Entwicklung des Begriffes “Angststörung”

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Entwicklung des Begriffes “Angststörung”
 Angst
=
=
 „Unangebrachte“ Angst
- Descartes (17. Jahrh.)
- Dick (1876)
- Benedikt (1870)
- Westphal (1872)
- Freud (1895)
existentielle Grunderfahrung, die ein
Bestandteil des menschlichen Lebens ist
biologisch sinnvolle Reaktion zur
Überlebenssicherung („Kampf-/Fluchtreaktion“)
- “Phobische Ängste - Erinnerungsbilder des
Gehirns an früher als bedrohlich erlebte
Situationen”
- “Die Angst der Kranken als das Alpha und
Omega der praktischen Psychiatrie”
- “Platzsschwindel”
- “Agoraphobie, eine neuropathische
Erscheinung”
- “Angstneurose” (freiflottierende Ängste/
Angsthysterie)
Prägend für psychiatrische Klassifikationssysteme bis ICD 9/DSM-II
Entwicklung des Begriffes “Angststörungen”
- DSM-III (1980)
“Panikattacken”
“Angststörung” statt Angsterkrankung/Angstneurose
- ICD 10/DSM-IV
Weitere Ausdifferenzierung der Angststörungen
nach phänomenologischen Gesichtspunkten
ICD-10 - Klassifikation der
“Angststörungen”
• F 40
40.00
40.01
40.1
40.2
Phobische Störungen
Agoraphobie ohne Panikstörung
Agoraphobie mit Panikstörung
Soziale Phobie
Spezifische (Isolierte Phobie)
• F 41
Andere Störungen
41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
41.1 Generalisierte Angststörung
41.2 Angst und Depression,gemischt
41.3 Andere gemischte Angststörungen
• F 43.1 Posttraumatische Belastungsstörungen
Lebenszeit-Prävalenz von Angststörungen
(nach Perkonigg und Wittchen, 1995)
Diagnose
Bereich der Einzelstudien
Median (abgeleitet)
Panikstörung DSM-III
1,1-2,4%
1,9%
Panikstörung DSM-III-R
3,2-3,6%
3,6%
Agoraphobie
2,1-10,9%
5,4%
spezifische Phobie
4,5-11,3%
8,6%
soziale Phobie DSM-III
1,0-3,9%
2,4%
generalisierte Angst
1,9-31,1%
5,1%
Lebenszeit-Prävalenz insgesamt ca. 15%
Punktprävalenz insgesamt ca. 7%
Epidemiologie der “Angststörungen”
 Alter bei Erstmanifestation
- spezifische Phobien: Kindheit
- soziale Phobien: frühe Jugend (Pubertät)
- Panikstörungen und Agoraphobien: zwischen 20. und 30. Lebensjahr
- generalisierte Angststörung: bimodale Verteilung mit Häufung in der
Adoleszenz und um das 40. Lebensjahr
Erstmanifestation nach dem 45. Lebensjahr sehr selten
 Geschlecht
- soziale Phobie: 1 : 1
- andere Angststörungen: mindestens 2 : 1
Epidemiologie der “Angststörungen”
 Komorbidität
- depressive Störungen (20-40%)
- Missbrauch bzw. Abhängigkeit von Alkohol und Tranquilizern (2040%)
- andere Angststörungen (50-90%)
- Persönlichkeitsstörungen (20-60%)
 Verlauf
- Spontanremission ca. 20%
- Mittlere Zeitdauer zwischen Manifestation und Diagnose 5-15 Jahre
 Folgen:
- Vermeidungsverhalten
- Sekundäre Folgeerkrankungen
- psychosoziale Auswirkungen
- hohes Inanspruchnahmeverhalten des medizinischen Versorgungssystems (z.B. Fehlbehandlung)
Beschreibung der Angstsymptomatik auf 4 Ebenen
emotional
Hilflosigkeit,
Ausgeliefertsein,
Furcht, Resignation
körperlich/
physiologisch
Herzrasen,
Schwitzen,
Atemnot, Zittern,
weiche Knie etc.
Angst
gedanklich/interpretierend
“Ich bekomme einen Herzinfarkt”
“Ich falle in Ohnmacht”
“Ich verliere die Kontrolle”
“Gleich schauen alle auf mich und
ich blamiere mich”
verhaltensbezogen
Flüchten,
Hilfe suchen,
Vermeiden,
Medikamente nehmen
Klinisches Bild der Agoraphobie nach ICD-10
(Forschungskriterien)
A. Deutliche und anhaltende Furcht vor oder Vermeidung von mindestens
zwei der folgenden Situationen:
1. Menschenmengen
2. öffentliche Plätze
3. allein Reisen
4. Reisen, mit weiter Entfernung von Zuhause
B. Wenigstens einmal nach Auftreten der Störung müssen in den
gefürchteten Situationen mindestens zwei Angstsymptome auftreten:
vegetative Symptome:
1. Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
2. Schweißausbrüche
3. fein- oder grobschlägiger Tremor
4. Mundtrockenheit
Klinisches Bild der Agoraphobie nach ICD-10
(Forschungskriterien)
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
5. Atembeschwerden
6. Beklemmungsgefühl
7. Thoraxschmerzen oder -missempfindungen
8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen
psychische Symptome:
9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder
Benommenheit
10. Derealisation/Depersonalisation
allgemeine Symptome:
11. Hitzewallungen oder Kälteschauer
12. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Klinisches Bild der Agoraphobie nach ICD-10
(Forschungskriterien)
C.
Deutliche emotionale Belastung durch das Vermeidungsverhalten
oder die Angstsymptome; die Betroffenen erleben die Symptome
als übertrieben oder unvernünftig
D.
Die Symptome beschränken sich ausschließlich oder vornehmlich
auf die gefürchteten Situationen oder Gedanken an sie
E.
Ausschlusskriterien
Klinisches Bild der Panikstörung nach ICD-10
(Forschungskriterien)
A.
Wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine spezielle Situation
oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und spontan auftreten
B.
Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika:
a. Einzelepisode von intensiver Angst oder Unbehagen
b. abrupter Beginn
c. Maximum innerhalb weniger Minuten und Dauer von mindestens
einigen Minuten
d. mindestens 4 Symptome:
vegetative Symptome:
1. Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
2. Schweißausbrüche
3. fein- oder grobschlägiger Tremor
4. Mundtrockenheit
Klinisches Bild der Panikstörung nach ICD-10
(Forschungskriterien)
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
5. Atembeschwerden
6. Beklemmungsgefühl
7. Thoraxschmerzen oder -missempfindungen
8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen
psychische Symptome:
9. Gefühl von Schwindel, Unischerheit, Schwäche,Benommenheit
10. Derealisation/Depersonalisation
11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden/ “auszuflippen”
12. Angst zu Sterben
allgemeine Symptome:
13. Hitzewallungen oder Kälteschauer
14. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
C. Ausschlusskriterien
Klinisches Bild der generalisierten Angststörung
nach ICD-10 (Forschungskriterien)
A. Ein Zeitraum vom mindestens 6 Monaten mit vorherrschender
Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf
alltägliche Ereignisse und Probleme
B. Mindestens 4 Symptome
vegetative Symptome:
1. Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
2. Schweißausbrüche
3. fein- oder grobschlägiger Tremor
4. Mundtrockenheit
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
5. Atembeschwerden
6. Beklemmungsgefühl
7. Thoraxschmerzen oder -missempfindungen
8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen
Klinisches Bild der generalisierten Angststörung
nach ICD-10 (Forschungskriterien)
psychische Symptome:
9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder
Benommenheit
10. Derealisation/Depersonalisation
11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder
“auszuflippen”
12. Angst zu Sterben
allgemeine Symptome:
13. Hitzewallungen oder Kälteschauer
14. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Symptome der Anspannung:
15. Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen
16. Ruhelosigkeit und Unfähigkeit zum Entspannen
17. Gefühle von Aufgedrehtsein, Nervosität und
psychische Anspannung
18. Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden
Klinisches Bild der generalisierten Angststörung
nach ICD-10 (Forschungskriterien)
andere unspezifische Symptome:
19. Übertriebene Reaktionen auf kleine Überraschungen oder
Erschrecktwerden
20. Konzentrationsschwierigkeiten, Leeregefühl im Kopf wegen
Sorgen oder Angst
21. Anhaltende Reizbarkeit
22. Einschlafstörung wegen der Besorgnis
C. Ausschlusskriterium: Panikstörung, phobische Störung,
Zwangsstörung, hypochondrische Störung
D. Ausschlusskriterien
Klinisches Bild der sozialen Phobie nach ICD-10
(Forschungskriterien)
A.
B.
C.
D.
E.
Entweder 1. oder 2.:
1. deutliche Furcht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder
sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten
2. deutliche Vermeidung im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen
oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich
oder erniedrigend zu verhalten
Auftretende Ängste in sozialen Situationen wie Essen oder Sprechen
in der Öffentlichkeit, Teilnahme an kleinen Gruppen, Begegnung von
Bekannten in der Öffentlichkeit
mindestens 2 Angstsymptome in den befürchteten Situationen
1. Erröten oder Zittern
2. Angst zu erbrechen
3. Miktions- oder Defäkationsdrang bzw. Angst davor.
Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome oder das
Vermeidungsverhalten (Einsicht in Unsinnigkeit)
Die Symptome sind auf die gefürchtete Situation oder Gedanken
an diese beschränkt.
Ausschlusskriterien
Angstreaktion mit Amygdala-Aktivierung
Differentialdiagnose der Angststörungen
Endokrine Angstsyndrome
Hyperthyreose, Hypothyreose,
Hyperparathyreoidismus, Thyreotoxikose,
Phäochromozytom, Cushing-Syndrom,
Karzinoidsyndrom
Metabolische Angstsyndrome Hypoglykämie, Hypokaliämie
Herz-Angstsyndrom
koronare Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt,
Herzrhythmusstörungen, Postkardiotomiesyndrom, paroxysmale Tachykardie
Zerebrale Angstsyndrome
Epilepsie, Encephalitis, dementielle
Erkrankungen, Chorea Huntington,
zerebrale Vaskulitiden
Pulmonale Angstsyndrome
Asthma bronchiale, chronisch obstruktive
Lungenerkrankungen, Lungenembolie
Differentialdiagnose der Angststörungen
Psychiatrische Angstsyndrome
Depression
Intoxikationen
Koffein, Amphetamin
Entzugssymtome bei Abhängigkeitserkrankungen
(Benzodiazepine, Barbiturate, Alkohol)
Kognitive und verhaltenstherapeutische
Interventionsmöglichkeiten

Vermittlung von Informationen (Psychoedukation)

Symptombezogene Interventionen (z.B. Beeinflussung der
Angstsymptomatik durch graduierte Exposition)

Beeinflussung krankheitsaufrechterhaltender Faktoren und
Problembereiche
- soziale Kompetenz
- Problemlösefertigkeiten
- Verbesserung partnerschaftlicher Kommunikation
- Aufbau sozialer Aktivitäten
- Klärung intrapsychischer/psychosozialer Funktionalität
Agoraphobie mit Panikstörung
Biographische Eckdaten:



42-jährige Patientin, verheiratet seit 18 Jahren
Ehemann Landwirt, eigene Landwirtschaft
Sohn 16 Jahre, Tochter 14 Jahre





uneheliches Kind, kein Kontakt zum leiblichen Vater
aufgewachsen auf dem Hof der Großeltern
Grundschule, Hauptschule
Mitarbeit auf dem großelterlichen Hof bis Heirat
Mutter überprotektiv, ängstlich, Herzerkrankung
Agoraphobie mit Panikstörung
Symptomatik der Angststörung:
Im Anschluss an einen fieberhaften Infekt vor 1 1/2 Jahren:

vor der Theke einer Metzgerei plötzlich Schwindel, Übelkeit,
Schweißausbruch, Angst ohnmächtig zu werden
 Panik

Flucht aus der Metzgerei
 Besserung
Agoraphobie mit Panikstörung
Symptomatik der Angststörung:
Im weiteren Krankheitsverlauf mehrmals täglich Panikattacken mit:







Schwindel
Schweißausbruch
Herzklopfen
Verschwommensehen
Todesangst (“Herzinfarkt”)
Angst ohnmächtig zu werden und umzufallen
Angst die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich “zu blamieren”
Agoraphobie mit Panikstörung
Sympatikus-Aktivierung bei Angstzuständen
Angst = biologisch sinnvolle Reaktion zur Überlebenssicherung
Vorbereitung zur “Flucht-Kampf-Reaktion”
Noradrenalin- und Adrenalinausschüttung
Sympatikus-Aktivierung in der Panikattacke
1.
Herz-Kreislauf-System
a. Tachykardie, Verstärkung der Kammerkontraktion
Funktion
- verbesserte O2-Versorgung wichtiger Organe
- schneller Abtransport von metabolischen Abbauprodukten
Angstsymptome
- Herzrasen
- Herzklopfen
b. Umverteilung der Blutversorgung (Engstellung peripherer
Blutgefäße, Weitstellung von organversorgenden Gefäßen
(z.B. Coronararterien, Muskulatur)
Funktion
- schnellere Blutstillung bei Verletzungen
- verbesserte Muskeldurchblutung
Angstsymptome
- Kribbeln und Taubheitsgefühl der Finger
- Verspannungsgefühl der Muskulatur
Sympatikus-Aktivierung in der Panikattacke
2.
Schnellere und tiefere Atmung
Funktion
- verbesserte O2-Versorgung
Angstsymptome
- Benommenheit
- Verschwommensehen
- Gefühl der Unwirklichkeit
3.
Verstärkte Schweißsekretion
Funktion
- Haut ist “glitschig”, Angreifer kann nicht “zupacken”
- Abkühlung des Körpers
Angstsymptome
- Schwitzen
Sympatikus-Aktivierung in der Panikattacke
4.
Sonstige Symptome
Funktion
- herabgesetzte Darmperistaltik und Verdauung
- verminderte Speichelsekretion
- Pupillenweitstellung
Angstsymptome
- Druck in der Magengegend, Übelkeit
- Trockener Mund
- Pünktchen sehen vor den Augen
- Verschwommen sehen
Stressmodellgraphik
Der Teufelskreis bei Angstanfällen
Äußere Reize
Körperliche
Symptome
Wahrnehmung
Physiologische
Veränderungen
Gedanken
(“Gefahr”)
Angst
Sichtbares Verhalten
Therapiephasen
1.
Aufbau einer therapeutischen Beziehung
Psychoedukation
2.
Motivationsanalyse
3.
Verhaltensanalyse
- Lerngeschichte
- Symptomebene (S-O-R-K)
- Funktionsanalyse
4.
Vorbereitung der Reizkonfrontation
- Zielanalyse
- Angsthierarchie
- kognitive Vorbereitung
5.
Reizkonfrontation
- graduierte Exposition
- Flooding
Verhaltensanalyse

Lerngeschichte

Symptomebene (S-O-R-K)

Funktionalität
- intrapsychisch
- interaktionell
Relevantes aus der Lerngeschichte

Modellfunktion der Mutter (Herzerkrankung)

Selbständigkeitsbestrebungen wurden von
engen Bezugspersonen behindert

Verstärkung für ängstliches Verhalten
Verhaltensanalyse

Lerngeschichte

Symptomebene (S-O-R-K)

Funktionalität
- intrapsychisch
- interaktionell
Verhaltensanalyse S-O-R-K
Stimuli / Situation:



Schlange stehen vor der Kasse
warten in Geschäften
Kontakt mit Krankenhäusern, Krankenwagen
Organismusvariable:


Zustand nach fieberhaftem Infekt (orthostatische
Dysregulation)
kognitive Grundannahme: „An Herzschwäche kann ma
schnell sterben”
Verhaltensanalyse S-O-R-K
Reaktion emotional:



Angst bis Panik
Hilflosigkeit
Unsicherheit
Reaktion motorisch:


Flucht aus dem Laden
Vermeidung angstauslösender Situationen
Verhaltensanalyse S-O-R-K
Reaktion kognitiv:




“Ich werde ohnmächtig, ich falle um”
“Wenn ich jetzt die Besinnung verliere, laufen alle zusammen
und glotzen”
“Jetzt kann ich nicht aus dem Laden, ohne mich vor der Verkäuferin zu blamieren”
“Jetzt ist keiner bei mir, ich bin ganz hilflos”
Reaktion physiologisch:






Schwindel, Hyperventilation
Verschwommensehen
Herzklopfen
Schweißausbruch
Innere Uruhe
Übelkeit
Verhaltensanalyse S-O-R-K
Konsequenzen kurzfristig:

Angst- und Spannungsreduktion auf emotionaler, kognitiver und
physiologischer Ebene
Konsequenzen langfristig:



Aufrechterhaltung der Angstsymptomatik, Generalisierung
Vermeidungsverhalten
Einengung des Aktionsradius
Selbstbeobachtungsbogen
Datum
Situation
Gefühle
Gedanken
körperliche
Reaktion
Verhalten
Verhaltensanalyse

Lerngeschichte

Symptomebene (S-O-R-K)

Funktionalität
- intrapsychisch
- interaktionell
Verhaltensanalyse
Krankheitsaufrechterhaltende Faktoren und Funktionen der
Erkrankung
 Was vermeidet der Patient ?
 Wie wird die Partnerschaft beeinflusst ?
 Berufliche Konsequenzen ?
Wie reagiert die Umwelt ?
 Relevante Faktoren aus der Lerngeschichte ?
 Wovor schützt sich der Patient und was ermöglicht er sich?
- intrapsychisch
- interaktiv
Therapiephasen
1.
Aufbau einer therapeutischen Beziehung
Psychoedukation
2.
Motivationsanalyse
3.
Verhaltensanalyse
- Lerngeschichte
- Symptomebene (S-O-R-K)
- Funktionsanalyse
4.
Vorbereitung der Reizkonfrontation
- Zielanalyse
- Angsthierarchie
- kognitive Vorbereitung
5.
Reizkonfrontation
- graduierte Exposition
- Flooding
Angsthierarchie
100 Krankenbesuch bei einer Tante im Krankenhaus
(Intensivstation)
90 Informationsgespräch mit Arzt auf Intensivstation
80 Schlangestehen vor der Kasse im Supermarkt
70 Einkaufen im Metzgerladen (viele Leute)
50 Einkaufen im Metzgerladen (wenig Leute)
30 Einkaufen am Kiosk
Entstehung der Angstsymptomatik
Angst, Erregung, Anspannung
100%
Flucht
Situation
Reizkonfrontation
Angst, Erregung, Anspannung
100%
Habituation
Graduierte Expositionsbehandlung
 Vermeidungsverhalten = aufrechterhaltender Faktor
für Angststörungen
 Erwartungsangst (Katastrophisierung) schlimmer als reale
Situationen
 Angst kann nur überwunden werden, wenn man sich mit der
angstauslösenden Situation konfrontiert
 Korrektur kognitiver dysfunktionaler Annahmen
 Intensive Gestaltung der therapeutischen Beziehungen (?)
Therapiephasen
6.
Kognitive Therapie
- Realitätsüberprüfung/Reattribution der körperlichen Missempfindungen
- Erarbeitung alternativer (adäquater) Bewertungsmöglichkeiten
- Übungen zur interozeptiven Exposition
- Bearbeitung dysfunktionaler kognitiver Grundannahmen
7.
Bearbeitung krankheitsaufrechterhaltender Faktoren
- Problemlösefertigkeiten
- Partnerschaft
- Berufliches Umfeld
- Intrapsychische/psychosoziale Funktionalität
- soziale Kompetenz
8.
Beendigung der Therapie
- Übergang in Selbstmanagement
- Auflösung der therapeutischen Beziehung
- ggf. Reevaluation nach vereinbartem Zeitintervall
- ggf. „Booster “-Sitzung bei Wiederauftreten der Symptome
Beendigung der Therapie
Evaluation therapeutischer Fortschritte
 Übergang von Begleitung in Selbstmanagement
 Generalisierung / Transfer von Therapieerfolgen
 Bearbeitung krankheitsaufrechterhaltender Faktoren
(Problembereiche)
 Rückfallprophylaxe
 ggf. Follow-up-Sitzungen in größer werdenden Zeitabständen
 Indikation für weitere therapeutische Schritte ?
Medikamentöse Behandlung der Panikstörung
1.
Antidepressiva
2.
Benzodiazepine
3.
Neuroleptika
4.
Andere: Betablocker, Clonidin, Carbamazepin
Antidepressiva in der Behandlung der Panikstörung




Imipramin:
Klinische Wirksamkeit bei 70-80% in placebo-kontrollierten
Studien
Clomipramin:
Klinische Wirksamkeit nachgewiesen
Andere Trizyklika:
weniger gut untersucht
Mao-Hemmer (Tranylcypromin):
Hinweise auf klinische Wirksamkeit
Vorteile:
Nachteile:
 Kein Suchtpotential
 Nebenwirkungen (NW)
- Anticholinerge NW
- hohe NW-Empfindlichkeit bei Angstpatienten
- hohe Abbrecherquote (bis 34%)
- in der Regel wieder Auftreten der Angstsymptomatik nach
Absetzen (25-70%) in Langzeitstudien
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer in der
Behandlung der Panikstörung

Fluvoxamin:
Am besten untersucht, klinische Wirksamkeit in
placebo-kontrollierten Studien nachgewiesen

Paroxetin:
Zulassung für die Indikation

Fluoxetin:
vereinzelte Studien
Initial-Effekt der selektiven
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer

Biphasisch (bei ca. 50% der Patienten)
- zunächst: unruhiger, ängstlicher
- nach 2-3 Wochen langsame Besserung

Mögliche Erklärung
- zunächst Stimulation hypersensitiver postsynaptischer
5-HT-Rezeptoren (da Serotoninkonzentration bisher zu
niedrig)
- dann: kompensatorische down-Regulation der postsynaptischen
5-HT-Rezeptoren (da Serotoninkonzentration erhöht)
Klinisches Vorgehen bei der Behandlung der
Panikstörung mit Antidepressiva

Information über mögliche Angstinduktion zu Beginn der
Behandlung


Nebenwirkungs-Monitoring
Einschleichende Dosissteigerung
z.B. Imipramin/Clomipramin 10-25 mg initial, Steigerung um 25 mg
alle 2-4 Tage
Ausreichende Dosis
z.B. Imipramin: 100-150 mg/die
Clomipramin: 100-200 mg/die
Fluvoxamin: 150 mg/die

Medikamentöse Behandlung der Panikstörung
1.
Antidepressiva
2.
Benzodiazepine
3.
Neuroleptika
4.
Andere: Betablocker, Clonidin, Carbamazepin
Benzodiazepine in der Behandlung der Panikstörung


Alprazolam:
am besten untersucht, reduziert Panikattacken und Vermeidungsverhalten
Clonazepam, Lorazepam:
Klinische Wirksamkeit nachgewiesen
Vorteile:
Nachteile:
 Schneller Wirkeintritt
 bessere Verträglichkeit als Antidepressiva
 geringere Abbrecherrate wie bei Antidepessiva (14-22% vs.
34%
 Hohe Dosen notwendig (z.B. 6 mg Alprazolam)
 Missbrauchs- und Suchtpotential/Risiko der Abhängigkeitsentwicklung
 Risiko von Rebound-Angstzuständen (vor allem bei kurzer
Halbwertzeit)
 Anwendungsdauer max. 2-4 Wochen
 In der Regel Wiederauftreten der Symptome nach Absetzen (?),
wenig Langzeituntersuchungen
Medikamentöse Behandlung der Panikstörung
1.
Antidepressiva
2.
Benzodiazepine
3.
Neuroleptika
4.
Andere: Betablocker, Clonidin, Carbamazepin
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