Active House – ein Pflichtenheft

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Active House – Ein Pflichtenheft
Gebäude, die mehr geben, als sie nehmen
1. Ausgabe
1
Foto Adam Mørk
Einführung
Die Welt sieht sich heute mit vielfältigen ökologischen Herausforderungen konfrontiert. Unsere natürlichen Ressourcen sind gefährdet, das Problem
der globalen Erwärmung muss gelöst werden und
unsere bekannten Energiequellen neigen sich dem
Ende zu.
Gleichzeitig besteht ein wachsender Bedarf zur
Deckung des menschlichen Grundbedürfnisses
nach einem gesunden, behaglichen Raumklima.
Das Active House-Konzept will Lösungen für diese
Herausforderungen anbieten. Das vorliegende
Pflichtenheft steht für die nächste Generation
nachhaltiger Gebäude, bei denen das Wohlbefinden der Nutzer im Mittelpunkt steht.
Dieser Bericht skizziert die Vorgaben für die Planung eines Active Housees: eines Gebäudes also,
in dem Energieeffizienz mit einem besonderen
Augenmerk für das Raumklima, die Gesundheit
und das Wohlbefinden der Nutzer kombiniert
wird. Geltungsbereich dieses Pflichtenhefts sind
Wohngebäude. Das Pflichtenheft vermittelt einen
Überblick über die Vision, die hinter Active House
steckt, es erläutert die Schlüsselelemente, die in
die Entwicklung des Active House-Konzepts eingeflossen sind, und fasst die technischen Spezifikationen für ein Active House zusammen.
Das vorliegende Active House-Pflichtenheft soll als
Leitfaden für die Planungs- und Baubranche auf
internationaler Ebene dienen. Es schlägt einerseits
innovative technische Lösungen vor, während es
Foto Adam Mørk
2
gleichzeitig die Ziele für die architektonische
Qualität und die ökologische Planung unter
Wahrung der Energieeffizienzvorgaben vorgibt.
Baupraktiker und verschiedene Spezialisten haben
sich im Rahmen wissenschaftlicher Zusammen­
arbeit und durch praktischen Wissens- und
Erfahrungsaustausch engagiert zusammengetan,
um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen:
Gebäude, die einen positiven Beitrag zur Energiebilanz leisten, ein gesünderes und angenehmeres
Leben ermöglichen und einen positiven Umwelt­
einfluss haben.
Dieses Pflichtenheft wurde auf der Grundlage
eines Open-Source-Modells entwickelt. In die
Entwicklung sind Online-Diskussionen und
Colourbox
-Beiträge sowie Resultate von Meetings und
Workshops unter breiter Beteiligung der Baubranche auf der ganzen Welt eingeflossen. Das
jetzt vorliegende Pflichtenheft ist in der Tat die
erste Ausgabe. Die nächsten Schritte werden auf
die Kommunikation der Spezifikationen und den
fortgesetzten Dialog auf Basis praktischer Erfahrungen abzielen.
Aufgrund der in diesen Gesprächen gewonnenen
Erkenntnisse wird die nächste, verbesserte Ausgabe des Pflichtenhefts erstellt, die innerhalb der
nächsten zwei Jahre herausgebracht werden soll.
Brüssel, 14. April 2011
Foto Adam Mørk
3
1.0 Vision
1.0 Vision
Active House ist die Vision von Gebäuden, die ihren Bewohnern ein gesünderes und komfortableres Leben ermöglichen, ohne Beeinträchtigung
des Klimas – ein Schritt auf dem Weg in eine sauberere, gesündere und
sicherere Welt.
Die Active House-Vision setzt hochambitiöse langfristige Ziele für die
künf­tige Gebäudesubstanz. Zweck der Vision ist es, die interessierten
Kreise in einem ausgewogenen, ganzheitlichen Ansatz zum Baudesign
und zur Gebäudeeffizienz zu vereinen sowie betreffend Bauvorhaben,
Produktinnovation, Forschungsinitiativen und Leistungsziele eine Zusammenarbeit zu fördern, die uns der Vision näher bringen kann.
Das Active House bietet eine Zielvorgabe für die Planung und Renovierung von Gebäuden, die durch die Fokussierung auf die Lebensbedingungen im Wohn- und im Aussenbereich sowie den Einsatz erneuerbarer
Energie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen positiv
beeinflussen. Ein Active House wird auf der Basis des Zusammenwirkens
von Energieverbrauch, Raumklimabedingungen und Umweltauswirkungen bewertet.
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ENERGIE
RAUMKLIMA
UMWELT
ENERGIE – es leistet einen positiven Beitrag zur Energiebilanz
des Gebäudes
Ein Active House ist energieeffizient und sein gesamter Energiebedarf
wird durch im Gebäude integrierte, erneuerbare Energiequellen oder
durch das lokale öffentliche Energiesystem und Stromnetz abgedeckt.
RAUMKLIMA – es ermöglicht den Bewohnern ein gesünderes
und komfortableres Leben
Ein Active House schafft gesündere und komfortablere Raumbedingungen für seine Bewohner, indem das Gebäude reichlich Tageslicht und
frische Luft bereitstellt. Die verwendeten Baustoffe wirken sich positiv
auf Komfort und Raumklima aus.
UMWELT – es hat einen positiven Umwelteinfluss
Ein Active House ermöglicht eine positive Interaktion mit der Umwelt,
beispielsweise durch eine optimierte Verbindung zu den örtlichen
Gegebenheiten und eine gezielte Nutzung der Ressourcen bei gleich­
zeitiger Berücksichtigung des gesamten Umwelteinflusses des Active
Housees während seiner gesamten Lebensdauer.
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1.1 Leitprinzipien
1.1 DIE LEITPRINZIPIEN DES Active HouseES
Ein wichtiger Aspekt des Active House-Konzepts besteht in der ‚Integration‘. Energie, Raumklima und Umwelt sind zwar die Schlüsselkomponenten der Vision; der eigentliche Wert des Gebäudes wird jedoch dadurch
bestimmt, wie ihre Integration die architektonische Qualität sowie die
Gesundheit, den Komfort und das menschliche Wohlbefinden verbessert.
Integration bedeutet somit:
• Ein Gebäude, das die Anforderungen an Komfort, Klima, Energie, Umwelt
und Ökologie in einem attraktiven Ganzen vereint.
• Ein Gebäude, in dem das Zusammenspiel dieser Faktoren zur architek­
tonischen Qualität und zum menschlichen Wohlbefinden beiträgt.
• Ein Gebäude, dessen interaktive Systeme und Räumlichkeiten zur Freude
des Menschen und zu einem umweltbewussten Familienleben beitragen.
Im Mittelpunkt stehen dabei drei Leitprinzipien:
ENERGIE
•E
in Gebäude, das energieeffizient und einfach zu bewirtschaften ist.
•E
in Gebäude, das die gesetzlichen Vorgaben zur Energieeffizienz massgeblich übertrifft.
•E
in Gebäude, das vielfältige, in die Gesamtkonzeption integrierte Energiequellen nutzt.
RAUMKLIMA
• Ein Raumklima, das die Gesundheit, den Komfort und das Wohlgefühl
verbessert.
• Ein Gebäude, das eine gute Raumluftqualität, ein geeignetes Raumklima
sowie optischen und akustischen Komfort gewährleistet.
• Ein Raumklima, das durch die Bewohner leicht zu regeln ist und das
gleichzeitig ein umweltbewusstes Verhalten fördert.
Umwelt
•E
in Gebäude, das möglichst umweltverträglich und in die Kultur eingebunden ist.
•E
in Gebäude, das Umweltschäden vermeidet und einen Beitrag zur
Biodiversität vor Ort leistet.
•E
in Gebäude, das aus Materialien mit einem möglichst hohen RecyclingAnteil gebaut ist und das selbst recycelfähig bzw. wiederverwendbar ist.
6
7
Foto Morten Fauerby
1.2 Active House-Radar
1.2 Active House-Radar
Ein Active House ist das Ergebnis der Bemühungen, die drei Leitprinzipien Energie, Raumklima und Umwelt in die Gebäudeplanung und in das
fertige Gebäude einfliessen zu lassen. Diese Ziffer zeigt, wie alle Para­
meter innerhalb jedes Prinzips aufeinander abgestimmt sind. Sie zeigt
weiterhin, dass die Active House-Parameter von einer aktiven Auswahl
innerhalb jedes Parameters abhängen.
8
0,33*Trm + 18,8°
9
2.0 Energie
Weltweit werden ca. 40% des gesamten Energieaufkommens für die
Heizung, Kühlung und Stromversorgung von Gebäuden verbraucht.
Betrachtet man den gesamten Energieverbrauch über die Lebensdauer
eines Gebäudes, so stellen Energieleistung und Energieversorgung
wichtige Faktoren im Zusammenhang mit der Problematik des Klima­
wandels, der Versorgungssicherheit und eines global geringeren
Energie­verbrauchs dar.
Die Bauweise, die Ausrichtung und die Materialwahl eines Active Housees
werden so optimiert, dass es so wenig Energie wie möglich verbraucht
und erneuerbare Energiequellen nutzt.
Aus diesem Grund basiert die Planung eines Active Housees auf der „Trias
Energetica“, einem dreistufigen Ansatz für nachhaltiges Design:
1) M
inimierung des Energie-Eigenbedarfs des Gebäudes durch architektonische Massnahmen, z.B. Gebäudeausrichtung, Materialwahl und
Gebäudeform.
2) Möglichst weitgehende Deckung des restlichen Energiebedarfs aus
erneuerbaren und CO2-freien Energiequellen auf dem Gebäude selbst,
auf dem Grundstück oder aus der Energieversorgung.
3) Der eventuelle Restversorgungsbedarf kann durch fossile Brennstoffe,
die in hocheffizienten Energieumwandlungsverfahren gewonnen
werden, aufgefüllt werden.
Das Konzept der „Trias Energetica“: die umweltfreundlichste Energie ist
eingesparte Energie.
Möglichst
effiziente
Produktion und
Nutzung fossiler Energie.
Verwendung nachhaltiger
Energieträger anstelle
begrenzter fossiler Brennstoffe.
Verringerung des Energiebedarfs durch Abfallvermeidung
und Einführung energiesparender Massnahmen.
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2.1 Jährliche Energieleistung
2.1 JÄHRLICHE ENERGIELEISTUNG
Die jährliche Energieleistung in einem Active House basiert auf Kalkulationen der Primärenergie und umfasst den Energiebedarf des Gebäudes
und der Haushaltsgeräte sowie die Energieversorgung aus erneuerbarer
Energie. Die Anforderungen bezüglich Energiebedarf, erneuerbarer Energie und Prüfungen folgen in den Kapiteln 2.2-2.4.
Quantitativ
Ein Active House kann auf der Grundlage der jährlichen Energieleistung
klassifiziert werden, wobei neue Gebäude vorzugsweise als Kategorie 1-3
eingestuft werden sollten, während Kategorie 4 nur für Gebäudesanierungen verwendet werden sollte.
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Energie- und
CO2-Berechnung
Die Berechnung der Primärenergie und der CO2-Emissionen basiert
auf der national anwendbaren Berechnungsmethode unter
Verwendung national anerkannter Effizienz-/Umrechnungs- und
Emissionsfaktoren sowie von Klimadaten. Die Definition der
beheizten Geschossfläche folgt der nationalen Definition.
Jährliche
Energieleistung
Die jährliche Energieleistung basiert auf Berechnungen der
Primär­energie und umfasst die Berechnung des Energiebedarfs
des Gebäudes, des Energiebedarfs der Haushaltsgeräte sowie eine
Berechnung des Anteils an genutzter erneuerbarer Energie.
Die Klassifizierung eines Active Housees erfolgt aufgrund des Jahres­
verbrauchs an Primärenergie, wobei folgende Richtwerte gelten:
1: ≤ 0 kWh/m2 für das Gebäude und die Haushaltsgeräte
2: ≤ 0 kWh/m2 für das Gebäude
3: ≤ 15 kWh/m2 für das Gebäude
4: ≤ 30 kWh/m2 für das Gebäude (Modernisierung)
11
2.2 Energiebedarf
2.2 Energiebedarf
Bei der Berechnung des Energiebedarfs eines Active Housees muss die
gesamte für das Gebäude und die Haushaltsgeräte benötigte Energie
berücksichtigt werden. Die Energiebedarfsklassifizierung schliesst den
Energiebedarf des Gebäudes ein. Neubauten zeichnen sich normalerweise durch einen niedrigen Energiebedarf aus, während renovierte
Gebäude einen höheren Bedarf haben.
Bei der Planung der Energienutzung in einem Active House ist darauf zu
achten, dass der Wärmeverlust des Gebäudes einschliesslich der Wärmeübertragung durch bauliche Gegebenheiten, Wärmebrücken usw.
weitestgehend minimiert wird. Die Energieleistung von Bauprodukten
und Bauelementen und die Zielwerte bezüglich Wärmebrücken,
Luftdichtheit usw. müssen mindestens die nationalen Anforderungen
in den jeweiligen Bereichen erfüllen. Dies gilt auch für die Berechnungsmethode.
In der Planungsphase ist es von entscheidender Bedeutung, die Energienutzung ganzheitlich zu betrachten. Das bedeutet beispielsweise, dass
ein Active House durch maximale Nutzung energiesparender Lösungen
optimiert werden sollte. Derartige Lösungen können sein: Solarertrag,
Tageslicht, natürliche Belüftung usw. Derselbe Ansatz kommt bei der
Reduzierung des Kühlbedarfs zum Tragen. Exponierte Fassaden und
Fenster müssen beschattet werden, und zwar entweder mit dauerhafter
Sommerbeschattung oder aber – vorzugsweise – mit dynamischer
Beschattung durch die intelligente Isolierung von Glasfassaden.
Das Managementsystem eines Active Housees muss für die Gebäudenutzer einfach zu bedienen sein. Das System muss zu einer verbesserten
Qualität des Raumklimas bei gleichzeitiger Minimierung des Energie­
verbrauchs des Gebäudes beitragen.
12
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Jährlicher Energiebedarf
des Gebäudes
Der jährliche Energiebedarf beinhaltet den Energiebedarf für Raum­
heizung, Warmwasseraufbereitung, Belüftung, Klimatisierung inkl.
Kühlung, technische Installationen und Strom für die Beleuchtung.
Qualitativ
Quantitativ
1: ≤ 30 kWh/m2
2: ≤ 50 kWh/m2
3: ≤ 80 kWh/m2
4: ≤ 120 kWh/m2 (nur bei Modernisierung)
Jährlicher Energiebedarf
der Haushaltsgeräte
Der jährliche Energiebedarf für Haushaltsgeräte beinhaltet Weissware
(elektr. Küchen- und Haushaltsgeräte), TV-Geräte, Computer und Ähnliches.
Anforderungen an
individuelle Produkte und
Konstruktionselemente
Die Anforderungen an individuelle Produkte und Konstruktionselemente
(d.h. z.B. Mindestwärmewiderstände, maximale Wärmebrückeneffekte,
Luftdichtheit) müssen mindestens die Anforderungen der nationalen
Bauvorschriften erfüllen.
Gebäudemanagementsystem
Ein Active House sollte über einfach zu bedienende, nutzerfreundliche
Einstellmöglichkeiten für das Raumklima und die Energienutzung im
Gebäude verfügen.
Anforderungen an
individuelle Produkte,
Konstruktionselemente
und Haushaltsgeräte
Wurden die gewählten Produkte und Konstruktionslösungen unter Kosten- und Wartungsaspekten begutachtet? Wie wurde die Entscheidung
über die individuellen Produkte und Konstruktionslösungen getroffen?
Architektonische
Designlösungen
Wie werden die architektonischen Designlösungen im Rahmen eines
ganzheitlichen Gebäudeansatzes bzw. zur Erzielung eines niedrigen
Energiebedarfs eingesetzt?
Wurden bei den Haushaltsgeräten die Lösungen mit der höchsten
Energieeffizienz gewählt?
13
2.3 Energieversorgung
2.3 ENERGIEVERSORGUNG
Ziel ist es, die Energieversorgung eines Active Housees auf erneuerbaren
Energiequellen entsprechend der gewählten Energieleistungsklassifikation zu basieren.
Es bestehen keine speziellen Anforderungen bezüglich Ort und Art der
Produktion der erneuerbaren Energie. Allerdings muss dokumentiert
werden, dass die Energie im Energiesystem aus erneuerbaren Energie­
trägern stammt. Wird das Gebäude mit weniger als 100% erneuerbarer
Energie aus dem Energiesystem versorgt, muss die restliche Energie
auf dem Gebäude bzw. dem Grundstück produziert werden und in das
Energiesystem zurückgeführt werden.
Bedarf und Definition der erneuerbaren Energie lehnen sich an die
nationalen Auslegungen und an die EU-Richtlinie zur Nutzung von
Energie aus erneuerbaren Quellen an.
Die qualitativen Anforderungen an ein Active House konzentrieren sich
auf die Planungsphase und der Planer muss die Integration erneuerbarer Energiequellen auf dem Gebäude bzw. dem Grundstück evaluieren.
Eine solche Evaluation erfolgt zwar individuell, es muss aber der Nachweis erbracht werden, dass die Evaluation stattgefunden hat.
14
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Jährliche Energie­
versorgung
Die jährliche Energieversorgung aus erneuerbarer Energie und CO2-freien
Energiequellen wird kalkuliert und in unterschiedliche Quellen unterteilt
(Photovoltaik, Windkraft, Wärmepumpen, Solarthermie, Biomasse usw.).
Herkunft der
Energieversorgung
Die erneuerbaren Energiequellen können entweder auf dem Gebäude,
auf dem Grundstück, in einem nahegelegenen Energiesystem oder im
Stromnetz liegen.
Die Energieversorgung kann eine Mischung der oben aufgeführten
Lösungen sein und wird wie folgt klassifiziert:
Quantitativ
1: 100% der Energie werden auf dem Grundstück produziert
2: mehr als 50% der Energie werden auf dem Grundstück produziert
3: mehr als 25% der Energie werden auf dem Grundstück produziert
4: weniger als 25% der Energie werden auf dem Grundstück produziert
Quellen der erneuerbaren Energie
Die Definition der erneuerbaren Energiequellen folgt der EU-Richtlinie
zur Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (2009/28/ EG vom
23. April 2009).
Leistung des erneuerbaren Energiesystems
Die Leistungsanforderung an die individuelle erneuerbare Energiequelle
muss die nationalen Anforderungen des Baurechts erfüllen.
Qualitativ
Alternativ zu den nationalen Anforderungen können die Anforderungen
der EU-Richtlinie zur Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen
(2009/28/ EG vom 23. April 2009) verwendet werden.
Planung
Wie wurde die Integration der erneuerbaren Energie als Teil der Bau­
planung und der Typologie von Gebäude und Grundstück bewerkstelligt?
Herkunft der Energie­
versorgung
Wurde die Energieversorgung unter Kostengesichtspunkten evaluiert?
Auf der Grundlage welcher Überlegungen wurde die Entscheidung über
die Herkunft der Energieversorgung getroffen?
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2.4 Energievalidierung
2.4 ENERGIEVALIDIERUNG
Während der Bauphase sollte ein Bauwerksgutachten erstellt werden,
um sicherzustellen, dass das Gebäude gemäss Pflichtenheft und Bau­
kalkulation errichtet wird.
Besonders wichtig ist die Bestimmung einer Methode zur Berechnung
der jährlichen Energienutzung und der jährlichen Energieversorgung
in einem Active House.
Weiterhin sollte für ein Active House eine Überwachungs- und Abnahmephase festgelegt werden, um zu gewährleisten, dass die verbrauchte
Energie wie vorgesehen genutzt wird. Der Hausbesitzer erhält Angaben
über die jährliche Energieleistung.
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Quantitativ
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Zahlenspezifikation
Bei der Kalkulation des Jahresbedarfs wird der Energiebedarf für die
einzelnen Bereiche gemäss Abschnitt 1.2 festgelegt:
• Raumheizung, Warmwasseraufbereitung, Belüftung, Kühlung und
Klimatisierung, Strom für Beleuchtung und Haushaltsgeräte
Die Evaluation der jährlichen Energieleistung bestimmt die Versorgung
aus folgenden Quellen:
• individuelle, in das Gebäude integrierte erneuerbare Energiequellen
• Stromversorgung aus dem lokalen Energiesystem und Anteil der
erneuerbaren Energie sowie der CO2-Emissionen aus dem lokalen
Energiesystem
Vor-Ort-Kontrolle
Ein zertifizierter Fachmann muss eine Vor-Ort-Kontrolle der angewandten Lösungen und Produkte vornehmen, um den Nachweis zu erbringen,
dass die Energielösungen im Gebäude den Planungsstandard erfüllen.
Die Luftdurchlässigkeit des Gebäudes und die Wärmebrücken müssen
während der Bauphase evaluiert werden.
Überwachung
Der Energieverbrauch und die erzeugte Energie müssen auf jährlicher
Basis überwacht werden.
Für sämtliche Arten der Energieerzeugung/des Energieverbrauchs im
Gebäude sind Messvorrichtungen vorzusehen.
Qualitätskontrolle
Welche Qualitätskontrollen der Energieleistung wurden durchgeführt
bzw. wo und wann wurden sie durchgeführt?
Inbetriebnahme
Wie sieht der Ablauf der Inbetriebnahme des Gebäudes aus? Werden
bei der Inbetriebnahme Faktoren wie Nutzerverhalten, Anzahl der
Gebäudenutzer, Heiz- und Lüftungssystem, Steuerung dynamischer
Lösungen und Produktion erneuerbarer Energie berücksichtigt?
Qualitativ
Welche Massnahmen sind für den Fall von Abweichungen der Energienutzung von den kalkulierten Werten vorgesehen, um die kalkulierten
Werte zu erzielen?
Richtlinien für die
Gebäudenutzer
Welche Massnahmen wurden in die Wege geleitet, um sicherzustellen,
dass Hauseigentümer und Gebäudenutzer über relevante Informationen
bezüglich der erwarteten Gebäudeleistung sowie über Anleitungen zur
Nutzung und Optimierung des Gebäudes verfügen?
Energiesteuerung
Welche Massnahmen wurden vorgesehen, um zu gewährleisten, dass
die Gebäudenutzer über Möglichkeiten zur Steuerung und Optimierung
des Energieverbrauchs verfügen?
Wartung/Unterhalt
Welche Massnahmen wurden unternommen, um sicherzustellen, dass
die Gebäudenutzer die Möglichkeit zur Wartung der technischen
Einrichtungen sowie anderer Gebäudeteile haben, die sich auf die
Energieleistung auswirken?
Quellen und Instrumente: Nationale Kalkulationsmethode, nationale Primärfaktoren und Klimadaten, EU-Richtlinie zur Energieleistung von
Gebäuden (2010/31/EG vom 19. Mai 2010), EU-Richtlinie zur Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (2009/28/EG vom 23. April 2009),
nationale Prüf- und Beurteilungsmethoden, wie z.B. Blower-Door-Test und Wärmebildaufnahmen.
17
3.0 Raumklima
3.0 RAUMKLIMA
Rund 90% unserer Zeit verbringen wir in Räumen, daher hat die Qualität
des Raumklimas erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser
Wohlbefinden. Gutes Raumklima ist der Schlüsselfaktor bei Aktivhäusern, weshalb die Gewährleistung guter Raumluft, eines angenehmen
thermischen Klimas sowie von optischem und akustischem Komfort
feste Bestandteile der Hausplanungsphase sein müssen. Zur Sicherstellung dieser Verfahrensweise müssen die nachfolgenden Parameter
berücksichtigt werden.
Die Anforderungen an das Raumklima in einem Active House sind sowohl
qualitativer als auch quantitativer Natur. Die Beurteilung der quantitativen Parameter stuft das Gebäude (oder einen bestimmten Raum) in
eine von vier, von 1 bis 4 reichenden Kategorien ein, wobei Kategorie 1 der
höchsten und Kategorie 4 der niedrigsten Leistungsstufe entspricht (siehe
Tabelle 1). Die Leistungsstufen 1, 2 und 3 decken sich in vielen Fällen exakt
mit den Kategorien A, B und C für Wohngebäude in EN 15251.
Die Anforderungen an das Raumklima können durch Angabe der erforderlichen Stufe (1, 2, 3 oder 4) für jeden Parameter als Leistungsziel für
das aus Architekten und Ingenieuren bestehende Planungsteam ange­
geben werden. Die Kategoriestufen können ebenfalls als Referenzstufen
beispielsweise bei Messungen in Bestandsgebäuden verwendet werden.
3.1 WIE WERDEN DIE UNTERSCHIEDLICHEN KATEGORIEN EINGESETZT?
Die Grundidee bei der (Neu)Planung eines Wohngebäudes oder einer
Wohnanlage besteht darin, für jeden der vier Faktoren eine Zielgrösse zu
bestimmen, also beispielsweise „Kategorie 2“ für Lärm und Akustik. Für
alle Unterfaktoren innerhalb dieses Hauptfaktors gilt dieselbe Endqualität
als Zielgrösse, d.h. beispielsweise die Verwendung des Kategorie-2-Werts
für Systemrauschen und Kategorie 2 für die Fassadenisolierung usw.
Bei der Beurteilung von Bestandsgebäuden ergeben sich für unterschiedliche Räume möglicherweise auch unterschiedliche Qualitätsstufen. Dies
ist beispielsweise dann der Fall, wenn das Systemrauschen in Schlafzimmer 1 auf Stufe 1, in Schlafzimmer 2 auf Stufe 2 und in Wohnzimmer und
Küche wiederum auf Stufe 1 liegt. In diesem Fall gilt der „schlechteste
Raum“, was bedeutet, dass die Gesamtqualität des gesamten Gebäudes
im Bereich Lärm und Akustik mit der Kategorie 2 bewertet wird.
18
3.1 Raumklimakategorien
Bezüglich Zeitfaktor gilt Folgendes: Die genannten Anforderungen sollten während mindestens 95% der Belegungszeit erfüllt werden. Während
der Abwesenheit der Bewohner auftretende Überhitzungs­zeiten werden
daher nicht berücksichtigt. Die Hauptfrage lautet: Wie ist die Qualität
des Raumklimas, wenn die Bewohner zuhause sind? Die Entscheidung
für eine angemessene Annahme der Nutzungsstunden erfordert somit
besondere Sorgfalt und sollte erst nach entsprechender Berücksichtigung
des Bewohnertyps getroffen werden. So unterscheidet sich beispielsweise
die Nutzungszeit bei einem Wohnkomplex für ältere Menschen ganz
massiv von einem Apartmentkomplex für junge, kinderlose Berufstätige
in Städten.
KATEGORIE
ERLÄUTERUNG
1
Geeignet bei sehr hoher Erwartungshaltung. Empfohlen beispielsweise für
Räume, die von sehr empfindlichen bzw. geschwächten Personen mit speziellen
Bedürfnissen genutzt werden (Kranke, Kleinkinder, ältere Menschen usw.).
2
Geeignet bei überdurchschnittlicher Erwartungshaltung. Sollte bei neuen
Wohnungen und bei umfangreicheren Sanierungen als Standard gelten.
3
Geeignet bei durchschnittlicher Erwartungshaltung. Kann als Referenz
bei kleineren Renovierungen bzw. als Referenzwert zur Messung in
Bestandsgebäuden mit gutem Leistungsprofil eingesetzt werden.
4
Geeignet bei eingeschränkter Erwartungshaltung. Kann als Referenz
für Messungen in älteren Bestandsgebäuden eingesetzt werden.
Tabelle – Anwendungsbeschreibung der unterschiedlichen Raumklimakategorien (Basis: EN 15251:2007).
19
3.2 Licht und Aussicht
3.2 LICHT UND AUSSICHT
Eine angemessene Beleuchtung und insbesondere ein gut geplanter
Tageslichteinfall sorgen für eine ganze Reihe von gesundheitlichen
Vorteilen für die Gebäudebewohner. Darüber hinaus beeinflussen sie die
Stimmungslage und das Wohlbefinden in positiver Weise. Dies gilt ebenfalls für eine optimierte Aussicht. Aus diesem Grund sollten Wohnungen
einen optimalen Einfall von natürlichem Tageslicht sowie attraktive
Ausblicke nach draussen gewährleisten, so dass am Tag weitgehend auf
elektrische Beleuchtung verzichtet und damit auch der gesamthafte
Stromverbrauch für die Beleuchtung reduziert werden kann.
In der folgenden Tabelle sind keine Anforderungen bezüglich der Beleuchtung (künstliches Licht) enthalten, da dieser Faktor in Wohnsituationen
ausserhalb des Einflussbereichs der Gebäudeplaner liegt: Die Endnutzer
entscheiden selbst über Art und Regelung der installierten Beleuchtung.
Weiterhin sind keine Anforderungen bezüglich Reflexionsgrad und Farbe
von Fussböden, Decken und Wänden aufgeführt. Diese Faktoren beeinflussen selbstverständlich den optischen Komfort in den Räumen (hellere
Farben sorgen für eine bessere Tageslichtdurchdringung), liegen aber
ebenfalls weitestgehend ausserhalb des Einflussbereichs der Planer.
20
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Tageslichtquotient/
Tageslichtfaktor
Die Menge an Tageslicht in einem Raum wird durch den durchschnitt­
lichen Tageslichtquotienten (D) auf Höhe (ca. 0,8 m) einer waagrechten
Arbeitsfläche (Tisch) ermittelt. Die Tageslichtquotienten werden
mithilfe eines bestätigten Tageslichtsimulationsprogramms berechnet.
Der Tageslichtquotient wird zimmerweise bestimmt.
Für die tagsüber genutzten Haupträume (Wohn- und Arbeitsbereiche
wie z.B. Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Esszimmer, Küche, Schlafzimmer
oder Kinderzimmer) beträgt der minimale Tageslichtquotient
1: D > 5% im Durchschnitt
2: D > 3% im Durchschnitt
3: D > 2% im Durchschnitt
4: D > 1% im Durchschnitt
Quantitativ
Quellenangabe: CIBSE 2002 Code of Lighting.
Verkehrsflächen und Badezimmer sollten vorzugsweise Tageslicht­
zugang haben.
Direkter
Sonnenlichteinfall
Mindestens für einen der Wohnräume sollte der Sonnenlichteinfall für
die Tag- und Nachtgleiche zwischen Herbst und Frühling verfügbar sein:
1: Mindestens 10% der wahrscheinlichen Sonnenstunden.
2: Mindestens 7,5% der wahrscheinlichen Sonnenstunden.
3: Mindestens 5% der wahrscheinlichen Sonnenstunden.
4: Mindestens 2,5% der wahrscheinlichen Sonnenstunden.
Mithilfe von Beschattungsvorrichtungen sollte bei Bedarf ein direkter
Sonnenlichteinfall ausgeschlossen werden können.
Die Beurteilung erfolgt gemäss der englischen Norm BS 8206-2:2008
„Lighting for buildings - Part 2: Code of practice for daylight“.
Qualitativ
Aussicht
Fenster sollten so platziert sein, dass sie einen bestmöglichen Ausblick
nach draussen (auf Himmel und Umgebung) ermöglichen. Fenster mit
Blick nach draussen sollten über einen hohen Sichtdurchlässigkeitsgrad
verfügen und die Tageslichtfarbe so wenig wie möglich verfälschen.
Beschattungsvorrichtungen, die den Blick nach draussen bei gleichzeitiger Erfüllung der Beschattungsanforderungen möglichst wenig beeinträchtigen, ist der Vorzug zu geben. Dies gilt insbesondere für Fenster
in Wohnzimmern, Arbeitszimmern, Küchen und anderen am Tag häufig
genutzten Räumen.
21
3.3 Thermische Umgebung
3.3 THERMISCHE UMGEBUNG
Eine angenehme thermische Umgebung ist Voraussetzung für ein behagliches Heim. Die richtige thermische Umgebung sowohl im Sommer
als auch im Winter hebt die Laune der Bewohner, verbessert ihr Leistungsvermögen und verhindert bzw. lindert in gewissen Fällen Krankheiten (z.B. in Häusern für betagte Bewohner). Gebäude sollten eine
Überhitzung im Sommer so gut wie möglich vermeiden und im Winter
die Raumtemperaturen ohne unnötigen Energieeinsatz optimieren.
Wo immer möglich, sollte einer guten Bauphysik und durchdachten
Sonnenschutzlösungen der Vorzug gegenüber komplizierten und
energieintensiven mechanischen Systemen gegeben werden.
Maximalabweichungen zwischen Tiefst- und Höchsttemperatur wurden
nicht berücksichtigt, da dieser Faktor für Wohngebäude als nicht
relevant betrachtet wird. Die Möglichkeit für erhebliche Schwankungen
sollte gegeben sein, um nächtliche Abkühlung und die Speicherfähigkeit
der Gebäudemasse nutzen zu können.
Im vorliegenden Dokument wurden die adaptiven (d.h. die selbst
beeinflussbaren) oberen Temperaturgrenzen für Büros aus Anhang A2
der Norm EN 15251:2007 verwendet, da diese Norm keine spezifischen
adaptiven Obergrenzen für Wohngebäude angibt. Im Normalfall verfügen Angestellte in Büros über weniger adaptive Möglichkeiten: Die
Möglichkeiten zur Anpassung der Kleidung sind hier eingeschränkter
als in Wohngebäuden und der Einsatz bedienbarer Fenster ist in Büros
normalerweise stärker eingeschränkt. Die Verwendung der adaptiven
Anforderungen für Büros in Verbindung mit Wohngebäuden ist daher
ein konservativer Ansatz, der zu einer Überschätzung der Überhitzungs­
gefahr in Wohn- und Schlafzimmern führen kann.
22
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Maximale
Betriebs­
temperatur
im Sommer
Zur objektiven Einschätzung der Überhitzungsgefahr wird ein dynamisches Wärmesimulationsinstrument eingesetzt, um die Stundenwerte der Raumbetriebstemperatur in Räumen (z.B. in Wohn- und Schlafzimmern, Küchen) bestimmen zu können.
Die Raumbetriebstemperatur wird jeweils raumbezogen betrachtet. In Wohngebäuden ohne mechanische Kühlsysteme (wie z.B. zentrale Klimaanlagen) werden in
den Sommermonaten adaptive Temperaturgrenzen verwendet. Dies bedeutet, dass
die maximal zulässige Innentemperatur an die Wettersituation im Aussenbereich
gekoppelt wird: in wärmeren Perioden steigt sie also.
Die maximalen Raumbetriebstemperaturen für Wohnzimmer, Küchen, Arbeits­
zimmer, Schlafzimmer usw. in Gebäuden ohne mechanische Kühlsysteme und
mit geeigneten Voraussetzungen für natürliche Belüftung (Querlüftung oder
Stosslüftung) wurden wie folgt festgelegt:
1. Ti,o < 0,33*Trm + 20,8°C
2. Ti,o < 0,33*Trm + 21,8°C
3. Ti,o < 0,33*Trm + 22,8°C
4. Ti,o < 0,33*Trm + 23,8°C
Quantitativ
Trm ist die gleitende Durchschnitts-Aussentemperatur gemäss Definition in
Anhang A2 der Norm EN 15251:2007. Die Raumtemperaturgrenzen sind nur
in Perioden mit Aussen-Trm von 12°C oder mehr anwendbar (‚im Sommer‘).
Für Wohnzimmer in Wohngebäuden mit mechanischen Kühlsystemen
(z.B. Klimaanlagen) betragen die maximalen Betriebstemperaturen:
1: Ti,o < 25,5°C
2: Ti,o < 26°C
3: Ti,o < 27°C
4: Ti,o < 28°C
Qualitativ
Quellenangabe: EN 15251:2007.
Für Schlafzimmer (besonders bei Nacht) sollte möglichst ein um 2°C tieferer Wert als
oben angegeben verwendet werden, da die Menschen im Schlaf bzw. beim Versuch
des Einschlafens empfindlicher auf hohe Temperaturen reagieren. In der Küche sind
zeitweise höhere Temperaturen als angegeben (z.B. während des Kochens) zulässig.
Minimale
Betriebs­
temperatur
im Winter
Um feststellen zu können, ob der Wärmekomfort im Winter garantiert ist, wird
ein dynamisches Wärmesimulationsinstrument eingesetzt. Die Raumbetriebs­
temperatur wird jeweils raumbezogen betrachtet.
Individuelle
Regelung
Winter: Die Raumtemperatur sollte bedarfsabhängig, beispielsweise mit regelbaren
Thermostaten, geregelt werden können. Sommer: Die Wärmebedingungen in jedem
Raum sollten manuell beeinflusst werden können, beispielsweise durch das Öffnen
der Fenster oder durch individuelle Einstellung der Sonnenschutzvorrichtungen
(sofern vorhanden). Sind mechanische Kühlsysteme vorhanden, so sollte die jeweilige
Raumtemperatur beispielsweise über regelbare Thermostate eingestellt werden
können. Die Klimasystem-Schnittstellen (z.B. Wandthermostate) sollten intuitiv und
einfach zu bedienen sein.
Durchzug
Lüftungsöffnungen – einschliesslich Fenster, Lüftungsklappen und mechanische
Belüftungsvorrichtungen – müssen so platziert und ausgelegt sein, dass durch
Zugluft hervorgerufene Unannehmlichkeiten auf ein Minimum beschränkt werden.
Die Einstellbarkeit (z.B. von bedienbaren Fenstern und Lüftungsklappen) ist ein
wichtiger zu berücksichtigender Faktor.
Die minimalen Raumbetriebstemperaturen für Wohnzimmer, Küchen, Arbeits­
zimmer, Schlafzimmer usw. in Wohngebäuden wurden wie folgt festgelegt:
1: Ti,o > 21°C
2: Ti,o > 20°C
3: Ti,o > 19°C
4: Ti,o > 18°C
Die Raumtemperaturgrenzen sind nur in Perioden mit Aussen-Trm von 12 °C oder
weniger anwendbar (‚im Winter‘).
23
3.4 Raumluftqualität
3.4. RAUMLUFTQUALITÄT
Raumluft von guter Qualität kann Entzündungen der Schleimhäute,
Asthma und Allergien sowie Herz-Kreislauf- und anderen Erkrankungen
vorbeugen. Sie kann ausserdem Geruchsprobleme verhindern, was sich
wiederum positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt. Gebäude
sollten den Bewohnern eine gute Luftqualität bieten und gleichzeitig den
Energiebedarf z.B. für Belüftung minimieren. Wo immer möglich, sollte
natürliche Belüftung bzw. ein sogenannten Hybridsystem (eine Kombination aus natürlicher und mechanischer Belüftung) zum Einsatz kommen,
da diese Systeme normalerweise benutzerfreundlicher sind und weniger
Gefahren einer internen Verschmutzung der Lüftungsluft bergen.
Für den Mindestwert der relativen Luftfeuchtigkeit bestehen keine
besonderen Anforderungen. In Wohngebäuden (auch unter kühleren
Klimaverhältnissen) ist normalerweise keine Befeuchtung der Raumluft
zur Verhinderung von Beschwerden im Zusammenhang mit „Lufttrockenheit“ bzw. von Entzündungen der Augen und der Atemwege notwendig.
Derartige Beschwerden können durch ausreichende Frischluftzufuhr
mit guter Kontrolle der Zuluftquelle (Verzicht auf schadstoffhaltige Materialien) sowie durch Feuchtigkeits-/Schimmelkontrolle in Nassräumen
(Absauglüftung) wirksamer vermieden werden. Siehe hierzu auch die in
der Norm EN 15251:2007 beschriebene Strategie zur Raumluftqualität.
In der folgenden Tabelle werden darüber hinaus nicht alle potenziellen
Gesundheitsgefährdungen im Zusammenhang mit Raumluft behandelt.
Beispiel: In gewissen Gebieten (z.B. mit felsigem Untergrund) sollten
Anforderungen zum Schutz vor Radon-Strahlung einfliessen. Als weitere
lokal anwendbare Beispiele sind (ultra)feine Partikel in Gebieten mit mittelmässiger Aussenluftqualität (z.B. in der Nähe stark befahrener Autobahnen) oder Legionellen (Bakterien) in Wohngebäuden mit bestimmten
Belüftungs- und Kühlungssystemen anzuführen.
24
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Standardmässige
Frischluftzufuhr
Die Frischluftzufuhr kann durch Messung der CO2-Raumkonzentrationen in den
einzelnen genutzten Räumen gemessen werden. Der CO2-Wert ist ein guter Anhaltspunkt für die Menge der Biogase, also menschlicher Schadstoffe, in der Luft. Die
Stundenwerte sowie die Maximalwerte der CO2-Konzentrationen werden vorzugsweise mit einem dynamischen Simulationsinstrument bestimmt. Zugrundgelegt
werden dabei standardmässige Belegungsraten (z.B. zwei Personen in einem Elternschlafzimmer) und Annahmen für die standardmässige CO2-Produktion pro Person.
Quantitativ
Quantitativ
Es gelten folgende Grenzwerte für die CO2-Raumkonzentration in Wohnzimmern,
Schlafzimmern, Arbeitszimmern und anderen Räumen, in denen sich vorwiegend
Menschen über längere Zeiträume aufhalten:
1. 350 ppm über der CO2-Konzentration im Freien
2. 500 ppm über der CO2-Konzentration im Freien
3. 800 ppm über der CO2-Konzentration im Freien
4: 1100 ppm über der CO2-Konzentration im Freien
Quellenangabe: EN 15251: 2007. In dieser Norm werden übrigens auch die Frischluft­
zufuhrmengen (z.B. für Wohn- und Schlafzimmer) in l/s/m2 angegeben, die zur
Erfüllung der oben genannten CO2-Anforderungen nötig sind.
MindestFrischluftzufuhr
In unbewohnten Wohngebäuden sollte eine Luftaustauschmenge/Luftwechselrate
von mindestens 0,2 h-1 gewährleistet sein, um Schadstoffe aus Materialemissionen,
Geräteemissionen usw. zu entfernen.
Feuchtigkeit
In Räumen mit regelmässig auftretenden Dunst-/Dampfproduktionsspitzen (speziell
Küchen, Badezimmer, Toiletten) ist eine ausreichende Luftabfuhr zur Vermeidung
von Feuchtigkeits- und Schimmelproblemen zu gewährleisten. Der Mindestauslassluftstrom in diesen ‚Nassräumen‘ sollte den Vorgaben in den nationalen Bauvorschriften bzw. Baurichtlinien entsprechen. Stehen diese nicht zur Verfügung, kann
EN 15251: 2007 für beispielhafte Planungswerte (in 3 Kategorien) für den Auslassluftstrom in Küchen, Badezimmern und Toiletten herangezogen werden.
Feuchtigkeitsprobleme lassen sich darüber hinaus durch eine gut isolierte und
kältebrückenfreie Bauhülle vermeiden. Diese dient ferner zur Vermeidung von
Innen- oder Oberflächenkondensation, die wiederum zu Schimmelbildung und
einer Verschlechterung der Raumluftqualität führen kann. Daher sind – auch bei
Sanierungsprojekten – die örtlich geltenden Gebäudeanforderungen hinsichtlich
Wärmeisolation und Temperaturfaktor so weit wie möglich einzuhalten.
Individuelle
Einstellmöglichkeit
Es sollte eine individuelle Einstellmöglichkeit zur Regulierung der Luftaustauschmenge
in Räumen (speziell in Wohn- und Schlafzimmern sowie in Küchen), beispielsweise
durch das Öffnen der Fenster, vorgesehen werden. Ist eine mechanische Belüftung
vorhanden, sollte deren Luftstrommenge in mindestens 3 Stufen regelbar sein.
Zusätzlich kann die Belüftung bedarfsabhängig über CO2- oder Feuchtigkeitssensoren
geregelt werden.
Niedrigemittierende
Baumaterialien
Baukomponenten und -materialien (z.B. behandelte Holzprodukte, Farben und
Dichtmittel) sollten hinsichtlich ihres Ausstosses an chemischen Verbindungen
beurteilt werden, wobei niedrigemittierende Komponenten zu bevorzugen sind.
Vorzugsweise sind Materialien mit Raumklimalabel einzusetzen, z.B. Materialien
mit dem dänischen Raumklimalabel, dem finnischen M1-Label, dem deutschen
AgBB- oder GUT-Label oder dem französischen AFFSET-Label.
Anwenderanleitung
Bei komplizierten Belüftungssystemen oder ungewöhnlichen Nutzerbeschränkungen
(z.B. Innenmaterialien, die durch die Bewohner eingebracht werden) sollte eine
leicht verständliche „Raumluft-Nutzeranweisung“ bereitgestellt werden. In diesem
Dokument sollten die Funktionsweise der Systeme und die Erwartungen gegenüber
den Endnutzern erläutert werden (z.B. bezüglich Systembetrieb und -wartung).
25
3.5 Lärm und Akustik
3.5 LÄRM UND AKUSTIK
Eine optimale Akustikumgebung wirkt sich positiv auf die Gesundheit,
das Wohlbefinden und das Leistungsvermögen der Gebäudenutzer aus.
In Extremfällen kann Lärmeinfluss Herz-Kreislauf-Krankheiten auslösen
oder verschlimmern. Wohngebäude sollten so konzipiert sein, dass die
Lärmbelastung (beispielsweise durch Strassenverkehr oder gebäudeseitige Anlagen) auf ein Mindestmass beschränkt und die gesamthafte
Akustikqualität der Wohnbereiche optimiert wird.
Die Bemessungswerte für die Nachhallzeit wurden im vorliegenden
Pflichtenheft nicht berücksichtigt, da die Akustik in Wohn- und Schlaf­
zimmern usw. weitgehend von den Bewohnern selbst bestimmt wird
(sie treffen die Wahl bei den Vorhängen, bei der Art des Bodenbelags usw.).
Aus praktischen Gründen enthält die folgende Tabelle lediglich die
Anforderungen bezüglich der Schalldämmung für Fassaden in Bezug
auf Verkehrs- und Industrielärm. Zweifellos kann auch Innenlärm (z.B.
durch Personen in angrenzenden Räumen) problematisch sein. In vielen
Situationen ist es daher ratsam, auch die Anforderungen für die Schalldämmung im Innenbereich (z.B. von Fussböden und Raumtrennwänden)
zu berücksichtigen.
26
Bewertungsmethode und -kriterien
Systemlärm innen
Die Exposition gegenüber dem sogenannten Systemrauschen
(z.B. durch Belüftungs- oder Heizsysteme) wird mithilfe einer Schalldruckmessung gemäss Beschreibung beispielsweise in der Norm ISO
410:1998 ermittelt.
Für Wohnzimmer, Küchen usw. betragen die Grenzwerte für das
Systemrauschen im Innenbereich:
1: 25 dB(A)
2: 30 dB(A)
3: 35 dB(A)
4: 40 dB(A)
Für Schlafzimmer, Arbeitszimmer und andere Räume, in denen
besondere Ruhe erforderlich ist, betragen die Grenzwerte für das
Systemrauschen im Innenbereich:
1: 20 dB(A)
2: 25 dB(A)
3: 30 dB(A)
4: 35 dB(A)
Quellenangabe: EN 15251:2007.
Quantitativ
Ist ein regelbares mechanisches Belüftungssystem vorhanden (z.B. mit
einer 3-stufigen Benutzerschaltung), dann kann der Geräuschpegel die
oben genannten Grenzwerte übersteigen; dies gilt allerdings nur in der
höchsten Schaltstufe (Nr. 3) und nur unter der Voraussetzung, dass der
Luftstrom in dieser höchsten Schaltstufe deutlich über dem in der
Tabelle zur Raumluftqualität beschriebenen Mindestluftstrom liegt.
Schalldämmung
Fassade
Die durch Luftschall von aussen in das Gebäude getragenen, durch
Verkehr- und Industrielärm verursachten Innengeräuschpegel werden
mithilfe einer standardisierten Berechnungsmethode auf der Grundlage der Norm EN-ISO 717 ermittelt.
Die Luftschalldämmung der Fassade berücksichtigt die durchschnitt­
lichen und maximalen, durch Verkehrs- oder Industrielärm verursachten
Aussengeräuschpegel.
Die gesamthafte (berechnete) Schalldämmung der Fassade (einschliesslich der Dachkonstruktion) ist so ausgelegt, dass die HintergrundAussenlärmpegel folgende Maximalwerte aufweisen:
1: 25 dB(A)
2: 30 dB(A)
3: 35 dB(A)
4: 40 dB(A)
(Unter der Annahme, dass die Berechnungen mit bedienbaren Fenstern
und geschlossenen Aussentüren durchgeführt werden.)
Quantitativ
0.33*Trm + 18.8°
Parameter
Akustische
Ungestörtheit
Es sollte möglich sein, geräuschvolle Aktivitäten ohne Störung der
Nachbarn durchzuführen. Daher sollte zumindest ein Raum (und dessen
Eingangstür) nach Möglichkeit über eine zusätzliche Schalldämmung
verfügen.
Quellenangaben und Instrumente: EN 15251, Breeam, EN ISO 410, EN ISO 717, EN ISO 7730, CIBSE 2002 Code of Lighting.
27
4.0 Umwelt
4.0 UMWELT
Wir sehen uns heute mit globalen Herausforderungen im Zusammenhang mit unserer Umwelt konfrontiert. Die Umweltressourcen stehen
weltweit durch übermässigen Verbrauch und Umweltverschmutzung
unter Druck. Damit wir diese Probleme so effizient wie möglich angehen
können, müssen wir sowohl die regionalen als auch die lokalen Voraussetzungen genauestens analysieren.
Bei der Planung eines Active Housees ist es deshalb von grosser Bedeutung, dass diese drei Problemfaktoren berücksichtigt werden. Dies ist
wichtig, damit eine neue Generation von Gebäuden und Produkten mit
positivem Umwelteinfluss heranwachsen kann.
Damit sich das Active House in diesen positiven Kreislauf für die
Umwelt und die Gesundheit des Menschen einfügen kann, muss der
Einsatz der Baumaterialien und Ressourcen sorgfältig geprüft werden.
Auch der regionale und standortspezifische ökologische und kulturelle
Kontext muss in diese Beurteilung einfliessen.
DIE ENTSCHEIDENDEN PARAMETER SIND:
•R
essourcen & Emissionen:
• Verbrauch nicht erneuerbarer Energieressourcen
• Umweltbelastungen durch Emissionen in Luft, Boden und Wasser
• Frischwasserverbrauch und Abwasserbehandlung1
• Berücksichtigung des kulturellen und ökologischen Kontextes
Um sicherzustellen, dass die Anforderungen sowohl auf globaler als
auch auf lokaler Ebene erfüllt sind, werden sie in den Tabellen als
qualitative und quantitative Anforderungen aufgelistet. Die Umweltverträglichkeit der Active House-Gebäude wird einer von vier Kategorien
(von 1 bis 4) zugeordnet, wobei Kategorie 1 der höchsten Leistungsstärke
entspricht.
Das aus Bauingenieuren und Architekten bestehende Planungsteam
kann bei der Definition der Zielsetzungen für das Gebäude diese vier
Kategorien (1, 2, 3 oder 4) für jeden Parameter verwenden. Unter Zielsetzung ist hierbei die prognostizierte Leistung zu verstehen, die von der
tatsächlichen Leistung im Betrieb abweichen wird.
1
28
D
er Parameter ‚Fest- und Flüssigabfälle‘ wurde bereits diskutiert und wird in eine spätere, erweiterte
Version einfliessen.
Beurteilung:
Bei der Beurteilung der Gebäudeleistung müssen der Verbrauch an Energieressourcen und die Emissionen in Luft, Boden und Wasser aufgrund einer
gemäss ISO 14040 zu erstellenden Ökobilanz berücksichtigt werden. Die
Ökobilanz des Gebäudes wird dabei in folgenden Phasen ermittelt (analog
CEN TC 350):
• Produktion der Baumaterialien
• Bautätigkeit
• Gebäudebetrieb und Wartung der Gebäudekonstruktion und -struktur
• Ende der Lebendauer der Baumaterialien
Beim Bau eines Active Housees können Transport- und Baustellenfaktoren
weggelassen werden. Allerdings sollten zumindest alle wichtigen Gebäudekomponenten berücksichtigt werden. Zu den wichtigen Gebäudekomponenten zählen:
• Aussenwände
• Dächer, Decken
• Fundament
• Fenster und Türen
• Innenwände
• Technische Hauptkomponenten (Wärmeerzeuger usw.)
Die geschätzte Lebensdauer des Gebäudes sollte auf der Grundlage der
lokal geltenden Standards veranschlagt werden. Active House schlägt die
Annahme von 75 Jahren vor. Die geschätzte Lebensdauer sämtlicher
Gebäudekomponenten sollte auf der Grundlage lokaler Standards und
Erfahrungswerte veranschlagt werden.
Die Umweltproduktdeklaration EDP (Environmental Product Declaration)
sowie Durchschnittsdaten aus öffentlichen Quellen bzw. aus SoftwareProgrammen können eingesetzt werden, sofern sie auf das betreffende
Land bzw. die Region anwendbar sind.
Folgende Umweltverträglichkeitskategorien müssen beurteilt werden:
• Ressourcenverbrauch:
• Primärenergieverbrauch (nicht erneuerbar)
• Primärenergieverbrauch (erneuerbar)
• Umweltverträglichkeitskategorien (Emissionen):
• Treibhauspotenzial GWP
• Ozonabbaupotenzial ODP
• Photochemisches Ozonbildungspotenzial POCP
• Versauerungspotenzial (AP)
• Eutrophierungspotenzial (EP)
Weitere Umweltverträglichkeitskategorien können hinzugefügt werden.
Die Ergebnisse müssen pro m2 Nutzfläche normiert und jährlich überprüft
werden. Die nachfolgenden Richtgrössen können sich noch ändern, da sie in
der Testphase nachgewiesen werden müssen.
29
4.1 Verbrauch
4.1 VERBRAUCH AN NICHT ERNEUERBAREN ENERGIERESSOURCEN
Energieproduktion und -verbrauch sind eng mit der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit in der Gesellschaft als Ganzes
verknüpft und müssen daher im Zusammenhang mit Aktivhäusern
unbedingt berücksichtigt werden.
Da eine Zielsetzung beim Active House in der hauptsächlichen Nutzung
erneuerbarer Energien besteht, ist es möglicherweise erforderlich, über
einen bestimmten Zeitraum einen begrenzten Anteil an nicht erneuerbaren Energien einfliessen zu lassen. Für diesen Anteil muss der Primärenergiefaktor berechnet werden. Der Primärenergieeinsatz setzt sich
aus der Summe der energieäquivalenten Werte folgender Ressourcen
zusammen: Steinkohle, Braunkohle, Mineralöl und Uran. Im BaumaterialHandbuch werden sie wie folgt definiert:
„Der Primärenergieeinsatz von Baumaterialien wird als die Menge an
Energiemedien (Ressourcen) definiert, die für die Herstellung und die
Verwendung des Materials benötigt werden. Daher unterscheiden wir
zwischen erneuerbarer und nicht erneuerbarer Primärenergie.“1
Die Einheit zur Bezeichnung der potenziellen Verträglichkeit von
Gebäudematerialien im Zusammenhang mit ihrer Nutzung von Energie
/ fossilen Energieträgern ist Megajoule (MJ) mit folgender Definition:
„100 MJ entsprechen dem Brennwert von 2,8 l Heizöl.“2 Die Mengenbestimmung ist die Kilowattstunde (kWh), die durch Division durch 3,6
in MJ umgewandelt werden kann (3,6MJ entsprechen 1kWh).
1, 2
30
Construction Materials Manual, Hegger, Birkhäuser München. S. 98
ewertungsmethode und -kriterien
Minimierung des Verbrauchs
an nicht erneuerbarer
Primärenergie während der
Gebäudelebensdauer
1. Der Verbrauch an nicht erneuerbarer PE während der Lebensdauer
beträgt weniger als -150 kWh/ m2*a
2. Der Verbrauch an nicht erneuerbarer PE während der Lebensdauer
beträgt weniger als 15 kWh/ m2*a
3. Der Verbrauch an nicht erneuerbarer PE während der Lebensdauer
beträgt weniger als 150 kWh/ m2*a
4. Der Verbrauch an nicht erneuerbarer PE während der Lebensdauer
beträgt weniger als 200 kWh/ m2*a
Quantitativ
Mass: Primärenergieverbrauch (nicht erneuerbar)
in kWh / m2*a
Primärenergie = PE
Maximierung des
Verbrauchs an erneuerbarer
Primär­energie während der
Ge­bäudelebensdauer
Mass: Primärenergie­
verbrauch (erneuerbar)
in kWh / m2*a
Qualitativ
0.33*Trm + 18.8°
Parameter
1. Der Verbrauch an erneuerbarer PE während der Lebensdauer beträgt
weniger als -25 kWh/ m2*a. Die erneuerbare PE beträgt 40% der
gesamten während der Lebensdauer verbrauchten Primärenergie.
2. Der Verbrauch an erneuerbarer PE während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0 kWh/ m2*a. Die erneuerbare PE beträgt 30% der
gesamten während der Lebensdauer verbrauchten Primärenergie.
3. Der Verbrauch an erneuerbarer PE während der Lebensdauer beträgt
weniger als 12,5 kWh/ m2*a. Die erneuerbare PE beträgt 20% der
gesamten während der Lebensdauer verbrauchten Primärenergie.
4. Der Verbrauch an erneuerbarer PE während der Lebensdauer beträgt
weniger als 25 kWh/ m2*a. Die erneuerbare PE beträgt mindestens 10%
der gesamten während der Lebensdauer verbrauchten Primärenergie.
Minimierung des
Verbrauchs an nicht
erneuerbarer Primär­energie während der
Gebäudelebensdauer
(bei Bestands­gebäuden
wird die enthaltene
Energie nicht
berücksichtigt)
1. Ein vollständiges LCA (Life Cycle Assessment, Lebensdauerbewertung)
wurde unter Berücksichtigung der Gesamtlebensdauer durchgeführt.
Die Ergebnisse wurden zur Optimierung der Planung eingesetzt.
2. Ein vereinfachtes LCA gemäss den Mindestanforderungen wurde
unter Berücksichtigung der Gesamtlebensdauer durchgeführt. Die
Ergebnisse wurden zur Optimierung der Planung eingesetzt.
3. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings wird der Verbrauch an
nicht erneuerbarer PE durch die effiziente Nutzung der Energieträger
während des Betriebs (z.B. KWK – Kraft-Wärme-Kopplung) und den
Einsatz von Leichtbaukonstruktionen reduziert.
4. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings wird der Verbrauch an
nicht erneuerbarer PE durch die effiziente Nutzung der Energieträger
während des Betriebs (z.B. KWK) reduziert.
Maximierung des
Verbrauchs an erneuerbarer
Primär­energie während
der Ge­bäudelebensdauer.
(bei Bestandsgebäuden
wird die enthaltene Energie
nicht berücksichtigt)
1. Ein vollständiges LCA wurde unter Berücksichtigung der Gesamt­
lebensdauer durchgeführt. Die Ergebnisse wurden zur Optimierung
der Planung eingesetzt.
2. Ein vereinfachtes LCA gemäss den Mindestanforderungen wurde
unter Berücksichtigung der Gesamtlebensdauer durchgeführt. Die
Ergebnisse wurden zur Optimierung der Planung eingesetzt.
3. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings wird der Verbrauch an
nicht erneuerbarer PE durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger
während des Betriebs und durch Verwendung erneuerbarer Baumate­
rialien reduziert.
4. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings wird der Verbrauch an
nicht erneuerbarer PE durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger
während des Betriebs reduziert.
31
4.2 Umweltbelastungen
4.2 Umweltbelastungen durch Emissionen in Luft, Boden und Wasser
Die Errichtung eines Neubaus verursacht unterschiedliche Emissionen
in Luft, Boden und Wasser, die unterschiedliche Folgen für die Umwelt
haben. Beim Bau eines Active Housees sowie bei der Durchführung
eines Life Cycle Assessment (Lebensdauerbewertung) müssen die unterschiedlichen Wirkungskategorien dieser Emissionen, die jeweils eine
Umweltbelastung darstellen, bekannt sein und berücksichtigt werden.
Sie werden nachfolgend erläutert:
Treibhauspotenzial (GWP)
Die Akkumulation sogenannter Treibhausgase in der Troposphäre führt
zu einer erhöhten Reflexion der Infrarotstrahlung von der Erdoberfläche.
Infolgedessen steigt die Temperatur an der Erdoberfläche an. Dieses
Phänomen wird als Treibhauseffekt bezeichnet – mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen, auf die Ökosysteme sowie auf
den materiellen Wohlstand. Im globalen Treibhauspotenzial werden Gase
im Vergleich zur Wirkung von Kohlendioxid (CO2) zusammengefasst.
Ozonabbaupotenzial (ODP)
Ozon (O3) kommt als Spurengas in der Stratosphäre (in 10-50 km Höhe)
vor und absorbiert die UV-Strahlung der Sonne. Durch Menschen
verursachte Emissionen führen allerdings zu einer Verdünnung der
Ozonschicht in der Stratosphäre, da gewisse Gase, wie z.B. Halogenkohlenstoffe, als Katalysatoren wirken und das Ozon in Sauerstoff abbauen.
Dadurch erhöht sich die Übertragung der UV-B-Strahlung mit potenziell
schädlichen Wirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie auf
terrestrische und aquatische Ökosysteme: z.B. Schädigung der DNA,
Krebserkrankungen (speziell Hautkrebs), Augenerkrankungen, Missernten
und Abbau von Plankton. Das Ozonabbaupotenzial fasst die Wirkungen
verschiedener ozonabbauender Gase zusammen. Die verwendete Führungsgrösse heisst R11 (Trichlorfluormethan CCl3F).
Photochemisches Ozonbildungspotenzial (POCP)
Eine höhere Ozonkonzentration in der Troposphäre (0-15 km Höhe), der
sogenannte Sommersmog, ist für den Menschen giftig und kann auch
die Vegetation und Materialien angreifen.
Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoffe bilden bei Kontakt mit Sonnenlicht in einem komplexen chemischen Prozess Ozon (in der Troposphäre).
Diesen Prozess bezeichnet man als photochemische Ozonbildung (POCP).
32
0.33*Trm + 18.8°
Durch Teilverbrennung werden Stickstoffoxide und Kohlenwasserstoffe
gebildet. Kohlenwasserstoffe entstehen auch bei der Verbrennung von
Benzin oder Lösungsmitteln. Das Ozonbildungspotenzial wird berechnet als die Veränderung, die durch die Emission von 1 kg eines Gases im
Verhältnis zur Emission von 1 kg Ethylen entstehen würde (C2H4).
Versauerungspotenzial (AP)
Die Versauerung von Boden und Wasser entsteht durch die Umwandlung von Luftschadstoffen in Säuren. Zu den wichtigsten sauren Schadstoffen zählen Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx) und deren
Säuren (H2SO4 und HNO3). Diese Gase entstehen während Verbrennungsprozessen in Kraftwerken und Industriegebäuden, in Wohnhäusern, durch PKW und Kleinverbraucher. Die Versauerung wirkt sich in
vielfältiger Weise auf Vegetation, Böden, Grundwasser, Oberflächengewässer, biologische Organismen, Ökosysteme und Baumaterialien aus.
Das Waldsterben und saurer Regen zählen zu den bekanntesten Phäno­
menen in diesem Zusammenhang. Das Versauerungspotenzial fasst
sämtliche Substanzen zusammen, die zur Versauerung im Verhältnis zur
Emission von Schwefeldioxid (SO2) beitragen.
Eutrophierungspotenzial (EP)
Der Begriff Eutrophierung bedeutet die Steigerung des Nährstoffangebotes und beschreibt die Konzentration von Nährstoffen und
die Nährstoffanreicherung in einem Ökosystem, in deren Folge es zu
unerwünschten Verschiebungen der Artenzusammensetzung sowie
zu einer erhöhten Biomasseproduktion kommt. Die wichtigsten Nährstoffe sind Stickstoff (N) und Phosphor (P). Diese Substanzen sind in
Düngemitteln, Stickstoffoxidemissionen aus Verbrennungsmaschinen,
häuslichen Abwässern, Industrieabwässern und Schmutzwasser enthalten. Pflanzen in überdüngten Böden weisen Gewebeschwächen und
eine geringere Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen auf.
In aquatischen Ökosystemen kann eine erhöhte Biomasseproduktion
aufgrund des zusätzlichen Sauerstoffverbrauchs beim Biomasseabbau
zu einem abgesenkten Sauerstoffgehalt führen. Dies wiederum führt zu
Fischsterben und zum biologischen „Umkippen“ des Gewässers. Darüber hinaus können hohe Nitratkonzentrationen im Grundwasser und in
Oberflächengewässern dazu führen, dass das Trinkwasser unbrauchbar
wird, da sich Nitrat in das für den Menschen giftige Nitrit verwandelt.
Das Eutrophierungspotenzial fasst alle Substanzen im Verhältnis zur
Emission von Phosphat (PO43-) zusammen.
33
Quantitativ
34
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Minimierung des
Treibhauspotenzials
(GWP) während der
Gebäudelebensdauer
Treibhauspotenzial (GWP) in kg CO2-eq. / m2*a
1. Das Treibhauspotenzial während der Lebensdauer beträgt weniger
als -30 kg CO2-eq. / m2*a
2. Das Treibhauspotenzial während der Lebensdauer beträgt weniger
als 10 kg CO2-eq. / m2*a
3. Das Treibhauspotenzial während der Lebensdauer beträgt weniger
als 40 kg CO2-eq. / m2*a
4. Das Treibhauspotenzial während der Lebensdauer beträgt weniger
als 50 kg CO2-eq. / m2*a
Minimierung des
Ozonabbaupotenzials
(ODP) während der
Gebäudelebensdauer
Ozonabbaupotenzial (ODP) in kg R11-eq. /m2 a
1. Das Ozonabbaupotenzial (ODP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als -5,6E-06 kg R11-eq. / m2*a
2. Das Ozonabbaupotenzial (ODP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 5,3E-07 kg R11-eq. / m2*a
3. Das Ozonabbaupotenzial (ODP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 3,7E-06 kg R11-eq. / m2*a
4. Das Ozonabbaupotenzial (ODP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 6,7E-06 kg R11-eq. / m2*a .
Minimierung des
photochemischen
Ozonbildungspotenzials
(POCP) während der
Gebäudelebensdauer
Photochemisches Ozonbildungspotenzial (POCP) in kg C2H4-eq. / m2*a
1. Das photochemische Ozonbildungspotenzial (POCP) während der
Lebensdauer beträgt weniger als 0,000 kg C2H4-eq. / m2*a
2. Das photochemische Ozonbildungspotenzial (POCP) während der
Lebensdauer beträgt weniger als 0,0040 kg C2H4-eq. / m2*a
3. Das photochemische Ozonbildungspotenzial (POCP) während der
Lebensdauer beträgt weniger als 0,0070 kg C2H4-eq. / m2*a
4. Das photochemische Ozonbildungspotenzial (POCP) während der
Lebensdauer beträgt weniger als 0,0085 kg C2H4-eq. / m2*a
Quantitativ
Qualitativ
Parameter
Bewertungsmethode und -kriterien
Minimierung des
Versauerungspotenzials
(AP) während der
Gebäudelebensdauer
Versauerungspotenzial (AP) in kg SO2-eq. /m2 a
1. Das Versauerungspotenzial (AP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,010 kg SO2-eq./ m2*a
2. Das Versauerungspotenzial (AP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,075 kg SO2-eq./ m2*a
3. Das Versauerungspotenzial (AP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,100 kg SO2-eq./ m2*a
4. Das Versauerungspotenzial (AP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,125 kg SO2-eq./ m2*a
Minimierung des
Eutrophierungspotenzials
(EP) während der
Gebäudelebensdauer
Eutrophierungspotenzial (EP) in kg PO4-eq. /m2*a
1. Das Eutrophierungspotenzial (EP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,0000 kg PO4-eq./ m2*a
2. Das Eutrophierungspotenzial (EP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,0055 kg PO4-eq./ m2*a
3. Das Eutrophierungspotenzial (EP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,0085 kg PO4-eq./ m2*a
4. Das Eutrophierungspotenzial (EP) während der Lebensdauer beträgt
weniger als 0,0105 kg PO4-eq./ m2*a .
Minimierung der durch
Emissionen hervorgerufenen Umwelteinwirkung
während der Gebäudelebensdauer
1. Ein vollständiges LCA wurde unter Berücksichtigung der Gesamt­
lebensdauer durchgeführt. Die Ergebnisse wurden zur Optimierung
der Planung eingesetzt.
2. Ein vereinfachtes LCA gemäss den Mindestanforderungen wurde
unter Berücksichtigung der Gesamtlebensdauer durchgeführt.
Die Ergebnisse wurden zur Optimierung der Planung eingesetzt.
3. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings werden die Emissionen
durch die effiziente Nutzung erneuerbarer Energieträger während
des Betriebs (z.B. KWK) und den Einsatz von Leichtbaukonstruktionen und erneuerbaren oder recycelten Baumaterialien reduziert.
4. Es wurde kein LCA durchgeführt, allerdings werden die Emissionen
durch die effiziente Nutzung erneuerbarer Energieträger während
des Betriebs (z.B. KWK) reduziert.
35
4.3 Frischwasserverbrauch
4.3 FRISCHWASSERVERBRAUCH UND ABWASSERBEHANDLUNG
Der Rückgang und die Verknappung der weltweit vorhandenen natürlichen Wasserressourcen spitzen sich immer weiter zu, daher gewinnen
die Themen Wasserverbrauch und Wasseraufbereitung während der
Lebensdauer eines Active Housees zunehmend an Bedeutung. Kann beispielsweise Frischwasser eingespart werden, verringert sich gleichzeitig
auch der anfallende Abwasseranteil; beide Aspekte werden im Pflichtenheft abgedeckt. Der Frischwasserverbrauch kann durch die Installation
von Wassersparhähnen, die Nutzung von Grau- oder Regenwasser für
die Wasserspülung und die Gartenbewässerung sowie den Einbau leicht
zu reinigender Oberflächen reduziert werden.
36
Bewertungsmethode und -kriterien
Minimierung des
Frischwasserverbrauchs
während der
Gebäudelebensdauer
1. Für alle Installationen wurden wassersparende Armaturen verwendet.
2. Für zwei bis drei Installationen wurden wassersparende Armaturen
verwendet.
3. Für Wasserhähne, Duschen oder Toilettenspülungen wurden wassersparende Armaturen verwendet.
Nutzung von Grauoder Regenwasser
1. Regenwasser wird für die Gartenbewässerung genutzt. Grau- oder
Regenwasser wird auch für Toilettenspülungen genutzt. Aufbereitetes
Grau- oder Regenwasser wird für die Waschmaschine genutzt.
2. Regenwasser wird für die Gartenbewässerung genutzt. Aufbereitetes
Grau- oder Regenwasser wird für die Waschmaschine genutzt.
3. Regenwasser wird für die Gartenbewässerung genutzt. Grau- oder
Regenwasser wird auch für Toilettenspülungen genutzt.
4. Regenwasser wird für die Gartenbewässerung genutzt.
Leicht zu reinigende
Oberflächen
1. >80% der Böden im Gebäudeinnern sind leicht zu reinigen bzw.
können ohne den Einsatz von Wasser gereinigt werden.
2. >60% der Böden im Gebäudeinnern sind leicht zu reinigen bzw.
können ohne den Einsatz von Wasser gereinigt werden.
3. >40% der Böden im Gebäudeinnern sind leicht zu reinigen bzw.
können ohne den Einsatz von Wasser gereinigt werden.
4. >20% der Böden im Gebäudeinnern sind leicht zu reinigen bzw.
können ohne den Einsatz von Wasser gereinigt werden.
Quantitativ
0.33*Trm + 18.8°
Parameter
37
4.4 Kultureller und
ökologischer Kontext
4.4. KULTURELLER UND ÖKOLOGISCHER KONTEXT
Die lokale Baukultur und das Verhalten in und um die Gebäude herum
sowie Traditionen, Klima und Ökologie sind wesentliche Aspekte, die
in die Planung eines Active Housees einfliessen sollten. Gemeinsam bilden sie den sogenannten kulturellen und ökologischen Kontext. Es muss
die Möglichkeit gegeben sein, die Aussen- und Innenbeziehungen des
Gebäudes zum standortspezifischen kulturellen und ökologischen
Kontext zu verbessern.
Bei der Beurteilung eines Active Housees muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, die auf vorläufigen Annahmen,
Beobachtungen und Analysen bezüglich der Standortmerkmale, der
lokalen architektonischen Typologie, des Klimas, der Materialien, des
Handwerks sowie auf der Berücksichtigung lokaler gesellschaftlicher
Normen, Verhaltensweisen und Traditionen basiert.
Die qualitativen Parameter sind als Empfehlungen und Verfahrensanregungen, nicht jedoch als planungsrelevante Parameter zu betrachten.
Daher wurden die qualitativen Parameter auf der Folgeseite in Form
von Fragen formuliert, die das Planungsteam, den Bauherrn und den
Endnutzer anregen sollen, die Potenziale bezüglich der im Zusammenhang mit dem kulturellen und ökologischen Kontext stehenden Werte
zu optimieren. Die Vorgehensweise bleibt dabei dem Planungsteam
überlassen – was zählt, ist letztlich das Ergebnis.
Ziel ist es, diese qualitätsorientierten Kriterien zu identifizieren, zu
analysieren und zur Unterstützung bei der Definition und Vorgabe eines
hochgesteckten Ziels für das Gebäude heranzuziehen. Die Kriterien
können qualitativ bewertet werden, indem registriert und definiert
wird, wie die lokalen Merkmale und kulturellen Eigenheiten analysiert
werden und in die Planung/Zielsetzung des Gebäudes einfliessen
(qualitätsorientierte Planung).
Fragestellungen zum kulturellen und ökologischen Kontext:
38
Bewertungsmethode und -kriterien
Bautraditionen
Wie stellt die Bauweise des Gebäudes eine Beziehung zu den regionalen
Bautraditionen her?
Werden beispielsweise Materialien regionaler Herkunft, architektonische Typologie und Handwerk analysiert und als Planungsparameter
herangezogen?
Klima
Wie passt sich die Bauweise des Gebäudes an die Beschränkungen und
Möglichkeiten der lokalen Klimabedingungen an?
Werden beispielsweise private Bereiche im Freien mit angenehmen
Klimabedingungen und Zugang zu Sonnenlicht geschaffen, die ein
aktives, gesundes Outdoor-Leben fördern?
Strassen und
Landschaften
Wie wirkt sich das Design auf bestehende Strassen und Landschaften
aus? Werden beispielsweise Vorkehrungen für sicheres Spielen der Kinder
ausserhalb des Hauses und zur Unterstützung des öffentlichen Lebens
im Freien im Einklang mit lokalen Verhaltensweisen, Bedürfnissen und
Traditionen getroffen?
Infrastruktur
Auf welche Weise unterstützt die Infrastruktur ein gesundes, bequemes
und umweltgerechtes Transportwesen: z.B. Anschluss und Entfernung
zu den nächstgelegenen öffentlichen Verkehrsmitteln für Pendler,
Entfernung zu Schule und Supermarkt, Möglichkeit zur einfachen und
sicheren Nutzung von Fahrrädern?
Ökologie und
Bodennutzung
Auf welche Weise optimiert das Gebäude die Beziehung zur lokalen Ökologie und Bodennutzung bei gleichzeitiger Minimierung der
Umwelt­risiken: z.B. maximale Flächen zur Regenwasserversickerung,
minimierte Bodennutzung, Erhaltung der Fauna?
Klimaveränderungen
Wie werden mögliche Risiken durch Klimaveränderungen (Stürme,
Überschwemmungen) bei der Planung von Gebäude und Landschaft
identifiziert und begrenzt?
Qualitativ
0.33*Trm + 18.8°
Parameter
Quellenangaben und Instrumente: ISO 14040. ISO 14025. CEN TC 350
39
0.33*Trm + 18.8°
Foto Adam Mørk
Fotos:
Adam Mørk Titelfoto und Seiten 2,3,41,42.
Morten Fauerby Seite 5
ColourBox Seiten 2,3
Diese Publikation wurde auf FSC-zertifiziertem Recyclingpapier gedruckt.
40
Danksagungen
Das Active House-Pflichtenheft wurde unter Mitwirkung folgender Personen zusammengestellt:
Alexander Panek (Nape)
Anne Beim (Royal Danish Academy of Fine Arts School of Architecture)
Atze Boerstra (BBA Indoor Environmental Consultancy)
Bjarne W Olesen (Technical University of Denmark)
Brian Edwards (Royal Danish Academy of Fine Arts School of Architecture)
Carsten Rode (Technical University of Denmark)
Cindy Vissering (SBR)
Eduardo de Oliveira Fernandes (University of Porto)
Ellen Kathrine Hansen (VKR Holding)
Emilia-Cerna Mladin (University Politehnica of Bucharest)
Gitte Gylling Hammershøj (Aalborg University)
G. Willson (Glass and Glazing Federation)
Haico van Nunen (BouwhulpGroep)
Harm Valk (Nieman)
Henrik Sørensen (Esbensen Rådgivende Ingeniører)
Hermen Jansen (Aldus)
Joost Hartwig (Technische Universität Darmstadt)
Joost van ‘t Klooster (WVTTK Architects)
Jos Lichtenberg (Eindhoven University and Technology)
Karsten Duer (VELUX Group)
Kurt Emil Eriksen (VKR Holding)
Lars Gunnarsen (Danish Building Research Institute)
Lone Feifer (VELUX Group)
Mikkel Skott Olsen (VELUX Group)
Nils Larsson (International Initiative for a Sustainable Build Environment, iiSBE)
Peder Veisig (Cenergia)
Per Arnold Andersen (VELUX Group)
Per Heiselberg (Aalborg University)
Peter Foldbjerg (VELUX Group)
Peter Winters (Dickson-constant)
Susanne Dyrbøl (Rockwool International)
Werner Osterhaus (Aarhus School of Engineering)
Wouter Beck (Hunter Douglas Europe)
Zsolt Gunther (3h architecture).
Wir danken allen Teilnehmenden und sonstigen Mitwirkenden für ihren
Einsatz und ihr Engagement.
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1678-0911
Active House
Netzwerk und Wissensaustausch
Active House ist die Vision von klimaverträglichen Gebäuden, die ihren
Bewohnern ein gesünderes und komfortableres Leben ermöglichen.
Kommentare, Anregungen und Empfehlungen zum Active HousePflichtenheft sind jederzeit willkommen und können direkt an
[email protected] übermittelt oder auf der Active HouseHomepage unter www.activehouse.info hochgeladen werden.
Die Homepage ist eine Online-Plattform, auf der Sie Beispiele für
wegweisende Gebäude, Berichte zur Thematik und weitere Dokumente
zum Wissensaustausch hochladen können.
Unternehmen, Organisationen und Institutionen können Mitglieder der
Active House-Allianz werden. Zweck dieser Allianz ist die Weiterentwicklung des Active Housees zum künftigen Standard für Gebäude. Anmedlung unter www.activehouse.info.
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