deutsche bauzeitung Rheingold

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Bürogebäude in Köln
Platz am Bayenturm
Köln, Deutschland
© Rainer Perrey
Rheingold
SAMMLUNG
Der Bürobau im Rheinauhafen zelebriert das Prinzip der Einheit in der Vielfalt.
Schillernd eloxierte Aluminiumpaneele und transparente Fassadenfelder bilden
einen spannungsreichen Kontrast im Wechselspiel aus Licht und feinen
Farbnuancen. Die vollflächig eben ausgeführte Fassadenhaut betont die kubische
Form des Baukörpers und wird durch ausstellbare Lüftungsklappen spielerisch
strukturiert.
ARCHITEKTIN
von Markus Kilian
FUNKTION
deutsche bauzeitung
Zwischen Bayenturm und dem sanierten Hafengebäude (ebenfalls von Gatermann
Schossig), zwischen Rheinuferstraße und Uferbebauung steht das Bürogebäude als einer
der ersten fertig gestellten Neubauten des Rheinauhafens im Süden der Kölner Altstadt.
Das ehemalige Gelände des Kölner Hafens wird derzeit in ein modernes Büro- und
Wohnviertel umgewandelt. Der städtische Rahmenplan, hervorgegangen aus der
Wettbewerbsplanung mit markanten Kranhäusern von BRT, Hamburg, sieht auf zwei
schmalen Bebauungsstreifen einen Wechsel von historischen Kontor- und
Speichergebäuden wie dem berühmten »Siebengebirge« (Umbau: Kister Scheithauer
Gross, Köln) mit modernen Wohn- und Bürogebäuden vor.
Gatermann + Schossig
BAUHERRIN
moderne stadt
STATIK
IB Müller + Raring GmbH
Büro und Verwaltung
AUSFÜHRUNG
2004 - 2005
MITARBEIT PLANUNG
Holger Thor (Projektleitung), Regina
Donner, Martin Sontag, Jochen
Patzwald, Holger Richter, Jens Kauder,
Thomas Kraft, Dietrich Mengel
WEITERE KONSULENTiNNEN
Fassadenberater: Rache Willms GmbH,
Aachen
Bauphysik: Ingenieurgesellschaft für
Sowohl die Nutzung als flexibles Mietbüro als auch die vorgegebene Kostengrenze
Bauphysik Trümper Overath
veranlassten die Architekten, eindeutige Präferenzen zu setzen. Der innere Kern wurde auf Technische Gebäudeausrüstung: Bähr
Ingenieure GmbH, Köln
ein absolutes Mindestmaß reduziert. Wesentliche Aufgaben fallen somit der Gebäudehülle Brandschutz: Ingenieurbüro für
zu: In ihrer visuellen und haptischen Erscheinung muss sie eine hohe ästhetische und
Brandschutz Corall, Meerbusch
dauerhafte Wertigkeit für die zukünftigen Nutzer repräsentieren. Gleichzeitig soll der
Aufgrund der Bildrechte kann es zu Unterschieden
Neubau sich zwischen den historischen Nachbarn behaupten und vermitteln. Anstatt des
zwischen der HTML- und der Printversion kommen.
im Rahmenplan vorgesehenen umlaufenden Staffelgeschosses konzentrieren die
Architekten das Bauvolumen des obersten Geschosses auf der nördlichen Seite. Zum
Bayenturm hin nimmt sich der Baukörper deutlich zurück und verbindet so auf
unprätentiöse Weise die unterschiedlichen Bauhöhen der historischen Nachbargebäude
Hafenamt und Bayenturm entlang der Rheinuferstraße untereinander. Im Erdgeschoss
reagiert das strenge kubische Bauvolumen auf den oberen Rücksprung mit einer
transparenten Glasfassade.
Nach innen ist ein Höchstmaß an Flexibilität und Komfort gefordert, um die
unterschiedlichen Wünsche zukünftiger Mieter berücksichtigen zu können. Zwei Eingänge
von der Binnenstraße des Rheinauhafens her und eine zentrale Versorgungs- und
Erschließungsschiene ermöglichen die flexible Aufteilung in Büro- und Geschäftsflächen
auf sechs Geschossen mit Nutzungsformen vom Großraum bis zum Einzelbüro in
variablen Größen.
© Rainer Perrey
© Rainer Perrey
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Bürogebäude in Köln
Derzeit steht das Gebäude noch leer, obwohl der Rheinauhafen als Toplage vermarktet
wird. Im zähen Ringen um die Vermietung von Büroimmobilien scheint auch die beste
Architektur die Nähe zur lauten Rheinuferstraße und den verstellten Ausblick auf den Fluss
nicht aufwiegen zu können.
Die elementierte Fassade beruht auf dem Prinzip der von Gatermann Schossig
entwickelten Integralfassade. Die vorfabrizierten Fassadenelemente vereinen
Tageslichtlenkung, manuelle und geregelte Lüftung, Schallabsorption und die komplexen
Abläufe der Temperierung, um den flexiblen Innenraum frei von störenden Installationen zu
halten. Der erforderliche Lüftungsquerschnitt verteilt sich auf jeweils nach außen kippende
Fensterflügel und in den Bodenaufbau integrierte Lüftungsklappen. Innen liegender
Sonnenschutz mit sp ezieller Lichtlenkung in Verbindung mit einer geregelten
Nachtauskühlung und einer Bauteiltemperierung der massiven Geschossdecken
gewährleisten durch die aufeinander abgestimmten Komponenten ein behagliches
Büroklima und einen wirtschaftlichen Betrieb.
Die Innenseiten der geschlossenen Elemente lassen sich zusätzlich mit Akustikpaneelen
oder Kühlelementen bestücken, um so auch erhöhte Komfortansp rüche berücksichtigen
zu können. Die vollflächige Glasfassade des zurückgesetzten Dachgeschosses, die
ebenfalls auf einen außen liegenden Sonnenschutz verzichtet, beeindruckt durch ihre
filigrane, flächenbündige Oberfläche. Hier muss jedoch der Sonneneinstrahlung mit
integrierten Kühlelementen entgegengesteuert werden.
Durch den Verzicht auf außen liegende Verschattungselemente wird eine absolut
flächenbündige Fassade mit extrem schmalem Fugenbild möglich. Die Minimierung der
Paneel- und Elementfugen auf nur 15 mm Breite und den unregelmäßigen Wechsel von
offenen und geschlossenen vertikalen Elementen lässt eine lebendige, vibrierende
Oberfläche entstehen. Durch die hohe Präzision und Bündigkeit verschmelzen die
Elemente aus eloxierten Alupaneelen und Glasflächen zu einem objekthaften, solitären
Körper aus einem Guss.
Je nach Blickwinkel und Sonneneinstrahlung spiegelt sich die Umgebung darin wider oder
wird das Innere sichtbar.
Das Spiel der sich öffnenden Lüftungsklappen und Kippflügel – mal manuell unregelmäßig
oder gleichmäßig im Takt – wecken Assoziationen an die Rhythmen der »Sinfonie der
Großstadt« von Walter Ruttmann und Jacques Tatis »Mon Oncle«.
Für die Gestaltung der Oberfläche der Aluminium-Fassadenpaneele haben sich die
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Bürogebäude in Köln
Architekten nach intensiver Recherche für ein besonderes Verfahren entschieden. Um den
Baukörper mit seiner absolut planen Außenhaut noch stärker als visuelle Einheit
erscheinen zu lassen, überzieht ein organisch kristallines Muster die geschlossenen
Fassadenelemente.
Ein vorgefertigtes, auf Pixeln basierendes Endlosmuster hebt sich mit glänzender
Oberfläche vom matten, messingfarbenen Grund ab, so dass sich je nach Lichteinfall eine
fast einheitliche Oberfläche ergibt oder das Muster in deutlichem Kontrast hervortritt.
Erreicht wird diese Struktur durch eine leicht erhabene und eine weniger starke
Materialschicht, die jeweils in unterschiedlichen Farbtönen bzw. Oberflächen (matt/glanz-)
eloxiert ist. Dass dieses patentierte Verfahren derzeit nur von einer spezialisierten Firma in
Neuseeland angewandt werden kann, hat die Bauherren trotz höherer Kosten und der
Risiken der Lieferfristen nicht abgeschreckt. Die visuelle Wirkung der eigens angefertigten
Musterfassade ließ die Bedenken in den Hintergrund treten.
Die an gefrorenes Eis auf Glasscheiben erinnernde Struktur erzeugt durch ihre
richtungslosen Fasern« eine reflektierende visuelle Haut, deren Muster die Orthogonalität
der Fassadenelemente bricht und sie mit einem abstrakten Rauschen überlagert.
Die gold-messing-farbenen Aluminiumpaneele und die grüntürkisen Glasscheiben erinnern
an die rheinische Variante der Nachkriegsmoderne mit ihren verspielten Oberflächen und
edel gefassten Messingprofilen und interpretieren sie neu.
Kann man von einer ornamentierten Fassade sprechen? Dazu wird es sicherlich
unterschiedliche Interpretationsansätze geben. Der Grat zwischen reinem Dekor und
Ornament als Träger eines integrierten symbolischen Systems ist bekanntlich recht
schmal.
Die Frage nach dem Bildcharakter des solitären Gebäudes dagegen ist vielversprechend:
Die Komposition der Fassaden als Ganzes mit ihrem vielschichtigen Äußeren fasziniert in
ihrer komplexen visuellen Erscheinung. Sie ist weniger eine Addition einzelner funktionaler
und gestalterischer Elemente als vielmehr ein bildhaftes, sich im wechselnden Licht
wandelndes Objekt.
Der visuelle Reiz des absolut flächenbündigen Baukörpers liegt in dieser Vielschichtigkeit.
Mit seinen schimmernden und glänzenden Oberflächen, seiner wechselnden Farbigkeit,
dem spielerischen Wechsel geschlossener und transparenter Elemente und dem
individuellen Öffnen und Schließen der Lüftungsflügel und -klappen erzeugt das Gebäude
eine komplexe visuelle Poesie, die sich dazu wie selbstverständlich in die Umgebung
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einfügt.
deutsche bauzeitung, 03.11.2006
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