programm 2016 - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

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HAUPTSPONSOR
UNTERSTÜTZT
PRÄSENTIERT VON
DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN UND DEM BAYERISCHEN RUNDFUNK
PROGRAMM 2016
„Guter Journalismus muss für mich
auch kritisch sein. Wer nicht
eigenständig denkt und schreibt,
hat keine Zukunft.“
Herbert Lock, SZ-Leser. Erfahren Sie mehr: SZ.de/Leser
SZ.de
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PROGRAMM 16. JULI
Samstag, 16. Juli 2016, 20 Uhr
Valery Gergiev Dirigent
Daniil Trifonov Klavier
Münchner Philharmoniker
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)
Suite aus dem Ballett „Schwanensee“ op. 20
1. Szene: Moderato
2. Walzer: Tempo di Valse
3. Tanz der Schwäne: Allegro moderato
4. Szene (Odette und der Prinz):
Andante – Andante non troppo
5. Csárdás: Ungarischer Tanz.
Moderato assai – Allegro moderato – Vivace
6. Szene und Finale: Allegro agitato – Molto
meno mosso – Allegro vivace – Andante
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll
op. 23
1. Allegro non troppo e molto maestoso
2. Andantino semplice – Prestissimo – Tempo I
3. Allegro con fuoco
– Pause –
Richard Strauss (1864–1949)
Orchestersuite aus der Komödie für Musik
„Der Rosenkavalier“ AV 145
(Für das New York Philharmonic Orchestra im
Auftrag seines damaligen Chefdirigenten
Artur Rodziński zusammengestellt und arrangiert
von Leonard Bernstein, 1944)
Con moto agitato – Allegro molto – Tempo di
Valse, assai comodo da primo – Moderato molto
sostenuto – Schneller Walzer. Molto con moto
Maurice Ravel (1875–1937)
„Boléro“, Ballet pour orchestre
Tempo di Boléro moderato assai
Sendung des Konzertmitschnitts am Mittwoch,
10. August 2016, ab 18.05 Uhr im Rahmen
der „Festspielzeit“ auf BR-KLASSIK
Video-Livestream auf www.br-klassik.de
und www.medici.tv
Dieses Konzert wird 90 Tage nach dem Livestream
kostenlos in der Medici Mediathek auf www.medici.tv
verfügbar sein.
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PROGRAMM 17. JULI
Sonntag, 17. Juli 2016, 20 Uhr
Daniel Harding Dirigent
Annette Dasch Sopran
Elisabeth Kulman Mezzosopran
Andrew Staples Tenor
Gerald Finley Bariton
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
„Leonoren-Ouvertüre“ Nr. 3 C-Dur op. 72
Adagio – Allegro
Chor des Bayerischen Rundfunks
Einstudierung: Peter Dijkstra
Robert Schumann (1810–1856)
„Nachtlied“ für Chor und Orchester nach einem
Gedicht von Friedrich Hebbel op. 108
Ziemlich langsam
Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks
– Pause –
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Symphonie Nr. 9 d-Moll für Soli, Chor und
Orchester op. 125
1.Allegro ma non troppo e un poco maestoso
2.Molto vivace – Presto
3.Adagio molto e cantabile –
Andante moderato
4.Finale. Presto – Allegro assai vivace
(alla Marcia)
Live-Übertragung ab 20.05 Uhr im
Rahmen der „Festspielzeit“ auf BR-KLASSIK
Live-Übertragung ab 20.15 Uhr
im BR Fernsehen
Video-Livestream auf www.br-klassik.de
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GRUSSWORT
Verehrte Konzertbesucher und Musikfreunde,
das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Münchner Philharmoniker kommen auf den Odeonsplatz – und Tausende
Menschen genießen gemeinsam die Konzerte
in entspannter Atmosphäre, aber auch mit großer Intensität und Aufmerksamkeit. Für mich ist
das immer wieder ein besonderer Moment, in
dem augenfällig wird: Musik verbindet Menschen – im Orchester, im Publikum wie auch
die Musikerinnen und Musiker mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern.
Die Münchner Philharmoniker unter Chefdirigent Valery Gergiev verbinden am Tag zuvor
russisches mit westeuropäischem Repertoire und
folgen mit diesem Brückenschlag der dramaturgischen Linie zahlreicher Konzerte der laufenden Saison: Pjotr Iljitsch Tschaikowskys BallettSuite „Schwanensee“ und sein Klavierkonzert
Nr. 1 b-Moll stehen in der ersten Hälfte auf
dem Programm, gefolgt von Richard Strauss‘
Orchestersuite „Der Rosenkavalier“ und dem
„Boléro“ von Maurice Ravel.
Unterstützt wird dieser Gedanke durch die Programmgestaltung der beiden Abende, die man
aufgrund der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen durchaus als Zeichen
für Austausch und Verständigung deuten kann.
Ich gratuliere Maestro Gergiev und den
Münchner Philharmonikern zur ersten gemein­
samen Konzertsaison, die sich mit dem Konzert
auf dem Odeonsplatz dem Ende nähert. Valery
Gergievs Wunsch, seine Musik möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, verspricht große Offenheit für Begegnungen und
weitere Impulse im Musikleben Münchens.
So ist unser Open Air Abschluss und Auftakt
gleichermaßen.
Am Sonntag steht beim Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 9 im Zen­
trum des Programms. Ein Werk, das sich großer
Bekanntheit erfreut, im klassischen Konzertprogramm wie auch als Europahymne mit enormer
Symbolkraft. Ihre starke Botschaft hat nichts an
Aktualität und Brisanz verloren.
Ihr
Dieter Reiter
Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt München
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GRUSSWORT
Verehrtes Publikum,
liebe Freunde von „Klassik am Odeonsplatz“,
in diesem Jahr feiert der Chor des Bayerischen
Rundfunks sein 70-jähriges Bestehen. Daher
freut es mich ganz besonders, dass er zusammen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Daniel
Harding auch auf dem Odeonsplatz seine
­herausragenden Fähigkeiten unter Beweis
­stellen kann: Pianissimo-Kultur und Klangreinheit
in Schumanns „Nachtlied“ und in Beethovens
Neunter Symphonie mit der „Ode an die
­Freude“ von Friedrich Schiller. Ergänzt werden
beide Ensembles in Beethovens Neunter Symphonie von einem erlesenen Sängerquartett:
Annette Dasch, Elisabeth Kulman, Andrew
Staples und Gerald Finley. Beethovens „Leo­
noren-Ouvertüre“ Nr. 3 mit dem berühmten
Trompeten-Solo wird den Abend einleiten.
Bei den Münchner Philharmonikern dreht sich
fast alles um den Tanz: Tschaikowskys „Schwanensee-Suite“, Strauss’ „Rosenkavalier-Suite“
und Ravels „Boléro“ rahmen Tschaikowskys
stimmungsvolles Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll
ein.
Bei so viel herrlicher Musik dürfen wir uns auf
zauberhafte Sommerabende freuen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei diesen beiden
so wundervoll zusammengestellten Programmen.
Ulrich Wilhelm
Intendant des Bayerischen Rundfunks
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GRUSSWORT
Liebe Konzertbesucherinnen,
liebe Konzertbesucher,
wir freuen uns, Sie zum Saisonende wieder an
Münchens stimmungsvollster Spielstätte, auf
dem Odeonsplatz, begrüßen zu dürfen: eine
wunderbare Tradition in unserer Stadt. Auch in
diesem Jahr haben die Münchner Philharmoniker und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein vielfältiges Programm
zusammengestellt, das die klassische Musik in
all ihren Facetten zeigt. Esprit, Charme und
einen Reigen zündender Melodien und Rhythmen bietet der Samstagabend, der mit Tschaikowskys „Schwanensee-Suite“ und seinem
b-Moll-Klavierkonzert, mit der nostalgisch-ironischen „Rosenkavalier-Suite“ von Strauss und
Ravels geradezu hypnotisierendem „Boléro“
einige der beliebtesten Klassik-„Hits“ vereint.
Am Sonntag führen uns die Musikerinnen und
Musiker mit Schumann in das von der Romantik
vielbeschworene „Wunderreich der Nacht“
und mit Beethoven zu einer hymnischen Feier
der menschheitsumspannenden Ideale von Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit.
Lassen Sie sich also von der Musik fesseln, von
ihrer Unbeschwertheit, von ihrer gedanklichen
Tiefe – und von der Meisterschaft der ausführenden Künstlerinnen und Künstler. Valery Gergiev,
Daniel Harding, die beiden Orchester, der
Chor des Bayerischen Rundfunks, die Gesangssolistinnen und -solisten und der junge russische
Pianist Daniil Trifonov stehen für musikalische
Interpretationen der Spitzenklasse.
In diesem Sinne wünschen wir allen, die zuhören und zuschauen, inspirierende musikalische
Erlebnisse unter’m „Sternenzelt“.
Martin Wagner
Hörfunkdirektor
des Bayerischen
Rundfunks
Dr. Hans-Georg Küppers
Kulturreferent
der Landeshauptstadt
München
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HAUPTSPONSOR
UNTERSTÜTZT
OPEN AIR KONZERTE
SAMSTAG 15.7.2017
SONNTAG 16.7.2017
MANFRED HONECK
LANG LANG
VALERY GERGIEV
YUJA WANG
SYMPHONIEORCHESTER
DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
MÜNCHNER
PHILHARMONIKER
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im Oktober 2016
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„Klassik am Odeonsplatz“
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80339 München
[email protected] · Fax 089/89 43 80 19
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GRUSSWORT
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde von „Klassik am Odeonsplatz“,
ursprünglich wurde „Klassik am Odeonsplatz“
im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Mit dem
­Millenniumskonzert sollte nicht nur die klassische Musik gefeiert werden, sondern auch
der deutsch-französischen Aussöhnung nach
dem Krieg 1870/1871 gedacht werden.
Seit 2002 wird es jährlich fortgeführt und
ist mittlerweile zu einem der glanzvollsten
Klassik-Open-Air-Events in Deutschland avanciert.
Bemerkenswert ist, dass „Klassik am Odeonsplatz“ mittlerweile ein sehr treues Stammpublikum hat. Wer einmal dabei war, will auch im
nächsten Jahr erneut in den Genuss kommen.
Das liegt daran, dass „Klassik am Odeonsplatz“ einzigartig ist: Die Münchner Kulisse mit
der aufwändig beleuchteten Feldherrnhalle,
Residenz und Theatinerkirche allein ist schon
atemberaubend. Dazu kommen zwei absolut
hochkarätige Konzerte mit Münchens TopOrchestern, den Münchner Philharmonikern
und dem Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, sowie weltberühmten Klassiksolisten.
Mercedes-Benz München war Partner der ersten Stunde, und es ist mir eine Ehre, dass wir
dieses Jahr das dritte Jahr in Folge Hauptsponsor sind.
Ich wünsche Ihnen musikalische Sternstunden
mit „Klassik am Odeonsplatz“ und MercedesBenz München.
Ihr
Ulrich Kowalewski
Direktor Mercedes-Benz München
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Das Orchester
der Stadt
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089 54 81 81 400
BIOGRAPHIE
Die Münchner Philharmoniker
Celibidache seine erste Konzertserie bei den
Münchner Philharmonikern und wurde im Juni
desselben Jahres zum Generalmusikdirektor
ernannt. Die legendären Bruckner-Konzerte trugen wesentlich zum internationalen Ruf des
Orchesters bei. Von 1999 bis 2004 war James
Levine Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, die im Frühjahr 2003 vom Deutschen
Musikverleger-Verband den Preis für das „Beste
Konzertprogramm der Saison 2002/2003“
erhielten. Im Januar 2004 ernannten die
Münchner Philharmoniker Zubin Mehta zum
­ersten Ehrendirigenten in der Geschichte des
Orchesters. Generalmusikdirektor Christian Thielemann pflegte in seiner siebenjährigen Amtszeit die Münchner Bruckner-Tradition ebenso
wie das klassisch-romantische Repertoire. Maßstäbe setzende Höhepunkte bildeten die szenischen Aufführungen der beiden Strauss-Opern
„Der Rosenkavalier“ und „Elektra“ in BadenBaden. Mit Beginn der Saison 2012/2013
wurde Lorin Maazel Chefdirigent der Münchner
Philharmoniker. Während seiner Amtszeit legte
er den Fokus seiner Arbeit auf eine Erweiterung
des Repertoires und eine Flexibilisierung des
Klangs. Zur Spielzeit 2015/2016 übernahm
Valery Gergiev das Amt des Chef­dirigenten für
fünf Jahre.
Foto: wildundleise.de
Seit ihrer Gründung 1893 bereichern die
Münchner Philharmoniker unter renommierten
Dirigenten das musikalische Leben Münchens.
Bereits in den Anfangsjahren des Orchesters
garantierten Dirigenten wie Hans Winderstein
und Felix Weingartner hohes spieltechnisches
Niveau. Gustav Mahler dirigierte das Orchester
bei den Uraufführungen seiner Vierten und Achten Symphonie, und im November 1911
gelangte unter der Leitung von Bruno Walter
Mahlers „Das Lied von der Erde“ zur Uraufführung. Ferdinand Löwe leitete die ersten Bruckner-Konzerte und begründete die Bruckner-Tradition des Orchesters, die von Siegmund von
Hausegger und Oswald Kabasta glanzvoll fortgeführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg
eröffnete Eugen Jochum das erste Konzert mit
der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre von Felix
Mendelssohn Bartholdy. Kurz darauf gewannen
die Philharmoniker mit Hans Rosbaud einen herausragenden Orchesterleiter, der sich zudem
leidenschaftlich für die Neue Musik einsetzte.
Sein Nachfolger war von 1949 bis 1966 Fritz
Rieger, in dessen Amtszeit die Grundlagen für
die erfolgreiche Jugendarbeit der Philharmoniker
gelegt wurden. In der Ära Rudolf Kempes
(1967–1976) bereisten die Philharmoniker erstmals die damalige UdSSR. 1979 leitete Sergiu
Foto: Marco Borggreve
BIOGRAPHIE
Valery Gergiev
Valery Gergiev leitet seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich das legendäre MariinskyTheater in St. Petersburg, das in dieser Zeit zu
einer der wichtigsten Pflegestätten der russischen Opernkultur aufgestiegen ist. Darüber hinaus ist er Leiter des 1995 von Sir Georg Solti
gegründeten World Orchestra for Peace. Von
2007 bis 2015 war er außerdem Chefdirigent
des London Symphony Orchestra. Er ist Initiator
und Künstlerischer Leiter der „Stars of the White
Nights“ und „New Horizons“ Festivals in
St. Petersburg, des Moskauer Osterfestivals, des
Gergiev Rotterdam Festivals sowie des Festivals
der Münchner Philharmoniker „MPHIL 360°“. In
Moskau geboren, studierte Valery Gergiev Dirigieren bei Ilya Musin am Leningrader Konservatorium. Bereits als Student war er Preisträger des
Herbert-von-Karajan-Dirigierwettbewerbs in Berlin. 1978 wurde er 24-jährig Assistent von Yuri
Temirkanov am Mariinsky-Theater, wo er mit Pro-
16
kofjews Tolstoi-Vertonung „Krieg und Frieden“
debütierte. 2003 dirigierte er als erster russischer Dirigent seit Tschaikowsky das Saisoneröffnungskonzert der New Yorker Carnegie Hall.
Zahlreiche Auszeichnungen begleiten seine Dirigentenkarriere, so der Grammy Award, der
Polar Music Prize, der Herbert-von-Karajan-Preis
und der Preis des All-Union Conductor’s Com­
petition in Moskau. Seit der Spielzeit 2015/
2016 ist Valery Gergiev Chefdirigent der
Münchner Philharmoniker. Bereits davor wurde
unter seiner Leitung ein Projekt umgesetzt, das
es in dieser Form in München noch nie gegeben hatte: die Aufführung aller 15 Symphonien
von Dmitrij Schostakowitsch gemeinsam mit
dem Mariinsky-Orchester. Diese Form der zyklischen Zusammenarbeit wird im November
2016 im Rahmen des Festivals „MPHIL 360°“
mit den Symphonien von Sergej Prokofjew fortgesetzt.
BIOGRAPHIE
Daniil Trifonov
zel, beim Los Angeles Philharmonic Orchestra
unter Miguel Harth-Bedoya, beim Philadelphia
Orchestra unter Cristian Mǎcelaru, beim New
York Philharmonic Orchestra unter Alan Gilbert
und beim Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Mark Elder. Daniil Trifonov ist darüber hinaus ein anerkannter Kammermusiker und tritt mit Kollegen wie Nicholas
Angelich, Renaud und Gautier Capuçon, Yuri
Bashmet und Vilde Frang auf. Im Februar 2013
kündigte die Deutsche Grammophon einen
Exklusivvertrag mit Daniil Trifonov an. Seine
erste Veröffentlichung für das Label, „The Carnegie Recital“, wurde für einen Grammy nominiert. Aktuell ist die neue CD „Rachmaninov
Variations“ mit dem Philadelphia Orchestra
unter Yannick Nézet-Séguin erschienen. Weitere Einspielungen sind das 2012 veröffentlichte
Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowsky mit dem
Mariinsky-Orchester unter Valery Gergiev und
die 2011 bei Decca erschienene CD mit Solowerken von Chopin.
Foto: Dario Acosta
Daniil Trifonov, 1991 in Nischni Nowgorod
geboren, erhielt seine Ausbildung zunächst am
Moskauer Gnessin-Institut in der Klasse von
Tatiana Zelikman, bevor er 2009 ans Cleveland Institute of Music zu Sergei Babayan
wechselte. Neben der Ausbildung zum Pianisten studierte er auch Komposition und schreibt
Klavier-, Kammer- und Orchesterwerke. 2011
ging Daniil Trifonov innerhalb weniger Wochen
bei zwei international renommierten Klavierwettbewerben als Gewinner hervor: Beim
Arthur-Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv errang
er den Ersten Preis, und beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb wurde er zusätzlich zur
„Goldmedaille im Fach Klavier“ mit dem Grand
Prix des Gesamtwettbewerbs ausgezeichnet.
Höhepunkte der letzten Spielzeiten waren
Debüts bei den Wiener Philharmonikern, dem
London Symphony Orchestra und dem Mariin­
sky-Orchester unter Valery Gergiev, beim Israel
Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta,
beim Philharmonia Orchestra unter Lorin Maa-
17
In freundschaftlicher
Zusammenarbeit mit
VALERY GERGIEVS
DAS FESTIVAL
DER MÜNCHNER
PHILHARMONIKER
—
GASTEIG
Freitag
11_11_2016
ERÖFFNUNGSKONZERT
Samstag
12_11_2016
PROKOFJEW–MARATHON
PETER UND DER WOLF
TANZPROJEKTE
Sonntag
13_11_2016
PROKOFJEW SYMPHONIEN
MOZART VIOLINKONZERTE
INFOS UND KARTEN BEI
MÜNCHEN TICKET & MPHIL.DE
3
FÜ MU TA
R SI GE
AL K
LE
TSCHAIKOWSKY
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Suite aus dem Ballett „Schwanensee“ op. 20
Musikdrama ohne Worte
Ballette sind das Resultat von Teamarbeit. Als
„Schwanensee“ 1877 am Moskauer BolschoiTheater seine Uraufführung erlebte, waren die
wichtigsten „Teamplayer“ ein Theaterdirektor,
ein Choreograph und ein Komponist. Die Szenenfolge der getanzten Handlung stammte von
den beiden Ersteren, Letzterer lieferte die Musik.
Doch nur sein Name ist heute mit dem weltweiten Erfolg von „Schwanensee“ verbunden: Pjotr
Iljitsch Tschaikowsky. Ungerecht? Wohl kaum.
Denn bei allen Vorzügen, die das Ballett besitzt,
stammen die entscheidenden künstlerischen
Neuerungen vom Komponisten. Seine Musik ist
weit mehr als bloß illustrative Dreingabe zur
Handlung, sie verkörpert diese über weite Strecken selbst. Wie in seinen Symphonien nutzt
Tschaikowsky sämtliche zur Verfügung stehenden
kompositorischen Mittel, um Figuren, Szenen,
Konflikte, Entwicklungen hörbar zu machen. Von
der Arbeit mit prägnanten Motiven über Variationstechniken bis hin zur ausgeklügelten Instrumentation: Tschaikowskys Musik „erzählt“ das
Ballett-Geschehen mit den ihr eigenen Mitteln.
„Ein paar schöne Stellen“
Viele Zeitgenossen allerdings schien das zu
überfordern. Die Pressestimmen nach der Pre­
miere von „Schwanensee“ waren mehrheitlich
negativ, Tschaikowskys Partitur wurde als zu
kompliziert empfunden. Nur am Rande sei
erwähnt, dass es dem „Nussknacker“-Ballett
(1892) kaum besser erging. Im Jahr 1882
schrieb der Komponist seinem Verleger Jürgenson, er wolle aus der Ballettmusik einige Sätze
zu einer Suite zusammenstellen, „da sie doch
ein paar schöne Stellen enthält“. Die Suite
Das Moskauer Bolschoi-Theater
beginnt mit dem berühmten Leitmotiv der
Schwäne, von der Oboe über Streichertremoli
und Harfenarpeggien vorgestellt. Einer dieser
Schwäne ist die verzauberte Odette, in die sich
Prinz Siegfried verliebt. Satz 2 und 5 sind reine
Tanznummern, die vom unbeschwerten höfischen Leben Siegfrieds zeugen: ein leicht
schwebender Walzer und ein mitreißender
ungarischer Csárdás. Ganz anders der „Tanz
der Schwäne“ (Satz 3), eine Charakterminiatur
im Scherzo-Tonfall. In Satz 4 kommen die Liebenden zu Wort, repräsentiert durch Solo-Violine und Solo-Cello. Die Musik stammt übrigens
aus einer älteren, von Tschaikowsky vernichteten
Oper. Im dramatischen Schlusssatz gelingt es
Odette und Siegfried, den Zauber zu brechen,
indem sie sich gemeinsam in den See stürzen.
Marcus Imbsweiler
19
TSCHAIKOWSKY
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
Vom Desaster zum Welterfolg
Wäre es nach dem ursprünglichen Widmungsträger gegangen, hätte eines der berühmtesten
Klavierkonzerte der Musikgeschichte nie das
Licht der Welt erblickt. Es war an Weihnachten
1874, als Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Dozent am
Moskauer Konservatorium, seinem Chef, Mentor und Freund Nikolaj Rubinstein ein neues
Werk vorstellte: sein Erstes Klavierkonzert in
b-Moll. Der Virtuose Rubinstein sollte es der
Öffentlichkeit präsentieren, und ihm sollte die
Komposition auch zugeeignet werden. Doch
das Vorspiel geriet zum Desaster. Rubinstein soll
das Stück als „schlecht, trivial, vulgär“ bezeich-
net haben, als geradezu „armselig komponiert“, so zumindest erinnerte sich Tschaikowsky
Jahre später. „Ein oder zwei Seiten vielleicht
seien wert, gerettet zu werden; der Rest müsse
vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“
Ob und in welchem Maße der geschockte
Komponist im Rückblick mit seinen Formulierungen übertrieb, lässt sich im Einzelnen nicht
mehr feststellen. Als gesichert darf allerdings
gelten, dass Tschaikowsky, obwohl erst am
Beginn seiner künstlerischen Karriere stehend,
auf die geharnischte Kritik der anerkannten
Autorität Rubinstein nicht einmal annähernd einging. Geradezu trotzig machte er sich in den
folgenden Monaten an die Instrumentation des
Werks und suchte sich in dem deutschen Pianisten Hans von Bülow einen neuen Widmungsträger. Bülow empfand das Konzert als „hinreißend in jeder Hinsicht“ und hob es im Oktober
1875 während einer Amerika-Tournee aus der
Taufe. Kurz danach fand die russische Erstaufführung in St. Petersburg statt.
Spiel mit den Hörerwartungen
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll,
erste Seite der autographen Partitur
20
Was Tschaikowskys Komposition so unverwechselbar macht, ist ihr Beginn. Mit seinen einprägsamen Akkordschlägen, aus denen sich
eine schwelgerische Melodie entwickelt, und
der wuchtigen Klavierbegleitung hat er etwas
Überwältigendes. Dass diese so selbstbewusst
und selbstverständlich klingende Eröffnung den
Hörer auf falsche Fährten lockt, wird erst im
Nachhinein klar. Denn erstens suggeriert sie ein
Werk in Des-Dur, die Haupttonart b-Moll wird
erst mit deutlicher Verzögerung erreicht. Und
zweitens handelt es sich bei der Anfangsmelo-
TSCHAIKOWSKY
die keineswegs um das Hauptthema des Satzes; sie gehört vielmehr zur ausgedehnten Einleitung und kehrt folgerichtig
auch nicht wieder. Erst
nach gut 100 Takten findet dieses Spiel mit den
Hörerwartungen ein Ende
und das Konzert sozusagen auf das richtige
Gleis. Für den traditionellen Themenkontrast stehen
ein bewegtes Hauptthema
in Triolen und ein gesangliches Seitenthema. Ergänzt um
einen nur angedeuteten dritten
Gedanken, liegen sie auch dem Mittelteil, der Durchführung, zugrunde. Nach der
obligatorischen Solistenkadenz endet der Satz
in B-Dur.
Pariser Salon, ukrainische Folklore
Das „Andantino semplice“ beginnt zunächst
ganz konventionell mit einem gesanglichen
Thema, das von der Flöte vorgestellt und vom
Klavier aufgenommen wird. Im Mittelteil aber
kippt die Stimmung: Das Tempo zieht abrupt
an, aus lyrischer Versenkung wird ein kapriziöses Scherzo. Damit nicht genug, treibt Tschaikowsky den Kontrast auf die Spitze, indem er
ein französisches Chanson im Walzertakt zitiert
(„Il faut s’amuser, danser et rire“) – frivole Pariser Salonmusik auf dem Konzertpodium! Wenn
es stimmt, dass Rubinstein Teile des Werks vulgär fand, dürfte er besonders diese Stelle
gemeint haben. Demgegenüber gibt sich der
letzte Satz eher traditionell: Nach Art eines
Rondos erklingen ein rustikal stampfendes und
ein schwärmerisches Thema in ständigem
Wechsel. Das erste entstammt der ukrainischen
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1877)
Folklore, seine Verwendung
lässt an eine persönliche
Signatur denken, an ein
Bekenntnis zur Heimat.
Ein solches Bekenntnis
freilich war eine zweischneidige Sache: Von
Teilen des westeuropäischen Konzertpublikums als
interessante Folklore goutiert,
war es anderen zu viel des
Volkstümlichen. Der bekannte Kritiker Eduard Hanslick sprach in solchen Fällen von „Kosakenlustigkeit“, die
in seriösen Kompositionen nichts verloren habe.
Zu Hause in Russland wiederum wurde Tschaikowsky von national gesinnten Kollegen aufgrund seiner Vorliebe für klassische – ihrer Meinung nach: überlebte – Formen kritisiert.
Nikolaj Rubinstein:
Vom Saulus zum Paulus
Ironie der Geschichte: Einer derjenigen, die
­entscheidend zum weltweiten Siegeszug des
b-Moll-Konzerts beitrugen, war sein ehemals
schärfster Kritiker, Nikolaj Rubinstein. Er scheint
sein Urteil recht bald revidiert und die Qualität
der Komposition erkannt zu haben. Bei wichtigen Aufführungen in St. Petersburg und Moskau
dirigierte er das Orchester, später studierte er
persönlich den Klavierpart ein und verhalf dem
Konzert im Rahmen der Pariser Weltausstellung
1878 zu einem beispiellosen Triumph. Und
Tschaikowsky? Auch er gab seine starre Haltung
auf und erklärte sich vor Drucklegung des Werks
noch zu einigen kompositorischen Änderungen
bereit …
Marcus Imbsweiler
21
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Richard Strauss: Orchestersuite aus der Komödie für Musik „Der Rosenkavalier“ AV 145
Zwischen Historisieren und Vergegenwärtigen
Neben einem „galanten“ Roman aus dem
Umkreis der berüchtigten „Liaisons dangereuses“ des Choderlos de Laclos stand vor allem
Molières grelle Provinzposse „Monsieur de
Pourceaugnac“ Pate bei der Geburt des
„Rosenkavalier“ – mit konkreten Handlungsmotiven, Personennamen und Merkmalen einzelner
Figuren. Bei der endgültigen Fixierung des Szenariums durch den Dichter Hugo von Hofmannsthal trat dann Molières Farcenkomik
immer mehr zurück zugunsten des Seelendramas um Feldmarschallin Marie-Thérèse und
ihren jugendlichen Liebhaber Graf Octavian,
was zwangsläufig eine Dämpfung des burlesken Intrigenschemas und zugleich eine Psychologisierung der Personenrelationen zur Folge
hatte. Im Endprodukt der „Komödie für Musik“
erscheint der Moralismus des Molière entschärft und alles Zeitgebundene der Handlung
aufgehoben in einer Art höherer Metaphysik.
Hofmannsthals raffinierte Balance zwischen
Historisieren und Vergegenwärtigen erklärt
nicht zuletzt den immensen Erfolg dieser Oper
bis in unsere Zeit.
„Das nächste Mal
schreib’ ich eine ,Mozart-Oper‘!“
Wer würde Richard Strauss absprechen, dass
auch er diese Balance perfekt beherrschte? Als
er mit der Komposition des „Rosenkavalier“
beschäftigt war, hatte er kurz zuvor die Parole
ausgegeben: „Das nächste Mal schreib’ ich
eine ,Mozart-Oper‘!“ und war auch sonst in
Wort und Tat für eine stärkere Integration der
klassischen und vorklassischen Ästhetik in das
moderne Musikschaffen eingetreten. „C’est du
Mozart moderne!“, riefen die Besucher eines
französischen Musikfestes in München aus, als
ihnen der Komponist des „Rosenkavalier“ aus
Das Schlafgemach der Feldmarschallin: Bühnenbildentwurf für den ersten Akt der Uraufführung von Alfred Roller
24
STRAUSS
seiner im Entstehen begriffenen Oper am Klavier
vorspielte. Mit dem „Mondscheinduft“ des Rokoko wollte Strauss die „Elektrizität des 20. Jahrhunderts“ zwar nicht unbedingt neutralisieren,
aber doch in milderes Licht, in das des NeoRokoko und Neo-Klassizismus tauchen. Wie
schon in „Lila“, einem Fragment gebliebenen
Rokoko-Pasticcio des jungen Strauss, sollte im
„Rosenkavalier“ die musikalische Aura des späten 18. Jahrhunderts mit der Musik der Gegenwart zu einer neuartigen Einheit verschmelzen.
Vom Rokoko zur Walzerseligkeit
Hofmannsthal sah ein, dass es an ihm war,
einen zarten, „mozartisch“ sangbaren Konversationston zu erfinden, der der stilistischen Idee
des Komponisten auf der Ebene des Librettos
entsprach. Gleichzeitig plädierte er für ein System von „Zurückhaltungen“, das Dichtung und
Musik jeweils eigene Zuständigkeitsbereiche
garantieren sollte. Nach dem überraschenden
Uraufführungserfolg des „Rosenkavalier“ beeilte
er sich jedoch zu betonen: „Ein Werk ist ein
Ganzes, und auch zweier Menschen Werk
kann ein Ganzes werden. Wer sondert, wird
unrecht tun. Die Musik soll nicht vom Text gerissen werden, das Wort nicht vom belebten
Bild.“ Genau dieses aber tat Richard Strauss,
indem er nicht nur fremde Bearbeitungen seiner
„Rosenkavalier“-Musik zuließ, sondern schon
bald nach der Dresdner Uraufführung 1911
eine von ihm selbst zusammengestellte „Walzerfolge“ des 3. Akts veröffentlichte. Der Komponist hatte erkannt, dass der von der hohen
Kritik zunächst als „historischer Anachronismus“
gebrandmarkte Wiener Walzer nicht nur allgemeinste musikalische Assoziationskräfte im Publikum mobilisierte, sondern auch dem zeitlosen
Wien-Begriff Hofmannsthals ein ebenso zeitloses musikalisches Äquivalent an die Seite stellte.
Die Walzer des „Rosenkavalier“, zu denen die
Anregung übrigens vom Textdichter ausgegangen war, verselbstständigten sich mehr und
mehr und wurden schließlich mit der Aura der
„Rosenkavalier“-Welt identifiziert.
Suiten, Bearbeitungen und kein Ende
Eine erste „Rosenkavalier“-Suite war bereits
1911 unter dem Pseudonym N. Nambuat
(= Otto Taubmann) erschienen. Weitere Suiten
stellten Dirigenten wie Josef Krips, Antal Doráti
oder Erich Leinsdorf zusammen. Durchgesetzt
hat sich indessen die 1945 bei Boosey &
Hawkes verlegte „Rosenkavalier-Suite“ (AV
145), die der polnische Dirigent und damalige
Music Director der New Yorker Philharmoniker
Artur Rodziński 1944, also noch während des
Zweiten Weltkriegs, ohne Wissen und Zustimmung des Komponisten bei seinem damaligen
Assistenten Leonard Bernstein in Auftrag gegeben hatte. Strauss, der nach Kriegsende in
erheblichen Geldnöten war, stimmte nolens
volens ihrer Veröffentlichung zu, obwohl er zeitgleich zu Bernsteins Potpourri im November
1944 eine eigene (und damit authentischere)
Konzertfassung seiner „Rosenkavalier“-Musik
erstellt hatte. Die Suiten-Version des Komponisten, „für den Konzertgebrauch neu bearbeitet
für großes Orchester“ (AV 139), geriet ihm
unter der Hand zu einer von der Originalpartitur bisweilen stark abweichenden symphonischen Phantasie, in der die Musik von 1909/
1910 mit dem Melodie- und Harmoniestil des
späten Strauss ein kaum noch auflösbares
Amalgam bildet. Doch wie hatte schon Hofmannsthal die originale Opernpartitur charakterisiert? „Die Musik ist unendlich liebevoll und
verbindet alles; sie kennt nur ein Ziel: die Eintracht des Lebendigen sich ergießen zu lassen,
allen Seelen zur Freude.“
Stephan Kohler
25
RAVEL
Maurice Ravel: „Boléro“, Ballet pour orchestre
Im Niemandsland zwischen E- und U-Musik
Am 27. April 1928 legte der Ozeandampfer
„Paris“ am Pier von Le Havre an, unter den Passagieren Maurice Ravel, der soeben eine ausgedehnte Konzerttournee durch die Vereinigten
Staaten absolviert hatte. Die Ballettmusik, die er
in den folgenden Sommermonaten komponierte, sollte unter dem Namen „Boléro“ eines der
berühmtesten Musikstücke aller Zeiten werden,
ein elektrisierender Orchestercoup, der noch
die Klassik-Hitparaden der Gegenwart
beherrscht. Aus heutiger Sicht ist deshalb
schwer nachzuvollziehen, dass der Komponist
bis kurz vor der Uraufführung davon überzeugt
war, „seriöse“ Symphonieorchester würden dieses Stück nie und nimmer in ihr Repertoire aufnehmen. „Alle Welt preist den ,Boléro‘ als mein
angeblich ,bestes‘ Werk“, beklagte er sich
gegenüber seinem Kollegen Arthur Honegger,
„obwohl er doch überhaupt keine Musik enthält …!“ Und als nach einer von Ravel dirigierten Aufführung eine ältere Dame aufschrie, der
„Boléro“ sei ja wohl das Werk eines „Verrückten“, meinte der Komponist resigniert, wahrscheinlich habe sie als Einzige im Saal
das Stück verstanden …
Werken Ravels, die dieser frühkindlichen Sehnsuchtswelt huldigen, sind die 1908 komponierte „Rapsodie espagnole“ und der 20 Jahre
später entstandene „Boléro“ nicht nur die
bekanntesten, sondern auch die gegensätzlichsten. Von der schillernden Klangwelt der
„Rapsodie“ scheint zunächst kein Weg zum
melodisch eher unergiebigen, dafür rhythmisch
unerbittlichen Ritualtanz des „Boléro“ zu führen,
vor dessen Überbewertung schon Ravel selbst
gewarnt hatte: Er hielt ihn für „reinen Orchesterstoff ohne Musik“ und wollte ihn ausschließlich
als „Experiment in einer sehr speziellen und
begrenzten Richtung“ aufgefasst wissen. Das
Experimentelle des „Boléro“ äußere sich nach
Ravels eigener Einschätzung in seiner höchst
ungewöhnlichen Verlaufsstruktur, die aus nichts
anderem bestehe als aus einem einzigen, sich
langsam steigernden Crescendo: „Es gibt keine
Gegensätze und praktisch keine Erfindung. Die
Themen sind unpersönlich – Volksmelodien der
üblichen spanisch-arabischen Art. Die Orchesterbehandlung ist stets einfach und unkompli-
Ritualtanz und Experiment
Klang und Rhythmik von Ravels Musik
waren seit frühester Jugend vernetzt mit
einer musikalischen Bewusstseinsschicht,
die ihm seine baskische Mutter durch Vorsingen spanischer Volkslieder schon als
Kind vermittelt hatte; ihr verdankte Ravel
seine Liebe zur spanischen Folklore, deren
Vokabular ihm wie eine zweite „Muttersprache“ vertraut war. Von den zahlreichen
26
Der Beginn des „Boléro“ in der Handschrift
des Komponisten
RAVEL
ren sollte. Dennoch gab es 1928 in Bronislawa
Nijinskas Choreographie der Uraufführung eine
regelrechte „Handlung“: Sie spielte sich in
einem nur mäßig erleuchteten und ausschließlich von Männern besuchten Café in Spanien
ab, wo eine junge Frau, von den Gästen des
Lokals zunächst völlig unbeachtet, auf einer Art
Podium einen Boléro tanzt. Erst nach und nach
weckt sie das Interesse der Männer, die von der
Schönheit der Tänzerin immer mehr fasziniert
und vom Boléro-Rhythmus allmählich hypnotisiert
sind. Die „Danse générale“ aller Beteiligten verdichtet sich zu einer ekstatischen Apotheose.
Maurice Ravel (1925)
ziert – ohne den geringsten Versuch, ,Virtuosität‘
zu produzieren …“
„Ballett für Orchester“
Die Entstehung des „Boléro“ ist untrennbar mit
der Tänzerin Ida Rubinstein verbunden, die für
einen an der Pariser Oper geplanten BallettAbend Arthur Honegger, Darius Milhaud und
nicht zuletzt Ravel gebeten hatte, Werke von
Bach, Schubert, Liszt und Isaac Albéniz zu
orchestrieren. Ravels Aufgabe war es, sechs
Tänze aus Albéniz’ berühmten Klavierzyklus
„Ibéria“ zu transkribieren, was schließlich aus
Copyright-Gründen verworfen werden musste.
An die Stelle der Transkription trat ein zunächst
„Fandango“ betiteltes Originalwerk, das wenig
später in „Boléro“ umbenannt und im Oktober
1928 in Paris fertiggestellt wurde. Mit „Ballett
für Orchester“ entschied sich Ravel für einen rätselhaften, höchst ambivalenten Untertitel, der
wohl auf die „Inhaltslosigkeit“ und den hohen
Abstraktionsgrad der Musik anspielen und konzertante Aufführungen von vornherein legitimie-
Klarheit statt Hektik
Ravel selbst dirigierte den „Boléro“ stets in
einem eher gemäßigten und vor allem gleichbleibenden Tempo. Er reagierte wütend auf hektische, ja reißerische Darbietungen, unter denen
Toscaninis Dirigat mit den New Yorker Philharmonikern 1930 in Paris für ihn einen interpretatorischen Tiefpunkt darstellte. Der Komponist
bevorzugte Furtwänglers Temponahme und
prägte, auf den extremen Gegensatz zwischen
beiden Versionen anspielend, den Aphorismus:
„Wenn man den ,Boléro‘ schnell spielt, so
scheint er lang; wenn man ihn aber langsam
spielt, so scheint er kurz.“ Ravels Votum für eine
romanisch-klare Interpretation sollte ernst genommen werden, weil im „Boléro“ tänzerische Struktur, spanisches Idiom und satztechnische Raffinesse so eng verwoben sind, dass das Resultat
eine einzigartige Symbiose französischer Imaginationskraft und spanischer Klangwirklichkeit
darstellt. Frankreich blickt in einen magisch-bunten Spiegel, aus dem es geheimnisvoll verwandelt als Spanien zurückblickt. Und so trägt das
vielleicht schönste, phantasievollste Geschenk,
das Frankreich Spanien je gemacht hat, den
Namen Maurice Ravels.
Stephan Kohler
27
»… jetzt, mit Mariss Jansons, ist eine Intensität der
musikalischen Übereinstimmung erreicht, die
frappiert. Sie zeigt, bis wohin orchestrale Kultur im
besten Fall reichen kann.«
Peter Hagmann, Neue Zürcher Zeitung
SymphonieorcheSter deS BayeriSchen rundfunkS
im aBonnement 2016/2017
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Telefax: +49 89 5900-1842326, E-Mail: [email protected]
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BIOGRAPHIE
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
und Andris Nelsons wichtige Partner. Neben
den zahlreichen Auftritten und Aufnahmen in
München sowie in anderen Städten des Sendegebiets führen ausgedehnte Konzertreisen das
Orchester regelmäßig durch nahezu alle europäischen Länder, nach Japan sowie nach Südund Nordamerika. Den verschiedenen programmatischen Schwerpunkten der bisherigen Chefdirigenten Eugen Jochum, Rafael Kubelík, Sir
Colin Davis und Lorin Maazel verdankt das
Orchester sein breit gefächertes Repertoire und
Klangspektrum. 2003 wurde Mariss Jansons
Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor
des Bayerischen Rundfunks. Seit 2004 ist das
Orchester „Orchestra in Residence“ bei den
Osterfestspielen des Lucerne Festivals, 2006
wurde es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Dmitrij Schostakowitsch mit dem Grammy geehrt. Bei einem Orchesterranking der Zeitschrift „Gramophone“, für das international
renommierte Musikkritiker nach „The world’s
greatest orchestras“ befragt wurden, belegte
das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den sechsten Platz.
Foto: Peter Meisel
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch
Eugen Jochum entwickelte sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu einem
international renommierten Klangkörper. Besonders die Pflege der Neuen Musik hat eine
lange Tradition, gehören die Auftritte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann
gegründeten „musica viva“ doch von Beginn an
zu den zentralen Aufgaben des Orchesters.
Viele renommierte Gastdirigenten wie beispielsweise Igor Strawinsky, Darius Milhaud, Richard
Strauss, Clemens Krauss, Erich und Carlos Kleiber, Charles Munch, Ferenc Fricsay, Otto Klemperer, Karl Böhm, Günter Wand, Sir Georg
Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und
Wolfgang Sawallisch haben das Symphonie­
orchester in der Vergangenheit nachhaltig
geprägt. Als einziges deutsches Orchester hat
das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks über viele Jahre auch mit Leonard Bernstein zusammengearbeitet. Heute sind Bernard
Haitink, Herbert Blomstedt, Riccardo Muti, Sir
Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen, Franz WelserMöst, Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin
29
GÖTTER
FUNKE
DIE CD ZUM KONZERT
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Mariss Jansons
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EBENFALLS ERHÄLTLICH
Daniel Harding beim BR-KLASSIK Label
Schumann: Faustszenen
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Mahler: Symphonie Nr. 6
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BIOGRAPHIE
Daniel Harding, 1975 in Oxford geboren,
begann seine dirigentische Laufbahn als Assistent von Sir Simon Rattle beim City of Birmingham Symphony Orchestra und von Claudio
Abbado bei den Berliner Philharmonikern. Verpflichtungen als Musikdirektor führten ihn zur
Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
(1997–2003) sowie zum Mahler Chamber
Orchestra (2003–2011), das ihn mit dem Titel
Conductor Laureate auf Lebenszeit geehrt hat.
Seit 2007 steht er dem Schwedischen RadioSymphonieorchester vor. Zusätzlich übernimmt
er im Herbst 2016 die Leitung des Orchestre
de Paris, dessen Heimstätte der spektakuläre
Neubau der Philharmonie de Paris von Jean
Nouvel ist. Darüber hinaus ist Daniel Harding
Erster Gastdirigent des London Symphony
Orchestra und Künstlerischer Direktor der Ohga
Hall im japanischen Karuizawa. Als Music Partner ist er außerdem dem New Japan Philharmonic Orchestra verbunden. Gastauftritte führen
Daniel Harding zu renommierten Orchestern
wie den Berliner und Wiener Philharmonikern,
der Dresdner Staatskapelle, dem Concertgebouworkest Amsterdam sowie dem Philadelphia, dem New York Philharmonic, dem Los
Angeles Philharmonic, dem Boston Symphony
und dem Chicago Symphony Orchestra. Als
Operndirigent hat er sich u. a. mit Produktionen
Foto: Julian Hargreaves
Daniel Harding
an der Mailänder Scala, am Royal Opera
House Covent Garden in London, an den
Staatsopern in Berlin, München und Wien
sowie bei den Salzburger Festspielen einen
Namen gemacht. Regelmäßig ist er auch beim
Festival in Aix-en-Provence zu erleben. Für seine
Aufführungen der „Cavalleria rusticana“ und
„Pagliacci“ an der Mailänder Scala 2011
wurde er mit dem renommierten Abbiati-Preis
geehrt. Auch viele seiner CDs wurden prämiert,
so die Aufnahmen von Mozarts „Don Giovanni“,
Brittens „Billy Budd“ und „The Turn of the Screw“.
Daniel Harding ist Chevalier de l’ordre des arts
et des lettres und Mitglied der Royal Swedish
Academy of Music.
31
Manchmal ist
das Leben
eine Sinfonie.
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BIOGRAPHIE
Chor des Bayerischen Rundfunks
in aller Welt. Gastspiele führen den Chor u. a.
nach Japan sowie zu den Festivals in Luzern und
Salzburg. Europäische Spitzenorchester, darunter
die Berliner Philharmoniker, das Amsterdamer
Concertgebouworkest und die Sächsische Staatskapelle Dresden, schätzen die Zusammenarbeit
mit dem BR-Chor. In jüngster Vergangenheit konzertierte der Chor mit Dirigenten wie Riccardo
Chailly, Andris Nelsons, Bernard Haitink, Daniel
Harding, Christian Thielemann und Robin Ticciati. In den Reihen musica viva (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) und Paradisi gloria (Münchner Rundfunkorchester) sowie in den
eigenen Abonnementkonzerten profiliert sich der
Chor regelmäßig mit Uraufführungen. Im Bereich
der Nachwuchsförderung von Chordirigenten
engagiert er sich im Rahmen eines vom Bayerischen Rundfunk initiierten Dirigierforums, das
bereits drei Mal stattgefunden hat. Für seine
CD-Einspielungen erhielt der Chor zahlreiche
hochrangige Preise, darunter den ECHO Klassik
2014 („Ensemble des Jahres“) für die beim hauseigenen Label erschienene CD mit Werken von
Schnittke und Pärt.
Foto: Johannes Rodach
Der Chor des Bayerischen Rundfunks wurde
1946 gegründet. Sein künstlerischer Aufschwung
verlief in enger Verbindung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, deren beider Chefdirigent seit 2003 Mariss Jansons ist.
Daneben wurde Peter Dijkstra 2005 zum Künstlerischen Leiter berufen, der u. a. in Zusammenarbeit mit den beiden Orchestern des BR vielfältige Programme in der Abonnementreihe des
Chores vorgestellt hat. Schwerpunkte seiner
Arbeit bildeten auch zeitgenössische Vokalmusik
sowie die Kooperation mit Originalklangensembles wie Concerto Köln, B’Rock oder der Akademie für Alte Musik Berlin. Mit Ende dieser Spielzeit legt Peter Dijkstra nach elf Jahren höchst
erfolgreicher Arbeit sein Amt als Künstlerischer
Leiter nieder. Seine Nachfolge tritt zu Beginn der
Saison 2016/2017 der britische Chordirigent
Howard Arman an. Aufgrund seiner besonderen
klanglichen Homogenität und der stilistischen
Vielseitigkeit, die alle Gebiete des Chorgesangs
von der mittelalterlichen Motette bis zu zeitgenössischen Werken, vom Oratorium bis zur Oper
umfasst, genießt das Ensemble höchstes Ansehen
33
BIOGRAPHIEN
Die Berlinerin Annette Dasch ist eine der führenden Sopranistinnen unserer Zeit. Zu ihren wichtigsten Rollen zählen Donna Elvira, Contessa,
Fiordiligi, Elisabeth und Eva, mit ihnen ist sie zu
Gast an den großen Opernhäusern der Welt,
wie der Bayerischen Staatsoper München, der
Mailänder Scala, der Staatsoper Berlin, dem
Royal Opera House Covent Garden in London
sowie der Met in New York. 2010 und 2013
war sie die umjubelte Elsa im Bayreuther
„Lohengrin“. Bei den Salzburger Festspielen
­triumphierte sie 2007 als Haydns Armida, „die
nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch
bezauberte“ (FAZ). Ihre jüngsten Opern-Debüts
feierte Annette Dasch im Februar 2015 am
Opernhaus Zürich in der Titelpartie von
Martinůs „Juliette“ und im Mai 2016 an der
Pariser Opéra Bastille als Cordelia in Reimanns
„Lear“. Im Juli 2017 wird sie im Rahmen der
Münchner Opernfestspiele als Rezia in Webers
„Oberon“ zu erleben sein. Auch als Konzertsängerin tritt Annette Dasch regelmäßig in Erscheinung. Mit der Sopran-Partie in der Neunten
Symphonie wirkte sie unlängst in Sir Simon Rattles Berliner Beethoven-Zyklus mit. Seit 2014 ist
sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am
Bande.
34
Foto: Julia Wesely
Elisabeth Kulman
Foto: Manfred Baumann
Annette Dasch
Die österreichische Sängerin Elisabeth Kulman
erhielt ihre Ausbildung an der Wiener Musik­
universität bei Helena Lazarska und debütierte
2001 als Pamina an der Wiener Volksoper.
Danach feierte sie erste Erfolge als Sopranistin,
bevor sie 2005 in das Mezzosopran- und
Altfach wechselte. Zu ihren wichtigsten Partien
zählen Fricka, Erda und Waltraute („Der Ring
des Nibelungen“), Orlofsky („Die Fledermaus“)
und Carmen. Als begehrte Solistin tritt Elisabeth
Kulman in großen Musikmetropolen wie Paris,
Wien, London und München regelmäßig mit
den weltbesten Orchestern und Dirigenten auf,
wobei sie eine besonders enge Zusammenarbeit
mit Nikolaus Harnoncourt verband. Seit 2015
konzentriert Elisabeth Kulman ihre künstlerische
Tätigkeit auf Liederabende (gemeinsam mit ihrem
langjährigen Klavierpartner Eduard Kutrowatz),
Konzerte und konzertante Opernaufführungen.
Ihre besondere Liebe gilt unkonventionellen
Projekten wie „Mussorgsky Dis-Covered“ mit
einem internationalen Jazzquartett oder „Hungaro Tune“ mit Symphonie­orchester und Jazz­
solisten. Ihr neues Soloprogramm „La femme
c’est moi“ präsentiert Stücke von „Carmen“
bis zu den Beatles.
BIOGRAPHIEN
Der britische Tenor Andrew Staples begann seine
musikalische Laufbahn als Chorknabe an der St.
Paul’s Cathedral in London. Er studierte am King’s
College in Cambridge und erhielt das Peter-PearsStipendium der Britten Pears Foundation, mit dem
er seine Ausbildung bei Ryland Davies am Royal
College of Music in London fortsetzte. 2007 gab
der Tenor mit Jaquino („Fidelio“) sein Debüt am
Royal Opera House Covent Garden in London.
Er verkörperte Belfiore in Mozarts „La finta giardiniera“ am Prager Nationaltheater und am Théâtre
de la Monnaie in Brüssel und Narraboth in
Strauss‘ „Salome“ an der Hamburgischen Staatsoper sowie Tamino („Die Zauberflöte“) beim
Lucerne Festival. Auf dem Konzertpodium arbeitet
Andrew Staples mit renommierten Orchestern und
Dirigenten zusammen und singt Werke wie Schumanns „Das Paradies und die Peri“, Brittens „War
Requiem“, Mahlers „Das Lied von der Erde“ und
Mozarts Requiem. In dieser Saison trat er bereits
als Konzertsänger mit den Berliner Philharmonikern, dem BBC Symphony Orchestra und dem
Philadelphia Orchestra in Erscheinung. Außerdem
übernahm er im Mai kurzfristig die Partie des
Lukas in Haydns „Jahreszeiten“ mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir
Simon Rattle.
Foto: Sim Canetty-Clarke
Gerald Finley
Foto: askonasholt.co.uk
Andrew Staples
Der gebürtige Kanadier, der am Royal College
of Music London, am King’s College in Cambridge und im National Opera Studio London
studierte, ist vor allem durch seine Interpretationen der großen Bariton-Partien Mozarts bekannt
geworden. Diese führten ihn an die Opernhäuser in New York, Wien, München, Paris und
London sowie wiederholt zu den Salzburger
Festspielen. Sein Repertoire umfasst weiterhin
Hans Sachs („Die Meistersinger von Nürnberg“),
Golaud („Pelléas et Mélisande“), Jago („Otello“)
sowie die Titelrolle in „Evgenij Onegin“. Auch
in der zeitgenössischen Oper ist Gerald Finley
zuhause: Er sang u. a. in Mark-Anthony Turnages „Anna Nicole“ und „The Silver Tassie“, in
Kaija Saariahos „L’amour de loin“ und den J.
Robert Oppenheimer in John Adams’ „Doctor
Atomic“ unter Alan Gilbert an der New Yorker
Met. Einen weiteren Schwerpunkt in seinem
Schaffen nimmt das Lied ein. In der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Pianisten Julius
Drake ist eine Reihe von CDs entstanden, u. a.
mit Liedern von Barber, Ives, Ravel und Schumann. Im Mai 2017 wird Gerald Finley in der
Titelrolle von Rossinis „Guillaume Tell“ an der
Bayerischen Staatsoper in München zu erleben
sein.
35
BEETHOVEN
Ludwig van Beethoven:
„Leonoren-Ouvertüre“ Nr. 3 C-Dur op. 72
Heroische Aufbruchsstimmung
Sei es aus Zeitmangel, Bequemlichkeit oder
praktischem Geschäftssinn – Gioachino Rossini
hatte keinerlei Skrupel, seinem Publikum ein
und dieselbe Ouvertüre zu vier verschiedenen
Opern vorzusetzen. Für einen Komponisten wie
Ludwig van Beethoven war eine solche „Wiederverwertung“ undenkbar, betrachtete er die
Ouvertüre doch als Einstimmung auf den spezifischen Gehalt des darauffolgenden Dramas.
Deswegen hätte er das Beispiel seines italienischen Kollegen zwar nicht gleich umkehren
und zu seiner einzigen Oper vier Ouvertüren
schreiben müssen, doch „Fidelio“ war nun einmal sein „Schmerzenskind“. Fast zehn Jahre
lang unterzog Beethoven sein singuläres Bühnenwerk immer wieder tiefgreifenden Umarbeitungen, die ihm jedes Mal eine neue Ouvertüre
zu erfordern schienen.
Die Geschichte von der wackeren Leonore, die
als Mann verkleidet ihren Gatten aus dem Kerker befreit, beruht auf einer wahren Begebenheit aus der Zeit der Französischen Revolution
und war bereits durch Pierre Gaveaux, Ferdinando Paër und Simon Mayr vertont worden.
Im Zentrum dieser Opern stand das politisch
unbedenkliche Thema der ehelichen Treue,
Tugend und Sittlichkeit. Erst Beethoven in seiner
Begeisterung für die Ideale der bürgerlichen
Aufklärung verlieh dem Stoff eine neue gesellschaftsethische Dringlichkeit. Eben zu jener Zeit,
als er das Titelblatt seiner ursprünglich Napoleon gewidmeten „Eroica“ nach dessen Kaiserkrönung in wütender Enttäuschung zerriss, schuf
er mit „Fidelio“ seine eigene Vision von Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit. Leonores private
Gattenliebe wurde dabei zur allgemeinen
36
Die Kerkerszene aus der Freskenfolge zu „Fidelio“
von Moritz von Schwind in der Wiener Staatsoper
Menschheitsliebe überhöht, die konventionelle
Rettungsoper wuchs über sich selbst hinaus zum
symbolischen Sieg der Freiheit über die Tyrannei.
„In göttlichem Ingrimme“
Auf die ungewöhnliche ethisch-politische Tragweite des Werks vorzubereiten, war nun die
schwierige Aufgabe der Ouvertüre. Den ersten
Versuch verwarf der Komponist, noch bevor die
Oper das Licht der Bühne erblickte. Beethovens
Adlatus Schindler berichtet, dass die erste „Leonoren-Ouvertüre“ bei einer Probeaufführung als
„zu leicht und den Inhalt des Werkes zu wenig
bezeichnend“ beurteilt worden war. „Dank euch,
Wiener von 1805, dass euch die erste nicht
ansprach, bis Beethoven in göttlichem Ingrimme
eine nach der anderen hervorwühlte“, schrieb
Robert Schumann 1840 nach dem Besuch eines
Leipziger Gewandhaus-Konzerts, in dem Felix
Mendelssohn erstmals alle vier Ouvertüren zu
„Fidelio“ hintereinander dirigiert hatte.
BEETHOVEN
Die zweite „Leonoren-Ouvertüre“ erklang bei
der Wiener Uraufführung des „Fidelio“ im
Dezember 1805 wenige Tage nach dem Ein­
rücken von Napoleons Truppen. Unter diesen
Umständen wagten sich so wenige Besucher
ins Theater, dass die Oper nach nur zwei Wiederholungen abgesetzt wurde. Beethoven kümmerte dies wenig, denn er war ohnehin noch
unzufrieden mit der Gestalt seines ersten Bühnensprösslings. Energisch setzte er den Rotstift
an und präsentierte den von drei auf zwei Akte
verkürzten „Fidelio“ im Folgejahr erneut –
zusammen mit der frisch komponierten dritten
„Leonoren-Ouvertüre“, die sich im thematischen
Aufbau an ihre Vorgängerin anlehnt, jedoch
eine deutlich gestraffte „Adagio“-Einleitung aufweist.
„Unaufhörliche Dissonanzen“
und überschäumender C-Dur-Jubel
Diesmal war das Publikum durchaus angetan,
und selbst die Kritik äußerte sich lobend – freilich nicht ohne Einschränkungen: „Die Musik ist
meisterhaft und B. zeigte, was er auf dieser
neu angetretenen Bahn in der Zukunft wird leisten können. Die Ouvertüre hingegen missfällt
wegen der unaufhörlichen Dissonanzen und
des überladenen Geschwirres der Geigen fast
durchgehends, und ist mehr eine Künstelei als
eine wahre Kunst.“ Dem Rezensenten der „Zeitung für die elegante Welt“ war offenbar der
enge dramatische Zusammenhang der Ouvertüre mit der Handlung des „Fidelio“ entgangen.
Dabei führt uns gleich nach den Eröffnungstakten das wehmütige Motiv aus Florestans Arie
„In des Lebens Frühlingstagen“ in das düstere
Verließ des Tyrannen Pizarro und exponiert
somit die Ausgangssituation des Dramas. Das
schwungvoll aufsteigende Thema, das den
„Allegro“-Teil beherrscht, ist zwar kein Zitat aus
der Oper, doch evoziert es genau jene heroische Aufbruchsstimmung, die das ganze Werk
beseelt. Leonores heldenmütiger Versuch,
Pizarro mit Waffengewalt an der Ermordung
ihres Gatten zu hindern, wäre dennoch beinahe gescheitert. Diese wahrhaftig nicht „harmonische“ Szene rechtfertigt die als „Künstelei“
beanstandeten Dissonanzen der Ouvertüre.
Umso wirkungsvoller ist die Peripetie der Handlung, die in Vorspiel und Oper durch die aus
der Ferne tönende Trompetenfanfare eingeleitet
wird: Sie signalisiert die rettende Ankunft des
Ministers, der den Tyrannen zur Rechenschaft
ziehen und allen Gefangenen die Freiheit
schenken wird. Davon kündet der überschäumende C-Dur-Jubel, in den die Ouvertüre mündet.
Obwohl der „Fidelio“ von 1806 durchaus
erfolgreich war, zog Beethoven die Partitur
erneut zurück – diesmal aufgrund finanzieller
Differenzen mit dem Theaterdirektor. In den
folgenden Jahren gelangte der selbstkritische
Meister offenbar zu der Erkenntnis, dass ein
dramaturgisch aufgebautes Vorspiel die
Handlung eher vorwegnähme, als sie vor­
bereite. Die 1814 uraufgeführte dritte und
endgültige Gestalt seines „Schmerzenskindes“
erhielt daher auch ein neues Vorspiel: die
wesentlich kürzere „Fidelio“-Ouvertüre in
E-Dur. Sie weist keinen thematischen Bezug
zur Oper auf wie ihre älteren Schwestern in
C-Dur. Alle vier sind sie – wie Robert Schumann schrieb – „ein denkwürdiges Zeugnis
einesteils des Fleisses und der Gewissenhaftigkeit, andernteils der wie im Spiel schaffenden und zerstörenden Erfindungskraft dieses
Beethoven, in den die Natur nun einmal verschwenderisch niedergelegt, wozu sie sonst
tausend Gefäße braucht.“
Alexandra Maria Dielitz
37
SCHUMANN
Robert Schumann: „Nachtlied“ für Chor und Orchester op. 108
Nacht-Mythos der Romantik
Natur und Wald sind zentrale Themen der
romantischen Lyrik, und gleichermaßen
beherrscht die Nacht die Gedankenwelt der
Romantiker. Im Gegensatz zur hektischen
Betriebsamkeit eines arbeitsreichen Tages mit
dem Lärmen der zunehmenden Industrialisierung beschworen die Dichter die Nacht als
beglückende Zuflucht für ihr Denken: Sie lobten
die schöpferische Stille, aber auch die Wonnen der Liebe, sie gruselten sich vor der
undurchdringlichen Finsternis oder erschauerten
beim Betrachten des Universums und zeigten
Demut vor dem Schöpfer. Die Nacht mit ihrem
„bestirnten Himmel über uns“ (Kant) wurde zum
„Mondnacht bei der Ruine“, Gemälde von
Johan Christian Clausen Dahl (1819)
Mythos. „Muß immer der Morgen wiederkommen?“, seufzte Novalis in seinen „Hymnen an
die Nacht“ und wollte lieber ins Dunkel gehüllt
bleiben. Eichendorff schuf in seinem Gedicht
„Mondnacht“ („Es war, als hätt der Himmel /
Die Erde still geküßt“) das vermutlich schönste
Bild unter sternenklarem Himmel: „Und meine
38
Seele spannte / Weit ihre Flügel aus, / Flog
durch die stillen Lande, / Als flöge sie nach
Haus.“ Und nachdem Mörike „Um Mitternacht“
noch den keck sprudelnden Quellen gelauscht
hatte, drängte sich ihm ein elegisches Bild der
langsam verstreichenden Nachtstunden auf:
„Gelassen stieg die Nacht ans Land, / Lehnt
träumend an der Berge Wand, / Ihr Auge
sieht die goldne Waage nun / Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.“ Nachtgedichte zählen neben der Liebeslyrik zum Schönsten, was
die Romantiker an Poesie hervorgebracht
haben.
Mit feinem Pinselstrich
Robert Schumann beschäftigte sich als Buchhändlersohn von klein auf mit Literatur, daher
ließ er sich gern von der Lyrik seiner Zeitgenossen zum Komponieren anregen: Er schuf poetische Miniaturen für Klavier solo, die den Wald,
die Natur und die Nacht verherrlichen wie in
den „Waldszenen“ op. 82 oder den „Nachtstücken“ op. 23. In den 40er Jahren des
19. Jahrhunderts schrieb er eine große Anzahl
von Liedern, die aus seiner intensiven Beschäftigung mit der rhythmisch gebundenen Sprache
resultierten. Zu einer der interessantesten
Gedichtvertonungen Schumanns gehört Hebbels dreistrophiges „Nachtlied“. Dabei verwundert es zunächst, dass er Hebbels Verse nicht –
wie der Titel eigentlich suggeriert – einem Sänger anvertraute, sondern einem Chor, dass er
die Begleitung nicht für einen Pianisten schrieb,
sondern auf ein Orchester aufteilte, dass er
also nicht die intime, leise Form des Klavierlieds wählte, sondern ein Chor-Orchesterwerk
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SCHUMANN
Robert Schumann (1844)
konzipierte. Das Auffächern in
vokale wie instrumentale Klangfarben und -flächen entsprach
aber ganz dem kreativen Deutungswillen Schumanns. Wie mit
feinem Pinselstrich wählte er die
Klangfarben aus: hier ein lang gehaltener Hornton, dort zwischen den Chorblöcken eine zarte Oboenstimme, da ein prägendes Thema in der Klarinette. Daher wäre
für Schumann auch die Vertonung des Gedichts
als Strophenlied undenkbar gewesen, denn
jede der Strophen Hebbels enthält eine andere
Aussage, die sich nicht zur gleichen Musik darstellen ließe. Auf je ein Schlagwort reduziert,
ergeben sich für die drei Strophen folgende
inhaltlich-atmosphärischen Aussagen: Naturbetrachtung – Angst(zustände) – Schlaf. Diese
drei Abschnitte prägen deutlich den Charakter
der Musik: Zwei zarte Abschnitte rahmen einen
heftig bewegten Mittelteil – und damit entspricht die literarische Form dem gängigen
Liedschema A-B-A.
Bedrohung und Besänftigung
Im Pianissimo und „ziemlich langsamen“ Tempo
über einem zarten Klanggrund der Flöten und
Violinen setzen die dunkel timbrierten Bratschen
mit einer wiegenden Melodie ein. Dieses
Thema prägt das Vorspiel und wird sogar in
den beiden anderen Strophen gleich einer Erinnerung wiederaufgegriffen. Außerdem weist
die kurze symphonische Einleitung lautmalerisch auf die ersten Verse des Chores voraus:
„Quellende, schwellende Nacht“. Sept-NonenAkkorde und Tonrückungen gehören zur Tonsprache und zum Ausdruckskanon Schumanns.
40
Sie tragen zum „romantischen“
Tonfall des „Nachtlieds“ mit seinen spannungsvollen Dissonanzgängen bei. Neue Motive
mit schnellen Akkord-Repetitionen lösen den ruhigen Melodiefluss ab und leiten einen
plötzlichen Stimmungswechsel
ein. Die Geräusche des nächtlichen Waldes rufen urplötzlich Angstgefühle hervor („Herz in der Brust wird
beengt“), sie bilden die aufgewühlte Atmosphäre des Mittelteils. Eine laute, heftig
gezackte Bewegung in den tiefen Instrumenten
spiegelt die innere Erregtheit („Riesenhaft fühle
ich’s weben“), die das lyrische Ich ergriffen hat.
Zum dritten Teil hin verliert sich diese bedrohliche Stimmung wieder und gibt einem weit ausgebreiteten, eng verwobenen Schlussteil Raum:
„Da nahst du dich leis’“. Schumann durchsetzt
die imitierenden Stimmeinsätze mit Vogelstimmenmotiven in Klarinette und Oboe. Erschöpft
von den nächtlichen Eindrücken fordert der
Chor zum Schlafen auf, nachdem die Angst
vor der Nacht endgültig vertrieben ist. Immer
leiser werden die Klangflächen, die Musik verlischt.
Schumann widmete die Komposition dem Dichter, und die Antwort Friedrich Hebbels dürfte
ihm größte Freude bereitet haben: „Ich habe
das Gedicht immer lieb gehabt und es bis auf
den heutigen Tag lieb behalten, bin aber erst
durch Ihre Musik, die mich in die Heidelberger
Dämmernacht, in der es entstand, ganz zurückführte, zu der Erkenntnis gekommen, daß der
Dichter so ahnungsreichen Natur- und Seelenmomenten doch nur die äußersten Umrisse
abgewinnt und daß das Leben durch die verwandte Kunst hinzugetan werden muß.“ Ein
größeres Kompliment wird Robert Schumann
selten erhalten haben.
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BEETHOVEN
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Schrecken und Freude
Am Anfang ist nur eine Quinte. Kein Thema,
keine Harmonie, klingende Leere, das Nichts.
Dann blitzen einzelne Funken auf, verdichten
sich und zünden: Mit einem polternden Dreiklang ist das Thema da – wuchtig, gewaltig,
erschreckend. So beginnt keine normale Symphonie. „Es graut mir vor’m Anfange so großer
Werke. Bin ich drin: Da geht’s wohl“, soll
Beethoven im Sommer 1822 gesagt haben.
Krankheiten, die vollständige Ertaubung und
der Kampf um seinen Neffen Karl hatten seine
Schaffenskraft geschwächt. Zwar hatte ihn der
Wiener Kongress 1814/1815 auf den Gipfel seiner Popularität gebracht, doch mit dem
Ende der napoleonischen Epoche sank auch
Beethovens Stern. Nun ging das breite Publikum zu Rossini! Immerhin lud ihn 1817 die
Philharmonic Society nach London ein, um
dort zwei neue Symphonien vorzustellen. Das
Gastspiel scheiterte an Beethovens Spesenforderung, doch die Symphonien reizten ihn.
Eine davon dachte er sich als religiös gefärbtes Werk, „wo alsdann im letzten Stück oder
schon im Adagio die Singstimmen eintreten“.
Davon unabhängig plante er eine Komposi­
tion über Schillers „Ode an die Freude“. Beethoven sammelte Einfälle, aber seine Vorstellungen über diese Werke blieben vage und
unschlüssig. Erst als Ende 1822 das Geschäft
mit London – 50 Pfund Sterling für eine neue
Symphonie – zustande kam, ging es voran,
zumindest mit den ersten Skizzen. London
musste aber noch bis Dezember 1824 auf die
Partitur warten. Inzwischen hatte Beethoven
seine Neunte schon in Wien uraufgeführt –
wohl auch in der Hoffnung auf einige zusätzliche Gulden.
42
Dramatischer Kampf
„Gleich einem feuerspeienden Berge sprengt
da Beethovens gewaltige Einbildungskraft die
das Toben seines inneren Feuers hemmende
Erde ...“ So empfand der Rezensent der zweiten Aufführung am 23. Mai 1824 den ersten
Satz („Allegro ma non troppo e un poco maestoso“). Schon das Hauptthema sprengt das
übliche Format. Dem niederschmetternden ersten Teil folgt ein Aufbäumen, diesem wiederum
ein Zusammensinken in die Leere des Quintklangs. Damit ist der tragische Verlauf dieses
Satzes vorgezeichnet. Eine freundliche, lyrische
Gesangsphrase (in der manche eine Vorahnung der Freudenmelodie hören) leitet über in
den Seitensatz. Doch auch hier dringen Elemente des Hauptthemas ein, zerreißen das
zarte Geflecht der Bläserstimmen: Der Kampf
ist bereits im Gang, bevor die große, dramatische Durchführung überhaupt begonnen hat.
Unerhört dicht und widerborstig ballen sich
dort die Motive, ein explosives Gemisch, das
sich in einem schrecklichen Ausbruch der Reprise entlädt. Buchstäblich „vernichtend“ ist der
Anfang wieder da, und im vollen Orchester
gewinnt die Leere eine physisch überwältigende Macht. Wie soll die Musik jetzt noch eine
gute Wendung nehmen? Eine Aufheiterung
­versucht gegen Ende das Horn: Wie aus der
Ferne leuchtet D-Dur, und das aggressive
Hauptthema scheint sich zu besänftigen. Doch
diese Entwicklung verebbt kraftlos und mündet
in einen unheimlichen Trauermarsch über chromatisch schwankendem Terrain. Dann zeigt
das Hauptthema noch einmal seine nackte
Gewalt. Alle Entwicklungen und Veränderun-
BEETHOVEN
paukt“ – wobei allerdings die Pauke beim letzten Mal selbst den richtigen Schlag verfehlt! Die
Tonart d-Moll, der fast unablässig wiederholte
und manchmal brutal auf den Hörer einschlagende Rhythmus, der Strudel des rauschhaften
Tanzes: Eigentlich ist es ein grimmiger Humor,
der nicht unbedingt zum Schmunzeln einlädt.
Die Tongewalten des ersten Satzes wirken nach,
entfesselte Mächte treiben ihr Spiel. Nur das
„Trio“ in D-Dur wirkt sehr freundlich, wie ein
Tänzchen von Landleuten auf einer Frühlingswiese. Kann man lachen, wenn die Ausgelassenheit am Schluss von den Schreckschüssen weggefegt wird?
Ludwig van Beethoven, Ölgemälde von
Ferdinand Georg Waldmüller (1823)
Sphären von Innerlichkeit
gen haben sich im Kreis herum gedreht. Darin
liegt die Tragik dieser Musik.
Der das „Adagio molto e cantabile“ einleitende Bläserklang führt weit weg, in eine mild
leuchtende, von tiefstem Frieden geprägte
Innenwelt. Zwei verschiedene Sphären von
Innerlichkeit verschränken sich: Einem feier­
lichen, in sich ruhenden Gesang (der oft als
Gebet empfunden wird) folgt eine sinnlichere,
sehnsüchtige, sanft bewegte Melodie. Die
Musik gleitet von B-Dur nach D-Dur, das wiederum die Zieltonart des Werkes andeutet. Da
allerdings der Grundton fehlt (im Bass liegt ein
„a“), schwebt diese Episode wie ein Traum­
gebilde im Raum. In die folgenden Variationen
des „Gebets“ verweben sich zunehmend Elemente der sehnsüchtigen Melodie, und so entfaltet sich die Musik immer reicher, immer nuancierter. Dies könnte das Glück sein, gäbe es
da nicht noch die äußere Welt, die sich gegen
Ende des Satzes militant einmischt.
Grimmiger Humor
Das mit heftigen Schreckschüssen einsetzende
„Scherzo“ („Molto vivace“) empfanden die Zeitgenossen humoristisch. Die Kritik sprach von
„Neckerey“, Beethoven selbst von „Possen“.
Wie aber passen diese in das gewichtige
Werk, an die zweite Stelle nach dem tragischen
Kopfsatz? „Nach jeder pathetischen Anspannung gelüstet der Mensch ordentlich nach
humoristischer Abspannung“, meint der romantische Dichter Jean Paul. Sein Konzept des
Humors „als eines umgekehrten Erhabenen“ bietet einen guten Schlüssel zum Verständnis dieses
Satzes. Die niederfahrenden Oktaven beziehen
sich deutlich auf den schrecklich-erhabenen
Anfang des ersten Satzes. Der Spaß mit der
dazwischen knallenden Pauke wird in der
Durchführung ein wenig ausgebaut: Der Hörer
bekommt den Rhythmuswechsel des Themas
von vier zu drei Schlägen buchstäblich „einge-
Blick ins Transzendente
Der Schrecken, der mit dem Beginn des „Finale“
(„Presto“) noch einmal hereinbricht, lässt sich
43
BEETHOVEN
offenbar nicht von einem Gesang bannen, der
von innen kommt. Der Bariton fordert also „freudenvollere“ Töne, vom Chor, von der Stimme
der Gemeinschaft. Doch mit dem Einbruch von
Vokalmusik in die Symphonie stellt sich ein Problem. Denn in Klassik und Romantik gilt die an
Worte gebundene Musik als weniger hoch stehend. „In der Instrumentalmusik aber ist die
Kunst unabhängig und frei.“ So heißt es in Ludwig Tiecks epochalem Aufsatz „Symphonien“
(1799). Textworte mit einer bestimmten Bedeutung beschneiden diese Freiheit. Ein gesungenes Finale fiele damit ästhetisch zurück, statt die
Symphonie zu krönen. Andererseits, so Tieck,
hat in manchen Fällen auch die Vokalmusik
einen hohen Sinn: „sie drückt dann die Menschheit […] idealisch aus“, und genau das wollte
ja Beethoven! Es blieb das Problem, wie die
beiden Musikarten vermittelt werden. Beethoven
versuchte es zunächst mit einer seltsamen
Lösung: Der Bariton sollte sich schon in die Zitate der vorangegangenen Sätze einmischen und
laut Skizzen das „Adagio“-Thema verwerfen:
„es ist zu zärtl[ich] etwas aufgewecktes muß
man suchen“. Ziemlich umständlich hätte das
geklungen: „ich werde sehn, daß ich selbst
euch etwas vorsinge alsdann stimmt nur nach.“
Erst später kam der geniale Einfall, mit instrumentalen Rezitativen zu beginnen. Das rein
musikalische Geschehen ist nun im Gang, bevor
gesungen wird. Ein weiteres Problem machte
die berühmte Freudenmelodie: Da kann nun
wirklich jeder einstimmen, aber zur symphonischen Verarbeitung ist sie wenig geeignet. Beethoven versucht es mit einer freien, vielgestaltigen Folge von Variationen sowie einer mitreißenden Steigerung, die zum krönenden Ziel führen soll. Wo es heißt „Brüder, über’m Sternenzelt / Muss ein lieber Vater wohnen“, schwenkt
die Musik allerdings um. Eine sakrale, feierliche
Aura greift um sich, eine unerhört freie Akkord-
44
Das Kärntnertortheater in Wien, Uraufführungsort
von Beethovens Neunter Symphonie
folge erhebt sich zu einem dissonant flimmernden, geheimnisvoll fernen Klang. Bevor die
Doppelfuge loslegt, hält die Musik staunend
inne vor der Unendlichkeit des Alls. Für einen
Moment weitet sich der Blick ins Transzendente.
Beethoven muss an jene überirdische Sphärenmusik gedacht haben, die den Kosmos und den
Menschen harmonisch vereint. Das, und nicht
der etwas plakative Freudenjubel am Schluss,
scheint der Höhepunkt des Werkes zu sein.
Utopie der Hoffnung
Wie wenig andere Kunstwerke wurde Beethovens Neunte banalisiert: Die Patrioten des
19. Jahrhunderts haben sie als Wunschbild der
nationalen Einigung vorgeführt, die Kommunisten beschworen mit ihr proletarischen Kollektivgeist. Selbst die Nazis haben sich an ihr erbaut.
Heute ist die einstmals widerständige, ja sperrige Symphonie eine beliebte Feierstunden-Musik.
Sie verschafft uns zu besonderen Anlässen ein
erhebendes Wir-Gefühl und schmeichelt der
Richtigkeit unserer freiheitlich-demokratischen
Gesinnung. Aber wenn die Feierstunde endet,
sehen wir: Nie war die im „Finale“ ausgedrückte Hoffnung so utopisch wie heute. Je näher die
Menschen in ihrem globalen Dorf zusammenrücken, desto mehr begegnen sie sich mit Angst
und Hass. Die Realität verhöhnt das Ideal, denn
die vom Terror zerrissene Welt bietet nun wirklich keinen Anlass zur Freude. Nur wer auch
diese Schrecken mitempfindet, versteht die
Neunte wirklich.
Jörg Handstein
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