pressemappe ankommen mitten in münchen – das

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PRESSEMAPPE
ANKOMMEN MITTEN IN MÜNCHEN –
DAS „YOUNG REFUGEE CENTER“
München, 5. April 2016 – Das Architektur- und Planungsteam von Modal M übernahm für die Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat/
Stadtjugendamt die Umgestaltung eines ehemaligen Bürogebäudes zu einem neuen
Ankunftszentrum für minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung nach München
kommen. Eröffnung des „Young Refugee Centers“ in der Maxvorstadt ist am 7. April
2016. Das Konzept wird auf der 15. Biennale für Architektur in Venedig vorgestellt.
MODAL M GMBH, MÜNCHEN
Hopfenstraße 6 Rgb
80335 München, Deutschland
Tel +49 (0)89 59989088-0
Fax +49 (0)89 5998908899
www.modal-m.com
[email protected]
Volksbank Raiffeisenbank Dachau
GENODEF1DCA
DE30 7009 1500 0000 0479 88
Ust.-IDNr.: DE261402611
AG München, HRB 175481
Geschäftsführer:
Timo Brehme,
Reiner Nowak,
Malte Tschörtner
BÜRO BERLIN
Tuteur Haus
Charlottenstraße 24
10117 Berlin, Deutschland
Tel +49 (0)30 5557709-0
BÜRO DÜSSELDORF
Fürstenwall 228
40215 Düsseldorf
Tel +49 (0)211 96833055
BÜRO WIEN
Teinfaltstraße 8
1010 Wien, Österreich
Tel +43 (0)1 5339630427
Inhalt:
Eckdaten und Pressemeldung
Bauliches
Interview mit Caroline Rapp, Stadtjugendamt LHM, und Markus Weinkopf
Interview mit Reiner Nowak, Modal M
Fotos
Modal M und Team
Exkurs: Wohnen statt Wohnheim
Modal M GmbH in Zusammenarbeit mit dem
Sozialreferat/ Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München
Tel.: +49 (0)89 599 890 88-0
E-Mail:[email protected]
„YOUNG REFUGEE CENTER“
Eckdaten
Auftraggeber:
Landeshauptstadt München
Ort:München
Volumen:
5.665 qm Nutzfläche
Fertigstellung:
2016
Mieterakquisition
Ausbau
Refurbishment
Due Diligence
Unsere Leistungen
-
Bauantrag Nutzungsänderung
Bestandsanalyse und Ertüchtigung hinsichtlich Brandschutz und Sicherheit
Aufwertung der Fassade
Ausführungplanung
Angebotseinholung und Vergabe
Koordination der Umbaumaßnahmen
Ein Alleskönner sollte das „Young Refugee Center“ (YRC) in München werden: Von der Registrierung über die erste Grundversorgung und
medizinische Untersuchung bis hin zu Aufenthalts- und Schlafräumen – auf den sieben Stockwerken des ehemaligen Bürogebäudes
werden künftig alle Abläufe der ersten Inobhutnahme für neuankommende minderjährige Flüchtlinge innerhalb von zwei bis drei Tagen
abgewickelt, bevor sie nach dem Königssteiner Schlüssel bundesweit auf andere Inobhutnahmestellen verteilt werden.
„Bei der Umsetzung der umfangreichen Umbaumaßnahmen drängte aufgrund der aktuellen Situation die Zeit“, erzählt Reiner Nowak,
Architekt und Geschäftsführer von Modal M. „Es galt, eine Vielzahl an sicherheits- und brandschutztechnischen Bestimmungen zu berücksichtigen. In erster Linie war es uns aber wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem die jungen Menschen sich wohlfühlen und zurechtfinden.“
Da das „YRC“ die erste Unterkunft dieser Art ist, mussten hier schnelle, unkomplizierte und praktikable Lösungen geschaffen werden.
Positiv und funktional
Die Gebäudestruktur bot optimale Umsetzungsmöglichkeiten. Im Erdgeschoss finden sich künftig zwei Eingänge, die 24 Stunden besetzt
sind, ein Registrierungs- sowie ein großer Ruhe- und Aufenthaltsbereich. Ärztliche Kontrolle, Alterseinschätzung und Erstberatung erfolgen im ersten Obergeschoss. In den oberen Stockwerken befinden sich die Gruppenzimmer mit neuen Sanitärbereichen, Küchen und
Aufenthaltsräume sowie die Büroräume der Betreiber.
Das Farb- und Lichtkonzept erleichtert die Orientierung im Gebäude. „Unser Augenmerk lag darauf, die Räume hell und positiv zu gestalten sowie Informationen nonverbal zu vermitteln“, erläutert Nowak. „Die leicht verständliche Ikonographie war eine schöne Herausforderung.”
Experten für integrative Herausforderungen
Modal M lag für das „YRC“ als kompetenter Partner auf der Hand: Die Experten hatten bereits 2014 für die Regierung von Oberbayern das
Konzept „Zusammenleben – Wohnen statt Wohnheim“ in Haidhausen erfolgreich entwickelt und umgesetzt. Hier wurden 17 separate
Zwei- bis Dreizimmerwohnungen für bis zu sechs Bewohner geschaffen. Integriert mitten in einem der attraktivsten Münchner Stadtteile,
bietet es neben Wohnraum Platz für eine Beratungsstelle für Asylbewerber, die auch ehrenamtliches Engagement vor Ort vernetzt.
Auch in der Stadtmitte war Modal M im Auftrag der Landeshauptstadt München bereits für die Sanierung von Wohnungen für Asylbewerber und einen Dachausbau für zusätzlichen Wohnraum verantwortlich.
Zu Gast auf der Biennale für Architektur
Die Projekte werden im Deutschen Pavillon auf der diesjährigen Biennale für Architektur in Venedig präsentiert. Unter dem Motto „Making
Heimat. Germany, Arrival Country“ setzt sich das Team rund um Peter Cachola Schmal vom Deutschen Architekturmuseum mit integrativen Baukonzepten auseinander. Das Spektrum reicht von temporären Leichtbauhallen bis zu unterschiedlichsten Bauvorhaben des dauerhaften, günstigen Wohnungsbaus. Unter makingheimat.de wird künftig eine Datenbank sämtliche Projekte mit diesem Schwerpunkt
versammeln.
„YOUNG REFUGEE CENTER“
Bautechnik
Die neue Nutzung des 1994 erbauten siebengeschossigen Bürogeäudes bedingt umfangreiche Umbaumaßnahmen, die in kürzester Zeit
erfolgen mussten. Ein besonderer Wert wurde hierbei auf die sicherheits- und brandschutztechnische Ertüchtigung des Baus gelegt:
Jeder Aufenthaltsraum verfügt über zwei bauliche Flucht- und Rettungswege. Es wurden eine annähernd flächendeckende Branmeldeanlage installiert, überholte Bauteile ausgetauscht und die Löschwasserversorgung optimiert.
Farbkonzept
Eine freundliche Außen- und Innengestaltung des Young Refugee Centers wurde trotz der knappen Zeit und des umfassenden Umbaus nicht außer Acht gelassen. Reduzierte, gezielt eingesetzte Maßnahmen erzielten wirkungsvolle Effekte. In den Gruppenetagen
sind bestimmte Flurabschnitte farbig gestrichen, um die Orientierung im Gebäude zu erleichtern. Ein Farbverlauf von kräftigem Blau im
untersten Geschoss bis zu einem hellen Sonnengelb im obersten windet sich so durch das Gebäude und symbolisiert zugleich Vielfalt
und Zusammengehörigkeit, passend zur Bewohnerstruktur des Hauses. Besonderes Augenmerk gilt auch der nonverbalen Kommunikation über leicht verständliche Symbole, um entsprechend auf Alter und Sprachenvielfalt der Bewohner zu reagieren. Die Außenfassaden
erhielten einen neuen Anstrich. Die Straßenseiten halten sich hierbei in einer stimmigen weiß-anthrazit Farbgebung zurück, während eine
der Innenhoffassaden in einem frischen Grün leuchtet.
Innenhof
Im neu gestalteten Innenhof verleiten bunte Sitzmöbel und eine Tischtennisplatte zum Aufenthalt im Freien. Ein Kräuter- und ein Beerengarten sorgen für Ablenkung und Entspannung für die teilweise stark traumatisierten jungen Flüchtlinge.
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EIN PILOTPROJEKT DER STADT MÜNCHEN: DAS „YOUNG REFUGEE CENTER“
Interview mit Caroline Rapp (Abteilungsleitung „unbegleitete Minderjährige“ im Stadtjugendamt)
und Markus Weinkopf (Architekt und Stadtplaner)
2015 kamen 150.000 Flüchtlinge in München an, davon rund 5.000 unbegleitete Minderjährige. Eine Herausforderung für die Landeshauptstadt, der man schnell begegnen musste. Wir sprachen mit Caroline Rapp, Leiterin der Abteilung für unbegleitete Minderjährige im
Stadtjugendamt, und Markus Weinkopf, dem begleitenden Architekten für die Planung des „Young Refugee Centers“. Bei einer Begehung
der fast fertigen Räumlichkeiten erklärten sie die Idee dahinter.
Wie kam es zu der Idee des „Young Refugee Centers“?
Caroline Rapp: Sie entstand aus einer Situation, die das Stadtjugendamt vor neue Herausforderungen stellte. Für gewöhnlich entscheiden wir laut SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) über den Verbleib von Kindern/ Jugendlichen, deren Familien sich aus unterschiedlichsten Gründen nicht um sie kümmern können. Kinder/ Jugendliche, die teilweise vor ihren Familien geschützt werden müssen.
Nun hatten wir aber um die 5000 Kinder/Jugendliche, die ohne Eltern bzw. einen Erziehungsberechtigten nach oft wochen- oder
monatelanger Flucht bei uns ankamen und Hilfe brauchten. Sie alle wurden von uns bis zum 31.10.2015 nach § 42 SGB VIII und ab
01.11.2015 nach § 42 a SGB VIII vorläufig in Obhut genommen. Dafür gab es bisher keine speziellen Einrichtungen, sondern auf dem
Gelände der Bayernkaserne einen Container, in dem die neu ankommenden unbegleiteten Minderjährigen in Obhut genommen wurden.
Das „Young Refugee Center“ ist ein Ankommenszentrum ausschließlich für unbegeleitete Minderjährige; in dieser Form das erste
deutschland-, wenn nicht europaweit.
Beim „Young Refugee Center“ handelt sich es also nicht um eine langfristige Wohneinrichtung, sondern um eine vorläufige Inobhutnahmeeinrichtung nach § 42 aff, SGB VIII; es geht hier auch um die erste humanitäre Versorgung, bevor die Kinder/ Jugendlichen
deutschlandweit weitervermittelt werden. Hier bündeln wir vor Ort alle Kompetenzen, die wir brauchen, um die Kinder/ Jugendlichen
schnell zu versorgen, sie zu registrieren, ihr Alter einzuschätzen und ihre Gesundheit durch ein Screening zu prüfen. Wie sieht es mit ihren
Sprachkenntnissen aus? Wie ist es um ihre mentale Verfassung bestellt? Ist womöglich eine Pflegefamilie oder eine stationäre Unterbringung schon das Richtige für sie? Die Höchstverweildauer hier vor Ort soll nicht mehr als drei bis vier Tage betragen.
Markus Weinkopf: Das Sozialreferat hatte sämtliche Erfahrungen, die 2015 bei den Erstaufnahmen – beispielsweise in der Bayernkaserne – gesammelt wurden, zusammengestellt und daraus Bedarfe erstellt, die für die Planung des Objekts herangezogen wurden.
Wie sind Sie bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie vorgegangen?
Caroline Rapp: Es gibt eine Task Force, in der nahezu alle Referate der Landeshauptstadt München vertreten sind und in der geeignete
Objekte gesucht und dann geprüft werden. Dazu zählen unter anderem das Baureferat, das Referat für Gesundheit/ Umwelt, das Schulreferat, die Lokalbaukommission, die Regierung von Oberbayern und das Kommunalreferat.
Zudem gibt es vom OB Dieter Reiter den Auftrag an alle Referate, auch nach geeigneten Gewerbeimmobilien zu suchen, da diese infrastrukturell schon einige Voraussetzungen mitbringen und sich ebenfalls zur Unterbringung von Flüchtlingen eignen. Für unbegleitete
Minderjährige haben wir aktuell keinen Bedarf an neuen Unterbringungsmöglichkeiten, aber Münchner Bürger können gerne geeignete
Objekte für die Unterbringung von Flüchtlingen unter [email protected] melden. Außerdem freuen wir uns, wenn freie
Wohnungen oder WG-Zimmer für anerkannte Flüchtlinge mit Bleiberecht und Aufenthaltstitel unter [email protected]
angeboten werden.
Und auf welchem Weg stießen Sie auf das Gebäude für das „Young Refugee Center”?
Caroline Rapp: Das Gebäude hat unsere Sozialreferentin Brigitte Meier entdeckt. Wir waren uns darüber einig, dass für eine Einrichtung wie diese die zentrale Lage ein wichtiges Kriterium darstellt. Die Nähe zum Hauptbahnhof und die „Etagenaufteilung“ hat uns bei
dem Objekt in der Maxvorstadt sofort überzeugt. Das bedeutet nicht nur, dass die unbegleiteten minderjährigen Selbstmelder kurze
Wege haben – also diejenigen, die von sich aus zu uns kommen, das sind etwa 90 Prozent –, sondern, dass wir auch mit unseren Teams
am Hauptbahnhof oder ZOB die Jüngeren finden, die nicht genau wissen, wohin.
Welche Voraussetzungen bringt das Gebäude sonst noch mit?
Markus Weinkopf: Es war ein klassisches Verwaltungsgebäude, das ideale räumliche Voraussetzungen erfüllte. Eine davon ist
beispielsweise, dass es zwei Eingänge gibt. So kann einer für Neuankommende genutzt werden, der andere für derzeitige Bewohner.
Es ist vor allem aufgrund möglicher Ansteckungsgefahr wichtig, diese beiden Gruppen zu trennen. Daher sind auch zwei Treppen im
Eingangsbereich, wie wir es hier vorfanden, eine ideale Voraussetzung.
Was passiert an den Eingängen?
Caroline Rapp: Beide Pforten am Eingangsbereich sind rund um die Uhr besetzt. Das Betreten des Gebäudes ist nur nach Registrierung bzw. mit einem Hausausweis möglich. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind wichtig, um die Kinder/ Jugendlichen vor Schleusern zu
schützen, die sich auch teilweise als Verwandte ausgeben.
Wie geht es dann weiter, wenn jemand neu ankommt?
Markus Weinkopf: Hier werden Kollegen vom Kreisverwaltungsreferat die Registrierung übernehmen. Davor möchten wir den Kindern/ Jugendlichen aber das Mindeste geben. Die meisten sind sehr erschöpft von der Reise, waren nächtelang unterwegs, haben keine
trockene Kleidung usw. Deshalb sind hier Ruhe- und Aufenthaltsräume, auch Duschen und ein Waschraum mit Trocknern für die Kleidung
der Neuankömmlinge.
Caroline Rapp: Im Erdgeschoss gibt es ein Wäschelager, um die Kinder/ Jugendlichen schnell mit trockener, sauberer Kleidung auszustatten. Wir bekommen nach wie vor viele Spenden – von Münchnern, aber auch von Kleidungsherstellern.
Zudem ist hier die Cafeteria, ein Treffpunkt für alle, die im Haus wohnen. Die Verpflegung erfolgt per Catering. Die Kinder/ Jugendlichen
würden zwar gern selber kochen, aber erfahrungsgemäß birgt das Gefahren. Zudem ist die Verweildauer hier viel zu kurz.
Wofür ist der erste Stock vorgesehen?
Caroline Rapp: Im ersten Stock finden die Alterseinschätzung und Erstbehandlung statt, wie z.B. Impfungen gegen Masern und
Windpocken, Behandlung von Krätze oder Läusen. Viele Bedingungen, die wir an die Einrichtung gestellt haben, beruhen auf Erfahrungen. Wenn ein Kind/Jugendlicher Windpocken mit reinbringt, ist sein Zimmer nicht weiter belegbar. Daher werden täglich Ärzte für die
Erstuntersuchungen zur Verfügung stehen.
Markus Weinkopf: Jede Gruppe hat eine eigene Küchenzeile mit einem Tisch, um zusammenzusitzen. Die meisten Zimmer werden
mit zwei bis vier Personen belegt werden. Aber es gibt auch Einzelzimmer mit eigener Dusche und WC, falls mal jemand aus Krankheitsgründen isoliert werden muss – auch eine wichtige Maßnahme wegen Ansteckungsgefahr. Auf jedem Stockwerk gibt es zudem miteinander verbundene Räume für die Dolmetscher und Betreuer.
Wie sind die oberen Stockwerke aufgeteilt?
Caroline Rapp: Hier gibt es Gruppen-, Schlaf- und Duschräume, aber auch kleine Küchen, in denen sich die Kinder/ Jugendlichen mal
einen Tee machen oder etwas aufwärmen können. In dem Gebäude ist Platz für neun Gruppen, die wir nach Geschlecht und Alter differenzieren. Die meisten, die ankommen, sind Jungen zwischen 14 und 17, aber es gibt eine getrennte Mädchen- und eine Kindergruppe.
Markus Weinkopf: Jede Gruppe hat eine eigene Küchenzeile mit einem Tisch um zusammenzusitzen. Die meisten Zimmer werden
mit zwei bis vier Personen belegt werden. Aber es gibt auch Einzelzimmer mit eigener Dusche und WC, falls mal jemand aus Krankheitsgründen isoliert werden muss – auch eine wichtige Maßnahme wegen Ansteckungsgefahr. Auf jedem Stockwerk gibt es zudem miteinander verbundene Räume für die Dolmetscher und Betreuer.
Was gibt es bei den Themen Sicherheit und Brandschutz zu berücksichtigen?
Markus Weinkopf: Neben den klassischen Brandschutzbestimmungen gibt es viele zusätzliche Maßnahmen, die zur Sicherheit aller
Bewohner erheblich beitragen. Die Herdplatten sind mit Zeitschaltuhren versehen und schalten sich nach einer festgelegten Zeit automatisch aus. Nachträglich eingebaut wurde auch eine Löschleitung, auf die die Feuerwehr pro Geschoss zugreifen kann.
Die Menschen, die hier sind, kommen aus Extremsituationen, sind teilweise desorientiert. Da kann es schon mal zu einem Fehlverhalten
kommen. Es war also extrem wichtig, dass der Brandschutz in diesem Gebäude bis ins letzte Detail überlegt ist. Das hat Modal M vollverantwortlich geplant und mit den entsprechenden Brandschutzbeauftragten der Stadt München abgestimmt und umgesetzt.
Leider sind auch Sicherheitsbestimmungen wegen der bestehenden Suizidgefahr nötig. Alle Fenster sind daher mit einer Drehsperre
ausgestattet und nur kippbar. Aus diesem Grund ist auch das große Treppenauge in einem der beiden Treppenhäuser mit einem Gitter
gesichert.
Abschließend: Gibt es durch die neue Situation eine Veränderung bezüglich der architektonischen Entwicklung für Wohnraum?
Markus Weinkopf: München ist eine Stadt mit 54 Prozent Singlehaushalten. Die Durchschnittsfläche pro Bewohner liegt bei etwa 40
Quadratmetern. Wir müssen heute neue Wohnformen finden – wie z.B. sogenannte Clusterwohnungen, wo jedes Zimmer eine eigene
Sanitäreinrichtung und kleine Kochgelegenheit hat und an einen gemeinsamen Aufenthaltsraum angedockt ist. Wenn in einer Wohngruppe verschiedene Ethnien leben, steigt natürlich das Konfliktpotential. Daher wird die Kombination aus gemeinsamem Wohnen und
Intimsphäre hier neu definiert. Es wird in Zukunft neue Formen des Zusammenlebens geben.
Prinzipiell möchte ich noch eins sagen: In München ist ein hoher Anteil an Willkommenskultur erhalten geblieben. Ich bin viel auf Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger und nehme das sehr positiv wahr.
Weiterführende Informationen
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Die kostenfreie App „Kinder auf der Flucht“ klärt über die Situation von Flüchtlingskindern/ Jugendlichen in Deutschland auf. Hier
gibt es Antworten auf die zentralen Fragen zu Herkunft, Flucht, Asyl sowie Leben und Lernen in Deutschland.
Die App „Ankommen“ in der Zusammenarbeit mit dem BAMF, Bayerischen Rundfunk, Goethe-Institut und der Bundesagentur für
Arbeit beantwortet wichtige Fragen für Flüchtlinge zum Leben in Deutschland, bietet einen Sprachkurs zum Anhören und Erklärungen zum Thema Anträge und Verfahren.
Caroline Rapp
Markus Weinkopf
Dipl. Kriminologin (Uni)
Dipl. Sozialpädagogin (FH)
Dipl.-Ing. M.A. (Mediation)
Mediator Moderator
Architekt Stadtplaner
Landeshauptstadt München
Sozialreferat, Stadtjugendamt
unbegleitete Minderjährige
Leitung S-II-UM
ADRIBO GbR - München
DAS „YOUNG REFUGEE CENTER“ IN DER UMGESTALTUNG
Interview mit Reiner Nowak, Architekt und Geschäftsführer von Modal M
Was waren die Schwerpunkte der Umbaumaßnahmen?
Reiner Nowak: Ein ehemaliges Bürogebäude sollte in ein Wohnheim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgebaut werden.
Das Thema Sicherheit war dabei der Stadt besonders wichtig. Es galt, eine Vielzahl an sicherheits- und brandschutztechnischen Bestimmungen zu berücksichtigen. Die Herausforderung lag darin, den Bestand so weit zu ertüchtigen, dass er nicht nur den gesetzlichen
Bestimmungen für Wohnheime gerecht wurde, sondern weitaus höhere Brand- und Sicherheitsstandards erfüllt.
Ein weiterer Punkt war die multifunktionale Nutzbarkeit: Die neu Ankommenden sollten von den Bewohnern zunächst getrennt bleiben, um beispielsweise Ansteckung zu vermeiden. Sie brauchen anfangs auch andere Sanitärräume. Zudem sollte es Arzträume ebenso
geben wie Zimmer für die Registrierung durch das Kreisverwaltungsreferat. Das Gebäude muss einfach sehr viele Funktionen gleichzeitig
erfüllen.
Wie lang hatte Modal M Zeit, die Anforderungen der Landeshauptstadt München umzusetzen?
Reiner Nowak: Aufgrund der aktuellen weltpolitischen Situation drängte bei den umfangreichen Umnutzungsmaßnahmen die Zeit.
Wir hatten viereinhalb Monate, von September 2015 bis Januar 2016. Zum Glück haben wir ein zuverlässiges Netzwerk, alle Gewerke
haben an einem Strang gezogen und die Umsetzung des sportlichen Zeitplans möglich gemacht. Die Stadt München war sehr zufrieden
mit dem reibungslosen Ablauf.
Welche Ideen hatten Sie, um ein Bürogebäude wohnlich zu machen?
Reiner Nowak: In erster Linie war es uns wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem die jungen Menschen sich wohlfühlen und zurechtfinden. Die langen Korridore wurden mit Licht und Farbe freundlicher gestaltet. Es soll sowohl für die Bewohner als auch für die Betreuer
eine positive Atmosphäre vermittelt werden. Das Konzept haben wir auch in den Innenhof übertragen. Neben einer Tischtennisplatte und
Sitzgruppen haben wir uns gemeinsam mit dem Gärtner für Nutzpflanzen entschieden, z.B. einen Kräutergarten, Erdbeeren und Himbeeren, damit es was zu naschen gibt.
Gibt es eine mehrsprachige Beschilderung im Gebäude?
Reiner Nowak: Ja, die gibt es. Aber bei einigen Kindern und Jugendlichen muss man auch davon ausgehen, dass sie nicht lesen
können. Die leicht verständliche Ikonographie war eine schöne Herausforderung. Wie findet man ein internationales Symbol für Küche?
Ein Herd funktioniert nicht übergreifend. Also haben wir eigene Schilder erfunden, damit die Symbole für jeden Kulturkreis verständlich
werden.
Sie hatten ja bereits Erfahrung bei Projekten wie diesen, beispielsweise bei „Zusammenleben – Wohnen statt
Wohnheim“. Hat das geholfen?
Reiner Nowak: In München Haidhausen war es sehr viel einfacher, da es da lediglich um die Umgestaltung von Wohnraum ging. Beim
„Young Refugee Center“ gab es eben kein vergleichbares Projekt, an dem man sich orientieren konnte. Es ist die erste Einrichtung dieser
Art deutschlandweit.
Reiner Nowak
Der 42-jährige Architekt war in der Vergangenheit neben München
und Berlin unter anderem in Glasgow, London, Rom sowie auf
Sri Lanka tätig. Als aktives Mitglied in der DGNB – Deutschen
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. – sitzt er in der
Arbeitsgruppe „Büro- & Verwaltungsbau“ und kümmert sich auch
bei Modal M um die Themen sustainable building und green office.
YOUNG REFUGEE CENTER
Straßenansicht, Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
Innenhof, Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
Innenhof, Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
„YOUNG REFUGEE CENTER“
Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
Modal M GmbH, Foto: Martin Mai
MODAL M GMBH
www.modal-m.com
Kurzbeschreibung
Modal M ist ein Planungs- und Beratungsbüro mit Fokus auf termingerechten Mieterausbau, vorausschauende Projektentwicklung und die
innovative Revitalisierung von Bestandsgebäuden.
Die Generalplaner konzeptionieren und implementieren Strategien sowie Ideen für die Profilierung von Mietflächen, Grundstücken und
Immobilienfonds. In einem interdisziplinären und internationalen Team aus Architekten, kreativen Designern, Immobilienökonomen und
Beratern erarbeitet Modal M nachhaltige Lösungen für Büros, Hotels und Retail. Dabei engagiert sich das Unternehmen auch in der Forschung und der DGNB; denn zukunftsförderndes Denken und Handeln gehören zu den Kernkompetenzen von Modal M.
Modal M hat seinen Stammsitz in München und Büros in Berlin, Düsseldorf und Wien. Die Geschäfte leiten Timo Brehme, Reiner Nowak
und Malte Tschörtner.
Beschreibung
Als Generalplaner steuert die Modal M GmbH seit 2008 in Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Spezialisten sämtliche kommunikativen und baulichen Prozesse, die für einen Um-, Aus- oder Neubau von Grundstücken und Bestandsimmobilien im Gewerbebereich
erforderlich sind. Hierfür bündelt das interdisziplinär und international zusammengesetzte Team aus Architekten, Beratern, Marketingprofis, Immobilienökonomen und Designern sämtliche Leistungen entlang des Wertschöpfungsprozesses einer Immobilie. Der Fokus
liegt dabei auf Büros, Hotels und Gastronomie.
Modal M unterstützt Investoren, Entwickler, Vermieter und Mieter bei der Standortbewertung von Immobilien, entwickelt individuelle
Strategien für die Platzierung der Projekte am Markt sowie zielgruppenspezifisches Material für den Vertrieb und übernimmt die
architektonische Gesamtplanung der Projekte. Zudem definiert das Unternehmen geeignete Kommunikations- und Werbemaßnahmen und kümmert sich um deren Umsetzung.
Modal M hat seinen Stammsitz in München und Büros in Berlin, Düsseldorf und Wien. Die Geschäftsführung obliegt Timo Brehme,
Reiner Nowak und Malte Tschörtner. Neben namhaften deutschen Unternehmen berät Modal M auch Klienten aus ganz Europa und
den USA. Referenzprojekte sind unter anderem die Hofstatt, das Palais an der Oper und die Bavaria Towers in München sowie das
Alexander-Quartier, The Q und Galeries Lafayette in Berlin.
Seit 2014 kooperiert das Unternehmen mit der Fakultät Architektur an der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg.
Darüber hinaus ist Modal M aktiv in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. – DGNB.
DAS „YOUNG REFUGEE CENTER“-TEAM
Reiner Nowak
Sigrid Hauler
Katharina Loewenberg
Natalina Bordino
MArch Architekt
BA (Hons) | DipArch | | RIBA
Dipl.-Ing. Architektin
Dipl.-Ing. Architektur
B. A. Innenarchitektur
Modal M GmbH
Geschäftsführer
Modal M GmbH
Senior Architect
Modal M GmbH
Designer
Modal M GmbH
Designer
ZUSAMMENLEBEN – WOHNEN STATT WOHNHEIM
Eckdaten
Auftraggeber:
Regierung von Oberbayern / Prälat-Zistl-Str. 4 GmbH & Co. KG
Ort:München
Volumen:1.800 qm Wohnfläche
Fertigstellung:
2015
Mieterakquisition
Ausbau
Refurbishment
Due Diligence
Unsere Leistungen
-
Bestandsanalyse
Belegungsplanung
Bauantrag Umnutzung des Gebäudes als Wohnhaus zur Unterbringung von Flüchtlingen
Baubegleitung bei der Sanierung
Aufwertung der Fassade
Die Architekten von Modal M konnten sich schon zuvor als Experten für integrative Herausforderunge qualifizieren. Bereits 2014 – 2015
hatten sie für die Regierung von Oberbayern das Konzept „Zusammenleben – Wohnen statt Wohnheim“ in Haidhausen erfolgreich
entwickelt und umgesetzt.
Nach § 53 Abs. 1 Satz 1 Asylverfahrensgesetz (AsylVfG) sollen Ausländer, die einen Asylantrag gestellt haben und nicht oder nicht mehr
verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen, in der Regel in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden.
Das Wohnhaus in München Haidhausen wurde bereits als solche Gemeinschaftsunterkunft für die Unterbringung und Betreuung von
Flüchtlingen genutzt, als der Betreiber, die Regierung von Oberbayern, 2014 mit dem Wunsch an den Gebäudeeigentümer heran trat, die
Anzahl der Bewohner zu erhöhen und in dem Haus zusätzliche Flächen zu erschließen.
Das Wohnhaus liegt im Münchner Stadtteil Haidhausen am östlichen Isarhochufer. Das historische Stadtteilbild wurde hier im Zweiten
Weltkrieg nicht zerstört sondern blieb weitgehend erhalten. Etwa zwei Drittel aller Wohnhäuser stammen noch aus der Zeit vor 1914.
Durch das vielfältige Kulturangebot, die abwechslungsreichen Freizeitmöglichkeiten und die Nähe zum Zentrum zählt Haidhausen zu
einer der beliebtesten Wohngegenden Münchens. Hier wohnt die klassische Mittelschicht, die Wohnbevölkerung ist gemischt, die Atmosphäre tolerant. In dieser Nachbarschaft finden nun nach der Sanierung des um 1900 erbauten und denkmalgeschützten Eckgebäudes
102 Asylbewerber Unterkunft.
Modal M GmbH, Foto: Christian Krinninger
ZUSAMMENLEBEN – WOHNEN STATT WOHNHEIM
Zur Erschließung neuer Flächen wurden in dem Gebäude ein bis dato im Erdgeschoss vorhandener Waschsalon in Wohnraum umgenutzt
und umgebaut. Die Wohnungen in den oberen GeschossenUnterkunft
wurdenistmit
zum Teil
neu strukturiert. Hierbei war das
vonkleinen
Familien Eingriffen
und Einzelpersonen
verschiedener Nationalität
belegt.
Konzept, die Bewohner in die bestehende Struktur des Wohnhauses
zu integrieren.
Darüber hinaus besteht für die Bewohner die Möglichkeit, im
Wasch- und Trockenraum ihre
Entstanden sind also keine wohnheimähnlichen Strukturen,Kleidung
sondern
17 separate
2-3-Zimmer-Wohnungen
entsprechend
zu reinigen.
Zum persönlichen Aus- mit Bad und eigener Küche,
tausch
ein Gemeinschaftsraum
vorhanden,
der auch
beiin der die selbstständige Zubereitung von Speisen möglich spielsweise
ist. ProistWohnung
gibt
es
eine
maximale
Belegungszahl
von sechs Personen,
als Hausaufgabenraum, für Deutsch Unterricht
für Bewohnerversammlungen
genutzt
werden kann.7 qm Wohn- und Schlaffläche
unter Berücksichtigung der Leitlinie zur Unterbringung von oder
Asylbewerbern,
die pro Person
mindestens
vorgibt. Die Unterkunft ist von Familien und EinzelpersonenImverschiedener
belegt. für die HeimErdgeschoss gibtNationalität
es zudem Räumlichkeiten
leitung und Asylsozialberatung.
Für sämtliche Aufgaben ist vor Ort geschultes Verwaltungspersonal
eingesetzt,
das den Bewohnern
und Behörden
für
im
Waschund Trockenraum
ihre Kleidung
entsprechend
Auskünfte zur Verfügung steht.
Darüber hinaus besteht für die Bewohner die Möglichkeit,
zu reinigen. Zum
persönlichen Austausch ist ein Gemeinschaftsraum vorhanden, der auch beispielsweise als Hausaufgabenraum, für Deutschunterricht
Schwerpunkt ist dabei die Bereitstellung von Orientierungsoder für Bewohnerversammlungen genutzt werden kann. hilfen,
Beratung und Information, zur besseren Bewältigung
von auftretenden Alltagsproblemen. Zudem übernimmt die
Sozialbetreuung vor Ort die Vernetzung des ehrenamtlichen
Im Erdgeschoss gibt es zudem Räumlichkeiten für die Heimleitung
undinAsylsozialberatung.
Engagements
und um die Unterkunft.
Für sämtliche
ist vor Ort
03 Außenfassade
vor undAufgaben
nach der Sanierung
geschultes Verwaltungspersonal eingesetzt, das den Bewohnern und Behörden für Auskünfte zur
Verfügung steht.
Schwerpunkt ist dabei die Bereitstellung von Orientierungshilfen, Beratung und Information zur besseren Bewältigung von auftretenden
Alltagsproblemen. Zudem übernimmt die Sozialbetreuung vor Ort die Vernetzung des ehrenamtlichen Engagements in und um die
Unterkunft.
TEAM
5 Geschoss
4 Geschoss
Reiner Nowak
© Modal-M, 2015
3 Geschoss
2 Geschoss
1 Geschoss
0 Geschoss
5 Geschoss
4 Geschoss
3 Geschoss
2 Geschoss
MArch Architekt
BA (Hons) | DipArch | | RIBA
Modal M GmbH
Geschäftsführer
Nele Bayer
Dipl.-Ing. Architektin
Modal M GmbH
Senior Architect
1 Geschoss
0 Geschoss
-1 Geschoss
-2 Geschoss
04 Schnitte und Ansichten nach der Sanierung
Schnitte und Ansichten nach der Sanierung, Modal M GmbH
Flor Faini
Modal M GmbH
Designer
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