alternative zu bach grosse barockoper neu im vertrieb

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MITTEILUNGEN IM
SEPTEMBER 2008
GROSSE
BAROCKOPER
NEU IM VERTRIEB
Lullys Proserpine auf GLOSSA
Obsidian und Opening Day
ALTERNATIVE
ZU BACH
Homilius’ Weihnachtsoratorium auf CARUS
wir freuen uns, diesen September gleich mit zwei neuen
Labels zu starten: Das neue Alte Musik-Label OBSIDIAN aus
England und, die Herzen aller Blechbläser-Fans werden jetzt
höher schlagen, OPENING DAY, das Label der legendären Canadian Brass.
TOP 15
EDITORIAL
LIEBE MUSIKFREUNDE,
CHARTS
1
HEINICHEN: KONZERTE UND OUVERTÜREN
Dombrecht/Il Fondamento
PAS 921
2
BEETHOVEN: KLAVIERKONZERTE NR. 3 & 6
(BEARB. DES VIOLINKONZERTS)
Schoonderwoerd/Cristofori
ALP 122
3
WO GOTT DER HERR NICHT BEI UNS HÄLT
Böhme/Biller/Thomanerchor Leipzig
ROP 6023
4
HÄNDEL: NEUN DEUTSCHE ARIEN
Mauch/Voskuilen/L’Arpa festante
CAR 83426
5
SANZ: INSTRUCCION DE MUSICA PARA LA
GUITARRA
Moreno/Orphénica Lyra
GCDC 80206
Unseren Blickfang für unsere Titelseite haben wir diesen
Monat übrigens dem Cover der Einspielung von Messiaens
Klassiker Quatuor pour la fin du temps mit Het Collectief auf
dem Label FUGA LIBERA entnommen.
6
WEISS: ARS MELANCHOLIAE - LAUTENWERKE
Moreno, José Miguel
GCDC 80102
Weitere interessante Neuheiten finden sie auf den
folgenden Seiten dieser prall gefüllten SeptemberAusgabe.
7
LES HARPES DE CIEL
Galassi/Bosio
GCDC 81302
8
RAUTAVAARA: CANTUS ARCTICUS/
GARDEN OF SPACES/+
Stoltzman/Segerstam/Helsinki PO
ODE 1041
9
MAHLER: SINFONIE NR.6
Gergiev/London Symphony Orchestra
LSO 0661
10
WHY NOT HERE- 17TH CENTURY ENGLISH VIOL
MUSIC
Perl/Heumann
ACC 24205
11
LE GRAZIE VENEZIANE – MUSIK DER OSPEDALI
Schiavo/Galli/Monao/Kopp/+
CAR 83264
12
RAMEAU: SUITEN AUS „LES FÊTES D’HÉBÉ“ &
„ACANTE ET CEPHISE“
Brüggen/Orchestra of the 18th Century
GCDC 81103
1
FELDMAN: FOR PHILIP GUSTON
Breuer/Engler/Schrammel
WER 67012
13
WAGNER: WESENDONK-LIEDER/SIEGFRIED
3.AKT, 3. SZENE
Farrell, Eileen
SBT 1415
2
XENAKIS: ORCHESTERWERKE VOL.5
Tamayo/Orchestre Philharm. du
Luxembourg
TIM 1C1113
14
PAULUS – GREGORIANISCHE GESÄNGE
Hönerlage/Frauenschola Exsulta
CHR 77299
3
THOMALLA: MOMENTSMUSICAUX/WILD.THING/+
Fels/Ensemble Recherche
WER 65712
15
MARENZIO: NONO LIBRO DEI MADRIGALI
La Venexiana
GCDC 80906
Natürlich gibt es diesen Monat noch weitere zahlreiche interessante Neuheiten, so beendet Hervé Niquet seinen dreiteiligen Zyklus antiker Frauengestalten in der französischen
Barockoper mit einer fulminanten Einspielung von Lullys
Proserpine.
Wer schon immer vor hatte, an Weihnachten Bachs Weihnachtsoratorium einmal im Schrank zu lassen, dem bietet
sich mit dem Weihnachtsoratorium von Gottfried August Homilius auf CARUS eine gute Gelegenheit. Aufgenommen in
der Dresdner Frauenkirche, kommt hier sofort Festtagsstimmung auf.
Viele Entdeckerfreuden wünscht Ihnen Ihr
Bernhard Blattmann
IMPRESSUM
Note 1 Musikvertrieb GmbH | Heuauerweg 21 | D-69124 Heidelberg
Tel: 06221/720351 | Fax: 06221/720381 | [email protected] | www.note-1.de
TEXTE: Bernhard Blattmann | REDAKTION: SandraKohlheyer/
Bernhard Blattmann | LAYOUT: Alice Männl www.maennl.de
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PRESSE & REPERTOIRE: Bernhard Blattmann | [email protected]
Tel: 06221/720267
ADMINISTRATION: Renate Sauer | [email protected]
Tel: 06221/720351
GESCHÄFTSFÜHRUNG: Hanno Pfisterer | [email protected]
Tel: 06221/720374
Titelbild: ©2007 Antoon Verbeeck „Falling Angel“ aus der Serie „Lonley Subjects“
www.antoon.be
TOP 3
CHARTS
NEUE MUSIK
3
DER MYTHOS DER PERSEPHONE
„Persephone und Hades“ Bodenbild einer attischen Kylix (440-430 v. Chr.)
©Marie-Lan Nguyen/Wikimedia Commons
LETZTER TEIL DER TRILOGIE
Mit seiner Trilogie über antike Frauengestalten in der
französischen Tragédie lyrique hat Hervé Niquet mit
seinem Ensemble Le Concert Spirituel einen wichtigen
Beitrag zur Wiederbelebung dieser auf den Bühnen nach
wie vor vernachlässigten Gattung geleistet. Diesen Monat erscheint der dritte und letzte Teil dieses Zyklus‘,
der, sozusagen als krönender Abschluss, dem Schöpfer
der französischen Barockoper gewidmet ist: Jean Baptiste Lully (1632-1687). Proserpine entstand 1680 nach einer
zweijährigen Pause erneut in der bewährten Zusammenarbeit mit seinem Librettisten Philippe Quinault.
Die Oper unterstreicht nicht nur die zunehmende Reife
Lullys als Opernkomponist, sondern auch die kongeniale Meisterschaft Quinaults bei der musikdramatischen
Aufbereitung mythologischer Stoffe. Die Ersteinspielung
auf dem spanischen Edel-Label GLOSSA entstand im Anschluss an gefeierte Bühnenaufführungen in Paris und
Versailles mit erstklassigen Solisten, die allesamt bestens
mit den speziellen Anforderungen der Gesangstechnik
des französischen Barock vertraut sind. Wie schon bei
den vorangegangenen Produktionen (Destouches’ Callirhoé und Marais’ Sémélé), bescheren uns Hervé Niquet und
sein Ensemble Le Concert Spirituel mit diesem Meisterwerk erneut ein prachtvolles, musikalisches Feuerwerk
der französischen Barockoper.
LULLY: PROSERPINE
Haller/Tauran/d’Oustrac/Auvity/Niquet/
Le Concert Spirituel
Die römische Proserpina entspricht weitgehend der Persephone der
griechischen Mythologie, deren Geschichte sich, stark vereinfacht,
folgendermaßen darstellt: Persephone war die Tochter von Zeus
und seiner Schwester Demeter, der Göttin der Fruchtbarkeit. Mit
stillschweigender Zustimmung von Zeus entführte Hades, der Gott
der Unterwelt, das schöne Mädchen beim Blumenpflücken in die
Unterwelt. Neun Tage und neun Nächte suchte die verzweifelte
Mutter ihr Kind und wurde erst von Hekate, der Göttin der Zauberkunst und der Wegkreuzungen, über den Verbleib aufgeklärt.
Über den Raub und seine Hintergründe war Demeter so empört,
dass sie nicht nur den Olymp verließ, sondern sich auch fortan
weigerte, für das Wachstum der Pflanzen zu sorgen. Nachdem das
Ende der Menschheit und damit der Opfergaben drohte, entschloss
sich Zeus, die Herausgabe des Mädchens zu befehlen. Ein Gesetz
besagte allerdings, dass jeder in der Unterwelt bleiben musste, der
dort Nahrung zu sich genommen hatte. Tatsächlich hatte Persephone bereits vier Kerne eines Granatapfels genascht und so einigte man sich auf einen Kompromiss: Vier Monate des Jahres sollte
sie als Herrscherin der Unterwelt an der Seite ihres Gatten verbringen, den Rest des Jahres bei ihrer Mutter auf der Erde. In den
vier Monaten in der Unterwelt trauert Demeter und somit ruht
auch die Vegetation, womit in der Antike der Wechsel der Jahreszeiten erklärt wurde.
EBENFALLS ERHÄLTLICH:
DESTOUCHES: CALLIRHOÉ
Niquet/Le Concert Spirituel
GLOSSA - GCD 921612 (R02)
2 CD, DDD, 2006
„Eine fulminante Studio-Produktion mit Hervé Niquet und „Le
Concert Spirituel“, in der sich das Stück als wahres Meisterwerk
erweist.“
WDR 3 Hörzeichen, 09.07.2007
„Niquet vermag den Spannungsbogen dieser hochbarocken opulenten Tragödie von der ersten bis zu letzten Sekunde aufrecht
zu halten.“
Deutschlandfunk, 8.7. 2007
MARAIS: SÉMÉLÉ
Niquet/Le Concert Spirituel
GLOSSA - GCD 921614 (R02)
2 CD, DDD, 2007
„Hervé Niquet und Le Concert Spirituel machen aus den Noten
etwas wahrhaft Lebendiges. Die Musik tanzt leichtfüßig durch
Tempel, Wälder und Paläste, sie scheint zu atmen, sie klingt unverschämt zärtlich. SÉMÉLÉ nimmt den Hörer wie magisch gefangen – die Aufnahme ist absolut kultverdächtig.“
Klaus Leymann, WDR Hörzeichen 21.05.2008
GLOSSA - GCD 921615 (R02)
2 CDs, DDD, 2006/2007
RONDO „CD DES MONATS“
„Hervé Niquet ist mit seiner Weltersteinspielung das geglückt,
was man durchaus als Wunder bezeichnen darf. Die mehr als
zwei Stunden vergehen wie im Flug, man ist von dem Reichtum
dieses Meisterwerks gepackt wie gefangen.“
RONDO
Arthur Schoonderwoerd (Foto: Robin Davies/ALPHA)
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
4
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
GRÖSSE IN DER PROVINZ
BACH FÜR KOPF- UND HERZHÖRER
Obwohl er letztendlich mehr als 30 Jahre dort blieb,
schien das Kapellmeisteramt in Anhalt-Zerbst für Johann Friedrich Fasch (1688-1758) alles andere als eine
„Traumstelle“ gewesen zu sein. Ein Grund mehr also,
sich von Zerbst aus in den musikalischen Metropolen im
Gedächtnis zu halten. Für diesen Zweck nutzte Fasch seine exzellenten Beziehungen und unterhielt einen regen
Austausch an Musikalien mit befreundeten Kollegen in
Dresden, Hamburg und Darmstadt, denen er viele seiner
Instrumentalwerke zusandte und im Gegenzug ebenfalls neueste Kompositionen erhielt. Faschs Konzerte
zeichnen sich in den nicht selten aparten Instrumentenkombinationen durch einen ausgeprägten Klangsinn
aus. Wie Telemann berücksichtigt Fasch die Besonderheiten der jeweiligen Instrumente und findet zu einer
eigenständigen Klangsprache, die italienische, deutsche
und französische Eigenarten geschickt miteinander verbindet. Anlässlich des 250. Todestages des Komponisten
hat Il Gardellino für ACCENT eine Auswahl von Konzerten eingespielt, die sich als Abschriften oder Kopien in
Dresden und Darmstadt erhalten haben.
Kuijkens kleiner Bachkantatenzyklus geht in seine siebte Folge. „Klein“ bedeutet hier, dass Kuijken nicht alle
Bachkantaten aufnimmt, sondern je eine Kantate für jeden Sonn- und Feiertag im Kirchenjahr. Er möchte mit
diesem Zyklus auch beweisen, dass es sich bei der mittlerweile etablierten These, der Thomaskantor habe die
Chöre seiner Kantaten mit nur einem Sänger pro Stimme besetzt, nicht um ein rein akademisches Gedankenspiel handelt, sondern um eine reale und musikalisch
begründete Aufführungspraxis. Die Konsequenz, mit der
Kuijken seinen Ansatz verfolgt, erweist sich von Folge
zu Folge als wahrer Glücksfall der Bach-Interpretation,
bei der sowohl Kopf- als auch Herzhörer angesprochen
werden. Auch die internationale Fachpresse honoriert
dieses Kantaten-Projekt, so bedachte zum Beispiel das
renommierte britische Klassik-Magazin Gramophone in
seiner August-Nummer die sechste Folge mit einem
Editor’s Choice. Für die siebte Folge hat Kuijken Kantaten
für den ersten und zweiten Sonntag nach Trinitatis sowie für Maria Heimsuchung ausgewählt.
FASCH: KONZERTE FÜR DRESDEN UND DARMSTADT
Konzerte FWV L:d7/FWV L: d3/FWV L:g1/FWV L:D11/
FWV L:A3/FWV L:D22
Il Gardellino
BACH: KANTATEN FÜR DAS KIRCHENJAHR VOL.7
KANTATEN BWV 20/2/10
Thornhill/Noskaiova/Ullmann/Van der Crabben/
Kuijken/La Petite Bande
ACCENT - ACC 24182 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
ACCENT - ACC 25307 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
5
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
NEU IM VERTRIEB: OBSIDIAN
Obsidian ist ein natürlich vorkommendes vulkanisches Gesteinsglas von dunkelgrüner bis schwarzer Färbung, das bereits
in der Steinzeit als Rohstoff für Werkzeuge geschätzt und später als Schmuckstein verwendet wurde. Die Esoterik schätzt
ihn dagegen als Schutzstein, der seine Träger vor falschen Freunden, kommenden Gefahren, negativen Einflüssen sowie
schwarzer Magie bewahren soll. Dieser Bedeutung tritt jetzt auch eine neue hinzu: Obsidian ist nämlich auch der Name
eines neuen britischen Alte Musik-Labels, das gleich für seine dritte Produktion „These distracted times“ mit Werken von
Thomas Tomkins mit einem „Editor’s Choice“ und dem Titel „CD of the Month“ des britischen Musikmagazins Gramophone geadelt wurde. Kein Wunder, unter den mitwirkenden Künstlern befinden sich so renommierte Namen wie Fretwork
und Andrew Lawrence King, aber auch der junge Chordirigent David Skinner und sein Ensemble Alamire. Die ersten
drei Titel des Labels stellen wir Ihnen diesen Monat als viel versprechenden Start vor:
MUSIKALISCHES
PORTRAIT
UNRUHIGE ZEITEN
Josquin Desprez (um 1440-1521) wird
allgemein als der bedeutendste Renaissance-Komponist angesehen, der
in vielen Bereichen Maßstäbe setzte.
Das vorliegende Album dreht sich
um einige der frühesten Werke des
Meisters darunter auch die Messe
über das Chanson D’ung aultre amer
seines Lehrers Johannes Ockeghem.
Darüber hinaus sind aber auch einige seiner bekanntesten Motetten
und Chansons zu hören. Für letztere
konnten Clare Wilkinson und Andrew Lawrence King (Harfe) gewonnen werden. Somit ergibt sich ein
abwechslungsreiches musikalisches
Portrait dieses franko-flämischen
Meisters.
Die politischen Wirren im England
des frühen 17. Jahrhunderts kulminierten 1649 in der Hinrichtung von
König Charles I. und dem Beginn des
Commonwealth unter der Führung
von Oliver Cromwell. Thomas Tomkins (1572-1656), der bedeutendste
englische Komponist in dieser Zeit,
schrieb kurz nach der Hinrichtung
eine Pavane for these distracted times,
die diesem Album seinen Titel gab.
Es bietet eine abwechslungsreiche
Mischung aus geistlicher Vokalmusik und Kammermusik des Komponisten, aufgenommen übrigens in
der Kapelle des Sidney Sussex College
in Cambridge, wo Cromwell einst studierte.
DESPREZ: MISSA D’UNG AULTRE
AMER/MOTETTEN/CHANSONS
Skinner/Alamire/Wilkinson/
Lawrence King
TOMKINS: THESE DISTRACTED TIMES
– GEISTLICHE VOKALMUSIK UND
KAMMERMUSIK
Skinner/Fretwork/Alamire/Choir of
Sidney Sussex College Cambridge
OBSIDIAN OBSCD 701 (T01)
DDD, 2007
OBSIDIAN OBSCD 702 (T01)
DDD, 2007
VATER DES
MADRIGALS
Der französische Komponist Philippe
Verdelot (um 1480/85 – um 1527/30)
ist kein Geringerer als der Vater des
Madrigals als musikalischer Gattung und einer der bedeutendsten Komponisten des 16. Jahrhunderts. Er wirkte jahrelang
in Italien, darunter auch am Dom
von Florenz. Seine Bedeutung unterstreicht eine Madrigalsammlung, die
Mitte der 1520er Jahre vermutlich
unter seiner Aufsicht in Florenz für
den Hof Heinrichs VIII. in England
zusammengestellt wurde. David
Skinner und sein Ensemble Alamire haben hier erstmals die komplette
Sammlung eingespielt.
VERDELOT: MADRIGALE FÜR EINEN
TUDOR KÖNIG
Skinner/Alamire
OBSIDIAN OBSCD 703 (T01)
DDD, 2007
6
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
FRANZÖSISCHE
BAROCKWEIHNACHTEN
DIE MEISTERSINGER
VON STUTTGART
AUF DEN FLÜGELN
DES GESANGS
Seine bedeutendsten Werke schuf
Marc-Antoine Charpentier (1634-1704)
auf dem Gebiet der geistlichen Musik. Als Schüler von Giacomo Carissimi in Rom war es nahe liegend, dass
er nach seiner Rückkehr nach Paris
in den Diensten der Jesuiten die neue
Gattung oratorischer Kompositionen
aufgriff. Trotz des hohen Ansehens
als Komponist und insgesamt 35 dieser
Histoires sacrées blieb Charpentier im 17.
Jahrhundert der einzige Komponist
von Bedeutung, der diese Gattung in
Frankreich bediente. Andererseits bemerkten schon die Zeitgenossen, dass
Charpentier nur das „Gute“ des italienischen Stils übernommen hatte und
eine eigenständige Idiomatik entwickelte, die als durch und durch französisch angesehen wurde. Zum Teil als
Weltersteinspielungen, laden uns hier
einige seiner oratorischen Kompositionen für das Weihmachtsfest dazu ein,
diesen bedeutenden Barockkomponisten einmal abseits des berühmten
Te Deum zu entdecken.
Der Kammerchor Stuttgart gilt europaweit als eines der besten Ensembles
seiner Art überhaupt. In den vierzig
Jahren seines Bestehens hat Frieder
Bernius den Chor zu einer von Publikum und Presse gefeierten Ausnahmeerscheinung gemacht, so wurde
der Chor von den Stuttgarter Nachrichten jüngst als „Die Meistersinger
von Stuttgart“ bezeichnet. Bereits
kurz nach seiner Gründung erzielte
das Ensemble erste internationale
Erfolge und errang 1978 den 1. Preis
beim Deutschen Chorwettbewerb.
In der Folge erhielt der Spitzenchor
Einladungen zu allen bedeutenden
europäischen Festivals. Die außergewöhnlichen Leistungen des Chores
sind zwar auf zahlreichen wichtigen
Labels dokumentiert, doch zu keinem
war das Verhältnis so eng und die
Zusammenarbeit so regelmäßig wie
mit CARUS. A-Capella-Literatur stand
stets im Mittelpunkt der Chorarbeit,
deren perfektes Ergebnis die vorliegende Zusammenstellung aus dem
CARUS-Katalog dokumentiert.
Im Vergleich zu Schubert oder Schumann mit über 700 bzw. über 400
Liedkompositionen stand das Lied bei
Mendelssohn nicht unbedingt im Zentrum seines Schaffens. Für ihn war
das Lied vielmehr ein Genre, das er
immer wieder gerne als Geschenk an
Freunde oder Verwandte verwendete.
Mendelssohn folgt in seinen Liedern
deutlich den Idealen seines Lehrers
Zelter und der so genannten zweiten
Berliner Liederschule, doch finden
sich auch durchkomponierte Liedvertonungen. Mit Hans Jörg Mammel
und Arthur Schoonderwoerd entdecken zwei ausgewiesene Experten den
Liedkomponisten Mendelssohn für
die historische Aufführungspraxis.
CHARPENTIER: NOËL - WEIHNACHTSKANTATEN
Canticum in nativitatem Domine H
393/Magnificat H 80/+
Johannsen/Stimmkunst/Ensemble
94/+
CARUS CAR 83196 (T01)
DDD, 2007
A CAPELLA – 40 JAHRE KAMMERCHOR
STUTTGART
Werke von Mendelssohn/Homilius/
Brahms/Rheinberger
CARUS CAR 83221 (P01)
DDD, 1987-2005
MENDELSSOHN BARTHOLDY: AUF DEN
FLÜGELN DES GESANGS
Hans Jörg Mammel, Tenor
Arthur Schoonderwoerd,
Hammerflügel (Conrad Graf, 1824)
CARUS CAR 83430 (T01)
DDD, 2008
7
Gottfried August Homilius
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
EMPFINDSAME HIRTEN
Nach dem Erfolg der Druckveröffentlichung seiner Passions-Cantate Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (eingespielt auf CAR 83262) fühlte sich der Dresdner Kreuzkantor Gottfried August Homilius (1714-1785) zu einer
weiteren Drucklegung eines seiner Werke ermutigt. Der
Pfarrer Ernst August Buschmann, der dem Komponisten
bereits den Text der Passionskantate lieferte, greift in Die
Freude der Hirten über die Geburt Jesu das beliebte Hirtensujet aus der Weihnachtserzählung des Lukas-Evangeliums
auf. Komponist und Textdichter schufen in jedem der
Sätze dieses Oratoriums ein einzigartiges Stimmungsgemälde der Weihnachtsgeschichte aus Sicht der Hirten
von Bethlehem. Der differenzierte Einsatz eines großen,
dem Anlass entsprechend festlich angelegten Orchesterapparats, aber auch die Chöre und die Arien der Solisten
sorgen für den abwechslungsreichen und ausgesprochen
vielseitigen Charakter dieser lange vergessenen Weihnachtsmusik aus dem Zeitalter der Empfindsamkeit. Die
bislang bei CARUS erschienenen Einspielungen der geistlichen Werke Homilius’ belegen jedenfalls eindrucksvoll
die Einschätzung, zu welcher der Ernst Ludwig Gerber
1790, kurz nach dem Tod des Komponisten, in seinem
„Lexikon der Tonkünstler“ kam: „Er war ohne Widerrede unser größter Kirchenkomponist.“ Aufnahmeort dieser Einspielung ist übrigens die Dresdner Frauenkirche,
in die zur Wirkungszeit des Komponisten die Gemeinde der Kreuzkirche, nach der Zerstörung ihrer Kirche
durch die Preußen, ausgewichen war.
HOMILIUS: WEIHNACHTSORATORIUM „DIE FREUDE DER
HIRTEN ÜBER DIE GEBURT JESU“
Kohl/Markert/Ullmann/Berndt/Güttler/Sächsisches
Vokalensemble/Virtuosi Saxoniae
MEHR AUS DER FRAUENKIRCHE (AUSWAHL):
HASSE: MISSA ULTIMA/AD TE LEVAVI
Güttler/Sächsisches Vokalensemble/
Virtuosi Saxoniae
CARUS - CAR 83240 (T01)
DDD, 2005
„Die Musizierfreude des gesamten Ensembles wird durch die Authentizität der Live-Übertragung unterstrichen.“
Klassik-heute.com
HÄNDEL: SOLOMON
McGegan/Mead/Labelle/McFadden/
Winchester Cathedral Choir/
Festpielorchester Göttingen
CARUS - 83242 (P03)
3 Hybrid-SACD, DDD, 2007
„Die Aufnahme ist für Händel-Fans ein Muss und zudem ein echtes
Bonbon, um Barockliebhaber für die weiteren CDs der Reihe anzufüttern.“
Musikansich.de
„Wer sich dem herausragenden Oratorienschaffen Händels auch etwas abseits der bereits ausgetretenen Wege nähern will, ist mit dem
Kauf dieser CD sicherlich gut beraten.“
Klassik.com
FRAUENKIRCHE DRESDEN – ORGELMUSIK
Werke von Bach & Duruflé
Samuel Kummer, Orgel
CARUS - CAR83188 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2005
„Diese schöne Aufnahme dürfte manchen nachhaltig auf Orgelmusik aufmerksam machen.“
Klassik.com
CARUS - CAR 83235 (T01)
DDD, 2007
„Die CD ist wesentlich mehr als ein bloßes Souvenir vom letzten
Dresden-Besuch.“
Klassik.com
8
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
AUF WALLFAHRT ZU SANKT JAKOB
Santiago de Compostela gehört mit Rom und Jerusalem zu
den bedeutendsten Pilgerzielen der Christenheit. Seit im
9. Jahrhundert das angebliche Grab des Apostels im Nordwesten Spaniens aufgefunden wurde, machten sich Pilger
aus ganz Europa auf den Weg dorthin. Besonders ab dem
12. bis zum 15. Jahrhundert erlebte Santiago einen regelrechten Boom, der heute seit etwa 1990 wieder auflebt. Im
Mittelalter war der Weg weit und gefährlich, und viele
Zeugnisse berichten von den Erlebnissen der Pilger. Das
ensemble für frühe musik augsburg hat einige davon
zusammengetragen und erzählt auf seiner musikalischen
Reise von Wundern, aber auch von Plagen, die der Pilger
auf sich nehmen musste oder den moralischen Anfechtungen, denen er ausgesetzt war. Den roten Faden bildet
das Wallfahrtslied „wer daz elend bauen will“. Es ist ein
„Reiseführer“, der dem mittelalterlichen Pilger Auskunft
sowohl über seinen Weg gab, als auch die Beschreibung
einer sinnvollen Ausrüstung bot, um Gefahren trotzen zu
können.
CAMINO DE SANTIAGO - MITTELALTERLICHE MUSIK AUF
DEM JAKOBSWEG
ensemble für frühe musik augsburg
CHRISTOPHORUS - CHR 77300 (T01)
DDD, 1988
PRÄCHTIGE
VOKALKUNST
ZWEI UNBEKANNTE
KOMPONISTEN?
Karl-Ludwig Nies, der als Domkapellmeister sozusagen Orlando di
Lassos Erbe angetreten hat, stellt einen Querschnitt des Repertoires der
Domkapelle aus der Zeit Lassos vor,
bei dem auch Werke des Vorgängers
Ludwig Senfl und Lassos Sohn Ferdinand zu Gehör gebracht werden. Aufgenommen wurde die CD an historischem Ort im Münchner Dom, der mit
seiner imposanten Akustik der Musik
eine besondere Prägung verleiht.
Carl Czerny (1791-1857) und George
Onslow (1784-1853) waren zu ihrer
Zeit als Virtuosen berühmt. Wie das
Göbel Trio Berlin beweist, haben
beide auch als Komponisten Werke
geschaffen, die von den Zeitgenossen
hoch gerühmt wurden. Sowohl Czernys Klaviertrio Nr. 4 op.289 als auch
Onslows Klaviertrio c-moll op.26 sind
Werke mit eigener Aussagekraft und
starker musikalischer Intensität.
ORLANDO DI LASSO IN MÜNCHEN
Nies/Münchner Dommusik/
ecco la musica
CHRISTOPHORUS CHE 01332 (D01)
DDD,1996
HALALI!
Die Begeisterung des Adels für die
Jagd schlug sich im 18. Jahrhundert
natürlich auch in der Musik nieder.
Jagdsinfonien und andere Musik mit
Jagdthematik waren ein gern gehörter musikalischer Effekt. Wolfgang
Seeliger und die Darmstädter Hofkapelle stellen hier bekannte und
weniger bekannte Werke zum Thema „Jagd“ vor. Selbstverständlich
muss bei dieser CD keine Schonzeit
beachtet werden…
CZERNY/ONSLOW: KLAVIERTRIOS
Göbel Trio Berlin
LA CHASSE - JAGDMUSIK
Werke von Mozart, Vogler, Haydn
und Endler
Dallmann/Seeliger/Darmstädter
Hofkapelle
CHRISTOPHORUS CHE 01362 (D01)
DDD, 1998
CHRISTOPHORUS CHE 01372 (T01)
DDD, 1999
9
les haulz et les bas
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
SUSANNES LIEBLINGSSTÜCKE
LAUTERE KUNST
Die höfische Alta Capella bestand in der Renaissance aus
den „lauten“ Blasinstrumenten: Schalmeien, Trompeten
und (später auch) Posaunen. „Alta“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „hoch“, aber auch „laut“.
Eine Erklärung hierfür ist, dass diese Instrumente eben
nicht nur laut und hoch waren, sondern auch meist von
hohen Galerien (oder auch Türmen) erklangen. Hatten
diese Instrumente im Mittelalter noch höfische Tanzmusik oder zu kriegerischen Anlässen gespielt, so etablierten
sie sich um 1500 nicht nur an den Höfen, sondern auch
mehr und mehr in den erstarkenden freien Reichs- und
Hansestädten. Eine Alta Capella bot hohe Unterhaltungskunst für die gehobene Gesellschaft des Spätmittelalters
und der Renaissance, entsprechend angesehen waren die
Mitglieder einer Alta Capella, die kaum unter dem niedrigen Stand manch anderer Berufsmusiker zu leiden hatten. Das Ensemble les haulz et les bas bietet auf diesem
Album nicht nur einen Querschnitt durch das Repertoire,
das in der Renaissance bei festlichen Gelegenheiten gespielt wurde, sondern zeigt auch Entwicklungen der Instrumente und Veränderungen in den Besetzungen auf.
In ihrem Album Nobody’s Jig (ALP502) erkundete Les Witches das Repertoire englischer Tanzmusik, wie sie um
1650 in John Playfords berühmter Sammlung veröffentlicht wurde. Es war das zweite Album überhaupt in der
„Weißen Reihe“ des französischen Kultlabels ALPHA und
gehört nach wie vor zu den Bestsellern im Katalog. Für ihr
neues Album wurde vom Label das berühmte Manuskript
der Susanne van Soldt vorgeschlagen. Das Manuskript
gehörte einer 16jährigen Protestantin, die während der
Wirren der Religionskriege mit ihren Eltern nach London flüchtete. In ihrem Notenbuch trug das Mädchen die
Musik ein, die sie offensichtlich gerne zu Hause auf dem
Virginal spielte. Die meisten dieser Stücke sind Bearbeitungen und „Klavierauszüge“ von Tänzen, Liedern, aber
auch Psalmen. Les Witches haben in der vorliegenden
Aufnahme versucht, die Originalfassungen wiederherzustellen und ein Klangbild erstehen zu lassen, wie wir
es auf den Jahrmärkten und Dorffesten der Bilder Brueghels heute noch sehen können.
DAS MANUSKRIPT DER SUSANNE VAN SOLDT
Tänze, Lieder und Psalmen aus Flandern (1599)
Les Witches
RENAISSANCE WINDS - MUSIK FÜR ALTA CAPELLA UM 1500
les haulz et les bas
ALPHA - ALP 526 (T01)
DDD, 2007
EBENFALLS ERHÄLTLICH:
NOBODY’S JIG
Mr. Playford’s English Dancing Master
Les Whitches
ALPHA - ALP 502 (T01)
DDD, 2001
CHRISTOPHORUS - CHR 77291
DDD, 2007
10
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
BAROCKES KLANGSPEKTAKEL
Anlässlich ihres 15jährigen Bestehens gönnten sich Hervé
Niquet und Le Concert Spirituel etwas ganz Besonderes:
Händels Feuerwerksmusik in einer wahrhaft üppigen Besetzung. 26 Oboen, 15 Flöten, 12 Fagotte, 2 Kontrafagotte,
9 Naturtrompeten, 9 Naturhörner, 10 erste und 10 zweite
Geigen, 8 Violen, 8 Violoncelli und 6 Violonen zaubern
eine barocke Klangpracht, die selbst Ludwig XIV. vor Neid
hätte erblassen lassen. Unter Verwendung des originalen
Surround-Masters zelebriert GLOSSA ein barockes Klangspektakel, das Kenner und Liebhaber verblüffen wird.
HÄNDEL: WASSERMUSIK/FEUERWERKSMUSIK
Niquet/Le Concert Spirituel
PRESSESTIMMEN zur Erstveröffentlichung auf CD:
„Ein lustbetonter Glücksfall.“
Applaus 10/2003
„Eine äußerst interessante CD, die wegen ihres ungewöhnlichen
Klangspektrums ein Muss ist.“
Toccata 7/2003
GLOSSA - GCDSA 921616 (T01)
Hybrid-SACD, DDD, 2002
KLINGENDER SCHATZ
SPIEL DER KLANGFARBEN ENGLISCHER BACH
Die bislang unbekannten Lautenwerke von Silvius Leopold Weiss (16871750) wurden 2004 überraschend in
zwei Bänden mit Lautenmusik in der
Bibliothek des ca.40 km von Wien
entfernten Schloß Rohrau entdeckt,
dem ehemaligen Landsitz der Familie
Harrach. Die musikbegeisterte Adelsfamilie hatte über Generationen
hinweg eine bedeutende Musikbibliothek zusammengetragen, die erst
allmählich systematisch erforscht
wird. Michael Freimuth führt uns
diesen klingenden Schatz vor.
Die ausgewählten Werke dieses Albums sind alle original für die Viola d’amore und eine Bass-Stimme
ohne Generalbassbezifferung komponiert worden. Der besondere Reiz
der Kombination von Viola d’amore
und Kontrabass, für die sich hier
entschieden hat, liegt vor allem im
Verschmelzen des silbrigen Klangs
der Viola d’amore mit dem dunkel
samtigen Klang des Kontrabasses.
Sämtliche Werke dieser CD sind übrigens Ersteinspielungen!
WEISS: UNBEKANNTE LAUTENWERKE
Michael Freimuth, Laute
CAVALLI CD 139 (P01)
DDD, 2006
SPIEL DER KLANGFARBEN – MUSIK FÜR
VIOLA D’AMORE UND KONTRABASS
Werke von Krumlovsky/Stamitz/
Milandre/Campagnoli
Marianne Rônez, Viola d’amore
Eric Hansen, Kontrabass
CAVALLI CCD 285 (P01)
DDD, 2007
Spätestens seit Namen wie Angela
Hewitt oder John Lill sind Pianisten
von der Insel auch auf dem kontinentalen Festland zu einer festen
Größe geworden. Für das renommierte BBC Music Magazine ist die englische Pianistin Jill Crossland eine
der bedeutendsten englischen BachInterpreten. Auf SIGNUM CLASSICS
beweist sie mit nichts geringerem
als dem „Alten Testament der Pianisten“, nämlich Bachs Wohltemperiertem Klavier Teil 2, dass sie dieser
Einschätzung vollauf gerecht wird.
BACH: WOHLTEMPERIERTES KLAVIER,
TEIL 2
Jill Crossland, Klavier
SIGNUM CLASSICS SIGCD 123 (N02)
2 CD, DDD, 2007
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
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DIE ALLERBESTE ZEIT
Die hier eingespielten Chorwerke des jungen Johann
Sebastian Bach (die Kantaten BWV 108 „Gottes Zeit ist
die allerbeste Zeit“ und BWV 131 „Aus der Tiefe rufe ich,
Herr“) und seines familiären Umfeldes thematisieren die
zentralen christlichen Gedanken „Tod und Erlösung“,
die selbstverständlich auch ihren besonderen Platz in
Theologie und Kunst des deutschen protestantischen Barocks einnahmen. In ihnen entfaltet sich eindrucksvoll
die Umwendung der Blickrichtung von der Sterblichkeit
des Menschen hin zur christlichen Heilsgewissheit der
Erlösung von den Sünden und dem ewigen Leben. Doch
auch musikalisch stehen die fünf Kompositionen in enger Beziehung zueinander, denn vier von ihnen folgen
dem Typus der älteren Kirchenkantate, die noch enge
Beziehungen zur Motette aufweist und in Form sowie
der geistlichen Aussage stark vom protestantischen Choral geprägt sind. Der Knabenchor Hannover unter Jörg
Breiding sowie die Himlische Cantorey und das Barockensemble L’Arco legen eine interessante Konzept-CD vor,
die den geistlichen Gehalt der Texte im Sinne von „Musik
als Predigt“ verdeutlicht.
ACTUS TRAGICUS – KANTATEN UND MOTETTEN AUF DEM
WEG ZU J.S. BACH
Werke von Johann Schelle/Johann Ludwig Bach/
Johann Bach/J.S. Bach
Breiding/Knabenchor Hannover/Himlische Cantorey/
Barockensemble L’Arco
RONDEAU - ROP 7005 (R01)
DDD, 2007
Der Höhepunkt musikalischer Tradition in den norditalienischen Frauenklöstern lag in der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts, bevor der Vatikan immer stärker zur Umsetzung der Beschlüsse des Tridentiner
Konzils drängte, die
mehrstimmiges Musizieren in Klöstern
unterbinden sollten.
Der
musikalische
und sängerische Anspruch, der in den
Kompositionen hochbegabter Nonnen wie
Chiara Margarita Cozzolani (1602-1677) und Maria Xaveria
Perucona (1652-1699) dennoch gefordert wurde, ist dabei
nicht als Opposition gegen die Beschlüsse zu verstehen.
Vielmehr begriffen sich die singenden und komponierenden Schwestern als Mediatoren des Göttlichen und wurden auch als solche von den Zuhörern in den Gemeinden
verstanden. Das Singen der hohen Frauenstimmen versinnbildlichte hier nichts weniger als den Gesang der Engel, der als sinnliche Komponente des Gottesdienstes angesehen wurde. Die Virtuosität wiederum verstand man
als Ausdruck der religiösen Ekstase. Der Mädchenchor
Hannover unter Gudrun Schröfel führt uns eindrucksvoll die außergewöhnliche Qualität und den Reiz dieser
Musik vor.
GAUDE, PLAUDE!
Psalmen und Motetten aus italienischen Konventen
Werke von Cozzolani und Perucona
Schröfel/Mädchenchor Hannover/
Hannoversche Hofkapelle
RONDEAU - ROP 6020 (T01)
DDD, 2008
Mädchenchor Hannover
SINGEN WIE DIE ENGEL
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
WIEDER
ENTDECKTER BAROCK
NICHT NUR FÜR
HORN-GOURMETS
Die Renaissance der Barockmusik
geschah hauptsächlich mittels Bearbeitungen, die wir heute wegen der
massiven Eingriffe und Verbesserungen eher als Adaptionen bezeichnen
würden. Immerhin erleichterten sie
dem an Musik aus dem 19. Jahrhundert gewöhnten Publikum den Zugang. Virtuose Bearbeitungen waren
eine Spezialität des Klaviervirtuosen
Leopold Godowsky, der plante, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts unter
dem Titel „Renaissance“ vier Bücher
zu je vier Stücken mit virtuosen Arrangements von damals nur wenig
bekannten Barockkomponisten wie
Rameau, Corelli und Lully, von denen aber nur 16 vollendet wurden. Die
16 existierenden Arrangements sind
nicht nur ein interessantes Dokument
der Wiederentdeckung einer ganzen
musikalischen Epoche, sondern auch
faszinierende Virtuosenmusik, die
nicht nur Kenner erstaunen wird. Der
italienische Pianist Carlo Grante erweist sich erneut als kompetenter Anwalt für die erstaunliche Klaviermusik
Godowskys.
Mit Luc Bergé (Solist bei Philippe
Herreweghes Orchestre des ChampsElysées), Marcel Ponseele (ebenfalls
Solist bei Herreweghe) und Jan Michiels hat sich eine handverlesene
Gruppe renommierter Musiker der
belgischen Alten Musik-Szene versammelt, um uns die Schönheiten des
klassischen und romantischen Horns
näher zu bringen. Dies geschieht
nicht etwa mit altbekanntem, häufig zu hörendem Standardrepertoire,
sondern anhand von erlesenen Repertoireraritäten, die ohne Zweifel nicht
nur das verwöhnte Ohr des Kenners
erfreuen werden. Eine weitere Besonderheit ist die sorgfältige, ja geradezu akribische Auswahl des passenden
Instrumentariums für jedes der hier
eingespielten Stücke, die man schon
fast als hedonistisch bezeichnen
könnte. Nur allzu gern möchte man
hier spontan ausrufen: Oh, du schöner Hörnerklang!
GODOWSKY: RENAISSANCE –
16 BAROCKBEARBEITUNGEN
Carlo Grante, Klavier
MUSIC & ARTS MACD 1215 (M01)
DDD, 2008
O, DU SCHÖNER HÖRNERKLANG
Beethoven: Sonate für Horn und
Fortepiano
Schubert: Auf dem Strom D943
Reinecke: Trio für Oboe, Horn und
Klavier
Schumann: Adagio & Allegro für
Horn und Klavier
Bergé/Michiels/Ponseele/Saelens
FUGA LIBERA FUG 541 (T01)
DDD,2007/2008
PIONIER DER
RUSSISCHEN
NATIONALMUSIK
Alexander Alyabiev (1787-1851) war
ein früher Vorkämpfer der russischen Nationalmusik, dessen Karriere allerdings bereits 1825 jäh endete.
Die schuldlose Verwicklung in eine
Schlägerei mit tödlichem Ausgang
war für die zaristische Staatsmacht
willkommener Anlass, ihn wegen
Mordes nach Sibirien zu verbannen.
Hintergrund für die harte Bestrafung
dürften seine Verbindungen zu den
Dekabristen gewesen sein, die von der
Staatsmacht mit aller Härte verfolgt
wurde. Der hoch dekorierte Kriegsheld verlor zudem alle seine Titel und
Auszeichnungen. Sowohl in der Haft
als auch in der Verbannung komponierte Alyabiev weiter, war aber
jetzt eine Unperson geworden, deren
weitere Entwicklung kaum mehr zur
Kenntnis genommen wurde. In der
Sowjetunion wurde seine Bedeutung
bereits in 1940er Jahren erkannt und
propagiert, doch steht seine Wiederentdeckung im Westen nach wie vor
aus. Ein erstes Kennenlernen ermöglicht die vorliegende Aufnahme von
FUGA LIBERA.
ALYABIEV: ORCHESTERWERKE UND
SCHAUSPIELMUSIKEN
Rudin/Musica Viva
FUGA LIBERA FUG 539 (T01)
DDD, 2007
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
UNGEKÜNSTELTE
NATÜRLICHKEIT
Im 19. Jahrhundert wuchs das Bewusstsein um den ungeheuren Schatz, den das Volkslied für die Kunstmusik
barg. Die ungekünstelte Natürlichkeit und musikalische Kraft gerade der britischen Volkslieder begeisterte
die musikalischen Laien besonders auf der Insel und so
entstand hier bald ein lukrativer Markt für Volksliedbearbeitungen in verschiedenen Besetzungen. Findige Verleger kamen bald auf die Idee, den musikalischen Satz
gegen gutes Geld von bekannten Komponisten wie Joseph
Haydn, Ludwig van Beethoven oder Ignaz Pleyel ausführen zu lassen, um so ihre Publikationen zu veredeln. Besonders fleißig auf diesem Gebiet war Joseph Haydn, er
arrangierte für britische Verleger insgesamt fast 400 (!)
Volkslieder. Stets im Schatten der „großen“ Werke dieser Komponisten, beginnt man erst jetzt den Reiz dieser
scheinbaren „Nebenprodukte“ zu entdecken. Die erlesene
Besetzung mit Wolfgang Holzmair und dem Trio Wanderer unterstreicht dabei zusätzlich den Wert dieser wenig bekannten Musik. Der Reiz dieser Musik liegt weniger
in musikethnologischer Korrektheit, dafür umso mehr in
ihrem Charme, der unwillkürlich die Atmosphäre eines
musikalischen Salons aus einem Roman von Jane Austen
hervorruft.
THE PULSE OF AN IRISHMAN
Volksliedbearbeitungen von Haydn, Beethoven und
Pleyel
Holzmair/Trio Wanderer
CYPRES - CYP 1653 (T01)
DDD, 2007
POETISCH UND INTELLIGENT
Das verdienstvolle und spannende Projekt des französischen Pianisten Eric Le Sage auf dem Label ALPHA geht
mittlerweile in die fünfte Runde. Auch diesen Monat
wird ein reines Klavieralbum veröffentlicht, auf dem, neben bekannteren Klavierwerken wie den Noveletten Op.21
und den Nachtstücken Op.23, auch Selteneres wie die Gesänge der Frühe Op.133, zu hören sind. Zur Klaviersonate
Op.22 hat Le Sage zudem auch das ursprüngliche Finale
dieser Sonate aufgenommen, was den Repertoirewert
noch einmal erhöht. Für die nicht selten widersprüchliche Gefühlspalette, wie sie gerade in den Klavierwerken
des schwärmerisch-romantischen Schumann anzutreffen sind, findet Le Sage in seiner entstehenden Gesamteinspielung einen individuellen, höchst poetischen und
dabei doch intelligenten Ansatz. Wurde das ambitionierte Projekt hierzulande anfangs noch ein wenig ungläubig
bestaunt, wächst mittlerweile mit jeder Folge die Schar
jener, denen es nun gar nicht schnell genug gehen kann.
Kein Zweifel, Eric Le Sage wird sich mit dieser Gesamteinspielung in die erste Reihe der Schumann-Interpreten
spielen.
SCHUMANN: KLAVIERWERKE UND KLAVIERBEGLEITETE
KAMMERMUSIK VOL.V
Noveletten Op.21/Vier Märsche Op.76/Klaviersonate
Op.22 (+ursprüngliches Finale)/Nachtstücke Op.23/
Phantasiestücke Op.111/Gesänge der Frühe Op.133
Eric Le Sage, Klavier
ALPHA - ALP 129 (R02)
2 CD, DDD, 2007
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
NEU IM VERTRIEB: OPENING DAY
Canadian Brass ist ohne Zweifel das bekannteste und erfolgreichste Blechbläserquintett der Welt. Seit fast vierzig Jahren
lotet das Ensemble um Charles Daellenbach und Gene Watts
die Möglichkeiten dieser Besetzung voll aus und wurde so zum
bewunderten Vorbild manch anderer Blechbläserensembles.
Zum Markenzeichen des Ensembles gehört dabei nicht nur die
weißen Turnschuhe zum Frack, sondern eine bemerkenswerte
Lust zur musikalischen Grenzüberschreitung, wie man sie so
natürlich und unverkrampft eben nur jenseits des Atlantiks
findet. Jetzt haben die fünf Musiker aus Kanada mit OPENING
DAY ihr eigenes Label gegründet, auf dem künftig nicht nur eigene Aufnahmen dieses einzigartigen Ensembles veröffentlicht
werden sollen. Die ersten drei Titel stellen wir Ihnen diesen
Monat vor:
FÜR DIE PERFEKTE
HOCHZEIT
EINFACH BACH
LEGENDÄR
Die Auswahl der passenden Musik zur
Trauung ist ein nicht zu unterschätzender Punkt bei den Vorbereitungen
zu einer gelungenen Hochzeit. Neben
den Klassikern gibt es dabei eine Reihe von weiteren Musikstücken, die
zum Gelingen des wichtigsten Tages
im Leben eines Menschen beitragen
können. Zahlreiche Service-Agenturen bieten hier ihre Dienste an, die
sie sich natürlich auch entsprechend
bezahlen lassen. Weitaus preiswerter kommt man da mit dem Album
der Canadian Brass weg. Die fünf
Musiker haben die perfekte Auswahl
für alle Stationen einer perfekten
Hochzeit zusammengestellt.
„Bach”, einfach nur „Bach” hat
Candian Brass ihr jüngstes Album
genannt. Zu hören sind die brillanten Arrangements der Kanadier, mit
denen sie seit fast vierzig Jahren ihr
Publikum begeistern. Wir begegnen
Klassikern wie der berühmten g-Moll
Fuge BWV 578 oder der unverwüstlichen Badinerie, aber auch neuen
Arrangements wie zum Beispiel dem
Concerto BWV 972, wo der Trompeter
Joe Burgstaller zu unserer großen
Begeisterung seine schier atemberaubende Virtuosität vorführt. Bach
und Blech gehen bei Canadian Brass
nun einmal eine perfekte Synthese
ein.
Ebenfalls brandneu und nicht minder spektakulär als das zeitgleich
veröffentlichte BACH-Album ist
zweifellos „Legends“. Hier beweisen
die Mitglieder von Canadian Brass
ihr einzigartiges Können anhand
von Musik vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Dass dabei auch der Humor
nicht zu kurz kommt, beweisen Arrangements wie die Arie der Königin der Nacht und besonders Joe
Burgstallers ebenso virtuoses wie
aberwitziges Arrangement eines mexikanischen Volksliedes (nein, nicht
„La Cucaracha“). Kein Zweifel, Canadian Brass ist längst legendär.
WEDDING ESSENTIALS
Werke von Händel/Humperdinck/
Pachelbel/Wagner/Mendelssohn/+
Canadian Brass
OPENING DAY ODR 7334 (T01)
DDD, 2006
BACH
Canadian Brass
OPENING DAY ODR 7346 (T01)
DDD, 2008
LEGENDEN
Werke von Copland/Händel/
Scheidt/Mozart/+
Canadian Brass
OPENING DAY ODR 7347 (T01)
DDD, 2008
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London Symphony Orchestra
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
ERSTAUNLICHER MAHLER
ÜBER 60 JAHRE AKTUALITÄT
Die Präsenz von Mahlers sinfonischem Schaffen im Konzertsaal und auf Tonträgern lässt einen leicht vergessen,
dass die Mahler-Renaissance erst in den 1960er Jahren
stattfand. Mahler-Zyklen sind zwar mittlerweile längst
keine diskographische Sensation mehr, sondern eher fast
schon Standard jedes größeren Labels, doch gibt es auch
hier immer wieder erfreuliche Überraschungen: So fand
gleich die erste Folge des Mahler-Zyklus mit dem London
Symphony Orchestra unter seinem neuen Chefdirigenten Valerie Gergiev bei den Kritikern hierzulande ungeteilte Zustimmung und wurde zum Beispiel in der JuliAusgabe des Fono Forum zur „Empfehlung des Monats“
gekürt. In der zweiten Folge des Zyklus widmet man sich
Mahlers erster Sinfonie, das erstaunliche Werk eines 24jährigen, in dem Mahler auf beeindruckende Weise seiner tiefen Verbundenheit zur Natur Ausdruck verleiht.
Für das an Brahms geschulte und gewohnte Publikum der
Uraufführung muss das Hören von Mahlers 1. Sinfonie
wie ein Schritt in eine neue Welt gewesen sein. Gergiev
und sein Orchester machen dies auf der vorliegenden
Aufnahme nachvollziehbar.
Am 3. November 1938 erschoss in Paris der 17-jährige Jude
Herschel Grynszpan aus Verzweiflung über die gewaltsame Abschiebung seiner Eltern in Polen durch die Deutschen den deutschen Legationssekretär. Den Nationalsozialisten in Berlin lieferte diese Verzweiflungstat eine
willkommene Gelegenheit, den unzufriedenen Parteimob
auf jüdische Mitbürger und deren Besitz in Deutschland
loszulassen. Die so genannte „Reichskristallnacht“ vom
9. auf den 10. November 1938 schockierte die Öffentlichkeit auch in Großbritannien. Den sozial und politisch
engagierten Michael Tippett (1905-1998) veranlassten die
Berichte über die Gräueltaten, mit dem Oratorium A child
of our time (1939/1941) sein erstes gewichtiges, groß angelegtes Werk zu beginnen, das die Pogrome zwar nicht ausdrücklich thematisiert, aber trotzdem präsent sein lässt.
Die Intensität des Stückes wird durch den Einsatz von
Spirituals am Ende jedes Abschnitts verstärkt, die hier
die Funktion des Kirchenchorals übernehmen. A child of
our time ist eine eindringliche Mahnung zu Toleranz, Humanität und Gerechtigkeit, das auch über 60 Jahre (leider) nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
MAHLER: SINFONIE NR.1
Gergiev/London Symphony Orchestra
TIPPETT: A CHILD OF OUR TIME
Thomas/Fujimura/Davislim/Rose/Davis/
London Symphony Orchestra & Chorus
LSOlive - LSO 0663 (M01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
LSOlive - LSO 0670 (M01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
FAGOTT-ROMANTIK
FLÖTENTÖNE
IDIOMATISCH
Eine auffallende Eigenheit im Schaffen Schumanns ist die gattungsspezifische Periodik. Diese äußert sich nicht
nur darin, dass sich Schumann nach
und nach alle musikalischen Gattungen und Formen erschloss, sondern
auch darin, dass er sich zu bestimmten
Zeiten auf eine davon konzentrierte.
Für die Kammermusik lässt sich dies
für die Jahre 1842 und ab 1847 festmachen, wo er sich nicht zuletzt auch mit
der Übertragung des Charakterstückes
vom Klavier in die Kammermusik beschäftigte. Leider hat Schumann keine
Kammermusik für Fagott hinterlassen, doch lassen sich einige dieser Charakterstücke bequem auf demselben
ausführen. Die vorliegende Aufnahme
mit Matthias Rácz und Yu Kosuge
vereint Kammermusik für verschiedene Instrumente, die für das Instrument erschlossen wurden. Das Ergebnis überzeugt durch neue und reizvolle
Klangaspekte, die nicht nur Freunde
des etwas stiefmütterlich behandelten
Instruments begeistern werden.
Die Kammermusik für Flöte und
Streicher steht im Gefolge des Streichquartetts, das sich in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer
der wichtigsten Kammermusikgattungen entwickelte. Im Gegensatz
zum Streichquartett richtete sich die
Literatur aber nicht an anspruchsvolle Kenner, sondern vielmehr an
dilettierende oder professionelle Flötisten, die für das Modeinstrument
des 18. Jahrhunderts stets nach neuer und ansprechender Spielliteratur
verlangten. Das hatte allerdings auch
zur Folge, dass man dieser Besetzung
heute nur noch relativ selten im Konzertsaal begegnet. Was wir uns mit
unserer einseitigen Konzentration
auf Streichquartett oder Klaviertrio
entgehen lassen, das beweisen uns die
Musiker der vorliegenden Aufnahme
nicht nur anhand von bekannteren
Werken, sondern mittels origineller Bearbeitungen, die uns von
Bachschen Choralbearbeitungen bis
zu steirischen Volksweisen führen.
Längst ist die Interpretation auf historischen Instrumenten auch im 19.
Jahrhundert angelangt. Lediglich
Aufnahmen mit Kammermusik bilden hier nach wie vor die Ausnahme.
Für PASSACAILLE lassen mit Sergei
Istomin und Viviana Sofronitsky
zwei renommierte Namen aus der
Alte Musik-Szene das Klangbild von
Violoncello und Klavier zur Zeit Mendelssohns wieder erstehen. Wie bei
Beethovens Werken für die gleiche
Besetzung, handelt es sich bei den
hier eingespielten Stücken eher um
Werke für Klavier und Violoncello,
die zum Glück weit entfernt von der
circensischen, aber auch oberflächlichen Akrobatik der zeitgenössischen
Cello-Virtuosen entfernt sind.
Stattdessen weiß Mendelssohn das
Instrument hier ebenso idiomatisch
wie effektvoll einzusetzen und schuf
bei aller Eingängigkeit Werke von
hoher künstlerischer Qualität, die sicherlich zum Besten gehören, was in
dieser Zeit für diese Besetzung komponiert wurde.
SCHUMANN: KAMMERMUSIK FÜR
FAGOTT UND KLAVIER
Fünf Stücke im Volkston Op.102/
Adagio und Allegro Op.70/
Drei Romanzen Op.94/Drei
Fantasiestücke/Waldszenen Op.82
Rácz/Kosuge
FLÖTENQUARTETTE UND –TRIOS
Werke von Bach/Beethoven/
Mozart/Rossini/Steirische Volksweisen
Linortner/Hattori/Flieder/
Hedenborg
MENDELSSOHN: DIE WERKE FÜR
VIOLONCELLO UND KLAVIER
Sergei Istomin, Violoncello
(Leopold Widhalm, 18. Jh.)
Viviana Sofronitsky, Pianoforte
(Kopie nach Conrad Graf, ca.1819)
ARS PRODUKTION ARS 38034 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2008
PAN CLASSICS PC 10207 (T01)
DDD, 2007
PASSACAILLE PAS 947 (T01)
DDD, 2007
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
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IMMER WIEDER NEU
Auf den ersten Blick scheint es womöglich nur wenig
spektakulär, einmal mehr sämtliche Klavierkonzerte
von Beethoven einzuspielen. Hellhörig werden sollte
man allerdings, wenn dies durch einen Pianisten wie
Olli Mustonen geschieht. Seine Lesart der Konzerte fordert zum Hinhören heraus und beweist, dass Beethovens
populäre, scheinbar so altbekannte Werke immer wieder
neu gehört werden können, ja vielleicht sogar immer
wieder neu gehört werden müssen – und das nicht partiell, sondern vom ersten bis zum letzten Ton. Die zweite
Folge der Gesamteinspielung koppelt das populäre dritte
Klavierkonzert mit Beethovens eigenhändiger Bearbeitung seines Violinkonzertes Op.61, die auch unter der
Nummer Sechs bekannt ist. Die Bearbeitung entstand
auf Anregung des Pianisten, Komponisten und Verlegers
Muzio Clementi (1752-1832), wobei Beethoven nicht etwa
ein Virtuosenkonzert schuf, sondern lediglich den Part
für die linke Hand neu komponierte und den ursprünglichen Violinpart nahezu notengetreu der rechten Hand
anvertraute. Somit entstand eine hörenswerte Aneignung des Werkes für die Klangwelt des Klaviers, welche
die Originalität des Violinkonzerts bewahrt. Trotzdem
wurde das „Sechste“ von Pianisten stets stiefmütterlich
behandelt und daher auch entsprechend selten eingespielt. Die Integration in die Gesamteinspielung Mustonens stellt damit in jedem Fall eine willkommene und
interessante Ergänzung dar.
BEETHOVEN: KLAVIERKONZERTE NR. 3 & 6
Mustonen/Tapiola Sinfonietta
Olli Mustonen
EBENFALLS ERHÄLTLICH:
BEETHOVEN: KLAVIERKONZERTE NR.1
&2
Mustonen/Tapiola Sinfonietta
ONDINE - ODE 10995 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
„Ein Muss für vergleichende Beethoven-Kenner.“
Piano News 11/12 2007
„Eine Beethoven-Aufnahme, die etwas zu sagen hat.“
Bayern 4 Klassik, 07.07.2007
ONDINE - ODE 11235 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2007
„Mustonen taucht die beiden frühen Beethoven-Konzerte in ein
Wechselbad aus widerborstig-heftigen Akzenten und traumhaft
schön und schlank ausgesungenen Partien.“
Fono Forum 1/2008
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
MODERNE KLASSIKER BERLINER REVUE
BRILLANTE ORCHESTERBEHANDLUNG
Blickt man in Standardwerke der Musikliteratur, so findet man die nordamerikanische Chormusik kaum oder
gar nicht vertreten. Die musikalische
Praxis sieht da besser aus, denn hier
ist sie zum Glück populärer als je zuvor. Nichol Matt und der AmadeusChor haben eine Auswahl nordamerikanischer Chorwerke eingespielt, von
denen die Werke Samuel Barbers und
Morten Lauridsens längst zu Klassikern geworden sind.
Europäische Hauptstadt der goldenen
1920er Jahre war zweifellos Berlin.
Eine der Hauptattraktionen war das
Nachtleben mit seinen zahlreichen
Klubs, Cabarets und Revuen. Eine
wirkungsvolle Mischung aus nostalgischem Flair, moderner Direktheit
und feiner Ironie kennzeichnet die
Lieder, die das Herrenquartett Vokalzeit für sein Programm ausgewählt
hat.
In diesen beiden Tondichtungen
beweist Richard Strauss auf beeindruckende Weise eine brillante
Orchesterbeherrschung, was dem
Staatsorchester Braunschweig unter
Jonas Alber im Gegenzug Gelegenheit
bietet, mit dieser Aufnahme ihre brillante Beherrschung des Straussschen
Idioms unter Beweis zu stellen.
AMERIKANISCHE CHORMUSIK
Werke von Barber/Copland/
Whitrace/Ives/+
Matt/
Amadeus-Chor
BERLINER REVUE
Vokalzeit/Mayers
STRAUSS: EIN HELDENLEBEN/
TOD UND VERKLÄRUNG
Alber/Staatsorchester Braunschweig
ARS PRODUKTION ARS 38041 (U01)
Hybrid-SACD,
DDD, 2008
COVIELLO COV 50810 (U01)
DDD, 2007
COVIELLO COV 30806 (U01)
Hybrid-SACD,
DDD, 2007
MESSIAEN ZUM 100.
REISE NACH FERNOST
FRÜHREIF
Für ihre ersten beiden Einspielungen
auf FUGA LIBERA hat das flämische
Ensemble Het Collectief viel Lob und
sogar einige Preise in seinem Heimatland eingeheimst. Erneut legen die
Flamen ein faszinierendes Programm
vor, das den Klassiker von Olivier Messaien mit einem Werk des hochinteressanten malaysischen Komponisten
Kee-Yong Chong (*1971) kombiniert.
Fernöstliche Gedichte, darunter auch
solche des chinesischen Dichters Du
Fu (712-770), bilden die literarische
Vorlage für die beiden Zyklen Songs
in Time of War und Chinese Gardens des
britischen Komponisten Alec Roth
(*1948). Der Tenor Mark Padmore,
in erlesener Begleitung von Violine,
Harfe und Gitarre, leiht der Ersteinspielung bei SIGNUM seine wundervolle Stimme.
Kaum zu glauben, aber die Initiative
zu diesem Album ging vom 13-jährigen Knabensopran Andrew Swait
aus, der sich für dieses nur selten von
Knabensopranen gesungene Repertoire eingesetzt hat. Auch ein weiterer Wunsch des Ausnahmesängers
wurde erfüllt: die Mitwirkung des
Countertenors James Bowman. Zu
hören sind hier auch unveröffentlichte Lieder des jungen Britten, was den
Repertoirewert dieser Einspielung zusätzlich erhöht.
MESSIAEN: QUATUOR POUR LA FIN DU ROTH: SONGS IN TIME OF WAR/
CHINESE GARDENS
TEMPS
CHONG: MOURNING AT THE MURDER OF Padmore/Honore/Nicholls/Szymanski
A BANYAN TREE
Het Collectief
FUGA LIBERA FUG 540 (T01)
DDD, 2007
SIGNUM SIGCD 124 (T01)
DDD, 2007
SONGS OF INNOCENCE
Lieder von Britten, Berkely, Warlock &
Quilter
Andrew Swait,
Knabensopran;
James Bowman,
Countertenor;
Andrew Plant,
Klavier
SIGNUM SIGCD 128 (T01)
DDD, 2007
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
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MEILENSTEINE DER GRÉTRYDISKOGRAPHIE
FRANZÖSISCHE
KONVERSATIONSKUNST
Kenner werden sich bei dem 1926 in Paris uraufgeführten kurzen Einakter Sophie Arnould von Gabriel Pierné
(1863-1937) hinsichtlich des Sujets vermutlich an Intermezzo oder Capriccio von Richard Strauss erinnert fühlen.
Die Titelheldin Sophie Arnould (1744-1803) war zwischen
1757 und 1778 die berühmteste französische Primadonna
und Liebling des Pariser Opernpublikums. Als ausgesprochen geistreiche Frau empfing sie in ihrem Salon
Aufklärer wie d’Alembert und Diderot und machte sich
später auch als Förderin von Gluck während dessen Aufenthalts in Paris verdient. Piernés kurze Oper ist ein
echtes Konversationsstück mit lediglich drei Akteuren,
das hervorragend für die Stimme geschrieben ist und
sich durch eine selbst in Frankreich selten zu hörende
Brillanz der Orchestrierung auszeichnet. Das französische Entdeckerlabel TIMPANI leistet mit dieser Einspielung einen weiteren, verdienstvollen Beitrag zur Wiederentdeckung dieses besonders hierzulande bislang kaum
wahrgenommenen Zeitgenossen von Ravel und Debussy.
Als Komponist tat sich Pierné in allen wichtigen Genres
seiner Zeit mit großem Erfolg hervor, während er als Dirigent viele Werke seiner heute berühmteren Zeitgenossen dirigierte. Die köstliche Orchestersuite Ballet de cour
(1901/1904), die meisterhaft den Charme der Ballettmusik
des 18. Jahrhunderts heraufbeschwört, ist eine willkommene und sinnvolle Ergänzung.
PIERNÉ: SOPHIE ARNOULD/BALLET DE COUR
Degor/Bou/Lamprecht/Chalvin/
Orchestre Phiharmonique du Luxembourg
TIMPANI - TIM1CD 1124 (T01)
DDD, 2007
1784 auf dem Höhepunkt der europaweiten Türkenmode
entstanden, war die „Karawane von Kairo“ des wallonischen Komponisten André-Modeste Grétry (1741-1813) ein
außerordentlicher Erfolg. Mehr als fünfhundert Vorstellungen dieser „Opéra ballet“ fanden zwischen 1784 und
1829 in Paris statt. Der Erfolg ist dabei nicht nur dem exotischen Sujet mit seinen beliebten orientalischen Genrebildern geschuldet, sondern auch der neuartigen Kombination von Elementen der französischen Ballettoper, der
Opéra comique, sowie der italienischen Opera seria und
Opera buffa. 1991 legte Marc Minkowski auf RICERCAR
die erste Gesamtaufnahme vor, die der nach wie vor sehr,
sehr dürftigen Grétry-Diskographie die erste Gesamtaufnahme in historischer Aufführungspraxis bescherte. Bedauerlicherweise war diese lange vergriffen, so dass die
Wiederveröffentlichung nur zu begrüßen ist. Als Dreingabe gibt es Ausschnitte aus „Le Jugement de Midas“
einer Komödie mit eingestreuten Arien, die, 1980 in CoProdukton mit dem WDR entstanden, nichts weniger als
einen weiteren Meilenstein in der Grétry-Diskographie
darstellt.
GRETRY: LA CARAVAINE DU CAIRE (GA)* / LE JUGEMENT
DE MIDAS (Q)**
Ragon/Huttenlocher/Le Texier/Poulenard/
Minkowski/Ricercar Academy/+*
Elwes/Bastin/Van der Sluis/Leonhardt/La Petite
Bande/+**
PRESSESTIMME:
„In der ersten Gesamtaufnahme des Werks bewundert man ausgefeilte Ausdrucksgestaltung und öfters subtile musikalische
Lyrik, hört aber auch die deutliche Gluck-Nähe vieler Sätze. Das
Vokalensemble aus 13 Solisten überzeugt durchweg.“
Fono Forum 5/1992
RICERCAR - RIC 268 (R02)
2 CD, DDD, 1980**/1991*
20
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
DEUTSCHE NACHTIGALL
BESEELTER GESANG
Es kommt einer Sisyphusarbeit gleich, aus dem immensen diskographischen Nachlass von Erna Sack (1898-1972)
ein Programm zusammenzustellen, das alle Facetten einer vielseitigen Künstlerpersönlichkeit erschöpfend darzustellen vermag. Für das Portrait entschloss man sich
bei RELIEF schlussendlich für eine Titelfolge, welche die
drei Bereiche Oper, Operette und Kunstlied umfasst und
einen Begriff von Erna Sacks Gesangskunst zu vermitteln
vermag.
ERNA SACK – DIE DEUTSCHE NACHTIGALL
Arien und Lieder von Rossini/Verdi/Lehar/Reger/+
Erna Sack/+
Wenn man die Kunst einer Sängerin wie Elfride Trötschel
(1913-1958) beschreiben wollte, so trifft die Formulierung
„beseelter Gesang“ den Kern der Sache wohl am ehesten.
Aus Anlass ihres 50. Todestages möchte das Album mit
sorgfältig remasterten Aufnahmen aus den Jahren 1949
bis 1952 versuchen, die „Seele“ im Gesang dieses unvergessenen lyrischen Soprans zu dokumentieren, der frühvollendet auf dem Gipfel seiner Kunst starb.
RELIEF - CR 3004 (K01)
ADD, mono, 1934-1949
LEGENDEN DES GESANGS VOL. 4 – ELFRIDE TRÖTSCHEL
Szenen und Arien aus Werken von Mozart/Smetana/
Dvorak/Leoncavallo/+
Elfride Trötschel,
Sopran
ARS PRODUKTION - ARS 38704 (P01)
ADD, mono, 1949-1952
TENORLEGENDE
DELIKAT
Der ebenfalls früh verstorbene deutsche Tenor Peter Anders (1908-1954) gehört zu den wenigen Gesangsgrößen
der Vergangenheit, die problemlos den „Sprung“ von der
Schellack- auf die Langspielplatte geschafft haben und sogar auf CD eine der bestdokumentierten Gesangskünstler
ihrer Epoche sind. Das vorliegende Album portraitiert
anhand einiger Aufnahmen aus den Telefunken- und
Electrola-Archiven diesen Tenor, dessen Erbe als lyrischer
Tenor wenig später von Fritz Wunderlich angetreten wird.
Kollegen wie der Tenor Giacomo Lauri-Volpi beschrieben
die Stimme von Licia Albanese (*1913) als eine der delikatesten, die man sich vorstellen kann. Albaneses Karriere
führte in den 1940er Jahren von der Mailänder Scala zur
Metropolitan Opera in New York, der sie zwanzig Jahre
lang als Ensemblemitglied verbunden bleiben sollte. Die
vorliegenden Aufnahmen entstanden auf dem Zenit ihrer Karriere und belegen eindrucksvoll das eingangs erwähnte Urteil ihres Kollegen.
LEGENDEN DES GESANGS VOL.5 – PETER ANDERS
Arien und Szenen aus Opern von Donizetti/
Goundod/Mozart/Puccini/Wagner/+
Peter Anders,
Tenor
LICIA ALBANESE SINGT ARIEN
Werke von Puccini/Catalani/Cilea/Leoncavallo/Verdi/+
Albanese/Stokowski/RCA Victor Orchestra/+
ARS PRODUKTION - ARS 38705 (P01)
ADD, mono, 1933-1953
TESTAMENT - SBT 1414 (R01)
ADD, mono, 1945-1951
21
Jussi Björling
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
WÜRDIGUNG EINER
GROSSEN SÄNGERIN
ENTDECKUNGEN IM
ARCHIV
BJÖRLING IN
NEW YORK
Puristen haben über die Ausflüge
von Anna Moffo (1932-2006) in die,
wie man es empfand, “Niederungen”
Hollywoods und der leichten Muse
stets die Nase gerümpft. Besonders
hierzulande vergaß man darüber
ihre unbestreitbaren künstlerischen
Leistungen, die sie mit ihren Rollenportraits der Violetta oder der Gilda
an den großen Opernhäusern in Amerika und Europa schuf. 17 Spielzeiten
gehörte sie zum Ensemble der Met,
wo sie nicht nur mit ihrer Stimme,
sondern auch mit ihrer Bühnenpräsenz beeindruckten konnte. Das Doppelalbum bei TESTAMENT würdigt
ihre künstlerische Leistung.
In Zusammenarbeit mit Historic
Masters Ltd. präsentiert das britische Label TESTAMENT diesen Monat ein Portrait des unvergessenen
schwedischen Tenors Jussi Björling
(1911-1960), das den Sänger als unvergleichlichen
Liedinterpreten
würdigt. Bislang unveröffentlichtes Archivmaterial der EMI ergänzt
perfekt ein Liedrecital, das die RCA
1952 auf LP veröffentlichte. Das in
Europa nicht überall erhältliche Album erscheint hier zum ersten Mal
auf CD und macht diese Veröffentlichung ohne Zweifel zu einem Muss
für jeden Bewunderer der Kunst
Björlings.
Unvergessen sind die Opernaufführungen mit Jussi Björling an der
New Yorker Metropolitan Opera in
den 1940er und 1950er Jahren. Das
kanadische Label WEST HILL RADIO
ARCHIVES veröffentlicht diesen Monat zwei Live-Mitschnitte, die den
Tenor in zwei Opern Puccinis an der
Seite von Bidú Sayão (Mimi) und
Licia Albanese (Manon), vor allem
aber auf dem Zenit seiner Sängerkarriere zeigen. Die beiden kürzlich
gewohnt sorgsam restaurierten Aufnahmen bieten dem Sammler eine
bestmögliche Klangqualität, die der
Bedeutung dieser beiden Tondokumente Rechnung trägt.
ANNA MOFFO: A PORTRAIT OF MANON / BERÜHMTE LIEBESDUETTE
Werke von Puccini/Massenet/Verdi/
Donizetti
Moffo/Verschiedene Orchester und
Dirigenten
JUSSI BJÖRLING IN SONG
Werke von Leoncavallo/Bizet/
Schubert/Sjögren/Curtis/+
Jussi Björling/Verschiedene
Begleiter
PUCCINI: LA BOHÈME* / MANON
LESCAUT
Björling/Antonicelli/Mitropoulos/
Metropolitan Opera Chorus and
Orchestra
TESTAMENT SBT 21420 (R02)
2 CD, ADD, 1960-1964
TESTAMENT SBT 1427 (R01)
ADD, mono, 1929-1952
WHRA - WHRA 6020 (K04)
4 CD, AAD, mono,
1948* 1956
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
FRÜHE JAHRE IN
BOSTON
Dimitri Mitropoulos (1896-1960) leitete das New York Philharmonic Orchestra (damals noch Philharmonic Symphony Orchestra of New York) von 1949-51
zunächst zusammen mit Leopold Stokowski und von 1951 bis 1957 als alleiniger
Chefdirigent, bevor er sich mehr und mehr als Operndirigent in New York,
Florenz, Mailand und Wien betätigte. Auf zwei 4 CD-Boxen dokumentiert
MUSIC&ARTS die Zusammenarbeit des Dirigenten mit diesem Orchester anhand von Rundfunkaufführungen aus den Jahren 1941-1957. Sie ergeben das
Portrait einer einzigartigen Künstlerpersönlichkeit, die zu Lebzeiten sowohl
in Europa als auch in Amerika als einer der wichtigsten Dirigenten angesehen
wurde, heute aber leider nicht in angemessener Weise gewürdigt wird. Die
Aufnahmen belegen sowohl seine Bedeutung bei der Interpretation der Musik
des 20. Jahrhunderts als auch des klassischen symphonischen Repertoires.
CHARLES MUNCH IN BOSTON: DIE
FRÜHEN JAHRE
Unveröffentlichte Rundfunkmitschnitte 1952-1955
Werke von Debussy/Ravel/
Honegger/Schumann/Wagner/
Ibert/+
Munch/Boston Symphony Orchestra
THE ART OF DIMITRI MITROPOULOS
VOL.1: RUNDFUNK AUFNAHMEN
1941-1957
Werke von Berg/Beethoven/
Strawinsky/Schumann/Strauss/
Busoni/+
Mitropoulos/NBC Symphony
Orchestra/Philharmonic
Symphony Orchestra/+
WHRA - WHRA 6015 (G07)
7 CD, AAD, mono, 1952-1955
Dimitri Mitropoulos
Nach dem Charles Munch (1891-1968)
bereits 1946 sein USA-Debüt mit dem
Boston Symphony Orchestra gegeben
hatte, wurde er 1949 zum Nachfolger
von Sergei A. Kussewitzky berufen.
Munch gehört zu den markantesten
musikalischen Persönlichkeiten des
20. Jahrhunderts und zeichnete sich
nicht zuletzt durch seinen engagierten Einsatz für das französische Repertoire aus. Dieses bildet denn auch
den Schwerpunkt der CD-Box, welche
anhand von unveröffentlichten Rundfunkmitschnitten die frühen Jahre
in Boston beleuchtet. Sammlerherzen
dürften höher schlagen, denn es finden sich darunter auch Werke, die
Munch nie im Studio aufgenommen
hat, darunter Ravels „Le Tombeau de
Couperin“.
ANGEMESSENE WÜRDIGUNG
MUSIC & ARTS MACD 1213 (M04), 4 CD,
AAD, mono, 1941-1957
THE ART OF DIMITRI MITROPOULOS
VOL.2: RUNDFUNK AUFNAHMEN
1945-1955
Werke von Mahler/Bach/Prokofieff/
Lalo/Schönberg/+
Mitropoulos/NBC Symphony
Orchestra/Philharmonic Symphony
Orchestra/+
MUSIC & ARTS MACD 1214 (M04), 4 CD,
AAD, mono, 1945-1955
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
KLANGEXTASE IN
ROTTERDAM
KLEIBER-SCHÄTZE
AUS KÖLN
DAS NIJMWEGENKONZERT
Trotz der wirklich umfangreichen
Diskographie von Leopold Stokowski
(1882-1977) und der Tatsache, dass er
sogar die amerikanische Erstaufführung dirigierte, hat er Prokofieffs
Kantate Alexander Newsky (nach der
Filmmusik zu Sergei Eisensteins
gleichnamigem Film) nie auf Platte eingespielt, was allein schon den
Sammlerwert dieses Titels steigert.
Darüber hinaus ist es aber auch die
erste offizielle Veröffentlichung des
gesamten Konzerts vom 22. August
1970 in der Doelen in Rotterdam, die
von den niederländischen Tontechnikern in exzellent aufgenommenem
Stereo produziert wurde. Die beiden
anderen Stücke des Abends spielte er
zwar unmittelbar nach den Konzerten für das DECCA-Label Phase 4 ein,
doch haben die Live-Mitschnitte natürlich mehr Spannung und Präsenz.
Bemerkenswert ist außerdem, dass er
die Werke ohne seine sonst üblichen
„Verschönerungen“ spielte, sondern
sich ganz auf die werkimmanente
Klangekstase der Stücke verließ.
In der mittlerweile vierten Veröffentlichung mit Aufnahmen von
Erich Kleiber auf MEDICI MASTERS
sind zwei weitere Kleiber-Raritäten
zu hören: Beethovens Fidelio-Ouvertüre und drei Szenen aus Alban Bergs
„Wozzeck“ mit der Sopranistin Annelies Kupper. Letztere Aufnahme
dokumentiert sehr schön das enge
Verhältnis zu Bergs Musik und die
Pionierarbeit des Dirigenten für diese. Wie die ebenfalls zu hörende Aufnahme von Schuberts Sinfonie Nr.9
stammen sie aus den umfangreichen
Beständen mit Kleiber-Aufnahmen,
die in den Kölner WDR-Archiven zu
finden sind. Der Grund hierfür liegt
in der Tatsache, dass Kleiber hier nach
seiner Rückkehr aus dem Exil 1948 besonders aktiv gewesen ist. Alle drei Aufnahmen wurden von originalen Bändern sorgfältig remastered, so dass
selbst die berühmte Live-Aufnahme
von Schuberts Neunter Sinfonie aus
dem Jahre 1953 von einem deutlich
besseren Klangbild profitiert.
Angesichts des Holocausts hatte
sich Artur Rubinstein (1887-1982) geschworen, nie wieder in Deutschland
aufzutreten. Um aber fast zwanzig
Jahre nach Kriegsende deutschen
Musikliebhabern doch noch einmal
die Möglichkeit zu geben, ihn zu hören entschloss sich Rubinstein 1963
für ein Konzert im niederländischen
Nijmwegen in unmittelbarer Nähe
zur deutschen Grenze. Dieses denkwürdige Konzert war bislang weder
kommerziell noch als Raubkopie auf
Tonträger zu hören. Die Veröffentlichung auf MEDICI MASTERS ist
ein Destillat des ursprünglich mehr
als 90-minütigen Recitals, das von
den Rubinstein-Erben noch einmal
durchgesehen und freundlicherweise freigegeben wurde. Zu hören ist
ein Rubinstein, der deutlich mehr
wagt als in seinen doch eher vorsichtigen Studio-Aufnahmen, was diese
CD zu einem absoluten Muss für jeden Rubinstein-Sammler macht.
RAVEL: FANFARE POUR L’EVENTAIL
DE JEANNE
FRANCK: SINFONIE D-MOLL
PROKOFIEFF: ALEXANDER NEWSKY
OP.78
Stokowski/Netherlands Radio
Philharmonic Orchestra
BEETHOVEN: FIDELIO-OUVERTÜRE
SCHUBERT: SINFONIE NR.9
BERG: DREI SZENEN AUS „WOZZECK“**
Kleiber/Kupper/Kölner RundfunkSinfonie-Orchester
BEETHOVEN: KLAVIERSONATE NR.23
„APPASSIONATA“
BRAHMS: INTERMEZZO OP.117 NR.2
CHOPIN: BALLADE NR.1
LISZT: UNGARISCHE RHAPSODIE
NR.12/+
Artur Rubinstein, Klavier
MEDICI MASTERS MM 0262 (N01)
ADD, stereo, 1970
MEDICI MASTERS MM 0272 (N01), ADD,
mono, 1953**/1956
MEDICI MASTERS MM 0292 (N01)
ADD, mono, 1963
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NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
DISKOGRAPHISCHE
DENKMALPFLEGE
In hervorragender Klangqualität wurde
hier das vorletzte Konzert von Bruno
Walter mit den New Yorker Philharmonikern eingefangen, bevor sich der
Maestro endgültig von seiner Funktion
als Gastdirigent zurückzog. Die Aufnahme bei MUSIC & ARTS besitzt deswegen
so hohen dokumentarischen Wert, da das
Konzert bislang noch nie auf Tonträger
erhältlich war. Auf dem Programm des
Konzerts vom 10. Februar 1957 in der New
Yorker Carnegie Hall stand neben der
Neunten Sinfonie von Anton Bruckner
auch Wagners Siegfried-Idyll, das Walter stets besonders geschätzt hat und im
Verlauf seiner Karriere allein sechs Mal
im Studio aufgenommen hat. Auch hier
überzeugt Walters Leidenschaftlichkeit,
die freilich nie den Blick für die Detailarbeit verliert. Für die Aufführung von Bruckners letzter, unvollendet gebliebener Sinfonie verwendete Walter
übrigens seinerzeit die dreisätzige Orel-Edition, die er
durch eigene Änderungen ergänzte. Klanglich frisch restauriert, beschert uns MUSIC&ARTS erneut ein einzigartiges Tondokument von Bruno Walters künstlerischem
Schaffen.
BRUNO WALTER DIRIGIERT DAS PHILHARMONIC
SYMPHONY ORCHESTRA
Wagner: Siegfried-Idyll
Bruckner: Sinfonie Nr.9 d-Moll
Walter/Philharmonic Symphony Orchestra
MUSIC & ARTS - MACD 1212 (M01)
AAD, mono, 1957
BRUCKNER EXEGET
BRUNO WALTER
In den letzten Jahrzehnten seines
Lebens galt Bruno Walter (1876-1962)
als einer der bemerkenswertesten
Bruckner-Exegeten. Unter seinen
letzten Aufnahmen zählen die preisgekrönten Einspielungen von Bruckners 4., 7. und 9. Symphonie mit dem
Columbia Symphony Orchestra Los
Angeles aus den Jahren 1959 und 1961
sicherlich zu den wichtigsten seiner
Diskographie. Dabei begann Walters
Beschäftigung mit Bruckner relativ
spät: sein erstes verbürgtes BrucknerDirigat fand erst 1914 statt und sollte
bis 1927 auch die einzige AuseinanBruno Walter dersetzung mit Bruckner bleiben. Die
Veröffentlichung dieses Rundfunkkonzertmitschnitts
vom Dezember 1954 auf TESTAMENT ist nicht nur deswegen interessant, weil sie bislang nicht auf Tonträger
erhältlich war, sondern auch, weil sie den Dirigenten
vor seiner Herzanfall 1957 dokumentiert, in dessen Folge
er die Tempi deutlich zurücknahm. Eingeleitet wird der
Mitschnitt durch Glucks Ouvertüre zu „Iphigenie en Aulide“, Walters einzige erhaltene Einspielung eines Werks
von Gluck, wodurch diesem Album zusätzlich ein hoher
diskographischer Wert beizumessen ist.
GLUCK: IPHIGENIE EN AULIDE-OUVERTÜRE
BRUCKNER: SINFONIE NR.7
Walter/New York Philharmonic Orchestra
TESTAMENT - SBT 1424 (R01)
ADD, mono, 1954
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
25
Diese erste CD mit Einspielungen der Orgelmusik des lettischen Komponisten Peteris Vasks (*1946) ist mit Ausnahme des Te Deum an
der monumentalen Orgel
des Rigaer Doms entstanden. Die Aufnahme des
Te Deum entstand zwar
ebenfalls in Riga, allerdings an der nicht minder eindrucksvollen Orgel der Gertrudenkirche.
Talivaldis Deksnis, der
Interpret dieses Albums,
ist seit 1984 einer der Titularorganisten des Rigaer Doms. Ihn verbindet
eine lebenslange Freundschaft mit dem Komponisten und er hat in über
zwei Jahrzehnten dessen
sämtliche Orgelwerke
in vielfältiger Weise zu
Gehör gebracht, einige davon auch als Ur- bzw. lettische
Erstaufführungen. Neben den Originalkompositionen
für Orgel enthält das Album auch zwei Bearbeitungen
von Streicherkompositionen, Viatore und Canto di forza, die
beide Talivaldis gewidmet sind. Authentischer kann man
diese faszinierenden Orgelwerke sicherlich nicht aufführen.
VASKS: CANTUS AD PACEM/VIATORE/CANTO DI FORZA/
MUSIC SERIA/TE DEUM
Talivaldis Deksnis, Orgel
WERGO - WER 67122 (T01)
DDD, 2006/2007
SYMPHONISCHER KLASSIKER
Schon unzählige Male wurde die Sinfonie im 20. Jahrhundert totgesagt, doch der Komponist Hans Werner
Henze hat sich sein Leben lang mit der sinfonischen
Form erfolgreich auseinandergesetzt und bislang zehn
Beiträge zu dieser Gattung komponiert. Anlässlich der
Uraufführung seiner achten Sinfonie (1992/1993) sagte er: „Ich lasse mich im Sinfonieschreiben nicht beirren. Diesen
Schauplatz der musikalischen Anrede
an ein großes Publikum, geschaffen für
Mitteilungen, die über das Private hinausgehen, nehme ich in Anspruch. Den
lasse ich mir nicht rauben, auch wenn
die Kulturphilosophie der Moderne
diese Form für tot erklärt hat – und
vielleicht sogar deswegen.“ Während
die siebte Sinfonie (1983/1984),
die dem Modell der klassischen
Sinfonie am nächsten kommt,
starke Bezüge zum Leben des
Dichters Friedrich Hölderlin hat,
ist die achte Sinfonie eine Sinfonie nach Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, ganz leichtfüßig und melodienreich.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und Marek
Janowski beweisen die Repertoiretauglichkeit des symphonischen Schaffens Henzes.
HENZE: SINFONIEN NR.7 & 8
Janowski/Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
WERGO - WER 67212 (T01)
DDD, 2008
Hans Werner Henze
Peteris Vasks © Schott Promotion, Christopher Peter
FASZINIERENDE ORGELWERKE
26
DIE GREIFBARE
ILLUSION
NEUHEITEN NOTE 1 - SEPTEMBER 2008
ZENTRALE FIGUR
Tonmassen, dicht und schwankend,
deren kaum merkliche Metamorphosen mit unserer Wahrnehmung zu
spielen scheinen. Sich vermischende
Klanggebilde, die auf geheimnisvolle
Weise in orchestrale Färbungen übergehen, mit einer bis in die letzten
Details ausgearbeiteten melodischen
Linienführung. Eine große Palette
von Effekten und eine Durchführung
derselben, bei der man nicht mehr
weiß, ob sie minimal oder komplex
ist. Musik, die immer grenzwertig ist,
auf dem schmalen Streifen des Nirgendwo zwischen Emotionalität und
Rationalität, zwischen Erfühlbarem
und dem Erkennbaren - all das macht
die Musik von Kaija Saariaho (*1952)
aus. Eine erlesene Besetzung mit Karita Mattila, Anssi Karttunen, Christoph Eschenbach und dem Orchestre
de Paris brachte Saariahos jüngstes
Meisterwerk, Mirage, 2008 in Paris zur
Uraufführung. Auf ONDINE erscheint
jetzt der Mitschnitt des Konzerts, das
ganz dem erstaunlichen Werk der finnischen Komponistin gewidmet war.
Der britische Komponist Colin
Matthews (*1946) studierte u.a. Komposition bei Arnold Whitall und war
in den letzten Lebensjahren Benjamin Brittens dessen Sekretär. Nach
dessen Tod gab er mehrere bislang
unveröffentlichte Werke des Komponisten heraus. Matthews gehört zu
den bedeutendsten Persönlichkeiten
der britischen Musik: Neben seiner
kompositorischen Arbeit widmete er
sich verschiedenen wichtigen Funktionen im öffentlichen Musikleben und
gründete 1988 das Neue Musik-Label
NMC. Neben zahlreichen Orchesterwerken finden sich in seinem Werkkatalog auch eine bedeutende Anzahl
von Kammermusikwerken, darunter
auch drei Streichquartette und zwei
Oboenquartette, die sich durch eine
klare, durchsichtige Strukturierung
auszeichnen. Einen Querschnitt
durch Matthews‘ Kammermusik bietet das vorliegende Album mit so renommierten Interpreten wie Oliver
Knussen oder das Brindisi Quartett.
SAARIAHO: MIRAGE/
NOTES ON LIGHT/ORION
Mattila/Karttunen/Eschenbach/
Orchestre de Paris
MATTHEWS: DIVERTIMENTO/
OBOENQUARTET NR.1/TRIPTYCH/+
Knussen/Divertimenti Ensemble/
Brindisi Quartet/+
ONDINE ODE 1130 (T01)
DDD, 2008
NMC RECORDS NMCD 149 (N01)
DDD, 1985/1993/1996
NEUE
HÖR-DIMENSIONEN
Nicolas Hodges (Jahrgang 1970) gilt als
einer der führenden Pianisten seiner
Generation – und das ganz besonders
im Bereich der Neuen Musik. So ist er
bei den wichtigen Darmstädter Ferienkursen als Dozent sozusagen längst
ein alter Bekannter. Jetzt hat er Werke der zeitgenössischen britischen
Komponisten Roger Redgate (*1958)
und James Clarke (*1957) eingespielt
und eröffnet einmal mehr neue
Hör-Dimensionen: Redgates extrem
virtuose, kompakte und intensive
Klavierstücke kontrastieren mit den
eher flächigen Kompositionen seines
um ein Jahr jüngeren Landsmannes
Clarke. Beide reizen auf ihre Art die
Möglichkeiten des „naturbelassenen“ Konzertflügels aus. Die brillante Akustik im großen Sendesaal des
Deutschlandfunks in Köln trägt ihren
Teil zur Faszination bei.
REDGATE/CLARKE: KLAVIERWERKE
Nicolas Hodges, Klavier
COVIELLO COV 60809 (T01)
DDD, 2007
WHRA 6018
JANACEK: STREICHQUARTETTE NR.1 & THE ART OF GEORGE SZELL VOL.1
2/BARTOK: STREICHQUARTETT NR.5
Bennewitz Quartett
PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLAT„Vom ersten Klang an entfaltet die Platte eine TENKRITIK BESTENLISTE 3/2008
knisternde Spannung und behält diese über ihre Kategorie: Historische Aufnahmen
gesamte Dauer von 64 Minuten hinweg bei. Mit
welch großer technischer Sicherheit und Sen- „Beinahe jedem der Mitschnitte kommt Refesibilität die Quartettmitglieder die komplexen renzstatus zu.“
Partituren durchleuchten und es in diesem Zuge Klassik.com
verstehen, die musikalischen Zusammenhänge
zwischen den einzelnen Werkteilen herauszuarbeiten, verdankt sich nicht nur dem hohen
spieltechnischen Niveau (mit glänzender Intonation), sondern gerade auch den kommunikativen Verhältnissen innerhalb des Ensembles,
die den lebendigen Eindruck des Vortrags nachdrücklich stützen.“
Klassik.com
GCD 921203
SIGCD 117
VIVALDI: TRIOSONATEN OP.1
Gatti/Ensemble Aurora
GLASS: DIE STREICHQUARTETTE
The Smith Quartet
„Die Instrumentalisten agieren mit viel Temperament, gestalten expressiv, aber nie auf
vordergründigen Glanz abzielend, lassen speziell bei den Sonaten in entlegeneren Tonarten
auch rauere Töne zu, bewältigen die teils erheblichen technischen Herausforderungen mit
selbstverständlicher Virtuosität und zeigen in
etlichen Einzelsätzen ihr großes gestalterisches
Potenzial.“
Klassik.com
„Als erstaunlich abwechslungsreich, expressiv,
voller unterschiedlicher Schattierungen und
markanter Konturen erweisen sich die monochromen Streicherklänge von Glass. Wenn diese Musik so brillant interpretiert wird wie vom
Smith Quartet, kann man sich dem minimalistischen Sog kaum entziehen.“
Partituren 7/8 2008
„Das Smith Quartet besticht mit markanter,
aber auch fein ausbalancierter Klanggebung
„Der vorliegenden Aufnahme von Vivaldis 12 und einer mitreißenden Dramatik in der GestalSuonate da camera a tre für zwei Violinen und tung.“
Basso continuo glückt – mit sensationellem Ensemble 8/9 2008
Erfolg – eine kaum für möglich gehaltene Gratwanderung. (...)Da stimmt die Mischung aus „Das Smith Quartet hat eine hervorragende
An- und Entspannung, Transparenz und emoti- Gesamteinspielung vorgelegt. Die Reinheit des
onalem Melos… So wahr kann Musik sein.“
Klanges, die Intensität der Diktion und die
Klassik-heute.com
Dichte des Konzepts garantieren den Erfolg.“
ARTE CD-Tipp, 8.7. 2008
ODE 11225
SIBELIUS: KULLERVO
Isokoski/Segerstam/Helsinki PO/+
„Beredter kann man dieses Werk nicht musizieren. Das weit ausdifferenzierte Klangbild
bewahrt Transparenz noch bei den heftigsten
Tutti-Entladungen. Die Interpretation ist frei
von aufgedunsenem Pathos, birst vielmehr vor
Vitalität und vermittelt gerade in den pastoralen Teilen reine Sinnenfreude.“
Klassik-heute.com
„Immer wieder stellen sich bezwingende, ja
überwältigende Momente ein, die man der Partitur nicht unbedingt zugetraut hätte.“
Fono Forum 7/2008
ALP 124
SCHUMANN: KLAVIERWERKE UND
KLAVIERBEGLEITETE KAMMERMUSIK
VOL.IV
Eric Le Sage, Klavier
„Diese Gesamteinspielung dürfte in die Annalen
eingehen, denn allein der vierte Teil ist ein kleines Wunderwerk.“
ARTE CD-TIPP, 10.06.2008
„Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzt.“
RBB, Kulturradio am Mittag
„Dieser Schumann lässt einen als Hörer nicht
so schnell los.“
NDR Kultur 26.06.2008
„Eric Le Sage versetzt sich in die ganz verschiedenen Gemütszustände, die diese Musik
fordert, wie bei Schumann ja so oft, geradezu
kongenial hinein.“
hr2 CD-Tipp, 9.6.2008
PRESSESPIEGEL
COV 50802
CD-EMPFEHLUNG DES MONATS
Nur diesen Monat $9,99*
*UNVERBINDLICHE PREISEMPFEHLUNG INKL. MWST.
MUSIK FÜR KAISER KARL V.
Werke von Prätorius/Verdelot/Guerrero/
Senfl/+
Gerchen/Capella de la Torre
COVIELLO - COV 20701 (Z580)
DDD, 2006
PRESSESTIMMEN
„Die Qualität dieser Debüt-CD ist außerordentlich hoch. Das
Niveau der Gruppe kann man guten Gewissens mit dem der Ensembles von Jordi Savall vergleichen."
Claus Fischer, NDR Kultur, 25.04.2007
„Das Ensemble ... hat bereits mit der ersten Aufnahme ein Meisterwerk vorgelegt.“
CD der Woche - MDR FIGARO 30.04.2007
„Ein sehr interessantes und variiertes Bild des damaligen Musiklebens. Das wird alles sehr energisch, technisch souverän und durch
und durch musikalisch vorgetragen.“
TOCCATA 5/6 2008
Olaf Mielke & Moritz Bergfeld
PORTRAIT
„Coviello“ ist eine Figur der Commedia dell’arte, die
sich nicht zuletzt durch Herz, Verstand und Witz
auszeichnet. Doch geht es bei Coviello Classics keineswegs um Spaßmacherei, sondern um interessante, ansprechend gestaltete Klassik-Produktionen. Für
das Label steht seit seiner Gründung im Jahr 2000
immer das besondere Hörerlebnis und die Musik im
Vordergrund, weil hier nicht gewinnorientierte Manager die wesentlichen Entscheidungen treffen, sondern kreative Musik-Gestalter. Dies sind zum einen
die Gründer, Geschäftsführer und prägenden Köpfe
Olaf Mielke und Moritz Bergfeld, die als DiplomTonmeister und Aufnahmeleiter den Produktionen
ihr „klangliches Gesicht“ geben, zum anderen die
Interpreten, die für das Label immer die wichtigsten Partner sind. Hier finden sich zahlreiche junge
Künstler und Ensembles, von denen nicht wenige
bereits wohlklingende Namen haben: das Ensemble Capella de la Torre oder das Bennewitz Quartett,
aber auch etablierte Namen wie der Tenor Christoph
Genz oder der Rundfunkchor Berlin. Von Anfang an
war man bei Coviello Classics darauf bedacht, dem
Klassikmarkt neue Impulse zu geben, und so enthält
der derzeit rund 70 Titel umfassende Katalog auch
bislang wenig beachtetes Repertoire und beschert
dem Musikliebhaber immer wieder überraschende
Entdeckungen. Bekanntere Werke erscheinen durch
ungewöhnliche Interpretationen in neuem Licht,
denn lebendige Musikkultur soll auch das Vertraute in ganz anderem klanglichen Gewand zeigen. Ein
besonderer Schwerpunkt ist die seit einigen Jahren
etablierte Reihe coviello contemporary, in der sich
die Nähe zum weltbekannten Darmstädter Institut
für neue Musik in Produktionen mit Neuer Musik
äußert.
Aus dem Katalog des Labels haben wir mit dem Album „Musik für Kaiser Karl V.“ für Sie einen der
Bestseller ausgesucht.
IM
MIT HERZ UND VERSTAND:
COVIELLO
LABEL
An dieser Stelle möchten wir Ihnen monatlich ein
Label aus dem Vertriebsprogramm von Note 1 kurz
vorstellen. Verbunden ist das Portrait mit einem ausgewählten Titel zu einem attraktiven Sonderpreis.
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