Vortrag zum Frauentag im Verband Thüringer

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Christiane Hille
Vortrag zum Wohnungswirtschaftlichen Frauentag 2007
www.tectum.de
Vortrag zum Frauentag im Verband Thüringer Wohnungswirtschaft am 08. März 2007
Baukultur
Zitat von Mies van der Rohe (1927):
“Ich wende mich nicht gegen die Form, sondern nur gegen die Form als Ziel. Und zwar tue
ich das aus einer Reihe von Erfahrungen heraus und der dadurch gewonnenen Einsicht.
Form als Ziel mündet immer in Formalismus.
Denn dieses Streben richtet sich nicht auf eine Innen, sondern auf ein Außen. Aber nur ein
lebendiges Innen hat ein lebendiges Außen. Nur Lebensintensität hat Formintensität. Alles
„wie“ wird getragen von dem „was“. Das Ungeformte ist nicht schlechter als das
Übergeformte. Das eine ist Nichts, das andere ist Schein.“
Am 24. November 2006 passierte das Gesetz zur Errichtung der Bundesstiftung Baukultur
den Bundesrat. Vorher gab es einige Jahre auf Bundesebene die Initiative Baukultur, in der
sämtliche Berufsverbände und Kammern einschließlich der der Ingenieure, die
Wohnungswirtschaft, die Bauwirtschaft mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen (BMVBW) zusammenarbeiten. Wie mir gesagt wurde, ist auch die
Wohnungswirtschaft angesprochen, bei dieser Stiftung Baukultur mitzuwirken. Sie sollen
sich engagieren, nun ja, für was eigentlich?
Was ist überhaupt Baukultur? Und was ist nicht Baukultur? Wer bestimmt, was Baukultur
ist? Ist Baukultur etwas Optisch/Ästhetisches?
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Wenn man fragt: wer ist verantwortlich für die Baukultur? Wäre sicher eine der ersten
Antworten: die Architekten!
Aber: Baukultur ist nicht allein Sache der Architektur, sondern sie umfasst die gesamte
Umwelt. Es geht um – Häuser – aber ebenso um Straßen, Plätze, Brücken,
Versorgungsanlagen, Müllcontainer. Es geht um Gärten, um Grünanlagen und Landschaft.
Wie Sie alle wissen, sind viele Fachleute sind an dem Zustandekommen von Umwelt
beteiligt
Wir befinden uns heute, im 21. Jahrhundert in einer merkwürdigen Situation: auf der einen
Seite steht eine hochkomplexe, für kaum einen Menschen mehr durchschaubare Technik.
Auf der anderen Seite steht der Mensch. Er hat Mühe mitzuhalten. Die ethischen,
moralischen und damit kulturellen Gegengewichte zur Machbarkeit der Technik müssen
von uns erst erarbeitet werden.
Ähnliches gilt für das Bauen: Wir legen sehr viel Wert auf den Einsatz von Technik. Hohe
und höchste technische Standards kommen in der Gebäudetechnik zum Einsatz. Wir
gestalten Wirkungskreisläufe, die es in sich haben: Aggregate, Temperatursensoren,
Glühlampen, Frischluft, Abluft, Rolladenmodule vollführen koordiniert ihre Vorgänge, als
wäre es geradezu ein Ballet.
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Komplexe Technik hilft uns, Energie und Geld zu sparen. Trotzdem fragt man sich
manchmal, ob sich der Zweck und die Mittel hier nicht in gewisser Weise umkehren. Das
eigentliche Zentrum des Ganzen – der Mensch – und sein Wohlbefinden, ist kaum noch
auszumachen. So kann es vorkommen, dass der Hausmeister große Schwierigkeiten hat, die
komplexen Geräte überhaupt zu bedienen. Aufgrund der Komplexität braucht es häufig
Monate, ehe die Technik fehlerfrei funktioniert. In Großprojekten kann es sogar dazu
führen, dass die Gebäudetechnik – wie ein Patient auf der Intensivstation – einer ständigen
Pflege und Aufmerksamkeit bedarf.
Die Mitwirkung der Menschen – ein nicht zu unterschätzender Faktor gerade beim Thema
Energieeinsparung (ein Drittel der Energiekosten) – wird nicht in Betracht gezogen.
Meine Frage lautet:
Gibt es eine Ausgewogenheit zwischen den Technik-Standards und den Standards für
lebenswerte Umwelt? Wir stellen hohe Ansprüche an Technik. An unsere Lebensumwelt
sollten wir genauso hohe Ansprüche stellen.
Die Verschränkung der ästhetischen mit technischen, gesellschaftlichen, ökologischen –
und damit auch finanziellen Themen zeigt, dass man Baukultur nicht allein den Architekten
zur Aufgabe machen kann.
1.
Grundlagen
Schauen wir kurz zurück in die Geschichte des Siedlungsbaus. Am Anfang standen große
Ziele: Licht, Luft, Sonne, soziale Grundgedanken, Gartenstadt-Ideale, SelbstversorgungsGärten, menschenwürdige Umwelt- und Wohnbedingungen für alle. Es war die Zeit, in der
der Maler Heinrich Zille, gesagt hat, daß man einen Menschen mit einer Wohnung genauso
erschlagen könne wie mit einer Axt.
Man war auf der Suche nach neuen Formen des Wohnens. Der Siedlungsbau spiegelt diese
neuen Ideale und Standards, die damals gesetzt wurden.
Z.B. die 1929 in Karlsruhe-Rüppurr unter der künstlerischen Leitung von Walter Gropius
und Otto Haesler errichtete Dammerstock-Siedlung.
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Die Standards, welche damals geschaffen wurden, waren wegweisend in Anbetracht der
Zustände, unter denen viele Menschen damals leben mussten
Hier ein Gebäude des damaligen Bauhaus-Direktors Hannes Meyer aus dem Jahr 1930.
Andere Beispiele sind: Siedlung Italienischer Garten in Celle 1924/25 von Otto Haesler, die
Hufeisensiedlung Bruno Taut – auch sie mit starkem Freiraumbezug.
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Bekanntes Beispiel natürlich die die vom Deutschen Werkbund 1927 initiierte
Weißenhofsiedlung in Stuttgart.
Preiswertes Bauen nach industrialisierten Standards mit dem Ziel, lebenswerte Umwelt zu
schaffen, stand bereits damals hinter den Siedlungs-Konzepten.
Die hohen Ideale wurden dann in der Nachkriegszeit und der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts überlagert von weiteren Randbedingungen:
-
Schnellste Schaffung von Wohnraum mit Grundkomfort für die nach dem Krieg
obdachlos gewordenen Menschen
-
Bildung und Prägung der sozialistischen Persönlichkeiten: Gleichheit, Konformität
Die Gestaltung trat hier mehr und mehr hinter die Sachzwänge von Wohnraumbeschaffung
und Nützlichkeit zurück.
Ich selbst bin in einem solchen Gebäude aufgewachsen: Halle-Neustadt, Block 461, Es sind
immerhin 18 Jahre Wohnbiografie.
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Nach der Wende stellt sich die Situation etwas anders dar: keine massenhaften Wohnräume
werden mehr benötigt, Demografie und Mobilität bewirken zahlenmäßig und qualitative
Veränderungen, auf die man eingehen muss. Kapitalistischer Druck lastet auf Wohn- und
Gebäudeformen, die aus anderen Idealen heraus, unter anderen Voraussetzungen gebaut
wurden.
Steht die Wohnungswirtschaft steht mit dem Rücken zur Wand? Wenn ja, dann muss die
Wand, zu der man mit dem Rücken steht, wenigstens stabil sein.
2.
Baukultureller Alltag
Ich zeige jetzt ein Kaleidoskop von Beispielen aus dem baukulturellen Alltag, um uns dem
Thema Baukultur empirisch zu nähern.
2.1. die Handwerker
Handwerk war früher Handwerkskunst und es gab eine „Handwerkerehre“. Ich zitiere dazu
den Architekturjournalisten Gert Kähler: „Kein Handwerker hätte vor 100 Jahren gewagt,
eine Arbeit in ästhetischer Hinsicht nicht ordentlich abzuliefern – er konnte das nicht
einmal denken. Dass die Wohnung möglicherweise von einem miesen Spekulanten zur
Ausbeutung von Arbeitern gebaut worden war, spielte keine Rolle – vielleicht war die Wand
zu dünn gegen die Kälte und die Miete viel zu hoch, aber die Fußleiste war ein nachgerade
kunstvolles Gebilde mit mehreren Zierprofilen, in den Ecken sauber auf Gehrung unter 45
Grad beschnitten.“
Baukultur ist – wenn man etwas reparieren kann.
2.2. die Regeln und Vorschriften
Heute gibt es mehr Bauvorschriften denn je. Man vergleiche nur die Dicke der
Baukonstruktionslehre Frick/Knöll aus den 30er Jahren mit der von heute.
Ein anderes Beispiel: Die Leiterin einer Pflegeeinrichtung, die wir zwecks Weiterbildung
besichtigten erzählte mir folgendes: Die Fußbodenfliesen des Badbereiches sollen möglichst
rutschfest ausgebildet werden. Dafür gibt es in den Regeln der Technik den sogenannten RFaktor, R wie Rutschfestigkeit. Ein Pflegebad muss einen sehr hohen R-Faktor haben, z.B.
R12. Was bedeutet das in der Praxis? Es stürzen regelmäßig die älteren Bewohner und
schlagen manchmal gefährlich mit dem Kopf auf, weil sie mit ihren Hauspantoffeln auf den
rutschfesten Fliesen stoppen und stolpern. Außerdem sind die Bodenfliesen trotz ständiger
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Intensiv-Reinigung nicht sauber zu kriegen. Da sie so ausgesprochen stumpf sind, lässt sich
der Schmutz einfach nicht entfernen.
Baukultur ist – sinnvolle Prüfung bestehender Vorschriften, Übernahme von
Eigenverantwortung.
2.3. Materialien
Die Kunststoff-Sockelleiste mag billig sein. Lange halten tut sie nicht. Gut aussehen auch
nur bedingt. Ähnliches gilt für Kunststoffenster: Nach dem großen Sanierungsstau 1990
eingebaut, wirken viele davon heute schon wieder schäbig. Das würde mit Holzfenstern
nicht passieren.
2.4. Das Detail
Baukultur spielt sich nicht nur im großen Rahmen ab. Es zählt auch das Detail. War es
nicht eine kleine Aufkantung am Träger, vom Architekten zunächst vorgesehen, aus
finanziellen Gründen vom Auftraggeber ohne Prüfung wegrationalisiert, die dafür sorgte,
dass ein tonnenschwerer Stahlträger vom Hauptbahnhof abstürzte?
Auch Kleine Baumaßnahmen können eine Wirkung entfalten. Die Auseinandersetzung mit
der Bauaufgabe ist auch im Kleinen wichtig. Es ist nicht egal! Es funktioniert nicht auch so!
2.5. Die Barierrefreiheit
In einem öffentlichen Gebäude liegen die Treppen im OG (Galerie) und die Bauherren
hatten vor, hier einen Aufzug zu installieren, da es auch vom Versorgungsamt Fördermittel
dafür gab. Der Einbau des Aufzugs wäre teurer gewesen, hätte den Raum ruiniert und so
wurde aufgrund eigener Überlegungen das WC ins EG verlegt und stattdessen eine
ungünstig gelegene Treppe ersetzt. Treppe statt Aufzug!
Sinnvoller Umgang mit dem Bestand.
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2.5. Der Charakter
Der Bestand gibt Charakter.
Geschichte, Erbe, historische Bezüge, daraus ergibt sich die Identität eines Ortes. Diese zu
erkennen und sichtbar zu machen, halte ich für einen wichtigen Punkt, wenn man über
Baukultur sprechen will.
Das Gegenbeispiel haben wir, wenn Parkplatz, Friedhof, Vorgarten... alles gleich aussieht.
Hier mal ein Beispiel aus den 60er Jahren mit DDR-Charme
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Gerade bei Nachkriegsbauten, die in ihrer baulichen Identität nicht mehr so stark sind,
wäre es wünschenswert, den Charakter nicht durch Vermischung mit halbherzigen
zeitgenössischen Zutaten zu verwässern.
2.6. Versorgung - Entsorgung
z.B. Müllcontainer. Eigentlich zur Verbesserung der Umwelt gedacht, zeugen heute von der
Unfähigkeit, eine so elementare Tatsache wie die Organisation von Lebensprozessen in den
Griff zu bekommen. Trostlos wie sie sind, fordern sie einen geradezu dazu auf, seinen Müll
nicht hinein, sondern daneben abzuladen.
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Es kommen einem manchmal unvillkürlich die Verse von Robert Gernhardt "Dich will ich
loben, Häßliches, du hast so was Verläßliches" in den Sinn.
Ein Gegenbeispiel: jemand kümmert sich. Im Englischen sagt man „someone cares“.
Jemand ist da, für den es etwas bedeutet. Das ist das Gegenteil von „Lieblos“
3.7. Vandalismus
Ein immer wiederkehrendes Thema, auch in Weimar. Es hat für meine Begriffe etwas mit
der Anonymität der Umwelt zu tun. Wenn es egal ist, wenn sich niemand kümmert, dann
wird schneller Vandalismus auftreten.
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3.8. Fachleute
Stichwort Schrift an der Wand: Im Jahr 2001 konnten wir zusammen mit der BauhausUniversität Weimar ein künstlerisches Projekt in Weimar umsetzen: Word on the Wall.
Dabei wurden 15 Standorte ausgesucht, und mit Zitaten versehen, die inhaltlich mit dem
Ort etwas zu tun haben sollten. Hier der Vorschlag für das Arbeitsamt: „Ein Arkadien der
Arbeit wird man uns versprechen.“ (ein Zitat von Botho Strauss). Es wurde leider nicht
umgesetzt, das Bild ist nur eine Visualisierung.
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Viele andere wurden umgesetzt, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Weimarer
Wohnstätte hier: „Wenn Sie das Leben kennen, geben Sie mir doch bitte seine Anschrift.“
Das Projekt fand schnell Nachahmer, welche allerdings ohne Fachleute arbeiteten:
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2.9. Interventionen im Stadtraum
In Rudolstadt ist mir ein interessantes Projekt begegnet. Ein ortsansässiger Künstler –
Schauspieler – macht durch Plakatierung auf den enormen Leerstand in der Innenstadt
aufmerksam
Er hat – ganz legal - alle jeweiligen Immobilienbesitzer um die Erlaubnis gebeten, die
blinden Fensterscheiben plakatieren zu dürfen. Eine Aktion, die zwar keine Lösung ist, aber
die Augen für die Probleme öffnet und die Aufmerksamkeit erregt.
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2.10. Zum Schluss ein Blick über den Tellerrand
Einen weiteren Versuch, das Bekannte neu zu sehen möchte ich Ihnen noch vorstellen. Mit
ein paar Kollegen führen wir seit Mai 2006 monatlich eine Gesprächsreihe zum Thema
RAND-gespräche zur Architektur durch. Sie soll dazu anregen, den Blickwinkel öffnen und
sich von anderen Professionen inspirieren zu lassen. Vom Rand aus die Mitte erkunden und
den Blick über den Tellerrand wagen. Zu bestimmten Themen werden Fachleute eingeladen,
die ihren Bereich in Bezug zur Architektur/Umwelt setzen. Meist gibt es auch eine
spannende Diskussion. Bisherige Themen waren z.B.
...Stadtumbau
...Akustik
...Auftritt im Raum. Wie präsentiere ich mich und meine Arbeit.
...Bauen im historischen Kontext am Beispiel Südtirol
...Bühnenbild
Der kommende Referent, Prof. Krause aus Berlin, er leitet den Studiengang Architektur und
Media Management, spricht zu einem Thema, welches Sie interessieren könnte:
Marketingstrategien für Architektur. Ich lade Sie herzlich dazu ein, am 03. April dabei zu
sein. Einladungen liegen hier aus.
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3.
Thesen zur Baukultur
-
Baukultur kann nicht durch Schubladendenken verbessert werden. Bekannte Dinge müssen
neu gesehen werden.
-
Es gibt keine Rezept-Lösungen, da jeder Standort – ganz nach dem Muster der Architektur –
man baut Prototypen, die nicht in Serie gehen – seinen eigenen Lösungsansatz erfordert.
-
Baukultur hat nichts mit übertriebener Ästhetisierung von Lebensumwelt zu tun, sondern
mit Konvention, Anstand, ja mit gutem Benehmen, bei aller Verhältnismäßigkeit: mit
Respekt. Achtung vor der Arbeit des anderen.
-
Baukultur ist eigentumsübergreifend zu denken. Vom privaten über den halböffentlichen bis
zum öffentlichen Raum.
-
Baukultur braucht Freiräume.
-
Baukultur braucht Identifikation.
-
Baukultur braucht Möglichkeit zur Beteiligung
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-
Baukultur ist kein festes, einmal erreichtes Ziel. Es ist ein ständiger Prozess des Umgangs
mit Wirklichkeit. Es ist nicht der „Dienst nach Vorschrift“. Es ist Kommunikation mit
humanistischem Grundansatz.
4.
Schlussgedanken
Wir Architekten denken selbst oft nur in Schubladen. Unser Interesse endet leider oft
tatsächlich – an der Außenkante des Gebäudes, welches wir beplanen. Fordern Sie uns!
Diskutieren Sie mit uns. Der Architekt als Generalist in der Riege der Spezialisten kann
vielleicht am ehesten die auseinanderstrebenden Interessen zusammenführen.
Profitieren Sie von dem hohen Fachwissen, das hinter vielen Entwurfsentscheidungen steht
und hinterfragen Sie diese. Diskutieren Sie die hergestellten Bezüge und deren Gewichtung.
Fordern Sie auch die Ingenieure. Diese gestalten mehr Wirklichkeit, als ihnen bewusst ist.
Dafür müssen sie in die Verantwortung genommen werden.
Fordern Sie nicht zuletzt die Beamten. Die Planungs- und Hochbauämter, den
Denkmalschutz, die Finanzabteilung. Für Baukultur braucht es eine neue Mentalität.
1927 wurde vom Deutschen Werkbund die Weißenhofsiedlung als Zukunftsmodell initiiert.
Es standen Fragen nach zeitgemäßer Gestaltung in Zusammenhang mit den sich ändernden
Lebensstilen und Lebensformen im Mittelpunkt. Obwohl die Stiftung Baukultur nicht der
„wiederbelebte Deutsche Werkbund“ist, werden doch auch hier die alten Fragen neu
gestellt. Wie sieht die "Zukunft des Wohnens" aus? Wo und wie wollen wir in 10, 20 und
30 Jahren leben?
Vielen Dank!
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