Das Journal der Staatsoper Hannover seitenbühne 08–10 seitenbühne . August bis Oktober 2013 PROSZENIUM OHNE MOOS NIX LOS Die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH funktioniert nicht anders als ein »normales« Wirtschaftsunternehmen. Allerdings findet hier keine Serienfertigung statt. Das als privatrechtliche GmbH geführte Theater ist eine große Kapitalgesellschaft – mit dem Spezifikum des kulturpolitischen Auftrages, Kunst zu produzieren. Alle Stücke sind Unikate. Kein Theater dieser Art kann die dafür nötigen finanziellen Mittel aus eigener Kraft erwirtschaften. Die korrekte Verwendung der Zuwendungsmittel des Landes Niedersachsen muss genau nachgewiesen werden. Das geschieht bei uns im Rechnungswesen. Im Opernhaus, im Schauspielhaus und im Ballhof werden insgesamt sechs ständig bespielte Bühnen betrieben. Deren Spielpläne müssen von vielen engagierten Mitarbeitern – das Staatstheater ist einer der größten Arbeitgeber der Region – mit Leben gefüllt werden. Etwa 40 Schauspiele, Opern und Ballette werden jährlich neu produziert, dazu kommen die Repertoirestücke. Herausragende Ereignisse wie der Opernball, die Oster-Tanz-Tage, Festkonzerte, Gastspiele oder Festivals ergänzen das Programm. Diese künstlerische Vielfalt will finanziert sein, und die verantwortlichen Stäbe wollen »ihre Zahlen« wiederfinden. Das geschieht bei uns im Rechnungswesen. Auch die Gebäude und die jeweiligen Bühnenräume haben Finanzierungsbedarf (letztes Jahr insbesondere die Bühnenleittechnik im Opernhaus und die marode Haupttreppe vor selbigem). Neben den Spielstätten betreibt das Theater noch Betriebsstätten wie z.B. das Proben- und Produktionszentrum Bornum und die Werkstätten. Eine weitere Betriebsstätte wurde im vergangenen Jahr komplett neu eingerichtet: der Orchesterprobenraum. Auch diese Kosten müssen in die richtigen Bahnen gelenkt und im handelsrechtlichen Jahresabschluss an der richtigen Stelle verarbeitet werden. Natürlich gilt es, unterjährig immer ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen. Auch das und vieles mehr geschieht bei uns im Rechnungswesen. Es war für mich vor 13 Jahren eine glückliche Fügung, hier anzufangen und seitdem meinen erlernten Beruf am Theater ausüben zu dürfen, denn seit frühester Kindheit beschäftige ich mich mit Musik. Bis heute spiele ich in meiner Freizeit Trompete. Die Schulzeit hat bei mir ein großes Interesse am Theater geweckt, ebenso wie das Mitwirken im Schulorchester, besonders an der Oper. Regelmäßige Theaterbesuche haben deshalb einen festen Platz in meinem Terminkalender. Die Gelegenheit, vor einigen Jahren als Trompeter in einem Blasorchester auf der Bühne in einer Vorstellung mitzuwirken, habe ich natürlich gern wahrgenommen. Dies und ein gewisses technisches Grundverständnis erleichtern es mir erheblich, diesen großen Theaterbetrieb zu verstehen, im Rechnungswesen abzubilden und buchhalterische Vorgänge zu vermitteln. »Ohne Moos nix los« – so ist das nun mal in finanziellen Dingen. Moos (oder gar Rost) ansetzen hingegen wird dieses Theater und die vielen Menschen, die in unterschiedlichsten Berufen hier arbeiten, so schnell nicht! In diesem Sinne freue ich mich auf die neue Spielzeit 2013/14! Ihr Uwe Warnecke Leiter Rechnungswesen Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH 02.03 FOYER K A T . F AU U P T S eCScH A H R E S L E R G gang zur Kunstform Musiktheater. Di hül O E G R E D T I K T M ergrund und ermöglicht einen [email protected] E J O R P R E T EA Hint gik-op I K T H s tendenziell bildungs- und kulturfernSeemptember bewerben: theaterpaedago E I N MhtUet S r au s Anfang sich an Schüle sich Schulen bi en Das Projekt ric rbst 2013 könn e Projekt im He Für das nächst FOYER OPER R E P O . KT N N O V unEgeRn. A H E L U H C S hr n eigene Auffü S Ü D S TA D T d entwickelte N D D EImRSchatten des Maulbeerbaums auseinander un U L E T S O B N RE usik von T S C H U L E BvoEn März bis Juni 2013 mit Themen und der M r setzten sich er. Die Schüle ng er Unters tützu Mit freundl ich 04.05 OPER KLAUS ANGERMANN SPIELEN BIS ZUM TOD Zur Premiere von Ein Maskenball Verstellung, die Unterdrückung echter Gefühle, der Mummenschanz, der die Tragödie immer wieder in die bedrohliche Groteske umschlagen lässt, bestimmen Giuseppe Verdis Ein Maskenball. Olivier Tambosis Inszenierung zeigt die Welt dieser Oper als erbarmungsloses Theater. Eine »Komödie mit schwarzen Rändern« nannte der Verdi-Forscher Julian Budden den Maskenball, ein Werk, das die Traditionen des Melodrammas, der Opera buffa und der französischen Grand opéra zusammenführt und gleichzeitig miteinander kollidieren lässt. Schon der Beginn des Vorspiels macht deutlich, dass die Welt, in die uns diese Oper führt, eine gebrochene ist, eine kommunikationslose Welt voller unversöhnlicher Widersprüche: Wie hingetupft werden die ersten Klänge in den leeren Raum gesetzt, und die scheinbare Leichtigkeit, mit der das geschieht, kann nicht über die bedrohliche Unsicherheit hinwegtäuschen, mit der in dieser Leere Orientierung gesucht wird. Unvermittelt folgt eine einlullende Melodie, mit der wenig später die Höflinge ihrem Landesherrn huldigen werden, und ebenso unvermittelt kontrastiert hierzu das groteske Fugato der Verschwörer, an das sich das weit ausholende Liebesmotiv anschließt. Die Collage unterschiedlicher musikalischer Charaktere eröffnet ein Rollenspiel, in dem sich die Figuren hinter ihren Masken verstecken. Die Maskerade der Musik entspricht einer Handlung, die die Personen psychologisch kaum greifbar werden lässt. Ihre Tragik ist gebrochen von einer distanzierten Ironie, die als ein Schutzschild dient, um die Gefühle zu verbergen. Dass die Personen in ihren zur Schau gestellten Rollen gefangen sind und darin zappeln wie der Fisch im Netz, macht ihre Tragik jedoch umso größer. Sie sehnen sich nach dem erfüllten Leben und müssen doch spielen, bis dass der Tod sie abholt. Der Titel der Oper erscheint selbst wie eine Maskerade, würde er doch eher zu einer Operette passen. Und operettenhafte Züge finden sich allenthalben in diesem Werk, nicht nur bei den Verschwörern, die geradewegs einem Stück von Offenbach entsprungen sein könnten. Der große Maskenball des Finales, dessen Planung bereits im ersten Bild stattfindet, ist lediglich die Potenzierung eines Geschehens, das von Anfang an Theater ist, in dem sich die Personen als Schauspieler begegnen, ausgeliefert einer ständig präsenten Öffentlichkeit, der sie doch zu entrinnen hoffen. Riccardos unerfüllte Liebe zu Amelia kann eben nicht eine Privatangelegenheit sein, weil Riccardo der Landesherr ist und Amelia die Frau seines treuen Freundes Renato. Dass Riccardo außerdem auch noch von einer Gruppe Verschwörern bedroht ist, die ihm aus persönlichen Rachegelüsten nachstellen, zwingt Riccardo umso mehr zur Vorsicht und zur Verstellung. Da kommt ihm eine kleine Ablenkung in Gestalt der Wahrsagerin Ulrica gerade recht, die wegen ihrer Umtriebe mit Verbannung bestraft werden soll. Riccardo will sich aber mittels einer Maskerade selbst ein Bild von ihr machen und besucht sie inkognito. Sei es, dass sie tatsächlich hellseherische Kräfte besitzt, sei es, dass sie nur eine gute Psychologin ist: jedenfalls erkennt sie die Gefahr, die Riccardo droht, und offenbart ihm sogar seinen künftigen Mörder – Renato, und das will Riccardo nun wirklich für offensichtlichen Mummpitz halten und begnadigt die harmlose Seherin. OPER Eine weitere Verschleierung findet anschließend auf dem Galgenberg statt, wohin Riccardo Amelia gefolgt ist, die sich ein von Ulrica empfohlenes Kraut gegen ihre Liebesqualen zu pflücken gedenkt. Im einzigen vehementen Ausbruch echter Gefühle in der ganzen Oper werden die beiden von Renato überrascht, der Riccardo vor der nahenden Verschwörung warnt. Amelia konnte noch rechtzeitig verhüllt werden, und ausgerechnet ihr Mann wird beauftragt, die vermeintlich unbekannte Dame sicher in die Stadt zurückzugeleiten, ohne den Schleier zu lüften. Doch unterwegs wird er von den Verschwörern gestellt, die die Identität seiner Schutzbefohlenen enthüllen. Von Eifersucht und Rache getrieben, schließt er sich deren Mordplänen an und wird schließlich auf dem großen Maskenball zum Mörder seines Freundes, der ihm im Todeskampf die Unschuld Amelias und seine unverbrüchliche Treue offenbart. Und auf einmal erkennen alle Riccardos Edelmut, und selbst die Verschwörer sind zu Tränen gerührt. Die lapidare Härte, mit der Verdi die Folge der Ereignisse erzählt, grenzt ans Holzschnittartige und findet in der Schroffheit der Musik mit ihren häufigen brutalen Tuttischlägen einen Widerhall. Gleichzeitig kontrastiert damit die tändelnde Leichtigkeit mancher musikalischer Nummern, die eine geradezu zwanghafte Fröhlichkeit verbreiten und das drohende Ungemach mit einem krampfartigen Lachen hinwegzufegen bemüht sind. In solch tragischer Ironie, im abrupten Umkippen der Stimmungen, im Springen von Rolle zu Rolle liegt das Charakteristische von Verdis Maskenball. Und während in den meisten anderen seiner Opern die musikalische »tinta« sich in einer spezifischen Klanglichkeit äußert, die das ganze Werk durchzieht, so ist es im Maskenball eher das Disparate, das in paradoxer Weise die Einheit stiftet. Nicht zuletzt ist der Eindruck von Leichtigkeit auf den fliegenden Wechsel der Haltungen sowohl der Musik als auch der handelnden Figuren zurückzuführen. Die Welt des Maskenball hat den Boden unter den Füßen verloren; das Rollenspiel verlangt den Sprung über Abgründe. Dass es dabei Verdi – trotz der historischen Verortung des Geschehens in Eugène Scribes Librettovorlage Gustave III. ou Le Bal masqué – nicht in erster Linie um die Thematisierung politischer Machtfragen ging, zeigt deutlich die etwas komplizierte Entstehungsgeschichte des Werks. Das Libretto von Scribe, das schon 1833 von Auber und 1843 von Mercadante vertont wurde, nimmt Bezug auf ein historisches Ereignis: das Attentat auf den schwedischen König Gustav III. bei einem Maskenball im Jahre 1792. Verdi entschied sich zusammen mit seinem Textdichter Antonio Somma für diesen Stoff, nachdem er sich 1857 verpflichtet hatte, für das folgende Jahr eine Oper für das Teatro San Carlo in Neapel zu schreiben. Obwohl die Komposition des Werks, das ursprünglich den Titel Una vendetta in domino tragen sollte, schon fast fertig war, konnte der Text nicht die neapolitanische Zensur passieren. Die politische Lage war im Vorfeld um die politische Einigung Italiens so brisant, dass ein Kö- 06.07 OPER nigsmord auf der Bühne auf größte Bedenken stieß. Außerdem war nur kurz vorher ein Attentatsversuch auf König Ferdinand II. von Neapel gescheitert. Man verlangte daher von Verdi, dass nicht nur der Schauplatz der Handlung verändert, sondern auch das Geschehen in eine ferne Vergangenheit verlegt werden und unter anderem die Ermordung auf offener Bühne entfallen müsse. Was den Schauplatz betrifft, war Verdi durchaus zu Konzessionen bereit. Doch gegen Eingriffe in die dramaturgische Struktur der Oper setzte er sich standhaft zur Wehr, was zur Folge hatte, dass das Theater gegen ihn wegen Nichterfüllung seiner Verpflichtungen prozessierte. Verdi gewann den Prozess jedoch und übertrug das Werk dem Teatro Apollo in Rom, wo es Anfang 1859 uraufgeführt wurde. Allerdings hatte auch hier die päpstliche Zensur Einwände, und so wurde die Handlung schließlich ins ferne Boston verlegt und der schwedische König in einen britischen Gouverneur verwandelt. Verdi hat später, als dies unter geänderten politischen Verhältnissen möglich gewesen wäre, nie den Versuch unternommen, die ursprüngliche Fassung zu rekonstruieren und zu autorisieren. Dies zeigt, dass für ihn historische Äußerlichkeiten bei dieser Oper nicht relevant waren. Denn es spielt tatsächlich keine Rolle, in welchem Landstrich die Handlung angesiedelt ist. Der politische und gesellschaftliche Rahmen ist vielmehr ein sinnentleertes Gerüst, in dem sich die Figuren orientierungslos und traumwandlerisch bewegen. Die persönlichen Gefühle finden keine Heimat mehr in diesem Rahmen, in dem jeder sich in seiner ihm zugewiesenen Rolle verliert. Die Anonymität der Maskerade ist dann die einzige Form, in der sich die Figuren begegnen können in einem Totentanz, der die Gesichter zu grinsenden Larven macht. EIN MASKENBALL Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln MUSIK ALISCHE LEITUNG Mark Rohde INSZENIERUNG Olivier Tambosi BÜHNE Bengt Gomér KOSTÜME Carla Caminati LICHT Claus Ackenhausen CHOREO GRAPHIE Grazyna Przybylska-Angermann RICCARDO ULRICA Rafael Rojas CHOR Dan Ratiu DRAMATURGIE Klaus Angermann RENATO Stefan Adam AMELIA Khatuna Mikaberidze/Julie-Marie Sundal Ania Vegry SAMUEL Kelly God/Brigitte Hahn OSCAR Shavleg Armasi/Per Bach Nissen TOM Heather Engebretson/ Daniel Eggert Francis Bouyer Chor der Staatsoper Hannover Niedersächsisches Staatsorchester Hannover EINFÜHRUNGSMATINEE PREMIERE 8. September 2013, 11 Uhr, Laves-Foyer 14. September 2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 21.09., 24.09., 03.10., 19.10.2013 Mit freundlicher Unterstützung SILVANO BALLETT BRIGITTE KNÖSS DIE VERWANDLUNG Zur Uraufführung des Balletts Dornröschen von Jörg Mannes Dornröschen wird als Höhepunkt der klassischen Ballette angesehen. Das Libretto und die Originalchoreographie von Marius Petipa lehnen sich an Charles Perraults Fassung des bekannten Märchens an. Die Handlung drängt Petipa allerdings in den Hintergrund zugunsten einer Vielzahl effektvoller Divertissements, um den Vorlieben des Zaren und des Publikums Rechnung zu tragen. Bei seiner Uraufführung 1890 in Sankt Petersburg begeisterte Dornröschen mit einem prunkvollen Bühnenbild und prächtigen Kostümen, vor allem aber mit imponierenden Gruppentänzen und solistischen Bravourstücken. Auch Jörg Mannes stellt die technische Virtuosität seines Ensembles in den Vordergrund und lotet die physischen Grenzen seiner Tänzerinnen und Tänzer aus. Das verlangt ein Höchstmaß an Kraft und Disziplin von jedem Einzelnen. Die Motivation aller ist hoch, was vielleicht auch daran liegt, dass jeder klassisch ausgebildete Tänzer seine eigene DornröschenGeschichte mitbringt. Jörg Mannes tanzte Dornröschen schon in seinem ersten Jahr an der Wiener Staatsoper. Gerade ins Ensemble aufgenommen stellte der 16-Jährige die schüchterne Frage, was er denn lernen solle. »Alles«, wurde ihm kurz und knapp von der Ballettmeisterin beschieden. Bis heute ist die klassische Version des Balletts in Mannes’ Körpergedächtnis gespeichert, denn im Laufe der Jahren verkörperte er praktisch alle Männerpartien – nur Prinz Désiré hat er nie getanzt. »Es reizt mich, diesen Meilenstein der Ballettgeschichte – und auch meine eigene Erfahrung damit – zu bearbeiten, in etwas anderes zu verwandeln. Dornröschen ist eigentlich eine Zurschaustellung technischer Meisterschaft, die Handlung ist in den Hintergrund gerückt. Das Stück besteht überwiegend aus Präsentation und aus Virtuosität, und natürlich hat es eine große Tradition. Das alles möchte ich nicht negieren, aber auch nicht kopieren, sondern umspielen. Es interessiert mich, mit den tradierten Strukturen und Schritten aus der Originalchoreographie von Marius Petipa umzugehen und sie in etwas anderes zu verwandeln«, beschreibt Jörg Mannes seinen Zugriff auf das Werk. Auf der anderen Seite liegt Mannes daran, dichter an den Märchenvorlagen der Brüder Grimm und Charles Perraults zu bleiben als der Ballettklassiker. Dies ist einer der Gründe, weshalb er Eingriffe in die Musik vornimmt. »Tschaikowskys wunderschöne Ballettmusik diente auch dazu, das riesengroße Ballettensemble vorzuführen. Deshalb sind einige Nummern darin pure Repräsentationstänze. Zugunsten des Erzählflusses streiche ich manche davon, anderes stelle ich um. Doch meine Eingriffe bleiben moderat«, erläutert Mannes. Im klassischen Dornröschen gibt das Bühnenbild dem Tanz einen prachtvollen aber absolut statischen Rahmen. Florian Parbs konzipierte jetzt für Jörg Mannes’ Ballett einen dynamischen Raum, der in seiner Variationsbreite das erzählerische Anliegen des Choreographen unterstützt. Er öffnet sich und erlaubt der Bewegung, sich zu entfalten, andererseits verdichtet er sich. Projektionen unterstützen unterschiedliche Raumwirkungen, schaffen Opulenz und geben Impulse zur Verortung und Verdinglichung ohne zu konkretisieren. »Diese Verwandlung der Tradition in etwas Neues ist mir wichtig«, sagt Mannes. »Damit meine ich aber nicht nur den Tanz, sondern alle theatralen Ebenen. Neben dem Bühnen- gehen wir auch im Kostümbild diesen Weg. Silke Fischer bezieht sich auf das klassische Ballett-Outfit, sie zitiert das Tutu, aber in einer speziellen Form. Und ich lasse auf Spitze tanzen, aber auf eine spezielle Weise.« In Zusammenarbeit mit 08.09 BALLETT Catherine Franco, Prinzessin Aurora Als ich sehr klein war, bekam ich das Märchen vom Dornröschen vorgelesen, und etwas später sah ich es dann mit dem Bolschoi-Ballett im Fernsehen. Selbst getanzt habe ich die Aurora zum Abschluss meiner Ausbildung in meiner Heimatstadt São Paulo. An der Akademie des Tanzes in Mannheim studierte ich für eine Gala den Pas de deux Aurora/Désiré ein, damit nahm ich auch an einem Ballettwettbewerb in Paris teil. Ich finde es toll, dass Jörg Mannes der technischen Seite viel Beachtung schenkt und uns damit fordert. Elvis Val, Blauer Vogel In Ben van Cauwenberghs Dornröschen im Staatstheater Wiesbaden war ich als Blauer Vogel besetzt. Ich tanzte aber auch Carabosse, einen Kavalier und den Katzen-Pas de deux. Darüber hinaus war ich der Frosch, eine Figur, die van Cauwenbergh aus dem Grimmschen Märchen in sein Ballett eingefügt hatte. Jetzt tanze ich wieder den Blauen Vogel, und ich habe das Gefühl, die Rolle passt zu mir. Es freut mich besonders, dass Jörg Mannes die Figur im gesamten Stück vorkommen lässt und nicht nur im dritten Akt wie im Original. Debora Di Giovanni, Fliederfee Nach meiner Ausbildung kam ich ans Teatro Massimo in meiner Heimatstadt Palermo – direkt in die Produktion Dornröschen. Irina Kolpakova und Eldar Aliev rekonstruierten Petipas Originalversion. Ich war zunächst eine Art Joker, den sie überall einsetzten – im Corps de ballet und als Solistin. Schließlich tanzte ich die Fliederfee, die Prinzessin Florine und den Blauen Vogel. Es ist ein tolles Gefühl und eine große Aufgabe, jetzt zum zweiten Mal die Fliederfee zu tanzen. Jörg Mannes will Virtuosität und ermöglicht mir damit, mich als Tänzerin weiterzuentwickeln. Denis Piza, Prinz Désiré In Brasilien lernte ich schon in meinem zweiten Jahr in der Ballettschule die Variationen und den Pas de deux aus Dornröschen, die ich dann auch im Wettbewerb in São Paulo tanzte. Live auf der Bühne erlebte ich Dornröschen erst in München mit dem Bayerischen Staatsballett. Das hat mich begeistert. Jetzt tanze ich das Stück zum ersten Mal in einer Kompanie – und gleich den Prinzen. Jörg Mannes stellt uns vor andere Aufgaben als bisher. Das ist manchmal hart, aber ich freue mich über mehr Technik, weil ich mich dadurch verbessern kann. Cássia Lopes, Carabosse Mir scheint, es gibt Klassiker, die einen durch die Karriere begleiten. Bei mir war das Der Nussknacker, den ich in acht Versionen getanzt habe. Dornröschen hat sich bisher von mir ferngehalten. Als ich 1992 Solistin der Watt’s Companhia de Dança in São Paulo war, studierten wir das Ballett ein. Aber kurz vor der Premiere verließ ich Brasilien, um nach Deutschland zu gehen, und meine Rolle der Fliederfee wurde von einer Kollegin getanzt. In Jörg Mannes’ neuer Kreation werde ich nun die böse Fee Carabosse sein. Mónica García Vicente, Königin Vielleicht mit zehn Jahren sah ich das klassische Dornröschen und später dann die Version von Mats Ek, die mir besonders gefällt. Während meiner Zeit in der Victor Ullate Company tanzte ich den Blauen Vogel mit Joaquín de Luz. Jetzt für die Königin hatte ich tolle Proben mit Jörg Mannes. Die Figur durchlebt ganz unterschiedliche Emotionen und Stimmungen: zuerst die Trauer über ihre Kinderlosigkeit, dann die Freude, wenn Aurora da ist. Ich spüre in den Bewegungen, die Jörg mit mir kreiert, was passiert ist. Ich fließe auf der Bühne und kann damit etwas sagen. BALLETT Anastasiya Bobrykova, Erste Fee Schon während der Ausbildung in meiner Heimatstadt Kharkov in der Ukraine stand ich zum ersten Mal in Dornröschen auf der Bühne. Ich war etwa zwölf Jahre alt und tanzte in der Gruppe. Schon damals liebte ich Tschaikowskys Ballettmusik. Mannes’ Dornröschen wird klassischer als seine bisherigen Stücke, aber doch in seinem speziellen Stil. Die Proben machen mir Freude. Lilit Hakobyan, Dritte Fee Ich war sehr klein, als ich mein erstes Dornröschen auf der Bühne sah. Das war im Opernhaus meiner Heimatstadt Eriwan in Armenien, und mein Vater tanzte. Damals mochte ich das Ballett nicht, vermutlich weil es so lang war. Das sieht jetzt ganz anders aus, denn die Proben für Jörg Mannes’ Dornröschen sind super. Wir fühlen uns wie kleine Prinzessinnen im Tutu und auf Spitze. Was er bisher für mich choreographiert hat, gefällt mir besonders: Es sind so spritzige Schritte. Michèle Stéphanie Seydoux, Fünfte Fee In Düsseldorf gab das Ballett am Rhein einen Tschaikowsky-Abend, darin tanzten wir aber lediglich den Walzer aus Dornröschen. Früher während meiner Ausbildung in der Ballettberufsschule Zürich habe ich sämtliche Feen-Variationen aus Dornröschen getanzt, aber das war rein zu Studienzwecken. Erst jetzt komme ich als Fee auf die Bühne. Meine Figur fühlt sich bisher recht erdgebunden an, tänzerisch ist sie aber sehr anspruchsvoll. Das gibt noch einen extra Kick. DORNRÖSCHEN Ballett von Jörg Mannes Musik von Peter I. Tschaikowsky Jörg Mannes CHOREOGR APHIE Anja Bihlmaier STÜME ONEN MUSIK ALISCHE LEITUNG BILD UND R AUM Silke Fischer LICHT Florian Parbs Peter Hörtner Philipp Contag-Lada KO- PROJEKTI- DR AMATURGIE Brigitte Knöß Steffi Waschina, Zweite Fee Mein erstes Dornröschen sah ich während meiner Ausbildung in Berlin in der Staatsoper unter den Linden. Ganz klassisch. Vor allem Bettina Thiel, die die Fliederfee tanzte, fand ich faszinierend. In der Schule habe ich zwar die Variationen gelernt, aber erst jetzt werde ich in Dornröschen auf der Bühne stehen. Die Arbeit mit Jörg Mannes macht viel Spaß, gerade weil er diesmal mehr Technik fordert. Nach etlichen Jahren wieder Tutu zu tragen ist super, und ein Fan von Spitzenschuhen bin ich sowieso. Lauren Murray, Vierte Fee Die Geschichte und die Musik von Dornröschen kennt man als Tänzer natürlich, aber jeder Choreograph hat seinen eigenen Zugriff auf das Werk. Nach meiner Ausbildung habe ich zwei unterschiedliche Versionen des Balletts getanzt: In der Semperoper Dresden in der Choreographie von Aaron S. Watkin und im West Australian Ballet in der Choreographie von Marcia Haydee. Bisher war ich im Corps de ballet, aber diesmal bin ich eine Fee. Das ist aufregend, zumal mir Jörg Mannes die Variation der Canari-Fee anvertraut hat, die ich schon immer liebe. Ballett der Staatsoper Hannover Niedersächsisches Staatsorchester Hannover UR AUFFÜHRUNG 5. Oktober 2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN: 23.11.2013 12.10., 18.10., 03.11. und 10.11 JUNGE OPER SAISONAUFTAKT IM BALLHOF! BLICK ZURÜCK NACH VORN Am 21. September laden die Junge Oper und das Junge Schauspiel zum dritten gemeinsamen Ballhoffest. Während sich am Nachmittag alles um Kinder ab 4 Jahren dreht, ist abends die Jugend gefragt, den Start in die neue Spielzeit mit Konzert und anschließender Party gebührend zu feiern. Von 15 bis 17.30 Uhr haben unsere jüngsten Besucher Gelegenheit, Instrumente auszuprobieren, sich mit Sängerin Mareike Morr auf die Suche nach dem Lied vom Bi-Ba-Butzemann! zu machen, Heini den kleinen Vampir kennen zu lernen, Drachen zu basteln, Melodien zu pfeifen, sich schminken zu lassen und so ganz nebenbei in die Stücke der neuen Spielzeit hineinzuschnuppern. Ab 18.30 Uhr kommen dann alle ab 14 auf ihre Kosten, mit einer Kurzversion von Blick zurück nach vorn, einem Vorgeschmack auf das Musical Krawall und einer Trailershow zu den Premieren des Jungen Schauspiels. Ab 21 Uhr darf zur Musik der Band Rainer von Vielen getanzt werden. Im Anschluss an das Konzert legt Sänger und Frontmann Rainer von Vielen höchstpersönlich seine liebsten Hits auf den Plattenteller. Und das Beste: Der Eintritt ist frei! Der Schulabschluss ist geschafft. Und wie geht es jetzt weiter? Was wird aus uns werden? Und wann sind wir endlich erwachsen? Diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmer des Jugendclubs XL in der vergangenen Spielzeit gestellt und gemeinsam ein Stück entwickelt, das die verschiedenen Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts erforscht, in der Hoffnung, Antworten zu finden. Ob früher wirklich alles leichter war, und ob das Erlangen des Schulabschlusses, respektive der Volljährigkeit, tatsächlich bedeutet, dass man endlich erwachsen ist, haben die Teilnehmer des Clubs XL in einer siebenmonatigen Probenphase untersucht und sich dabei intensiv mit dem Thema »erwachsen werden« in den verschiedenen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts befasst. Musiker Christoph van Hal hat eigens für die 6-köpfige Band Musikstücke und Songs komponiert, die an die musikalischen Strömungen dieser Epoche angelehnt sind. Blick zurück nach vorn ist eine musikalisch-szenische Reise in vergangene Zeiten, an deren Ziel zweifelsohne die Zukunft der Jugend gehört! WIEDER AUFNAHME BALLHOFFEST 21.09.2013, ab 15 Uhr, Ballhof und Ballhofplatz 03.09.2013, 19 Uhr, Ballhof zwei WEITERE VORSTELLUNG 04.09.2013, 19 Uhr, Ballhof zwei Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken KINDER »Musikalische Räuberjagd im Ballhof Zwei!« Neue Presse »Hände hoch, Kiste her!« HAZ RÄUBER HOTZENPLOTZ Kinderoper von Andreas N. Tarkmann nach Otfried Preußler MUSIK ALISCHE LEITUNG Benjamin BÜHNE Pablo Mendizábal WIEDER AUFNAHME WEITERE Reiners INSZENIERUNG Tobias Ribitzki KOSTÜME Elvira Freind 11.09.2013, 10.30 Uhr VORSTELLUNGEN 15.09. (15 Uhr), 01.10., 21.11., 22.11., 26.11., 20.12.13, Beginn jeweils um 10.30 Uhr (sofern nicht anders angegeben) im Ballhof zwei Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. 12.13 KONZERT SWANTJE KÖHNECKE POLNISCHER HERBST Zum 1. Sinfoniekonzert des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover Ein Gespräch mit dem Geiger Grzegorz Kotów, 1. Vorsitzender der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik e.V. (HGNM), über die Neue-Musik-Szene in Polen, ihre Wurzeln in der Wende von Chopin zu Szymanowski, berühmte polnische Geiger und ein kleines, feines Festival. Anlass ist das 1. Sinfoniekonzert, in dem das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ein Auftragswerk der HGNM zur Uraufführung bringt. Die Komponistin Agata Zubel Swantje Köhnecke Das 1. Sinfoniekonzert des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover 2013/14 hat in der ersten Programmhälfte einen polnischen Schwerpunkt, mit einer Uraufführung der jungen Komponistin Agata Zubel. Diesen Auftrag haben Sie erteilt. Wie kam es dazu? Grzegorz Kotów Die HGNM veranstaltet regelmäßig Festivals: vor zwei Jahren zum Beispiel YAKAMOZ für zeitgenössische türkische Musik. Dabei interessieren wir uns für Kunst, die woanders entsteht, mit der Frage: Was bedeutet das für unsere Sicht auf die Dinge, für die Neue Musik in Deutschland? In diesem Jahr kamen wir an drei großen polnischen Namen nicht vorbei: Witold Lutosławski (1913–1994), Henryk Górecki (1933–2010), und Krzysztof Penderecki feiert seinen 80. Geburtstag. Deshalb veranstalten wir in diesem Jahr das Festival »Neue Horizonte | Polen«. In diesem Rahmen wollten wir einen jungen polnischen Komponisten in der Tradition von Lutosławski, Górecki und Penderecki in Hannover präsentieren und haben mit Agata Zubel eine der bekanntesten Komponistinnen Polens gefunden. Sie hat sehr viel zu tun, auch als Sängerin. Doch als klar war, dass das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ein sinfonisches Werk von ihr uraufführen würde, hat sie ein paar Sachen verschoben und sofort zugesagt. Wir sind sehr froh, dass diese Kooperation mit der Staatsoper stattfindet: ein sinfonisches Werk von einem renommierten Orchester unter der Leitung KONZERT seiner Chefdirigentin zum Saisonauftakt zu realisieren … ein unglaubliches Glück! Köhnecke Können Sie die Musik von Agata Zubel beschreiben? Wie klingt sie, was zeichnet sie aus? Kotów Zunächst einmal ist Agata Zubel eine Komponistin auf der Suche, sie entwickelt sich und probiert in verschiedene Richtungen aus. Früher hat sie zum Beispiel mit Live-Eletronik experimentiert. Aber vor allen Dingen ist ihre Musik immer expressiv, vom Ausdruck geleitet. Es ist keine trockene intellektuelle Kunst, sondern eher eine Suche nach neuen Mitteln, neuen Klangfarben, aber mit alten Ausdrucksformen, die noch etwas zu sagen haben. Es sind nicht nur äußerliche Klangeffekte, sondern mit einer Spannung, immer vielsagend, manchmal auch einfach sehr schön. Aber sie bleibt auf der Suche … Köhnecke … was in ihrem Alter, Jahrgang 1978, auch nichts Ungewöhnliches ist! Kotów Und auch von den großen klassischen Komponisten weiß man, dass sie immer auf der Suche geblieben sind. Beethoven war sein Leben lang nicht fertig. Als Sängerin hat Agata Zubel mit vielen anderen zeitgenössischen Komponisten zu tun. Außerdem ist ihr Kontakt zum Publikum sehr lebendig, jenseits eines kleinen Arbeitszimmers mit einem Schreibtisch. Diese Erfahrung kann man hören. Köhnecke Das Festival fokussiert die Neue Musik in Polen. Was ist da charakteristisch? Kotów Inzwischen gibt es eine einheitliche Bewegung Neuer Musik in ganz Europa. Die nationalen Unterschiede haben sich verwischt, sind nicht mehr so stark wie noch vor 20 oder 40 Jahren. Viele junge polnische Komponisten studieren ja auch in Deutschland oder Wien, in London oder Paris, da werden die Unterschiede kleiner. Und doch fragen Komponisten nach der nationalen Identität. Wenn man etwa an die polnische Musikgeschichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts denkt, hat Karol Szymanowski damit begonnen, volkstümliche Ele- mente in die Musik zu integrieren. Auch Henryk Górecki hat Volksmusik-Elemente oder sakrale Themen verwendet, Polen ist bekanntermaßen ein sehr katholisches Land. So gibt es eine nationale Identität, die aber längst nicht so stark ausgeprägt ist wie zum Beispiel in chinesischer oder japanischer Neuer Musik. Köhnecke Wie sieht die Neue-Musik-Szene in Polen aus, gibt es Aufführungsmöglichkeiten? Kotów Es ist eine unglaublich große Szene! In der Nachkriegszeit hat die Neue Musik in Polen geboomt, als der junge Penderecki experimentierte und Lutosławski international berühmt geworden war. Eines der größten europäischen Festivals, der »Warschauer Herbst«, war ein Festival für Neue Musik und wurde schon 1956 gegründet! In Polen hat man keine Angst, die Werke junger Komponisten in Konzertreihen und Opernhäusern anzusetzen. Und es gibt politische Unterstützung: Das polnische Kulturministerium hat sich zum Beispiel für den Pianisten und Komponisten Andrzej Czajkowski (auch André Tchaikowsky, 1935–1982) eingesetzt. Seine Shakespeare-Oper The Merchant of Venice (Der Kaufmann von Venedig) wird in diesem Sommer bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt, dazu werden eine Konzertreihe mit seinen Werken und ein Symposium veranstaltet. Das dokumentiert, wie groß das Interesse an Neuer Musik in Polen ist. Köhnecke Herr Kotów, Sie selbst sind Geiger, spielen im renommierten Szymanowski-Quartett und kennen, so vermute ich, den Komponisten sehr gut. Was sagen Sie zur Kombination der Uraufführung mit dem 1. Violinkonzert von Karol Szymanowski? Kotów Das ist hervorragend! So haben wir den ersten wirklich modernen polnischen Komponisten im Programm, der die Wende von der klassisch-romantischen Musik zur Moderne vertritt. Szymanowski war der erste Komponist in Polen, der seine Zuhörer überrascht hat. Bis dahin war Musik pur romantisch, Chopin war der Größte, und alle nach ihm haben im spätromantischen Stil komponiert. Szymanowski war der erste, der ins Ausland gegangen ist, nach Berlin, nach Wien, nach Paris. Dort konnte er Strauss und Mahler hören, hat sich mit Strawinsky und Bartók beschäftigt. Dann hat er seinen eigenen, sehr persönlichen Stil gefunden, seine eigene Farbe. Er ist der erste moderne Komponist, der Traditionen gesammelt und in die Zukunft geschaut hat. Das 1. Violinkonzert ist ein gutes Beispiel dafür: Wir haben impressionistische KlangAgata Zubel wurde 1978 in Wrocław geboren. Sie studierte an der dortigen Musikakademie Komposition und schloss ihr Musikstudium 2004 mit Promotion ab. Ihre Studien führten sie auch an das Conservatorium Enschede in den Niederlanden. Agata Zubel hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen erhalten, u. a. vom polnischen Kulturministerium, der Ernst von Siemens Musikstiftung, der Rockefeller Foundation und der Stadt Breslau. Sie ist Mitglied des Polnischen Komponisten-Verbandes. Als Sängerin gehört Agata Zubels besondere Liebe der zeitgenössischen Musik. Zusammen mit dem Komponisten Cezary Duchnowski hat sie 2001 das ElettroVoce Duo gegründet. Sie hat zahlreiche Werke uraufgeführt und aufgenommen und arbeitet mit renommierten Ensembles wie Klangforum Wien, musikFabrik oder London Sinfonietta. Sowohl als Sängerin als auch als Komponistin hat Agata Zubel zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. 2005 wurde ihre 2. Sinfonie als Auftragswerk der Deutschen Welle beim Beethoven Festival in Bonn uraufgeführt. Es folgten Auftragswerke u. a. für das Ultraschall Festival in Berlin, London Sinfonietta, Deutschlandfunk, Klangforum Wien und die Nationaloper in Warschau. Von 2010 bis 2012 war sie composer-in-residence der Philharmonie Krakau. 2010 erhielt sie den wichtigsten polnischen Musikpreis »Fryderyk« in der Kategorie Zeitgenössische Musik. 14.15 KONZERT farben, ein in der Orchestrierung und Form klassisches Konzert, dazu viele moderne Wendungen und Harmonien – die im Rest Europas schon bekannt waren, aber für Polen eben der Beginn von etwas Neuem! Köhnecke Lassen Sie uns auf die Stellung der Geige in Polen zu sprechen kommen – unsere Konzertmeisterin Lucja Madziar, die sich im Konzert als Solistin in Hannover vorstellen wird, wurde in Polen geboren. Ihr Vorgänger Krzysztof We˛grzyn stammt aus Polen und ist als Violinprofessor und Gründer des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs eine bekannte Figur in der Geigenszene. Sie selbst sind als Geiger weltweit unterwegs, leben und unterrichten auch in Hannover – ist das ein Zufall? Kotów Nein, das ist kein Zufall, sondern erzählt etwas über das Musikleben in Polen. Die Geige bildet mit dem Klavier dessen Schwerpunkt, immer schon. Es gab die großen Virtuosen der romantischen Zeit: Henryk Wieniawski, Karol Lipiński, Pawel Kochański – das waren große polnische Geiger! Auch der erste große Violinwettbewerb, der Wieniawski-Wettbewerb, wurde in Polen veranstaltet, in Poznań, 1935, als Beginn der Wettbewerbskultur für die Geige. Die polnische Klaviertradition geht von Chopin und dem Chopin-Wettbewerb aus. Und die Geige ist genauso wichtig. Besonders schön finde ich dann, dass sich Ihre Konzertmeisterin mit einem Stück als Solistin in Hannover vorstellen kann, das ihren Hintergrund zeigt. Köhnecke Auch das eine sehr persönliche Farbe des Konzertes … Wie ordnen Sie das Szymanowski-Konzert in der Reihe der Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts ein? Kotów Szymanowskis zwei Violinkonzerte gehören seit einigen Jahren zu den großen Werken des Repertoires, zu den meistgespielten Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts, zusammen mit Bartók und Berg. Frank-Peter Zimmermann und Christian Tetzlaff haben sich sehr für die beiden Konzerte eingesetzt und spielen sie weltweit. Köhnecke Noch eine Frage zu Ihrem Verein: Was ist die HGNM, wer sind Ihre Mitglieder? Kotów Die HGNM ist ein Verein, der im vergangenen Jahr seinen 25. Geburtstag gefeiert und damit eine große Tradition in Hannover hat. Der Verein hat tatsächlich Musikgeschichte geschrieben, weil er viele Komponisten nach Hannover gebracht und viele Werke uraufgeführt hat. Zum Beispiel hat die HGNM zum 60. und 65. Geburtstag von Sofia Gubaidulina jeweils ein Stück bei ihr in Auftrag gegeben. Unsere Mitglieder sind Menschen, die sich nicht nur für Neue Musik begeistern, sondern für zeitgenössische Kultur insgesamt und neugierig sind auf Entdeckungen. Wir legen den Fokus auf die Musik, wollen aber auch zeigen, aus welchem Kontext sie eigentlich entsteht. Wir versuchen, als Verein neugierig zu sein und gleichzeitig an große Traditionen zu denken und sie zu würdigen. So sind wir glücklich, dass Krzysztof Penderecki zur Eröffnung des Festivals »Neue Horizonte | Polen« am 19. September mit der Sinfonia Varsovia nach Hannover kommt. Köhnecke Das ist ein weiterer Tipp für Ihr Festival. Vielen Dank für das Gespräch! 1. SINFONIEKONZERT AGATA ZUBEL Neues Orchesterwerk (Uraufführung zum 100. Geburtstag von W. Lutosławski) Auftragswerk der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik K AROL SZ YMANOWSKI Violinkonzert Nr. 1 op. 35 PETER I. TSCHAIKOWSK Y Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 Pathétique DIRIGENTIN SOLISTIN NEUE HORIZONTE | POLEN Zeitgenössische Musik und Kultur Polens Weitere Veranstaltungen ERÖFFNUNGSKONZERT WERKE VON PENDERECKI, LUTOSŁ AWSKI U.A. Sinfonia Varsovia LEITUNG Krzysztof Penderecki Donnerstag, 19.09.2013, Großer Sendesaal des NDR LYRIK & MUSIK »GLÜCKLICHE LIEBE UND ANDERE GEDICHTE« – WISŁ AWA SZ YMBORSK A ZU EHREN Mittwoch, 25. September 2013, 19.30 Uhr, Kanapee ZEIT∙LUPE | FILM: HENRYK GÓRECKI DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND K AMMERMUSIK VON HENRYK GÓRECKI Sonntag, 29. September 2013, Kino im Künstlerhaus ZEIT∙LUPE | FILM: WITOLD LUTOSŁAWSKI DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND K AMMERMUSIK VON WITOLD LUTOSŁ AWSKI Samstag, 5. Oktober 2013, Kino im Künstlerhaus LESUNG ARTUR BECKER UND DARIUSZ MUSZER – ZWEI NIEDERSACHSEN AUS POLEN Donnerstag, 10. Oktober 2013, 19.30 Uhr, Literaturhaus (Termin unter Vorbehalt) DIE AKTUELLE MUSIKSZENE POLENS VORTR ÄGE, MUSIK ALISCHE BEITR ÄGE UND GESPR ÄCHE Samstag, 12. Oktober 2013, Joachimsaal im Künstlerhaus Hannover ZEIT∙LUPE | FILM: KRZYSZTOF PENDERECKI DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND K AMMERMUSIK VON KRZ YSZTOF PENDERECKI Sonntag, 13. Oktober 2013, Kino im Künstlerhaus LESUNG JOANNA BATOR (POLEN) Karen Kamensek Lucja Madziar (Violine) Samstag, 22. September 2013, 17 Uhr Sonntag, 23. September 2013, 19.30 Uhr Kurzeinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn In Kooperation mit WOLKENFERN. EINE WEIBLICHE ODYSSEE DURCH DAS 20. JAHRHUNDERT Lesung und Gespräch in deutscher und polnischer Sprache Montag, 25. November 2013, 20 Uhr, Literarischer Salon Die Filmabende sind Kooperationen mit »Filmland Polen« und dem Kommunalen Kino. Die Literaturveranstaltungen werden veranstaltet vom Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover bzw. vom Literarischen Salon. KONZERT EIN WIEDERSEHEN DIE WIRRNISSE MIT KAMMERDER LIEBE SÄNGERIN HELEN Eröffnungskonzert der Spielzeit 2013/14 DONATH Die Ferien sind vorbei, aber das ist beileibe Konzert zugunsten der Stiftung Staatsoper Hannover Zum Auftakt der neuen Spielzeit feiern wir im Konzert zugunsten der Stiftung Staatsoper Hannover das runde Bühnenjubiläum einer Sopranistin von Weltrang, für die die Staatsoper Hannover vor 50 Jahren das Sprungbrett zu einer großen internationalen Karriere war: Kammersängerin Helen Donath. Von hier aus führte sie ihr Weg an die bedeutendsten Opernbühnen in aller Welt, von der Mailänder Scala bis an die Metropolitan Opera New York, wo sie in Rollen wie Pamina, Micaela, Sophie, Ännchen, Eva, später auch als Marschallin oder Desdemona ihre größten Triumphe feierte. Über 100 Tonaufnahmen belegen ihr breit gefächertes Repertoire. Beim Stiftungskonzert, das wieder Chefdramaturg Klaus Angermann moderieren wird, ist sie zu erleben mit Zerlinas Arie aus Mozarts Don Giovanni, der Arie der Micaela aus Bizets Carmen und Evas »O Sachs! Mein Freund!« aus Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. Und natürlich darf auch die Operette nicht fehlen mit dem Lied »Meine Lippen, sie küssen so heiß« aus Lehárs Spätwerk Giuditta. Mit von der Partie sind bei diesem Konzert zahlreiche Künstler des Hauses, der Chor und der Extrachor der Staatsoper Hannover mit einem Vorgeschmack auf die neue Spielzeit. Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover spielt unter der Leitung von Generalmusikdirektorin Karen Kamensek, Mark Rohde und Benjamin Reiners. Samstag, 31. August 2013, 19.30 Uhr Helen Donath beim Schlussapplaus »Die lustige Witwe« 2006 in der Staatsoper Hannover Mit freundlicher Unterstützung kein Grund zur Traurigkeit. Denn endlich öffnet die Staatsoper wieder ihre Pforten und bringt mit dem Programm der neuen Spielzeit Farbe in den grauen Alltag. Mit den Sängerinnen und Sängern des Staatsopern-Ensembles und dem Niedersächsischen Staatsorchester laden wir Sie ein zu einem Streifzug durch den Spielplan 2013/14. In Kostproben aus Don Giovanni, aus Cavalleria rusticana und dem Bajazzo, aus Verdis Maskenball, Brittens Sommernachtstraum und Kurt Weills Street Scene können Sie erleben, in welche existenziellen Bedrohungen, in welche Verwirrungen, in welchen Wahnsinn gerät, wer den emotionalen Wogen der Liebe hilflos ausgeliefert ist. Magie, Liebe, Eifersucht und Mord – wir heizen Ihnen ein, denn unser Kraftwerk der Gefühle läuft wieder auf Hochtouren. MIT Heather Engebretson, Sara Eterno, Brigitte Hahn, Dorothea Maria Marx, Hanna Larissa Naujoks, Julie-Marie Sundal, Ania Vegry, Monika Walerowicz, Stefan Adam, Shavleg Armasi, Francis Bouyer, Brian Davis, Daniel Eggert, Tivadar Kiss, Sung-Keun Park, Rafael Rojas, Frank Schneiders, Christopher Tonkin, dem Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover und dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover DIRIGENTEN Karen Kamensek, Mark Rohde, Benjamin Reiners MODER ATION Klaus Angermann Sonntag, 1. September 2013, 18.30 Uhr 16.17 KONZERT SWANTJE KÖHNECKE ZWEI GROSSE B Berlioz und Brahms im 2. Sinfoniekonzert Zwei sinfonische Werke des 19. Jahrhunderts, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Harold en Italie von Hector Berlioz und die 3. Sinfonie von Johannes Brahms. Trotz aller Unterschiede ist ihnen eins gemeinsam: Beide Komponisten sind ohne Ludwig van Beethoven nicht zu denken. Hector Berlioz Bach, Beethoven, Brahms, die drei großen B. Dieses stabreimende Diktum des Dirigenten Hans von Bülow ist sprichwörtlich geworden und bildet eine Interpretationslinie der deutschen Musikgeschichte. Hans von Bülow verstand diese Linie weniger national als kunstreligiös, wie eine Notiz in seinem Nachlass offenbart: »Bach ist Vater, Beethoven Sohn, Brahms Heiliger Geist.« Doch die heilige Dreieinigkeit, von Bülow in den 1870er Jahren propagiert und durch Konzertprogramme flankiert, erschien seinen Zeitgenossen nicht sakrosankt, sondern eine überraschende Umdeutung. Bereits 1854 nämlich hatte der Komponist Peter Cornelius in der Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung einen anderen erkoren, die Reihe der drei B zu vervollständigen: »Bach, Beethoven, Berlioz!« schloss sein euphorischer Artikel über den französischen Komponisten, an dessen Bekanntwerden in Deutschland gerade Hans von Bülow nicht unbeteiligt gewesen war. So wird in der Person Hans von Bülows – seit seiner Jugend glühender Wagnerianer und später berühmter Wagner-Dirigent, Johannes Brahms Schüler und Schwiegersohn von Franz Liszt – die Ambivalenz des sogenannten »Musikstreits« deutlich, der die Musikwelt im 19. Jahrhundert in zwei Lager teilte: der progressiven Neudeutschen Schule und der Konservativen, der programmatischen und der absoluten Musik. Dabei äußerte sich der Streit vor allem in rhetorischen Attacken wie etwa in Hugo Wolfs ätzenden Verrissen von Brahms-Sinfonien im Wiener Salonblatt etwa oder in der Erklärung von Brahms, »die Produkte der Führer und Schüler der so genannten Neudeutschen Schule … als dem innersten Wesen der Musik zuwider nur beklagen oder verdammen« zu können (1860 in der Zeitschrift Echo, zusammen u.a. mit Joseph Joachim). Als ein wesentlicher Streitpunkt wird dabei das Erbe Ludwig van Beethovens deutlich, der von beiden Lagern verehrt und dessen Schaffen von beiden als Vorbild beansprucht wird. Nur die Konsequenzen aus Beethovens Œuvre sind strittig – und diametral verschieden. Hector Berlioz hat ausgehend von Beethoven den Orchesterfarben neue Bedeutung gegeben (mit seiner großen Instrumentationslehre Grand Traité d‘instrumentation et d‘orchestration moderne), er hat die Sonatenform mit Ideen der Leitmotivik verbunden und die sinfonische Form erweitert. Außermusikalische Inhalte bekamen einen hohen Stellenwert. Für Berlioz’ »Symphonie in vier Sätzen mit Solobratsche« Harold en Italie etwa dienten Byrons Versepos Child Harold’s Pilgrimage und eine eigene Italienreise als Anregung. Berlioz erschuf ein Werk, das Konzert, Sinfonie und instrumentales Drama zugleich ist, mit dem Künstler als Helden, dem jungen Reisenden zwischen Glück und Melancholie, Lust und Gewalt. Ganz anders dagegen Johannes Brahms, der die absolut-musikalische Geschichte der Sinfonie fortgeschrieben hat. Noch bei der Komposition der 1. Sinfonie meinte er »immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren« zu hören und schrieb über 14 Jahre daran. In einem einzigen Sommer nur entstand die 3. Sinfonie in F-Dur, die von dem Kritiker Eduard Hanslick als »künstlerisch vollkommenste« gewürdigt wurde. Beide Werke begegnen sich nun, und es trennt sie nur noch eine Konzertpause. 2. SINFONIEKONZERT HECTOR BERLIOZ Harold JOHANNES BR AHMS DIRIGENTIN SOLIST in Italien op. 16 (1834) Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883) Karen Kamensek David Aaron Carpenter (Viola) Sonntag, 20. Oktober 2013, 17 Uhr Montag, 21. Oktober 2013, 19.30 Uhr Kurzeinführung jeweils 45 Minuten vor Beginn ORCHESTER KATHARINA ORTMANN REINGEHÖRT! Mit dem Hornisten Claude Tremuth Claude Tremuth hat gerade sein erstes Jahr im Niedersächsischen Staatsorchester Hannover hinter sich – ein entscheidendes Jahr seines Engagements, denn wer dieses Probejahr, wie Claude Tremuth, besteht, ist festes Mitglied des Orchesters. »Ich habe mir meinen Traum erfüllt und mein Hobby zum Beruf gemacht. Das ist ein großes Glück!«, erzählt der 1985 geborene Hornist. »Und die Horngruppe des Staatsorchesters ist nicht nur sehr gut, sondern auch sympathisch. Es macht viel Spaß, mit den Kollegen zu spielen.« Orchestermusiker zu werden ist nicht gerade ein leicht zu realisierender Traum, die Konkurrenz ist groß und die Messlatte hängt hoch. Vor knapp zehn Jahren hatte Claude Tremuth sich entschieden, es mit einer professionellen Laufbahn zu versuchen. Da war er 17 Jahre alt und musizierte zum ersten Mal im European Union Youth Orchestra (EUYO). »Nach dieser Erfahrung stand für mich fest: Ab jetzt nur noch Orchestermusiker!« Ursprünglich hatte der gebürtige Luxemburger sich auch vorstellen können, in seinem Geburtsland zu bleiben und sein Instrument zu unterrichten. Seine musikalische Heimat waren seit seiner Kindheit vor allem die traditionsreichen sinfonischen Blasorchester in Luxemburg. Hierüber war Tremuth auch zum Horn gekommen: In seinem Dorf wurde ein Hornist gesucht, also lernte er Horn – und war von Anfang an begeistert von der warmen Klangfarbe seines Instrumentes. Nach der Ausbildung an der Musikschule unterrichtete ihn in Basel und später Stuttgart Professor Christian Lampert, bei dem er nach wie vor (noch für ein Semester) studiert. Das EUYO blieb nicht das einzige Jugendorchester, in dem Tremuth spielte: Weitere Erfahrungen sammelte er in der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals und im Gustav Mahler Jugendorchester. »Der Enthusiasmus, mit dem in diesen Orchestern gespielt wird, das ist schon toll. Wenn man dann das große romantische Repertoire gemeinsam entdeckt und musiziert, will man nichts anderes mehr machen.« Besonders schätzt er Brahms, Mahler und Strauss, die in ihren sinfonischen Werken große Partien für Horn geschrieben haben. »Ich liebe auch die Opern von Strauss. Davon dürften in Hannover ruhig mehr auf dem Spielplan stehen. Da gibt es wunderschöne Hornpartien.« schwärmt der junge Musiker. Deshalb ist er auch froh, Mitglied in einem Opernorchester zu sein. »Das Repertoire ist viel umfangreicher als in einem reinen Konzertorchester. Wagner zum Beispiel ist für uns Hornisten fantastisch, wenn auch anstrengend.« Zuletzt hatte Tremuth einen Zeitvertrag im Frankfurter Opern- und Museumsorchester und spielte dort unter Sebastian Weigle Wagners gesamten Ring – für ihn ein unvergessliches Erlebnis. In Hannover waren seine bisherigen Höhepunkte die Aufführung von Brahms 2. Sinfonie im ersten und von Tschaikowskys 4. Sinfonie im fünften Sinfoniekonzert. Es werden sicher noch viele weitere hinzukommen! CD-Empfehlungen + Gustav Mahler, 2. Sinfonie, Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado (1994). + Antonio Rosetti, Hornkonzerte, Radek Baborak (Horn), Johannes Moesus (2002). + Amy Winehouse, Back to black (2006). 18.19 KANTINENPLAUSCH NADINE SCHÄUBLE VON JAZZ ZU WAGNER mit der Sängerin Josefine Weber Aus dem Garten – rein in die Pfanne. Wenn Josefine Weber kocht, verwendet sie am liebsten frische Produkte aus ihrem eigenen Garten. Um das perfekte Menü zu zaubern, steht sie dann auch schon mal den ganzen Tag in der Küche. »Ich liebe es, meine Freunde zu bekochen und sie zu bewirten« erzählt sie lachend. Die Liebe zur Musik entdeckte sie allerdings auf Umwegen. Sie beendete zunächst ihr Fachabitur in Betriebswirtschaft und widmete sich ausschließlich privat der Musik. Als Mitglied einer Funk-Band ging sie ihrem Hobby, dem Singen, nach und rutschte dann in den Jazzund Gospelbereich. »Warum studierst du nicht Gesang?«, wurde sie eines Tages von einem Kollegen aus dem Gospelchor gefragt, und Josefine Weber beschloss kurzerhand, ihrem Talent auf den Grund zu gehen. Ihre Fähigkeiten erkannte man auch am RichardStrauss-Konservatorium in München, und sie begann dort im Jahre 2001 mit einem Jazz-Gesangsstudium. Ihre Eltern unterstützten sie immer auf ihrem musikalischen Weg, und gemeinsam mit ihrer Mutter besuchte sie viele Opernproduktionen. So wurde schließlich ihr Interesse am klassischen Bereich geweckt. In Folge dessen wechselte sie nach nur zwei Monaten in die Operngesangsklasse. »Ich war sofort fasziniert von dieser Musik,« erklärt sie und der Erfolg bestätigte ihre neue Leidenschaft. 2007 war sie Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes München und absolvierte im selben Jahr ihren künstlerischen Diplomabschluss. Nach einem Aufbaujahr wurde sie im Oktober 2008 an der Universität der Künste in Berlin aufgenommen und beendete in der Klasse von Professorin Gabriele Schnaut ihr Masterstudium. Die Opern Richard Wagners begleiteten sie dabei von Beginn ihrer Karriere. Schon mit den ersten Gastverträgen kamen die Anfragen für Rollen in den Werken Wagners. In der Spielzeit 2011/12 sang sie an der Deutschen Oper am Rhein in der Walküre die Ortlinde. In dieser Zeit stellte sie sich auch dem hannoverschen Publikum als Gerhilde aus der Walküre und als 3. Norn aus der Götterdämmerung vor. Für den Ring des Nibelungen für Kinder in Leipzig sang sie die Brünnhilde. »Mit meiner Stimme bin ich da einfach so reingerutscht, und dann tat sich immer eine weitere Tür auf«. Mittlerweile ist sie »voll in Wagner drin«. Und tatsächlich hat sie auch eine persönliche Vorliebe für die Musik des Komponisten: »Sie verzaubert mich jedes Mal aufs Neue und das Orchester reißt mich einfach mit.« Die Sopranistin freut sich daher sehr über die Rolle der Eva in den Meistersingern von Nürnberg, in der sie im Juni diesen Jahres ihr Debüt an der Staatsoper Hannover feierte. Seit April gehört sie zum festen Ensemble und fühlt sich »wirklich sehr wohl im Haus«. Im Herbst 2013 werden sie einige Engagements an die Opéra Dijon und an die Leipziger Oper führen. Ihr großer Traum ist es, einmal im Leben den Liebestod der Isolde zu singen. »Doch jede Rolle zu ihrer Zeit« ergänzt sie lachend. Getreu ihrem Lebensmotto »Leben und leben lassen« ist es ihr wichtig, mit Gelassenheit und viel Lachen durch die Welt zu gehen. Für sie gibt es nämlich noch andere wichtige Aufgaben im Leben. Ausgleich zum Opernalltag findet sie, wenn sie schwimmen geht oder in ihrem Garten in Starnberg neue Gemüsesorten pflanzen kann. Nach der Musik ist Kochen definitiv ihre zweite große Leidenschaft und so konnte sie sich nur schwer für ein Rezept entscheiden. Mit der Wiener Topfentorte bringt die gebürtige Münchnerin eines ihrer Lieblingsrezepte mit, das sie vor unserem Kantinenplausch noch schnell mit ihrer Mutter telefonisch abgeglichen hat, da sie eigentlich fast nur »frei Hand« kocht. Das mache am meisten Spaß und gelinge immer! WIENER TOPFENTORTE (NACH BAYERISCHER ART) Für den Teig: 100 g Mehl, 70 g Butter, 30g Zucker, 1 Eigelb Für den Belag: 250 g Sahnequark, 40 g Butter, 30 g Zucker, 1 Pk. Vanillezucker, 2 Eigelb Baiserhaube: 3 Eiweiß, 30 g Zucker, 1 Pk. Vanillezucker Den Backofen auf 200°C vorheizen. Eine Springform mit Backpapier bespannen und den Rand buttern. Die Zutaten für den Teig mit einem Mixer verarbeiten, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Den Teig in die vorbereitete Form füllen, glatt streichen und im Ofen etwa 10 Minuten goldgelb backen. Inzwischen die Zutaten für den Belag schaumig rühren und anschließend auf den ausgebackenen Teigboden geben. Für die Baiserhaube das Eiweiß mit Zucker und Vanillezucker steif schlagen. Die Masse auf der Torte verteilen. Im Ofen backen, bis die Baiserhaube honiggelb wird. Anschließend die Torte herausnehmen und in der Form kurz abkühlen lassen. KANTINENPLAUSCH »Spannend und sehenwert!« NDR Kultur DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG Oper von Richard Wagner MUSIKALISCHE LEITUNG Olivier Tambosi Karen BÜHNE Kamensek Bengt Gomér INSZENIERUNG KOS TÜME Carla Caminati WIEDER AUFNAHME 13. Oktober 2013, 17 Uhr WEITERE VORSTELLUNG 27.10.13, 17 Uhr Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. 20.21 AUS DEN ABTEILUNGEN EVA HARRISON ORGANISATION IST ALLES! Und Abendspielleitung ist Stückpflege Eines haben die vier Kollegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gemeinsam: Ihre Leidenschaft für das Musiktheater! In ihrer Funktion als Abendspielleiter sorgen Markus Tschubert, Charles Ebert, Zuzana Masaryk, und Martin G. Berger (v.l.n.r.) dafür, dass die künstlerische Intention des jeweiligen Regisseurs gewahrt bleibt. »Als Abendspielleiter versucht man darauf zu achten, dass die Sänger die Regie ausführen, die der Regisseur mit ihnen wochenlang einstudiert hat«, erläutert Ebert seine Vorgehensweise. Abendspielleitung ist gewissermaßen Stückpflege. Etwas schwieriger gestaltet sich selbige, wenn Gäste auf der Bühne stehen. »Das ist dann die Meisterarbeit, die Kür. Man spricht die Inszenierung noch mal durch, geht die Bühne gemeinsam ab und leistet Hilfestellung aus der Gasse«, fügt er hinzu. »Mir macht die Abendspielleitung besonders viel Spaß, wenn kurzfristig jemand ausfällt und ich auf der Bühne für ihn einspringen kann!«, konstatiert Martin G. Berger und erläutert, dass die Regieassistenten zur Not schon mal auf die Bühne müssen, wenn keine Zeit bleibt, einen Gast einzuarbeiten. Dann schlüpft der betreuende Regieassi- stent in die Rolle des vakanten Sängers und agiert szenisch auf der Bühne, während ein Gast sichtbar von der Seite singt. Nicht zuletzt in solchen Situationen muss man als Regieassistent zu jeder Zeit den absoluten Überblick haben. »Im Prinzip funktioniert Regieassistenz frei nach Eisensteins Motto ›Alles muss ich wissen!‹«, lacht Markus Tschubert und fügt hinzu: »Ich mag meine Arbeit als Regieassistent sehr!« Damit spricht er auch Zuzana Masaryk aus dem Herzen: »Am tollsten an unserem Beruf ist die Tatsache, dass jeder Tag anders ist! Man arbeitet stetig mit neuen Regieteams zusammen, lernt neue Leute, neue Sängerstimmen und neue Regieideen kennen … da wird es nie langweilig!«, fügt sie begeistert hinzu. Dabei ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Für die Tätigkeit des Regieassistenten braucht es viel Kraft und Durchhaltevermögen. Die Arbeitszeiten erlauben kaum soziale Kontakte außerhalb des Theaters. Deshalb braucht man als guter Regieassistent neben Organisationstalent auch viel Geduld und starke Nerven! Selbst die Applausordnung ist bis ins Detail durchdacht. »Im Prinzip agieren wir als Schnittstelle zwi- schen den Künstlern und dem organisatorischen Betrieb des Hauses von der Technik bis zur Theaterleitung und kommunizieren quasi in alle Richtungen«, fasst Markus Tschubert zusammen. Ein guter Regieassistent versucht, die Proben so zu gestalten, dass der Regisseur sich frei fühlen kann und nichts Organisatorisches mehr bedenken muss. In den Proben zu einer Neuinszenierung werden Regiebücher angelegt, in denen alles notiert wird, was auf der Bühne sichtbar gemacht werden soll. »Das fängt bei einfachen Gängen an und endet bei Figurenerklärungen.« Während Charles Ebert schon familienbedingt mit Musiktheater groß geworden ist, ist Zuzana Masaryk die einzige in der Familie, die ihre Liebe zur Musik zum Beruf gemacht hat. Mit fünf Jahren hat sie den Rosenkavalier von Strauss erlebt: »Die Oper hat mich so begeistert, dass ich noch heute einige Passagen vor Augen habe«, erinnert sie sich. Markus Tschubert, der lange im Thomanerchor gesungen hat, wurde mit neun Jahren ein Traum erfüllt, als er eine Vorstellung in der Semperoper miterleben durfte: »Dass an diesem Abend auch noch Verdis La traviata auf dem Programm stand, hat meine Begeisterung für die Oper noch gefestigt.« Martin G. Berger war bereits in der Schule in der Musical-AG, hatte Gesangsunterricht und hat schon früh selbst Musicals geschrieben. Auf die Frage, ob sie beruflich schon angekommen sind, antwortet er klar und deutlich: »Ich bin Regieassistent geworden, um Regisseur zu werden!« Das sehen seine Kollegen gelassener: »Regieassistenz ist ein harter, sehr zeitaufwändiger Job, der dabei so vielseitig ist … allein der Entwicklungsprozess, den jede Inszenierung durchläuft, wenn sich Stück für Stück alles zusammenfügt, das ist jedes Mal aufs Neue wahnsinnig spannend!« AUS DEN ABTEILUNGEN »Hingehen, gucken, staunen und vor allem lachen.« Neue Presse L’OPERA SERIA Oper von Florian Leopold Gassmann MUSIK ALISCHE LEITUNG NIERUNG UND BÜHNE Mark Rohde INSZE- Michiel Dijkema KOSTÜME Claudia Damm WIEDER AUFNAHME 24. August 2013, 18 Uhr Galeriegebäude Herrenhausen WEITERE VORSTELLUNGEN 27.08. (19 Uhr), 03.09. (19 Uhr), 05.09. (19 Uhr) und zum letzten Mal 08.09.13 Galeriegebäude Herrenhausen (16 Uhr), 22.23 GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES Tamara Schmidt GFO – MEHR ERLEBEN! GFO-LUNCH IM KASTENS HOTEL LUISENHOF Sie interessieren sich für Oper, Ballett und Konzert? Sie wollten schon immer einmal hinter die Kulissen schauen und mehr über die Werke, die Inszenierungen und die Arbeit am Theater erfahren? Sie möchten andere Menschen mit Neugier, Leidenschaft und Interesse an Oper, Konzert und Ballett kennenlernen? Dann werden Sie ein Freund und Förderer der Staatsoper Hannover! Werden Sie Mitglied in der Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.! Seit 1977 verbindet die GFO als Förderverein des Hauses Menschen mit Interesse an Oper, Ballett und Konzert und setzt sich durch gezielte finanzielle Unterstützung der Staatsoper Hannover für exzellente und exponierte Produktionen und Projekte des Hauses ein. Ein umfangreiches, attraktives Jugendförderprogramm ergänzt seit 1984 die Arbeit der GFO. Als Mitglied leisten Sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kulturförderung: Sie erhalten Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen rund um Oper, Ballett und Konzert, können exklusiv Proben zu Neuinszenierungen der Staatsoper Hannover besuchen und sich mit Künstlern, Mitarbeitern der Staatsoper und den anderen Mitgliedern des Vereins austauschen. Durch regelmäßige Terminbriefe und die Website des Fördervereins werden alle Mitglieder regelmäßig über die kommenden Veranstaltungen der Spielzeit informiert. In der Spielzeit 2013/14 sind die folgenden Produktionen zur Förderung ausgewählt worden und werden mit Veranstaltungen begleitet: Die Opern Street Scene und Don Giovanni sowie das Ballett Chaplin. Wir freuen uns, von nun an auch hier in der seitenbühne präsent zu sein und von unseren Veranstaltungen und Projekten berichten zu können. Wenn auch Sie mehr erleben möchten, dann besuchen Sie uns auf unserer Website (www.gfo-hannover.de), schreiben Sie uns oder sprechen Sie uns bei einer der Premieren des Opernhauses an unserem Premierentisch vor dem Marschner-Saal an. Christoph Trestler (Vorstandsvorsitzender) Am 26. Mai 2013 war es wieder so weit: 31 GFO-Mitglieder trafen sich zum GFO-Lunch im schönen Gobelinsaal des Hotels Luisenhof, um einige gemütliche Stunden bei gepflegtem Essen und informativen Gesprächen mit Künstlern und Mitarbeitern des Opernhauses zu verbringen. Als Gäste konnten wir Tamara Schmidt (Leitung der Musiktheaterpädagogik und Junge Oper), Siegmund Weinmeister (Korrepetitor und Kapellmeister) sowie Nils Hojer (Leitung der Werkstätten) begrüßen. Alle Gäste berichteten gern und ausführlich von ihrer Tätigkeit im Opernbetrieb. So erzählte Frau Schmidt begeistert von der Arbeit mit den Jugendlichen und wurde nicht müde, der GFO für ihr Engagement in Sachen Jugendprogramm zu danken. Herr Weinmeister – auf die Frage, ob das Dirigieren oder das Erarbeiten der Partien mit den Sängern den Schwerpunkt seiner Tätigkeit darstelle –, antwortete etwas verschmitzt: »zwei Drittel Kapellmeistertätigkeit, zwei Drittel Korrepetieren.« Schließlich schilderte Herr Hojer sehr anschaulich die Entwicklungsstufen vom Bühnenbildmodell bis hin zur fertigen Produktion. Ein Teil der GFO-Mitglieder hatte jüngst die Gelegenheit genutzt, an einer Führung durch die Theaterwerkstätten teilzunehmen, so dass auch diese Ausführungen auf großes Interesse stießen. Die Stunden vergingen wie im Flug, und es wurde wieder einmal klar, wie sehr diese Veranstaltungen sowohl von den Mitarbeitern der Oper als auch von den GFO-Mitgliedern geschätzt werden. Auch für die Spielzeit 2013/14 sind wieder zwei Lunchtermine in Planung. Jeder ist herzlich willkommen teilzunehmen. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. Susanne Weisgerber GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES Olivier Tambosi Klaus Angermann BESUCH DER BÜHNENORCHESTERPROBE MEISTERSINGER Die Staatsoper hat die GFO-Mitglieder am 31. Mai 2013 zur Probe der Meistersinger von Richard Wagner eingeladen. Mehr als 99 Plätze sind aus Gründen des Brandschutzes nicht verfügbar – und diese waren im Vorfeld schnell vergeben. Entsprechend gut gefüllt ist an diesem Abend auch das Laves-Foyer, in dem Chefdramaturg Klaus Angermann wie gewohnt in kompetenter und kurzweiliger Manier in den Probenabend einführt. Ein Probenbesuch eröffnet neue Erfahrungen, die weit über den Besuch einer Aufführung hinausgehen. Man wird wacher und aufmerksamer für die Musik und das Agieren auf der Bühne. Gerade die Wiederholungen zeigen die Komplexität des Geschehens erst auf. Bei Proben dabei sein zu dürfen, ist ein wahrer Freundschaftsbeweis der Oper, der uns als GFO-Mitglieder stolz und dankbar macht. Der zweite Teil des ersten Aktes steht heute auf dem Programm. Hans Sachs ist nicht von der Partie. Ein Regieassistent spielt seine Rolle auf der Bühne, während ein Korrepetitor von der Seite aus den Gesang in die Szene hineingibt. Alltag bei Bühnenproben! Ein Triolen-Part der Streicher läuft nicht synchron und wird so oft wiederholt, bis er endlich sitzt. Während die einen im Orchestergraben arbeiten, vertreiben sich die Sänger auf der Bühne die Zeit mit dem Basteln von Papierflugzeugen. Karen Kamensek lehrt uns derweil das Hören. »Kunst ist maßlos«, das hatte uns noch eine Woche zuvor beim GFO-Lunch im Luisenhof der Leiter der Theaterwerkstätten Nils Hojer gesagt. Das gilt unbestritten auch für die zeitliche Dauer von Wagner-Opern. Aber für eine Probe gelten immer noch allgemeine Arbeitszeitregelungen. Nach anderthalb Stunden Probenarbeit ist somit erst einmal Pause. Einige Knabbereien und Getränke stehen bereit, an denen sich die Opernfreunde auch gerne bedienen. Derweil trifft ein weiterer Künstler im Laves-Foyer ein: der Regisseur Olivier Tambosi. Eine eher unschuldige Frage eines unserer Mitglieder, weshalb einer der Sänger auf der rechten Seite Stöckelschuhe getragen habe, gibt Herrn Tambosi Anlass zu einer weit ausholenden Antwort. Über die Erlösungsfunktion von Musik, die Rezeptionsgeschichte von Wagner im 20. Jahrhundert, über Utopien, Nürnberg im 16. Jahrhundert, das Erzählen von Liebesgeschichten bis zur Frage danach, was Kunst ist, stellt uns der Regisseur im großen Bogen seine Welt der Meistersinger vor. Er ist charismatisch und in seiner humorvollen Art sehr überzeugend. Seine Antwort auf die einleitende Frage »Warum trägt einer der Sänger Stöckelschuhe?« lautet am Ende: »Warum nicht!« Und es ist überhaupt nicht merkwürdig, dass jetzt fast alle diese Antwort akzeptieren. Derweil hat der zweite Teil der Probe begonnen. Viele von den Mitgliedern der GFO werden auch daran teilnehmen und freuen sich darauf, in einer der nächsten Vorstellungen dann das Gesamtkunstwerk Meistersinger erleben zu können. Christoph Waldmann WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES – JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN! Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. | SITZENDER Christoph Trestler | VORSTANDS VOR- POSTANSCHRIFT DER GFO-GESCHÄFTSSTELLE Ge- schäftsstelle der GFO, c/o Nord/LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover | BANK VERBINDUNG NORD/LB, BLZ 25050000, Konto-Nr. 101424737 | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen für eine Einzelperson 40€, für jedes weitere Familienmitglied 20€, für Schüler und Studenten 10€, für Firmen 100€. Fragen zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer ([email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de 24 FUNDUS »Hannovers Ballettchef Jörg Mannes erzählt die 500 Jahre alte Schauergeschichte um die Borgias und ihre Papstwahl und findet überraschende Parallelen ins gegenwärtige Italien.« Neue Presse INFERNO – EINE ITALO-REVUE Ballett von Jörg Mannes Musik von Adriano Celentano, Ennio Morricone, Dmitri Schostakowitsch u.a. CHOREOGR APHIE Jörg Mannes BÜHNE Alexandra Pitz KOSTÜME Silke Fischer Ballett der Staatsoper Hannover WIEDER AUFNAHME 15.09.2013 WEITERE VORSTELLUNGEN 18.09., 20.09., 10.10., 25.10.13 OPERNRÄTSEL In dieser seitenbühne war ja schon an anderer Stelle von polnischen Komponisten die Rede – gesucht wird ein ebensolcher, der aber der Nachwelt vor allem als Pianist bekannt ist. Schon sein Name macht den Musikliebhaber aufmerksam, klingt er doch wie der eines russischen Komponisten-Kollegen, der fast 100 Jahre vor ihm geboren wurde. Der Geburtsname des gesuchten Künstlers jedoch war ein anderer, offensichtlich jüdischer Namen. Als Kind wurde er mit seiner Familie ins Warschauer Ghetto gepfercht, doch es gelang, den Jungen hinauszuschmuggeln und zusammen mit seiner Großmutter und gefälschten Papieren unter neuem Namen zu verstecken. So überlebte er den Zweiten Weltkrieg, seine Mutter hingegen starb in Treblinka. In der Nachkriegszeit konnte er den früh begonnenen Klavierwettbewerb in Paris, Warschau und Brüssel fortsetzen. Er nahm erfolgreich am Chopin-Wettbewerb und am Königin-Elisabeth-Wettbewerb teil und startete eine erfolgreiche Pianistenlaufbahn, die ihn als Solisten unter anderem zum New York Philharmonic, Chicago Symphony und Los Angeles Symphony Orchestra führte. Als »einen der besten Pianisten unserer Zeit und – mehr als das – einen wunderbaren Musiker« bezeichnete ihn Arthur Rubinstein. Mit 25 Jahren verlagerte der gesuchte Musiker seinen Schwerpunkt vom Spielen hin zum Schreiben. Schon zehn Jahre zuvor war er Mitglied des polnischen Komponisten-Verbandes geworden, hatte bei der berühmten Kompositionslehrerin Nadia Boulanger in Paris studiert. Doch er starb mit 46 Jahren an Darmkrebs, über der fast vollendeten Partitur seiner einzigen Oper, die auf einem Drama von William Shakespeare basiert und erst in diesem Sommer uraufgeführt wird! Der Ort der Uraufführung war vor ein paar Jahren auch als Kulisse in einem englischen Agentenfilm und bei einer sommerlichen Fußballübertragung weit über Opernkreise hinaus bekannt. Wie heißt der Komponist, wie seine einzige Oper? Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 30. September 2013 per Postkarte an die Staatsoper Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Opernplatz 1. 30159 Hannover, oder per Email an [email protected] Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für Jörg Mannes’ neues Ballett Dornröschen am 18.10.2013 um 19.30 Uhr. Im Rätsel der letzten seitenbühne 03/04.2013 suchten wir Anna Bolena (Gaetano Donizetti, Libretto von Felice Romani, UA 26.12.1830) ORCHESTER IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Thomas M. Jauk (Titel, 4–6, 8–9, 11, 19, 21), Stefan Finger, (2–3), Insa Hagemann (2–3, 10 links), Jörg Mannes (7), Jannik Heino (10 rechts), Tomasz Kulak (12), Doro Huber (Illustration Seite 10 links), Thilo Nass (15), Ian Harrison (20), Dieter Gebhardt, Christoph Waldmann (22–23), Gert Weigelt (24) und privat (1, 17, 18) TITELBILD Die Meistersinger von Nürnberg, Ivan Turšić, Mareike Morr REDAKTION seitenbühne . August bis Oktober 2013