Programmheft »Publikumsorchester

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E LBPHILHARMONIE
P UBLIKUMSORCHESTER
2 4 . J U N I 2 0 17 | K U LT U R P A L A S T B I L L S T E D T
2 . J U L I 2 0 17 | E L B P H I L H A R M O N I E G R O S S E R S A A L
DIRIGENT.
DER NEUE BMW 7er MIT GESTIKSTEUERUNG.
DER ANSPRUCH VON MORGEN.
Sa, 24. Juni 2017 | 20 Uhr | Kultur Palast Billstedt
So, 02. Juli 2017 | 11 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal
ABSCHLUSSKONZERT
ELBPHILHARMONIE
PUBLIKUMSORCHESTER
DIRIGENT MICHAEL PETERMANN
Edvard Grieg (1843–1907)
In der Halle des Bergkönigs / aus: Peer Gynt Suite Nr. 1 op. 46 (1874)
ca. 5 Min.
Leonard Bernstein (1918–1990)
Symphonic Dances aus »West Side Story« (1957)
Prologue – Somewhere – Scherzo – Mambo – Cha-Cha –
Meeting Szene – Cool – Rumble – Finale (Somewhere)
ca. 25 Min.
Pause
Igor Strawinsky (1882–1971)
Suite aus »Pulcinella« (1922)
Sinfonia – Serenata – Scherzino, Allegro, Andantino –
Tarantella – Toccata – Gavotta con due Variazioni –
Vivo – Minuetto – Finale
ca. 25 Min.
Edward Elgar (1857–1934)
Marsch Nr. 1 D-Dur / aus: Pomp and Circumstance Marches op. 39 (1901)
ca. 5 Min.
Principal Sponsor der Elbphilharmonie
BMW Hamburg
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Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
In Kooperation mit dem Hamburger Konservatorium
Mit Unterstützung von
BMW
Niederlassung
Hamburg
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Freude am Fahren
WILLKOMMEN
Wir gratulieren der
Stadt Hamburg,
ihren Bürgern und
allen Beteiligten
zur gelungenen großartigen
Komposition der
Elbphilharmonie,
dem Konzerthaus von
weltweiter Bedeutung.
Alles, was zählt.
Auch in der Elbphilharmonie.
Unser Beitrag zur Energieeinsparung über 10 Millionen Messgeräte in
der Betreuung.
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Musik hören ist gut, selbst Musik machen ist
besser – diesem Motto folgen die 97 Mitglieder
des Elbphilharmonie Publikumsorchesters
begeistert. Seit Anfang des Jahres haben sich
die ambitionierten Laienmusiker wöchentlich getroffen und geprobt, um sich in zwei
Abschlusskonzerten nun erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Dirigent Michael
Petermann vom Hamburger Konservatorium
hat dazu ein ebenso eingängiges wie technisch anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das ganz von der Bewegung lebt – ob
als Marsch, Balletttanz oder Mambo.
DAS ORCHESTER
ELBPHILHARMONIE
PUBLIKUMS­ORCHESTER
»Einmal im Großen Saal der Elbphilharmonie spielen!« Darauf
freut sich die zwölfjährige Hornistin Julia Knoop, seit sie sich vor
einem halben Jahr für das Publikumsorchester angemeldet hat.
Pünktlich zur Eröffnung hat die Elbphilharmonie mehrere Laienensembles ins Leben gerufen. Seither proben in den Kaistudios
neben dem Publikums- auch noch ein Familienorchester, ein
Kreativ-Ensemble und ein internationaler Chor. Wöchentlich
kommen hier Hobby-Musiker jeden Alters zusammen, um
Gleichgesinnte zu treffen, gemeinsam Musikwerke zu erarbeiten
und auf ein Abschlusskonzert hin vorzubereiten.
Vergleichbare Ensembles gibt es zwar etliche in Hamburg;
viele Mitglieder spielen parallel auch noch in anderen Orchestern. Die 29-jährige Flötistin Fanny Quandt etwa, im Hauptberuf
Ärztin in der Neurologie am UKE, ist auch im Harvestehuder
Sinfonieorchester aktiv. Doch die Bandbreite an Gruppen, die die
Elbphilharmonie anbietet, ist ebenso einzigartig wie der Reiz für
die Teilnehmer, aktiv am Projekt Elbphilharmonie mitzumachen
und Teil des neuen Konzerthauses zu sein. »Ich habe mich über
das neue Angebot in der Hamburger Laienmusikszene gefreut
und war neugierig auf das neue Orchester der Elbphilharmonie«,
sagt auch Fanny Quandt. Und auch sie betont: »Das Publikumsorchester ist eine tolle Gelegenheit, als Nicht-Profimusiker
einmal im Großen Saal der Elbphilharmonie zu spielen.«
Doch das ist längst nicht der einzige Grund zum Mitmachen,
findet die 19-jährige Geigerin und Medizinstudentin Denise Yang:
»Ich spiele im Publikumsorchester der Elbphilharmonie mit,
weil mir das gemeinsame Musizieren großen Spaß macht und
weil es schön ist, auf Menschen unterschiedlichen Alters und
unterschiedlicher Herkunft zu treffen. Es erstaunt mich immer
wieder, wie die vielen einzelnen Stimmen zu einem so großen,
gewaltigen oder auch zarten Klang verschmelzen können, während man selber mittendrin sitzt und die Musik einen von allen
Seiten her umweht und berührt.«
Eindrücke von den Proben im
Kaistudio der Elbphilharmonie
DA S O R C H E S T E R
VIOLINE I
Beatriz Pavlicenco
Charlotte Bieger
Paola Cericola-Brennecke
Lothar Jacobmeyer
Torsten Lischke
Katharina Löhr
Klaus Lübbert
Magdalena Radomska
Cornelia Schmidt
Catalina Schröder
Benjamin Sonne
Lynda Vollmer
Ileana Wolff
Fiona Zanini
VIOLINE II
Sornitza Patchinova
Janne Buma
Claudia Engelhardt-Rasch
Christin Friedemann
Ann Happke
Georgia Holzapfel
Benita Liere
Noemi Merkle
Yvonne Raab
Ariane Sievers
Denise Yang
VIOLA
Anke Nickel
Vivian Beckmann
Malte Birkenfeld
Robert Edgar Grunwaldt
Cathérine Y. Hahn
Michael Lübbert
Sebastian Mohs
Christiane Ott-Kourouma
Barbara Rosezin
Isabel Schulze von Kap-herr
Svenja Steding
FLÖTE
Esther Anne Adrian
Karin Blank
Kerstin Bludau
Lucas Lipke
Fanny Quandt
Szilvia Sziklai
VIOLONCELLO
Anne Maartje de Groot
Arnd Horstmann
Almut Kochan
Clemens Matuschek
Keren Meyer
Mats Leonart Nowak
Matthias Röcker
Sarah Marie Roeseler
Klaus Siekmann
Peter Wunsch
ENGLISCHHORN
Wiebke Gronemeyer
KONTRABASS
Uwe Eppler
Götz Hohmeier
Keno Rieger
Lena Scheele
OBOE
Hans-Joachim Berner
Hubert Lürkens
Marlene Schwarz
KLARINETTE
Franziska Böhme
Philipp Knoop
Lara-Svetlana Möller
Meiko Nagawada
Nicola Nawe
Ulrich Pohlmann
BASSKLARINETTE
Lucie Gavillet
Torsten Hecke
FAGOTT
Mechthild Krämer
Ulrike Mootz
Dorothea Tirpitz
Ulrich von Wangenheim
KONTRAFAGOTT
Michael Vitzthum
SAXOFON
Heiko Maleska-Kubick
HORN
Julia Knoop
Fabienne Liebram
Hannes Miersch
Christine Neumann
Norman Steinkamp
Thorsten Wilke
TROMPETE
Peter Boekels
Julian Grote
Jan Kuhlen
Matthias Witt
POSAUNE
Philipp Elischer
Felix Mau
Peter Tallack
TUBA
Hatim Schepler
Nils Voß
PAUKEN
Christian Freese
SCHLAGWERK
Fabian Ernst
Manuel Hoppermann
Lennard Korte
Marian Kubick
Raymond Willems
KLAVIER
Yuejia Wang
HARFE
Swantje Janne Wittenhagen
ORCHESTERASSISTENZ
Benjamin Hölzer
ElbphilharmoniE
Publikumsorchester
DER DIRIGENT
Das Hamburger Konservatorium freut sich über
die Zusammenarbeit mit der Elbphilharmonie.
DIRIGENT Eröffnungsfest
Das Goßlerhaus in Blankenese als zusätzliche Spielstätte des Hamburger Konservatoriums
Samstag, 15. JULI 2017, 13.00 – 22.00 Uhr
Goßlers Park 1, 22587 Hamburg
Programm:
hamburger-konservatorium.de
MICHAEL PETERMANN
Michael Petermann widmet sein Leben der Musik und ihrer Vermittlung. Seit
2013 betreut er als einer der beiden Direktoren am Hamburger Konservatorium
eine internationale Gemeinschaft aus Studierenden mit zugleich künstlerischem
und musikpädagogischem Profil. Im vergangenen Jahr wurden ihm und dem
Hamburger Konservatorium die Gründung und künstlerische Leitung des Elbphilharmonie Publikumsorchesters anvertraut.
Nach dem Studium Dirigieren und Kirchenmusik an der Hamburger Musikhochschule waren St. Johannis in Eppendorf, Kampnagel und die Hamburgische
Staatsoper seine Stationen. Kristin Linklater (New York) vermittelte ihm eine
umfassende Sicht auf die Kommunikationsmöglichkeiten des darstellenden
Künstlers. Mit unterschiedlichsten professionellen und semiprofessionellen
Vokal- und Instrumentalensembles hat er sein Ausdrucksspektrum erweitert und
2005 das eigene Atelier Weisser Rausch im Hamburger Medienbunker bezogen.
Dort entstanden die Konzertreihe Bunkerrauschen, die Werkreihe Das wohlgenerierte Clavier (2006) und Deutschlandlied (2007), eine Theaterwanderung mit
romantischen Volks- und Chorliedern. Petermanns Komposition Ave Bach für
Live-Orgel und Sampler-Orgel wurde 2008 im Berliner Dom uraufgeführt. 2011
stellte er seine Klanginstallation Blödes Orchester u.a. im Hamburger Museum für
Kunst und Gewerbe aus, wo sie ab 2018 wieder zu sehen und zu hören sein wird.
DAS ORCHESTER
DIE MUSIK
BANDENKRIEG NACH NOTEN
TANZENDE TROLLE
Leonard Bernstein: Symphonic Dances aus »West Side Story«
Edvard Grieg: In der Halle des Bergkönigs
In der norwegischen Stadt Bergen kann man kaum einen Schritt
gehen, ohne über ihn zu stolpern: Edvard Grieg, berühmtester
Sohn der Stadt und Übervater der norwegischen Musik. Es gibt
mehrere Grieg-Denkmäler und ein Grieg-Museum; nach ihm
benannt sind außerdem die städtische Konzerthalle, die Musikhochschule, ein Chor, ein Hotel, ein Restaurant, eine Reederei,
ein Verlag und ein Parkhaus.
Der Grund für diese fast kultische Verehrung liegt nicht nur
in Griegs Musik, sondern in seiner Bedeutung für die norwegische Kultur: Als einer der Ersten traute er sich, die romantischen
Klänge von Brahms und Liszt – mit denen er gut befreundet war
und die ihn unterstützten – mit der Volksmusik seiner Heimat
zu verbinden und so einen ganz eigenständigen, norwegischen
Nationalstil zu erschaffen.
Kurios ist aber, dass er seinen größten Hit ausgerechnet
mit der Musik zu dem Theaterstück Peer Gynt von Henrik Ibsen
landete. Ibsen konzipierte es nämlich eigentlich als Persiflage
auf das neue Nationalgefühl: Peer ist ein Taugenichts, der in
den Tag hineinlebt, von nordischen Sagengestalten fantasiert
und schönen Frauen nachstellt, was seine Mutter Åse in den Tod
treibt. Nachdem er betrunken die Braut eines anderen geraubt
und sich anschließend in deren Schwester verliebt hat, verführt
er auch noch die Tochter des Trollkönigs. Jetzt hat er ein Problem, denn die Trolle verlangen, dass er sie heiratet und ein
vollwertiger Troll wird. Dafür müsse er sich nur ein bisschen
verstümmeln lassen. Peer lehnt dankend ab, woraufhin die
Trolle aggressiv werden. Was als tappender Tanz begann, steigert sich zu einer wilden Jagd. Peer flüchtet schließlich aus der
Höhle, die hinter ihm einstürzt und die Trolle unter sich begräbt.
Grieg selbst schrieb in einem Brief an einen Freund, dass er
dieses Stück »buchstäblich genommen nicht ausstehen« könne,
»so sehr klingt es nach Kuhfladen, Norwegertum und Selbstgefälligkeit! Aber ich erwarte, dass man die Ironie darin fühlen
kann.«
SVETLANA MÖLLER / CLEMENS MATUSCHEK
»Im Herzen sind wir doch alle Romantiker.« Ob Leonard Bernstein diesen Gedanken hatte, als er das 1957 uraufgeführte Musical West Side Story komponierte?
Die Geschichte hinter der Musik lässt es jedenfalls vermuten. Zwei verfeindete
Gangs aus der New Yorker West Side, die puerto-ricanischen Sharks und die USamerikanischen Jets, befinden sich mitten in einem Bandenkrieg. Doch trotz all
der Feindseligkeit auf den Straßen entwickeln sich die zarten Bande der Liebe
zwischen Tony, einem ehemaligen Mitglied der Jets, und Maria, der Schwester
des Sharks-Anführers. Wer an dieser Stelle denkt, er habe diese Geschichte
schon einmal gehört, liegt völlig richtig. Wir befinden uns in einer modernen Version von William Shakespeares Romeo und Julia, angesiedelt in den 50er Jahren.
Und – Achtung, Spoiler Alert – sie endet leider ebenso tragisch: Tony wird
erschossen und stirbt in Marias Armen.
Auch in Bernsteins Orchestersuite Symphonic Dances from West Side Story,
die vier Jahre nach der Uraufführung des Musicals erschien, ist die gesamte
Edvard Grieg
Leonard
Bernstein
DIE MUSIK
Geschichte enthalten. Um die kulturellen Unterschiede der
rivalisierenden Gangs zu illustrieren, stellt Bernstein Elemente
der lateinamerikanischen Tanzmusik geschickt swingendem
Progressive Jazz gegenüber. Dies hört man gleich zu Beginn:
Im Prologue treffen die Jets und die Sharks auf der Straße aufeinander und es kommt zu einer Auseinandersetzung. Man spürt,
wie sich die Mitglieder der Banden gegenseitig umkreisen. Bald
entwickelt sich aus der Situation heraus eine Schlägerei, ein
tonales, rhythmisches und klanggewaltiges Chaos, als würden sich die Männer unterschiedlicher Ethnien auf der Bühne
förmlich die Köpfe einschlagen – gipfelnd in der Trillerpfeife der
einschreitenden Polizei.
Ausgebremst wird diese Explosion vom sehnsuchtsvollen
Somewhere. Der Zuhörer findet sich in romantischen Sphären
aus dem Bereich der Oper wieder. Die Melodie ist geprägt von
langgezogenen Seufzermotiven, die sich durch die Instrumentengruppen ziehen. Sie schaukeln sich auf zu einer musikalischen Klimax im gesamten Orchester, der Vision einer gewaltfreien Zukunft für das ungleiche Paar. Im Songtext heißt es: »Es
gibt einen Ort für uns – irgendwie, irgendwann, irgendwo.« Diese
Stimmung wird weitergetragen ins Scherzo, wo eine beschwingte
Leichtigkeit bleibt, bevor der Mambo das Publikum in die hochtourige Realität des Großstadtdschungels zurückreißt. Der
Sound wird vom wuchtigen Klang der Blechbläser und den
knackigen Rhythmen im Schlagwerk bestimmt.
Nach einem kurzen Cha-Cha-Exkurs, der durch seine zierliche, kammermusikalische Instrumentierung und reinen Klänge
noch einmal auf das Liebespaar verweist, tauchen die Zuhörer
in einen zunächst noch dezenten Cool-Swing ein: Die Jets treten auf, die sich auf den finalen Kampf vorbereiten. Bernstein
vollbringt hier das Kunststück, das klassische Orchester als
Bigband zu benutzen und gleichzeitig eine lupenreine Fuge
zu komponieren. Die Anspannung entlädt sich schließlich im
Rumble, der die Erbarmungslosigkeit des Bandenkrieges hörbar macht. Es kommt zum Showdown zwischen den Rivalen,
der an brutalen Rhythmen und harschen Tonfolgen kaum noch
zu übertreffen ist. Das Werk endet schließlich mit der Reprise
zu Somewhere – wenn auch mit bittersüßem Beigeschmack.
Tony ist tot. Doch sein Tod bringt die Gangs dazu, ihre Fehde zu
beenden. Der drohende, tiefe Ton, der den hellen Schlussakkord
zunächst trübt, behält nicht die Oberhand. S.M.
FLIRT MIT
DER TRADITION
Igor Strawinsky: Suite aus »Pulcinella«
Im Mai 1913 ging in Paris einer der größten Musikskandale aller Zeiten über die
Bühne: die Uraufführung des Balletts Le
sacre du printemps von Igor Strawinsky.
Das ruppige, brachiale Stück trieb Tänzer
und Musiker zur Verzweiflung und sorgte
für Krawalle unter den Besuchern, öffnete
Igor Strawinsky
aber zugleich ein neues Kapitel in der
Musikgeschichte. Strawinsky, der zuvor
bereits mit seinen Balletten Der Feuervogel und Petruschka für Aufsehen gesorgt
hatte, avancierte zum Starkomponisten der Moderne. Nach dieser Sternstunde
war es kein Wunder, dass der Leiter der Compagnie »Ballets Russes«, Sergej
Diagilew, ein weiteres Ballett bei Strawinsky in Auftrag gab, sobald das Ende des
Ersten Weltkriegs 1918 es zuließ.
Erstaunlich aber war das Konzept: Strawinsky sollte für die Ballettmusik
Material des italienischen Barock-Komponisten Giovanni Battista Pergolesi verarbeiten – dabei mochte Strawinsky dessen Musik gar nicht! Zumal sich bald
herausstellte, dass die Melodien, die ihm Diagilew hinlegte, gar nicht von Pergolesi stammten. Doch Strawinsky fand eine Lösung: Er adaptierte die barocke
Form des Concerto grosso, in dem eine Gruppe von Solisten dem Orchester
gegenübersteht, und übertrug sie auf ein modernes Kammerensemble. Außerdem tauchen – auch in der konzertanten Suite – viele typisch barocke Tänze
auf, etwa Gavotte oder Menuett. Am Ende sollte Pulcinella für Strawinsky nur
der erste mehrerer Flirts mit der Tradition sein und seine »neoklassizistische«
DIE MUSIK
MIT FÄHNCHEN
Edward Elgar: Pomp and Circumstances March Nr. 1
Pulcinella-Kostümentwürfe
von Maurice Sand (1860, oben)
und Pablo Picasso (1919)
Phase begründen, wie er selbst sagte: »Pulcinella war meine
Entdeckung der Vergangenheit; die Erleuchtung, durch die mein
gesamtes späteres Werk erst möglich wurde. Natürlich war es
ein Blick zurück – die erste von vielen Liebesbeziehungen, die
in diese Richtung gingen –, aber es war auch ein Blick in den
Spiegel.«
Was die praktische Umsetzung anging, so war dem Komponisten klar, dass »mir ein ›gefälschter‹ Pergolesi nicht gelingen
würde. Bestenfalls konnte ich seine Aussage mit meinem eigenen Akzent wiederholen. Dass das Ergebnis bis zu einem gewissen Grad einen witzig-ironischen, satirischen Charakter haben
würde, war wohl unumgänglich – denn wer hätte im Jahre 1919
ein solches Material ohne satirische Distanz behandeln können?« Und so fand er Gefallen daran, die musikalische Elemente
alter Meister in seinem ganz eigenen Stil neu zu färben: mit
raffinierten Akkorden und polyrhythmischen Elementen hier, ein
bisschen Jazz dort und geprägt von Gegensätzen. Passend also
zur Figur des Pulcinella!
Es handelt sich dabei um eine klassische Figur aus dem
neapolitanischen Volkstheater. Pulcinella wurde von zwei Vätern
aufgezogenen, unterschiedlich wie Tag und Nacht: Der eine
intelligent, aber stolz und unhöflich, der andere einfältig, aber
stets auf seinen Vorteil bedacht. Diese Dualität setzt sich in
Pulcinellas Äußerem fort, zu der ein Buckel, eine schiefe Nase,
schlaksige Beine und eine ausgeprägte Wampe gehören, die in
ein weißes Kostüm gequetscht ist.
Im Ballett selbst schlägt er sich mit einer Freundin herum,
die aufdringliche Verehrer auch mal mit einem Eimer Wasser
verjagt; er geht fremd, wird erwischt, lässt sich zum Schein
von einem Freund erdolchen, um das Herz seiner Freundin zu
erweichen, und ersteht am Ende zur allgemeinen Verblüffung
von den Toten. Eben dieser harlekineske, gespaltene Charakter
wird in Strawinskys Musik deutlich – und auch in den Kulissenund Kostümentwürfen der damaligen Ballettproduktion, die von
einem anderen Giganten der Moderne stammten: von Pablo
Picasso nämlich.
S.M. / C.M.
»Land der Hoffnung und des Ruhmes« – angesichts des bevorstehenden Brexits und der jüngsten britischen Parlamentswahl
klingen diese Zeilen einen Hauch realitätsfern. 1902 aber, als
der englische Dichter Arthur Christopher Benson sie anlässlich
der Krönung von King Edward VII. auf die Melodie von Elgars
Pomp and Circumstances March Nr. 1 schrieb, bestand nicht der
Hauch eines Zweifels. Edwards Mutter, Queen Victoria, hatte
Great Britain zu einem wahrhaft großen, weltumspannenden
Imperium ausgebaut, und die verheerenden Weltkriege, in
denen der »Pomp und die Umstände eines glorreichen Krieges«
(so die Herleitung des Titels aus einer Zeile aus Shakespeares
Othello) sich in der Realität als grauenvolles Schlachten entpuppen sollten, lagen noch in ferner Zukunft.
Der Marsch, den Elgar bereits 1901 zu Papier gebracht
hatte und der ihn mit einem Schlag zum Nationalkomponisten
beförderte, gilt heute neben Rule, Britannia und Jerusalem als
heimliche Hymne und darf bei keinem Abschlusskonzert der
Londoner Proms-Sommerkonzerte fehlen. Dort ist es üblich,
beim zackigen A-Teil dezent mitzuwippen, anschließend beim
ersten Erscheinen der berühmten Melodie leise mitzusummen
und in der Wiederholung mitzusingen und mit Fähnchen zu
wedeln. Same procedure as every year, James!
C.M.
Land of Hope and Glory
Land of Hope and Glory,
Mother of the Free,
How shall we extol thee,
Who are born of thee?
Wider still and wider
Shall thy bounds be set;
|: God, who made thee mighty,
Make thee mightier yet. :|
Bei der Last Night
of the Proms 2013
KLASSIK TRIFFT JAZZ. TRADITION TRIFFT MODERNE.
IN EIGENER SACHE
„AVITAL MEETS AVITAL IST DEFINITIV DAS PERSÖNLICHSTE ALLER ALBEN
UND EIN MEILENSTEIN MEINER KÜNSTLERISCHEN ENTWICKLUNG“
– Avi Avital
ANMELDEN UND MITSPIELEN!
Weiter geht’s mit dem Elbphilharmonie Publikumsorchester! Die
nächste Probenphase beginnt nach den Hamburger Sommerferien am 6. September 2017 und endet mit dem Konzert im
Großen Saal der Elbphilharmonie am 21. Januar 2018. Wer nach
dem heutigen Konzert Lust bekommen hat, selbst mitzuspielen,
kann sich per Mail an [email protected] oder
telefonisch unter 040 357 666 336 (Mo-Fr / 12-15 Uhr) erkundigen, ob es in der jeweiligen Stimmgruppe noch freie Plätze gibt.
Alle Interessenten werden zu einem gemeinsamen Vorspieltermin am Mi, 12. Juli ins Goßlerhaus Blankenese eingeladen.
Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.
IMPRESSUM
Herausgeber: HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft
Generalintendanz: Christoph Lieben-Seutter
Geschäftsführung: Jack F. Kurfess
Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta / [email protected]
Gestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
Druck: Flyer-Druck.de
TOURDATEN:
11.10.2017
Wien, Konzerthaus
15.10.2017
Schweinfurt, Theater
17.10.2017
Bremen, Die Glocke
18.10.2017
Berlin, Pierre Boulez Saal
20.10.2017
Hannover, Landesfunkhaus
Avi Avital, Omer Avital
Yonathan Avishai, Itamar Doari, Uri Sharlin
Erhältlich als CD, Download und Stream.
Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 (0)40 450 698 03
[email protected]
BILDNACHWEIS
Elbphilharmonie Publikumsorchester Probenfotos (alle Claudia Höhne); Michael Petermann
(Markus Hertrich); Elbphilharmonie Publikumsorchester Gruppenbild (Sophie Wolter); Edvard
Grieg, 1888 (Elliot & Fry, London); Leonard Bernstein, 1955 (US Library of Congress); Igor Strawinsky, um 1925 (US Library of Congress); Konstümentwürfe für Pulcinella von Maurice Sand
(Masques et bouffons, 1860) und Pablo Picasso (1919); Last Night of the Proms (unbezeichnet);
Elbphilharmonie Hamburg (Maxim Schulz)
BEI UNS
SIND
SIE
IMMER
AN DER
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN
ALLER-
PRINCIPAL SPONSORS
PRODUCT SPONSORS
FÖRDERSTIFTUNGEN
BMW
Montblanc
SAP
Coca-Cola
Hawesko
Lavazza
Meßmer
Ruinart
Störtebeker
Stiftung Elbphilharmonie
Klaus-Michael Kühne Stiftung
Körber-Stiftung
Hans-Otto und
Engelke Schümann Stiftung
K. S. Fischer-Stiftung
Haspa Musik Stiftung
Hubertus Wald Stiftung
Ernst von Siemens Musikstiftung
Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
Mara & Holger Cassens Stiftung
Rudolf Augstein Stiftung
CLASSIC SPONSORS
Aurubis
Bankhaus Berenberg
Blohm+Voss
Commerzbank AG
DG HYP
Reederei F. Laeisz
Gossler, Gobert & Wolters Gruppe
Hamburger Feuerkasse
Hamburger Sparkasse
Hamburger Volksbank
HanseMerkur Versicherungsgruppe
HSH Nordbank
Jyske Bank A /S
KPMG AG
KRAVAG-Versicherungen
M.M.Warburg & CO
sowie die Mitglieder des
Elbphilharmonie Circle
Freundeskreis Elbphilharmonie
+ Laeiszhalle e.V.
ERSTEN
ADRESSE
FÜR GUTEN
WEIN AUS
DER GANZEN
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