanken (B).
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Kognitionstheoretisches Modell
Dysfunktionale
Grundannahmen
rigide Schemata
negative kognitive Stile
Ereignisse
automatische Gedanken
Psychische Störung
externe und
interne Auslöser
absolutistisch
generalisierend
verzerrt
unlogisch
unangemessen
emotionale
somatische
motorische
motivationale
Symptome
Kognitionstheoretisches Modell nach Beck (1974)
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Kognitive Dissonanz (nach L. Festinger)
zu hoch
Ansprüche
Kognitive Dissonanz
zu tief
Selbstbild
Die Unvereinbarkeit zwischen zu hohen Ansprüchen und einer negativen
Selbstwahrnehmung führt zur Anspannung und Gefühlsverstimmungen
bis hin zur Depression.
Therapeutisches Ziel: Kongruenz zwischen Anspruch und Erfahrung
herstellen.
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Kognitive Triade der Depression
1. Negatives Selbstbild:
fehlerhaft, unfähig, krank, wertlos, schuldig,
unwürdig, Versager.
2. Negatives Weltbild:
unüberwindbare Hindernisse, Niederlagen,
Enttäuschungen.
3. Negative Zukunftserwartung:
hoffnungslos, keine Besserung, keine Veränderung.
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Automatische Gedanken
• Definition: Automatische Gedanken sind schnell
ablaufende, blitzartig auftretende, subjektiv plausibel
erscheinende und sich unfreiwillig einstellende
kurze Sätze (Kognitionen), die zwischen einem
Ereignis (äußerlich oder innerlich) und einem
emotionalen Erleben (Traurigkeit, Angst) liegen.
• Beispiele für automatische Gedanken:
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„Um glücklich zu sein, muss ich von allen Menschen akzeptiert werden.“
„Ich kann ohne ihn (sie) nicht sein.“
„Um glücklich zu sein, muss ich bei allem, was ich unternehme, Erfolg haben.“
„Wenn jemand eine andere Meinung hat, dann mag er mich nicht.“
Wenn ich meine Gefühle nicht kontrollieren kann, zeigt das, dass ich überschnappe.“
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Depressive Denkfehler
• Widersprüche zwischen der Alltags-Erfahrung und
den negativen Grundannahmen werden durch
depressive Denkfehler aufgehoben. Nur so ist es
möglich, dass beispielsweise Menschen mit
durchschnittlicher oder guter beruflicher Leistung
dennoch fest davon überzeugt bleiben können, alle
anderen seien besser als sie.
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Kurzschlussdenken
Verallgemeinerung
Tunnelblick
Personalisierung
Sollte-Tyrannei
Schwarz-Weiss-Denken
Emotionale Begründung
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Beispiele für Denkfehler I
• Kurzschluss-Denken: «Das Essen ist angebrannt. Ich kann
nicht mehr kochen.»
• Verallgemeinerung: «Mich mag niemand mehr.» (Nur weil die
kleine Tochter eine gehässige Bemerkung gemacht hat).
• Tunnelblick: «Frau Müller mag mich auch nicht.» (Obwohl
gerade erst drei andere Frauen sie gelobt haben.) «Ich bin ein
ungetreues Chormitglied.» (Weil sie nicht alle Proben besucht.)
• Personalisierung: «Wenn mein Mann schlecht gelaunt ist, bin
ich schuld.» (Obwohl er vielleicht Probleme im Geschäft hat.)
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Beispiele für Denkfehler II
• Sollte-Tyrannei: «Ich sollte doch eine blitzsaubere
Wohnung haben.» - «Ich sollte doch bei den
Weltereignissen auf dem Laufenden sein.» - «Ich
sollte mich nicht so gehen lassen.»
• Schwarz/Weiss-Denken: «Entweder bin ich von
allen akzeptiert oder ich bin nichts wert!» «Entweder habe ich meinem Beruf das beste
Verkaufsergebnis oder ich bin ein Versager.»
• Emotionale Begründung: «Ich fühle mich in unserem
Kaffee-Kränzchen so unsicher und weiss gar nicht,
was ich sagen soll. Sicher lehnen mich die anderen
ab und verachten mich!
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Therapeutische Strategien
Ziel: Identifikation und Korrektur dysfunktionaler
Kognitionen
Techniken:
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Entkatastrophisieren
Reattribuierung
Evidenzen prüfen
Sokratischer Dialog
• Verhaltensexperimente
• Rollenspiele
• Hausaufgaben
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Kognitives Neubenennen
• Depressive Kognitionen sind in der Regel verzerrt
und einseitig negativ ausgerichtet. Sie blockieren
und fixieren die Denkmuster der Patienten.
• Therapeutisch wichtig ist deshalb die Prüfung des
Realitätsgehalts von Kognitionen und Erarbeiten
von konstruktiveren Gedanken.
• Ziel: Aufmerksamkeit des Patienten auf weitere,
positivere Aspekte der Realität zu lenken, um seine
Verzerrungen und falschen Schlußfolgerungen
korrigieren zu helfen.
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Wie erkennt man Denkfehler?
Fragen zum Erkennen von automatischen
Gedanken:
– Wenn ich ein Tonbandgerät hätte, das Ihre Gedanken
aufzeichnen könnte, welche Sätze würde ich hören?
– "Es wäre sehr wichtig für unsere gemeinsame Arbeit,
herauszufinden, was Sie jetzt so traurig macht. Können Sie
sich erinnern, was Ihnen jetzt so durch den Kopf gegangen
ist?"
– "Was haben Sie zu sich selber gesagt, als . . .?"
– "Was heißt das für Sie?"
– "Welche Bedeutung hat das für Sie?"
– "Was ist so schlimm daran, daß . . .?"
– "Welches Bild haben Sie in dieser Situation von sich
gehabt?"
– "Was wäre, wenn das zuträfe; wenn das stimmte?"
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Beobachten und Erkennen von
automatischen Gedanken
1. Stimmungsänderung während der Therapiesitzung nutzen,
Gedanken erfragen.
2. Erinnern und Vorstellen von vergangenen Ereignissen.
Schilderung durch den Patienten oder: Entspannen und
bildlich vorstellen (Imaginieren). Gedankenmuster
herausarbeiten.
3. Tagesprotokoll negativer Gedanken, vgl. Arbeitsblatt
4. Bedeutung von Ereignissen festellen: Wenn keine
automatischen Gedanken feststellbar - "Was ist die Bedeutung
dieses Ereignisses für Sie?"
5. Rollenspiel von interpersonellen Situationen (Partnerkonflikte,
Streit mit Eltern, Nachbarn, Arbeitskollegen). Beschreibung
und dann Nachspielen.
6. Selbstbeobachtung: Aufschreiben, Zählen (Strichliste).
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Beck Depressions Inventar (BDI)
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Ich bin traurig.
Ich sehe mutlos in die Zukunft
Ich fühle mich als Versager.
Es fällt mir schwer, etwas zu geniessen.
Ich habe Schuldgefühle.
Ich fühle mich bestraft.
Ich bin von mir enttäuscht.
Ich werfe mir Fehler und Schwachen vor.
Ich denke daran, mir etwas anzutun.
Ich weine.
Ich fühle mich gereizt und verärgert.
Mir fehlt das Interesse an Menschen.
Ich schiebe Entscheidungen vor mir her.
Ich bin besorgt um mein Aussehen.
Ich muss mich zu jeder Tätigkeit zwingen.
Ich habe Schlafstörungen.
Ich bin müde und lustlos.
Ich habe keinen Appetit.
Ich mache mir Sorgen um meine Gesundheit.
Sex ist mir gleichgültig.
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Kurzversion des BDI (nach
Schmitt)
Aus der Zahl der Items und
der gewählten Antwortskala
ergibt sich ein möglicher
Wertebereich von 0 (keine
Depressivität) bis 100
(maximal schwere
Depression). Die Items
waren mit: „Wie ist Ihr
gegenwärtiges
Lebensgefühl?“
überschrieben und wurden
durch folgende Instruktion
eingeleitet: „In diesem
Fragebogen geht es um Ihr
gegenwärtiges
Lebensgefühl. Bitte geben
Sie zu jeder Frage an, wie
häufig Sie die genannte
Stimmung oder Sichtweise
erleben."
0 = gar nicht
5 = praktisch dauernd
Praktische Vorgehensweise
1. Realitätstestung: Schilderung von konkreten Erfahrungen und
Situationen durch den Patienten. Infragestellung von
verkürzten Attributionen.
2. Reattribuierung (Überprüfung der Ursachenzuschreibung): Wie
würde er / sie eine andere Person in der gleichen Situation
beurteilen? Fördern einer multifaktoriellen Sichtweise mit
vielschichtigen Verantwortlichkeiten und
Bewertungsmöglichkeiten.
3. Anwendung in der Praxis (verhaltensorientierte Realitätstestung
und Förderung neuer Erfahrungen).
4. Förderung sozialer Fertigkeiten.
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Hilfreiche (selbstkritische) Fragen:
• Wie definieren Sie Versagen? Welches sind Ihre
Maßstäbe?
• Hat es verschiedene Gründe des Scheiterns gegeben,
d.h. sind Sie in manchen Fällen mehr gescheitert als
andere?
• Falls Sie in manchen Fällen nur teilweise gescheitert
sind, bedeutet das, daß Sie auch teilweise erfolgreich
waren?
• Hat es in Ihrem Leben auch Bereiche gegeben
(Freundschaften, Familie, Schule, Beruf, Freizeit), in
denen Sie nicht gescheitert sind, sondern vielleicht sogar
Ihre Ziele oder zumindest einen Teil davon erreicht
haben?
• Wie sehen andere Ihre Leistung. Wie stehen andere zu
Ihnen? (allenfalls Miteinbezug der Familie)
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Hilfreiche (selbstkritische) Fragen II:
• Wenn Sie auch in einzelnen Bereichen Niederlagen
erlebt haben, bedeutet das, zwangsläufig, daß Sie
nichts dazulernen können oder die Situation nie
meistern können?
• Auch wenn Sie einzelne Ziele nicht erreicht haben:
Macht Sie das als Mensch zum Versager?
• Sollten Menschen, die Mißerfolge erlebt haben, von
andern Menschen abgelehnt werden?
• Sollte sich ein Mensch, der eine Niederlage erlebt
hat, weitere Pein zufügen, indem er sich selbst
ablehnt?
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Schweregrad und Veränderbarkeit
• Kognitive Therapie ist kein Allheilmittel.
• Je schwerer die Depression, desto weniger können Patienten
ihre automatischen Gedanken in Frage stellen und
modifizieren.
• Im Extremfall werden dysfunktionale Denkmuster zu
depressiven Wahnideen.
• Mit der Besserung der Depression können Patienten auch den
sokratischen Dialog besser nachvollziehen und auf ihre
Gedanken anwenden.
kognitive
Veränderbarkeit
Kognitive
Variabilität
Depressive
Einengung
schwerer
leichter
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Arbeitsblätter
• Protokoll
dysfunktionaler
Gedanken
• Aktivitätenplanung
• Übungen und Beispiele
Arbeitsblätter können
heruntergeladen
werden von
• www.seminareps.net/kt
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Evidenz der KVT nach A.T. Beck
• bester Evaluationsstand unter den
Psychotherapien.
• Wirksamkeitsnachweise in einzelnen
Störungsbereichen:
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Depression
GAS
Panikstörungen
Soziale Phobie/ PTB
Zwangsstörungen
Alkohol- und Substanzmittelabhängigkeit
Persönlichkeitsstörungen
Bulimia nervosa
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Hilfe für Therapeuten
•
Depressive Patienten können einen Einfluß auf die Gefühle des
Therapeuten haben. Er möchte helfen und fühlt sich z.T. verantwortlich.
Wenn dann trotz längerer Bemühungen keine Besserung eintritt, kann
der Therapeut selbst von Gefühlen der Hilfs- und Hoffnungslosigkeit
befallen werden. Die Gespräche werden zu einer zunehmenden
Belastung für ihn.
• Maßnahmen zum Schutz des Therapeuten:
1. Fachgerechter Umgang mit Depressiven: Behalten Sie die Fakten über die
Depression im Auge.
2. Analysieren Sie die depressiven Denkfehler nicht nur beim Leidenden sondern auch
bei sich selbst.
3. Versachlichung: Begegnen Sie dem Leiden eines Depressiven mit einer gesunden
Sachlichkeit. Tränen akzeptieren - Gesprächszeit begrenzen.
4. Fachgerechte Arzt-Patienten-Beziehung: Sie sind sein fachlicher Begleiter, können
aber nicht so mitleiden wie bei einem Angehörigen.
5. Sachgemäße Therapieziele: Stecken Sie nicht zu hohe Ziele. Die Begleitung
depressiver Menschen braucht viel Zeit und Geduld, und sie ist mit Rückschlägen
verbunden.
6. Psychohygiene: Nehmen Sie genug Zeit für sich selbst, für Freunde und Familie und
für Hobbies!
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Literatur
• Kriz J. (2001). Grundkonzepte der Psychotherapie.
spez. Kognitive Therapie. Kap. 51-60 (133 - 156)
• A.T. Beck et al.: Kognitive Therapie der Depression.
Urban & Schwarzenberg.
• Hautzinger M. et al. (1989): Kognitive
Verhaltenstherapie bei Depressionen. Beltz.
• Beck /Freeman et al. Kognitive Therapie der
Persönlichkeitsstörungen. Beltz
• Weitere Literatur: via Google ständig aktualisiert.
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