5 3. Obergeschoss, 1:500 8 Übersichtsplan, 1:25 000 Titelbild: 6 Untergeschoss, 1:500 9 Bestandesaufnahme, AHB 2014 7 Querschnitt, Südfassade, 1:500 3 Gebäude des «Jugendund Kulturhaus Dynamo» Raumprogramm Wasserwerkstrasse 17 Stadt Zürich, Soziale Einrichtungen und Betriebe: Büro- und Beratungsräume 21 17 No 04 | 2015 19 Wasserwerkstrasse 19 Verschieden nutzbare Räume Dynamo, Restaurant «Chuchi am Wasser» Wasserwerkstrasse 21 Jugend- und Kulturhaus Dynamo: Konzertsaal, Bar, Veranstaltungsräume, Leitungsbüros 8 5 9 6 Objekt Jugend- und Kulturhaus Dynamo Wasserwerkstrasse 17, 19, 21, 8006 Zürich Projektorganisation Eigentümerin Immobilien Stadt Zürich Vertreten durch Stadt Zürich, Amt für Hochbauten Ueli Lindt, Marcel Kaess Architektur Kaufmann Widrig Architekten GmbH, Zürich BauleitungArchitekturbüro Bosshard und Partner, Zürich BauingenieureAPT Ingenieure GmbH, Zürich ElektroingenieureMoor Elektroplan AG, Zürich HLKS-Ingenieure Haerter & Partner AG, Zürich Bauphysik BWS Bauphysik AG, Winterthur Bühnentechnik Tokyoblue GmbH, Zürich Akustik Rocket Science GmbH, Zürich 7 01 5 Termine Wettbewerb Juni 2010 GemeinderatsbeschlussNovember 2012 Baubeginn Oktober 2013 BezugAugust 2015 Grundmengen nach SIA 416, SN 504 416 Grundstücksfläche Gebäudegrundfläche Umgebungsfläche Bearbeitete Umgebungsfläche Gebäudevolumen Geschossfläche Hauptnutzfläche (SIA d 0165) m 2 m 2 m 2 m 2 m 3 m 2 m 2 Erstellungskosten BKP 1 – 9 inkl. MwSt. 1 Vorbereitungsarbeiten 2 Gebäude 3 Betriebseinrichtungen 4 Umgebung 5Nebenkosten 9Ausstattung / K unst und Bau 1 Provisorien Erstellungskosten Total CHF CHF CHF CHF CHF CHF CHF CHF Gebäudekosten BKP 2 inkl. MwSt. 21 Rohbau 1 22 Rohbau 2 22 Elektroanlagen 24 Wärmeverteilung (ink. Dämmung) Lüftungsanlage 25 Sanitäranlagen 26 Transportanlagen 27Ausbau 1 28Ausbau 2 29 Honorare Gebäudekosten Total CHF 1 804 000 CHF 2 406 000 CHF 1 095 000 CHF 187 000 CHF 696 000 CHF 580 000 CHF 151 000 CHF 1 263 000 CHF 688 000 CHF 2 185 000 CHF 11 055 000 Kostenkennwerte inkl. MwSt. Erstellungskosten / G ebäudevolumen Erstellungskosten / G eschossfläche Erstellungskosten / H auptnutzfläche Gebäudekosten / G ebäudevolumen Gebäudekosten / G eschossfläche Gebäudekosten / H auptnutzfläche CHF/m 3708 2 667 CHF/m 2 5 940 CHF/m 2 CHF/m 3612 2 303 CHF/m 2 5 130 CHF/m 2 3 066 1 079 1 987 1 987 18 076 4 800 2 155 50 000 11 055 000 479 000 192 000 758 000 267 000 25 000 12 826 000 Energiekennwerte nach SIA 380/1 SN 520380/1 2 900 Energiebezugsfläche m 2 Gebäudehüllzahl 1.17 Heizwärmebedarf kWh/m 2a154 Wärmeerzeugung Gas Kostenstand Kostenstand Datum der Prognose Impressum: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten | Redaktion: Franziska Martin / Anette Höller (AHB) Gestaltungskonzept: blink design, Zürich | Layout: Fabian Unold (AHB) | Druck: LITHOP Electronic Media AG, Zürich Bezugsquelle: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Lindenhofstrasse 21, 8021 Zürich, www.stadt-zuerich.ch | Zürich, Oktober 2015 01.04.2014 14.08.2015 J u ge n d - u n d k u lt u r h a u s Dynamo Zürich-Unterstrass S a n i e ru n g u n d I n s t a n d s t e l l u n g O k t o b e r 2 015 Mit präzisen Eingriffen wurden die drei Gebäude des «Jugend- und Kulturhaus Dynamo» an gegenwärtige Bedürfnisse angepasst. Der bisher komplizierte Weg durch das Haupthaus wurde verbessert und die Präsenz am Limmatufer gestärkt. Der ganz eigene Charakter des Ortes konnte erhalten bleiben. J uge n d - u n d kulturh a us D y n a m o 1 Aufgang zum Saal 3 Konzertsaal Z ü r ich-U n t e r st r a ss 2 Bar im Konzertsaal 4 Nottreppe aus Konzertsaal 1 2 Nur wenige so genannte Jugendhäuser können sich einer derart prominenten städtebaulichen Lage rühmen wie das Dynamo in Zürich. «Prominent» versteht sich in diesem Fall allerdings nicht als «luxuriös» oder «berühmt» wie etwa die Bahnhofstrasse oder das Bellevue. Es ist ganz anders: die Lage ist topografisch und stadträumlich hochinteressant, geradezu brisant. Das Dynamo mit seinem Haupthaus und den beiden Nebengebäuden bildet ein Ensemble, fast ein kleines Dorf, das direkt am Zusammenfluss von Limmat und Sihl liegt. Weniger idyllisch geht es auf der rückwärtigen Seite des Dorfes zu und her: Hier braust der Verkehr auf dem vierspurigen Zubringer zum MilchbuckTunnel. Noch weiter hinten türmt sich an einer Geländekante ein imposantes Gebäudekonglomerat auf, während vorne, entlang des Wassers, der idyllische Kloster-Fahr-Weg an einem Naturschutzgebiet vorbei zum Oberen Letten führt. Kurzum: Am Standort des Dynamos kommt auf engstem Raum vieles zusammen, das scheinbar nicht zusammenpasst und das gerade deshalb die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes ausmacht. In dieser ersten Übersicht war noch nicht einmal von der Nutzung die Rede, die ja genauso wie die «Hardware» von Architektur, Städtebau und Landschaft zu einem Bau gehört. Auch in dieser Hinsicht ist das Dynamo besonders: Als Jugend- und Kulturhaus bietet es Obdach für Musik, Tanz und Theater, für die Bearbeitung von Metall, Medien 3 4 und Textilien und ist überhaupt einfach ein wichtiger Treffpunkt – nicht nur für Junge. Als dritte Ebene kommt die geschichtliche Entwicklung hinzu, die hier nur kurz gestreift werden soll: Alte Häuser stehen neben neueren, das Hauptgebäude wurde 1983 – 88 auf dem Gewölbekeller einer ehemaligen Brauerei errichtet; seit 1960 war im Drahtschmidli ein Jugendhaus eingerichtet, das im Nachgang der Unruhen von 1980 in das grössere «Jugend- und Kulturhaus Dynamo» überführt wurde. Der Neubau aus den 1980er Jahren markierte als «Grosses Haus» mit seinem markanten Satteldach den Ort und die besondere Nutzung, konnte aber nicht auf allen Ebenen überzeugen. So war etwa die wichtige Verbindung vom Haupteingang im Erdgeschoss hoch in den Saal im dritten Stock sowohl architektonisch wie vor allem auch betrieblich ungünstig angelegt. Dieses Problem liess sich zwar im Rahmen der nun erfolgten Sanierung und Instandsetzung nicht grundsätzlich lösen, aber erheblich verbessern. Dem in einem Planerwahlverfahren ermittelten Architekturbüro Kaufmann Widrig aus Zürich gelang es, mit wenigen präzisen Massnahmen einerseits den Weg durch das Haus klarer zu formulieren und andererseits den äusseren Ausdruck zu stärken. Ausserdem musste das Gebäude an etliche technische Normen angepasst werden, die sich im Laufe der Zeit geändert hatten. Da wie fast immer beim Bauen alles mit allem zusammenhängt, kann keine der Massnahmen für sich alleine betrachtet werden: Die Nachrüstung der Erdbebensicherung führen die Architekten sichtbar als neue V-Stützen an der Hauptfassade aus und ergänzen so die bisherigen Öffnungen in Dreiecksform zu einer Raute. Dadurch wird gleichzeitig die bisherige Trennung von Sockel und Aufbau aufgehoben und das Gebäudevolumen zu einer einzigen Einheit zusammengebunden. Auch das Dach ist nun stärker in das Gesamtvolumen integriert: Seine Erscheinung wurde gestalterisch beruhigt und die ganze Fläche mit Sonnenkollektoren eingedeckt. Das Dach ist farblich dem dunklen Fassadenton angeglichen – entstanden ist ein abstrakteres, klarer gefasstes Gebäude. Indem die in den 1980er Jahren erfolgten Anbauten an die kleineren Häuser Wasserwerkstrasse 17 und 19 in der gleichen Farbe gestrichen sind wie das Haupthaus, werden sie als hinzugefügte Elemente kenntlich gemacht und damit umgekehrt der historische Wert der beiden historisch bedeutenden Bauten hervorgehoben. Andererseits wird dadurch das ganze Ensemble der Häuser in seiner Wirkung als Gruppe gestärkt. Zusätzlich wurde bei beiden Nebengebäuden dank neuer Dachkonstruktionen die Erdbebensicherheit gewährleistet. Unter der Teilung in «unten» und «oben» litt auch die Erschliessung. Durch das Ausräumen einiger Einbauten im Eingangsbereich wird dieser zweige- schossig und räumlich grosszügiger. Die Treppe, die hinauf in den Saal führt, ist jetzt unmissverständlich erkennbar, unter anderem auch an den grasgrün gestrichenen Wänden und Treppenläufen, und endet im dritten Obergeschoss neu direkt vor dem Eingang zum Saal. An der Fassade ist die Stärkung der vertikalen Erschliessung unmittelbar abgebildet. Silberfarbe zieht sich von unten nach oben, gekrönt vom Schriftzug «Dynamo», der um die Gebäudeecke greift. Die Schrift ist sogar von der einige hundert Meter entfernten Walchebrücke aus zu erkennen: Signaletik erscheint hier für einmal im städtebaulichen Massstab. Oben im grossen Saal rückten Kaufmann Widrig die Bühne wieder an ihre ursprüngliche Stelle an der schmaleren Seite des Gebäudes und rüsteten den Raum komplett mit aktueller Veranstaltungstechnik aus. Des Weiteren brachten neue Gesetze neue Raumtypen hervor: Das Rauchverbot führte zum Einbau von zwei Fumoirs (eines auf der Galerie des Saales, das andere im Untergeschoss bei der Disco) und der Lärmschutz verlangt die Einrichtung so genannter Lärmausgleichszonen – Räume, in denen sich Konzertbesucher hinsetzen und ihre Ohren einen Moment lang entspannen können. Mit einem neuen Fluchtweg werden nun auch die gültigen Brandschutzvorschriften erfüllt. Die dafür erforderliche neue Fluchttreppe ist das einzige zusätzliche Bauteil, das im Rahmen der Sanierung hinzugefügt wurde. In der Materialisie- rung und Gestaltung nehmen die Architekten die Formensprache eines bereits bestehenden Treppenturms nordwestlich neben dem DynamoHauptgebäudes auf; die Fluchttreppe aus Sichtbeton fügt sich auf diese Weise als weiteres Element sehr selbstverständlich in das heterogene Konglomerat am Limmatufer ein. Einiges hat sich dort verändert, und doch ist vieles so geblieben wie es war. Der Charme dieses aussergewöhnlich urbanen Ortes konnte erhalten werden. Text: Caspar Schärer Fotos: Georg Aerni