VASKULÄRES SYNDROM

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Praxis-Leitlinie
M E TA B O L I S C H VA S K U L Ä R E S
S Y N D R O M (MVS)
2. Auflage
Fachkommission Diabetes der SLÄK und KV Sachsen
in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen wissenschaftlichen Beirat
von Experten verschiedener Fachdisziplinen
Vorwort zur 2. überarbeiteten Auflage
Sehr geehrte Frau Kollegin, Sehr geehrter Herr Kollege,
Die vorliegende Leitlinie ist eine
Handlungsanleitung für die Praxis, die auf den
evidenzbasierten Empfehlungen der
Europäischen Kardiologen-Gesellschaft,
bei der täglichen Arbeit mit Patienten,
die an einem Metabolisch-Vaskulären
Syndrom (MVS) leiden.
Sie soll die Grundlage für Versorgungs-
der Europäischen Arteriosklerose-Gesellschaft,
korridore bilden. Gleichzeitig stellt sie eine
des National Cholesterol Education Program
Basis für die niedergelassenen Ärzte in der
Adult Treatment Panel III,
der Deutschen Adipositas-Gesellschaft,
der Deutschen Liga zur Bekämpfung
des hohen Blutdruckes, der Deutschen
Diabetes-Gesellschaft,
der Bundesärztekammer (Versorgungsleitlinien)
Diskussion mit den Kostenträgern dar.
Da die vorliegende Version eine Praxisleitlinie
ist, werden Evidenzgrade nur im Literaturverzeichnis zusammengestellt.
Wesentliche Aussagen beruhen auf der
aktuellen wissenschaftlichen Evidenz.
und der Fachkommission Diabetes
Für viele klinisch relevante Probleme, das
Sachsen aufbaut.
Metabolisch-Vaskuläre Syndrom in seiner
Die Leitlinie soll Hausärzten, Internisten,
Komplexität betreffend, liegt bisher
Diabetologen / Endokrinologen, Kardiologen,
allerdings keine Evidenz vor.
Angiologen, Neurologen, Gefäßchirurgen in
Die Empfehlungen basieren deshalb auf
Niederlassung und Klinik eine Hilfe sein
einem breiten ärztlichen Konsens.
Dresden, im November 2013
PROF. DR. MED. J. SCHULZE
Präsident der Sächsischen Landesärztekammer
DR. MED. K. HECKEMANN
Vorsitzender der KV Sachsen
Autoren
Prof. Dr. med. M. HANEFELD
Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer GmbH (GWT) an der TU Dresden,
Studienzentrum Professor Hanefeld
PD Dr. med. U. ROTHE
Medizinische Fakultät der TU Dresden,
Institut für Med. Informatik und Biometrie
Bereich Epidemiologie und Versorgungsforschung
PD Dr. med. S. FISCHER
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. med. G. H. SCHOLZ
St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig,
Abt. Innere I
Prof. Dr. med. J. SCHULZE
Sächsische Landesärztekammer Präsident,
Diabetologe
Prof. Dr. med. U. JULIUS
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. rer. nat. S. BERGMANN
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Institut für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin
Prof. Dr. med. H.-W. M. BREUER
Knappschaftsklinikum Saar GmbH,
Krankenhaus Sulzbach
Prof. Dr. med. P. SCHWARZ
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. med. R. H. STRASSER
Herzzentrum Dresden, Universitätsklinikum
der TU Dresden
Dipl.-Med. I. DÄNSCHEL
Hausarztpraxis Lunzenau, Vors. Sächsischer
Hausärzteverband (BDA Sachsen)
Dr. med. habil. H.-J. VERLOHREN
Diabetologe Leipzig
PD Dr. med. M. WECK
Weißeritzkliniken Freital,
Abteilung Diabetes
Unter Mitwirkung von:
Prof. Dr. med. A. BERGMANN
Carus Hausarztpraxis am Universitätsklinikum Dresden
Prof. Dr. med. M. BLÜHER
Universität Leipzig, Medizinische Klinik
und Poliklinik III
E. BODENDIECK
Hausarztpraxis Wurzen, Sächsische
Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM)
Prof. Dr. med. S.R. BORNSTEIN
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Dr. med. R. DÖRR
Praxisklinik Herz und Gefäße Dresden
Dr. med. B. DONAUBAUER
Schwerpunktpraxis Diabetes Oschatz
Dr. med. G. GERICKE
Schwerpunktpraxis Diabetes Chemnitz
Dr. med. I. MURAD
Hausarztpraxis Aue
Dr. med. A. NÄKE
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin
Dr. med. M. NITSCHKE-BERTRAUD
Überörtliche Gemeinschaftspraxis
Dresden-Nord
PD Dr. med. B. NOACK
Universitätsklinikum der TU Dresden,
UniversitätsZahnMedizin
Poliklinik für Parodontologie
Dr. med. D. OTTO
Hausarztpraxis Görlitz
Prof. Dr. med. K. RETT
Krankenhaus Frankfurt am Main Sachsenhausen
Prof. Dr. med. S. M. SCHELLONG
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt,
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Prof. Dr. med. TH. HAAK
Diabetes Klinik Bad Mergentheim,
Pastpräsident der DDG
Prof. Dr. med. H. SCHMECHEL
Erfurt
Dr. med. S. HAAS
Universitätsklinikum der TU Dresden,
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. med. J. E. SCHOLZE
Charité - Universitätsmedizin Berlin,
Medizinische Poliklinik
Prof. Dr. med. S. JACOB
Kardio-Metabolisches Institut,
Villingen-Schwenningen
Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. P. SCRIBA
Klinikum der Universität München,
Diabeteszentrum
Prof. Dr. med. H. U. JANKA
München
Prof. Dr. med. D. TSCHÖPE
Ruhr-Universität Bochum, Herz- und
Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen
Dr. rer. medic. C. KÖHLER
GWT an der TU Dresden,Forschungsbereich
Studienzentrum Professor Hanefeld
Dr. rer. nat. habil. R. KÖNIG
Deutscher Diabetikerbund - LV Sachsen e.V.
Dr. med. J. KRUG
Städtisches Klinikum “St. Georg” Leipzig
Prof. Dr. med. H. KUNATH
TU Dresden
PD Dr. med. J. LINDNER
Schneeberg, Geriatriezentrum
Prof. Dr. med. T. LOHMANN
Städtisches Krankenhaus Dresden-Neustadt,
Medizinische Klinik, Vors. Sächsische
Gesellschaft für Stoffwechsel und
Endokrinopathien
R. WALLIG
Deutscher Diabetikerbund - LV Sachsen e.V.
Dr. med. C. WOITEK
Schwerpunktpraxis Diabetes Wurzen,
Vors. Sächsischer Berufsverband niedergelassener Diabetologen (BVND)
Inhalt
Definition … 6
Epidemiologie … 8
Primäre Prävention des MVS … 24
LEBENSSTIL-INTERVENTION … 24
MEDIKAMENTÖSE PRÄVENTION … 24
Ätiologie und Pathogenese … 9
VERERBUNG DES MVS … 9
PRÄDIKTOREN FÜR MVS … 9
INTRAABDOMINALE ADIPOSITAS … 9
INSULINRESISTENZ … 9
DYSLIPIDÄMIE … 10
PRÄDIABETES … 10
HYPERTONIE … 10
INFLAMMATION …11
GERINNUNGSAKTIVIERUNG … 11
FETTLEBER … 11
PCO-SYNDROM … 11
SCHLAFAPNOE-SYNDROM … 11
Spezifische Therapie des MVS … 26
BASISTHERAPIE … 26
Ernährungstherapie … 27
Erhöhung der körperlichen Aktivität … 28
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG … 29
Zur Problematik der Polypharmazie … 29
Medikamentöse Therapie der Adipositas bei MVS … 30
Chirurgische (bariatrische) Therapie der Adipositas ... 30
Medikamentöse Therapie der Dyslipidämie bei MVS …30
Medikamentöse Therapie der Hypertonie bei MVS … 33
Medikamentöse Therapie des Prädiabetes und
DMT2 bei MVS … 36
Antithrombotische Therapie … 38
Natürlicher Verlauf des MVS … 12
Kardiovaskuläre Manifestationen des MVS … 39
EPIDEMIOLOGIE KARDIOVASKULÄRER
KOMPLIKATIONEN … 39
Koronare Herzerkrankung … 39
Arterielle Verschlusskrankheit einschließlich zerebrovaskulärer
Komplikationen … 39
PATHOGENESE KARDIOVASKULÄRER
KOMPLIKATIONEN BEI MVS … 40
EINTEILUNG UND DIAGNOSTIK DER KARDIOVASKULÄREN KOMPLIKATIONEN BEI MVS … 40
Koronare Herzkrankheit … 41
Arterielle Verschlusskrankheit einschließlich zerebrovaskulärer
Komplikationen … 42
THERAPIE … 43
Diagnostisches Konzept und Früherkennung
des MVS … 14
ADDENDUM … 15
Diagnostik der intraabdominalen Adipositas … 16
Diagnostik der Dyslipidämie … 16
Diagnostik eines (Prä-)Diabetes …17
Diagnostik eines erhöhten Blutdrucks … 17
Risikostratifizierung beim MVS … 19
Therapieziele beim MVS … 21
BEHANDLUNGSZIEL KÖRPERGEWICHT/
TAILLENUMFANG … 23
BEHANDLUNGSZIEL BLUTFETTE … 23
BEHANDLUNGSZIEL BLUTDRUCK … 23
BEHANDLUNGSZIEL BLUTZUCKER … 23
Parodontitis und MVS … 43
Versorgungsstrukturen … 45
Literaturverzeichnis … 46
Rückseite: Tab.1 Definition/Diagnose eines MVS
Die Erkenntnisse der Medizin unterliegen einem ständigen Wandel durch
Forschung und klinische Erfahrungen. Die Autoren dieser Leitlinie haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die gemachten Angaben dem derzeitigen
Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Benutzer aber nicht von der
Verpflichtung, seine Diagnostik und Therapie in eigener Verantwortung zu
bestimmen.
Diese Leitlinie ist für Ärzte rechtlich nicht bindend und hat weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.
Der Benutzer ist aufgefordert, die Packungsbeilagen bzw. die
Fachinformationen zu den verwendeten Präparaten zu prüfen, um sich in
eigener Verantwortung zu versichern, ob die dort angegebenen Empfehlungen von den Angaben in dieser Leitlinie abweichen. Es ist nicht möglich,
alle Dosisempfehlungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen in diese
Leitlinie aufzunehmen.
Eine Leitlinie kann nur ein Anhalt für die Behandlung sein, die Behandlung
des Patienten muss individuell entschieden werden und kann im Einzelfall
von der Leitlinie abweichen. Aus der Leitlinie kann kein Rechtsanspruch auf
die Behandlung abgeleitet werden.
5
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Definition
Das Metabolische Syndrom bezeichnet
sowohl ein Cluster folgender
Risikofaktoren (Übergewicht, erhöhte/erniedrigte Blutfette, erhöhter Blutdruck, Prädiabetes)
als auch
– wenn spät entdeckt oder weit fortgeschritten –
das gemeinsame Vorkommen der verschiedenen manifesten Krankheiten:
intraabdominale Adipositas, Dyslipidämie,
Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2).
Das Syndrom ist damit von enormer sozialer und
medizinischer Bedeutung, obwohl eine einheitliche Definition fehlt und viele Fragen zur Ätiopathogenese, den Grenzwerten und der Wertigkeit
einzelner Komponenten als koronare Risikofaktoren (RF) noch offen sind.
Das Metabolische Syndrom gilt als
wichtige Vorstufe sowohl für DMT2 als
auch für kardiovaskuläre Erkrankungen,
bleibt aber bei Ausbruch dieser Folgekrankheiten als solches weiter bestehen.
S. Heft-Rückseite Tab. 1
6
Im deutschsprachigen Raum wurde von Hanefeld und Leonhardt 1981 [Hanefeld et al. 1981]
das gemeinsame Vorkommen von Fettsucht,
Hyper- und Dyslipoproteinämie, DMT2, Gicht und
Hypertonie, verbunden mit erhöhter Inzidenz von
ischämischen Gefäßerkrankungen, Fettleber und
Cholelithiasis erstmals als Metabolisches Syndrom
definiert. Überernährung, Bewegungsmangel und
genetische Disposition wurden als kausale Faktoren herausgestellt. Im Jahr 1988 wurde die Kombination kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Dyslipidämie, arterielle Hypertonie und Hyperglykämie
auf dem Boden einer Insulinresistenz von Reaven
[Reaven 1988] als Syndrom X bezeichnet, wobei
später in den USA auch die Termini „Insulin Resistance Syndrome“ und „Metabolisches Syndrom“
(sowie „tödliches Quartett“) [Kaplan 1989] für die
Bezeichnung des Clusters von Risikofaktoren (Risiko-Cluster) benutzt wurden.
Im National Cholesterol Education Program Adult Treatment Panel III Report
(ATP III) [ATP III 2002; Grundy et al. 2004]
wurde auf die enge Assoziation zwischen dem
Metabolischen Syndrom und kardiovaskulären Erkrankungen verwiesen und Basiskriterien zur
Identifikation eines Metabolischen Syndroms definiert: intraabdominale Adipositas, atherogene
Dyslipidämie, erhöhter Blutdruck, Hyperglykämie.
Subklinische chronische Entzündung (hsCRP-Erhöhung) und Hyperkoagulation (PAI-1-und Fibrinogen-Erhöhung) wurden als zusätzliche Komponenten des Metabolischen Syndroms mit Relevanz für
kardiovaskuläre Krankheiten herausgestellt. Diese
Definition hatte die engste Verbindung zu vaskulären Komplikationen und fand weltweit Anwendung.
Definition
In 2005 wurde von der International Diabetes Federation (IDF) [IDF 2005; Eckel et al.
2005] eine weitere Definition des Metabolischen
Syndroms vorgeschlagen, die den Schwerpunkt
auf die intraabdominale Adipositas legt. Die IDFDefinition verlangt das Vorliegen einer intraabdominalen Adipositas als Voraussetzung für die
Diagnose des Metabolischen Syndroms.
Unterschiedliche Grenzwerte zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen wurden definiert, wobei
die Grenzwerte für die deutsche Population so
niedrig liegen, dass ab dem 50. bzw. 60. Lebensjahr etwa jeder 2. Deutsche betroffen sein müsste
[Hanefeld et al. 2002]. Im IDF-Konsensus Vorschlag
wird zusätzlich zu dem Hauptkriterium „intraabdominale Adipositas“ als Voraussetzung für die
Diagnose eines Metabolischen Syndroms das Vorliegen von mindestens zwei Nebenkriterien gefordert [IDF 2005; Grundy et al. 2005]. Für die
erhöhte Nüchternglukose (IFG) wurden ebenfalls
neue niedrigere Grenzwerte definiert. Um die
Differenzen in den verschiedenen Definitionen zu
überwinden, ist die „unified definition“ zu empfehlen [Alberti et al.2009].
In Anlehnung und Erweiterung an diesen
internationalen Konsens [Alberti et al. 2009]
schlagen wir – aufgrund der pathophysiologischen Bedeutung postprandial erhöhter Glukosewerte für kardiovaskuläre Erkrankungen [Gerich
2003; Bartnik et al. 2004; Ceriello 2004; Rudofsky
et al. 2004; Larsson et al. 2005] –
eine Definitionserweiterung unter
Berücksichtigung einer gestörten
Glukosetoleranz (IGT) im oGTT vor:
s. Heft-Rückseite Tab. 1
Aufgrund der engen Vernetzung metabolischer
und vaskulärer Störungen und der hohen Relevanz
der einzelnen Faktoren für die Entwicklung vaskulärer Folgeerkrankungen bezeichnen wir das
Cluster metabolischer und vaskulärer Risikofaktoren resp. Erkrankungen seit 2007 als
„Metabolisch-Vaskuläres Syndrom“ (MVS)
[FKDS 2007].
Argumente für die Erweiterung des Begriffes Metabolisches Syndrom zum
Begriff Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Bereits die Erstbeschreiber des Metabolischen Syndroms in Deutschland gingen vom gleichzeitigen
Vorliegen metabolischer und vaskulärer Störungen
bei diesem Syndrom aus [Hanefeld et al. 1981].
Mit der späteren Eingrenzung des Begriffs auf drei
metabolische Parameter (TG, HDL-C, BZ) sowie
einen morphometrischen (Taillenumfang) und
einen hämodynamischen Faktor (Blutdruck) durch
die Definitionen von IDF, WHO und NECP-ATP III
ging der Blick auf mögliche parallele und mit den
genannten und weiteren Parametern der ursprünglichen Konzepte (z.B. viscerale Adipositas, Fettleber, Hyperurikämie, Insulinresistenz) interagierende
frühe Störungen im Gefäßsystem teilweise verloren. Mit dem Begriff des Metabolisch-Vaskulären
Syndroms (MVS) wollen wir den Fokus wieder auf
das Gefäßsystem lenken und zwar von Anfang an.
Neuere epidemiologische, experimentelle und klinische Daten, zum Teil gewonnen mit neuen diagnostischen Techniken, rücken den Aspekt der frühen Gefäßveränderungen wieder stärker in das
Zentrum des klinischen Interesses.
7
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Epidemiologie
Derzeit sind ca. 50% der Männer und 35% der
Frauen übergewichtig (BMI > 25kg/m2), ca.18%
der Männer und 20% der Frauen sind adipös
(BMI ≥30 kg/m2) [Hauner 2007]. Davon weist
ca.1% eine Adipositas Grad III (BMI ≥40 kg/m2)
auf. Maßgeblich durch die drastische Veränderung
des Lebensstils bedingt, beobachten wir in den
letzten 20 Jahren weltweit einen deutlichen Anstieg von Häufigkeit und Ausmaß der Übergewichtigkeit [Haffner 2002], der von einer parallelen
Entwicklung der Prävalenz des MVS begleitet
ist [Zimmet et al. 2001]. Übergewichtige und
Adipöse haben eine hohe Belastung mit weiteren
kardiovaskulären Risikofaktoren wie hohes LDLCholesterol (LDL-C), niedriges HDL-Cholesterol
(HDL-C), hohe Triglyzeride (TG), DMT2 und Hypertonie [Manson et al. 1990; Wilcosky et al. 1990;
Denke et al. 1993 und 1994; Calle et al. 1999;
Lafortuna et al. 2012].
Die Prävalenz des MVS variiert beträchtlich zwischen den einzelnen Studien, da
es bisher keine generell akzeptierten
Kriterien für die Diagnose des Syndroms
gab [Larsson et al. 2005; Vinluan 2012].
Das MVS ist mit einem vermehrten Auftreten von
kardiovaskulären Erkrankungen verknüpft [Vinluan
2012]. Das MVS gehört, zumindest in den westlichen Industrienationen, kontinuierlich zunehmend
zu den häufigsten Volkskrankheiten: Es betrifft
nach neuesten Zahlen aus Deutschland [Hanefeld
et al. 2002], Australien und den USA [Ford et al.
2002] in den westlichen Industrienationen bereits
20 – 25 % der erwachsenen Bevölkerung.
In Italien war bei Männern und Frauen mit einem
BMI ≥35 kg/m2 in 75,9% bzw. 61,9% ein MVS
beschrieben worden [Lafortuna et al. 2012].
Die Prävalenz des MVS im Berufsalter ist
8
bei Männern höher als bei Frauen [Rothe
2008]. In der BOTNIA-Studie [Isomaa et al. 2001]
betrug die Prävalenz bei Personen mit normaler
Glukosehomöostase 10% bei Frauen und 15%
bei Männern, bei Personen mit IGT betrug die
Prävalenz des MVS bereits 42% bzw. 64%, und
schließlich ist ein manifester DMT2 in 80% mit
einem MVS vergesellschaftet. Auch nach der DIGStudie [Köhler et al. 2007] lag bei Patienten mit
DMT2 nach der IDF-Definition ein MVS in 82,6%
vor.
Das MVS erreicht epidemische Ausmaße
im mittleren und höheren Lebensalter.
Zwischen 45 und 75 Jahren konnte bei jedem zweiten US-Amerikaner [Alexander et al. 2003] ein MVS
nach den NCEP III Kriterien nachgewiesen werden.
In Deutschland wurde in diesem Altersbereich in
20 – 30% der Bevölkerung ein MVS diagnostiziert.
In der PROCAM-Studie [Assmann et al. 1998] betrug die Prävalenz des MVS bei Personen über 46
Jahre rund 25%. Es fehlen jedoch bisher aufgrund
verschiedener Definitionen vergleichbare Untersuchungen großer Bevölkerungsgruppen. Die Study
of Health in Pomerania (SHIP 2010) ergab bei 4310
Teilnehmern im Alter von 20 – 79 Jahren eine standardisierte Prävalenz des MVS in Vorpommern von
23,8% (Frauen18,6%, Männer 29,1%).
Im Alter über 70 Jahre betrug die Prävalenz bei
Frauen 44,7% und bei Männern 39,8%. Die SHIPDaten sind somit im Einklang mit vergleichbaren
Analysen aus Deutschland [Hanefeld et al. 2002],
Australien und den USA. Auch aus Lateinamerika,
Polen, Russland und Ungarn wird über eine Häufung
des MVS berichtet.
Epidemiologische Studien zeigen weltweit
in den letzten 20 Jahren eine deutliche
Zunahme des MVS – vorwiegend in einer Alters-
Epidemiologie / Ätiologie und Pathogenese
klientel über 40 Jahren – mit einer Verschiebung zu einem immer jüngeren Manifestationsalter. Inzwischen lässt sich auch bei
Jugendlichen und Kindern in 5 – 10% ein
MVS nachweisen [Rosenbloom et al. 1999].
In einer jüngeren Studie hatten 28% von adipösen
Kindern ein MVS [Gupta et al. 2011]. Epidemiolo-
gische Studien bei Migranten und in
Bevölkerungsgruppen mit raschem Übergang zu
„westlicher Lebensweise“ zeigen eine explosionsartige Zunahme und Vorverlegung der Manifestation
des MVS in jüngere Lebensjahre. Im Greisenalter
nimmt die Prävalenz wieder ab, wahrscheinlich durch
die verkürzte Lebenserwartung der Betroffenen.
Ätiologie und Pathogenese
An der Entwicklung eines MVS sind
genetische Faktoren (Suszeptibilitätsgene)
und falsche Lebensgewohnheiten in
enger Wechselwirkung beteiligt.
VERERBUNG DES MVS
Große Verlaufsbeobachtungen zeigten, dass Kinder
von Eltern mit MVS selbst ein deutlich erhöhtes
Risiko haben, an einem MVS zu erkranken.
Das Syndrom ist zu etwa 50% genetisch bedingt
[Reaven 1988; Bloomgarden 2004].
PRÄDIKTOREN FÜR MVS
Ein höherer Glykämischer Index in der Nahrung ist
positiv mit einer Insulinresistenz und der Prävalenz
des MVS assoziiert [Thanopoulou et al. 2003]. Im
Rahmen einer prospektiven Studie waren die besten
Prädiktoren für die Entwicklung eines MVS der Taillenumfang, HDL-C und Proinsulin [Palaniappan et al.
2004]. Bei Personen im Alter zwischen 12 und 19
Jahren war die Wahrscheinlichkeit dafür, ein MVS zu
haben, signifikant höher in der ersten Ter-zile von
Serum 25(OH)Vitamin D3-Spiegeln als in der dritten
Terzile von 25(OH)Vitamin D3 (odds ratio: 1.71).
Der Taillenumfang, der systolische Blutdruck und
der Insulinresistenz-Index waren invers, und HDL-C war
direkt mit dem Serum 25(OH)D verknüpft [Ganji et
al. 2011]. Optimale 25(OH)D-Spiegel waren in
einer deutschen Studie mit einer niedrigeren
Gesamt- und kardiovaskulären Sterblichkeit bei
Personen mit MVS verknüpft [Thomas et al. 2012].
INTRAABDOMINALE ADIPOSITAS
Das MVS geht typischerweise mit einer Vermehrung des intraabdominalen Fettgewebes einher.
Wesentlich für die Ausbildung dieser intraabdominalen Fettsucht sind neurohormonale Störungen in
der Steroidhormonregulation [Björntorp 1988].
TNFα und Adiponektin sind antagonistisch an der
Stimulation des nukleären Transkriptionssfaktors
kappa B (NF-κB) beteiligt [Sonnenberg et al. 2004].
Adiponektin war bei IGT vermindert und negativ
mit der Glukosekonzentration, dem HbA1C-Wert,
den TG, den Transaminasen, dem HOMA-Wert und
kardiovaskulären Risikofaktoren korreliert [Wolffson et al. 2012], TNFα induziert einen oxidativen
Stress, der pathologische Prozesse antreibt, die zu
Insulinresistenz, Hypertonie, oxidiertem LDL und
Dyslipidämie, Glukoseintoleranz, endothelialer Dysfunktion und Atherogenese beitragen.
INSULINRESISTENZ
Das intraabdominale Fettgewebe ist insulinresistent.
Deshalb kommt der Insulinresistenz eine zentrale
Rolle bei der Entwicklung des MVS zu. Eine approximative Bestimmung der Insulinresistenz kann nach
9
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
folgender Formel erfolgen: HOMA-Score [Matthews
et al.1985].
Die Insulinresistenz bewirkt:
• im Skelettmuskel: verminderte Glukoseaufnahme
• in der Leber: verstärkte Glukoneogenese und
Hemmung der Glykogenolyse
• im Fettgewebe: vermehrte Aufnahme von freien
Fettsäuren (FFS), verbunden mit einem verminderten antilipolytischen Effekt.
Der vermehrte Fluss von FFS über die Pfortader
führt zu einer verstärkten Synthese von VLDL-Partikeln und damit zu einer Dyslipidämie [Ginsberg et
al 2000; Julius 2003].
DYSLIPIDÄMIE
Aus der Insulinresistenz und der visceralen Adipositas leitet sich die für das MVS typische Dyslipidämie ab mit Erhöhung der TG, einem erniedrigten
HDL-C-Spiegel und dem Auftreten von kleinen
dichten LDL-Partikeln. Hohe Konzentrationen von
FFS können die Glukoseoxidation blocken, den
Glukosetransport verschlechtern und zu einem gestörten Glukosestoffwechsel führen [Boden 1996].
Die hepatische Insulinsensitivität wird durch die
Anflutung der FFS herabgesetzt [Björntorp 1991].
PRÄDIABETES
Die Dysglykämie mit IFG und/oder IGT, die früh im
Rahmen des Insulinresistenz-Syndroms auftritt, verstärkt die Insulinresistenz weiter über Mechanismen, die als Glukosetoxizität bezeichnet werden.
Eine chronische Hyperglykämie kann zur Hemmung der Lipidoxidation führen und damit zur
Akkumulation von intrazellulären Lipidmetaboliten
[Krebs et al. 2004]. So kann die Glukotoxizität
direkt durch eine Lipotoxizität verstärkt werden
(Glukolipotoxizität). Der gleiche Mechanismus führt
zu Störungen der Insulinsekretion und zum vermehrten β-Zellverlust [Del Prato 2009].
10
Das Risiko für die Entwicklung eines DMT2 steigt
mit der Anzahl der Komponenten des MVS.
So konnte in der WOSCOP-Studie gezeigt werden,
dass eine Diabetes-Manifestation viel wahrscheinlicher war bei Personen, die vier oder fünf Komponenten des MVS aufwiesen, als bei denen mit nur
zwei oder drei [Sattar et al. 2003]. Schließlich
konnte in der Nurses Health Study die Bedeutung
von Übergewicht für die Entwicklung eines DMT2
bei 16-jähriger Beobachtungszeit herausgestellt
werden [Hu et al. 2001]. Daneben waren auch
Defizite in der Emährung und eine absolute Alkohol-Abstinenz mit einem erhöhten Risiko für DMT2
verbunden – sogar nach Adjustierung für den BMI
[Koppes et al. 2005]. In einer prospektiven Finnischen Studie erwiesen sich zudem niedrige GesamtTestosteron-und SHBG-Spiegel als unabhängige
Prädiktoren für die Entwicklung eines MVS und
eines DMT2 bei Männern im mittleren Alter [Laaksonen et al. 2004].
HYPERTONIE
Der Blutdruck ist sowohl mit dem Insulinspiegel
als auch mit der Insulinresistenz assoziiert [Ferrannini et al. 1997]. Hyperinsulinämie verursacht eine
Natrium-Retention. Außerdem werden für die
Assoziation zwischen Insulinresistenz und Hypertonie noch die Proliferation der glatten Gefäßmuskulatur und ein veränderter Kationentransport
diskutiert [DeFronzo et al. 1991]. Es gibt eine negative Beziehung zwischen dem Blutdruck-Anstieg
und der NO-Ausscheidung im 24-h-Urin, was darauf hinweist, dass der Blutdruck-Anstieg bei
Personen mit Insulinresistenz in Beziehung steht
zu der Unfähigkeit dieser Individuen, den Grad der
Natrium-Retention durch steigende NO-Spiegel
auszugleichen [Facchini et al. 1999].
Nach Dieterle [Dieterle et al. 1968] kann die Hypertonie als ein prädiabetischer Zustand betrach-
Ätiologie und Pathogenese
tet werden. Neueste Untersuchungen zeigen, dass
beim MVS höchstwahrscheinlich die endokrine
Aktivität der Fettzellen eine wesentliche Rolle bei
der Entstehung der Hypertonie spielt. So konnten
vor kurzem Faktoren aus menschlichen Adipozyten
isoliert werden, die direkt die Aldosteronsekretion
stimulieren [Ehrhart-Bornstein et al. 2003; Lamounier-Zepter et al. 2004]. Folglich finden sich bei
Personen mit MVS gehäuft Störungen der Blutdruckregulation.
achtet werden. Auch eine gestörte Fibrinolyse
als Folge entweder einer Erhöhung der basalen
Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1-Aktivität (PAI-1)
oder einer unzureichenden Freisetzung von
Gewebe-Plasminogenaktivator ist verantwortlich
für den hyperkoagulabilen Status beim MVS
[Schernthaner 1996]. Für das MVS wurden auch
erhöhte Fibrinogen-Spiegel beschrieben, die als
Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
erkannt wurden [Temelkova-Kurtschiev 2002].
INFLAMMATION
Subklinische Entzündungszeichen sind ebenfalls
assoziiert mit MVS und könnten in die Entstehung
der Arteriosklerose involviert sein. In dem 3. National Health and Nutrition Examination Survey
wurde im Rahmen des MVS ein erhöhter Spiegel
an hochsensitivem C-reaktivem Protein (hsCRP),
an Fibrinogen sowie eine erhöhte Leukozytenzahl
gemessen [Ford 2003]. Eine Adipositas kann eine
proinflammatorische Diathese (vermehrte Produktion von Interleukin 6 und hsCRP) und eine Insulinresistenz aufrechterhalten und so die Progredienz der Glukoseintoleranz fördern. Das hsCRP
erwies sich als prädiktiv sowohl für einen DMT2
als auch für kardiovaskuläre Erkrankungen [Sattar
et al. 2003; Chiu et al. 2012]. Außerdem vermindert die Adipositas die Expression von Adiponektin
[Chandran et al. 2003], das sowohl antiinflammatorisch wirkt als auch die Insulinempfindlichkeit
der Zielorgane verbessert [Maeda et al. 2002] und
mit erhöhtem HDL-C verbunden ist [Cnop et al.
2003].
FETTLEBER (NAFL/NASH)
Typisch für das MVS ist das Auftreten einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFL). Die nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) kann nur unter Berücksichtigung klinischer Gegebenheiten histologisch erkannt werden. Die Steatosis hepatis ist mit
Adipositas, erhöhten TG, kleinen dichten LDL-Partikeln, erniedrigtem HDL-C, pathologischer Glukosetoleranz und Hypertonie verbunden [Sanyal et
al. 2001; Chatrath et al. 2012]. Durch den vermehrten Fluss der FFS zur Leber kommt es zu einer gesteigerten Fettsäure-Oxidation, die oxidativen
Stress hervorruft sowie zur de novo Triglyzeridsynthese führt, was die Leberverfettung bedingt.
GERINNUNGSSTÖRUNGEN
Die Faktoren VII, VIII und der von-Willebrand-Faktor sind glykämieabhängig. Weiterhin konnte eine
positive Korrelation zwischen der Faktor-VII-Aktivität und der Chol- und TG-Konzentration beob-
PCO-SYNDROM
Auch das Syndrom der Polyzystischen Ovarien
(PCO) wird zunehmend als Facette des MVS gesehen und entsprechend behandelt [Dunaif 1997;
Hudecova et al. 2011].
SCHLAFAPNOE-SYNDROM
Ebenso ist das Schlafapnoesyndrom nicht nur über
die Adipositas mit dem MVS assoziiert.
Wahrscheinlich wird über die nächtlichen ApnoeEreignisse mit Sympathikusaktivierung direkt die
Insulinresistenz getriggert [Harsch et al 2004].
Das obstruktive Schlafapnoesyndrom ist auch un11
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
abhängig von der in der Regel vorliegenden Adipositas allein aufgrund der Schlaffragmentierung
mit einer erhöhten Insulinresistenz assoziiert
[Gins-berg 2000; Coughlin 2004; Breuer 2009;
Donga 2010; Stamatakis 2010]. Die metaboli-
schen Störungen und die damit assoziierte
Fibrinogenerhöhung steigern die Blutvisko-sität
und interagieren mit der Insulinresistenz als
Circulus vitiosus auf die Progression des Schlafapnoesyndroms.
Natürlicher Verlauf des MVS
Über Entstehung und Verlauf des MVS ist wegen
des Fehlens prospektiver Studien, insbesondere im
Jugendalter, wenig Verlässliches bekannt [Kahn et
al. 2005].
Neben dem genetischen Profil (z. B. Familienanamnese für DMT2) sind Beginn und Ausprägung der Krankheiten des MVS in hohem Maße
von Über- und Fehlernährung und Bewegungsmangel abhängig (s. Abb.1).
Am Anfang steht zumeist eine intraabdominale Adipositas, die den anderen Erkrankungen
um 5 – 10 Jahre vorausgeht. Die damit assoziierte Insulinresistenz kann nicht als alleinige
Ursache aller Komponenten des MVS gelten.
Fettzellpathologie, Inflammation und auch neue
Komponenten wie Verschiebungen in der Darmflora und nicht zuletzt psychosoziale Störungen
und depressive Reaktionen wurden als treibende
Kraft für den globalen Tsunami des MVS in letzter
Zeit erkannt.
12
Eine wichtige frühe Komponente ist auch die
nichtalkoholische Fettleber als Symptom und
Ursache der Insulinresistenz. Die „kranke Fettzelle“ führt zu Insulinresistenz, Adiponektinmangel
und erhöhtem Zufluss von FFS zur Leber und zur
Muskulatur, so dass sich ein circulus vitiosus entwickelt, in dessen Folge die anderen
Komponenten – Dyslipidämie, Hypertonie
und Hyperglykämie – entstehen [Meigs et al.
1998]. Im mittleren Lebensalter manifestiert sich
das MVS meist zuerst als Dyslipidämie oder
Hypertonie [Hanson et al. 2002; Laaksonen et
al. 2002]. Im höheren Lebensalter wird die
Hyperglykämie zum wichtigsten Leitsymptom
[Rathmann et al. 2003]. Das gilt besonders dann,
wenn bei den Patienten eine Koronare Herzkrankheit (KHK) diagnostiziert wird
[Norhammar et al. 2002]. In diesem Falle ist deshalb ein 75g-oGTT obligatorisch.
Der Anstieg der Komorbiditäten, besonders
der KHK, verläuft dazu parallel und beginnt im
4. – 5. Lebensjahrzehnt (s. Abb. 1).
Natürlicher Verlauf des MVS
niedriges
HDL-C
e
i nr
Insul
Infl
Gerin
nu
ng
am
u ng
tör
n
tio
ma ten z
s
i
s

Hypertriglyzeridämie
ss
erhöhter
Blutdruck
vaskuläre
Komplikationen

visceraler
Adipositas


FFS
Hyperglykämie
• Viszerale Adipositas
• Fettleber
• ektopes Fett in Organen
• endotheliale Dysfunktion
Metabolisch/hormonale und
vaskuläre Störungen



Lebensstilfaktoren
• Über- und Fehlernährung
• Bewegungsmangel
• psychosoziale Faktoren
• pathologische Darmflora
• Medikamente
Insulinresistenz/Insulinsignaldefekte
subklinische Inflammation
Gerinnungsstörung
Hypothalamisch-hypophysäre Dysregulation


•
•
•
•
Suszeptibilitätsfaktoren:
• Genetische Disposition:
Polygene Variationen
(individuelle sowie ethische
Faktoren)
• Altern, Depressionen
• Fettgewebspathologie
• mitochondriale Defekte
Abb.1 Molekulare, metabolische & Umweltfaktoren als pathophysiologische
Grundlage des MVS
13
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Diagnostisches Konzept und Früherkennung des MVS
Die Diagnose eines MVS ist – in Anlehnung an
ATP III – klinisch zu stellen, wenn ≥3 der genannten Risikofaktoren vorliegen (s. Tab. 1 Rückseite).
Wenn nur ein oder zwei Faktoren vorliegen, d. h. wenn die Kriterien eines MVS noch
nicht erfüllt sind, richtet sich das diagnostische
Vorgehen nach den bekannten Leitlinien
(Adipositas-Leitlinie, Hypertonie-Leitlinie,
Fettstoffwechsel-Leitlinie, Diabetes-Leitlinien).
Grundsätzlich sollte bei Manifestation einer
Facette des MVS stets nach den anderen
Facetten gesucht werden, da diese oft schon im
Latenzstadium nachweisbar sind und hier die
besten Aussichten für eine primäre
Prävention der anderen Krankheiten und der
damit verbundenen Gefäßkomplikationen
gegeben sind (s. Tab. 2).
Deshalb sollte immer eine komplette Diagnostik erfolgen!
Tab. 2 Prävalenz der differenten Phänotypen des MVS in der DIG-Population
(DIG-Studie) [Hanefeld et al. 2007]
Phänotyp
Gesamtpopulation
Männer
Frauen
DM+RR+TG (%)
55,9
57,1
54,6
DM+RR+Adipositas (%)
50,7
45,3*
55,6*
DM+TG+Adipositas (%)
33,7
31,1*
36,6*
DM+RR+HDL (%)
9,7
10,6
8,6
DM+HDL+TG (%)
8,4
8,7
7,9
DM+HDL+Adipositas (%)
5,6
5,6
5,6
DM+RR+TG+Adipositas(%)
31,9
29,5*
34,6*
DM+RR+HDL+TG (%)
7,8
8,3
7,2
DM+RR+HDL+Adipositas (%)
5,3
5,5
5,2
DM+HDL+TG+Adipositas (%)
4,7
4,8
4,6
DM+RR+HDL+TG+Adipositas (%)
4,4
4,6
4,2
74,4
73,2
75,8
MVS insgesamt (%)
*signif. Unterschiede p < 0,001
14
ADDENDUM
ZUR DIAGNOSTIK DES
MVS
15
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Diagnostik der intraabdominalen Adipositas
(s. auch Adipositas-Leitlinie der Deutschen
Adipositas Gesellschaft [Hauner et al. 2005])
Diagnostik der Dyslipidämie bei MVS
(s. auch Praxis-Leitlinie Fettstoffwechselstörungen [FKSD 2011]
und National Cholesterol Education Program [ATP III 2001])
Eine intraabdominale Adipositas kann angenommen
werden bei einem Taillenumfang von:
> 94 cm (Männer)
4 erhöhtes Risiko
> 80 cm (Frauen)
bzw.
> 102 cm (Männer)
4 stark erhöhtes Risiko
> 88 cm (Frauen)
[EASO 2002; Lean et al. 1995]
Erhöhte Triglyzeride (TG) und ein niedriges HDLCholesterol (HDL-C) sind zentrale Komponenten des
MVS [Menuet et al. 2005; Robins 2005] (s.Tab.4).
Wichtiger als das Ausmaß des Übergewichts (BMI, s. Tab.3) ist
das Fettverteilungsmuster, d. h. das Ausmaß der intraabdominalen Adipositas (Taillenumfang!), das das metabolisch-vaskuläre
Risiko entscheidend mitbestimmt (s. oben).
Tab. 3 Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen
anhand des BMI [WHO 2000]
Kategorie
Normalgewicht
Übergewicht
Adipositas Grad I
Adipositas Grad II
Adipositas Grad III
Adipositas Grad IV
BMI (kg/m2)
18,5 – < 25
25 – < 30
30 – < 35
35 – < 40
≥ 40
≥ 50 („Super-Obesitas“)
Messung des Taillenumfangs
zur Abschätzung der intraabdominalen Fettdepots:
Mitte zwischen unterem Rippenbogen und Crista iliaca
[Seidell et al. 1996].
16
Das MVS ist häufig auch mit leicht erhöhten LDL-CWerten und mit einer Vermehrung der kleinen, dichten LDL (small dense LDL) verbunden (sog. Lipid-Trias).
Z. B. ist die familiär kombinierte Hyperlipoproteinämie
(HLP) eine Sonderform, die in einem hohen Prozentsatz mit
mehreren Erkrankungen des MVS kombiniert auftreten kann.
Tab. 4 Kriterien der Dyslipidämie bei MVS
[Cleeman et al. 2001]
Hypertriglyzeridämie
TG > 1,7 mmol/l
≥ 150 mg/dl
und/
oder
HDL-Defizit
Männer
HDL-C < 1,0 mmol/l
<40 mg/dl
Frauen
HDL-C < 1,3 mmol/l
<50 mg/dl
Bestimmung der Lipidparameter
sollte nüchtern nach einer mindestens 8-stündigen, besser 12stündigen Nahrungskarenz erfolgen, wobei die Abnahme unter
üblichen Ernährungs- und Lebensbedingungen durchzuführen ist
(keine Umstellung der Ernährung vor der Blutabnahme, keine
Abnahme bei Zweiterkrankung).
Unter Praxisbedingungen ist die Bestimmung der gesamten
Lipid-Trias TG, HDL-C, LDL-C (und evtl. Gesamt-C) notwendig.
ADDENDUM
Diagnostik eines (Prä-)Diabetes bei MVS
(s. Praxis-Leitlinie DMT2 der Fachkommission Diabetes [FKDS
2009] und Nationale Versorgungs-Leitlinie [ÄZQ 2012])
Als Prädiabetes werden die Vorstadien des
DMT2, wie die gestörte Nüchternglukose (IFG) und
die gestörte Glukosetoleranz (IGT), bezeichnet
(s. Tab. 5):
Diagnostik eines erhöhten Blutdrucks bei MVS
(s. auch Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga [Deutsche Hochdruckliga 2008; update 2011], der European Society of Hypertension [European Society of Hypertension 2003] und JNC 7
[Lenfant et al. 2003])
Ein erhöhter Blutdruck liegt beim MVS bereits ab
130/85 mmHg vor.
Zur Definition des DMT2: s. Praxis-Leitlinie Diabetes mellitus Typ 2 der Fachkommission Diabetes FKDS 2009 bzw.
Nationale Versorgungs-Leitlinie DMT2.
Aufgrund aktueller Daten wird von der Deutschen Hochdruckliga
bei DMT2 ein Zielblutdruck von 130 – 140/80 – 85mmHg angegeben [Deutsche Hochdruckliga 2008; update 2011]. In den
revidierten Empfehlungen der Europäischen Hypertonie-Leitlinie
2009 wird empfohlen, eine antihypertensive Therapie bei
Diabetikern zu beginnen, wenn Werte ≥140/≥90mmHg vorliegen [Mancia 2009].
Tab. 5 Kriterien des Prädiabetes
[ADA / WHO 2003]
Tab. 6 Blutdruckklassifikation
[Deutsche Hochdruckliga 2008; update 2011]
Gestörte Nüchternglukose (NG) und/oder
Plasmaglukose
nüchtern
> 5,6 – < 7,0 mmol/l
≥100 – <125mg/dl
Blutdruckklassen*
Gestörte
Glukosetoleranz
Plasmaglukose
2h p.p. im 75-g-oGGT
> 7,8 – < 11,1 mmol/l
≥140 – <200mg/dl
Bestimmung der Glukoseparameter
Bei Vorhandensein von mindestens 2 Komponenten des MVS
sollte stets eine Nüchtern-Plasma-Glukosebestimmung
vorgenommen werden.
Bei einer Nüchternplasmaglukose >5,6 mmol/l und/oder HbA1c
>5,7% sollte anschließend ein 75-g-oGTT durchgeführt werden zur Erkennung einer zusätzlichen IGT oder eines DMT2.
Systolischer
Blutdruck
(mmHg)
Normal
< 130
Erhöht
130 – < 140
Leichte Hypertonie 140 – < 160
(Grad 1)
Mittelschwere
160 – < 180
Hypertonie
(Grad 2)
> 180
Schwere Hypertonie
(Grad 3)
Isolierte systolische
> 140
Hypertonie
Diastolischer
Blutdruck
(mmHg)
< 85
85 – < 90
90 – < 100
100 – < 110
> 110
* Wenn systolischer und diastolischer Blutdruck in unterschiedliche Klassen fallen, ist die höhere Klasse relevant.
Ablesung und Dokumentation sollte auf mmHg genau
erfolgen.
17
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Verfahren der Blutdruckmessung
1. Gelegenheitsmessung durch den Arzt
• Standardisierte Blutdruckmessung
im Sitzen nach 5 Min. Ruhe
• Bezugspunkt der Messung: mittleres Sternumdrittel
(Herzhöhe).
• Messort: Zunächst wird an beiden Oberarmen der Blutdruck
gemessen. Sofern nicht an beiden Armen gemessen wird,
kann eine Hypertonie in bis zu 18% übersehen werden
[Breuer 2004].
Wenn bei sequenziellen Messungen an beiden Armen ein
Blutdruckunterschied bestehen bleibt, so sollte fortan an dem
Arm mit dem höheren Blutdruck gemessen werden.
Bei einer Differenz >20/10 mmHg ist eine angiologische
Diagnostik ratsam.
• Manschettenumfang:
Wird eine zu kleine Manschette gewählt, resultiert eine
Überschätzung des Blutdrucks um bis zu 30 mmHg und
umgekehrt.
Nach dem Oberarmumfang werden folgende Manschetten
empfohlen:
Umfang <24 cm
10 x 18 cm
Umfang 24 – 32 cm
12 – 13 x 24 cm
Umfang 33 – 41 cm
15 – 17 x 30 cm
Umfang >41 cm
18 x 36 cm
Die aufblasbare Gummimanschette sollte ca. 80% des Oberarmes umschließen.
• Die auskultatorische Lücke wird umgangen, indem bei der
ersten Messung der systolische Blutdruck palpatorisch erfasst
und die Manschette um 30mmHg über diesen aufgeblasen
wird.
2. Die Blutdruckselbstmessung
durch den Patienten wird ausdrücklich empfohlen, weil sie
eine Praxishypertonie demaskiert, eine bessere Klassifizierung
durch viele Messwerte ermöglicht, zur Therapieüberwachung
beiträgt und die Compliance verbessert.
Die Anwendung von Geräten zur Messung am Oberarm ist
weniger störanfällig, als die Verwendung von Geräten, die am
Unterarm messen [Menjen 2011]. Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) sind automatisch
messende Geräte oft nicht in der Lage eine genaue Messung
durchzuführen. Empfehlenswerte Blutdruckselbstmessgeräte
mit dem Prüfsiegel der DHL sind unter www.hochdruckliga.de
zu finden.
Über die hohe Blutdruckvariabilität bei der Selbstmessung zu
Hause müssen Patienten informiert weden, um nicht aufgrund
innerer Anspannung und negativer Erwartungshaltung Blutdruckkrisen zu fördern [Middele 2011].
18
3. Ambulante Blutdruckmessung (ABDM):
Die beste Methode zum Nachweis einer Hypertonie ist die ABDM.
Die Blutdruckregistrierung über 24 Stunden weist eine hohe
Messdichte am Tag (alle 15 Min.) und in der Nacht (alle 30 Min.)
auf, deckt einen inversen Tag-Nacht-Rhythmus auf (DD: sekundäre Hypertonie) insbesondere Schlafapnoesyndrom und trägt zur
Therapieüberwachung bei. Eine ABDM sollte durchgeführt werden bei Patienten mit MVS, wenn wiederholt Werte >130/85
mmHg gemessen wurden. Die Therapiekontrolle einer medikamentösen Einstellung und ggf. Adaptation macht zur Erfassung
der optimalen Medikamentenwirkung in der Regel nach einem
Monat Sinn. Sofern der systolische Blutdruck >20 mmHg und
der diastolische >10 mmHg über dem Zielblutdruck liegen, ist
als initiale Therapie eine Kombinationstherapie zu erwägen
[Lenfant et al. 2003]. Fixkombinationen zur Optimierung der
Compliance werden empfohlen [Mancia 2009].
Klassifizierung (ABDM):
• 24-Std.-Mittelwert
< 130/80 mmHg
• Tagesmittelwert
< 135/85 mmHg
• Nachtmittelwert
≥ 120/75 mmHg
Die Definition einer Hypertonie wird durch das Überschreiten
des Tagesmittelwertes gestellt [Lüders et al. 2005]. Dipping liegt
bei fehlender Nachtabsenkung unter 10% vor [Middele 2011].
Messtechnik für die ABDM [Lüders et al. 2005]:
• Die Messgenauigkeit des eingesetzten Gerätes sollte nach
einem anerkannten Protokoll (z.B. DIN 58130 oder nach dem
internationalen Protokoll der European Society of Hypertension) validiert sein.
• Beim Anlegen des Gerätes sollten zwei Kontrollmessungen
mittels Standard-Blutdruckmessgerät durchgeführt werden,
um etwaige Abweichungen des ABDM-Gerätes sofort zu
erkennen.
• Sofern keine seitenabhängigen Blutdruckunterschiede von
mehr als 10 mmHg vorliegen, sollte die Blutdruckmanschette
am nicht-dominanten Arm angelegt werden, um die Gefahr
von Bewegungsartefakten zu reduzieren.
• Jeder Patient muss eine Einweisung in den Messablauf erhalten. Auf die Vermeidung des häufigsten Fehlers durch Armbewegungen des Patienten während der Messung ist bei Anlage
der Apparatur besonders hinzuweisen.
• Wie bei der konventionellen Blutdruckmessung ist auch bei
der ABDM die Manschettengröße dem Oberarmumfang anzupassen (s. oben).
4. Systolische Blutdruckmessungen unter Belastung
werden nicht als Routinebestimmung empfohlen aufgrund
nicht ausreichender Datenlage hinsichtlich einer über die konventionelle Blutdruckmessung hinausgehenden zusätzlichen
Relevanz und aufgrund pathophysiologischer Imponderabilien
[European Society of Hypertension 2003].
Risikostratifizierung beim MVS
Risikostratifizierung beim MVS
Um Fehl-, Unter- und Überversorgung zu vermeiden, ist die sorgfältige Risikostratifizierung vor
Einleitung einer effektiven und angemessenen
Therapie sowie für die Festlegung der individuellen Therapieziele notwendig. Da jede
einzelne zusätzliche Komponente des MVS das
kardiovaskuläre Risiko weiter ansteigen lassen
kann, ist es wichtig, das absolute Risiko einer Person in Bezug auf eine KHK zu bestimmen.
Die Kategorie des Risikos bestimmt die Intensität
des weiteren Vorgehens.
Vom individuellen Risiko abhängig
sind Therapieziele sowie Art und Umfang
der Differential-Therapie.
Neuere Daten ermöglichen auf der Basis epidemiologischer Studien (Bsp. Framingham [Wilson et
al. 1998], PROCAM [Assmann et al. 2002], SCORE
[De Backer et al. 2003], UKPDS [Stevens et al.
2001]) eine Kalkulation (Schätzung) des
Individualrisikos.
Das individuelle Risiko wird determiniert
durch:
• Anzahl und Ausprägung genetischer Faktoren
einschließlich Geschlecht und Alter
• beeinflussbare Risikofaktoren
wie Rauchen, körperliche Aktivität und
Ernährung, intraabdominale Adipositas, hoher
Blutdruck, Störungen des Fett- und Kohlenhydrat-(KH-) Stoffwechsels, proinflammatorischer
Status, psychosoziale Risikokonstellation.
Bei manifestem DMT2 besitzen Blutdruck und
LDL-C die größte Bedeutung als Risikofaktoren.
Definition Risikostratifizierung beim
MVS:
Das MVS bezeichnet ein kardiovaskuläres Hochrisikoprofil, das aus einem Cluster von Risikofaktoren besteht.
Jede einzelne Komponente des MVS
bedeutet ein erhöhtes kardiovaskuläres
Risiko, aber in Kombination vervielfacht
es sich [Stamler et al. 1989].
Wie aus konsistenten Daten großer Studien hervorgeht, ist das höchste Mortalitäts-Risiko für Patienten mit MVS und kardiovaskulären Erkrankungen oder kardiovaskulären Majorereignissen in
der Anamnese gegeben. Das individuelle Risiko
wird durch zusätzliche Begleit- und Folgeerkrankungen wesentlich erhöht. Das 10-Jahres-Risiko
für ein kardiovaskuläres Ereignis wird am besten
mittels des PROCAM -Scores (www.chd-taskforce.de) bestimmt, um Personen zu identifizieren,
die ein so hohes Risiko haben, dass eine intensivierte Therapie gerechtfertigt ist [Assmann et al.
2002]. Das Risiko wird anhand der erreichten
Punktzahl sehr detailliert fortlaufend bestimmt
(www.chd-taskforce.de).
Eine Zusammenfassung in Risikokategorien ist empfehlenswert:
<10%, 10 – 20%, 20 – 30% und >30%.
Ein 10-Jahres-Risiko von >30% stellt die höchste
Risikokategorie dar und entspricht dem Risiko
einer Person mit einer bekannten KHK oder mit
DMT2 (KHK-Risikoäquivalent).
Für manifeste Diabetiker kann zur Risikostratifizierung auch der UKPDS-Risiko-Score
[Stevens et al. 2001] benutzt werden, der die
Einstellungsqualität des DMT2 mit berücksichtigt
(HbA1c-Werte).
19
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse kann bei
Patienten mit MVS weiter erhöht werden durch
einen proinflammatorischen Zustand, der
sich z.B. in einem einhöhten CRP widerspiegeln
kann [Ridker 2003].
Als erhöht bzw. kritische Grenzwerte gelten dabei
hsCRP-Konzentrationen über 1 bzw. 3 mg/l
[Myers et al. 2004].
Nach aktuellen Daten aus der PREVEND-Studie
steigt beim MVS mit erhöhtem CRP nicht nur das
Risiko für eine kardiovaskuläre Neuerkrankung,
sondern auch für eine chronische Niereninsuffizienz. Gleiches gilt auch für eine Mikroalbuminurie [Van der Velde 2012].
Es ist auch anzunehmen, dass der mit dem MVS
assoziierte prothrombotische Status
[Godsland 2005; Nieuwdorp 2005, Coffey 2011]
am MVS-induzierten kardiovaskulären Risiko
wesentlich beteiligt ist.
PROCAM-Score
www.assmann-stiftung.de oder
www.chd-taskforce.de [Assmann et al. 2002]
Unter www.chd-taskforce.de findet man
PROCAM health check:
Benötigt werden folgende Angaben:
• Alter, Geschlecht
• Raucher
• bekannter Diabetes oder Nüchternplasmaglukose ≥6,66 mmol/l
• positive Familienanamnese Herzinfarkt
• systolischer Blutdruck (Bereich 100 – 225 mmHg)
• LDL-C Bereich 1,9 – 6,5 mmol/l
• HDL-C Bereich 0,6 – 1,9 mmol/l
• Triglyzeride Bereich 0,6 – 4,6 mmol/l
• Alternativ kann die Einheit auf mg/dl
eingestellt werden
Die Seite www.assmann-stiftung.de arbeitet in
Deutsch.
20
Therapieziele beim MVS
Therapieziele beim MVS
Generelle Therapieziele
• Vermeidung des Fortschreitens der Krankheiten
des MVS,
• primäre Prävention von DMT2 und kardiovaskulären Erkrankungen, die ihren Ursprung
im MVS haben,
in dem die Patienten aus ihrem hohen bzw. höchsten Risikobereich herausgeführt werden (in der
Regel eine Stufe tiefer).
Die Festlegung der Zielwerte erfolgt
stets nach der Risikostratifizierung
(s. S. 19 – 20), d. h. die Zielwerte werden in
Abhängigkeit vom Vorliegen des Risikos (bzw.
anderer Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen)
definiert:
Die Anzahl und die Ausprägung bestehender
Risikofaktoren und bereits vorhandene Gefäßveränderungen bestimmen sämtliche Therapieziele
bzw. Zielwerte. Die (Individual-)Prognose und der
Zustand des Patienten sind stets zu berücksichtigen. Bis jetzt existieren jedoch keine allgemein
anerkannten Therapieziele für das MVS als
Ganzes, außer für die einzelnen Krankheiten als
Komponenten des Clusters.
Da alle bisherigen Definitionen des MVS (IDF-Consensus [Eckel et al. 2005; Alberti 2009], NCEP-IIIKriterien [ATP III 2002], die WHO-Definition [WHO
1999] und die deutschen Definitionen (Def. Tab.1)
[Hanefeld et al. 1981]) mindestens drei Krankheiten (oder deren Vorstadien) des sog. „tödlichen Quartetts“ [Kaplan 1989] erfordern, um die
Diagnose zu rechtfertigen, verkörpern diese
Patienten eine „Hochrisikogruppe“.
Ein Wegweiser für die Kategorisierung und die
Festlegung von Therapiezielen beim MVS sollte –
beispielsweise entsprechend dem NCEP-III-Programm für Risikokategorien – der Nachweis von
kardiovaskulären Erkrankungen
(Myokardinfarkt, dokumentierte KHK, Schlaganfall,
AVK) sein: Wenn das MVS mit arteriosklerotischen
Krankheiten assoziiert ist, sollten für diese Personen die Kriterien des „sehr hohen Risikos“
zutreffen [Isomaa et al. 2001].
Durch Extrapolation sollte das globale Risiko für
kardiovaskuläre Ereignisse als ein Wegweiser benutzt werden, um Zielgrößen und Risikokategorien
für Patienten mit MVS zu definieren. Gegenwärtig
schließt die Tab. 7 arbiträre Grenzwerte für die
Hyperglykämie und die Dyslipidämie ein, die nicht
evidenzbasiert sind, sondern Extrapolationen von
epidemiologischen Studien darstellen. Sie zeigen,
dass das Risiko entlang eines Kontinuums
ansteigt, das weit unterhalb von akzeptierten
Grenzwerten für einzelne Krankheiten des MVS
beginnen kann.
 CAVE:
Beim MVS sind stets mindestens drei
Faktoren vorhanden. Deshalb gibt es
beim MVS kein niedriges Risiko!
21
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Tab. 7 Anzustrebende Zielwerte beim MVS
(in Anlehnung an ATP III [ATP III 2002] und Hanefeld
[Hanefeld et al. 2005])
Zielwerte
Einheit
Anteil
MVS mit > 3 Faktoren
KHK-10-J-Risiko > 30%
(sehr hohes Risiko)
anzustrebender → optimaler
Zielwert
Diese strengen Zielwerte
sollen allmählich, schrittweise erreicht werden.
In der Praxis sind zunächst individuelle risikoadjustierte
Therapieziele zu vereinbaren.
Gewicht
Taillenumfang
%
cm
TG
mmol/l
mg/dl
HDL- C
mmol/l
mg/dl
mmol/l
mg/dl
Männer
Frauen
Reduzieren um > 5 %
< 102
< 88
< 1,7
< 150
Männer
Frauen
> 1,1
> 43
> 1,3
> 50
LDL- C
mmol/l
mg/dl
< 2,6 → 1,8*
< 100 → 70
RR
mmHg
< 140/85 →130/80**
NüchternPlasmaglukose
mmol/l
mg/dl
< 5,6
< 100
pp. Glukose
mmol/l
mg/dl
< 7,8
< 140
HbA1c
%
mmol/mol
< 6,5*** (bei Diabetikern)
< 48
*
Aufgrund von Studiendaten [Cannon et al. 2004; Colhoun et al. 2004;
Nissen et al. 2004] wird diskutiert, eine LDL-C-Senkung auf < 2,6 mmol/l
(100 mg/dl) dann anzustreben, wenn das KHK-Risiko in den nächsten 10 Jahren
>20 % liegt. Bei Hochrisikopatienten, wie z. B. mit Diabetes und KHK oder
KHK mit multiplen Risikofaktoren ist das LDL-C auf < 1,8 mmol/l
(<70 mg/dl) abzusenken. Auch bei Hochrisikopatienten mit einem niedrigen
LDL-C-Ausgangswert zwischen 2,6 und 3,4 mmol/l (100 – 130 mg/dl) sollte der
LDL-C-Wert um mindestens 30 – 40% abgesenkt werden.
(s. auch Praxis-Leitlinie Fettstoffwechselstörungen 2012) [FKDS 2012].
** Bei jungen Menschen normale Werte!
*** Ohne Diabetes normale Werte. Bei älteren Langzeitdiabetikern (mit bereits vorhandenen kardiovaskulären Komplikationen) sind die Zielwerte jedoch moderater einzustellen (HbA1c bis 7,0%).
22
Therapieziele beim MVS
Empfohlene Häufigkeit von
Kontrolluntersuchungen
 Die Kontrolle der Laborparameter sollte
mindestens halbjährlich erfolgen in
Abhängigkeit vom individuellen Risiko, von der
Höhe der Werte bzw. der laufenden Therapie,
um das Fortschreiten des MVS und den Therapieerfolg ausreichend beurteilen zu können.
 Zusätzlich sollte der Patient zur eigenverantwortlichen Selbstkontrolle von Blutdruck
und Gewicht angehalten werden.
BEHANDLUNGSZIEL KÖRPERGEWICHT /
TAILLENUMFANG (BEI MVS)
Für die Adipositas könnte das wünschenswerte
Körpergewicht die Zielgröße sein, mit Taillenumfängen von ≤ 80 cm (Frauen) und ≤ 94 cm (Männer). Dies sind jedoch in der Regel keine realistischen Ziele. Lebensstilinterventions-Studien bei
Personen mit IGT zur Prävention des DMT2 haben
gezeigt, dass eine Reduzierung des Übergewichts
um etwa 5% eine realistische Zielgröße war, die
signifikant zur Prävention des DMT2 beitrug und
assoziierte Komponenten des MVS verbesserte
[Pan et al. 1997; Tuomilehto et al. 2001; Knowler
et al. 2002].
Eine Lebensstilmodifikation mit den Zielen von ca.
7% Gewichtsreduktion und 150 Minuten körperlicher Aktivität pro Woche verminderte die Inzidenz
von neu entdecktem DMT2 um bis zu 58% [Pan et
al. 1997; Tuomilehto et al. 2001; Knowler et al.
2002]. Ein mittlerer Gewichtsverlust von 5,6 kg
reduzierte die Inzidenz von DMT2 auf 4,8 pro 100
Patientenjahre, die „number needed to treat“
(NNT) war 7, d. h. es mussten 7 Patienten behandelt werden, um eine Diabetesmanifestation zu
verhindern.
Da Adipositas eine chronische Erkrankung mit hoher Rezidivrate ist, sollte über die eigentliche Phase
der Gewichtsreduktion hinaus eine langfristige
Gewichtskontrolle erreicht werden. Dabei ist die
Stabilisierung des reduzierten Gewichts bzw. eine
fortdauernde mäßige Gewichtsabnahme dem Streben nach Normalgewicht vorzuziehen [SIGN 1996].
BEHANDLUNGSZIEL BLUTFETTE (BEI MVS)
Zielwerte für HDL-C und TG s. Tab. 7. Aufgrund
neuer Studiendaten [HPS 2002; Cannon et al.
2004; Colhoun et al. 2004; Nissen et al. 2004]
wird diskutiert, bei Patienten mit sehr hohem Risiko,
d. h. wenn die Wahrscheinlichkeit für ein Koronarereignis in den nächsten 10 Jahren über 30% liegt,
das LDL-C auf <1,8mmol/l (<70 mg/dl) zu senken.
Wenn das KHK-Risiko in den nächsten 10 Jahren
zwischen 10 und 20% liegt, ist eine LDL-C-Senkung auf <2,6mmol/l (100mg/dl) zu empfehlen.
BEHANDLUNGSZIEL BLUTDRUCK (BEI MVS)
Die in Tab. 7 empfohlenen Blutdruckwerte basieren auf den Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga [Deutsche Hochdruckliga 2008; update 2011].
Sogar eine scheinbar kleine Reduktion des Blutdrucks (RR) hat einen signifikanten präventiven
Effekt auf kardiovaskuläre Ereignisse. Eine Reduktion des systolischen RR um 3mmHg führte zu
einer 8%igen Reduktion der Schlaganfall-Mortalität und zu einer 5%igen Reduktion der Mortalität an KHK [Stamler et al. 1989].
BEHANDLUNGSZIEL BLUTZUCKER (BEI MVS)
Frühzeitig und risikoadjustiert ist eine normnahe
Einstellung des Nüchtern- und postprandialen
Blutzuckers sowie von HbA1c (Gluko-Trias) anzustreben [Turner et al.1999]. Bei Patienten mit KHK
besteht ein hohes Gafährdungspotential für
Hypoglykämien mit konsekutiven kaardiovaskulären Komplikationen, insbesondere Arrhythmien.
23
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Primäre Prävention des MVS
Obwohl in den letzten Jahrzehnten in der Therapie
des MVS durch verbesserte Behandlungsmethoden
viel erreicht wurde, stehen wir nach wie vor – insbesondere durch die Zunahme der Zahl von Patienten mit DMT2 – vor einem medizinischen, sozialen
und ökonomischen Problem [Zimmet et al. 2001].
Das MVS (und insbesondere der DMT2) sind für
eine wirksame Primärprävention prädestiniert, da
ein Großteil der Erkrankungen – neben genetischen Faktoren – durch den Lebensstil bedingt ist
und diese Erkrankungen durch entsprechende
Interventionen beeinflussbar sind.
Die Ergebnisse von mehreren großen internationalen Studien [Pan et al. 1997; Eriksson et al. 1999;
Tuomilehto et al.2001; Chiasson et al. 2002;
Knowler et al. 2002;] belegen mit hoher Evidenz,
dass die Prävention der Facetten des MVS (insbesondere des DMT2) mit einer Lebensstil-Intervention in bis zu 60% oder mit einer frühen
medikamentösen Intervention in 25% –
31% bei Risikopersonen mit einer IGT möglich
und erfolgreich durchführbar ist.
dreijährigen Verlaufskontrolle erreicht werden.
Die entscheidende Wirkvariable zur Senkung der
Diabetesinzidenz war dabei die erreichte Gewichtsreduktion.
Zur Prävention des MVS als Primärziel
wurden jedoch bisher noch keine Daten
über kontrollierte klinische Studien (mit
ganzheitlichem Ansatz) publiziert.
MEDIKAMENTÖSE PRÄVENTION (DES MVS)
Bemerkenswert sind die Resultate von Xenical in
der XENDOS-Studie [Torgerson et al. 2004], in der
das Risiko von Patienten mit einer IGT, einen
DMT2 zu entwickeln, untersucht wurde. Bei denen,
die Orlistat erhielten und ihre Lebensgewohnheiten
modifizierten, lag das Risiko um 37% niedriger
als bei jenen, die allein ihren Lebensstil änderten.
LEBENSSTIL-INTERVENTION (DES MVS)
In verschiedenen Studien (der DQDPS [Pan et al.
1997] sowie der DPS [Eriksson et al. 1999,
Tuomilehto et al. 2001], in denen der Effekt
einer Lebensstil-Modifikation (durch intensivierte Diätschulung und Bewegungsprogramme)
auf die Konversion vom IGT-Stadium zum DMT2
untersucht wurde, konnte eine Diabetes-Risikoreduktion um 46% bzw. um 58% in einer
24
Als Ergebnis dieser Studien wurden folgende
Richtwerte zur Lebensstil-Intervention formuliert, deren Einhaltung/Umsetzung entscheidend für eine Verhinderung bzw. Verzögerung
des DMT2 und damit des MVS ist:
1. Gewichtsreduktion um 7%
2. körperliche Aktivität (150 Minuten/Woche)
3. faserhaltige Ballaststoffe (15g/1000 kcal
Nahrungsaufnahme)
4. Fettanteil maximal 30% der tgl. Gesamtenergiezufuhr sowie
5. Anteil gesättigter Fettsäuren maximal 10% der
tgl. Gesamtenergiezufuhr
Notwendig ist die Umsetzung der Ergebnisse mit
Modellen, die eine gezielte Prävention für die breite Bevölkerung ermöglichen.
Diese Studie zeigte als erste, dass durch
Behandlung der IGT auch die kardiovaskulären Begleitkrankheiten signifikant
reduziert werden können.
Primäre Prävention des MVS
Im Rahmen der STOP-NIDDM Studie [Chiasson
et al. 2002] konnte ebenfalls bei Personen mit
einer IGT gezeigt werden, dass die regelmäßige
Einnahme von Acarbose zu einer relativen
Diabetes-Risikoreduktion um 36% führt.
Gleichzeitig erfolgte eine Reduktion des
Hypertonie-Risikos um 34 % und eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse um
49 % [Chiasson et al. 2003].
In der DPP-Studie [Knowler et al. 2002] erwies
sich ebenfalls die Lebensstil-Modifikation als
effektivste Maßnahme (Reduktion der Diabetesinzidenz um 58% im Vergleich zur unbehandelten
Kontrollgruppe). Die Einnahme von Metformin
bei Personen mit IGT reduzierte die Diabetes-Inzidenz um 31 % in drei Jahren.
t
CAVE:
Eine medikamentöse Intervention bei
Diabetes-Vorstadien ist in Deutschland
noch nicht zugelassen.
Fazit:
Als Ergebnis der genannten Studien wird die
bevölkerungsweite Umsetzung der Prävention
des MVS in erster Linie auf Basis einer
Motivation zur Lebensstiländerung
empfohlen.
Der größere Effekt einer Lebensstiländerung besteht sicherlich darin, dass neben der Diabetesprävention durch stärkere Auswirkungen auf Gewicht,
Blutdruck und Fettstoffwechsel die Prävention des
MVS im Mittelpunkt steht. Der präventive Effekt
bezüglich des MVS ist sicher noch höher als der
diabetespräventive Effekt.
Von entscheidender Bedeutung aber wird
es sein, wie die Risikopersonen motiviert
werden können, die Lebensstiländerung
langfristig umzusetzen.
25
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Spezifische Therapie des MVS
BASISTHERAPIE
DURCH LEBENSSTIL-ÄNDERUNG
(s. auch Adipositas-Leitlinien der DAG
[Hauner et al. 2007])
Die Basistherapie umfasst eine Ernährungs-,
Verhaltens- und Bewegungstherapie mit dem Ziel
der dauerhaften Gewichtsreduktion, Besserung der
Insulinresistenz und positiver Beeinflussung des
Risikofaktoren-Clusters des MVS.
Eine Modifikation des Lebensstils ist der
wichtigste und effektivste Teil in der
Prävention und Therapie des MVS.
Deshalb sollte die Gewichtsreduktion immer am
Anfang der Behandlung des MVS stehen. Dabei ist
die Motivation der Betroffenen zur Änderung ihres
Lebensstils – die Verhaltensmodifikation – eine
anspruchsvolle Aufgabe und Grundlage jeder effektiven Therapie.
Eine gründliche Verhaltensdiagnostik ist
notwendig mit Analyse von
• Patientenproblemen (z. B. in der Familie, bei der
Arbeit, im sozialen Umfeld)
• Ursachen, die zu Übergewicht und Bewegungsmangel geführt haben
• Kenntnissen, die nicht in Verhalten umgesetzt
worden sind, z. B. Selbstkontrolle von Gewicht,
Nahrungsmenge/Energieaufnahme,
Blutdruck (evtl. Blutzucker)
• Motivation und Strategien zur Lebensbewältigung (z. B. Mitwirken von Psychologen,
Mitarbeit in Selbsthilfegruppen)
26
Es existiert überzeugende Evidenz für den Nutzen
von Lebensstiländerungen bei der Prävention des
DMT2 bei Personen mit gestörter Glukosetoleranz
(IGT) (s. Kapitel Prävention).
Neue Zielgrößen des MVS sind darauf gerichtet,
die subklinische chronische Entzündung und die
Hyperkoagulabilität (durch Lebensstilmodifikation)
zu minimieren.
Studien zeigen, dass eine Gewichtsreduktion (Korrektur des Übergewichts)
alle Komponenten des MVS verbessern
kann [Ornish et al. 1990]:
Eine Gewichtsreduktion um etwa 10 kg
ist assoziiert mit:
• Senkung des Blutdrucks (RR) um 10 – 20%
• Abnahme der Serum-TG um 20 – 30%
• Senkung des LDL-C um 7 – 15%
(Senkung des Spiegels von kleinen, dichten
LDL-Partikeln)
• Anstieg des HDL-C um 2 – 8%
• Abnahme des Nüchternblutzuckers um
30 – 50%
• Abnahme des HbA1c-Wertes um 2%-Punkte
• Verbesserung der Insulinresistenz
(in Relation zur RR-Senkung) [Su et al. 1995]
• Reduktion der Diabetes-assoziierten
Todesfälle um >30%
Gewichtsverlust kann die nüchtern und nach (75 g)
Glukosebelastung gemessenen Glukosekonzentrationen und Insulinspiegel signifikant senken
[Katzel et al. 1995].
Spezifische Therapie des MVS
Die Lebensstilmodifikation sollte auf
drei Säulen beruhen:
1 Ernährungstherapie, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden bzw. ein Übergewicht zu
reduzieren. Über- und Fehlernährung korrigieren, Kalorienbilanz, Alkohol reduzieren.
2 Erhöhung der körperlichen Aktivität
im täglichen Leben und in der Freizeit mit einer
Betonung von Ausdauerübungen.
3 Meiden schädigender Noxen wie
Rauchen, unangemessen hohe Alkoholzufuhr.
Ernährungstherapie
Die Ernährungsempfehlungen sollten ein
tägliches Energiedefizit von mindestens 500 kcal
vorsehen, das vor allem durch eine Reduktion der
Nahrungsfette erreicht werden soll. Damit ist eine
Senkung des Ausgangsgewichts um 5 – 10%
innerhalb von 6 Monaten möglich.
t
Fettmodifikation bei Dyslipidämie:
Durch eine Reduktion der Aufnahme von gesättigten Fetten und von Cholesterol mit der Nahrung
wird LDL-C vermindert. Diäten mit hohem Gehalt
an einfach ungesättigten Fetten verbessern die
TG- und HDL-C-Spiegel, zusätzlich treten günstige
Effekte auf erhöhte Spiegel der kleinen dichten
LDL im atherogenen Muster B auf [Garg 1998].
Der Konsum von Polyensäuren sollte begrenzt werden. Eine Ernährungsmodifikation (wenig Fett, hoher Ballaststoffgehalt) kann Diabetes-präventiv wirken [Tuomilehto et al. 2001].
CAVE: Eine extreme Restriktion der Fettaufnahme kann eher zu potentiell unerwünschten als zu
erwünschten Effekten führen [Knopp et al. 1997].
Ein Fettanteil unter 25% der Gesamt-Kalorien kann
die TG ansteigen und HDL abfallen lassen wegen
des niedrigen Fett- und des hohen KH-Anteils.
Qualität und Quantität der Kohlenhydrate bei Dyslipidämie:
Eine negative Korrelation zwischen dem
„Glykämischen Index“ und HDL-C wurde demonstriert [Frost et al. 1999]. Eine Diät mit einem hohen Ballaststoffgehalt und niedrigem Glykämischen Index ist wegen günstiger Effekte auf TG,
Glukose- und Insulin-Spiegel zu bevorzugen.
Deshalb wird ein Kohlenhydratkonsum von etwa
50% für Personen mit erhöhten TG und niedrigem
HDL-C empfohlen [ATP III 2002]. Die meisten Kohlenhydrate sollten von (Vollkorn-) Getreideprodukten, von Gemüse, Obst und Milchprodukten mit
niedrigem Fettgehalt stammen.
Ernährungsumstellung bei Hypertonie:
Eine Kost mit hoher Zufuhr von Kalium, Calcium
und Magnesium, die in Obst, Gemüse, Milchprodukten mit niedrigem Fettgehalt, Vollkornprodukten, Geflügel, Fisch und Nüssen („DASH-Diät”)
enthalten sind, senkt signifikant den Blutdruck
[Sacks et al. 2001]. Es werden nicht mehr als 6 g
Kochsalz pro Tag empfohlen (keine Verwendung
von salzhaltigen Konserven, nicht zusalzen).
Verglichen mit einer Kost mit höherem Salzgehalt
(ca. 8,6 g/Tag) senkte eine Kost mit niedrigerem
Salzgehalt (ca. 3,8 g/Tag) den systolischen RR um
11,5 mmHg bei Hypertonikern [Whelton et al.
1998; Sacks et al. 2001].
Die Supplementierung mit hohen Dosen von Omega-3-mehrfach-ungesättigten Fettsäuren – 3g oder
mehr Fischöl pro Tag – reduziert den RR bei hypertensiven Personen [Appel et al. 1993]. Der Effekt
von einfach ungesättigten Fettsäuren („Mediterraner Stil“) auf den RR hat nur wenig Beachtung
gefunden, obwohl diese Kost offenbar mit einem
verminderten Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen einhergeht.
27
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Erhöhung der körperlichen Aktivität
Der besondere Wert der Bewegungstherapie
liegt in der Stabilisierung des Gewichtserfolges.
Vor Beginn eines körperlichen Trainings sollte eine
kardiologische Untersuchung zum Ausschluss von
Kontraindikationen erfolgen (z. B. Echokardiografie
und Ergometrie).
Patienten mit MVS ist nach Ausschluss von Kontraindikationen eine regelmäßige physische Konditionierung zu empfehlen, wobei Bewegung im
aeroben Bereich zu bevorzugen ist (Wandern,
Radfahren, Laufen, Rudern, Schwimmen, InlineSkating, Skilaufen). Die Herzfrequenz sollte bei
körperlicher Aktivität stets im ausgetesteten ischämiefreien und beschwerdefreien Bereich liegen
[Gohlke 2001].
CAVE: Hypoglykämien bei DMT2 unter SH,
Gliniden, Insulin → Dosisanpassung erforderlich.
Jede Steigerung der körperlichen Aktivität ist günstig [Gohlke 2001].
Empfohlen wird folgende Trainingsfrequenz und -intensität
Trainingsfrequenz: mindestens 3 x/ Woche
Dauer: 30 – 60 Min. (besser tgl. ca. 30 Min.)
Herzfrequenz:
im ausgetesteten ischämie-und
beschwerdefreien Bereich (Ergometrie)
[Diabetes-Leitlinie, S. 18 FKDS 2009]
Bei Betablockade ist die günstige Trainingsfrequenz am besten spiroergometrisch mit Bestimmung des aerob/anaeroben Übergangs („Dauerleistungsgrenze“) zu erfassen [Breuer 2004].
Die intensive Ausdauerbelastung sollte unterstützt
werden durch eine aktive Lebensweise:
Spazierengehen in Arbeitspausen, Treppensteigen
statt Aufzug, Gartenarbeit etc.
28
Effekt bei Dyslipidämie:
Ein moderates körperliches Training führt zu einer
Verbesserung in dem TG/HDL-C-Verhältnis bei den
meisten Individuen. Personen mit erhöhten TG und
niedrigem HDL-C ziehen den größten Nutzen aus
einem regelmäßigen Dauertrainings-Programm,
aber nicht Personen mit isoliert niedrigem HDL-C
[Katzmarzyk et al. 2003].
Effekt bei Hypertonie:
Neben einer gesunden Ernährung hat körperliches
Training nur Kurzzeiteffekte auf den RR. Eine aerobe Trainingsintervention kann eine Absenkung von
4 mmHg bewirken [Whelton et al. 2002].
Außerdem kann ein Stressabbau den Blutdruck
günstig beeinflussen (z. B. Spaziergänge, autogenes Training).
Effekt bei Diabetes:
Durch Extrapolation aus allen Daten scheint es,
dass besonders körperliche Bewegung einen wesentlichen Teil der Lebensstilmodifikation darstellt,
um einen DMT2 und assoziierte Erkrankungen des
MVS zu verhindern.
Effekt bei Hyperkoagulabilität sowie
niedriggradiger Inflammation:
Das Ausmaß der physischen Aktivität korreliert invers mit inflammatorischen und Gerinnungs-Faktoren [Wannamethee et al. 2002].
Lebensstiländerungen, die eine Gewichtsreduktion, einen leichten oder moderaten Alkoholkonsum, die regelmäßige Aufnahme von KaltwasserFisch, körperliches Training und das Beenden von
Rauchen einbeziehen, senken signifikant die
Gerinnung, fördern die Fibrinolyse und vermindern
die Plättchenaktivierung [Lee et al. 2003].
Spezifische Therapie des MVS
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG DER
METABOLISCH-VASKULÄREN RISIKOFAKTOREN
Selbst bei den besten Anstrengungen im Rahmen
der Lebensstilintervention verbleibt ein Bedarf an
medikamentöser Intervention, da etwa 50 %
der Personen mit MVS die Therapieziele
ohne Medikamente nicht erreichen.
Weiterhin wollen viele Menschen ihren Lebensstil
nicht so ändern wie nötig, oder sie sind nicht in
der Lage, ihre physische Aktivität im erforderlichen
Maße zu erhöhen. Deshalb sollen Medikamente
analysiert werden, ob sie effektiv, sicher und bezahlbar sind für die Therapie des MVS und zur Prävention der assoziierten kardiovaskulären Erkrankungen [Hanefeld et al. 2005].
Medikamenteninteraktionen, die
Sicherheit und nicht zuletzt die Kosten
müssen bei der Auswahl der
Medikamente beachtet werden.
Zur Problematik der Polypharmazie bei
der Behandlung des MVS
Im realen Leben ist eine lediglich auf die einzelne
Krankheit bezogene Medikamententherapie wie
z. B. bei DMT2 oder bei Dyslipidämie tägliche
Praxis, was rasch zu einer Polypharmazie mit 10 oder
mehr verschiedenen Medikamenten führen kann.
Es gibt Studien mit Lebensstilmodifikation [Ornish
et al. 1990; Hanefeld et al. 1991] und mit Medikamenten zur Prävention der koronaren Herzkrankheit [Shepherd et al. 1995; Pan et al. 1997; Dagenais et al. 2001; ALLHAT 2002], des DMT2
[Tuomilehto et al. 2001; Knowler et al. 2002; Chiasson et al. 2003] und der Adipositas [Torgerson et
al. 2004] als primäre Zielgrößen, die beweisen, dass
Medikamente, die die Insulinresistenz verbessern
oder die niedriggradige subklinische Inflammation
reduzieren, auch günstige Effekte auf andere Krankheiten des MVS haben: dies gilt
insbesondere für ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Acarbose, Metformin, Statine und Orlistat. Andererseits
wurde für ß-Blocker und Diuretika gezeigt, dass
sie die Insulinresistenz erhöhen und somit die
Glykämielage verschlechtern können. Dadurch
wird die Diabetesinzidenz erhöht (s. Tab. 9).
Medikamente mit kontraproduktiven Wirkungen
auf Begleitkrankheiten sollten – soweit möglich –
nicht vorrangig eingesetzt werden.
So sollten die therapeutischen Optionen
genau analysiert werden, ob sie ein integriertes Herangehen mit einer Korrektur
von Risikofaktoren für Krankheiten des
MVS anbieten:
• Um die Zahl der eingesetzten Medikamente zu begrenzen, sollten synergistische und pleiotrope Effekte ausgenutzt werden.
• Auf der anderen Seite ist es von höchster
Wichtigkeit, negative Effekte auf die
anderen Erkrankungen des MVS
oder gefährliche Medikamenteninteraktionen zu vermeiden.
• Bei jedem Medikament müssen Vorteile und
Nebenwirkungen genau abgewogen
werden (z. B. bei ß-Blockern, Pioglitazon).
Prospektive kontrollierte Studien bei Patienten
mit MVS und kardiovaskulären Ereignissen als
primäre Zielgröße werden dringend benötigt, die
den Nutzen beispielsweise von ACE-Hemmern/
AT1- Blockern, oralen Antidiabetika und Antiobesita in dieser Hochrisiko-Gruppe evaluieren.
29
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Medikamentöse Therapie der Adipositas
bei MVS
Dabei geht es nicht einfach um den Verlust an Körperfett, sondern um die Reduktion der intraabdominalen Adipositas [Despres et al. 1989], da nur
das viszerale Fett, nicht das subkutane Fettgewebe, mit den Erkrankungen des MVS assoziiert ist.
Gegenwärtig ist nur ein Medikament
verfügbar, das in klinischen Studien
getestet wurde:
• Orlistat (intestinaler Lipaseinhibitor)
Orlistat – Wirkung:
• Reduktion des Übergewichts
• therapeutische Effekte auf die Hyperlipidämie
[Muls et al. 2001]
• therapeutische Effekte auf die Diabeteskontrolle [Kelley et al. 2002]
• Reduktion der Inzidenz von neu diagnostiziertem DMT2 um 37% bei Personen mit
Adipositas und IGT [Torgerson et al. 2004]
Die Anwendung bleibt jedoch beschränkt
wegen der Nebenwirkungen (Blähungen, Durchfälle) und der Kosten – in Deutschland durch
die Patienten selbst zu bezahlen.
Somit sind positive Effekte auf die
Facetten des MVS zu erkennen.
Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung der
Reduktion des Übergewichts für die Behandlung
des MVS.
Chirurgische (bariatrische) Therapie der
Adipositas
Bei allen Patienten mit Adipositas im Rahmen
eines DMT2 oder eines MVS spielt die
Gewichtsreduktion eine zentrale Rolle in der
Therapie. Für die extrem übergewichtigen
30
Patienten mit BMI >40 kg/m2 oder ≥35kg/m2 und
erheblichen Komorbiditäten im Sinne des MVS
stellt die bariatrische Chirurgie eine Therapiealternative dar. Diese kann nach Ausschöpfung aller
Maßnahmen der multimodalen Therapie der Adipositas eingesetzt werden.
Als therapeutische Maßnahmen stehen die
Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen), der
Magenbypass und die biliopankreatische Diversion
zur Verfügung.
Derartige Operationen sollten nur an spezialisierten Zentren ausgeführt werden, die auch
über ein entsprechendes Langzeitmanagement der
Vor- und Nachsorge verfügen.
Medikamentöse Therapie der
Dyslipidämie bei MVS
(Detaillierte Ausführungen zu Wirkungsmechanismus, Dosierung, Nebenwirkungen etc. s. Praxisleitlinie Fettstoffwechselstörungen [FKDS 2012])
Die medikamentöse Therapie sollte effektiv
die Lipid-Trias (TG, HDL-C, LDL-C) beeinflussen, die Inflammation und die Insulinresistenz bzw. die Glukosetoleranz verbessern oder zumindest stoffwechselneutral sein
[Meyers et al. 2004].
Die aggressive Korrektur der Lipid-Trias bei
Patienten mit dem MVS ist eine wirksame und
sichere Prävention von kardiovaskulären
Erkrankungen.
Spezifische Therapie des MVS
Die Auswahl eines Medikamentes der
1. Wahl hängt von dem Typ der Dyslipoproteinämie sowie von assoziierten
Erkrankungen ab.
Bei Personen mit niedrigem LDL-C-Ziel ist die
HDL-C-Erhöhung und die TG-Senkung besonders
wichtig. [Sacks et al. 2002; Praxis-Leitlinie Fettstoffwechselstörungen FKDS 2012].
Tab.8 Lipidpharmaka – metabolisch-vaskuläre Effekte und Endpunkte
Wirkung der
Lipidpharmaka
TG
HDL-C
LDL-C
FFS
Lp(a)
pleiotrope Effekte
bzgl. MVS
NBZ/HbA1c
hsCRP
Fibrinogen
PAI-1
Endpunkte
Diabetes-Inzidenz
KHK-Inzidenz
Apoplex-Inzidenz
Statine
Fibrate
Nikotinsäurepräparate*
††† um 20 – 50 %
üü um 10 – 30 %
†
um 10 – 25%
†
um ca. 20%
†† um 10 – 30 %
(†) um 5 – 10%
(ü) um 5 – 10%
††† um 25 – 60 %
††† um 30 – 50 %
(ü) um 0 – 20%
†
um ca. 15%
† um 5 – 17%
bei Pravastatin
†† um 36 – 42 %
bei Atorvastatin
=
†
†
(ü) um ca. 5%
†
†
?
†
†
†
ü
widersprüchliche
Evidenz
†† um 27 %
bei Pravastatin
†† um 37 %
†† um 48%
bei Atorvastatin
=
=
=
= (†)
†
†
= (†)
(†) ?
Omega-3Fettsäuren
††† um 20 – 50 %
(ü) um 0 – 14%
=
(HATS)
*In Deutschland z.Z. kein Medikament auf dem Markt.
Statine
sind die effektivsten LDL-C-senkenden Medikamente mit der besten Evidenz für die Prävention arteriosklerotischer Erkrankungen. Sie erhöhen HDL-C um 5 – 10% und senken die TG
um 5 – 10% (s.Tab. 8). Statine haben pleiotrope Effekte, die zu ihrer antiarteriosklerotischen Potenz beitragen können [Albert et al.
2001; Costa et al. 2003; Nissen et al. 2004]. Da
der DMT2 ein KHK-Äquivalent ist, macht sich eine
Statin-Therapie in einem hohen Prozentsatz bei
Patienten mit DMT2 erforderlich. Die Reduktion
von LDL-C durch Statine ist mit einer verbesserten
endothelialen Funktion aufgrund einer
gesteigerten NO-Freisetzung assoziiert [Tan et al.
2002; Sowers 2003].
31
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass
Statine die Diabetesinzidenz leicht erhöhen und
die Glykämielage leicht verschlechtern [Bellia 2012].
Trotzdem überwiegen die Vorteile der Statintherapie diese Nebenwirkungen. Bis jetzt gibt es keine Studien, die spezifisch die Wirksamkeit von
Statinen bei Populationen mit dem MVS analysiert
haben. In einer Studie konnten die Inzidenzen
sowohl von DMT2 als auch der KHK bei Patienten
mit MVS mit Pravastatin vermindert werden
[Freeman et al. 2001; Sattar et al. 2003]. Dies
wurde allerdings in keiner weiteren Statin-Studie
bestätigt. Atorvastatin senkte die Inzidenz des
Myokardinfarktes und des Schlaganfalls bei DMT2
[Colhoun et al. 2004]. Zehn kontrollierte prospektive Studien mit Subgruppen von diabetischen Patienten [Xydakis et al. 2004] zeigen konsistent,
dass diese Hochrisiko-Gruppe mindestens den
gleichen Nutzen von einer Statintherapie hat wie
nichtdiabetische Studienteilnehmer. In einer ersten
prospektiven kontrollierten Endpunktstudie mit
Rosuvastatin wurden die kardiovaskuläre und die
Gesamtmortalität signifikant gesenkt. Überraschenderweise wurden aber am Ende signifikant
mehr neue Diabetesfälle registriert [Ridker et al.
2012]. Allerdings profitierten auch diese Patienten
deutlich von der Statintherapie. Wenn mit einer
maximal möglichen oder verträglichen
Statintherapie die Therapieziele nicht erreicht werden, ist eine Kombinationstherapie Statin plus
Ezetimibe oder eine Ezetimibe-Monotherapie in Erwägung zu ziehen. Fibrate sind
hocheffektiv in der Reduktion der TG und
in der Erhöhung von HDL-C [Knopp 1999].
Fibrate haben einige pleiotrope Effek-te (s.
Tab. 8), die einen zusätzlichen Nutzen zur lipidsenkenden Wirkung bei Patienten mit dem MVS bringen könnten [Steiner 2001]:
Sie reduzieren die Spiegel von hsCRP und
32
Fibrinogen. Weiterhin wurde gezeigt, dass sie
die flussvermittelte Vasodilatation am Unterarm
verbessern. Kontrollierte klinische Studien, die
Fibrate zur Prävention von arteriosklerotischen
Erkrankungen als primäre Zielgröße verwendet
haben, konnten den Nutzen einer Behandlung des
niedrig-HDL-C-Hypertriglyzeridämie-Syndroms bei
Patienten mit MVS nachweisen [Frick et al. 1987;
Elkeles et al. 1998; Rubins et al. 1999; Vakkilainen
et al. 2003]. Aber in der FIELD-Studie [Keech et al.
2005] hatte Fenofibrat bei DMT2-Patienten
keinen signifikanten Effekt auf das Risiko primärer kardialer Ereignisse. Die Gesamtmortalität war
unter Fenofibrat vs. Plazebo nicht signifikant different – bei allerdings höherer Rate einer Statintherapie in der Plazebogruppe. In der ACCORDStudie hatte Fenofibrat ebenfalls keinen Effekt auf
die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse [Ginsberg
2010]. Eine Subgruppenanalyse bei Patienten mit
Hypertriglyzeridämie ergab aber wie eine idente
Subgruppenanalyse von FIELD [Keech 2005] eine
signifikant geringere kardiovaskuläre Evidenzrate
unter Fenofibrat. Lediglich für Gemfibrozil liegen positive Endpunktdaten [Robins et al. 2001]
in der Sekundärprävention vor. Fibrate waren nur
wirksam bei Vorliegen einer Dyslipoproteinämie.
Sie sollten deshalb risikoadjustiert eingesetzt werden. Das gilt besonders für add on Therapie mit
Statinen [Ginsberg 2010].
Spezifische Therapie des MVS
In der ACCORD-Studie profitierten Patienten mit
erhöhten TG, erniedrigtem HDL-C und erhöhtem
LDL-C nur marginal von der kombinierten Therapie
Simvastatin plus Fenofibrat.
CAVE: Absolut
kontraindiziert ist die
Kombination Statin plus Gemfibrozil
wegen hoher Myopathie- und Rhabdomyolysegefahr!
Die Kombination von Fenofibrat oder
Bezafibrat mit Statinen ist mit einem leicht
erhöhten Myopathie- bzw. Rhabdomyolyserisiko assoziiert (strenge Indikationsstellung, nur bei Hochrisikopatienten mit normaler
Nierenfunktion, engmaschige ALAT-, CK- und
Kreatinin-Kontrollen!).
Detaillierte Ausführungen zu Nebenwirkungen
und Kontraindikationen s. Leitlinie Fettstoffwechselstörungen, S. 26 [FKDS 2012]
Der Nutzen der Kombination Statin plus
Fibrat ist NUR bei Dyslipidämien belegt.
Nikotinsäurepräparate
sind wirksame Medikamente, um eine Dyslipoproteinämie bei Patienten mit dem MVS zu korrigieren. Sie erhöhen HDL-C, senken die TG
und LDL-C [Meyers et al. 2004], die FFS und
Lp(a). Wegen gravierender Nebenwirkungen
(Flush) konnten sich nicht-retardierte Formen nicht
durchsetzen. In zwei großen Endpunktstudien
[AIM-HIGH 2011; HPS2-THRIVE 2013] haben sich
die Erwartungen bezüglich kardiovaskulärer Risikoreduktion der Medikamentenkombination von
Statin plus Nikotinsäure mit Laropiprant nicht
erfüllt [Boden et al. 2012; Merck Pressemitteilung
v. 20.12.2012].
Aus diesem Grund wurde das Kombina-
tionspräparat (Nikotinsäure, Laropiprant)
Tredaptive® am 21.01.2013 vom Markt
genommen.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
In der GISSI-Studie [GISSI 1999] senkte die Gabe
von mehrfach ungesättigten n-3-Fettsäuren die
Häufigkeiten von Tod, nichttödlichem Herzinfarkt
und Schlaganfall signifikant bei Patienten mit
einem bereits durchgemachtem Infarkt.
Medikamentöse Therapie der Hypertonie
bei MVS
(s. Leitlinie Hypertonie der Hochdruckliga
[Deutsche Hochdruckliga 2008, update 2011])
Antihypertensiva haben unterschiedliche
pleiotrope Effekte auf die Erkrankungen und
die zugrunde liegende Pathophysiologie des MVS.
Dies ist wichtig für die Auswahl von in erster Linie
zu verwendenden Medikamenten und von Kombinationen.
Bei Patienten mit MVS ohne KHK
bzw. bei jungen adipösen Personen mit
Dyslipidämie und/oder Prädiabetes
• sollten ACE-Hemmer/AT1-Blocker
Medikamente der 1. Wahl sein
(gefolgt von Kalzium-Kanal-Blockern).
•
In der Mehrzahl der Fälle, die mit
ACE-Hemmer/AT1-Blocker behandelt werden, sind niedrige Dosen von
Diuretika auf längere Sicht zusätzlich
erforderlich, um einen normnahen Blutdruck
zu erreichen.
Für Patienten mit MVS und mit KHK
• sind selektive vasodilatatorische
Beta-Blocker essentieller Teil der
Behandlung.
33
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
ACE-Hemmer
sind inzwischen als Antihypertensivum der
ersten Wahl bei DMT2 akzeptiert.
Dies gründet sich vor allem auf die pleiotropen
Effekte (s. Tab. 9) wie die nephro- und kar-
dioprotektive Wirkung [HOPE 2000]. ACEHemmer reduzieren die Albuminexkretion
bei diabetischen Patienten mit Mikroalbuminurie
[Sica et al. 2002; Mann et al. 2003].
Tab. 9 Antihypertensiva – metabolisch-vaskuläre Effekte und Endpunkte
l.
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Insulinresistenz
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ü
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†
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HbA1c
=
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Lipid-Trias
TG
HDL-C
LDL-C
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† =
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=
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†
=
noch
keine
Evidenz
=
ja < 60 J
ja < 60
nein,
Anstieg
Endpunkte
Nephro-protektiv
Kardio-protektiv
Apoplex-protektiv
Diabetes-präventiv
ja
ja
ja
kaum
ja
ja
ja
kaum
Darüber hinaus wird die Insulinresistenz reduziert. ACE-Hemmer haben nur marginale
Effekte auf die Lipide. Sie stimulieren das
sympathische Nervensystem nicht.
Studien: ACE-Hemmer haben einen festen Stellenwert in der Sekundärprävention bei Postinfarktpatienten und bei Herzinsuffizienz. Sie führen zu
einer guten Regression der LVH. Bei Hypertonikern
soll die Diabetes-Entwicklung geringer unter ACEHemmern sein [Scheen 2004]. In der DREAMStudie [DREAM 2006] konnte Ramipril in einer
34
=
üü
† (=)
ü
=
in Komb.T.
ja
nein, sondern
Anstieg
=
=
=
ja
ja
ja
(ja)
(†) (=)
ü (=)
† (=)
ja
Dosierung von 15 mg/d die Diabetesprogression
jedoch nicht signifikant vermindern (um 9%).
CAVE: Bei Niereninsuffizienz:
Dosisreduktion, Kontrolle von K+ und Krea, insbesondere zu Beginn der ACE-Hemmer-Therapie.
AT1-Blocker
sind bei MVS gleich effektiv wie ACE-Hemmer, aber teurer (z. T. als Generika verfügbar).
Deshalb sind sie bei Nebenwirkungen der
ACE-Hemmer (z. B. chronischer Husten) alter-
Spezifische Therapie des MVS
nativ einsetzbar. Pleiotrope Effekte
(s. Tab. 9): Nephro- und kardioprotektive
Effekte sind erwiesen, wie bei ACE-Hemmern
[Viberti et al. 2002; Croom et al. 2004; Suzuki et
al. 2004]. AT1-Blocker reduzieren die Albuminexkretion wie ACE-Hemmer bei DMT2-Patienten mit Mikroalbuminurie [Sica et al. 2002;
Mann et al. 2003]. Für einige AT1-Blocker wurde
auch von einem pleiotropen Effekt auf die
Lipide berichtet. Ebenso wie ACE-Hemmer
stimulieren AT1-Blocker das sympathische
Nervensystem nicht und sind somit bei Patienten mit gestörter sympathovagaler Balance ideale
Kombinationspartner für Diuretika, ß-Blocker und
Kalziumkanal-Antagonisten.
Studien: Ebenso sollen sie die Entwicklung eines
DMT2 bei Hypertonikern reduzieren [Scheen 2004;
Geng 2012].
Renin-Hemmer
wirken ähnlich wie ACE-Hemmer oder AT1-Blocker,
eine Kombination mit diesen Medikamenten ist jedoch kontraindiziert bei Diabetes und bei Nierenfunktionsstörung und wird auch bei allen anderen
Patienten nicht empfohlen!
Da Endpunktstudien noch fehlen, sind sie keine
Medikamente der 1. Wahl.
ß-Blocker
Den ungünstigen metabolischen Effekten der ßBlocker (s. Tab. 9) stehen positive blutdrucksenkende Effekte und die Sympathikusblockade (insbesondere bei Diabetikern mit gestörter sympathovagaler Balance) gegenüber.
Andererseits sind ß-Blocker bei Patienten mit MVS
und nachgewiesener KHK heute essentieller
Bestandteil der Sekundärprävention. Pleiotrope
Effekte (s.Tab.9): Ungünstige metabolische
Effekte: sogar die ß1-selektiven Medikamente
erhöhen die TG, senken HDL-C und verschlechtern die Insulinsensitivität. Sie führen zudem meist zu einer leichten Gewichtszunahme. Die Verwendung von Atenolol, einem ß1selektiven Beta-Blocker, war in der UKPDS mit
signifikant höheren HbA1c-Spiegeln und
einer Gewichtszunahme im Vergleich mit
dem ACE-Hemmer Captopril verbunden [UKPDSGroup 1998]. Es gibt konsistente Daten von prospektiven Studien, wonach sie das Auftreten von
DMT2 vorverlegen (anstatt verhindern!) [Jacob
1998; Scheen 2004].
Schleifen- und Thiaziddiuretika
Thiaziddiuretika sind aufgrund der ungünstigen
pleiotropen Effekte auf den Glukosemetabolismus und die Triglyzeride (s. Tab. 9) bei
Diabetikern und Patienten mit MVS nicht
Mittel der ersten Wahl [Scheen 2004]. Von
einer Monotherapie mit Thiaziddiuretika bei
DMT2 und MVS ist deshalb abzusehen.
Thiaziddiuretika sind jedoch ideale Kombinationspartner für ACE-Hemmer/AT1-Blocker
oder ß-Blocker. Pleiotrope Effekte (s. Tab. 9):
Sie erhöhen TG und LDL-C und verschlechtern die Glukosetoleranz [Ferrari et al. 1991].
Studien: Sie führen zu einem signifikanten Anstieg von neu diagnostiziertem DMT2 [Barzilay et
al. 2004].
CAVE: Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollten Schleifendiuretika statt Thiaziddiuretika eingesetzt werden.
Kalziumkanal-Antagonisten (CCA)
Kalziumkanal-Antagonisten sind bei Diabetikern
nicht Mittel der ersten Wahl. Pleiotrope
Effekte (s. Tab. 9): Sie haben offenbar keinen
signifikanten Effekt auf die Pathophysiologie
und Erkrankungen des MVS (stoffwechselneutral).
Hinsichtlich organprotektiver Effekte sind sie den
35
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
ACE-Hemmern unterlegen.Wie ACE-Hemmer/AT1Blocker haben sie ein günstigeres hämodynamisches Wirkprofil als ß-Blocker [Nürnberger
2006]. Begründung: stärkere Senkung des aortalen Blutdrucks, besondere Reduktion der arteriellen Steifigkeit, die für die Pathogenese der Hypertonie von hervorragender Bedeutung ist. Deshalb
sind CCA bei älteren Patienten besonders
wirksam. Studien: So ist eine deutliche Reduktion der Rate an zerebrovaskulären Insulten beschrieben [Staessen 1997].
Bei unzureichender Blutdrucksenkung
unter o.g. Therapie können periphere
und zentralwirksame (Moxonidin) Vasodilatantien zusätzlich eingesetzt werden:
Moxonidin
Moxonidin ist ein ideales Kombinationspräparat in
der antihypertensiven Therapie des DMT2 – als drittes oder viertes Präparat. Pleiotrope Effekte
(s. Tab. 9): Es stimuliert als Imidazolin-Agonist im
ZNS Alpha-2-Rezeptoren. Es hat eher günstige
metabolische Effekte und löst durch den zentralen Angriffspunkt eine Sympathikolyse aus. Auch
das Renin-Angiotensin-System wird supprimiert.
Medikamentöse Therapie des
Prädiabetes und DMT2 bei MVS
Detaillierte Ausführungen zu Wirkungsmechanismus, Dosierung, Nebenwirkungen etc.
s. Praxis-Leitlinie DMT2 [FKDS 2009].
Prädiabetes bei MVS
Bislang wurden Interventionsstudien bei Prädiabetes nur bei gestörter Glukosetoleranz (IGT) durchgeführt. Es sind noch keine Daten von kontrollierten prospektiven Studien für Personen mit gestörter Nüchtern-Plasma-Glukose (IFG) verfügbar.
Acarbose und Metformin können effektiv die
Konversion von IGT zum Diabetes vermindern
36
[Knowler et al. 2002; Chiasson et al. 2003;
DREAM 2006], s. Kapitel Prävention S. 24/25 und
Tab. 10. Therapeutische sowie pleiotrope Effekte auf die Faktoren des MVS sind assoziiert mit
einer signifikant niedrigeren Inzidenz von größeren
kardiovaskulären Ereignissen (z. B. Myokardinfarkte). Momentan besteht jedoch nur die Möglichkeit eines “off-label-use” bei IGT mit MVS.
Diabetes bei MVS
Metformin
Die günstigen Effekte von Metformin auf Parameter des MVS bei klinisch manifestem DMT2 wurden in der UKPDS [UKPDS Group1998] bestätigt.
Metformin war das einzige Medikament in dieser
Mega-Studie, das bei adipösen Patienten signifikant kardiovaskuläre Ereignisse verminderte. Es ist
noch eine offene Frage, warum Metformin trotz
der Tatsache, dass es keine stärkere Reduktion von
HbA1c als Glibenclamid und Insulin in den anderen Armen der UKPDS erreichte, in Bezug auf arteriosklerotische Erkrankungen überlegen war. Eine
Möglichkeit könnte sein, dass es günstige pleiotrope Effekte auf das Übergewicht hatte,
während die Patienten in der Sulfonylharnstoffund Insulin-Gruppe an Gewicht zunahmen. Unter
Metformin scheint außerdem das Karzinom-Risiko vermindert zu sein [Kourelis 2011].
Acarbose
Acarbose senkt besonders die p.p. Blutzuckerwerte
und den p.p. Insulinanstieg und hat günstige
pleiotrope Effekte auf die (p.p.) Triglyzeride und den Blutdruck [Hanefeld 1991].
DPP IV-Hemmer
Pleiotrope Effekte: gewichtsneutral, keine
Hypoglykämien in Monotherapie. Niedrigeres
Risiko für kardiovaskuläre Endpunkte im Vergleich
Spezifische Therapie des MVS
Tab. 10 Antidiabetika – metabolisch-vaskuläre Effekte und Endpunkte
Wirkung der
Antidiabetika
Übergewicht/intraabdominale Adipositas
Insulinresistenz
pleiotrope Effekte
bzgl. MVS
Blutdruck
Lipide/Gesamt-C
TG
HDL-C
LDL-C
hsCRP
Endpunkte
Diabetes-Inzidenz
Hypertonie-Inzidenz
Myokardinfarkt-Inzidenz
Apoplex-Inzidenz
Metformin
Acarbose
(†)
† (Leber)
(†)
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†
=
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†
†
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†
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†
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(†)
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†
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†
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=
†um 16%
=
†um 36%
†um 41%
†um 65%
=
Noch
keine
Evidenz
vorhanden
=
†um 28%
†um 47%
DPP-IVHemmer
Noch
keine
Evidenz
vorhanden
zu Sulfonylharnstoffen [Ahren 2011; Karagiannis
2012]. Bezüglich eines erhöhten Pankreatitis- und
Tumorrisikos sind vor Abschluss der großen Outcome-Studien keine sicheren Aussagen möglich
[Madsbad 2013; Nauck 2013].
GLP1-Rezeptoragonisten
Nach oraler Aufnahme von Glukose wird die Insulinsekretion durch Aktivierung der GLP-1-Inkretinrezeptoren anhaltend verstärkt. Günstige pleiotrope Effekte auf Gewichtsreduktion über
zentrale und gastrale Mechanismen, kein Hypoglykämierisiko in Monotherapie (allerdings in Monotherapie nicht zugelassen). Bezüglich eines erhöhten Pankreatitis- und Tumorrisikos sind vor Abschluss der großen Outcome-Studien [Butler 2013]
keine sicheren Aussagen möglich. Parenterale (s.c.)
Applikation notwendig (s. Praxis-Leitlinie DMT2
der FKDS [FKDS 2009]).
GLP-1 Analoga
(nicht in Monotherapie zugelassen)
Pioglitazon
(nur noch im
Einzelfall)
SGLT2Inhibitoren
=
Pioglitazon
Pioglitazon ist ein Insulinsensitizer, der auf zwei
hauptsächliche pathogenetische Faktoren des MVS
wirkt: die Insulinresistenz und die intraabdominale Adipositas (s. Tab. 10).
Günstige pleiotrope Effekte: auf die Dyslipidämie und Hypertonie [Campbell 2000;
Raji 2003; Dormandy 2005]. Pioglitazon vermindert die Steatosis hepatis [Promrat 2004].
Studien: In der PROactive Studie senkte Pioglitazon 45mg/d vs. Plazebo bei Patienten mit KHK
den kombinierten kardiovaskulären Endpunkt Tod,
Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant [Dormandy
2005]. Durch die NW wie Gewichtszunahme,
Ödemneigung, Herzinsuffizienz, erhöhte Frakturneigung bei Frauen und fraglich erhöhte Inzidenz
von Blasenkarzinomen (signifikant erhöhtes Vorkommen in Registerstudien) ist die Anwendung
jedoch sehr beschränkt und bleibt nur
dem Einzelfall vorbehalten (GKV-Erstattung
nur noch im begründeten Einzelfall – bei ausge37
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
prägter Insulinresistenz und sorgfältigem Ausschluss von Kontraindikationen, www.sgse.de).
SGLT2-Inhibitoren
Seit Dezember 2012 ist ein neues Therapieprinzip
in die Behandlung des DMT2 eingeführt worden.
Das Medikament führt zu einer vermehrten Glukoseausscheidung über die Nieren, in dem das Enzym SGLT2, das zur Glukoserückresorption führt,
gehemmt wird [Bailey 2010; Nauck 2011].
Pleitotrope Effekte: Die SGLT2-Inhibitoren
senken infolge des Kalorienverlustes signifikant das
Körpergewicht und zusätzlich den Blutdruck.
Nebenwirkungen sind aufgrund des og.
Wirkmechanismus das etwas vermehrte Auftreten
von Harnwegs- und Genitalinfekten besonders bei
Frauen. Die SGLT2-Inhibitoren wirken insulinunabhängig und können in Monotherapie verabreicht
sowie mit allen anderen Medikamenten einschließlich Insulin kombiniert werden. In Monotherapie treten keine Hypoglykämien auf. Langzeitstudien fehlen noch.
Insulintherapie
Bisher liegen keine Endpunktstudien zur Prävention und Behandlung des MVS durch frühe Insulintherapie vor. Es konnte jedoch gezeigt werden,
dass durch Normalisierung der Glykämiewerte durch Insulin die Endothelfunktion verbessert und die kardiovaskuläre Mortalität gesenkt
werden konnte [Malmberg 1995; van den Berghe
2001]. In der ORIGIN-Studie hatte die frühe normnahe Blutzuckerkontrolle mit Basalinsulin Glargin
keinen Effekt auf das kardiovaskuläre Outcome.
Frühe gut steuerbare Insulinisierung mit HbA1cWerten 6,5% – 7% ist nicht mit einer stärkeren
Gewichtszunahme und auch keinem hohen
Hypoglykämierisiko assoziiert, wenn leitliniengerecht vorggangen wird [FKDS 2009].
38
Eine Kombination mit Metformin oder
Sitagliptin kann günstig sein bei Insulinresistenz, eine Insulindosisreduktion bewirken und das
Hypoglykämierisiko senken.
Cave: keine Polypragmasie
Eine riskoadjustierte, normnahe Glykämiekontrolle
ist in vielen Fällen nur mit früher Insulinbehandlung bei DMT2 und MVS erreichbar [Cheng; Weng].
(s. auch Praxis-Leitlinie DMT2 [FKDS 2009].
In der ORIGIN-Studie war eine frühzeitige Insulinisierung mit Basalinsulin nur mit einem geringen Hypoglykämierisiko und mit einer moderaten
Gewichtszunahme assoziiert.
Metformin ist Medikament der ersten Wahl
bei Personen mit DMT2, die am MVS leiden.
Weiterhin können effektiv in der Prävention von
Erkrankungen des MVS ACE-Hemmer/AT1-Blocker
und Statine sein, die vermutlich die Insulinsensitivität verbessern und/oder die niedriggradige
Entzündung hemmen.
Antithrombotische Therapie
Erfolgreicher Einsatz von Acetylsalizylsäure (ASS)
in der Primär- und Sekundärprävention bei
Diabetes und MVS sowie bei Diabetes und Makroangiopathie. In der Primärprophylaxe abhängig vom kardiovaskulären Risiko indiziert (bei
einem Risiko > 10% in 10 Jahren für ein schweres kardiovaskuläres Ereignis) [Schnell 2012].
ASS blockiert die Thromboxansynthese. Dadurch
werden:
• vaskuläre Ereignisse und Apoplexien um 1/4
• nicht-tödliche Herzinfarkte um 1/3
• vaskuläre Mortalität um 1/6 gesenkt
Empfehlung des Einsatzes von ASS bei allen Pat.
mit o.g. Diagnosen: Dosierung 75 – 325 mg/d.
CAVE: erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen.
Kardiovaskuläre Manifestationen des MVS
Kardiovaskuläre Manifestationen des MVS
EPIDEMIOLOGIE KARDIOVASKULÄRER
KOMPLIKATIONEN
1. Koronare Herzerkrankung und
Ischämische Kardiomyopathie
2. Arterielle Verschlusskrankheit einschließlich zerebrovaskulärer
Komplikationen
Epidemiologische Daten sind nur für das MVS verschiedener Definitionen und zudem spärlich vorhanden.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Neben den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren (Rauchen, Hypertonie, Dyslipidämie, Diabetes) bedeutet das Vorliegen eines MVS als Risikofaktoren-Cluster eine weitere Risikosteigerung
für die KHK um 35 – 60% [Sundstrom et al.
2006]. Das MVS kann in bis zu einem Drittel der
Fälle bei Männern für die entstehende KHK verantwortlich gemacht werden [Wilson 2005].
Nach einer Metaanalyse und nach einzelnen prospektiven Studien beträgt das relative Risiko für
kardiovaskuläre Erkrankungen bei Vorliegen eines
MVS zwischen 1,6 – 5,5 in Abhängigkeit vom Beobachtungszeitraum und von dessen Definition
[Isomaa 2001; Ford 2005; Meigs 2006]. Je mehr
Facetten des MVS nachweisbar sind, desto ausgeprägter sind die koronarangiographischen Veränderungen [Solymoss 2004].
Damit ist das MVS in seiner kompletten Ausprägung ein schwerwiegendes RisikofaktorenCluster für kardiovaskuläre Morbidität
und Mortalität und wird bald das Rauchen als
bisherigen Hauptrisikofaktor ablösen [Eckel 1998;
Sattar 2003; Deen 2004].
So war in Deutschland im Jahre 2011 die KHK
(I00 bis I99) die häufigste Todesursache,
ihr Anteil an allen Todesursachen umfasste 40,2%
[Statistisches Bundesamt 2013].
Bei Diabetikern sind kardiovaskuläre Erkrankungen in bis zu 70% Todesursache [Libby 2005].
Die 30-Tage-Mortalität beim Diabetiker im akuten
Myokardinfarkt ist etwa doppelt so hoch wie bei
Nicht-Diabetikern. Infolge der Hochrisiko-Konstellation des Diabetikers gilt der DMT2 heute als
„KHK-Äquivalent" [Whitely 2005]. In einzelnen
Studien entspricht das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko von Patienten mit DMT2 ohne vorausgegangenen Herzinfarkt dem von Nichtdiabetikern
mit Herzinfarkt [Haffner 1998]. Besondere Beachtung ist der stummen Ischämie des Diabetikers zu widmen (pathologische Q-Zacken im EKG,
keine typische Angina-pectoris-Symptomatik, Dyspnoe als Ischämie-Pendant).
Hinsichtlich der späteren Ausprägung einer Herzinsuffizienz kann dem MVS für Männer eine
prädiktive Rolle unabhängig von einem vorab erlittenen Myokardinfarkt zugesprochen werden
[Ingelsson 2006].
Arterielle Verschlusskrankheit (AVK)
einschließlich zerebrovaskulärer
Komplikationen
Die AVK ist bei Patienten mit MVS deutlich häufiger als in der Normalbevölkerung (38% vs. 18%).
Dabei konnte eine deutliche Korrelation zur Häufigkeit des Auftretens der AVK in Abhängigkeit der
einzelnen Risikocluster des MVS nachgewiesen
werden. Die höchste Prävalenz hat die Kombination der vier klassischen Risikofaktoren des MVS
[Costa 2004].
39
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Umgekehrt wurde gezeigt, dass bei manifester
AVK in 57% der Fälle gleichzeitig ein MVS nachgewiesen werden konnte [Olijhoek 2004].
Die zerebrovaskuläre Komplikation – manifester
Apoplex – tritt bei bis zu 11,3% der Patienten
mit MVS ebenfalls in Abhängigkeit von der Anzahl
der Risikofaktoren auf [Costa 2004]. In einer weiteren Erhebung konnte gezeigt werden, dass bei
erlittenem Apoplex in 43% der Patienten ein MVS
bereits besteht [Olijhoek 2004]. Ursächlich für
zerebrovaskuläre Komplikationen sind neben den
kardial bedingten Embolien (bei Vorhofflimmern)
Erkrankungen der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße (20%) sowie Erkrankungen der intrakraniellen hirnversorgenden Gefäße (80%)
[Eckstein 2004].
PATHOGENESE KARDIOVASKULÄRER
KOMPLIKATIONEN BEI MVS
Die Pathogenese kardiovaskulärer Komplikationen beim MVS wird auf der Basis der genannten
Risikofaktoren im wesentlichen durch folgende
Komponenten vermittelt:
• endotheliale Dysfunktion [Landmesser
2004],
• prothrombotischer Blutgerinnungsstatus [Godsland 2005; Nieuwdorp 2005] und
• systemische, chronisch inflammatorische Reaktion insbesondere auf eine
Hyperlipoproteinämie [Biondi-Zoccai 2003].
Diese Komponenten stehen untereinander in
direkter Wechselbeziehung und beeinflussen sich
gegenseitig. Der Nachweis jeder einzelnen dieser
drei Komponenten ist bereits mit einer erhöhten
kardiovaskulären Morbidität verbunden [Schachinger 2000; Halcox 2002; Ridker 2003]. Gemeinsam
führen sie zu makrovaskulären Veränderungen im
40
Sinne einer Atherothrombose [Biondi-Zoccai 2003]
sowie zu Veränderungen der Mikrozirkulation [de
Jongh 2004].
EINTEILUNG UND DIAGNOSTIK DER
KARDIOVASKULÄREN KOMPLIKATIONEN
BEI MVS
Prinzipiell richten sich Diagnostik und Therapie der
kardiovaskulären sowie der rein vaskulären
Erkrankungen nach den Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie (DGK) bzw. den
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft
für Angiologie (DGA).
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sind mit angrenzenden Fachgesellschaften, mit den europäischen und US-amerikanischen
Leitlinien, abgestimmt. An dieser Stelle sollen nur
für die Praxis exemplarisch wesentliche Anteile
aufgeführt werden.
Für die Detailinformationen sind die Leitlinien
abzurufen unter
Kardiologie:
www.dgk.org
www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
www.versorgungsleitlinien.de
Angiologie:
www.awmf.org
Neurologie:
www.dgn.org
Kardiovaskuläre Manifestationen des MVS
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Für die Manifestation der KHK ist die Unterscheidung in ein
• akutes Krankheitsbild (akutes Koronarsyndrom:
instabile Angina pectoris bis akuter Myokardinfarkt) und
• stabiles Krankheitsbild (stabile Angina
pectoris) entscheidend.
Die stabile Angina pectoris wird nach
der CCS-Klassifikation (Canadian Cardiovascular Society) vorgenommen
[Campeau 1976; Campeau 2002]:
CCS-Klassifikation
0: Stumme Ischämie
I: Keine Angina bei normaler/leichter körperlicher
Belastung,
Angina bei schwerer körperlicher Belastung
II: Geringe Beeinträchtigung der normalen
körperlichen Aktivität durch Angina pectoris
III: Erhebliche Beeinträchtigung der normalen
körperlichen Aktivität durch Angina pectoris
IV: Angina pectoris bei geringster körperlicher
Belastung oder bei Ruhe-Schmerzen
Die Einteilung der instabilen Angina erfolgt nach
der Braunwald-Klassifikation [Hamm et al. 2000].
Die initiale Diagnostik basiert im Wesentlichen auf:
• Anamnese
• 12-Kanal-Ruhe-EKG
• akuten Ischämiemarkern für die
instabile Situation
Beim stabilen Patienten zusätzlich zum
Nachweis von Ischämien:
• Belastungs-EKG
Die Genauigkeit des Belastungs-EKG für den
Nachweis einer KHK ist mit einer Spezifität von
80% im pathologischen Falle praktisch ausreichend. Wegen einer Sensitivität von nur ca. 50%
(hohe Rate falschnegativer Testergebnisse) kann
ein unauffälliges Belastungs-EKG jedoch eine KHK
insbesondere bei Diabetikern niemals mit ausreichender Wahrscheinlichkeit ausschließen.
Voraussetzung für ein diagnostisch
verwertbares Belastungs-EKG ist immer
eine ausreichende Ausbelastung mit adäquatem Frequenzanstieg.
Ergibt sich aus der Anamnese und dem Risikoprofil
trotz eines negativen Belastungs-EKG bei individueller Ausbelastung oder bei Nichtdurchführbarkeit einer Ausbelastung doch der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer hämodynamisch
relevanten KHK, so sollten weitere Belastungsuntersuchungen im kardiologischen Fachbereich durchgeführt werden:
An erster Stelle stehen hier die beiden alternativ einsetzbaren bildgebenden Belastungsverfahren (mit einer Sensitivität von 82 – 86% und
einer Spezifität von 54% – 56%):
• Stress-Echokardiographie mit körperlicher
oder pharmakologischer Belastung (Dobutamin)
und
• Myokardszintigraphie – alle gängigen
Tracer mit körperlicher oder pharmakologischer
Belastung (Dipyridamol oder Adenosin).
Wann immer möglich, sollte eine physiologische
(körperliche) Belastung bevorzugt durchgeführt
werden [DDG 2006; Albers 2006].
Zunehmende Bedeutung in der täglichen Praxis
hat das Stress-MRT mit pharmakologischer Belastung (Dobutamin oder Adenosin; Spezifität und
Sensitivität bis 90%). Durch die transthorakale
Echokardiographie erfolgt die Evaluation der
linksventrikulären Funktion einschließlich der regionalen Kinetik. Nur bei nicht ausreichendem
41
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Schallfenster kommt hier der MRT eine Rolle zu.
Eine Indikation für die Koronarangiographie besteht:
• bei Verdacht auf KHK mit Ischämienachweis
und/oder eingeschränkter linksventrikulärer
Funktion
• bei akutem Koronarsyndrom und/oder Verdacht
auf signifikante Progredienz einer bestehenden
KHK (www.escardio.org).
Häufigkeit der kardiologisch-orientierten
Untersuchungen (EKG, Belastungs-EKG und
evtl. Echokardiographie):
Empfehlung bei hohem Risikoprofil
• beim asymptomatischen Patienten jährlich,
• bei Symptomen entsprechend kürzeres
Intervall.
In den Fachgesellschaften gibt es bisher keine
starre Festlegungen der Untersuchungsfrequenzen.
Arterielle Verschlusskrankheit (AVK)
einschließlich zerebrovaskulärer Komplikationen
Die Einteilung der AVK erfolgt nach den klinisch
definierten Stadien nach Fontaine:
Fontaine-Stadien der arteriellen
Verschlusskrankheit
I: Beschwerdefreiheit
bei objektiv nachweisbarer AVK
II: Claudicatio intermittens
lla: Gehstrecke >200m
llb: Gehstrecke <200m
III: Ruheschmerz
IV: Nekrose/Gangrän
Die Diagnostik der AVK besteht initial aus einer
Anamnese unter Berücksichtigung der Erhebung
der freien Gehstrecke, des Beginns der Claudicatio
bzw. Ruheschmerzen. Die klinische Unter42
suchung der Extremitäten sollte die Erhebung
des peripheren Pulsstatus sowie etwaiger trophischer Veränderungen/Läsionen einschließen.
Apparativ hat die Messung des KnöchelArm-Index (ABI) die größte diagnostische
Aussagekraft:
Es erfolgt in Ruhelage eine Bestimmung des systolischen Verschlussdruckes am Arm (Blutdruckmessung) sowie am Knöchel mittels Blutdruckmanschette und Doppler-Stiftsonde. Aus den erhaltenen
Werten wird ein Quotient gebildet.
Bei Werten <0,9 kann von einer bestehenden
AVK ausgegangen werden [DGA 2004; Diehm
2004]. Bei auffälligen Befunden und positiver
Klinik sollte die Zuweisung zum Angiologen zur
weiterführenden Diagnostik (Farbduplexsonographie und ggf. Angiographie) erfolgen.
Eine Ausnahme bildet der Befund bei
Werten über 1,2: Hier muss eine Mediasklerose (beim Diabetiker typisch) vermutet werden.
Im Falle trophischer Läsionen an den Füßen macht
dieser Befund eine weiterführende Vorstellung
beim Angiologen notwendig.
Für die Diagnostik der hirnversorgenden
Gefäße sollte initial eine Anamnese hinsichtlich
neurologischer Symptome, die dem Carotiskreislauf
(Amaurosis fugax, Aphasie, halbseitige motorische
oder sensible Ausfälle) oder dem vertebrobasilaren
Gebiet (Hirnstamm-, Kleinhirnsymptome) zuzuordnen sind, erfolgen. Anschließend erfolgt die lokale
Untersuchung mit Palpation und Auskultation der Carotiden.
Bei positivem Auskultationsbefund oder
positiver Anamnese sollte eine baldestmögliche
Vorstellung beim Angiologen oder
Neurologen zur weiterführenden Abklärung
(Farbduplexsonographie, ggf. Angiographie) erfolgen [DGA2004].
Parodontitis und MVS
THERAPIE
Durch eine frühzeitige Erkennung und
Behandlung des MVS ist es heute möglich, Gefäßkomplikationen zu verhindern
oder deren Progression zu verzögern.
Das therapeutische Vorgehen ergibt sich aus den
Leitlinien der Fachgesellschaften und wird für jeden Patienten individuell festgelegt.
Parodontitis und MVS
Epidemiologie:
Die Prävalenz des MVS ist bei Parodontitispatienten im Vergleich zu parodontal Gesunden erhöht:
37% vs 18% (N = 13 710) [NHANES III, D‘Aiuto
et al. 2008], und Parodontitispatienten zeigen ein
erhöhtes Risiko für das Auftreten eines MVS [Li et
al. 2009].
Wechselwirkung zwischen Parodontitis und MVS:
Parodontitis ist eine multifaktorielle, hauptsächlich
durch parodontopathogene Keime des dentalen
Biofilms bedingte, entzündliche Erkrankung des
Zahnhalteapparats. Sie führt letztendlich aufgrund
immunoinflammatorischer Prozesse zu dessen irreversiblen Zerstörung und zu Zahnverlust.
Ausschlaggebend für Initiierung, Schwere und Verlauf sind die Virulenz der Keime im Biofilm sowie
die Wirtsreaktivität beeinflussende individuelle
Risikofaktoren. Zu Letzteren gehören verschiedene
Allgemeinerkrankungen.
Umgekehrt können orale Bakterien und deren
Stoffwechselprodukte sowie lokal im Parodont
freigesetzte Entzündungsmediatoren in den Kreislauf gelangen und systemisch wirksam werden.
Das lässt die Parodontitis zum Risikoindikator/
Risikofaktor für Allgemeinerkrankungen werden.
Zwischen Parodontitis und Allgemeinerkrankungen
wie Diabetes mellitus oder Herzkreislauferkrankungen, aber auch den Einzelkomponenten des
MVS bestehen somit Wechselwirkungen, die
hauptsächlich auf inflammatorische Prozesse, die
sowohl bei der Parodontitis als auch bei gestörtem
Glukose- und Fettstoffwechsel bzw. bei Adipositas
eine wesentliche Rolle spielen, zurückzuführen
sind. Gemeinsame Prädispositionsfaktoren (z.B.
Rauchen oder ein gemeinsamer genetischer Hintergrund) werden ebenfalls diskutiert.
Glukosestoffwechsel und Parodontitis
Erste Studien bezüglich einer Assoziation zwischen
DMT2 und Parodontitis gab es bereits in den
1950er Jahren. Metaanalysen belegen, dass das
Parodontitisrisiko in Abhängigkeit von Diabetesdauer und Stoffwechsellage steigt. Es wird geschätzt, dass das Parodontitisrisiko bei Diabetikern um den Faktor zwei erhöht ist und dass signifikant schwerere Parodontitisverläufe im Vergleich zu Nichtdiabetikern auftreten [Papapanou
et al. 1996; Khadera et al. 2006; Chávarry et al.
2009].
Den pathogenetischen Hintergrund hierfür bilden
die mit Insulinresistenz und Hyperglykämie verbundene verstärkte Bildung von AGEs und die daraus
resultierenden inflammatorischen Reaktionen.
Auf der anderen Seite beeinflussen die parodontitisbedingt systemisch erhöhten Entzündungsmediatoren maßgeblich Insulinresistenz und Glukose43
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
transport in die Zelle beim Diabetiker und damit
die glykämische Kontrolle.
So konnte gezeigt werden, dass der Baseline-Parodontalstatus das Auftreten eines DMT2 im 20 Jahres Follow-up beeinflusst [NHANES I, Demmer et
al. 2008] bzw. signifikant den HbA1c-Verlauf bestimmt [Demmer et al. 2010].
Außerdem wiesen Parodontitispatienten eine
erhöhte Mortalitätsrate aufgrund von Diabeteskomplikationen auf [Saremi et al. 2005]:
Hypertonie und Parodontitis
Ein erhöhter Blutdruck korrelierte mit stärkerem
Attachmentverlust im tierexperimentellen Parodontitismodell [Leite et al. 2005], und Patienten
mit Hypertension zeigten einen schlechteren Parodontalstatus [Khader et al. 2003; Gołebiewska et
al. 2006; Holmlund et al. 2006; Engström et al.
2007]. Desweiteren neigten Parodontitispatienten
mit Hypertension verstärkt zu einer Linksherzhypertrophie [Angeli et al. 2003].
• 2,3 fach erhöhte Mortalität nach
Herzkeislauferkrankungen
• 8,5 fach erhöhte Mortalität von diabetischen
Nephropathien
Fazit
Aus den bisher vorliegenden Erkenntnissen zu
den Wechselbeziehungen zwischen Parodontitis
und systemischen Konditionen wie dem MVS muss
eine engere Zusammenarbeit zwischen Medizin
und Zahnmedizin abgeleitet werden, um die Umsetzung moderner Konzepte zur Prävention und
Therapie sowohl der Parodontitis als auch des
MVS im Sinne einer Verbesserung der oralen und
Allgemeingesundheit zu realisieren. Hierbei steht
die zahnärztliche Mitbehandlung von Diabetikern
im Vordergrund, und die Heranführung unserer
Patienten an einen gesunden Lebensstil sollte
gleichermaßen Anliegen von Medizin und Zahnmedizin sein.
Die Parodontitis korrelierte ebenfalls mit HbA1cWerten [Wolff et al. 2009] und der Plasmaglukose
[Nibali et al. 2007] sowie mit einer gestörten Glukosetoleranz (IGT) [Saito et al. 2006] bei NichtDiabetikern.
Auf der anderen Seite verbesserte eine antiinfektiöse Parodontitistherapie (zumindest kurzfristig)
die Stoffwechsellage von Diabetikern, was den
kausalen Zusammenhang untermauert [Janket et
al. 2005].
Adipositas und gestörter Fettstoffwechsel und Parodontitis
Korrelationen zwischen BMI bzw. Taillenumfang
und Parodontitis wurden in verschiedenen Querschnittsuntersuchungen nachgewiesen [Pischon et
al. 2007; Saito et al. 2007]. Die Parodontitisschwere ist außerdem mit erhöhtem Triglyzerid-,
LDL-Cholesterin- und totalem Cholesterinspiegel
assoziiert [Noack et al. 2000; Loesche et al. 2000;
Nibali et al. 2007] und die Parodontitistherapie
reduziert Total- und LDL-Cholesterin sowie CRPSpiegel [D’Aiuto et al. 2005].
44
Versorgungsstrukturen
Versorgungsstrukturen
Die Erkennung und Behandlung von
Patienten mit MVS:
In erster Linie durch Hausärzte (Fachärzte für Allgemeinmedizin, hausärztlich tätige Internisten und
Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin). Die Konsensuskonferenzen in Europa und in den USA haben eindeutig festgestellt, dass Hausärzten bei der
Erfassung Gefährdeter wie auch der Verbesserung
des Gesundheitsverhaltens, der Schulung zu gesunder Ernährung und gesunder Lebensweise eine besondere Rolle zukommt.
Eine enge und gut funktionierende Kooperation im
Sinne einer integrierten Versorgung ist
jedoch für den Therapieerfolg bei der Behandlung
des MVS entscheidend.
Wie auch in der Diabetikerbetreuung ist
eine Verzahnung ambulanter, stationärer
und rehabilitativer Leistungen notwendig.
Problempatienten:
Zuweisung zur weiteren Diagnostik und Therapie
an eine Schwerpunktpraxis oder eine spezialisierte Stoffwechselambulanz. Als Bindeglied zwischen den Hausärzten und der hochspezialisierten
stationären Einrichtung fungieren im ambulanten
Bereich die diabetologischen Schwerpunktpraxen,
die eng mit Kardiologen und Angiologen kooperieren, um diese Patienten umfassend zu diagnostizieren und effektiv behandeln zu können.
Stoffwechselstation zur Verfügung stehen, die
eng mit kardiologischen Einrichtungen kooperiert.
Eine große Bedeutung kommt einer
engen Zusammenarbeit mit Kardiologen
und Angiologen sowie Podologen zu, um
hochgefährdete Patienten rasch zu erfassen und
einer fundierten und umfassenden Therapie zuzuführen. Diese Abteilungen sollten ähnlich der
Struktur der Diabetesbetreuung auch als Referenz-, Ausbildungs- und Fortbildungszentren fungieren.
Die Therapieziele sind unter Mitarbeit von ausgebildeten DiätberaterInnen bzw. spezifischen Diabetes- und Ernährungsberufen
zu erreichen. Hier sind, wie in der Diabetologie,
Einzel- und Gruppenschulungen sinnvoll.
Selbsthilfegruppen können die Effektivität der
Behandlung erhöhen, z. B. bei der Behandlung der
Adipositas.
Nur auf diesem Wege lassen sich die immensen
Fortschritte in der Diagnostik und Therapie auch
für alle Patienten mit komplizierten und therapieaufwändigen Formen auf breiter Basis nutzbar
machen und vorhandene Ressourcen im Gesundheitswesen effektiv nutzen.
Problem- oder therapierefraktäre Fälle
mit akuten bzw. multiplen Komplikationen:
In jedem Regierungsbezirk sollte darüberhinaus
zur effizienten Betreuung von Problemfällen eine
hochspezialisierte Ambulanz in Anbindung an eine
45
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
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Notizen
Praxis-Leitlinie
Metabolisch-Vaskuläres Syndrom
Impressum:
Herausgeber: Fachkommission Diabetes der Sächsischen
Landesärztekammer und KV Sachsen
2. überarbeitete Auflage
19. 11. 2013
Den kritischen Lesern danken wir für konstruktive Anmerkungen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw.
in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- oder Markenschutz-Gesetzgebung als
frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.
© 2013 Akademie für Gesundheit in Sachsen e.V.
Mittelweg 2b, D 01728 Bannewitz
Typografie: Sieglinde Kunath, Grafik-Designerin
Printed in Germany by Druckerei Thieme Meißen GmbH,
Zaschendorfer Str. 91, 01662 Meißen
Tab. 1 Definition / Diagnose eines MVS
Ein MVS liegt in Anlehnung an an den internationalen Konsens vor, wenn mindestens
drei der aufgeführten Kriterien erfüllt sind [nach Alberti 2009]:
intraabdominale Adipositas
Taillenumfang
Männer
Frauen
erhöhte Triglyzeride
erniedrigtes HDL-C
Männer
Frauen
erhöhter Blutdruck
erhöhte Plasmaglukose*
nüchtern
2-h-pp im oGGT**
> 102 cm
> 88 cm
> 1,7 mmol/l (150 mg/dl)
< 1,0 mmol/l ( 40 mg/dl)
< 1,3 mmol/l ( 50 mg/dl)
> 130/85 mm Hg
oder spezifische Therapie
oder behandelte Hypertonie
> 5,6 mmol/l (100 mg/dl)
> 7,8 mmol/l (140 mg/dl)
oder
oder behandelter DMT2
oder spezifische Therapie
*
Die Glukose wird im Plasma (Natriumfluorid-Röhrchen) bestimmt, da zur Diagnosestellung die Plasmaglukose
international üblich ist [s. ADA 1997].
** Bei einer erhöhten Nüchtern-Plasmaglukose > 5,6 – < 7,0 mmol/l ist ein oGTT indiziert, aber nicht notwendig für die
Definition eines MVS.
Ab 7,0 mmol/l liegt bereits ein DMT2 vor, ein oGTT ist dann nicht mehr indiziert.
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