Parodontitis als Manifestation einer Systemerkrankung

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Wissenschaft/Fortbildung
Parodontitis als Manifestation
einer Systemerkrankung
Morbus Crohn und fortgeschrittene Parodontitis
Die vorliegende Falldokumentation befaßt
sich mit der synoptischen Behandlung einer generalisierten, weit fortgeschrittenen
parodontalen Erkrankung (Parodontitis
Typ IV) als Manifestation einer Enteritis
regionalis Crohn (Morbus Crohn). Neben
der Parodontitis gehören erythematös
geschwollene Mukosa, granulomatöse
Läsionen, Aphthen, Glossitis, Stomatitis
und Ulzera zu den oralen Erscheinungsbildern dieser Krankheit.
III. Senkung der Zahl der eosinophilen Granulozyten und Erhöhung der Zahl der
Thrombozyten im Blut.
In Folge der Hemmung mesenchymaler
Reaktionen besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, außerdem flammen möglicherweise
latente Infektionen wieder auf, und es kann
durch Auflösung der mesenchymalen Knochenmatrix und teilweise auch durch die Vitamin-D-antagonistische Wirkung zu einer
Osteoporose kommen.
C
Anamnese
Fallbeispiel: Der 53-jährige Patient, bei dem
im Alter von 25 Jahren erstmals die Diagnose eines Morbus Crohn gestellt wurde, zeigte
seit sieben Jahren parodontale Beschwerden,
die eine Woche vor den etwa alle drei Monate stattfindenden akuten Schüben exazerbierten, wobei es zu Zahnfleischschmerzen
und Spontanblutungen kam. Störend in ästhetischer wie auch in funktioneller Hinsicht
waren die Gingivahyperplasien und die freiliegenden Zahnhälse. Der Patient reinigte
seine Zähne zweimal täglich mit einer
Schallzahnbürste (Waterpic®) und benutzte
täglich Brush Sticks zur Interdentalraumhygiene. Während der Schübe war es völlig unmöglich, die ohnehin schon erschwerte adäquate Mundhygiene aufrecht zu erhalten.
Als Medikation erhielt der Patient Prednisolon, Sulfasalazin, Vitamin D, Calcium und
Nifedipin. Eine Umstellung von Prednisolon
auf Imurek®, was die Problematik der irreversiblen Nebenwirkungen der Glukokortikoide entschärft hätte, war vergeblich versucht worden.
harakteristisch für den Morbus Crohn
ist die chronisch entzündliche, meist
in Schüben verlaufende Erkrankung,
die den ganzen Verdauungstrakt befallen
kann. Als Symptome treten blutige Durchfälle, Gelenkbeschwerden, Hautausschläge,
aphthöse Läsionen, fissuralen Ulzera, ödematös aufgetriebene Schleimhautinseln und
Fisteln auf. Die Inzidenz beträgt ein bis sechs
Neuerkrankungen auf 100.000 Personen.
Bis dato ist die Ätiologie unklar; diskutiert
werden immunologische, genetische und
nahrungsbedingte Faktoren. Die Diagnose
erfolgt durch eine Kolo-Ileoskopie mit Biopsie und histologischer Auswertung. Therapeutisch setzt man Glukokortikoide, Sulfasalazin, Mesalazin, Antibiotika und Immunsuppressiva ein und empfiehlt eine
möglichst glukosefreie enterale Formuladiät.
Ggf. zurückhaltend chirurgisch reseziert.
Glukokortikoidtherapie
Glukokortikoide haben vielfältige unerwünschte Nebenwirkungen, die als unterstützende Faktoren die parodontale Infektion
unterhalten dürften:
I. Unterdrückung der Fibroblasten-Bildung
sowie der Kollagen-Synthese (antiproliferative Wirkung),
II. verringerte Tätigkeit des lymphatischen
Gewebes, wodurch es zu Lymphopenie
und Verkleinerung der Lymphozyten
kommt (immunsuppressive Wirkung),
BZB/März/02
Zahnärztliche Befunde
Auffallend war die generalisierte, stark
hyperplastische, livide verfärbte Alveolarmukosa. Die Funktionsanalyse ergab ein
schmerzfreies Öffnungsknacken beidseits.
Die Exkursionsbewegungen nach beiden Seiten waren eckzahngeführt. Es konnten keine
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