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unternehmer
57. Jahrgang • G 4012 • 9,50 Euro
unternehmermagazin
Inhaber im Mittelstand
•
Zeitschrift für Familienunternehmen
9/10 • 2009
62.500 Auflage
Titelthema
Internationalisierung
Verlagerung der Schwerpunkte
Special
Unternehmensfinanzierung
Unternehmensführung Außenwirtschaftspolitik Industriespionage
Dr. h.c. Helmut O. Maucher Prioritäten von Rainer Brüderle Täter und Tatbestände
SPECIAL
Unternehmensfinanzierung
Neue Modelle im Leasinggeschäft | § 6b EStG
Interessantes Investorenkapital
Die internationalen Turbulenzen im Fi- das Machbare. Herkömmliche steuer- und
nanzsektor und in der Wirtschaft haben bilanzorientierte Modelle bieten nur noch
längst auch die Leasingunternehmen er- bedingt Vorteile. Die Zukunft gehört weiter
reicht. Eine Ursache liegt im Bankenwesen: entwickelten Strukturen mit hoher Affinität
Die Institute haben zwar schon erhebliche zum Leasing bzw. unter Einsatz bestimmter
Abschreibungen auf Wertbewährter Leasingelemente.
papiere und andere VermöIn diesem Sinne verlangen
genswerte vorgenommen,
anspruchsvolle Kunden bei
doch es droht eine nächste
Neuinvestitionen, bei UmWelle. Viele Experten bestrukturierungen, aber auch
fürchten infolge der Rezesbei der Auslagerung von Besion massiv zunehmende
standsimmobilien, immer
Kreditausfälle. Gewinneinhäufiger nach individuellen
brüche und Verluste der
»Structured-Finance«-ProUnternehmen zwingen zu
dukten. Chancen im Wanhöherer Risikovorsorge im
del bieten sich LeasinganKreditgeschäft und sorgen
bietern dann, wenn sie konso für noch mehr Zurücksequent neue Lösungen entDieter Weiß
haltung in derVergabe neuer
wickeln, die InvestorenkapiMittel. Wenn schon keine
tal in leasingähnliche MoKreditklemme kommt, sind doch weitere delle einbinden. Wenn es keine voll umfängVerschlechterungen der Konditionen so gut lichen Bankdarlehen mehr gibt, muss Anlawie sicher. Reine Fremdfinanzierungen sind gekapital die Finanzierungslücke schließen.
zurzeit kaum darstellbar. Einige Banken ha- Gegenwärtig sind Gesamtfinanzierungen
ben sich sogar ganz aus der Leasing-Finan- nur mit einem Mix aus Fremd- und Eigenkazierung zurückgezogen, andere nutzen die pital zu vertretbaren Kosten darzustellen.
Gunst der Stunde und stellen überhöhte
Grundsätzlich sind Leasingmodelle mit
Forderungen, um ihre Nettomarge zu stei- steuerorientiertem Investorenkapital oder
gern. Erschwerend kommt für die Leasing- renditeorientiertem Anlegerkapital zu unbranche hinzu, dass viele Unternehmen In- terscheiden, wobei erstere bislang im Vorvestitionen wegen mangelnder Gewinnper- dergrund standen. So erlaubt etwa der wirtspektiven aufschieben oder ganz unterlassen. schaftlich sinnvolle und politisch positiv beDie Belastungen und die Unwägbarkei- wertete § 6b EStG Unternehmen, bei der
ten im Finanzsystem stellen aber nicht nur Veräußerung von Immobilien entstandene
neue Herausforderungen dar, sondern sie Gewinne in einer Vierjahresfrist steuerneueröffnen zugleich Chancen für eine strategi- tral auf selbst genutzte Neuvorhaben oder
sche Neuausrichtung im Immobilien-Lea- anderweitige Bauinvestitionen zu übertrasing.Auch hier schärft die Krise den Blick für gen, wobei der Investor seine Rücklage auf
Optionen der Investitionsfinanzierung
Bankmittel (z. B. 80 %)
Investorenkapital (z. B. 20 %)
Steueroptimierte Modelle
§ 6b EStG-Rücklagen von Aktiengesellschaften, Personengesellschaften, Landwirten, Stiftungen und anderen
Renditeorientierte Modelle
Anlegerkapital
von Versicherungen, Versorgungswerken,
Pensionskassen, Stiftungen und anderen
Quelle: Autor
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unternehmermagazin 9/10·2009
das Anlagevermögen einer gewerblich geprägten Personengesellschaft (GmbH & Co.
KG) überträgt und als deren Gesellschafter
Mitunternehmer einer leasingfinanzierten
Objektgesellschaft wird. Die Einbringung
der »6b-Mittel« schließt die Finanzierungslücke des Projekts. Im Ergebnis bedeutet
dies einen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg und zur Sicherung von Arbeitsplätzen.
Einbindung institutioneller Investoren >
Modelle mit renditeorientiertem Anlegerkapital sind eher von institutionellen Anlegern
(Versicherungen, Versorgungswerke, Pensionskassen) gefragt. Geeignet sind vor allem
»Core-Objekte«, also Gebäude mit unbestritten strategischer Bedeutung. Solche Immobilien bonitätsstarker Leasingnehmer,
möglichst in guten Lagen wirtschaftsstarker
Metropolen, bieten hohe Sicherheit und
langfristig stabile Cashflows. Die weiteren
Anlegerziele sind rasch skizziert: Die Renditeerwartungen halten sich wegen des moderaten Risikoprofils in Grenzen. Verglichen
mit Unternehmensanleihen und anderen
Wertpapieranlagen gibt es bei den »CoreLeases« kaum Volatilität in der Bewertung.
Die mangelnde Fungibilität der Beteiligung
stellt für langfristig orientierte institutionelle Anleger in der Regel kein Hindernis dar.
Fazit > Nicht nur für die Leasingbranche
kann ein Wandel der Modellpolitik frischen
Aufwind bedeuten. Gewinner maßgeschneiderter Konzepte können sowohl Unternehmen als auch Kapitalanleger sein. Im Idealfall gelingt die Synchronisierung des unternehmerischen Finanzierungsbedarfs mit
den Anlagemotiven eines kapitalstarken Investors, und zwar unter Beachtung seines
individuellen Risiko-/Renditeprofils. Da bis
auf weiteres nicht mit wirklicher Entspannung auf den Finanzmärkten zu rechnen
ist, sind strukturierte Finanzierungsmodelle
unter Einbindung von Anlegerkapital in vielen Fällen die passende, in einigen Fällen
䡵
vielleicht sogar die einzige Lösung.
Dieter Weiß, Mitglied der Geschäftsführung KG Allgemeine Leasing GmbH &
Co. (KGAL), Grünwald bei München
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