ppt - Pädagogik und NS-Zeit

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NS-Verbrechen in
Polen 1939-1945
Besatzungsherrschaft und
Vernichtung
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Verbrechen: Gesamtdarstellung
• Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und
Juden und Sinti und Roma
• Verbrechen an der Zivilbevölkerung Polens
(u.a. durch Kriegshandlungen der Nazis)
• Euthanasieverbrechen
• Verbrechen an Soldaten und
Kriegsgefangenen
• Bombardierungen und Zerstörungen von
Städten und Dörfern
• Zwangsarbeit
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Vorgeschichte
• Dreimalige Teilung Polens zwischen 1772 und 1794
• Grenzgebiete wurden von Preußen, Russland und
Österreich besetzt
• Dritte Teilung Polens von 1794 führte zur Auflösung der
polnischen Staatlichkeit
• Proklamation eines unabhängigen polnischen Staates
am 7. Oktober 1918 (im Anschluss an Friedensvertrag
von Brest-Litowsk): Internationale Anerkennung durch
den Versailler Vertrag (1919)
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Grenzen des polnischen Staates
von 1921 - 1939
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Überfall und Besatzung
• Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September
1939: offizieller Beginn des 2. Weltkrieges
• Besatzung der westlichen Gebiete Polens und Schaffung des
sogenannten Generalgouvernements im östlichen Polen durch
die deutschen Behörden
• Drei Gaue im Westen Polens werden zwischen September und
Oktober 1939 errichtet und ins Deutsche Reich eingegliedert
• Die Distrikte Warschau, Krakau, Lublin und Radom bildeten das
Generalgouvernement (offizielle Gründung am 25.10.39) –
Eingliederung Lembergs nach dem Überfall auf die Sowjetunion
(September 1941)
→ Bis 1944 wurden ca. 900.000 Polen aus den westlichen Gebieten
ins Generalgouvernement umgesiedelt
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Teilung Polens ab 1941
Grenzen in etwa gültig
bis Juli/August 1944
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Besonderheit: Vernichtungslager
• Die Nazis haben im Laufe ihrer Besatzungszeit
alle sechs bekannten Vernichtungslager auf
dem Gebiet des besetzten Polen errichtet:
Chelmno, Sobibór, Belzec, Treblinka, MajdanekLublin und Auschwitz-Birkenau
• In diesen Vernichtungslagern wurden in erster
Linie Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma
aus ganz Europa ermordet
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Jüdische Bevölkerung I: Zahlen
• Größter Anteil jüdischer Bevölkerung in
Europa: Gesamtzahl betrug einen Tag vor
dem deutschen Überfall ca. 3,45 Millionen,
was in etwa 10% der polnischen
Gesamtbevölkerung darstellte
• Insgesamt wurden etwa 3 Millionen (in den
Grenzen Polens von 1939) Jüdinnen und
Juden von den Nazis ermordet
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Jüdische Bevölkerung II: Etappen
der Verfolgung und Ghettoisierung
• Mit Beginn der Besatzung Übernahme sämtlicher entrechtender und
diskriminierender Maßnahmen, die in Deutschland zwischen 1933
und 1939 schrittweise entwickelt und angewandt wurden
• Schrittweise Einführung der „Kennzeichnungspflicht“ (dann
„Judenstern“) ab September 1939
• Berufsverbote, Enteignung von Besitz, Sonderbesteuerung und
Zwangsarbeit
• Maßnahmen gesellschaftlicher Isolation mündeten in der
räumlichen Konzentration der Juden in eigens dafür von der
deutschen Besatzungsmacht (ab Frühjahr 1940) geschaffenen Ghettos
• Hohe „Sterblichkeitsrate“ und auch erste Vernichtungsaktionen in
den Ghettos
• Ghettos in allen größeren Städten im Herrschaftsgebiet der Nazis:
Warschau, Krakau, Lodz (Litzmannstadt),...
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Jüdische Bevölkerung III:
Vernichtung
• Ermordungsarten: Erschießungen,
Massenerschießungen, Tod durch Giftgas
in eigens dafür umgebauten Gaswagen, Tod
durch Zwangsarbeit, Tod aufgrund der
Bedingungen in den Ghettos und KZs
(Hunger, Kälte, Arbeit,…) sowie die industriell
durchgeführte Massenvernichtung
• Errichtung des ersten Vernichtungslagers im
Dezember 1941 in Chelmno
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Jüdische Bevölkerung IV:
Vernichtung
• Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 → Organisation und
Koordinierung des geplanten Völkermord an den europäischen
Jüdinnen und Juden
→ Errichtung dreier Vernichtungslager im besetzten Polen unter
dem Tarnnamen „Aktion Reinhardt“ unter strenger
Geheimhaltung: zwei davon im Distrikt Lublin (Belzec und
Sobibór) und eines im Distrikt Warschau (Treblinka)
• Neueren Schätzungen zufolge wurde fast ein Drittel der
jüdischen Bevölkerung in Europa in diesen drei Lagern
ermordet
• Es folgten weitere Vernichtungslager in Majdanek-Lublin und
Auschwitz-Birkenau
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Verfolgung und Vernichtung der
Sinti und Roma I:
• Die Zahl der vor der NS-Besatzung in Polen lebenden
Sinti und Roma betrug nach Schätzungen etwa 50.000.
• Davon wurden ca. 35.000 durch die deutschen
Besatzer ermordet.
• Die meisten polnischen Sinti und Roma wurden bei
zahlreichen Massenexekutionen ermordet.
• Die ersten Massenerschießungen fanden bereits ab
Herbst 1939 durch Polizei-Bataillone und
Einsatzgruppen statt.
• 180 Orte, an denen solche Massenexekutionen im
besetzten Polen stattfanden, sind bekannt und
dokumentiert (Bsp. Wolyn).
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Verfolgung und Vernichtung der
Sinti und Roma II:
• Auch von Ghettoisierung betroffen: im November 1941 wurden
etwa 5.000 Sinti und Roma nach Lódź deportiert, wo innerhalb
der Ghettomauern ein gesondertes „Zigeunerghetto“ errichtet
wurde
• Die wenigen Überlebenden wurden Anfang 1942 von der SS
nach Chelmno deportiert, wo sie in Gaswagen erstickt wurden
• Separates „Zigeunerlager“ in Auschwitz-Birkenau
→ Erste Massenvergasungen im März und Mai 1943, bei denen
über 2.700 Sinti und Roma ermordet wurden
• Verhinderung der im Mai 1944 von der SS geplanten
Liquidierung des „Zigeunerlagers“ durch den massiven
Widerstand der Inhaftierten
• Endgültige Liquidierung vom 2. auf den 3. August 1944 –
dabei wurden die verbliebenen etwa 3.000 Sinti und Roma (Alte,13
Frauen und Kinder) ermordet
Euthanasieverbrechen
• Die Ermordung der Patienten polnischer Psychiatrien von
SS- oder Gestapo-Einheiten „schuf Platz“ - so der Vorwand für die Ansiedlung von „Volksdeutschen“ sowie die
Unterbringung von deutschen Truppen
• Bereits im Herbst 1939 und im folgenden Winter Ermordung
von 10.000 bis 15.000 „Geisteskranken“ im Reichsgau
Danzig-Westpreußen und im übrigen Teil des besetzten
Polens. Erster Einsatz von Gift-Gasmorden in sogenannten
„Gaswagen“ (in Posen Herbst 1939)
• Ermordung von Anstaltspatienten durch gezielte
Unterversorgung, d.h. durch planmäßig herabgesetzte
Essensrationen, ebenfalls seit Herbst 1939
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Weitere Verbrechen an der
Zivilbevölkerung I: Allgemein
• Ermordung der „polnischen Intelligenz“: Ermordung von 20.000
polnischen Intellektuellen allein in den ersten zwei Wochen der
Besatzung im späteren Gau Danzig-Westpreußen
→ Gruppe der „polnischen Intelligenz“ umfasste nach NS-Definition
u.a. Lehrer und Hochschullehrer, Ärzte, Schriftsteller, Redakteure,
höhere Beamte, Kaufleute, katholische Geistliche, politische
Funktionäre und alle Personen mit mittlerer und höherer
Schulbildung
• Verschleppung von etwa 200.000 polnischen Kindern nach
Deutschland zwecks „Eindeutschung“: nur 20% dieser Kinder
konnten nach dem Krieg identifiziert und nach Polen zurückgebracht
werden
• Durch unmittelbare Kriegshandlungen der Wehrmacht getötete
Polen: ca. 640.000
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Weitere Verbrechen an der
Zivilbevölkerung II: Warschau
•
Ermordung von ca. 20.000 Bewohner/innen Warschaus nur durch den
deutschen Luftangriff auf Warschau, unterstützt von massivem
Artilleriebeschuss Ende September 1939; Zerstörung von etwa 10% der
Bausubstanz der Stadt
•
Im Verlauf des Warschauer Aufstands (von der „Heimatarmee“ (AK)
angeführt) im April 1944 ermordeten die Nazis 200.000 Zivilisten und
18.000 Menschen, die bewaffnet gekämpft haben
Bereits während des Aufstands erste systematischen Zerstörungsaktionen
von Gas-, Wasser- und Stromleitungen durch die Nazis
Raub und Abtransport von Rohstoffen, Textilien, Wertsachen, Möbeln usw.
unmittelbar nach der Räumung Warschaus durch die deutschen Truppen
Systematische Zerlegung von Stadtvierteln: Sprengung von Gebäuden und
Denkmälern und Verbrennung von Bibliotheks- und Archivbeständen
→ übrig blieb eine völlig zerstörte und menschenleere Stadt
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Verbrechen an Soldaten und
Kriegsgefangenen
• Ermordung von über 66.000 Soldaten durch deutsche
Kriegshandlungen bis zur Kapitulation der polnischen Armee am 6.
Oktober 1939; Gefangennahme von etwa 420.000 polnischen
Soldaten durch die Wehrmacht
• Von diesen wurden etwa 300.000 noch im Herbst 1939 ins
Reichsgebiet geschickt und dort zur Zwangsarbeit verpflichtet – 90%
davon in der Landwirtschaft
• Separierung der ca. 60.000 als jüdisch klassifizierten
Kriegsgefangenen, die noch schlechteren Lebens- und
Arbeitsbedingungen ausgesetzt wurden: Von ihnen starben allein bis
zum Frühjahr 1940 25.000 an Hunger, Kälte und Misshandlungen
• Auch die verbliebenen 35.000 jüdischen Gefangenen wurden bis auf
wenige Hundert in den folgenden Jahren zugrunde gerichtet oder
ermordet
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Zwangsarbeit I: Beginn
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Ins Deutsche Reich eingegliederte Gebiete: Bereits im ersten Kriegsmonat
Deportation von etwa 10.000 Polen als Zwangsarbeiter nach Deutschland,
diese waren von deutschen Arbeitseinsatzbehörden in Razzien auf offener
Straße aufgegriffen worden
Generalgouvernement: Versuchte Anwerbung polnische Arbeiter auf
„freiwilliger Basis“ für Arbeiten im Reichsgebiet durch die deutschen
Besatzer bis Ende 1939
Ab Frühjahr 1940 wurden polnische Arbeiter zwangsweise aus dem
Generalgouvernement ins Reich verschleppt
Jüdische Bevölkerung: Einführung der Zwangsarbeit für die männliche
jüdische Bevölkerung im Generalgouvernement bereits am 12. Dezember
1939 durch einen Erlass, der alle jüdischen Männer zwischen 14 und 60
zu zwei Jahren Zwangsarbeit verpflichtete
→ Erlass wurde dann auf alle Polen zwischen 14 und 60 Jahren
ausgedehnt – Zwangsarbeit musste entweder im Deutschen Reich oder im
Generalgouvernement abgeleistet werden
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Zwangsarbeit II: Verschärfung
• Im Februar 1943 im Rahmen der „totalen Mobilmachung für
den Krieg“ wurden auch die 10-12jährigen zur Zwangsarbeit
verpflichtet
• Insgesamt wurden ca. 2,5 Millionen Polen zu
Zwangsarbeiten ins Deutsche Reich deportiert → Davon
waren 29%, d.h. 710.000, Minderjährige im Alter zwischen
14 und 18 Jahren
• Darüber hinaus mussten hunderttausende Jüdinnen und
Juden vor ihrer Ermordung in den Ghettos für deutsche
Unternehmen oder die lokalen NS-Besatzungsbehörden
arbeiten
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Widerstand I
Zwei zentrale Widerstandsorganisationen:
1)
„Polnischer Verband der Aufständischen“,
unterstand der Exil-Regierung in London;
Umbenennung in Armia Krajowa (Heimatarmee)
1942
2)
„Gwardia Ludowa“, die 1942 als reguläre
Volksgarde der ebenfalls 1942 in der Illegalität
neukonstituierten Kommunistischen Partei
Polens, der „Polnischen Arbeiterpartei (PPR)“,
gegründet wurde; viele jüdische Mitglieder
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Jüdischer Widerstand I
Warschauer Ghetto -Aufstand
1) Gründung der jüdischen Kampforganisation ZOB Ende Oktober
2) Zunächst Aussetzung der Deportationen und der Ermordung von
Juden und Jüdinnen dank des massiven Widerstands
3) Angriff deutscher Militäreinheiten auf das Warschauer Ghetto am 19.
April 1943
4) Hinauszögerung der endgültigen Liquidierung des Ghettos bis zum
Juli 1943 durch die Widerstandskämpfer/innen – Flucht von 15.000
Juden und Jüdinnen in den „arischen“ Teil Warschaus;
→ 56.000 wurden von den Nazis im Verlauf des Aufstandes ermordet
oder nach Treblinka deportiert
→ Der Aufstand im Warschauer Ghetto hatte hohe symbolische
Wirkkraft auf den gesamten jüdischen Widerstand auch außerhalb
Polens
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Jüdischer Widerstand II
Aufstände in den Vernichtungslagern
• Aufstand in Treblinka im August 1943: 50 Häftlinge konnten
fliehen
• Bewaffneter Aufstand des jüdischen Häftlingssonderkommandos in Sobibór am 14. Oktober 1943 – ca. 365
Häftlinge konnten fliehen und das Vernichtungslager wurde
still gelegt:
1) Während des Aufstandes gelang es 12 SS-Wachleute zu
töten
2) Aufstand wurde anhand eines seit Wochen festgelegten,
detaillierten Planes durchgeführt
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Literatur
Blatt, Thomas „Toivi“: Sobibór – der vergessene Aufstand, Hamburg 2004.
Eberhardt, Christiane: Geheimes Schulwesen und konspirative Bildungspolitik der
polnischen Gesellschaft im Generalgouvernement 1939-45, Frankfurt am Main 2003.
Harten, Hans-Christian: De-Kulturation und Germanisierung. Die Nationalsozialistische
Rassen- und Erziehungspolitik in Polen 1939-45, Frankfurt am Main 1996.
Heuberger, Georg (Hg.): Im Kampf gegen Besatzung und „Endlösung“. Widerstand der
Juden in Europa 1939-1945, Frankfurt am Main: Jüdisches Museum 1995.
Rose, Romani (Hg.): „Den Rauch hatten wir täglich vor Augen“. Der
nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma, Heidelberg 1999.
Schumann, Wolfgang und Nestler, Ludwig: Nacht über Europa. Die faschistische
Okkupationspolitik in Polen (1939-1945), Köln 1989.
Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Stuttgart München 2001.
Strobl, Ingrid: „Sag nie, du gehst den letzten Weg“ – Frauen im bewaffneten Widerstand
gegen Faschismus und deutsche Besatzung, Frankfurt am Main 1989.
Pohl, Dieter: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933 - 1945.
Darmstadt 2011.
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