Besichtigung Evangelisch-methodistische Kirche Liestal

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Besichtigung Evangelisch-methodistische Kirche Liestal
Im Rahmen des EmK Projekts „Kirchen Sprache(n) – ein Versuch“ besichtigten die
Architekten Stefan Keller und Reto Wegmüller
verschiedene Gebäude der EmK .
Die gewonnenen Eindrücke zu folgenden Fragestellungen werden in diesem Bericht schriftlich
und fotografisch festgehalten: Was sagt das
Gebäude aussen und innen über die Nutzer und
über deren Einstellung zum Leben und zum
Glauben?
Wer lebt hier drin?
Was strahlt das Gebäude für Botschaften aus?
Was liegt in der Luft?
Was ist die Sprache?
mage, swisstopo, NPOC
Besichtigung EmK Liestal, 22. April 2016
Die Situation
Das imposante Gebäude der EmK Liestal befindet
sich an der Kasernenstrasse 37. Es präsentiert sich
als klassisch ausgestalteter Kirchenbau mit verputzter, symmetrisch gegliederter Fassade. Ostseitig des Gebäudes führt ein Fahrweg zur Parkierfläche hinter der Kirche. An diese Fläche grenzt ein
einfaches Einfamilienhaus, das früher als Pfarrhaus
genutzt wurde.
Schaukasten
Das Kirchengebäude an der Kasernenstrasse
Der Zugang mit Treppe
Das Pfarrhaus an der Parkierfläche
Altstadt Liestal
Die Strassenfassade ist mit einer symmetrischen
Befensterung gestaltet. In den beiden Seitenfassaden weisen die hohen, mit einem Spitzbogen
versehenen Fenster auf den dahinterliegenden
Kirchenraum hin. Die Kirchenrückseite zur Parkierfläche hin besteht aus einer nahezu geschlossenen
verputzten Fassade mit einem Hintereingang
als einzige Öffnung. Alle Fenster in der hellbeige
verputzten Fläche sind mit weissen fein reliefierten
Einfassungen gefasst. Die Gebäudeecken sind mit
rot-weiss ausgestalteten Ecklisenen hervorgehoben. Die beiden Seitenfassaden sind jeweils in vier
Felder eingeteilt, die ebenfalls mit dem rot-weissen
Lisenen unterteilt sind.
Zur Strasse hin erhebt sich eine hohe Giebelfassade. Gestufte Zierelemente unterstreichen den
Übergang zum Dach. Die Anordnung der Fenster
in zwei Reihen zeigt einzig in dieser Fassade eine
zweigeschossige Unterteilung im Inneren an: die
Unterteilung des Gebäudes in den Vorraum im
EG, mit der darüberliegenden Empore. Das Dach
besteht aus einem auf drei Seiten abgewalmten
Ziegeldach. Ein schlanker Glockenturm ist nahe der
Eingangsfassade auf den Dachfirst aufgesetzt und
lässt den Bau klar als Kirche in Erscheinung treten.
Pfarrhaus
Gebäude
EmK Liestal
Luftbild mit Lage der EmK Liestal (Kreis)
Kirchen - Sprache(n) - ein Versuch
Das Kirchengebäude
Das Kirchengebäude richtet sich mit seiner Hauptfassade zur Kasernenstrasse hin aus. Das Gebäude
ist von der Strasse zurückgesetzt, davor entsteht
ein erhöhter und begrünter Vorbereich, der mit
einer halbhohen Begrenzungsmauer eingefasst ist.
Rückfassade mit Hintereingang, Parkierfläche
0
20
40 60m
Massstab 1: 2,500
Gedruckt am 13.05.2016 15:58
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Besichtigung EmK Liestal 22. April 2016
Der Zugang
Vor der Strassenfassade befindet sich ein mit einer
halbhohen Mauer eingefasster Vorgarten. In einem
Einschnitt in der Mauer führt ein Aufgang in der
Achse des Eingangs über ein paar Stufen zum
etwas höher gelegenen, mit Natursteinplatten ausgelegten Vorplatz. Beidseitig des Aufgangs ist eine
gepflegte bepflanzte Fläche angelegt.
Zum Eingang unter dem leichten, auskragenden
Vordach wird der Besucher über eine weitere
Treppe mit fünf Stufen geführt. Zwei Sitzbänke flanSeite 2
kieren auf beiden Seiten den Treppenaufgang und
laden ein zum Platz nehmen.
Die reichverzierte Holztüre ist mit einem Glaseinsatz und Schmiedeeisengitter ausgestattet. Für den
aufmerksamen Betrachter befindet sich in den Verzierungen verwoben die Jahreszahl 1898, welche
für die Entstehung des Kirchenbaus steht.
Ein Zugang für Rollstuhlfahrende und Gehbehinderte ist mit dem Nebeneingang in der Rückfassade des Kirchengebäudes vorgesehen. Hier kann bei
Bedarf eine im Gebäude bereitgestellte Metallrampe vorgestellt werden, welche so einen hindernisfreien Zugang in den Gottesdienstraum ermöglicht.
Der Eingang und Voraum
Durch die Eingangstüre gelangt man in einen einladend ausgestalteten Vorbereich. Ein abschliessbarer Raum mit einer Küchenzeile in Haushaltsgrösse gliedert sich auf der rechten Seite an. Der
Wandabschluss zur Küche ist im oberen Bereich
verglast. Mit der über beide Räume sichtbaren,
durchlaufenden Decke entsteht der Eindruck einer
Grosszügigkeit und Durchlässigkeit.
Vom Vorraum aus ist das einzige WC im Haus
zugänglich.
Eingang
Der Besucher fühlt sich durch eine einladende
Sitzecke und die farblich abgestimmte Gestaltung
willkommen geheissen. Die räumliche Situation im
Vorraum wirkt jedoch etwas knapp und ist eher auf
eine kleine Anzahl Personen ausgelegt.
Eingang mit Sitzecke
Der Gottesdienstraum
Geradeaus gelangt der Besucher vom Vorraum
aus direkt in den Gottesdienstraum. Der Zugang
erfolgt unter der Empore hindurch. Der überhohe
Versammlungsraum wird durch hohe Fenster in
den beiden Seitenfassaden belichtet. Im Bereich
der Bühne ist ein Fenster aufgrund des störenden
Lichteinfalls zu Orgel und Rednerpult provisorisch
abgedeckt. Die Fensterbrüstungen sind hoch angesetzt. Die Verglasung besteht aus strukturiertem
Glas - ein Ausblick ist so nicht möglich. Ebenfalls
ist durch die hohe Brüstung von aussen her kein
Einblick in den Gottesdienstraum möglich.
Vorraum mit Garderobe
Kirchen - Sprache(n) - ein Versuch
Küche angrenzend an Vorraum
Besichtigung EmK Liestal 22. April 2016
Im Raum fällt als erstes der Blick zum grossen
Holzkreuz, welches in der Mittelachse des Raumes
in einer halbrunden, in die Rückwand eingelassene
Apsidennische aufgestellt ist. Davor steht ein Altar.
Eine erhöhte Bühne nimmt etwa einen Drittel der
Bodenfläche ein. Eine Orgel dominiert die rechte
Seite des Bühnenbereichs. Auf der linken Seite des
Altars ist hinter einer gestuften Wand eine Nische
angelegt, welche zum rückwärtigen Eingang, der
vom Parkplatz aus möglich ist, führt.
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Der Raum selber ist formal klar gegliedert und mit
einfachen Elementen ausgestaltet. Der Übergang
zu den Maueröffnungen bei den Fenstern ist mit
aufgemalten Doppellinien gefasst. Das rechteckige
Deckenfeld ist mit weissen Gipsprofilen gerahmt.
Der Übergang von der Decke zu den Wänden ist
mit einer gerundeten Kehle ausgestaltet.
Von der Decke hängen vier Beleuchtungskörper
mit Lampen, zusammengefasst zu 8-er Gruppen
herab.
Auf der Bühne verteilt befinden sich Rednerpult,
Rolltischchen, diverse Notenständer und ein Klavier. Dies lässt auf eine Gestaltung der Anlässe mit
Hilfe von verschiedenartigen musikalischen Untermalungen schliessen.
Im Gottesdienstraum sind lediglich in der linken
Raumhälfte einige Stuhlreihen aufgestellt. In der
rechten Hälfte des Raums befindet sich ein grosser
Tisch mit Stühlen. In der Nähe der Kaffeemaschine
dient er vermutlich als Treff für Gespräche nach
dem Gottesdienst.
Aufgang zu Empore
Auffallend ist, dass der Gottesdienstraum nicht bis
auf die letzte Fläche ausgenutzt wird. Übergrosse
Vorbereiche und Durchgänge lassen darauf schliessen, dass der vorhandene Raum für die Bedürfnisse der Gemeinde etwas zu gross ist.
In der kalten Jahreszeit ist für die Beheizung ein
genügend langer Vorlauf vorzusehen, um zum Zeitpunkt der Anlässe mit den Elektroheizungen unter
den Fenstern eine ausreichend beheizte Situation
im grossen Raum vorzufinden.
Gottesdienstraum
Unter der mit dunklem Holz ausgeführten Konstruktion der Empore befindet sich die mit einer
Wand abgeschlossenen Nische mit dem Treppenaufgang zur Empore. Davor steht auf einem Korpus
eine Kaffeemaschine.
Durch alle Räume zieht sich ein Teppichboden im
gleichen grauen Farbton durch. In einigen Bereichen wirkt er stark abgenutzt. Verschiedene
Oberflächen von Boden, Wänden und Decke weisen Abnutzungs- oder Gebrauchsspuren auf.
Eine umfassende Sanierung liegt lange zurück.
Doch sind im Ganzen einige gestaltete „Inseln“
subtil eingestreut (z.B. farbige Kissen, farbige
Beistelltischchen beim Eingang, goldene Gefässe beim Altar). Damit entstehen Orte, welche mit
einfachen Mitteln aufgewertet, als freundlicher
Blickfang dienen.
Korpus mit Kaffeemaschine
Gottesdienstraum mit Blick zur Empore
Kirchen - Sprache(n) - ein Versuch
Die Empore
Die Empore wird genutzt. Der Aufgang erfolgt über
eine schmale abgewinkelte Treppe. Drei Fenster
zur Kasernenstrasse, sowie jeweils ein seitliches
Besichtigung EmK Liestal 22. April 2016
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Fenster auf den Schmalseiten belichten die Emporenfläche. Zum Gottesdienstraum ist die bestehende Holzbrüstung mit einem Chromstahl-Handlauf
und Drahtseilen auf das aus Sicherheitsgründen
erforderliche Mass erhöht worden. Zwei Sitzreihen
aus Stühlen sind aufgestellt.
Der Blick von der Empore in den Gottesdienstraum
ist beeindruckend.
Grosser Dachraum
Über eine herabklappbare Estrichtreppe gelangt
man in den grossen Dachraum. Das Dach ist nicht
gedämmt und hat kein Unterdach. Der mächtige
Dachstock dient aktuell als Abstellbereich. Eine
Umnutzung würde eine zusätzliche Belichtung und
Erschliessung unter Einbezug der Denkmalpflege
voraussetzen. Doch werden für solche Umnutzungen erhebliche Investitionen notwendig sein.
Der Eingang ins „Pfarrhaus“
Auf der Empore
Der Eingang in den Jugendraum
Das Pfarrhaus
Anschliessend an die Parkierung auf der Rückseite
des Kirchengebäudes befindet sich das „Pfarrhaus“, ein unspektakuläres Gebäude aus den
1970er Jahren. Im Untergeschoss des Hauses erreichbar über eine steile Aussentreppe - ist der
Jugendraum mit einer kleinen aber überalterten
Haushaltsküche eingerichtet. In den Raum im UG
fällt nur spärlich Tageslicht ein, auch bei Tag muss
deshalb das Licht eingeschaltet werden. Der Raum
wird zum grossen Teil ausgefüllt mit einer Modelleisenbahnanlage, ein Projekt, das mit dem Namen
„Sunntigsgleis“ auch interessierte Kinder aus der
Umgebung anzieht. Die Situation ist jedoch etwas
„überstellt“ und wirkt durch die unbefriedigende
Lichtsituation nicht attraktiv.
Am Pfarrhaus selber sind deutliche Gebrauchsspuren feststellbar (Verputz, Fenster, Sockelbereich, Dach). Eventuell könnte eine Sanierung
oder Ersatz des Pfarrhauses gleichzeitig mit der
Neuorganisation des Dachgeschosses auf dem
Kirchengebäude verbunden werden. Verschiedene
Nutzungen könnten neu verteilt und an anderen
Orten optimaler untergebracht werden.
Resumé
Schlagzeug auf der Empore
Ein Teil des grossen Dachraums
Die Modelleisenbahnanlage
Kirchen - Sprache(n) - ein Versuch
Besichtigung EmK Liestal 22. April 2016
Die Bedürfnisse einer eher kleinen Gemeinde treffen auf ein imposantes und traditionelles Gebäude.
Es fällt auf, dass bestehende Räume nicht recht zur
Nutzung und Nutzungen nicht recht in vorhandene
Räumen passen.
Mit einer umfassenden inneren Reorganisation
von Kirchengebäude und Pfarrhaus könnte für die
Gemeinde ein massgeschneidertes Umfeld geschaffen werden.
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